Aufregend Verwirrt von Zeichenfeder (MattxSoraxTai Love Triangle) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich widme diese Fanfiction Einem zuckersüßen Digimon-Fan ♥♥♥           „OH MEIN GOTT!“, rief Mimi laut auf, als sie ihre etwas ältere Freundin mit weit auf gerissenen Augen über den süßen, runden Tisch im Café ansah. Sora war gar nicht für die Aufmerksamkeit zu haben, die die beiden Mädchen in Form von diversen Blicken bekamen. Sie konnte förmlich spüren wie die anderen Gäste Dinge dachten wie: ‚ Warum sind Teenager immer so laut? ‘ Mit einem verstohlenen Blick sah sich die Rothaarige um und bildete sich ein zu schrumpfen, doch Mimis Radar war für solche Dinge gerade nicht eingeschaltet. „Das habt ihr nicht wirklich gemacht? Doch habt ihr! AWWWWW!“ Sora versuchte sie mit einer Geste, bei der sie beide Hände sachte vor sich auf und ab wiegte, zu beruhigen. „Nicht so laut! Wir haben gar nichts gemacht!“, versuchte sie ihre Stimme anzuheben, während sie diese gleichzeitig unterdrückte. „Aber du hast doch gerade gesagt…“ „Wir haben gar nichts gemacht“, wieder holte Sora bestimmt und sah Mimi kurz darauf verschämt an, als sie kleinlaut zu gab: „Er hat mich geküsst.“ ________________________________________________________________________________ Seit gestern fühlte sich Sora wie ein anderer Mensch … oder wie derselbe Mensch, der nur noch orientierungslos umher irrte. Sie hasste dieses Gefühl der Unsicherheit, die sie umgab. Dabei hatte Mimi ihr vor einigen Stunden im Café klar gemacht, dass sie einfach nur die Chance ergreifen müsste und schon würde die Sicherheit zurückkommen. Im Kopf wusste Sora auch, dass ihre Freundin, auch wenn die sich unangebracht darein hinein steigerte, Recht hatte. Doch immer wenn Sora auf ihr Handy sah und seinen Namen las… hielt sie etwas zurück. Als würde sie auf dem 10-Meter-Brett stehen und in die Tiefe starren, wo nur kaltes Wasser auf sie wartete. Auf ihrem Weg durch die Stadt schlich sie langsamer nach Hause als sonst. Ihre Gedanken kreisten um gestern Abend. Ihr wurde schon den ganzen Morgen davon schwindelig, deshalb hatte sie sich auch mit Mimi getroffen. Es war ihr ganz klar, dass sie mit ihrer Art sofort eine Lösung für ihr Gefühlsdilemma bereithalten würde und so war es ja auch. ‚Geh zu ihm‘, hatte sie gesagt. ‚Ruf ihn an‘, hatte sie gesagt. ‚Ran an den Speck‘, hatte sie gesagt, auch wenn sie das lieber nicht gehört hätte. Doch geholfen hatte es nicht. Sora fühlte sich genauso verloren wie heute früh oder gestern Abend. Sie kam an vielen Schaufenstern vorbei, die den Herbst mit bunten Farben willkommen hießen, obwohl der heutige Tag eher in dezentes Grau gehüllt war. Die Passanten die an Sora vorbei zogen schienen sich zu beeilen bevor sie von einem Regenguss überwältigt wurden, denn die sich am Himmel sammelnden Wolken, ließen kein schönes Wetter für den restlichen Samstag erahnen. Doch Sora hatte es ganz und gar nicht eilig. Das mentale Gebäck, das sie hinter sich her zog, war ihr so schwer geworden und sie ging immer langsamer. Nach einer Weile blieb sie sogar stehen, lehnte sich an die Wand eines Modeladens und ließ den gestrigen Abend noch einmal Revue passieren: Matt, sie und Tai saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer der Yagamis. Die drei Teenager hatten sich am Freitagabend verabredet, um einen Film zusammen anzusehen, von dem sie schon seit Ewigkeiten sprachen. Doch irgendwie war der Streifen doch nicht so fesselnd wie erwartet. Zumindest nicht für Sora, denn während die Jungs sich wie gebannt den Film anschauten, schlief sie zwischen ihnen auf der Couch ein. Vielleicht war es das dumpfe Licht oder die Story des Films die sie einschlummern lies. Sie erinnerte sich noch wie der Held im Film ein endloses und wirres Telefonat führte und dann… dann empfang sie ihr eigenes Kopfkino namens Traumland. Ein paar Stupser auf ihren Arm weckten die Rothaarige wieder. „Sora, wach auf. Wir sollten langsam los.