Die Leute von Millers Landing von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 18: Gottes Segen ------------------------ Der Richter hatte überraschend schnell einen Verhandlungstermin in zwei Wochen festgelegt. Bis dahin würde Bob Carmichael in der Zelle des Sheriffsdepartments verbleiben. James hatte die Aufgabe übernommen, sich um den Gefangenen zu kümmern, denn er wollte sich ein genaues Bild von ihm verschaffen. Wenn Carmichael seine Mahlzeiten einnahm, setzte er sich in die gegenüberliegende Zelle und beobachtete ihn scharf. Der Gefangene ließ sich davon nicht im Geringsten stören, lächelte zu James hinüber und betrieb Konversation: „Es scheint ein schöner Tag zu werden für Mitte März, hm?“ spekulierte er an einem Morgen munter: „Ich kann durch das kleine Fenster hier in meiner Zelle natürlich nicht viel sehen, aber es macht doch den Anschein. Wenn ich wieder frei bin, werde ich mir ein Pferd besorgen und in die Berge hinauf reiten. Man ist hier drinnen ja so abgeschnitten von allem, wissen sie?“ James blickte Carmichael finster an und fragte: „Wie kommen sie denn darauf, dass sie jemals wieder ein freier Mann sein werden?“ Carmichael wurde seines Dauergrinsens nicht müde und erklärte: „Selbstverständlich weil ich unschuldig bin!“ „Und wie erklären sie dann die Verletzungen, die sie aufwiesen, als wir sie festgenommen haben? Zum Beispiel der Bluterguss an der Schulter, wo Madame Levroux sie mit dem Schlagstock getroffen hat.“ fragte James eisig. „Das stammt doch nicht von einem Schlagstock! Das habe ich mir bei der Arbeit zugezogen. Ich habe einen gefährlichen Job, wissen sie Deputy.“ entgegnete Carmichael kaltschnäuzig. „Und die Kratzspuren?“ fragte James ungeduldig weiter: „Sie haben Kratzer am Hals, den Armen und im Gesicht. Abwehrverletzungen! Wie erklären sie die?“ Das unheimliche Lächeln wurde noch ein wenig breiter, als der Gefangene antwortete: „Ich muss ihnen doch überhaupt nichts erklären, Deputy, sondern lediglich dem Richter.“ James erhob sich und verschwand. Er konnte diesem Mistkerl einfach nicht länger zuhören, sonst hätte er vermutlich seine Waffe gezogen und abgedrückt. **** Der Wolf saß lächelnd in seinem Käfig, als sähe er die Gitter gar nicht. Bald würde er wieder in Freiheit laufen. **** Eine Woche war seit dem Überfall auf Margarete vergangen. Der Zustand der Verletzten verbesserte sich nur schleichend langsam. Sie konnte das Bett noch nicht verlassen und litt unter großen Schmerzen. Der Schaden, den ihre Seele durch diesen Vorfall genommen hatte, war noch gar nicht abzuschätzen. Es war Samstag und die Bewohner des roten Hauses saßen beim Mittagessen, als Melody erklärte: „Ich werde morgen früh in den Gottesdienst gehen, um für meine Schwester zu beten!“ Die anderen Gespräche am Tisch brachen augenblicklich ab und alle blickten sie fassungslos an. Shy fand als erste ihre Stimme wieder und antwortete: „Was versprichst du dir davon, Liebes? Du weißt doch genau, wie das ablaufen wird: Raunen und Tuscheln und schlecht verhohlene Feindseligkeit. Willst du dir das wirklich antun?“ Melody nickte trotzig: „Wenn sie denken, sie könnten Gottes Segen für sich allein haben, täuschen sie sich. Ich werde jedenfalls gehen.“ Die Art wie sie das sagte, ließ keinen Zweifel daran, dass sie es ernst meinte, also versicherten die Anderen am Tisch, dass sie sich ihr anschließen und ihr beistehen würden. Regine und Molly wollten jedoch ihre Kinder zuhause lassen wollten, weil sie diese einer solchen Strapaze nicht aussetzen wollten. Da erhob sich unerwartet Regines vierzehnjähriger Sohn Sam und meldete sich zu Wort: „Ihr denkt, wir sind zu jung und wüssten nicht, was hier passiert, aber das stimmt nicht! Wir wissen es und wir sind traurig und wütend! Ich will morgen mit euch kommen. Ich will, dass die Menschen in der Kirche uns alle sehen und merken, dass wir ganz normale Leute sind!