Über Freunde und Helden von GrauW0lf ================================================================================ Kapitel 6: Von Träumen und Ideen -------------------------------- "Guten Morgen, Vater." Naoko verbeugte sich tief, bevor er sich auf den Tatami setzte und sich die kleine Schüssel dampfenden Reis nahm, die vor ihm auf dem Tisch stand. Ihm gegenüber saß sein Vater. Groß gebaut mit ernstem Gesicht und müden Augen, über die morgendliche Zeitung gebeugt. "Schlecht geschlafen?" fragte der Junge vorsichtig. "Nein." murrte er nur und damit war das Gespräch beendet. Wahrscheinlich hatte sein Vater wieder die halbe Nacht im Dojo verbracht. Naoko ging nicht weiter darauf ein und aß still sein Frühstück. Als er leise Schritte vernahm, hob er den Kopf und sah in das freundliche Gesicht seiner Mutter. Auch sie sah recht müde aus, doch wollte Naoko lieber nicht fragen. "Guten Morgen Mutter." sprach er stattdessen. "Guten Morgen. Bist du bereit für die Uni?" erwiderte sie und strahlte über das ganze Gesicht. Ihr Sohn nickte nur. "Ich wollte vorher noch Sora besuchen gehen. Es liegt direkt auf dem Weg." Sein Vater knurrte "Du solltest besser etwas Nützliches machen. Wir haben auch so schon Probleme genug." Naoko seufzte genervt. Seit er an dieser Präsentation teilgenommen hatte, hackte sein Vater darauf rum. Naoko hatte seine Entscheidung, die Präsentation als Sprungbrett für die Universität zu nutzen, im Stillen getroffen und vorbereitet. Doch in den Augen seines Vaters war dies reine Zeitverschwendung. Er könne stattdessen etwas für die Familie tun, einer angesehenen Arbeit nachgehen oder die Traditionen des Dojos ehren. "Ich sollte mich auf den Weg machen. Sonst wird es noch knapp." Mit diesen Worten erhob er sich. Seine Schüssel Reis, die er nur zur Hälfte gegessen hatte, stellte er wieder auf den Tisch und verbeugte sich noch einmal vor seiner Mutter, ehe er nach seiner Tasche griff und die Klinke der Haustür ergriff. "Mach unserem Haus keine Schande." hörte er die mahnende Stimme, antwortete jedoch nicht darauf. Mit einem leichten Klingeln fiel die Tür ins Schloss. Noch schnell die Kopfhörer ins Ohr gesteckt und auf ging es in die Stadt. Es war nicht ganz so warm an diesen Morgen, wie an den Tagen zuvor, doch reichte es für ihn aus, um in seiner kurzen Hosen gehen zu können. Die Sonne war noch hinter den Wolken verborgen und das ließ die sonst so bunte Stadt beinahe grau erscheinen. Resigniert ließ er die metallenen Gelenke klicken und atmete aus. Er hoffte, vor dem drohenden Regen in der Uni zu sein. Sein Weg führte ihn zur Bahn, die ihn in die Außenbezirke der Stadt führen sollte. Es dauerte etwas über eine halbe Stunde, in der er eng gequetscht zwischen all den Menschen stehen musste. Es gab nichts Schlimmeres für ihn als Menschenmassen und er konzentrierte sich ganz auf seine Musik. Alles war besser als das ständige Gehupe der Autos und das Gemurmel der Menschen. Ein Knopf und die Welt um ihn wurde stumm. Manchmal versank er so tief in seiner Musik, dass er ohne nachzudenken begann, einzelne Strophen mitzusingen und dabei leicht zu tanzen. Doch diesmal schien es anders zu sein, auch wenn dies weniger an den Menschen um in herum lag, sondern an dem, was er gerade sah. Über ihm drehte ein aus rotem Metall bestehendes Ding seine Runden. Dröhnend wie bei einem Jet zog sein Antrieb dabei weiße Wolken hinter sich, als es in engen Kurven um die Straßen und Hochhäuser flog. Beinahe so schnell, wie es gekommen war, verschwand es auch wieder und hinterließ leises Gemurmel um ihn herum, welches