“ „Ja, wach auf Schnarchi, bevor meine Mutter euch raus schmeißt.“ Schnarchi? Sowas konnte nur von Tai kommen. Selbst mit noch geschlossenen Augen störte sie dieser Kommentar und im halbwachen Zustand fasste sie den Entschluss dem Braunhaarigen gleich die Meinung zu geigen. Die Augen zu öffnen bereitete ihr aber mehr Anstrengungen als erwartet. Die Jungs hatten sie wohl aus einer Rem-Schlaf Phase geholt. Doch als sie sich die Augen fertig gerieben hatte, um sich selbst wach zu machen, sah sie in zwei dunkelbraune Augen. Die Couch war nicht besonders groß. Wie die Ölsardinen hatten die Drei darauf gesessen und erst als sie Tai beim Aufwachen so nahe war, bemerkte sie, dass sie auf seiner Schulter eingeschlafen war. Ein Blick und PENG! Da war die Antwort auf Schnarchi verschwunden. Leicht verdattert sah sie Tai an, der sie geduldig anlächelte. Würden sie noch zur Grundschule gehen, hätte er schon zwei weitere Sprüche raus gehauen. Doch irgendwann, und Sora hatte keine Ahnung wann, war Tai wesentlich ruhiger und überlegter geworden. Er machte nicht mehr über alles seine Witze. Er war nicht mehr so impulsiv und handelte überlegter. Doch sie erwartete manchmal immer noch seine kindische Ader, aber die folgte auch heute nicht. Ohne es selber zu merken verharrte Sora ein paar Sekunden so in denen sie Tai in die Augen sah. Einer seiner Mundwinkel zog sich etwas nach oben, als wolle er mehr lächeln. Kein Wort fiel zwischen den beiden und doch schien es als würde etwas gesagt werden. Sora erschreckte sich schon fast, als Matt ihr ihre Jacke über ihre Schulter hinweg reichte. „Hier, es ist schon spät. Ich bring dich noch nach Hause“, sagte der Blonde, der bereits Jacke und Schuhe an hatte. Sora war richtig überrumpelt. Hatte sie Matt gerade vergessen? Ihr war doch vor einer Sekunde noch so, als wäre sie mit Tai alleine. Schon da begann ihr Herz aufgeregt zu schlagen und sie versuchte es zu verdrängen. So wie sie ihren Herzschlag immer verdrängte, wenn so etwas zwischen ihr, Tai und Matt geschah. Sora erhob sich von der Couch, wie sich jeder erheben würde, der gerade noch geschlafen hatte. Wie ein nasser Sack! So elegant… Ab diesem Zeitpunkt war dann alles wieder wie immer. Matt und sie verabschiedeten sich von ihrem Kumpel, er schloss die Haustür, sie setzte den Helm auf, den Matt ihr reichte und stieg hinter ihm auf sein Moped. Da der Herbst schon über Tokio herein gebrochen war, fröstelte sie der kalte Fahrtwind, aber mit dem Moped war es nicht weit bei zu Soras zu Hause. „Nochmal danke fürs Mitnehmen“, wiederholte Sora, als sie Matt den Helm zurückgab. Er stand auf und verstaute den Ersatz/Gästehelm unter dem Sitz. „Keine Ursache. Niemand von uns würde sich wohl dabei fühlen, wenn du mitten in der Nacht allein durch die Stadt läufst“, sagte Matt und lächelte sie an. Als Kinder hatte Sora Matts Lächeln oft als kühl empfunden. Sogar in der Digiwelt schien es ihr, als ob er trotz eines Lächelns immer eine gewisse Distanz warte. Doch in den letzten zwei Jahren schien sein Blick mehr Wärme zu bekommen. Sie hatte schon mal Kari gefragt, ob ihr das auch aufgefallen war, aber die hatte nur mit den Schultern gezuckt. Aber Sora war es aufgefallen. Vielleicht lag es ja an der Band. Vielleicht schaffte es Matt sich durch die Musik besser auszudrücken. Aber das war vielleicht am Ende alles nur Einbildung. Sora antwortete ihm mit einem Seufzen. „Das ihr mich immer so bemuttern müsst! Ich bin schon selber groß.