Second Chance von Turiana ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Sie waren noch lange am See sitzen geblieben. Sasuke war erst viel später zu ihnen gekommen, und ihm entging nicht, dass etwas so ganz und gar nicht stimmte. Er stellte keine Fragen –er wusste sicher, dass die anderen nicht den Grund ihres komischen Verhaltens verraten würden-, setzte sich aber neben seinen großen Bruder und lehnte sich an diesen. Itachi ließ ihn, Sasukes Nähe hatte etwas Beruhigendes. Als es Zeit fürs Abendessen wurde löste Itachi sein Jutsu des vertrauten Geistes. Wenig später machten sich die drei zusammen auf den Heimweg, erst im Uchihaviertel trennten sie sich. Shisui ging sichtlich mitgenommen nach Hause und die Brüder sahen ihm kurz nach, bevor auch sie die letzten Meter hinter sich brachten. Tröstend legte Itachi eine Hand auf Sasukes kleine Schulter. Er wusste nicht, was er tun sollte. Wenn er jetzt nichts unternahm würde sein kleiner Bruder sterben. Sein eigener Tod war nichtig, aber Sasuke durfte nicht sterben, noch nicht jetzt. Das Abendessen verlief schweigend. Mikoto und Fugaku waren enttäuscht und wütend auf Konohas Regierung, da diese nicht ein bisschen auf ihre Forderungen einging und sie den Clan nicht beruhigen konnten. Weil sie um einen Putsch nicht herum zu kommen glaubten. Itachi schwieg, weil er sich so hilflos fühlte wie nie zuvor. Diesmal würde er nicht einmal seinen kleinen Bruder retten können. Und Sasuke wollte nicht reden, weil er verzweifelt war. Itachis und Shisuis Verhalten hatte ihm die Geschichte seines großen Bruders in Erinnerung gerufen, und der Schüler war nicht dumm. Er wusste –glaubte zu wissen-, warum Itachi und Shisui so komisch waren. Nur wie man das Kommende vermeiden konnte, das wusste der achtjährige noch nicht. „Itachi, kannst du morgen nach Sora-ku gehen?“, fragte Fugaku in die bedrückende Stille hinein. Der Angesprochene zuckte kurz zusammen, kaum merklich, aber es war Sasuke nicht entgangen. Und ihrem Vater sicher auch nicht. Kurz angebunden nickte der 13jährige. Er fürchtete sich vor diesem Besuch bei der Katzenoma, wie er und Sasuke sie nannten. Die Uchiha bezogen ihre Waffen von dieser Frau, die alleine mit ihrer Enkelin und vielen Katzen –vertrauten Geistern- in der Geisterstadt Sora-ku lebte. „Kann ich mitkommen?“, wollte Sasuke plötzlich wissen. „Bitte, es ist doch Freitag.“ Fugaku nickte zustimmend, während Itachi seinen kleinen Bruder verwirrt ansah. Warum wollte Sasuke mitkommen? Sicher, sein kleiner Bruder mochte die Katzen, aber seit seinem Eintritt in die Akademie war er mehr mit Lernen und Trainieren beschäftigt gewesen und hatte ihn nicht mehr dorthin begleiten wollen. Als der Anbu Sasuke später danach fragte, zuckte der nur mit den Schultern. „Ich will auch einen vertrauten Geist, und da kann ich meinen Vertrag doch abschließen, oder nicht?“ Itachi nickte zustimmend, blieb aber misstrauisch. Sasuke ahnte bestimmt, worüber er und Shisui sich unterhalten hatten, warum suchte er dann jetzt schon nach einem vertrauten Geist? Sein älterer Bruder hoffte nur, dass der achtjährige keine Dummheiten plante. Wobei ihm eine Katze vielleicht ein bisschen ins Gewissen reden würde. „Vater kann dir da auch helfen“, merkte der ältere Bruder an. Sasuke blickte ihn aus großen, traurigen Augen an, bevor er leise fragte: „Willst du mich nicht dabei haben?“ „Quatsch.“ Itachi tippte seinem kleinen Bruder lächelnd gegen die Stirn. „Natürlich kannst du mitkommen. Aber mach erst deine Hausaufgaben.“ Grinsend stürmte Sasuke in sein Zimmer, schnappte seine Schultasche und stand nicht einmal eine Minute später wieder vor seinem großen Bruder. „Kann ich die bei dir machen?“ „Klar.