“ Sams schmaler Körper bebte und sein Gesicht lief rot an vor Eifer. Er nickte noch einmal entschlossen und dann setzte er sich wieder. Regine legte eine Hand auf die Schulter ihres Sohnes und lächelte. Überrascht stellte sie in diesem Moment etwas fest, was ihr, dadurch dass sie ihn jeden Tag um sich hatte gar nicht richtig aufgefallen war: Ihr kleiner Junge wurde langsam erwachsen! Als Joe am Abend von den Plänen für den kommende Morgen erfuhr, stimmte er sofort zu, ebenfalls zu kommen und Felicity und Rebecca wollte er mitbringen. James erklärte sich bereit, bei Margarete zu bleiben und sich in dieser Zeit um sie zu kümmern. Und so brachen die Bewohner des roten Hauses am Sonntagmorgen in Richtung Kirche auf wie eine Art heilige Prozession. Sie hatten ihre besten Kleider angezogen, weil sie hofften dadurch weniger Aufsehen zu erregen, doch es zeigte sich schnell, dass sie sich diese Mühe hätten sparen können. Bereits als sie sich der kleinen Holzkirche auch nur näherten, drehten sich alle Kopfe nach ihnen um. Die Mienen waren feindselig und es wurde getuschelt, Köpfe wurden zusammengesteckt und es wurde unverhohlen mit den Fingern gezeigt, genau wie es Shy prophezeit hatte. Rebecca, Felicity und Joe waren die einzigen, die sich in der Nähe ihrer Freunde aufhielten, auch wenn sie ein wenig Abstand hielten, denn darum hatten die Anderen ausdrücklich gebeten, um die drei aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Melody schritt unbeirrt auf das Gotteshaus zu und die anderen folgten ihr dichtauf. Doch da hatte die Frau des Reverends, Gretchen Schultz sie bereits entdeckt. Sie und die Damen aus ihrer Gefolgschaft stellten sich den unwillkommenen Gästen demonstrativ in den Weg. Joe beobachtete die Szene ärgerlich von seinem Standort aus und ballte die Hände zu Fäusten. Dann bemerkte er einen Jungen, etwa sechzehn oder siebzehn Jahre alt, bei dem es sich, der Ähnlichkeit nach zu urteilen, offenbar um den Sohn von Ms. Schultz handeln musste. Joe wurde plötzlich klar, dass er den Burschen schon des Öfteren bei sich im Laden gesehen hatte. Er kam häufig, schaute sich um, aber kaufte nie etwas. Der Sohn von Ms. Schultz blickte zu Boden, als schäme er sich für seine Mutter, die immer noch versuchte, der Gruppe den Weg zu verstellen. Kathryn spannte sich an und war notfalls bereit, sich mit Gewalt Durchgang zu verschaffen, doch in diesem Moment überraschte Sam alle Anwesenden, indem er, mit seinen beiden kleinen Schwestern an der Hand, geradewegs auf Ms. Schultz zutrat und höflich fragte: „Dürften wir bitte vorbei?“ Drei Paar Kinderaugen richteten ihren Blick fest auf die Frau des Reverends und schließlich trat diese tatsächlich verunsichert ein Stück beiseite, aber gerade nur so weit, dass die Gruppe noch immer eine gewisse Mühe hatte, an ihr vorbeizukommen. Aus diesem Grund versetzte Kathryn ihr im Vorbeigehen einen gehörigen Hieb mit dem Ellenbogen in die Rippen. Ms. Schultz blickte sie empört und mit schmerzverzerrter Miene an: „Hure!“ zischte sie ihr hinterher. Kathryn fuhr energisch herum und registrierte mit Genugtuung, dass das Gesicht der Dame einen leichten Schrecken zeigte. Sie trat so nah an die Pastorengattin heran, dass ihre Gesichter sich beinahe berührten und flüsterte ihr drohend zu: „Besser, sie geben mir keinen Grund, unter Beweis zu stellen, dass ich WIRKLICH keine Dame bin!