Tales of the real Ghostbusters von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 12: Prision Ghost Story ------------------------------- Zwei Monate später… Gemächlich schiebt sich Ecto-1 durch das Garagentor und kommt schließlich zum Stehen. Erschöpft steigen die Jungs aus und strecken ihre müden Glieder. Es war ein langer Morgen und der Geist, den sie in einem großen Herrenhaus einfangen sollten, hat ihnen das Leben ganz schön schwergemacht. Ein wirklich penetrantes, kleines Mistvieh, das sich ewig nicht erwischen lassen wollte. Nicht minder Nerv tötend war aber auch der Besitzer des Hauses. Ein alter, griesgrämiger Kerl, wie er im Buche steht. Genauso wie man sich einen Knacker allein in so einem großen Haus halt vorstellt. Nicht alle Tassen im Schrank und immer was zu meckern. William Humboldt, wie der Typ heißt, hat ihnen die Sache daher nicht weniger schwergemacht, als der Geist ohnehin schon. Ständig hat er sie beschimpft und Dinge behauptet, die gar nicht stimmen. Sie alle waren froh, das Herrenhaus endlich wieder verlassen zu können und wahrscheinlich ist sogar der Geist froh, von diesem Meckerkopf weg zu sein. „Oh, man, bin ich fertig…“, hört man Peter. Schwerfällig lässt er sich auf seinen Bürostuhl sinken und hat schon die Augen geschlossen, ehe er überhaupt ganz zum Sitzen kommt. Ausnahmsweise sind allemal seiner Meinung. „Ich geh erst mal duschen.“, verkündet Winston und streckt sich ein letztes Mal, ehe er die Treppe hinaufsteigt. Dabei gibt sein Rücken ein unschönes Knacken von sich, bei dem der ehemalige Bauarbeiter leicht das Gesicht verzieht. Ray folgt ihm bis in den ersten Stock und biegt dort in die Küche ab. Der Rothaarige muss sich erst einmal stärken. Mit einem müden Seufzen nimmt Egon die Brille ab und reibt sich die Augen. Als er sich das rote Gestell wieder auf die Nase setzt, steht Janine vor ihm. „Du siehst aus, als könntest du einen Tee gebrauchen.“, entgegnet sie ihm. „Das wäre eine wirklich gute Idee.“, erwidert er matt. Mit einem sanften Lächeln hält ihm die Sekretärin eine wohlduftende Tasse vors Gesicht. „Oh, vielen Dank…“, kommt es etwas überrascht von dem Tüftler. Die Rothaarige sieht ihn fürsorglich und zugleich verträumt an. „Für dich doch immer.“, haucht sie ihm entgegen. Tief sehen sich die beiden in die Augen. Egons Herz beginnt schneller zu schlagen und eine gewisse Nervosität breitet sich in ihm aus. Im Schein der Deckenbeleuchtung, die sich keck in den schmalen Gläsern ihrer Brille bricht und funkelnd von ihren bonbonfarbenen Lippen widerspiegelt, sieht sie wirklich wunderschön aus. Eine Tatsache, die nicht einmal der ach so gefasste Tüftler ignorieren kann. „Weißt du eigentlich, dass das Neonlicht gerade in einem 52° Winkel auf deine Augen fällt und sie damit aussehen wie frischgewachsener Efeu?“, fragt er sie schüchtern. „Oh Egon, dass hast du wirklich schön gesagt!“, erwidert Janine glücklich und richtet sich leicht auf die Zehenspitzen auf, damit sie ihm einen Kuss entlocken kann. Ehe es jedoch dazu kommt, ertönt Peters Stimme hinter der Abtrennung der beiden Büros hervor. „Nehmt euch ein Zimmer, ihr zwei! Ich versuche hier ein Nickerchen zu machen!“ Überrascht zucken die beiden Angesprochenen leicht zusammen. Ein roter Schimmer breitet sich auf ihren Wangen aus. Egon räuspert sich verlegen. „Ich glaube, ich habe noch etwas in meinem Labor zu erledigen…“, gibt er ausweichend von sich und begibt sich die Treppe hinauf. Janine bleibt ungeküsst zurück. Für einen Moment ist sie sehr traurig über diese Tatsache, immerhin hätte es ja fast geklappt. Dann jedoch gewinnt die Wut in ihr die Überhand und sie stapft zu Venkman nach hinten. „Sag mal, was fällt dir eigentlich ein?“, wirft sie ihm ungehalten an den Kopf. Peter grinst nur müde, zwinkert ihr zu und hält sich dann einen Finger vor die Lippen, um ihr anzudeuten, leise zu sein. Dann verschränkt er die Arme hinter dem Kopf und schließt wieder die Augen. Die Rothaarige gibt ein aufgebrachtes Geräusch von sich. Im Moment fällt ihr jedoch leider nichts ein, mit dem sie es Venkman heimzahlen könnte, aber früher oder später wird sich das sicher ändern! Daher wendet sie sich geknickt ab und begibt sich wieder an ihre Arbeit. Innerlich ist Peter durchaus bewusst, dass er ihre Gefühle verletzt hat, wo sie sich doch schon so lange um den Blonden bemüht. Doch so etwas wie Stolz hindert den Brünetten daran, die zwei in Ruhe zu lassen. Er fühlt sich schlichtweg einsam und will daher nicht mitansehen müssen, wie sich die beiden näherkommen. Es ist ihm schließlich schon viel zu viel zu wissen, dass Ray und Winston zusammen sind, auch wenn die zwei es keinem auf die Nase binden. Daran muss sich einfach etwas ändern. Er hatte ja gehofft, dass es etwas mit seinem letzten Date wird. Doch das war mal wieder ein Schuss in den Ofen, obwohl sie es immerhin auf drei gemeinsame Treffen gebracht haben, ehe sie ihn abserviert hat. Peter hatte wirklich das Gefühl gehabt, dass es diesmal klappt und hat sich sogar sehr bemüht zurückgehalten. Aber wie so oft, finden die Frauen immer etwas an ihm auszusetzen und das macht es ihm schlichtweg unmöglich, anderen ihr Glück zu gönnen. Sollen sie doch alle machen, was sie wollen, aber doch bitte so, dass er es nicht mitbekommt, danke sehr! Kaum zehn Minuten vergehen, dann scheint Janine doch noch so etwas wie Vergeltung für ihren verlorenen Kuss zu erhalten. Zumindest denkt sie dies im ersten Moment, als ein hochgewachsener Mann in Begleitung von vier uniformierten Polizisten die ehemalige Feuerwache betritt. Mit strenger Mine baut er sich vor ihrem Schreibtisch auf. Allein schon seine Größe wirkt einschüchternd, überragt er doch selbst Egon noch um ein gutes Stück. Noch beeindruckender ist aber die Tatsache, dass er aber auch fast genauso breit wie hoch ist. Es kommt der Rothaarigen so vor, als hätte sich ein ausgewachsener Grizzlybär vor ihr auf die Hinterpfoten gestellt. Kein Wunder, dass sie bei diesem Anblick fast das Gefühl hat, gleich gefressen zu werden. Der Anzug, den er trägt, hat dieselbe blaue Farbe wie die Uniformen der Polizisten, doch sie bezweifelt stark, dass er sein Jackett verschließen kann, ohne, dass die Knöpfe um Gnade winseln. Die rote Krawatte um seinen Stiernacken ist viel zu kurz für seine Körpermaße und wirkt daher eher, als wäre sie aus der Kinderabteilung. Ein lässiger Hut auf seinem gewaltigen Kopf rundet das Bild schließlich ab. Sein Anblick ruft ein ziemliches Unbehagen in der jungen Frau hervor, dennoch lächelt sie ihm versucht freundlich entgegen. Erst recht, da die Polizisten so wirken, als würden sie jeden, der es auch nur wagt, ungefragt den Mund zu öffnen, in Handschellen legen. „Was kann ich für sie tun, Mister…?“, fragt sie charmant und versucht dabei ihr Unbehagen zu verbergen. „Officer Paul Tayler, mein Name.“, kommt es mit tiefer Stimme von dem großen Mann. Zur Bestätigung hält er ihr gekonnt seine Dienstmarke vor die Nase. „Ich suche Peter Venkman.“, fügt er mit einem schnellen Blick in sein winziges Notizbuch hinzu. Innerlich breitet sich ein Grinsen in Janine aus. Wie es scheint, hat ihr heißgeliebter Chef wohl etwas ausgefressen und bei dem Aufgebot hier, muss es wohl was Größeres sein. Sie hebt die Hand, um Tayler den Aufenthaltsort des Brünetten mitzuteilen, da ertönt schon dessen Stimme hinter der Trennwand. Sich streckend, tritt der Anführer der Geisterjäger in das Sichtfeld der Besucher. „Es heißt Dr. Peter Venkman, wenn ich bitten darf! Und was soll das Ganze hier überhaupt? Ich versuche zu schlafen, Herr Gott!“, pikiert er sich. Janine rollt nur mit den Augen. Immer das Gleiche mit seinem Doktortick, wirklich schlimm. Den Officer scheint das Gehabe des Brünetten auch nicht zu beeindrucken. „Wie auch immer…“, gibt er nur von sich und mustert den jungen Mann vor sich. Gedanklich fragt er sich wahrscheinlich, was für ein Doktor Peter wohl sein mag und warum er mit so einem Titel auch noch so einem dümmlichen Job nachgeht. Venkman verschränkt die Arme vor der Brust und mustert hingegen genervt den Berg von einem Mann vor sich. Sein Blick ist dabei so abwertend, ja geradezu angewidert, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er eine abfällige Bemerkung fallen lässt, die ihn erst recht in Schwierigkeiten bringen wird. „Also? Was führt so einen – beeindruckenden Typen wie sie in unser bescheidenes Heim und warum stören sie unsere wohlverdiente Pause?“, fordert Venkman nun zu wissen und bedenkt den Mann vor sich dabei mit einem noch abfälligeren Blick. „Leisten sie sich ruhig noch ein paar Frechheiten, Venkman. Aber das wird ihnen auch nichts nützen. Ich habe den Befehl, sie festnehmen zu lassen!“, entgegnet Tayler in einer unheimlichen Ruhe. Eigentlich müsste man nun denken, dass Peter angesichts der Tatsache, dass er vielleicht ins Gefängnis kommt, so etwas wie Furcht empfinden müsste, doch dem scheint absolut nicht so zu sein. Stattdessen hebt er leicht irritiert die rechte Augenbraue und setzt ein siegessicheres Lächeln auf. „Ach ja? Da bin ich aber anderer Meinung. Ich hab nämlich gar nichts gemacht! Und versuchen sie gar nicht erst, sich was aus den Fingern zu saugen, ich hab ein Alibi und meine Kollegen können das bestätigen, da wir die ganze Zeit zusammen waren.“, erwidert er dem Officer selbstsicher. Tayler entgegnet ihm ein mindestens genauso selbstsicheres Lächeln und lässt sich kein Stück aus der Ruhe bringen. „Mag schon sein, aber das hat ein Richter zu entscheiden. Ich bin nur hier, um sie in Gewahrsam zu nehmen.“ „Versuchen sie es ruhig und sehen sie, was passiert!“, wirft Peter zurück und ballt nun verärgert die Fäuste. Janine seufzt nur und wendet den Blick ab. Taylers Grinsen wird breiter. Er hat schon gehört, dass Venkman ein ziemliches Temperament hat, doch das wird ihm auch nicht helfen. Im Gegenteil, es wird Paul nur noch mehr Spaß machen, ihn in Handschellen zu sehen. Gelassen hebt der große Mann die linke Hand und schnipst mit den Fingern. Augenblicklich rühren sich die vier Uniformträger hinter ihm und treten vor. Sie ergreifen den Brünetten in gekonnter Polizeimanier, auch wenn er sich dermaßen heftig zur Wehr setzt, dass die Männer schon fast Probleme haben ihn zu halten. Schließlich überwältigen sie den jungen Geisterjäger und drücken ihn gewaltsam mit dem Oberkörper auf Janines Schreibtisch. „Nehmt sofort eure dreckigen Pfoten von mir! Wisst ihr eigentlich, wen ihr vor euch habt?