Trauerarbeit von nacy ================================================================================ Kapitel 1: Wenn ich euch nicht hätte... --------------------------------------- Es war tief in der Nacht, als sich ein junger Mann mit blondem Haar, an die Reling gelehnt hatte. Seine Gedanken waren verschwommen und doch, konnte er sie klar deuten. Es waren schöne Erinnerungen, an seine Kindheit gewesen und gleichzeitig schmerzte sein Herz dabei so sehr, als würde jemand versuchen es herauszureißen. „Wieso musste er nur so weit kommen, Ace“, murmelte der Mann leise und dachte dabei an seinen verstorbenen Bruder. Er machte sich schwere Vorwürfe. Wie konnte er nur seine beiden Brüder, Ruffy und Ace vergessen? Wieso ist es soweit gekommen? So oft hatte der Revolutionär in der Zeitung von den beiden gelesen, aber kein Artikel weckte seine verlorenen Erinnerungen auf. Ace musste erst sterben, damit Sabo endlich zur Besinnung kam. Aber wieso? Konnte er sich nicht eher daran erinnern? Dann hätte er damals, in Marineford helfen können und sein Bruder würde heute vielleicht noch leben. Wie es Ruffy wohl ging? Ob es ihm wieder besser ging und er sich von seinen schweren Verletzungen erholt hatte? Es waren diese Gedanken, die Sabo keine Ruhe mehr ließen und nachts wachhielten. „Sabo?“ Eine helle Stimme ließ Sabo aufschrecken. Er drehte sich um und sah direkt in die besorgten Augen von Koala. Doch lange hielt er ihren Blick nicht stand und so sah er zu Boden. „Kannst du wieder nicht schlafen?“, fragte sie leise und kam auf ihn zu. Langsam schüttelte Sabo den Kopf. „Ich hab nachgedacht“, gestand er. Er spürte, wie Koala langsam seine Hand nahm und sie sanft drückte. Sie wollte ihm so Halt vermitteln und zeigen, dass er nicht alleine war. „Komm, lass uns in die Küche gehen.“ Sabo sagte nicht, sondern ließ sich einfach von Koala leiten. Es tat ihm gut, sie und auch die anderen an seiner Seite zu wissen. Sie gaben ihm Halt und linderten seinen Schmerz etwas. Koala hatte das Licht in der Küche eingeschaltet und ließ Sabo wissen, dass er sich setzen soll, was er auch tat. Er beobachtete seine treue Kollegin, wie sie den Schrank öffnete und zwei Tassen raus holte. Dann setzte sie den Tee auf. „Willst du darüber reden?“, fragte sie Sabo, während sie darauf wartete, dass das Wasser endlich kochte. „Eigentlich nicht“, murmelte er leise. Koala akzeptierte seine Entscheidung. Sie wusste, dass es nicht gut war Sabo zu zwingen. Es war klüger ihm die Zeit zu lassen. „Du weißt, du kannst immer kommen, wenn du reden willst.“ Sabo biss sich auf die Lippe, dann nickte er zaghaft. Als der Tee fertig war, setzte sich Koala neben Sabo und schob ihm die Tasse zu. „Trink. Es wird dir gut tun.“ Sanftmütig lächelte sie ihn an. Sabo sah sie kurz an und nahm dann die Tasse in beide Hände, aber er trank nicht. Er hatte keinen Durst und auch keinen Hunger. Er fühlte nur diese unendliche Leere in seinem Herzen. Als hätte sein Leben keinen Sinn mehr, als könne er nie mehr glücklich werden. Sabo weiß nicht, wie viel zeit verstrichen war, wo die beiden nur still da saßen. Aber es war keine unangenehme Ruhe, im Gegenteil. Seit langem war es nicht mehr so friedlich ruhig gewesen und Sabo genoss es schon fast. Gleichzeitig verspürte er aber diesen Drang mit Koala darüber zu sprechen. Vielleicht würde es ihm auch ganz gut tun. Schaden konnte es ihm ja wohl kaum und selbst wenn, schlechter wie jetzt kann es ihm nicht mehr gehen. Ein tiefer Atemzug verließ seine Lippen. „Ich versteh das alles nicht“, sagte er leise und erregte sofort die Aufmerksamkeit von Koala. „Was denn?