Breathless von Shijimi (→ alive or just breathless ?) ================================================================================ Prolog: ❝ long time no see ❞ ---------------------------- Sie zog am Joint, hielt den Rauch in den Lungen und rollte sich dabei langsam mit dem Rücken der Wand entlang. Sanft blies sie den Dunstschleier Richtung Shikamaru, welcher zu ihrer rechten saß und lächelnd dem Zustand des Uzumakis zusah, sie übergab ihm vorsichtig die Mary Jane, als er die Hand nach dieser ausstreckte. „Habt ihr auch das Gefühl der Raum dreht sich?“ Die hysterische Stimme Narūtos schrie auf, als er versuchte sich auf den Beinen zu halten und letztendlich das Gleichgewicht verlor. Ino verstand nicht, weshalb der Blondschopf überhaupt mitrauchte, wenn er nichts vertrug. Meistens wurde er hyperaktiver als er sonst schon im nüchternen Zustand war, biss den anderen ein Ohr ab oder kam auf Verrücktheiten. Auf sie hingegen hatte das Marihuana eine beruhigende Wirkung, sie vertrug es schlicht und weg besser als die anderen und konnte noch einen angemessenen Gedanken fassen, ganz im Gegenteil zum Uzumaki, der sich nun eine Kopfnuss von Chōji eingefangen hatte, weil er versuchte ihm etwas von den Tortilla Chips zu stibitzen. Es war schon etwas traurig, wenn Ino so nachdachte, immerhin war Narūto ein gutaussehender Junge, dessen azurblaue Augen einem direkt in die Seele blicken konnten und das blonde, stets zerzauste Haare hatte definitiv etwas an sich, was nach after sex Frisur schrie. Doch sein fehlender Intellekt und die Tatsache, dass es sozialer Selbstmord wäre etwas mit dem größten Versager der Schule anzufangen, hielten die Yamanaka davon ab, ihm bei Gelegenheit die Kleidung vom Leib zu reißen. Klang das verzweifelt?, fragte sie sich unstet und schüttelte im nächsten Augenblick den Kopf über diese Gedanken; Sie war eindeutig am verdursten, bekam die letzten acht Wochen keine menschliche Nähe, spürte keine nackte Haut auf sich und es machte sie nahezu verrückt. Es hatte sicherlich seinen Grund, warum die Yamanaka keinen gutaussehenden Jungen mehr in die Finger bekam und dieser Grund saß nur einige Meter entfernt von ihr und kicherte über seine eigenen Witze, während Sai nur den Kopf mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht schief legte. Kiba. Den Ex permanent um sich herum zu haben war anstrengend, doch für sie keinesfalls der Rede wert. Doch sie musste zugeben, dass es ihr zu Anfang in den Fingerspitzen kribbelte, als er das erste Mal seit der Trennung wieder mit Shikamaru und ihr abhing. War sie wirklich über ihn hinweg? Eine ziemlich entspannende Musik ertönte aus den Lautsprechern, und Narūto, der auf dem Bett nun stand, begann sich zu bewegen. Inos Lider ruhten entspannt über ihre blauen Augen, als sie den Blick durch den Raum gleiten ließ. Ino war das einzige Mädchen im Zimmer, fühlte sich jedoch keinesfalls Fehl am Platz. Sie feierten in den Geburtstag ihres langjährigen besten Freundes mit dem sie quasi ihr gesamtes Leben teilte und dessen gute, wie auch schlechte Seite sie in und auswendig kannte. „Es ist gleich Zwölf“, rief Narūto als er von seinem Platz erneut aufsprang und deutete auf die Wanduhr des Naras. Chōji leerte die Packung Chips und drehte den Kopf in die Richtung von Shikamaru und Ino: „Gleich bist du ein ganzer Mann!“ Schon kehrte man den beiden wieder den Rücken zu und Chōji ließ sich nun ebenfalls in ein Gespräch mit Kiba verwickeln. Das angesprochene Geburtstagskind seufzte nur kopflos und legte diesen in den Nacken. Verwundert hoben sich die gezupften Augenbrauen der Yamanaka, welche sich nun etwas zu ihm drehte. „Was hast du?“, fragte sie ihn sogleich, versuchte dabei zeitgleich die Emotionen aus seinem Gesicht zu lesen. „Es ist nichts“, hielt sich sein Blick noch an der Wanddecke, „das ist mir viel zu anstrengend.“ Nun sah er ihr ins schmunzelnde Gesicht und verengte seine dunklen Augen irritiert, als Ino nur schweigend nickte und sich wieder an die Wand lehnte. „Mehr nicht?“ Die Frage kam so schnell über seine Lippen, dass er nur eine halbe Sekunde danach seine Worte schon bereute. Da ließ die Blondine mal nach und er stachelte sie auch noch tatsächlich dazu an, ihm Feuer unterm Hintern zu machen. „Was?“, drehte sie den blonden Schopf leicht in seine Richtung. „Was, was?“, war die flotte Gegenfrage. „Hä?“ ─ „Ugh, das nervt“, kam es schließlich entnervt über die Lippen des dunkelhaarigen, während er sich den Nacken rieb. Resigniert blickte auf den Joint in seiner Hand herab, den er ihr rasch zwischen die beiden zarten Lippen legte. Die Blondine zuckte nicht mit einer Wimper, ließ den demnächst werdenden Mann einfach machen und hielt den Blickkontakt aufrecht. Einen Moment lang sahen sie sich einfach nur in die Augen des anderen und Ino hätte sich in den dunklen, müden Augen Shikamarus verlieren können. Gott, klang das kitschig! Sie hätte über diese Gedanken den Kopf schütteln sollen, er war immerhin ihr engster Vertrauter, ihr bester Freund mit dem sie als Kind gemeinsam badete. Ihre Mutter sagte ihr stets, dass die Freundschaft zwischen einem Mädchen und dem anderen Geschlecht nie auf unschuldiger, freundschaftlicher Basis bleiben würde. Kaum sah Mrs. Yamanaka ihrer Tochter die zarte Angst an, sie könnte ihren besten Freund verlieren, fügte sie noch rasch ein Aber Shikamaru und du seid ja schon wie Geschwister!. Schleichend