Bring you home von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- „Nein! Nein! Das kann nicht sein! Das muss ein Fehler sein! Wer ist für diese Liste verantwortlich!?“, erbost und verärgert über den für ihn offensichtlichen Fehler, klatschte er seine flache Hand auf den schweren Holztisch und stand auf. „Es tut mir Leid, Generalfeldmarschall. Ich kann Ihnen nicht sagen, wer für die Liste verantwortlich ist. Ich händige sie Ihnen nur aus. Sie müssen sich in Briggs melden. Mit Sicherheit kann man Ihnen dort die Auskunft geben, die Sie benötigen“, der Soldat salutierte stramm und verließ schließlich das Büro des Schwarzhaarigen, welcher fassungslos wieder nach unten auf die Liste sah. „Was soll das...? Das MUSS ein Fehler sein“, er konnte und wollte nicht glauben, was er dort las. Soldat Rang Anmerkung Hawkeye, Riza Captain MiA., Missing in Action Nie im Leben konnte sie vermisst werden. Sie hatte sich doch noch vor wenigen Tagen bei ihm gemeldet, hatte ihm einen mündlichen Bericht zukommen lassen, wie sich die Lage gegen Drachma entwickelt und wie gut sie diese Lage unter Kontrolle hatten. Und nun sollte sie verschwunden sein? In diesen den Tod bringenden Bergen? Das konnte nur ein Fehler sein. Roy ließ sich augenblicklich zu Olivier Mira Armstrong durchstellen. „Ich verlange eine sofortige Erklärung!“, brüllte er schon fast in den Hörer hinein. Armstrong blieb ruhig. „Ich kann Ihnen nur das sagen, was auch auf den Listen vorzufinden ist. Ihr Team wurde von den Dramchmanern angegriffen. Es gibt nur einen Überlebenden. Er ist schwer verletzt und zeigt eindeutig das Ausmaß des Angriffes“, erklärte die Blonde mit strengem Ton. „Ich werde mir selbst ein Bild von der Lage machen!“, keifte Roy. Nie im Leben würde er einfach tatenlos hier sitzen und abwarten, bis es ein Zeichen von ihr gab! 11.01.2016 Kapitel 1: I'm the fury in your head ------------------------------------ „Und du bist sicher, dass du das machen willst?“, Roy war nicht gerade begeistert von dieser Idee. „Ja, ich bin mir sicher“, meinte die Blonde sanft und strich ihm zart über die Wange. Sie wusste, dass es im Augenblick nicht anders ging. Sie musste, gemeinsam mit Havoc, nach Briggs gehen und Armstrong dort helfen so gut es ging. Die Lage an der Grenze wurde brenzlig. Die Stimmung wurde immer brisanter und die Kämpfe häuften sich. Niemand in Drachma war damit einverstanden, dass noch immer das Militär an der Spitze des Landes stand, vor allem auch nicht mit der Tatsache, dass der „Held von Ishval“ dessen regierende Hand war und man hatte Bedenken, dass es zu einem erneuten Krieg kommen könnte. Doch dass es Zeit in Anspruch nahm, bis man dem Parlament seine eigentliche Macht wiedergeben konnte, das sah Drachma nicht. Es war viel zu übervorsichtig mit seinem Nachbarland. Roy jedoch wusste, dass es keine gute Idee sein konnte, sie dort hin zu schicken, auch wenn es notwendig war. Die Soldaten in Briggs brauchten kompetente Lehrer und Riza sowie Jean waren nun einmal die Besten in diesem Bereich. Hätte er gekonnt, dann hätte er ein klares Nein zu dieser – seiner Meinung nach – wahnwitzigen Idee geäußert. „Mach dir keine Sorgen. Es sind doch nur ein paar Monate“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Riza wusste, dass es ihm schwer fiel, sie gehen zu lassen und selbst wenn es nur ein paar Monate waren, so schmerzte es den Dunkelhaarigen, sie alleine losschicken zu müssen. Da half es nicht zu wissen, dass Jean an ihrer Seite war. Um Riza allerdings gebührend zu verabschieden, hatte sich der Alchemist etwas einfallen lassen. Er wollte sie nicht einfach so gehen lassen, ihr ganz steif, wie es die Militärordnung verlangte, auf Wiedersehen sagen. Er wollte sie an ihrem letzten gemeinsamen Abend noch ein wenig verwöhnen. So hatte er für sie gekocht, einen guten Wein gekauft und ihr angeboten, ihr ein schönes warmes Bad einzulassen, welches sie vielleicht gemeinsam genießen konnten, wenn Riza es denn so wollte. Mit einem charmanten Lächeln signalisierte die Blonde, während des Essens, dass sie nichts dagegen einzuwenden hätte und auf Roys Lippen zeichnete sich ein zufriedenes Grinsen ab. Der Dunkelhaarige war noch immer von der Tatsache überwältigt, dass sie als Paar zueinander gefunden hatten. Ihr Verhältnis zueinander hatte sich, nach seinem Antrag, nur nach und nach gelockert. Im Büro war die Blonde noch immer übervorsichtig und ließ kein bisschen Romantik zu. Und sei es nur das leichte Berühren ihrer Hände oder ein sanfter, zärtlicher Blick, den Roy ihr schenkte. Nur wenn er ihr eine verschlüsselte Botschaft zukommen ließ während der Arbeit, sah er ein kurzes Funkeln in ihren Augen. Doch selbst das machte ihn schon wieder glücklich für den restlichen Tag, denn so wusste er, dass er sie mit seiner Nachricht ein wenig aufgeheitert hatte. Auch wenn sie bei ihm zu Hause waren, war sie zu Beginn zurückhaltend gewesen. Nur selten hatte sie ihm ein schüchternes Lächeln geschenkt und seine Berührungen zugelassen, jedoch nicht für lange. Er hatte sich immer wieder eingestehen müssen, dass es in einigen Momenten eine wahrliche Qual gewesen war, sie um sich herum zu haben und sie nicht so berühren zu können, wie er es gerne getan hätte. Es gab so viele Augenblicke, in denen er ihr einfach bedingungslos und ohne ein Widerwort von ihr zu akzeptieren, seine Liebe gezeigt hätte. Doch er akzeptierte ihre Grenzen und würde sich in Geduld üben, bis sie ihm ein Zeichen gab. Und an ihrem letzten gemeinsamen Abend gab sie ihm jenes Zeichen. Zwar hatte sie ihm in den letzten Jahren, die sie zusammen verbracht hatten und die für Roy oft genug schmerzhaft waren, weil sie ihm einfach nicht den Spielraum zugestand, den er sich gerne gewünscht hätte, die Chance gelassen, ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte und wie sehr er sie vergötterte, doch mehr als einen romantischen Abend mit einem schönen Essen und anschließend etwas kuscheln, hatte sie noch nicht zugelassen. Roy verstand ihr Verhalten nur zu gut. Es war gefährlich in einer Zeit wie dieser, wenn jemand von ihrer Beziehung wusste. Sollte diese Information in falsche Hände gelangen, dann wäre wahrscheinlich vieles vernichtet, was der Alchemist gemeinsam mit seinen Freunden so mühsam aufgebaut hatte. Doch er wollte noch immer keine andere Frau an seiner Seite wissen, außer Riza. Nur wegen ihr blieb er standhaft und versuchte jede Hürde so gut zu meistern, wie es in seiner Macht stand. Und wenn einer dieser Hürden das Warten auf eine endlich ehrliche, offene Beziehung war, die sie nicht verstecken mussten, dann nahm er dieses Hindernis gerne auf sich. Nachdem angenehmen Essen ließ Roy Riza für einen Augenblick alleine, um in das Badezimmer zu gehen und das Bad vorzubereiten. Überall waren rote Rosen verteilt. Nachdem er wieder einige Informationen von der Blumendame der Armstrongs erhalten hatte, hatte