This Day Will Die Tonight von Puppenspieler (Eulen-Eskapaden & Katzen-Katastrophen) ================================================================================ Kapitel 4: Caught Up In The Arms Race ------------------------------------- „Chat Noir an Team Shiba Inu. Statusbericht.” – „Team Shiba Inu hier! Wir sind aktuell zentral im ersten Stock im Fachraum für Geschichte versteckt. Die Eulen haben uns beinahe schon wieder erwischt. Wir haben Waffen. Werden hier aussitzen, bis City Boy sich meldet.“ Tetsurou grinste, Tsukki neben ihm schnaubte unverhohlen amüsiert. Es war auch lustig, das musste Tetsurou zugeben. Codenamen waren eine wunderbare Idee gewesen. „Wisst ihr, wohin die Eulen unterwegs sind?“ Shibayama am anderen Ende der Leitung seufzte. „Vermutlich noch in der Nähe. Manchmal können wir was hören.“ Nachdenklich lehnte Tetsurou sich zurück. Er und Tsukki hatten sich in einem Klassenraum im Erdgeschoss stationiert, nachdem sie sonst nichts zu tun gehabt hatten und die ersten Fallen gestellt waren. Es war unglaublich unterhaltend, dem ganzen Drama da draußen nur über die Kopfhörer der Freisprechanlage zuzuhören, die an Tetsurous Telefon befestigt war, aber so langsam wurde es doch langweilig. Und von dem vagen Gebrüll her zu urteilen, das er im Hintergrund der Verbindung hörte, war Yamamoto wohl noch ganz schön beschäftigt.   „Okay, hört zu. Lotst sie runter ins Erdgeschoss, und dann hinten zu den Musikräumen.“ Er grinste boshaft. „Wir haben schon alles vorbereitet.“ – „Roger!“ Im Chor, mal wieder. Tetsurou schnaubte erheitert und stand auf. Tsukki tat es ihm gleich, auch wenn seinem Blick absolut jede Begeisterung für ihre Aktionen fehlte. Trotzdem folgte er, als Tetsurou ihr bequemes Versteck verließ. Leise schlichen sie zu den Musikräumen. Einige Türen waren verdächtig nur angelehnt – was man im Dunkeln nicht sah, waren die nassen Tafelschwämme, die oben in den Spalt zwischen Schiebetür und Rahmen geklemmt waren. Vor einer der leicht geöffneten Türen blieb er stehen und streckte grinsend die Hand nach Tsukkis Handy aus. „Her damit~“ Tsukki verdrehte die Augen, reichte Tetsurou aber sein Handy mit einem giftigen Blick, nachdem er sorgfältig seine Kopfhörer abgestöpselt hatte. „Keine Sorge, ich halte dich auf dem Laufenden.“ – „Außer hirnloses Gebrüll verpasse ich sowieso nichts.“ – „Aber es stört dich trotzdem, dass du jetzt nichts mehr mitkriegst.“ Tsukki antwortete nicht mehr, doch für Tetsurou war das vernichtende Funkeln in seinen Augen Antwort genug. Lachend schaltete er die Aufnahme auf Tsukkis Handy an, die sie vorhin gemacht hatten – nichts sinnvolles, nur einen Haufen Lärm, der gerade noch so tat, als versuche da jemand, leise zu sein. Genug, um ein paar dumme Eulen in die Falle zu locken, war es wohl allemal. Schwungvoll schob er das Handy durch den Türspalt in den Raum dahinter, dann winkte er Tsukki. Ihre Arbeit hier war getan.   Hinter einer der bis gerade noch geschlossenen Türen verschanzten sie sich. Die Tür einen Spalt weit geöffnet, einen nassen Schwamm hineingeklemmt, und hinter einer Barrikade aus Stühlen ihre Munition aufgeschichtet. Zu den Wasserbomben hatten sich längst noch ein paar Tafelschwämme gesellt, die sie aus diversen Klassenräumen geklaut hatten, die sich auf ihrem Weg befanden. In einer kleinen Schachtel lagen genug Kreidestücke, um unangenehm schmerzhafte Wurfgeschosse für den Rest des Gefechts zu haben. Tetsurou lehnte sich entspannt zurück. „Mal sehen, wann die Eulen uns ins Netz gehen“, kommentierte er munter – genau in dem Moment, in dem Lärm auf dem Schulflur laut wurde. Rufe und laute Schritte, und plötzlich ein lauter Fluch. Da war wohl der erste Schwamm gefallen. Tetsurou erstickte sein Lachen hinter der vorgehaltenen Hand. Aus seinen Kopfhörern ertönte ein leises, ehrfürchtiges „Wahnsinn!“, das eindeutig von Inuoka kam. „Diese verdammten Katzen!