Scatter and Howl von yezz ================================================================================ Kapitel 42: Face to Face ------------------------ Renji zog sich hoch auf seine Knie, um sich rittlings auf Byakuya zu setzen, der auf einem der kleinen Sitze aus Stein saß, die rund herum am Rande des Sentōs waren. Er legte die Hände auf die Fliesen hinter Byakuyas Schultern und beugte sich nah an Byakuyas Gesicht und versuchte die Art und Weise zu verändern, wie sehr er sich vor ihm… auftürmte. Er beobachtete Byakuyas Gesichtsausdruck vorsichtig. Er war, wie immer, schwer zu lesen, doch Byakuyas Hand hob sich, um langsam und ermutigend über Renjis nassen, dampfenden Rücken zu fahren. Nachdem seine Hände sich um Renjis Taille gelegt hatten, glitten sie weiter unter das Wasser. Eine Handfläche fuhr die Rundungen seines Hinterns nach – knetete, dehnte, spreizte. Letzteres ließ Renji ein bisschen aufsitzen und den Rücken unbewusst durchstrecken. Das dadurch erzeugte Plätschern übertönte fast die Laute, die seinen Lippen entkamen. Fast. Zu wissen, dass direkt auf der anderen Seite der Wand eine prüde, alte Frau die Geräusche hören konnte, die sie verursachten, erhöhte Renjis Wahrnehmung für alles. Wie der Dampf leicht nach etwas metallischem roch und an seiner Haut und seinen Haaren hing, ihn wie ein zweites Paar Hände liebkoste. Wie Byakuyas Lippen sich bisher niemals so kitzelig/heiß an seiner Haut angefühlt hatten. Das Geräusch seiner Zunge, als er Tropfen von seinen Bauchmuskeln leckte. Eigentlich ein minimales Geräusch, schien aber um ein tausendfaches lauter. Überall wo Renjis Körper nicht vom Wasser bedeckt war, war die nackte Haut von Gänsehaut bedeckt. Seine Brustwarzen waren steif und wurden dadurch gequält, dass Byakuyas kalte, feuchte Haare über sie strichen und der Tatsache, dass Byakuyas Lippen sich woanders, mit den dunklen Linien seiner Tattoos, vergnügten. Zum Glück sorgte die Hitze des Wassers dafür, dass sein Penis zu schlaff war, um mehr zu tun als nur zu zucken oder er – „Oh! Schei---“ Renji musste sich eine Hand vor den Mund schlagen, um das Stöhnen, welches tief durch seinen Körper vibrierte, zu unterdrücken, als Byakuyas Finger ihren Weg zu Renjis Loch gefunden hatten. Er blickte auf Byakuya hinab, als wolle er ‚Geht das nicht ein bisschen weit mit IHR da drüben?‘ sagen, doch Byakuyas Kopf war gebeugt und alles, was Renji wirklich sehen konnte, war ein Hauch von seinem Gesicht und diese clevere, rosa Zunge. Gebeugt, auch nur ein kleines bisschen wie gerade… sah bei Byakuya einfach super heiß aus. Zusätzlich machte er winzige, drängende Geräusche im Rhythmus seiner, sich vertiefenden Bewegungen mit dem Finger. Trotz der Hitze der heißen Quellen zogen sich Renjis Hoden zusammen. Seine Finger gruben sich in seine eigenen Wangen bei dem Versuch, seine gewohnte Litanei an Bitten und Flüchen zurückzuhalten. Nachdem Renji bemerkte, dass er aus Versehen noch mit einer Hand Byakuyas Schulter gepackt hatte, zwang er sich selbst, loszulassen und die Hand auf den Beckenrand hinter ihm abzustützen. Mit jeder Bewegung von Byakuyas Finger – nein, jetzt zwei Finger – rein und raus, zuckten Renjis Hüfte, stießen hinunter mit der wachsenden Verzweiflung nach mehr, weiter, tiefer, härter. Das Geplätscher klang, als würden sie ficken. Byakuya hatte währenddessen das Nachfahren der Muster beendet und leckte nun an den steifen Brustwarzen. Renji griff in Byakuyas Haare, als dieser plötzlich besonders hart saugte, was pure Lust direkt in seine Lendengegend schickte. Er schnaufte unter der Mühe, seine Finger wieder zu lockern. Er biss sich nun auf die Innenseite seiner Wangen und schmeckte etwas Blut. Doch die Hitze behinderte sie dennoch. Renji konnte spüren, wie Byakuyas Penis immer wieder gegen seinen Damm und die Hoden stieß, aber sich niemals richtig aufrichtete. Außerdem konnten sie auch das Sentō nicht verunreinigen. Tante Masama musste mittlerweile weg sein, richtig?, dachte Renji verzweifelt. „Byakuya“, Renji lockerte die Hand um seinen Mund und riskierte einen heiseren Wisper. „Ich klettere heraus, ok?“ Byakuya blickte auf, sein Mund verließ Renjis Brustwarze. Eine kleine Spur Feuchtigkeit folgte, der Anblick ließ es beinahe um Renji geschehen. Sein Körper wollte so verzweifelt reagieren, dass er erschauderte und ein knurrendes Stöhnen nicht unterdrücken konnte. Was… Byakuyas Lippen zu einem Lächeln anheben ließ. Er nickte, deutete mit dem Kinn auf eine Seite und sagte: „Klettere da rauf. Dreh dich und schau mich an.“ ‚Schau mich an?