er versehentlich wieder den ganzen Stand leer gekauft und einen ganzen Wagen voller Blumensträuße mit nach Hause gebracht. Es waren genügend rote Rosen darunter, um auch ein paar der schönen Blütenblätter in das Wasser zu geben und einige andere Sträuße... Nun ja, sie hatten ihren Weg in sein Schlafzimmer gefunden. Roy hatte sogar extra Rebecca angerufen, um in Erfahrung zu bringen, wie Riza zu duftenden Badeölen stand. Ihre Freundin schwärmte ihm von einem Lavendelöl vor, welches die Blonde wohl sehr zu mögen schien und meinte zu ihm, dass er doch unbedingt dieses eine holen sollte, dass es nur in dem schönen Geschäft in der fünften Straße gab. Als der Dunkelhaarige den Laden betrat, erschlug ihn regelrecht das Dufterlebnis. Es waren so viele verschiedene Düfte in diesem kleinen Laden ausgestellt, dass der Geruch alles andere als angenehm war. Ein kleiner Hund würde hier wohl seinem Exitus entgegen sehen. Er gab ein paar Tropfen zu dem einlaufenden, warmen Wasser hinzu, streute die Blütenblätter hinein und betrachtete noch einmal sein Kunstwerk. Der zarte, besinnliche Duft breitete sich im Badezimmer aus. Er konnte wirklich stolz auf sich sein. Roy hatte sich noch dazu entschieden ein paar Kerzen anzuzünden und ihr warmer Schimmer betonte noch einmal die entspannende Atmosphäre. Er holte die Blonde zu sich und als sie sah, was er für sie vorbereitet hatte, leuchteten ihre Augen. Sie war beeindruckt und wusste nichts zu sagen. Stattdessen biss sie sich leicht auf die Unterlippe und zeigte ihm damit, dass es ihr gefiel. Sehr gefiel. Nur wenn sie sich leicht auf die Lippe biss und ihre Augen dabei so schön glänzten, wusste er, dass es ihr besonders gut gefiel. Diese kleine und unauffällige Geste hatte sie sich erst in ihren gemeinsamen Jahren angewöhnt, wenn er sie mit kleinen romantischen Darbietungen überraschte. Riza stellte sich leicht auf ihre Fußspitzen und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Danke~“, hauchte sie sanft. Liebevoll legte er seinen Arm um sie und bettete seine Hand auf ihrer Hüfte. Für sie würde er alles tun. Egal was. Doch schließlich.... … musste sie gehen. Für immer? Das durfte nicht sein. „Uhg...“, Roy nahm sich das Buch vom Gesicht und setzte sich wieder richtig auf. Weshalb hatte er ausgerechnet nun von ihrem letzten Abend geträumt? Sie hatten ihn gemeinsam ausklingen lassen und der Dunkelhaarige würde lügen, würde er nicht dazu stehen, dass diese Nacht die schönste war, die er jemals erlebt hatte. „Ist alles in Ordnung, Chef?“, Breda sah ihn besorgt an, biss aber wieder von seinem Brot ab und machte es sich etwas gemütlicher. Die Bänke in den Zügen waren hart und unbequem und Roy hatte mit Sicherheit schon die halbe Zugfahrt in einer sehr ungesund aussehenden Position verbracht. Müde und erschöpft rieb er sich über sein Gesicht und legte das Buch neben sich auf den Sitz. Eigentlich hatte er sich über Drachma informieren wollen, doch wenig später, nachdem er begonnen hatte das Buch zu lesen, waren seine Lider so schwer, dass sie ihm einfach den Dienst versagten. Doch das war keine Überraschung für ihn. Er hatte die letzte Nacht nicht schlafen können. Seine Gedanken kreisten um den Angriff auf Rizas Team. Er wusste weder was vorgefallen war, noch wie der Zustand ihres Schützlings wirklich war. Konnte er ihm Informationen liefern? Konnte er sich überhaupt erinnern? Wusste er von wo genau die Angreifer kamen? Wie viele es waren? Roy schwirrten so unfassbar viele Fragen durch den Kopf und sie vermischten sich unaufhaltsam zu einem grauen, nicht mehr identifizierbaren Brei zusammen. Er bekam starke Kopfschmerzen und trank einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche. Das war im Augenblick doch etwas zu viel für ihn. In Amestris wartete zudem noch viel Arbeit auf ihn. Sie waren gerade dabei Verfassungen auszuarbeiten, die dem Parlament die Macht zurückgaben und bald sollten auch Wahlen anstehen, die einen geeigneten Präsidenten für das Land finden sollten. Auch Roy stand zur Auswahl. Seine Bemühungen, den Menschen zu zeigen, dass er keinen Krieg mehr für dieses Land wollte und er beim Aufbau von Ishval mithalf, schienen sich auszuzahlen. Die Menschen empfanden Respekt für ihn und würdigten ihn. Nur hier und da gab es noch einige Personen, die ihm misstrauisch gegenüber standen, doch damit konnte er leben. Roy wusste, dass er es nicht jedem Recht machen konnte. Das war einfach unmöglich. „General!“, Valman salutierte, als er den Dunkelhaarigen in Empfang nahm.“Wo ist General Major Armstrong?“, er hatte erwartet, dass sie ihn empfing und sie gleich miteinander reden konnten, doch stattdessen war es sein ehemaliger Untergebener, welcher ihm zunächst den Weg in seine Unterkunft weißen sollte. „General Major Armstrong befindet sich derzeit noch in einer Unterredung“, erklärte der Weißhaarige. Roy achtete gar nicht auf seine neue Unterkunft. Sie interessierte ihn schlichtweg nicht. Ihm lag nur etwas daran, gemeinsam mit Armstrong, einen Suchtrupp zusammenzustellen, der sich mit Rizas Verschwinden befassen sollte. „Sobald sie die Zeit hat, wird sie zu Ihnen kommen. Ich soll Ihnen solange das Fort zeigen“, erklärte Valman, doch Roy wank nur ab und erfragte Rizas Zimmer, welches ihm mit leichter Verwunderung gezeigt wurde. Es war gleich das neben seinem Raum. Als er sich umsah, konnte er nur feststellen, dass alles an Ort und Stelle war, wie er es von Riza nun einmal kannte. Nichts deutete darauf hin, dass sie vielleicht von einem bevorstehenden Angriff Kenntnis hatte. Sich ein Seufzen verkneifend, fuhr er sich mit der Hand über die Augen und kniff sie leicht zusammen. Es konnte nur ein Überraschungsangriff gewesen sein. Anders konnte es sich der Flame Alchemist nicht vorstellen. „Und Sie sind sich sicher?“, Roy wusste nicht, was er von dieser Aussage halten sollte. „Ja, Sir!“, die Stimme des jungen Kadetten war brüchig und leise. Sie zitterte vor Ehrfurcht und Schwäche. Er wurde schlimm zugerichtet. Ein dicker Verband lag um seinen Kopf, sein rechter Arm war gebrochen, ebenfalls einige Rippen, die Lippe aufgeplatzt, das Gedächtnis... Nun ja, Roy hatte kaum etwas von ihm in Erfahrung bringen können. Sie wurde aus heiterem Himmel angegriffen, keiner wusste, wo die Angreifer herkamen und wohin sie verschwunden waren. Ehe man die Spuren im Schnee hätte deuten können, wurden sie von einem schweren Schneesturm begraben. Der Kadett konnte nicht sicher sagen, ob Riza fliehen konnte oder ob man sie mitgenommen hatte. Er konnte nur noch sagen, dass sie nicht mehr bei ihnen war, als der Angriff endlich geendet hatte. „Wie ich sehen, haben Sie sich schon mit Stark unterhalten“, Armstrong betrat das Krankenzimmer. „Können wir reden?