“, gebärt sich Venkman lautstark. Erschrocken springt die Sekretärin von ihrem Stuhl auf und weicht ein paar Schritte zurück. So ganz weiß sie nicht, was sie von alledem halten soll. Klar findet sie es irgendwo gut, dass Peter mal eine Lektion bekommt, aber das sieht doch schon etwas übertrieben aus. Geräuschvoll schnappen die Handschellen zu und die Beamten zerren Venkman wieder auf die Füße. Grinsend starrt Paul in das aufgebrachte Gesicht des jungen Mannes. „Glauben sie mir, Venkman. Wir sind uns durchaus bewusst, mit wem wir es hier zu tun haben. Und wenn es nach mir gehen würde, hätte ich sie schon viel früher hinter Schloss und Riegel gebracht und ihrem Unsinn hier ein Ende bereitet.“ „Sie verdammter…“, setzt Peter an, doch er kann seinen Satz nicht beenden und das ist wahrscheinlich auch gut so. „Was ist denn hier los?“, fragt Ray, der gerade mit dem Rest seines Sandwichs die Treppe hinunterkommt. Verwirrt betrachtet er die Szene. Im ersten Moment teilt er dabei Janines Gedanken, dass Peter etwas angestellt haben muss. Zu zutrauen wäre es ihm auf jeden Fall, so wie er sich immer irgendwelchen Ärger einhandelt. „Wie ist ihr Name?“, fragt Tayler auch schon, kaum, dass der Mechaniker das Ende der Treppe erreicht hat. „Ich bin Raymond Stanz. Aber was ist denn eigentlich los?“, erwidert der Rothaarige. „Ganz einfach. Sie sind ebenfalls festgenommen, so wie ihr Kollege hier.“, teilt Tayler ihm mit und schnipst wieder mit den Fingern. Erschrocken zuckt Ray zusammen. In seinem ganzen Leben hat er nie etwas Gesetzwidriges getan. Das Einzige, was man ihm überhaupt vorwerfen könnte, wäre sein übertriebener Fahrstil. Aber selbst dabei hat er nie jemanden verletzt oder gar einen Unfall verursacht. „Nein, halt!“, gibt er hilflos von sich, als zwei der Beamten drohend auf ihn zukommen. Nicht weniger grob, als bei Peter, drücken sie den jungen Mechaniker gegen die Wand und legen auch ihm Handschellen an. Ungeachtet landet sein Sandwich dabei auf dem Boden. „Au! Nicht so fest!“, kommt es schmerzlich von ihm, doch das ändert nichts an der Vorgehensweise der Polizisten. Janine hingegen versteht nun überhaupt nichts mehr. Was in aller Welt könnte Ray schon ausgefressen haben? Er ist doch die Unschuld in Person! „Nun hören sie mal, Officer! Jetzt gehen sie aber zu weit! Ray hat nichts getan!“, bäumt sie sich vor dem großen Mann auf. „Da bin ich aber anderer Meinung! Also kümmern sie sich um ihren eigenen Kram und gehen wieder Kaffee kochen, Schätzchen!“, erwidert Paul streng und herablassend. „Schätzchen? Was bilden sie sich eigentlich ein, sie mieser…“, setzt die toughe, junge Frau an. „Nun zügeln sie mal ihr Mundwerk, junges Fräulein oder ich werde sie auch festnehmen lassen!“, fährt er sie grob an. Janine zuckt überrascht zusammen und begibt sich widerwillig an ihren Schreibtisch zurück, aber nicht ohne Tayler einen giftigen Blick zu zuwerfen. Hilflos winden sich die zwei gefangen Ghostbusters im Griff der Polizisten. „Wo ist Winston Zeddmore?“, fragt Paul schließlich, nach einem kurzen Blick in sein Notizbuch. Mahnend blickt er in die Runde, doch alle drei sind sich einig, ihm diese Antwort nicht zu geben. „Hier bin ich. Was gibt es denn, Officer?“ Nur mit einer Shorts bekleidet, kommt Winston die Treppe hinunter und rubbelt sich mit einem Handtuch die Haare trocken. „Sie sind festgenommen!“, verkündet ihm Paul trocken und gibt den Polizisten wieder ein Zeichen. Ehe der einstige Bauarbeiter realisieren kann, was das Ganze zu bedeuten hat, haben ihn zwei der Beamten auch schon von den Stufen gezerrt und ihm Handschellen angelegt. Langsam versteht keiner von ihnen mehr, was hier eigentlich vor sich geht. Verzweifelt betrachtet Janine die Sache, doch sie weiß einfach nicht, was sie tun soll, ohne sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. „Moment mal! Kann ich mir nicht wenigstens was anziehen?“, kommt es verloren von Winston, der sich doch ziemlich auf dem Präsentierteller fühlt. Tayler grinst ihm nur entgegen. „Das ist nicht nötig. Da wo ihr hingeht, bekommt ihr eine hübsche, neue Uniform, Jungs!“ Hilflos sehen sich die drei Geisterjäger an und denken fieberhaft darüber nach, was sie angestellt haben könnten, doch sie finden einfach keine Antwort, die eine solche Brutalität rechtfertigen würde. Derweilen studiert Paul wieder sein Notizbuch und sucht nach dem Namen des letzten Verdächtigen. In diesem Moment blickt Egon durch das Loch im Boden des Schlafzimmers hinunter, um festzustellen, was der ganze Lärm zu bedeuten hat. „Könnte mir vielleicht mal jemand erläutern, was dieser Aufruhr zu bedeuten hat, meine Herren?“, ruft er hinunter. Paul begibt sich unter das Loch in der Decke und blickt hinauf. „Sind sie Egon Spengler?“ „Durchaus und mit wem habe ich das Vergnügen?“, erwidert der Blonde verwundert. „Officer Paul Tayler. Wenn sie sich mal hier runter bequemen könnten, würde ich gern mit ihnen reden.“ Misstrauisch mustert der Tüftler den großen Mann. Dann rutscht er langsam an der blankpolierten Stange hinunter. Erschrocken springt Janine wieder auf und kommt ihm entgegen. „Egon, tu´s nicht!“, bittet sie ihn. Doch der junge Mann ignoriert sie weitgehend, besieht sich lieber das Bild seiner in Handschellen gelegten Kollegen, die von drei eifrigen Polizisten mühevoll in Zaum gehalten werden. „Was soll das alles?“, fragt er schließlich. Tayler setzt wieder ein Grinsen auf. „Ganz einfach, sie sind festgenommen.“, erklärt er trocken und setzt dazu an, dem letzten Polizisten ein Zeichen zu geben. Im Gegensatz zu seinen drei Kollegen ist Egon jedoch völlig ruhig. Streng blickt er durch die Gläser seiner Brille und unterbricht Paul in seinem Tun. „Bemühen sie sich nicht zur grenzwertigen Zurschaustellung ihrer polizeilichen Übermacht. Ich beuge mich Justitia ohne Anwendung von fragwürdigen Maßnahmen. Allerdings nur unter der Bedingung der Aufklärung meinerseits.“, kommentiert der Blonde mit einem Anflug von Sturheit. Tayler bricht seinen Befehl ab und sieht den Tüftler irritiert an. „Was haben sie da gesagt?“, fordert er beinahe ungehalten zu wissen, da er sich irgendwie veralbert vorkommt. Egon denkt jedoch nicht daran, sich in irgendeiner Form zu erklären, solange er nicht weiß, warum seine Freunde wie gefährliche Straftäter behandelt werden. Energisch anmutend verschränkt er die Arme vor der schmalen Brust und erwidert den Blick des Officer fast schon trotzig. „Au! Er hat gesagt – ah! Er hat gesagt, dass er sich freiwillig Handschellen anlegen lässt, wenn sie ihm sagen, was uns eigentlich vorgeworfen wird…“, übersetzt Ray das Ganze, unter dem schmerzlichen Griff des Beamten. Paul entspannt sich wieder etwas. „Schön, wenn es weiter nichts ist, was sie dazu bringt, mitzukommen, bitte. Ihnen vier wird schwerer Diebstahl vorgeworfen.“, kommt die knappe Antwort. Mit einem abschätzenden Blick richtet sich Egon die Brille. „Hm, das wage ich doch zu bezweifeln. Aber vielleicht hätten sie die Freundlichkeit, mir zu sagen, wer solche Behauptungen an den Tag legt?“ Tayler ist anzusehen, dass er eigentlich keine Lust hat, weiterhin mit dem Tüftler zu reden, doch irgendetwas an dessen Art bringt ihn dazu doch weiterzusprechen. „Es war William Humboldt und soweit ich informiert bin, war er euer letzter ‚Kunde‘, wenn man das so sagen kann. Und er beschuldigt euch, ein altes Wandgemälde entwendet zu haben.“ „Faszinierend. – Es stimmt, dass er unser letzter Auftraggeber war, doch ich weiß beim besten Willen nicht, wie es uns möglich gewesen sein soll, eines dieser überdimensionalen Wandgemälde zu stehlen, die in seinem Anwesen hängen und damit auch noch unbemerkt durch die halbe Stadt zu fahren. – Zudem sind wir erst vor zwanzig Minuten zurückgekommen. Sie können es gern nachprüfen, der Motor von unserem Einsatzwagen ist noch warm. Wie stellen sie es sich also vor, dass wir dieses gewaltige Bild, das meiner Meinung nach ein Gewicht von mindestens einhundertfünfzig Kilogramm und Abmessungen von gut vier mal neun Meter haben dürfte, so schnell irgendwo unterbringen konnten und dann zu den Tätigkeiten zu wechseln, bei denen sie uns gerade unterbrochen haben?“ Der breitgebaute Officer muss zugeben, dass sich die ganze Sache wirklich unwahrscheinlich anhört. Er war selbst in diesem protzigen Herrenhaus und hat die übrigen Bilder gesehen. Sie sind schlichtweg gewaltig und es dürfte wahrhaft unmöglich sein, so ein Ding mal eben schnell rauszutragen. Tatsache ist aber, dass eines der Bilder verschwunden zu seien scheint, nachdem die Geisterjäger ihren Einsatz beendet haben. Wenn sie es nicht waren, war es ein anderer und bis dieser jemand gefunden ist, ist Tayler dazu verpflichtet, die Verdächtigen unter Arrest zu stellen. Egon kann ihm deutlich ansehen, dass er ihm Glauben schenkt, dennoch erkennt der Blonde auch, dass er nicht Klein beigeben wird. Er seufzt hörbar auf und gewinnt damit wieder Pauls Aufmerksamkeit. „Tja, Jungs. Fakt ist: das Bild ist weg und ihr wart die Letzten, die sich in dem Haus aufgehalten haben, also stelle ich euch unter Arrest, bis eure Unschuld bewiesen ist oder ihr die Kaution bezahlt habt.“ „Wie hoch wäre denn die Summe?“, fragt Janine nun mit wenig Hoffnung. Das Geschäftskonto der Jungs bewegt sich fast stetig am Rand von nichts. Sie haben zwar einen gewissen Überziehungssatz, aber da wieder rauszukommen, ist verdammt schwer und sie hatten es gerade erst geschafft nach Monaten mal auf null zu kommen. Tayler blättert wieder in seinem lächerlich kleinen Notizbuch. „Die Gesamtsumme beträgt 50.486$ und muss augenblicklich bezahlt werden, andernfalls nehme ich die werten Herren mit und sie bleiben unter Arrest, bis die Summe beglichen ist, sie für unschuldig erklärt werden oder der Gerichtstermin ansteht.