Urlaubsflirt ins Glück von True710 ================================================================================ Kapitel 5: Gedankenspiele ------------------------- Misty konnte nur ganz schlecht schlafen. Zu aufgeregt war sie. Also verschwand sie zu früher Stunde bereits im Bad. Wie bereits gestern machte sie sich etwas sorgfältiger fertig. Dabei behielt sie jedoch Ashs Worte im Hinterkopf. Sie wollte nur frisch und gut aussehen, und gut hieß nicht, sich das gesamte Gesicht zu übermalen. Unschlüssig sah sie in den Spiegel und begutachtete die Person, die ihr gegenüberstand. War diese Person wirklich sie? Nachdenklich und unzufrieden stand sie da. Würde sie Ash so gefallen? Misty kam auf den Schluss, auf den alle Frauen nach dem ersten Mal kamen. Egal, ob es die abendliche Garderobe war, oder eben die Schminke auf dem Gesicht: Nein! So konnte sie Ash nicht treffen. Die Frage war nur, war das schon zu viel Schminke? Oder sollte sie sich vielleicht nur etwas anders schminken? Misty stand planlos im Bad und konnte sich nicht entscheiden, als eine völlig verschlafene Lily das Bad betrat. „Misty? Spinnst du jetzt vollkommen? Es ist 6:30 Uhr morgens und du stehst im Bad und machst dich fertig? Wir sind erst vor zwei Stunden heimgekommen, da kannst du hier doch nicht so einen Lärm machen.“, nuschelte sie verschlafen und konnte dabei kaum die Augen offen halten. „Ich bin doch gar nicht laut! Sag mir lieber, was ich auftragen soll. Ash sagte, er steht auf Natürlichkeit.“, erwartungsvoll hielt sie ihr zwei verschiedene Döschen hin. Lily nahm beide und musste sie aus ungefähr fünf Zentimeter Entfernung begutachten, um sie erkennen zu können. „Auf Natürlichkeit? Was hat er denn zu dir gesagt, als du gestern bei ihm warst?“, es hatte den Anschein, als könne Lily noch nicht entziffern, welche Dosen sie gerade in der Hand hielt und wolle so noch etwas Zeit herausholen, um ihre Entscheidung zu treffen. „Ein Kompliment für mein Aussehen hat er mir nicht gemacht, wenn ich mich recht erinnere. Was könnte das bedeuten?“, kam es nun etwas hysterisch von der Orangehaarigen. „Misty, Ash ist dein bester Freund. Ich kann dir diese Frage nicht beantworten. Wenn er sagt Natürlichkeit, dann trag so wenig auf wie möglich, du hast sowieso die beste Haut von uns vieren.“, Lilys Beratung war beendet, und so schlurfte sie unverrichteter Dinge wieder aus dem Bad und ließ Misty mit ihrer endgültigen Entscheidungsfindung allein. Also noch mal von Anfang an. Nachdem sie sich abgeschminkt hatte stand sie wieder unschlüssig vor dem Spiegel. Sie hatte ein genaues Bild von sich vor Augen. Doch nachdem sie angefangen hatte, sich zu schminken, und in ihr sofort wieder Zweifel aufkamen, ob Ash das wirklich gefallen könnte, warf sie ihren Plan über den Haufen und schminkte sich letztendlich ganz anders, als sie es wollte. „Ash kommt es doch sowieso nicht darauf an, das muss jetzt so passen.“, gab sie etwas verzweifelt von sich. Ihr Wunschergebnis ist nicht herausgekommen. Sie musste ein paar Mal korrigieren, doch zu viel war es nun auch nicht. Jetzt hieß es nur noch auf Ashs Nachricht warten. Es war gerade kurz vor acht Uhr. Sie könnte frühstücken gehen. Doch vor lauter Anspannung würde sie wahrscheinlich eh nichts hinunterbekommen. Wie also nun die Zeit totschlagen? Sie trat auf den Balkon und blickte hinaus auf das weite Meer. Was könnte sie nun in ihrem Zimmer anstellen? Lange überlegen musste sie dazu gar nicht, denn sie hörte ihr Handy vibrieren. Sie stürmte zurück ins Zimmer, nahm ihr Smartphone und las: Misty fielen die Augen aus. So direkt kannte sie ihren besten Freund gar nicht. Und dann noch die drei X. Misty bekam Hitzewallungen, ihr Herz drohte zu platzen. Wie sollte sie nur diese 30 Minuten überstehen? Jetzt war sie sich sicher. Ash musste auch auf sie stehen. Das konnte doch nicht zweideutig ausgelegt werden. Oder? Misty versuchte die Nachricht ohne die Liebesbrille zu lesen. So, als wäre sie gar nicht in Ash verliebt. Wie würde sich dann diese Nachricht lesen? Nicht viel anders. Es musste einfach so sein. Misty sprang in ihrem Zimmer auf und ab. Solange, bis aus dem anderen Schlafzimmer ein lautes ‚Ruhe‘ von Daisy zu hören war. Leise, aber dennoch voller Vorfreute schlich sie zurück in ihr Zimmer und drohte beim Warten zu explodieren. Exakt pünktlich stand sie vor Zimmer Nummer 1070. Unsicher klopfte sie an. Nach einem kurzen Augenblick wurde die Tür von Ash geöffnet. Sie strahlte ihm ins Gesicht. Er lächelte nur etwas schief und bat sie herein. Er hatte wieder kein T-Shirt an und es sah so aus, als hatte er diesmal auch nicht vor sich eines drüberzuziehen. Misty traute sich ihn aber nicht auf seinen Oberkörper anzusprechen. Ash hatte einen ernsten Blick aufgelegt, als sie in der Zimmermitte stehen blieben. Sofort ergriff er bestimmend das Wort. „Du fragst dich wahrscheinlich, wieso ich dich bereits jetzt zu mir in die Suite bestellt habe. Weißt du … Rocko ist jetzt für zwei bis drei Stunden nicht da und da dachte ich mir …“, er trat auf Misty zu. Direkt vor ihrem Gesicht machte er halt. Er hauchte seinen Satz zu Ende. „… ich hol mir einfach eine neue Zimmergenossin.