Wie galaktischer Staub von Zira_Neko ================================================================================ Kapitel 1: Wie galaktischer Staub --------------------------------- Endlos ist der Weltraum, er bietet so viele Möglichkeiten für Hoffnungen und Träume und so fingen auch wir an zu träumen. Von einem neuen Leben, neu Beginnen, alte Fehler hinter uns lassen. Angezogen von den Sternen, flogen wir einst in die Unendlichkeit des Universums hinaus. Wir wollten diese endlosen Weiten erforschen, neue Welten entdecken, neue Möglichkeiten finden, zu leben. Doch wie jeder Traum ging auch dieser schnell zu Ende. Wir kolonialisierten viele Planeten, lernten andere Spezies kennen und verteilten uns über die Galaxie. Bald gehörten wir nicht mehr zur Erde, sondern zur Allianz der Planeten. Einem Zusammenschluss vieler Planeten, dem wir uns anschließen durften. So ambitioniert dies alles begonnen hatte, so schnell wandelte es sich ins Gegenteil. Bald darauf schon verschoben sich die Machtverhältnisse, denn eine uns bekannte Krankheit überrollte den Weltraum und seine neuen Zivilisationen. Der Kapitalismus eliminierte Stück für Stück jedes Gefühl für Anstand und Moral. Die Allianz war bald nur noch eine Scheinregierung, während die wahre Macht bei den Konzernen lag. Und diese besonders bei einem: TEVLEX. Der Mutterkonzern, der alle Fäden in der Hand hielt und alles dafür tat, dass der Gewinn niemals abriss. Über die Jahre hatte TEVLEX so gut wie jedes galaktische und ethische Recht gebrochen und mehr Menschen und andere Wesen getötet, als je jemand zuvor. Alles im Namen einer hohen Gewinnspanne. So wie bei uns. Meine Crew besteht aus Menschen, die von TEVLEX missbraucht, ausgeraubt und vernichtet wurden. Jeder von uns hat durch TEVLEX sein Leben verloren und nun sind wir dabei uns bei unserem ehemaligen Fürsorger zu bedanken. Wir haben uns geschworen TEVLEX und seinen gesichtslosen Führern alles zurückzuzahlen, was sie uns angetan haben. Wir werden nicht eher ruhen, bis wir zerstört haben, was uns zerstört hat. ~*~ „Helen.“ kam es fast tonlos über Logans Lippen, als seine Augen in den nächtlichen Sternenhimmel von Baderos blickten. Gedankenverloren schwenkte er das Glas Whisky in seiner Hand. Sein Verstand hatte ihn wieder einmal auf eine Reise in die Vergangenheit geschickt. Dort, wo seine Frau Helen noch lebte, dort wo sie glücklich mit ihrem bescheidenen Leben waren. Seine Helen, das Licht seiner Sterne. Die er jeden Tag auf dem Rückweg von der Fabrik, in der Sanitätsanlage abgeholt hatte und mit ihr nach Hause gegangen war, in ihr kleines Reich. Er war vollkommen glücklich damit gewesen, bis zu diesem einen Tag. „Captain, wir sind bereit zum Abflug. Alle Mann sind an Bord.“ riss Kyra ihn, mit ihrer Meldung, aus seinen Erinnerungen. Er sah die junge Frau mit ihrem Sidecut an, blinzelte mehrmals und kam langsam in die Wirklichkeit zurück. „Danke.“ antwortete er ihr verspätet und richtete seine Aufmerksamkeit direkt auf das Kontrollpult, weshalb ihm ihr verwunderter Blick entging. „Hafenbasis, wir starten.“ gab Logan kurz darauf über ein Mikrofon weiter an die Flugwacht. „Roger Phoenix, guten Flug!“ knatschte es als Antwort aus den Lautsprechern, bevor der drahtige Mann die Motoren startete und die Phoenix in Richtung All lenkte. Kein überflüssiger Ton war in dem geräumigen Cockpit zu hören, während sie die Atmosphäre von Baderos verließen. Aber Logan war sich im Klaren darüber, dass dies nicht lange so bleiben würde. Und er sollte Recht behalten. Denn gerade als er die Koordinaten Richtung Außengrenzen des Allianzterritoriums gesetzt hatte, sprach Kyra das Offensichtliche aus. „Du hast schon wieder an Helen gedacht. Stimmt´s?“ genervt fuhr er sich mit der Hand durch seine kurzen braunen Haare. Er wollte nicht antworten, aber das brauchte er auch nicht, das brauchte er nie, denn sie ließ ihm nie Zeit dazu. „Logan, bitte tue dir das nicht immer an. Ich weiß, dass du sie vermisst, aber ich glaube nicht, dass sie sich darüber freuen würde, wenn du dich von deinen Erinnerungen zerfressen lässt, ebenso wenig, wie von dem ganzen Whisky, den du ständig in dich rein schüttest. Außerdem könntest du hier mal wieder aufräumen! Hier liegen überall Sternenkarten und dein Elektroschrott rum.“ Tief durchatmend drehte er sich mit seinem Stuhl um und sah sie zum ersten Mal richtig an. Sein erster Offizier war gerade einmal Ende zwanzig, aber hatte bereits jetzt mehr gesehen, als viele je sehen würden. Sein Blick blieb wie so häufig an ihren Augen hängen und ein Stich der Trauer durchfuhr sein Herz. Diese grauen Seen drückten für den, der sie lesen konnte, so viel Schmerz und Leid aus, dass es ihm jedes Mal die Brust zusammenschnürte. Diese taffe Frau hatte ihn ihrem Leben schon so viel Leid erfahren und schaffte es dennoch, mit erhobenem Haupt voranzugehen, um jeden Tag dem Universum zu zeigen, dass nichts sie jemals unterkriegen würde. „Kyra,“ sprach er sie ruhig an, „kannst du einem alten Mann wie mir nicht seine Laster und kleinen Marotten lassen?“ fragte er mit einem sanften Lächeln. „Nein,“ antwortete sie entschlossen,“ denn du bist nicht alt und außerdem brauchen wir einen fähigen Captain.“ Er schnaubte auf. „Na wenn du meinst.“ beendete er vorzeitig ihre Diskussion. Heute stand ihm wirklich nicht der Sinn danach. Er richtete sich im Stuhl auf, nun sah sie ihn wieder, wie sie ihn kannte, ihren Captain, willensstark und eigensinnig. „Dann erzähl mal, was hast du dir denn auf dem Turin gekauft?“ brachte er das Gespräch auf unverfänglichere Bahnen. „Na was wohl?“ fragte sie ihn herausfordernd. „Waffen, natürlich.“ kam auch so gleich die Antwort, wieder, ohne dass sie ihm Zeit ließ, um zu antworten. Ein Lächeln stahl sich auf Logans Gesicht. „Ich habe auch nichts anders erwartet.“ „Ich hab mir die neuste Dotch-Shot geholt, die hat einen Doppellauf und feuert nicht nur Lasergeschosse, sondern auch elektromagnetische. Außerdem kann man sie inzwischen problemlos im All abfeuern, sie benötigt nämlich keine Atmosphäre mehr.“ berichtete Kyra sachlich, doch ihre Begeisterung konnte sie nicht verbergen. „Eigentlich wollte ich mir auch noch ein paar kleinere Waffen zulegen und ein gutes Messer könnte ich auch mal wieder gebrauchen, aber Rufus hat mich zu sehr gedrängt. Er wollte unbedingt zu diesem Stand, mit dem alten Erdenplunder. Als wenn im All nicht schon genug Müll herumfliegen würde, jetzt haben wir schon wieder mehr davon an Bord.“ Logan amüsierte sich Zusehens über ihre Entrüstung. Er versuchte, es zu verdecken, in dem er sich mit der Hand über Mund und Bart fuhr, was ihm aber mehr schlecht als recht gelang. „Rufus hängt nun mal an unserer Heimat.“ „Aber er hat doch selbst nie dort gelebt.“ brachte Kyra ihr Unverständnis zum Ausdruck. „Da hast du recht, aber seine Eltern haben ihm als Kind immer Geschichten von der Erde erzählt und er hat sich einfach in sie verliebt.