“, Roy ging nicht auf ihre rhetorische Frage ein. Er wollte gleich zur Sache kommen und mit ihr über de Vorfall sprechen. Sie nickte und wies ihm an, ihr zu folgen. Gemeinsam betraten sie ihr Büro und setzten sich. Breda blieb – anstelle Rizas – nun an der Seite des Dunkelhaarigen. Schweigend und die Arme hinter dem Rücken verschränkt, stellte er sich neben ihn. „Wie kann es sein, dass es zu einem solchen Ereignis kommt? Ich ging davon aus, dass ihre Kadetten alles andere als Nichtsnutze seien!“, äußerte sich Roy. Seine Stimme blieb ruhig, doch innerlich kochte er vor Wut. „Meine Leute sind alle hervorragend ausgebildet. Unterstellen Sie mir nicht, ich würde nichtsnutzige Soldaten ausbilden!“, entgegnete ihm Armstrong mit leicht bebender Stimme. „Und weshalb konnte man dann einen ganzen Trupp von ihnen niederschlagen? Ich habe Ihnen meine fähigsten Leute anvertraut, in dem Glauben, dass sie Ihnen eine Unterstützung bieten und nicht, um damit zu riskieren, dass einer meiner Männer dabei verschwindet! Weshalb war der Trupp in den Bergen?“, verlangte er zu erfahren. Armstrong schnaufte. Es kratzte an ihrem Ego, dass Roy in einem solchen Ton mit ihr sprach. „Das Ausrücken sollte als Übung dienen. Sie haben noch nicht genug Erfahrungen in den kalten, winterlichen Bergen gemacht“, verteidigte die blonde und erhabene Frau ihre Entscheidung. Jeder ihrer Männer musste ein solches Training absolvieren und da Riza zur Zeit ebenfalls unter ihrem Kommando stand, musste sie ebenfalls dieses Training in Anspruch nehmen. „Haben Sie sie alleine hinausgeschickt? Ohne einen erfahrenen Mann? Ich bin enttäuscht von Ihnen, General Major. Von Ihnen hatte ich mehr erwartet“, gab er zu. Sie war eine kluge, starke und selbstbewusste Frau, die wusste, wie sie zu handeln hatte und was zu tun war, in Situationen wie diesen. Doch ausgerechnet dann, wenn die wichtigste Person seines Lebens hier war – unter ihrem Kommando – machte Armstrong einen Fehler? Das war inakzeptabel. Das konnte Roy so nicht hinnehmen. Auch sie hatte Mustang mit gutem Gewissen einen ihrer Untergebenen anvertraut. Mit dem Wissen, dass Mustang sich dafür einsetzte, dass Miles nichts passieren würde, wenn er ihn in der neuen Ishval-Politik unterstützte. Und was war der Dank dafür? „Ich verlange, dass Sie einen Suchtrupp erstellen, der nach Captain Hawkeye und möglichen Überlebenden sucht. Dafür stellen Sie mir Ihre fähigsten Männer zur Verfügung!“, befahl er. Auch wenn Fort Briggs ihr Territorium war – so lange er sich hier aufhielt, hatte man nach seiner Pfeife zu tanzen und er würde keine Widerworte dulden! Nicht bis man wusste, wo Riza war und wie es ihr ging. Während Olivier einen Suchtrupp zusammenstellte, nahm Roy Kontakt mit Central auf, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkunden. Man erarbeite noch immer die Dokumente, die dem Parlament den Weg weisen würden. „Wir sind zu einigen Entschlüssen gekommen“, erklärte einer der Generäle. „Wie lauten diese?“, wollte Roy wissen. „Wir haben beschlossen, dass es eine verfassungsgebende Versammlung geben soll, welche eine föderalistische Regierungsform schaffen muss und die Rechte der Länder schützt. Zudem muss eine angemessene Zentralinstanz geschaffen werden, die die Garantie der individuellen Rechte und Freiheiten enthält.“ Roy überlegte einen Augenblick, um dann zustimmend zu summen. „Gut“, meinte er. „Ich verlasse mich darauf, dass Sie alle ihre Arbeit zu meiner Zufriedenheit erledigen. Wenn ich wieder im Hauptquartier angekommen bin, werden wir noch einmal gemeinsam darüber sprechen und ein weiteres Vorgehen planen“, beschloss er. Alles wichtige am Telefon zu besprechen war keine Option, zumal er sich im Moment nicht konzentrieren konnte. Er verabschiedete sich und legte den Hörer auf. Der Schwarzhaarige verschnaufte einen Augenblick. Seine Lider schlossen sich und er versuchte sich zu beruhigen. Er war noch immer wütend auf das Verhalten der Blonden. Wie konnte es sein, dass sie einen solchen Fehler beging? Ob es Möglicherweise Absicht war? Vielleicht war es weit an den Haaren herbeigezogen, doch konnte es nicht vorgekommen sein, dass das Fort infiltriert wurde? „General Major! Ich muss mit Ihnen unter vier Augen sprechen!“, Roy nickte der Blonden zu, welche gerade den Suchtrupp unterwiesen hatte und wies ihr so an, ihm in ihr Büro zu folgen. Es störte die Wächterin der Briggs-Berge, dass dieser arrogante Kerl glaubte, hier das Sagen zu haben und sie hier herumkommandieren zu können. Doch nichtsdestotrotz folgte sie ihm. „Was wollen Sie, Mustang?“, fragte sie sichtlich genervt. „Wie viele Leute haben Sie in den letzten Monaten hier aufgenommen?“ „Drei. Wieso?“ „Wer?“ „Ich will wissen wieso.“ „Ich gehe davon aus, dass sich möglicherweise Spione aus Drachma eingeschlichen haben und sie somit Bescheid wussten, wann und an welchen Punkt die Einheit ihre Übungen absolviert.“ „Das ist ausgeschlossen. Drachma ist sich viel zu fein, um Spione zu schicken. Das würde an ihrem Ego kratzen. Kleinere Gruppen durchforsten die Berge und finden sie eine feindliche, dann greifen sie sie ohne Vorwarnung und ohne Wissen, wie stark sie ist und welche Ausrüstung sie haben, an. Es ist also ausgeschlossen, dass sich jemand in das Fort geschlichen haben könnte.“ Roy sah sie skeptisch an. Sie erwiderte seinen Blick kalt. Sie starrten sich noch einige Sekunden an, ehe sie den Blick von einander lösten. Es dauerte seine Zeit, bis der Suchtrupp endlich wieder zurück in das Fort kam. Leider hatten die Männer keine guten Neuigkeiten. „Wir konnten nur noch die sterblichen Überreste unserer Kameraden ausfindig machen“, berichtete der Leiter der Gruppe. Roy verspannte sich. Ihm wurde schlecht und er konnte regelrecht spüren, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich und sich der weißen Wände anpasste. „Es wird noch Zeit in Anspruch nehmen, bis wir wissen, wie der Angriff möglicherweise abgelaufen ist, doch im Augenblick sieht es stark nach einem Überraschungsangriff aus“, erklärte der Leutnant weiter. „Die Zustände der Überreste kommen einem Massaker gleich. Sie wurden übel zugerichtet und es wird schwer sein zu identifizieren, um welche Personen es sich handelt.“ Mustang wollte das alles nicht mehr hören. Er wollte gar nichts mehr davon hören. Es war ihm unbegreiflich, wie es dazu kommen konnte. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, verkrampften sich seine Finger und er krallte sich stark in sein Fleisch. Es schmerzte, doch nicht so sehr, wie der Gedanke, Riza endgültig verloren zu haben. Er sollte sie nie wieder in seine Arme schließen können? Nie wieder würde er ihren sanften Duft einatmen können? Ihr Lachen, wenn sie beisammen waren, sollte für immer verstummt sein? Dann wandte sich Leutnant schließlich an Roy und sah ihn fast schon mitleidig an. „Leider haben wir keinerlei Spuren von Captain Hawkeye finden können. Möglicherweise hat sie es geschafft in eines der umliegenden Dörfer zu fliehen. Sobald wir die Leichen geborgen haben, werden wir jedes dieser Dörfer durchsuchen.