glitt Shikamarus Blick von ihren Augen auf ihre vollen Lippen, zwischen denen noch der Joint lag. Zögernd zog Ino an diesem, ehe ihre Hand vorsichtig die Mary Jane aus ihrem Mund zog. Ohne den Blick von seinen Gesichtszügen dabei auch nur für seine Sekunde abgewandt zu haben, rauchte sie Shikamaru langsam ins Gesicht. Dieser schien wie gebannt von ihren Lippen, wollte er sie etwa küssen? Innerlich spürte sie diese angenehme Wärme in ihr aufkommen, wollte alles um sich herum vergessen und nichts weiter als seine Lippen auf ihren spüren. Überhastet nahm er sein Gesicht in seine großen Hände, sie waren rau und rochen nach Nikotin. Im selben Augenblick schoss ihr die Erinnerung durch den Kopf, wie beide ihre erste Zigarette teilten und er von da an so gut wie jeden Tag eine halbe Schachtel rauchte. Sachte schlossen sich die Lider Inos nun endgültig, sehnsüchtig wartete sie nur auf seine Lippen. „Nervensäge.“ Augenblicklich schlug die Blondine ihre Augen auf, beinahe so schnell wie er seine Hände von ihren Wangen weg zog, auf denen sie ein leichtes Rot legte. „Shikamaru-kun“, begann sie kleinlaut, biss sich jedoch auf die Unterlippe, um sich selbst zu stoppen, und blickte befangen zur Seite. Das war eine peinliche Situation, die man sie nicht so schnell vergessen lassen würde. Alleine schon Kibas amüsierter Blick ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Shikamaru war einer der wenigen Menschen, die Ino so sehr aus der Fassung bringen konnte, dass sie nicht anders konnte als vor Scham rot zu werden. „Was sollte das schon wieder“, zischte sie etwas leiser, damit es nicht jeder mitbekam. Tatsächlich waren alle Anwesenden im Raum in ihrer eigenen Welt: Chōji ließ sich von Narūto beschäftigen, welcher konzentriert versuchte Sai in einem 'Malwettbewerb' zu übertreffen, was ihm selbstverständlich nicht gelang, Shino tippte lässig auf seinem neuen Smartphone herum, während ihn Lee angetrunken von der Seite voll quatschte, von wegen er könnte noch einen Joint vertragen zum Alkohol. Nur Kiba, der schien die Spannung zwischen seiner Ex-Freundin und Shikamaru aufmerksam zu folgen, grinste ihr auch noch frech entgegen, als sich ihre Blicke für einen Moment trafen. Plötzlich begann Shikamaru trocken zu lachen und entriss Ino geschickt die Mary Jane. „Wir sind beide wasted“, erklärte er schmal lächelnd und qualmte ihr in das inzwischen blass gewordene Gesicht, „Und ich bin mit Temari.“ Sie lächelte, ein bitteres fake Lächeln zog sich auf ihren Lippen, doch Ino war in diesem Moment unfähig zum Sprechen, daher nickte sie nur und versuchte so gleichgültig wie möglich zu wirken. Ihr war es unangenehm einen Korb kassiert zu haben vor den Augen von Kiba, welcher sich vermutlich noch einbildete, sie wollte ihn eifersüchtig machen. Temari. Sie war die feste Freundin von Shikamaru, die Sache lief nun schon seit einigen Monaten, wobei es immer wieder Pausen und Funkstillen zwischen ihnen gab. Sie war eine ausgesprochen schöne Frau, hatte karamellblondes Haar und eine angenehme Bräune, wie man es von einer Frau aus Suna erwarten würde. Sie hatte Shikamaru fest in der Hand und scheuchte ihn wie seine Mutter herum, so sah Ino es von ihrer Perspektive manchmal. Vermutlich lag dies an dem kleinen Altersunterschied zwischen ihnen, denn der Nara war tatsächlich einige Jährchen jünger als die Studentin. Warum sollte jemand wie Shikamaru ein Mädchen nehmen, wenn er doch eine Frau haben konnte? Das Temari sehr anstrengend war, musste ihm niemand zweimal sagen. Ino war ja schon immer der Meinung gewesen, er würde sich zu dominanten Frauen hingezogen fühlen, die ihn wie einen Sklaven herumtrieben. Hin und wieder zogen Sakura und sie ihn damit auf, er hätte masochistische Züge hätte. „Das bleibt doch, uh, sicher unter uns, oder?“ Lächelnd winkte sie ab, „Natürlich, das ist doch nichts großartiges.“ Sie ertränkte die Worte, die drohten daraufhin über ihre Lippen zu kommen im roten Pappbecher und blickte peinlich berührt zur Seite. Ino erhoffte sich keinesfalls mehr aus der langjährigen Freundschaft zu ihrem besten Freund, doch musste sie zugeben, dass sie dem gewiss nicht abgeneigt. Er war gutaussehenden, hatte etwas einzigartiges an seiner Ausstrahlung, was kein zweiter besaß und von seiner beeindruckenden Intelligenz musste sie gar nicht erst anfangen. Vermutlich war es nur die leichte Eifersucht auf seine Freundin, welche ihn komplett in Beschlag nahm und dies zufolge hatte, dass er eben seltener Zeit für Treffen außerhalb der Schulzeit hatte. Dennoch tat es weh einen Korb zu kassieren, etwas in der Art war die Yamanaka nicht unbedingt gewöhnt; Die Typen standen tagtäglich Schlange für sie, korrigiere: Ihren Körper. Denn sollte man auf wirklich mehr als eine kleine Nummer in der Schultoilette aus sein, musste man feststellen, was für eine große Zicke sich doch hinter diesen Wangenknochen und den fülligen Lippen verbarg. „Nur noch zwei Minuten, guys!