“ Matt musste schmunzeln und gleichzeitig schickte er ihr einen vorwurfsvollen Blick. „Das sagst ausgerechnet du? Wer bringt mir denn immer etwas zu Essen mit zu meinen Proben? Oder Tai eine Flasche Wasser zu den Fußballballspielen, weil sie meint, wir haben immer zu wenig davon dabei?“ Sora gab Yamato ein Grummeln als Antwort. Ja, er hatte Recht! Genau so machte sie das. Es war wahr und trotzdem hasste sie es, es immer wieder gesagt zu bekommen. Tai kassierte auch einen giftigen Blick nach dem anderen, wenn er sie die Mama der Gruppe nannte. Dabei bemutterte sie eigentlich nur die beiden Jungs so. Izzy und Joe konnten auf sich aufpassen, denen musste niemand etwas hinter her tragen. Mimi brauchte diese Art der Hilfe ebenfalls nicht, auch wenn man das auf den ersten Blick nichts sah, gab es Bereiche in denen sie viel selbständiger war, als die Jungs. „Hast du schon vergessen, dass du deinen Bruder heute noch in Watte packst? Und Tai kann es nicht leiden, wenn seine kleine Schwester nicht auf seine Anrufe antwortet! Er fängt immer an zu reden wie ein…“ „Das ist was ganz anderes“, unterbrach sie Matt sie und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. „Immerhin machen große Brüder das so.“ Kaum hatte er das ausgesprochen kam sie sich albern vor. Natürlich war das etwas anders! Warum regte sie sich denn immer wieder darüber auf? Dann bemutterte sie halt ihre Freunde? Es war ja nicht so, als ob die beiden die Leckereien die Sora ihnen mitbrachte, nicht mögen würden! Während Sora noch offensichtlich innerlich mit sich rang, stützte Matt sich auf den Sitz seines Mopeds und beugte sich zu ihr. „Denk nicht so viel darüber nach.“ Er fing an zu Lächeln. Sora blinzelte. Wieder wurde ihr Puls hochgejagt, wie vorhin bei Tai. Sein Lächeln ging ihr durch Mark und Bein. „Ich finds irgendwie süß, wenn du das machst“, hauchte er sanft und Sora fiel auf wie nahe er ihr beim Vorbeugen kam, obwohl noch sein Moped zwischen ihnen stand. Jetzt war Sora dankbar für die niedrigen Temperaturen. So hatte sie eine gute Ausrede, falls der Blonde ihre geröteten Wangen ansprechen sollte. Sora lächelte zurück. Was hätte sie auch sonst darauf antworten sollen? Immerhin machte er sie gerade ganz verlegen. Immer wenn sie sich bei Tai trafen brachte sie der Blonde nach Hause und immer auf diesem Weg, sagte er öfter etwas so liebes zu ihr. Bisher verhielt sich Sora immer auf die gleiche Weise. Sie lächelte verlegen, sah nach unten und ihre Finger suchten dringend etwas woran sie sich festhalten konnten. Meistens hielten sich ihre Finger gegenseitig fest. Aber heute war es anders. Noch bevor sie wieder aufsah, legten sich Matts Lippen auf ihre. Sora war in diesem Augenblick zu verdattert, um ihn weg zu schieben oder um den Kuss erwidern. Ihre Gedanken leerten sich. Ihr Hirn wurde blank. Ihre Augen blieben weit geöffnet und jegliche Müdigkeit die sie beim Film gucken gesammelt hatte, war verschwunden. Nach einer Weile merkte Matt, dass Sora den Kuss nicht erwidern würde und löste sich wieder von ihr. Er sah ihn ihr fast schon erschrockenes Gesicht und bekam Schuldgefühle. „Tut mir Leid!