Neun Monate meines Lebens von MuadDib ================================================================================ Kapitel 3: Juni und Juli ------------------------ Die Tür zum Wohnhaus schwang auf und die jüngste der drei Tendo Schwestern betrat den Flur. Hinter ihr stieg Nabiki die zwei Stufen rauf und ließ ihre Schultasche auf dem Boden nieder. Akane streifte sich die Schuhe von den Füßen, rannte sogleich nach oben, wie sie es jeden Tag machte wenn sie nachhause kam. Nabiki und Kasumi sahen ihr dann immer hinterher. Kasumi, weil sie sichtlich erleichtert war, dass ihre Schwester und deren Verlobter trotz der Schwierigkeiten sich so gut verstanden. Nabiki, weil sie dachte, Akane würde ihren „Babybauch“ vor der Familie verstecken wollen. Akane schwang die Tür zu ihrem Zimmer auf, darauf wartent das Ranma am Tisch säße und lerne. Aber weder dort noch in ihrem Bett war etwas von dem zierlichen Mädchen zu sehen. Sie verließ ihr Zimmer wieder, schloss die Tür hinter sich, ging den Flur herunter, um nachdenklich vor der alten Schiebetür in die Hocke zu gehen. Hinter dem Papier konnte sie Ranmas Silhouette sehen, die sich durch die hereinfallende Sonne perfekt abbildete. Nervös sah sie sich um, denn so langsam konnte man seine wachsende Kugel nicht mehr verstecken. Sie schob die Tür auf und rutschte über die Bambusmatten herein. „Ranma, bist du wahnsinnig?!“, flüsterte sie, schob die Tür zu und eilte zum Fenster um die Holzläden zu schließen. „Du kannst nicht einfach da so stehen, wenn dich jemand gesehen hätte!“ „Hier oben ist doch so gut wie nie jemand.“, sagte er, drehte sich vom Fenster weg um sich zu bücken und die Decke seines Futons zusammen zulegen. Hatte er bis eben noch geschlafen? „Ich hab dir schon so oft gesagt, dass du in meinem Bett schlafen kannst. Du musst nicht auf dem Boden liegen.“ Akane kniete neben ihm und half ihm dabei die Bettsachen zusammen zu räumen und sie dann im Wandschrank zu verstauen. „Das machst mir nichts aus. Und dem Kind sicher auch nicht.“, murmelte er und schob die Schranktür zu. Akane saß noch am Boden und betrachtete ihn. „Was ist?“ „Ach, weist du. Ich bin nur glücklich.“ „Hä? Wieso das denn.“ „Lass mich doch einfach.“ Kasumis Stimme rief beide zum Mittagsessen. Ranma wollte schon loslaufen als Akane ihn am Handgelenk fest hielt. „Du willst doch so nicht da runter gehen?“ Verwirrt sah er erst seine Verlobte an, dann an sich runter. Er hatte eins seinem Unterhemden an, unter dem man, auch wenn es zu groß war, nun deutlich sehen konnte, dass er nicht nur einfach dick geworden war, was vermutlich alle dachten. Er grummelte, ging zurück zum Schrank und holte sich eine der größten Seidenblusen, die er hatte, heraus. Akane nickte, so würde sie ihn rauslassen. Zwei weitere Wochen waren vergangen. Nabiki hatte es nicht mehr ausgehalten und es ihrem Vater mitgeteilt, dass sie Akane beim Frauenarzt gesehen hatte und Ranma dabei war. Sie war fest davon überzeugt, dass ihre kleine Schwester in guter Hoffnung war, und musste es einfach sagen. Soun saß auf einer Bank im Garten und winkte seiner jüngsten Tochter zu, die gerade vor dem Dojo die Dielen fegte. Sie sah ihn, lächelte und stellte den Besen an die Wand um sich zu ihm zu gesellen. „Was gibt’s denn Paps?“, fragte sie als sie sich beim Setzen den Rock glattstrich. „Nun...“, begann er. Akane hatte so eine Ahnung das dieses Gespräch etwas ernster wurde. Wenn er mit `Nun` begann, würde es immer eine Standpauke geben. „Deine Schwester Nabiki hat mir etwas sehr Beunruhigendes erzählt.