“ Naruto und Lee zogen Shikamaru plötzlich an beiden Armen auf die Beine und führten ihn in die Mitte des Raumes. „Wie nervig“, zog sich ein kaum merkliches Lächeln auf seine Lippen, als man ihm die achtzehn Shots servierte. Langweilig, dachte das einzige Mädchen weit und breit sich und sprang so gleich auf. Sie wollte kurz frische Luft schnappen, da es in dem Raum ziemlich stickig wurde, aber auch, um den Kopf frei zu bekommen. Ein flüchtiger Blick auf Shikamaru, welcher sie gar nicht mehr beachtete und ihre Beine wurden schwer. Ich sollte nicht so egozentrisch sein, dachte sie sich kopfschüttelnd über dieses lächerliche Benehmen, Es ist immerhin sein Geburtstag, du blöde Kuh. Plötzlich, als sie über die Türschwelle treten wollte, lief sie gegen ein Hindernis. Ihre zierlichen Hände ruhten nun auf dem flachen Vorbau einer Person, welche kaum zwei Köpfe größer war als sie selbst. Prompt wollte sie sich höflich entschuldigen, stockte allerdings als sie die perfekten Gesichtszüge von Uchiha Sasūke betrachtete. „Sasūke-kun“, rutschte es ihr in einem überraschten Ton heraus, überraschter als sie es klingen lassen wollte und taumelte einen Schritt zurück. „Kennt man sich?“ Aus der Tonlage konnte sie heraus hören, dass es ihn im Grunde gar nicht interessierte. Seine Stimme war gar nicht mehr so kalt und herablassend , wie Ino sie in Erinnerung behielt. Warum sie so schockiert war ihn hier anzutreffen? Mal abgesehen von der Tatsache, dass Shikamaru und er sich überhaupt gar nicht verstanden, geschweige denn etwas am Hut miteinander hatten , zog er im vergangenen Jahr nach Oto, um ─ wie sagte Sakura noch gleich? ─ eine bessere Ausbildung zu genießen. Seither hörte man nichts mehr von dem damals begehrtesten Jungen in Konoha. Weshalb sollte er sich auch melden? Ino war nur eine weitere von seinen Verehrerinnen gewesen, dies allerdings als sie beide noch gerade Mal Vierzehn waren und überhaupt in die Pubertät kamen. „Hat da jemand die Zunge verschluckt?“ Fragte er gleichgültig klingend und wandte den Blick von ihr nicht ab. Sie setzte zur Antwort an, wurde jedoch von der penetranten Stimme des bekifften Uzumakis unterbrochen noch bevor sie beginne konnte: „Oy, Teme!“ Ino hielt ihren Atem an, er war zurück. Kapitel 1: ----------- Kapitel 2 22.September, 00.05 Uhr Ino hielt ihren Atem für einige Sekunden an, er war zurück. Uchiha Sasūke stand in Fleisch und Blut vor ihr und sah besser aus denn je, besser als sie ihn in Erinnerung hatte. Erinnerungen vor seinem Umzug und vor seinem neuen Leben in Otogakure. Natürlich sah er jetzt anders aus: Seine Haare waren länger, ihm hingen inzwischen einige Strähnen im Gesicht, welche er sich nun schon zweimal hatte wegstreichen müssen. Auch größer war er, im Vergleich zu Sasūke war Narūto inzwischen beinahe einen ganzen Kopf kleiner, damals waren sie beide gleich groß. Sasūke schien immer noch zu boxen, oder trainierte zumindest, denn Ino konnte die leichten Muskelansätze unter seinem dunkelblauen Sweater erkennen, sie hatte sogar, bis vor einigen Sekunden, seine harte Brust an ihren zierlichen Händen gespürt. Doch eines, da war sie sich absolut sicher, schien sich kein Stück geändert zu haben: Seine dunklen Augen. Das hellste Blau ertrank im dunkelsten Schwarz, spiegelte die Ausstrahlung Sasūkes perfekt wider, wie Ino ja empfand. Ja, er war zu einem wunderschönen jungen Mann herangewachsen, dass konnte niemand bestreiten. Ino schien in ihren Gedanken verloren, überhörte die Frage Sasūkes und starrte diesen stattdessen perplex an: „Huh?“ Es dauerte keine zwei Sekunden, bis Narūtos penetrante Stimme sie aus ihren Gedanken riss und sie reflexartig einen Schritt zur Seite machte, als der Blondschopf den Uchiha regelrecht ansprang. Sie betrachtete die beiden einen Moment lang, ihr fiel auf, dass etwas in diesem Bild fehlte: Sakura. Die dritte im Bunde, ihre Seelenverwandte. Sie gehörte zu den beiden Jungs, herrschte als Ruhepol zwischen ihnen und das, obwohl sie selbst der größte Hitzkopf war, der Ino jemals über den Weg gelaufen war. Die Rosahaarige war nicht zu dieser privaten Runde eingeladen. Nein, hier waren nur die engsten Freunde Shikamarus, aber dafür war sie auf die richtige Geburtstagsfeier eingeladen, wie der Rest seiner Freunde und selbstverständlich seine reizende Freundin Temari. Ugh, fuck my life, ich hasse sie einfach. Die Jungs hießen den neuen Gast willkommen, begrüßten ihn herzlich mit einem Brohandschlag und taten so, als wäre Sasūke schon immer ihr engster Freund gewesen. Besonders über Shikamarus plötzlicher Sympathie gegenüber dem Uchiha wunderte Ino sich, da dieser ihr schon seit frühster Kindheit klar machte, wie sehr ihm doch der Mädchenschwarm auf die Nerven ginge. Ino lag ihm und Chōji schon damals in den Ohren, wie cool sie ihn doch fand, schwärmte als kleines Mädchen von ihrer gemeinsamen Zukunft als angeheiratete Uchiha und ignorierte gekonnt die Kommentare ihres besten Freundes, welcher weder eifersüchtig noch neidisch auf Sasūke war. Nein, Shikamaru war schlicht und ergreifend genervt von ihm, seiner unhöflichen Art und ganz besonders von seinen kleinen Fangirls, welche wie kleine Schweinchen aufquiekten, sobald er auch nur atmete. So hatte der Spitzname Inos, 'Ino-Pig', eine ganz besondere Bedeutung für den Nara. Irritiert beobachtete sie die ganze Szene, hielt sich am Rande der kleinen Feierlichkeit, tat so als würde sie eine Nachricht am Smartphone tippen, wobei sie nichts weiter tat, als ihren Code einzugeben und ihr Handy daraufhin zu sperren, nur um diesen Vorgang immer wieder zu wiederholen. Narūto klammerte sich regelrecht an seinen langjährigen Freund, der grob versuchte die Distanz zu dem Blondschopf zu halten, doch Narūto blieb hartnäckig und schlang seine dünnen Ärmchen fester um die Schulter von Sasūke. Ino fragte sich, wann Sasūke wieder den Kontakt zu Narūto aufgenommen hatte; Schließlich hatten sich ihre Wege in einem bösen Streit getrennt, über welchen niemand wirklich sprechen wollte, schon gar nicht der Uzumaki selbst, welcher in Sasūke einen Bruder sah, den er nie hatte. Langsam ließ Narūto seinen Blick in die Richtung der Yamanaka gleiten, die teilnahmslos an ihrem Smartphone hing und den Blick immer wieder verstohlen auf die beiden Jungs richtete. Doch als ihr Blick den von Naruto traf, sah sie ertappt zurück auf ihr Display. „Oy, Ino!