Side-Story (Karma is a Bitch) Der Pinguin und das Phantom der Oper von blackNunSadako ================================================================================ Epilog Zeilen für die Ewigkeit (Penguin) ---------------------------------------- Leise seufzend setzte ich mich an den kleinen Schreibtisch, der sich in der Ecke unseres Zimmers befand und entflammte dann die Kerze der einzelnen Öl-Lampe, die auf diesem stand.   Der sanfte Lichtschein, welcher die spärliche Lichtquelle in die Dunkelheit der Räumlichkeit warf, ließ die Ruhe, die unsere Death umgab, noch stiller und einsamer wirken, als sie es sowieso schon tat.   Zurzeit war es tiefste Nacht. Niemand außer mir war mehr wach geblieben, sodass allein das kaum wahrnehmbare Rauschen, der leicht gegen die metallische Außenhülle schlagenden Wellen, die Grabesstille untermalte.   Meine Kappe streifte ich mir locker von meinem Kopf, legte diese anschließend neben mir auf dem Holz ab und griff dann in die unterste Schublade des Tisches, welche ich zuvor mit einem kleinen Schlüssel geöffnet hatte, den ich immerzu bei mir trug.   Hinter einem dreifachen Holzboden hielt ich meinen persönlichen Schatz versteckt, keiner außer mir wusste von ihm, denn nur für meine Augen allein war er bestimmt.   ..Wie lange es wohl her ist, seit ich sie das letzte Mal angesehen habe..?, fragte ich mich, betrachtete mir dabei den Stapel alter Pergamente, den ich in der Hand hielt, und legte diese dann vor mir auf dem Tisch ab, sodass der seichte Lichtschimmer sie erkenntlich werden ließ.   Die leicht verblassten Schriftstücke waren an einer Seite zusammengebunden, wiesen vereinzelte Knitter-Falten auf und auch die Schrift war nicht von der vergangenen Zeit verschont geblieben.   ..Sie haben mich stets begleitet.. und doch habe ich sie mit der Zeit vergessen..   ...   ..Bis zum heutigen Tag...     Langsam und bedächtig blätterte ich durch die einzelnen Niederschriften, dachte zurück an all die Zeit, welche ich mit ihnen verbracht hatte und begann dann letztlich, sie zu lesen.   Meine Augen, in welchen sich ein Hauch von Melancholie und Traurigkeit widerspiegelten, schweiften langsam über die Zeilen, während meine Gedanken mich immer weiter von hier forttrugen.   ..Zu jenen Tagen, die in Vergessenheit geraten waren, jedoch niemals vollends von mir vergessen werden konnten...           *~*~*~*           Logbucheintrag, gezeichnet Penguin   Tag 1:   Unser aller erster Tag auf See. Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir in das Boot von diesem Spinner mit der geschmacklosen Plüschmütze gestiegen sind. Der Kerl hat doch ein Rad ab, das sieht doch ein Blinder!   Shachi anscheinend nicht. Sofort ist er Feuer und Flamme gewesen, als er das Wort `Pirat` gehört hat und spinnt sich seitdem seine kleinen Abenteuer-Geschichten, in seinem kindlichen Oberstübchen, zusammen.   Als ob ich es zulassen würde, dass sich der naive Trottel in Gefahr begibt! Sobald ich Shachi von dem großen Plüsch-Teddy losbekomme und wir die nächste Insel erreichen, werde ich mich mit ihm aus dem Staub machen, soviel steht fest!   Dieser sogenannte `Doktor´ ist mir ganz und gar nicht geheuer. Allein dieser eiskalte und berechnende Blick, den der Typ immer drauf hat.. Der ist echt verdammt gruselig und scheint mir mehr als nur verdächtig.   Psycho-Plüschmütze hat doch sowas von Dreck am Stecken und wir werden die Letzten sein, die er mit in seine zwielichtigen Angelegenheiten ziehen wird!   Zumal Rage unsere Abwesenheit bald bemerken wird.. und er wird sicher nicht begeistert davon sein. Ich möchte wirklich nicht wissen, wie er darauf reagiert...   Aber für den Moment muss ich mich darauf konzentrieren, auf Shachi aufzupassen und meine Magnums, für den Notfall, immer geladen und entsichert zu haben, da ich weder dem Kuschelbären, noch dem Eisklotz über den Weg traue.           Tag 8:   Weiterhin kein Land in Sicht. Die dauerhaft klingelnde Mini-Teleschnecke, die mich darauf hingewiesen hat, dass unsere Abwesenheit wohl bemerkt worden ist, habe ich über Bord geworfen, doch bleiben die zweifelnden Gedanken bestehen.   Was wird passieren, wenn Shachi und ich nicht bald wieder zurück ins Söldnerlager gehen? Was geschieht, wenn wir uns weiterhin gegen Rage widersetzen? Gibt es überhaupt noch ein Zurück? ..Aber wo sollen wir denn sonst hin?   Mit jedem vergangenen Tag, werden die Zweifel unserer unüberlegten Reise größer. Mit jeder Stunde, die ich untätig in dieser verdammten Nussschale herumsitzen muss, fühle ich mich elender.   Es ist meine Schuld. Ich hätte Shachi davon abbringen müssen, mit dem irren Doktor und dem sprechenden Tier mitzugehen und hätte dem Ganzen von vornherein niemals zustimmen sollen. Warum kann ich meinem Bruder nur keinen Wunsch abschlagen?     Die meiste Zeit herrscht eine seltsame Stille um unser Boot. Der Eisklotz hält es wohl nicht für nötig, mit uns zu sprechen, und ich bin derselben Meinung, da ich das Schweigen ebenfalls bevorzuge. Wieso seinen Atem für etwas verschwenden, was sowieso nicht von Dauer sein wird?   Ich denke, der Arzt weiß längst von meinem Vorhaben, schnellstmöglich von hier abzuhauen, und äußert sich nur nicht dazu. Der Kerl ist schlau, verdammt schlau und ich kann ihn bisher einfach nicht einschätzen, das nervt mich. Warum hat er uns eigentlich mitgenommen? Was erhofft er sich davon?   Sicher will er uns ausnutzen, denkt, er habe leichtes Spiel mit uns und kann uns manipulieren, wie es ihm passt.. Aber da hat er sich geschnitten!   Ich werde ihn im Auge behalten! Mir entgeht nichts, wenn er einen falschen Schritt begeht, dann wird er mich kennenlernen!   Es ist das Einzige, was ich momentan tun kann, um mich abzulenken.. Ich glaube, dass ich bald durchdrehe...           Tag 12:   Heute haben der Eisklotz und ich uns gestritten. Es sind nur einige wenige Worte gewesen, die wir gewechselt haben.. Ein einfaches: `Angenehmes Wetter heute, nicht?`, mit welchem ich den Doktor zum Sprechen bringen wollte. Doch hat sein knappes: `Ach, wirklich..?`, gereicht, um mich auf die Palme zu bringen.   Was denkt der Kerl eigentlich, wer er ist? Glaubt er ernsthaft, ich hätte den Hohn und den Spott hinter seinem arroganten Schmunzeln nicht bemerkt?!   Wenn der Typ einen auf `Mister Unnahbar` machen möchte, dann bitte! Das Spiel können immer noch zwei spielen! Kein Wort werde ich mehr mit der eingebildeten Plüsch-Pantoffel reden und dabei werfe ich ihm kontinuierlich einen besonders giftigen Blick, hinter dem Schirm meiner Kappe, zu!     Shachi ist in letzter Zeit auch etwas schweigsamer geworden.. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm und ich komme einfach nicht dahinter, was ihn beschäftigt. Liegt es an der Angespanntheit, die zwischen der Plüschmütze und mir herrscht? Oder macht er sich etwa ebenfalls Gedanken über unsere Abwesenheit im Lager?   Egal, was es ist.. Ich kann es nicht ertragen, meinen besten Freund so bedrückt zu sehen. Sein aufbauendes Lächeln fehlt mir.. Doch was kann ich tun, um ihn erneut zum Strahlen zu bringen?   