Dead Ringer for Love von Flordelis ================================================================================ Prolog: Anacrusis ----------------- [LEFT]Es wurde bereits dunkel, als der letzte Kunde den Laden verließ. Die Verkäuferin stieß ein Seufzen der Erleichterung aus, als sie endlich die freundliche Maske, die man von ihr erwartete, ablegte. Bevor jemand noch auf die Idee käme, spontan etwas kaufen zu wollen, schloss sie die Ladentür ab, damit sie sich in Ruhe dem Aufräumen widmen konnte.[/LEFT] [LEFT]Den ganzen Tag über nahmen Kunden die Bücher heraus, um sie sich anzusehen und räumten sie dann an den falschen Stellen wieder in die Regale. Oder sie landeten gar nicht mehr darin, sondern blieben auf irgendeinem Stapel liegen. Aber um sich diesem Chaos zu widmen, war sie unter anderem ja erst eingestellt worden. Und das Aufräumen störte sie auch wesentlich weniger als der Umgang mit den Kunden; das dauerhafte Lächeln ließ einem irgendwann die Wangen schmerzen und sorgte bei ihr nur noch für schlechte Laune.[/LEFT] [LEFT]Während sie die Bücher sortierte, flackerte die alte Lampe an der Decke. Das war sie aber bereits gewohnt, die Glühbirne war an die hundert Jahre alt, falls sie den Geschichten der anderen Angestellten glauben durfte (was sie natürlich nicht tat). Wenn sie aber funktionierte, spendete sie genug gelbliches Licht, dass man sich ganz auf die Arbeit konzentrieren konnte.[/LEFT] [LEFT]Sie selbst war noch nicht so lange im Laden angestellt; es waren erst zwei Wochen, doch es war genug, um bereits die Eigenheiten der Einrichtung zu kennen (eines der Beine des Stuhls hinter dem Tresen war zu kurz, deswegen lag stets eine Streichholzschachtel darunter), sowie die Geschichten, die man sich so erzählte (meistens ging es dabei um Dämonen, die Bücher lesen wollten oder sich in Badezimmern versteckten). Sie glaubte das alles natürlich nicht, schließlich war sie ein vernünftiger Mensch im 21. Jahrhundert, da konnte man diesem Aberglauben nicht mehr nachhängen. So sah sie es jedenfalls.[/LEFT] [LEFT]An diesem Abend schien ihr das Licht mehr als sonst zu flimmern, sie machte sich innerlich eine Notiz, dass sie dem Besitzer deswegen Bescheid gab. Auch was die Heizung anging, denn plötzlich fröstelte sie. Den Schwefelgeruch im Anschluss konnte sie sich allerdings nicht erklären. Sie wollte nichts darauf geben, aber sie musste wieder an die unheimlichen Geschichten denken und kam dabei nicht umhin, sich vorzustellen, wie eine Hand unter dem Tisch nach ihr zu greifen versuchte.[/LEFT] [LEFT]Sie wich ein wenig zurück und sah nach unten, entdeckte aber nichts, das danach aussah als versuche ein Teufel sie in die Unterwelt zu ziehen. Natürlich nicht.[/LEFT] [LEFT]Derart zufrieden gestellt atmete sie erleichtert auf – doch da erklang plötzlich eine leise Stimme: »Das Buch.«[/LEFT] [LEFT]Verwirrt sah sie sich um. Der Laden war zu klein als dass sich jemand darin verstecken könnte, und die Tür war abgeschlossen. Es konnte also unmöglich jemand hereingekommen sein, schon gar nicht, ohne dass ihr das aufgefallen wäre. Spielte ihr Verstand ihr dann nur Streiche?[/LEFT] [LEFT]»Wo ist das Buch?«, erklang die Stimme noch einmal, diesmal intensiver als zuvor.[/LEFT] [LEFT]Unzählige Schauer liefen ihren Rücken hinab, während sie zurückwich. Die Arbeit und auch ihre Vernunft waren ihr egal, sie wollte nur noch wegrennen, egal wohin.[/LEFT] [LEFT]»Gib mir das Buch!«[/LEFT] [LEFT]Plötzlich wurden Folianten von unsichtbaren Kräften aus den Regalen gerissen und quer durch den Laden geschleudert. Sie stieß einen erschrockenen Schrei aus, wirbelte herum und stieß gegen die Tür. Sie fummelte am Schloss herum, rutschte immer wieder mit der Hand ab. Ihr Herz schlug ihr inzwischen schmerzhaft gegen die Rippen.[/LEFT] [LEFT]»Mein Buch!«, kreischte die Stimme hinter ihr.[/LEFT] [LEFT]Schließlich gelang es ihr, die Tür zu öffnen. Sie stürzte hinaus, ohne sich noch einmal umzusehen. Kaum war über die Schwelle beschloss sie bereits, diesen Laden nie wieder zu betreten.[/LEFT] Verse 1 ------- [LEFT]Normalerweise war Sonntag lediglich Ryusukes freier Tag, den er überaus nötig hatte. An diesem tat er nichts anderes als auszuschlafen, seine Hausaufgaben zu erledigen und online in diversen Foren herumzuhängen. Wenn er bedachte, was er den Rest der Woche alles erledigen musste – vor allem bei seiner Arbeit –, hatte er sich diese Auszeit durchaus verdient.[/LEFT] [LEFT]An diesem Sonntag war aber einiges anders. Statt auszuschlafen, war er frühmorgens aufgestanden, um seine Hausaufgaben zu erledigen und sich dann auf das Kommende vorzubereiten: sein erstes Date mit Masamune Shiga.[/LEFT] [LEFT]Schon beim Gedanken daran musste er zufrieden grinsen, bis sein Gesicht zu schmerzen begann. Daran müsste er noch arbeiten, damit Shiga ihn am Ende nicht noch unheimlich fände. Schließlich wollte er noch ein weiteres Treffen mit ihm haben. Und unheimliche Dinge erlebten sie unter der Woche bereits genug.[/LEFT] [LEFT]Als sein Haar vernünftig saß – jedenfalls so sehr es möglich war – und auch die Krawatte ihm nicht mehr die Luft abschnürte, machte er sich auf den Weg zu ihrem Treffpunkt. Shiga hatte vorgeschlagen, dass sie sich in einem Café in Jimbocho treffen könnten. Eine ungewöhnliche Wahl, da Ryusuke eher mit Akibahara gerechnet hatte, aber immerhin bedeutete dies auch, dass sie nicht nach Computer-Zubehör suchen würden. Beim letzten vermeintlichen Date war genau dies der Fall gewesen. Offenbar war Shiga diese Verabredung auch ernst.[/LEFT] [LEFT]Neben den Hobbys gab es noch die Arbeit, die ihnen in die Quere kommen könnte. In manchen Wochen konnten sie sich vor Geistern und Exorzismen kaum retten, in der vergangenen hatten sie aber die meiste Zeit im Büro verbracht; immerhin kam die nächste Ausgabe ihrer Zeitschrift gut voran. Es gab damit keinen Grund, dass er annehmen müsste, dass doch noch überraschend eine rastlose Seele – oder ein dringender Artikel – auftauchte.[/LEFT] [LEFT]Dem besten Tag des Jahres stand also absolut nichts im Weg.