‘ Auch wenn Renji sich beeilte, um zu gehorchen, durchflutete Erstaunen seinen Körper. Byakuya fragte niemals – selten? – danach ihn anzuschauen. Es passierte hin und wieder, dass es am Ende so war, doch Renji hatte immer das Gefühl, dass das nicht zu Byakuyas Vorlieben gehörte. Nachdem er sich am Beckenrand hochgestemmt und aus dem Wasser war, lehnte er sich auf seinen Ellbogen zurück und hob und spreizte seine Beine, damit Byakuya dazwischen konnte. Er sah wundervoll aus, wie er aus der heißen Quelle kam. Wasser floss in Rinnsalen hinunter, die die Konturen seiner blassen Haut unter den harten Muskeln zu umarmen schienen. Sein Haar, selbst mit dem dilettantischen Gefängnishaarschnitt, sah immer noch wie ebenholzfarbene Seide aus, die an diesen scharfen, majestätischen Gesichtszügen klebte. Graue Augen waren ungewöhnlich auf ihn gerichtet und geöffnet und die Weise, wie Byakuya ihn mit einer Mischung aus Bewunderung und Verlangen ansah, ließ Renjis ganzen Körper lebendig fühlen. Die kalte Luft und die Intensität von Byakuyas Blick, ließ Renji erschaudern. Ohne die drückende Hitze wurde sein Penis peinlicherweise sofort steif. Renji war sich nicht sicher, wie Byakuya reagieren würde. Er dachte manchmal, dass sein Schwanz der Teil seines Körpers war, den Byakuya am wenigsten mochte – dass er ihn deswegen so wenig beachtete, weil er insgemein angeekelt davon war. Er öffnete seinen Mund, dachte daran, sich zu entschuldigen… vielleicht… als Byakuya ohne Vorwarnung danach griff. Er schlang die Finger um seine Erektion, strich leicht darüber, liebkoste ihn. Diese Aufmerksamkeit ließ Renjis Beine geräuchvoll ins Wasser fallen, als er sich mit einem Laut aufsetzte, das zu seinem Leidwesen vielleicht nur wenig mehr als ein Quieken war. Er versuchte es noch in einen etwas mehr machohaften, wertschätzenden Laut übergehen zu lassen. Byakuya grinste ihn an. Währenddessen machte er etwas mit dem Daumen mit seiner Eichel, das Renji Mühe bereitete, nicht zu wimmern. Aber dieses Grinsen. Es sah verdammt sexy aus, denn: So schelmisch und wissend. Außerdem konnte Renji sehen, wie all das Byakuya anmachte – von seiner erröteten Haut über die Weise, wie sich seine pinken Brustwarzen verdunkelten bis hin zu seinem Penis, der hart und steif wurde. Ein Anblick, den Renji fast nie zu sehen bekam. Es machte Renji so heiß. Vor allem, als sich Byakuyas Hand ausstreckte, um Renjis Hüfte anzuheben und seine Rückseite weiter zu erforschen. Renjis Kopf fiel nach hinten und er warf sich einen Arm über das Gesicht, um den Schwall an Wörtern zurückzuhalten, die durch sein kaum mehr funktionierendes Gehirn rumpelten. ‚Gott oh Gott, ja mehr scheiße Götter ja härter.‘ „Lass dich gehen, Renji. Sie ist schon lange gegangen.“ Sie war weg? Scheiße, wie lange schon? Warum zum Teufel warteten sie noch länger?? „Oh Götter“, keuchte er. „Gleitgel. Hol das verdammte Gleitgel. Du musst mich so hart ficken.“ Byakuya blinzelte, als hätte er irgendwie vergessen, dass sie so etwas brauchten. „Oh. Oh ja, natürlich!“ Er donnerte aus dem Wasser, die Spritzer landeten auf Renjis schmerzenden, wartenden Körper. Trotz der sengenden Hitze machte Byakuyas hektische Suche Renji nur noch mehr an. Der Klang, wie verzweifelt und doch vorsichtig Bykauya die Sachen in ihrem Korb durchwühlte, war so verdammt hinreißend. Er schob sich noch etwas weiter vom Beckenrand weg und überlegte, ob er ihnen einige Handtücher zum Drauflegen holen sollte, da die Fliesen kalt und hart gegen seine erhitzte Haut waren. Aber der Gedanke, aufzustehen, wenn er so schmerzhaft hart war, gefiel ihm nicht. Wie Byakuya in diesem Zustand rennen konnte, war Renji unbegreiflich… Seine Hände wanderten unbewusst über seinen Körper, nicht in der Lage die schmerzhafte Leere auszuhalten, dort wo Byakuya sein sollte. „Verdammt! Ich weiß nicht, wie das passieren konnte“, sagte Byakuya von der Umkleide aus, seine Stimme klang ein Stück weit verzweifelt. „Ausnahmsweise habe ich mal kein… oh! Dem Schicksal sei Dank!“, Byakuya kam aus der Umkleide und hatte eine Flasche umklammert, „… Ich habe etwas Massageöl gefunden, das jemand vergessen hat.“ Schuldbewusst warf Renji seine Hände nach oben. Er fühlte sich, als wäre er bei etwas Verbotenem erwischt wurden. Doch zu sehen, wie Renji seine Finger an – und in ihm– hatte, ließ Byakuya nur weiter erröten, sein Glied zuckte und wurde noch härter. „Mach weiter“, forderte er. Er warf Renji die Plastikflasche zu. Sie rutschte über den Boden und blieb an Renjis Ellbogen liegen. „Bereite dich für mich vor.“ Oh? Oh, richtig… Sie hatten diese Zuschausache so lange nicht mehr gemacht, Renji hatte fast vergessen, wie sehr Byakuya das mochte. Renji setzte sich auf und schraubte das Massageöl auf. Wie von selbst hielt er es unter seine Nase und kräuselte sie sofort. Es war kein Wunder, dass es liegen gelassen wurde. Zumindest war es nur übertrieben blumig und nicht ranzig. Er goss sich etwas von dem übertrieben süßen Zeug auf die Hand. Er blickte zu Byakuya rüber und rollte sich auf den Bauch. Was er bisher gemacht hatte, war gut genug für schnell und dreckig gewesen, aber nun würde er eine Show abziehen. Außerdem war es so einfacher, alles zu erreichen. Er konnte außerdem immer noch Byakuya anschauen, wenn er eine Schulter drehte. Er packte eine Arschbacke mit einer Hand und schob die andere drum herum. Byakuyas für gewöhnlich kühlen grauen Augen schienen aus Feuer, während sie ihn beobachteten. Lippen hatten sich leicht geteilt und Renji konnte das Heben und Senken von Byakuyas Brust sehen, während er immer erregter wurde. Renji ließ ein langes, gequältes Stöhnen los und schob sich weiter auf seine glitschigen Finger. Dabei beobachtete er, wie Byakuyas Atem stockte und sein Glied weiter zuckte und zu tropfen begann. Er folgte Renjis Blick und sagte: „Es scheint, als wäre ich bereit für dich. Bist du bereit für mich?