“ Etwa eine Stunde später machten sich die Brüder auf den Weg zur Katzenoma. Sie sprangen nicht von Baum zu Baum, wie Itachi es eigentlich bei Missionen bevorzugte. Sasuke war noch zu klein dafür, und sie hatten genug Zeit. Es war für Itachi ungewohnt, denn eigentlich beeilte er sich bei Missionen immer, um schnell wieder daheim zu sein. Doch Sasuke war dabei, und Itachi mochte diesen ungeplanten Ausflug mit seinem kleinen Bruder. Abends machten sie ein Lagerfeuer, und Itachi erzählte Sasuke von einer Mission. Gespannt lauschte dieser, während sie die Fische brieten, die sie in einem nahen Fluss gefangen hatten. Nach dem Essen zogen sie sich in ihr kleines Zelt zurück, und dicht an Itachi geschmiegt schlief Sasuke schnell ein. Der Anbu selbst blieb wach. Er fürchtete einen tiefen Schlaf mehr als bei anderen Missionen, immerhin hatte er die Verantwortung für Sasuke. Es liefen genügend Wegelagerer und Abtrünnige herum. Am nächsten Morgen hatten sie direkt nach dem Frühstück sofort ihr Gepäck verstaut und brachen auf. Itachi plante ihr Training erst nach dem Mittagessen ein. Sasue wäre noch nicht besonders erschöpft und sie hätten es nicht mehr weit bis zur Waffenhändlerin. Außerdem wollte Itachi vermeiden, dass Sasuke sich verausgabte. Alles klappte wie geplant, und gegen Mittag machten sie in der Nähe eines alten Uchihaversteckes ihre Pause. „Trainieren wir hier auch gleich?“, fragte Sasuke, als er wiederwillig seine Portion Dörrfleisch verspeist hatte. Er hätte sicher lieber frische Tomaten und Reis gegessen. „Erst wenn du wieder ausgeruht bist“, stellte Itachi klar. „Was hältst du davon, wenn wir uns einen ruhigen Platz suchen? Hier sitzen wir auf dem Präsentierteller.“ Sasuke nickte, also packten die Brüder ihre Sachen wieder ein. Unwillig musste sich der ältere Uchiha aber noch während des Packens eingestehen, dass der Wald zu unsicher war. Innerlich seufzend beschloss er, Sasuke in das alte Versteck zu führen. Es war noch nicht so marode wie Sora-ku, ihnen würde dort also nichts passieren, und ein starkes Genjutsu der Clangründer verbarg es vor ungewünschten Blicken. Uchiha Obito, der in seiner Erinnerung an Madaras Wiedererweckung gearbeitet hatte, würde sie bestimmt auch nicht behelligen. Er hatte sich Itachi vor dessen Suche nach Madara nur ein Mal gezeigt, also hoffte der junge Anbu, dass es auch dabei bleiben würde. Als sie nach gut einer viertel Stunde Wanderung die ersten Mauern des gigantischen Gebäudekomplexes erreichten, blickte Sasuke irritiert zu seinem Bruder. „Itachi, was ist das hier? Wohnt hier jemand?“, fragte er neugierig. Itachi lächelte. „Hier hat der Uchihaclan mal gelebt. Du kennst doch die Gründungsgeschichte Konohas, oder?“ „Klar. Aber sind wir hier sicher? Hast du keine Angst vor Verbrechern?“ Grinsend strich der Anbu dem sich stetig umschauenden Kind durchs Haar. „Außer den Uchiha kann niemand dieses Versteck finden. Wir sind hier sicher.“ Sasuke nickte und stürmte voraus. „Hier ist es so wie in Sora-ku! Warum ist es so dicht an der Stadt?“, wollte er wissen, während er seinen Rucksack achtlos auf den steinernen Fußboden eines Innenhofes fallen ließ. Sein älterer Bruder trat an die Seite des Schülers. Anders als dieser musste er seine Waffen nicht erst umständlich aus seinem Missionsrucksack suchen. Er würde Sasuke das Unterbringen der Kunai außerhalb seiner Reichweite gleich abgewöhnen, aber erst ließ er ihn machen. „Wir Uchiha stammen ursprünglich aus Sora-ku, Sasuke. Aber es muss wohl ein Unglück passiert sein, glaube ich, und unser Clan verließ die Stadt. Vielleicht sind viele Menschen dabei gestorben. Aber das war sicher noch mehrere Generationen vor Madara passiert, denn nicht einmal der kannte den Grund. Er ist hier aufgewachsen.“ „Echt? Aber wenn es in Sora-Ku so gefährlich ist, wieso leben dann alle Ninjakatzen da?