Bis zum Schluss... von Victorianoir ================================================================================ Kapitel 7: Flucht und Verrat ---------------------------- Natürlich kam es, wie es kommen musste: ich prallte gegen jemanden und wurde von diesem hart zurückgestoßen. Ich konnte gerade noch so verhindern, dass ich hin fiel, indem ich mich in letzter Sekunde an der Wand abstützte. "Viktoria?!" Es war Tala. Wer sollte es bei meinem „Glück“ auch sonst sein? "Wie…?" Fassungslos blickte ich an ihm vorbei in den leeren Gang. Wie zum Teufel war er so schnell von dem Hof hier her gekommen?! "Das Gleiche könnte ich dich fragen!" Seine Stimme bebte vor Wut und ich bekam Angst, jemand würde uns hören, weshalb ich meinen Freund gereizt anfunkelte. "Sei verdammt noch mal leise! Ich bin Kai direkt in die Arme gelaufen!" Viel zu spät realisierte ich, was ich da eigentlich gerade gesagt hatte. Es war der dümmste Satz, der mir hatte heraus rutschen können! Immerhin hatte ich Tala gerade erzählt, dass ich einem Jungen zur Flucht verhalf, den wahrscheinlich die ganze Abtei suchte…! "Du riskierst ALLES nur wegen ihm?!" Mein Freund wurde noch lauter und schon hörte ich Schritte im Gang, obwohl ich es nicht wahrhaben wollte. Ich konnte nicht glauben, dass Tala das möglicherweise extra gemacht hatte. "Ich wollte ihm lediglich helfen hier raus zu kommen! Nicht mehr und nicht weniger! Und jetzt geh mir aus dem Weg!" Um meine Worte zu verdeutlichen ging ich einige Schritte vorwärts, wurde jedoch von Tala daran gehindert, weiter zu gehen. "Du wirst gar nichts machen! Boris braucht ihn!" Ich konnte es nicht fassen und war langsam echt am Verzweifeln. Desweiteren wurde die Schritte immer lauter und würden uns bestimmt bald erreichen. "Sagt mir Bescheid, wenn ihr fertig seid! Ich verschwinde von hier!" Ach ja… Kai gab es auch noch. Ich hatte ganz vergessen, dass er direkt hinter mir stand. Seinen Worten Taten folgen lassend, rannte er wie von der Tarantel gestochen los, in die entgegengesetzte Richtung der nahenden Schritte. Das einzige was ich tun konnte, war ihm nach zusehen. "Zufrieden?!", fauchte ich Tala an, der immer noch vor mir stand und mir somit den Weg versperrte. Kurz zeigte sich ein Hauch von Bedauern auf seinem Gesicht, der jedoch schnell wieder der ausdrucklosen Maske wich. "Ich habe nur meine Aufgabe erfüllt." "Stimmt. Damit hast mir nur überdeutlich gezeigt, wer der wichtiger ist: Boris oder ich." Ich gab ich ihm nicht einmal die Chance etwas zu erwidern, sondern wollte schnurstracks zurück zu meinem Zimmer. Bevor ich jedoch endgültig aus Talas Sichtfeld verschwand, drehte ich mich noch einmal um. "Ich hoffe, dir ist bewusst, welche Folgen dein Handeln für mich haben kann…" Nachdem ich mein Zimmer erreicht hatte, war ich die Tür direkt hinter zu. Wenige Minuten später hörte ich, wie Boris und Tala auf dem Flur entlang liefen, wie ich an ihren Stimmen erkannte. Schnell hielt ich den Atmen an, aus Angst, sie könnten herein platzen und anfangen, mich auszufragen. Hatte Tala meinem Vater etwas erzählt? Hoffentlich nicht, schließlich vertraute ich ihm blind, obwohl ich keine Ahnung hatte, was das gerade sollte. Er würde mich nie verraten… Oder? In der restlichen Nacht bekam ich kein Auge zu. Und selbst wenn ich kurz wegdämmerte, träumte ich davon, was mich am folgenden Tag erwarten würde. Ob Kai es geschafft hatte? Bestimmt, denn ich hatte in der Nacht sonst nichts mehr mittbekommen. Der nächste Morgen kam viel zu schnell, dennoch schaffte ich es trotz der Nacht noch pünktlich zum Treffen mit meinem Vater und dem Team… Kaum angekommen blieb ich erst mal angewurzelt im Türrahmen stehen, denn ich sah jemanden, der hier wirklich nicht hingehörte: Kai. Er stand neben meinem Vater und schaute stur geradeaus. Auf mich wirkte wie eine… Marionette. Scheiße! Schnell ließ ich mich auf einen der Stühle fallen, bevor mich mein Vater bemerkte, und versuchte den Gesprächen zu lauschen. "Ich möchte euch das neuste Teammitglied