“ Roy konnte gar nicht sagen, wie erleichtert er war. Sein Herz setzte für einen Moment aus und er schluckte etwas. Wenn sie sie nicht gefunden hatten, dann hieß es, dass sie noch am Leben sein musste. Ein wenig Hoffnung flackerte wieder in ihm auf. „Wo liegen diese Dörfer? Ich werde sie durchsuchen. Gemeinsam mit meinen Männern!“, forderte er zu erfahren. Armstrong rollte mit ihren Augen. „Für den heutigen Tag sollten Sie sich besser ausruhen. Ich werde Ihnen morgen eine Karte zukommen lassen und Ihnen einen meiner Männer zur Seite stellen, der sich in den Bergen auskennt. Sie verlaufen sich am Ende nur und werden von einem Schneesturm niedergestreckt. Da hilft nicht einmal Ihre Flammenalchemie“, arrogant sah sie von ihrem Stuhl aus, zu ihm hinauf. Roy gab es nicht gerne zu, aber er sollte sich wirklich ausruhen. Er war von der langen Reise erschöpft und der Schreck steckte ihm noch immer in den Knochen. Eine Pause war die einzig vernünftigste Option, die er jetzt hatte. Mit einem erschöpften Seufzen ließ sich Roy auf sein Bett sinken. Er stützte seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab und fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht. Er fühlte sich ausgelaugt, müde und der Schock saß noch immer tief. Besser er legte sich hin und schlief ein wenig. Die Zugfahrt war anstrengend gewesen und er war schon fast 24 Stunden auf den Beinen. Seine Jacke fand ihren Platz feinsäuberlich auf seinem Stuhl. Während er die ersten Knöpfe seines Hemdes öffnete sah er zu seinem Bettzeug. Rizas Zimmer war direkt neben seinem. Ein doch recht alberner Gedanke ergriff ihn. Roy nahm sein Kissen und seine Decke, öffnete die Zimmertür und sah auf den Gang. Niemand war in der Nähe, weswegen er aus seinem Raum trat und schnell den der Blonden betrat. Er sah zu ihrem Bett und schluckte etwas. Es würde sicher nach ihr duften. Sie war knapp zwei Monate hier gewesen. Eilig tauschte Roy das Bettzeug aus und ging mit dem seiner Partnerin wieder in sein Zimmer. Er würde besser schlafen können, würde er ihren Duft riechen können. So hatte er wenigstens das Gefühl, sie wäre bei ihm. Er fand dieses Handeln selbst albern, doch er konnte nicht leugnen, dass es ihm beim einschlafen half. Eng in ihre Decke gewickelt und den Kopf tief in ihrem Kissen vergraben, sank er schneller als erwartet in das Reich der Träume. Doch trotz dessen ihre Decke und ihr Kissen zu nutzen, wurde der Dunkelhaarige öfter munter. Alpträume plagten ihn. Der Gedanke, sie könnte wirklich bei dem Angriff gestorben sein, machte ihn rasend und unruhig. Wo war sie? War sie verletzt? Wie ging es ihr? Er musste sie finden. Sie retten. Eher würde er nicht mehr ruhen können ohne dass ihn diese Fragen jede Nacht quälten. Dachte er es sei schlimm gewesen, sie gehen zu lassen und zu wissen, dass er sie einige Wochen nicht sehen würde, so würden die kommenden Tage Folter werden. 30.01.2016 Kapitel 2: Back to Central -------------------------- Diese Nacht war grauenhaft. Sie war nicht erholsam, hatte ihn mit Alpträumen gequält und ihn kaum eine Minute richtig schlafen lassen. Roy gab einen unzufriedenen Laut von sich und knurrte genervt, als es an seiner Tür klopfte. „Generalfeldmarschall, Sir! General Major Armstrong bat mich, Sie darüber zu informieren, dass gleich ein Meeting ansteht“, sprach der junge Kadett förmlich salutierend, nachdem Roy die Tür geöffnet hatte und ihn grimmig musterte. „Ich bin auf dem Weg“, erwiderte er dunkel und schloss die Tür wieder. Das alles hier war der reinste Affenstall. Auch wenn Roy erst eine Nacht hier verbracht hatte, er hielt es kaum aus. Er wollte kein weiteres Meeting besuchen. Er wollte sich verdammt nochmal endlich auf den Weg in die Dörfer machen, um nach Riza zu suchen. Er konnte nicht nachvollziehen, wie Armstrong derartig ruhig bleiben konnte. Andererseits: Was brachte es ihm, wenn er nervös und unruhig war und sich nicht auf seine Aufgaben konzentrieren konnte? Ein schweres Seufzen verließ seine Kehle und er zog sich um, damit er zu dem Meeting gehen konnte. Sein Weg führte ihn direkt in den Besprechungsraum, wo ihn schon Armstrong und ein paar ihrer Männer erwarteten. „Da sind Sie ja endlich. Ich habe mich dazu entschlossen, Ihnen einer meiner Männer zur Seite zu stellen. Alleine würden sie kaum einen Meter vorwärts kommen ohne sich in den Bergen zu verirren“, äußerte sich Armstrong kühl. Roy gab einen unzufriedenen Laut von sich. Was glaubte sie eigentlich, wer sie war und mit wem sie hier sprach? Als er noch Oberst war, hätte er dieses Verhalten akzeptiert, doch nun war er, was den Rang anging, um einiges höher als sie und sie sollte lernen ihm mehr Respekt entgegen zu bringen! Nichtsdestotrotz musste er hinnehmen, dass sie ihm jemanden zur Seite stellte. Es war vielleicht wirklich nicht so dumm, wenn sie einen Mann dabei hatten, der sich in diesen Bergen auskannte. Nachdem sie alle Vorbereitungen getroffen hatten, machte sich die Vierköpfige Mannschaft, bestehen aus Roy, Jean, Heymans und Brian, der von Armstrong bereitgestellte Mann, auf den Weg in das erste der vier Dörfer. Mustang hatte noch immer die Hoffnung, dass sie Riza auf ihrem Weg zum Dorf finden würden. Unverletzt und wohl auf. Doch wenn sie es wäre, dann hätte sie sich doch auf jeden Fall schon bei ihnen gemeldet. Der Dunkelhaarige wollte sich gar nicht vorstellen, was wäre, wenn sie in die Hände der drachmanischen Männer gelangt wäre. Selbst wenn sie verletzt sein sollte, dann hoffte er, dann hoffte er zutiefst, dass jemand sie gefunden hatte und sich um sie kümmerte. „Wir finden sie schon, Boss“, Jean legte seine Hand auf Roys Schulter und sah ihn zuversichtlich an. Dieses Mal schien sein Boss wesentlich gefasster zu sein, als damals. Aber das lag wohl auch an dem Erlebten des versprochenen Tages. Den Erzählungen zur Folge standen sie wohl alle dem Tod sehr nahe. „Sie ist stark und wir finden sie mit Sicherheit wohlauf“, wollte er seinen Freund beruhigen. Das Dorf war klein und dennoch waren viele Menschen auf den Straßen. Die Hauptstraße, zeitgleich auch der Dorfeingang, war sehr belebt. Die Menschen unterhielten sich über dieses und jenes, handelten Waren gegen Waren, die Kinder, welche noch nicht zur Schule gingen, spielten im hohen Schnee, warfen sich Schneebälle zu und bauten Schneemänner. Ein paar Hausfrauen tratschten und tuschelten, als sie die vier Männer erblickten, die sie zuvor noch nie in dieser Gegend gesehen hatten. Roy konnte die Blicke der Bewohner deutlich auf sich spüren. Sie sahen sie an, murmelten irgendetwas zueinander, wandten die Blicke ab, um auch ihre Verwandten und Freunde, welche in der Nähe waren, über ihre Ankunft zu informieren. Ein unangenehmes Gefühl, auch wenn er schon unzählige Male direkt im Mittelpunkt gestanden war. „Teilen wir uns auf?“, Breda sah zu dem Dunkelhaarigen und wartete, wie auch die anderen, auf seinen Befehl. „Ja. Wir treffen uns im Gasthaus in einer Stunde wieder.