“, fluchte jemand – Konoha, glaubte Tetsurou zu erkennen. Noch mehr Türen gingen, noch mehr Flüche über fallende Schwämme.   Als die Tür zu ihrem Versteck aufging, fiel der nasse Schwamm mit einem traurigen Platschen zu Boden, statt irgendjemanden zu treffen, und ein triumphierend grinsender Konoha stand im Türrahmen. „Ha! Immer der gleiche Trick wird alt!“, lachte Komi, während er sich neben Konoha schob. Tetsurou warf einen Blick zu Tsukki hinüber, nickte kaum merklich. In einer wie eingeübt synchronen Bewegung fuhren sie hinter ihrem Schutzwall auf, und im nächsten Moment hatten Konoha und Komi triefend nasse, kreideschmutzige Tafelschwämme im Gesicht. Tetsurou lachte. Tsukki grinste unverhohlen schadenfroh. Konoha stand entgeistert da, Kreidewasser und Entsetzen im Gesicht. Komi war da schneller wieder beisammen – noch bevor der Schwamm, der ihn getroffen hatte, zu Boden hätte fallen können, hatte er ihn in der Hand. Mit dem freien Arm wischte er sich das Dreckwasser aus dem Gesicht. Hinter den Beiden erblickte Tetsurou gerade rechtzeitig Sarus Bewegung, dass er sich hinter seine Barrikade ducken konnte. Die Wasserbombe, die geflogen kam, zerplatzte nutzlos an den Stühlen. Als Tetsurou wieder hochkam, waren alle drei Eulen bis an die Zähne bewaffnet. „Saru! Konoha! Zahlen wir’s diesen Straßenkatzen heim!“ Tsukkis Gesicht verfinsterte sich, während ein weiterer Schwamm auf Komi flog. Obwohl er die Attacke kommen sah, konnte er sie dank voller Hände nicht abwehren und wurde wieder frontal getroffen. „Entschuldigung~ Ich bin keine Katze.“ Komi schnaubte, spuckte Wasser aus. In seinen Augen lag ein wahnsinniges Funkeln, das wunderbar belegte, dass drei Jahre mit Bokuto eindeutig zu viel gemeinsam verbrachte Zeit waren. „Ihr habt’s gehört! Kein Erbarmen den Krähen!“   Es dauerte keine fünf Minuten, bis der gesamte Raum in Ballonfetzen und Kreidewasser schwamm.       ***       Drei gegen einen war unfair. Taketora wischte sich erschöpft über das nasse Gesicht. Seine Wasserbomben waren längst zur Neige gegangen, inzwischen ging es nur noch darum, nicht zur Zielscheibe zu werden – ein Plan, der scheiterte, weil er einfach nicht drei Richtungen gleichzeitig ausweichen konnte. Aber er würde nicht aufgeben! Er wusste, Noya und Ryuu waren auf dem Weg. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Verstärkung eintraf, und dann würden sie Fukuroudani zurückschlagen und aus ihnen herausprügeln, wo sie Lev festhielten. Wieder flog eine Wasserbombe. Taketora sprang zur Seite, rollte sich ab und kam wieder auf die Füße. Karasunos Nummer Zehn, der geworfen hatte, verzog unwillig das Gesicht. „Noch einmal!“, rief er aus, entschlossen, griff nach einer weiteren Wasserbombe. Seine Zielfähigkeiten waren die schlechtesten. Er war viel ungefährlicher als Washio und Bokuto. Dass die beiden gerade auch nach neuer Munition griffen, war entsprechend beunruhigender und Taketora schluckte, machte sich schon auf den unvermeidlichen Treffer gefasst, der da kommen würde. Er konnte ihnen nicht beiden ausweichen. Die erste Bombe flog. Taketora wich aus. Er wusste, die Zweite würde ihn treffen, riss vorsorglich schon die Arme vors Gesicht–   „Rolling Thunder!!!“   Die Bombe traf nicht. Stattdessen zerbarst sie an Noyas Unterarmen, der den wassergefüllten Ballon angenommen hatte wie einen Volleyball. „Noya-San, das war so cool!” Mit wenigen Schritten schloss Ryuu zu ihnen auf. Er grinste, drückte Taketora einen Müllbeutel voll Wasserbomben in die Hände. „Sorry, dass wir so spät sind, Tora!“ Taketora schüttelte den Kopf. Er grinste selbstbewusst, griff nach einer der neuen Wasserbomben. „Ihr kommt gerade recht… Wir müssen die Eulen fertig machen. Zwingen wir sie dazu, zu verraten, wo ihr verdammter Stützpunkt liegt!“   „WOAH! Shouyou?! Was machst du denn hier?!“ – „Nishinoya-San!