“ Gretchen Schultz schwieg furchtsam und starrte Kathryn, die gut einen Kopf größer als sie selbst war, aus weit aufgerissenen Augen an. Als sie in der Kirchenbank Platz genommen hatten, legte Regine stolz lächelnd den Arm um ihren Sohn, drückte seine Schulter und flüsterte: „Das hast du sehr gut gemacht, Sammy!“ Die Gruppe um Melody, die gekommen war, um für Margarete zu beten, hatte sehr viel Platz um sich herum. Keiner der üblichen Gottesdienstbesucher wagte sich auch nur in ihre Nähe, als seien sie Träger einer ansteckenden Krankheit. Lediglich Joe, Felicity und Rebecca nahmen in der Bank hinter ihnen Platz, um ihren Beistand zu bekunden. Dies ließen sie sich nicht nehmen. Als Reverend Schultz die Kanzel betrat, erkannte er verdutzt, wer da heute in seine Messe gekommen war. Mit offenem Mund starrte er die Gruppe einige Sekunden lang an, ehe er sich wieder ausreichend gefasst hatte, um den Gottesdienst zu beginnen. Allerdings lauschte an diesem Morgen kaum einer interessiert seiner Predigt. Die Kirchgänger begafften stattdessen die Fremden, als seien sie eine Jahrmarktattraktion. Die Qualität der Blicke reichte dabei von neugierig bis hasserfüllt. Die auf diese Weise Angestarrten, versuchten sich nicht anmerken zu lassen, wie unangenehm und schmerzhaft die Situation für sie in Wirklichkeit war. Sie legte die Arme umeinander oder hielten sich bei den Händen, um sich gegenseitig zu stärken. Was blieb ihnen auch anderes übrig? James saß am Bett der schlafenden Margarete. Er blickte auf die Verletzte hinab und fragte sich immer noch fassungslos, wie jemand dieser liebenswerten Frau so etwas hatte antun können. Sehr sanft, um sie nicht zu wecken, streichelte er mit dem Zeigefinger ihre Wange. Als die Gruppe aus der Kirche zurückkehrte, kam er gerade die Treppe herunter, um sich ein Glas Wasser zu holen. James blickte in erschöpfte Gesichter. Hass und Ablehnung Auge in Auge gegenüberzustehen hatte ihnen allen viel abverlangt. Kathryn schaute in die Runde ihrer entkräfteten Freunde und hätte gern etwas getan oder gesagt, was geholfen hätte, doch sie fühlte sich leer und es gab momentan absolut nichts, was sie ihnen hätte geben können. Stattdessen nahm sie James bei der Hand und führte ihn die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer. Sie schloss die Tür hinter sich und ließ sich matt dagegen sinken: „Es war furchtbar! Die Leute von Millers Landing hassen uns!“ erklärte sie: „Diese Blicke! Darin habe ich so viel Widerwillen und Ekel gesehen. Ich wünschte, ich könnte einmal mehr sagen, mir wäre das gleichgültig, aber so ist es nicht. Diesmal ist es mir unter die Haut gegangen.“ James setzte einen Blick dagegen, der voller Mitgefühl und Zärtlichkeit war. Kathryn erwiderte ihn erschöpft und fragte: „Warum liebst du mich, James? Was siehst du in mir? Wieso empfindest du nicht dasselbe wie all die ganzen anderen Menschen, die auf der richtigen Seite stehen? “ „Ich sehe DICH, Kathryn!“ erwiderte er: „Ich kenne dich und weiß wer du wirklich bist!“ Dann holte er tief Luft, denn er hatte ein wenig Angst vor Kathryns Reaktion auf das, was er als nächstes sagen wollte: „Weißt du eigentlich, wann ich mich in dich verliebt habe?“ Kathryn schüttelte den Kopf und James fuhr fort: „Es war letztes Jahr im Juni an einem dieser wahnsinnig heißen Tage. Wir waren uns noch nicht vorgestellt worden. Ich habe dich gesehen, du mich jedoch nicht. Du trugst ein rosafarbenes Sommerkleid und hast das Grab von Elizabeth besucht.