“, sagte er sofort und versuchte eventuell zerbrochenes zu reparieren. „Ich dachte nur… Ich wollte nicht…“ Nur stellte sich der Blonde nicht besonders gut dabei an. Er hatte Sora geküsst, weil es ihn überkommen hatte. Weil er sich sicher war, sie würde ihn erwidern. Weil er seit langem ihre Signale sammelte, wenn die beiden allein waren, was in letzter Zeit immer öfter der Fall war. Doch als er jetzt in ihr Gesicht sah, dachte er nur daran, dass er sich geirrt hatte. „Ich werde besser gehen“, sagte er und stellte das Moped wieder richtig hin. Sora war genauso durch den Wind wie er. In ihr drehte sich alles. Ihren Emotionen wurde bereits schwindelig und trotzdem wollte nicht, dass Matt so einfach ging. „Matt, ich wollte dich nicht… es ist nicht das…“ Sora überlegte was sie sagen sollte, aber da wurde sie schon unterbrochen. „Ist es wegen Tai?“ Matt wollte eigentlich sofort verschwinden. Er hatte seine Hände bereits am Lenker, doch diese Frage brannte so hell in ihm, dass er sie raus lassen musste. „Wegen Tai?“, fragte Sora und erschreckte sich bei dem Gedanken ein weiteres Mal. „Ja, wegen Tai?“ „Nein… Nein! Nein, nein, nein. Ganz sicher nicht. Nein“, haspelte Sora peinlich berührt vor sich hin, schüttelte den Kopf und ein nervöses Lachen entfloh ihr. Sora verstummte und sie spürte wie Matt sie mit seinem Blick durch bohrte. Deshalb konnte sie ihm auch gerade nicht ins Gesicht sehen. Sein Blick war ihr gerade unangenehm. „Das waren aber viele ‚neins‘“, unterbrach mit die Gesprächspause, die gerade entstanden war. Aus seiner Stimme erkannte Sora, dass er ihr nicht glaubte. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Die Augenlider hielt sie geschlossen, weil sie das Gefühl hatte gleich zu weinen. „Da ist nichts zwischen mir und Tai…“ Auch wenn sie sich bemühte neutral zu klingen, konnte sie einen weinerlichen Ton nicht zurück halten. Ob sie es wollte oder nicht. Dieser Satz klang nach Bedauern. Matt nickte. „Ich versteh schon. Lass uns einfach wann anders darüber reden.“ Er war nicht der Typ der sie jetzt in den Arm nehmen würde, auch wenn er es wollte. Er war der Typ, der glaubte, dass ein bisschen Zeit zum Abkühlen die bessere Methode war. Immerhin war er ja immer der erste der verschwand, wenn ihm etwas nicht passte. Sora nickte auch und sah ihm hinterher, als er davon fuhr. Und sah stand sie da. Im Lichtkegel einer Laterne und wusste nicht mehr wo oben oder unten ist. Alles schien auf den Kopf gestellt. Der Kuss blieb Sora noch am nächsten Tag im Kopf hängen. Wie könnten sich ihre Gedanken auch nicht um Matt drehen. Immerhin war er süß, lieb, hilfsbereit, gutaussehend und sie verstanden sich immer super, wenn sie zusammen waren. Und gestern hatte er sie geküsst. Mimi fand das ganz toll! Kaum hatte die Rothaarige ihr davon erzählt, machte sie Werbung wie toll er doch war und was für ein toller fester Freund er doch sein würde. Sora hatte keinen Anlass ihr das nicht zu glauben. Matt war toll. Deswegen verbrachte sie auch gerne Zeit mit ihm. Deswegen wurde sie rot, wenn er ihr liebe Sachen sagte. Aber wenn er wirklich so toll war, warum dachte sie dann die ganze Zeit an Tai? Sie wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber in dem Moment, als Matt sie geküsst hatte, waren ihre Gedanken zu Tai gehuscht. Zu dem Moment, als sie Aug in Aug bei ihm aufgewacht war und er sie genauso wie Matt hätte küssen können. Hatte er aber nicht. Gut immerhin waren sie da nicht allein gewesen und es wäre total seltsam gewesen ihr wie Schneewittchen oder Dornröschen einen Kuss zum wach werden auf zudrücken, aber das war nicht das einzige Mal, dass Tai und Sora sich so nah gekommen waren. Es gab viele Momente in den vergangenen Jahren, in denen die beiden nur für sich waren. In denen sie sich so nahe gekommen waren wie Matt und Sora gestern, aber nicht ein einziges Mal hatte Tai sich getraut diesen Schritt zu machen. Entweder war er nicht so mutig, wie alle von ihm dachten oder er mochte Sora nicht so wie Matt es tat. Bei diesem Gedanken schluckte die junge