Verlangen und Liebe 3 von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 2: Ankunft ------------------ „Hoheit, wir sind fast da.“ Gähnend öffnete Sara die Augen und blickte zum Kutscher, der neben ihm stand und sich anscheinend ebenfalls eine Pause gönnte. Seit fast vier Tagen waren sie nun unterwegs und der König von Shimaron war froh gewesen, dass er auf den Rat einer Magd gehört hatte, die ihm vorgeschlagen hatte, für die Reise andere Kleidung anzuziehen. Er wollte gar nicht wissen, wie er gerade aussah. Wahrscheinlich völlig zerzaust und übermüdet. Er sah aus dem Fenster und tatsächlich waren in der Ferne die Türme des Schlosses zu sehen. „Wie lange wird es dauern, bis wir da sind?“ „Gegen Sonnenuntergang sollten wir ankommen.“ Der König von Shimaron nickte und setzte sich aufrecht hin. Nun würde es nicht mehr lange dauern. Wie viel sich wohl verändert hatte? Zumindest war klar, dass Yuuri immer noch so interessant war wie bisher. Wolfram allerdings… Wolfram war einfach nur störend. Mit seiner Eifersucht und seiner fehlenden Selbstbeherrschung raubte er Sara den letzten Nerv. Er verdrängte die aufkommenden Gedanken und konzentrierte sich wieder auf die Burg, die ganz langsam immer näher kam. Doch wie der Kutscher gesagt hatte, dauerte es bis zum Abend, bis sie vor dem Tor standen und hereingelassen wurden. Der König von Shimaron wurde bereits erwartet. Günther stand auf dem Hof und kaum war Sara ausgestiegen, verbeugte er sich knapp. „König Saralegui. Hattet Ihr eine angenehme Reise?“ „Sie war erträglich.“ erwiderte Sara und musste ein Grinsen zurückhalten. Er wusste, dass Günther nur so freundlich zu ihm war, weil dies durch den Friedensvertrag gefordert wurde. „Der König erwartet Euch für morgen zum Frühstück. Bitte folgt mir. Wir haben bereits ein Zimmer für Euch vorbereitet.“ Sara ging hinter Günther her, bis dieser vor einer Tür stehenblieb. „Hier ist es. Ich wünsche eine gute Nacht.“ Der junge König betrat das Zimmer, ohne zu antworten. Müde legte er seine Reisekleidung ab und ging zu Bett. Bereits nach kurzer Zeit war er eingeschlafen und wurde erst wach, als ein Sonnenstrahl ihm in die Augen fiel. Gähnend erhob er sich und zog sich an, ehe er sich die Haare kämmte und den silbernen Kamm befestigte. Als er den Korridor hinunterging, fragte er sich, ob Yuuri den Kamm wohl erkennen würde. Und falls ja, was er sagen würde. Vielleicht hatte er Wolfram von seinem Geschenk erzählt. Bei dem Gedanken lächelte er böse. Sofort besserte sich seine Stimmung und er öffnete die Tür zum Speisesaal. Die munteren Gespräche ebbten auf einen Schlag ab und ein verunsichertes Schweigen trat ein. „Guten Morgen. Sicher habt ihr gehört, dass ich gestern Abend angekommen bin.“ Yuuri stand von seinem Stuhl auf und näherte sich dem König von Shimaron. In seinen dunklen Augen lag ein Blick, den Sara als eine Mischung aus Verunsicherung, Erwartung und… Sorge interpretierte. Doch dann lächelte er vorsichtig. „Es freut mich, dass du hier bist. Bitte, setz dich doch.“ Bei seinen höflichen Worten blitzten Wolframs grüne Augen auf, doch er schien sich mühsam zusammenzureißen und er sagte nichts. „Ich freue mich ebenfalls, dass du mich eingeladen hast.“ antwortete Sara und nahm an dem Tisch Platz. Während des Essens waren alles recht still, allerdings hatte der König von Shimaron bemerkt, dass Yuuris Blick immer wieder zu dem Kamm wanderte, was ihm eine diebische Freude machte. Wenigstens war er nicht der Einzige, der ständig an jene Nacht dachte. Auch wenn Yuuris Gründe wahrscheinlich anders waren als seine. Nach dem Frühstück ging Sara in den Garten, wo er fast mit Wolfram zusammenprallte. Dieser wirkte erst überrascht, dann wütend, bevor er sich umdrehte und davon rauschte. Sara blickte ihm belustigt nach. Und den wollte Yuuri tatsächlich heiraten? Sicher schaffte der Blondschopf es nur mit Mühe, seine Zunge in Zaum zu halten. Der junge König setzte sich auf eine Bank und betrachtete die herrlichen bunten Blumen und das bunte Treiben hinter den Fenstern des Schlosses. Doch schließlich wurde es ihm zu warm und er zog sich in sein Zimmer zurück, wo er wieder in seinen Gedanken versank. Er bemerkte nicht einmal, wie der heiße Mittag sich in einen erträglichen Nachmittag verwandelte. Erst als es an der Tür klopfte, zuckte er erschrocken zusammen und blickte hoch. „Ja?