der Demolition Boys vorstellen: Kai Hiwatari. Er wird mit auch am morgigen Turnier teilnehmen. Eure ersten Gegner sind die All Starz." Den Rest nahm ich nicht mehr war, weil mein Verstand komplett abschaltete. Hatte es mein vater tatsächlich geschafft, Kai auf seine Seite zu ziehen? Und was war mit den Bladebreakers. Ist das alles nur passiert, weil ich gestern versagt hatte? Wäre alles anders gekommen, wenn ich Tala einfach losgeworden wäre und Kai heraus gelassen hätte? Ich kam mir plötzlich so unglaublich dumm vor und war den Tränen äußerst sah. "Ich kümmer mich um alles; das Team folgt mir." Ich nahm die Worte meines Vaters wie durch einen Schleier war. Trotzdem schaffte ich es aufzustehen und den anderen aus dem Raum zu folgen. An der Tür wurde ich jedoch von einer der Wachen festgehalten. "Was soll das?!" Ich war kurz vorm weinen, schaffte es aber irgendwie wütend oder zumindest gereizt zu klingen. "Du bleibst hier! Wir haben den Befehl, uns um dich zu kümmern! Verräterin!" Bei seinen Worten zog er mich ruckartig zurück, sodass ich auf den Boden fiel. Das letzte was ich sah, war das Gesicht meines „Freundes“, der mich ausdruckslos ansah, ehe sich die Tür schloss und alles schwarz wurde… „TALA???“ Mit einem erstickten Schrei nach meinem Freund erwachte ich aus dem dumpfen Schlaf der Bewusstlosigkeit. Ein schwerer Fehler, denn sofort spürte ich den metallischen Geschmack im Mund. Natürlich ging dieser durch schlucken auch nicht weg, da mein Mund erstens zu trocken war und mein Hals bei jedem Atemzug höllisch schmerzte. Die Schmerzen warnten mich schon einmal vor und ich wagte es nicht, mich zu bewegen, aus Angst, sie könnten noch schlimmer werden. Stattdessen schloss ich die Augen und versuchte an etwas Schönes zu denken. Bedauerlicherweise waren in letzter Zeit nicht besonders viele Dinge gut verlaufen: Mein Freund hatte mich im Stich gelassen, mein eigener Vater ließ mich hier vermutlich verreckten und auch sonst wusste niemand, dass ich existierte oder wo ich war. Naja… Letzteres wusste ich ja selbst nicht. Langsam und mit so wenig Aufwand drehte ich mich zur Seite, wobei ich meine Zähne zusammen biss, um meine Schmerzen nicht einfach hinaus zu schreien. Nachdem sich die Schmerzen halbwegs gelegt hatten, schaffte ich es, mich ein wenig umzusehen, soweit es mir meine Position erlaubte. Ich vermutete, dass ich mich in meinem Zimmer befand, doch ich war mir nicht sicher, da in dem gesamten Raum absolute Dunkelheit herrschte. So wusste ich nicht einmal ob es nun Tag oder Nacht war. Allerdings spielte das auch keine besonders große Rolle, weil ich genau wusste: Ich würde hier für eine sehr lange Zeit nicht rauskommen. – Zumindest nicht ohne fremde Hilfe… Nach einigen Minuten, in denen ich einfach nur still da lag, versuchte ich mich schließlich mit meiner unverletzten Hand hochzustemmen und mich aufzusetzen, aber es gelang mir nicht wirklich. Erst einige missglückte Versuche später schaffte ich es endlich hochzukommen und mein Gleichgewicht so lange zu halten, dass ich vom Bett auf den Boden rutschen konnte. Weiter kam ich nicht, da meine Beide mein Gewicht nicht tragen konnten. Wie oft hatte ich mich verletzt aus meinem Bett gequält? Wie oft hatte ich geweint, weil mein Gesicht nur noch aus zahlreichen blauen Flecken und anderen Verletzungen bestand? Wie oft hatte ich gedacht, ich würde wegen meinen Regelschmerzen sterben? Doch das war alles nichts gegen die Schmerzen, welche ich jetzt empfand. Mein ganzer Körper schien eine einzige Wunde zu sein und ich spürte keine einzige Stelle, von der ich mit Sicherheit sagen konnte, dass sie NICHT wehtat. Als ich die vertraute Maserung der Fliesen unter meinen Füßen wahrnahm, breitete sich der Hauch eines Glücksgefühls in mir aus. Ich befand mich tatsächlich in meinem Zimmer; also wusste ich auch, wo das Bad lag. Äußerst langsam und mich nur mit einem Arm abstützend, krabbelte ich den gewohnten Weg entlang. Meinen Atem versuchte ich dabei so ruhig wie möglich zu