Seelen- Bound von Dolette (gebunden) ================================================================================ Prolog: -------- Das eigentümliche, nächtliche Treffen mit Nate und seinen Leuten lag mittlerweile ein paar Wochen, vielleicht waren es auch Monate, zurück und der Wirbel und die Aufregung hatte nur allmählich in unserem Zuhause, den unterirdischen Höhlen in der kargen Wüste Arizonas, abgenommen. Es gab noch mehr Rebellen. Es gab noch mehr Menschen. Und es gab noch mehr Seelen wie mich. Die Begegnung mit Burns hatte mich aufhorchen lassen und wie so oft, seit ich auf diesen Planeten gewandert war, hinterließ dieses Treffen die widersprüchligsten Gefühle in mir. Ich war erfreut und aufgeregt, dass es mehr gab wie mich. Nicht so unfreiwillige Exemplare wie Sunny, die nur noch Jodis Körper bewohnen durfte, weil diese noch immer nicht erwacht war. Aber ich hatte auch Angst. Ich wähnte mich am Ziel. Im Schoße meiner Familie. In den Armen von Ian. Ich sehnte mich nach Frieden. Ein Aufstand würde seine Opfer fordern und durch Burns hatte ich gehofft es würde vielleicht einen anderen weg geben. Doch die Stimmen wurden lauter. Die Zuversicht meiner Familienmitglieder wuchs stetig, mit jedem Treffen mit Nates Leuten. Jared war begeistert gewesen. Wenn es doch noch so viele gab, würde man wirklich einen Aufstand proben können. Ian und Kyle stimmten zwar nur halbherzig mit ein, ihre Gefühle beherrschten sie zur Zeit noch zu sehr. Doch auch die anderen waren in einer, wie ich fand, unheilvollen Hochstimmung. Beim letzten Handelstreffen hatte Nate vorgeschlagen einen gemeinsamen Suchtrupp loszuschicken. Erst zu den anderen drei Gruppen um Gail, Russel und Max, um sich dort zu erkundigen, ob sie mittlerweile schon auf mehr Zellen, wie er es nannte, gestoßen waren und dann mit anderen aus ihren Kreisen weiter zu suchen. Das war Thema der heutigen Ratssitzung, dessen Mitglieder mittlerweile auf den harten Kern abgespeckt waren. Ich schaute abwechselnd die Gesichter meiner engsten Vertrauten an. Zuerst Ian, direkt neben mir. Er suchte wann immer wir zusammen waren, und das war so gut wie immer, meine Nähe. Kurz nach meinem neuesten Erwachen war ich mir noch so sicher gewesen, dass die Gefühle, unter den vielen die ich hegte, für ihn absolut hervorstachen. Er war mein Anker, das hatte sich nicht geändert. Ich liebte ihn, daran bestand kein Zweifel. Aber irgendetwas hielt mich noch immer zurück. Unsicher ob es die Schüchternheit von Petals Open to the Moon war, meinem jungen Wirt, oder die nicht enden wollenden Gefühle für Jared, hielt ich ihn immer noch auf Abstand. Ich verfluchte mich selbst. Dafür hatte ich nicht gelogen, was ihr Alter anging. Mein Alter. Dieser Körper. Mein Körper war vor einigen Monaten 17 Jahre alt geworden und ich hatte es geschafft meine Familie mit einer Lüge davon zu überzeugen, dass es schon 18 waren. Nur um nicht zurückgewiesen zu werden, wie ich es noch schmerzlich aus den Erinnerungen von Melanie im Kopf hatte. Hingehalten. Bis es sittsam war. Ich seufzte kaum merklich, als sich seine riesige Pranke auf meinen Blick hin um meine zierliche Hand schloss und ließ ihn gewähren. Ich ließ meinen Blick weiter streifen. Neben Ian stand Doc in einem der blauen Lichtkegel der Turnhalle. Mit verschränkten Armen vor der Brust hatte er Jebs Ausführungen gelauscht. Auch er war durchaus angetan von der Vorstellung mehr Verbündete in den Weiten dieser Welt erahnen zu können, obwohl ihm die Art wie wir die Welt Stück für Stück auf unsere ganz eigene Weise zurück eroberten wohl am ehesten zusagte. Kyle nahm zwar auch an dieser Versammlung teil, aber im Prinzip hatte er kein Mitspracherecht. Selbst wenn er weitestgehend rehabilitiert war, von dem Mordversuch an mir, ließ Sunny ihn definitiv nicht hinaus. Und allmählich fand er sich damit ab, bis es ihm mehr und mehr zu gefallen schien. Ian meinte mal zu mir, dass er glaubte, dass Kyle Sunny vielleicht sogar noch etwas mehr liebte als Jodi, wenn auch er sich und allen anderen das sicher nie eingestehen würde. Jeb hatte sein Pokerface seit dieser unerwarteten Entwicklung kaum mehr abgelegt. Ich fragte mich was ihm wohl hinter seiner Fassade wirklich Sorgen bereitete. Wollte er seine Leute einfach nicht in größere Gefahr bringen als eh