Welcher Gedanke mir zurzeit noch durch den Kopf geht: Warum sind wir bisher nicht auf irgendeine Insel gestoßen? Eine vage Vermutung von mir wäre, dass der Plüsch-Träger unser Boot bewusst in eine Richtung lenkt, in der wir sobald nicht auf Land treffen sollen.. Will er uns etwa vom Gehen abhalten..? Aber warum?   Ich habe immer noch keine Ahnung, was der Kerl eigentlich von uns will. Zumal ich ihn bei unserem ersten Treffen mit meinem Revolver bedroht habe.. Hat er mir das wirklich einfach so verziehen? Müsste er deswegen nicht sauer sein? ..Oder hat er mich etwa von Anfang an nicht ernst genommen?   Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein großes Drama passieren wird, in dem wir wohl die Hauptbesetzung darstellen werden.   Wenn wir nicht bald von hier wegkommen, ticke ich aus und werde dieses verdammte Boot eigenhändig übernehmen!!           Tag 15:   Am fünfzehnten Tag haben uns die Söldner letztendlich gefunden.       *-*-*-*       Erinnerung   Als ich das große Kriegsschiff sah, welches auf unser kleines Boot zusteuerte, war mir bewusst geworden, dass es für eine Flucht längst zu spät war.   Aus Reflex packte ich Shachi an seinem Arm und schob ihn schützend hinter meinen Rücken, während ich im selben Moment nach meinen beiden Magnums griff, um diese blitzartig aus ihren Halterungen zu ziehen.   `Gatschak` / `Gatschak`     Geladen und jederzeit bereit, den Abzug zu drücken, hielt ich meine Revolver vor mich. Meine Augen waren bedingungslos auf das große Schiff gerichtet, welches mit jeder Sekunde immer und immer näher kam.   Im Augenwinkel warf ich einen Blick auf den panisch-ängstlichen Bären, welcher hektisch auf und ab lief. Sowie auf den unbeeindruckt-gleichgültigen Schwarzhaarigen, der sich das feindliche Gefährt ebenso, mit ausdruckslosen Augen, betrachtete.   Den einzigen Kommentar, welchen der Plüsch-Träger loswerden wollte, war ein leise zu sich selbst gesprochenes: "Dies hat dich also die ganze Zeit über beschäftigt.", bei welchem er mir einen kurzen Seitenblick, und ein wissendes Schmunzeln, zuwarf..   ..Sowie ein geflüstertes, kaum hörbares: "..Shambles..", welches seine schmunzelnden Lippen daraufhin verließ.       Im nächsten Augenblick befanden der Doktor und ich uns plötzlich auf dem Deck des Kriegsschiffes und standen mitten unter unseren Feinden.   ..Wie hat er das gemacht!?.., fragte ich mich verwirrt und schaute ihn blinzelnd an, ..Besitzt der Kerl etwa Teufelskräfte?..   Mir blieb keine Zeit, um mir weitere Gedanken darum zu machen. Nach dem kurzen Moment der Überraschung, nahmen unsere Gegner uns ins Visier und begannen, wie wild auf uns zu schießen. Einige von ihnen besaßen Schrotflinten, andere Automatikpistolen und wieder andere drückten aus sicherer Entfernung den Abzug ihrer Scharfschützengewehre.   Alles ging viel zu schnell, als dass ich hätte ausweichen können. Weshalb ich reflexartig eine abwehrende Haltung annahm und darauf wartete, wie ein Nadelkissen, durchlöchert zu werden..   `Peng`/`Peng`/`Peng` /`Peng`/`Peng`/`Peng`-   ..Jedoch wurden die aberdutzenden Kugeln in ihrer Bewegung gestoppt, sodass sie wenige Zentimeter, bevor sie uns erreichen konnten, in der Luft stehen blieben. Und dort, wie eingefroren, in der bläulich-durchsichtigen Halb-Kugel schwebten, die sich, zu meiner Verwunderung, in der selbigen Sekunde um uns aufgebaut hatte.     "Der Weg ist frei. Nun geh'.", ertönte die ruhige, doch zugleich bestimmende Stimme des Plüsch-Trägers, der zeitgleich mit einer Hand sein langes Schwert zog. Seine fixierenden Augen ließen nicht von unseren Feinden ab, während er, mit seiner anderen Hand, die Kugeln in seinem Wirkungs-Radius befehligte und dabei eine echt gruselig-sadistische Fratze aufsetzte. "Ich gebe dir Rückendeckung und werde derweil unseren `freundlichen´ Gastgebern ein paar Manieren beibringen."   Kurz nickte ich ihm zu, richtete meine Augen daraufhin auf die Deck-Tür und stürmte dann zögerlos auf diese zu. Mir selbst war in diesem Moment nicht bewusst, wie viel Vertrauen ich dem fremden Kerl zu diesem Zeitpunkt eigentlich schenkte, doch war mir das egal, denn ich hatte ein klares Ziel vor Augen: Ich musste Rage ausschalten, damit Shachi und ich endlich frei sein konnten.       --       Nachdem ich dem Sölder-Boss die Kugel zwischen seine Augen gesetzt hatte, war ich mehr als nur erleichtert und begab mich dann auf den Weg zurück zum Deck.   Damals wusste ich noch nicht, dass ich mein Ziel knapp verfehlt hatte und ich den schmierigen Typ, zu meinem Leidwesen, nochmal wiedersehen musste.     Als ich die Deck-Tür schließlich öffnete, empfing mich ein Bild, welches man wirklich niemandem zutrauen konnte. In diesem Augenblick wurde mir auch bewusst, welches Fachgebiet der Mediziner wohl ausüben musste: Chirurgie. Der Kerl war definitiv ein Chirurg.   Locker schulterte der Plüsch-Träger sein Schwert und richtete seine silbernen Augen daraufhin auf mich, in denen ein befremdlicher Funke der Erleichterung zu erkennen war. Bevor er mich mit einem angehauchten Schmunzeln begrüßte.   "Wie ich sehe, hast du überlebt, mein lieber Penguin.", sprach er monoton redend, während er einen seiner Mundwinkel weiter nach oben zog und sich dann lässig umdrehte, um anschließend langsamen Schrittes in Richtung der Reling zu gehen. "Können wir weiter? ..Ich würde es bevorzugen, bald eine Insel anzusteuern, da ich einen dringenden Tapetenwechsel benötige."     Ebenso schmunzelnd schüttelte ich meinen Kopf, steckte dabei meine Magnum-Revolver zurück in ihre Halterungen und folgte ihm daraufhin zurück zu unserem Boot.   ..Der Mediziner ist komplett irre..   ..Allerdings steckt doch in jedem von uns ein Hauch von Wahnsinn, nicht..?           *-*-*-*           Logbucheintrag   Tag 25:   Wir haben unsere Einkäufe auf der Insel erledigt, haben einige Tage dort verbracht und sind vor ein paar Stunden erneut in See gestochen. Ein neues Gefährt besorgt haben wir uns auch und reisen seitdem in einem kleinen vier Mann U-Boot unter dem Meeresspiegel weiter.   Anfangs habe ich die Entscheidung des Mediziners, sich gerade dieses Fortbewegungsmittel auszusuchen, nicht nachvollziehen können. Doch nach einiger Überlegung habe auch ich die Vorteile darin erkannt.   Noch immer weiß ich nicht, welche Bürden auf den Schultern des Schwarzhaarigen lasten und werde ihn auch nicht darauf ansprechen. Die Nervosität und die Unruhe, die er ausstrahlt, wenn seine Fassade zu bröckeln beginnt, sind mir dennoch sehr wohl aufgefallen. Ebenso wie die häufigen Blicke, die er heimlich über seine Schultern wirft, als ob er stets Angst hätte, verfolgt zu werden.   Trafalgar Law, wie er sich vor nicht allzu langer Zeit nochmals bei uns vorgestellt hat, hat uns geholfen. Dies kann und werde ich nicht leugnen und demnach stehen wir tief in seiner Schuld.   Es ist nicht nur mein Pflichtbewusstsein und mein Stolz, die es mir verbieten, ihn im Stich zu lassen, sondern auch meine Neugierde und mein Wunsch, ihn besser kennenzulernen.   Was hat ihn zu dem Menschen gemacht, der er heute ist? Welche Steine sind ihm in den Weg gelegt worden? ..Und wie kann ich ihm helfen, diese Hürde zu bewältigen..?   