“, fragte sie ebenso leise zurück. „Wieso musste es soweit kommen? Warum konnte ich mich nicht eher an meinen Bruder erinnern“, langsam während Sabo sprach, merkte er wie seine Augen zu brennen begannen. Er konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Zu groß waren sie Vorwürfe und der Schmerz gewesen. „Verdammt Koala, es waren meine Brüder! Wieso hab ich sie vergessen? Ich konnte nicht dabei sein, als Ace starb und Ruffy schwer verletzt wurde. Ich bin so ein Loser. Wieso kann ich nicht einmal was richtig machen?!“ Schluchzend vergrub Sabo sein Gesicht in beide Hände. Es war einfach zu viel für ihn gewesen. „Ach Sabo.“ Vorsichtig legte Koala eine Hand auf Sabo´s Rücken und streichelte ihn. Weitere Minuten verstrichen, wo sie nur da sitzen und schwiegen. Nur manchmal wurde die stille von einem Schluchzen unterbrochen. „Sabo?“ Der Angesprochene wusch sich über die Augen und sah Koala dann an. „Denkst du, du hättest was ausrichten können?“ Unbeholfen zuckte Sabo mit den Schultern. „Ich weiß nicht“, sagte er leise. „Niemand weiß es, Sabo. Ich weiß, dass du um deinen Bruder trauerst. Aber in all der Trauer, darfst du deinen zweiten Bruder nicht vergessen.“ „Er hasst mich bestimmt. Ich kann ihm das noch nicht mal verübeln. Ich hasse mich selber gerade, auch ziemlich.“ Erschöpft legte Sabo seinen Kopf auf den Tisch ab. Es war anstrengend gewesen. Er hätte niemals damit gerechnet, dass die Trauerarbeit so sehr an seinen Kräften zerrte und gerade in diesem Augenblick würde er am liebsten aufgeben. Aber Koala hatte recht. Er hatte noch einen zweiten Bruder, um den er sich jetzt kümmern musste. Egal ob ihn Ruffy nun hasst oder nicht. „So darfst du nicht denken, Sabo. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich von sich stoßen wird“, versuchte ihm Koala neuen Mut zu machen. „Ich würde ihn so gerne sehen. Am liebsten würde ich mir ein Boot schnappen und zu ihm fahren. Ich will ihm alles erklären und für ihn da sein. Ich will ihn beschützen. Ich will meinen kleinen Bruder einfach nur wieder sehen.“ Die Worte sprudelten einfach so aus seinem Mund und erst der Luftmangel ließ ihn wieder schweigen. Fürsorglich streichelte Koala weiter seinen Rücken und spendete ihm so etwas Trost. „Ich weiß Sabo, aber du solltest dich nicht von deinen Gefühlen so dermaßen leiten lassen. Du und dein Bruder seit mitten in der Trauerarbeit. Wenn ihr euch jetzt trefft, dann könnten die Gefühle euch übermannen und vielleicht passiert dann etwas, was ihr beide nicht wollt. Vergiss nicht. Immerhin denkt dein Bruder, dass du vor langer Zeit gestorben bist.“ Lange dachte Sabo über das Gesagte nach. Irgendwie musste er Koala zustimmen. Vielleicht war es nicht gut, Ruffy jetzt zu treffen. Es könnte nur zu unnötigen Eskalationen führen. Vollkommen erledigt setzte sich Sabo wieder auf. Seine Augen waren rot von den zahlreichen Tränen die er gerade vergossen hatte. „Ich glaub du hast recht“, sagte er leise und lächelte zaghaft. „Danke das du mir zugehört hast.“ „Ist schon okay“, sagte Koala und holte ein Taschentuch raus. „So und jetzt putzen wir dein Näschen.“ Koala hielt Sabo, das Taschentuch vor die Nase, was diesen etwas zum lachen brachte. „Na gut.“ Er schnäuzte in das Tuch hinein, welches Koala für ihn festhielt. Natürlich war er darauf bedacht nicht alles vollzusauen, aber die Menge war doch beachtlich gewesen. Koala ließ sich ihren Ekel jedoch nicht anmerken und legte, dass vollgerotzte Tuch auf den Tisch. Sabo dem es inzwischen wieder etwas besser ging stand auf und Koala tat es ihm gleich. Bevor Sabo sich jedoch wieder auf sein Zimmer zurück ziehen konnte, umarmte Koala ihn nochmal. Sofort erwiderte Sabo die liebevolle Geste. „Lass dir so viel Zeit wie du brauchst, Sabo und lass dich von niemanden hetzen, okay?“ Sabo nickte leicht, dann ließ er Koala los. „Danke. Wirklich ohne dich und ohne die anderen, wäre ich wahrscheinlich daran kaputt gegangen.“ Koala lächelte leicht und klopfte ihrem Kollegen nochmal auf die Schulter. „Schon gut. Dafür sind Freunde ja da.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)