Pick me up von fragile ================================================================================ Kapitel 1: on Halloween ----------------------- „Ach, komm schon. Du hast es letztes Jahr versprochen.“ Das meine Stimme dabei viel zu piepsig und kindisch klang, überging ich gekonnt. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und schob die Unterlippe schmollend vor. „Außerdem hast du sogar meinen Geburtstag vergessen. Wie assi ist das denn bitte? Du bist mein bester Freund und wir kennen uns seit der Schule.“ Mein Blick war so durchdringend, wie es nur ging. Schließlich hatte ich all die Jahre den besten Lehrer und irgendwann übertraf der Schüler immer den Lehrer. Jedenfalls im Film. In diesem Moment prallte er gnadenlos an ihm ab, wie Wellen an einem Riff und der Trotz schien sich in meinem Körper zu überschlagen. „Sasuke!“ Das ich mit einem Fuß auf den Boden stampfte, war zwar peinlich, aber sollte meinen Standpunkt klar verdeutlichen. Ich hatte sogar mit meinem Bitten und Betteln bis nach den Vorlesungen gewartet. Und es sogar ausgehalten, bis wir in unserem Stammcafé auf dem Campusgelände waren. Gut, vielleicht begann ich schon zu nerven, kurz bevor wir ankamen. Aber das tat nichts zur Sache. Es war neutraler Boden und was ich hoffte, er wäre dann besser gestimmt. Ich irrte mich natürlich. Sasuke war wie eh und je schlecht drauf. Ein leises Seufzen entfloh ihm und endlich überkam ihn das Bedürfnis, mich anzusehen. Idiot. Er fuhr sich lässig durch seine schwarze Mähne und schloss für einen Moment seine dunklen Augen. „Ich habe dir nichts versprochen. Ich sagte, ich würde es eventuell in Erwägung ziehen. Und deinen Geburtstag habe ich nicht vergessen“, er rollte mit den Augen, „wir gehen jedes Wochenende in irgendeine Bar.“ Ich plusterte meine Wangen auf und verlagerte mein Gewicht auf mein rechtes Bein. „Dieses Mal ist es aber anders.“ Eine seiner fein geschwungenen Augenbraue schoss in die Höhe. Ich fragte mich kurz, wie es überhaupt möglich war, dass seine Brauen so perfekt aussahen, dass selbst jede Frau ehrfürchtig auf die Knie gefallen wäre, nur um seine Technik herauszufinden. Er behauptete zwar immer, er würde nicht daran zupfen, aber mal ehrlich, Sasuke überließ nie etwas dem Zufall. Er war ein Perfektionist. Ein Ordnungsfreak. Sakura sagte immer wieder, es sei ein Wunder, dass er sich überhaupt mit mir abgab, immerhin war ich alles, was er nicht war. Gegensätzlichere Freunde gab es zu 100% nicht auf diesem Planeten. „Teme, es ist Halloween.“ Sein Mund verzog sich zu einem geraden Strich und er lehnte sich in dem braunen Ledersessel zurück. Dabei massierte er seine Nasenwurzel mit Zeigefinger und Daumen. Seine Augen waren erneut geschlossen und ich ging jede Wette ein, dass gleich eine Ader auf seiner Stirn platzen würde. Eigentlich konnte ich ihm das nicht verübeln, denn seit zwanzig Minuten ging ich ihm damit schon auf den Keks. Sobald ich ihn nervte, massierte er sich entweder Schläfe oder Nase. Das begann ungefähr in der High School. Ich stieß einen theatralischen Seufzer aus und ließ mich laut auf das Sofa fallen und griff nach meiner Teetasse. Das mich die anderen Gäste aufgrund meiner Lautstärke kurz strafend musterten, war mir schnuppe. Meine Aufmerksamkeit lag voll und ganz auf meinen besten Freund, der einfach nicht mit mir auf diese Halloween Party wollte. Und es war ja nicht einmal irgendeine Party. Es war die Fete des Jahres, die von im Verbindungshaus der Akatsukis stieg. Der ganze Campus riss sich darum, an dem Abend dort sein zu können. Und endlich wurden wir da eingeladen. Wir mussten nicht mal seinen großen Bruder anflehen, uns bei der Party einzuschleusen. Gut – Sasuke wäre bestimmt immer reingekommen. Familienbonus. Und er würde sicher haufenweise Frauen anziehen. Wieder Pluspunkt. Und ich? Ich wäre wahrscheinlich als Anhängsel dabei gewesen. Der Gedanke daran ließ mich meinen Kopf schütteln. Ich und Anhängsel. Es war das erste Mal, dass ich als selbstständige Person zu einer Party eingeladen worden war. Ohne Sasuke. Er bekam ja eine eigene Einladung. Ich lachte leise auf und starrte ihn an. „Geh mit Hinata. Oder Sakura.“ Ich knurrte. „Ich will nicht mit denen dahin. Ich will mit dir dort hin.“ „Dobe.“ „Teme.“ Seine Finger fuhren zu seinen Schläfen. Irgendwann war ich neugierig gewesen und hatte im Internet recherchiert, dass Menschen so etwas taten, wenn sie sich gestresst fühlten. Das wäre eine selbstberuhigende Geste, weil die Bewegung stimulierend auf die Nerven im Gesicht wirkte. Mich machte das allerdings wahnsinnig. Ich räusperte mich und griff in meine Tasche. Natürlich war das jetzt eher kontraproduktiv, was ich machte, aber es war so… ich kicherte und befühlte den schwarzen Haarreifen aus Samt, der auf meinem Schoß lag. Als ich ihn vorhin gesehen hatte, konnte ich gar nicht anders, als es zu kaufen. Mit einer schnellen Bewegung sprang ich auf und setzte den Reif auf seinem Kopf ab. Für eine Millisekunde stand die Überraschung meiner Handlung in seinem Gesicht, wurde allerdings sofort von Ärgernis abgelöst. Er presste seine Kiefer aufeinander und funkelte mich wütend an. „Naruto. Du hast zwei Sekunden, um dieses Ding von meinem Kopf zu nehmen.