“ versuchte Logan, es ihr nahe zu bringen. „Wie kann man es ihm denn auch verdenken, wenn man überlegt, wo wir alle aufgewachsen sind. Die Slums dieser Galaxie sind alles andere als paradiesisch und wenn du dann von einem schönen blauen Planeten hörst, mit vielen grünen Wiesen, endlosen Wäldern und atemberaubenden Pflanzen und Tieren. Würdest du dich nicht auch an diesen Ort wünschen?“ Ungläubig schaute Kyra ihren Captain an, der verträumt auf etwas Unsichtbares zu schauen schien. „Jetzt sag nicht, dass du auch so ein `die Erde ist der schönste Planet´-Fanatiker bist!“ Mit einem Blinzeln war er wieder im Hier und Jetzt. „Lass mir altem Mann doch meine Träumereien.“ grinste er sie an. „Oh, nicht das schon wieder.“ rief sie aus und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Bevor ich mir das wieder anhöre, schau ich mir lieber an, was Mex sich für ein neues Rauschmittel geholt hat… oder lieber auch nicht.“ überlegte sie laut. „Den Müll, den Kyle sich wieder geholt hat, um an sich rumzuschrauben, will ich aber auch nicht sehen.“ „Das hab ich gehört.“ kam es plötzlich hinter ihr, von der Luke des Cockpits. „Gut so.“ warf Kyra dem Neuankömmling zu. In dem Durchgang stand ein großer muskulöser Kerl, nur mit einer Hose bekleidet, der nicht mehr wirklich vollkommen menschlich aussah. Überall an seinem freien Oberkörper konnte man Platinen und Kabel sehen. Sein rechter Arm war komplett durch ein kybernetisches Implantat ersetzt worden, ebenso wie sein linkes Auge. Das Augenimplantat bedeckte sogar fast seine komplette linke Schädeldecke, die er deshalb kahlrasiert hatte. Was ihm eine interessante Frisur bescherte, denn auf der rechten Seite, fielen ihm die Haare bis in die Augen. „Hey Logan.“ grüßte er seinen Captain kurz, bevor er sein Wort an seine Mannschaftskameradin wandte. „Ich hab mir eine neue Software für mein Auge geholt, damit kann ich bestimmt direkt durch deine Kleidung sehen.“ grinste er Kyra schelmisch an. „Arschloch!“ schmiss sie ihm entgegen, als sie ihre Waffe zog und auf sein linkes Augen zielte. „Erwische ich dich einmal, dass du mich beobachtest, blas ich dir den Kopf weg.“ Lachend nahm Kyle die Hände hoch, als plötzlich etwas Schwarzes von oben heruntersprang und auf Kyras Waffe landete. „Ibis!“ fuhr Kyra das kleine Wesen mit den drei silbernen Streifen auf dem Rücken an. Dass sich daraufhin zu ihr umdrehte und fluchs über ihren Arm auf ihre Schulter kletterte, um sich schnurrend um ihren Kopf zu winden. „Keine Angst, Mäuschen“, lachte Kyle immer noch und provozierte sie weiter, „du wirst es nicht bemerken.“ Wütend wollte Kyra ihm noch etwas entgegnen, als Ibis ihren langen Schwanz über ihr Gesicht strich. Lachend nutzte Kyle die Gelegenheit und machte sich aus dem Staub. Kyras Schrei, seines Namens, hallte ihm hinterher. „Könnt ihr denn niemals erwachsen werden?“ fragte Logan Kyra, die ihm hinterherjagen wollte, aber gerade mit Ibis kämpfte, die sich nicht von ihr trennen wollte. „Sag das diesem Perversen!“ war ihre Antwort, als sie den Wanuraluchs endlich loswurde und auf Logans Schoß setzte. Bevor sie wutschnaufend das Cockpit verließ, aber in Kyles entgegengesetzte Richtung. Kopfschüttelnd nahm Logan das kleine Wesen mit den kurzen Beinen hoch und schaute ihr in die gelben Augen. „Was hab´ ich nur für eine Mannschaft?“ fragte er Ibis. Doch das süße Wesen, mit den langen Ohren, gab ihm keine Antwort, nur ein kurzes Quieken. „Hast ja Recht.“ stimmt er Ibis zu. „Hab´ ich mir alles selbst eingebrockt.“ Damit nahm er sie wieder runter, setzt sie auf seinen Schoß und drehte sich der Navigationseinheit zu. „Na dann wollen wir mal so schnell wie möglich aus diesem Territorium rausfliegen. Nicht, Ibis?“ Erneut sah er das kleine Wesen an, das nur seinen Kopf hob und ihn gegen seinen Bauch rieb, um gestreichelt zu werden. Wenigstens ein Mitglied seiner Crew war unkompliziert, ging es ihm durch den Kopf. ~*~ „Warum machen wir das nochmal?“ warf Kyle die Frage in die Runde. Alle Crewmitglieder der Phoenix saßen zu diesem Zeitpunkt zusammen im gemütlichen Aufenthaltsraum, zum Abendessen. Es duftete nach gebratenem tagerischem Rind und saturischen Rüben, mit einigen Algen aus der biologischen Zuchtstation auf Saturis. Der runde Tisch war voll beladen und alle waren dabei, sich die Teller zu befüllen. Nur Ibis hatte bereits ihr rohes Rind vor sich auf dem Boden stehen. Logan sah leicht genervt auf. „Weil Familien sich nun mal zum Essen zusammensetzten und ich jeden von euch wenigstens einmal am Tag sehen möchte, damit ich weiß, dass ihr gesund und auch noch an einem Stück seid.“ Bei den letzten Worten sah er Kyle besonders scharf an. „Immer auf die armen kleinen Cyborgs.“ jammerte der sofort los. „Kyle halt endlich deine Klappe, ich will essen und mir nicht von deinem Geschwafel den Appetit verderben lassen.“ motzte Kyra sofort und begann demonstrativ zu Essen. Doch bevor Kyle ihr antworten konnte, hatte Rufus auch schon das Wort ergriffen. Der bereits ergraute und untersetzt Mechaniker war vollkommen anderer Meinung. „Von mir aus könnten wir uns gerne mal beim Essen vernünftig unterhalten. Ich kann den Captain vollkommen verstehen. Euch sieht man den ganzen Tag nicht. Da muss man ja vermuten, dass euch etwas zugestoßen ist.“ „Danke Rufus.“ drückte Logan seine Zustimmung aus. „Ach Alterchen, nur weil ihr mich nicht seht, geht es mir noch lange nicht schlecht. Ich schwebe halt lieber ohne euch zwischen meinen Bits und Bytes.“ beteiligte sich nun auch Mex, das jüngste Crewmitglied, am Gespräch. „Das wissen wir alle nur zu gut. Gerade deshalb treffen wir uns jeden Abend hier, damit wir uns sicher sind, dass du nicht in deinem eigenen Universum hängengeblieben bist.“ erklärte ihm Rufus mit einem nicht zu überhörenden anklagenden Unterton. „Bleib mal locker. Ich weiß schon, was ich vertrage. Um mich braucht sich keiner Sorgen machen.“ Und damit ließ der hagere Junge seinen Blick zu Kyle wandern. Empört blieb dessen Gabel in der Luft hängen, die er gerade zum Mund geführt hatte. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Er wollte sich schon automatisch verteidigen, als Kyra das Wort ergriff. „Mex hat Recht. Die größte Gefahr für sich selbst, stellt ja wohl Kyle da. Der schraubt doch den ganzen Tag an sich selbst rum und bohrt sich irgendwelche neuen Löcher in den Körper, nur um wieder idiotische Teil einzusetzen.“ Das konnte der Cyborg nicht auf sich sitzen lassen. „Natürlich, und das sagt gerade unsere `Hallo, ich hab mir eine Nuklearwaffe gekauft – Psychopatin`, die den ganzen Tag an ihren Waffen rumbastelt und uns alle, damit in die Luft jagen könnte.“ Jetzt war Kyra sauer. Mit dem Messer wild gestikulierend zeigte sie auf Kyle. „Ich habe überhaupt keine Nuklearwaffe, du Volldepp und außerdem kann ich mit keiner meiner Handwaffen ein Raumschiff in die Luft jagen. Hier geht es nur um so selbstmörderisch Veranlagte, wie dich. Die an sich selbst rumfummeln und sich dabei in Einzelteile zerlegen.