[/LEFT] [LEFT]Seine Schritte waren locker und schneller als sonst, während er sich schließlich seinen Pfad durch die Besucher Jimbochos bahnte. Die meisten Buchläden waren am Sonntag geschlossen, dennoch gab es überraschend viele Leute, die umherschlenderten. Aber ihm war, seit er nach Tokyo gezogen war, ohnehin oft der Gedanke gekommen, dass die Straßen hier niemals leer wurden. Er fand es erstaunlich, doch langsam gewöhnte er sich daran.[/LEFT] [LEFT]Kaum kam das Café in Sichtweite, entdeckte er durch dessen Glasfront auch schon Shiga, der wieder überpünktlich vor Ort gewesen war. Sein zufriedenes Seufzen über den Anblick seines Freundes konnte er nicht verhindern. Glücklicherweise beachtete ihn aber auch niemand, deswegen störte sich auch keiner an seinem schwärmerischen Blick.[/LEFT] [LEFT]Shiga war in die Karte des Cafés vertieft, den Kopf nach unten gerichtet, die Brille war heruntergerutscht, sie saß fast auf seiner Nasenspitze. Er war aber so sehr in seine eigene Welt verschwunden, dass er sich darum nicht kümmerte.[/LEFT] [LEFT]Ryusuke machte einen ersten Schritt, um endlich zu seinem Date zu kommen – da teilte sein Handy ihm mit, dass er eine Nachricht bekommen hatte. Sie konnte nicht von Shiga sein, deswegen überlegte er kurz, einfach nicht danach zu sehen, aber sein Verantwortungsgefühl siegte schließlich. Er zog sein Telefon aus der Tasche. Die Mail war von Iku Kaede, der kleinen Magierin der Gate Keepers. Das an sich störte Ryusuke nicht, er mochte Kaede, aber der Inhalt ließ sämtliche Farbe aus seinem Gesicht weichen: Ryu-kun, denk an die Vorstellung des Magieclubs heute!! Du hast versprochen, aufzutauchen, ich erwarte dich also bald! (≧∀≦)[/LEFT] [LEFT]Seine Atmung beschleunigte sich ein wenig. Er hatte das vollkommen vergessen! Vor lauter Freude über das Date war ihm alles andere vollkommen aus dem Gedächtnis verschwunden. Was sollte er nur tun?[/LEFT] [LEFT]Er sah von seinem Handy hoch zu Shiga, der von seiner Anwesenheit noch immer nichts mitbekommen hatte. Wenn er sein Versprechen einhalten wollte, würde er dieses Date versäumen. Aber wenn er egoistisch handelte, verletzte er Kaede, was er genauso wenig wollte.[/LEFT] [LEFT]Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, lieferte ihm aber nur allerlei Horrorszenarien, für den Fall, dass er einen der beiden enttäuschte, und wie sich das auf den Rest der Gruppe auswirken würde.[/LEFT] [LEFT]Da er aber eine Entscheidung fällen musste – und er sich berechtigt fühlte, einmal egoistisch zu sein – suchte er in seinen Kontakten nach der Nummer von Tomokiyo Otoe. Bei allen anderen war er überzeugt, eine Abweisung zu erfahren oder er wusste, dass sie keine Zeit hatten, also blieb der launische Musikfan seine einzige Chance. Während er darauf wartete, dass Otoe den Anruf annahm, überlegte er, ob dieser vielleicht an einem Sonntag arbeiten musste; er hatte ihn nie danach gefragt.[/LEFT] [LEFT]Gerade als er entnervt aufgeben und sein Glück bei Moichi versuchen wollte, gab es ein Klicken in der Leitung, gefolgt von einem gelangweilten »Was ist?«.[/LEFT] [LEFT]Ryusuke fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen. »Otoe, hast du heute was zu tun?«[/LEFT] [LEFT]Sein Gesprächspartner seufzte. »Was willst du denn? Ist wieder ein Geist unterwegs?«[/LEFT] [LEFT]»Nein, nein. Du müsstest mir nur einen Gefallen tun.«[/LEFT] [LEFT]Otoe schwieg. Ryusuke fuhr eilig fort: »Iku hat heute eine Aufführung ihres Magieclubs.«[/LEFT] [LEFT]»Was hab ich damit zu tun?«[/LEFT] [LEFT]»Du müsstest sie für mich besuchen und ihr Mut zusprechen. Ich habe was Wichtiges zu tun.«[/LEFT] [LEFT]»Vergiss es.« Otoe schnaubte. »Erstens ist das dein Versprechen, zweitens kannst du doch eher Yamakawa fragen. Moichi hat mir erzählt, dass er-«[/LEFT] [LEFT]»Nein, das ist nur ein Missverständnis.«[/LEFT] [LEFT]Kojiro Yamakawa war von Moichi einmal beobachtet worden, wie er den Ballon eines kleinen Mädchens gerettet hatte. Natürlich war diese Situation vollkommen falsch verstanden worden. Ryusuke kannte die Sichtweise beider Seiten, deswegen konnte er das sagen. Leider redete Kojiro nicht gern über sich mit den anderen Teammitgliedern, deswegen kannte jeder von ihnen nur Moichis falsche Version.[/LEFT] [LEFT]»Wie auch immer«, fuhr Otoe fort, »ich hab keinen Bock darauf. Frag halt irgendeinen anderen.«[/LEFT] [LEFT]Er konnte schlecht damit argumentieren, dass alle anderen beschäftigt waren. Mit Sicherheit würde sein neuster Kollege dann einfach auflegen und seine Nummer blockieren. Nein, er bräuchte eine bessere Idee. Glücklicherweise kam ihm auch sofort eine: »Iku hat gesagt, dass sie dich besonders mag. Es würde sie bestimmt viel mehr freuen, wenn du auftauchst, statt ich.«[/LEFT] [LEFT]Otoe schwieg, aber er legte nicht auf. Ryusuke nutzte die Gelegenheit, um einschmeichelnd nachzusetzen: »Sie sagte, sie sieht dich als eine Art großer Bruder.«[/LEFT] [LEFT]Er hielt den Atem an. Hier würde sich entscheiden, ob das Date überhaupt stattfinden könnte oder ob er Shiga auf ein andermal vertrösten müsste. Dieser wechselte inzwischen immer wieder zwischen der Speisekarte und seinem Handy hin und her. Es wurde unbarmherzig später.[/LEFT] [LEFT]Es dauerte fast zu lange, bis Otoe endlich ein Seufzen ausstieß. »Okay, fein. Ich mache es. Aber dafür schuldest du mir dann was, Touma.«[/LEFT] [LEFT]»Klar, alles, was du willst. Du rettest mein Leben.« Sein Liebesleben jedenfalls, aber das musste genügen.[/LEFT] [LEFT]»Ja, was auch immer. Schick mir die Infos per Mail.«[/LEFT] [LEFT]Damit beendeten sie das Gespräch auch schon. Ryusuke leitete ihm Kaedes Mail mit den Details weiter und bedankte sich noch ein paarmal bei Otoe für die Hilfe.[/LEFT] [LEFT]Nachdem das geschehen war, steckte er das Handy ein, richtete noch einmal seine Krawatte und betrat erhobenen Hauptes das Café.[/LEFT] [LEFT]Mit einem hoffentlich möglichst selbstsicheren – und nicht gruseligen – Lächeln, setzte er sich zu Shiga an den Tisch. »Hey. Tut mir leid, dass ich so spät komme.«[/LEFT] [LEFT]Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit seines Freundes auf ihn. Die scharfen, klaren Augen Shigas glitzerten kaum merklich, als er lächelte. »Keine Sorge, ich habe mich noch nicht gelangweilt.«[/LEFT] [LEFT]Er hob sein Handy ein wenig. »Die Chefin hat mich schon ein paarmal angeschrieben.