“ „Ach ja? Was denn?“ „Sie hat dich vor kurzem gesehen wie du zu einem Frauenarzt gegangen bist.“ Akanes Herz schlug ihr bis zum Hals. „Sag, mein Kind, bist du Schwanger?“ „Was? Nein! Ich bin nicht schwanger. Ra...“ Ihr stockte der Atmen. Oh Gott, wie kam sie aus der Nummer raus? „Ra...Ran, eine Schulfreundin!“, rief sie. Soun hob die Augenbraue. „Wer?“ „Ran....Ran Kawaki. Eine Freundin aus der Parallelklasse. Ich hab etwas für sie abgeholt dort.“ Puh, noch mal Schwein gehabt. „Ach so. Dann bin ich beruhigt.“ Akane legte die Hände in ihren Schoß und sah angestrengt auf sie. Nervös knetet sie sich ihre Finger. „Paps?“ „Hm?“ „Wenn es so gewesen wäre... Das ich...“ „Dann wäre es ebenso. Ich weiß das du und Ranma euch sehr nahe steht. Irgendwann ist es eben soweit. Ich mache keinem von euch Vorwürfe. Aber ich finde, ihr solltet beide erst einmal die Schule abschließen, bevor ihr euch für diesen Schritt entscheidet. Und vor allem. Heiratet davor!“ Er hatte sich zu ihr gewandt und ihre Hände ergriffen. „Ich werde ihn nicht heiraten!“ Akanes Gesichtsfarbe wurde dunkelrot. Wie konnte er nun wieder damit anfangen?! Die Schule abschließen war so eine Sache. Akane würde es sicherlich schaffen. Aber Ranma hing dermaßen hinter dem Stoff her, dass er es ohne Tricksen nicht schaffen würde. Außerdem war da immer noch die Tatsache, dass er nicht männlich war und somit nicht als Ranma Saotome in der Schule antanzen könnte.  Akane wusste durch den Geschichtsunterricht, dass im fernen Westen es eine Zeit der Hexen und Zauberer gab, die mit ihren Mitteln auch einfachen Leuten geholfen hatten. Irgendwie musste sie herausfinden, ob es dort einen Zauber gab, der Ranma helfen könnte. Sie blieb nach der Schule in der Bibliothek und wälzte ein paar Bücher, auf der Suche nach einem Rezept. Irgendwann stieß sie in einem recht alt erscheinenden Buch auf einen Hinweis, dass es ein Buch gab, in dem ein Buch genannt wurde, dass eine Art Verschleierungszauber beschrieb. Voller Tatendrang machte sie sich auf, um in einem Hexenladen nach diesem Buch zu suchen. „Ja, mein Kind. Du musst zu Wakanabe gehen. Er kennt jemanden der weiß, wo dieses Buch ist.“ Akane bedankt sich bei der alten Frau im Laden und ging zu Wakanbe's Kräuterkiste. „Da musst du zu Kobayashi's Kochkessel. Sie kennt jemand der weiß wo das Buch ist.“ Sie bedankte sich und machte sich einmal quer durch Tokio zu Kobayashi's Kochkessel. „Nein, aber ich kenne jemand, der weiß wo das Buch ist. Du musst zu Saskia der Wahrsagerin.“ Akane war sichtlich sauer. Man schickte sie nur von A nach B, so langsam glaubte sie dieses Buch gab es gar nicht. „Meine Kugel verrät mir, dass du zu Hannah, der Hexe musst!“ Akanes Ader an der Stirn pochte wie wild, als sie den Laden verließ und in den nächsten Laden stampfte. Sie stieß die Ladentür auf, hatte den Blick gesenkt und meinte dünn „Lassen Sie mich raten. Sie kennen jemanden der wen kennt, der wen kennt, der das Buch hat, das ich suche.“ Die alte Dame sah auf. „Kindchen, warst du nicht heute Mittag schon mal hier?“ Die junge Frau sah auf. Ihr Augenlid zuckte nervös und am liebsten wäre sie der Frau an die Gurgel gesprungen. Die alte Frau legte einen dicken Welser auf die Ladentheke und pustete den Staub vom Einschlag. „Was?! Sie haben mich durch ganz Tokio geschickt und dabei hatten sie das Buch die ganze Zeit bei sich im Laden?“ „Du hast ja gar nicht gesagt, welches Buch du suchst.