“ „Oh Götter, so sehr ja“, sagte Renji. Obwohl er sich hinkniete und Renjis Hüpfte umgriff, schnalzte Byakuya mit der Zunge. „Du törnst mich ab, wenn du wie dieser Junge aus dem Diesseits redest.“ Ichigo? Renji hätte es beinahe laut gefragt, doch dann erinnerte er sich, dass ironischerweise ‚Erdbeere‘ Byakuyas Sicherheitswort war. Er begann gerade, sich auf seine Arme abzustützen, als er bemerkte, dass Byakuya immer noch seine Hüfte anstieß, ihn drängte sich auf seinen Rücken zu drehen. Sobald er erkannte, was Byakuya wollte, drehte er sich so enthusiastisch um, dass er Byakuya beinahe gegen den Kopf trat. Er machte es wieder gut, indem er seine Beine um Byakuyas Taille schlang. Byakuya belohnte ihn mit einem weiteren von diesem sengenden, sexy Grinsen und führte Renjis Beine noch höher, während er sich an seiner Öffnung positionierte. Renjis Hand hob sich, um Byakuyas Gesicht kurz zu umfassen und wanderte dann kühn den Hals und Schultern hinab, über die solide Stärke seines Bizeps und die Unterarme. Er griff nach seinen Handgelenken, als Byakuya in ihn stieß, ihn öffnete und weit spreizte. Egal wie oft sie es taten, Renji spürte immer noch den heißen Rausch der Dehnung – kein wirklicher Schmerz, aber fast wie ein Brennen. Er schrie etwas auf, aber warf Byakuya ein keuchendes Grinsen zu, um ihn zu zeigen, dass es ein gutes Gefühl war. Dann drückte er sich gegen Byakuya, zwang ihn tiefer. Denn nun zerriss ihn der Drang, gevögelt zu werden. Er hatte so lange gewartet und es ebenso lange gewollt. Ohne zu denken griff er nach Byakuyas Schultern, umgriff ihn hart, versuchte ihn näher heranzuziehen, weiter in sich. „Fick mich, komm schon!“, forderte er. „Fick mich!“ Byakuyas Blick war kühl geworden und sein Körper starr. „Lass mich los.“ „Oh scheiße, richtig, gottverdammt, tut mir leid, scheiße“, Renjis Hände flogen förmlich in die Höhe und er wünschte sich, er hätte etwas anders zum Festhalten. Er umfasste seine eigenen Handgelenke, knallte sie über sich auf den Boden und flehte: „Halt mich fest.“ Sein Hintern verlangte nach mehr und er schob sich gegen Byakuya. Dazu flehte er: „Verdammt noch mal, halt meine Handgelenke.“ Byakuya sah kurz verwirrt aus, doch Renji streckte sich aus und legte eine Hand von Byakuya auf sein Handgelenk. Gleichzeitig schlang er ein Bein um Byakuyas Schulter, schob sie zusammen. Die Wucht ließ Byakuya grunzen, doch das Gefühl ließ ihn erröten und sein Mund öffnete sich, er zischte vor Lust. Byakuya ließ sich fallen, lehnte sich auf Renjis Handgelenk, küsste ich nachlässig, während ihre Körper miteinander kollidierten. Renji kämpfte um ein schnelleres Tempo, während Byakuya absichtlich verlangsamte und jeden kräftigen Stoß auskostete. Etwas an ihrer Position ließ jeden Stoß härter gegen Renjis Lustpunkt drücken, als jemals zuvor. Renjis Penis tropfte. Seine Hoden waren schmerzhaft zusammengezogen und hüpften im Rhythmus ihrer Körper. Dankbar für die Hand, die ihn unten hielt, ließ sich Renji gehen. Seine Beine schlangen sich fest um Byakuya, stellten ihre eigenen Forderungen. Doch es war nichts gegen das, was seine Fingernägel gemacht hätten, wenn es ihnen erlaubt gewesen wäre, tief und lang und hart über die makellose Haut zu kratzen. Byakuya stöhnte. Die Hand, die Renjis Oberschenkel hielt, grub sich fest in die Haut, als wäre er wild, außer Kontrolle, aber… Nicht sein Dämon, sondern wie ein Mann – ein Mann verloren in seiner Lust. Er beschleunigte das Tempo, schob sich so tief in ihn, dass Renji nicht mehr in der Lage war, sich auf ihren Kuss zu konzentrieren. Jeder Stoß war wie ein Blitzeinschlag in seine erogene Zone. Alles was er konnte war grunzen und stöhnen und knurren. Wie ein Tier. Nein, wie ein Dämon. Er würde jeden Moment markerschütternd kommen, also keuchte Renji: „Kein… Tier… Dämon… Sag es, Byakuya. Sag,… dass ich dein Dämon bin.“ „Oh, das bist du“, knurrte Byakuya. „Du bist mein Dämon.“ Irgendein überhitzter Teil von Renjis Hirn wollte fragen ‚Warte, wie Reitgerte-Dämon?‘, aber das Tempo, das Byakuya an den Tag legte, war zu viel für irgendwelche Worte. Tatsächlich war es zu spät für mehr, als sich dem schaudernden Beben, den schluchzenden Stöhnen und dem heißen Schwall von Sperma zu überlassen. Renji kämpfte darum, sich auf Byakuyas Gesicht zu fokussieren, während er in ihm kam, denn das wollte er nicht verpassen – Der Moment, in dem Byakuya die Kontrolle verlor. Der Moment, in dem sich seine Lust und sein Verlangen auf seinem Gesicht zeigten. Es dauerte nicht lange, bis Renji belohnt wurde. Schweiß durchflutete ihn. Byakuya sah zerzaust aus, wild… und so erregt. Und dann, für einen Moment, auf dem Gipfel seiner Leidenschaft, als Renji spürte, wie Byakuyas Hitze ihn tief in sich füllte, fiel Byakuyas Maske ab und er war verletzlich, offen… so verdammt atemberaubend. Und er rief Renjis Namen. „Renji! Oh Gott, Renji!