“ Taketora ließ verdutzt die Wasserbombe wieder sinken. Noya schien vergessen zu haben, dass sie im Krieg waren, stattdessen lief er um Nummer Zehn herum, als könne er nicht ganz glauben, ihn hier zu sehen. Nummer Zehn unterdessen sah aus, als hätte er ein paar Gespenster gesehen und eine überdeutliche Panik machte sich in seinem Gesicht breit. „I-ich kann das erklären! Ich wusste doch nicht– Bokuto-San hat–“ – „Hey hey hey! Finger weg von unserem Chibi, Libero-Kun! Der ist einfach so in unser Hauptquartier reingeplatzt, es gab keine andere Möglichkeit, als ihn ins Team zu holen!“ Während Noya und Nummer Zehn noch diskutierten – Bokuto wurde ignoriert, was dem gar nicht gefiel –, schien die Schlacht für einen Moment einfach zu stoppen. Washio stand nur da, eine Wasserbombe in der Hand, und Bokuto sprang empört und „hey hey hey!“ rufend um die beiden kleinwüchsigen Krähen herum. Ryuu verfolgte das Spektakel in einer Mischung aus Verdutzen und Amüsement. Taketora beschloss, die Gelegenheit zu nutzen, um Kuroo zu kontaktieren. Nach einer kurzen Begrüßung leitete er weiter, was er gerade von Bokuto gehört hatte – sie hatten Karasunos Chibi eingesammelt, sie hatten ihn nur deshalb bei sich, weil er in ihr Hauptquartier gestolpert war. Es klang, als würde Kuroos Handy runterfallen, dann hörte er ein Klatschen, das verdächtig nach Hand auf Stirn klang.   „Sie sind im Herrenklo“, verkündete Kuroo schließlich mit so viel ungläubiger Empörung, dass Taketora sich automatisch auch empört fühlte, obwohl er nicht ganz begriff, was das Problem war. „Okay. Ich sag Team Shiba Inu Bescheid. Ihr werdet die Stellung halten und dafür sorgen, dass die Eulen nicht zur Verstärkung anrücken können. Titan und ich haben vorhin einen Zusammenstoß mit dem restlichen Flattervieh gehabt, die dürften erstmal für ein Weilchen außer Gefecht gesetzt sein.“ – „Verstanden!“ Das Handy wieder sicher verstaut kehrte Taketoras Aufmerksamkeit zum Schlachtfeld zurück, wo immer noch munter diskutiert wurde. „Noya-San! Ryuu! Wir haben neue Befehle! Chat Noir sagt, wir sollen hier die Stellung halten, während Team Shiba Inu sich um Russian Roulette kümmert!“ Kurz herrschte Stille. Dann nickte Noya, wandte sich mit todernstem Gesicht an Nummer Zehn. „Es tut mir Leid, Shouyou. Aber heute stehen wir auf verschiedenen Seiten des Netzes.“ Nummer Zehn nickte, genauso todernst. Es war ein tragischer, herzzerreißender Anblick, der nicht nur Ryuu die Tränen in die Augen trieb. Taketora schaffte es darüber sogar fast, Bokutos empörtes Geschrei auszublenden. „Wie, die haben Codenamen?!?! Wieso haben wir keine Codenamen?! Ich will auch Codenamen, hey hey hey!!! Washio, Chibi! Ab jetzt haben wir Codenamen!“       ***       Wataru stöhnte entnervt, ließ seinen Kopf gegen die kalten Fliesen hinter ihm sacken. Er hatte das letzte Mal vor einer gefühlten Ewigkeit auf die Uhr geguckt, und da war er schon seit über einer halben Stunde mit Nekomas Riesen geschlagen gewesen. Zuerst war es cool gewesen, dass er es geschafft hatte, den Kerl einzufangen und angebunden in ihr Hauptquartier zu bringen. Dann hatte er den Mund aufgemacht.   „–und dann hat Yaku-San mir völlig ohne Grund gegens Schienbein getreten. Dabei hab ich ihm nur helfen wollen, die Tafel zu putzen, wo er doch so klein ist. Er kommt ja gar nicht richtig an den oberen Rand dran.“ Watarus Kopf kollidierte noch einmal mit der Wand. Seit er diesen Kerl festgesetzt hatte, musste er sich eine dumme Anekdote nach der anderen anhören, wobei die meisten in „Und dann hat Yaku-San mich getreten“ endeten. Wenn das hier vorbei war, würde Wataru Nekomas Libero freundlich darum bitten, noch ein paar Mal öfter zuzutreten. Der Riese hatte es eindeutig verdient! „Du solltest nicht so ein langes Gesicht machen, weißt du? Oh! Oder ist dein Gesicht etwa immer so?