Fragen über Fragen, die mir über unseren `Käpt'n´ durch den Kopf gehen und welche mich beschäftigen.. Bedeutet das nicht, dass ich ihn auf eine merkwürdige Art und Weise mögen gelernt habe..?     Treu werde ich ihm sein, das habe ich ihm geschworen. Jedoch werde ich ebenso das Versprechen halten, welches ich mit meinem Gewissen vereinbart habe, und werde ihm helfen.. Koste es, was es wolle, ob er nun will oder nicht.   Während ich dabei bin, hinter sein Geheimnis zu kommen, werde ich mir zudem noch einige Bücher über die Navigation zu Gemüte führen, um mich hier ein wenig nützlich machen zu können.           Tag 35:   Es ist nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Käpt'n Plüsch-Pantoffel und ich wieder aneinander geraten. Nicht sonderlich wunderlich, wenn man bedenkt, dass zwei unterschiedliche und zudem überaus sture Persönlichkeiten für längere Zeit auf engstem Raum eingeschlossen sind.   Nebenbei erwähnt, ist es abermals eine völlig sinnlose Diskussion gewesen, an welcher wir uns solange hochgeschaukelt haben, bis einer von uns laut geworden ist. Diesmal haben wir uns über einen Schwarm von Fischen gestritten, bei dessen Gattung wir unterschiedlicher Meinung gewesen sind. Man mag es kaum glauben, aber heute ist es fürwahr Mister Unantastbar gewesen, der zuerst seine Fassung fallen lassen hat.   `Ich bin der Kapitän und somit habe ich das Sagen.´, sind ihm letztlich die Argumente ausgegangen, sodass er seinen Standpunkt mit der einfachsten Masche verdeutlicht hat. ..Dennoch sind mir die kleinen Schweißperlen, auf seiner Stirn, aufgefallen, als ich das Wort :`Flamingo-Fische` erwähnt habe.   Damit habe ich immerhin einen neuen Hinweis für das Rätsel gefunden, welches ich zu entschlüsseln versuche.   `Flamingo´   Woher kenne ich diesen Namen bloß..?   Wenn ich nur irgendwie an Informationen herankommen könnte.. aber nein, unser Käpt'n hat den Besitz von `unnötigen und lügenhaften´ Zeitungen auf seinem U-Boot verboten.   Das ist mir damals schon verdächtig vorgekommen und jetzt fühle ich mich in meiner Annahme bestätigt, dass er mit allen Mitteln versucht, mich davon abzuhalten, etwas herauszufinden. Sicherlich hat er längst gemerkt, dass ich ihm auf die Schliche kommen will und bekommt langsam Muffensausen, weil er weiß, dass ich nicht locker lassen werde.   Es gibt da nämlich auch etwas, was ich ihm bisher verschwiegen habe: Neben meinen Assassinen-Fähigkeiten, die unter anderem lautloses Anschleichen und taktisches Analysieren auszeichnen, gehört die Informations-Beschaffung, mit Hilfe von elektronischem Hacker-Werkzeug, zu meinen Spezialgebieten.   ..Wie der Zufall es so will, befinde ich mich momentan in einem hoch technisch ausgestatteten U-Boot, dessen Hauptcomputer nur darauf zu warten scheint, dass ich auf ihn zugreife.   Jetzt brauche ich nur noch auf ein Zeitfenster warten, in dem ich ungestört meinen Plan durchführen kann.   Lange wird es nicht mehr dauern, da bin ich mir sicher.           Tag 51:   Heute habe ich die alleinige Wache auf dem U-Boot, während die anderen neue Vorräte besorgen gehen. Heute ist der Tag, an dem ich das tun werde, was ich tun muss.     Nachtrag: ..Hätte ich das doch nur niemals getan.       *-*-*-*       Erinnerung   Blitzschnell fuhren meine Finger über die kleine Tastatur, die ich zuvor auf meinem rechten Bein abgelegt hatte und nun einhändig bediente. In meiner anderen Hand hielt ich den kleinen Bildschirm, von dem meine Augen nicht abließen und der mir die verschiedenen Sicherungs-Programme, in Form von Zahlen-Kodierungen, anzeigte, durch welche ich mich versuchte zu tippen.   "Ich glaub's nicht.. Unser Käpt'n hat einen zusätzlichen Schutz eingebaut..", sprach ich leise vor mich hin und schaute auf die komplexen Zahlen-Muster, die niemals von selbst dorthin gekommen waren. "Wartet nur, euch knack' ich auch noch."   ..Das hat Law doch mit voller Absicht gemacht! ..Deswegen hat er also darauf bestanden, dass er gestern Nacht die Wache übernimmt..   ..Ein wirklich guter Schachzug von ihm ist es gewesen.. Jedoch sollte man nicht vergessen, dass ein entscheidender Gegenzug die Wendung des gesamten Spiels bedeuten kann...   `Piep´   "Hab' ich dich.", zierte ein siegessicheres Grinsen meine Lippen, nachdem ich das Signal von meinem Erfolg gehört hatte. Zeitgleich streifte ich mir langsam meine Mütze vom Kopf, welche ich anschließend auf der Steuer-Schaltfläche des U-Bootes ablegte. "Der Rest wird ein Klacks."   Als ich schließlich auf die Bestätigen-Taste drückte und damit die einzelnen kleinen Fenster des Systems öffneten, die nun auf meinem Bildschirm angezeigt wurden, fuhr ich mir erleichtert aufseufzend durch meine kurzen, braunen Haare. Dabei lehnte ich mich in dem Stuhl, auf welchem ich saß, nach hinten.   ..Ich habe es wirklich geschafft.., rief ich mir den vorzeitigen Sieg nochmals in mein Gedächtnis und schloss für einen kurzen Moment meine Augen, um mich innerlich auf das Bevorstehende vorzubereiten. ..Jetzt kommen wir zum interessanten Teil...     Da ich mir ohne Weiteres, von hier aus, Zutritt in das öffentliche Netzwerk und sogar zu dem des Untergrundes verschaffen konnte, begann ich sogleich im Ersteren nach dem Namen `Flamingo´ zu suchen.   Die Liste der Suchergebnisse war lang. Viel zu lang, als dass ich sie hätte in den wenigen Stunden durcharbeiten können, die mir bis zu der Rückkehr der anderen blieben. Weswegen ich mich dazu entschied, einfach auf den nächstbesten Artikel zuzugreifen und diesen daraufhin zu lesen.   Schlicht gehalten und weniger informativ war der Bericht, welcher von einem Ereignis von vor einigen Jahren erzählte. Dennoch las ich ihn, da es mich interessierte, wie dieser `Don Flamingo´, wie der Kerl allem Anschein nach hieß, in der Öffentlichkeit dargestellt wurde.   ..Schließlich gibt es immerzu eine düstere Schattenseite, die einen jeden von uns stets begleitet...     `Don Quichotte de Flamingo, der glorreicher Held und Retter eines ganzen Königreiches, wird zum neuen König gekrönt´ Dressrosa feiert den Einzug des neuen Thronbesetzers, der zusammen mit seinen treuen Begleitern, in dem Schloss der Insel wohnen wird. Laut Aussage der Bewohner nennt Don Flamingo seine Mitstreiter liebevoll: `seine Familie`. Und sei des Weiteren ein sehr herzlicher und aufopferungsvoller Mensch, der sich selbst stets unter seine Untertanen stellt. Zudem hat er zuvor in einem Interview beteuert, wie sehr er es bedauere, dass sein leiblicher Bruder der Festlichkeit nicht beiwohnen kann, da dieser zurzeit leider verhindert sei.     ..Ein König also..?, fragte ich mich selbst und schloss den Artikel wieder, bevor ich mir den nächsten vornahm, ..Was hat das Ganze mit unserem Kapitän zu tun?   Einen Bericht nach dem anderen ging ich aufmerksam durch. Jedoch konnte ich in keinem von ihnen Anhaltspunkte dafür finden, in welcher Verbindung mein Käpt'n zu dem Kerl im pinken Federmantel stand. Lediglich weitere, oberflächliche Nichtigkeiten gab die Öffentlichkeit preis, sodass ich die Hoffnung, dort schlauer zu werden, langsam aufgab.   