Die Konkurrenz schläft von Hotepneith (Der 29. Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 3: Sakura ----------------- Kurz darauf kam Prinzessin Izayoi, oder, wie sie zur Unterscheidung von ihrer kleinen Nichte im Haus genannt wurde Izayoi die Ältere. Sie mochte sechzehn oder siebzehn Jahre zählen. Während Sakura sie untersuchte, seufzte die junge Dame. Daher erkundigte sich die Heilerschülerin: „Ihr seid aufgeregt wegen Eurer Abreise und Hochzeit?“ „Ja, aber natürlich werde ich es nicht zeigen, wenn ich bei meiner neuen Familie ankomme.“ Vorsichtig trotz ihrer Aufregung. Das sollte ein guter Anfang in ein neues Leben werden. „Ich denke, jede Frau, die nach auswärts heiratet, empfindet so.“ „Möglich. Reika, meine Schwägerin, meinte es ebenso. Nun, sie hat es hinter sich, und sie hat mit Hidemaru einen recht passablen Ehemann, auch, wenn ich als seine Schwester das sage. Er ist freundlich und ich glaube kaum, dass er sie je schlägt. Ich hoffe, mein Gemahl ...“ Die Prinzessin brach ab. Natürlich, das hoffte wohl jede Frau. Mehr um abzulenken meinte Sakura: „Ihr habt zwei Brüder, nicht wahr?“ „Ja, Daichi ist der zweite Sohn unseres Herrn und Vaters.“ „Er wird auch bald heiraten, hörte ich schon.“ „Ja. Ich hoffe, er wird erwachsen, dann.“ „Ist er so jung?“ „Er ist älter als ich, aber ... Ihr unterliegt doch einer Schweigepflicht?“ „Ja.“ „Er ist recht kindisch. Ich habe schon mit unserem Heiler gesprochen, Yoshifumi, ob er Vater nicht überzeugen könnte, damit zu warten, aber Daichi will unbedingt ...“ Prinzessin Izayoi seufzte, sich jedoch nur zu bewusst, dass sie bereits in zwei Tagen darüber nie wieder sprechen durfte. „Er will eben auch in dieser Beziehung mit Hidemaru gleich ziehen, wenn er schon nicht ...“ Sakura verstand. Daichi war wohl auch so siebzehn und hatte irgendwann begriffen, dass er immer nur der zweite Sohn bleiben würde, nie der Fürst werden könnte – außer, sein älterer Bruder bekam keinen Sohn. Sie erwiderte nur: „Da darf ich mich kaum einmischen, Prinzessin. Ihr seid übrigens gesund, soweit ich sehen kann.“ „Danke. - Ihr seid bei den Hundedämonen, nicht wahr? Ist der Inu no Taishou dort auch so ... nett?“ „Er ist der Herr.“ Ach du je. Hatte die Prinzessin etwa begonnen vom Fürsten zu träumen? Das sollte sie schleunigst vergessen und unbefangen in die Ehe gehen. „Ja, natürlich.- Er ist ja schon lange hier mit unserer Familie...befreundet, aber vor einem halben Jahr ... Die Wachen waren nachlässig und es gelang einem Dämon meine Nichte, die mit Reika außerhalb des Schlosses spazieren ging, zu entführen. Zum Glück war der Inu no Taishou hier und er holte die Kleine unversehrt zurück.“ Was ihn in den Augen der älteren Izayoi zu einem Helden machte. Aber daher wusste die Kleine also von dem Hund. Anscheinend hatte er seine wahre Gestalt angenommen um den anderen Dämon zu verscheuchen – oder zu töten. „Das war sehr freundlich.“ „Ja. Vater hat natürlich die Wachen bestrafen lassen. - Nun gut. Ich werde nachsehen, ob meine Mitgift fertig ist. Ich soll ja morgen abreisen.“ „Natürlich, Prinzessin.“ Sakura wartete, bis sie allein war, ehe sie den Koffer wieder packte und sich von einem Diener zu dem Zimmer des Inu no Taishou führen ließ.   