Hallo, Frau Nachbarin! von Cillybelle (Living next door to Sanji) ================================================================================ Kapitel 2: Frühstück bei Sanji ------------------------------ Samstag Vormittags, strahlender Sonnenschein. Verschlafen räkelt sich Viola in ihrem Bett. Für die Selbstständige war es ungewohnt so lange zu schlafen. Aber so ein freier Tag war schon etwas Tolles. Gähnend streckte sie sich und stand schließlich auf. In den hell erleuchteten Schlafzimmer konnte sie ohnehin nicht weiterschlafen. Barfuß und in einem kurzen fliederfarbenen Satin-Nachthemdchen bekleidet tapste sie in die Küche. Erstmal frühstücken. Doch in ihrer Küche befand sich nichts, was sich für ein einfaches Frühstück eignen würde. Die 26ige hatte zwar jemanden, der sich um ihre Wohnung kümmerte, aber einkaufen tat sie selber. Also blieb ihr nichts anderes übrig als im Supermarkt um die Ecke noch Lebensmittel einzukaufen. Murrend ging sie ins Badezimmer, wo sie ausgiebig duschte. Langsam fühlte sie sich wacher. Aufs Haare waschen verzichtete sie jedoch. Bei ihren Haaren reichte es vollkommen aus, wenn sie ihre Mähne jeden zweiten oder gar dritten Tag wusch. Außerdem würde es ihr viel zu lange dauern, die lange, dicke, schwarzbraune Mähne zu föhnen und zu glätten – sie hatte nämlich eine leichte Naturwelle. Stattdessen zog sie es vor, ihre Mähne nach dem duschen ordentlich durchzubürsten und zu einem Zopf zu binden. Schließlich stand sie vor ihrem Kleiderschrank. Viola ist ziemlich eitel! Nur zum Training würde sie ihre Sportkleidung tragen, sie war ansonsten kein Typ, der auch in der Freizeit im Jogginganzug rumlaufen würde. Allerdings musste sie feststellen, dass ihre Klamotten sonst ziemlich overdressed waren, um mal eben raus in den Supermarkt zu gehen. Schließlich fiel ihre Wahl auf ihren Lieblings-Jeansrock sowie ein einfaches Shirt. Dann schlüpfte sie schnell in ihre Stiefletten, nahm ihre Tasche und zog sich ihre Jeansjacke über, die sie eigentlich viel zu selten trug. Ein kurzer Blick in den Spiegel: Ja, dieses Jeans-Outfit an ihr war äußerst untypisch für sie – aber irgendwie fand sie dennoch gefallen daran. Dann ging sie nach draußen... Draußen genoss sie die Sonne, ehe sie in den Supermarkt verschwand. Irgendwie fühlte sie sich hilflos dort, weil sie keine Ahnung hatte, was sie überhaupt essen soll. Meistens aß sie morgens Müsli mit Joghurt und ein wenig Obst – ihre Haushälterin wusste inzwischen, was sie gerne zum Frühstück aß und kaufte entsprechend alles ein. Doch irgendwie hatte sie keine Lust, sich großartig Gedanken über ihr Essen zu machen. Jedenfalls nicht heute, an ihren freien Tag. Sie entdeckte einen kleinen fertig abgepackten Salat, den sie für später ganz praktisch fand. Und diese abgepackten, süßen Schoko-Milch-Brötchen, die sie früher als Kind gerne gegessen hatte, weil es die auch nur ganz selten gab, wanderten ebenfalls in den Einkaufskorb. Die schmecken bestimmt lecker zusammen mit ihren morgentlichen Milchkaffee! Moment mal, hatte sie überhaupt noch Kaffee da? Doch im Kühlregal fand sie fertigen, in Bechern abgepackten Milchkaffee – mit Sicherzeit war der zwar ordentlich Zucker drin, aber was soll's? Viola wirkte schon etwas unbeholfen im Supermarkt. Statt systematisch mit einen Einkaufszettel die Gänge abzulaufen, kaufte Viola alles spontan ein, was ihr gerade einfiel. So wanderten außerdem noch ein großer Becher Fruchtjoghurt, eine Flasche Diät-Cola und einen