“ Ich lachte laut auf und schüttelte den Kopf, während ich mir seinen Anblick im Gedächtnis abspeicherte. Oder eben in dieser Schublade ablegte, in der alles voll war von Sasuke. Beispielsweise der Moment letzte Woche, als ich versehentlich ins Bad gestolpert war und er nichts als ein Handtuch um seine Hüfte trug. Ich spürte wie sich meine Wangen rot färbten. Ich konnte definitiv den ganzen liebestollen Weibern nachempfinden, die ihm schmachtend zu Füßen lagen. Allerdings bekam das Bild seines reizvolles Äußeres hin und wieder doch so seine Kratzer, wenn man mit ihm befreundet war. Er war ein Uchiha. Durch und durch. Ein dunkles Grollen durchbrach meine Reise der Erinnerungen und ließ mich ihn fokussieren. Ich kam nicht umhin, vor Verzückung zu quietschen. Ziemlich mädchenhaft, aber egal. Ein Sasuke Uchiha als grummeliges Kätzchen machte alle klischeehaften Mädchengeräusche wieder wett. „Du siehst so süß aus, Teme.“ Der Killerblick, der mich traf, prallte an meinem Gekicher ab und mit einem schnellen Handgriff riss er sich den Reif vom Kopf. Das irgendwas Böses in ihm schlummerte, war mir bereits seit dem Tag bewusst, an dem er meine Ramenschüssel zerbrach; und das nur, weil ich ihm seine Tomaten aus der Brotdose klaute. Er riss wütend eines der Katzenöhrchen ab und schmiss es auf den kleinen Beistelltisch. Ich schnappte empört nach Luft. „Hey! Das Ding war ein Geschenk.“ „Spinnst du?“ „Eine schwarze Katze wäre doch echt ein tolles Kostüm gewesen. Müsstest ja nicht mal so viel machen. Sieh dich doch an, du bist so anmutig wie ein Katzenvieh.“ Er kniff seine Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Ich hob schützend die Arme vor die Brust: „Ich sag nur, was alle Welt von dir sagt.“ Er schwieg und stand auf ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Mein Herz ächzte schmerzhaft in der Brust. „Schmollst du jetzt?“, fragte ich vorsichtig und verzog das Gesicht. Ich erhielt einen vernichtenden Blick und Panik flackerte in mir auf. „Ach, Teme. Jetzt sei nicht so.“ „Ich gehe.“ „Du bist manchmal so eine Diva, Sasuke“, erwiderte ich seufzend und stand ebenfalls auf. „Hn.“ Ich grinste und schlüpfte in meine Jacke. Mein Kampfgeist erwachte zu neuem Leben. „Warum willst du denn nicht zur Party?“ „Kein Interesse.“ Mit eiligen Schritten folgte ich meinem Kumpel aus dem Café und schmunzelte über seine abweisende Reaktion. „Kein Bock auf Freigetränke? Neue Leute? Vielleicht ist Itachi verkleidet. Von Kopf bis Fuß.“ Ich grinste und hüpfte ein vorfreudig auf. „Du könntest ein Foto schießen und ihn bei der nächsten großen Uchiha-Familien-Fete bis auf die Knochen blamieren.“ Er ignorierte mich gekonnt. Eine von Sasukes Stärken. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, verbannte er alles aus seinem Sichtfeld. Es fehlte eigentlich nur, dass er sich unsichtbar machte und wie ein Ninja mit den Schatten der Stadt verschmolz. „Oh. Ist es weil dann so viele an dir kleben?“ Ich sprang einen großen Satz nach vorne und drehte mich in seine Richtung. Wieder erhielt ich keine Reaktion. Abschätzend betrachtete ich ihn, während ich hoffte, er würde mich warnen, käme eine Straßenlaterne oder eine Person in unsere Richtung. Immerhin hatte ich keine Augen im Hinterkopf und ich riskierte hier meinen gesunden Körper. Ein Schritt gegen eine Laterne und die dickste Beule aller Zeiten hätte meinen Kopf wochenlang entstellt. „Wir verkleiden uns. Niemand wird dich erkennen!“ „Nein.“ Ich blieb stehen und baute mich vor ihm auf. „Warum?“ „Keine Lust. Und jetzt lass mich einfach in Ruhe, Dobe.“ Seine Augen sprühten Gift und sicher wären manche in diesem Moment panisch abgehauen, aus Angst er würde gleich aus seinem Gürtel ein Schwert zücken und die ganze Welt abschlachten. Aber Sasuke hatte kein Schwert. Er hatte mal eins mit in die Schule gebracht, dass ihm dann unter einer Predigt wieder von seiner Mum abgenommen worden war. Plus vierwöchigem Hausarrest. Nicht mal mit mir durfte er raus. Dabei wollte er mit dem Schwert nur Itachi imponieren. Ein Seufzen entfloh mir und mir blieb nichts anderes übrig. Ich ließ meine Schultern hängen, richtete meinen Blick auf den dreckigen Asphaltboden, auf dem überall bunte Kaugummis klebten und seufzte enttäuscht. Ich hörte ihn leise nach Luft schnappen. Als ich meine Augen wieder auf ihn richtete, schüttelte er seinen Kopf. „Lass das.“ Ich öffnete meinen Mund und wippte kurz auf meinen Fersen nach hinten und nach vorne. „Was?“ „Diesen traurigen Hundeblick.“ Meine Bewegung stoppte und ich kratzte mich am Hinterkopf. Meine Augen ließ ich jedoch keine Sekunde von ihm. Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Kein Katzenkostüm. Keine Schminke. Zwei Stunden. Mehr nicht.