«[/LEFT] [LEFT]Ryusuke zog die Augenbrauen zusammen. Aber noch ehe er fragen konnte, fuhr Shiga bereits selbst mit einer Erklärung fort: »Sie scheint etwas von unserem Date mitbekommen zu haben, und deswegen ärgert sie mich jetzt damit.«[/LEFT] [LEFT]Zu hören, dass Shiga diese Verabredung wirklich selbst als Date bezeichnete, löste ein warmes, kribbelndes Gefühl in seinem Inneren aus. Der Rest eher weniger. »Hat sie nichts Besseres zu tun?«[/LEFT] [LEFT]»Du weißt doch, wie sie ist.« Shiga zuckte mit den Schultern. »Sie findet das einfach lustig.«[/LEFT] [LEFT]Das war nur eine von Fukurais skurrilen Arten und Weisen, ihre Freizeit zu verbringen. Da sie aber sein Boss war, zog Ryusuke es vor, das nicht zu hinterfragen; schließlich mochte er seine Arbeit.[/LEFT] [LEFT]Shiga legte das Handy wieder beiseite. »Genug davon. Wir haben heute frei.«[/LEFT] [LEFT]Und dafür war Ryusuke auch wirklich dankbar. Deswegen vertiefte er sich nicht so wirklich in die Karte, während er überlegte, was er bestellen sollte, sondern hing weiter seinem Schwärmen nach, während er Shiga immer wieder ansah und ihm lauschte. Dass Kaede wütend sein könnte, hatte er inzwischen längst in die Untiefen seines Gehirns verdrängt.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Zu Ryusukes Unglück endete die gemeinsame, unbeschwerte Zeit aber schon nach nicht einmal einer halben Stunde. Er hatte gerade den letzten Bissen seines Kuchens geschluckt, als Shigas Handy klingelte. Sie sahen sich an, beide ganz genau wissend, dass der Klingelton signalisierte, dass es ihre Chefin, Chizuru Fukurai, war, die da unbedingt mit Shiga sprechen wollte.[/LEFT] [LEFT]Ryusuke lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. »Hoffentlich will sie noch mehr blöde Scherze machen.«[/LEFT] [LEFT]Ansonsten gäbe es einen neuen Auftrag, der sie von dieser Verabredung abhielt. Aber bei seinem Glück war er sich fast sicher, dass er darauf bauen konnte.[/LEFT] [LEFT]Aufmerksam beobachtete er Shigas Gesicht, während dieser den Anruf annahm und Fukurai nach dem Grund für die Störung fragte – nur fragte Shiga das wesentlich höflicher.[/LEFT] [LEFT]Nach wenigen Sekunden runzelte Shiga die Stirn. Nie ein gutes Zeichen.[/LEFT] [LEFT]Plötzlich verkündete Ryusukes Handy, dass er eine neue Mail bekommen hatte. Solange sein Freund abgelenkt war, griff er nach seinem eigenen Handy. Schon als er sah, dass es Kaede war, die ihm geschrieben hatte, lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Als er sie öffnete, bestätigte sich sein Eindruck: Warum hast du mir Otoe geschickt??? Du wolltest doch selbst kommen!!! (`ε´)[/LEFT] [LEFT]Möglichst wortreich entschuldigte er sich dafür, erklärte ihr aber auch, dass er mit den Daten durcheinandergekommen war und er gerade eine Verabredung hatte. Er schrieb nicht, mit wem, vermutlich konnte sie es sich ohnehin denken. Ihre Antwort bestand dann nur noch aus einem Smiley: (>μ<#)[/LEFT] [LEFT]Er hoffte, dass Kaede sich bald wieder beruhigte. Ansonsten müsste er überlegen, wie er sie wieder versöhnen könnte. Schließlich mochte er sie, da wollte er nicht, dass sie ihn plötzlich nicht mehr mochte.[/LEFT] [LEFT]Nachdem das einigermaßen geregelt war, konzentrierte er sich wieder auf Shiga, der noch immer mit gerunzelter Stirn mit Fukurai telefonierte.[/LEFT] [LEFT]»In Ordnung«, sagte er schließlich. »Wir treffen uns dort.«[/LEFT] [LEFT]Shiga legte auf, steckte das Handy weg und seufzte. »Es gibt einen neuen Auftrag für uns.«[/LEFT] [LEFT]»Jetzt?« Ryusukes Stimme klang schriller als er es sich gewünscht hatte. »Ist es echt so notwendig?«[/LEFT] [LEFT]»Die Chefin sagt, dass wir in der Nähe sind und deshalb eben hinkommen können.«[/LEFT] [LEFT]Woher wusste Fukurai davon? Hatte Shiga es ihr verraten? Nein, das wollte Ryusuke nicht glauben.[/LEFT] [LEFT]»Wir können das Date später fortsetzen«, sagte Shiga, während er der Bedienung winkte, um zu bezahlen. »Es wird bestimmt nicht lange dauern.«[/LEFT] [LEFT]Das konnte Ryusuke nur hoffen, aber wirklich überzeugt war er davon nicht. Bislang waren sie nicht einmal zum romantischen Teil gekommen. Dabei hatte er sich das endlich verdient. Schließlich war er derjenige, der für den Job sogar gestorben war. Wieso gönnte ihm das Leben dann nicht einmal ein wenig Liebe?[/LEFT] [LEFT]Nachdem Shiga bezahlt hatte, stand Ryusuke auf. »Okay, dann bringen wir es lieber hinter uns, bevor uns wieder mal das Gehalt gekürzt wird.«[/LEFT] [LEFT]Einmal jedenfalls hatte Fukurai das bereits getan, nur weil sie zu spät gekommen waren. Gut, es waren fast zwei Stunden gewesen, aber wie konnte man sich auch auf die Zeit konzentrieren, wenn man Zeit mit der Person verbrachte, in die man verliebt war?[/LEFT] [LEFT]Shiga navigierte seinen Rollstuhl beneidenswert einfach hinter dem Tisch hervor, dann nickte er Ryusuke zu. »Ja, lass uns gehen. Ich führe dich hin.«[/LEFT] Verse 2 ------- [LEFT]Der Buchladen war tatsächlich direkt um die Ecke. Für einen kurzen Moment gab Ryusuke sich der Hoffnung hin, dass sie diesen Auftrag schnell hinter sich bringen könnten. Dann hätten sie noch genug Zeit, ihre Verabredung fortzusetzen, so wie es eigentlich geplant war.[/LEFT] [LEFT]Von außen sah der Laden ganz normal aus, abgesehen von den Büchern, die im Inneren verstreut umher lagen. Etwas Derartiges war Ryusuke in den Einrichtungen Tokyos nicht gewohnt.[/LEFT] [LEFT]»Kannst du schon etwas feststellen?«, fragte er Shiga.[/LEFT] [LEFT]Sein Freund hob die Schultern. »Ich habe meinen Laptop nicht dabei, also kann ich nichts sagen. Im Moment bemerke ich jedenfalls nichts.«[/LEFT] [LEFT]Ryusuke spürte ebenfalls keine Temperaturschwankung, genauso wenig wie er Schwefel roch. Im Moment war hier zumindest also kein Geist zugegen. »Vielleicht war das auch nur ein Versuch, uns von unserem Date abzulenken. Gibt es eine Klausel im Vertrag, die Beziehungen zwischen Kollegen untersagt?«[/LEFT] [LEFT]Shiga warf ihm einen schmunzelnden Blick zu. »Nein, gibt es nicht. Vielleicht ist das eher ein Streich. Ich traue der Chefin zu, dass sie das lustig findet.