“ Die Angesprochene blickte zunächst etwas erschrocken auf, ehe sie dem Uzumaki einen skeptischen Blick entgegnete. „Erinnerst du dich noch an Sasūke? Bestimmt!“ Seufzend ließ sich Sasūke von Narūto mitreißen, welcher Ino das Gespräch regelrecht aufzwang. Was für eine Frage? Natürlich, jeder in Konoha würde sich an den Uchihasprössling erinnern, dessen Haar dunkler als die Nacht war und dessen Blicke finsterer als die Dunkelheit; Zudem wuchsen alle Anwesenden im Raum gemeinsam mit Sasūke und Narūto auf, doch Ino schob diese dämliche Frage seitens Narūto einfach auf die Drogen. „Wir haben dich und Sakura-chan immer Sasūke-Obaka genannt dattebayo, weil ihr in ihn verliebt wart und -“ Noch bevor er seinen Satz beenden konnte, zogen ihn zwei zarte, aber kräftige, Hände unsanft am Kragen und von Sasūke weg. „Wen nennst du hier Sasūke-Obaka, heh?“ Narūto lächelte nur bestürzt und entfernte sich, mit einem verängstigten Sprung rückwärts, von der Yamanaka. Seinen kleinen. Uchiha vergaß er scheinbar in aller Hektik bei ihr. Und nun, wo ihr dies bewusst wurde, begann ihr zierliches Herz wieder stark gegen ihre Brust zu klopfen, so stark, dass die Blondine befürchtete, es könne jeden Moment herausspringen. Vorhin bekam sie die Gelegenheit mit Sasūke einige Worte zu wechseln, doch die plötzliche Schüchternheit hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ino hätte niemals gedacht, dass er ihre alten Angewohnheiten wieder hervorrufen könnte und all die Arbeit an ihrem Charakter und ihrem Selbstbewusstsein, mit einem Wimpernschlag zunichte machte. In seiner Abwesenheit erblühte sie von der kleinen Knospe zur charismatischen Kosmos, wurde reifer und lernte mit der Zeit, ihre weiblichen Reize zu ihrem Vorteil zu nutzen, statt mit ihren kleinen Rosen hinter einem Jungen her zurennen, der nichts weiter als sich selbst im Sinn hatte; Und dieser Junge, welcher nun als heranwachsender und gutaussehender Mann vor ihr stand und auf sie herab blickte, war sicherlich auch nicht mehr derselbe von damals. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, wie unangenehm es Sasūke war, dass man ihm Tag ein Tag aus die angebliche Liebe gestand, man ihm nachstellte und selbst bei Fehlern zujubelte. Anfangs versuchte er noch behutsam zu sein, doch irgendwann erreichte er einen Punkt, an dem er nur noch frech zu dem anderen Geschlecht war, auf den Gefühlen seiner Verehrerinnen mit Füßen trampelte. Und heute war er für seine Bettgeschichten berüchtigt, aber seine unerzogene Art blieb dennoch dieselbe wie damals. Ino konnte nicht genau sagen, wann er sich seinem Schicksal als Verführer hingab und ein sogenannter Fuckboy wurde, allerdings schien er dem anderen Geschlecht schon nahe gekommen zu sein, als er noch in Konoha lebte, kurz bevor er nach Oto zog, wo er schließlich vollkommen aufblühte und eine Bettgeschichte nach der anderen Schlagzeile machte, bevor er sich schließlich mit Hinata einließ. Viel zu spät bemerkte Ino, dass sie sich gegenseitig schweigend anstarrten. Ihren vollen Lippen entwich ein tonloses Seufzen, ehe sie ihren Oberkörper aufrichtete und ihre Schultern zurückzog, ein leichter Trick um ihren Vorbau zu betonen. „Seit wann bist du denn wieder in der Stadt, heh, Sasūke-kun?“ In einem erfreuten Ton stellte sie ihm diese Frage, wickelte eine ihrer blonden Locken um ihren Zeigefinger, während sie versuchte etwas Nähe zu gewinnen. Sasūke, der nicht mal mit einer Wimper auf ihr Auftreten zuckte, entgegnete ihr in einer nüchternen Stimme: „Seit einigen Stunden.“ Es war eine kurze und klare Antwort, mehr kam nicht über die schmalen Lippen des Schwarzhaarigen, welcher die Blondine ein weiteres Mal seufzen hören konnte. „Ich verstehe“, gähnte sie schließlich und entsperrte ihr Smartphone. Sie spürte Desinteresse, wenn man ihr mit solchem entgegen kam und Sasūke schrie ihr förmlich ins Gesicht, dass er weder interessiert an einer Unterhaltung, noch an ihrer Wenigkeit war. Es kränkte sie innerlich schon etwas, dass die Gerüchte über Sasūke nichts weiter als solche waren: Gerüchte. Doch sie hätte es ahnen sollen, immerhin war es doch unvorstellbar, dass jemand wie Sasūke sich seinen Trieben hingibt und seinem Ruf alle Ehre macht. Sie achtete schon gar nicht mehr auf den Uchiha, war dafür viel zu beschäftigt mit dem Nachrichtenaustausch, mit einem Jungen aus ihrem Mathematikkurs. Kankuro, so hieß der Brünette, musste ja unbedingt der jüngere Bruder von Temari sein und selbstverständlich besaß er dasselbe Selbstbewusstsein wie seine Schwester und sein jüngerer Bruder Gaara. So langsam fühlte sich Ino umzingelt von der Familie, bekam die Paranoia man würde ihr Shikamaru aus den Händen reißen, doch im nächsten Augenblick fragte sie sich, ob sie den jungen Nara überhaupt in diesen hielt. Ihre Mundwinkel sanken ein gutes Stück tiefer, als sie ihre Augen erhob, um noch einen Blick auf Shikamaru zu werfen, erschrak sie bei dem Anblick Sasūkes, welcher ihr näher gekommen war. Scheinbar war sie zu abgelenkt von Kankuros flachen Witzen gewesen, so das sie nicht bemerkte wie Sasūke ihr dermaßen nahe kam, dass er kaum eine Nasenlänge von ihr entfernt war. „Sasūke-kun, was wird das?