A Sky full of Stars von Mondlichtkrieger ================================================================================ Kapitel 26: 26 -------------- Grace sah ihr Telefon lange an, bevor sie endlich die Telefonnummer eintippte, die sie aus dem Telefonbuch entnommen hatte. Sie hatte sich dazu entschieden, mit Elenas Eltern, genauer gesagt mit Elenas Vater zu reden und hoffentlich etwas gegen diese Hochzeit unternehmen zu können. Es war schwierig gewesen, ihren Vater zu finden, da sie seinen Vornamen nicht wusste. Doch mittlerweile hatte sie ihn gefunden und wartet nun, dass der Arzt ans Telefon ging oder er zumindest weitergeleitet wurde. “John Carden”, meldete sich eine tiefe Männerstimme am Telefon, so dass Grace gar nicht lange warten musste. “Guten Tagen, Grace Rieve mein Name...“, begann sie und suchte nach den richtigen Worten. “Ich will Sie nicht lange stören, aber es geht um ihre Tochter… Besteht die Möglichkeit, dass wir uns treffen könnten?” “Was ist mit Elena?”, spielte auf einmal Sorge in seiner Stimme mit, als er antwortete. “Woher kennen Sie sie?” “Ich bin die Mutter von Sebastian, aber ich möchte es ungern am Telefon besprechen…” Es entstand eine kleine Pause, in der niemand etwas sagte. Doch dann meldete sich der Vater von Elena wieder zu Wort. “Okay. Ich habe in einer Stunde Mittagspause. Kommen Sie zu mir ins Krankenhaus. Fragen Sie nach meinem Büro. Wir reden dort.” Grace konnte sich genau vorstellen, wie er gerade in dem Büro auf und ab lief und sich nachdenklich durch das Haar fuhr. Nachdem das Telefonat beendet war, zog sich Grace schnell an und fuhr zum Krankenhaus der Stadt. Sie parkte das Auto und stieg aus. Ihr Herz schlug nervös in ihrer Brust, und sie hatte das Gefühl, es würde jeden Augenblick aus dieser herausspringen. Sie fragte am Haupteingang nach dem Büro, so wie es ihr gesagt wurde und augenblicklich hatte sie eine Wegbeschreibung bekommen, wie sie durch das Labyrinth der Gänge, zu diesem kommen würde. Nach wenigen Augenblicken stand sie vor der Tür und zögerte einige Sekunden, bevor sie sich durchringen konnte, anzuklopfen. “Herein”, ertönte die Männerstimme von innen. Grace wollte nicht zu lange warten und öffnete unverzüglich die Tür. Sie trat in das hell eingerichtete Zimmer und staunte einen kurzen Moment, denn es sah hier eindeutig nicht danach aus, als wäre dies das Büro eines Arztes. “Ich bin Grace Rieve… Wir hatten vorhin telefoniert…”, begann sie und John nickte als Zustimmung. Er wies ihr an, sich zu setzen und sie kam dieser Aufforderung nur zu gern nach, denn sie hatte das Gefühl, dass ihre Beine jeden Moment den Halt verlieren würden und sie umfallen könnte. Sie lehnte sich in einen der Stühle, der vor dem Schreibtisch stand und sah nachdenklich zur Seite. “Sie wollten mit mir sprechen?”, lächelte John ihr sanft entgegen. Grace brachte kein Wort heraus und nickte nur als Antwort. Sie atmete unmerklich tief durch und sah dann in seine Richtung. “Sebastian ist mein Sohn. Ich weiß, dass Elena heiraten soll und das nicht gerade freiwillig. Ich bin hier, um mit Ihnen zu reden, dass die Hochzeit abgeblasen wird.” Die Augen von John weiteten sich, denn er hatte mit allem gerechnet, allerdings nicht mit dieser Bitte. Ihm entwich ein Seufzen, denn