“ Bei dem Klang seines Namens, mit so viel Leidenschaft ausgerufen, widerhallend im Badehaus, erschauderte Renji in einer Welle eines zweiten Orgasmus. Er fühlte sich, als würde er himmelhoch fliegen. Oh, Götter, so gut… so scheiße unglaublich gut. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit, bis er wieder zu Atem kam. Mit gebeugtem Kopf ließ Byakuya endlich seine Handgelenke aus seinem eisernen Griff und ließ sich kraftlos auf die Fliesen neben Renji fallen. „Wow“, sagte Byakuya. „Wow?“, wiederholte Renji und drehte seinen Kopf, um sicherzugehen, dass da wirklich Byakyua neben ihm lag. „Kann das 28. Familienoberhaupt der Kuchiki überhaupt ‚wow‘ sagen?“ „Kann er, wenn der Sex derart gut war.“ Renji gluckste. Dann starrte er an die Decke und nickte. „Ja. Das war unglaublich.“ „Du hast mich dich festhalten lassen.“ Byakuya klang erstaunt. „Du hast mich dich sehen lassen.“ Sie blickten sich lange an, dann seufzte Byakuya tief. „Ich möchte hier schlafen, aber es ist kalt.“ Renji grunzte, faltete seine Hände über seinen Bauch. „Ich kann überall schlafen.“ Byakuya ließ liebevoll die Zunge schnalzen. „Du bist so ein Biest.“ „Dämon“, korrigierte Renji. „Dämon“, stimmte Byakuya zu. „Mein Dämon. Ah, wenn du nur wahrhaftig diese Stärke und diese Ausdauer hättest, dann könntest du mich zum Bett tra----“, Renji ließ Byakuya nicht aussprechen. Er rollte sich geschickt rüber und schob Byakuya in seine Arme. Mit einem Grunzen hievte er sich auf die Füße. „Was sagtest du?“ Byakuya sah kurz gequält aus, bewegte sich als wolle er wieder abgesetzt werden. „Aber unsere Kleidung, der Korb…“ „Sind nicht dafür die Diener da?“ Byakuya biss sich auf die Lippe, ein hinreißender Anblick. Renji konnte sehen, dass Byakuya zustimmen wollte, doch er schüttelte den Kopf. „Ich kann die Phönix-Robe nicht zurücklassen. Sie gehörte dem ersten Kuchiki.“ Renji ging sofort hinüber zur Umkleide. Byakuya sorgte sich nie um materielle Dinge. Niemals. Diese Robe musste ein verfickter nationaler Schatz sein. „Und du trägst sie im Bett? Sie hing in deinem verfluchten Kleiderschrank?“ Byakuya verzog das Gesicht und legte einen Arm um Renjis Hals, doch er griff geschickt mit der anderen nach der Robe an ihrem Haken, als sie daran vorbeigingen. „Sie wurde als Schlafkleidung entworfen und sie hing am gleichen Platz seit das Anwesen bewohnt ist. Ich habe sie angezogen, weil es mein Recht ist und weil ich wusste, dass es Tante Masama verärgern würde. Renji blickte zu den verstreuten Hygieneartikeln und hoffte, dass sie nicht noch etwas brauchten. Wenn er Byakuya nun absetzte, hatte er keine Kraft mehr, um ihn noch einmal hochzuheben. Seine Muskeln fühlten sich wie labbrige Nudeln an. Aber das war nur die Müdigkeit von grandiosem Sex. Er war schon in weitaus schlimmerem Zustand und war wieder aufgestanden, um zu kämpfen. Er wusste, dass er mit Shunpo zurück zum Anwesen und ins Schlafzimmer gelangen konnte, bevor er zusammenbrach. „Alles gut?“ „Ja, gut. Los, mein dämonischer Liebhaber. Flieg uns davon mit deinen ledrigen Schwingen.“ Renji gab Byakuya ein kleines, neckendes Schnauben und breites Grinsen. „Tigerpfoten. Mit mächtigen Sprüngen bringe ich uns hier raus mit meinen… uh… Tiger… ähm, Gliedern?“ „Ja, sie mal, das ist nicht so poetisch“, meckerte Byakuya. „Ich habe Poesie angestrebt.“ „Du solltest die Poesie mir überlassen“, grinste Renji und drückte die Hintertür gegen den scharfen, schneedurchzogenen Wind auf. In seinen Armen erzitterte Byakuya und Renji ging in den Shunpo über und brachte sie so schnell wie er es wagte den ganzen Weg bis in Byakuyas Gemächer. Renjis große romantische Geste wurde von Byakuyas Beharren zerstört, das Familienerbstück mit Vorsicht zu behandeln. Statt Byakuya aufs Bett zu legen, ließ er ihn also schon an der Türschwelle hinunter. Während Byakuya viel Lärm um nichts machte, wärmte Renji seine schneebedeckten Zehen am Feuer auf und wanderte schlussendlich zurück ins Schlafzimmer. Das Schlafzimmer roch nach frisch gewaschenen Laken und erinnerte Renji daran, wie die Nacht begonnen hatte. Als er sich auf seine Seite des Bettes kuschelte, konnte er sich nicht an eine Zeit erinnern, in der sie so… beschäftigt gewesen waren. Drei Mal in einer Nacht? Müsste ein neuer Rekord für sie sein. Natürlich war es aber auch nicht tagtäglich, dass Byakuya für eine Woche ins Gefängnis geschickt wurde. Byakuya kam aus seinem Umkleidezimmer und trug etwas, dass genauso teuer aussah wie die Phönixrobe. Gemacht aus schimmernder, schwarzer Seide war die untere Hälfte mit Salamander dekoriert, deren Feueratem in gelben und orangenen Mustern nach oben wanderten. Renji konnte nicht anders als anzumerken: „Das ist weniger kostbar?“ „Kostbar?“, Byakuya blickte nun neugierig hinunter auf seinen Yukata. „Ich habe keine Ahnung. Es besitzt jedoch keinerlei historische Signifikanz.