“ Resigniert vergrub Wataru das Gesicht in den Händen. So langsam wünschte er sich nur noch, dass wahlweise endlich die versprochene Ablöse kam, die unter Garantie längst zu spät war, oder Nekoma in einer albernen Rettungsaktion die Tür aufschlug und ihn von diesem riesigen Idioten befreite. Außerdem machte er nicht bei dieser Schlacht mit, um ewig im Hauptquartier zu versauern! Er wollte genauso kämpfen wie die anderen.   Die Tür flog auf. Wataru sprang reflexartig auf die Füße. „Team Shiba Inu zur Rettung!“ Zwei von Nekomas Erstklässlern standen in der Tür, beide bewaffnet mit Besen, die sie drohend vor sich hielten. Einer der beiden hatte außerdem einen Mülleimerdeckel als Schild bei sich. Wataru starrte entgeistert auf die beiden Jungs, dann lachte er hilflos auf. Eigentlich hätte er kämpfen sollen. Das war doch seine Chance! Hatte er nicht eben noch gedanklich lamentiert, dass er unbedingt auch in die Schlacht ziehen wollte? Andererseits war der Gedanke, darum zu kämpfen, den Riesen zu behalten, einfach überhaupt nicht reizvoll. „Shibayama! Inuoka! Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen, findet ihr nicht?“ – „He, Lev, sei dankbar, dass wir dich überhaupt retten kommen!“ – „Aber natürlich kommt ihr mich retten; ihr braucht euer Ass doch, ohne mich seit ihr doch aufgeschmissen.“ Das besentragende Rettungskommando tauschte einen Blick aus, der ein bisschen so aussah, als überlegten sie selbst, den Riesen einfach zurückzulassen. Wataru spürte, wie sein Magen krampfte. Bloß nicht! Er wollte den Kerl wirklich nicht mehr behalten! In einer eindeutigen Geste hob er die Hände. „Ich ergebe mich!“ Nehmt ihn mit. Nehmt ihn einfach mit!   „Was?“ Die beiden tauschten verwirrte Blicke, dann sahen sie wieder zu Wataru hinüber, der sich beeilte, zu nicken. „Nehmt ihn mit! Ich bin eindeutig in der Unterzahl, und ihr seid viel besser bewaffnet als ich!“ Es war eigentlich nur Bokuto zu verdanken, dass er wirklich überzeugend dabei klang. Eigentlich traute Wataru sich locker zu, die beiden Knirpse zu erledigen. Schon alleine, weil er viele, viele Wasserbomben hier hatte – die er mit Klauen und Zähnen verteidigen würde, wenn es nötig wäre. Bisher aber war die Aufmerksamkeit der Katzen noch gar nicht auf das Vorratslager gefallen, so ein Glück. „Also ich würde Inuoka und Shibayama locker in die Flucht schlagen können“, kommentierte der Riese. Es brauchte einen bösen Blick von dem größeren der beiden Besenträger, bevor er gönnerhaft hinzufügte: „Aber ich bin ja auch ein Ass. Das Langgesicht hier ist natürlich ein ganz anderes Kaliber als ich.“ „Okay.“ Das war jetzt der kleinere vom Rettungskommando. Nekomas zweiter Libero, wenn Wataru sich recht erinnerte. „Gut. Sou, mach Haiba-Kun los. Ich behalte die Eule im Auge, man kann nie wissen.“ Sein Blick war misstrauisch, und er ließ tatsächlich keine Sekunde von Wataru ab, obwohl der wirklich nicht im Geringsten plante, Nekoma gerade in die Quere zu kommen. Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie der Riese losgemacht wurde und schließlich wieder aufstand, genüsslich die langen Glieder reckend. Die zwei anderen Jungs tauschten einen stummen Blick aus, der scheinbar als Kommunikation zwischen ihnen reichte, denn als hätten sie irgendetwas beschlossen, nickten sie einander danach zu. „Raus mit uns. Wir haben noch zu tun!“ – „Okay~ Bye, Federvieh! Wir sehen uns bestimmt nochmal wieder!“   Bitte nicht.   Wataru starrte den Katzen hinterher, als sie laut schwatzend den Raum verließen. Er konnte hören, wie sein ehemaliger Gefangener sich darüber ausließ, dass seine Retter ja schon ziemlich cool gewesen waren, aber eigentlich völlig unnötig, immerhin hätte er sich selbst befreien können. Aber „so habt ihr auch mal ein bisschen vom Rampenlicht gehabt“. Wataru war unglaublich dankbar, dass er den Riesen jetzt los war, und dass nun Nekoma sich wieder mit seinem Ego herumschlagen durften.   Er hatte sowas von genug.   Das nächste Mal konnte Bokuto die Gefangenen babysitten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)