halten, obwohl ich das Gefühl hatte, bei jedem Atemzug würde ich mehr Blut schmecken. Mein Kopf dröhnte in einem stetigen Rhythmus und selbst meine Atemzüge waren so laut, dass ich glaubte, mein Kopf würde zerspringen. Nur mit großer Mühe schaffte ich es, den Lichtschalter neben der Tür zu betätigen, dann ließ ich mich völlig entkräftet gegen die kalte Wand fallen. Meine Augen schlossen sich wie von selbst und ich spürte, wie die Ohnmacht erneut nach mir griff, trotzdem versuchte ich dagegen anzukämpfen. Immerhin bestand die Gefahr, dass ich in meinem Zustand vielleicht für eine längere Zeit nicht mehr aufwachen würde… Meine Augen blieben noch eine Weile geschlossen, bis ich sicher war das ich das was ich sehen würde verkraften konnte. Doch alles Beten und Hoffen hätte mich nicht auf das vorbereiten können was ich sah. Mein Körper war von blauen Flecken und Blutergüssen übersät. An meinem Handgelenk zog ich sich getrocknetes Blut durch einen schon violetten Fleck bis hin zum Ellenbogen. Er schmerzte bei jeder Berührung, sodass ich befürchtete er wäre verstaucht oder schlimmeres. Über meinem Becken genau bei einer Rippe spürte ich bei jeder Bewegung ein ziehen und knacken als wenn sich etwas verschieben würde. Selbst eine Stunde später hatte ich mich nicht getraut mein eigenes Spiegelbild anzuschauen. Es erinnerte alles an einen Film den ich in meiner Kindheit geschaut hatte. Ein junges Mädchen war eingesperrt worden und über Jahre hinweg blieb sie in dem Versteck bis sie es nach langer Zeit schaffte und floh. War auch dies mein Schicksal? NEIN! Vielleicht hatte Boris meinen Körper gebrochen aber meinen Willen zu leben ganz sicher nicht. Mit letzter Kraft stemmte ich mich in die Dusche und stellte das warme Wasser an welches über meinen gesamten noch eingezogenen Körper regnete. Entspannt schloss ich die Augen und erlaubte es mir, das Tränen über meine Wangen flossen. Eisiger Schmerz durchfuhr mich als die salzigen Tränen mein Kinn entlang liefen. Ich wollte gar nicht wissen wie mein Gesicht aussah, in den letzten Jahren hatte ich mir abgewöhnt Wert darauf zu legen. Als meine Fingerkuppen leicht aufweichten stellte ich das Wasser aus und entledigte mich meiner nassen Sachen, welche ich einfach an Ort und Stelle liegen ließ. Immer noch auf allen Vieren kroch ich hinüber um mir frische Sachen zu besorgen. Mein Blick fiel auf die geschlossene Tür die ich versuchte zu öffnen, vergebens. Boris hatte allen ernstes abgeschlossen? Fassungslos über seine Tat, vernahm ich Geräusche von draußen. Schon fast hektisch hielt ich mein Ohr an die Tür und lauschte den dahinter liegenden Geschehen. Es war eindeutig Spencer´s Stimme die ich hörte und.... “Boris scheint wirklich Angst zu haben das Kai sich überanstrengt,deswegen lässt er uns antreten. Wie entwürdigend.“, ich hätte Tala´s Stimme unter Tausenden wieder erkannt. Verzweifelt klopfte ich gegen die Tür und rief lauthals seinen Namen. Er musste mich einfach hören, er würde mir helfen. Doch nichts geschah....Selbst als weitere Leute vorbei gingen passierte nichts. Jeder wusste anscheinen das ich hier war, doch warum ließen sie mich im Stich? Als ich niedergeschlagen in meine Sachen schlüpfte und mich neben die Tür setzte, vernahm ich erneute schritte, doch tat nichts. Vor einigen Minuten schon war ich heiser geworden und...warum sollte ich überhaupt einen Ton von mir geben. Ich war jedem in dieser Anstalt egal. Tala´s Gespräch hatte mir gezeigt dass das Turnier bereits angefangen hatte, also war ich seit mindestens 2 tagen hier drinnen und für ihn gab es keinen Grund mir zu helfen. Ich war ihm egal.... Ein Knacken an der Tür ließ mich zusammenschrecken und zurück rutschen. Wie in einem Horrorfilm öffnete sich die Tür langsam und ich erkannte die blauen Haare von Kai. Vorsichtig schlüpfte er durch den Spalt und schloss leise die Tür hinter sich. „Du weißt wie ich hier heraus komme?“, seine Frage verwirrte mich noch mehr als sein Erscheinen, aber ich nickte. „Du zeigst mir wo ich hier heraus komme und ich helfe dir weg von Boris zu kommen.