«[/LEFT] [LEFT]Eigentlich wollte Ryusuke das nicht wirklich glauben. Aber dummerweise kannte er Fukurai auch und wusste, wozu sie imstande war. Er überlegte, vorzuschlagen, dass sie einfach weitermachen sollten, aber da kam ein Fahrzeug auch schon mit quietschenden Reifen auf der Straße neben ihnen zum Stehen. Ein kurzer Blick genügte, um zu wissen, dass es der Bus der Gate Keepers war.[/LEFT] [LEFT]Kaum hatte er angehalten, ging die Tür auf. Heraus kamen Moichi Sengen und ein ziemlich angesäuerter Kojiro Yamakawa.[/LEFT] [LEFT]»Ich dachte, ihr habt keine Zeit«, begrüßte Ryusuke die beiden.[/LEFT] [LEFT]Yamakawa, der wieder einmal am Rauchen war, verzog wütend sein Gesicht. »Hatte ich eigentlich auch. Aber Chizuru meinte, es sei äußerst wichtig. Also hab ich dem alten Herrn gesagt, dass er sich um alles kümmern soll.«[/LEFT] [LEFT]Sehr glücklich war das Oberhaupt des Clans darüber sicher nicht gewesen. Ryusuke würde sich irgendwann an Fukurais Stelle dafür entschuldigen – wenn er erst einmal nicht mehr so wütend war.[/LEFT] [LEFT]Moichi richtete wieder einmal seine viel zu große Brille, die stets von seiner Nase zu rutschen drohte. »Ich war bei einem TCG-Turnier. Dort hätte meine große Stunde schlagen sollen.«[/LEFT] [LEFT]Da fiel Ryusuke siedendheiß ein, dass er Moichi eigentlich versprochen hatte, ihn zum Turnier zu begleiten. Warum hatte er ihn nicht wieder daran erinnert? Oder bat ihn nun um eine Rechtfertigung, so wie Kaede?[/LEFT] [LEFT]Yamakawa schmunzelte plötzlich. »Grad eben hast du noch geklagt, dass du schon in der ersten Runde rausgeflogen bist.«[/LEFT] [LEFT]Für diese Aussage erntete er einen wütenden Blick von Moichi. Ehe dieser aber noch etwas sagen konnte, stieg der Fahrer, Sadoi, aus dem Wagen. Wie üblich wirkte er mit seinen Bartstoppeln und dem wirren Haar reichlich ungepflegt, die Zigarette, die er locker zwischen seinen Lippen trug, war ebenfalls ein Zeichen dafür.[/LEFT] [LEFT]»Na na«, sagte er, »fangt mal nicht wieder mit streiten an, das wird echt anstrengend.«[/LEFT] [LEFT]Das wusste Ryusuke auch zu gut aus Erfahrung, deswegen war er froh darum, dass ein Erwachsener eingriff, auch wenn er nicht zwingend von allen als solcher betrachtet wurde.[/LEFT] [LEFT]Yamakawa nahm einen tiefen Zug seiner Zigarette und wechselte das Thema: »Warum sind wir denn nun eigentlich hier?«[/LEFT] [LEFT]Sadoi nickte in Richtung des Buchladens. »Wir müssen da rein. Anscheinend gibt es einen ziemlich hartnäckigen Geist, der nach einem bestimmten Buch sucht.«[/LEFT] [LEFT]Zu Beginn seiner Tätigkeit als Geisterjäger war Ryusuke irritiert darüber gewesen, dass Geister etwas suchen könnten. Aber inzwischen kannte er das zur Genüge.[/LEFT] [LEFT]»Der Besitzer des Ladens hat uns damit beauftragt«, erklärte Sadoi weiter. »Schon vor einer Weile. Ausnahmsweise haben Chizuru und ich die Recherchen bereits abgeschlossen.«[/LEFT] [LEFT]Shiga wechselte einen Blick mit Ryusuke. Dieser war sich nun auch sicher, dass sein Freund recht hatte: Ihre Vorgesetzten wollten diese Verabredung sabotieren. Blieb nur die Frage, warum.[/LEFT] [LEFT]Von dieser Erkenntnis unbelastet öffnete Sadoi die Hecktüren des Busses. Dort zeigte sich die technische Ausrüstung, die Shiga benötigte, um nachzuverfolgen, was auf dem Kampffeld geschah. Direkt daneben befanden sich auch Moichis und Ryusukes Waffen, die etwas aufwändiger im Transport waren, als Yamakawas Revolver.[/LEFT] [LEFT]Jeder von ihnen nahm sich ein Funkgerät und eine kleine Kamera, die an der Stirn zu befestigen war, um möglichst viel vom Kampfgeschehen aufnehmen zu können. Shiga hatte erklärt, dass er diese Aufnahmen benötigte, um den Feind und dessen Bewegungsmuster zu analysieren.[/LEFT] [LEFT]Moichi nahm das Gerät heraus, das eine entfernte Ähnlichkeit zu einem Staubsauger aufwies, von ihm aber Plasma Buster genannt wurde. Ryusuke dagegen griff nach der Peitsche, die schon deutlich bessere Tage gesehen hatte – aber solange sie funktionierte, wollte er sich nicht beklagen.[/LEFT] [LEFT]Schließlich nickte Sadoi erneut in Richtung des Ladens. »Moichi, Kojiro, geht doch schon mal vor und klopft. Der Besitzer wird euch sicher aufmachen.«[/LEFT] [LEFT]Da Ryusuke nicht erwähnt worden war, blieb er einfach stehen, direkt neben Shiga. Kaum waren die anderen beiden außer Hörweite, wandte Sadoi sich ihnen zu. Er versuchte, ein ernstes Gesicht aufzusetzen, aber das gelang ihm bei seiner Gelassenheit nicht so ganz, deswegen blieb der Hauch eines Schmunzelns. »Also, Chizuru hat mir gesagt, weswegen ihr heute in Jimbocho seid.«[/LEFT] [LEFT]Da Shiga nicht reagierte, übernahm Ryusuke das, ein wenig trotzig möglicherweise: »Und? Ist das irgendein Problem?«[/LEFT] [LEFT]»Nicht direkt.« Sadoi seufzte. »Wir wollen nur verhindern, dass es zu Drama im Team kommt.«[/LEFT] [LEFT]»Was soll es denn für ein Drama geben?« Vielleicht war Ryusuke zu unerfahren in derartigen Dingen, aber er glaubte nicht, dass es bei irgendjemandem einen Grund zur Sorge geben könnte. Schon allein, weil er so glücklich darüber war, dass Shiga überhaupt mit ihm ausging.[/LEFT] [LEFT]»Da gibt es mehrere Möglichkeiten«, führte Sadoi unbarmherzig aus. »Zum einen gibt es die ein oder andere Person im Büro, die ebenfalls an dir interessiert ist.«[/LEFT] [LEFT]Wer sollte das denn sein? Davon hatte er auf jeden Fall nichts bemerkt. War er zu sehr auf Shiga fixiert gewesen?[/LEFT] [LEFT]»Und was, wenn das zwischen euch doch nichts wird?« Sadoi hob die Schultern. »Ihr würdet euch im Schlechten trennen, müsstet aber weiterhin so eng zusammenarbeiten. Könntet ihr das?«[/LEFT] [LEFT]Ryusuke wollte sofort protestieren, dass dies garantiert niemals geschähe, doch Shigas anhaltendes, nachdenkliches Schweigen verwirrte ihn. Deswegen sagte er nichts mehr dazu.[/LEFT] [LEFT]Sadoi nickte. »Dachte ich mir.«[/LEFT] [LEFT]Er griff in das Innere des Busses und zog ein kleines Buch hervor. Dieses drückte er Ryusuke in die Hand. »Das werdet ihr brauchen, um den Geist zu exorzieren.«[/LEFT] [LEFT]Es sah aus wie ein ganz normales Exemplar seiner Art. Der Schutzumschlag war einfarbig, die Buchstaben des Titels – Über den ewigen Lauf des Flusses – glänzten leicht im Sonnenlicht. Warum sollte ein Geist nach so etwas suchen?[/LEFT] [LEFT]»Viel Erfolg«, sagte Sadoi noch, ehe einer von ihnen nachhaken konnte; damit schlurfte er davon.