“ Kyras Kommentar über sich überging er einfach. „Ach ja, du hast also keine Handwaffe, mit der du uns in die Luft jagen kannst? Und was ist mit den ganzen anderen Waffen, die hier rumfliegen? Mit denen kannst du uns nicht alle in tausend Teile zerlegen? Wer ist hier wohl die größere Gefahr?“ forderte er sie heraus. Doch Kyra hatte nicht mehr die Chance zu antworten, denn Logan beendete ihren Streit. „Es reicht jetzt. Ich habe meinen Standpunkt ausreichend klar gemacht, warum wir uns hier jeden Abend treffen und ich möchte das Ganze genießen. Also wenn es euch nicht möglich ist vernünftig miteinander zu reden, dann haltet die Klappe.“ befahl er den Streithähnen. Das war der Zeitpunkt, an dem Ibis sich entschied, bei dem Geschehen dabei sein zu wollen und Rufus von hinten auf, die Schultern sprang. Tiefenentspannt nahm der Grauhaarige es hin, das war er gewohnt. „Tut mir leid Rufus, aber eine normale Unterhaltung ist hier wohl nicht möglich.“ entschuldigte Logan sich bei seinem Mechaniker, der stets ein gutes Gespräch zu schätzen wusste. Während sich Kyle und Kyra giftige Blicke zuwarfen. „Nicht schlimm, Captain. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sie alle noch erwachsen werden, bevor ich an Altersschwäche sterbe.“ antwortete er und ein Lächeln erschien auf dem wettergegerbten Gesicht, während er in aller Ruhe den Wanuraluchs hinter den Ohren kraulte. Resigniert schnaubte Logan auf. „Dein Wort in Chronos Ohr.“ Still aßen sie nun und jeder hing seinen friedlichen oder weniger friedlichen Gedanken nach. Mex war scheinbar wieder in seine eigene Welt abgetaucht, Kyra erstach Kyle immer noch mit ihren Augen. Während dieser, sich an den Kopf tippend, Einstellungen an dem neuen Modul seines kybernetischen Auges vornahm. Rufus und Logan, unterhielten sich inzwischen wieder ruhig, während Ibis es sich auf Rufus Schultern bequem gemacht hatte. Es war ein angenehmes Essen, bis Kyle auf einmal ruckartig aufsah. „Scheiße, das hab ich völlig vergessen.“ unterbrach er brüsk das Gespräch der Crew-Ältesten, was Ibis aufschrecken ließ. Alle Aufmerksamkeit richtete sich nun auf ihn. „Ich hab auf dem Turin ein paar Infos für einen neuen Coup bekommen.“ „Was für einen neuen Coup?“ schaltete sich Logan sofort ein. „Ich hab da von einem Lager gehört, auf Valerios. Es scheint ein wichtiges Depot für TEVLEX zu sein.“ „Von wem hast du die Info?“ fragte Logan genauer nach. Kurz kratzte sich Kyle am Kopf. „Von Miles. Einem Zwischenhändler für Kybernetikteile. Er erzählte, dass er erst vor einigen Monaten tolle Ware aus diesem Depot jemandem abgekauft hat. Er meinte, das wäre ´ne Goldgrube. Also dachte ich mir, ist es bestimmt auch für uns interessant. Es wäre doch super, wenn wir TEVLEX schaden und dabei noch richtig Geld machen würden.“ Grübelnd strich sich Logan über seinen Bart. „Kann man ihm vertrauen?“ richtete er seine Frage an Kyle. „Ich würde sagen ja. Immerhin wusste er nicht, dass wir es sind, die TEVLEX immer wieder die Tour versauen.“ „Und du bist dir sicher, dass er dich nicht erkannt hat?“ fragte Logan noch mal nach. „Ja, das bin ich. Immerhin bin ich nicht so blöd, ohne Tarnung auf einen so großen Umschlagplatz, wie dem Turin zu gehen.“ Logan merkte sofort, dass Kyra einen Einwand bringen wollte, doch er hielt sie mit einer Armbewegung davon ab. „Ok, wir nehmen das Depot auf Valerios als nächstes Ziel ins Auge.“ beschloss der Captain. „Kyle, gib alle Infos, die du hast Mex! Und Mex, überprüf` das Ganze, am besten dreimal und find` so viel wie du kannst über dieses Lager raus. Währenddessen werden wir uns auf den Weg zur Andora-Station machen. Ich habe da einen alten Bekannten, einen Insider, der uns vielleicht ein bisschen mehr über dieses Lager erzählen kann.“ „Jawohl Captain“, erwiderte Mex eifrig, „ich werde jedes Byte im Cyberstrom vier Mal umdrehen.“ während Kyle nur nickte und alle anderen weiterhin aufmerksam ihrem Captain lauschten. „Wir müssen sehr vorsichtig sein. Durch unseren letzten Coup haben wir TEVLEX empfindlich geschadet. Der Frachter, den wir überfallen haben, hatte sehr viele schwer zu besorgende Gegenstände an Bord, was sie sicherlich um Monate zurückwirft.“ warnte Logan sie, worauf alle, außer Rufus, zu jubeln anfingen und sich für ihre Genialität beglückwünschten, auch Ibis quiekte vergnügt. Aber Logan platzte der Kragen bei so viel Unvernunft. „Hört mir verdammt noch mal zu!“ erschrocken blickten die drei jüngeren Besatzungsmitglieder und ihr Haustier auf. „Ich freue mich auch darüber, dass wir so viel geleistet haben, aber das ist noch lange kein Grund überheblich zu werden. Ihr könnt davon ausgehen, dass wir uns mit dieser Aktion auf einen der ersten Plätze ihrer Abschussliste katapultiert haben. Ich warte im Grunde jede Sekunde darauf, dass eine Einheit Hedj´s uns umzingelt. Also müssen wir jetzt fünfmal so vorsichtig sein wie vorher.“ „Ach, diese alten Blechkisten schaffen wir doch mit links. Mach` dir nicht so ‘n riesen Kopf, Boss!“ warf Kyle in die Runde. Doch Logan beruhigte das überhaupt nicht, eher das Gegenteil war der Fall, denn die Ader an seinem Hals fing bedrohlich an zu pumpen. Tief einatmend holte er Luft und grollte ihnen entgegen. „Noch einmal zum Mitschreiben, für die Analphabeten unter uns. Ihr werdet so vorsichtig sein, als hättet ihr ein Päckchen mit waffenfähigem Uran auf den Armen. Ihr werdet keinen Funkspruch verschicken, ohne mit mir gesprochen zu haben und wenn ich nur einen erwische, der unerlaubt das Schiff verlässt, dann werde ich der Person eigenhändig das Genick brechen. Haben wir uns verstanden?“ „Ja, Captain!“ erklang es einstimmig aus allen Mündern. In diesem Moment wurde wohl auch dem letzten von ihnen die bedrohliche Lage klar, in der sie sich nun befanden. Hatte der Tag auf dem Markt noch so entspannt angefangen, wussten sie nun alle, dass sie ab jetzt nur noch aus dem Untergrund agieren durften, wenn sie weiterleben wollten. Und darüber waren sich alle einig, leben wollten sie, denn TEVLEX war noch lange nicht zerstört. So verging der Rest des Essens schweigend. Als alle abgeräumt hatten und sich in ihre Kabinen zurückziehen wollten, hatte Kyle allerdings doch noch eine Frage, was die Aufmerksamkeit aller zurückholte. „Captain?“ „Ja.“ antwortete Logan betont ruhig. „Wo ist eigentlich dieser kleine geschnitzte Obelisk vom letzten Coup?“ wollte Kyle wissen. „Wieso fragst du?“ grub Logan nach, etwas machte ihn misstrauisch. Seit wann interessierte sich Kyle für Kunst? „Ich finde ihn nett und würde ihn gerne als Deko nutzen.“ gab Kyle ganz gelassen zurück. Logan schüttelte nur über seine neu aufgeflammt Paranoia den Kopf und antwortete schlicht. „Irgendwo hinten im Laderaum, den wollte keiner haben, war scheinbar nicht künstlerisch genug.“ „Danke.