“ Zu Saras Erstaunen betrat Wolfram das Zimmer. Jedoch hatte sich der König von Shimaron schnell wieder unter Kontrolle. Eigentlich hätte er sich das denken können. Nun, immerhin hatte der andere fast den ganzen Tag durchgehalten. „Was gibt es?“ fragte er ruhig, als Wolfram die Tür schloss und ihn mit finsterem Blick ansah. „Ich muss mit dir reden.“ erwiderte der Blondschopf. „Und worüber?“ „Warum bist du hier?“ „Weil ich eingeladen wurde.“ antwortete Sara schlicht. „Nur wegen des Friedensvertrages, den du Yuuri aufgezwungen hast.“ „Dennoch wurde ich eingeladen.“ Der König von Shimaron musterte Wolfgang nun genau. „Anscheinend bist du nicht nur stur, gewalttätig und eifersüchtig, sondern auch noch paranoid. Was denkst du, wird passieren? Glaubst du ernsthaft, ich werde diese Hochzeit verhindern?“ Der andere wurde nicht rot, doch ein leichtes Rosa erschien auf seinen Wangen. Sara setzte sich auf einen Stuhl in der Nähe und schlug lässig die Beine übereinander. „Das habe ich mir schon halb gedacht. Was willst du nun tun? Mich zwingen zu gehen? Ich will dir eines sagen: Ich habe kein Interesse an Yuuri.“ „Anscheinend schon, sonst hättest du wohl kaum mit ihm geschlafen, oder?“ Sara merkte, wie Wut in ihm hochkochte. Warum waren nur alle, die von diesem Ereignis wussten, so dämlich? Mühsam hielt er seine Stimme ruhig, als er antwortete. „Das war hauptsächlich der Verdienst deines Verlobten. Ich habe mich ihm jedenfalls nicht auf einem Silbertablett angeboten.“ „Du verdammter...“ Der Blondschopf packte Sara am Kragen seines Oberteils und zerrte ihn wieder auf die Beine. „Hör mir gut zu. Wenn ich merke, dass du Yuuri schaden willst oder irgendetwas anderes versuchst, sorge ich dafür, dass du merkst, wie dämonisch ich werden kann, verstanden?“ „Jetzt habe ich aber furchtbare Angst.“ erwiderte der junge König sarkastisch und blickte dem anderen in die tiefgrünen Augen. „Oh nein, das wirst du nicht tun.“ Wolfram stieß Sara von sich, der dadurch den Halt verlor und zu Boden fiel, wobei seine Brille klappernd davonflog. „Was sollte das denn?“ rief er wütend, nachdem er sich von seinem ersten Schrecken erholt hatte. „Du wolltest deine Fähigkeit wieder bei mir einsetzen, nicht wahr? Aber da muss ich dich enttäuschen, das wird nicht funktionieren.“ „Um meine Fähigkeit zu nutzen, muss ich meine Brille abnehmen, du dämlicher Idiot!“ Unvermittelt öffnete sich die Tür und Yuuri kam herein. „Sara, hast du...was ist denn hier los?“ Verwirrt blickte der Dämonenkönig von Wolfram, der schwer atmend dastand, als wäre er gerannt zu Sara, der sich inzwischen auf die Arme gestützt hatte und den Blondschopf mit tödlichem Blick anfunkelte. „Nichts weiter. Dein Verlobter hat nur gerade völlig den Verstand verloren, das ist alles.“ fauchte Sara und stand auf. „Wolfram!“ Yuuri schien zwischen Fassungslosigkeit und Wut zu schwanken. „Ich dachte, wir hätten das besprochen.“ Immer noch zornig, wandte sich Wolfram nun an Yuuri. „Er hat irgendetwas vor, das spüre ich. Ich werde mir von ihm nicht unsere Hochzeit kaputt machen lassen.“ „Völliger Humbug.“ meinte Sara und setzte seine Brille wieder auf. „Du hast mir doch versprochen, dich Sara gegenüber zurückzuhalten.“ „Ich weiß. Es tut mir leid.“ „Sag das nicht mir, sondern ihm.“ Der Blondschopf wirbelte zu Sara herum. „Ich werde dich genau im Auge behalten.“ sagte er und ging auf die Tür zu. „Wolfram!“ Yuuri sah wieder zu Sara. „Ich muss mich für ihn entschuldigen. Er ist nur wegen der Hochzeit etwas durcheinander.“ „Verständlich.“ „Sehen wir uns nachher beim Abendessen?“ „Sicher.“ „Also dann...entschuldige mich bitte.“ Damit verschwand auch Yuuri und der König von Shimaron blieb alleine zurück. Während er sich wieder beruhigte, überlegte er, was er nun tun sollte. Er würde sich auf jeden Fall für das, was gerade passiert war, rächen. Anscheinend dachte Wolfram, er wäre der strahlende Held, der die Prinzessin vor dem bösen Drachen beschützen musste. Sara gefiel die Vorstellung, dass er in dieser Geschichte der Drache war. „Du wirst eines lernen, Wolfram: Wer mit dem Feuer spielt, kann sich leicht verbrennen. Ich bin gespannt, wie weit ich dich biegen kann, ehe du brichst.“ Sara kicherte kurz böse und blickte mit glühenden Augen zur Tür. Das würde bestimmt lustig werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)