“ Jetzt war alles egal. Sie ließ sich auf dem Hocker vor der Theke nieder und seufzte tief. Die alte Hexe schlug das dicke Buch auf und als Akane ihren Blick hob, sah sie, dass sich die Seiten wie von selbst aufblätterten. Die Hexe hielt nur ihre Hand über das schwere Papier, dann schloss sie ihre Finger zur Faust und das blättern stoppte. „Du wirst bis zum Neumond warten. Dann nimmst du das Blut einer Jungfrau und die Augen eines Frosches.“ Akane schluckte hart. Das war ja wie im Film, dachte sie. „Kaue es zu Brei und spuke es in das Tuch, das von tausend Fäden gewebt wurde. Lege es unter das Kissen. Nach drei Nächten wird der Zauber sich entfalten. Du hast eine Woche, bis der Zauber sich löst und der Schein sich nicht mehr trügt.“ Das Buch klappte mit einem lauten Knall zu. Akane erschrak so sehr, dass der Hocker zur Seite kippte und sie fast zu Boden gestürzt wäre. „Das Tuch das von tausend Fäden gewebt wurde? Was ist das für ein Tuch?“, fragte sie. „Woher soll ich das wissen.“, gab die Hexe blöd zurück. Akane schnaufte und verengte die Augen zu schlitze. „Ein Baumwolltuch wird reichen.“ Als sie den Laden wieder verließ sah sie sich ihren Notizzettel noch mal an und dann in die Papiertüte, die sich in der anderen Hand von sich streckte. Wie eklig das war. Froschaugen die sie blöd anglotzen. Das mit dem Blut war nicht so einfach. Die alte Hexe wollte ihr kein getrocknetes geben. Sie meinte, es muss frisch sein. Dafür kam nur sie selbst in Frage. Ein Baumwolltuch hatte sie zuhause. Damit würde sie für diesen Verschleierungszauber alles haben. Doch die Worte, die die Hexe ihr nachrief, als sie den Laden verlassen hatte, hallten noch eine Weile in ihr nach. „Doch es ist gefährlich! Ist der Zauber nicht richtig durchgeführt wird er früher gehen und dich mit sich reißen.“ Zur gleichen Zeit im Dojo: Ranma saß im Schneidersitz in der Mitte der Halle und meditierte. Sein Vater stand etwas abseits und machte Thai-chi Übungen, als er ein schnaufen hörte. Genma stoppte in der Bewegung und sah seinen Jungen von hinten an. „Ranma!“ Der Junge erschrak und zuckte zusammen. Sein Vater setzte sich neben ihn und schloss die Augen. „Ranma, mein Junge. Ich sehe das es dir nicht gut geht. Was ist nur los mit dir.“ „Es ist nichts.“ erwiderte der Rothaarige. Ranma stand auf, ging ein paar Schritte um den Raum zu verlassen, doch sein Kreislauf hatte andere Pläne und ihm wurde augenblicklich so schwindlig, dass seine Beine nachgaben und er drohte, zu fallen. Genma hatte es im Augenwinkel gesehen und war mit einem gewaltigen Satz, halb stehend, halb kniend neben seinem Sohn und fing ihn mit einem Arm auf. Ranma krallte sich mit einer Hand an der Trainingsjacke seines Vaters fest und hielt sich mit der anderen stöhnend den Kopf. „Irgendetwas stimmt mit dir doch nicht.“, sagte sein Vater und dirigierte ihn mit seinem Arm zum Sitzen. Ranma winkelte die Beine an und beugte sich soweit es ihm möglich war nach vorne. Er wollte um aller Kraft verhindern, dass sein Vater sah was wirklich mit ihm los war. „Ranma?“ mehr hörte er nicht mehr als alles um ihn herum schwarz wurde. Er sah noch das Gesicht seines Vaters und spürte den Holzboden im Rücken, als sich von außen die schwärze ihn in eine eisige Kälte hüllte. Als er wieder zu sich kam, lag er auf seinem Futon und Doktor Tofu hatte sich über ihn gebeugt. „Hallo, wie geht es dir?