“ Ich klatschte erfreut in die Hände. Selbst ein Uchiha hatte Schwächen und meinem Hundeblick hielt er noch nie stand. Stolz reckte ich mein Kinn und schenkte ihm ein helles Lachen, während er sich mürrisch wieder in Bewegung setzte. Ich war sein Kryptonit. Vielleicht konnte ich ihm ein Superman-Kostüm andrehen? Ich gluckste und folgte ihm stumm. Keine zwei Stunden später waren wir in seinem viel zu minimalistisch eingerichtetem Studentenzimmer, das selbstverständlich penibel genau aufgeräumt war. Nicht mal ein Krümel war auf dem Boden. Es wunderte mich hin und wieder, dass er nicht alle zwei Minuten mit einer Sagrotan-Flasche durch das 15m² Zimmer wuselte, sobald ich bei ihm war. Denn mit mir zog die Unordentlichkeit ein, sobald ich den ersten Fuß über die Türschwelle setzte. Wie schon erwähnt, war ich schon immer das absolute Gegenteil von ihm. Es verwirrte mich manchmal extrem, dass immer ein verdammter Fleck unter meiner Tasse befand, sobald sie auch nur in der Nähe von einem Möbelstück war. Die vielen Krümel nicht zu vergessen. Sasuke verbot mir deshalb in seinem Zimmer zu essen oder zu trinken und erst recht nicht auf seinem Bett. Aber was soll ich denn schon gegen meinen Appetit tun? Jämmerlich verhungern? Oder verdursten? Nein, danke. Sasuke beäugte abschätzend die Kiste, die wir auf dem Weg zu ihm noch abgeholt hatten. Glücklicherweise war alles bereits vorbereitet und die Kostüme, die ich besaß, waren vorsorglich bereit gestellt. Ich grinste und drückte ihn bestimmend auf den Schreibtischstuhl, der unter seinem Gewicht ächzte. Die Möbel wurden hoffentlich irgendwann mal ersetzt. Das war fürchterlich. Vorsichtig zog ich den langen Katzenschwanz aus Plüsch aus der Kiste und warf ihn laut lachend gegen Sasuke. Sein Mund war ein Strich. „Ach, komm schon. Das ist witzig. Den kann man an der Hose befestigen.“ Meine Augen funkelten amüsiert. „Naruto.“ Seine Stimme war dunkel und bescherte mir eine Gänsehaut. Wenn dieser Kerl auch nur ansatzweise gewusst hätte, was mir hin und wieder durch den Kopf ging, sobald er diesen rauen Ton annahm, wäre ich Geschichte für ihn. Er würde mich höchstwahrscheinlich nie wieder ansprechen. Ich kratzte mich am Kinn und wich seinem Blick aus. „Gut, gut. Wie wäre es mit einem Overall? Ein Fuchs vielleicht?“ Ich wackelte mit den Augenbrauen und zog das besagte Kostüm hervor, allerdings zogen sich seine Mundwinkel fast schon angewidert nach unten. „Dann nicht.“ Das Kostüm war der Oberkracher. Ich selbst trug es schon viermal. „Hab noch einen Clown. Ich mal dein Gesicht an, setze dir eine rote Nase auf und du musst nicht mal so spielen als seist du bösartig. Du schaust einfach so wie immer und du bist der perfekte Horrorclown.“ Das Lachen konnte ich nicht unterdrücken, allerdings fand er es nicht so witzig. „Am besten, du gehst einfach allein.“ „Never.“ Sasuke rollte mit den Augen und griff nach der Wasserflasche, die auf dem Schreibtisch stand. Während er trank, bewegte sich sein Adamsapfel. Ich hüstelte und richtete meinen Blick auf das Schneewittchen-Kostüm. Bevor ich allerdings etwas sagen konnte, schmiss er den Deckel der Flasche auf mich. Schade eigentlich. Ein schiefes Grinsen lag auf meinem Gesicht. „Ich gehe als Student. Kurz rein und dann wieder raus.“ „Seit wann bist du so ein Spießer?“ Ich kaute auf der Unterlippe herum und widerstand dem Drang, das Superman-Kostüm heraus zu ziehen und ihm vorzuschlagen. Er hätte mich erdolcht. Oder gewartet, bis ich die Party verließ und dann hätte er mich assassinenhaft abgeschlachtet. So das Blut spritzte und Mädchen kreischend wegrannten. Ich rollte mit den Augen, als er ein Kostüm nach dem anderen mit einem vernichtenden Blick ablehnte. „Wie wäre es als toter Pirat? Oder Mumie? Ich nehme Klopapier und wickle dich damit ein.“ „Was wird dein Kostüm sein, Naruto?“ Überrascht starrte ich ihn an. „Öhm, ich wollte mal was Neues probieren.“ „Und das wäre?“ Ich grinste breit und zog den schwarzen Umhang hervor. „Vampir.“ Amüsement blitzte in seinen dunklen Augen auf, als ich die Plastikzähne hervorzog. „Ich werfe mich dann irgendwann auf dich und saug dir das Blut aus den Adern.“ Glucksend bleckte ich die Zähne und fuhr mit der Zunge über meinen Schneidezahn. Er lachte leise auf und tausend Raupen tanzten Cha-Cha-Cha in meinem Magen. Und eine von diesen Mistdingern rollte fröhlich summend meine Kehle hinauf. Ich hustete und konzentrierte mich erneut auf die Auswahl der Klamotten. „Ich hätte nur noch einen Arztkittel, ein Tutu – ist wahrscheinlich noch von Sakura, und ein Metzger-Outfit.“ Er rümpfte die Nase. „Willst du lieber doch die Katze? Wenn du Kleber da hast, mach ich das Ohr wieder dran.“ Dass er unzufrieden war, musste er nicht mal sagen. Selbst die Astronauten konnten das sicher aus dem All erkennen. „Weißt du, statt so ein alter Tattergreis zu sein und alles abzulehnen, könntest du dir ja selbst was überlegen.