“ Die gewaltige Summe lässt die vier Geisterjäger und auch Janine erblassen. „Sie haben sie doch nicht mehr alle!“, platzt es Peter heraus. Grinsend wendet sich Paul zu ihm um. „Mach nur so weiter, Venkman. Jede abfällige Bemerkung kostet euch dreihundertachtzig Dollar extra!“ Es ist nicht zu übersehen, wie sehr der Brünette dagegen ankämpft, etwas zu erwidern und es kostet ihn unendlich Mühe, die böswilligen Worte, die auf seiner Zunge liegen, wie ein faules Ei in einer bis zum Anschlag gespannten Steinschleuder, wieder herunter zu schlucken. Triumphierend dreht sich Tayler wieder zu Janine. „Nun?“ Traurig lässt die Rothaarige die Schultern hängen und sinkt kraftlos auf ihren Stuhl zurück. „So viel Geld haben wir nicht…“, gesteht sie, um Fassung bemüht. „Es bricht mir das Herz!“, entgegnet ihr der große Mann ironisch. „Aber keine Sorge, mein hübsches Kind, ich werde schon dafür sorgen, dass es den Jungs hier gut geht!“ In seiner Stimme liegt eine geradezu perverse Freude, die ihr einen Schauer über den Rücken jagt. Ergeben kreuzt Egon schließlich die Hände hinter dem Rücken, als der letzte Polizist sich ihm nähert. Er weiß im Augenblick auch einfach nicht mehr weiter. Ihr Schicksal ist vorerst besiegelt und sie können nichts dagegen tun… Gut eine halbe Stunde später hält der Gefangenentransporter vor einer schwer bewachten Brücke. Am Ende dieser Überführung über den East River befindet sich eine gewaltige Insel. Gut ein Dutzend Männer mit Maschinenpistolen und Schutzausrüstung patrouillieren vor der Zufahrt der Brücke. Als der Transporter stoppt, kommt einer der Männer mit einem Klemmbrett zum Fahrer. Derweilen dreht sich Tayler zu den Geisterjägern herum, die sich immer noch in Handschellen im vergitterten, hinteren Teil des Fahrzeugs befinden. „So Jungs. Das ist euer neues Zuhause, Rikers Island!“ Unter den wachsamen Augen der Polizisten, erheben sich die vier und blicken durch die verdrahteten Fenster zu der Insel hinüber. „Sagte er Rikers Island?“, fragt Winston mit einem mulmigen Gefühl. „Ja. Kennst du das etwa?“, entgegnet ihm Ray, der die Insel ratlos betrachtet. „Nicht persönlich, doch einige meiner alten Kollegen vom Bau hat es hierhergebracht und ich kann euch sagen, dass ist kein schöner Ort…“ Rikers Island ist zwar als größte Gefängnisinsel der Welt bekannt, ist aber eigentlich eher ein Auffanglager für Personen, die oftmals vermeintlich mit dem Gesetz in Konflikt getreten sind und ihre Kaution nicht bezahlen können. Die meisten der Insassen sind sogar unschuldig, aus dem einfachen Grund, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren und man einen Täter brauchte. Sie alle warten auf ihren Freispruch oder einen Anhörungstermin vor Gericht. Doch die Justiz ist mehr als überlastet, sodass diese sogenannte Untersuchungshaft oft mehrere Jahre dauern kann. Trotz der Tatsache, dass fast alle Insassen unschuldig sind, werden sie von den Strafbeamten aber wie Schwerverbrecher behandelt. Ausschweifende Gewalt und Quälereien stehen dabei an der Tagesordnung. Die Gefangenen werden im wahrsten Sinne des Wortes so lange mürbe geklopft, bis sie ein Geständnis ablegen, obwohl sie eigentlich nichts getan haben, nur um diesen Ort wieder verlassen zu können, in der Hoffnung in einem richtigen Gefängnis besser behandelt zu werden oder zumindest zu wissen, wann ihre Qualen ein Ende haben werden. Die Ungewissheit über die Länge des Aufenthalts hier, ist mindestens genauso vernichtend, wie die brutalen Methoden der Wachmänner. Winston weiß zwar nicht viel über diesen Ort, doch das, was er von seinen ehemaligen Kollegen gehört hat und seien es auch nur Mutmaßungen und Gerüchte, behält er lieber für sich. Die Tatsache, hier für unbestimmte Zeit festzusitzen, ist schon schlimm genug, da muss er seinen Freunden nicht auch noch irgendwelche Horrorgeschichten erzählen, die er aufgeschnappt hat. Doch wenn er sich so Taylers selbstgefälliges Grinsen betrachtet, kommt ihm die erdrückende Erkenntnis, dass vieles davon wahr sein muss. Sein hoffnungsloser Gesichtsausdruck zeigt den drei anderen aber schon, dass es wohl nicht gerade ein Urlaub ist, hier zu sein… Ein überaus mulmiges Gefühl befällt die vier jungen Männer und es wird nur noch schlimmer, als sich das schwere Tor öffnet, das die Brücke mit dem Festland verbindet. Der Gefangenentransporter setzt sich wieder in Bewegung und gleitet langsam die schmale Überführung dahin. Rikers Island, mit all seinen grausigen Geheimnissen und erschreckenden Gerüchten, kommt immer näher. Angespannt sitzen die Jungs auf der spärlich gepolsterten Bank des Wagens, während die drei Polizisten ihnen gegenüber nur in sich hineingrinsen. Endlos ziehen sich die Minuten dahin und doch scheinen sie bei weitem nicht lang genug zu sein. Schließlich stoppt der Transporter vor einem weiteren Tor, wird erneut kontrolliert und dann durchgewunken. Das eiserne Tor schließt sich mit einer Endgültigkeit hinter dem Fahrzeug, die den Ghostbusters mehr Angst einjagt, als es bisher irgendein übernatürliches Wesen hätte tun können. Vor einem großen, ziemlich erdrückend wirkenden Gebäude kommt der Wagen dann zum Stehen. Die Jungs werden von den Polizisten in Richtung Eingang geführt. Dabei kommen sie an einem dicken Maschendrahtzaun vorbei, der eine Art Sportplatz umringt. Dort halten sich unzählige Männer auf und gehen den verschiedensten Beschäftigungen nach. Wie es aussieht, haben sie wohl gerade Hofgang und vertreten sich die Beine, in der leicht wärmenden Aprilsonne. Die Neuankömmlinge bleiben ihnen aber dennoch nicht unbemerkt. Im Gegenteil, eine ganze Horde von ihnen nähert sich dem Zaum, um die Frischlinge zu begrüßen. Die Zeit hinter Gittern hat aus den Meisten der unschuldigen Männer richtige Rabauken gemacht, die sich ständig prügeln und rumpöbeln, wie man es aus billigen Gefängnisfilmen kennt. „Na, was haben wir denn da Schönes? Frischfleisch, Jungs!“, grölt schon der Erste von ihnen durch den Zaun. Seine Worte lösen einen Schwall an Gelächter aus, das so böse klingt, dass man sich schon gepeinigt fühlt, ohne irgendeinen Kontakt hergestellt zu haben. Dann entdeckt der Mob Winston, der noch immer gezwungen ist, nur in seinen Shorts herumzulaufen. Die kühle Luft bringt ihn trotz der Sonne zum Zittern und er versucht sich so unauffällig wie nur möglich zu geben. Doch es nützt natürlich nichts. „Seht euch mal die Schokopraline mit dem hübschen Hintern dort an!“, ruft ein anderer Mann, der ironischerweise selbst einen ebenso dunklen Hautton zur Schau trägt. Wieder ertönt schallendes Gelächter, gemischt mit allerhand obszöner Aussprüche und Forderungen, die dem ehemaligen Bauarbeiter das Blut in den Adern gefrieren und seine Wangen schamerfüllt glühen lassen. Unbeholfen, aber durchaus tröstend streicht Ray seinem Freund über den Rücken und versucht ihn etwas vor den Blicken dieser Kerle abzuschirmen. Die eindeutigen Worte dieses Pöbels treiben ihm aber die Schamesröte ins Gesicht und bei dem wohlgesitteten Egon sieht es nicht viel besser aus. Peter, der sonst immer so unsagbar eifersüchtig auf den Schwarzhaarigen ist, packt bei diesen Äußerungen allerdings die blanke Wut. So einen Mist kann er einfach nicht ertragen, egal gegen wen er sich richtet. Mit geballten Fäusten wendet er sich dem Zaun zu und funkelt die Horde wütend an. „Seid ihr eigentlich total bescheuert? Was seid ihr bloß für widerliche Gestalten? Lasst ihn gefälligst in Ruhe oder euch fehlen gleich ein paar Zähne!“, giftet er sie an. Überrascht blicken ihn seine drei Kollegen an. Zwar hat Venkman sie alle schon mal irgendwie verteidigt, sich dabei aber eher um Ray und Egon gekümmert, die sonst die Lieblingsopfer solcher Typen sind. Winston hingegen wusste sich immer selbst recht gut zur Wehr zu setzen und Peters Eifersucht hat ihn auch stets etwas gehemmt, sich für ihn so einzusetzen. Doch im Moment fühlt sich Winston ganz und gar nicht in der Lage, irgendetwas zu unternehmen und dies scheint der Brünette wohl gemerkt zu haben. Doch wie sonst auch, behindert Peters Temperament sein Denkvermögen gewaltig und er steigert sich da zu sehr hinein. Die Gefängnisinsassen drohen ihm daraufhin gehörig, was Venkman aber keinesfalls einschüchtert. Im Gegenteil, es regt ihn nur noch mehr auf. Schließlich müssen die Polizisten das Ganze beenden. Aber der Pöbel wird sich damit wahrscheinlich nicht so leicht abspeisen lassen… Eine Stunde später hockt jeder der vier in einer winzigen Zelle, in der es kaum mehr als einen behelfsmäßigen Schlafplatz, ein vergittertes Fenster und eine nackte Edelstahltoilette gibt. In der dicken, blaugestrichenen Metalltür gibt es ein schmales, längliches Fenster, durch das man in die Zelle hineinsehen kann und eine Metallklappe, durch die Essen gereicht oder durch die man seine Hände stecken kann, wenn man in Ketten gelegt wird. Zwei der Zellen liegen immer unmittelbar nebeneinander. Die Wand dazwischen ist etwas dünner, sodass man sich versuchen kann mit seinem Nachbarn zu unterhalten, wenn man sich Mühe gibt und gute Ohren hat. Ansonsten ist man die meiste Zeit allein mit seinen Gedanken. Missmutig sitzt ein jeder der Jungs auf dem harten Bett und starrt verloren die blaue Tür an, in der Hoffnung, sie allein durch Willenskraft zu öffnen. Doch zumindest Winston kann sich damit trösten, dass er jetzt etwas zum Anziehen hat. Die Gefängniskluft besteht aus einem weißen T-Shirt, einer grellorangen Jacke, auf deren Rücken und Brusttasche die Registriernummer eines jeden Gefangenen steht und einer orangeweiß gestreiften Hose. Die Zeit scheint völlig stillzustehen und rein gar nichts lässt einen vermuten, wie spät es eigentlich ist. Erst als es langsam zu dämmern beginnt, merken die Jungs, dass die Nacht nicht mehr fern ist und, dass sie diese nicht in ihren kuschligen Betten verbringen werden. Es ist lange her, dass ein jeder von ihnen völlig allein geschlafen hat und das macht ihnen zum ersten Mal bewusst, wie sehr sie sich doch aneinander gewöhnt haben und sich sogar vermissen. Die Sehnsucht nach einander erdrückt sie fast und kaum einer von ihnen