Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 54: Alte Liebe, neue Freundschaft ----------------------------------------- 12.06.2012 Heute war die offizielle Verlobungsfeier, der Umtrunk von Joe und Saori. So ganz konnte es der großgewachsene, junge Mann noch nicht glauben. Der erste aus ihrer Gruppe würde tatsächlich heiraten. Taichi hatte eine schwarze Stoffhose an und ließ sein weißes Hemd über der Hose hängen. Auf eine Krawatte verzichtete er bewusst. Diese würde er erst auf der Hochzeit anziehen. Yuna, sein Date, würde er gleich abholen. So ganz wusste er immer noch nicht, was er sich dabei gedacht hatte, aber schließlich wollte er ihr eine Chance geben und sehen, ob das zwischen ihnen eine Zukunft haben könnte. Zumindest mochte er sie. Auch wenn sie vom Typ her eher wie Sora war. Wie immer war er viel zu spät dran. Er kontrollierte noch zügig, ob er sein Portmonee und sein Handy dabei hatte, dann ging er los. „Unglaublich, dass du zu spät bist!“, sagte Yuna, als Taichi sie mit seinem Auto abholte. „Ja, ich hatte das erste Mal seit über einem Jahr an einem Samstag Vormittag frei, prompt die Zeit vergessen und verschlafen“, murmelte er entschuldigend. Dabei war er eigentlich ganz froh, mal richtig entspannen zu können. Sie kamen der Lokalität näher und Taichi parkte den Wagen gekonnt ein. Einen Moment blieb Yuna hoffnungsvoll sitzen, doch als sie bemerkte, dass Taichi nicht auf ihre Seite kam, um die Wagentür zu öffnen, stieg sie selber aus. „Sieht schön aus“, meinte die Schwarzhaarige, als sie dem geschmückten Raum immer näher kamen. „Oh ja, das stimmt. Yolei hat ganze Arbeit geleistet.“ Taichi betrachtete den Raum. Er war stilvoll eingerichtet. Die Hauptfarbe weiß, mit grauen und lilafarbenden Highlights. Es gab auch einen großen Außenbereich samt Terrasse, auf der viele Stehtische mit weißen Tischbezügen und Kerzen darauf standen. Taichi fragte sich wirklich, was dann bei der eigentlichen Hochzeit kommen würde. „Gleich müssen wir auf jeden Fall raus“, murmelte Taichi. Das Wetter war heute wirklich schön und Taichi hoffte für seine Freunde, dass es in zwei Wochen am Hochzeitstag selbst, auch noch so schön sein würde. „Hallo Tai, hi Yuna“, fröhlich pfeifend kam Hikari auf ihren Bruder zu und umarmte sie, auch Yuna gab sie eine herzliche Umarmung. Sie mochte die junge Frau sehr. „Hallo Kari, tolles Kleid“, lobte Yuna das gelbe One-Shoulder-Kleid der jungen Yagami. „Danke, dich hätte ich aber auch fast nicht erkannt. Du siehst toll aus.“ Yuna hatte sich wirklich hübsch gemacht. Sie trug ein dunkelblaues, knielanges Kleid mit einer tollen Raffung an den Seiten. Ihre Haare hatte sie in leichte Locken gedreht, wodurch sie etwas kürzer waren als normal. „Das tut sie“, erwiderte Taichi und lächelte Yuna an, die sein Lächeln gleich erwiderte. Taichi hatte eine Hand an ihrem Rücken und strich beruhigend darüber, da er spürte, dass sie etwas nervös war. „Ah, da ist Joe. Komm, wir gehen mal zu ihm.“ Der Braunhaarige nahm die Jüngere an der Hand und führte sie durch den Saal zu Joe. „Hi Bräutigam“, scherzte der Sportstudent. „Noch nicht“, setzte Joe lächelnd an. „Aber bald.“ „Danke, für die Einladung. Es sieht wirklich toll aus“, erwiderte Yuna höflich. „Ja, sehr gerne. Puh! Es sind schon so viele da und es fehlen immer noch die Hälfte.“ „Was wirklich? Ihr kennt ja echt viele Leute“, erwiderte Taichi. Sollte er mal heiraten würde er alles ganz anders machen. Je kleiner, desto besser. Er würde sich auch damit zufrieden geben nur die Frau bei sich zu haben, die er lieben und heiraten würde. „Ja, leider.“   -- Taichi und Yuna stießen wieder ihre Gläser zusammen. Die Zeit verging recht schnell und der Alkohol lief. Er half, dass beide etwas unbeschwerter und lockerer miteinander umgingen. „Ach und das ist also dein Lieblingsgetränk?“, fragte Yuna kichernd nach. „Klar. Zumindest wenn man weiß was gut ist“, erwiderte Taichi und leerte sein Mixgetränk ein weiteres Mal. „Das ist purer Whisky!“ „Nein, Whisky mit Cola.