“ Hätte sie fragen sollen, doch es kam kein Wort über ihre vollen Lippen. Sie zwang sich in Gedanken einen Schritt zurückzutreten, Abstand zu nehmen, doch der verführerische Duft von Zimtrollen lag in der Luft – Sasūke roch sweet! Also blickte sie etwas beschämt zur Seite, gab ihr bestmögliches gegen die leichte Röte auf ihren Wangen und drückte reflexartig mit ihren zarten Händen gegen seine trainierte Brust. Man fühlte sich das hart an, schoss es ihr dabei noch, nicht schlecht staunend, durch den Kopf. „Das nächste Mal“, sagte er in einem Ton, dem keine Frau widerstehen könnte, „Wenn ich mit dir spreche“, Ino fühlte ihr Herz rasen, als er ihr die Hand an ihr zierliches Kinn legte und sie mit einer knappen Bewegung zwang ihn anzublicken, „Siehst du mich an.“ Azurblau traf Onyx. Und hätte Kiba nicht hinter ihnen, aus dem anderen Ende des Raumes, verächtlich geschnaubt, hätte Sasūke ihr vermutlich niemals die große Hand an die Hüfte gelegt, sie näher an seinen Körper gezogen, förmlich gedrückt und ihr ohne Weiteres seine soften Lippen auf ihre gepresst. Ino spürte seine andere Hand in ihrem Nacken, wehrte sich keinesfalls gegen seine Lippen und deren berauschende Wirkung. Im Gegenteil, sie gab sich dem voll und gar hin. Wie von selbst glitten ihre Hände über seine Brust und umgriffen das weiche Gesicht Sasūkes, ihre Lippen küssten seine verlangender. Und ehe sie sich versah, spürte sie die dunklen Augen eines anderen auf ihren Gesichtszügen ruhen. Sie öffnete die Augen langsam, unterbrach den Kuss allerdings nicht, doch riss die exotischen Augen weit auf, als sie Shikamarus Blick in ihre Ecke blicken sah. Es war allgemein dunkel im Raum, in welchem alle Anwesenden stoned waren – bis auf Sasūke, welcher der verführerischen Droge absagte. Zudem war es ein großes Zimmer und ein kurzer Blick auf die anderen Jungs, Shino und Chōji, verriet ihr das sie genauso beschäftigt waren wie Sai, und nicht mal einen Blick in Sasūkes und ihre Richtung verschwendeten. Selbst der Uzumaki, welcher sich nach Inos bedrohlichen Blicken nicht mehr traute auch nur in ihre Richtung zu blicken, diskutierte heiß mit einem Foto von Shikamaru. Man, war der Junge wasted. Lediglich Kiba und Shikamau, welche es sich auf der Couch am anderen Ende des Raumes machten, verfolgten von ihrem Winkel aus perfekt den Speichelaustausch der Yamanaka und des Uchihas. Kiba schien rasend vor Wut zu werden, hatte erneut seine Aggressionen nicht wirklich im Griff und war kurz davor zu Platzen. Shikamaru hingegen, tiefen entspannt wie immer, ließ sich keine Gefühlsregung anmerken, brauchte nicht einmal auf sich Aufmerksam machen und als Inos Blick seinen traf, ließ er seine dunklen Augen für sich sprechen. Selbst aus dieser Entfernung konnte Ino das gereizte Mendukose von ihm hören. Doch noch bevor sie sich abstoßen konnte, suchte Sasūke Distanz. Auf den plötzlichen Abstand blickte sie ihn überrascht wie auch verständnislos an: Wieso macht er den Rückzieher? Vorsichtig beugte sich Sasūke zu ihr hinunter auf Augenhöhe, frech grinsend schnippte er gegen ihre Stirn und fügte dem noch hinzu: „Gengeschehen, Yamanaka.“ Ino verstand nicht, hielt sich reflexartig die Stelle auf ihrer Stirn, gegen die Sasūke tippte. „Wenn er dich das nächste Mal schief ansieht“, sie folgte seinem Blick in Richtung Kiba, „Kommst du einfach zu mir und wir geben ihm einen Grund für seine schiefen Blicke.“ Sasūke richtete sich auf und gesellte sich zu Narūto, doch bevor er dies tat, schenkte er dem Inuzuka einen giftigen Blick. Ino verharrte einige Minuten auf der Stelle und verstand, dass Sasūke sie nicht geküsst hatte weil er wollte, sondern weil er Kiba regelrecht hasste und ihm eins hatte auswischen wollte. 22. September, 10.00 Uhr Die Blondine blickte in die Menschenmasse von Schülern, inhalierte schon in der Früh das verführerischen Gift der Mary Jane, hin und wieder umherblickend, ob eine Lehrkraft gerade um die allbekannte Raucherecke herumschlich. Noch war der Schulhof recht leer, metaphorisch rollte ein Strohballen über diesen. Ino gähnte nun schon zum dritte Mal hintereinander. Die Blondine war müde wie ein Stein, denn sie hatte tatsächlich keine Minute Schlaf abbekommen, da sie erst vor einigen Stunden Zuhause ankam und sich dort erst frisch machen musste. Dunkle Augenringe kennzeichneten sich kennzeichneten ihr Gesicht, sie hatte beinahe die gesamte Nacht mit Shikamaru durchgemacht. Leider nicht so, wie man es sich vorstellen sollte. Vor ihrem geistigen Auge spielte sie die Ereignisse von vor einigen Stunden noch einmal durch: Wie sie die Jungs mit dem guten Stoff versorgte, welches sie heimlich im Gewächshaus ihrer Eltern anbaute, Narūto gefühlt zwanzigmal zum Maul halten aufforderte und die Unterstützung der anderen dabei bekam und wie könnte sie die eigenartige Situation zwischen ihr und dem Geburtstagskind Shikamaru, nur vergessen? Sein warmer Atem auf ihren Lippen , seinen eindringlichen Blick, welcher sie selbst mit den rot geschwollenen Augen las, als wäre sie ein offenes Buch. Ino schauderte es wohlig bei dem Gedanken, was hätte sein können, wenn er ihr keinen Korb gegeben hätte. Doch das wirklich interessante in der letzten Nacht war die Ankunft eines bekannten Gesichtes. „Sasūke-kun!