“ rief ihm Kyle zu, der schon auf dem Weg in den hinteren Teil des Schiffes war. Wie die Kinder, ging es Logan nur durch den Kopf, als er sich auf den Weg zur Brücke machte. ~*~ Es waren zwei Tage vergangen seit diesem drastischen Gespräch beim Abendessen. Jeder war wieder in seinen gewohnten Trott verfallen. Sie kümmerten sich um ihre Pflichten an Bord oder ihre persönlichen Interessen, außer Mex. Das digitale Genie hatte in den letzten zweiundvierzig Stunden nichts anderes getan, als alle nur auffindbaren Daten über das Lager auf Valerios aus dem Datenstrom, der durchs Universum floss, zu ziehen. Berauscht von seinen synthetischen Mitteln war er in seine eigene Welt abgetaucht und hatte vollkommen die Realität vergessen, weshalb nun auch Logan, in seiner Kabine, hinter ihm stand. Völlig unbemerkt war der Captain in dieses Chaos aus leeren Verpackungen, Kleidung und Kabeln eingetreten und hatte sich Mex genähert. Der saß, nur in Shorts und Unterhemd gekleidet, auf seinem Stuhl. Sein jüngstes Crewmitglied hatte bereits gestern das gemeinsame abendliche Essen ausfallen lassen und nun war er wieder nicht erschienen, weshalb Logan ihn persönlich holte. Mit einem kräftigen Ruck an den Kabeln zum Cybernetzwerk schaltete er alle Verbindungen ab. Wie in Trance starrte Mex dennoch weiterhin auf den bereits dunkeln Monitor. Es war nicht das erste Mal, dass so etwas geschah und es würde auch sicherlich nicht das letzte Mal sein. Doch Logan wusste was er zu tun hatte. Die Injektionspistole steckte vorsorglich bereits mit einem Aufwecker in seinem Gürtel, aus dem er sie nun hervor nahm und dem blonden Jungen das Mittel in den Hals jagte. Es dauerte nur Sekunden, bis Mex wie aus dem Tiefschlaf gerissen plötzlich aufsprang und sich verwirrt in seiner Kabine umsah. Erst nach einigen Momenten erkannte er wieder wo er war und bemerkte auch seinen Captain, der ihn schon vorwurfsvoll ansah. Leicht verlegen sah Mex nach unten. Er hatte schnell begriffen, was erneut geschehen war und fragte vorsichtig. „Wie viele Abendessen habe ich verpasst.“ „Nur eins.“ antwortete Logan knapp. „Und damit das auch so bleibt, kommst du jetzt mit!“ befahl er ihm. „Klar, sofort, aber ich muss dir erst noch sagen, was ich alles gefunden habe.“ Logan, der schon dabei war die Kabine zu verlassen, drehte sich noch einmal um. „Können wir das nicht später klären?“ fragte er ein wenig ruppig. Doch als er Mex´s niedergeschlagenen Blick bemerkte, gab er nach. „Na dann, erzähl.“ Begeistert riss Mex wieder den Kopf hoch und strahlte aufgeregt. „Ich habe einen alten Bauplan des Depots gefunden, als es noch den Valleren gehörte. Es war für sie eine Kultstätte und ich konnte mir die äußeren Verteidigungseinrichtungen über einen Kommunikationssatelliten im Orbit des Planeten besorgen, in den ich mich heimlich gehackt habe.“ Beeindruckt zog Logan seine Augenbrauen hoch. „Wie bist du denn an die Baupläne gekommen?“ Nun wurde Mexs Grinsen noch breiter. „Wenn du einmal Daten hochlädst, kannst du sie nie wieder wirklich löschen und wenn du Mex `the snake´ bist findest du sie, egal wie tief sie vergraben sind.“ Stolz war auf Logans Gesicht erkennbar. „Sehr gut gemacht, du Genie!“ Auch wenn es fast nicht möglich war, schwoll Mex Brust noch ein bisschen mehr an. „Und… wahrscheinlich kann ich mich auch, sobald wir auf dem Planeten sind, in das Netz des Lagers einklinken, um die inneren Verteidigungseinrichtungen lahmzulegen. Na bin ich gut?“ „Ja, das bist du. Deshalb werde ich dir das verpasste Abendessen auch nochmal verzeihen. Aber jetzt bewegst du deinen Hintern Richtung Küche, sonst überleg ich es mir anders.“ bestätigte ihm sein Captain lächelnd. Immer noch grinsend hüpfte Mex an dem Älteren vorbei und Logan konnte wieder nur seinen Kopf schütteln. Was hatte er da nur für eine Crew? Doch Mex war heute nicht der Einzige, der die Zeit vergessen hatte. Während Logans größtes Sorgenkind sich Richtung Abendessen aufmacht, schlug er selbst den Weg zum Maschinenraum ein, obwohl ihn der leckere Duft in die entgegengesetzte Richtung lockte. Denn auch Rufus und Kyle hatten sich an diesem Tag noch nicht blicken lassen und eine Ahnung ließ ihn die beiden über dem Energiekern vermuten. Es dauerte nicht lange und seine Vermutung wurde bestätigt. Lautstark waren die Stimmen der beiden aus dem Innersten des Schiffes zu hören. „Kyle!“ rief da auch gleich schon wieder Rufus mit einem genervten Unterton. „Wo bleibt der Spurenkonfigurator?“ Logan erwartete eine der üblichen Sprüche von Kyle, doch es war nur ein dumpfer Knall zu hören und dann ein lauter Schrei. „Ahhhrggg! Scheiße! Mein Kopf!“ fluchte Kyle vor sich hin. Inzwischen hatte Logan die Reling um den turbinenartigen Maschinenkern erreicht und späte in die Tiefe, des vollgenutzten Raumes. Sich ein Lachen kaum verkneifen könnend, beobachtete er, wie Kyle sich den Kopf reibend, unter einem, der dicken Rohre des Kerns hervorgekrochen kam. Scheinbar hatte er sich gewaltig den Kopf gestoßen. „Kyle!“ schrie auch gleich wieder Rufus, den Logan allerdings noch nicht ausmachen konnte. „Ich hab dir gesagt, dass du dich hier nur aufhalten darfst, wenn du mir nützlich bist. Also wo bleibt mein Konfigurator?“ angesäuert verzog Kyle das Gesicht. „Kommt ja schon, alter Sack!“ Sich weiter den Kopf reibend ging Kyle auf die Spule an der Vorderseite des Kerns zu. „Du solltest mir echt dankbarer sein. Immerhin krabbel ich hier deinen verschlammten Werkzeugen hinterher und verletzte mich dabei noch und das Einzige, was ich dafür bekomme, sind Arschtritte!“ „Ja, ja, hör´ auf zu jammern und gib mir endlich das verdammte Ding!“ forderte Rufus ihn erneut auf, als eine Hand auf der rechten Seite des Kerns erschien. Kyle, der inzwischen die Vorderseite erreicht hatte, drückte Rufus den Spurenkonifgurator in die Hand. „Danke!“ kam es grummelnd aus dem Kern. „Schon klar.“ erwiderte Kyle und sah zu, bei dem, was auch immer Rufus tat. Logan grinste nun wirklich. Die beiden waren schon ein tolles Pärchen. Ständig bölkten sie sich an, aber Logan wusste, dass sie sich in Wirklichkeit beide sehr schätzten. Doch so nett es auch war, ihnen zuzusehen, es war immer noch Zeit fürs Abendessen und so rief er den beiden Schraubern zu: „Hey Jungs, ihr habt das Abendessen vergessen. Los, antreten!“ Rumbs und es ertönte erneut ein Knall. „Scheiße, verdammte Kacke!“ kam, es zeternd aus dem Kern und Kyle fing an, hemmungslos zu lachen. Rufus war so in seine Arbeit vertieft gewesen, dass ihn Logans plötzlich ertönte Stimme erschreckt hatte und nun, er sich den Kopf gestoßen hatte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht krabbelte er aus dem Kern, einen, sich bereits vor Lachen den Bauch haltenden, Kyle neben sich. „Ja, ja, sehr witzig.“ grummelte er Kyle entgegen. „Na kommt schon, das Essen wird bereits kalt.“ wies sie ein lächelnder Logan nochmal an. „Wir kommen.“ rief Rufus ihm entgegen, der seine Hände tief in den Taschen seiner Latzhose vergrub. „Na komm schon!