bringt es fertig, den undefinierbaren Brei zu essen, der ihnen zum Abend vorgesetzt wird. Stattdessen sitzen sie einfach nur da und warten auf die Nacht. Irgendwann wird das Licht dann abgeschaltet und ihnen über Lautsprecher mitgeteilt, dass sie nun zu schlafen haben. Widerwillig legen sich die Jungs hin und blicken lange zur kahlen Decke empor, bis sie die Erschöpfung ereilt und sie haltlos einschlafen. *** Er fühlt sich komisch. Irgendwie total verspannt und muskellahm. Bei dem Brett von einem Bett ist das aber auch kein Wunder. Schwerfällig und verkrampft versucht er sich in eine bequemere Position zu begeben, um seine schmerzenden Glieder etwas zu entlasten. Doch es will ihm einfach nicht gelingen - irgendetwas hindert ihn daran. Ein Krampf? Nein, das fühlt sich eigentlich anders an. Ein beginnendes Kribbeln in Armen und Beinen verrät ihm aber, dass er beim Schlafen wohl eine ziemlich komische Position eingenommen haben muss. Seltsamer Druck lastet auf seinen Knöcheln und Gelenken. Es ist fast so, als hätte ihn jemand ans Bett gefesselt. Dieser Gedanke durchzuckt sein Gehirn mit einer derartigen Heftigkeit, dass er die Augen weit aufreißt, nur um sie gleich darauf wieder fest zusammenzupressen. Gleißendes Licht hat ihm die Sicht geraubt. Hinter seinen Lidern tanzen bunte Punkte vorbei und er gibt ein klägliches Stöhnen von sich. Hilflos dreht er den Kopf zur Seite und ist doch ziemlich erleichtert, dass wenigstens das noch funktioniert. Langsam verschwinden die grellen Flecken vor seinen Augen und er erkennt durch die geschlossenen Lider, dass er sich wohl in einem hellerleuchteten Raum befindet. Allmehlig kehrt auch wieder Gefühl in seine Arme und Beine zurück und dadurch kann er die Riemen spüren, die ihn an Ort und Stelle halten sollen. Also ist er wirklich gefesselt! Ein Schauer gleitet seinen Rücken hinab. Das kann doch alles nicht wahr sein! Was ist nur los hier? Er hat so viel Schreckliches von Rikers Island gehört und nun scheint er am eigenen Leib zu erfahren, was davon der Wahrheit entspricht. Sein Entsetzen übermannt ihn fast völlig, doch er versucht einen klaren Gedanken zu finden. Vorsichtig öffnet er seine Augen einen Spalt und wird sofort wieder von dem grellen Licht geblendet. Erneut gibt er ein klagendes Stöhnen von sich. Doch er versucht es gleich noch einmal. Seine schmerzenden Augen protestieren, zeigen ihm nichts, als grellweißes Licht. Er versucht den Kopf noch weiter auf die Seite zu legen und schließlich erkennt er schemenhaft etwas Dunkleres. Dieses Dunkle bewegt sich gemächlich hin und her. Nach ein paar Augenblicken wird seine Sicht etwas klarer und er erkennt eine Person, die an einem langen Tisch auf und abgeht. Leises Klirren dringt an sein Ohr, als würde die Gestalt Besteck für ein Diner auflegen. Doch das Geräusch klingt zu metallisch, als wäre auf dem Tisch keine blütenweiße Decke, sondern als würde auch er aus blanken Stahl bestehen. ‚Wie bei einer Operation!‘, versucht ihm sein überforderter Verstand einzureden. Doch warum sollte er operieret werden? Ihm fehlt doch nichts. Die Gestalt der Person nimmt nun mehr Form an, da sich seine Augen fast an das grelle Licht gewöhnt haben. Der Mann, von der Statur her wirkt es zumindest wie ein Mann, trägt eine blaugrüne Hose und ein gleichfarbiges T-Shirt, dazu eine weiße Haube auf dem Kopf, unter der wirres, graues Haar hervorschaut. ‚Ein Chirurg!‘, will ihm sein Verstand weißmachen. Mit grimmig verzogenem Gesicht versucht er diesen Unsinn aus dem Kopf zu bekommen. Schließlich scheint der Mann seine Vorbereitungen oder was auch immer er an diesem Tisch gemacht hat, beendet zu haben und dreht sich zu ihm herum. Nun ist zu erkennen, dass er weiße Handschuhe trägt und einen ebenfalls weißen Mundschutz. In der rechten Hand funkelt ein rasiermesserscharfes Skalpell im Schein der schwenkbaren OP-Lampe. „Ah, Winston! Schön, dass du endlich wach bist! Dann kann die Operation ja nun beginnen!“, verkündet der Mann mit einer überaus begeisterten Stimme. Winston versteht die Welt nicht mehr. Er dreht den Kopf und kann nun feststellen, dass er auf einen Tisch geschnallt ist, wie man ihn bei einer OP verwendet. Er ist nackt, nur ein türkisfarbenes Stofftuch ist über seinem Unterleib ausgebreitet. Seine Hände sind über seinem Kopf mit breiten Lederriemen am Gestell des Tisches befestigt. Auch seine Beine stecken in solchen Riemen und knapp über dem Tuch spannt sich ein weiterer Riemen direkt über seinen Bauch. Entsetzte Panik und Angst ergreifen den ehemaligen Bauarbeiter. Er kann sich nicht rühren. Hilflos zerrt er an seinen Fesseln, doch sie sitzen so fest, dass seine Finger schon langsam blau werden. „Was soll das? Wer sind sie und was wollen sie von mir?“, wirft er dem Mann in OP-Kleidung wütend entgegen. Dieser lacht nur hinter seiner Maske und bedenkt ihn mit einem kecken Blick. „Aber, aber. Nicht aufregen, junger Mann! Alles hat seine Richtigkeit und wenn ich fertig bin, wird es dir sehr viel bessergehen!“, trällert der scheinbare Arzt. „Was haben sie vor?“, entkommt es Winston stockend, während er spürt, wie sich der Tisch unter ihm zu bewegen beginnt. Mit einem quietschenden Summen richtet sich er sich in die Senkrechte auf, sodass Winston in der Luft zu stehen scheint. Die Riemen, die es ihm bis eben noch so schwergemacht haben, sich zu bewegen, halten nun sein gesamtes Gewicht, was einen höllischen Schmerz in seinen Schultern und seinem Bauch auslöst. Gequält keucht er auf und versucht sich etwas hochzudrücken, um seine Arme zu entlasten. Doch er rutscht immer wieder auf dem blanken Metall des Tisches ab. Lachend kommt der Arzt auf ihn zu. „Na, na, wer wird denn? Entspann dich, Winston. Es ist gleich vorbei!“ In seiner Hand funkelt bedrohlich das Skalpell. Immer heftiger versucht sich der junge Geisterjäger zu Wehr zu setzen, doch sein Körper blockiert fast völlig. Alles schmerzt und er kann sich kaum noch rühren. Sanft streicht ihm der Arzt mit der freien Hand über die schweißnasse Wange und mustert ihn beinahe liebevoll. „So ein prachtvolles Kerlchen hatte ich schon lange nicht mehr! Das wird meine Forschung sehr gut vorantreiben!“ Über der rechten Tasche auf der Brust seines Hemdes, kann Winston eine goldene Stickerei erkennen. ‚Dr. Brown‘ steht dort in verschnörkelten Buchstaben. Obwohl der Schwarzhaarige sein Ende vor Augen sieht, empfindet er es als äußerst wichtig, sich diesen Namen zu merken. „Halt schön still, Winston!“, ermahnt ihn Brown. Kurz darauf rammt er dem wehrlosen Ghostbuster das Skalpell mitten in den Bachnabel. Erstickt stößt der Bauarbeiter die Luft aus und starrt den Arzt mit schreckgeweiteten Augen fassungslos an. Der Schmerz ist unbeschreiblich, doch es ist erst der Anfang. Die Klinge steckt ihm bis zum Anschlag im Leib, Blut ergießt sich über die weißen Handschuhe und die saubere OP-Kleidung. Dann setzt sich das Werkzeug wieder in Bewegung, durchtrennt nahezu mühelos Haut, Muskeln und Sehnen und arbeitet sich immer weiter nach oben. Winston fühlt sich wie ein Fisch, dem man zum Ausnehmen den Körper aufschneidet. Für einen Moment verhakt sich das Skalpell an den Rippen und durchtrennt sie dann auf so unglaubliche Weise, dass es einfach nicht möglich sein kann - als seien sie nichts weiter, als dicker Faden. Die Klinge erreicht seine schutzlose Lunge. Erneut stockt ihm der Atem, dann ertönt ein seltsamer Pfeifton, als frische Luft in die zerstörten Lungenflügel eindringt. Ihm wird schwarz vor Augen. Wo soll das bloß enden? Doch er kennt die Antwort, noch ehe die Klinge sein Herz erreicht hat. Jeder Schlag dieses fleißigen Muskels treibt das Skalpell tiefer in sich hinein. Blut läuft ihm aus dem Mund und er holt ein letztes, verzweifeltes Mal Luft, um seinen Schmerz hinauszuschreien und dann… *** „NEIN!“, entkommt es Winston so kraftvoll und laut, dass sein Hals zu brennen beginnt. Mit weit aufgerissenen Augen, sitzt er zitternd in der Dunkelheit. Schweiß beginnt auf seiner erhitzten Haut zu trocknen und lässt ihn noch mehr frösteln. Hecktisch atmet er ein und aus und kann es dennoch kaum glauben. Zitternd beginnen seine Finger damit, seinen Körper entlang zu tasten. Doch da ist nichts, keine klaffende Wunde, kein Blut, nichts. Langsam beruhigt er sich etwas, erkennt, dass er sich immer noch in der Zelle befindet, in die er heute Mittag gesteckt wurde. Und er hockt auch nicht auf einem Operationstisch, sondern auf dem schmalen, harten Gefängnisbett. „Ein Alptraum, es war nur ein Alptraum…“, versucht er sich selbst aufzumuntern. Leicht zitternd legt er sich die Hände an die Schläfen und versucht die aufkommenden Kopfschmerzen zu unterdrücken. Doch als er gerade der Meinung ist, sich wieder unter Kontrolle zu haben, ertönt hinter ihm ein nachdrückliches Klopfen. Durch die Wand klingt es gedämpft, doch es reicht aus, um Winston einen Riesenschreck einzujagen. Hilflos zuckt er zusammen und dreht sich hektisch um. Hinter ihm ist jedoch nur die Wand. Doch dann hört er wieder das Klopfen und eine besorgte Stimme. „Winston? Ist alles in Ordnung? Winston? Hörst du mich?“ Es ist Ray! Gott sei Dank, ist es nur Ray, den er mit seinem Schrei vermutlich geweckt hat. Erleichtert atmet der Bauarbeiter durch und drückt dann sein Ohr gegen die Wand. „Ray? Keine Sorge, mir geht es gut. Ich hatte nur einen Alptraum!“, versucht er seinen Freund zu beruhigen. „Das ist ja schrecklich!