“ Er küsste sie. Einfach so, ohne Vorwarnung. Misty riss die Augen auf, als sich seine Lippen auf ihre legten. Abwehrmaßnahmen? Dazu war sie nicht im Standen. Sie ließ es geschehen. Kurz darauf ließ er von ihr ab, sah ihr tief in die Augen. Oh mein Gott, seine Augen. Sie wurde gepackt, nicht von ihm, sondern von ihrem Verlangen, den Mann, den sie schon so lange liebte, zu berühren, bei sich zu haben, seine Nähe zu spüren. Sie griff ihm in den Nacken, zog ihn zu sich und verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Ihre Gefühle, ihr Körper, ihr Herz, ihr Kopf, alles spielte verrückt. Er hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. Er setzte sich aufs Bett, während sie ihre Beine um seine Hüfte geschlungen hatte. Alles war perfekt. Der Zeitpunkt war gekommen. Sie ließ von ihm ab und sah ihm erneut tief in die Augen. „Ich liebe dich, Ash!“, konnte sie nur flüsternd hauchen, da ihr vom Küssen die Luft wegblieb. Sie wollte ihn gar nicht antworten lassen und ihn sofort erneut in einen leidenschaftlichen Kuss ziehen, doch Ash hielt sie davon ab. Sie fragte sich was er hatte, als sie in sein Gesicht sah. Ashs Augen wurden riesig. Verwundert packte er Misty an der Hüfte und hob sie von sich herunter, stellte sie wieder auf den Boden. Danach stand auch er auf, stellte sich vor sie hin und sah sie ziemlich verwirrt an. Nach kurzer Denkpause schüttelte er den Kopf. „Liebe? Du liebst mich? Misty … sorry … aber ich dachte es geht hier nur um das eine … mehr nicht.“ Mistys Herz brach in unendliche viele Teile. Nein, ihre gesamte Welt, ihr gesamtes Leben brach in unendlich viele Teile. Ash ließ ihr nicht einmal Zeit zum Nachdenken. Grob schubste er sie vor sich her. Erst aus dem Schlafzimmer, dann Richtung Tür. Auf den letzten Metern versuchte sie sich dagegen zu wehren. „Aber … aber, Ash …“, brachte sie nur sehr gebrochen heraus. „Nichts aber … ciao, Misty!“ Und da flog auch schon die Tür zur Suite krachend zu. Misty schreckte hoch. Ihre Augen waren größer, als die eines Lepumentas. Was zur Hölle war das gestern gewesen?! Hatte sie sich seit dem Rauswurf von Ash in ihr Zimmer verkrochen, den gesamten Tag geheult und war irgendwann eingeschlafen? Sie sah auf ihr Handy, das auf dem Nachttisch lag und am Ladekabel hing. 10:37 Uhr. 5 Nachrichten und ein Anruf in Abwesenheit. Alle von Ash. Hatte er ihr nach seinen Auftritt gestern wirklich noch geschrieben? Mit zittrigen Händen öffnete sie die Nachrichten. Um sie zu lesen, musste sie sich die Tränen aus den Augen wischen. Sie hatte sogar im Schlaf geweint. Erst jetzt konnte sie das Geschriebene auch erkennen. <7:55: Möchtest du mit mir frühstücken?> <8:03: Gestern war schön gewesen, freu mich auf den Tag mit dir> <8:16: Bin fertig mit frühstücken, vielleicht können wir morgen zusammen gehen> <9:28: Ich nehme an, du schläfst noch :P> <10:02: Schreib mir einfach, sobald du wach bist :)> Der Anruf war vor sechs Minuten. Misty las die Nachrichten viermal, fünfmal, sechsmal durch. Äußerst irritiert sah sie auf ihr Handy und dann aus dem Fenster. Als sie dann erneut die Nachrichten durchlesen wollte, fiel es ihr wie Karpadorschuppen von den Augen. Das Datum! Gestern war sie mit Ash am Strand gewesen. Ein zweites Mal war sie noch gar nicht bei ihm, das war alles nur ein äußerst realistischer Traum. Misty fiel völlig fertig zurück in ihre Schlafposition und musste lachen. Einfach nur laut lachen. Doch die Freudensprünge, die ihr Herz machte, wurden sogleich wieder kleiner, bis sie vollends verebbten. Ok, es war also nur ein schlechter Traum, doch was war, wenn er wirklich nur darauf aus war? Wenn er wirklich nur das Eine wollte? Sofort wurde wieder die Liebesbrille aktiv. Sie las sich nochmals seine Nachrichten durch, und kam zu dem Schluss, dass er niemals so etwas und so viel schreiben würde, wenn er nur auf das Eine aus wäre. Oder? Einerseits machte Liebe zwar blind, doch andererseits würde sie jetzt doch nicht das Zweifeln anfangen, nur weil sie solch einen Unfug träumte. Sie begab sich ins Bad. Diesmal würde sie nicht solange brauchen. Sie wusste nun genau, wie sie sich schminken würde. Nur die Augen ein