Schokoriegel in den Einkaufskorb. Nachdem sie alles bezahlt hatte und sich wieder auf dem Heimweg befand, warf sie einen kurzen Blick auf ihrem Smartphone. Sie hatte ihre E-Mail-Postfach seit gestern gar nicht mehr aufgerufen. Als sie ihr Postfach öffnete, sah sie sogleich eine Rundmail des hiesigen Turniertanz-Verbandes – mit der Bekanntgabe der bevorstehenden Turniertermine. Die diesjährige Saison war nämlich unterbrochen worden und die übrigen bevorstehenden Turnieren wurden neu terminiert. Viola spürte, wie in ihrer Magengegend sich auf einmal alles zusammenzog. Es tat immer noch so weh. Am besten wäre es, dass sie die Mail sofort wieder zu löschen, oder noch besser, sich von dieser blöden Rundmail abzumelden. Schließlich braucht sie das ja nicht mehr. Plötzlich stieß sie mit jemanden ziemlich hartzusammen und fiel dabei ziemlich unsanft auf ihren Allerwertesten. Ihr Smartphone war ihr aus der Hand geflogen und ihre eingekauften Lebensmittel waren aus ihrem Einkaufskorb gepurzelt, der nun auf dem Gehweg. "Ach je, ich bitte vielmals um Verzeihung, Miss..." Sanji konnte es nicht glauben. Die Dame, die er gerade umgerannt hatte, war seine schöne Nachbarin, in die er sich unsterblich verliebt hatte. Und auch Viola hatte ihn wieder erkannt. Allerdings war sie sich plötzlich ziemlich sicher, dass sie ihn schon vorher irgendwo mal gesehen hatte. "Ach... ich... hatte nicht aufgepasst...", murmelte sie verwirrt, nahm dann seine Hand und ließ sich von ihm aufhelfen. "Ich heiße übrigens Sanji und bin dein Nachbar!", platzte es ihm plötzlich heraus und Viola sah ihn verwundert an: "Ah... und seit wann duzen wir uns...?" Sanji wurde schlagartig blass um die Nase und fing an zu stottern. Doch Viola kicherte ihn süß an. "Ist schon ok! Ich heiße Viola." "Viola... was für ein schöner Name...", säuselte Sanji verzückt, riss sich aber dann zusammen und lächelte sie ebenfalls verschmitzt. "Nun, es freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Frau Nachbarin!" Doch die Freude hielt zumindest bei Viola nicht sehr lange an, als sie schließlich ihr Smartphone auf dem Boden liegen sah. Das Display war total zersprungen und Sanji biss sich zerknirscht auf seine Unterlippe. Das diese blöden teueren Dinger so schnell kaputt gehen mussten. "Ich werde selbstverständlich für den Schaden aufkommen, Viola!", versicherte er ihr sofort. "Meine Haftpflichtversicherung wird sich darum kümmern! Ich hoffe nur, dass der Schaden behoben werden kann und du nicht deine Dateien und so verlierst." Er nahm das Smartphone an sich und begutachtete es ein wenig. "Das wäre gut, denn die Garantie müsste längst abgelaufen sein.", entgegnete ihm Viola. "Das Meiste ist auf einer Speicherkarte gespeichert. Wenn du die mir überlassen könntest, kannst du das Handy gerne an deine Haftpflicht einschicken..." Sanji verstand nur Bahnhof. Eine Speicherkarte im Handy? Sein altes Handy hatte noch Tasten und war wesentlich robuster. Doch Viola entfernte schließlich die Speicherkarte selbst auf ihrem Handy und grinste ihn an, als dieser verlegen "Meins hat noch Tasten..." von sich gab. Kaum hatte er ihr Handy wieder an sich genommen, bemerkten die Beiden schließlich, dass sämtliche Lebensmittel aus Violas Einkaufskorb gefallen waren. Selbstverständlich sammelte Sanji wieder alles ein und war entsetzt. Wie konnte man seinem Körper nur so etwas zumuten? "Nichts für ungut. Aber das ist doch nicht wirklich das, was du sonst auch frühstückst, oder?" Viola sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an: "Wer bist du? Ein Bio-Fanatiker? Anhänger der Slow-Food-Bewegung?" "Weder noch." erwiderte Sanji verlegen lächelnd. "Ich bin Chefkoch und Juniorchef im Baratie und bin ein Junkie, was gute Lebensmittel betrifft. Ich hoffe, du verzeihst mir diesbezüglich..." "Du arbeitest im Baratie? Da gehe ich hin- und wieder mal essen..." Gut, das erklärte, weshalb Sanji glaubte, Viola schon mal außerhalb des Hauses gesehen zu haben. "Ich hoffe, es war alles zu deiner vollsten Zufriedenheit gewesen...", säuselte er verliebt." "Aber natürlich..." Viola kicherte. Irgendwie war er niedlich. Obwohl sie ihn ein paar Jährchen jünger einschätzte. "Solltest du uns das nächste Mal wieder beehren, verlang bitte nach mir, ja?", sagte er plötzlich. "Die Rechnung geht dann auf mich..." Viola schüttelte lachend den Kopf. "Du musst mich nicht auch noch einladen! Ich verdiene gut genug!" Sanji hatte das schon öfters Nami und Robin "eingeladen" und auch die eine oder andere Bekanntschaft. Es war offensichtlich, dass Viola "aus guten Hause" kommt und sie auch ein teures Essen gerne selber zahlt. Er erinnerte sich an die Worte seines Maklers. Die teuern Eigentumswohnungen in dem schönen Stadthaus wurden von den Eigentümern selbst bewohnt. Das einer dieser Eigentümer seine Wohnung an Sanji weiter vermietete, war eine Ausnahme gewesen. Aber das würde ja bedeuten, dass die junge Dame, die kaum älter war als er, stolze Besitzerin einer großen, teuren Eigentumswohnung war. Sie teilten sich das Dachgeschoss und Sanji wusste von seinem Makler, dass die Wohnung nebenan etwas größer sei als seine. Doch Sanji ließ nicht locker: "Was hälst du davon, wenn ich dich zu einem leckeren und gesunden Frühstück in meiner Wohnung einlade?" "Oho, der Chefkoch höchstpersönlich will mir mein Frühstück machen...?", hauchte sie zurück und war kurz davor ihn frech von wegen 'Frühstück im Bett' zu säuseln. Doch Viola riss sich zusammen. Sie war zwar schon ewig Single gewesen, aber doch nicht so verzweifelt. "Gerne...", gab sie schließlich zurück. "Wie lange wohnst du schon hier?", fragte Sanji sie plötzlich auf dem Nachhauseweg. "Ich habe mir die Wohnung vor gut anderthalb Jahren gekauft...", antwortete Viola. Sanji war beeindruckt. Was sie wohl beruflich machen würde – oder war sie lediglich eine wohlhabende Tochter? Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. "Nun, ich habe es leider versäumt mich bei den Bewohnern vorzustellen...", gab er zerknirscht zu. "Aber du kennst sicher die Bewohner und könntest mich..." "Nein, nicht wirklich!", entgegnete Viola zu seiner Verwunderung. "In diesem Haus leben ein paar ältere, spießige und leicht in sich gekehrte Leute zu denen ich kaum Kontakt habe – wir grüßen uns lediglich der guten Ordnung halber. Untereinander scheinen sie aber zu kommunizieren. Für ein paar ältere Damen aus dem Haus bin ich nämlich 'das Frollein von oben'..." Viola lachte und Sanji fiel auf einmal siedend heiß ein, dass er eigentlich einkaufen wollte – weil er nämlich kaum noch etwas im Hause hatte. Im Dachgeschoss angekommen, musste sich Sanji erneut bei ihr entschuldigen: "Ich muss leider noch ein paar Sachen besorgen. Gib mir eine halbe Stunde und ich werde dir was Tolles zaubern!" "In Ordnung!", sagte Viola verschmitzt. "Eine halbe Stunde und nicht mehr!" "Ich fliege, Viola-Schatz!" Lachend sah sie ihm hinterher. Was für ein verrückter Tag! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)