“ Mit großen Augen blickte Sasuke Itachi an. Doch der zuckte mit den Schultern. „Wir können sie ja heute Abend fragen. Aber jetzt lass uns trainieren. Danach zeige ich dir, wie du deine Waffen richtig transportierst.“ Erst bei Dämmerung erreichten sie Sora-ku. Schon am ersten verfallenden Haus erwarteten sie die beiden Ninjakatzen Hina und Denka. „Was führt euch beide hierher?“, fragte Kater Denka interessiert, während Sasuke den getrockneten Fisch für die Katzen aus seinem Rucksack holte und beiden Tieren jeweils einen gab. Der Junge strich Hina vorsichtig durch das weiche warme Fell, was diese zufrieden Schnurren ließ. Itachi wandte sich etwas unwillig von dem schönen Bild ab. „Vater schickt uns. Wir sollen neue Waffen holen.“ „Wir begleiten euch durch die Stadt“, gab Denka von sich, bevor er seinen Fisch mit einem Happs verspeiste. Sie brauchten nicht mehr lange, was Itachi erleichterte. Sasuke war trotz einer ausreichenden Pause mittlerweile unheimlich müde, weshalb er seinen kleinen Bruder unter Protesten Huckepack trug. Er vertraute den beiden Ninjakatzen, sie würden sie beschützt zur Katzenoma bringen. Obwohl er schon oft in Sora-ku gewesen war, hatte er sich nur in der Nähe der Katzen aufgehalten. Niemals hatte er sich tiefer in die verfallende Stadt gewagt. Er wusste nicht, was ihn dort erwartete, und seine Welt war schon finster genug. Itachi wollte keine weiteren Albträume erleben. „Itachi, lässt du mich jetzt bitte runter?“, nuschelte Sasuke leise und riss seinen älteren Bruder so aus dessen Gedanken. Der junge Anbu bemerkte, dass sie angekommen waren. Die Katzen verschwanden gerade in dem großen Lagerhaus, in welchem die Katzenoma mit ihrer Enkelin Tamaki lebte. Itachi verstand nicht ganz, warum die alte Frau umgeben von ihren Waffen lebte, aber er war auch nie lange hier gewesen. Nicht einmal über Nacht. Vorsichtig setzte er seinen kleinen Bruder ab, der müde seine Hand nahm. Wäre Sasuke wirklich wach, würde ihm wohl eher die Hand abfaulen als dass er sich diese Blöße gäbe. Ein warmes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Älteren, während er Sasuke in die Vorhalle brachte, wo die Waffenhändlerin auch lebte. „Setzt euch zu mir“, hörte Itachi die alte Frau sagen. Gehorsam führte er Sasuke zu einem großen Esstisch, an dem die Katzenoma nebst einigen Katzen saß. Ein Stoffberg in einer Ecke raschelte und ein kurzer Blick offenbarte dem 13jährigen, dass die siebenjährige Enkelin der Katzenoma bereits schlief. Im langen grauen Haar der Katzenoma fand sich wie immer ein Haarreif mit Katzenohren, wie Sasuke auch einen hatte. Itachi hatte ihm den schon vor Jahren mitgebracht. Er diente einer besseren Kommunikation zwischen Mensch und Tier, wenn die Katze die menschliche Sprache nicht beherrschte. „Habt ihr hunger?“, fragte die Händlerin ruhig. Itachi schüttelte den Kopf. „Nein. Wir haben unterwegs gegessen.“ Die Alte brummte. „Dann zeig deinem Bruder, wo er sich waschen kann. Wenn er schläft unterhalten wir beide uns.“ Irritiert tat Itachi, wie ihm geheißen. Noch nie hatte die Katzenoma Sasuke ins Bett geschickt, wenn sie gerade erst angekommen waren. Es war unüblich. Sonst wollte sie immer erst mit Sasuke reden, ihn nach seinen Fortschritten fragen und wie die Schule war. Innerlich schüttelte der Anbu seinen Argwohn ab. Wahrscheinlich war sie nur so, weil sie erst spät angekommen waren und Sasuke unübersehbar ins Bett gehörte. Einen Funken Misstrauen konnte er dennoch nicht abschütteln. Sasuke protestierte nicht, und kaum lag er auf einer weichen Matte unter mehreren wärmenden Decken begraben und von Katzen umgeben, die sich an ihn schmiegten, schlummerte er schon. Itachi strich ihm noch ein paar störende Strähnen aus dem Gesicht und vergewisserte sich, dass Sasuke gut schlief, bevor er sich wenige Meter entfernt zur Katzengroßmutter an den Tisch setzte. Diese hatte inzwischen ihr Buch aufgeschlagen, in dem sie ihre Lagerbestände protokollierte. „Wie viel möchtest du kaufen?