“ „Oh, richtig“, sagte Renji, als würde das auch nur ein bisschen Sinn für ihn ergeben. Er rollte sich rüber und schüttelte sein Kissen auf. „Ich habe nach Essen gerufen“, sagte Byakuya, als Renji das Licht löschen wollte. Renji zog seine Hand zurück und setzte sich wieder auf. „Fantastisch. Ich mag dein neues Ich.“ Byakuya lächelte. Er nahm ein Buch von seinem Nachttisch und schlug es auf. „Ich dachte, dass du dafür eventuell zugänglich bist.“ Renji nickte. Er lehnte seinen Kopf zurück gegen das Kopfende in dem Vorhaben, noch ein kleines Nickerchen zu halten, bis das Essen kam. Doch aus den Augenwinkeln bemerkte er die Bilder in Byakuyas Buch. Auf der Seite küssten sich gerade zwei sehr hübsche Kerle. Er lehnte sich näher heran, um es besser sehen zu können. „Du und deine Pornos“, neckte er ihn. „Ist das ein neuer? Schickst du den armen Eishirō auf Einkaufstour in die Welt der Menschen, um deine Yaoi-Sucht zu befriedigen?“ „Wohl kaum“, gluckste Byakuya. „Sie waren ein Geschenk als Entschuldigung von Ten.“ „Dem Yokai aus dem Madennest?“ „Ja“, sagte Byakuya. „Er schien eine Art lebhaften Handel mit Büchern dort drinnen zu führen. Ich habe keine Ahnung, woher er sie bekommt.“ Renji nahm das Buch aus Byakuyas Hand und drehte es um. „Das Etikett sagt ‚Lashinban‘.“ Er gab es Byakuya zurück. „Da ist ein Strichcode. Also kommt es wohl aus dem Diesseits. Dein kleiner Ganove kommt herum.“ Nachdem er Renji einen kurzen Blick zugeworfen hatte, fand Byakuya die Stelle wieder, wo er stehen geblieben war. „So viel habe ich auch vermutet. Meine Frage war mehr rhetorisch gemeint. Mehr in dem Sinn, dass ich mir nicht sicher bin, wie er bis in die Menschenwelt kommt, ohne ein Senkaimon oder ob er einen Kontakt in der Seireitei hat, der ihm die Dinge besorgt.“ Renji nickte. Er wusste nicht, wie die Politik im Gefängnis funktionierte, aber er Verstand die Yakuza. Er wäre überrascht, wenn Byakuyas Freund über kein großes Netzwerk von Leuten verfügte, die ihm Gefallen schuldeten, tauschten und all das. „Ist die Handlung sexy?“ „Bisher nicht“, gab Byakuya mit einem Seufzen zu. „Wobei meine Wertschätzung vielleicht dadurch gemindert wird, dass ich nicht in der Lage bin, die Motivationen der zeitgenössischen, japanischen High-School-Schüler zu begreifen.“ Mit einem schnaufenden Lachen lehnte sich Renji zurück. „Ich habe eine Zeit in der High School verbracht und ich habe nicht den Hauch einer Idee, was diese Schüler motiviert.“ Dann dachte er zurück an Chad und diesem nervtötenden Anhängsel. Wie war sein Name? Keigo? „Haben die viel Sex?“ „Die hier schon“, sagte Byakuya und ließ das Buch in den Schoß fallen. „Ihm wird von einem viel älterem Mann den Hof gemacht. Ich glaube, sie nannten es einen Büroangestellten. Dieser hat einen sehr… speziellen Geschmack.“ Renjis Augen wurden groß mit dem Verständnis. „Oh! Es ist ein Bondage-Buch!“ Byakuya warf Renji einen angesäuerten Blick zu, aber ein wenig Röte färbte seine hohen Wangenknochen. „Glaubst du, ich lese diesen Blödsinn wegen der Qualität der Dialoge?“ Mit einem Lachen neckte Renji: „Dann weiß ich nicht, warum du dich mit den ganzen Wörtern herumplagst, Taicho. Ich würde direkt zum Schweinkram springen.“ „Hast du überhaupt eines dieser Bücher fertiggelesen, die ich dir gekauft habe?“, fragte Byakuya mit scharf erhobener Augenbraue. „Was war das überhaupt? ‚Bara‘?“ „Ich habe mir die scharfen Stellen angeschaut“, Renji streckte die Zunge raus. „Und überhaupt ist es ja nicht so, dass die Sachen, die ich mir ausgesucht habe, groß was mit Charakterdesign zu tun hätten. Es geht schon ziemlich direkt zur Sache, wenn du weißt, was ich meine. Typen treffen sich und ficken. Ende.“ Byakuya schüttelte liebevoll den Kopf und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Manga. „Offensichtlich bin ich der Romantiker bei uns.“ Da war dieser Gedanke. Ein leicht beängstigender Gedanke. Renji wollte schon ein ‚das erklärt alles‘ schnauben, doch es gab keinen Grund einen Streit vom Zaun zu brechen. Außerdem war es wahr. Byakuya hatte viel mehr Erfahrung bei diesem Hofieren und Werben und all diesen typisch romantischen Dingen. Renji war noch nicht einmal auf ein Date gegangen – zumindest kein ordentliches mit Restaurant und so weiter – bevor er mit Byakuya zusammenkam. Nicht, dass es nicht genug Sex in Renjis Leben gegeben hätte, nur halt nicht sehr viel Romantik. Renji wollte romantisch sein. Er hatte sogar eine große, romantische Geste für Byakuyas Geburtstag geplant. Stattdessen hat er nackt von der Decke gehangen. „Ich frage mich, ob Hisagi die Club-Sache ans Laufen bekommen hatte“, wunderte er sich laut. „Ich würde dich immer noch gerne zum Tanzen ausführen.“ „Mmm?“, Byakuya blickte von seinem Buch auf. „Was ist mit Vizekommandant Hisagi?