“, fragte der Arzt. Der Junge murmelte etwas und sah zum Fenster. „Es war nur ein kleines schwäche Anfall. Beiden geht es gut, kein Grund zur Besorgnis“, das sagte er nicht zu Ranma, sondern zu jemanden anderes im Raum. Neben dem Fenster sah er eine große Silhouette und wenn er sich anstrengte, konnte er auch erkennen, dass es sich dabei um seinen Vater handelte. Genma hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und die Lider gesenkt. Als der Arzt sagte 'Beiden' hatte er den Mann kurz verwundert gemuster. Tofu packte seine kleine Ledertasche und stand auf. „Zur Sicherheit sollte er morgen zu Frau Dr. Sato“ Damit ging der Arzt, verabschiedete sich von Herr Tendo, der draußen auf dem Gang stand und als er Kasumi am Gangende erblickte, setzten bei ihm, wieder mal, alle Glocken aus. Soun sah in den Raum. Dr Sato? War das nicht die Frauenärztin, die damals bei Akanes Geburt dabei gewesen war? Aber was hatte diese mit Ranma zu tun. Tendo sah Genmas blick und nickte ihm zu. Er schob Nabiki mit einem Arm zurück. „Gehen wir.“ Nabiki protestierte, doch ihr Vater schob sie beherzt immer weiter den Flur herunter bis zur Treppe. Genma ließ sich neben Ranma nieder und sah seinen Jungen eine ganze Weile schweigend an. Dieser hatte seinen Blick abgewandt und starrte wieder aus dem Fenster, in dem die Wolken vorbeizogen. „Ranma, sag doch was mit dir ist. Ich bin dein Vater.“ Der Junge schwieg. Als er seinen Vater zu einem neuen Satz einatmen hörte, sagte er „Das geht dich nichts an.“ Saotome war traurig darüber das sein einziges Kind nicht mit ihm über seine Probleme reden konnte. „Du kannst mit mir über alles reden, Junge!“, versuchte er es noch einmal. In Ranma tobte es. Auf der einen Seite wollte er nicht, dass irgendjemand etwas von seiner Schwangerschaft erfuhr, dann war es aber seine Familie, die er anlog und eigentlich hatte er keine Energie mehr, diese Lügenfassade aufrecht zu erhalten und irgendwann würde er es eh nicht mehr verbergen könne. In seinen Augenwinkel sammelten sich Tränen, die er verzweifelt versuchte zu unterdrücken. Als er die Hand seines Vaters an seiner Schulter spürte, entzog er sich ihm sofort und schrie ihn an, er solle einfach gehen, rollte sich dabei auf die Seit und umschlang sich selbst mit beiden Armen. Doch so einfach ließ sich sein Vater nicht mehr abweisen. Genma zog ihn mit Nachdruck wieder auf den Rücken und maulte drauf los. „Wie redest du mit deinem Vater? Sag nun endlich was los ist, oder ich Prügel es aus dir raus! Junge du bist mein Kind! Ich mache mir nun mal Sorgen um dich!“ Es war zu viel für seine Seele. Ranma schlug die Hand erneut weg und im gleichen Moment mit der anderen die Decke zur Seite, sah seinem Vater fest in die Augen und schrie „Kannst du so immer noch sagen, ich sei dein Kind und du machst dir Sorgen um mich?“ Es war nicht zu übersehen, dass Ranma nicht einfach nur dicker geworden war, was alle in der Familie gedacht hatten. Nein, Genma konnte genau sehen, dass es sich dabei um etwas ganz anderes handelte. Für einen Moment war es still im Raum, keiner traute sich etwas zu sagen, ja zu atmen. Ranma sah seinen Vater an, dieser wiederum starrte einfach nur auf dessen Körper. Der Junge schlug sich die Hände vor das Gesicht und schluchzte auf. „Alle starren mich nur an, und hassen mich nun. Ich bin ein Ungeheuer!“ Genma löste sich aus seiner Starre und konnte den Impuls nicht unterdrücken, seinem Sohn die Hand auf den geschwollenen Bauch zu legen. Er war straff und hart und trotzdem weich. Als Ranma die Hand spürte war er so erschrocken, dass er aufschrie und sich wieder zur Seite drehte. „Ach, Junge...