Einen letzten Versuch startend, irgendetwas aufschlussreiches über den Typ 'rauszufinden, klickte ich willkürlich auf das nächste Fenster.. und sollte tatsächlich fündig werden.     `Familienzuwachs´, stand als große Überschrift dort geschrieben, sowie: `Der König freut sich über die langersehnte Wiedervereinigung mit seinem Bruder.´ Doch war dies nicht das, was mein Interesse weckte, sondern das sich unter der Schrift befindende Bild. Das selbige zeigte alle Familienmitglieder des königlichen Hauses.   DonFlamingo und sein Bruder standen in der Mitte des Fotos, sich die Hände gebend schauten beide Parteien in die Kamera, während hinter ihnen aufgereiht die restlichen Anhänger des Königshauses standen. Schaute man jedoch genauer hin, so konnte man den kleinen Jungen entdecken, welcher sich hinter dem schwarzen Federmantel des blonden Bruders versteckte.   ..Naja, eigentlich ist es nur ein Arm und ein Teil des Kopfes, den man von dem Kind sehen kann, aber das Muster der Plüschmütze, die es trägt, ist unverkennbar...   ..Das muss er einfach sein..   ..Demnach hat unser Kapitän zu der Familie DonFlamingos gehört, oder?..     Nachdem ich die neue Information erhalten hatte, war meine Neugierde um ein Vielfaches gestiegen. Ohne Zeit zu verlieren, schnellten meine Finger über die kleinen Tasten der Tastatur, um sich daraufhin im Netzwerk des Untergrundes umzusehen.   Die Aufzeichnungen dort unterschieden sich, im Vergleich zu den öffentlichen, wie Tag und Nacht. Im Untergrund wurden die unschönen Seiten einer Person ans Tageslicht gebracht, dort gab es keine Geheimnisse, die geheim gehalten werden konnten.   ..Und so begann ich mich durch die verschiedensten Schlagzeilen zu lesen. Wobei ich jede von ihnen abstoßender und verstörender fand, als die vorherige.     `Experimente mit nicht zugelassenen Medikamenten´, `Illegaler Waffenhandel´ und `Erpressung mit erbarmungslosen Mitteln´ waren unter anderem dort aufgelistet. `Rücksichtslose Organ-Beschaffung´, `Sklavenhandel´ ..die Liste der Verbrechen schien endloslang.   Mir wurde speiübel, als ich das wahre Gesicht des hochgepriesenen `Heldens von Dressrosa´ vor Augen geführt bekam. Ich hatte das Bedürfnis, mich zu übergeben, wenn ich daran dachte, dass Law mit diesem Scheusal unter einem Dach wohnen musste.   In diesem Augenblick konnte ich die Abneigung, die mein Käpt'n diesem Unmenschen gegenüber empfinden musste, wahrlich nachvollziehen. Weswegen ich auch darauf verzichtete, meine Übelkeit unnötig weiter in die Höhe zu treiben und ersparte meinen Augen dann diese Zumutung. Deswegen beschränkte ich mich lediglich auf die aktuelleren Berichte.     Letztlich entdeckte ich die Überschrift, welche ich gesucht hatte. Es war das entscheidende Puzzle-Teil, welches mir fehlte, um das Gebilde als Ganzes zusammenzusetzen.   Sie lautete: `DonFlamingo verspricht demjenigen eine hohe Belohnung, der ihm sein vermisstes Familienmitglied wiederbringt.´   ..Ein `vermisstes Familienmitglied´?..   ..Das kann nur eines bedeuten, nämlich dass-     "PENG-PENG~! Wir sind wieder daaaa~!", schallte urplötzlich die lautstarke Stimme meines besten Freundes durch die metallischen Wände des U-Bootes.. und ließ mir zeitgleich das Blut in meinen Adern gefrieren.   ..Nein!Nein!Nein!..   ..Nicht jetzt!..     Als ich kurz darauf, direkt hinter mir, die gefühlskalte, schwer zu beherrschende und tödlich klingende Stimme der Person, die mir über die Schulter schaute, hörte, lief mir ein eisiger Schauer meinen gesamten Rücken herunter.   "Penguin-ya.", untermalte der Chirurg jeden Buchstaben meines Namens mit einem besonders giftigen Unterton. Sein undeutbarer Blick war zweifellos auf den kleinen Bildschirm in meiner Hand gerichtet, welchen er mir im nächsten Augenblick, mit seinen Teufelskräften, aus den Fingern riss.   Wie ein Blitzschlag trafen mich seine nächsten, bedrohlich-leise gesprochenen Worte, welche mein Herz zum kurzzeitigen Stillstand brachten.   "Ich möchte, dass du augenblicklich mein Schiff verlässt."   Völlig überrumpelt von dem Befehl meines Kapitäns, erhob ich mich ruckartig-drehend von dem Stuhl, sodass dieser polternd auf dem Boden aufkam. Bevor ich mich mit geballten Fäusten vor ihn stellte.   "Aber, ich-", begann ich aufgebracht-stotternd und schaute ihm wütend in seine ebenso erzürnten, jedoch erbarmungslos kalten, grauen Augen..   ..Und befand mich dann, noch in der selbigen Sekunde, auf der Insel, vor der unser U-Boot ankerte, wieder.   ..E-Er hat mich einfach mit seinen Kräften nach draußen befördert!.., wurde ich mir der Tatsache bewusst und biss mir dabei angestrengt in meine Unterlippe, ..So ein verfluchter Mist!..     ..Wenigstens hat er mir meine Kappe dagelassen.., seufzte ich tief, hob dann meine Kopfbedeckung auf, welche auf dem Boden vor meinen Füßen lag, und klopfte daraufhin den Staub von dieser an meiner Hose ab.   Schließlich entfernte ich mich, mit langsamen Schritten, von unserem U-Boot. Zuvor warf ich einen letzten, flüchtigen Blick auf dieses, ehe ich mich in Richtung der Wildnis begab, welche ich aus der Entfernung entdecken konnte.   ..Was soll ich denn jetzt nur machen..?           *-*-*-*           Logbuch Eintrag   5 Tage später   Ich sitze an einem kleinen Lagerfeuer und blicke gedankenversunken in die tanzenden Flammen, die meine Gedanken zu verschlingen scheinen.   `Warum habe ich das getan?´, stellte ich mir die gleiche Frage immer und immer wieder, `Wieso bin ich so verdammt dumm gewesen?´   Ob ich es bereue? Sicher bin ich mir da nicht, doch spricht das Gefühl der Leere, die in mir herrscht, ihre eigene Sprache...   Wieso habe ich Shachi dort gelassen und nicht mitgenommen? Momentan wünsche ich mir nichts sehnlicher, als nicht allein zu sein. Doch will ich ihn seine eigenen Entscheidungen treffen lassen und ihn nicht zwingen, bei mir zu bleiben.   Wenn er sich gegen mich entscheidet, dann ist dem eben so. Bei Bepo und Law wird mein Bruder ebenfalls in guten Händen sein, deswegen brauche ich mir auch keine Sorgen um ihn zu machen. Warum tue ich es dann trotzdem?     VERFLUCHT!!! Ich hasse dieses untätige Nichtstun!   Anstatt Trübsal zu blasen muss ich meinen Arsch hochkriegen und schnellstens eine Lösung finden!   ...   Soll ich mich vielleicht unbemerkt zurück auf das U-Boot schleichen und mich dort in der Vorratskammer verstecken..?   ..Das klingt doch nach einem Plan...         Logbucheintrag   Tag 60   Es läuft alles, wie von mir geplant.   Niemand wird mich hier unten, im Vorratsraum des U-Bootes, vermuten, welcher mich, mit einer geschlossenen Luke, von dem Hauptteil des Gefährts trennt. Durch einen Eingang, an der Unterseite des metallischen Gehäuses, den ich mit Hilfe meiner Tauchkünste erreicht habe, bin ich dort hingelangt und damit für die anderen verborgen geblieben.   Mit der Frage, warum sie nicht längst schon abgelegt haben, beschäftige ich mich nicht. Es ist mir egal, solange ich hier sein kann.   Nun habe ich genug Zeit, um über mein weiteres Vorgehen nachzudenken. Nebenbei lausche ich ihren Stimmen, die ich auf eine seltsame Art und Weise als beruhigend empfinde.. Selbst Shachis dauerhaftes Schluchzen, welches am Tag und in der Nacht hier unten widerhallt.     