“ „Es sollte eine Überraschung für deinen Geburtstag werden. Ich habe Hisagi dazu überredet, ein Gebäude zu einem Club umzubauen – einen Ort zum Tanzen, der nicht in der Welt der Lebenden liegt. Ich hatte Bilder in meinem Kopf von dir und mir…“, Renji verstummte, denn es war eine selbstsüchtige Fantasie gewesen. Doch in seinem Kopf war sie immer noch toll: ein privater Tanz bevor alle reinkamen, die Lichter, Byakuya in seinen Armen, die Musik, irgendwie in der Öffentlichkeit zu sein und trotzdem eine gewisse Distanz für Byakuya. Aber es hätte niemals so geklappt, wie Renji es im Kopf hatte. Zusammen in der Seireitei tanzen? Das würde niemals passieren. Sicher, Byakuya hatte schon mit Renji in der Öffentlichkeit getanzt. Zu seinem Geburtstag, aber das war in der Welt der Lebenden gewesen. Dort war Byakuya nicht das 28. Clan-Oberhaupt. Nun ja, war er schon, aber es war irgendwie anders. Und es wäre so ein blutiges Desaster geworden, wenn sie zu einem langsamen Tanz angesetzt hätten, mit Matsumoto und Hisagi und all die anderen in Lauerstellung und Byakuya, der plötzlich auf die ‚Lass mich los‘-Schiene wechselte. Byakuya schaute ihn an, also zuckte Renji mit den Schultern und warf ihm ein breites Grinsen zu. „Die Bondage-Sache war eh besser. Denkst du immer über den Vierer nach?“ „Denkst du darüber nach? Soll ich Kommandant Ōtoribashi kontaktieren?“, Byakuya sah bei dieser Aussicht aufgeregt aus. Seine Augen waren groß geworden, wie ein kleines Kind mit Geschenk und seine Wangen waren errötet. Doch fast sofort verdüsterte sich wieder sein Gesichtsausdruck. „Ich vermute, das wäre kein angemessenes Betragen, solange ich wegen Unzucht unter Hausarrest stehe.“ Renji zog eine Grimasse und gluckste. „Als hätte es uns aufgehalten, als ich im Knast war. Und zumindest sind das seine Räumlichkeiten.“ Es erklang ein höfliches Klopfen und seine sehr müde aussehende Aio brachte ein schwer beladenes Tablett. Sie sah so wackelig auf ihren Beinen aus, dass Renji beinahe aufgestanden wäre, um ihr zu helfen. Doch dann erinnerte er sich, dass er nackt war. „Bist du in Ordnung, Aio?“, fragte er sie. „Du siehst zum Umfallen müde aus.“ Byakuya warf ihm einen harschen Blick zu. Aio erstarrte und wurde rot wie eine Tomate. Sie stellte das Tablett ab und ließ sich dann neben ihrem Bett in eine tiefe Verbeugung fallen. Sie begann sich wortreich zu entschuldigen: „Es tut mir so leid, meine Herren, ich… es ist… die Uhrzeit… Es tut mir so leid. Es tut mir so unendlich leid.“ Nachdem Renji ein bisschen im Kopf herumgerechnet hatte, bemerkte er, dass es ungefähr 3 Uhr morgens sein müsste, wenn nicht sogar später. Das ganze Essen und die Dienste, die sie in Anspruch nahmen! Das Küchenpersonal muss erschöpft sein. „Scheiße, kein Grund für all das, wir sind diejenigen, die sich-“ „Renji.“ Byakuya schnitt ihm scharf die Worte ab, in seiner Stimme schwang die Warnung deutlich mit. Renji setzte sich ruckartig zurück, als wäre er geohrfeigt worden. „Danke, Aio. Du kannst gehen“, sagte er bestimmt. Hitze kroch Renjis Wangen hinauf. Er biss den Kiefer so fest aufeinander, dass er spürte, wie die Muskeln zuckten. Als Aio aufstand, traf sich ihr Blick zufällig mit Renjis, doch er schaute weg. Er war gleichzeitig beschämt und wütend. Nachdem sie draußen und die Tür zugeschoben war, öffnete Byakuya den Korb auf dem Tablett und sagte: „Es ist ihr Job. Wir entschuldigen uns nicht dafür.“ „Du vielleicht nicht.“ Da er nicht aufstehen konnte, ohne das Essenstablett umzuwerfen, gestikulierte Renji wild zum Boden. „Aber sie ist mir gleichgestellt.“ „Aio ist dir nicht gleichgestellt, Renji Abarai-“ „Du hast recht“, gab Renji ungeduldig zurück. „Sie ist vermutlich aus einem höheren Distrikt als ich. Scheiße, sie ist vielleicht sogar innerhalb von Seireitei geboren.“ Byakuya, der seinen Blick nach unten gerichtet hatte, hob plötzlich seinen Blick und fixierte Renji. Renji spürte, wie er am liebsten geschrumpft wäre, doch Renji hielt dem Blick stand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist ein Vizekommandant der Gotei“, sagte Byakuya in einem harten Ton. „Hast du nicht eben noch meiner Tante erzählt, dass du es nicht magst, erniedrigt zu werden, weil du dir deinen Weg aus all dem herausgekämpft hast?“ „Ich habe dir das verdammt noch mal auch schon gesagt.“ „Dann benimm dich auch so.“ „Indem ich mich wie ein unhöfliches Arschloch benehme? Nein danke“, schnaubte Renji. „Ich habe nur versucht dem Mädchen zu sagen, dass es scheiße ist, dass wir sie so lange auf Trab gehalten haben, dass sie hundskaputt ist. Ich habe ein bisschen Mitgefühl gezeigt, ein bisschen Anstand. Was zum Teufel ist daran überhaupt falsch?“ Byakuyas Lippen wurden zu einer dünnen Linie und sein Blick glitt zur Seite. Renji konnte fast spüren, wie Byakuyas Reiatsu nach innen gezogen wurden, wie er die Emotionen versuchte zu kontrollieren. „Du hast gesehen, wie sehr du sie beschämt hast. Sie wurde dadurch, dass du ihre dürftige Leistung kommentiert hast, gedemütigt. Du hast ihren Fehler angesprochen. Wie kann das was anderes sein, als ein ‚unhöfliches Arschloch‘ zu sein?“ Ah, scheiße. Renji rieb sich frustriert das Gesicht, denn da hatte er recht. Es machte Sinn. Er konnte es nachvollziehen… irgendwie. Die Wahrheit war trotzdem, dass er immer noch keine Ahnung hatte, wie er damit umgehen sollte. Er legte den Kopf gegen die Wand in seinem Rücken. Es war nicht wirklich mit Schwung, aber es war schon ein kleiner Aufprall. „Was zum Teufel, Byakuya. Du ignorierst einfach, wie sie sich abmüht? Das ist das Richtige?