“ Er schmunzelte und fuhr sich durch sein dunkles Haar. „Ich hab den Vorschlag gebracht, die Party sausen zu lassen.“ „Kommt gar nicht in Frage“, murrte ich und schob frustriert die Sachen weg. Abschätzend musterte ich ihn. „Hast du eine alte Jeans und ein großes Shirt, das wir eventuell zerschneiden können? Ich schmink dich und ich hab irgendwo noch Kontaktlinsen.“ Sasuke schnaubte und schien endlich zu begreifen, dass wir zu dieser Fete gingen. Ohne Wenn und ohne Aber. Als ich die weiße Farbe auf seinem Gesicht verteilte, versuchte ich so gut wie möglich den Körperkontakt auf das Wenigste zu beschränken. Wann immer meine Finger über seine Haut strichen, hatte ich das Gefühl zu verbrennen. Er ließ die Prozedur still über sich ergehen, auch wenn ich zeitweise das Gefühl hatte, er lehnte sich absichtlich mit seinem Gesicht gegen meine Handfläche. Zitternd griff ich nach dem Schwämmchen und tupfte dunkle Farbe auf seine Wange. Unter den Augen verteilte ich noch etwas Rot und Braun und spritzte zu guter Letzt mit einem Pinsel ein wenig Kunstblut auf sein Gesicht. Sasuke quittierte das mit einem dunklen Raunen. Ich drückte ihm die roten Kontaktlinsen in die Hand und kam nicht umhin, freudig zu quietschen. Nachdem er sich endlich umgezogen hatte, durfte ich ihm die Kleider zerreißen. Ich biss mir dabei auf die Zunge und zwang mich selbst zur Ruhe. Ich selbst war schnell umgezogen und als Sasuke nach längerem Hin und Her mein Gesicht blasser schminkte, rutschte ich unruhig auf dem Stuhl herum. „Bleib endlich still, Dobe!“ „Ja, Mann. Ich kann nichts dafür. Deine Finger sind so kalt.“ Und verbrannten jeden Zentimeter Haut und sorgten dafür, dass ich schon bald einem Herzinfarkt unterlag. Er starrte mit roten Augen auf mich nieder und ein heißes Prickeln kroch über meinen Nacken. Ich sog nach Luft und hielt dann den Atem an, bis er keinen Augenblick später fertig war. Das Vampirkostüm wäre sichtlich besser für ihn gewesen. Immerhin wäre da viel weniger weiße Farbe drauf gegangen. Aber seit Jahren war ich immer nur der tollwütige Fuchs und irgendwie hoffte ein kleiner Part in mir, dass ich tatsächlich zum Blutsaugen kam. Ich lachte innerlich laut auf und verkrampfte mich wieder, als Sasuke meine Haare nach hinten strich und seine Fingernägel über meine Kopfhaut kratzten. Die Gänsehaut breitete sich in Sekundenschnelle auf meinem Körper aus. Mein Haar sprang allerdings sofort wieder in ihre Ausgangsposition zurück, was ihn erneut zum Schmunzeln brachte. Nach einem kurzen Marsch von gerademal fünfzehn Minuten standen wir vorm Verbindungshaus der Akatsuki, aus dem bereits die Musik dröhnte. Ich hüpfte vorfreudig auf und zog Sasuke am Arm. Er versteifte sich augenblicklich. „Was ist denn jetzt schon wieder dein Problem?“ Ich stierte ihn an und fuchtelte mit der Hand vor seinem Gesicht. „Ich glaube, das ist keine so gute Idee“, antwortete er mir. „Ach, warum? Deine Stimmungsschwankungen sind wirklich kaum zu ertragen.“ Ich raufte mir die Haare und nahm die Plastikzähne aus dem Mund, damit ich deutlicher reden konnte. Er sah zerknirscht aus. Lachend liefen einige Kostümierte an uns vorbei. Knapp bekleidete Frauen kicherten, während das Grölen einiger Betrunkenen über die Einfahrt waberte. „Sasuke.“ Wenn er so war, wollte ich ihn am Liebsten in den Arm nehmen und vor allen Gefahren der Welt schützen, dabei wusste ich nicht einmal, was nun wieder falsch war. Ich verschränkte abwartend die Arme vor der Brust. Meine Augen huschten dabei über seinen schlanken Körper. Aß er genügend? Ich wusste wie kein anderer, wie stressig es sein konnte, wenn man kurz vor den Prüfungen stand und nur lernte. Und Sasuke besaß noch nie wirklich großen Hunger. Meine Mutter war früher sehr besorgt, wenn er bei uns zum Essen war und diese Sorge wurde automatisch von mir übernommen. Ich schnaufte und war drauf und dran alleine rein zu gehen und mir ein Bier zu holen. Wenn er den ganzen Abend so war, hätte ich das bitter nötig. „Was ist dein Problem, Teme? Hey, ich rede mit dir!“ Wild fuchtelte ich mit den Händen vor seinem Gesicht, bis er genervt die Augen schloss und schnaubte. „Hey, schicke Schuhe.“ Überrascht richtete sich mein Blick auf das vollbusige Mädchen, dass sich kichernd neben Sasuke stellte und dessen Schuhe betrachtete. Ich folgte ihrem Blick zu den schlichten, schwarzen Chucks und hob verwirrt eine Augenbraue. Sasuke schüttelte kaum merklich den Kopf. „Die stehen dir echt gut“, fuhr das Mädchen weiter und deutlich lag Röte auf ihrem Gesicht. Abschätzend betrachtete ich ihr kurzes Minikleid. Es war das erste Mal, dass ich hörte, dass er für seine Schuhe ein Kompliment erhielt. Es waren Schuhe. Stinknormale Schuhe. Gut – selbst in Sandalen wäre Sasuke Uchiha sexy, keine Frage. Aber… fiel ihr echt nichts Besseres ein? Sasuke räusperte sich und setzte sich in Bewegung. Das arme Ding ließ er dabei ohne ein Wort zu verlieren stehen. Ich folgte ihm grinsend. „Ey, Teme. Wirklich schicke Schuhe hast du da.