schon? Vertraute er Nate überhaupt, so wie der begeisterte Jared? Oder war er womöglich mittlerweile nach all den entbehrungsreichen Jahren einfach müde und wollte, dass alles zu Hause weiter seinen Gang ging wie bisher? Er zwinkerte, als er meinen Blick auf sich ruhen spürte. Ich versuchte mich an einem schwachen Lächeln, bemüht meinen eigenen Zwiespalt zu verschleiern, doch es gelang mir nur ein Schüchternes. Ich war mir sicher, dass er die hübsche Fassade meines viel zu passenden Äußeren mit Leichtigkeit durchschaute. Jamie hatte recht gehabt. Es passte irgendwie zu mir, obwohl ich nach der ganzen Zeit in dem ich schon alleine in ihm wohnte noch immer nicht richtig angekommen war. Es frustrierte mich zunehmend, dass dieser zierliche Wirt einfach nicht stärker und ausdauernder werden wollte. Physisch und psychisch. Die Erfahrungen in Melanies Körper waren einfach allgegenwärtig. Viel zu einschneidend hatte dieses knappe Jahr mein ganzes Sein so nachhaltig geprägt, dass ich, obwohl ich eigentlich nie alleine war, oft einsam war. Einem alten Impuls folgend, schaute ich zu Jared und wartete auf die magische Anziehungskraft die Melanies Körper immer dann unbändig überwältigte, wann immer ich ihn auch nur angesehen hatte. Sie blieb aus. Mein noch immer untrainiertes Herz verspürte dennoch einen tiefen Stich, als ich seine Lachfalten entdeckte. Er war so aufgeregt. Wie ein kleiner Junge. Ich kramte in Melanies Erinnerungen, doch so einen Entdeckerdrang kannte auch sie nicht. Ich schluckte und musste zu Boden schauen damit ich die aufsteigende Hitze in meinen Wangen zügeln konnte. Mein Blick traf den von Melanie, nachdem ich mich mit einer leicht zittrigen Hand versichert hatte, dass es mir gelungen war, mich zu beruhigen. Der direkte Blick in ihre grünbraunen Augen traf mich unvorbereitet, wenn auch es schon fast ein festes Ritual geworden war, dass sie meine Wirrung mit einem Blick auffing, wann immer ich Jared ansah. Ich schämte mich zwar, aber ihr Blick war tröstend. Nie war darin Missfallen zu sehen. Und oft bildete ich mir ein darin die selbe Sehnsucht zu finden, wie ich sie auch in meinen Augen vermutete. Nur wonach sehnten wir uns so? Ich mich nach Jared? Sie sich etwa nach Ian? Nein. Ich schloss es aus, dass Melanie sich selbst nach Ian sehnte. Ich kannte ihre Gefühle ihm gegenüber und sie mochte ihn nicht sonderlich. Wer konnte es ihr verdenken? Aber hatte ihr Körper angefangen sich ähnlich nach ihm zu verzehren, wie er es nach Jared tat, als ich noch in ihm wohnte? So gerne hätte ich sie gefragt. Sie gefragt was sie fühlte. Was ihren Blick so sehnsüchtig erscheinen ließ, doch wir waren nie alleine. Waren nicht Jared oder Ian um uns herum, so war Jamie da. Und wenn nicht er dann irgendeiner der anderen. Ich vermisste Sie. Ich vermisste sie in meinem Kopf. Ihre Präsenz zu fühlen, ihren Rat, ihre Nähe. Alles. Ich betrachtete sie noch immer. Ihre makellose, starke Schönheit. Sie hatte sich mittlerweile abgewandt und schien dem Gespräch zu folgen, das ich offenbar völlig verpasst hatte. "Also ist es abgemacht?", fragte Jeb leise, wie aus weiter Ferne. Mein Verstand rückte nur allmählich ins hier und jetzt. Ian drückte meine Hand. "Ist das okay für dich?" Seine Stimme war nah und klar. Ich starrte ihn entgeistert an. Ein Blick zurück zu Melanie verriet mir, dass sie doch ihren Gedanken nachgehangen hatte und vor den vollendeten Tatsachen vor die wir gestellt wurden, kurz erschrak. "Keiner findet sich da draußen so gut zurecht wie Jared und Ian und wird vorallem auch mit Nates Leuten fertig.", drängte Jeb und sah uns abwechselnd an. Melanie erbleichte und ich schaute auf in die blauen Augen, die mich an die Erde fesselten. Wir sprachen wie aus einem Munde. Betreten, aber klar und deutlich. "Okay." "Für die Menschheit.", hängte Melanie noch hinten dran und versuchte es scherzhaft klingen zu lassen. Jared legte einen Arm um ihre Taille und zog sie enger an sich. Sie war noch immer starr. Kein Einwand. Untypisch für ihre Kämpfernatur. Untypisch für die starke Frau die eine Seele umgedreht hatte, um zu ihrem Geliebten und ihrem Bruder zurück zukommen. Unwillkürlich fragte ich mich, ob sie auch so reagiert hätte wenn es hier um Jamie gegangen wäre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)