Ob er versteht, warum ich unseren Kapitän hintergangen habe..? Wird er es nachvollziehen können, wenn ich ihm von meinen Beweggründen erzähle?   Zunächst sollte ich mich darauf konzentrieren, mich möglichst geräuschlos zu verhalten und muss um jeden Preis unerkannt bleiben.           Tag 66   Es ist still geworden. Ich höre weder die Stimme des Chirurgen, noch die Bepos, und selbst mein bester Freund scheint verstummt zu sein.   Beinahe fühlt es sich so an, als würde eine erdrückende Atmosphäre um das U-Boot liegen, welches vor einigen wenigen Stunden wieder in See gestochen ist. Den Zusammenhang, zwischen meiner Abwesenheit und dem plötzlichen Stimmungswandel, will ich nicht wahr haben, weshalb ich mir den Gedanken ausrede.   Was würde passieren, wenn ich mein Versteck aufgebe..? Welcher wäre der schlimmste Fall, der eintreten kann?   Fieberhaft denke ich nach, während sich die Möglichkeiten in meinem Kopf überschlagen. Diese verdammte Lautlosigkeit trägt ihren Teil dazu bei, dass ich langsam wahnsinnig werde.   Gibt es denn überhaupt doch ein `Richtig´ oder `Falsch´?   Ist es nicht mittlerweile völlig egal geworden, was ich tue?   ..Ich weiß es nicht, bin vollkommen ratlos und hoffe, dass das Ganze bald ein Ende hat..   ..Wie auch immer es ausgehen wird.           Tag 73   Ich halte es nicht mehr aus!   Es reicht! Ich kämpfe ab jetzt für das, was ich will!       *-*-*-*       Erinnerung   In dem Augenblick, als meine Finger den Griff der Luke umgreifen wollten, die mich in den Steuerraum des U-Bootes und damit zu den anderen führen sollte, wurde das tauchende Gefährt urplötzlich von einem schweren Beben erfasst.   Die Erschütterung brachte mich dazu, stolpernd nach hinten, mit meinem Rücken gegen eine Kante der sich in dem Lagerraum befindlichen Kisten, zu krachen.   Meine linke Schulter gab ein ungesundes Knacksen von sich, während ich mich, trotz des stetigen Wankens des U-Bootes, aufrappelte und mich, mit meiner rechten Hand, an den Wänden des engen Raumes abstützte. Mein linker Arm hing regungslos und locker an meiner Körperseite herunter, wegen der schmerzhaft spürbaren Taubheit meiner Muskeln, die mich auf eine Auskugelung meiner Schulter hinwies.. Doch war mir das vollkommen egal.   ..Geht es ihnen gut..?, fragte ich mich besorgt und schaute mit meinen zusammengekniffenen Augen in Richtung der Luke, die sich an der Decke der Räumlichkeit befand, ..Was ist passiert? ..Sind wir gerammt worden..?     Die nächste, große Erschütterung folgte, durch welche unser Gefährt sich, in Richtung Uhrzeigersinn, halb überschlug. Dies hatte zur Folge, dass die vielen, losen Kisten, die hier standen, wild durcheinander gerüttelt wurden und die leichteren von ihnen unkontrolliert durch die Luft flogen.   Mühevoll wich ich ihnen aus. Den schwereren, welche in der Schräg-Lage des Raumes auf mich zu schlitterten, mit einem gekonnten Sprung, den anderen mit Hilfe eines reflexartigen Duckens.   Als das U-Boot eine erneute, schwankend-waagerechte Position annahm, nutzte ich die Chance und sprintete auf die metallische Leiter zu, an dessen Ende sich die Decken-Luke befand.   Etwa drei Meter vor dieser, stieß ich mich kraftvoll vom Boden ab, nahm eine der Kisten als Sprungbrett, auf welcher ich mit meinem rechten Fuß absprang und griff dann, mit meiner unverletzten Hand, nach der Stufe der Leiter.   ..Es wäre gelogen, würde ich behaupten, dass mein linker Arm, dank der Aktion, nicht höllisch weh tut...   Da ich mich nun am oberen Ende der Leiter befand, konnte ich von meiner Position aus die Stimmen hören, die im Raum über mir erklangen. Laut und durcheinander redeten sie, doch bedeutete dies gleichzeitig auch, dass es ihnen allem Anschein nach den Umständen entsprechend gut ging.   Meine Mundwinkel zogen sich zu einem leichten Schmunzeln, während ich das befreiende Gefühl genoss, welches das Lebenszeichen meiner Freunde in mir hervorrief. Mit geschlossenen Augen hörte ich ihnen für einen kurzen Moment zu, alles andere schien in diesem Augenblick für mich unwichtig zu sein.   "K-Käpt'n, ein riesiger Flamingo-Fisch auf 3 Uhr! Werden wir jetzt sterben..?"   "Quatsch, Bepo, blubber nicht so einen Firlefanz. Wahrscheinlich werden wir für eine lange Zeit baden müssen und können dabei sogar den bunten Fisch streicheln."   "..Oder ihm als Abendessen dienen. Wenn ihr zwei nicht endlich ruhig seid und mich nachdenken lasst, werde ich euch an ihn verfüttern, bevor er die Außenhülle des U-Bootes zerstört hat. Penguin-ya, bring' einen der Torpedos mit, wenn du schon dabei bist."   ..Es tut wirklich gut ihre Stimmen nach so langer Zeit-   ..Moment.. Was?!     Blinzelnd riss ich meine Augen wieder auf, blickte ungläubig auf die geschlossene Luke über mir und brauchte einen kurzen Augenblick, um mir bewusst zu werden, dass ich mich nicht verhört hatte.   ..Wusste er etwa die ganze Zeit über-   "Wir brauchen das Geschoss heute noch, Penguin-ya.", unterbrach Laws nachdrückliche Stimme meine Gedanken. Dabei hörte ich den überraschten Ausruf meines besten Freundes, der in etwa nach einem: `Ist Peng da draußen? ..Reitet er auf dem Fisch?!´, klang und mich dazu brachte, seufzend meinen Kopf zu schütteln.   Zeitgleich sprang ich von der Leiter herunter, ließ meinen Blick dann über den unordentlichen Raum schweifen und suchte den umgeworfenen Regal-Ständer, in welchem sich die miniatur Torpedos befanden.   Schnell hatte ich ihn gefunden und klemmte mir eines der Geschosse unter meinen gesunden Arm, ehe ich meine Stimme erhob, meinen Kopf dabei in Richtung der Decke richtend.   "Ich habe ihn, Käpt'n!", rief ich und wollte meine Beine wieder zur Leiter bewegen.. Doch legte sich, noch in der selbigen Sekunde, ein bläulicher Schleier um mich.   Die Zeit zum Schlucken blieb mir nicht. Im nächsten Augenblick fand ich mich im Steuerraum unseres U-Bootes wieder, welcher ebenso chaotisch aussah, wie das Lager-Abteil.     Keinen Moment später spürte ich die beiden Arm-Paare, die mir die Luft abschnürten. Shachi und Bepo klammerten sich, jeweils von vorne und von hinten, an mich und drückten mich so zwischen sich ein.   "Wo warst du so lange, Peng?", fragten sie mich beide beinahe gleichzeitig, während ich nur einen bissigen Knurr-Laut über meine Lippen brachte, da sie die Schmerzen meiner Schulter, mit ihrem Akt, nur verschlimmerten.   Ihnen von meiner Verletzung erzählen und den beiden damit Schuldgefühle geben, wollte ich nicht. Weswegen ich ihnen ein bestimmendes `Mir geht's gut, ihr könnt mich loslassen.´, entgegenbrachte, während ich mich aus ihrem Griff befreite. Meinen Kopf drehte ich dann in Richtung unseres Kapitäns, welcher mich auffordernd und abwartend ansah. Seinen stummen Befehl verstand ich sofort, nickte ihm zu und rannte dann zur Abschuss-Rampe der Torpedo-Vorrichtung, um daraufhin das Geschoss in die selbige zu stecken.   