“ „Ja, ein Schuss Cola“, lachte die Schwarzhaarige. Dennoch schaffte sie es, das Getränk zu leeren, auch wenn das nicht ging, ohne das Gesicht zu verziehen. „Okay, wieder leer. Ich hole dir ein neues“, erklärte Taichi feierlich. „Ein neues? Willst du mich vielleicht abfüllen, um mich dann zu verführen?“, fragte die Schwarzhaarige grinsend nach. „Dafür brauche ich dich nicht abzufüllen. Wetten?“, hauchte Taichi nah an ihr Ohr. Er strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht, beugte sich zu ihr herunter und legte seine Lippen auf ihre. Es war eine Ewigkeit her, dass er ein Mädchen geküsst hatte. Er hatte zwar viele One-night-stands und Affären gehabt, aber geküsst hatte er nur wenige davon. Und auch bei diesem Kuss fehlte das gewisse Etwas. Dennoch ließ er grinsend von ihr ab und hob provokant eine Augenbraue nach oben. „Siehst du?!“ „Tzz… Ich glaube, ganz überzeugt bin ich noch lange nicht.“ Lachend drehte sich Taichi herum, um sich ein neues Getränk zu organisieren. Nach dem Abendessen wollten sich Taichi und Yuna die Beine vertreten. Sie standen draußen auf der Terrasse und sahen in den dunklen Nachthimmel. „Was für ein schöner Abend“, sagte Yuna leise und sah zu den Sternen, die mittlerweile am Himmel leuchteten. „Ja, besser könnte es echt nicht sein.“ „Joe und Saori sehen aber ganz schön… na ja… gestresst aus.“ „Ja, ich glaube amüsieren sieht wirklich anders aus.“ Immer wenn Taichi zu dem Pärchen sah, schüttelten sie irgendwem die Hand oder verbeugten sich. Taichi hatte noch nie einen dieser Menschen gesehen und fragte sich, ob Joe einen davon persönlich kannte und wie er das nur aushielt. „Ich würde alles ganz anders machen...“, murmelte Taichi nachdenklich und beobachtete wie Saori erneut mit dem Kopf nickte. „Was würdest du anders machen?“, fragte Yuna neugierig nach. Taichi winkte ab und deutete auf sein leeres Glas. „Nicht so wichtig. Ich hole mir mal was neues. Willst du auch?“ Yuna hielt ihm ihr noch volles Cola Glas vor die Nase und schüttelte den Kopf. „Alles klar, bis gleich.“ Der Braunhaarige ging zur Bar, hob seine Hand und wartete auf den Kellner. „Hey, was möchtest du?“ „Nochmal Halb/halb bitte“, bestellte er und reichte ihm sein Glas. Er wartete einen Moment und entdeckte ein paar Barhocker weiter Miyako und Yuzu. Sie standen eng beieinander und unterhielten sich angeregt. Taichi wollte die Lilahaarige erschrecken, doch als er näher kam, verstummte er. „Hast du Mimi schon gesehen?“, fragte Miyako bei Yuzu nach. Die Braunhaarige schüttelte ihren Kopf. „Nein, bisher nicht. Vielleicht kommt sie ja auch gar nicht und ist wieder abgereist“, mutmaßte Yuzu. „Ja, das ist möglich. Es würde zu ihr passen.“ „Hier!“ Taichi sah zu dem Kellner der ihm seine Bestellung reichte und holte ihn somit aus seinen Gedanken. „Danke.“ Der Braunhaarige drehte sich herum, atmete einmal tief ein und aus und wollte zurück zu Yuna gehen. Er ging nach draußen auf die Dachterrasse und es war als würde ihn der Blitz treffen. Lange, hellbraune, Haare. Ein Gesicht wie kein zweites. Engelsgleich und doch unnahbar. Ein türkisfarbendes bodenlanges Kleid, das einen ansehlichen Körper umhüllte. Ein zaghaftes, leicht unsicheres Lächeln, das ihren wunderschönen roten Kirschmund in Szene setzte. Mimi… Sie war hier. Nach über einem Jahr, in dem er sie weder gesehen, noch gesprochen hatte, stand sie vor ihm und es haute ihn komplett um. Ohne weiter darüber nachzudenken, ging er mit schnellen Schritten auf sie zu. Mimi stolperte plötzlich über eine Stufe und rempelte jemanden an. Taichi bekam nicht mal mit, wen Mimi traf. Er konnte sich auf nichts und niemand anderes mehr konzentrieren. Hatte der Alkohol ihn schon so zugesetzt und spielte ihm der Verstand einen Streich War sie real? „Mimi?“ Die Angesprochene zuckte kurz zusammen, doch dann drehte sie sich um. „Tai.“ „Ah, ihr kennt euch?“, fragte Yuna nach, die sich ein Taschentuch aus ihrer Handtasche fischte und versuchte ihr Kleid trocken zu tupfen. „Ja“, antwortete Tai, während Mimi zeitgleich mit „Nein“, antwortete. „Ähm… ich bekomme das so nicht raus. Ich gehe mal kurz zu den Toiletten...“, erwiderte Yuna und sah zu Taichi, der jedoch immer noch Mimi ansah. „Gut, bis gleich“, murmelte sie und ging. „Wieso sagst du >Nein