“ „Sehr witzig.“ Als die Tür sich öffnete wurden wir von lauter Musik und gedämpftem Licht willkommen geheißen. „Lass uns ein Bier holen“, rief ich Sasuke zu. Ich wippte zur Musik und grüßte hin und wieder im Vorbeigehen einen Kommilitonen, den ich kannte. Sasuke folgte mir stumm und er wünschte sich wohl nichts Sehnlicheres, als wieder in seinem stickigen kleinen Zimmer zu hocken. Ich rümpfte die Nase. „Hab wenigstens eine Stunde Spaß. Höchstens zwei. Das wird dich nicht umbringen oder?“ Sein Seufzen ging in dem Bass unter, als wir vor der Bowle-Schüssel standen. Ich ließ meinen Blick über die vielen fremden Köpfe schweifen, entdeckte dabei Sakura im niedlichen Hexenkostüm, die sich mit Ino als dunkle Elfe die Seele aus dem Leib tanzte. Ich rechnete es den Beiden hoch an, dass sie ihre Körper nicht so zur Schau stellen mussten. Lächelnd drückte ich Sasuke einen Becher in die Hand. Als er sich bedanken wollte, stand plötzlich Frankensteins Monster neben ihm und zeigte eine Reihe weißer Zähne. Unpassend für ein Monster. Gaben die sich etwa keine Mühe mehr? Ich war zwar jetzt auch nicht der Kracher was horrormäßige Schminke anging, aber ich war ein Vampir. Vampire hatten gute Zähne. Mit Karies durchlöcherte Beißer waren sicherlich nicht fördernd beim Blutsaugen. Ich nahm einen kräftigen Schluck der Bowle und beobachtete mit einem Misch aus Amüsement und Ärgernis die Szene, die sich mir bot. „Hier bin ich also“, begann Frankensteins Monster mit hoher Stimme. Er griff nach Sasukes Handgelenk und in mir flackerte kurz das Bedürfnis, ihn gegen das Schienbein zu treten. Mein bester Freund grummelte und entzog ihm seinen Arm. „Was sind deine anderen beiden Wünsche?“ Selbst mir wurde unbehaglich, als seine Augen fast schon zu gierig über Sasukes Körper fuhren. Gott, musste das sein? Außerdem war er nicht mal als Dschinni verkleidet. Er war ein Monster. Welches Monster erfüllte bitte Wünsche? Der Beschützerinstinkt in mir lief auf Hochtouren. Das arrogante und selbstsichere Grinsen auf seinem Gesicht ließ meine Magensäure gluckern. Igitt. „Erstens: Geh“, antworte Sasuke. Seine Mimik war eisern und zeigte keinerlei Emotion. „Zweitens: Komm nicht wieder.“ Ich unterdrückte ein Auflachen und nippte an meinem Getränk, während Frankensteins Monster sich grummelnd verzog. Ich wusste das Sasuke seine Wirkung auf Menschen hatte. Ganz gleich ob Mann oder Frau und mich schloss das sicher nicht aus, aber was sollten bitte diese gierigen Blicke? Klar wusste jeder hier auf der Party, wer er war. Keine Schminke der Welt konnte ihn unsichtbar machen, auch wenn er sich das nur allzu oft wünschte. Gutes Aussehen konnte immerhin Segen und Fluch zugleich sein. Wäre Itachi hier gewesen, hätte er den Kerl sofort des Hauses verwiesen. Sein Beschützerinstinkt war weitaus stärker ausgeprägt als meiner. Nur versuchte er es auf Uni-Partys immer zu verstecken. „Wir sind nicht mal zehn Minuten hier und du wurdest schon angemacht“, bemerkte ich glucksend. „Ist das der Grund, warum du hierauf keine Lust hast? Weil du keine Ruhe hast?“ Er rollte mit den Augen. „Wir hätten auch zusammen einen Horrorfilm schauen können. In aller Ruhe. Du und ich und der Laptop.“ Mein Herz trommelte aufgeregt in meiner Brust und ich befeuchtete meine Lippen. In mir pochte der Wunsch auf, mit ihm zu verschwinden und ihn für mich ganz alleine zu haben. Als ich gerade zustimmen wollte, die Party zu verlassen, kam Sakura breit grinsend auf uns zu und tänzelte fröhlich trällernd um uns herum. Sie griff sich Sasukes Becher und trank einen kräftigen Schluck. Ich schmunzelte. Sasuke hätte jeden gekillt, der sich an seinen Sachen vergriff. Beim Anblick von Sakura wurde sein Blick jedoch weicher. Ich war ein wenig eifersüchtig. „Habt ihr Spaß?“, fragte sie. Sasuke blickte stumm in mein Gesicht und ich gab ihr zu verstehen, dass wir erst vor wenigen Minuten ankamen. Sie nickte und ließ ihren Blick durchs Erdgeschoss schweifen. Ich folgte ihrem Blick über Skelette, Kürbisse und tanzenden Menschen. „Sasuke?“ Wir blickten alle drei auf den Neuankömmling. Sie trug ein Nonnenkostüm. Ich verzog meinen Mund. Ich kannte sie nicht und wenn ich sie schon nicht beim Namen nennen konnte, dann erst Recht nicht Sasuke. Er zog es vor, für sich allein zu sein. Er kümmerte sich nicht gern um die Menschen, um ihn herum. Bis auf einigen Ausnahmen. „Ich bin so aufgeregt und hab mich glatt verlaufen“, begann sie. Sie formte ihre rot bemalten Lippen zu einem Lächeln. „Ach, hast du“, antwortete er. Es war weder eine Frage, noch erwartete er wirklich eine Antwort. Sein Körper versteifte sich, als wüsste er, was nun kommen würde. Sie knabberte an ihrer Unterlippe und wollte dabei sexy aussehen. Stünde ich nicht seit Jahren auf meinen besten Freund, wäre ich sicher angetan von diesem Misch aus schüchtern und offenherzig. Sasuke wusste nicht, dass meine Gefühle sich über all die Jahre hinweg irgendwann änderten. Vermutlich war ich schon vom ersten Augenblick in ihn verknallt. Sagte jedenfalls Sakura immer und ich war ziemlich erleichtert, als sie mir in der achten Klasse eröffnete, dass sie keinerlei romantische Gefühle gegenüber dem Uchiha verspürte. Scherzhaft sagte sie, ich hätte somit einen Konkurrenten weniger. Nicht, dass ich überhaupt mit jemanden konkurrieren wollte. Möglicherweise war das auch der Grund, warum Sasuke sie duldete. Wir waren ein Dreier-Gespann seit wir in der Schule eine gemeinsame Präsentation über die Shinobi des alten Japans halten mussten. Die Nonne kicherte: „Hab mich wohl in deinen Augen verlaufen, als ich dich reinkommen sah.