wenig, mehr nicht. Sie würde auch kein schickes Sommerkleid anziehen. Roter Bikini, gelbes bauchfreies Top, Jeansshorts, Ballerinas. Basic. Sie glaubte, so würde sie Ash am besten gefallen. Ihr schlechter Traum hatte auch etwas Gutes. Sie besann sich auf die einfachen Dinge. Ash wollte nicht mit einem schicken Sommerkleid den Tag verbringen, oder mit einer überschminkten Tussi. Er wollte mit IHR den Tag verbringen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Ash sich derart geändert hatte. Er war irgendwie immer noch derselbe kleine Ash, der mit ihr auf Reisen war. Und genau mit dieser unbekümmerten Misty von damals wollte er etwas unternehmen. Und die sollte er auch bekommen. Sie nahm ihr Handy und schrieb ihm zurück. Sie wäre jetzt fertig, wohin solle sie kommen. Es dauerte keine zwei Minuten, da bekam sie schon eine Antwort, so, als hätte er nur auf ihre Nachricht gewartet. <11:07: Bin in der Suite, du kannst gerne vorbeischauen, wenn du möchtest. Rocko ist gerade nicht da, kommt aber bald wieder> Sofort musste sie an ihren Traum denken. Das konnte doch nur ein dummer Zufall sein. Sie überlegte dennoch kurz, um ihn dann aber zuzusagen. Sie würde ganz nüchtern an die Sache herangehen. Völlig selbstbewusst und auf alles gefasst, machte sie sich auf. Sie klopfte an der Tür. Es dauerte kurz, doch sie vernahm Bewegungen in der Suite. Ash nahm die Klinke in die Hand. Er atmete nochmal tief durch, bevor er freudestrahlend die Tür öffnete. Misty, die wartend auf den Boden sah, schreckte hoch. Sie sah sein Lächeln, allerdings nur für einen Bruchteil einer Sekunde. Seine Mimik änderte sich schlagartig. Es sah so aus, als wäre er überrascht. Prüfend scannte er sie von oben bis unten. Misty wurde etwas mulmig. Sie hätte sich wohl doch schicker anziehen sollen, Ash gefiel es überhaupt nicht, wenn man nach seinen Blicken ging. Zu guter Letzt blieb er bei ihrem Gesicht stehen. Misty war verunsichert. Doch Ash kramte sein Lächeln hervor, das er anfangs aufgelegt hatte und nahm Misty damit ihre Unsicherheit. „Du siehst umwerfend aus, Misty. So, wie ich dich kenne.“, durchbrach Ash die Stille. Misty sagte nichts darauf und sprang ihn in die Arme, um ihn zu begrüßen. Sie drehten sich um 180 Grad, sodass Misty in der Suite wieder zum Stehen kam. Sie begaben sich zur Couch, setzten sich hin und sahen sich einen kurzen Augenblick einfach nur an, ohne ein Wort zu sagen. Man erkannte die Bewunderung, die beide füreinander übrig hatten. „Und? Was möchtest du unternehmen? Ich dachte an ein Restaurant in der Innenstadt, um zu Mittag zu essen. Das Frühstück hast du ja verpasst.“, sagte er neckisch. Misty war das etwas peinlich, weshalb sie verlegen wegsah und leicht errötete. „Das würde mir gefallen, ja.“, gab sie zu und ließ den Teil mit dem Frühstück bewusst unbeantwortet. Sie wollte das Ganze nüchtern und unaufgeregt angehen und durchziehen. Doch mit jeder weiteren Minute schnellte ihr Puls schon wieder nach oben. Wie sollte sie diesen Tag nur überleben? Ash stand auf und reichte ihr die Hand, um sie mithochzuziehen. Wieder so eine kleine Geste, die Misty um den Verstand brachte. Und wieder musste sie sich die Frage stellen, seit wann er diese kleinen Kniffe raushatte, die Frauenherzen höher schlugen ließen. Machte er es bei jeder so? Hatte er bereits so viel Erfahrung mit dem anderen Geschlecht gesammelt, dass solche Dinge für ihn zur Routine wurden? Oder stellte er sich nur bei ihr, Misty Waterflower, so derart klug an, dass sie ihm am liebsten um den Hals fallen und nie mehr loslassen wollen würde? Sie hoffte, dass sie darauf noch eine Antwort bekommen würde, doch zuerst gab es ein leckeres Mittagessen, da das Frühstück bereits ausgefallen war. „Oh. Entschuldigst du mich kurz?“, sie ließ Ash gar keine Antwortmöglichkeit und huschte schnellen Schrittes davon. Sie hatten soeben die Lobby betreten, als sie an der Rezeption ein bekanntes Gesicht wiederfand. Roberto. Er schien auszuchecken, da er zwei Koffer im Schlepptau hatte. Misty schlich sich von hinten an, während er auf die Rezeptionistin wartete, die gerade ein Telefonat führte. „Hey, Roberto. Gehst du etwa schon? War heute dein letzter Tag?“, tippte sie ihn an der Schulter an und fragte einfach drauf los. „Hey, du bist es. Ja, sieht wohl so aus. Ich wollte dich nicht mit Belanglosem stören, während du mit deiner Berühmtheit unterwegs bist.“, Roberto klang etwas angefressen, doch als er in Mistys Gesicht sah, musste er sich sofort verbessern. „Sorry, war nicht so gemeint. Als du mir das Bild aus deinem Portmonee gezeigt hast, wusste ich sowieso, dass ich wohl keine Chance haben würde. Von daher nichts für ungut.