Durch das große Frontfenster unseres Gefährts konnte ich den großen, regenbogenfarbenen Fisch sehen, der in etwa so groß wie unser Gefährt war. Dieser schwamm nun, mit einer immensen Geschwindigkeit, frontal auf uns zu. Der Flamingo-Fisch hatte wohl zuvor Anlauf genommen, damit er durch die dichte Scheibe des Fensters stoßen konnte.   "Feuer!"   Das brauche mir mein Kapitän wirklich nicht zweimal zu sagen. Mit meiner rechten Hand schob ich den Riegel der Abschuss-Rampe zurück und drehte mich dann in Richtung der Vorrichtung, auf welcher sich der große, rote Knopf zum Abfeuern befand.   "Aye, Aye, Käpt'n.", zeichnete sich ein breites Grinsen auf meinen Lippen ab, während ich zu Law schaute. Zeitgleich schlug ich kräftig, mit meiner geballten, linken Faust, auf den runden Knopf.   ..Hatte jedoch meine Verletzung dabei nicht bedacht. Und sollte meinen Fehler augenblicklich bereuen, als der heftige Schmerz, wie ein Stromschlag, durch meinen gesamten Arm zog.     "Verflucht!", knurrte ich keuchend auf und ärgerte mich über meine eigene Nachlässigkeit, die ich mir eingestehen musste. Dass ich mein Ziel traf und dieses daraufhin das Weite suchte, nahm ich nur unterbewusst wahr. Viel zu beschäftigt war ich damit, den ziehend-stechenden Schmerz zu unterdrücken.   Deswegen merkte ich auch nicht, wie der Doktor in Spe sich mir, mit langsamen Schritten, näherte und dabei seine Lippen zu einem diabolischen Schmunzeln verzog.   "Penguin-ya, du wirst dich doch nicht etwa verletzt haben?", flüsterte Law mir mit dunkler, unheilvoller Stimme zu. Seine Augen richtete er dabei auf meine Schulter, welche er sich höchst interessiert betrachtete. "Keine Sorge, dies wird nur für einen kurzen Moment etwas schmerzend werden.. Vertraue mir, ich bin schließlich Chirurg.", zogen sich seine Mundwinkel weiter nach oben und untermalten seine düster-sadistische Mimik. Was mich dazu brachte, schwer zu schlucken.   In diesem Augenblick überlegte ich mir, ob es nicht vielleicht doch besser war, Shachi meine Schulter wieder einrenken zu lassen.. Jedoch blieb mir keine Wahl, musste ich feststellen, als sich die seichte Kuppel um uns aufbaute und mich der Sadist mit der Plüschmütze zu seinem persönlichen Sezierfrosch ernannte.   ..Niemals hätte ich ihn hintergehen dürfen.. Diesen Fehlschuss bereue ich zutiefst..   ..Meine Lektion habe ich jedenfalls gelernt und werde mich davor hüten, diesen Fehler nochmals zu begehen...     --     Nach der Behandlung, die weniger schmerzvoll, als nervenaufreibend war, konnte ich einige ruhige Worte mit meinem Kapitän wechseln. Dabei stellte ich ihm die Frage, die mich brennend interessierte.   "Warum-?", wollte ich ihn fragen, doch unterbrach er mich, während er seine medizinischen Instrumente wieder wegstellte. Sein Rücken war zu mir gedreht, seine Stimme klang gespielt verwundert.   "Warum ich dich nicht habe auffliegen lassen?", beendete er meine Worte, seine Lippen dabei ein wissendes Schmunzeln formend.. welches allerdings augenblicklich verschwand, als seine Stimme einen leicht betrübten Unterton annahm. "Du hast sie gespürt, nicht wahr?", sprach er in einem Flüsterton in Richtung des Regals, vor dem er stand. Seine Augen blickten unterdessen ins Leere. "Die Einsamkeit."     Kurz dachte ich über seine Frage nach, verstand genau, welches Gefühl er damit meinte und antwortete ihm mit einem schweigenden Nicken, welches er zwar nicht sehen konnte, aber dennoch wahrnahm. Um nicht weiter auf dieses unangenehme Thema einzugehen, lenkte ich schnell von ebendiesem ab.   "Und wieso hast du den Torpedo nicht selbst abgefeuert?", stellte ich ihm meine zweite Frage, über welche ich mir Gedanken gemacht hatte und seufzte leise auf. Law drehte sich daraufhin zu mir um. Das ehrliche Lächeln, welches er nun auf seinen Gesichtszügen trug, überraschte mich. Seine folgenden Worte taten dies umso mehr, diese sollte ich wahrlich niemals vergessen.   Grazilen Schrittes ging mein Käpt'n auf die Tür des kleinen Krankenzimmers zu, öffnete diese und verschwand schließlich auf den Gängen. Das Flüstern, welches seine Lippen verließ, als er ging, wurde zu einer meiner Erinnerungen an diesen Tag. Gleichzeitig läuteten Laws Worte den Beginn einer unerschütterlichen Kameradschaft ein.     "Weil ich dir vertraue."           *~*~*~*             Gegenwart   Bedächtig legte ich das gelesene Schriftstück zur Seite und lehnte mich in dem Stuhl, auf welchem ich noch immer saß, zurück.   ..Sie sind unersetzlich.., dachte ich mir, schaute auf den Stapel von durchgelesen Pergamenten, welche sich nach und nach angehäuft hatten und verzog meine Mundwinkel zu einem traurigen, jedoch glücklichen Lächeln. ..Die Erinnerungen an meine Familie sind mein aller größter Schatz...   Daraufhin schloss ich meine Augen und fuhr mir mit meiner Hand einmal durch meine kurzen Haare. Bevor ich mich langsam erhob. Einige ungelesene Niederschriften hatte ich noch vor mir, allerdings wollte ich mir zuvor einen Kaffee aus unserer Kombüse holen und gedanklich mit dem ersten Kapitel abschließen.   ..Kapitel zwei.. handelt von ihm.., griff ich seufzend nach der Türklinke unseres Zimmers und trat anschließend auf den seelenlosen, verdunkelten Gang unserer Death.   ..Werde ich es überhaupt lesen können..?     Wenige Augenblicke später, setzte ich mich, mit der dampfenden Tasse in meiner Hand, wieder an den dunklen Schreibtisch unseres spärlich beleuchteten Zimmers.   Minutenlang schauten meine ausdruckslosen Augen den vor mir liegenden, ungelesenen Blätterstapel an, schienen ihn dabei nicht zu erkennen und lediglich durch ihn hindurchzublicken.   Unangerührt verblieben die Schriften auf dem Schreibtisch. Meine Finger konnten aus einem undefinierbaren Grund nicht nach ihnen greifen und sollten sich an ihnen verbrennen, sobald sie es taten. Beinahe schien es so, als ob eine imaginäre Kraft mich davon abhielt, die Buchstaben, welche dort geschrieben standen, mit meinem Blick zu erfassen.   ..Ich will dieses Kapitel meines Lebens nicht noch einmal vor Augen geführt bekommen..   ..Endgültig abschließen möchte ich es..   ..Jedoch um dies tun zu können, werde ich mich wohl oder übel dieser Herausforderung stellen müssen...     Ein letztes Mal sammelte ich innerlich die Kraft, die ich für das Bevorstehende brauchte, trank einen letzten Schluck der dunklen Flüssigkeit und atmete dann tief ein.   ..Woraufhin ich meine Augen schließlich zwang, sich an das Schriftstück zu heften, von welchem sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ablassen konnten.   Meine Finger klammerten sich dabei krampfhaft in das vergilbte Papier.. Meine Zähne bohrten sich tief in meine Unterlippe.. Bevor ich letztendlich begann, in meine Erinnerungen einzutauchen.           *-*-*-*             "`Massaker Soldat´?", lachte ich leise auf, wiederholte seinen Titel, den er mir vor wenigen Augenblicken gesagt hatte und schwenkte dabei das gefüllte Whiskyglas, welches ich in meiner Hand hielt.   Zurzeit saß ich an dem langen Tresen der Bar, die sich auf dem Schiff der Kid-Piraten befand. Wir genossen hier die kurze Pause unserer gemeinsamen Nachtwache. "Der Name klingt echt cool. Er steht dir.", blickten meine verschleierten Augen in die golden-schimmernde Flüssigkeit, bevor ich das Gefäß an meinen Lippen ansetzte und den kaum merkbar brennenden Alkohol daraufhin meine Kehle hinablaufen ließ.   