“ Sasuke schloss genervt die Augen, aber die Nonne gab nicht auf. „Am besten, du gibst mir eine Karte, damit ich vielleicht den Weg zu deinem Herzen finde.“ Ich spielte ein Würgegeräusch und Sakura stieß mir in die Seite. Ihre grünen Augen funkelten mich mahnend an. Sicher war es die Gelegenheit für einige Fangirls Sasuke anzubaggern. Aber bitte, das war ja wirklich unterste Schublade. Sasuke griff nach meinem Becher und leerte ihn mit einem Zug. Ich freute mich innerlich, dass er sich nicht sein eigenes Getränk von Sakura zurückeroberte und suhlte mich in der Aufmerksamkeit, die ich von ihm bekam. Er hob seinen Zeigefinger und deutete zur Tür. Das Nonnenmädchen folgte seinem Finger und zog ihre Augen zusammen. Ein geistreiches „Hä“ verließ ihre Lippen und Sasuke schnaubte. „Deine Wegbeschreibung zum Ausgang. Da bist du besser aufgehoben.“ Sie trottete von dannen und Sakura und ich lachten beide auf. „Das ist nicht witzig“, brummte er und füllte meinen Becher. „Du bist gemein, Sasuke“, bemerkte Sakura und ich stimmte ihr nickend zu. „Das arme Ding hat seit Wochen vor dich anzusprechen.“ Sasuke schüttelte seinen Kopf. Mein Inneres jubelte allerdings über die vielen Abfuhren, die er erteilte. Andererseits pochte der Wunsch auf, auch mal angeschmachtet zu werden. „Andere würden sich freuen, würden sie mal angebaggert werden“, sagte ich. Überrascht hob er beide Augenbrauen und musterte mein Gesicht. Erwähnte ich, wie sexy er mit den roten Augen aussah? Meine Zehen prickelten und die Raupen schienen von Cha-Cha-Cha auf Breakdance umzusteigen. „Mach dir keine Sorgen“, ertönte hinter ihm eine lallende Stimme und eine Hand legte sich auf seine Schulter. So hatte ich mir Halloween sicher nicht vorgestellt. Es schienen sich dutzende Augenpaare auf Sasuke zu richten. Keinen Moment konnte ich mit ihm feiern und quatschen. Mein Plan war, ihn sogar zur Tanzfläche zu schleifen, sobald er genügend Alkohol getrunken hatte. Meine Stimmung sank gegen den Nullpunkt und ich fixierte die blonde Krankenschwester mit argwöhnischem Blick. „Alles was vorher war, zählt nicht. Alles war zählt, ist, das wir zusammen hier sind.“ Sie zwinkerte ihm zu und schwankte ein wenig. „Hau ab“, befahl er monoton und schlug ihre Hand von seiner Schulter. Sie zog enttäuscht eine Schnute, ehe sie sich in meine Richtung begab und sich die Lippen leckte. Ein kalter Schauer kroch über meinen Rücken und noch bevor sie bei mir war, packte er sie am Handgelenk. „Ihn“, er deutete auf mich „lässt du gefälligst auch in Ruhe.“ Sakura grunzte vor Lachen. „Okay-okay. Sorry“, nuschelte die Krankenschwester und ging zum nächsten Partygast. „Ich muss dann mal für kleine Mädchen“, kicherte Sakura und drückte Sasuke einen Kuss auf die Wange. „Sei nicht so griesgrämig zu jedem. Die geben sich Mühe.“ Perplex riss Sasuke seine Augen auf und rümpfte die Nase. Ich prustete vor Lachen. „Komm, lass uns mal abchecken, wer alles hier ist.“ Er nickte. Kiba war als Werwolf verkleidet und flirtete heftig mit Hinata, die ein wenig eingeschüchtert auf dem Sofa saß und sich den Rock ihres Rotkäppchen-Kostüms gerade strich. Ich lächelte. Wie passend. Kaum zwei Meter weiter lehnte Neji gegen die Wand, ließ sich scheinbar von TenTen und Lee vollquatschen, während seine hellblauen Augen immer wieder zu seiner Cousine schauten. Wir entdeckten Itachi und Kisame in der Küche und stellten uns neben die beiden. „Du bist hier?“, fragte Itachi überrascht und klopfte Sasuke auf die Schulter. „Hast ihn also überredet“, bemerkte er und nickte mir anerkennend zu. Sasuke war kein Partygänger. Er blieb viel lieber zuhause oder saß in einem Café und lernte für die Uni. Er war ein unverbesserlicher Streber, der kaum aus seiner Haut kam. Er verzog seinen Mund und schien die Ruhe zu genießen. Dabei war es genauso laut wie im anderen Raum. Lag wohl daran, dass nicht so viele Leute hier standen. Ich warf meinen Blick auf den Tresen und griff nach einer der Kunstspinnen und spielte mit den Beinchen. Als Kisame sich zu Sasuke lehnte und ihm etwas in Ohr flüsterte, wurde ich hellhörig. Irgendwas mit Wasser, allerdings konnte ich es nicht richtig verstehen. Er antwortete mit einem monotonen „Nein, warum“ und als sich Kisame erneut zu seinem Ohr beugte, blieb Sasukes Mund offen stehen. Bevor ich überhaupt begreifen konnte, dass Sasuke wohl gerade tatsächlich von Itachis Kumpel angebaggert wurde, erhielt dieser bereits eine Kopfnuss von Sasukes Bruder. „Halt die Klappe, Kisame. Lass uns lieber das Bier aus dem Keller holen.