“, riss sie eine helle Stimme barsch aus den Gedanken. Es war ein brünettes Mädchen aus ihrer Stimme, dessen Name ihr erst gar nicht in den Sinn kam, erst nach einigen Sekunden realisierte sie, dass es sich um Tamaki handelte, von welcher Kiba mal schwärmte, doch ihre deutliche Abneigung gegen Akamaru ließ sie direkt auf die schwarze Liste des Inuzukas kommen und wenn sie mal tatsächlich miteinander sprachen, dann stritten sie durchgehend. Ino zog noch ein letztes Mal an ihrem Joint, ehe dieser aufgeraucht war, und straffte ihren hohen Zopf noch einmal etwas zu fest nach. Vorsichtig lehnte sie sich an die Wand, dachte gar nicht daran nach dem gestrigen Abend Sasūke unter Vorsatz über den Weg zu laufen. Was macht er hier?, musterte sie ihn aus sicherer Entfernung und konnte es nicht fassen, wie nergiegeladen er nach der langen Nacht aussah. Man sah ihm zumindest nicht an, dass er die Nacht wach geblieben und über seinen blonden Freund gewacht hatte, welchen er liebevoll mit dem Spitznamen Dobe provoziert und somit nicht nur die Nerven von Shikamaru strapaziert hatte. Es dauerte keine zwei Minuten, ehe die restlichen Schüler auf seine charismatische Anwesenheit aufmerksam wurden. Ino würde ihren rechten Arm darauf verwetten, dass alle Schülerinnen sich am liebsten auf ihn gestürzt hätten, doch da er sich vermutlich nicht Mal an den Namen von einer einzigen unter ihnen erinnern könnte, hielten sie scheinbar davon ab. Stirnrunzelnd beobachtete sie, wie er sich mit Tamaki unterhielt, welche zuvor in einem vertrauten Ton nach ihm rief. Ino war wahrscheinlich nicht die einzige der die Frage im Kopf herumschwirrte, weshalb ausgerechnet die Beiden was zu besprechen hätten. Es interessierte sie eigentlich nicht wirklich, immerhin war Sasūke schon lange nicht mehr ihr Problem, doch auf der anderen Seite beleidigte sie es etwas, dass er sich an ihre Wenigkeit nicht mal annähernd erinnern konnte. Immerhin hing sie vor einigen Jahren durchgehend an seinen Hacken und gab jede seiner Verehrerinnen einen vernichtenden Blick. Hätte Narūto seinem Gedächtnis nicht auf die Sprünge geholfen, wäre er wohl niemals darauf gekommen, dass sie sich schon so lange kannten. Nun, dafür kannte Ino jetzt zumindest Sasūkes Zunge. „Ist das Uchiha Sasūke?“ Eine rosahaarige Person tauchte wie aus dem Nichts neben der Blondine auf, es war Haruno Sakura, ihre beste Freundin. Ino hörte deutlich den Schock aus ihrer Frage heraus und las ihr die Überraschung aus dem Gesicht ab. Ino versuchte sich die Verwunderung über Sakuras Frage nicht anmerken zu lassen. Hatte Narūto ihr noch gar nichts von Sasūkes Rückkehr erzählt? Dabei sollte es gerade die Haruno interessieren, welche näher an Sasūke herankam, rein Mental versteht sich, als alle anderen weiblichen Lebewesen auf diesem Planeten. Nun, da gab es sicherlich eine Ausnahme: Hyūga Hinata. Ein kleines und reiches Püppchen, welche vor nicht allzu langer Zeit Schlagzeilen mit dem Uchiha machte. Die Medien stürzten sich regelrecht auf die Beziehung zwischen den beiden Erben von Großunternehmen und erst recht auf die plötzliche Trennung. Angeblich wäre er ihr gegenüber gewalttätig geworden oder hätte sie schlecht behandelt, so etwas in der Art meinte Ino gehört zu haben. Doch wie viel konnte man schon von dem ganzen Schwachsinn glauben? Medien brachten bekanntlich nicht mal die halbe Wahrheit raus und eifersüchtige Mädchen sprachen viel, wenn der Tag lang war. „Hm“, machte die Blondine schließlich nach einer kurzen Denkpause, welche jedoch lang genug war, um leichte Skepsis ihrer Gegenüber zu wecken. Ino brach das Schweigen schließlich: „Wusstest du davon?“ Sakura entwich ein ertapptes „Hm“ und sie sank ihren Blick schnell beschämt. „Iie“, verneinte sie leise und hob ihren Blick nicht, „Narūto hat kein Wort davon mir gegenüber erwähnt.“ Es herrschte einen Augenblick lang Stille, als die rosahaarige Schülerin schnell ihren Blick hob und verlegen mit der Hand abwinkte: „Er weiß es bestimmt selbst noch nicht. Narūto-kun wird ganz aus dem Häuschen sein, wenn er ihn -“ Ino legte ihrer langjährigen Freundin eine Hand auf die Schulter, sah ihr etwas mitfühlend in das blasse Gesicht und lächelte schließlich entschuldigend, während sie sagte: „Er weiß es schon, denn Sasūke war gestern auch bei Shik.“ Augenblicklich entglitten der Haruno ihre Gesichtszüge bei diesen Worten und die Wut kam in ihr auf. „Ich mache den Baka fertig“, grummelte sie finster bevor sie gemeinsam mit der Yamanaka das Schulgebäude betrat. Kapitel 2: ----------- 22. September, 10.25 Uhr Es herrschte eine allgemeine Aufruhr im Klassenzimmer. Ino war gerade in einem eifrigen Gossipaustausch mit Sakura und einer weiteren Schülerin, welche jeden Tag mit einem anderen Schwarm ankam, doch so wirklich ernst konnte man Matsuri auf diesem Gebiet nicht nehmen. In ihren Augen waren selbst Außenseiter der unteren Nahrungskette verdammt hot! Das beste Beispiel wäre Gaara, ein rothaariger Mitschüler, welcher sich eher im Hintergrund hielt, aber, im Gegensatz zu Shino, noch aufgrund seines exzentrischen Aussehens und besonderer Ausstrahlung auffiel. Dennoch war er nicht sonderlich beliebt bei der Yamanaka, alleine schon da Temari, Shikamarus