aber schnell wieder von seiner Musik erstickt wurde, als diese mit aller Macht in seinen Verstand drang. Was musste das für ein Gefühl sein, so frei und ohne Schranken über die Dächer der Häuser und Köpfe der Menschen zu fliegen. Ihn durchfuhr eine unglaubliche Sehnsucht, es dem Ding gleich zu tun, doch war sein technisches Wissen nicht annähernd weit genug, um so etwas für sich konstruieren zu können. Doch wer weiß? Die Uni könnte ihm die eine oder andere Sehnsucht ermöglichen, denn genau dafür hatte er trotz fehlenden Schulabschlusses die Möglichkeit wahrgenommen. Der Rest des Weges blieb indes ereignislos und ruhig. Naoko hob immer mal wieder den Kopf gen Himmel, um vielleicht nochmal einen Blick auf dieses Ding zu erhaschen, doch geschah nichts dergleichen. Ehe er sich versah, stand er bereits im reich verzierten Garten des Fransokyo Krankenhauses, an dessen Ende sich die Pforte befand. Als er die Tür durchschritt, einen kurzen Gruß an der Rezeption zurückließ, lenkte er seine Schritte zielstrebig in Richtung des Aufzugs, der ihn auf die gewünschte Ebene bringen würde. Knatternd schlossen sich die Türen und mit einem Ruck ging es nach oben, Etage 9. Schnellen Schrittes bis ans Ende des grauen Ganges gehuscht und er stand vor der Tür zum Zimmer 99. Vorsichtig klopfte er daran und schob sie leise auf. Dort auf dem Bett saß seine junge Schwester, die Gedanken wieder in ihr Buch vertieft. "Hey." flüsterte er leise ins Zimmer. Sofort drehte das junge Mädchen seinen Kopf zur Tür. Dabei klingelten kleine Glöckchen in dem langen, schwarzen Haar. "Hi!" kreischte sie los, winkte ihm ausgelassen zu und legte das Buch zur Seite. Sie wirkte ausgemergelt und kraftlos, doch strahlten ihre Augen und ihr zartes Gesicht zierte ein freudiges Lächeln. Vorsichtig trat er an ihr Bett und setzte sich neben sie. "Sieh mal." lächelte sie ihn an und hob ihre Arme in die Luft. "Ich kann es immer noch." Unbändiger Stolz schwang in ihrer Stimme mit. Sie zeigte ihm das jedes Mal, wenn er da war und jedes Mal beruhigte ihn das. Ihre Krankheit hatte bereits den Großteil ihres jungen Körpers gelähmt, doch schienen ihre Arme dem zu trotzen. Naoko fürchtete den Tag, an dem auch diese nachgeben würden, doch verdrängte er diesen Gedanken und lächelte sie schwach an. Stolz strich er ihr über den Kopf, bevor er in seine Tasche griff und eine kleine Plastiktüte hervor hob. "Das hab ich von Zuhause stibitzt. Sieh zu, dass es Mutter nicht sieht, wenn sie dich heute besuchen kommt." Ihre Augen funkelten regelrecht, als sie den Inhalt der Tüte erblickte. Ein Reisbällchen, warm dampfend, wie frisch aus dem Reiskocher. Herzhaft biss sie hinein und abermals erklangen die winzigen Glöckchen in ihrem Haar und überdeckten für kurze Zeit ihr lautes Schmatzen. "Wie viele hast du jetzt eigentlich?" fragte er sie, als er die winzigen bronzenen Glocken betrachtete. "Dreizehn." präsentierte sie ihm stolz. Er lächelte. Es war ein schönes Geräusch, wenn sie den Kopf bewegte. "Wie sieht's aus? Mag die junge Dame heute wieder nach oben?" Wissentlich grinste sie ihn an. "Als ob ich dazu Nein sagen würde." Hastig erhob er sich, griff nach dem kleinen Rollstuhl in der Ecke des Zimmers, nahm ihre Jacke vom Haken, hob seine Schwester aus dem Bett und setzte sie vorsichtig auf dem Stuhl ab. Mit eiligen Schritten schob er sie aus dem Zimmer, in Richtung des Aufzugs am Ende des Ganges. Rasch die Taste gedrückt und ratternd schloss die Tür und den Kasten aus Stahl und Drähten zog es nach oben. "Heute ist es nicht ganz so warm wie gestern." sagte er zu ihr, doch