“, gab er etwas niedergeschlagen zu. Misty fühlte sich irgendwie schuldig. „Tschuldige für die falschen Hoffnungen, Roberto, aber ich bin leider schon vergeben … und das schon mein Leben lang.“, sie fasste sich unbewusst ans Herz und drehte sich zu Ash um, der nachdenklich, jedoch grinsend aus einem Fenster in den Himmel sah. Was er wohl gerade dachte? „Ist nicht dein Fehler, Misty. Ich hoffe für dich, dass er dasselbe fühlt wie du, damit du glücklich wirst.“, Roberto erhielt in dem Moment seinen Ausweis von der Rezeptionistin zurück und setzte sich ohne Verabschiedung in Bewegung. Misty indes dachte an seine Worte, die in ihr nachhallten. Hoffentlich würde er dasselbe fühlen, damit sie glücklich wird. Als sie sich ihm wieder zuwenden wollte, um sich bei ihm für die netten Worte zu bedanken, war dieser bereits am Ausgang angelangt. Die elektronische Schiebetür schloss sich hinter ihm und weg war er. Sie musste lächeln, während sie nur auf die geschlossene Schiebetür starrte, als sie Ashs Hand sanft auf ihrer Schulter spürte. „Na, hast du dich von deinem Lover verabschiedet?“, zog er sie erneut damit auf. Stürmisch drehte sie sich herum, krallte sich an sein T-Shirt und schüttelte ihn kurz durch. „Ash, hör auf damit! Er ist nicht mein Lover, verstanden!“, schrie sie durch die Lobby. „Ok, ok, ich hab’s ja verstanden. Lass uns lieber Essen gehen.“, lachte er, packte sie an der Hand und zog sie mit nach draußen. Mit Ash in ein Restaurant zu gehen um zu Mittag zu essen stellte sie sich irgendwie leichter vor. Kaum waren sie aus dem Hotel, nahmen lästige Papparazzi die Verfolgung auf. Es waren nicht viele, doch sie störten dennoch die Privatsphäre der beiden. Ash merkte, das Misty gleich platzen würde, sollten sich diese Fotografen nicht sofort verziehen. Daraufhin wandte sich der Vierfach-Champion an die nervigen Verfolger. „Leute, bitte … ihr habt doch jetzt euer Foto, oder? Diese hübsche Dame und ich wollen nur einen kleinen Happen essen, mehr nicht. Von daher wäre es nett, wenn ihr uns nun etwas Freiraum geben würdet.“, sprach er ruhig, aber dennoch bestimmend an. Dass es immer einen Unverbesserlichen gab, war eigentlich klar. Denn jemand wollte es wieder genau wissen und fing sofort an Fragen zu stellen. „Ash Ketchum, kennen sie ihre Begleitung schon länger? Darf man das als Date ansehen? Oder sind sie sogar schon einen Schritt weiter und sind mit ihr liiert?“ Ash schmunzelte, nachdem er diese lächerliche Frage gestellt bekam. „Wenn sie etwas genauer hinsehen würden, würden sie nicht solche unnötige Fragen stellen. Recherchieren das nächste Mal etwas präziser, dann bekommen sie vielleicht eine Antwort. Wenn sie uns nun entschuldigen würden.“, Ashs Tonfall zeigte doch tatsächlich Wirkung. Die Papparazzi schienen sie nicht weiter zu verfolgen, als sie um die nächste Ecke bogen. Jetzt, da sie endlich Zeit zu zweit hatten, hakte sie sich bei Ash ein und strahlte mit der Sonne um die Wette. Sie war einfach nur froh, dass sie zusammen essen gehen würden. Misty lachte ab und zu, wenn sie an die Frage des Fotografen dachte. Durfte man das als Date ansehen. Durfte man? Sah es Ash so? Wohl eher nicht. Dazu fehlte das romantische Feeling. Dennoch freute sie sich riesig darüber. „Hast du einen Plan, wo du essen gehen möchtest?“, fragte die Orangehaarige den scheinbar planlos umherlaufenden Ash. An seinem Orientierungssinn hatte sich offenbar nichts geändert. Stellte sich die Frage, ob das bei seinem Hunger ebenso war. „Das Teak City wollte ich ansteuern. Feinste Johto-Küche, das wird dir gefallen. Es muss hier auf jeden Fall irgendwo sein.“, er legte einen Finger auf seine Lippen, drehte sich einmal im Kreis und überlegte, in welche Richtung er als nächstes gehen würde. Misty hoffte nur, dass das nun der richtige Weg war, da sie langsam wirklich Hunger bekam. Ja, sie hatten das Teak City Restaurant wirklich noch gefunden. Es war köstlich, wie Misty fand. Und auch Ash hatte es sichtlich geschmeckt. Auch wenn sie wiedermal ab und an gestört wurden, in dieser Art und Weise konnte sie es verkraften. Wenn zum Beispiel kleine Kinder ganz schüchtern zu ihnen an den Tisch kamen und Ash flüsternd fragten, ob sie ein Bild machen oder ein Autogramm haben durften. Das fand sie süß. Auch ein paar Teenager kamen an den Tisch. Einer wollte wohl besonders cool vor seinen Freunden dastehen und fragte Ash, wer seine geile Alte war, die er im Schlepptau hatte. Er blieb er ganz ruhig und hatte genau die richtige Antwort parat. „Wenn du mal nach Azuria City kommst, kannst du es ja mal in der ansässigen Arena versuchen, dann weißt du welche geile Alte ich dabei hab. Wobei … lass es lieber bleiben. Du wirst haushoch verlieren und weinend aus der Arena rennen.