Frau und stieß sich von der Wand ab an der sie lehnte. Wieder überkam sie dieses Bedauern, dass Matt gestern aus ihrer Stimme gelesen hatte. Warum war es nur so schwer Gefühle für eine Person zu haben? Ihr Handy vibrierte und Matts Name erschien auf dem Display. Er hatte ihr eine Nachricht geschickt. Hey, Sora. Können wir einmal über gestern reden? Wir könnten zusammen etwas essen gehen. Ich lade dich ein. Verwirrt sah sie auf ihr Telefon. Fragte er sie da tatsächlich nach einem Date? Verpackte er eine Frage nach einem Rendezvous nur in den Anschein eines klärenden Gespräches? Ein Teil von ihr sagte, dass sie sich darüber ärgern sollte. Ein anderer Teil verursachte ein zartes Lächeln und diese angenehme Vorfreude, die Kinder vor Weihnachten verspüren. Trotzdem ließ sie die SMS erst einmal unberührt. Sie wollte Matt nicht zurück schreiben bevor sie wusste, wie sie selbst darüber dachte. Ein paar Tage später war die Temperatur in Tokio überraschend auf 0° gesunken. Das verursachte großes Wehklagen unter den Schülern auf Soras Schule, besonders bei den Mädchen. Die meisten rieben sich im Klassenzimmer erstmal über ihre Beine, damit diese wieder auftauten, da die Röcke keinen wärmenden Effekt hatten. Aber nicht nur die Mädchen maulten. Eine gewisse Gruppe Jungs jammerte an diesem Tag mehr als sonst. Und zwar so viel, dass sie einstimmig beschlossen heute nicht zum Fußballtraining zu gehen und Tai dafür eine Notiz in der Umkleide zu hinterlassen. Als der Braunhaarige im leeren Umkleideraum einen Zettel von einem Freund fand, auf dem nur Stand, dass es heute zu kalt für Fußball sei, traf ihn fast der Schlag. Am liebsten hätte er seine Tasche über die Schulter geworfen und wäre auch schnurstracks nach Hause gegangen, aber nach ein paar Minuten ärgern hatte er so viel Wut im Bauch, dass er sich ebenso gut auf dem Feld etwas abreagieren konnte. So dribbelte Taichi Yagami, Team Kapitän und wohl einzig diszipliniertes Mitglied der Fußballmannschaft, einige Runden mit seinem Fußball vor sich hin bis ihm jemand von hinten zu rief: „Das kann doch wohl nicht dein ernst sein?!“ Er drehte sich um und am Spielfeldrand stand Sora bei den Bänken mit einer weißen Tüte in der Hand und winkte ihm zu. Wie ein Profi dribbelte er den Ball zu ihr und kickte ihn ihr sanft zu. „Was soll nicht mein ernst sein?“ „Dass du hier tatsächlich alleine übst, obwohl dieses Jahr kein Spiel mehr angesetzt ist“, lachte die Rothaarige. „Das Team hat mich im Stich gelassen“, grummelte Tai und warf noch einen Blick auf das leere Fußballfeld. „Denen war es wohl zu kalt.“ „Wieso trainiert ihr nicht in der Halle?“ „Die ist noch nicht frei. Wir dürfen die erst in zwei Wochen nutzen.“ „Verstehe, aber wieso gehst du dann nicht einfach nach Hause?“ „Ach…“, sagte Tai und grübelte selber warum er das nicht einfach tat, „eigentlich find ich es nicht schlecht, einmal den Platz für mich zu haben.“ Sora vermutete stark, dass er keine Lust hatte nach Hause zu gehen, weil seine Mutter Freitags immer eher zu Hause war und ausgiebig für ihre Familie kochte. Wenn Frau Yagami mit gesunden Rezepten experimentierte, ging das für ihre Kinder und ihren Ehemann selten gut aus. „Ich hab dir einen Snack mitgebracht. Hast du Hunger?