Nachdem ich das Glas wieder auf dem Holz vor mir abgestellt hatte, griff ich mit meinen Fingern nach dem Schirm meiner Kappe und zog diesen über meine Augen. Meine nächsten Worten kamen mir nuschelnd über meine leicht lallenden Lippen.   "Ich bin echt neidisch.. Warum kann ich nicht auch so 'nen eindrucksvollen Titel haben..? Alle nennen'se mich nur `Penguin´, dabei hab' ich doch gar keinen Vogel.. oder? Killer, sag' mir nicht, dass ich gerade den flachsten Witz der gesamten Grand Line gerissen hab'."   Meinen Kopf vergrub ich nun tief seufzend unter meinem Arm, welchen ich angewinkelt auf dem Holz der Theke abgestützt hatte, während ich meine müden Augen schloss. Ich vertrug einfach keinen Alkohol, doch hatte ich in letzter Zeit das Bedürfnis, mich abends zu betrinken, sobald ich das Schiff der anderen Mannschaft betrat.   Seit gar nicht allzu langer Zeit hatten wir mit ihnen eine Allianz geschlossen, weswegen ich meinem blonden Stalker oftmals Gesellschaft leistete. Ich nannte ihn so, obwohl ich wusste, dass ich eigentlich derjenige war, der ihn zuerst verfolgt hatte.     Sanft klopfte Killer mir daraufhin, mit seiner flachen Hand, auf meine Kappe, lachte leise auf und nahm mir dann das Whiskyglas aus der Hand, welches ich noch immer hielt, um dieses anschließend an seine eigenen Lippen anzusetzen.   Mit halb geschlossenen Augen schaute ich ihn an und beobachtete einen Moment seinen Kehlkopf, welcher sich während dem Schlucken auf und ab bewegte. Wie hypnotisiert verfolgte ich dann den einzelnen Tropfen der goldenen Flüssigkeit, welcher ihm seinen Mundwinkel hinablief, bis er diesen dann mit seiner Zunge auffing.   Als Killer dann das Glas lautstark auf dem Tresen absetzte, blinzelte ich ihn überrascht an, während er mich mit seinen violetten Augen durchdringend anblickte, deren Emotion ich, zu diesem Zeitpunkt, noch nicht zu deuten wusste.   "Nicht der Titel einer Person zeichnet ihren Wert aus, sondern ihr Charakter.", sprach er mir daraufhin mit ruhiger Stimme zu, stützte dabei seine beiden Handflächen auf der Theke ab und beugte sich dabei zu mir herüber. "Einzelne Buchstaben bleiben bedeutungslos, wenn ihnen keine Taten folgen.", erklärte er leise redend weiter, während seine bewegenden Lippen sich den meinen näherten, sodass sie einen knappen Zentimeter vor diesen in der Luft verblieben. Seine Augenfarbe hatte nun ein tiefes rot, ähnlich einer dunklen Rose, angenommen. "Zudem hast du mich mitten ins Herz getroffen, daher finde ich deinen Namen überaus passend.", formten seine Mundwinkel nun ein ehrliches und wärmendes Lächeln. Bevor er seine ebenso warmen Lippen an die meinigen schmiegte.       *-*-*       "Hast du zufälligerweise etwas verloren?", hörte ich Killer, von unserem Deck aus, rufen, zeitgleich legte sich ein wissendes Grinsen auf meine Züge. Dabei lehnte ich mich, mit meinem Rücken, lässig an die Reling des Oberdecks, auf dessen Boden ich saß. Meine Beine waren ausgestreckt und übereinander geschlagen.   Nun war ich derjenige, der ihm entgegenrief, dabei zog ich mir den Schirm meiner Kappe über meine Stirn.   "Bring' ihn in unser Zimmer und lass' ihn sich da austoben, bis er müde wird.", lachte ich leise auf, als mir unweigerlich das Bild, von dem über die Schulter geworfenen Shachi durch den Kopf ging, der momentan, wie ein Zitteraal, in Killers festen Griff zappeln musste.   Mein bester Freund war eine äußerst liebenswerte Klette, welche nicht von seinem ausgesuchten `Opfer´ abließ, das er in sein Herz geschlossen hatte, bis er diesem solange auf die Nerven ging, dass derjenige ihn postwendend wieder zu mir zurückschickte.     Nachdem Killer eine kurzweilige Beschäftigung für den aufbrausenden Chaoten gefunden hatte, sprang er zu mir auf das Oberdeck und stellte sich neben mich, ebenfalls an die Reling lehnend.   "Warum sind seine beiden Elternteile nie da, wenn man sie braucht?", seufzte er leise, doch war das versteckte Schmunzeln, hinter seiner Maske, deutlich hörbar, "Heat und Wire müssen auch ausgerechnet jetzt ihren Rausch ausschlafen."   Meine beiden Arme hinter meinem Kopf verschränkend, schaute ich hinter dem Schatten meiner Kappe zu ihm herauf, bevor ich trocken auflachte.   "Du könntest die Mutterrolle ebenso gut übernehmen. Wärst ein echter Wildfang, das muss man dir lassen."   Noch bevor ich meine Worte ausgesprochen hatte, sprang ich auf und begann dann zu rennen.. schnell zu rennen. Ich liebte es ihn zu necken und ihn zu reizen, bis er seine ruhige Fassung verlor.   Einmal hatte ich ihn, im alkoholisierten Zustand, `Barbie´ genannt, wofür er mich erst über beide Schiffe jagte und wir uns anschließend ein Wettschwimmen im Meer leisteten.   Dies war eine der Seiten an ihm, welche er nur mir allein zeigte. Selbst sein bester Freund und Kapitän konnte ihn mit hämischen Worten nicht treffen, da er diese lediglich mit einem Lachen abtat.   Ja, ich musste zugeben, dass ich mich deswegen ein wenig besonders fühlte und ich deshalb jede Gelegenheit nutzte, welche mir dieses Gefühl gab.   Zudem konnte Killer nie lange sauer auf mich sein, was eindeutig eine seiner Schwächen war. Der Kerl war einfach zu gutmütig zu mir.   Bis heute fragte ich mich, womit ich dies verdient hatte. Jedoch löste sich diese Frage augenblicklich in Luft auf, als mich seine starken Arme von hinten umarmten und ich seine Wärme spürte.   Und ich sollte ebenfalls schuldig gesprochen werden, da ich mich jedes einzelne Mal absichtlich von ihm fangen ließ. Sowie ich es in diesem Augenblick tat. Die `Konsequenzen´ nahm ich außerdem liebend gern in Kauf...       *-*-*       Es war eine der Nächte, in denen ich nachts aus meinem Schlaf schreckte und Killer damit ebenfalls aufweckte.   "Ich bin ein verdammter Mörder!", brüllte ich außer mir und ballte meine Fäuste, während ich ihm einen verbittert-wütenden Blick zuwarf. Dabei wurde meine Stimme immer und immer leiser. "Ich halte das nicht mehr aus! Ihre Augen.. In meinen Träumen sehe ich sie mich mit ihrer Verzweiflung durchlöchern."   Killer jedoch, lehnte sich nur lässig gegen die Tür seines Zimmers und verschränkte seine Arme vor seiner freien Brust. Seine wilden, blonden Haare hingen, wie ein Vorhang, über seinem Gesicht, weswegen ich dieses nicht sehen konnte, doch wusste ich, dass er meinem überforderten Blick standhielt.   Die ruhigen Worte, welche er mir daraufhin entgegenbrachte, machten mich rasend, sodass ich noch zorniger, als zuvor, wurde.   "Opfer müssen gebracht werden, um sein eigenes Überleben und das derer, die dir wichtig sind, zu gewährleisten.", war seine Antwort, die ich, in meinem emotional-angeschlagenen Zustand, nicht hören wollte.   Weswegen meine Augen nun einen giftig-bissigen Ausdruck annahmen, während ich zeitgleich nach der leeren Bierflasche griff, welche neben seinem Bett stand..   ..Um ihm dieselbige im folgenden Moment kraftvoll entgegenzuwerfen.   "Ist das deine billige Ausrede für alles?!", schrie ich ihm entgegen, meine Stimme sich, der Lautstärke wegen, überschlagend, dabei zitterte ich vor Wut an meinem ganzen Körper. Zeitgleich zersprang die Flasche an seiner freien Schulter, bevor sich die vereinzelten Scherben auf dem Boden zu seinen Füßen verteilten. Jedoch zuckte er nicht einmal und rührte sich ebenso keinen einzigen Millimeter.   Killer sah mich lediglich stumm an, ob sein Blick nun ausdruckslos blieb oder er gar mitleidig wirkte, wusste ich nicht. Wollte es auch nicht in Erfahrung bringen, weil mich sein gefühlloses Verhalten rot sehen ließ.   "Spar' dir dein verfluchtes Mitleid. Ich brauche es nicht!", rannte ich knurrend auf ihn zu, kniff dann meine gekränkten Augen fest zusammen und ballte meine zitternde rechte Faust.. Ehe ich sie ihm erbarmungslos in sein Gesicht schlug.     An seiner linken Wange traf ich ihn, hatte mehr Kraft in den Schlag gesteckt, als ich es wollte und bereute meine Kurzschluss-Reaktion noch in der selbigen Sekunde. Weswegen ich augenblicklich von einer Welle an Reue und Schuldgefühlen übermannt wurde, während Killer weiterhin regungslos und stumm in seiner Position verharrte.   Die Energie, welche ich vor wenigen Sekunden noch aufgebracht hatte, schien plötzlich verschwunden. Meinen Kopf senkte ich nun in Richtung des Bodens, nicht einmal zu einer Entschuldigung war ich fähig, weil meine Stimme und mein Körper sich wie gelähmt anfühlte.   Killer hatte alles recht der Welt, sauer und wütend, gar enttäuscht von mir zu sein. Doch legte er daraufhin nur seine Arme um mich, drückte mich behutsam an sich und flüsterte mir leise in mein Ohr.   "Es ist spät. Versuche ein wenig zu schlafen.", wisperte er mir leise zu, strich mir mit einer Hand sanft über meine Haare und schenkte meinem Wutausbruch keine Beachtung.   Wie so oft überging er diesen einfach und ertrug meine Launen, für die ich mich mehr als nur schämte. Ich war ein schlechter Mensch, der Killers Liebe nicht verdient hatte.. Und doch war ich so egoistisch, sie anzunehmen, weil er mir den Halt gab, den mein gebrochenes Selbst brauchte.       *~*~*~*       Gegenwart   Meine Augen, dessen Sicht seit längerem undeutlich und verschwommen wirkte, waren zu vertieft in die Zeilen, als dass mein geistesabwesender Verstand die Nässe meiner Wangen wahrnehmen konnte, welche die einzelnen, rollenden Tränen mit sich brachten, die ich ebenso nicht bemerkte.   Es waren die letzten Niederschriften, die ich zu jener Zeit verfasst hatte. Im Anschluss daran ließ das Bedürfnis dies zu tun nach, weil mir schlicht die Zeit dafür fehlte.   Immer und Immer wieder schweifte mein wässriger Blick über die Worte und prägte sich jeden einzelnen Buchstaben von ihnen ein, während meine Zähne sich tiefer in meine Lippe bohrten.   `Raaaatschhh´   Schließlich zerriss ich dieses elendige Papier, direkt durch seine Mitte. Wie in Rage zerknüllte ich es daraufhin und pfefferte es dann in den Mülleimer, der neben dem Schreibtisch stand.   Mein Gesicht vergrub ich zwischen meinen Händen. Und dann schrie ich laut auf. Es war ein Schrei, welcher von Verzweiflung und Frustration begleitet wurde und der meine trockene Kehle zum Brennen brachte.   Dabei nahm ich mit einer Hand die halbvolle Kaffeetasse und schmiss sie gegen die nächste Wand. Bevor ich aufstand, um meine Fäuste gegen die selbige zu schlagen.   Kurz darauf waren es meine Stiefel.. Und letztlich mein Kopf, den ich einmal kräftig gegen das harte Metall haute.   Im nächsten Moment sackte ich auf meine Knie, stützte meine Handflächen auf dem Boden ab und ließ den Tränen freien Lauf, welche ebenso in meinen Augen brannten, wie meine blutende Unterlippe.     Lange Zeit verbrachte ich in diesem Zustand der niedergeschlagenen Wehmütigkeit, warf dabei einen kurzen Blick hinter mich, auf das leere Bett meines besten Freundes und schloss dann meine Augen, um mich von der Dunkelheit gefangen nehmen zu lassen. Die Leere war ihr Begleiter, welcher fortan der meinige werden sollte.   Als ich dann wieder die Kraft fand, um aufzustehen, ging ich auf den umgeworfenen Stuhl zu, welchen ich anschließend langsam aufhob. Kurz darauf ließ ich mich auf den selbigen fallen und starrte nochmals einige Minuten gedankenlos auf den Pergamentstapel.   Kraftlos griff ich dann nach den Schriften, legte sie zusammen und wollte sie daraufhin wieder in der Schublade verstauen.. auf dessen Boden ich nun einen kleinen Zettel erblickte.   Mit ausdrucksloser Mimik und antriebslosen Muskeln nahm ich ihn an mich und schweifte dann mit meinen emotionslosen Augen über die beiden Sätze, welche dort geschrieben standen:   `Ich liebe dich.´ und `Es tut mir leid.´     Es gab nur eine Person, die mir diese Botschaft hinterlassen haben konnte. Derjenige musste mir den Schlüssel für die verschlossene Schublade abgenommen und zeitgleich den dreifach gesicherten Boden gefunden haben, nur um mir diese Nachricht zu hinterlegen.   ..Jedoch konnte mir dies nicht egaler sein. An den Namen der Person wollte ich mich weder erinnern, noch in aussprechen. Weswegen ich diesen aus meinem Gedächtnis strich, während ich die Papiere, mitsamt dem Zettel, in die Schublade legt und diese dann verschloss.     Letztlich griff ich nach langer Zeit noch einmal nach der dunkelgrünen Feder, welche ich anschließend in das kleine, schwarze Tintenfass tunkte. Nahm mir dann ein leeres Schriftstück und setzte die Spitze der Daune an der linken, oberen Ecke von ebendiesem an.   Bevor die Schreibfeder, wie von selbst, über den hellen Untergrund tanzte und die Oberfläche mit Worten füllte. Am Ende begann das neue Kapitel in dem Buch meines Lebens, welches in diesem Augenblick von mir niedergeschrieben wurde.           *~*~*~*           Mein Name ist Penguin. Ich bin stolzes Heart-Piraten Mitglied und Navigator dieser Crew.   Viele sehen mich nur als unscheinbare Randerscheinung, als einen unbedeutenden Begleitschatten, den man oft übersieht. Und doch bin ich da, das werde ich immer sein.   Ich habe einen ziemlich eigensinnigen kleinen Bruder, für den ich mein Leben geben würde. Mein Versprechen, auf ihn aufzupassen, habe ich nicht einhalten können. Seit einer Woche ist er, zusammen mit zwei Mitgliedern einer anderen Piratencrew, verschwunden.   Der Chirurg des Todes ist mein Kapitän, der seinem Namen zurzeit wieder alle Ehre macht. Ich stehe ihm bedingungslos zur Seite und gehe mit ihm den Weg, welchen er für uns ausgewählt hat.   Ich habe einst einen Mann getroffen, der mir meine Augen geöffnet hat. Er hat mir gezeigt, dass Emotionen auf der erbarmungslosen See keinen Platz haben und man, je höher man fliegt, auch desto tiefer fällt.   Zusammen mit seinem Kapitän ist er gestern abgehauen und hat mir nichts, außer einem verdammten Zettel hinterlassen.   Wie soll es mir schon gehen? Das tut nichts zur Sache.   Ich bin ein Pirat und werde stets weiterkämpfen. Mein Titel ist der eines Assassinen, welcher seinen Feind mit einem gezielten Schuss seiner Magnum ausschaltet.   Auf meiner Liste steht nun ein neuer Name, den ich suche, und finden werde.   Mein nächstes Ziel ist der Herzbube.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)