Freundin, seine Schwester war. Apropos, in der hintersten Reihe konnte man den Nara schon tief und fest schlafen sehen, mit seinem Kopf auf dem Tisch liegend, noch bevor die Stunde angefangen hatte. Neben ihm Chōji - wie sollte es denn auch anders sein? – welcher sich scheinbar ein zweites Frühstück, bestehend aus fettigen Tortilla Chips und einer übergroßen Coke gönnte. Er war, im Gegensatz zu seinem besten Freund, recht munter drauf, da er der erste gewesen war, der auf dem Geburtstag eingeschlafen war. Ein Umstand, der auch die kuriosen Strudel auf seinen Wangen erklärten. Er war, tief und fest schlafend, ein Opfer von Narutos Malkünsten geworden. Doch wirklich stören schien sich der Akimichi an der Gesichtsbemalung nicht, man könnte meinen es wäre ihm komplett gleich. Während er mit den fettigen Fingern auf das Display seines Smartphones tippte, stopfte er sich die Chips ungehindert in den Schlund, nippte hin und wieder von der Coke und schien Shikamarus Existenz in diesem Moment komplett zu ignorieren. Nur eine Reihe vor den beiden Gegensätzen saßen Ino und Narūto; Ja, Kakashi-Sensei hatte es nicht gut mit ihr gemeint und ihr den Blondschopf als Sitznachbarn aufgedrückt. Doch da der Uzumaki beinahe nie anwesend war, zumindest in der ersten Stunde und nach einer Party am Abend zuvor nicht, musste sie seine Existenz nur in Maßen ertragen. Doch wenn er mal da war, raubte er Ino ungelogen den letzten Nerv. Wie Sakura es mit dem Chaoten aushielt, war ihr ein Rätsel, ebenso wie Sasūke sich mit jemanden wie ihm abgeben konnte. Wobei, irgendwie konnte sie die Freundschaft zwischen den beiden Gegenpolen dann doch nachvollziehen. Narūto mag vermutlich nicht die angenehmste Person zu sein oder ein intelligentes Lebewesen, doch er besaß durchaus seine guten Seiten. So entging es Ino selbstverständlich nicht, wie selbstlos er sich für andere einsetzte, wenn es ernst wurde und er seine Freunde bis aufs Blut verteidigen würde. Sie selbst sah da eine Ähnlichkeit zwischen ihnen, denn auch Ino würde bis ans äußerste gehen für Freunde, ebenso wie er. Uzumaki Narūto konnte sie immer wieder aufs Neue überraschen, dass musste sie zugeben. Jetzt, wo sie so in Gedanken an ihm hing, fiel ihr erst auf, dass dieser auch heute gar nicht im Klassenraum war. Die leichte Vorahnung, er würde immer noch auf der Couch von Shikamaru im Land der Träume gegen Ninjas kämpfen, kam ihr auf.   Ino entschuldigte sich bei den Mädchen kurz, ehe sie langsam auf den schlafenden Nara zuging. Als sie ihn schließlich erreichte, zog sie an seinem hohen Zopf und zwang ihn somit, den Kopf in den Nacken zu legen. Auch er besaß tiefe Augenringe und wirkte noch müder, als er es sonst schon tat. Ehe er sie in einem genervten Unterton fragen konnte was genau sie da denn mache, kam sie ihm keck zuvor: „Wo ist Narūto?“ „Warum willst du das wissen?“ Seufzend rollte sie mit den Augen und stemmte eine Hand gegen ihre Hüfte. „Ich habe zuerst gefragt.“ Wenn sie ehrlich war, hatte sie keine Ahnung weshalb sie nachfragte. Sorgen machte sie sich, Kami steh' uns bei, sicherlich nicht, immerhin war Narūto jemand, der immer wieder aufstand, egal wie hart es ihn traf. Vermutlich suchte sie auch einfach nur einen Grund, um mit dem Nara zu sprechen. Nachdem es beinahe zu einem Kuss zwischen ihnen gekommen war, hatten sie nach der Geburtstagsfeier erstmal Abstand zueinander genommen. Zumindest kam es ihr so vor. „Vermisst du ihn etwa schon?“ Ein schmales Lächeln zog sich über seine Lippen, als er ihr neckisch diese Frage stellte, ehe er noch hinzufügte: „So wie ich ihn kenne, pennt er noch.“ Ino schmunzelte frech und zog etwas fester an seinem Zopf, woraufhin er das Gesicht leicht vor Schmerzen verzog. „So wie ich dich kenne, solltest du eigentlich noch pennen.“ Seufzend blickte er ihr von unten herauf in die Augen und schwieg sie einige Sekunden an, musste erst die Motivation zum Antworten finden: „Lässt du meine Haare los, damit ich weiter schlafen kann?“ Die Blondine legte den Kopf schief und tat so, als würde sie tatsächlich über diese Bitte nachdenken. „Hmm“, machte sie noch nachdenklich, „Frag mich nochmal, und wenn du lieb bitte sagst, überleg' ich es mir. Vielleicht.“ Als wäre sie der Engel in Person, lächelte sie Shikamaru an, welcher ziemlich unbeeindruckt von dieser Aufforderung war. „Mendukose“, murmelte er noch, ehe er seine Hand hob und den Arm von ihr umgriff, der ihn am hohen Zopf zog. Ino konnte nicht schnell genug reagieren, war immer noch benebelt von der Mary Jane und hatte somit langsame Reflexe. Grob zog er sie am Handgelenk zu sich auf Augenhöhe und blickte ihr nahezu emotionslos ins Gesicht. Sie spürte wie ihr das Blut in die Wangen schoss, ihr Herzschlag sich beschleunigte und wusste, nun war sie ihm wieder komplett ausgeliefert. Tat er dies mit Vorsatz? Nur einige Stunden zuvor wies er ihren Annäherungsversuch ab und behandelte sie von da an wie Luft, doch nun tat er es schon wieder. Er brachte Ino aus der Fassnung, ließ sie ihre coole Fassade verlieren. Vorsichtig näherte er sich ihrem Gesicht, er kam Ino so nahe, dass sich ihre Nasenspitze beinahe berührten, und flüsterte in einer rauen Stimme: „Das war keine Bitte, Nervensäge.