[/LEFT] [LEFT]Ryusuke wartete, bis er außer Hörweite war, dann wandte er sich an Shiga. Dieser war inzwischen damit beschäftigt, seinen von Sadoi mitgebrachten Laptop hochzufahren und für die neue Mission vorzubereiten.[/LEFT] [LEFT]»Warum hast du eben nichts gesagt?«, fragte Ryusuke.[/LEFT] [LEFT]Shiga warf ihm nur einen kurzen Blick zu, dann konzentrierte er sich wieder auf den Bildschirm. Das Display spiegelte sich in seiner Brille. »Weil ein Widerspruch ohnehin sinnlos gewesen wäre. Ich denke nicht, dass es etwas bringt, mit ihnen zu reden, wir müssen eher Taten sprechen lassen.«[/LEFT] [LEFT]»Du meinst, zeigen, dass es zu keinem Drama kommt?«[/LEFT] [LEFT]Der Hauch eines Lächelns breitete sich auf Shigas Gesicht aus. »Ganz genau. Ich wusste, du verstehst das. Also geh da rein, und zeig, dass du deine Arbeit ernst nimmst.«[/LEFT] [LEFT]Neu motiviert folgte Ryusuke den anderen in den kleinen Buchladen. Dort stellte er schnell fest, dass der Kundenbereich, abgetrennt durch eine Theke vom hinteren Teil des Raumes, nicht sonderlich groß war. Sie könnten Probleme bekommen, wenn sie hier zu kämpfen versuchten.[/LEFT] [LEFT]Ein alter Mann kniete auf dem Boden und war gerade dabei, Bücher aufzusammeln. Während er dies tat, murmelte er vor sich hin, offenbar ging es darum, wie man seine Waren nur derart behandeln konnte.[/LEFT] [LEFT]Ryusuke wandte sich daher an seine teilnahmslos dastehenden Kollegen. Zumindest hatte Yamakawa seine Zigarette gelöscht. Moichis Schultern hingen kraftlos herab. »LG-Ryusuke, es tut mir leid, dass wir deine Verabredung stören mussten.«[/LEFT] [LEFT]»Eigentlich hatten wir geplant, das allein zu machen«, fügte Yamakawa hinzu. »Aber die beiden Chefs wollten unbedingt, dass wir euch dazuholen.«[/LEFT] [LEFT]Also hatten beide von seiner Verabredung gewusst. Machte Moichi ihm deswegen keine Vorwürfe? Vielleicht sollte er ihn ein andermal danach fragen.[/LEFT] [LEFT]Er warf einen Blick aus dem Schaufenster. Seine Augen fielen direkt auf Sadoi, der im Bus saß, den Nacken zurückgelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. Typisch.[/LEFT] [LEFT]»Dann habt ihr kein Problem damit?«, hakte Ryusuke nach.[/LEFT] [LEFT]Dafür erntete er fragende Blicke. Deswegen spezifizierte er, dass er seine Beziehung zu Shiga meinte. Darauf klärten sich die Gesichter seiner Kollegen.[/LEFT] [LEFT]»Warum sollten wir?«, fragte Moichi.[/LEFT] [LEFT]»Ja«, stimmte Yamakawa zu, »das ist ja schließlich eure Sache.«[/LEFT] [LEFT]Statt ihnen zu erzählen, was Sadoi gesagt hatte, versicherte er ihnen, dass er nur neugierig gewesen war. »Also nicht weiter wichtig. Kümmern wir uns lieber endlich um die Arbeit.«[/LEFT] [LEFT]Der Mann war nun auch endlich fertig damit, die Bücher vom Boden aufzusammeln, und widmete sich ihnen. Er musterte sie alle abweisend. »Ich habe nicht gedacht, dass sie mir zwei High School Schüler und einen Yakuza schicken.«[/LEFT] [LEFT]Yamakawa knurrte leise. »Die sind nun aber hier. Also was gibt es?«[/LEFT] [LEFT]Da er wohl einsah, dass ihm keine andere Wahl blieb, setzte der Mann zur Erklärung an: »Seit einigen Wochen treibt ein Geist in dieser Buchhandlung sein Unwesen. Er hat schon einige meiner Angestellten vertrieben, deswegen muss ihm endlich Einhalt geboten werden.«[/LEFT] [LEFT]»Möchte er denn etwas Bestimmtes?«, hakte Moichi nach.[/LEFT] [LEFT]Ryusuke blickte wieder auf das Buch in seiner Hand hinab. »Ich denke, er sucht hiernach. Wenn er wieder auftaucht, können wir es ihm geben.«[/LEFT] [LEFT]Moichis Gesicht hellte sich sofort auf. »Vielleicht geht die Mission mal schnell vonstatten. Dann kann ich mir noch das Finale des Turniers ansehen.«[/LEFT] [LEFT]»Ich würde nicht darauf bauen«, murrte Yamakawa.[/LEFT] [LEFT]»Was ist aber so besonders an dem Buch?«, fragte Moichi, ohne auf die Worte des anderen einzugehen. »Warum sucht jemand gerade danach?«[/LEFT] [LEFT]»Das habe ich mich auch schon gefragt.« Von außen war nichts zu sehen, deswegen schlug Ryusuke es einmal auf – und da entdeckte er endlich etwas, das ein Hinweis sein könnte. »Ist das hier eine Signatur?«[/LEFT] [LEFT]Ehe einer seiner Kollegen reagieren konnte, riss der Besitzer ihm das Buch schon aus der Hand. Dann musterte er selbst die verschnörkelten Schriftzeichen auf der ersten Seite. Während sie auf die Einschätzung des Mannes warteten, wechselten sie mehrere verwirrte – und genervte – Blicke miteinander.[/LEFT] [LEFT]Schließlich riss der Besitzer seine Aufmerksamkeit wieder von dem Objekt seiner plötzlichen Begierde los und richtete diese auf die Gruppe vor sich. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen, die Lippen zusammengekniffen. »Woher habt ihr dieses Buch?«[/LEFT] [LEFT]»Unsere Chefs haben es uns gegeben.« Ryusuke deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Sie meinen, der Geist suche danach.«[/LEFT] [LEFT]»Warum ist das so wichtig?«, fragte Yamakawa.[/LEFT] [LEFT]Die Finger des Besitzers schlossen sich wie Klauen um den Folianten. »Ich habe dieses Buch aus dem Nachlass eines Verstorbenen gekauft. Es ist eine signierte Erstausgabe von Yasu Kawaguchi, dem Autor des Werkes. Entsprechend viel wert ist es natürlich.«[/LEFT] [LEFT]Allerdings konnte Ryusuke sich nicht vorstellen, dass der Geist es auf monetäre Werte abgesehen hatte, auch nicht für etwaige Erben. Jedenfalls war ihm so etwas bislang nicht untergekommen. Aber vielleicht verband er vielmehr Nostalgie damit. Das könnte dazu beitragen, dass seine Gefühle stark genug waren, dass er sich wieder manifestierte.[/LEFT] [LEFT]»Vor kurzem«, fuhr der Besitzer fort, »wurde das Buch allerdings gestohlen. Deswegen würde mich sehr interessieren, wo eure Chefs es gefunden haben.«[/LEFT] [LEFT]Das hatte er Sadoi nicht gefragt, und er sah auch nicht ein, deswegen noch einmal hinauszugehen. Schon allein, weil er seinen Vorgesetzten – auch Fukurai – zutraute, dass sie es sich über illegale Wege beschafft hatten. Davon wollte er lieber nichts wissen.[/LEFT] [LEFT]Yamakawa schnaubte. »Zählt nicht nur, dass wir den Schinken haben? Ist doch egal, warum, Hauptsache wir können den Geist damit exorzieren.