Neun Monate meines Lebens von MuadDib ================================================================================ Kapitel 1: März und April ------------------------- „Ranma?! Ranma!!“ Irgendjemand rief seinen Namen. So entsetzlich laut hallte er in seinen Ohren, dass er das Gefühl hatte sein, Schädel würde explodieren. Seine Lider waren schwer und es kostete ihn viel Mühe, sie wenigstens zu schmalen Schlitzen zu öffnen. Ein Gesicht hing über ihm und glotzte ihn mit großen, braunen Augen an. „Aufwachen!“ Gott, sei doch still! Nicht so laut! Er räkelte sich etwas und fasste sich an die Stirn. „...was... wo bin... hm?“ Er rieb sich mit dem Handrücken in einem Auge und versuchte die Schwere aus ihnen zu vertreiben. „Wo warst du denn die ganze Nacht?“ Vorwurfsvoll hörte sich die Stimme an. Es war eine Frau, das erkannte er nun. „Du bist erst um fünf Uhr heute Morgen nach Hause gekommen, hat Kasumi gesagt.“ Akane war es. Ja er war sich sicher, dass sie es war. Nur sie konnte so viel Schadenfreude, Ärger und Besorgnis in ihre Stimme bannen. „Wie bin ich hierher gekommen?“, fragte er und richtete sich langsam auf. Ein Fehler. Ein Stechen fuhr in seinen Schädel und er presste sich beide Hände gegen die Stirn. Akane lachte leise. „Mann, du hast aber echt‘n ganz schönen Kater.“ „Was?“ Ranma verstand nicht. Er konnte sich an gestern nicht erinnern. „Du warst gestern auf einem Geburtstag. Weißt du das nicht mehr?“. Fragte seine Verlobte. Nein, er konnte sich an nichts erinnern. Er war gegangen, das wusste er noch. Dann die Fete und da fehlte ein ganzes Stück. „mmmmh...“, brummte er, „nein...“ „Kasumi hat dich heute Morgen heimkommen hören. Du hast an der Tür gerüttelt und bist nicht reingekommen. Sie hat dich hier rauf gebracht und hingelegt.“ Gott sei Dank! dachte er. Kasumi war zu gut für diese Welt. „Naja, jetzt stehst du erst mal auf und nimmst ein heißes Bad. Dann bist du wieder du selbst.“, beschloss Akane und klappte seine Decke zur Seite. Er hatte noch das an, was er gestern getragen hatte. Es hing viel zu groß an ihm, da er in seinem weiblichen Körper steckte. „Wie spät ist es?“, krächzte er. „Vierzehn Uhr“ Die junge Frau nahm ein paar frische Sachen für ihn aus dem kleinen Wandschrank und wartet an der Tür auf ihn. Sie kannten sich nun seit dreieinhalb Jahre. Auch wenn Akane es nicht zugeben wollte, in diesen drei Jahren waren sie enger aneinandergewachsen, als sie jemals gewollt hatte. Sie waren nun beide neunzehn Jahre alt. Bald war die Schule zu Ende. Ranma hatte sich neben dieser, zu Akanes erstaunen, zum Ziel gesetzt, die Kampfschule nun doch zu übernehmen. Er hatte einmal zu ihr gesagt, dass er eines Tages ihren Vater in einem Kampf herausfordern wolle und somit nicht nur das Dojo sondern letztendlich auch sie gewinnen würde. Akane hatte daraufhin zu ihm gesagt, dass er sich nicht dazu gezwungen fühlen müsse. Denn das würde bedeuten, dass sie doch heiraten müssten. Ranma hatte daraufhin nur gegrinst. Nun saß er da, wie ein Häufchen Elend, total verkatert und stank nach allem möglichen Alkohol. Sie fragte sich, was ihn überhaupt dazu verleitet hatte, so viel zu trinken. Denn eigentlich, als verantwortungsvoller Kampfsportler, winkte er stets dankend ab, wenn jemand ihm etwas anbot. Umso schlimmer war es natürlich, wenn man dann mal über die Kante schlug. Etwas schadenfroh war sie, das musste sie zugeben. Ihn aber so zu sehen gab ihr ein Stich ins Herz, denn das wollte sie nicht. Sie konnte ihn einfach nicht Leiden sehen. Egal ob wegen ihr oder etwas anderem. „Nun komm schon. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!“ maulte sie dann und packte ihn am Arm, um ihn in die Höhe zu zerren. Wackelig stand er neben ihr und alles drehte sich um ihn. „Akane... warum dreht sich denn alles...“ Er drohte nach hinten umzufallen. Kurzerhand schnappte sie sich das kleinere Mädchen, warf sie über die Schulter und stapfte nach unten ins Bad. Kasumi stand in der Küchentür und sah den beiden hinterher. „Der arme Ranma...