“ Ihre weiße Plastiktüte raschelte, als sie diese hoch hielt und Tai präsentierte. Dieser antwortete nicht mit Worten, sondern grinste sie einfach an. Blöde Frage. Als hätte Tai jemals nein zu einem Snack gesagt. Da der kalte Wind am Maschendrahtzahn entlang pfiff und den immer mal wieder zittern ließ, genau wie die Luft um ihn herum, beschlossen Tai und Sora sich bei diesen Temperaturen nach drinnen zu verziehen. Man musste eine Erkältung ja nicht für eine Woche einladen. Die Umkleide der Jungs war ja eh leer und immer noch gemütlicher als die kalten Bänke am Sportplatz. Die Umkleideräume sind natürlich nicht der gemütlichste Platz der Schule, aber Sora fühlte sich gerade überall wohler als draußen, bei der Kälte und dem Wind, der ihr ins Gesicht zu beißen schien. Irgendwann in den letzten Jahren war sie richtig Kälteanfällig geworden. Sie hatte fast immer kalte Hände, selbst wenn sie sich im Winter drei Handschuhe übereinander anzog. Oft hatte sie im Winter einen Taschenwärmer eingesteckt, um in ihrer Tasche einen warmen Rückzugort zu haben. Doch es war aus ihrer Sicht noch etwas früh im Jahr für mehrere Schichten Handschuhe oder Taschenwärmer. Jetzt hieß der Plan sich nicht anmerken zu lassen, dass ihre Finger so kalt waren wie Fischblut. Selbst als Tai sich schon fast ganz über das Sandwich, dass sie ihm besorgt hatte her gemacht hatte, rieb sie sich noch die Finger. „Und warum bist du noch hier?“, fragte Taichi zwischen Kauen und Schlucken. „Die Schule organisiert dieses Jahr einen Weihnachtsbasar und ich wollte bei der Organisation mitmachen“, verkündete Sora lächelnd. Da wurde Tai hellhörig. „Backst du dann wieder deine Plätzchen?“ „Vermutlich“, kicherte die Rothaarige und machte eine „Yes“-Geste mit dem Arm. „Aber ist es nicht ein wenig früh, um an Weihnachten zu denken?“ „Kommt drauf an. Wenn man nur darauf wartet, dass andere sich die Mühe machen, dann ist es wohl noch etwas früh.“ Sora bekam einen vorwurfsvollen Blick für diesen sarkastischen Ton, aber mehr Pfeffer gab Tai nicht zurück. Wo sie Recht hatte… „Und welche Ideen habt ihr heute gesammelt?“ „Ach bis her, dass was wir jedes Jahr haben.“ „Dann ist es wohl nicht so aufregend wie erst gedacht?“, sagte Tai und schluckte den letzten Rest seines Sandwiches herunter und schüttelte die Krümel von seinen Händen. „Im Gegenteil. Ich finde es wahnsinnig aufregend!“ „Wieso das? Der Basar ist doch jedes Jahr das Selbe.“ Sora sah ihn in seinem Realismus und Gelassenheit etwas verständnislos an und presste die Lippen aufeinander. Sogar jemand Gesprächsungeschicktes wie Tai merkte, dass er wohl etwas Falsches gesagt hatte. Noch bevor er das reparieren konnte, bekam Sora einen traurigen Glanz in den Augen. „Es ist unser letztes Jahr auf der Schule… nächstes Jahr gehen wir alle auf die Highschool…“, erklärte Sora mit gesenkten Blick. Tai musterte jeden Winkel ihres Gesichts und zog selber die Augenbrauen nach oben. Das sah Sora ähnlich sich darüber Gedanken zu machen. Es war gut möglich, dass er, Sora und Matt dann nicht mehr in der gleichen Klasse wären. Es könnte auch sein, dass sie nicht mehr so viel Zeit miteinander verbrachten. In der Grundschule waren Sora und Tai unzertrennlich. Sie verbrachten jeden Tag, sogar jede freie Minute mit einander. Aber als die Rothaarige das Fußballteam verließ, brach ihre Zeit zusammen ein. Natürlich waren sie immer noch Freunde und zwar bis heute. Aber immer wenn Tai ihr altes Team erwähnte bekam Sora heute noch einen melancholischen Blick. Ungefähr genau wie jetzt. „Und was hast du für einen Vorschlag gemacht?“, eröffnete Tai das Gespräch über den Weihnachtsbasar neu, dessen Art es nicht war etwas unangenehmes einzugestehen, sondern einfach zu reparieren, was kaputt war. Sora brauchte erst kurz um zu verstehen, dass er nun mehr Begeisterung zeigen würde und sah ihn fragend an. „Ähm… ich dachte… ich könnte Waffeln backen…“ Tai lachte kurz auf. „Aber die Stände sind doch immer draußen!“ „Ja, und?“ „Ja, und? Du warst nur vorhin kurz beim Minimarkt und bist immer noch dabei dir die Finger warum zu reiben. Wie willst du stundenlang in der Kälte stehen?