“, er klopfte ihm dabei tröstend auf die Schulter. Nun fühlte er sich nicht mehr so cool, besonders, da seine Freunde sich kaum mehr vor Lachen halten konnten, nach Ashs Satz. Um ihn dennoch eine versöhnliche Antwort zu geben, flüsterte er ihm noch zu, dass es die Arenaleiterin Misty sei, nachdem sich die Gruppe ihre Autogramme abgeholt hatten und dabei waren, wieder zu gehen. Misty und Ash befanden sich auf dem Rückweg. Der Arenaleiterin lag etwas auf dem Herzen, dass sie nicht vermochte anzusprechen. Wenn man es genau nahm, waren es zwei Dinge. Einerseits war das ihr vorletzter Tag. Morgen um diese Zeit würde sie mit ihren Schwestern im Bus zum Flughafen sitzen, während Ash noch genüsslich in seiner Suite relaxen konnte. Sie wollte nicht gehen. Aber nicht weil der Urlaub so schön war, sondern weil sie Ash dann womöglich für eine unbestimmte Zeit nicht sehen würde. Doch es war unausweichlich, weshalb sie überlegte, ob es besser wäre, es ihm zu sagen, oder ihm diesen Fakt zu verschweigen und still und heimlich morgen Mittag aus dem Hotel verschwinden sollte, damit ihr der Abschied nicht ganz so schwer fallen würde. Während sie sich diese beiden Möglichkeiten durch den Kopf gehen ließ, stellte sie fest, dass beide Lösungen einfach nur schlecht waren. Ein Gespräch mit Ash war bei diesen intensiven Gedankengängen kaum möglich, was dieser natürlich bemerkte. „Misty, alles in Ordnung bei dir? Du wirkst so still. Hat dir das Essen nicht geschmeckt?“, stellte er fürsorglich seine Fragen. Misty sah ihn nur traurig an. Es sei alles OK, sagte sie. Ash nahm ihr das nicht ab, bohrte jedoch nicht nach und legte seinen Arm um ihre Schulter, als sie betrübt ihren Blick abwandte. Eine Träne rann ihr die Wange hinunter und tropfte auf den heißen Asphalt. Diese Situation machte sie fertig. Womit wir bei der zweiten Sache wären, die Misty unterjochte. Früher wollte sie es nicht glauben. Als er ohne sie auf Reisen war, wollte sie es sich ausreden. Doch bei jedem erneuten Treffen bekam sie die Bestätigung ihres Herzens. Doch erst seitdem Ash im gleichen Hotel war gestand sie es sich ein. Sie liebte Ash. Schon immer, wie sie bereits Roberto gestand. Ihr wurde es jedoch erst jetzt wirklich bewusst. Sie wollte nicht, dass er sie mit einem anderen Typen sieht. Sie wollte immer gut für ihn aussehen, keinen Fehler vor ihm machen und stets einen guten Eindruck hinterlassen. So hatte sie sich nicht einmal früher angestellt. Sie hatten sich schon länger nicht mehr gesehen und jetzt waren sie in einem reifen Alter, in dem man die Liebe etwas anders anging, auch wenn sie Situationen hatte, in denen sie sich wie ein junger frisch verliebter Teenager fühlte. Ihre Tränenspur auf der Wange konnte man mittlerweile nicht mehr erkennen. Sie drehte ihren Kopf Ash zu, der sie mit einem breiten Grinsen ansah. Sie ließ sich kein Lächeln entlocken. Sie konnte es gerade nicht. Eher machte sie sich darüber Gedanken, ob es ein schlechtes Zeichen war, dass Ash seinen Arm nur um ihre Schulter gelegt hat, und nicht um ihre Hüfte, das für sie ein eindeutigeres Signal gewesen wäre. Stattdessen plagte sich ihr Gehirn mit der Frage herum, ob er nur Freundschaft für sie übrig hatte, oder ob da womöglich doch mehr sein könnte. Misty verabschiedete sich vom schwarzhaarigen Pokémon-Meister mit einer flüchtigen Umarmung, um dann schnellen Schrittes Richtung Zimmer zu verschwinden. Ash blieb etwas ratlos in der Lobby zurück. Auch er machte sich so seine Gedanken, was dieser plötzliche Stimmungswechsel bei seiner besten Freundin zu bedeuten hatten. Misty hingegen ließ mal wieder eine Tür zuknallen. Es war die Zimmertür, hinter der sie haareraufend zu Boden sank und einen lauten Verzweiflungsschrei von sich gab. Dass Lily ebenfalls im Zimmer war, bemerkte sie erst danach. „Alles klar bei dir, Misty? Du warst doch mit Ash aus, oder nicht?“, vermutete sie vollkommen richtig. „Ja … ich weiß einfach nicht weiter, Lily. Freundschaft, Liebe, oder gar nichts von beiden?“, seufzte Misty. Auch Ash betrat seine Suite, schloss die Tür jedoch leise hinter sich. Er war kaum einen Schritt gegangen, da trat ihm Rocko gegenüber. „Wo hast du Misty gelassen?“, sein ernster Blick durchbohrte Ash. „In ihrem Zimmer. Alles war gut, bis sie auf dem Rückweg plötzlich total abwesend und traurig war. Ich kann mich nicht erinnern irgendetwas Falsches gesagt oder getan zu haben. Was soll ich nur tun?“, seufzte auch der Schwarzhaarige. „Du wirst jetzt sofort zu ihr gehen und sie fragen, ob und wann ihr das nächste Mal etwas unternehmt.