The Wings of a Butterfly von Disqua ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Bakura lag schon eine ganze Weile wach und beobachtete Seto beim Schlafen. Niemals hätte er geglaubt, vor diesem wach zu sein. Wobei, vor diesem wach zu sein, hätte bedeutet, dass er auch geschlafen hatte, aber irgendwie konnte er nicht einschlafen. Daher hatte er ihn schon eine ganze Weile beobachten können und allein diese Tatsache machte ihn beinahe wahnsinnig. Er war nicht so. Er beobachtete keine Männer beim Schlafen. Er hatte Spass mit ihnen und schickte sie dann weg, Marik zwar ausgenommen, aber dieser war noch einmal ein ganz anderes Thema. Wieso also genoss er die Nähe seines Erzrivalen so sehr? Ihm war durchaus bewusst, dass Seto einen Rückzieher hatte machen wollen, wieso er sich dennoch auf ihn eingelassen hatte, wusste er nicht. Eine leise Ahnung beschlich ihn so nach und nach, ebenso schlich sich die kleine Vermutung in sein Bewusstsein, dass es ihm ziemlich ähnlich ging. Er fing an ihn zu mögen. “Scheisse”, murmelte Bakura leise, während er vorsichtig über die Brust des Grösseren strich und langsam ein wenig tiefer wanderte. Bakura konnte und wollte nicht leugnen, dass er eindeutig noch nicht genug hatte, allerdings erschien es ihm irgendwie auch falsch. Seine Hand ruhte auf dem Bauch Setos und kraulte leicht über diesen. “Ich finde es erstaunlich, wie ruhig du bleibst, während du offenbar ganz andere Gedanken hegst.” - “Ich finde es erstaunlich, dass du nur so tust, als würdest du schlafen.” Seto setzte sich langsam auf und zog Bakura in einen Kuss. Er selbst konnte es kaum glauben, aber sie hatten tatsächlich die Nacht miteinander verbracht und es schien Bakura wohl irgendwie ähnlich zu gehen wie ihm. “Ich hab das Scheisse übrigens vernommen”, hauchte Seto gegen die rauen Lippen und verschloss sie erneut für einen kurzen Moment. “Du hast mich arglistig getäuscht.” - “Und du mich betatscht, ein Fetisch von dir?” Seto lächelte bei seiner Frage, ehe er sich aus dem Bett bequemte und sich anfing anzuziehen. “Ich hab dich gestern an ganz anderen Stellen angefasst, also beschwer dich nicht über die paar Streicheleinheiten.” Bakura zog Seto wieder zu sich zurück ins Bett und streichelte ihm demonstrativ über den Hintern. “Mir ist bewusst, dass du die Finger nicht mehr von mir lassen kannst, aber wir haben noch einen Clan auszulöschen und ich bin mir ziemlich sicher, dass du daran mehr Freude haben wirst als ich. Daher wird das hier noch ein wenig warten müssen. Sieh diese Nacht als Vorgeschmack an und die Fortsetzung wird erst stattfinden, wenn wir wirklich unsere Ruhe haben.” Bakura stand nun ebenfalls auf und verkniff sich ein Seufzen. Der Kerl provozierte ihn absichtlich und so wirklich glauben, konnte er Seto nicht. “Spielst du nun den Beleidigten?” Seto begab sich hinter Bakura und strich ihm leicht über die Brust. “Hör mir mal zu, Casanova, wir brauchen unsere Energie eindeutig für diesen Kleinkrieg, danach können wir uns ablenken lassen, ohne Pause.” Bakura schnaubte bei den Worten leise, drehte sich zu Seto um und küsste diesen einmal mehr innig. “In dir ist ein Sadist verloren gegangen und ich bin mir ziemlich sicher, dass dies eine Masche ist, um mich zu prüfen, aber gut, wie du willst. Wir werden ja sehen, wer zuerst nachgibt.” Mit einem Lächeln löste er sich von dem etwas Grösseren und zog sich sein Shirt über den Kopf. Sie schafften es dann gemeinsam zu Marik und Yami in den Besprechungsraum, in welchem sie schon erwartet wurden. “Gibt es neue Informationen, die uns weiter