“ Kisame lachte laut auf und folgte dem älteren Uchiha. Man konnte noch ein ermahnendes „Lass die Finger von meinem Bruder oder ich töte dich“ von Itachi vernehmen. Ich biss nervös auf die Innenseite meiner Wange. „Sasuke, was hat er gesagt?“ Er schien mit sich zu ringen, ob er es wirklich erzählen sollte. Ich stupste ihn. „Sag schon.“ „Er fragte, ob ich Wasser in den Beinen hätte.“ Verwirrt hob ich eine Augenbraue. „Hä?“ Ich rümpfte die Nase. Sasuke fuhr sich übers Gesicht und nickte, bevor ein tiefes Seufzen erklang. Völlig erschöpft wirkend ließ er sich auf den dunkelbauen Barhocker nieder und betrachtete mich. „Seine Rute würde ausschlagen.“ Ich lachte auf. „Oho, Sasuke. Sieh an, sieh an.“ „Können wir einfach gehen, bitte?“ Das bitte presste er hervor. Ich hob schützend meine Hände vor die Brust und kicherte. „Ich finde das ganz witzig.“ Sasuke rieb sich die Augen. „Ich brauch mehr Alkohol.“ Zwanzig Minuten und einigen weiteren wirklich idiotischen Anmachsprüchen später, lockerte sich Sasukes Haltung. Das lag definitiv am Bier und den Mixgetränken. Er wippte sogar ein wenig mit der Musik mit. Ich lachte noch immer über den letzten Flirtversuch. „Du musst unbedingt an deinem Lasst-mich-alle-in-Ruhe-oder-ihr-werdet-sterben-Blick feilen. Der hat keine Wirkung mehr.“ Ich gluckste und pikte ihm in den Bauch. Ein Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel. „Vielleicht sollte ich mir einfach einen Bodyguard anschaffen.“ „Soll ich es mal anfragen? Gibt sicher einige Freiwillige hier“, lachte ich und überflog einige Köpfe der Partygäste. Mit einem breiten Grinsen deutete ich auf den Typen mit der Polizeiuniform. „Da hätten wir einen potenziellen Anwärter für den Job und was für ein Zufall, er checkt dich ab.“ Sasuke trank einen weiteren Schluck Bier, bevor er sich augenblicklich verspannte. „Oi, Sasuke. Wir sollten eine Top Ten der fiesesten Anmachsprüchen erstellen.“ Seine dunklen Augen durchbohrten mich. Ich kratzte mir das Kinn und versuchte weiterhin, ihn aufzuheitern. „Wie ging der noch?“, ich tippte gegen meine Stirn. „Ich bin so schlecht im Bett, das musst du mal erlebt haben.“ Mein Lachen überschlug sich. „Der war ja mal ganz abwechslungsreich.“ „Schrecklich.“ „Lustig. Gib es zu, Teme.“ Ich streckte ihm meine Zunge raus und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Der Ansatz eines Lächelns legte sich auf sein Gesicht und ich hätte ihn am liebsten dicht an meine Brust gezogen und jedem hier signalisiert, dass sie sich verziehen konnten. Ich zog meine Hand zurück und steckte sie in meine Hose. „Also“, begann er, „schon ein Objekt fürs Blutsaugen gefunden?“ Ich verschluckte mich an meinem Bier und starrte ihn überrascht an. „Eh?“ Er rollte mit den Augen und wich meinem Blick aus. Süß. „Du wolltest doch Blutsaugen.“ Ich schmunzelte und lehnte mich vor. „Teme, hab dir doch gesagt, dass ich mich nur an dir vergreife, was das angeht.“ Sasuke presste seine Lippen aufeinander und schnippste mit dem Finger gegen meine Stirn. „Versuch es doch.“ Ich wusste nicht, ob es dem rötlichen Licht lag, oder ob sich seine Wangen kurzzeitig färbten. Mein Herz trommelte in meiner Brust und ich ging einen Schritt auf ihn zu. Er musterte mich abschätzend, doch bevor ich meinen ganzen Mut zusammen kratzen konnte, hörten wir beide ein tiefes „Arr!“ und ich sprang erschrocken einen Schritt zurück. Mit aufgerissenen Augen starrte ich inmitten eines mir völlig fremden Gesichts. „Ein Pirat?“, bemerkte ich und ließ meine Augen über die breiten Schultern des Störenfrieds schweifen. Ich biss mir auf die Lippe und knirschte. Konnte man nicht eine Minute seine Ruhe haben? „Ich bin ein Liebes-Pirat und ich bin in See gestochen, um meinen Schatz zu finden.“ Er wackelte mit seinen dichten Augenbrauen und schob sich seinen überdimensionalen Hut zurecht. Sasuke zischte leise auf, als der Betrunkene seine Hand auf seiner Hüfte ablegte und sprang einen Satz nach vorne und somit direkt vor mich. Der Duft von Lavendel drang in meine Nase und ich wollte mein Gesicht in sein dunkles Haar drücken. Ich zwang mich zur Ruhe und warf Barbossa-für-Arme einen wütenden Blick zu, den er gekonnt ignorierte. Ich musste unbedingt an der Technik feilen. „Wie wäre es? Ich, du und dein sexy Hintern.“ Angewidert verzog ich mein Gesicht. „Nein“, zischte Sasuke. Seine Stimme klang frostig und er machte einen weiteren Schritt in meine Richtung. Er stoppte, als sein Rücken gegen meine Brust stieß. Das war zu viel des Guten. Ein Sasuke Uchiha wich zurück? Das musste entweder am Alkohol liegen oder er war für eine Sekunde überfordert. Ich spürte, wie Ärger in mir aufquoll und ohne weiter darüber nachzudenken, schlang ich meine Arme um meinen besten Freund. Ich funkelte den Piraten an und straffte meinen Körper. „Hau ab.