“ Kurz war Sora verdutzt, dass er das bemerkt hatte und augenblicklich, ließ sie ihre Finger los. „Hälst du mich für 6 Jahre alt? Ich schaff das schon. Immerhin bin ich nicht aus Zucker.“ „Das stimmt!“, lachte Tai und griff nach ihren Händen. „Zucker friert nicht so.“ Er zog ihre Hände zu sich und umfasste sie gänzlich. Seine Hände waren ganz warm und überraschend weich. Sein Griff war ganz sanft. Sogar eine zarte Daunenfeder hätte sich in seinem Griff wohlgefühlt. Er formte einen Holkörper mit den Händen in denen er Soras Griffel eingeschlossen hielt und öffnete diesen ein wenig, um seinen warmen Atem auf Soras Hände zu Hauchen. Die Fingerspitzen der Rothaarigen kribbelten vor Wärme, genau wie ihre Wangen und die Magengegend. Die Rote in Soras Gesicht kam zur gleichen Zeit wie ihr Herzklopfen. Schon schaffte Tai es sie so nervös zu machen, aber bisher hatte sie nie ein Wort gesagt. Besonders auch aus dem Grund, da er überhaupt nicht so zu fühlen schien wie sie. Während Sora nämlich weiche Knie bekam führte er das Gespräch fort, als würde da keine unausgesprochene Sache zwischen ihnen stehen. „Was für Ideen gab es denn noch?“ „Wie bitte?“, fragte eine verdutzte Sora, die wieder auf den Zug in die Realität springen musste. „Ich meine, was gibt es dieses Jahr auf dem Weihnachtsbasar?“ „Achso… ehm…“, stotterte Sora etwas, während Tai sich immer noch um ihre Hände kümmerte, „also es wird einen kleinen Flohmarkt geben, eine Geschenke-einpack-Station, ein Weihnachtscafé oh und doch es gibt was Neues!“ „Und was?“ „In der Deko werden dieses Jahr Mistelzweige integriert. Nur wissen wir nicht, ob unser Lehrkörper das so toll findet.“ „Was ist so schlimm an dem Grünzeug? Oder ist das so teuer?“ „Nein, das ist…“, sagte Sora und sah zur Seite, weil sie selber spürte, dass ihre Wangen immer röter wurden, „aber es gibt doch diese amerikanische Tradition sich unter dem Mistelzweig zu küssen und das wird auf der Schule nicht so gern gesehen.“ Nun kam auch der Braunhaarige mit und sah Sora fragend an. „Ich wette die Jungs aus dem Fußballteam würden das ganz toll finden.“ Sora nickte. „Ja, mir gefällt dir Idee auch.“ Sora lächelte Tai an, aber er gab ihr das Lächeln nicht wirklich zurück. Stattdessen grinste er ein dreckiges Grinsen. „Nun sieh mal einer an! Kann es sein, dass du gerne mit jemanden unter dem Mistelzweig stehen würdest?“ Sora sah ihn geschockt an. Nicht wegen dem Grinsen oder der Anspielung. Das war sie von Tai schon gewöhnt. Sora war geschockt, dass nicht ein kleiner Teil Nervosität in seinem Gesicht zu sehen war, so wie bei ihr. „Was wenn es so wäre?“, fragte sie während ihre Stimme zitterte. Nun nahm auch Tai ihre Nervosität wahr, wenn er auch nicht verstand, was genau das auslöste. „Du musst dir keine Sorgen machen“, sagte er lieb. „Sorgen?“ „Ich zieh dich nur ein bisschen auf, aber wenn ich merke, dass es dir unangenehm wird, dann halte ich sofort die Klappe. Ich würde dich doch nie vor deinem…Freund blamieren.“ Die Aussage klang sowohl ernst, als auch scherzhaft und Sora hatte keine Ahnung wie sie darauf reagieren sollte. Deshalb sah sie ihn einfach nur mit großen und leicht hilflosen Augen an. Sie fragte sich, wie er nicht merken konnte, dass ihr Herz ihr fast aus der Brust sprang. Sie fragte sich, wieso ihr Herz jetzt so stark klopfte und sie in Gedanken immer bei dem Idioten hing, obwohl sie nur eine SMS von jemand entfernt war, der sich hier an dieser Stelle anders verhalten hätte. Nämlich jemand der auf sie zukommen wollte. „Gut!