bringen?”, wollte Seto direkt wissen und setzte sich auf einen der freien Stühle. “Nun, Mai und Mokuba haben offenbar die Sicherheitsmassnahmen abgecheckt und dabei ist Joey etwas aufgefallen.” - “Wenn Wheeler einen Geistesblitz hatte, dann würde ich den gerne wissen.” Yami verzog seine Lippen zu einem schiefen Lächeln. Die Abneigung gegenüber Joey hatte sich in all den Jahren wirklich nicht verändert, dabei bestand kein rationaler Grund. Die Chemie stimmte offensichtlich einfach gar nicht. “Nun, wenn wir nicht gerade durch die Tür marschieren wollen, bleibt uns nur die Kanalisation. Joey wird mit Mai und Mokuba einen Plan entwickeln, er kennt die Wege, viel wurde die letzten Jahre nicht gemacht.” Seto rang sich ein leichtes Lächeln ab. “Hat seine Vergangenheit doch einen Nutzen für uns, immerhin etwas.” Yami schüttelte den Kopf, auf diese Debatte würde er sich jetzt nicht mit Seto einlassen und schon gar nicht vor Marik und Bakura. Diese kleine Interna ging die Führung eines an sich gegnerischen Clans nichts an. “Leute, mir ist es ziemlich egal, was einer eurer Leute früher gemacht hat, gibt es schon Pläne? Ich hab wirklich keine Lust mehr, Däumchen zu drehen und meinen Arsch platt zu sitzen, auch wenn ich vielleicht anders wirke.” Bakura war ungeduldig und begann dabei wieder auf und ab zu tigern, was Seto beinahe wahnsinnig machte. “Nun, wir haben Informationen, einen Plan haben wir bisher nicht. Wir haben von Mokuba die Grundrisse bekommen, darauf eingezeichnet jegliche Kameraposition sowie Winkel, welche diese abdecken. Dieses Haus ist ziemlich gut überwacht und ziemlich voll an Menschen, die ein- und ausgehen, mit einer Handvoll ist dies selbst bei einem Überraschungsangriff nicht erledigt.” Marik breitete die Grundrisse auf dem Tisch aus und deutete auf ziemlich viele Stellen, während er sprach. “Lebt der in fucking Guantanamo?” - “Nun, mit ein wenig Recherche haben wir herausgefunden, dass früher ein namhafter Politiker in diesem Haus gewohnt hat. Er war wohl ein klein wenig paranoid”, beantwortete Marik Bakuras Frage. “Das Haus besteht aus dem Erdgeschoss, einem Obergeschoss und dem Keller, wobei das Haus nicht komplett unterkellert ist und wohl keine Kameras besitzt, zumindest haben unsere IT-Cracks keine gefunden.” Seto schaute sich die Grundrisse nun ebenfalls genauer an und stellte schnell fest, dass der Keller deutlich kleiner war, ebenso das Obergeschoss. “Der Grundriss dieses Hauses ist eine Katastrophe, aber gut, wenn der Keller unbeaufsichtigt ist, haben wir vielleicht eine gute Chance ungesehen reinzukommen und die Überraschung ist wirklich auf unserer Seite.” Er schob die Pläne wieder von sich und verschränkte die Arme vor seiner Brust. “Können wir dann endlich anfangen zu planen? Macht ihr das immer so? Alles zerreden und zerstückeln, bis eine Partei keine Lust mehr hat?”, wollte Bakura ein wenig genervter wissen und bekam ein amüsiertes Lachen von Yami geschenkt. “Jetzt weisst du, wieso wir dir so gut paroli bieten”, konterte dieser und liess Bakura erneut aufschnauben. “Dann überlass ich den Dreck euch, wenn ihr so super strategisch vorgehen wollt, bitte, meldet euch, wenn die Action anfängt.” Ohne gross abzuwarten verschwand Bakura aus dem Büro und Marik folgte ihm. Dieses Auftreten war leider zu typisch für seinen Boss und langsam aber sicher, ging er ihm damit auf den Zeiger. Yami schaute den beiden hinterher und zuckte kurz die Schultern, ehe er sich seinem Boss widmete. “Interessante Wahl, die du da getroffen hast.” Seto erwiderte nichts, was Yami nur noch aufmerksamer