Dieser saß dort bereits, Zeichnungen vor sich. Sie verneigte sich und kniete wortlos neben der Tür nieder. Er sah nicht auf, aber sie musste eben warten, bis der mächtige Fürst Zeit für sie fand, und sei es auch nur, um ihr zu erlauben mit dem Heiler zu sprechen. „Der Bauer, den sein Fürst herbegleitet hat ... “ Er blickte auf. Sakura verneigte sich eilig tiefer. Hatte sie es doch gewusst. „Akira, Herr. Und Fürst Shinichi.“ „Frage nach, wo die jeweiligen Zimmer liegen, auch das dieses Hitori.“ Also des Architekten. Es war vermutlich unhöflich sich zu fragen, warum sie das machen sollte, und er keinen der hiesigen Dienstboten sandte. Aber natürlich war es unmöglich etwas anderes zu tun als sich zu verneigen und zu gehorchen. Aus gewisser Erfahrung mit den Hundeherrschaften erkundigte sie sich auch gleich noch, wo Masa, der Beamte und dritte Kandidat für die Erfindung, untergebracht worden war. Da offenbar jeder wusste, mit wem sie gekommen war – nun, kaum erstaunlich – war sie keine fünf Minuten später zurück und meldete: „Fürst Shinichi ist nur vier Zimmer neben Euch untergebracht, hier im Trakt der vornehmen Gäste. Akira und Masa sind drüben, im Erdgeschoss, wo auch die Händler zu übernachten pflegen, während Hitori im Trakt der Beamten untergebracht ist.“ „Haben Masa und Akira Zimmer nebeneinander?“ Zimmer konnte man das kaum nennen, das waren Kämmerchen, aber sie erwiderte nur: „Nein, sie wurden vorsorglich an die anderen Enden des Flures gelegt.“ „Du hast das Problem des Daimyo gehört. Auch verstanden?“ Was sollte sie darauf antworten? Nein? Damit stellte sie sich ein schlechtes Zeugnis aus. Ja, natürlich, Herr? Damit gab sie unter Umständen zu verstehen, dass sie etwas besser als der Herr der Hunde begriffen hatte. Womöglich eine schmerzhafte bis letzte Ansage. So neigte sie sich vor. „Ich hoffe zu Eurer Zufriedenheit.“ Sie setzte ihre Worte wirklich gewandt. Kein Wunder, dass Sesshoumaru sie noch nicht umgebracht hatte. „Dann komm her.“ Sie rutschte auf Knien hinüber und betrachtete fragend die drei Zeichnungen vor sich. „Erkennst du in der Handschrift Unterschiede? Ich kann es bei Menschen schlecht beurteilen.“ Eine Erklärung war mehr als gnädig und so sagte sie: „Danke, Herr.“ Sie betrachtete die Zeichnungen. Eine war diese Schraube in den Boden, wenngleich einfach. Das war also die Erfindung des Bauern zum Brunnenbohren, auf die auch Fürst Shinichi Anspruch erhob. Es schien sich um eine Holzschraube zu handeln, die oben mit Hilfe einer Querstange von zwei oder vier Männern in den Boden gedreht werden konnte. Das Zweite war das dreibeinige Gestänge, erläuternd daneben gezeichnet, wie man es zu einem Teil zusammenlegen und so gewiss einfacher transportieren konnte. Das Dritte jedoch war eine Mischung aus beiden: ein dreibeiniges Gestänge, offenbar ebenfalls mit Klappmechanismus und eine Schraube, wenn auch anscheinend aus Metall. Diese Zeichnung war deutlich besser ausgeführt als die anderen beiden, mit allerlei Sakura unverständlichen Strichen und Beschriftungen versehen. Sie vermutete daher, dass es sich um den gelernten, studierten Architekten handeln musste. „Nun?“ Sie erkannte leichte Ungeduld und erklärte, was sie sah, ehe sie mit gewissem Mut durch die Freundlichkeit ergänzte: „Aber, Herr, es ist doch auch eine neue Erfindung, wenn man zwei bekannte Sachen zu etwas Neuen zusammenfügt?“ „Ja. Aber dennoch hätten in diesem Fall Masa und Akira einen gewissen Anspruch auf einen Bonus. Ich will Akira sprechen. Ohne Shinichi", ergänzte er, als sie sich bereits verneigt hatte und aufstand. Sie war wirklich flink für einen Menschen.   