“, sagte Sora nach einer Weile hastig um die Stille zu unterbrechen, „Ich würde dich auch nicht blamieren, wenn du mit einem Mädchen unter dem Mistelzweig stehst.“ Im Gegensatz zu Sora hatte Tai hier keine innere Hürde, die es zu überwinden galt. Nur ein herzhaftes Lachen kam aus ihm heraus. „Hab ich was Lächerliches gesagt?“, fragte Sora und fühlte sich wie ein Kind, das etwas Dummes gesagt hatte. Dabei wusste sie selber, dass diese Behauptung, auch wenn sie etwas patzig geäußert war, nicht so weit hergeholt war. Taichi war bei den Mädchen in ihrer Klasse und generell auf der Schule sehr beliebt. Immerhin war er freundlich, lustig, hilfsbereit und Kapitän der Fußballmannschaft. Sora hatte schon des Öfteren Mädchen bei den Spielen gesehen, die nur seinetwegen gekommen waren und nur ihn lautstark anfeuerten. „Nein, es ist nur, dass ich gar nicht an sowas gedacht habe.“ „Wieso nicht? Du hast doch auch daran gedacht, dass die anderen Jungs sich über die Mistelzweige freuen würden.“ „Ja schon. Aber ich hab gerade nicht vor den Mädchen hinterher zu jagen.“ Gerade nicht war eine riesige Untertreibung. Tai hatte den Mädchen noch nie hinterher gejagt. Trotzdem überwand sich Sora zu einem leisen: „Wieso?“ „Weil ich das Leben mag wie es jetzt ist. Ich möchte das nicht durch einander würfeln.“ „Aber würde dich ein Kuss denn so sehr durch einander würfeln?“, fragte Sora ungläubig. Nicht nur wegen seiner Aussage, sondern auch weil Matt sie mit einem Kuss einfach aus der Bahn geworfen hatte. „Irgendwie schon. Überleg mal. Wir können unsere Digimon gerade jeder Zeit sehen, da würde jemand der das nicht versteht nur stören. Ich möchte gerade einfach nichts am Leben ändern, weil es gerade gut ist wie es ist.“ „Wirklich?“, fragte Sora zaghaft und konnte ihn gerade nicht ganz nachvollziehen. „Ja, ich mein. Wieso sollte es gerade nicht toll sein. Ich hab Agumon. Du und Matt sind in meiner Klasse. Kari blüht auch immer mehr auf. Wieso sollte ich daran etwas ändern wollen?“ „Aber eine Veränderung könnte das Leben doch auch noch besser machen.“ „Oder Komplizierter“, verbesserte Tai sie und griff zu seiner Wasserflasche. Bevor er selbst trank bot er Sora einen Schluck an. Doch die schüttelte nur den Kopf und war gleich darauf wieder in Gedanken. Jetzt, nach diesen Worten, kam der Kuss von Matt ihr noch mutiger vor. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Tai wie er mit einer Hand auf der Sitzbank aufgestützt aus der Flasche einen kräftigen Zug nahm. War das wirklich das Beste? Alles zu lassen wie es war? Keinen Schritt nach vorne zu machen, selbst wenn Herz etwas anderes verlangte? Das kam ihr nicht richtig vor. Zumindest nicht richtig für sie selbst vor. Jetzt lächelte sie doch. Sogar so rein, dass Tai dieses Lächeln auffiel. „Woran denkst du?“ „Ach!“, Sora schüttelte den Kopf, „Ich hatte noch eine SMS der ich zurück schreiben musste … mir ist gerade eingefallen, was ich antworte.“ Tai verarbeitete diese Info mit einem Schultern zucken und von diesem Punkt an, war Soras Nervosität verschwunden. „Bleibst du noch länger in der Schule? Ich würde dann langsam nach Hause gehen.“ „Ich übe vielleicht noch ein wenig, dann geh ich auch nach Hause. Ich würde nur gerne das Abendessen verpassen.“ Die beiden sahen sich an und fingen an zu lachen. Wie Freunde nun einmal so sind.         Später, als Sora schon längst wieder zu Hause war, hatte sie  ihren Herzschmerz schon vergessen. Die Verwirrung die sie seit gestern quälte, war von ihren Schultern gewichen. Deshalb schien es ihr nun auch ganz einfach zu ihrem Handy zu greifen und auf Matts Namen zu tippen. „Hi Matt!“, sagte sie fröhlich, „Hast du heute Abend Zeit?“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)