werden liess. “Was lief da gestern Nacht?”, hakte er mit einem verschmitzten Grinsen nach und liess Seto dabei nicht aus den Augen. “Wir sollten tun, was er von uns verlangt, ehe wir am Ende seinen Mist ausbügeln müssen, weil er nicht warten konnte”, versuchte Seto vom Thema abzulenken. “Ich habe den ganzen Tag Zeit, Seto”, Yami breitete die Grundrisse auf der einen Seite des Tisches aus und die Pläne der Kanalisation auf der anderen Seite. “Wie viele Männer haben wir zur Verfügung?” Yami öffnete auf dem Laptop eine Datei. “Nun, kommt drauf an, wen du mit wir meinst. Bei nur unserem Clan sieht es ein wenig mau aus, wir haben nicht die Kämpfer, ich glaube nicht einmal, dass mehr als die Hälfte mit einer Waffe umzugehen weiss und …” - “Meine Güte Yami, mit wir ist eindeutig unsere Zusammenarbeit mit dem Schwachkopf gemeint”, unterbrach ihn Seto ein wenig energischer und auf Yamis Lippen schlich sich ein Lächeln. “Sag das doch gleich, ich war der Meinung, du willst nicht über ihn reden …”, antwortete er ihm gespielt unschuldig und scrollte durch die Liste, die er zuvor geöffnet hatte. “Mit den Männern deines Lovers sind es deutlich mehr.” Seto schnaubte leise. Irgendwann würde er Yami umbringen. Er hatte allerdings noch keinen besseren Vize gefunden als ihn. “Wir werden nicht viele brauchen, sollte unser Plan funktionieren, allerdings würde ich lieber auf seine Männer zurückgreifen. Sie haben deutlich mehr Erfahrung, was solche Situationen angeht. Unsere tatsächlich nur in den Konfrontationen mit ihm und ich befürchte, die waren harmlos.” Yami wandte sich vom Laptop ab und widmete sich nun den Papieren vor sich auf dem Tisch. “Wir müssen hier rein oder von der anderen Seite, was vermutlich sicherer wäre, aber der Weg ist weiter und ich kann nicht einschätzen, was für Diven die Kerle sind. Durch Scheisse waten ist nicht jedermanns Sache.” - “Abgesehen von Wheeler, meinst du?” Yami verdrehte bei Setos Kommentar kurz die Augen. “Sei froh, hat er diese Möglichkeit aufgezeigt, dank ihm sind wir einen grossen Schritt weiter.” Seto erwiderte daraufhin nichts, sondern beschloss endlich, Yami dabei zu helfen eine Strategie auszutüfteln. Einfach würde es nicht, doch wenn Bakuras Leute mitspielten, hätten sie eine gute Chance. Dieser hingegen war sichtlich angespannt und hatte absolut keine Lust darauf, mit Marik zu sprechen. “Manchmal glaube ich, du bist ein Wachhund oder ein Babysitter.” - “Na, wenn du dich wie ein kleines Baby benimmst, muss man ja wohl auf dich aufpassen.” Marik war es gerade ziemlich egal, dass sie noch mitten auf dem Flur standen und miteinander diskutierten. Ihre Jungs kannten solche Situationen zu Genüge und ihnen war klar, dass Bakura dann wieder ein Problem hatte, was nicht vorhergesehen war. “Ich benehme mich wie ein Baby? Wir sind seit Wochen hier und haben keinerlei Fortschritte gemacht. Diese kleine Schiesserei musst du jetzt nicht als Argument bringen und auch nicht, dass wir immerhin wissen, wo sich dieser Dreckskerl befindet. Am liebsten würde ich jetzt los fahren und ihm die Birne wegpusten, während die anderen noch schön ihre Strategie planen. Die Strategie sollte einfach sein, rein, bam bam, raus, fertig, aber man muss ja eine Wissenschaft draus machen.” - “Bist du fertig?”, wollte Marik wissen und musterte seinen Boss mit einem leichten Schmunzeln. “Weisst du Bakura, wir wissen alle, dass Geduld für dich ein Fremdwort ist, aber manchmal solltest du einfach ein wenig aufbringen und das Schlimmste an der Sache ist ja eigentlich, dass du normalerweise nach dem Sex