“ richtete Rufus an Kyle und stieß diesen mit der Schulter an. Während Kyle versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen und dabei jedes Mal erneut in Lachen ausbrach, gingen beide nebeneinander Richtung Reling. Nun konnte auch Rufus sich ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Die Situation war auch für ihn einfach zu komisch. ~*~ Der Lärm tausender Stimmen schmerzte in Logans Ohren. Er hasste die Massenansammlungen und den Krach in diesen Raumhäfen. Überall rannten Menschen und anderer Lebewesen, jeglichen Alters herum. Die streitsüchtigen echsenähnlichen Lomaren brüllten sich an, die riesigen blauen Akanara kreischten förmlich durch ihre extrem hohen Stimmen, die betrügerischen Gateraner feilschten als wenn es um ihr Leben ginge, wobei ihre Glubschaugen erschreckend weit heraustraten. Während die Kinder dieser und vieler anderer Spezies wild durcheinander liefen, schrien, lachten und dabei das saturische Baumrennen spielten, dessen Regeln Logan bis heute nicht verstanden hatte. Es war eine Ansammlung von schlechten Gerüchen und noch schlechterem Benehmen und nur eines gab es hier, dass für Logan ein Lichtblick in diesem Chaos darstellte. So schnell es in diesem dichten Gewirr möglich war, drängte sich Logan durch die Massen, um nach oben zu kommen. Dort war einer der Plätze im Universum, an denen er ein wenig Ruhe fand von seinen rastlosen Gefühlen, die auf Rache sinnten. Immer wieder angetrieben von schmerzhaften Erinnerungen. Es dauerte für ihn schier unendlich lange, bis er sich durch die Masse auf die oberste Plattform des Raumhafens gekämpft hatte. Vollkommen genervt schloss er hinter sich die Türen und atmete tief ein. Jeder Raumhafen besaß so etwas, doch war der hier, auf Andora, der Schönste. Umgeben von Bäumen, Pflanzen und einigen wenigen Blumen spazierte der Captain der Phoenix auf den Rand des kuppelartigen botanischen Gartens zu. Er stützte sich mit seinen Unterarmen auf das Geländer und ließ die Ruhe dieses Ortes auf sich einströmen. Die Luft war durch die Pflanzen hier so klar und sauber, dass er seit langem das erste Mal wieder das Gefühl hatte, wirklich atmen zu können. Der Ausblick durch das Kraftfeld auf den grünen Planeten Saturis und die Weite es Universums, ließ ihn alles für einen Moment vergessen. Es waren diese Augenblicke, in denen er wieder neue Kraft schöpfte und wusste, er würde seine Aufgabe schaffen, er würde sich an TEVLEX rächen. Denn es waren auch genau diese Orte gewesen, die seiner verstorbenen Frau am meisten gefallen hatten. Zwar waren sie nur selten in einem Raumhafen gewesen, doch jedes Mal schwärmte sie noch monatelang von ihren Gärten. Ja, seine Helen, die durch TEVLEX gestorben war, weil die Firma es als zu teuer erachtete Rettungsmaßnahmen einzuleiten, als die Sanitätsstation in Brand aufging. Der Konzern war der Ansicht gewesen, dass die Station gerne abbrennen konnte, da bereits eine Neue kurz vor der Fertigstellung stand und ein Rettungseinsatz für die wenigen Arbeiter in der Nachtschicht zu teurer wäre. Denn Arbeiter gab es ja genug. Dies war der Tag gewesen, an dem Logan dem Konzern Rache geschworen hatte. Auch wenn er wusste, dass Helen es niemals gutheißen würde, konnte er es nicht vergessen. Ständig getrieben von den Erinnerungen an sie, von ihren imaginären Schreien im Feuer, von seiner eigenen Schuld, weil er nicht da gewesen war, wurde er angetrieben, niemals zu ruhen. Bis nicht auch das letzte Bisschen dieses Unternehmens aus dem Weltall gewischt worden war. So kam es auch, dass er andere fand, die ebenfalls vom Konzern ausgebeutet worden waren und sich rächen wollten. So entstand die Crew der Phoenix. Völlig in seinen düsteren Gedanken versunken, bemerkte Logan den Neuankömmling nicht. Erst als ihm eine Hand auf die Schulter gelegt wurde, sah er sich um. Neben ihm stand ein Mann in den Vierzigern, der bereits die Mündung von Logans Laserpistole gegen seinen Magen drücken spürte. Sofort riss der Mann seine Hände hoch. Er hatte schwarzes Haar, das an den Schläfen aber schon weiß wurde, war athletisch und sein Gesicht war übersät von vielen Narben. Typisch für einen ehemaligen interstellaren Gesetzeshüter, ging es Logan durch den Kopf, als er sein Gegenüber erkannt hatte. Sofort hellte sich sein Gesicht auf. „Roger, alter Kumpel. Wir haben uns lange nicht gesehen.“ sprach er den Neuankömmling an und umarmte ihn. „Da hast du Recht, Logan. Ich freue mich, dich zu sehen, und wie ich sehe, haben deine Reflexe nicht nachgelassen, Aber an deiner Aufmerksamkeit musst du echt mal wieder arbeiten. Ihr seid kein unbeschriebenes Blatt mehr und du lässt dich einfach so von mir überrumpeln.“ Überführt für Logan sich durch die Haare. „Du hast Recht. Ich war gerade sehr unachtsam, wie ein Jungspund. Mich zieht dieser Ort einfach jedes Mal in seinen Bann.“ wissend nickte Roger. „Helen hat es hier geliebt, ich weiß.“ Es war nur eine weitere Erinnerung, doch sie verdüsterte erneut Logans Gesicht. Deshalb versuchte, sein langjähriger Freund ihn auf andere Gedanken zu bringen. „Sag, wie geht´s dir? Wie geht´s deiner Crew?“ wollte Roger wissen. Tief durchatmend ging Logan auf seinen Versuch ein und ließ seine schmerzlichen Erinnerungen ziehen. „Ach, du kennst sie doch. Sie benehmen sich alle wie kleine Kinder, auf die man ständig aufpassen muss und Rufus grummelt sich wie immer einen in den Bart.“ beklagte Logan sich. „Na, dann wird es ja aller Höchste Zeit, dass du endlich etwas Disziplin in diese Truppe bringst.“ schlug Roger ihm vor. „Da ist alle Hoffnung verloren. Diese Crew ist einfach ein bunter Haufen, aber ich mag sie, genauso wie sie sind.“ erwiderte Logan mit einem Lächeln. „Das glaub´ ich dir sofort.“ antwortete ihm Roger. „Doch sag mal, warum wolltest du unbedingt so schnell ein Treffen mit mir. Versteh´ mich nicht falsch, ich freu mich, dich wieder zu sehen. Nur wundert es mich ehrlich gesagt ein wenig. Ich hab gehört, dass TEVLEX vor zwei Monaten eine Menge gutes Material abhandengekommen ist, da hattet ihr eure Finger doch bestimmt mit im Spiel. Und da traust du dich schon wieder auf einen Raumhafen?“ „Ja, deine Vermutung stimmt, das waren wir. TEVLEX ist dabei um einige Millionen ärmer geworden, aber mir schwebt da bereits wieder etwas Neues vor und da könnte ich deine so gut informierten Ohren gebrauchen.“ erklärte Logan ihm. „Ok, mit mir immer, das weißt du. Nur solltest du echt vorsichtig sein. Ich hab mitbekommen, dass es in gewissen Kreisen ganz schon brodelt und die sich einiges einfallen lassen wollen um euch zu schnappen.“ warnte Roger ihn. „Danke, Kumpel. Wir werden vorsichtig sein. Aber sag, was kannst du mir über ein Depot auf Valerios sagen?“ stellte Logan ihm nun die Frage seines eigentlichen Anliegens. „Valerios,… ein Depot auf Valerios. Was sagt mir das?“ grübelte Roger laut und knetete mit seinen Fingern sein Kinn. „Aber natürlich!“ fiel es ihm nach einigen Sekunden ein. „Auf Valerios gibt es ein Forschungslabor von TEVLEX, kein Depot. Dort werden soweit man den Gerüchten trauen darf, genetische Versuchsreihen durchgeführt. Es heißt, dass ihnen die Cyborgtechnologien zu unrentabel geworden sind und sie nun versuchen, Humanoide und Tiere zu kreuzen, um besonders effektive und gefügige Kampfmaschinen zu erschaffen. Scheinbar sind ihre tollen Helfer der Justiz, die Hedj´s ihnen zu teuer geworden. Und du weißt ja Lebewesen gibt es genug, ihrer Meinung nach.