“ Der Blick, den Kathryn ihm in diesem Moment zuwarf war forschend und ein wenig auf der Hut und James fuhr rasch fort: „Ich hätte dich nicht beobachtet, hätte ich geahnt, dass es ein so intimer Moment für dich sein würde, doch ich kannte dich noch nicht. Ich war lediglich fasziniert von dir. Du hast mir dein schönes, trauriges Gesicht zugewandt und ich war verliebt. Einfach so!“ Kathryns Augen zeigten einen verräterischen Glanz. Ein wenig trotzig fragte sie: „Heißt das, du liebst mich, weil ich schwach bin?“ James schüttelte lachend den Kopf: „Schwach? Du? Du bist die stärkste Person die ich kenne. Nein, ich will damit sagen, dass ich in diesem Moment sehen konnte, wer du wirklich bist. Ich liebe alles an dir, jede Facette! Ich kann gar nicht anders!“ Kathryn lächelte schwach: „Oh, Süßer! Du bist so verdammt sentimental!“ erklärte sie, griff James bei den Hüften und dirigierte ihn zum Bett, wo sie ihn küsste und eilig damit begann, ihm die Kleidung auszuziehen. Und mit einem Mal wurde der junge Deputy sehr nervös. In der folgenden Woche schien es Margarete körperlich endlich ein wenig besser zu gehen. Doktor Miller gab zur Erleichterung aller bekannt, dass das Schlimmste wohl überstanden sei. Sie konnte zwar noch nicht wieder aufstehen, doch Tiny trug sie tagsüber hinunter, damit sie im Gemeinschaftsraum bei den Anderen sein konnte und der Doktor hatte ihr für ein wenig Mobilität einen Rollstuhl vorbeigebracht. Margarete sprach mit niemandem, über das Verbrechen, welches an ihr verübt worden war, auch nicht mit ihrer Schwester, doch sie war fest entschlossen, vor Gericht aufzutreten und ihre Aussage zu machen. Der Tag des Prozesses war da und selbstverständlich begleiteten sämtliche Bewohner des roten Hauses Margarete zu diesem Termin. Überdies erschienen auch Rebecca, Felicity, Joe und Doktor Miller, sowie dessen Frau. Auch James war da, musste jedoch den Schein zu wahren und abseits bei Sheriff Snyder sitzen. Doch all der Beistand konnte nichts daran ändern, dass es in diesem Prozess schließlich bloß auf das Eine hinauslief: Eine, sowohl körperlich, als auch seelisch verletzte schwarze Hure, sah sich zwölf weißen, ehrbaren Männern gegenüber, welche sie mit eisigen Blicken taxierten. Und Margarete wirkte schmal und elend in ihrem Rollstuhl. Auf der Anklagebank saß Bob Carmichael, wie gewöhnlich mit einem süffisanten Grinsen auf seinem Gesicht. Er schaute Margarete geradewegs ins Gesicht und diese schien unter seinem Blick vor Angst regelrecht zu erstarren. Es war imerhin das erste Mal seit der Tat, dass sie ihren Peiniger wiedersehen musste. Carmichael blieb bei seiner Aussage, nicht der Täter zu sein und das Bordell ohne körperliche Auseinandersetzung verlassen habe. Molly, Regine, Shy, Kathryn, Tiny und Joe machten ihre Aussagen darüber, was sich tatsächlich an jener Nacht abgespielt hatte, über den Angriff auf Margarete, den Rauswurf Carmichael, das Verschwinden Margaretes im Anschluss daran und die Suchaktion. Der Doktor beschrieb detailliert und schonungslos, in welch erschütterndem Zustand er seine Patientin nach der Tat vorgefunden hatte und plädierte dann leidenschaftlich für einen Schuldspruch, wofür er vom Richter zur Ordnung gerufen wurde. James sagte aus, dass der Verdächtige sowohl die Verletzung des Schlagstocks an der Schulter, als auch Kratzspuren als Abwehrverletzung bei seiner Festnahme aufgewiesen habe. Carmichael wiederholte die Lüge, dass die Schulterverletzung angeblich von einem Arbeitsunfall stammen solle und behauptete, die Kratzer habe er von einem Rosenbusch, in welchen er betrunken hineingeraten sei. Nun fehlte nur bloß noch die Aussage von Margarete selbst. Sie wurde hierzu von ihrer Schwester in den Zeugenstand gerollt. Es dauerte einige Augenblicke, bis Margarete