“, ertönt es von der anderen Seite der Wand, dennoch ist eine große Portion Erleichterung zu hören. „Geht es dir auch wirklich gut? – Ich wäre so gern bei dir…“, nun überwiegt Traurigkeit die sonst so fröhliche Stimme des Mechanikers. „Ja, mir geht´s wirklich gut und – ich wünschte auch, ich könnte bei dir sein…“ Ein paar Minuten unterhalten sie sich noch miteinander, dann versuchen sie erneut zu schlafen. Doch Winston liegt fast bis Sonnenaufgang wach und versucht herauszufinden, was ihm dieser Traum sagen will… Nach dem Mittagessen heißt es erst mal raus in den Hof. Eine wahre Erleichterung nach dieser furchtbaren Nacht. Die Sonne lässt sich fröhlich blicken und wärmt die Gemüter der Gefangenen. Nach einem kurzen Augenblick finden sich die vier Geisterjäger endlich wieder zusammen. Ungehalten fällt Ray seinen Freunden in die Arme und kann seine Begeisterung über das Wiedersehen kaum zügeln. Die mahnenden Gesichter der anderen Insassen veranlassen Egon aber, seinen kindlichen Kollegen etwas zu bremsen. Die Aufmerksamkeit, die ihr Eintreffen hier gestern verbreitet hat, war schon eine Warnung und hier draußen im Freien sind sie den anderen Männern ziemlich schutzlos ausgeliefert. Das würde für Peter zwar kein Hindernis sein und er würde sich bestimmt auch mit Freuden prügeln, aber das würde dann sicher auch so etwas wie Isolationshaft bedeuten und das wäre für keinen von ihnen förderlich. Allerdings scheint heute einiges anderes zu sein. Der Farbige, die Winston gestern noch so abfällig angemacht hat, ist nun nirgends zu sehen. Hat man ihn für sein vorlautes Verhalten bestraft? Wenn ja, ist es aber merkwürdig, dass seine pöbelnden Kollegen hier noch rumlaufen. Die ganze Bande wirkt jetzt aber gar nicht mehr so toughe wie vorher. Stattdessen stehen sie fast verloren da und blicken sich beinahe vorsichtig um. Irgendwas muss also vorgefallen sein. Im Moment jedoch haben die Ghostbusters andere Sorgen. Scheinbar noch immer um seinen Freund besorgt, fragt Raymond nun, was Winston des nachts geträumt hat. Peter und Egon, deren Zellen ein gutes Stück von der, der beiden anderen entfernt liegen, haben nichts von seinem Alptraum mitbekommen. Doch als der ehemalige Bauarbeiter nun zu erzählen beginnt, läuft ihnen allen ein unangenehmer Schauer über den Rücken. „Denkst du, dass das irgendwas zu bedeuten hat?“, fragt Winston den Tüftler und streicht sich dabei unbewusst mit der Hand über die Stelle, wo Brown das Skalpell in seinen Körper gerammt hat. Egon richtet sich nachdenklich seine Brille. „Hm. Es klingt zumindest äußerst faszinierend. Doch ich bin mir nicht sicher, ob es irgendeinen übernatürlichen Zusammenhang gibt oder es schlichtweg eine Überreaktion dieses Verstandes auf unsere derzeitige Lage war, ausgelöst durch die Gerüchte, die du von deinen alten Kollegen aufgeschnappt hast…“, entgegnet ihm der Blonde ernst. Der Schwarzhaarige tut das Ganze tatsächlich erst mal als eine Überreaktion ab und versucht es zu vergessen. Doch in den folgenden Tagen hat jeder von ihnen einen ganz ähnlichen Traum. Alle kommen in einem Operationssaal zu sich und ein Chirurg nähert sich ihnen mit einem Skalpell. Redet davon, ihnen helfen zu wollen und seine Forschung voran zu bringen. Alle bestätigen Winston, dass der Name des Arztes Dr. Brown war. Und ein jeder von ihnen kommt erst aus diesem Alptraum heraus, wenn ihr Herz den Dienst quittiert. Es ist wirklich schrecklich und nachdem sie alle denselben Traum hatten, besteht auch kein Zweifel mehr, dass das Ganze eine tiefere Bedeutung haben muss. Als sie nun wieder im Hof stehen und sich unterhalten, gut eine Woche nachdem man sie hier eingesperrt hat, fällt ihnen auf, dass von der Schlägertruppe nur noch ein Einziger übrig ist. Ein junger, schlaksiger Mann, der sich damals im Hintergrund hielt, nur bei den abfälligen Äußerungen seiner Kollegen gehässig grinste. So allein wirkt er ziemlich verloren. Hilflos und ängstlich blickt er sich ständig um, als hätte er das Gefühl, beobachtet oder verfolgt zu werden. Schließlich nähert er sich den vier Jungs mit aufmerksam geduckter Haltung. „Hey, Leute. Wie geht´s denn so?“, fragt er scheu und blickt sich wieder sorgenvoll um. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht!“, erwidert ihm Peter verstimmt und baut sich drohend vor ihm auf. Allerdings scheint sich der andere Mann nicht von ihm einschüchtern zu lassen, beachtet ihn gar nicht, zu sehr ist er mit seiner Überwachung beschäftigt. „Hey, ich will keinen Ärger, ok? Ich will nur reden…“ „Das kannst du, aber mit meiner Faust!“, droht ihm Venkman erneut. „Nun hör schon auf, Peter! Siehst du denn nicht, dass er Angst hat?“, greift Ray schließlich ein. „Die sollte er auch haben!“, behaart der Brünette. „Nicht vor dir, sondern vor etwas Anderem…“, mischt sich nun auch Winston ein. Die beiden ungleichen Partner mustern einander und schließlich gibt Peter auf. „Ok, schieß los. Was willst du?“, entgegnet er dem Angsthasen. Dieser blickt sich noch einmal hilflos um und kommt dann noch ein paar Schritte näher. „Irgendwas ist hier faul und ich glaube, ihr habt es auch schon gemerkt. – Meine Kumpels und ich hatten alle denselben Traum und jetzt sind sie alle weg und ich bin bestimmt der Nächste…“ „Was für ein Traum war das?“, will Egon wissen. Zögernd bereitet der Kerl davon und wie sich herausstellt, ist es derselbe Traum, den auch die Jungs hatten. „Wie lang ist das her?“, fragt Ray. „Gut zwei Wochen nach dem Traum verschwanden sie, doch es passierte nicht in derselben Reinfolge, in der auch die Träume aufgetaucht sind. – Jetzt bin nur noch ich übrig und ich hab solche Angst. Ich hab schon versucht mit den Wärtern zu reden, doch die glauben mir nicht. Denken, ich würde spinnen und lachen nur. Und da dachte ich, dass ihr mich bestimmt versteht. Als Geisterjäger habt ihr doch sicher Erfahrung mit solchem Zeug, oder?“, hoffnungsvoll blickt er in die Runde. „Erstaunlich, wie weit uns unser Ruf doch vorauseilt. Und was denkst du, sollen wir deiner Meinung nach machen? Immerhin sind wir auch hier eingesperrt und uns hält man schon unter normalen Umständen für verrückt.“, erwidert Venkman trocken. „Das ist mir auch klar, Leute. Aber vielleicht habt ihr ja einen besseren Draht zum neuen Direktor. Der soll ein ganz aufgeschlossenes Kerlchen sein. Wenn ihr dem erzählt, dass hier was Komisches vorgeht, glaubt er euch vielleicht und dann könnt ihr diesen verrückten Doktor ja zur Strecke bringen…“ „Dir scheint nicht ganz klar zu sein, dass wir normalerweise ectoplasmische Wesen einfangen. Dieser Doktor schien mir aber sehr lebendig, falls es ihn überhaupt wirklich gibt und gegen Menschen setzen wir unsere Strahler natürlich nicht ein.“, erklärt Egon ruhig. „Außerdem haben wir unsere Ausrüstung nicht hier. Also selbst wenn er ein Geist ist, können wir da nichts machen.“, kommt es von Winston. „Ich bin mir ganz sicher, dass er ein Geist oder so was ist. Wie hätten wir ihn sonst alle in unseren Träumen sehen können? Außerdem gibt es hier keinen Arzt namens Brown und auch keinen Operationssaal. Die medizinische Abteilung hier wird von einer jungen Frau geführt und wechselnden Medizinstudenten. Sie arbeiten in einem kleinen Zimmer, indem nur zwei, drei Betten stehen und ein paar Geräte. Wenn hier wirklich jemand operiert werden muss, schafft man ihn mit einem Hubschrauber aufs Festland. Was sagt ihr dazu?“ Unsicher sehen sich die vier Jungs an. Vielleicht steckt da doch mehr dahinter und sie sollten wirklich mal mit dem Direktor reden? Beim nächsten Hofgang stellen die Geisterjäger fest, dass auch der ängstliche Kerl verschwunden ist. Immer mehr Unbehagen breitet sich in ihnen aus. Immerhin hatten sie auch alle diesen Traum. Wer weiß also, wann es einen von ihnen erwischt? Nach langen Hin und Her gelingt es den Jungs schließlich mit dem neuen Direktor zu reden. George Bannermann entpuppt sich zwar als ein wirklich netter und aufgeschlossener Mensch, doch er hält rein gar nichts von der Arbeit der vier und noch viel weniger von ihren wahnwitzigen Behauptungen von Massenalpträumen und daraus resultierendes Verschwinden. Er behauptet sogar, dass all die Männer und Frauen gar nicht weg sind, sondern nur verlegt oder entlassen wurden. Allerdings entgeht den Ghostbusters nicht, dass er ganz offensichtlich lügt. Weiß er also etwas? Doch sie bekommen einfach nichts aus ihm heraus. So viel dazu. Nun können sie nur noch warten, was als nächstes passiert… Zwei Tage später lässt Bannermann die Jungs allerdings zu sich kommen. Er wirkt aufgewühlt und völlig fertig. Zittrig spielt er mit einem Stift herum, als sie in sein Büro gebracht werden. „Na, Herr Direktor? Schlecht geschlafen?“, zieht Peter ihn auch gleich auf und grinst frech, obwohl ein jeder von ihnen mindestens genauso mitgenommen ist. Inzwischen sind noch zwei weitere Insassen spurlos verschwunden und die Jungs befürchten immer mehr, dass einer von ihnen der Nächste sein könnte. Allmehlig breitet sich auch Unruhe unter den Zwangsbewohnern der Insel aus und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es wohlmöglich einen Aufstand gibt. „So könnte man es durchaus ausdrücken, Venkman. – Doch bevor ich davon erzähle, möchte ich mich bei ihnen dafür entschuldigen, dass ich sie neulich als Lügner und Spinner beschimpft habe. Das Ganze ist mir wirklich äußerst unangenehm…“ „In Ordnung, ist akzeptiert. Und nun erzählen sie bitte.