antwortete sie nicht darauf. Als der Aufzug langsam zum Stehen kam und die Türen sich öffneten, lag ein kurzer, grauer Gang vor ihnen, an dessen Ende eine Stahltür ruhte. Laut quietschend öffnete Naoko sie und die Sonne ergoss sich mit ihrer Wärme in das Gebäude, gleichsam wie der kühle Wind. "Wie fliegen." flüsterte Sora in den Wind hinein und nahm einen tiefen Zug. Vorsichtig hob Naoko sie aus dem Stuhl, denn über den Kies auf dem Dach konnte er ihn nicht rollen. Vorsichtig trat er mit ihr im Arm an den Rand und legte sie auf diesen, ihre Beine herunter baumelnd. Naoko setzte sich hinter sie und hielt sie in seinen Armen fest. Vor ihnen erstreckten sich die hügeligen Straßen und Häuser Fransokyos und fern am Horizont leuchteten die Wolkenkratzer der Innenstadt im Sonnenlicht. "Eines Tages werde ich über diese Dächer fliegen." flüsterte sie leise. Manchmal erstaunte es ihn, wie erwachsen seine junge Schwester sein konnte, und ihm kam die fliegende Gestalt von vorhin wieder in den Sinn. "Ich verspreche dir, das wirst du." flüsterte er in ihr Ohr. Er wusste noch nicht wie, aber er würde einen Weg finden, so wie er es stets tat. Laut piepend meldete sich seine Uhr zu Wort. "Ich muss langsam los." erklärte er ihr, als sie ihn fragend ansah. "Sonst verpasse ich gleich am ersten Tag die Einführung fürs Labor." "Kommst du mich heute Abend wieder besuchen?" Er strich ihr durch die Haare, ehe er antwortete "Nein, das wird nicht gehen. Vater will, dass ich danach mein Training wieder aufnehme. Tut mir leid." Sie seufzte laut und haltlos. "Pa mit seinem Samuraigetue..." Sie schüttelte den Kopf, was ihre Glöckchen wieder klingeln ließ. Naoko antwortete "Aber Mutter kommt dich ja heute Abend besuchen." Das schien ihre Laune zumindest ein wenig aufzubessern. Er strich ihr noch einmal durch das Haar. "Ich bin schließlich beinahe jeden Tag hier und ab jetzt werde ich dich, so oft es geht, vor der Uni besuchen kommen." Sie grinste ihn schelmisch an. "Bringst du dann immer Reisbällchen mit?" fragte sie und Naoko zuckte mit den Schultern. "Ich werde sehen, was sich machen lässt. Na komm, ich muss langsam los." Wie auf dem Weg hierher brachte er sie in ihrem Rollstuhl wieder in ihr Zimmer und legte sie behutsam auf ihr Bett. "Ich denke, ich bringe dir das nächste mal ein anderes Buch mit." sagte er, als er den alten Einband neben ihr erblickte. "Auhja." erwiderte sie. "Bitte noch so eins." "Ich werde mich umsehen." versprach er ihr, verabschiedete sich und verließ das Zimmer. Seine kleine Schwester war erst dreizehn und doch las sie Bücher über höhere Physik, die er selbst nur mit Mühe verstehen konnte, wenn überhaupt. Manchmal fragte er sich, ob der Preis für ihren genialen Verstand ein sterbender Körper war. Doch schnell verwarf er diese Gedanken wieder und widmete sich dem vor ihm liegenden Weg. Eilig laufend erwischte er die nächste Bahn, welche ihn direkt vor die Pforten der Universität führen sollte, und während der ganzen Fahrt behielt er den Himmel so weit es ging im Auge, um dieses fliegende Ding vielleicht noch einmal erhaschen zu können. Doch ließ es sich nicht mehr blicken und, ehe Naoko sich versah, war er bereits an der Haltestelle. Vor ihm erstreckte sich der grüne und reich verzierte Park, an dessen Rändern die einzelnen modern gehaltenen Gebäude der Universität standen. Erstaunen wie Stolz machten sich in seiner Brust breit, was jedoch jäh unterbrochen wurde, als er einen Fuß durch das Tor setzte. "Achtung!" hörte er eine Stimme zu seiner rechten rufen und quasi im letzten Augenblick konnte er noch