“ Während Rogers kleinen Berichts wurde Logans Puls immer schneller. Besonders die letzten Worte lösten in ihm eine unbändige Wut aus. Wie konnte diese Firma nur so wertlos über Menschen und Lebewesen denken. Genau deshalb musste Helen sterben und sie hatten immer noch nicht begriffen, dass dies falsch war. Dafür würden sie bezahlen. Eins stand nun für Logan fest. Sie würden diese Einrichtung nicht bestehlen, sie würden alle Wesen befreien und sie dann direkt in die Luft jagen. So würden sie auch gleich das Leiden der Versuchsobjekte beenden können. Roger hatte währenddessen Logans Mienenspiel genau verfolgt und machte sich inzwischen mehr als Sorgen. „Logan, ich hoffe, du stürzt dich jetzt nicht einfach Hals über Kopf in dein Unglück. Es ist sicherlich zu schaffen, diese Einrichtung zu infiltrieren, aber nur mit einem kühlen Kopf. Hörst du mich Logan? Renn´ nicht in dein Verderben, denk´ erst in Ruhe darüber nach.“ forderte sein alter Freund ihn auf. Doch Logan beruhigte ihn. „Keine Angst, Roger. Ich werde nicht einfach so losstürmen, aber du darfst dich auf interessante News in den nächsten Wochen freuen.“ grinste Logan ihn an. „Roger, ich danke dir für diese Info. Das nächste Mal treffen wir uns Mal wieder auf einen richtigen Abend zum Feiern und Spaß haben, mit der ganzen Crew. Kyle freut sich schon wahnsinnig darauf, dir seine neuen Teile zu zeigen, und Rufus hat dann endlich wieder jemanden, der seine Storys noch nicht zum dreihundertsten Mal gehört hat.“ Damit nahm er ihn freundschaftlich in den Arm und verabschiedete sich. „Endschuldige mich, aber ich muss jetzt los.“ „Kein Problem, ich kenn´ dich ja. Wenn du einmal für etwas brennst, gibt es kein Halten mehr. Ich freu mich schon auf den Abend, das kann ja echt heiter werden. Also kommt mir alle heil zurück, ich erwarte euch mit `ner Kiste tagerischen Sarus.“ erwiderte Roger. „Also, leb wohl und pass auf dich auf.“ „Pass auch auf dich auf.“ waren Logans letzte Worte, bevor er sich von Roger trennte und diesen Ort der Ruhe und Erinnerung ein weiteres Mal hinter sich ließ, um sich seinem selbst gewählten Schicksal zu fügen. ~*~ Eine Woche war seit ihrem Abflug vom Andora-Raumhafen vergangen, als sie sich der Umlaufbahn von Valerios näherten. Logan hatte, seiner Crew alles erzählt, was Roger ihm berichtet hatte und auch sie waren seit dem wild entschlossen, das Labor zu vernichten. Besonders Mex sprach von fast nichts anderem mehr. Denn auch er war jahrelang in einem ihrer Labore gefangen gewesen, und hatte unzählige Versuche über sich ergehen lassen müssen. Er wäre damals lieber gestorben, als es noch länger ertragen zu müssen, und so empfand er es als seine persönliche Aufgabe, alle Versuchswesen dort zu erlösen. „Also, es läuft alles nach Plan.“ wiederholte Logan nochmal in die Runde, als alle sich zu einer letzten Besprechung im Cockpit versammelt hatten. „Die gefälschte Signatur unseres Schiffes scheint zu funktionieren. Momentan denken sie, dass wir ein Wartungsschiff sind, mit Ersatzteilen.“ „Wir werden wie geplant, auf der Rückseite des Planeten in den Orbit eintreten und dann bis auf 20 km an den Laborkomplex heranfliegen. Von dort aus werden wir auf Hoverbikes so nah wie möglich ranfahren. Ab dann geht es die letzten Meter zu Fuß weiter. Mex wird sich, sobald wir das Labor erreichen, in ihr Netzwerk einhacken und die inneren Verteidigungsmechanismen ausschalten. Kyle, Kyra und ich werden reingehen, Mex wird uns durch den Komplex führen, wir werden die Sprengladungen anbringen, dann den Alarm auslösen, damit alle evakuiert werden können. Sobald wir das Gefühl haben, es sind alle raus, sprengen wir den Laden und machen uns auf den Rückweg zur Phoenix. Wo Rufus bereits mit laufenden Motoren auf uns warten wird. Habt ihr das alle verstanden?“ Einstimmiges Nicken und ein Quieken antwortete ihm. „Also dann, alle auf ihre Plätze. Wir werden in sieben Minuten in die Atmosphäre eintreten.“ Damit war alles besprochen und jeder bereitete sich auf ihre Mission vor, während Logan das Schiff Richtung Planetenoberfläche steuerte. ~*~ Rasend, glitten sie mit ihren Hoverbikes über den grünen Boden von Valerios. Bäume zogen blitzschnell an ihnen vorbei und Tiere liefen panisch davon. Bis jetzt hatte alles nach Plan funktioniert. Sie waren problemlos in den Orbit eingedrungen, waren auf der Planetenoberfläche gelandet und konnten unbehelligt ihre Hoverbikes besteigen, um die verbliebene Distanz zu TEVLEX Forschungslabor so schnell wie möglich zu überwinden. Ohne Anstrengung erklommen ihre Bikes den nächsten Hügel des und ermöglichten ihnen das erste Mal einen Blick auf ihr Ziel. Das Labor war scheinbar in einer alten Tempelanlage, in einem Tal umringt von Bergen, auf Valeros eingerichtet worden. Die imposanten Türme des alten Heiligtums ragten majestätisch Richtung Himmel. Man hatte fast das Gefühl, die vergangene Spiritualität dieses Ortes noch spüren zu können. Sofort war Logan klar, dieses Monument stand bereits Jahrhunderte. Denn die Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen. Einer der beeindruckendsten Türme war abgebrochen, die Steine, verwittert und alles war von Moos und Efeu überzogen. Eigentlich sah es nicht bewohnt aus, eher in der Zeit vergessen und den Naturgewalten überlassen. Aber Logan schüttelte diesen Gedanken schnell ab. Denn was war besser als eine Anlage, die verlassen aussah, um dort im Geheimen Versuche durchzuführen. Es wäre das ideale Versteck. Sich selbst zur Ordnung rufend, schüttelte er kurz seinen Kopf und blickte dann auf seine Begleiter. Auch Kyle, Kyra und Mex hatten wohl die besondere Stimmung dieses Anblicks in ihren Bann gezogen. Wie erstarrt standen sie auf ihren Bikes und nahmen das Bild, das sich ihnen bot, in sich auf. „Das sollte Rufus einmal sehen.“ sagte Kyra auf einmal in die Andächtigkeit. „Danach könnte er sich sehnen, nicht nach einem vollkommen ausgebeuteten Planeten.“ Innerlich stimmte Logan ihr zu, doch für solche Gespräche hatten sie keine Zeit. Sie mussten weiter, wenn sie nicht entdeckt werden wollten. So unterband er auch einen Kommentar von Mex, als er ihnen über das Brummen der Motoren zurief. „Pause beendet! Weiter!“ Befehlsgewohnt setzten sich alle sofort wieder in Bewegung. Logan hatte Recht, sie hatten eine Mission. Versteckt stellten sie ihre Hoverbikes ab und gingen den restlichen Weges zu Fuß, durch einen Waldstreifen, bis zur hohen steinernen Umgrenzung der Anlage. Zügig, gingen sie daran entlang und suchten nach einer Lücke im Gemäuer. Nach wenigen Schritten hatten sie bereits eine, in dem verfallenden Mauerwerk, gefunden. Sie blieben alle, vor Blicken geschützt, stehen und Mex holte sofort seinen Scanner heraus. Nachdem er einige Test gemacht hatte, nickte er Logan entspannt zu. „Ich kann bis zum Komplex keine elektrischen Signale feststellen. Das Abschalten der äußeren Verteidigungseinrichtungen hat geklappt und sie haben es noch nicht mal gemerkt.