“ Sie roch aus seinem Atem den Pfefferminz heraus, den er meistens nach einer Zigarette nahm, um den verdächtigen Geruch von Nikotin zu verschleiern; Und Ino konnte in dem Augenblick gar nicht sagen, was verlockender wirkte: Ihm die Schachtel Zigaretten aus der Hemdtasche zu ziehen, aus der sie rausschaute, oder ihm ihre Lippen aufzudrücken und dies vor der versammelten Klasse. Ihrem langsam, auf seine Lippen, sinkenden Blick nach zu urteilen, entschied sie sich für Zweiteres und dieses Mal würde sie es trotz Abfuhr seinerseits durchziehen. Es würde nur einen Herzschlag dauern, bis sie sich den ersehnten Kuss von ihm holen können würde.   „Kakashi-Sensei kommt!“ Chōjis Stimme erklang in beider Ohren, welcher hysterisch mit den Armen herumfuchtelte. Augenblicklich sprangen sie voneinander weg; derart schnell hatte sie noch nie Shikamaru sich von Stuhl erheben sehen. Es dauerte keine zwei Sekunden, da sprintete die Blondine in schnellen Schritten auf ihren Platz, wagte es keinen zweiten Blick auf den dunkelhaarigen zu erhaschen und blieb stumm vor ihrem Tisch sitzen, ihre Mitschüler taten es ihr gleich. Die Situation von Gestern soll peinlich gewesen sein? Hell nah, das war die richtige Blamage. Bei dem Gedanken, Chōji hätte es gesehen - oder noch schlimmer Kiba – wurde ihr übel in der Magengegend.   „Verzeiht meine Verspätung, aber meine Frau hat für mich Frühstück gemacht und ich wollte sie nicht kränken, indem ich das gute Essen einfach stehen lasse.“ Was viele für eine reizende Geste halten würden, prallte komplett an den Schülern ab. Skeptisch hoben sich einige Augenbrauen auf die Entschuldigung der Lehrkraft, welche eindeutig erlogen war. Sakura, welche unbeeindruckt schnaubte, hob ihren Arm, begann allerdings zu sprechen, obwohl sie nicht dran genommen wurde: „Sie haben keine Frau, Sensei.“ Ein allgemeines Seufzen ging durch die Reihen, während der silberhaarige Mann sich ertappt an der Wange kratzte. Kakashi war keinesfalls verlegen, wenn es um Ausreden ging, doch begabt war er sicherlich auch nicht. Inzwischen glaubte man dem Lehrer sowieso kein einziges Wort mehr, welches über seine Lippen kam und sparte sich die Zeit, sich über ihn aufzuregen, weil er aufgrund der fehlenden Unterrichtszeit ausgesprochen viel für Zuhause aufgab. Ino fand ihn ja schon immer recht attraktiv, trotz des Altersunterschiedes, und wunderte sich oft, wie er wohl unter seiner Gesichtsmaske aussah. Bestimmt hat er Akne, kam ihr der Gedanke spontan. Seufzend ließ sie ihr zartes Kinn auf ihre Handoberfläche nieder, blickte gelangweilt in das verdeckte Gesicht des Mannes vorne, welcher beim Sprechen etwas gestikulierte, dessen Worte sie allerdings kein Gehör schenkte. In solchen ruhigen Momenten fragte sich die Yamanaka, wie sie überhaupt durch eine einzige Unterrichtsstunde kam, ohne es dem Jungen hinter sich gleich zu tun und einzunicken. Normalerweise regte Narūto viel Spannung in einer Unterrichtsstunde an, doch die Abwesenheit des Uzumakis sorgte für eine unerträgliche Ruhe. Sie war es gewohnt, ihn nicht Morgens neben sich sitzen zu haben, dafür verwickelte sie schließlich Shikamaru oder Chōji in Gespräche, aber in diesem Augenblick erschien ihr das als unangebracht und würde vermutlich nur eine unangenehme Spannung zwischen ihr und Shikamaru hervorrufen, welche sie bestmöglich vermeiden wollte. Dann sollten wir beide dieses abgefuckte Hin und Her sein lassen und -, sie unterbrach ihren Gedanken Kopfschüttelnd über diesen. Ino sollte sich verdammt noch Mal zusammenreißen und nicht über Shikamaru herfallen, als wäre er das letzte Paar Sneaker im Shop. Gerade, als sie die Hoffnung auf etwas Spannung im Unterricht verlor, fiel die Tür knarrend zu, woraufhin sich alle Köpfe in die Richtung selbiger drehten. Sie konnte Sakura, die ganz vorne, wie der letzte Streber saß, bis hin in die letzten Reihen erschrocken aufkeuchen hören. Manche Schülerinnen begannen sich aufgeregt Luft zuzufächeln und untereinander zu flüstern. Unbeeindruckt gähnte Kiba auf den Anblick Sasūkes hin, zuckte auf dessen Anwesenheit desinteressiert die Schulter, die anderen Schüler taten es ihm gleich. Sasūke war keine Göttlichkeit in deren Augen, nichts besonderes, viel eher ein abgehobener und pubertierender Teenager, der wie die Maden im Speck lebte. Kakashi, der wohl einzig männliche im Raum, der erfreut über Sasūkes Erscheinen war, rief diesen mit einer winkenden Bewegung zu sich. So bewegte er sich langsam auf das Pult zu, die Blicke aller aller Mädchen? – fixierten ihn, da er in diesem Moment durchaus interessanter als der Satz des Pythagoras war. Inos Augen klebten ebenfalls förmlich an dem Uchiha, gebannt von seinen Bewegungen, denen zuzusehen ein reines Abenteuer war, wie sie fand. In der ersten Reihe, ganz nahe am Pult von Kakashi-Sensei, faltete Sakura ihre Hände schwer atmend über ihre linke Brust, unter welcher ihr Herz wie verrückt bei seinem Anblick schlug. Es kamen ihr wie Jahre vor, seitdem sie ihn das letzte Mal sah, seitdem sie ihn das letzte Mal sprach, kurz bevor er alles zurück ließ, was ihm ein Klotz am Bein war. Sakura war sich bis vor zwei Minuten noch sicher, über Uchiha Sasūke hinweg gekommen zu sein, doch nun, als sie ihn aus der Nähe betrachtend vor sich hatte, fiel es ihr schwer sich nicht in seinen dunklen und kalten Augen zu verlieren. Sie hatten schon immer etwas, was sie nicht in Worte fassen konnte, etwas . . . einzigartiges. Wie sagte Kurenai-Sensei zu pflegen? Die erste Liebe vergisst man nie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)