“ Roys Weg führte ihn zu der kleinen Damenrunde, welche die Männer mit Argusaugen beäugt hatte. Er verneigte sich ein wenig vor ihnen und stellte sich sowie sein Anliegen schließlich vor. Die Frauen sahen ihn besorgt an, überlegten einen Augenblick, konnten ihm jedoch leider keine Auskunft geben. Sie hatten keine Frau vom Militär hier gesehen. Eine junge Dunkelhaarige sprach ihm ihr Beileid aus und würde ihn aufsuchen, sollte sie eine Frau sehen, die auf seine Beschreibung passt. Mit einem mulmigen Gefühl bedankte er sich bei den Damen und machte sich weiter auf den Weg. Sein nächstes Ziel war eine kleine Bäckerei, doch auch hier konnte ihm niemand einen Hinweis geben. Eine knappe Stunde suchten Roy und die anderen nach der Blonden in dem kleinen Dorf. Die letzte Lokalität bei der der Schwarzhaarige nachfragen konnte, war die Bar. Er betrat sie und sah sich kurz um, ehe er jeden fragte. Roy wandte sich an den Barkeeper, doch der schüttelte nur den Kopf. Gerade als er wieder gehen wollte, legte sich eine Hand auf seine Schulter und hinderte ihn daran. „Eine junge blonde Frau aus dem Militär, sagten Sie?“ Roy wurde hellhörig. Wusste dieser Mann etwa etwas? „Haben Sie sie gesehen?“, wollte er wissen. Hoffnung schwang in seiner Stimme mit. „Ich denke schon. Gestern Abend habe ich so ein junges Ding im Wald aufgelesen. Sie war ganz durchgefroren und fast vom Schnee bedeckt. Ich habe sie mit zu mir und meiner Frau nach Hause genommen. Wenn Sie Zeit haben, dann können Sie gerne mit mir kommen und zu ihr“, schlug der ältere Mann vor und Roy nickte. Er müsse jedoch vorher seine Männer abholen. „Ich kam gerade vom Holzhacken, als ich etwas unter dem Schnee an einem Baum gesehen habe. Das arme Ding war ganz heiß und zitterte wie Espenlaub. Ich weiß nicht einmal, ob sie schon wieder aufgewacht ist. Ihr Fieber muss ziemlich hoch sein und sie war sehr unterkühlt... Meine Frau kümmert sich um sie. Wie kann es nur dazu kommen, dass sie da im Schnee lag? Sie hatte Glück, dass ich sie gefunden habe“, erklärte der alte Herr. „Sie scheint aber nicht weiter verletzt zu sein“, fügte er noch hinzu und nahm Roy somit eine seiner Fragen. Zwar war er auf der einen Seite erleichtert, doch auf der anderen war da noch immer die Angst, dass es vielleicht doch nicht Riza war, welche der Ältere gefunden hatte. Die Anspannung zerfraß den Dunkelhaarigen und er konnte es kaum abwarten, bis sie endlich da waren. Als hätte der Grauhaarige Roys Frage gespürt, zeigte er in die Richtung des Berges. „Da am Fuße wohnen wir. Es ist nicht mehr sehr weit.“ Zur selben Zeit: Ihre Lider flackerten sanft. Ein leises, gequältes und schwaches 'Uh...' ertönte in dem sonst so stillen Raum, gefolgt von dem leisen Rascheln der Decke, als sie sich bewegte. Vorsichtig setzte sich die Blonde auf, wobei ihr ein feuchter Lappen von der Stirn in den Schoß fiel. Ihre noch müden Augen scannten den Raum und die Information, die sie somit erhielt, zeigte ihr, dass sie nicht in vertrauter Umgebung war. „Ah, du bist aufgewacht, Schätzchen. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, dass du gar nicht mehr munter wirst“, die Stimme einer älteren Dame fand ihren Weg an ihr Ohr. Riza blickte zu ihr und sah eine kleine, verschrumpelte, aber freundlich lächelnde Frau mit grauen langen Haaren. „Warte, ich hol dir ein Glas Wasser. Du musst sicher fürchterlichen Durst haben“, die Fremde und doch so vertraut wirkende Dame verließ den Raum und kam wenig später mit einem Glas Wasser wieder. „Hier, trink nur aus“, sie reichte ihr das Gefäß und Riza nahm es dankend an. Gierig trank sie es fast mit einem Male leer. Ihre Kehle war wirklich sehr ausgetrocknet. „Ich werde dir gleich eine Flasche bringen, dann musst du nicht immer aufstehen, wenn du etwas trinken möchtest“,  die alte Frau lächelte sanft. „Vielen Dank. Aber... können Sie mir sagen, wo ich bin?“ Die Grauhaarige setzte sich an die Bettkante und ihr Blick wurde besorgter. „Mein Mann fand dich fast begraben unter einer schweren Schneedecke und hat dich hier her gebracht. Wir leben hier in einer kleinen Hütte am Fuße des Berges. Du hattest so starkes Fieber, Kindchen“, sie fühlte an Rizas Stirn und seufzte leise. Es war noch immer nicht ganz verschwunden. „Leg dich wieder hin. Ich werde dir eine Hühnersuppe kochen. Du brauchst deine Kräfte. Nicht nur für dich~“, wieder ein sanftes Lächeln der Älteren, ehe sie den Raum verließ und die Blonde alleine ließ. Soweit Riza es selbst beurteilen konnte, hatte sie keine schlimmen Verletzungen. Sie fühlte sich nur sehr schwach und schwindelte etwas. Vorsichtig legte sie sich wieder in das weiche Kissen und sah zum Fenster. Draußen schien die Sonne und sie konnte sehen, wie der Schnee leicht unter der Sonneneinstrahlung glitzerte. Ob Roy schon nach ihr suchte? Hatte er überhaupt schon von ihrem Verschwinden Kenntnis? Müde schloss sie ihre Augen. Sie war zu kraftlos, um sich lange darum Gedanken machen zu können, denn wenig später sank sie in einen leichten Schlaf. „Liebling, ich bin wieder da und ich hab uns Besuch mitgebracht. Sie wollen das junge Ding sehen, was ich gefunden habe“, der Ältere legte seine Jacke ab und bat die Herrschaften einzutreten. „Ich glaube sie schläft wieder. Sie war gerade erst aufgewacht. Ich habe ihr etwas zu trinken gegeben. Die Ärmste ist ja völlig dehydriert. Ah.. Guten Tag!“, die Alte verbeugte sich leicht und lächelte warm. „Schönen guten Tag. Es wäre wirklich von dringlicher Wichtigkeit, dass ich kurz zu ihr kann“, meinte Roy und das Mütterchen seufzte leise. „Die Jugend heutzutage. Na kommen Sie“, sie führte ihn zu dem Schlafraum, in welchem Riza ruhte und öffnete vorsichtig die Tür. „Aber seien Sie leise. Sie braucht alle Ruhe, die sie bekommen kann.“ Leise trat der Dunkelhaarige ein und schloss die Tür hinter sich wieder. Sein Blick legte sich auf die Person unter der dicken Daunendecke und sein Herz blieb für einen Moment stehen, ehe es schnell in seiner Brust weiter schlug. „Riza...“, hauchte er leise und erleichtert. Er war so unsagbar froh, dass es ihr scheinbar gut ging. Roy zog einen Stuhl an ihr Bett und setzte sich. Er würde hier warten, bis sie wieder munter wurde. Und wenn es Stunden brauchen würde. Es dauerte tatsächlich einiges an Zeit, bis Riza wieder munter wurde. In der Zwischenzeit hatte Roy seinen Untergebenen und auch dem älteren Ehepaar mitgeteilt, dass sie wenigstens eine Nacht hier verbringen würden. Sie mussten Riza wieder mitnehmen und konnten sie auf keinen Fall hier lassen. Das Ehepaar war damit einverstanden und machte ihren Gästen eine Schlafmöglichkeit bereit. Roy würde bei der Blonden im Zimmer schlafen, da es dort noch ein weiteres Bett gab. Zudem wollte er in ihrer Nähe sein, wenn sie aufwachte und möglicherweise keine Orientierung hatte. Er wusste nicht wie ihr Zustand wirklich war. Wenig später, am Abend, als sich Roy gerade mit einem Bericht über den Angriff beschäftigte, regte sich die Blonde und wurde endlich munter. Der Dunkelhaarige legte sogleich die Papiere bei Seite und nahm Rizas Hand in seine. „Uh... Roy..?