«[/LEFT] [LEFT]Dem stimmte Ryusuke zu. Aber die Sekunden verstrichen bislang unbarmherzig, ohne die Aussicht, dass er bald fertig wäre – schon allein, weil sie nun noch darauf warten müssten, dass der Geist überhaupt erschien. Manchmal konnte das einige Zeit dauern, wie er wusste.[/LEFT] [LEFT]Aber zu seinem Glück schien das Schicksal ihn an diesem Tag unterstützen zu wollen, denn plötzlich erwachte sein Funkgerät knisternd zum Leben, als Shigas Stimme daraus erklang: »Temperatur-Abfall und Schwefel-Konzentration bestätigt. Ankunft des Geistes in geschätzten zwei Minuten!«[/LEFT] Chorus ------ [LEFT]Ryusuke ließ den Blick schweifen, damit Shiga über die Kamera möglichst viel von dem Buchladen sehen könnte. Bislang war noch nichts zu erkennen, das auf die Anwesenheit eines Geistes hinwies, aber es war deutlich kälter geworden und der Geruch fauler Eier lag unangenehm in der Luft. Zu Beginn seiner Tätigkeit als Geisterjäger hatte Ryusuke dabei stets die Nase gerümpft, aber inzwischen war er so sehr daran gewöhnt, dass es ihn nicht einmal mehr eine Augenbraue heben ließ.[/LEFT] [LEFT]Der Besitzer des Ladens sah das offenbar anders, so verkniffen wie sein Gesichtsausdruck wurde. »Das kann nicht gut für die Bücher sein.«[/LEFT] [LEFT]»Bist du immer noch da, alter Mann?«, fragte Yamakawa, während er seinen Revolver zog. »Du solltest dich langsam wirklich zurückziehen.«[/LEFT] [LEFT]Da er wohl kaum auf einen Yakuza hören würde, unterstützte Ryusuke ihn sofort dabei: »Sie sollten jetzt wirklich gehen. Wir brauchen Platz zum Kämpfen.«[/LEFT] [LEFT]Diese weitere Ermutigung erfüllte ihren Zweck: Der Mann zog sich in das Hinterzimmer zurück und schloss die Tür hinter sich. Yamakawa wirkte sofort befreiter. »Dann machen wir den Geist jetzt fertig.«[/LEFT] [LEFT]Da der Kampf diesmal ohne große Vorbereitung kam, hatten sie keine Fallen aufgestellt. Dieses Wissen machte Ryusuke ein wenig nervös. Die letzten Kämpfe, in denen er sich rein auf seine Fähigkeiten verlassen hatte müssen, waren nicht sonderlich gut ausgegangen. Darüber durfte er sich aber keine Gedanken machen, er musste sich konzentrieren, sich daran erinnern, dass auch sein erster Kampf auf diese Weise stattgefunden hatte und dass er siegreich hervorgegangen war.[/LEFT] [LEFT]Während er sich innerlich selbst anfeuerte, änderte sich etwas merklich an der Atmosphäre des Ladens. Die feinen Härchen auf Ryusukes Nacken stellten sich auf, das begleitende Prickeln breitete sich auf seinem gesamten Körper aus und erzeugte eine bekannte Gänsehaut auf seinen Armen.[/LEFT] [LEFT]»Er ist da«, bestätigte Shiga in diesem Moment. »Seid vorsichtig.«[/LEFT] [LEFT]Vor einem der Regale bildete sich ein Schemen heraus, der entfernt an einen Menschen erinnerte. Es war ein alter Mann mit grünlicher Haut, der in der einen Hand eine Feder und in der anderen ein Buch hielt. Der Einband klappte immer wieder auf, worauf eine längliche Zunge daraus hervorlugte und durch die Luft peitschte. Dieses Ding erinnerte ihn tatsächlich an Geister, die sie bereits bekämpft hatten, doch normalerweise tauchten sie sonst stets allein auf.[/LEFT] [LEFT]»Mein Buch«, klagte der Mann. »Wo ist mein Buch?«[/LEFT] [LEFT]Solange er noch derartige negative Gefühle in sich trug, war es zwecklos, ihm das Objekt seiner irdischen Begierde zu geben, deswegen schüttelte Ryusuke mit dem Kopf. »Du kannst es nicht haben. Es gehört nicht mehr dir.«[/LEFT] [LEFT]Der Geist schien für einen Moment durch ihn hindurchzusehen, dann stieß er einen schrillen Schrei aus, der die Fenster des Ladens vibrieren ließ. Die Buchzunge peitschte durch die Luft, direkt auf Ryusuke zu. Er wich zur Seite aus. Ein Schuss aus Yamakawas Revolver knallte, doch der Geist verschwand, bevor er getroffen werden konnte. Die Kugel schlug außerhalb von Ryusukes Sichtfeld ein (den Ausmaß des Schadens würde er sicher später noch erfahren).[/LEFT] [LEFT]»Wo ist er hin?«, fragte Moichi. Sein Blick wanderte bereits durch den Laden.[/LEFT] [LEFT]Die Atmosphäre war noch deutlich angespannt, er war nicht fort, doch Ryusuke konnte auch nicht sagen, wo er nun war. Er löste die Peitsche von seinem Gürtel, dabei sah er sich ebenfalls um. In einer Ecke flatterten die Seiten eines Buches.[/LEFT] [LEFT]Shiga seufzte angespannt. »Ihr habt nicht viel Platz, also seid vorsichtig.«[/LEFT] [LEFT]Yamakawa gab eine knurrende Antwort von sich, deren genauen Inhalt Ryusuke gar nicht genauer wissen wollte.[/LEFT] [LEFT]Hinter ihm erklang ein Stöhnen. Ryusuke fuhr herum. In dem Moment, in dem er die leuchtenden Umrisse des Geistes sah, ließ er die Peitsche knallen. Mit einem Sirren sauste die Lederschnur durch die Luft – und traf das Wesen frontal. Es stieß ein tiefes Keuchen aus, gefolgt von einem gemurmelten Fluch. Dann verschwand er wieder.[/LEFT] [LEFT]Das Funkgerät knisterte, als Shigas Stimme sich meldete: »Das war ein Volltreffer. Werd' aber nicht übermütig.«[/LEFT] [LEFT]Auch wenn der Kampf bislang leicht aussah, stimmte Ryusuke diesem Rat innerlich zu. Er wollte nicht noch einmal so enden wie damals.[/LEFT] [LEFT]»Ich hasse das wirklich«, bemerkte Yamakawa plötzlich brummelnd. »Warum können die nicht einfach mal an einer Stelle warten?«[/LEFT] [LEFT]Darüber hatte Ryusuke auch schon oft nachgedacht. Er ging davon aus, dass es mit der Wut und der Verzweiflung der Geister zusammenhing, die beide verhinderten, dass die Verstorbenen offen für Argumente oder andere Gespräche waren. Es sorgte dafür, dass die Ruhelosen nie innehielten, nicht einmal in einem Kampf. Selbst wenn es solche gab, die Pläne schmieden konnten, so waren sie doch stets unterwegs, auf der Flucht – und er konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Dennoch wäre es für sie leichter, wenn sie einfach stillstehen würden.[/LEFT] [LEFT]Wieder knallte ein Schuss. Ryusuke wirbelte herum. Er hatte nicht einmal den Geist gesehen, dafür entdeckte er allerdings das Loch in einem Buch, das Yamakawa geschaffen hatte.[/LEFT] [LEFT]»Das ziehen sie uns wieder von unserem Gehalt ab«, murmelte Moichi.[/LEFT] [LEFT]Yamakawas Augen schossen regelrecht Blitze in Richtung des anderen. »Hast du was gesagt?!«[/LEFT] [LEFT]Moichi zuckte zusammen. »N-natürlich nicht!