“ Byakuyas Antwort kam sofort und kühl: „Ja.“ Er schloss die Augen und ließ noch einmal seinen Hinterkopf gegen die Wand knallen. Dann seufzte er langgezogen. „Ich werde das niemals auf die Reihe kriegen. Es liegt nicht in meiner Natur.“ „Du denkst, es ist meine?“ Byakuyas Stimme war nun sanfter, wenn auch etwas gepresst. Renji öffnete die Augen und blickte ihn an. Doch Byakuya starrte ausdruckslos seine Schale dampfenden Reis an. Das Tablett sah aus, als wäre es für das Frühstück gedacht gewesen: gegrillter Fisch, Miso, eingelegtes Gemüse. „Ich habe es gelernt. Es hat Jahre gebraucht und ich habe furchtbare Fehler gemacht. Es so ist es das Beste. Für alle.“ Renji positionierte sich auf dem Bett Byakuya gegenüber und schäumte still vor Wut. ‚Furchtbare Fehler‘, was zum Teufel? Es schien Renji, dass diese Antwort das Irrsinnigste war, das er jemals gehört hatte. Wie kann jemand es mit Pauken und Trompeten vermasseln, nur weil man die Misere von anderen Leuten um einen herum nicht ignoriert? Wichtiger noch, dass das niemals passieren müsse. Wenn Renji die Uhrzeit bemerkt hätte, hätte er angeboten selbst etwas aus der Küche zu holen. Sie mussten nicht dem Personal zur Last fallen, indem sie alle aufweckten und aus dem Bett warfen, nur weil der Hausherr ein Hüngerchen verspürte. Byakuya goss den Tee ein. „Du bist immer noch zornig.“ Renji teilte den Fisch auf. Auch wenn es schon ein klein wenig gelogen war, schüttelte er den Kopf. Er wollte das nicht mit Byakuya besprechen, denn es unterstrich nur die Distanz zwischen ihnen. Byakuya seufzte und gab etwas Reis auf Renjis Teller. „Glaubst du, ich bemerke nicht, wie du dich fühlst? Nicht nur, dass es dir ins Gesicht geschrieben steht, du willst mich auch nicht anschauen. Du starrst das eingelegte Gemüse an, als wünschst du ihm einen frühzeitigen Tod.“ „Das ist mein Denkergesicht“, erinnerte Renji ihn. „Durchaus“, sagte Byakuya und ein kleines Lächeln war in seiner Stimme zu hören. „Also gut, was denkst du?“ Renji blickte auf. Byakuya zerteilte den Fisch normalerweise etwas mehr, obwohl er ihm schon eine recht große Portion gegeben hat. Byakuya schien den ganzen Vorfall mit Aio schon abgehakt zu haben. Das war wegen der ständigen Ausdruckslosigkeit schwer zu sagen, aber eine gewisse Härte war aus seiner Mimik verschwunden. Natürlich war das Thema für ihn beendet: so liefen die Dinge für ihn nun mal. Eine Sache, die Renji lernen musste zu tun und zu akzeptieren. Es war nicht so, als würde Renji die Ränge nicht akzeptieren. Oder Positionen, Status oder soziale Stellungen. Oder Plätze. Aber etwas bei dem Ganzen nagte an ihm. Etwas an Byakuyas lockerem Umgang seines Anspruches? Oder war es viel einfacher als das – oder noch komplizierter? „‚Furchtbare Fehler‘, huh? Du redest wieder über den Stalljungen? Ist das ein Teil deines Dämons?“ Ziemlich bewusst aß Byakuya 2 große Bissen Reis. Nachdem er gekaut und geschluckt hatte, sagte er: „Ich bin müde, Renji. Ich möchte essen und dann schlafen.“ Natürlich wollte Byakuya nicht darüber reden. Er schnappte sich etwas vom eingelegten Gemüse und entschied dann, einfach ohne ihn weiterzumachen. „Ich hatte immer gedacht, dass das Trauma mit dem Stalljungen war, dass dein Fetisch offengelegt wurde. Aber was war mehr als das, nicht wahr? Also was war es?“ Renji kaute auf seinem Gemüse herum und suchte nach weiteren Puzzlestücken in den Dingen, die Byakuya gesagt hatte. „‚Besser für alle‘ hast du gesagt. ‚So ist es besser für alle‘ – also nicht nur für dich, sondern auch für ihn? Hast du mir nicht mal erzählt, dass du dich auf die Suche nach ihm gemacht hast? Was hast du herausgefunden, als du ihn gefunden hast?“ Byakuya legte seine Essstäbchen hin. „Dass er mich gehasst hat. Dass er unsere Affäre durchgestanden hat in der Hoffnung, mich zu erpressen. Dass er Eishirōs Frau bestochen hatte. Das sie mit ihm unter einer Decke gesteckt hatte, in der Hoffnung, auch ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Doch durch Zufälle waren immer mehr Leute darin involviert und es glitt ihnen aus der Hand. Bist du überrascht? Nein? Und doch war ich es. Ich vermute, ich hätte es nicht sein dürfen, aber ich habe nicht nachgedacht, oder? Ich war blind vor Liebe und Verlangen und… Dummheit.“ Also hat Byakuyas Familie nicht nur dafür gesorgt, dass er sich wegen seinem Fetisch furchtbar fühlte, sondern der Typ, von dem er dachte, dass er genauso darauf stand, hat ihn nur benutzt. Scheiße. „Und das hat begonnen, weil du nett zu einem Typen warst – ein Typ, der dein Diener war?“ Byakuya grunzte angeekelt. „So einfach ist es nicht, Renji. Ja, das ist ein Beispiel. Wie ich gesagt habe, des fürchterlichsten Fehler. Aber es klappt niemals, zu versuchen Freunde mit deinen Dienern zu spielen. Sie sind keine Freunde. Sie sind Angestellte.“ „Richtig“, sagte Renji und füllte Byakuyas Teeschale und goss sich selbst nach. „Dein Leben ist offiziell traurig. Du brauchst mehr Freunde.