er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. “Ich würde gerne etwas dagegen unternehmen, denn ich weiß, wie sehr meine Tochter Ihren Sohn liebt… Aber ich kann gegen diese Hochzeit nichts unternehmen. Meine Frau hat alle Fäden in der Hand. Ich hatte ihr gesagt, dass ich es für eine schlechte Idee halte, aber es war ihr egal. Sie sieht nur das Ansehen der Familie und das ‘Glück’ unserer Tochter. Doch das Glück, was sie für Elena sucht, das findet Elena nicht bei Jacob. Sie findet es nur bei Sebastian. Haben Sie meine Tochter mal gesehen? Der Glanz aus ihren Augen ist verschwunden, das ewige Lächeln ebenfalls. Seitdem meine Frau einen Hass auf ihren Sohn hat - und fragen sie mich bitte nicht wieso - tut sie alles, damit Elena von Sebastian ferngehalten wird. Sie ist besessen davon, sie so weit wie möglich von ihm wegzubringen.” Er fuhr sich durch das braune Haar, was hier und da schon leichte Anzeichen an grauen Strähnchen zeigten. “Wissen Sie, Mrs. Rieve, wenn es mir möglich wäre, dann würde ich alles aufgeben, nur damit meine Tochter, mein Ein und Alles, glücklich wird.” “Sorgen Sie dafür, dass die Hochzeit verschoben wird! Sebastian wird bestimmt etwas einfallen, damit er sie ‘retten’ kann”, grinste Grace kurz. “Ich werde mit ihm reden. Er wird sich nicht davor drücken können. Er wird Elena glücklich machen.” Auch auf Johns Lippen bildete sich ein leichtes Lächeln. “Ich werde sehen, was ich machen kann.” Sein Blick ging zur Uhr, die auf seinem Schreibtisch stand. “Ich muss aber leider weiter arbeiten…”, seufzte er und stand auf. Grace tat es ihm gleich und sah ihm entgegen. Er reichte ihr freundlich die Hand und sie nahm diese als Abschiedsgeste. Sie bedankte sich für das Gespräch und verabschiedete sich von ihm. Sie hatte zwar nicht vollkommen erreicht, was sie wollte, aber sie hatte eventuell eine Möglichkeit gefunden, wie sie Elena vor der Zwangshochzeit befreien konnte. Immerhin war ihr Vater auch nicht sonderlich begeistert von der Hochzeit gewesen. Vielleicht würde er ihnen ja sogar helfen, Elena vor einem großen Fehler zu bewahren.   Elena saß angespannt auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer. Sie erwartete Sarah zum Kaffee, aber ihr ging es absolut nicht gut. Seit mehreren Tagen brütete sie schon eine Grippe aus und die Übelkeit war wirklich kaum zu unterdrücken. Sarah klingelte nicht als sie hereinkam. „Immer noch übel?“, fragte sie als sie ins Wohnzimmer kam. Elena nickte schwach. Jede Bewegung tat weh. Ohne großartig zu antworten setzte sich Sarah neben sie aufs Sofa und drückte sie leicht an sich. Sie glaubte zu wissen was mit ihr nicht stimmte, aber ihren Verdacht äußern wollte sie nicht. Nur kurze Zeit später spürte Elena ihr Handy in der Hosentasche vibrieren. „Hey, was ist los? Ist etwas mit Tommy?“, fragte sie besorgt. Ihr blasses Gesicht verfinsterte sich, als sie aufmerksam zuhörte. „Bitte... Ich möchte nicht darüber reden.“ Ihre Stirn legte sich in Falten. Während ihr Vater sprach verkrampfte sich ihr Magen immer mehr. „Du liebst Sebastian... Nicht Jacob“, hörte sie ihren Vater sagen, aber da fiel ihr das Handy schon aus der Hand. Sie stürzte in die Küche und übergab sich in der Küchenspüle.   