einen Schritt zurücktreten. Pfeilschnell schoss eine Mischung aus schwarz und gelb an ihm vorbei, eine zierliche Gestalt auf einem Fahrrad, den Blick unterm Helm starr nach vorne gerichtet. Diese Bild kam ihm irgendwie bekannt vor. Das gelbe Bike, die schwarze Lederweste, dieser Hintern. Moment schoss es ihm beim letzten Teil des Satzes durch den Kopf Halte deine Gedanken im Zaum ermahnte er sich und blickte der jungen Frau hinterher. Sie fuhr in atemberaubendem Tempo in Richtung der technischen Abteilung der Universität, in deren Richtung er sich dann ebenfalls in Bewegung setzte. Das gesuchte Büro des Professors war schnell gefunden. Im Raum wartete mit dem Professor dann noch eine hoch gewachsene, dürre Frau mit großer Hornbrille und, als er eintrat, erhoben sich beide von ihren Stühlen. "Guten Morgen. Darf ich Ihnen eine Ihrer Kommilitoninnen vorstellen? Frau..." Ohne ihn lange ausreden zu lassen wurde Naoko bereits überschwänglich begrüßt und sie schüttelte ihm wild die Hand. "Hi, vielleicht erinnerst du dich an mich. Nenn mich einfach Honey Lemon." Naoko war nie sonderlich groß gewesen, aber neben ihr fühlte er sich tatsächlich irgendwie winzig. "Ja, ich erinnere mich. Freut mich." erwiderte er nervös. Hinter ihnen räusperte sich indes der Professor. "Sie können sämtliche der Universität zugänglichen Ressourcen nutzen, so lange wir Resultate in Ihrer Arbeit sehen und Sie selbstverständlich mit dem Verbrauch nicht über die Strenge schlagen." Lächelnd trat er an ihn heran und drückte Naoko ein Schreiben in die Hand. "Dies sind Ihre Voraussetzungen, um das erste Semester erfolgreich abzuschließen. Ich rate Ihnen, sich sofort daran zu machen, denn die meisten unserer Studenten machen die Erfahrung, dass die Anforderungen zuweilen doch höher sind, als es zunächst den Anschein hat. Die Vorlesungen für Ihr jeweiliges Themengebiet können Sie sich online raussuchen, Zeit dafür haben Sie bis Ende der Woche. Die junge Dame hier wird Ihnen alles zeigen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Arbeit." "Ich danke Ihnen nochmal vielmals für diese Chance." Höflich verneigte Naoko sich mehrmals, ehe er mit Honey aus dem Büro trat. "Nun, was für einen Studiengang hast du dir ausgesucht?" fragte Honey, als die Tür geschlossen war. "Biotechnologie." Honey grinste freudig. "Na, dann lass mich dir deinen neuen Arbeitsplatz zeigen." Eilig und mit großen Schritten ging sie voraus und Naoko hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten, ohne rennen zu müssen. "Das Labor wird dir gefallen." fuhr sie fort. "Du kannst in Ruhe an deinem Projekt arbeiten und bekommst dafür alles, was du brauchst." strahlte sie ihn an. Naoko wusste nicht ganz, was er sagen sollte, also antwortete er "Das klingt super." Honey lächelte ihn an. "Ich bin so gespannt, was du als nächstes vorhast." "Wie meinen?" Er verstand nicht ganz. "Na, was für Ideen du für dein Projekt so verwirklichen willst." "Um ehrlich zu sein habe ich darüber noch nicht wirklich nachgedacht." Verlegen kratzte er sich mit der Hand den Nacken und besah sich den Brief in seiner Hand. "Das geht den meisten so, wenn sie erst einmal hier sind." grinste Honey ihn breit an. "Gogo zum Beispiel hatte auch keine wirkliche Ahnung, als sie hier anfing." "Tatsächlich?" Das amüsierte ihn ein wenig. Sie schien immer so fokussiert auf das, was sie tat, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass sie einmal nicht wusste, was sie tun sollte. "Da sind wir." antwortete sie. Sie standen vor der großen, blauen Doppeltür und Honey öffnete sie theatralisch