«[/LEFT] [LEFT]Hilfesuchend sah er in Ryusukes Richtung, der allerdings nur mit dem Kopf schüttelte. Gerade in einer solchen Situation konnten sie sich keinen Streit untereinander leisten. Sie müssten das später klären. Yamakawa sah das allerdings etwas anders: »Gut. Du solltest echt keine großen Töne spucken, du machst hier bislang am wenigsten.«[/LEFT] [LEFT]»Konzentriert euch!«, forderte Shiga über die Funkgeräte. »Der Geist ist noch da. Aber den Berechnungen nach verschwindet er in drei Minuten. Ihr müsst diese Mission zu Ende bringen.«[/LEFT] [LEFT]Irgendwann sollte er Shiga fragen, wie genau das berechnet wurde, aber vorerst war dafür keine Zeit, denn sein Freund hatte recht: Sie mussten das hier beenden.[/LEFT] [LEFT]Fast schon automatisch stellten die drei sich Rücken an Rücken aneinander, um alles im Blick behalten zu können. Ryusuke sah dabei durch das Schaufenster nach draußen zu dem Bus der Gate Keepers. Sadoi schien immer noch zu schlafen. Wie konnte er nur stets so ruhig bleiben?[/LEFT] [LEFT]Ein leises Stöhnen erklang hinter ihm. Moichi sog erschrocken die Luft ein. Noch im selben Moment erwachte seine eigenartige Waffe zum Leben und schoss einen Strahl ab. Der Geist schrie auf. Ryusuke zögerte nicht länger. Er fuhr in die Richtung des Geräuschs herum und schwang seine Peitsche. Die Schnur wickelte sich um das Wesen und hielt es an Ort und Stelle.[/LEFT] [LEFT]»Er ist paralysiert«, kommentierte Shiga, während Yamakawa bereits anlegte.[/LEFT] [LEFT]Der Schuss aus seiner Waffe war lauter als sonst, da sie direkt nebeneinander standen. Ryusuke kniff die Augen zusammen und wich automatisch einen Schritt zur Seite. Die Peitsche lockerte sich – doch der Angriff traf dennoch.[/LEFT] [LEFT]Der Geist stieß einen Schrei purer Agonie aus. In jenem Moment wandelte sich die Atmosphäre, die Feindseligkeit schwand und wurde durch etwas ersetzt, das Ryusuke schlecht beschreiben konnte. Es fühlte sich an, als wäre seine Seele mit der des Feindes verbunden worden und diese war vorläufig gereinigt worden. Er verschwand nicht mehr und blieb einfach an Ort und Stelle, Furcht und Verwirrung erfüllten den Raum. Es wurde Zeit, ihm das Buch zu zeigen.[/LEFT] [LEFT]»Gut gemacht«, sagte Shiga. »Den Rest bekommt ihr bestimmt auch noch hin.«[/LEFT] [LEFT]Moichi atmete tief durch und richtete seine Brille. »Ach ja, hat der Besitzer es nicht mitgenommen?«[/LEFT] [LEFT]»Dann wird es Zeit, dass er wieder rauskommt.« Yamakawa steckte seine Waffe ein. »Oder ich ziehe ihn an seinem Kragen nach draußen.«[/LEFT] [LEFT]Ryusuke schüttelte mit dem Kopf. »Das wird nicht nötig sein. Habe ich nicht recht, mein Herr?«[/LEFT] [LEFT]Er wusste nicht einmal den Namen dieses Mannes, aber das brauchte er auch nicht, denn der Besitzer kam tatsächlich bereits wieder in den Verkaufsraum zurück. Sein Blick wanderte über die Bücher, die bei dem Kampf in Mitleidenschaft gezogen worden waren.[/LEFT] [LEFT]Yamakawa machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das kannst du der Agentur in Rechnung stellen, alter Mann. Jetzt brauchen wir aber erst einmal das, was wir vorhin mitgebracht haben.«[/LEFT] [LEFT]Der Besitzer schnaubte, er sah den Geist an, der leise vor sich hin murmelte. »Solltet ihr ihn nicht exorzieren?«[/LEFT] [LEFT]»Das versuchen wir gerade«, erklärte Ryusuke, bevor Yamakawa wieder etwas sagen konnte. »Aber wir benötigen das Buch dafür. Danach sucht er nämlich.«[/LEFT] [LEFT]Darüber war der Mann alles andere als erfreut. Er verzog wieder sein Gesicht, wie zuvor, als er den Schwefel gerochen hatte. »Aber es gehörte eigentlich mir.«[/LEFT] [LEFT]»Mein Buch«, murmelte der Geist. »Wo ist mein Buch?«[/LEFT] [LEFT]»Der Kumpel wird hierbleiben, wenn du es uns nicht zurückgibst«, sagte Yamakawa. »Du kannst ihn ja in eine Attraktion verwandeln.«[/LEFT] [LEFT]Statt darauf etwas zu sagen blickte der Besitzer zu Moichi, der wieder seine Brille richtete. »Erfahrungsgemäß stimmt das. Wir kommen dann gern noch einmal vorbei.«[/LEFT] [LEFT]Der Zustand des Ladens nach nur einem Besuch der Gate Keepers schien zu genügen, um ihn zu überzeugen. Schwer seufzend griff er in die Innentasche seiner Jacke. Nach einem letzten bedauernden Blick auf das Buch reichte er es an Ryusuke. Dieser nahm es dankend an sich, versicherte sich, dass es das richtige war und trat dann näher an den Geist heran.[/LEFT] [LEFT]Die ruhelose Seele beäugte ihn skeptisch, in ihren Augen flackerte ein zorniges Feuer, das nur darauf wartete, wieder zu einem Flächenbrand angefacht zu werden. »Mein Buch …«[/LEFT] [LEFT]Ryusuke hob die Hände und hielt ihm das Gesuchte entgegen. »Das hier ist es, nicht wahr?«[/LEFT] [LEFT]Nur langsam und voller Misstrauen ließ der Geist den Blick hinunterwandern. Kaum erkannte er den Gegenstand durchströmte Ryusuke eine Welle von Glückseligkeit. Sein sechster Sinn verband sich mit der Seele und der wertvollsten Erinnerung, die damit zusammenhing.[/LEFT] [LEFT]Vor sich sah er einen alten Mann, der kopfschüttelnd auf etwas in seinen Händen hinunterblickte. »Ein großer Fan meiner Werke? Soll das ein Scherz sein, Junge?«[/LEFT] [LEFT]»Natürlich nicht«, hörte Ryusuke sich selbst mit einer fremden Stimme antworten. »Ich würde mich wirklich über eine Widmung freuen. Bitte.«[/LEFT] [LEFT]Er neigte den Oberkörper nach vorne, ein Zeichen der Ergebenheit. Der alte Mann seufzte, nahm aber dennoch das Buch an sich und blätterte es auf die erste Seite. Während er in seine Tasche griff, betrachtete er das Titelblatt fast schmunzelnd. »Sie sind einer der wenigen, der dieses Werk gekauft hat. Gefällt es Ihnen wirklich?«[/LEFT] [LEFT]»Ich liebe es«, sagte Ryusukes aktuelles Ich. »Kein Buch habe ich öfter gelesen als dieses.«[/LEFT] [LEFT]Mit seinem hervorgezogenen Füller schrieb der Mann etwas auf die Seiten. »Das freut mich wirklich zu hören.«[/LEFT] [LEFT]Er schloss das Buch und reichte es ihm wieder. »Dann wünsche ich Ihnen noch viel Freude daran.«[/LEFT] [LEFT]»Vielen Dank, Mr. Kawaguchi.« Ryusuke neigte noch einmal den Oberkörper, dann sah er dem alten Mann hinterher.[/LEFT] [LEFT]Erst als er wieder aus seiner Sicht verschwunden war, öffnete er endlich das Buch – und entdeckte die ihm bereits bekannte Signatur. Sein aktuelles Ich seufzte zufrieden. »Ich werde es niemals wieder hergeben und immer in Ehren halten.