Seelenkrank von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 22: Mit offenen Karten spielen -------------------------------------- Ich wollte noch bei Nici vorbei, weil ich endlich mal mit ihr reden musste. Wegen den häufigen Bandproben in letzter Zeit hatte ich sie ganz schön vernachlässigt. Als ich klingelte, öffnete sie mir die Tür. An ihrem Blick konnte ich schon erkennen, dass etwas nicht stimmte. Es war auch schon um elf. Wir gingen in ihr Zimmer und hockten uns auf ihr Bett. „Was machst du morgen Abend?“ „Da haben wir Bandprobe. Ich muss mit dir reden Nici, weil ich weiß, dass es gerade nich so läuft, wie du gern hättest.“ Sie ließ mich spüren, dass sie nicht zufrieden mit dieser Begründung war. „Das stimmt. So hatte ich mir das nicht vorgestellt, Lukas.“. „Es tut mir wirklich leid, aber Samstag ist unser Konzert und da muss alles stimmen. Verstehst du?“ „Nein ich glaube nicht. Und dauernd ist die Band wichtiger.“ Mein schlechtes Gewissen plagte mich und ich brachte es nicht fertig mit ihr darüber zu sprechen. Aber ich musste. „vor kurzem im Proberaum…als ich so ausgetickt bin…erinnerst du dich daran, was ich zu dir gesagt hab?“ Nici kniff die Augen zusammen und nickte kaum merklich. „Dass deine Affäre…“, brachte sie mühevoll hervor, doch ihre Stimme zitterte. „Genau. Und es geht um diese Affäre…ich hab dich schon drei Mal betrogen…“ „Sagst du mir endlich wer?“, flüsterte sie beinahe und ich schluckte. „Bist du echt so blind?...aber gut…es is Juka…“ Nici riss die Augen weit auf und sah mich schockiert an. „Juka? Du verarscht mich gerade oder?“ Ich schüttelte den Kopf. „Dann lass uns eine offene Beziehung führen…bitte, ich will nicht, dass du mich noch mal verlässt.“ Manchmal wurde ich echt nicht schlau aus diesem Mädchen. „Hab ich dich richtig verstanden? Dir macht es nichts aus, wenn ich mit nem Typen rumvögel?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Du sagst es mir ja gerade und so lange es nur ein anderer Kerl ist…besser als dich nicht mehr zu haben.“ Das machte so viel einfacher, dachte ich zumindest. Ich gab ihr einen Kuss und wir hatten tatsächlich Sex, seit langem mal wieder. Um weiteren Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen, nahm ich Nici am nächsten Tag mit zur Bandprobe. Wir schafften ganz schön viel und ich sah dem kommenden Samstag gelassen entgegen. „Du hast ja gar nicht erzählt, dass du ein Mädchen in der Band aufgenommen hast.“ Ich seufzte, weil ich wusste, worauf das Gespräch vermutlich hinauslief. „Es tut mir leid. Ich wollte es dir noch sagen, aber im Moment hab ich so viele Dinge in meinem Kopf.“ „Ach ja? Du findest sie bestimmt toll oder?“ „Sie ist nett, mehr aber auch nicht. Außerdem ist sie fast mit Basti zusammen.“ „Und wenn sie das nicht wäre?“ Ich blieb stehen und griff Nici am Arm. „Jetzt hör mir mal zu. Ich bin mit dir zusammen und ich weiß nich, was für ein Problem du jetzt hast.“ Ich war genervt, mich dauernd vor ihr rechtfertigen zu müssen und es kostete Nerven. Viel zu viele. „Dass du eine Frau in der Band aufnimmst, damit habe ich ein Problem.“ „Ganz ehrlich, dann solltest du dich gleich von mir trennen. Ich hab dir schon Mal deutlich gemacht, dass mich deine eifersüchtige Art tierisch ankotzt und was glaubst du denn von mir? Dass ich mit ihr ins Bett steige?“ „Was weiß ich…wenn du betrunken bist vielleicht… mit Juka treibst du es ja auch.“ Ihre Worte trafen mich wie eine unsichtbare Faust, denn es wäre auch nicht ihre Art gewesen, wenn sie meine Ausrutscher mit Juka tolerierte. Jetzt zeigte sie ihr wahres Gesicht. Ich war sauer und zwar richtig, deshalb beschloss ich ihr einen Grund zu geben. Durch Mike kam ich an Juliettas neue Nummer und rief sie gleich am nächsten Tag an. Mir war auch egal, ob Nici was davon mitbekam. Jule freute sich riesig und ich weihte sie in meine Pläne ein. Sie lachte herzhaft darüber und wollte unbedingt wissen, wie Nici aussah. Ich zeigte ihr ein Foto auf meinem Handy. „Voll die Süße, kaum zu glauben, dass sie so drauf ist.