“, fragte sie geschäftig. Itachi zog aus seinem Rucksack den Zettel, den ihm sein Vater mitgegeben hatte, und schob ihn der Alten zu. Er hatte nicht genau nachgesehen, was er alles abholen sollte, aber als er ihn eingesteckt hatte war ihm aufgefallen, dass die Mengen ungewöhnlich waren. Die Katzenoma sah es wohl ähnlich, denn sie schnaubte entrüstet. „Itachi, weiß dein Vater eigentlich, dass ich die Waren nicht in unendlicher Zahl hier lagere?“ Rasch nickte der Jugendliche. „Ja. Habt ihr denn nicht so viel hier?“, fragte er höflich nach, hoffend, dass er mit leeren Händen heimkehren und so einen Aufstand hinauszögern könnte. Er wusste, es gab wohl keine Alternative, aber er hoffte noch immer auf einen guten Ausgang für Sasuke und sich. Einen besseren als den, den er kannte. „Nein, und das sollte dein Vater auch wissen.“ Nun wurde Itachi hellhörig. „Wieso sollte er das wissen?“, hakte er nach und warf seinem kleinen Bruder einen kurzen Blick zu. Zufrieden bemerkte er, dass Sasuke sich von ihrem Gespräch nicht stören ließ, sondern friedlich weiterschlief. Die Alte blickte ihn ernst an. „Sie haben erst in der letzten Woche eine Großlieferung geholt. Hat er dir das nicht gesagt?“ Verwirrt starrte der Anbu die Geschäftsfrau an. „Deshalb verstehe ich auch nicht, warum er dich und deinen Bruder herschickt“, murrte diese und nahm einen Schluck Tee, bevor sie geistesabwesend eine Ninjakatze kraulte, welche auf ihrem Schoß lag. „Was hat dein Vater mit einer solchen Menge vor? Hast du eine Ahnung?“ Die hatte Itachi, und sie gefiel ihm überhaupt nicht. „Nein“, log er. „Nicht einmal im letzten Krieg hat er so viele Waffen bestellt“, brummte die Alte. Itachi runzelte leicht die Stirn. „Und was machen wir jetzt?“ „Wenn du auf die Waren beharrst müssen du und Sasuke noch ein paar Tage hier bleiben. Das hätte Fugaku aber wissen müssen. Ich kann nach Großaufträgen ein paar Wochen nicht liefern, im Krieg war es ja nicht anders.“ Der junge Anbu starrte die Katzengroßmutter überrascht an. „Aber Sasuke muss spätestens übermorgen zuhause sein. Er geht noch zur Akademie.“ „Warum hast du ihn dann mit hergebracht?“ Weil Sasuke darum gebeten hat, wollte Itachi antworten, und Vater hat es ihm erlaubt. Aber dann wurde ihm klar, warum Sasuke wirklich mitgekommen war. Warum Fugaku es in dem Wissen erlaubt hatte, dass sie ein paar Tage, vielleicht eine Woche weg wären. Die Uchiha hatten eine große Waffenlieferung bereits abgeholt. Mehr, als sie im Krieg vor Sasukes Geburt bestellt hatten- also bei weitem genug für einen Putsch. Und Itachi hatte Sasuke mit hergenommen und somit aus dem Dorf gebracht. An einen Ort, der vielleicht im Moment sicherer war als ihr Zuhause. „Ich werde nach Hause gehen und Vater danach fragen“, meinte er leise, bevor er sich erhob und sich seinen Rucksack wieder auf den Rücken schnallte. „Kann Sasuke solange hier bleiben? Ohne ihn bin ich schneller zurück.“ Die Großmutter erhob sich mit ernster Miene. „Itachi, ich kenne dich schon seit du nur wenige Tage alt warst. Warum willst du Sasuke hierlassen?“ „Ich erkläre es, wenn ich zurück komme“, wollte sich der Anbu herausreden, aber die alte Frau legte ihm ihre kleine, kräftige Hand auf die Schulter. Ernst musterte sie den Anbu, bevor sie ihren Kopf schüttelte. „Du kannst ihn nicht hier lassen, er würde dir das niemals verzeihen. Und ich kann dich unmöglich jetzt nach draußen lassen. Diese Stadt ist bei Nacht gefährlich. Du bleibst hier. Und jetzt erzähl mir, was dir eingefallen ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)