verbeugend und wies ihn einzutreten. Vor ihm erstreckte sich der große Raum, in dem viele verschiedene junge Menschen an den unterschiedlichsten Projekten saßen. Ehrfürchtig trat er ein und glaubte beinahe zu träumen. Er hatte es allen Widrigkeiten zum Trotz geschafft hierherzukommen. "Und, was sagst du?" fragte ihn Honey. Ihm entfuhr nur ein atemloses "Wow." Staunend beobachtete er einen spielenden Tischtennisroboter, der mühelos mit fünf oder sechs Bällen gleichzeitig spielte. Eine Katze, ausgestattet mit Flügeln und Düsen, flog durch das Labor und maunzte anklagend, während ihr Herrchen sich gemütlich mit der Fernbedienung in der Hand im Stuhl sitzend in der anderen Ecke des Raumes aufhielt. Weiter hinten im Raum erblickte er den Riesen, den er schon bei der Messe gesehen hatte, der an einer seltsamen Apparatur herumschraubte. "Komm, ich stell dich den Anderen vor." hörte er Honey sagen und, ehe er etwas dagegen sagen konnte, hatte sie ihn schon am Arm gepackt und zog ihn durchs Labor. "Hey Wasabi!" begrüßte sie den Riesen, der sie ohne hinzusehen mit einem kurzen Wink begrüßte. "Erinnert du dich noch an Naoko? Den Jungen mit dem Multifunktionsarm?" Der Angesprochene hob den Kopf. "Tach uch." begrüßte er die beiden und erhob sich. "Honey, sollteste Gogo sehn, sach ma bitte Bescheid. Ich vermisse een paar Werkzeuge." sagte er zu Honey, ehe er sich Naoko zuwandte und ihm die Hand hinhielt. "Nen Glückwunsch, dass de et hierher jeschafft hast." Sein Griff war kräftig. "Danke." Irritiert besah er sich die Apparatur hinter Wasabi. "Darf ich fragen, woran du da arbeitest." "Kla." Er drehte an einem Schalter und feine grüne Linien erschienen zwischen zwei metallenen Stäben. Staunend besah sich Naoko die Strahlen. "Was ist das? Eine Art Laser?" fragte er. "Fast." antwortete Wasabi stolz. "Das ist laserinduziertes Plasma." "Laserinduziertes Plasma?" wiederholte Naoko und die Begeisterung schwang deutlich in seiner Stimme mit. "Aber wie?" Neugierig besah er sich Wasabis Erfindung nun von allen Seiten. "Wenn man een klenen magnetischen Einschub einbringt, kriegste ne unglaubliche Präzision." Wasabis Brust war vor Stolz geschwollen, während er Naoko dabei beobachtete, wie dieser gleich einem kleinen Kind an Weihnachten die Laserstrahlen beobachtete. "Und was macht man damit?" fragte er neugierig. Wasabi zog eine kleine, silbern schimmernde Münze aus der Tasche. "Dat macht man damit." Er warf sie durch die Strahlen. Es zischte laut und das Stück Blech kam an der anderen Seite in kleinen Streifen wieder heraus, die klappernd zu Boden fielen. "Du schneidest sogar Metall damit?" "Es kann allet schneiden, außer sich selbst." prahlte er. "Wow." War alles, was Naoko noch sagen konnte. Mit jeder Sekunde wurde diese Uni großartiger und großartiger. "Woran arbeitest du?" fragte er Honey gespannt. "Ach, ich arbeite an verschiedenen chemischen Verfahren wie dem Zerspröden von Metall und anderen Dingen." Sie grinste über beide Ohren. "Kannst du es mir zeigen?" fragte er sie und ihr Lächeln schien einen Tick breiter zu werden. Allerdings sagte sie "Leider fehlen mir momentan noch nötigen Materialien, aber sobald ich diese habe, werde ich es dir zeigen." "Was denn für Materialien?" fragte er sie, doch ehe sie antworten konnte, wurde sie von einer anderen Stimme unterbrochen. "Du könntest dich ja in der Zeit an das Serum setzen, damit ich mich endlich verwandeln kann." Es war der seltsame Typ, der ihm bereits auf der Messe komische Ideen vorgeschlagen hatte. "Hi! Fred mein Name. Uni Maskottchen und universal