“, kommt es von Winston. George atmet mehrmals tief ein und aus, scheint sich jedes Wort genau zu überlegen, ehe er beginnt. Auch er hatte von einer Weile diesen Traum, kurz nachdem er hier angefangen hat. Letzte Nacht hat er dann in seinem Büro übernachtet, weil er Zuhause einen Wasserschaden hat und nicht in ein Motel gehen wollte. Das Einschlafen fiel ihm schwer und dann hat er plötzlich ein merkwürdiges Geräusch gehört. Kurz darauf sah er den Mann aus seinem Traum, Dr. Brown. Er wirkte unglaublich real und doch hat er es geschafft, durch die verschlossene Tür zu gelangen. Er stand plötzlich mitten im Raum und lachte ihn durch seine Maske hindurch an. In einer Hand hielt er eine Spritze und hat versucht ihn damit zu stechen, vermutlich um ihn zu betäuben. In seiner Panik hat Bannermann dann einen Aktenordner von seinem Schreibtisch gegriffen und ihn nach dem Mann geworfen. Mit Entsetzen hat er festgestellt, dass der schwere Ordner einfach durch ihn hindurch geflogen ist. Dass fand Brown nicht sonderlich komisch und kam bedrohlich näher. Die Spritze hatte ihn schon fast erreicht, da gelang es dem Direktor den Panikknopf unter der Tischkante zu erreichen. Nur Sekunden später kam ein Wachmann durch die Tür, um zu sehen, was los ist und das war seine Rettung. Der schreckliche Doktor hat sich in Luft aufgelöst und ist verschwunden. Daraufhin hat George ein paar Nachforschungen angestellt. Da der alte Direktor verstorben ist, konnte er diesen nicht fragen, doch im Archivgebäude der Insel fand er alles, was er gesucht hat. Als Rikers Island 1932 zur Gefängnisinsel ausgebaut wurde, gab es hier in diesem Gebäude im Keller eine große psychiatrische Abteilung, die dazu dienen sollte, den oftmals völlig verwirrten und verängstigen Insassen zu helfen. Dort arbeitete auch tatsächlich ein Dr. Brown. Er interessierte sich aber nicht wirklich für den Zustand seiner Patienten, sondern vielmehr versuchte er Methoden zu entwickeln, um den angeblichen Wahnsinn der Leute zu heilen und sichtbar zu machen. Allerdings vermutete er den Grund für diese Störungen nicht im Gehirn, sondern war der Meinung, dass diese ihren Ursprung in der Körpermitte haben, sozusagen im sogenannten Bauchgefühl der Leute. Dazu hat er seine Patienten bei lebendigem Leib aufgeschnitten, um durch den Schmerz den Ursprung des Wahnsinns verfolgen zu können. Unzählige Menschen fielen ihm zum Opfer. Doch die Gefängnisleitung empfand das damals nicht als schlimm. In den Anfängen waren hier auch wirklich gefährliche Leute untergebracht, die früher oder später auf dem elektrischen Stuhl gelandet wären, daher war ihr Tod kein großer Verlust und die Experimente des Dr. Brown wurden somit geduldet. Irgendwann wurde dann das Konzept der Insel geändert, so wie es heute ist – eine Art Auffanglager für größtenteils Unschuldige, die auf ihre Verhandlung warten. Die psychiatrische Abteilung wurde verlegt und umgestaltet und Browns Labore geschlossen. Das war das Ende seiner Experimente, doch damit wollte er sich nicht abfinden. Heimlich hat er weitergemacht, bis eines Tages eines seiner Opfer entkommen konnte und davon berichtete. Daraufhin wurde Brown entlassen und selbst in eine Irrenanstalt eingeliefert. Dort verbrachte er viele Jahre, wurde immer besessener von seiner Idee und hat in seinem Wahnsinn dann selbst versucht, an sich so eine Operation durchzuführen - mit einem Messer, dass er im Speisesaal hat mitgehen lassen. Dabei ist er dann qualvoll gestorben. Sein Todestag jährte sich vor einem Monat zum zehnten Mal und seitdem verschwinden die Insassen spurlos. Bisher ist es Bannermann gelungen, das Ganze zu vertuschen, da es sich bei den Vermissten hauptsächlich um Leute ohne Familie oder Zuhause handelte, die Ärger gemacht haben. Doch da es ihn nun selbst fast erwischt hätte, findet George das nicht mehr witzig und es muss etwas passieren! „Also, meine Herren? Werden sie sich darum kümmern?“, fragt er schließlich. Energisch tritt Winston an den großen Schreibtisch heran und schlägt lautstark die flachen Hände auf die blankpolierte Platte. Wütend funkelt er den Direktor an. „Was sind sie eigentlich für ein schrecklicher Mensch? Sie wissen die ganze Zeit, dass hier unschuldige Leute verschwinden und vertuschen es, da sie ihnen scheinbar vollkommen wertlos vorkommen oder Ärger gemacht haben und jetzt, wo sie selbst betroffen sind, wollen sie, dass wir etwas unternehmen? Sie widern mich zutiefst an, wissen sie das eigentlich?“ Schuldbewusst senkt Bannermann den Blick. „Ja, sie haben Recht. Was ich getan habe, war mehr als falsch und ich werde mich dafür auch verantworten, allein schon um meines Seelenfriedens wegen. Doch bitte helfen sie den anderen Leuten hier, helfen sie sich selbst!“ „Da machen sie sich mal keine Sorgen. Wir werden uns selbst schon helfen. Doch ich warne sie, Bannermann! Wenn einem meiner Männer auch nur ein Haar von diesem kranken Doktor gekrümmt wird, dann werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass sich Brown mal ein bisschen an ihnen vergnügen kann!“, ist es nun Peter, der den Direktor bedrängt. „Selbstverständlich werde ich dafür sorgen, dass sie ihre Freiheit zurückerhalten, wenn es ihnen gelingt, den Geist einzufangen und sie werden auch großzügig für die erlittene Haft entschädigt…“, kommt es kleinlaut von George. „Das ist ja wohl auch das Mindeste, was sie für uns tun können!“, erwidert Ray trotzig. „Allerdings können wir diesen Geist nur einfangen, wenn wir unsere Ausrüstung bekommen.“, wirft Egon nun ein. „Natürlich. Ich kann sie nur leider nicht entlassen, daher werde ich ein paar meiner Männer zu ihrem Hauptquartier schicken, um die Sachen zu holen, wenn ihnen das Recht ist?“ „Wenn es denn sein muss. Aber lassen sie mich vorher mit unserer Sekretärin reden, damit sie Bescheid weiß.“, fordert Venkman. Wortlos schiebt Bannermann ihm sein Telefon entgegen. Als die Nacht anbricht, machen sich die Jungs auf den Weg in den Keller. Leider existieren von der damaligen Zeit keine Baupausen mehr, sodass niemand genau weiß, wo sich das Labor des Dr. Brown eigentlich befunden hat. Im ersten Moment haben die Geisterjäger diese Tatsache als unwichtig abgetan, doch jetzt, wo sie am Ende der spärlich beleuchteten Treppe angekommen sind, ärgern sie sich. Der Gefängnisteil des Gebäudes ist weit kleiner, als das, was sich hier vor ihnen auftut. Ein riesiger Wirrwarr an Gängen und Fluren, unzählige, unbeschriftete Türen und nur alle Jubeljahre mal eine funktionsfähige Lampe. Es riecht feucht und schimmlig, die Luft ist abgestanden und unbewegt. Hier unten war seid sehr vielen Jahren niemand mehr – zumindest niemand Lebendiges. Vorsichtig schalten die Jungs ihre Taschenlampen ein und begeben sich ein Stück den Flur entlang. Nach wenigen Metern kreuzen mehrere, waagerechte Gänge den Flur. Die Hinweisschilder sind längst nicht mehr lesbar. Gedankenversunken macht Egon in jeden Gang ein paar Schritte und blickt dabei auf sein PKE-Gerät. Geduldig warten seine drei Kollegen auf das Ergebnis. Als der Blonde schließlich wieder zu ihnen kommt, sieht er nicht sonderlich glücklich aus. „Ich konnte in keinem der Gänge irgendeinen Ausschlag feststellen. Dass bedeutet entweder, dass der Geist sich gerade in Ruhephase befindet oder dass er bereits losgezogen ist, um sich ein neues Opfer zu suchen. Es ist aber auch durchaus möglich, dass diese Gänge so lang sind, dass ich seine spezifische Signatur von hier einfach noch nicht feststellen kann…“ „Tja Jungs, dann bleibt uns nur eine Möglichkeit. Da die Wachleute ja so fleißig waren und unser halbes Hauptquartier hierhergeschafft haben, wird es uns an Geräten ja nicht mangeln. Also werden wir uns einfach aufteilen und jeden Gang absuchen. Wenn wir diesen blöden Geist nicht finden, dann vielleicht ja das alte Labor und dahin wird er früher oder später zurückkehren und dann können wir ihn uns schnappen!“, befehligt Peter seine Leute. Obwohl der Gedanke, sich hier unten zu trennen, in ihnen allen durchaus Unbehagen auslöst, erhebt keiner von ihnen Widerworte. Stattdessen schaltet jeder von ihnen ein PKE-Gerät ein und sucht sich einen Gang aus. „Keine Ahnung wie lang die Gänge sind, aber wir müssen jede Tür versuchen. Irgendeine muss offen sein, damit Brown seine Opfer dort hineinbringen kann. Spätestens in einer halben Stunde treffen wir uns wieder hier.“, gibt Venkman letzte Anweisungen. Alle nicken verstehend und schalten ihre Funkgeräte ein, um den anderen Bescheid geben zu können, falls sie etwas finden. Langsam trennen sie sich. In der spärlichen Beleuchtung lauern überall Schatten, die sich durch den tanzenden Schein der Taschenlampe grotesk bewegen. Aufmerksam wandern ihre Augen umher und suchen nach Hinweisen. Ihre Ohren lauschen in die erdrückende Stille. Irgendwo tropft Wasser von der Decke herab. Lampen flackern hilflos, Strom summt in ihren maroden Leitungen. Ungeduldig blickt Peter auf die Anzeige des PKE-Geräts, doch die Nadel zeigt nichts Ungewöhnliches an. Die Türen, an denen er vorbeikommt, sind alle verschlossen. Milchglasscheiben sitzen im faulenden Holz eingebettet. Einige davon sind schon rausgefallen oder zersprungen. In den Augen des Brünetten wirken alle Räume, ob er nun hineinsehen kann oder nicht, wie Büros. Massenhaft nasses, schimmliges Papier liegt auf dem Flur verstreut. Dann erhebt sich ein unförmiger Schatten vor ihm an der rechten Wand. Nervös bleibt er stehen, umklammert seinen Protonenstrahler schussbereit. Die Anzeige des PKE-Geräts gibt immer noch keinen Ausschlag an, doch darauf verlässt sich Venkman einfach nicht. Ganz langsam hebt er die Taschenlampe höher und richtet sie auf den Schatten. Erleichtert stellt er fest, dass es sich dabei nur um einen alten Bürostuhl handelt. Er steht leicht schief, da er nur noch ein Rad hat und das Polster auf dem Sitz und der Rückenlehne ist so dick mit weißem Schimmel überzogen, dass es unmöglich ist, zu sagen, welche Farbe es einmal hatte. Stattdessen sieht es jetzt aus, als läge feiner Pulverschnee darauf. Peter gibt ein Seufzen von sich. „Ach Venkman, du wirst langsam alt, wenn du dich schon vor einem dämlichen Stuhl erschreckst…“, neckt er sich selbst, doch in der Stille klingt seine Stimme unsicher. Als er jedoch weitergehen will, fängt das Sitzpolster des Stuhls an sich zu bewegen. Scharf holt der Brünette Luft, erstarrt in seiner Bewegung und richtet die Protonenpistole auf den Stuhl. „Komm schön langsam da raus, du miese Schleimkugel!“, hascht er die zuckende Beule im Polster an. Das Etwas unter dem schimmligen Stoff hält kurz inne. Dann beult sich der Bezug stärker und ein Loch tut sich auf. Plötzlich tauchen zwei glühende Augen daraus hervor und ein verärgertes Fauchen ist zu hören. Erschrocken weicht Venkman einen Schritt zurück und aktiviert seinen Strahler. Gerade als er schießen will, schiebt sich eine große, dicke Ratte durch das Polster und faucht ihn erneut bösartig an. Für einen Moment sehen sich die beiden direkt in die Augen. Dann springt das Tier plump auf den Boden und huscht meckernd an ihm vorbei in die Dunkelheit hinein. Perplex sieht Peter ihr nach, bis ihm klar wird, was eigentlich gerade passiert ist. Mit einem nervösen Lachen schaltet er seinen Protonenstrahler wieder ab. „Verfluchtes Mistvieh…“, ruft er der längst verschwundenen Ratte hinterher. Prüfend sieht er auf seine Uhr. Er hat noch ein paar Minuten Zeit, ehe er wieder umkehren muss, also kann er noch zwei, drei Zimmer kontrollieren. Mit gerümpfter Nase geht er an dem Stuhl vorbei, dessen schneegleiches Polster jetzt von einem unförmigen Loch durchbrochen ist, gleich einer Höhle in einem Eisberg. Plötzlich gibt das PKE-Gerät einen scharfen Ton von sich. Die Antennen richten sich blitzartig auf und schwanken dann so wild, als wolle das Gerät damit abheben. Die Nadel jagt abrupt in den roten Bereich, verweilt dort einen Augenblickt und schwingt dann unkontrolliert hin und her. Der Warnton gibt dabei ein so schrilles Piepsen von sich, dass Peter augenblicklich Kopfschmerzen bekommt und es in seinen Ohren zu klingeln beginnt. Kurz darauf gibt es einen Lichtblitz. Ein Funken jagt über das Display des Gehäuses, dann steigt eine kleine Rauchwolke auf und das Gerät versagt seinen Dienst. Ungläubig betrachtet Venkman den Ausfall. „Na großartig! Das hat mir gerade noch gefehlt!