“, flüsterte sie leise und mit heißerer Stimme. Er nickte leicht und schenkte ihr ein warmes Lächeln. Er war sich nicht sicher, ob sie wirklich wusste, dass er es war. Vielleicht ging sie nicht davon aus, dass er sie hier finden würde. Doch das sanfte Lächeln, welches sie ihm schenkte, zeigte ihm, dass sie es sich nicht nur einbildete. „Wie hast du mich gefunden?“, fragte sie mit brüchiger Stimme. Roy schüttelte leicht den Kopf. „Hier, trink erst einmal etwas. Deine Stimme ist ganz rau.“ Er reichte ihr das Glas und half ihr beim trinken. „Wir haben im Dorf hier in der Nähe nach dir gesucht. Ich bin sofort nach Briggs gekommen, nachdem ich von dem Angriff erfahren habe“, erklärte er ihr und wie er es erwartet hatte, bekam er einen tadelnden Blick von ihr. „Sie sollen doch in Sicherheit bleiben.“ Innerlich seufzte Roy leise, weil Riza wieder auf Distanz ging. Doch wer konnte es ihr verübeln? Sie waren mitten unter Fremden und sie wusste nicht, wen er noch bei sich hatte. Es konnten Menschen sein, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte und wenn sie jemand belauschte? Niemand durfte erfahren, dass zwischen ihnen noch mehr war, als eine platonische Beziehung. „Ich weiß ja. Aber wir haben uns seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen und ich konnte einfach nicht ruhig im Büro sitzen bleiben und Däumchen drehen, während irgendwelche Fremden nach dir suchen“, er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und lächelte schief. Zudem hätte ihr sonst etwas passieren können. Sie hatten beide Glück, dass sie flüchten konnte und dieser freundliche Mann sie gefunden hatte. Roy wollte sich gar nicht ausmalen, was sonst passiert wäre. Sie hätte unter den Schneemassen erfrieren können... Allein der Gedanke daran ließ ihn ihre Hand schon ein wenig fester drücken. Sie erwiderte zwar diese kleine Geste, schüttelte jedoch zart den Kopf. Er sollte sich nun keine Sorgen mehr machen. Ihr ging es gut und sie brauchte nur ein klein wenig Ruhe, um wieder gesund zu werden. Das war alles. „Nun gut. Schlaf noch etwas. Du kannst mir morgen erzählen, wie es zu dem Angriff gekommen ist“, meinte Roy ruhig und lächelte. „Ich werde hier bleiben und mir weiter die Papiere ansehen.“ Riza nickte leicht. „Wer ist noch mit dir gekommen?“, wollte sie jedoch noch wissen. „Havoc, Breda und Brian. Ein Mann von Armstrong“, schilderte der Dunkelhaarige. Doch zog er leicht die Brauen zusammen, denn Rizas Ausdruck verkrampfte sich etwas. „Ist alles in Ordnung?“, wollte er erfahren. „Lassen Sie uns darüber ein andermal sprechen.“ Die Blonde legte sich wieder gemütlicher hin, nachdem sie noch einen Schluck getrunken hatte. Roy verstand. Etwas schien mit Brian nicht in Ordnung zu sein und Riza wusste, worum es sich handelte. Für heute ließ er sie jedoch noch ruhen. Sie musste sich erholen. Roy würde sie nicht mehr hier in Briggs lassen, sondern sie wieder mit nach Central nehmen. Dafür würde er Breda hier lassen. Der Generalfeldmarschall konnte sich schon gut vorstellen, wie sehr es Armstrong aufregen würde, wenn er ihr davon berichten würde. Er konnte nicht anders, doch ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er weiter die Papiere durchsah. Nachdem er sich sicher war, dass Riza in einen tieferen Schlaf gefallen war, erhob er sich, um das Zimmer zu verlassen. Er musste noch einmal mit dem älteren Ehepaar und seinen Untergebenen reden. „Wie viel bekommen Sie hier am Fuße des Berges von den Schwierigkeiten mit Drachma mit?“, er wollte wissen, wie sehr das Volk hier in den Dörfern betroffen war. „Nicht sehr viel. Die Briggs-Männer geben sich große Mühe, dass wir nicht involviert werden“, meinte der ältere Herr. Roy nickte verstehend. Es war gut, dass die Dörfer nicht mit hinein gezogen wurden. Sie sollten sich nicht unnötig damit beschäftigen müssen. Roy überschlug seine Beine und blickte nachdenklich zu seinen Männern. Breda würde hier bleiben müssen, wenn er Riza wieder mit nach Central nahm. In ihrem derzeitigen Zustand würde er sie nicht hier lassen wollen. „Falls Sie doch etwas mitbekommen sollten, egal in welcher Hinsicht, dann kontaktieren sie das Militär bitte umgehend“, es war nötig, dass Roy genaustens wusste, was in der Region vor sich ging. Zudem wollte er die Nähe zum Volk wahren, um ihnen zu zeigen, dass sie sich auf ihn verlassen konnten. Nach dem Gespräch mit dem älteren Herren, sprach der Dunkelhaarige noch einmal mit seinen beiden Untergebenen. Er schilderte Breda, dass er sich die kommende Zeit in Briggs aufhalten würde, um Riza zu vertreten. Breda nickte verstehend und nahm den Befehl mit einem 'Jawohl!' entgegen. Roy nickte ihm zufrieden zu. Brian hielt sich während des Gespräches im Hintergrund und lauschte der Unterhaltung. Ein kaum sichtbares Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er die Arme vor der Brust verschränkte und sich weiterhin ruhig verhielt. Havoc sah einen Moment später zu ihm. Leicht zog er die Stirn in Falten. Der Blonde hatte ein ungutes Gefühl, was diesen Mann anging. „Was soll das? Sie wissen genau, dass ich Hawkeye hier in Briggs benötige! Sie können sie nicht einfach wieder mit nach Central nehmen!“ „Ich verbiete mir einen solchen Ton, Generalmajor!“ Es wurde laut in dem kleinen Besprechungsraum. Armstrong schnaufte wütend. Sie hatte Hawkeye nicht umsonst hier her bringen lassen. Sie war auf ihr Geschick angewiesen! Auf ihres und auf das von Havoc. Breda war unnütz. Sie brauchte keinen guten Taktiker in ihrer Runde. Das konnte sie auch selber übernehmen. „Wenn die Zeit reif ist, lasse ich Ihnen kompetente Männer zukommen!