Wissenschaftsenthusiast." Auch er schüttelte Naoko die Hand. "Und woran wirst du dich setzen? An einen Powerarm, mit dem man schwere Lasten heben kann?" "Ich fürchte, das würde nicht funktionieren. Die Kraft eines Menschen resultiert schließlich aus allen Muskeln und nicht nur aus dem Arm. Auch wenn der Arm das Gewicht heben könnte, würde der Rest des Körpers schlichtweg zerbrechen." "Was ist dann mit einer mächtigen Kanone? So was, um ganze Städte zu vernichten wie in Baron von Destruct?" "Ich kenne zwar diesen Baron nicht, aber ich denke mal, der Rückstoß würde dir den Arm, die Schulter und höchstwahrscheinlich große Teile des Rückens herausreißen. Außerdem setze ich meine Erfindung nicht für kriegerische Zwecke ein." lachte er, doch schien sich Fred nicht beirren zu lassen. "Wie wäre es dann..." "Fred, halt mal die Luft an." Kam es von Gogo, die gerade ihr Rad ins Labor hineinschob. "Na jut, dass du dich uch mal blicken lässt. Ich vermisse das eene oder andere Werkzeug." wandte sich Wasabi an sie. Wortlos hielt sie ihm die zwei vermissten Schraubenzieher entgegen. Schüchtern hob Naoko die Hand. "Hi." begrüßte er sie. Sie erwiderte den Handgruß und stellte sich neben ihn zu den anderen. Hinter ihr hatte auch der kleine Junge mit dem riesigen Marshmallow das Labor betreten, der bei jedem Schritt leise quietschte. "Guten Morgen, Leute." warf er in die Runde, als sein Blick auf Naoko sprang. "Offenbar sind wir nun Kommilitonen. Ich bin Hiro und der Roboter hier ist Baymax." Baymax ließ die Hand charakteristisch in der Luft kreisen. "Hallo. Ich bin Baymax..." "Ich habe dich schon vorgestellt, Großer." Neugierig betrachtete Naoko den Roboter. Bei der Messe hatte er weder die Zeit noch die Ruhe dazu besessen, ihn sich einmal genau anzusehen. "Wofür wurde er konzipiert?" Hiro lächelte. "Willst du es sehen?" Naoko nickte zustimmend. Hiro glitt kurz an Wasabis Schreibtisch und zog eine Rolle Klebeband heraus. "Die Klebeband Nummer?" fragte Fred schelmisch. "Die Klebeband Nummer." antworte Wasabi, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete, wie die Anderen neugierig die Szenerie. "Klebeband?" Noch während er fragte, hatte Hiro es bereits auf seinem Arm glatt gestrichen und mit einem lauten Reißen zog er es wieder ab. "Au! Was zur Hölle?!" entfuhr es Naoko und irritiert sah er zu den Anderen, als er bemerkte, wie der Roboter ihn ansah. "Offensichtlich wird hier medizinische Hilfe benötigt." sagte er und schritt auf ihn zu. "Auf einer Skala von eins bis zehn, wie bewertest du deinen Schmerz?" "Ähm, drei?" antwortete er kurz ohne nachzudenken. "Ich scanne dich jetzt." fuhr Baymax fort. "Scan abgeschlossen. Du hast eine leichte Abschürfung am linken Unterarm. Ich empfehle ein antibakterielles Spray." "Wow." Naoko kam aus dem Staunen nicht mehr raus. "Ein Roboterarzt." Anerkennend pfiff er, als Baymax ihm das Spray über die wunde Stelle sprühte. "Mehr eine Krankenschwester, aber ja, das ist sein primäres Aufgabengebiet." verkündete Hiro mit stolz geschwellter Brust. "Das erklärt den Scan." erwiderte Naoko. "Und was wäre seine sekundäre Aufgabe?" fragte er neugierig. "Ich teste ihn momentan auf verschiedenen Einsatzgebieten und schreibe die Algorithmen dazu. Spezielle Aufgaben hat er außer dieser aber noch keine so richtig." "Ich denke, wir sollten dir jetzt mal deinen Arbeitsplatz zeigen. Gogo, magst du das übernehmen?" fragte Honey und die Angesprochene blies nur ihren Kaugummi auf und wies ihn mit einer Handbewegung auf, ihr zu folgen. "Dann komm mal mit." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)