“, motzt er. Innerlich gibt er aber Egon die Schuld dafür, da er ja ständig an diesen Dingern rumbasteln muss. Er hält das Ganze schlichtweg für einen Kurzschluss. Dann spürt er auf einmal einen eisigen Hauch im Nacken. Erschrocken fährt er zusammen und als er sich umdreht, blickt er direkt in die vom Wahnsinn zerfressenen Augen des Dr. Brown! Klappend fällt dem Brünetten erst das kaputte PKE-Gerät aus der Hand und dann auch noch die Taschenlampe. Protestierend beginnt der Lichtspender zu blinken, als wolle er Morsezeichen verschicken und sich damit über das grobe Verhalten des Geisterjägers beschweren. Peter bleibt indes die Luft weg. Der Ausdruck in den Augen des Geistes ist so durchdringend, dass er ihn zu lähmen scheint. Unfähig sich zu bewegen, blickt Peter in die kalte Leere der toten Seelen. „Hallo Peter! Es ist Zeit für deine Operation!“, verkündet Dr. Brown in einem heiteren Ton, der dennoch keine Widerrede zulässt. Die tiefe, irgendwie substanzlose Stimme des Geistes, befreit Venkman ungewollt aus seiner Starre. Unbemerkt ergreift er den Protonenstrahler und lässt seinen Finger zum Abzug gleiten. Leicht fängt er an zu grinsen. „Hey, Doc Brown! Warum steigen sie nicht wieder in ihren DeLorean und fahren zurück in die Hölle?“, entgegnet er dem ectoplasmischen Wesen. Der Arzt sieht ihn einen Moment völlig verwirrt und verständnislos an, kann er doch mit den Worten des Brünetten überhaupt nichts anfangen. Dann sammeln sich zuckend die Protonen in einem grellen Punkt an der Spitze der Waffe und Peter feuert einen Schuss ab. Er trifft den Geist mitten in den durchschimmernden Bauch. Das Wesen wird einige Meter nach hinten geschleudert und knallt mit einem glitschigen Geräusch gegen die Wand. Triumphierend grinst Venkman ihm entgegen. „Na, wie gefällt dir mein kleiner, medizinischer Eingriff?“ Nun sprüht Wut aus den leblosen Augen des Geistes und er kommt so abrupt auf Peter zugeflogen, dass dieser nicht mehr ausweichen kann. Dann wird er hart gegen die Wand geworfen. Sein Kopf schlägt schmerzhaft gegen den feuchten Beton und er kann spüren, wie ihm warmes Blut in den Nacken läuft. Er gibt ein schmerzliches Stöhnen von sich. Grelle Punkte tanzen vor seinen Augen. Für ein Wesen, dass nur aus Ektoplasma besteht, hat dieser Geist eine ganz schöne Kraft. Gerade als sich Peter sicher ist, dass er nicht ohnmächtig wird, presst sich die linke Hand von Dr. Brown gegen seine Kehle. Überrascht schnappt der Brünette nach Luft, bevor er merkt, dass ihm gerade diese jetzt abgedrückt wird. Der Geist beginnt ihn erbarmungslos zu würgen, doch es gelingt Peter nicht, sich dagegen zu wehren. Seine Finger gleiten immer nur wieder in das Ektoplasma und finden keinen Halt. „Lass mich los, du verfluchter Spinner!“, harscht er ihn an, doch Brown lacht nur wieder. „Du bist ein wirklich böser Patient, Peter. Doch keine Sorge, ich bekomme schon, was ich will!“ Mit diesen Worten hält er dem wehrlosen, nach Luft ringenden Geisterjäger eine Spritze vor die Augen. Verzweifelt versucht sich Venkman zu befreien, bis Brown ihm die Spritze schließlich in den Magen rammt. Erstickt reißt Peter die Augen auf. Was auch immer in der Kanüle war, breitet sich jetzt mit einem leichten Brennen in seinem Inneren aus. Sekunden später hat er keine Kontrolle mehr über seinen Körper, hängt schlaff im festen Griff des Geistes. Dann wird alles um ihn herum schwarz und ihm fallen kraftlos die Augen zu. Das Letzte, was er wahrnimmt, ist das siegreiche Lachen des verrückten Doktors… Während Peter in das Land ohne Boden fällt, kommen seine Kollegen wieder zusammen. Keiner von ihnen hat eine Spur gefunden. Nachdenklich warten sie auf ihren Anführer, doch nachdem einige Minuten vergangen sind, breitet sich Unruhe aus. „Denkt ihr, Peter hat die Zeit vergessen?“, fragt Ray unsicher, doch die beiden anderen hören an seinem Tonfall, dass er eigentlich fragen wollte, ob ihm wohlmöglich etwas passiert sein könnte. „Los, wir suchen ihn!“, gibt Winston von sich und tritt in den Gang, indem ihr Kollege vorhin verschwunden ist. Egon und Ray folgen ihm. Es dauert nicht lange, da erblicken sie in der Ferne ein stetiges Blinken, so als wolle ihnen jemand eine Nachricht mitteilen. Schnell nähern sie sich dem Lichtsignal, nur um dann festzustellen, dass es Peters Taschenlampe ist, die langsam ihren Geist aufgibt. Das Glas hat einen Sprung, was vermuten lässt, dass er sie fallengelassen hat. Ein paar Schritte weiter finden sie sein kaputtes PKE-Gerät, sein ebenfalls zerstörtes Funkgerät und sein Protonenpack, das aber heil zu sein scheint. „Glaubt ihr, der Geist hat ihn erwischt?“, fragt Raymond betroffen. „Es sieht ganz danach aus. Doch ich kann keinerlei geisterhafte Aktivitäten feststellen…“, entgegnet ihm Egon und blickt stirnrunzelnd auf die Anzeige seines PKE-Geräts. „Dann hat er sich bestimmt sonst wohin verzogen und wer weiß, wo er Peter hingebracht hat…“, erwidert der Mechaniker sorgenvoll. „Wir werden ihn schon finden und den Geist auch. Wir müssen nur ruhig bleiben.“, versucht Winston ihnen klarzumachen. Sie sammeln Venkmans Sachen ein und folgen weiterhin dem Flur. Nach ein paar Minuten bleibt der Bauarbeiten plötzlich stehen. Ray und Egon können es gerade noch verhindern, in ihn hineinzulaufen. „Was ist los?“, fragt der Tüftler. „Seht ihr das da hinten?“ Winston deutet tiefer in den Gang hinein und senkt seine Taschenlampe auf den Boden vor seinen Füßen. Ein ganzes Stück weiter hinten, ist schwach ein Lichtschein zu erkennen. „Dort muss Dr. Browns Labor sein…“, legt er fest und die anderen beiden hoffen, dass er Recht hat und sie ihren Kollegen dort gesund und munter finden werden. Nur schwer wiederstehen die drei dem Drang, einfach loszurennen, zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Geist sie hören könnte und Peter dann etwas antut, bevor sie ihm helfen können. Bemüht langsam setzen sie ihren Weg fort, schalten die PKE-Geräte ab und senken die Strahlen der Taschenlampen direkt auf ihre Füße, damit sie nicht ihr Kommen verraten. Schweigend nähern sie sich dem größer werdenden Lichtschein… In der Zwischenzeit kommt Peter langsam wieder zu sich. Mit dröhnendem Kopf und schmerzenden Gliedern, fühlt er sich beängstigend heftig an seinen Alptraum erinnert. Stöhnend blickt er sich um und entdeckt Dr. Brown vor einem langen Tisch. Medizinische Geräte klappern metallisch, die Luft ist erfüllt von Desinfektionsmitteln und dem erdrückenden Gestank alten Blutes. Schnell stellt der Brünette fest, dass er auf einen Tisch geschnallt ist. Dann wendet sich der Arzt zu ihm um und die Tischplatte stellt sich in die Senkrechte auf. Mit einem schmerzlichen Keuchen quittiert Peter das Ganze. „Sag mal, hast du sie noch alle? Das tut verdammt weh!“, beginnt er zu jammern. Doch als der wahnsinnige Geisterarzt vor ihm auftaucht, bleibt ihm jedes weitere Wort im Hals stecken. Das glänzende Skalpell taucht von seinen Augen auf und macht ihm unweigerlich klar, dass er diesmal wirklich tief in der Tinte sitzt. Peter hat nicht die geringste Chance sich irgendwie zu wehren und keiner weiß, wo er sich aufhält. Er weiß ja nicht einmal selbst, wo ‚hier‘ eigentlich ist. Hilflos betrachtet er die funkelnden Reflektionen auf der blankpolierten Oberfläche des chirurgischen Messers und überlegt dabei fiberhaft, wie er sich aus dieser misslichen Lage befreien kann. „So, mein lieber Peter. Freust du dich schon auf deinen Betrag zur Wissenschaft?“, fragt Brown in einem süffisanten Ton und streicht dabei prüfend mit dem Finger in einer Linie von Venkmans Brust hinab zu seinem Bauchnabel. Der Ausdruck, der dabei in seinen toten Augen liegt, gleicht dem einer liebenden Mutter, die ihr schlafendes Baby im Arm hält. Er löst in dem Brünetten eine solche Übelkeit aus, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben zu fragen beginnt, wie er es überhaupt jemals fertigbringen konnte, mit Männern ins Bett zu gehen. Die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach: normalerweise hat stets er die Zügel in der Hand. Nicht mal im Traum würde er daran denken, sich einem anderen Kerl zu fügen. Und auch wenn dies hier rein gar nichts damit zu tun hat, wird er es auch diesmal nicht zulassen, komme was da wolle! Beinahe sanft tasten sich die grabeskalten Finger Browns über seinen Bauch, suchen nach dem perfekten Ansatz für seinen Schnitt. Peter kann sich nicht länger beherrschen. In Augenblicken wie diesem weiß er normalerweise – nicht immer, aber doch meistens -, dass es besser wäre, still zu sein, aber er bringt es einfach nicht fertig. Schon gar nicht, wenn der Typ vor ihm, ihn an seinen Entscheidungen zweifeln lässt. Venkman reckt den Kopf etwas vor, damit sie sich direkt in die Augen sehen können, lächelt verschmilzt und setzt dabei einem durchdringenden Schlafzimmerblick auf, den er sich normalerweise nur für hübsche Mädchen aufspart. „Hey Dr. Schnuckelchen! Warum tust du uns nicht beiden einen Gefallen und setzt deine geschickten Finger ein Stück tiefer in Bewegung? Dann zeig ich dir, wie ich es schaffe, dieses Tuch freihändig zum Schweben zu bringen!