Rette mich! von Hadara ================================================================================ Prolog: POV Sie --------------- Nixen, so habt ihr uns genannt, verwandt mit dem lateinischen Begriff fürs Töten. So musstet ihr sie nennen: Die wunderschönen bezaubernden wahrhaft magischen weiblichen Wasserkreaturen, die trotz ihrer atemberaubenden Schönheit einem Seemann schneller den Tod bringen konnten als die See selbst, um sich seine Seele einzuverleiben. Tief in den Meeren verborgen leben sie als Einzelgänger, erschaffen durch das wonach sie sich zehren, die Geister jener Unglücklichen Seelen, die ihr Ende im weiten Ozean finden mussten. Beschenkt mit ewiger Jugend durchstreifen sie die Meere nach ihrem nächsten Opfer. Ihre Stimmen sind zart und verführerisch, so sind sie dazu in der Lage mit ihrem Gesang einen jeden Mann in ihren Bann zu ziehen und ihn hinab in die Wellen zu locken. Wer das Lied einer Nixe hört wird es nicht mehr sehen. Das Licht des nächsten Tages. Wieder einmal eine stürmische Nacht mitten im Ozean. Die Wellen klatschten wild gegeneinander und wüteten mit einem ohrenbetäubendem Lärm an der Oberfläche des Wassers, während der strömende Regen aggressiv darauf hinunter prasste. Das Wasser hatte sich auch in dieser Nacht wieder in ein unbezwingbares Monster verwandelt und ein kleines Boot würde wohl innerhalb einer Millisekunde von den nassen Massen ergriffen und verschlungen werden. Doch so wild es da draußen auch zuging hier unter dem Meeresspiegel hörte man nur dumpfe Töne. Besonders in diesen Lebenslagen sollte ich es schätzen mit der Gabe gesegnet worden zu sein unter Wasser atmen zu können. Denn so sehr der Sturm auch tobte, so sehr die Wellen sich dort auch überschlugen, so bekam ich davon in den Tiefen des Meeres nur angenehme Schwingungen mit, die das Wasser um mich herum leicht in Bewegung setzten. Doch ansonsten: Stille. Kein tosendes Dröhnen, nur ein leises beruhigendes Rauschen. Keine Fluten, die einen zu erschlagen drohen, nur ein Mantel aus Wasser, in dem ich mich Dank meinen flinken flossenähnlichen Beinen geschwind und frei bewegen kann. Kurz gesagt es ist die Ruhe selbst. Was würde ein einfacher Seemann nicht alles dafür geben. Dafür auch nur ein annähernd so sorgloses und behütetes Leben zu führen, wie ich es seit meiner Geburt tun kann, anstatt bei Wind und Wetter Frachten auf dem Schiff zu sichern und um sein ach so kleines Leben zu bangen, das, sein wir ehrlich, weniger Wert als die transportierten Güter war. Statt dort oben zu schuften und zu sterben, hier unten zu leben und die Tiefen des Meeres zu erkunden. Doch dann gab es da natürlich auch noch die, die sich freudig in den Kampf mit den stürmischen Meeren stürzten. Der Nervenkitzel trieb sie an, das Adrenalin, das sich in ihre Adern pumpte, wenn der Himmel sich jederzeit schlagartig verdunkeln konnte und dann zu einem schwarzen Loch wurde aus dem sich Wasser über ihnen ausschüttete. Sie lebten gerne an der Grenze zwischen Leben und Tod und feierten ausgelassen, wenn sie das lebensgefährliche Abenteuer heil überstanden hatten. Ich bewunderte sie aus tiefstem Herzen. Zwei Male hatte ich bereits das Vergnügen auf solch einen Menschen zu treffen. Und ich kann nur sagen die Seelen dieser furchtlosen Männer sind wahre Delikatessen, verglichen mit den geschmacklosen Seelen, die die Besatzung einfacher Handelsschiffe zu bieten hat. Immer wieder hoffe ich mit meinem nächsten Fang endlich wieder solch einen Leckerbissen betört zu haben, aber meist werde ich schnell enttäuscht. Oft kann ich es bereits ahnen, wenn ich in ihre Augen sehe. Kaum höre ich auf mit meinem verführerischen Gesang und sie bemerken, dass sie sich unter Wasser befinden ganz ohne Luft zu atmen, erstarren sie und ich die nackte Angst steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Starr vor Schock kommen sie meist nicht einmal dazu sich zu wehren bevor ich ihren Lebensgeist verschlinge und ihren Tod damit auf die am wenigsten schmerzvolle Weise, die es gibt, herbei hole. Dann weiß ich schon, dass ich mir aufs Neue eine Mahlzeit an Wasser gezogen hatte, die pure Verschwendung meiner Zeit gewesen war, wenn ich in dieser Zeit doch auch ein besseres Ziel hätte anlocken können. Bei den Männern hingegen, die, vielleicht auf Grund ihrer Rarität, so unwiderstehlich gut schmecken, macht sich der Moment der Realisation ganz anders deutlich. Ja, auch sie bekommen Angst. Nur dass sie trotz dieser Angst weiterhin in der Lage sind die Situation einzuschätzen. Sie ringen nicht vergebens nach Luft, sondern versuchen die noch übrige Luft in ihren Lungen auszunutzen und sich aus meinem Griff zu befreien, bevor dann auch sie auf Grund von zu wenig Sauerstoff bewusstlos werden. Als ich es das erste Mal erleben durfte, habe ich ihn vor Überraschung fast aus meinen Fängen entkommen lassen. Zum Glück habe ich mich rechtzeitig der Situation bemächtigen können, denn sonst hätte ich nie erkennen dürfen, dass es noch etwas anderes gab neben den faden Seelen, die ich davor nur kannte. Und so mache ich mich jede Nacht auf die Suche nach ihnen. Auf die Suche nach den Seelen der tapferen Männer, die ohne jedes Zögern ohne Reue losziehen und bis zur letzten Sekunde um ihr Leben kämpfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)