gefasst genug war, mit ihrer Aussage zu beginnen. Sie vermied dabei, in Carmichaels Richtung zu schauen. Stattdessen blickte sie der Reihe nach in die Gesichter der Geschworenen. Mit leiser und brüchiger Stimme schilderte sie die Tat in allen Einzelheiten: Wie Carmichael sie vor der Haustür aufgehalten und mit einem Messer an ihrer Kehle zu dem Ort geführt hatte, wo sie schließlich gefunden worden war, wie Carmichael ihr die Hände um den Hals gelegt und ihren Kopf wieder und wieder auf den Boden geschlagen hatte, wie er sie mit den Fäusten bearbeitet und wie sie geschrien, sich gewehrt, geweint und gefleht hatte. Dann schilderte sie die Vergewaltigung und erklärte präzise und schonungslos, wie dabei die schweren Verletzungen entstanden waren. Sie endete damit, dass Carmichael ihr schließlich das Messer in den Bauch gestoßen hatte und verschwunden war, als er sie für tot gehalten hatte. Ihre Sprechweise blieb während ihres gesamten Berichts monoton und ihre Augen wurden zunehmend glasiger. Als sie geendet hatte, atmete sie tief und sackte in ihrem Rollstuhl entkräftet in sich zusammen. Die Geschworenen, welche zu Beginn des Prozesses sicherlich noch nicht vermutet hätten, dass sie einer Hure Glauben schenken könnten, hielten bei der detaillierten Schilderung teilweise die Luft an, gaben kleine, entsetzte Laute von sich oder schluckten schwer. Den Freunden in der Zuschauerbank standen die Tränen in den Augen und einige weinten auch tatsächlich. Allein der ehrenwerte Richter Ernest Keppler blieb ungerührt. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit entschied die Jury einstimmig, dass Bob Carmichael schuldig sei und nun warteten alle Anwesenden im Saal auf die Verkündung des Strafmaßes. Man erhob sich und Richter Keppler rückte sich umständlich und ohne Eile in seinem Stuhl zurecht. Er blickte in die Zuschauerreihen, auf die Geschworenen, die Anwälte, den Angeklagten und die Klägerin. Dann räusperte er sich, ehe er endlich zu sprechen begann: „Die Klägerin ist eine Prostituierte. Die Tat ereignete sich im Zusammenhang mit ihrer…ähm…Arbeit. Teil ihres Berufes ist es, Männer zu sexuellen Handlungen zu reizen. Insofern verwundert es nicht, dass willensschwache Männer wie der Angeklagte, Bob Carmichael sich zuweilen auch zu gewalttätigen Handlungen hinreißen lassen, die aus juristischer Sicht aber natürlich nicht geduldet werden können.“ Der Richter legte eine kurze Pause ein, ehe er fortfuhr: „Aus diesem Grund entscheide ich, dass der Verurteilte die Geschädigte für den sexuellen Akt entschädigen muss.“ Ein empörtes Raunen ging durch den Saal und der Richter musste sich mit mehreren Schlägen seines Hammers Ruhe verschaffen. Er fuhr schließlich fort: „In Anbetracht des entstandenen körperlichen Schadens muss der Verurteilte eine erhöhte Summe als Wiedergutmachung für die erlittenen Schmerzen in Höhe von drei vollen Monatslöhnen zahlen.“ Nun brach im Gerichtssaal ein regelrechter Tumult aus. Die Geschworenen und auch die Zuschauer äußerten ihre Entrüstung, am lautesten von allen Doktor Miller, welcher versuchte, das Strafmaß mit Richter Keppler zu diskutieren, bis dieser ihn warnte, er werde ihn festnehmen lassen. Die Gruppe um Margarete blieb jedoch ganz still. Niemand von ihnen konnte sprechen oder war zu irgendeiner Form von Gegenwehr fähig. Sie verließen den Saal und im Hinausgehen bekamen sie gerade noch mit, wie der Sheriff und sein Deputy vom Richter aufgefordert wurden, den Saal zu räumen. Bob Carmichael blieb ruhig an seinem Platz sitzen, genoss das Spektakel und schmunzelte in sich hinein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)