“, befahl ihm sein bester Freund. Er kannte sich in solchen Sachen aus, keine Frage, aber sofort? Das fand Ash etwas übertrieben. „Ich werde noch etwas warten, dann frag ich sie, Mister Frauenflüsterer.“, sagte er gespielt abfällig. „Na also, geht doch.“ Es war kurz nach vier Uhr nachmittags. Ash hatte etwas länger als eine Stunde gewartet. Er traute sich nicht so wirklich. Sie würde vielleicht denken, er rannte ihr hinterher, drängt sich auf, ließ ihr keine Freiräume. Misty dachte natürlich dasselbe, wie sollte es auch anders sein. Dabei waren sie doch auch noch beste Freunde. Welch eine verzwickte Lage. Niemand wusste so recht einen Ausweg aus dieser Situation. Und morgen würde Misty abreisen. Sie kämpfte immer noch mit ihrem Gewissen, ob sie ihm davon erzählen sollte oder nicht. Ja, nein, ja, vielleicht … sie lag in ihrem Bett und starrte die Decke an, als es an der Tür klopfte. Ash hatte sich überwunden und stand vor ihrer Tür. Misty machte nur einen Spalt auf, gerade so, dass ihr Kopf heraus lugte. „Hey Misty, ich wollte fragen, ob du am Abend noch etwas unternehmen möchtest, oder bist du schon anderweitig verplant?“, fragte Ash unsicher und errötete sogar ein wenig. Mistys Kopf verschwand, sie wandte sich Lily zu, die immer noch in ihrem Bett lag und ein Buch las. Sie bemerkte Mistys Blick und nickte heftig mit dem Kopf und formte ein lautloses ‚Mach!‘ mit ihrem Mund. Ash hatte etwas ins Zimmer gespitzt und sah etwas verwirrt auf Lily, die daraufhin abrupt aufhörte und mit ihrem Finger auf die Tür zeigte. Misty verstand und drehte sich schlagartig wieder um und steckte ihren Kopf aus der Tür, um Ash daran zu hindern, weiter ins Zimmer zu sehen. „Klar, gerne, Ash. Was möchtest du machen?“, strahlte Misty, die sich wirklich über diese Anfrage freute, jedoch immer noch ihren Entscheidungskampf zu bewältigen hatte. „Wir könnten in Badesachen zu Abend essen und dann an die Poolbar gehen. Was hältst du davon?“, fragte auch Ash mit einem freudigen Grinsen im Gesicht, dem anzumerken war, wie sehr er sich über die Zusage der Orangehaarigen freute. „Hört sich klasse an, Ash.“ „Ich werde dich zum Essen abholen.“, wieder legte er langsam den Rückwärtsgang ein, ging ein paar Schritte, um sich dann nochmal umzudrehen und sie mit dem ehrlichsten Lächeln anzusehen, das Misty innerlich sofort zum Schmelzen brachte. Reiferes Alter? Anders mit Liebe umgehen? Oder eben doch die junge verliebte Teenagerin, die für ihren Romeo schwärmt. Diesmal ließ Misty die Tür ganz langsam ins Schloss fallen. Verträumt sah sie geradeaus durch das Zimmer und aus dem Fenster. „Wow, Ash muss seine Sache ja richtig gut machen.“, stichelte Lily lachend und freute sich für ihre Schwester. Der Kellner räumte gerade die Teller vom Tisch. Ash und Misty bedankten sich höflich. „Kannst du mir sagen, wieso wir immerzu komisch angesehen werden?“, fragte Misty mit vorgehaltener Hand, als sie ihre Stühle unter den Tisch schoben, um sich zur Poolbar aufzumachen. „Keine Ahnung. Der Hype um mich scheint in diesem Hotel zum Glück etwas abgeflacht zu sein. Doch wieso uns alle so komisch ansehen … ich weiß es nicht.“, ratlos zuckte er mit den Schultern. Misty wagte den ersten Schritt ins Wasser. Sie ging voraus und merkte nicht, wie Ash sein T-Shirt auszog und es sich um den Hals warf. Als sich beide im Wasser befanden, drehte sie sich um, um ihm etwas zu sagen. Unwillkürlich blieb ihr Blick auf Ashs Oberkörper, speziell dem Bauch, hängen. Er bemerkte das gar nicht, da er schon die Bar fixiert hatte und lief sie fast um. Gerade noch vor ihr konnte er abbremsen, musste sich dabei jedoch an ihr festhalten. Ash schaltete nach dem Beinahe-Ungeschick schnell und gab ihr einen beabsichtigten Schubs mit, der sie ins Wasser fallen ließ. Er lachte herzhaft, als Misty wie ein begossener Pudel wieder auftauchte. „Ash! Jetzt bin ich von oben bis unten nass. Was sollte das?“, gab Misty entsetzt von sich, während sie ihre langen orangenen Haare wie einen Lappen auswrang. Ash lachte immer noch. „Komm schon, Misty. Wir sind in einem Pool. Da wird man eben nass. Außerdem stehen dir nasse Haare doch wunderbar.