“ Ich wollte heute nicht zu Nici zurück und blieb die Nacht bei Jule, das würde ohnehin schon böses Blut geben, aber sie wollte es ja unbedingt so. Wir redeten und betranken uns mächtig. Am nächsten Tag schleppte ich mich in die Schule und nach dem Unterricht traf ich mich erneut mit Jule. Wir holten uns Kaffee und fuhren zum Proberaum. Ich spielte Gitarre und sie sang dazu. Manchmal sangen wir auch zusammen. Weil heute Freitag war, begannen wir wieder mit trinken und diesmal artete es leicht aus. Zwischen uns passierte nichts, aber ich drehte völlig durch und Jule ließ mich gewähren. Die Musik und die Drogen sprengten meinen Kopf und alles kam raus. Ich lag auf dem Fußboden mitten im Proberaum. Von meinem nackten Oberkörper lief das Blut auf den Boden. Heute hatte ich mir meine bisher schlimmste und tiefste Verletzung zugefügt und der Schmerz pochte. Doch all das war besser, als die Wirklichkeit zu fühlen. Jule hockte neben mir und reichte mir den Wodka. „Scheiße, du siehst übel aus.“ Ich setzte mich auf und zuckte mit den Schultern. „Scheiß drauf. Lass uns feiern geh‘n oder so.“ Doch sackte ich wieder in mich zusammen, als ich den Versuch unternahm aufzustehen. Jule lachte mich aus, weil diese Situation für jeden, der dazugekommen wäre alles andere als witzig war. Der Proberaum lag voller Glasscherben von kaputten Flaschen und ich hatte es tatsächlich geschafft einen der Stühle in Schutt und Asche zu zerlegen. Ich zog meinen Pulli über, doch Jule bestand darauf mich wenigstens ein bisschen zu verarzten, so ließ ich mir einen Verband verpassen. Da es schon morgens war, beschlossen wir bei Mike im Café zu frühstücken. Nici hatte gestern versucht mich mehrmals anzurufen. Egal. Ich lud Jule später zum Konzert ein und überlegte nach Hause zu gehen, schlug dann jedoch einen anderen Weg ein. Hoffentlich war er da. Gerade als ich klingeln wollte, wurde die Tür geöffnet und Juka wäre fast in mich hinein gerannt. Verflucht, wie konnte man nur so umwerfend aussehen? Im Gegensatz zu mir. Zumindest gerade und gut riechen tat ich mit Sicherheit auch nicht. „Luki? Wolltest du zu mir?“ „Ja…ich wusste nich wohin sonst…“, flüsterte ich. „Verdammt…wo hast du dich die Nacht bloß wieder herumgetrieben? Komm mit!“ Shit, Juka schien nicht besonders begeistert über mein plötzliches Auftauchen zu sein. Doch griff er nach meiner Hand und brachte mich in seine Wohnung. Er dirigierte mich ins Schlafzimmer. „Hör zu mein Süßer, ich muss noch ein paar Stunden arbeiten. Du kannst hier schlafen, dich ausruhen, was auch immer. Nur bitte warte, bis ich zurück bin.“ Den letzten Worten verlieh er Nachdruck. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und verließ seine Wohnung. Ich zog meine Klamotten aus und kuschelte mich in die weichen Kissen, die so himmlisch nach meinem schönen Japaner rochen. Ich war mir nicht sicher, wie lange ich geschlafen hatte, doch Juka war noch immer nicht zurück. Deshalb ging ich duschen, putzte meine Zähne und zog meine Hose an. Ein bisschen Hunger hatte ich auch, deshalb schaute ich, was der Kühlschrank so her gab. Ich fand Brot, Obst und Käse. Ja natürlich Kaffee. Ich machte es mir im Wohnzimmer bequem und schaute Fern, während ich aß. Danach inspizierte ich die Wohnung ein bisschen, denn das hatte ich noch nie, auch wenn ich schon ein paar Mal hier gewesen war. Die Schrankwand mit den Gläsern erweckte meine Aufmerksamkeit, denn dort standen auch mehrere Bilder sowie eine Bildercollage. Diese schien aus sehr frühen Zeiten zu stammen. Ich erkannte Juka, Kami und Kyo? Kyo von Dir en Grey? Abgefahren. Da schienen die Jungs allerdings auch erst Anfang 20 zu sein. Ich grinste. Die Tür fiel ins Schloss und Juka winkte mir. „Warst du Mal mit Kyo befreundet?“, fragte ich neugierig. „Das bin ich auch heut noch. Fragst du wegen dem Bild?