“ Gedanklich wird Peter bei seinen eigenen Worten nur noch schlechter, aber ungewöhnliche Situationen erfordern halt auch ungewöhnliche Maßnahmen und was bringt einen Mann für gewöhnlich mehr aus der Fassung, als ein anderer Kerl, der ihn überdeutlich anbaggert? Völlig perplex starrt Brown den Brünetten an. Schon zum zweiten Mal versteht er nicht, was der Bengel ihm eigentlich sagen will, doch in seinen Ohren klingt es irgendwie unanständig und das gefällt ihm gar nicht. Er sollte diese Operation schnell hinter sich bringen, damit dieses vorlaute Früchtchen endlich die Klappe hält. Obwohl es durchaus verlockend wäre, es langsam zu machen, nur um ihn für sein Benehmen zu bestrafen. Während der Doktor noch in seinen Gedanken hängt, nimmt Peter hinter ihm eine flüchtige Bewegung wahr. Vorsichtig richtet er seine Augen dorthin aus und entdeckt seine drei Freunde, die unsicher um die Türzarge linsen. Ihren Gesichtern kann er entnehmen, dass sie seine unanständigen Worte ebenfalls gehört haben und sich wahrscheinlich gerade fragen, wie Peter wohl am liebsten die letzten Minuten seines Lebens verbringen möchte. Wirklich ein demütigender Gedanke, doch Venkman lässt sich nichts anmerken. Inzwischen hat Dr. Brown seine Fassung wiedererlangt und hebt erneut drohend das Skalpell. „Plapper nur weiterhin wirres Zeug, doch das wird dir auch nicht helfen, junger Mann. Im Gegenteil, ich werde es noch mehr genießen, an dir meine Forschung weiterzuführen!“, verkündet er wieder vergnügt. Peter grinst nur in sich hinein. „Das hört sich wirklich verlockend an, Doc. Aber weißt du, ich bin auch Wissenschaftler und würde liebend gern ebenfalls ein paar Experimente an dir durchführen!“ Der Ausdruck in Venkmans Gesicht verrät Brown, dass dessen Worte schon wieder völlig unangebracht waren und er ihn damit sicher nur ärgern will. In Wahrheit hat der Brünette es diesmal aber wirklich ernst gemeint. Es würde ihm eine unheimliche Freude bereiten, diesen widerlichen Geist im Verbannungscontainer zappeln zu sehen, doch, wenn er ihm das sagen würde, würde er wohlmöglich das Überraschungsmoment zerstören, das seine Kollegen zu erzielen versuchen. Ray, Winston und Egon haben sich inzwischen in die Tür geschoben und zielen unsicher mit ihren Protonenstrahlern auf den Geist. Doch sie können nicht schießen, solange er sich genau vor Peter befindet. Das Risiko, den Brünetten zu verletzen, ist einfach zu groß. Es muss ihnen irgendwie gelingen, die beiden zu trennen und selbst dann ist es mehr als heikel, da der Raum nicht gerade geräumig ist. Vollgestopft mit allerhand skurriler Gerätschaften, bietet er kaum Bewegungsfreiheit. Doch vielleicht gelingt es Peter ja mit seinem frechen Mundwerk, den Geist in einen anderen Teil des Raumes zu locken, damit die Schussbahn frei wäre? Also harren die Jungs zum Angriff bereit aus und verfolgen weiter das Gespräch der beiden. Die Gefahr, dass das Gemüht des Doktors umschlägt und er Venkman aus Wut verletzt, ist aber nicht unerheblich. Es ist eine wahre Zwickmühle. Langsam aber sicher wird Brown äußerst nervös. Die unflätigen Worte seines Opfers und die Tatsache, dass es keinerlei Angst vor ihm zu haben scheint, bringen ihn immer mehr durcheinander und so kann er sein Vorhaben nun wirklich nicht vernünftig ausführen. „Sei endlich still!“, befiehlt er dem Brünetten, doch dieser denkt gar nicht daran. „Warum sollte ich? Es gibt bestimmt einen Haufen Sachen, worüber sich zwei so hochgebildete Männer wie wir unterhalten können. Daher sollten wir es jetzt tun, denn ich bezweifle, dass ich nach der kleinen Show hier, dazu noch in der Lage bin.“ „Ich wüsste nicht, was ich mit einem so vorlauten Bengel wie dir besprechen sollte, Doktortitel hin oder her. Du bist nichts weiter, als ein freches Bürschchen, dem ein paar Manieren fehlen!“, wirft Brown nun ungehalten zurück. Peter grinst nur und streckt ihm kindlich die Zunge heraus. „Wenn ich dir so auf die Nerven gehe, dann solltest du mir vielleicht den Mund stopfen. Ich bin sicher, in deinem Krimskrams hier findest du etwas schön Großes dafür!“, neckt der Brünette weiter und hofft, dass der Geist darauf eingeht. Dem Anführer der Ghostbusters ist nämlich nicht entgangen, dass seine Kollegen handlungsunfähig sind, weil er genau in der Schussbahn hängt. Da er aber nicht wegkann, muss der Geist eben zur Seite. „Oh, ich werde dir dein vorlautes Mundwerk stopfen, darauf kannst du Gift nehmen, Bürschchen und dann wirst du dein blaues Wunder erleben!“ Mit erregtem Blick wendet sich der Geist ruckartig zum Tisch um und sucht nach etwas Passendem. „Na, da bin ich aber mal gespannt!“, setzt Peter noch nach und gibt seinen Kollegen dabei ein Zeichen. Verstehend nicken die drei Männer und treten entschlossen in den kleinen Raum hinein. Sie richten ihre Strahler auf den Geist und sind bereit zum Angriff. In diesem Moment dreht sich Brown wieder zu Peter herum und hält triumphierend einen Gegenstand in der Hand, mit dem er Venkman den Mund verbieten will. Doch dazu kommt es nicht. Er entdeckt die drei schwerbewaffneten Männer und plötzlich keimt Verstehen in seinen toten Augen auf. Das alles war nur ein ganz mieser Trick! „Nein!“, empört sich der Geist. „Nehmt die Waffen runter! Ihr habt kein Recht dazu, mich zu vertreiben!“, ruft er ihnen aufgebracht entgegen. „Wir sind nicht hier, um dich zu vertreiben. Im Gegenteil, du sollst das Gleiche erleiden, wie die wehrlosen Männer und Frauen, die du all die Jahre gequält hast: eingesperrt in einer kleinen Zelle, ohne zu wissen, was der nächste Tag bringt!“, erwidert Winston. Im ersten Moment versteht Brown nicht, was das bedeuten soll, doch dann entdeckt er die merkwürdige Falle auf dem Boden, in die er wahrscheinlich eingesperrt werden soll. Angst überkommt ihn und er versucht zu flüchten. Allerdings treffen ihn in diesem Augenblick die hochenergetischen Protonenstrahlen und halten ihn an Ort und Stelle. Er gibt ein hilfloses, schmerzliches Heulen von sich und versucht sich zu befreien. Wild wirft er sich von einer Seite zu anderen und versucht eine Lücke in dem Beschuss auszumachen. Gebannt verfolgt Peter das Schauspiel, doch er kann seinen Freunden nicht helfen, so sehr er es auch möchte. Zu dritt werden sie es aber nicht schaffen, dieses mächtige Wesen zu halten, ganz unmöglich. Doch was soll er tun, wie kann er ihnen helfen, wenn er gefesselt an einen Tisch geschnallt ist? Sein Protonenpack liegt neben der Tür. Er kann es deutlich sehen und doch ist es unerreichbar für ihn. Fieberhaft denkt er nach. Dann gelingt es Brown auszubrechen und die Strahlen der Jungs zucken einen Moment unkontrolliert durch den Raum. Sie schnellen so dicht an Venkman vorbei, dass sie ihm schon ein paar Haarspitzen ansengen. „Passt doch auf, verdammt!“, harscht er die Jungs an, doch die haben natürlich andere Sorgen. Ein weiterer Stahl saust auf den Brünetten zu. Hilflos presst er die Augen zusammen und wartet auf den letzten Schmerz, der seinen Körper in seine Bestandteile zerlegen wird. Stattdessen sinkt jedoch seine rechte Hand herab. Ungläubig starrt Peter sie an. Der Strahl hat den Riemen durchschossen und ein Loch in den Tisch begrannt. Doch hätte Venkman nicht unbewusst die Faust geballt, würden ihm jetzt sicher sämtliche Finger fehlen. Allerdings ist dies jetzt auch die Chance, auf die er gewartet hat. Während seine Kollegen verzweifelt versuchen, den Geist am Entkommen zu hindern, löst Peter die rechtlichen Riemen und schnappt sich seinen Strahler. „Braucht ihr Hilfe, Leute?“, fragt er sarkastisch und eröffnet das Feuer. Freudig begrüßen ihn die drei anderen und gemeinsam schaffen sie es, Brown festzuhalten. „Los jetzt, die Falle!“, ruft Ray in den tosenden Lärm hinein. Mit einem gezielten Tritt auf den Schalter, öffnet Egon die Geisterfalle. Unter heftigem Gebaren und wilden Schreien wird Brown in das grelle Licht gesaugt und ein für alle Mal gebannt. Als die Falle sich geräuschvoll verschließt, zucken kleine Blitze über ihre Oberseite und eine feine Qualmwolke steigt auf. Erleichtert sinken die vier Ghostbusters auf die Knie. „Mann, was für ein Ritt…“, gibt Ray zum Besten. „Leute, ich war noch nie so froh, euch zu sehen!“, kommt es ganz ehrlich von Peter. „Schön, dass es dir gutgeht.“, freut sich auch Egon. „Ganz meiner Meinung, auch wenn es mir lieber wäre, dich etwas bedeckter wiederzusehen…“, entgegnet Winston lachend. Prüfend wirft Venkman ihm einen Blick zu, dann stellt er fest, dass er, bis auf das türkisfarbene Tuch um seine Hüften, dass bei Operationen die Stellen abdeckt, die nicht gebraucht werden, vollkommen nackt ist. Für den Bruchteil eines Moments huscht ein roter Schimmer über die Wangen des Brünetten, dann verschränkt er gespielt bockig die Arme vor der Brust und streckt seinem stillen Rivalen kindisch die Zunge raus. „Pah! Du bist ja nur neidisch!“, wirft er ihm vor und alle fangen haltlos an zu lachen. „Wo denkst du hin? Schließlich hatte ich schon meinen Nacktauftritt vor der halben Insassenschaft!“, erwidert der Bauarbeiter immer noch lachend, auch wenn die Erinnerung daran noch erschreckend frisch ist. Nach diesem Späßchen kommen die Jungs aber schnell wieder zu ihrer eigentlichen Arbeit zurück. In einem Nebenraum finden sie die sterblichen Überreste der gesammelten Opfer des Dr. Brown. Trotz der Tatsache, dass die meisten der Toten pöbelnde Idioten waren, haben sie so etwas nun wirklich nicht verdient. Noch am selben Tag werden die Geisterjäger wieder auf freien Fuß gesetzt. Bereitwillig bezahlt das Gefängnis die Kaution der Jungs und eine saftige Entschädigung. Die Opfer des Geistes bekommen eine angemessene Beerdigung und finden hoffentlich ihren Frieden. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, erfahren die vier Helden bald darauf, dass Humboldt gar nicht bestohlen wurde, sondern selbst das Bild versteckt hat, weil er den Jungs etwas anhängen wollte, um sich vor ihren Spesen zu drücken. Der alte Knochen schwimmt zwar geradezu im Geld, ist aber der Inbegriff eines Geizkragens und dazu sind ihm auch so miese Tricks recht. Und so geht doch noch alles gut aus für die Ghostbusters – zumindest bis zum nächsten Einsatz… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)