“ strahlte Mex über seine eigene Genialität. Logan lächelte ihm entgegen, ja er hatte wirklich super Leute. „Weiter!“ wies er aber auch schon wieder an. In geduckter Haltung, bahnten sie sich ihren Weg durch das verwilderte Gelände, das den Tempel umgab. Sie versuchten jedes unnötige Geräusch zu vermeiden. Denn niemand wusste, ob nicht zufällig jemand aus einem der alten Fenster sehen würde oder sie hören könnte. Meter für Meter bahnten sie sich ihren Weg durch hohes Gras und üppige Büschwerk, bis plötzlich ein deutliches Klicken zu vernehmen war. Angespannt ließen alle ihre Blicke über die Gruppe wandern, bis sie auf Kyra zum liegen kamen. Überrascht, das der Boden unter ihrem rechten Fuß nachgeben hatte und daraufhin das laute Einrasten eines Mechanismuses zu hören gewesen war, war sie in ihrer Bewegung erstarrt. „Scheiße!“ fluchte sie scharf. Nicht ganz realisierend, was wirklich geschehen war, fragte Mex verdutzt: „Minen?“ Doch bevor jemand antworten konnte, hob Logan seinen Arm um allen zu bedeuten still zu sein und Kyle machte sich, auf ein unsichtbares Signal hin, bereits extrem vorsichtig auf den Weg zurück zu Kyra. Dort angekommen, kniete er sich vor ihren Fuß nieder und schob ganz sanft das Gras beiseite. Ein kleiner metallener Bolzen kam zum Vorschein, den Kyra mit ihrem Gewicht in den mit Gras überwachsenen Mechanismus gedrückt hatte. Sofort zog Kyle sein Messer heraus und legte das Metallgehäuse frei. Nach einem kurzen Blick darauf, sah er auf zu Logan. „Mechanische Explosionsfalle, stark korrodiert.“ war seine Diagnose. „Kannst du sie entschärfen?“ war Logans einzige Frage. Ein klares Nicken war seine Antwort und ohne noch auf einen weiteren Befehl zu warten machte er sich an die Arbeit. Sein Blick glitt nur einmal kurz in Kyras Augen. Stumm vermittelte er ihr Stillzuhalten und teilte ihr durch ein spöttisches Grinsen mit, dass es für ihn ein Klacks wäre, diese Falle zu entschärfen. Auch sie nickte ihm zu und vertraute auf seine Fähigkeiten. Logen wusste, dass er sich auf Kyle verlassen konnte und wandte sich daher Mex zu. „Mex, stell deinen Scanner um und führ´ uns durch das Minenfeld!“ befahl er fast tonlos. Sie mussten sich beeilen. Sie waren zwar durch das verwilderte Gelände ein wenig geschützt, aber für jeden, der aus einem hohen Fenster sehen würde, leicht zu sehen. Schnell nickte auch Mex nur und machte sich an die Neukalibrierung seines Scanners. Nur wenige Minuten später hörte man ein weiteres Klicken und auf Kyles Anweisung, hob Kyra vorsichtig ihren Fuß an. Die Sprengfalle war entschärft. Ein unbewusstes Aufatmen ging durch die Gruppe. Erleichtert lächelten alle kurz, doch die Gefahr war noch nicht gebannt. Die erste Hürde war nun genommen, doch es würde noch viele andere auf sie warten. „Mex, zeig uns den Weg!“ ordnete Logan an, wodurch sich alle wieder automatisch konzentrierten. Mit nur wenigen Anweisungen hatten sie sich alle gefahrlos hintereinander aufgereiht und wurden nun von Mex, an der Spitze, vorsichtig durch das Minenfeld geführt. Zwischenfalllos schafften sie es zum Gebäudekomplex und sie hatten Glück, trotz der Verzögerung, war noch kein Alarm geschlagen worden, als sie die Mauern erreichten. Dicht an die Wand gedrängt schritten sie nun weiter, um einen Eingang und einen Port für Mex zu finden. Denn ohne, dass sich ihr kleines Genie in das System einhacken würde, würden sie keinen Schritt weiter kommen. „Hey, wie geht´s!“ war auf einmal der Ausruf einer fremden Person zu hören. Sofort drängte sich die Crew der Phoenix dicht an die Wand und verharrte bewegungslos. „Alles wie immer. Kennst´ das doch.“ ertönte nun eine andere Stimme und Logan lokalisierte die Sprechenden einige Etagen über ihnen. Mit einer kleinen Handbewegung zeigte er den anderen an, wo der Ausgangspunkt des Lärmes war und wies sie an, weiter zu verharren. Ganz langsam, wurden die Stimmen leiser und ihre Sprecher entfernten sich. Aber auch nachdem die letzten Wortfetzten verklungen waren, bewegte sich noch niemand. Logan ließ seine Mannschaft weitere Minuten stillstehen, um jedes Risiko auszuschließen. Erst dann machten sie sich auf seine Handbewegung hin weiter auf den Weg nach einem Port. Glücklicherweise war dieser danach schnell gefunden. Ein euphorisches Strahlen bildete sich auf Mex Gesicht und steckte alle an. Logan wusste sofort was das jüngste Mitglied seiner Crew sich dachte. Ja, sie waren heil hier angekommen und das sogar ohne allzu große Schwierigkeiten, dennoch durfte sie nicht nachlässig werden, weshalb er Mex auch direkt anwies. „Leg los“! Mex hockte sich daraufhin, weiterhin grinsend, neben der Tür ins Gras. Er schloss sein Pad an den Port an und dran in das digitale System dem Gebäudes ein. Fast schon kinderleicht gelang es ihm, sich in das Netzwerk einzuschleusen und prompt öffnete er die Tür. Leicht erschrocken zuckten die anderen zusammen, die inzwischen vollkommen konzentriert die Umgebung nach Wachen abgesucht hatte. „Ich bitte einzutreten!“ grinste ihnen Mex wieder entgegen. Ein einstimmiges Kopfschütteln von Kyle und Kyra antwortete ihm, als Logan sich vor ihn hockte. Eindringlich sah er sein jüngstes Crewmitglied an. „Mex, ich will von dir keine Heldentaten sehen! Sollte irgendetwas sein, dann nimmst du die Füße in die Hand und machst dich auf den Weg zu Rufus! Hab ich mich klar ausgedrückt?“ „Jawohl, Captain!“ antwortete ihm Mex nach einer scheinbaren Ewigkeit wenig begeistert. Er wollte seine Freunde nicht alleine lassen, wenn es hart auf hart kam, aber er wusste, Befehl war Befehl. In diesem Fall lies Logan nicht mit sich handeln. „Gut.“ kommentierte Logan seine Antwort. „Dann schaltet alle eure Kommunikatoren an und lasst uns gehen!“ Und damit verschwanden Kyle, Kyra und Logan in dem Forschungslabor. Nun war es an Mex, sie so gut es ging, von hier zu beschützen, und das würde er. ~*~ Es war spät abends geworden und Roger saß allein in seinem Arbeitszimmer. Er hatte gerade seine Tochter zu Bett gebraucht und seiner Frau gesagt, er müsse noch arbeiten. Seinen Kopf schwer auf die Hände gestützt, saß er an seinem Schreibtisch und rieb sich das Gesicht. Chronos, was wurde er jetzt für einen Schluck Whisky geben, aber er hatte seiner Frau versprochen, zu Hause nicht mehr zu trinken. Doch wie sollte er das sonst verdauen? Er hatte es bereits geahnt, seit Tagen hatte er ein schlechtes Gefühl. Doch nun hatte er es schwarz auf weiß. Es stand alles in dem Bericht, den er gerade gelesen hatte. Wie hatte das nur passieren können, er hatte sie doch gewarnt. Blicklos glitten seine Augen auf den Holoschirm. Das stetige Flackern, nahm er kaum wahr, ebenso wie den Ton. Es konnte doch alles nicht wahr sein? Warum musste das geschehen? War er Schuld? Hätte er mehr tun müssen? Hätte er sich in die Ausarbeitung des Plans miteinbringen müssen? Aber was brachte das Grübeln über Eventualitäten noch. Es war vorbei, unwiederbringlich! Und als wenn eine höhere Macht es ihm noch einmal bestätigen wollte, hörte er plötzlich das nächste Thema der laufenden Nachrichten. „TEVLEX atmet auf!