“, in dieser Diskussion hatte Roy das letzte Wort. Er war der Machthaber des Militärs und des Staates und Armstrong hatte ihm Folge zu leisten. Nicht andersherum! Er respektierte sie und ihre Kraft, dennoch sollte sie es nicht übertreiben. „Im Augenblick kann sie Ihnen nicht helfen“, meinte Roy. Riza war noch immer krank. „Und in ihrem Zustand wollen Sie sie nach Central bringen? Haben Sie schon darüber nachgedacht, wie sie das machen wollen? Ihr Fieber ist noch immer hoch. Sie hat es kaum bis hier her geschafft“, warf Armstrong ein und zog eine Braue in die Höhe. Sie war sich sicher Mustang damit in die Enge getrieben zu haben, doch er schüttelte nur den Kopf. „Ich habe schon längst einen Wagen geordert, der uns zurück nach Central bringt. Es geht alles seinen Gang“, äußerte er sich. Wenige Tage später machten sie sich auf den Weg zurück nach Central. Rizas Fieber war wieder gesunken, dennoch war sie noch immer nicht fit. Sie brauchte noch einige Tage Ruhe und Roy fand, dass sie diese am besten zu Hause bekommen konnte. Der Wagen hielt direkt vor der Wohnung der Blonden. Roy wies dem Fahrer an, auf ihn zu warten. Er wollte Riza wenigstens noch die Tasche nach oben bringen und sichergehen, dass sie sich gleich hinlegte, nachdem sie sich umgezogen hatte. „Sie müssen das nicht machen, Sir“, widersprach sie seinem Vorhaben, doch Roy schüttelte nur den Kopf und nahm sich ihre Tasche. Mit einem leisen Seufzen auf den Lippen ging sie vor und öffnete ihnen die Tür. Einen Schritt bei Seite tretend ließ sie ihn als ersten in ihre Wohnung und schloss die Tür wieder hinter sich. „Ich werde morgen noch einmal vorbei kommen und dir etwas Obst und Gemüse mitbringen. Hm... Am besten auch gleich eine kräftige Suppe. Trink viel Tee und schlaf dich ordentlich aus. Wenn etwas sein sollte, dann zöger nicht und ruf mich gleich an. Ich komme dann so schnell wie ich kann vorbei und-“ Roy wurde in seinem Redefluss unterbrochen, als Riza ihre Hand auf seine Brust bettete. „Ich bin nicht das erste mal erkältet“, sie lächelte sanft und schüttelte dann leicht den Kopf. „Danke“, hauchte sie sanft. Sie wusste sehr zu schätzen, wie sehr er sich um sie sorgte und sie wusste, dass er nur das Beste für sie wollte. Zärtlich streichelte er über ihre erwärmte Wange und lächelte sie liebend an. „Ich wünschte, ich könnte hier bleiben“, doch er musste wieder gehen. Es wäre nicht gut, wenn er hier bliebe. Sanft strich er mit seinem Daumen über ihre Unterlippe und beugte sich zu ihr hinunter, um sie liebevoll zu küssen. Riza erwiderte seinen Kuss und lächelte leicht. „Du solltest gehen“, der Fahrer wartete schon viel zu lange. Roy nickte leicht, strich ihr noch einmal über ihre Wange und verließ schließlich wieder ihre Wohnung und machte sich auf den Weg zu seiner eigenen Unterkunft. Währenddessen zog sich Riza um und ging ins Bett. Hayate war noch bei Fuery. Ihn würde sie erst wieder zu sich holen können, wenn es ihr besser ging. So konnte sie kaum nach draußen, um mit ihm eine Runde zu laufen. Auch wenn es die nächsten Tage etwas einsam werden würde, blieb ihr im Moment keine andere Wahl. Fuery kam jeden Tag mit Hayate vorbei und besuchte die Blonde. Nachdem er gehört hatte, dass sie wieder in Central war, wollte er ihr ihren Hund nicht vorenthalten. Außerdem glaubte er, dass es ihr schneller wieder besser gehen würde, würde sie ihren Vierbeiner sehen können. So alleine war es schon nicht sehr schön in einer großen Wohnung. „Ich freue mich schon, wenn Sie wieder auf der Arbeit sind, Captain~“, der Dunkelhaarige lächelte sanft. „Ich bin auch froh, wenn ich wieder ins Büro kann“, erwiderte die Blonde. Sie hielt es wirklich nicht mehr lange hier drinnen aus. Es fühlte sich an, als würde ihr die Decke auf den Kopf fallen und als würden die Wände immer näher kommen. Zwar kam auch Roy jeden Tag vorbei, um nach ihr zu sehen und ihr etwas zu essen mitzubringen, doch er konnte nie lange bleiben. Es wäre einfach nicht richtig. Doch auch wenn die gemeinsame Zeit nicht lange war, so war sie doch liebevoll und zärtlich. Sie berührten einander leicht, um wenigstens ein wenig Wärme vom jeweils anderen zu spüren, sie küssten sich vorsichtig und behutsam und hielten sich, wenn auch nur kurz, in den Armen. In ihrer eigenen Wohnung sollte sie sich eigentlich sicher fühlen, wenn sie in Roys Armen lag, doch das tat sie nicht. Sie war noch immer übervorsichtig. So lange Roy noch nicht die Demokratie eingeführt hatte und sie nicht offiziell als sein Bodyguard arbeiten würde, durfte ihre Beziehung nicht öffentlich gemacht werden. Es gab genug Menschen, die sie ausspionieren konnten. Es könnte ihnen beiden zum Verhängnis werden. Und sie beide wussten, dass keiner von ihnen aus dem Militär austreten würde. Riza wollte ihn weiterhin unterstützen und das nicht von zu Hause aus. Nachdem Fuery wieder gegangen war und Hayate mitgenommen hatte, erhielt sie einen Anruf von ihrer Freundin. Rebecca klang ganz aufgeregt und so ungewöhnlich fröhlich. „Ich muss dir einfach erzählen, was passiert ist!“, sprach sie laut, wodurch die Blonde den Hörer ein wenig von ihrem Ohr fernhalten musste. „Ich war mit Havoc in einer Bar in einem der Dörfer“, begann sie ihre lange Geschichte. Roy hatte veranlasst, dass sie ebenfalls nach Briggs versetzt wurde, solange Riza noch nicht zurück konnte. Rebecca war eine gute Schützin. Sie stand ihrer Freundin in nichts nach. Dennoch hatte die Dunkelhaarige ihr schon oft erzählt, dass Olivier immer wieder etwas neues an ihr zu meckern hatte, was ihr doch ziemlich auf ihr Gemüt schlug. Umso schöner war es, ihre Freundin nun fröhlicher zu hören. „Wir haben den Abend nach einem langen Training ausklingen lassen und Riza.. Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein Gentleman Havoc ist! Wieso hast du mir das nie erzählt?“, fragte sie die Blonde aufgeregt. Riza lachte nur entschuldigend. „Naja, jedenfalls...“, Rebecca sprach munter weiter und berichtete davon, wie ein Mann an der Bar sie angemacht hatte und Jean dazwischen gegangen war, mit dem Spruch, sie sei schon vergeben. „Er hat seinen Arm um mich gelegt und mich an sich gedrückt. Und nachdem der Kerl gegangen war,.. Ich hab nie darauf geachtet, was für schöne Augen Jean eigentlich hat~ Riza!“, ein schmachtendes Seufzen kam über Beccas Lippen. Sie schien hin und weg zu sein von ihrem Kollegen. Jean war ein netter und freundlicher Mensch. Es würde Riza freuen, würden er und ihre Freundin zusammenfinden. „Hör mal, ich muss auflegen. Wir sollen uns im Besprechungsraum einfinden... Scheint wohl ein Notfall. Ich melde mich später nochmal!“, ein leises Klacken war zu hören, danach das bekannte piepen. Rebecca eilte zu den Räumlichkeiten und fand eine schlecht gelaunte Olivier vor. Jean und Breda waren auch schon da, sowie einige andere Männer von Armstrong. „Es stehen drachmanische Truppen am Fuße des Berges. Sie sind schwer bewaffnet und könnten zu jeder Zeit angreifen. Haltet euch bereit, rüstet die Waffen auf und macht eure Teams kampfbereit!“, Olivier war sich sicher, dass sie die Truppen niederschlagen konnten. Sie würde sich nicht von den Drachmanern einschüchtern lassen! Becca positionierte sich gemeinsam mit Jean in einem der Wachtürme und machte ihr Gewehr bereit. „Da kommen sie!