“ der Alte strich sich mit einer Hand über die Augen und schluckte. „Wie könnte ich mir keine Sorgen um dich machen und dich nicht lieben? Ich habe dich vom ersten Moment an geliebt und ich werde es auch bis zum Ende tun, wie ein Vater seinen Sohn nur lieben kann. Es ändert rein gar nichts.“ Das hatte Akane damals auch gesagt, es hatte sich auch nichts geändert aber er selbst. Er war introvertierter geworden und schwächer. „Ich mache mir jeden Tag sorgen um dich, ab dem Zeitpunkt als wir in China in die Quellen gefallen waren. Ich gebe mir die Schuld dafür, dass alles so gekommen ist, wie es kam. Aber du musst zugeben, dass du durch diese Bürde nur noch stärker geworden bist.“ Er hatte recht. Nur dadurch, dass er zu einem Mädchen wurde, hatte ihn angetrieben immer stärker und besser zu werden als alle anderen. Und genau das hatte ihn näher mit Akane zusammengebracht. Trotzdem fühlte er sich wie ein Zombie, nicht in seinem eigentlichen, echten und wirklichen Körper zu stecken. Stattdessen nun eine Frau und schwanger zu sein, machte seine Seele dunkel und melancholisch. „Das sagst du nur, um mir Honig um den Mund zu schmieren.“, murmelte Ranma. „Nein, das tute ich nicht. Wir machen uns alle Sorgen um dich, Junge. Jeder von uns liebt dich so, wie du bist. Und diese Situation wird daran nichts ändern. Wir sind eine Familie.“ Ranma drehte sich halb auf den Rücken und sah seinen Vater an. Er konnte seine Augen glitzern sehen. Auch er hatte Wasser in den Augen und konnte seine Erleichterung nicht mehr zurückhalten. Er drehte sich ganz um und schlang seine Arme um den breiten Hals seines Vaters. Es war ihm genauso peinlich, ihn zu umarmen wie es die gesamte Situation war, aber gerade in diesem Moment brauchte er es. Und Genma brauchte es auch. Er schloss seine Arme um sein Kind und zog ihn an sich. „Ich liebe dich Ranma. Nichts in der Welt wird es ändern können.“ „Chichi!“ Akane, die mittlerweile von ihrem Stadttrip zurückgekehrt war, stand hinter der Papiertür und hatte die Hälfte des Gespräches mit angehört. Erleichtert hielt sie sich eine Hand vor den Mund und atmete leise aus. Ihre Sorgen waren nun weg und sie sank auf die Knie, dankbar dafür, dass sie nun nicht mehr lügen musste. Sie hörte die Stimme ihres Vaters, stand auf und ging wieder herunter. Soun stand in der Tür zur Küche und wartete auf seine jüngste Tochter, bis sie neben ihn getreten war. „Akane, kannst du uns bitte erklären, was genau gerade passiert?“, fragte er und deutete auf den Nebenraum. Die junge Frau ging los und lies sich neben Kasumi an den Tisch nieder, strich ihren Rock gerade und eine verwirrte Strähne ihrer widerspenstigen Haare hinter das Ohr. „Soll das heißen du bist nicht schwanger?“, fragte Nabiki die ihren Manga zugeschlagen hatte und ihren Kopf auf einer Hand am Tisch abstützte. „Was? Ich war nie schwanger, wie kommst du denn darauf?“ Akane verstand plötzlich wieso ihr Vater sie neulich gefragt hatte. „Hast du uns etwa nachspioniert?“ Jetzt war sie sauer, dass dieses Weib aber auch vor nichts zurück schreckte. Soun hob die Hand, ehe dieses Streitgespräch noch weiter ausgeführt werden konnte. „Kinder, darum geht es nicht. Akane, erzähle uns bitte was du weißt.