entspannt bist, aber der Kerl macht dich wahnsinnig und damit kommst du nicht klar. Du willst was zu tun, mehr ist es nicht. Du willst dich ablenken und die Möglichkeit ist dir gerade nicht gegeben, deswegen drehst du am Rad.” Bakura öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn allerdings direkt wieder und zog Marik in ihre Wohnung. “Ich schwöre dir, am liebsten würde ich dir jetzt den Hals umdrehen, Ishtar”, knurrte er dann leise und knallte die Tür hinter ihnen zu. “Wieso? Weil ich dich so gut kenne und dir so etwas ansehe?” - “Nein, aber fürs nächste Mal gebe ich dir ein Megafon, ich glaube ein paar haben es noch nicht mitbekommen.” Marik grinste nur noch ein wenig breiter. “Und ich hab den Nagel auf den Kopf getroffen, war es wenigstens gut? Also, nicht dass es mich interessieren würde, die Vorstellung Kaiba und du … Sie ist speziell und ich bin kein Fan davon, wir haben immerhin eine Mission zu erfüllen.” Bakura ging in die Küche und holte sich einen Apfel. Es schien, als würde er die Frage nicht beantworten wollen, doch Marik kannte ihn besser. Er wägte genau ab, was er ihm sagen wollte. “Keine Sorge, wir vögeln erst wieder, wenn diese Mission durch ist. Der feine Herr will sich nämlich auch auf diese konzentrieren.” - “Deswegen benimmst du dich wie ein ungeduldiger Vollschwachmat. Deine Libido denkt jetzt schon, sie kommt zu kurz, na dann ist ja alles klar.” Marik konnte dem Apfel gerade noch so ausweichen. Bakura zu durchschauen, war nun wirklich keine Kunst. Duke sass wie versteinert auf einem Sessel im Aufenthaltsraum. Er hatte sich eben verhört. Marik hatte gerade nicht lautstark verkündet, dass Bakura aufgrund eines Kerls wahnsinnig wurde. Er musste sich verhört haben. Zumal ihm direkt klar war, wer dieser Mann war. Nach ein paar Momenten sprang er auf und machte sich auf die Suche nach Seto. Schwer zu finden war dieser nicht. Hörte er ihn schon von Weitem mit Yami diskutieren und offenbar hatten sie ein ähnliches Thema. Es war also wahr. Seto und Bakura hatten was miteinander und er bekam nicht einmal die Chance, Seto von sich zu überzeugen. Unweigerlich spürte er eine Wut in sich aufkochen, die er gerade nicht zu bändigen wusste. Er fühlte sich verraten und dies ohne jegliche Grundlage. Seto hatte ihm nie ein Anzeichen gegeben, dass er ihn mochte, im Gegenteil und doch war in ihm diese unglaubliche Wut. Duke drehte auf dem Absatz um und verschwand in sein Zimmer, allerdings nur um sich anzuziehen. “Wo willst du hin?”, wollte Joey wissen, als er quasi an ihm vorbei stürmte. “Ich habe einen Kunden ausserhalb, im Gegensatz zu euch arbeite ich noch.” - “Rumficken und dafür Geld zu bekommen, nenn ich jetzt nicht unbedingt arbeiten.” Duke erwiderte auf die sarkastischen Worte nichts. Ein Grund mehr, seinen kurzgefassten Plan durchzuziehen. Auf seinem Weg versuchte er sich allerdings ein wenig zu beruhigen. Bakura war immer gut zu ihm, er hatte ihn aufgenommen, als er am Boden gewesen war. Vielleicht war es doch keine so gute Idee. Allerdings hatte er ihn genauso benutzt wie alle anderen. Duke konnte sich einfach nicht beruhigen. Immer, wenn er ein Argument gefunden hatte, wieso er seinen Plan nicht durchziehen sollte, kam ein Gegenargument, welches stärker wog. Dementsprechend stand er nun vor Dartz Villa und bat um Einlass. “Was willst du hier?” - “Ich muss mit Dartz sprechen, ich habe Informationen, die ihn interessieren könnten.” Das Tor öffnete sich augenblicklich und er wurde in Dartz Büro geführt. “Ich bin gespannt.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)