“ vernahm er die Stimme des Nachrichtensprechers. Seine Aufmerksamkeit nun vollkommen auf die Interstellarnews richtend, las er das Thema des aktuellen Berichts. Gefahr gebannt!, prangte auf dem Holoschirm. „Vor vier Tagen ist es dem TEVLEX-Konzern gelungen eine Gruppe von Terroristen unschädlich zu machen, die bereits seit längerem immer wieder verehrende Anschläge auf Anlagen oder Transporte der Firma verursacht hatten. Sie waren dabei überrascht worden, wie sie einen Lagerkomplex der Firma samt Mitarbeiter in die Luft sprengen wollten. Angaben, um welche Personen es sich handelt, sind der Redaktion leider nicht bekannt, aber nun können alle Angestellten unseres großen Heilbringers TEVLEX wieder aufatmen. Die Verbrecher werden, so nach Angaben des Konzerns, ihrer gerechten Strafe zugeführt, sodass die Sicherheit für uns alle wieder hergestellt ist.“ berichtete der Nachrichtensprecher. Wütend über diese Verleumdung schaltete Roger den Holoschirm mit einem energischen Knopfdruck aus. Es war alles so verklärt worden. Sie waren tot, verdammte Scheiße! Von wegen gerechter Strafe! Die Bilder lagen vor ihm. Man hatte ihnen eine Falle gestellt auf Valerios. Sie wurden alle durchlöchert von Laserstrahlen. Blutüberströmt sah er ihre leblosen Körper auf seinem Holopad vor sich. Erst wollte er es nicht glauben, als er den Bericht las, doch dann musste er einsehen, dass es wohl doch Wirklichkeit war. Durch einen ausgeklügelten Plan hatte man die Crew der Phoenix hinters Licht geführt und sie dann getötet. Laut dem Bericht begann der Plan auf dem Turin, als man Kyle ein modifiziertes Modul für sein kybernetisches Auge untergeschoben hatte. Nach dem Einbau dieses Gerätes wurden ihm unterschwellig Informationen eingepflanzt, über eine Einrichtung von TEVLEX auf Valerios. Außerdem sollte er sich einen Obelisken beschaffen, der als getarnter Datenspeicher fungierte. Auf diesem waren hochbrisante Daten über dem Konzern gespeichert und der Crew, völlig unwissend bei ihrem letzten Überfall, in die Hände gefallen. Als Nächstes hatte man dafür gesorgt, dass Mex an die Verteidigungsdaten und Baupläne der Anlage kam, damit die Crew glauben würde, dass sie eine realistische Chance hätten. Weiter wurden im ganzen Konzern falschen Informationen über ein Forschungslabor für Genversuche auf Valerios verbreitet, weil TEVLEX ahnte, dass die Crew einen Insider hatte. Sie waren überzeugt, wenn die Phoenix dies hören würde, würden sie auf jeden Fall kommen. Es wurde alles vorbereitet, so dass die Besatzung verdachtslos auf dem Planeten landen konnte und zum Komplex gelangte. Dort bahnten sie sich, in falscher Sicherheit wiegend, einen Weg ins Innere. Sie wurden getäuscht, in dem man einige Abwehrmechanismen gegen sie einschaltete. Am Stromverteiler angekommen, wurden sie allerding bereits erwartet. Nachdem man Kyle, den von ihm besorgten Datenspeicher abgenommen hatte, wurden Logan, Kyra und Kyle blutig niedergeschossen. Gleichzeitig spürte ein Trupp den jungen Mex auf und beseitigte ihn ebenfalls. Rufus, hatte zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr gelebt. Ihn hatte man, mitsamt der Phoenix, in die Luft gesprengt. Erneut für Roger sich übers Gesicht. Das durfte einfach nicht wahr sein. Denn er war es auch noch gewesen, der ihnen den besonderen Anreiz zu dieser Mission gegeben hatte. Er hatte Logan die Story über das Forschungslabor erzählt. Er hatte TEVLEX geholfen, seine Freunde zu töten. Auch wenn es unwissentlich geschehen war. Sie waren durch seine Hilfe gestorben. Dabei wollte er immer nur ihr Bestes. Er war ihr Freund gewesen. Und das war alles nur durch einen geschehen. TEVLEX! Die ganze Crew hatte in ihrem Leben so viel durch diese Firma ertragen müssen und verloren. Und jetzt sollte es auch noch so perfide enden? Jetzt sollten sie auch noch durch diesen Konzern getötet worden sein? Gab es denn keine Gerechtigkeit mehr? Er hatte mit dieser Crew so oft gelacht und gescherzt, mit ihnen gefeiert, ebenso oft, wie er sie vor brenzlichen Situationen gewarnt hatte. Zwar hatte die Crew nie gewusst, dass er Logans Informant war, doch hatte ihn, mit jedem, eine tiefe Freundschaft verbunden. Und nun waren sie alle tot. Hinterhältig getötet durch den Feind, den sie sich zu bekämpfen geschworen hatten. War ihr Kampf den so sinnlos gewesen? Gab es keine Chance TEVLEX Einhalt zu gebieten? Er selbst arbeitete seit Jahren für den Konzern. Es war sein Job, für die Sicherheit der Anlagen auf Saturis zu sorgen. So hatte er Logan auch immer wieder mit Informationen helfen können und dadurch auch über einen Kollegen diesen Bericht bekommen. Doch er war sich immer weniger sicher, ob er für die richtige Seite arbeitete. Es war nicht das erste Mal, dass er daran zweifelte, doch heute war es anders. Fünf seiner besten Freunde waren einfach abgeschlachtet worden. Getötet, weil sie unbequem waren und ein wenig von der Wahrheit wussten. Früher hatte er sich immer damit beruhigen können, dass er den Job für seine Familie machte. Für seine Frau und ihre gemeinsame Tochter. Damit sie sicher waren und ein gutes Zuhause hatten, doch war dies noch wahr? Wäre es nicht genauso gut möglich, dass auch sie bald blutüberströmt vor ihm liegen würden? Vielleicht wussten sie auch schon, dass er der Informant der Phoenix gewesen war. Welche Sicherheit gab es, wenn für TEVLEX kein Lebewesen einen Wert hatte, wenn alle ersetzbar waren? Mit der Crew und ihren Familien war man doch genauso verfahren. In seinen düsteren Gedanken versunken stand der ehemalige Galaxieranger auf. Sein unbestimmter Weg führte ihn direkt zum Kinderzimmer seiner kleinen Emely. Sie lag unschuldig in ihrem Bett und schlief. Wahrscheinlich träumte sie davon, was sie am morgigen Tag im Vergnügungspark machen würde. Doch Rogers Gedanken hatten eine ganz andere Richtung. Ihm wurde in diesem Moment klar, dass er nichts mehr wollte, als seine Familie zu beschützen, und das würde er nicht können, wenn TEVLEX weiterhin Zugriff auf ihr Leben hatte. Er musste sich endlich entscheiden und diese Entscheidung viel ihm sehr leicht. Einst hatte er für die Gerechtigkeit gekämpft, aber auch er hatte sich von der Firma kaufen lassen. Nun würde er wieder kämpfen, denn niemand den er liebte, sollte mehr sterben! Eine grimmige Entschlossenheit spiegelt sich auf seinem Gesicht, als eine sanfte Stimme in ansprach und eine Hand, sich auf seine Schulter legte. „Was hast du, Schatz?“ fragte ihn seine geliebte Frau Sophie. Beruhigend legte er seine Hand auf ihre und lächelte sie an. „Nichts, Liebling.“ versicherte er ihr. „Lass uns schlafen gehen, denn morgen wird eine neue Zeit anbrechen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)