“, wie jetzt? Er war hier um mir zu helfen. „Warum sollte ich dir irgendwas glaube oder dir helfen. Falls du es nicht mitbekommen hast das hier...“, ich zeigte auf mich und meinen Körper. „habe ich deinetwegen.“ „Ich weiß, aber ich bin deine einzige Chance hier heraus zu kommen. Entweder du kommst mit oder nicht.“, obwohl ich ihn nicht mochte, er hatte Recht. „Wie willst du das bewerkstelligen? Mein Vater ist das einzige lebende Mitglied meiner Familie und hier in der Abteil sind überall Wächter die....“, er fiel mir ins Wort. „Entweder du kommst in den nächsten Sekunden mit oder ich gehe alleine und du verkriechst dich hier im Selbstmitleid.“ „Ok, ich packe nur noch einige Sachen. Gib mir eine Minute.“, ich biss die Zähne zusammen und stemmte mich hoch um auf wackeligen Beinen zum Schreibtisch zu gehen und meine Tasche hervorzuholen in die ich schnell meinen Laptop, und einige Sachen zu packen. Ein Foto von Tala und mir, was ich zwischen meiner Kleidung versteckt hatte fiel dabei heraus. Kurz überlegte ich ob ich es mitnahm, entschied mich jedoch dagegen. Kai warf nur einen kurzen Blick darauf und es war mir dennoch egal. Tala hatte mich im Stich gelassen. Meinen Mantel überwerfend und die Stiefel schnell angezogen ging ich zu Kai der leise die Türklinke nach unten drückte. „Wir müssen nach rechts, dann einige Meter später nach links und dann den 2.Gang wieder rechts, die 3.Tür führt zu einem Flur der direkt nach draußen führt.“,erklärte ich ihm und hoffte innerlich das mein Adrenalinstoß noch eine Weile anhielt. Wenigstens so lange bis ich hier raus war. Konzentriert lief ich Kai hinterher, der an jeder Ecke schaute ob jemand dahinter stand. Das Glück war uns holt bis auf den Ausgang, wo eine Wache stand. „Mist.“, fauchte ich. „Ich übernehme das....Du rennst raus zu Mr. Dickenson und informierst ihn das ich nachkomme.“, bevor ich etwas sagen konnte lief er los, an der Wache vorbei die ihm natürlich sofort folgte. Ich ergriff meine Chance und rannte los, die Tür fast aufwerfend trat ich nach draußen, an dich eisige Luft. ICH WAR FREI! Meine Füße trugen mich weiter als ich je erwartet hatte und ich lief als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter mir her. Nur ein Ziel hatte ich vor Augen, ich musste zu Mr. Dickenson. Auch wenn ich ihm nie begegnet war, wusste ich das er der Grüner udn Leiter der BBA war, also musste er auch Judy kennen. Alles würde irgendwie gut werden, ich würde hier heraus kommen. Der Schnee unter meinen Füßen knirschte und trotzdem ich bereits in der Stadt war, fror ich am ganzen Köroper. Kein Wunder. Die Anzeige an einem Laden zeigte – 24 Grad an und das heute der 14. November war. Also hatte ich 3 Tage in einem Zimmer gelegen, ohne etwas zu essen und nur mit einigen Schlucken Wasser die sich glücklicher Weise in meinem Nachtisch in einer Flasche befunden hatten. An einer Kreuzung blieb ich das erste Mal stehen um Luft zu holen. Erst jetzt fielen mir die Blicke der anderen Menschen auf.Ich wusste nciht wie ich ihm Gesicht aussah, jedoch konnte ich mir zusammen reimen das ich nicht sehr adrett aussah. Um mich herum standen riesige Gebäude die irgendwie alle gleich aussahen und da Mr. Dickenson zu den Promis gehörte konnte mir wohl auch niemand sagen wo ich ihn finden konnte. Verzweifelt lief ich durch die engen Gassen udn schaute mich immer wieder nach einem Hinweis um, wer mir helfen konnte. Auf einer langgestreckten Straße erlaubte ich es mir schneller zu laufen was ich sofort bereute. Mein Kreislauf machte schlapp und ich nahm alles nur noch verschwommen war. Als ich jemanden anrempelte entschuldigte ich mich und verlor vollends das Gleichgewicht. "Hey, alles in Ordnung.", die Stimme klang so warm und freundlich und als ich etwas erwidern wollte erkannte ich stechend rote Haare und wusste....Tala würde mich retten. Mit diesem Gedanken ließ ich mich einfach fallen.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)