John wusste nicht, wo seine Tochter hin gegangen war. Er hatte nur gehört, dass das Telefon herunter gefallen war. Dann war alles still gewesen. “Elena?!”, fragte er panisch und in ihm wuchs die Sorge heran. Sie war noch nie einfach weggegangen, außerdem hatte sie noch nie das Gespräch weiter laufen lassen. “Elena? Bist du noch da?!” Es dauerte einige Momente, bis er ihre Stimme wieder hörte. “Tut mir leid”, murmelte sie leise ins Telefon. “Was war denn los?”, erkundigte sich ihr Vater. “Du warst auf einmal weg…” “Mir ging es nicht gut…” Ihre Stimme klang so, wie sowie sich gerade wahrscheinlich fühlte. “Wir reden später noch einmal. Erhole dich, Liebes”, meinte John ruhig und beendete dann das Gespräch, damit sich seine Tochter ausruhen konnte.     Grace kam erschöpft nach Hause und ließ sich auf das Sofa fallen. Ihr tat nach diesem anstrengenden Arbeitstag wieder alles weh. Sie wurde eben doch zu alt. Bei diesem Gedanken musste sie leicht lachen. “Dein Sohn hat vorhin angerufen”, meldete sich ihr Mann aus der Küche und man hörte, wie er weiter das Gemüse zerkleinerte für das anstehende Abendessen. “Wirklich? Ich hätte nicht gedacht, dass er anruft. Aber da habe ich wenigstens einen Grund, ihn anzurufen.” Grace schwang sich wieder auf die Beine und griff nach dem schnurlosen Festnetztelefon. Sie wählte seine Nummer und nach wenigen Sekunden meldete er sich auch schon am anderen Ende der Leitung. “Hey”, begrüßte Grace ihren Sohn. “Ich habe erfahren, dass du mit Elenas Vater gesprochen hattest… Was ist dabei herausgekommen?” Grace überlegte kurz, was sie sagen sollte und entschied sich dann, einfach alles zu erzählen. Sie sagte ihm, wie sie Elenas Vater erst angerufen hatte, dann wie sie zu ihm in die Klinik gefahren war und mit ihm geredet hatte. Sie erzählte ihm auch davon, dass John mit Elena reden wollte. Sebastian schwieg erst einmal, als müsste er die neuen Informationen zunächst verarbeiten. “Okay…”, sagte er nach einigen Momenten. “Wann wollte er das machen?” “Ich nehme mal an, dass er es in den nächsten Tagen in Angriff nehmen wollte. Wahrscheinlich hat er es aber auch schon getan. Ich weiß es nicht.” Grace hörte ihren Sohn deutlich seufzen und wahrscheinlich war er vollkommen verzweifelt. Verzweifelt, weil seine Liebe unerfüllt war. Verzweifelt, weil er etwas tun wollte, aber im Moment nichts tun konnte. Grace wusste genau, wie er sich in diesem Moment fühlte. Sie war auch einmal in dieser Situation gewesen. Nur bei ihr war der Mann nicht kurz vor einer Heirat. Grace hatte den Mann aufgegeben, da sie wusste, dass sie keine Chance bei ihm hatte. Es hatte viele Wochen und Monate gedauert, bis sie endlich den Schmerz aus ihrem Herzen verbannt hatte. “Hör zu”, begann Grace und atmete tief durch. “Ich weiß, wie schwer es ist, aber du musst dich noch ein bisschen in Geduld üben. Du wirst den richtigen Zeitpunkt finden, um sie vor ihrem größten Fehler zu bewahren.” “Ich weiß”, murmelte Sebastian leise. Sebastian fühlte sich dennoch nicht wohl in seiner Haut. Er fühlte sich unwohl, wusste nichts mit sich anzufangen und wusste auch nicht, was der richtige Zeitpunkt war. Er würde Elena nicht vor der Hochzeit sehen und er wusste auch nicht, ob er sie überhaupt je wieder sehen würde. Hosted by Animexx e.V. 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