“ Ich nickte und spürte ihn schon wieder viel zu nahe. „Jepp…wusste gar nicht, dass du mit den Berühmtheiten aus Japan verkehrst.“ „Tja, ist wohl fast unumgänglich, wenn man im Musikbusiness arbeitet. Geht es dir besser?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Weiß nich…irgendwie. Bekomm ich nen Kuss?“ „Luki…du machst mich fertig…“, sagte Juka, doch zog er mich an sich und unsere Lippen trafen hart aufeinander. Seine Zunge fuhr über meine gepiercte Unterlippe und ich gewährte ihm Einlass. Unser heißes Zungengefecht ließ mich aufstöhnen und prompt wurde ich hochgehoben und landete Sekunden später auf dem Bett. „Oho…was kommt jetzt?“ „Hast du eigentlich auch nur im Entferntesten eine Ahnung wie verflucht heiß ich dich finde…nur machst du mich verrückt…dauernd bin ich krank vor Sorge, um dich.“ „Dann tue etwas, dass ich bleibe.“ Seine Lippen wanderten meinem Hals entlang, saugten sich an der Haut fest, erkundeten meinen Körper weiter. Jukas Zunge neckte meine Nippel und wieder keuchte ich auf. Warum fühlte sich das so anders an, als bei Nici? Viel intensiver. Er schaute mich an. „Ich fürchte ich muss dich jetzt vögeln…“, raunte er mir zu und ich grinste in gieriger Erwartung, was sogleich passierte. Juka befreite sich von seinen Klamotten, warf sie hinter sich und bereitete mich vor. Um Himmels willen, seine Finger in mir raubten mir fast den Verstand. Immer tiefer drang er, erreichte meine empfindlichste Stelle und mir entfuhr ein erregter Schrei. „Fick mich endlich…“, keuchte ich und das ließ er sich nicht zwei Mal sagen, doch die Intensität, mit der er in mich eindrang, ließ mich Sternchen sehen. Unsere Körper bewegten sich im Einklang und ich hielt es kaum noch aus, doch wollte ich diesen Moment voll auskosten und versuchte meinen Höhepunkt hinauszuzögern. „Du bist so wundervoll eng Luki…ich fürchte…ich komm…gleich“, raunte mir Juka zu und ich lächelte, um ihm deutlich zu machen, dass es okay war. Nun konnte auch ich mich der heranrollende Welle der Lust hingeben und mein Sperma verteilte sich auf meinem Bauch. Juka sank auf mir zusammen und ich spürte seinen Herzschlag deutlich. Er entzog sich mir, warf das Kondom weg und säuberte mich. Dabei blieb sein Blick an meinen Schnitten hängen. „Was hast du gestern nur wieder angestellt?“, fragte er besorgt. „War mit Jule feiern…davor haben wir im Proberaum Musik gemacht…“ „Aha und davon passiert sowas? Luki…verdammt…“ Ich verdrehte die Augen und verspürte den Drang nach einer Zigarette. „Ja ich weiß, das macht mich unattraktiv…die Diskussion hatte ich mit Nici schon…doch wen interessiert das schon? Ich kann mit meinem Körper machen, was ich will.“ „Das stimmt wohl leider, aber du und unattraktiv? Du bist einer der schönsten Männer, die ich kenne.“ „Ach ja? Überseht mit Narben…ner gestörten Persönlichkeit und dem Hang mich mit Drogen vollzupumpen…das macht mich wirklich total schön…“ Juka seufzte tief, gab mir einen zaghaften Kuss und schaute mir tief in die Augen. „Ich meine deine innere Schönheit. Das, was du hier aufzählst sind Äußerlichkeiten und ja, darüber lässt sich streiten. Doch dein wundervoller, unverwechselbarer Charakter. Du kannst so liebevoll und gut sein…nur leider zeigst du diese Seite viel zu selten…“ Jukas Worte rührten mich zutiefst, doch ich ertrug sie nicht. „Das sehen leider die wenigsten“, antwortete ich mit erstickter Stimme, stieg aus dem Bett und sammelte meine Klamotten zusammen. „Und du tust dein bestes, um ja keinen zu nah an dich heranzulassen.“ Ich schluckte. Wie Recht er doch hatte. Ich musste weg hier, das wurde einfach zu viel. Juka umarmte mich und dann suchte ich das Weite. Mit zittrigen Händen fingerte ich eine Kippe aus meiner schon wieder halbleeren Schachtel und zündete sie an. Ich kämpfte gegen diese Gefühlswelle und schluckte die Tränen runter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)