“, die beiden nickten sich zu und zielten auf die Feinde. Ein langer Kampf um Fort Briggs entfachte. Auf beiden Seiten fielen Männer, viele wurden verletzt. Jean und Rebecca hatten Glück. Sie konnten von ihrem Stützpunkt aus einige der Angreifer eliminieren. Es würde mit Sicherheit noch viel Zeit benötigen, um endlich wieder einen Waffenstillstand verhandeln zu können. Seit Roy an der Spitze des Militärs war, war Drachma von neuem misstrauisch gegenüber Amestris. Jeder hatte vom Coup d'état des Flame Alchemist gehört. Jeder wusste, dass der Führer dabei ums Leben kam und noch immer gab es Menschen die der festen Überzeugung waren, dass Roy der Verantwortliche dafür war. Trotzdessen, dass Grumman in den letzten Jaaren gut geherrscht und ebenfalls dazu beigetragen hatte, endlich eine Demokratie einzuführen und trotz vieler Gespräche mit dem Oberhaupt Drachmas, zur Versicherung, dass Amestris saturiert war und keine Gebietsansprüche mehr erheben würde, war das Verhältnis mit dem Nachbarland wieder schlimmer geworden. Man traute ihnen nicht. Auch wenn eine Vielzahl der Bürger Amestris den neuen Führer verehrten und ihn und seine noch kommende Politik guthießen – Drachma war nur schwer davon zu überzeugen, dass Roy alles andere als einen weiteren Krieg wollte. Rebecca verstand zwar, dass man Bedenken hatte, aber es machte sie auch so unfassbar wütend, dass Drachma ihnen keine einzige Chance geben wollte. In diesen sinnlosen Schlachten verloren nur beide Seiten gute Soldaten. Sie waren doch auch nur normale Männer. Väter, Söhne, Brüder... Warum musste man eine Familie auseinanderreißen, wegen Unstimmigkeiten der Oberhäupter andere Länder? Wieso musste man seine Landsleute in solche Gefahren schicken. Sie verstand es einfach nicht. Auch wenn sie selbst eine dieser Menschen war, die ihr Leben für ihr Land auf's Spiel setzte. Es war ihr unbegreiflich. Jean lächelte ihr aufmunternd zu. Irgendwie würden sie das alles durchstehen und es würde nicht mehr lange brauchen, bis Roy die Politik des Landes geändert hatte. Nicht mehr lange und er und Riza konnten endlich ihre Beziehung öffentlich machen und heiraten. Rebecca hatte schon jetzt so viele Ideen für ihre Hochzeit und ihr Hochzeitskleid. Wenn sie nur daran dachte, war sie schon ganz aufgeregt. „Lass uns duschen und dann etwas in der Kantine essen... Ich hab fürchterlichen Hunger“, meinte Becca. Der Blonde sah sie mit einem verstörten Blick an und zog eine Braue hoch. Er hatte ihren Satz etwas falsch verstanden, wie es schien, was die Dunkelhaarige zum lachen brachte. „Du Trottel! Einzeln natürlich. Für mehr kennen wir uns doch noch gar nicht richtig~“, sie schmunzelte und ließ einen verwirrten Jean im Raum stehen, welcher sich erst wieder fangen musste. Flirtete sie mit ihm? Er schüttelte den Kopf und lief ihr schließlich nach. „Wie lange wird die Reise dauern?“, verlangte Roy zu wissen. „Mit einigen Unterbrechungen und Übernachtungen, drei Tage“, antwortete ihm einer der Offiziere. Der Dunkelhaarige hatte sich, nach den Angriffen auf Briggs, dazu entschlossen sich mit dem Oberhaupt Drachmas zu treffen. Andrej Sokolow, ein ruhiger Zeitgenosse mit Argusaugen. Er beobachtete jede Bewegung seines Gegenübers ganz genau und analysierte ihn bis ins kleinste Detail. Viele hatten Angst vor ihm, genauso viele unterschätzten ihn aber auch. Roy war sich sicher, dass er sich in die Höhle des Löwen begab, wenn er nach Drachma reiste. Doch ihm blieb nichts anderes übrig, wenn er das Verhältnis der beiden Länder wieder zu einem friedlichen führen wollte. „Gut. Besorge die Zugtickets. Wir werden in drei Tagen aufbrechen!“, beschloss der Dunkelhaarige und erhob sich. „Jawohl, Sir.“ Für den heutigen Tag würde er den Heimweg antreten, um sich auf die Reise vorzubereiten. Außerdem wollte er noch einmal bei Riza vorbeischauen. Er hatte sie noch nicht in seine Pläne involviert. Es würde sehr kurzfristig für sie sein. Er klopfte an ihre Tür, nachdem er ihre Wohnung erreicht hatte und wartete darauf, dass sie öffnete. Es dauerte länger als normalerweise. Roy konnte das aufgeregte Bellen des Hundes hören, ehe er endlich das leise Klicken des Schlosses hörte und sich die Tür öffnete. „Sir..“, sie war ganz blass und schien gerade im Bad gewesen zu sein. Ihr Gesicht war noch von einem feinen Wasserfilm benetzt. „Was ist los?“, wollte er wissen und trat in ihre Wohnung. Sachte schloss er sie in seine Arme. „Ich hab mir wohl den Magen etwas verdorben...“, war ihre einzige Erklärung zu ihrem Zustand. Sanft strich er ihr eine nasse Strähne aus der Stirn und küsste diese zart. „Dann setz dich besser. Ich mache dir einen Tee.“ Wenig später saßen sie auf der Couch. Riza hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelehnt und die Augen geschlossen. „Denkst du, dir geht es in drei Tagen wieder besser? Ich habe ein Treffen mit Sokolow vereinbaren können“, erklärte er ihr. Sie nickte leicht. „Bis dahin bin ich wieder fit. Keine Sorge“, versicherte sie ihm. Sie würde ihn nicht alleine nach Drachma reisen lassen. „Würdest du vielleicht diese Nacht hier bleiben?“, fragte Riza leise ohne dabei zu ihm hinauf zu schauen. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Natürlich“, sie konnte kaum ihre Tasse halten ohne dabei leicht zu zittern. Roy küsste zärtlich ihre Schläfe und hob sie auf seine Arme, nachdem sie ihren Tee getrunken hatte, damit er sie ins Bett bringen konnte. Er stellte ihr noch ein Glas Wasser auf den Nachtschrank und wollte sie dann schlafen lassen. Im Auto hatte er noch ein paar Sachen zum Wechseln und etwas Papierarbeit, die er erledigen konnte. Doch obwohl Riza immer diejenige war, die ihn dazu drängte, die Papiere zu machen und sich zurückzuhalten, selbst in ihrer Wohnung, so war sie es heute, die ihn bei sich haben wollte. Er solle nur seine Sachen holen und zu ihr ins Bett kommen. Sie war zwar immer sehr müde und erschöpft in letzter Zeit, wenn sie von der Arbeit kam, doch richtig schlafen konnte sie nicht. Roy zog sich um und legte sich neben sie. Schützend zog er sie in seine Arme, schenkte ihr noch einen letzten Kuss des Tages und schlief mit ihr ein. In der Nacht würde er hin und wieder munter, weil Riza in das Bad stürmte. Er machte sich wirklich ernsthafte Sorgen um sie. Er folgte ihr, hielt ihre Haare zurück und streichelte ihr sanft über den Rücken. Er reichte ihr ein Glas Wasser und brachte sie wieder zurück zum Schlafzimmer. Nach einer Weile schlief sie endlich wieder und es kam zu keinem weiteren Vorfall. Am Morgen der Abreise jedoch – Roy wollte sie abholen, damit sie gemeinsam zum Bahnhof fahren konnten – fand er sie in jenem Zustand, wie vor zwei Tagen, vor. „Es geht schon, Sir“, sagte sie schnell und zog ihre Jacke an, damit sie gehen konnten. Roy sah sie misstrauisch an, nickte dann aber. Sie wusste, wann sie ihren Körper überanstrengte und wann sie sich ausruhen musste. Außerdem konnte sie sich im Zug erholen. Er hatte veranlasst, dass sie ein gemütlicheres Abteil hatten. Sie kosteten zwar mehr, aber damit Riza es bequemer hatte, sollte es nicht am Geld scheitern. „Dann lassen Sie uns aufbrechen, Captain.“ Riza nickte, nahm ihre Tasche und sie verließen ihre Wohnung, um zum Zug zu fahren. Sie war sich bewusst, dass die Reise nach Drachma für sie anstrengend werden würde, doch sie wollte Roy nicht alleine fahren lassen. Sie würde an seiner Seite bleiben und ihn schützen, sollte es zu einem Zwischenfall in Drachma kommen. 14.05.2016 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)