“ Sie war nervös und sah zu ihrer ältesten Schwester auf. Diese lächelte sie nur aufmunternd an und nickte. Dabei legte sie ihr eine Hand auf die ihre. „Als Ranma damals von diesem Geburtstag nachhause kam, war er sturzbetrunken. Er weiß bis heute noch nicht, wie er nach Hause gekommen ist und was vorgefallen war. Deswegen kann und werde ich auch nichts weiter sagen. Ich denke, dass solltet ihr respektieren. Für ihn ist es schwer genug, überhaupt in dieser Situation zu stecken und wenn ihr nun alle alles darüber wisst, würde ihn das noch unglücklicher machen. Wir haben, nachdem er im Krankenhaus war, lange geredet. Ich habe ihn überzeugen können, dass es nichts gibt, für das er sich schämen muss. Er wird dieses Kind bekommen.“, erklärte Ranmas verlobte. Nabiki schnaufte beleidigt. Sie hätte am liebsten alles genau gewusst, damit sie damit Leute erpressen konnte. Kasumi war glücklich wie eh und je, und Soun hatte nachdenklich die Augen geschlossen. „Ranma hatte mir vor diesem Geburtstag anvertraut, dass er nach der Schule das Dojo übernehmen wollte. An diesem Plan hat sich, denke ich nichts geändert, falls du dir Sorgen um die Zukunft machst, Vater.“, fügte Akane hinzu. Tendo öffnete seine Augen wieder und sah seine jüngste Tochter voller Stolz und Güte an, was sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. Sie glaubte fast, er freute sich von allen am meisten darüber, dass hier bald ein kleines Kind herumtollen würde. „Chichi, ich habe Angst. Angst das ich versage, dass ich etwas falsch mache. Ich will das alles gar nicht.“ Ranma schluchzte laut auf als er von seinem Vater, das erste Mal seit einer sehr langen Zeit wieder umarmt wurde. Wie hatte ihm das gefehlt, diese Nähe in der er sich seltsam geborgen und gut fühlte. Genma strich ihm aufmunternd über den Rücken und bekräftigte diese Geste in dem er sagte, „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir werden alle auf dich aufpassen. Und eins kannst du mir glauben, diese Gedanken sind normal.“ Ranma löste sich von seinem Vater und sah zu ihm auf. „Damals als deine Mutter zu mir kam um mir mitzuteilen, dass sie in guter Hoffnung war, da machte ich mir dieselben Gedanken. Schaffe ich das, ein guter Vater zu sein, bin ich in der Lage die Familie zu ernähren? Am liebsten hätte ich meine Sachen gepackt und wäre abgehauen, stand sogar in der Nacht vor deiner Geburt mit Sack und Pack an der Tür.“ Er faltete den Aufschlag am Kragen seiner Jacke zurück und zog unter ihm ein kleines quadratisch gefaltetes Papier hervor. Ranma hatte bei dessen Anblick Angst das Papier könne zu Staub zerfallen, als sein Vater es zur ganzen Größe auseinanderfaltete. „Hier. Das Bild hat deine Großmutter kurz nach der Geburt gemacht.“ Er reichte das zerknitterte Papier, das mit unzähligen Tesafilmsteifen zusammengehalten wurde. Ranma nahm es und betrachtete es aufmerksam. Seine Mutter war so jung und strahlte solch eine Wärme aus, dass sie ihn ganz durchflutete. Er selbst war auf dem Bild kaum zu erkennen, aber er sah, dass sein Vater unendlich glücklich gewesen sein musste. Irgendetwas änderte sich in ihm. Er wollte das auch, dieses Gefühl haben, das Richtige getan zu haben. Aber konnte er das? Schließlich war er die Mutter, aber auch der Vater. Er gab ihm das Bild wieder. „In meinem Fall ist das wohl etwas anderes. Ich dachte immer, dass ich mit Akane... und jetzt bin ich selbst schwanger. Sie kann behaupten, was sie will, sie wird mich nie wieder so sehen wie vor März.“ „Darüber kannst du dir Gedanken machen, wenn alles vorbei ist und du dich wieder in einen Mann verwandelt hast.“, sagte sein Vater und steckte das Bild wieder an seinen Platz. „Und was ist, wenn ich das nicht kann? Wenn ich nun für immer so bleibe?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)