“, sah er sie dabei herausfordernd an. Sein Kommentar löste in ihr mal wieder etwas aus, sie wusste nur nicht genau was. Oder waren es nur zu viele Dinge auf einmal? War es das Kribbeln über sein indirektes Kompliment? Oder Trauer, weil es ihr letzter Abend war und sie nicht noch länger hier mit ihm bleiben konnte? Oder war es wirklich einfach nur Wut, weil er sie ins Wasser geschubst hatte? Sie konnte es nicht einordnen, beschloss trotz ihrem innerlichen Chaos zurück zu feuern und spritzte ihm eine Ladung Wasser ins Gesicht. Sein Lachen verstummte kurzzeitig. Perplex sah er sie an, nur um dann einen erneuten Angriff zu starten. Er stürmte auf sie zu, packte sie an der Hüfte und schmiss sie ein Stück in die Luft. Mit einem lauten Schrei tauchte sie wieder ins Wasser ein. Ash lachte mal wieder nur und begab sich zur Bar. Doch Misty machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Sie sprang auf seinen Rücken. Instinktiv hielt er sie an ihren Beinen fest, sodass er sie Huckepack nahm. Nun musste auch Misty lachen. Sie nahm sich sein T-Shirt, das noch um seinen Hals hing und schwang es durch die Luft wie ein Lasso. „Auf zur Bar, mein edles Ross!“, daraufhin brachen beide in großem Gelächter aus. Ash konnte sich kaum auf den Beinen halten, schaffte es dennoch die letzten Meter zur Poolbar ohne Unfall zu überstehen. Misty und Ash unterhielten sich prächtig. Das ganze hatte wirklich etwas von einem Date. Auch wenn sie es nicht als solches deklarierten. Das Ambiente passte aber auch wunderbar. Es war mittlerweile dunkel geworden, nur noch die Bar und der beleuchtete Pool spendeten Licht. Es tummelten sich nur noch wenige Gäste hier herum. So konnten die beiden ein herrliches Gespräch führen. In der überdachten Bar lief ein Fernseher, dem sie bisher keine Sekunde Aufmerksamkeit schenkten. Zu vertieft waren sie in ihrer Konversation. Doch Ash wurde plötzlich hellhörig, als er seinen Namen aus dem Munde der Nachrichtensprecherin vernahm. Auch Misty bemerkte dies und wandte sich zum kleinen Bildschirm, der in einer oberen Ecke hing, um. „… dass der junge Mann aus Alabastia viele Verehrerinnen hat, ist wohl bekannt. Doch nun hat es eines dieser Fangirls wahrhaftig geschafft, sein Interesse zu wecken und hat mit ihm einen schönen Tag in Abidaya City verbracht. Doch wer genauer hinsieht, erkennt in dem Mädchen mit den orangenen Haaren nicht nur irgendeinen Groupie. Nein, es ist niemand geringerer als Misty, die Arenaleiterin aus Azuria City! Schade für all die anderen Mädels, die sich Hoffnungen gemacht hatten, aber gegen diese Schönheit kommen wahrscheinlich nur die Allerwenigsten an.“ Typisch Klatsch-Nachrichtensendung. Misty sah entgeistert den Bildschirm an, während Ash nur Schmunzeln musste. Auch der Barkeeper, der die beiden ansah, während der Bericht lief, musste grinsen. Er stellte sein Glas ab, das er gerade abtrocknete und kramte eine Zeitung aus irgendeiner Ecke hervor. Er lag ihnen die Zeitung wortlos auf den Tresen und zwinkerte Ash zu. Danach nahm er wieder sein Glas und trocknete es fertig ab. Während Misty den Bericht noch nicht ganz fassen konnte und immer noch geschockt auf den Fernseher sah, begann der Schwarzhaarige aus dem Zeitungsbericht vorzulesen. „Glück im Spiel, kein Pech in der Liebe.“, so die große Überschrift des Artikels. Mit dabei war natürlich ein Bild der beiden. Ash hatte seinen Arm um ihre Hüfte und zeigte mit seiner anderen Hand in irgendeine Richtung. Währenddessen lehnte er seinen Kopf etwas zu Misty, um ihr etwas zu sagen. Ash hatte die Szene sofort vor Augen. Das war gestern am Strand. Er deutete in den Himmel, um Misty das Sternbild des Frigometri zu zeigen. Er musste zugeben, dass diese Pose schon einiges hergab. Aber was konnte man anderes von einer Klatsch-Zeitung erwarten? Doch Fotografen hatte er gestern gar nicht bemerkt. „Erst gewinnt er seinen vierten Titel, dann geht es in den Liebesurlaub mit Arenaleiterin Misty Waterflower aus Azuria City.“, las Ash die zweite kleinere Überschrift. Als Misty das hörte riss sie ihm wütend die Zeitung aus der Hand. „Was steht da?!“, sie lief rot an, jedoch nicht vor Wut. In ihren kühnsten Träumen war sie mit Ash Ketchum im Liebesurlaub, doch wir sind hier in der Realität. Äußerst verlegen las sie den Artikel durch. Ash dachte, man konnte nicht noch roter anlaufen, doch Satz für Satz, den sie las, schien sie einen dunkleren Rotton anzunehmen. „Misty, bleib locker, das ist doch nur …“, wollte Ash seine Begleitung beschwichtigen, während ihre Augen hastig von Satz zu Satz sprangen. „Noch nicht!“, fauchte sie sofort. Ash lachte nur etwas und ließ sie fertig lesen. Entsetzt klatschte sie die Zeitung auf den Tresen. „Unglaublich, diese Papparazzi! Was erlauben sich diese penetranten Störenfriede?! Die haben uns einfach am Strand abgelichtet. Ich glaub das nicht!