“ Renjis Ton war ausreichend frech, dass Byakuyas Antwort ein Augenrollen war. „Du lässt das einfach klingen. Ich vermute, enge und bedeutungsvolle Freundschaften gibt es unter den Schmuddelkindern in Inuzuri wie Sand am Meer.“ Renji gluckste. „Warum glaubst du sonst, dass sie uns ‚Hunde‘ nannten? Wir kamen immer im Rudel.“ Byakuya nahm einen großen Schluck von seinem Tee und lehnte seinen Rücken gegen das Kopfende des Bettes. „Ich war einsam. Ein Einzelkind ohne einen Gleichgestellten. Niemanden in meinem Alter war es erlaubt, mit mir zu spielen, selbst wenn ich umgeben war von Kindern der Dienerschaft und den Dienern selbst. So viel davon ging auch als Zuneigung durch – ein Kuss bei einem kleinen Wehwehchen, in der Nacht zudecken… Aufmerksamkeit. Aber es wurde immer dafür Lohn gezahlt, nicht wahr? Verfügbar für jede meiner Launen und doch absolut limitiert und falsch.“ Er trank erneut einen Schluck von seinem Tee und atmete aus. „Doch ich habe nicht immer den Unterschied verstanden. Manchmal verstehe ich ihn heute noch nicht. Ich würde mir immer noch gerne vorstellen, dass ich Eishirō damals wichtig war, dass ich ihm heute wichtig bin – und doch kann ich es niemals wissen.“ Renji versuchte sich vorzustellen, wie das wohl gewesen sein mochte. Er hatte Leute in seinem Leben gehabt, denen er vertraut hatte und die ihn enttäuscht hatten. Die ihre Zuneigung nur vorgetäuscht hatten, gelogen hatten. Ein Teil vom Erwachsenwerden bestand darin herauszufinden, welchen Leuten man am Wahrscheinlichsten trauen konnte. Selbst im verrücktesten Drecksloch, dort wo die Verzweiflung dafür sorgte, das man sein hässlichstes Gesicht zeigte, hatte er immer noch ein paar dieser Leute gefunden. Er hatte Rukia gefunden. Rukia, ein Leuchtfeuer in seiner Dunkelheit. Wahre, lebenslange Freundschaft. Jemand, auf den er sich verlassen konnte. Jemand, dessen Zuneigung er niemals anzweifeln brauchte. Und da war der arme, kleine Byakuya, der niemanden für eine spontane Runde Onigokko hätte rufen können. Wenn er ein Spiel spielen wollte, musste er Leuten befehlen, mit ihm zu spielen. Und das hat er wahrscheinlich getan. Denn wer würde es nicht, wenn man noch klein ist und man Diener hatte, die sofort alles taten, was man von ihnen verlangte? Kein Wunder, dass es Byakuya niemals in den Sinn gekommen war, dass es vielleicht belastend sein könnte, wenn jemand die ganze Nacht Essen holen musste. Er machte das schon sein ganzes Leben lang und das war… ein seltsamer Ersatz für Liebe und Aufmerksamkeit. Denn er hatte nie jemanden Gleichgestellten gefunden, der ihn liebte. Byakuya hatte weiter Leute vom niedrigen sozialen Rang ausgewählt, Leute die er alleine dadurch kontrollieren konnte. Liebhaber konnte er – weil er das Familienoberhaupt oder der Kommandant war – befehlen, sich in seinem Büro auszuziehen. Er hat ohne Zuneigung genommen, was er wollte, damit er sich nicht fragen brauchte, ob die Gefühle erwidert wurden. So konnte er sich automatisch vor dem potentiellen Schmerz schützen. Kein Wunder, dass Byakuya so angepisst gewesen war, als Renji ihm seine Liebe gestanden hatte. Das hatte die Dynamik versaut, die sie aufgebaut hatten. Hat alles unsicher gemacht. Ja, Byakuya hatte wirklich einen ernsthaft krassen und verkorksten Dämon. In Ordnung. „Na ja“, sagte Renji mit einem Gähnen und streckte die Arme über seine Schultern, um die Gelenke knacksen zu lassen. „Auch wenn ich das Geld immer gebrauchen kann, könntest du mir nicht genug zahlen, um so zu tun, als wäre ich in dich verliebt.“ Vorsichtig beugte er sich über das Tablett und küsste leicht Byakuyas Lippen. Dann zog er sich zurück und versuchte, ihm in die Augen zu sehen. Er musste gegen Byakuyas Nase stupsen, damit er zu ihm aufblickte. „Du machst scheiße viel Arbeit, zu viel für mich, um es vorzutäuschen. Ich fürchte, du musst einfach mit der Tatsache klarkommen, dass ich, trotz all deiner Fehler, dumm genug bin, dich zu lieben.“ „Du bist nicht dumm, Renji.“ „Ja, bin ich. Dumm vor Liebe.“ „Byakuya lächelte leicht, dann starrte er wieder nach unten auf seinen Tee. „Das soll mich aufheitern?“ „Total“, grinste Renji. „Nur von jemandem geliebt werden zu können, der ein Idiot ist, ist nicht gerade eine überzeugende Bestätigung“, sagte Byakuya. Doch da zuckte wieder ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel. Renji setzte sich zurück. „Nun ja, die Sache ist die, Lebensgefährte. Ich kann nicht sagen, dass ich nicht für dich arbeite, dass du mich nicht bezahlst, damit ich in deiner Nähe bin. Und ich habe keine Ahnung, wie ich dir sonst sagen sollte, dass ich so oder so hier wäre. Außer dass du wissen musst, dass ich schon eine ganze Weile hinter dir her war.“ „Als ein Rivale“, sagte Byakuya, auch wenn sein Lächeln hinter der Teeschale gut zu erkennen war. „Ich war mehr als die Hälfte meiner Karriere bei den Hofgarden in der Elften. Jemanden töten zu wollen ist das Gleiche wie Liebe.“ Byakuya schluckte seinen Tee und ein Lachen hinunter. „Wahr genug.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)