Sakura holte erst im Treppenhaus etwas tiefer Atem. Der Umgang mit Seiner Eisigkeit schien auch bei seinem Vater zu helfen. Aber dessen Fragen waren, ja, schwerer. Er wollte anscheinend eine Art Beratung von ihr haben, anstatt diesen kleinen Floh, diesen Myouga, zu fragen. Aber gut, der Fürst schien ja gern auf ungewöhnliche Ratgeber zu setzen. Womöglich hatte er damit gute Erfahrungen gemacht. Da sie eine Dienerin sah, fragte sie diese nach dem entsprechenden Trakt und Zimmer. Die Frau wies ihr den Weg und ergänzte: „Unser mächtiger Herr gab ja allen, die in diese Sache verwickelt sind, Zimmerarrest. Ihr werdet ihn gewiss dort antreffen. Wir stellen ihnen das Essen nur vor die Tür, nun, ich heute morgen. Jemand anders dann am Abend.“ „Oh, hat auch Fürst Shinichi diese Auflage durch den mächtigen Daimyo erhalten?“ „Das weiß ich nicht, in diesem Trakt arbeite ich nicht.“ Sakura bedankte sich und ging hinunter. Hier waren die Wände aus Stein, aus Feuerschutz. Hier übernachteten auch manchmal Händler oder auch Boten. Das war der einfachste Gästebereich des Schlosses. Akira sollte das letzte Zimmer bewohnen, dieser Masa das erste. Welche Seite hatte sie nicht erklärt bekommen, nun, auch nicht gefragt, aber es erwies sich als nicht notwendig. Die Zimmer gingen alle nach rechts, sicher in einen Innenhof, während die andere Wand des Flures die grauen Steine der Außenmauer des Schlosses zeigte. Auch die in Glasstürzen stehenden Kerzen waren an den Holzbalken der rechten Seite angebracht und hüllten den Flur in ein Halbdunkel. Vor der letzten Tür stand noch ein Tablett mit Tee und einfachem Brot – unberührt. Schlief Akira oder war der Bauer nicht gewohnt regelmäßige Mahlzeiten zu sich zu nehmen? Sie klopfte an den Holzrahmen der Tür: „Akira?“, fragte sie unwillkürlich leise. Keine Antwort. Nun gut, sie konnte ja kaum ohne ihn zu dem Herrn der westlichen Länder zurückkehren. Schlechte Ausführung einer Anweisung bekam keinem Diener und auch, wenn der Inu no Taishou toleranter als sein Sohn war – das bedeutete nicht, dass er nicht strafte. So öffnete sie die Tür und erstarrte. Hatte sie wirklich bis eben geglaubt es gehe nur um diese Architekten? Akira lag auf den Matten und sie wusste, warum er sein Frühstück nicht angerührt hatte. Er war tot. Mit Bedacht trat sie näher. Um seinen Hals lag eine eng gezogene Schlinge, deren Abdrücke inzwischen lila gefärbt waren, sein Mund war weit geöffnet. Vorsichtig berührte sie ihn und schob den Ärmel hoch. Die Totenstarre war bereits am Abklingen und die Totenflecken zeigten sich. Die Haut an seinen Fingerkuppen sah wellig aus. Er war sicher schon gestern Abend umgebracht worden. Früher kaum, denn zum einen war sein Abendessen noch gegessen worden – nun, war es das oder einfach wieder abgeräumt – zum anderen konnte sie keine Maden an ihm entdecken. Nein, das würde ihren Herrn nicht freuen. Und, wenn sie das richtig einschätzte, auch Lord Sesshoumaru nicht, denn sein Vater würde ihn umgehend herzitieren. Der Erbprinz würde sicher begeistert sein in ein Menschenschloss zu müssen, zumal, wenn es sich um Mord handelte, und noch dazu mit seinem Vater zu ermitteln. Das konnte kaum angenehm für sie selbst werden. Sie sah auf den Toten: „Verzeih", flüsterte sie reumütig. „Ich werde aber wohl am Leben bleiben, ja.“ Sie drehte sich um und verließ leise den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)