“, Misty war außer sich vor Wut. Ash musste nur schmunzeln und blickte auf den Fernseher in der Poolbar. Doch dieser war mittlerweile schwarz. Er sah zum Barkeeper, der ihm zuzwinkerte und mit einer Kopfbewegung auf Misty zeigte. Ash verstand und lächelte ihm wohlwissend zurück. Der Mann hinter dem Tresen hat den Fernseher beabsichtigt ausgeschalten, da er sah, wie sauer Misty über die Berichterstattung der beiden war. Die Sendung berichtete wohl noch weiter über den Pokémon-Meister und die Arenaleiterin, weshalb er vorsichtshalber ausschaltete. Misty schien sich noch nicht so wirklich beruhigt zu haben. Ash langte es jedoch langsam. Er wollte einen netten Abend mit Misty verbringen, doch so war das nicht möglich. Er entriss ihr die Zeitung, die vor ihr lag, faltete sie und schmiss sie dem Barkeeper zu. Danach legte er eine Hand auf ihre Schulter und redete ihr gut zu. „Misty, denkst du nicht auch, es reicht jetzt mit dem Herumgefluche? Wir wollen doch einen schönen Abend miteinander verbringen, lass die Idioten doch schreiben was sie wollen.“, nachdem er ausgesprochen hatte wuschelte er ihr kurz durch ihre noch nicht ganz getrockneten Haare. Sie zuckte etwas zusammen, unternahm jedoch nichts dagegen. „Du hast ja Recht. Doch wieso lässt dich das so kalt, Ash?“, grummelte sie ihm zu. „Misty … lass uns das Thema jetzt einfach vergessen, ok?“, seine Miene war am Anfang ernst, hellte sich aber schnell auf, um ihr am Ende des Satzes mit einem freundlichen Lächeln entgegenzublicken. Die Orangehaarige verstand immer noch nicht, wieso Ash sich dieses Zeug gefallen ließ, ohne auch nur ein bisschen wütend auf diese Berichterstattung zu sein. Wollte er, dass man dachte, sie wären zusammen? Mistys Herz pochte automatisch schneller. Ash textete sie mittlerweile über ein komplett anderes Thema zu, doch sie war geistig abwesend und versuchte eine Antwort auf ihre Frage zu finden. Wieso könnte Ash das wollen? Wieso hatte er nichts dagegen, dass man sie für seine Freundin hält? Mistys Gedanken drifteten völlig vom Thema ab. Sie wusste noch nicht einmal, welches er überhaupt begonnen hatte, nachdem sie eigentlich gesagt hatte, sie wolle es auf sich beruhen lassen. „ … und dann fand ich mich plötzlich in einer Höhle wieder … Misty? … Misty? Alles klar bei dir? Hörst du mir zu?“, er fuchtelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum. Erst nach ein paar Sekunden erwachte sie aus ihrem geistigen Koma. „Ähm was? Wie war das? Sorry, Ash, ich bin etwas abgedriftet.“, verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. Normalerweise Ashs ‚Markenzeichen‘. „Ich hab´s gemerkt. Dich lässt das wohl nicht los, wie?“, Ash traf sofort den Nagel auf dem Kopf. Wieder legte Misty den Kopf schief und kratzte sich am Hinterkopf, ohne ein Wort zu sagen. Für Ash war das natürlich Bestätigung genug, weshalb er kurz lachte. „Schon in Ordnung. Wenn dich das Thema so beschäftigt, dann los. Sag mir, was dich deshalb so sehr bedrückt.“, redete Ash verständnisvoll auf seine Gesprächspartnerin ein. „Also …“, begann Misty und führte sofort ein paar Fragen aus. Sie quatschten noch eine gefühlte Ewigkeit. Irgendwann tief in der Nacht, als selbst der Barkeeper die beiden allein zurückgelassen hatte und der Poolbereich menschenleer war, wateten auch sie durch das Wasser, um zurück ins Hotel und in ihre Zimmer zu gelangen. Misty hatte nicht herausbekommen, wieso Ash nichts dagegen hatte, dass die ganze Welt nun glaubte, dass sie ein Paar wären. Dabei war genau das die Frage, auf deren Antwort sie am meisten brannte. Doch er umging eine eindeutige Auskunft jedes Mal. Leise ließ sie ihre Zimmertür ins Schloss fallen, da ihre Schwestern schon alle im Bett lagen. Sie mussten morgen früh raus, um auszuchecken. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass das ihr letzter Abend war. Auf dem Weg in ihr Schlafzimmer rann ihr eine stille Träne über die Wange. Das war gerade das letzte Mal, dass sie sich für eine lange Zeit sehen würden, da war sie sich sicher. Bereits auf dem Weg zu ihren Zimmern, den sie noch gemeinsam gegangen waren, wurde sie traurig, betrübt, unglücklich. Und das, obwohl sie gerade einen wundervollen Abend mit dem Menschen verbracht hatte, den sie so gern hatte, dem sie ihr Herz versprochen hatte, auch wenn er es nicht wusste. Ash verabschiedete sich ganz normal von ihr. Sie wollte ihn schon gar nicht mehr umarmen, und tat dies deshalb nur halbherzig und flüchtig. Zu groß war ihr Schmerz des Abschiedes. Sie war froh, dass sie ihre Tränen so lange zurückhalten konnte und nicht schon auf dem Flur das Flennen angefangen hatte. Und nun lag er drei Stockwerke über ihr, dachte womöglich, dass sie morgen einen ähnlichen Tag verbringen konnten, wie heute, dabei würde sie sich ohne ein Wort aus dem Staub machen. Sie wusste, es war ungerecht ihm gegenüber, doch sie wusste sich nicht anders zu helfen. Doch eins wusste sie. Es würde eine äußerst schwere Nacht für sie werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)