«[/LEFT] [LEFT]Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, wurde noch dazu von Licht überflutet. Als er wieder etwas sehen konnte, war er zurück im Buchladen. Der Geist schwebte immer noch vor ihm und blickte bedrückt auf seinen Besitz hinunter.[/LEFT] [LEFT]»Ich verstehe«, sagte Ryusuke, nun wieder mit seiner eigenen Stimme. »Es ist wirklich wichtig für dich. Aber du musst dich davon verabschieden und weiterziehen.«[/LEFT] [LEFT]Er schlug das Buch auf, um ihm noch einmal die Signatur zu zeigen. »Das würde Mr. Kawaguchi bestimmt auch wollen. Du hast ihn mit deinen Worten glücklich gemacht – und das genügt.«[/LEFT] [LEFT]Der Geist stieß ein tiefes Seufzen aus, dann nickte er.[/LEFT] [LEFT]Im nächsten Moment war er bereits verschwunden.[/LEFT] [LEFT]»Exorzismus erfolgreich«, verkündete Shiga. »Keine Überreste wahrnehmbar.«[/LEFT] [LEFT]Moichi atmete hörbar auf, während Yamakawa nur ein humorloses Lachen von sich gab.[/LEFT] [LEFT]Sie hatten es wieder einmal geschafft – und es war noch nicht einmal zu spät, das Date fortzusetzen, alles lief gut für Ryusuke.[/LEFT] [LEFT]Er schloss das Buch wieder und reichte es dem Besitzer. »Sie sollten vielleicht besser darauf aufpassen, damit es nicht noch einmal gestohlen wird, wenn es derart wertvoll ist.«[/LEFT] [LEFT]Der Mann nahm es sofort an sich und drückte es gegen seine Brust. »Ich werde mich darum kümmern. Und eine Rechnung senden.«[/LEFT] [LEFT]»Unsere Chefin wird die Kosten dann gegenrechnen«, bestätigte Ryusuke.[/LEFT] [LEFT]Damit verabschiedeten die drei sich dann auch direkt von ihrem Auftraggeber – wobei Yamakawa es nicht lassen konnte, ihn noch einmal als alten Mann zu bezeichnen – und verließen den Laden wieder.[/LEFT] [LEFT]Sadoi hatte sein Nickerchen inzwischen beendet und nickte ihnen zufrieden zu. »Gut gemacht. Wieder ein Geist weniger auf dieser Welt.«[/LEFT] [LEFT]»Als ob wir jemals alle erwischen würden«, brummte Yamakawa.[/LEFT] [LEFT]»Das zwar nicht«, sagte Ryusuke, »aber wir können es zumindest ein wenig sicherer für alle machen, wenn wir diese Aufgabe weiterverfolgen.«[/LEFT] [LEFT]Sadoi schnitt eine Grimasse und klatschte betont langsam in die Hände. »Unser Kleiner ist mal wieder ein Motivator. Aber mit der Energie bekommen wir das wirklich hin.«[/LEFT] [LEFT]Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Jetzt ladet eure Ausrüstung wieder ein, ich bring sie zurück zum Büro. Und wenn ihr alle schon da seid, könnt ihr ja auch zum Arbeiten mitkommen.«[/LEFT] [LEFT]Da keiner etwas sagte – Shiga war bereits mit dem Verstauen seines Equipments im Bus beschäftigt –, seufzte Moichi schließlich. »Okay, ich komme mit. Dann schreibe ich einen Bericht und kann noch etwas an meiner neuesten Erfindung arbeiten.«[/LEFT] [LEFT]Ryusuke warf ihm einen dankbaren Blick zu und erinnerte sich innerlich daran, dass er sich dafür irgendwann bei dem anderen erkenntlich zeigen müsste; am besten besuchte er wirklich mal eines dieser TGC-Turniere oder ein Konzert mit ihm.[/LEFT] [LEFT]Innerhalb kurzer Zeit war alles wieder im Bus der Gate Keepers, auch Moichi, der ihnen noch knapp zuwinkte, während Sadoi das Gaspedal durchtrat und viel zu schnell davonfuhr.[/LEFT] [LEFT]Yamakawa verabschiedete sich wie gewohnt nur einsilbig, ehe er davonging und auch den Geruch seiner neu entzündeten Zigarette mit sich nahm.[/LEFT] [LEFT]Zurück blieben Ryusuke und Shiga, die ihm beide noch eine Weile nachsahen. Die Zweisamkeit war wesentlich angenehmer als sie noch vor dem Auftrag gewesen war; alles, was Ryusuke zuvor nervös gemacht hatte, waren nur noch unbedeutende Gedanken irgendwo in seinem Hinterkopf.[/LEFT] [LEFT]Shiga verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. »Ich denke, ich verstehe es jetzt.«[/LEFT] [LEFT]»Was?«[/LEFT] [LEFT]»Weswegen ausgerechnet wir gerufen worden sind.«[/LEFT] [LEFT]Ryusuke zog die Brauen zusammen. »Meintest du vorher nicht, dass sie uns testen wollen? Ob wir noch für das Team einstehen können?«[/LEFT] [LEFT]»Das dachte ich auch zuerst. Aber jetzt denke ich, dass etwas anderes dahintersteckt.«[/LEFT] [LEFT]Er sah seinen Freund neugierig an, darauf wartend, dass er fortfuhr. Zu dumm, dass er sich ausgiebig Zeit ließ, möglicherweise weil er die Theorie zuvor noch einmal selbst auf eventuelle Lücken überprüfen musste.[/LEFT] [LEFT]Schließlich lachte Shiga. »Es wundert mich, dass du nicht darauf gekommen bist. Die Chefin musste ahnen, dass wir beide irgendwie nervös sind wegen dieser Verabredung.«[/LEFT] [LEFT]War das der Grund, warum sie Shiga so viele Nachrichten an diesem Tag geschickt hatte?[/LEFT] [LEFT]»Also hat sie uns auf eine Mission geschickt, damit wir innerhalb dieser jedes unangenehme Gefühl vergessen, weil wir professionell werden.«[/LEFT] [LEFT]Zumindest bei Ryusuke hatte es tatsächlich funktioniert. Er war wesentlich entspannter als noch zuvor, obwohl er sich auch vor dem Anruf schon gut gefühlt hatte.[/LEFT] [LEFT]»Müssen wir ihr jetzt auch noch danken?«, fragte er.[/LEFT] [LEFT]Shiga winkte sofort ab. »Ach was. Sie wird es ohnehin abstreiten, also reden wir lieber nicht mit ihr darüber und glauben das lieber. Es ist besser als jede andere Theorie.«[/LEFT] [LEFT]Dem musste Ryusuke zustimmen. Jedenfalls hinterließ sie keinen unangenehmen Geschmack in seinem Mund, wenn er nur darüber nachdachte. Eigentlich wollte er das aber auch gar nicht, etwas anderes war gerade wesentlich wichtiger: »Der Tag ist noch nicht vorbei. Sollen wir unser Date fortsetzen?«[/LEFT] [LEFT]Shiga lächelte ihn an. »Ich dachte schon, du fragst nie. Lass uns noch irgendein Café aufsuchen. Von der Aufregung habe ich wieder ziemlich viel Durst bekommen.«[/LEFT] [LEFT]»Dein Wunsch ist mir Befehl«, sagte Ryusuke lachend.[/LEFT] [LEFT]So machten sie sich wieder auf den Weg in Richtung eines Cafés, um zumindest noch einige Stunden miteinander verbringen zu können, bevor sie sich für diesen Tag wieder trennen müssten. Innerlich hoffend, dass kein weiterer Geist auftauchen würde – zumindest an diesem Abend sollten sie sich einfach alle einmal freinehmen und Ryusuke und Shiga ihre Freiheit lassen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)