“ Er stemmte seinen rechten Arm in seine Hüfte und erwiderte meinen Blick. Ich schnaubte und legte meine Hand auf Sasukes Hüfte und presste ihn weiter an mich. Den Augenkontakt brach ich dabei keine Sekunde mit dem Typen ab. Es überraschte mich dennoch, dass sich Sasuke sofort zu entspannen schien und sich gegen mich lehnte. Meine Haut prickelte. „Verzieh dich. Er gehört schon mir“, brummte ich. Er zog stillschweigend weiter und schenkte mir einen anerkennenden Blick. Idiot. Sasuke hustete. „Dobe, können wir jetzt gehen?“ Ich nickte. Wir trotteten stillschweigend nebeneinander her und ich wünschte mir, Sasuke wäre nicht so hübsch. Vielleicht einen Ticken weniger. Die ganzen Leute waren ja nicht wegen seinen ausgeprägten Charakterzügen so scharf auf ihn. Alle vergötterten den Uchiha. Ich grummelte und kickte ein Steinchen vor mich her. „Niemand kann dir widerstehen“, murmelte ich verstimmt und strich mir fahrig durchs Haar. Die Frustration über diesen Abend und meine vertane Chance ihm eventuell Avancen zu machen, drückten meine Stimmung gen Boden. Dabei versuchte ich heute auf Sakuras Rat zu hören. Immerhin war es ja nicht falsch von ihr zusagen, dass man ehrlich und direkt sagen sollte, was einem auf dem Herzen lag. Und das vor allem wenn es um einen Uchiha ging, der nur allzu gerne die Augen vor dem Offensichtlichen verschloss. Seine Lippen formten sich zu einem Schmunzeln und als er leise Worte erwiderte, blieb ich stehen. „Was?“, fragte ich. Sasuke zuckte mit den Schultern. Wir waren vor seiner WG. „Was meintest du damit?“, drängelte ich erneut. Er legte seinen Kopf schief und ich wurde ungeduldig. Panik flackerte in mir auf. „Was meinst du mit nur die wichtigen Leute nicht.“ War er etwa verliebt? Was, wenn er bald schon eine Freundin hatte? Ich würde die zweite Geige in seinem Leben spielen und ihn nur noch von der Ferne aus anschmachten können. Es bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals. „Idiot“, grummelte er und kam mit einem großen Schritt auf mich zu. Ich war mir sicher, dass er in meinen blauen Augen alles lesen konnte, was mir gerade durch den Kopf ging. Es war, als würde er mich mit seinem durchdringenden Blick in einen Bann ziehen, eine Illusion, die mir alle Sinne vernebelte. Er blieb vor mir stehen und hob seine Hand, um wieder gegen meine Stirn zu tippen. Er schmunzelte und ließ seinen Kopf gegen meine Schulter fallen. Dabei präsentierte er mir seinen Hals und ich schluckte. Mein Herz wirbelte in meiner Brust herum und schien sich nicht entspannen zu wollen. Sein Atem drang an meinen Hals und ich spürte die feine Schweißschicht auf meiner Stirn. Ich war sicher irgendwo betrunken in eine Hecke gefallen. Das konnte nur ein idiotischer Naruto-Traum sein. Fehlte nur noch die XXL-Ramenschüssel, in der Sasuke sich badete. Meine Wangen wurden heiß, während mir der Duft von Lavendel und Bier in die Nase stieg. Ich drehte meinen Kopf zu Sasuke, der mich mit roten Augen musterte. Aufgeregt befeuchtete ich meine Lippen und ohne weiter darüber nachzudenken, senkte ich meinen Kopf und presste meine Lippen auf die freigelegte Haut an seinem Hals. Er amüsierter Laut überkam seine Lippen und ich grinste gegen seine Haut, als ich mit meinen Lippen vorsichtig darüber strich. „Sind Vampire nicht offensiver beim Blutsaugen?“ Ich lachte auf, öffnete meine Lippen und biss ihn sanft. Sasuke zuckte zusammen. Aber er stieß mich nicht weg. Hatte er nie. Mein Blut kochte in meinen Adern, als ich meine rechte Hand auf seinem Rücken ablegte. Selbst als wirklich attraktive Menschen ihn anmachten, ließ er alle abblitzen. Keine Sekunde war er von meiner Seite gewichen. Er ging sogar auf diese Party, verkleidete sich und war länger als zwei Stunden mit mir dort. Ich war nicht gut in Mathe, aber selbst ich konnte eins und eins zusammen zählen und schon im nächsten Moment passierte das, womit ich in meinem ganzen Leben nicht gerechnet hatte. Ich hielt meinen Atem an. Mein Herz explodierte in meiner Brust, nur um sich in Sekundenschnelle zu regenerieren. Dann explodierte es erneut. Die Raupen wurden zu Schmetterlingen und flogen in allen Ecken meines Körpers herum, um frohlockend die Botschaft zu verkünden, dass die Lippen des Uchihas auf den meinen lagen und mich mit sanftem Druck dazu animierten, ihn zu erwidern. Wie meine Hände dabei auf seinen Hintern kamen, kann ich nicht wirklich erklären. Sasuke unterbrach den Kuss und hob eine Augenbraue. Ich lachte aufgeregt und blickte in seine Augen, die im Licht der Straßenlaterne zu glitzern schienen. „Wie wäre es? Ich, du und dein sexy Hintern“, wiederholte ich den Piratenanmachspruch. Dabei wackelte ich demonstrativ mit meinen Brauen. Sasuke schnaubte amüsiert. „Vergiss es.“ „Arr!“ Mein Lachen war laut, als er mich ohne weitere Worte bestimmend hinter sich her zog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)