“, murmelte sie und sah etwas besorgt, wie die Tür sich zum Badezimmer hinter Akane laut schloss. Sie hörte Ranmas Frauenstimme wie sie Akane anging, sie sollte nicht so laut sein. Nun war ihre kleinste Schwester erst recht übertrieben laut. Sie klimperte und sprach laut. Kasumi konnte sich nun sein kurzes Lachen nicht verkneifen und drehte sich wieder zur Küche um. „Akane! Du machst das doch absichtlich!“, rief Ranma und zuckte beim Hall seiner eigenen Stimme zusammen. Wieso musste dieses Bad auch so schallen. „Mach ich gar nicht!“, sagte sie und lies die Blechschale aus ein paar Zentimeter Höhe auf die Fließen fallen. Ihm standen augenblicklich alle Haare zu berge. Dabei klappte sein Kiefer zusammen und er biss sich auf die Zunge. „Na super! Jetzt hab ich mir wegen dir auf die Zunge gebissen, du dumme Gans!“, reif er ihr zornig zu. Na also. Er konnte schimpfen, also ging es ihm wieder deutlich besser. Akane schraubte den Wasserhahn zu und drehte sich um. „Wanne ist fertig!“ Sie packte ihn und zog ihn in das nach seiner Meinung viel zu heiße Wasser. Manchmal, so glaubte er, machte sie das alles extra. Noch ehe er ganz versunken war, hatte Akane sich umgewandt und wollte das Zimmer verlassen. Sie hatte sich darauf eingestellt, dass irgendein Protest oder eine böse Anschuldigung über seine Lippen drang, während sie den Raum verließ. Doch nichts kam. Nur das tropfen des undichten Hahns hallte im Raum wieder. Ohne etwas zu ahnen, drehte sie sich um. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er wieder zum Mann wurde. Doch er war immer noch eine Sie. Sein roter Zopf klebte ihm nass an der Schulter und er sah mit großen Augen an die Wand ihm gegenüber. „Ranma... Was ist denn los? Wieso wirst du nicht zum Mann?“, fragte die schwarzhaarige und stützte sich am Wannenrand ab um ihn zu mustern. Er drehte seinen Kopf zu ihr und sah sie ebenso verwundert an wie sie ihn. „Ich glaube dein Kater ist doch etwas heftiger als ich dachte“, murmelte sie etwas besorgt. „Ach ja? Was du nicht sagst.“ Er verschränkte die Arme vor seinem Vorbau und brummte verstimmt. Nach seinem Bad hatte er sich wieder in seinem Zimmer verkrochen. Irgendwann abends, als die Sonne gerade dabei war unter zu gehen, kam er die Treppe herunter geschlürft. Sofort war sein Vater zur Stelle und goß heißes Wasser über ihn. Außer das er seinen Vater dafür anschnauzte passierte nichts. Genma ließ scheppernd den Kessel auf die Dielen fallen und schlug sich einen Arm vor die Augen. „Ach Junge! Du beschämst mich!“, jammerte er. „Ach, wessen Schuld ist das denn überhaupt?!“ Ranma gab seinem alten Herrn eine Kopfnuss und lies sich an den Tisch nieder, der im Hauptraum stand. Die ganze Familie saß dort und war bereits am essen. Sein Teller war gefüllt, aber der Geruch, der ihm in die Nase stieg, trieb ihm Übelkeit in den Magen. Er hielt sich die Hand vor den Mund und schob den Teller von sich. „Ranma, hast du keinen Appetit?“, fragte Kasumi besorgt. Er schüttelte den Kopf und nahm die Tasse Tee. „Morgen geht es dir sicher wieder besser, wenn der ganze Alkohol aus deinem Körper verschwunden ist.“, sagte sie dann und nahm den Teller zu sich. „Vielleicht ist das auch der Grund, wieso du dich nicht mehr zurück verwandelst. Alkohol und dein Fluch scheinen sich nicht so gut zu vertragen.“, neckte Nabiki ihn. Er schnaufte nur. „Junge, hätte niemals gedacht, dass du so über die Stränge schlägst. Wenn du einmal meine Kampfschule übernehmen willst, solltest du deine Grenzen kennen.“, sagte Akanes Vater Soun. „Ach lasst ihn doch in Ruhe!“, rief Akane die wie immer neben ihm saß, halb laut. „Er wird schon daraus gelernt haben.“ Aus einem Tag wurden zwei Tage. Aus den zwei Tagen zwei Wochen und als im zweiten Monat noch immer nichts passierte machten sich nun alle sichtliche Sorgen um den jungen Mann. Akane hatte ihn schon vor Wochen dazu bewegen wollen, vielleicht doch mal zum Arzt zu gehen. Widerwillig war sie sogar zu Shampoo gegangen und hatte ihre Großmutter um Rat gefragt. Aber keiner hatte eine Idee, was Ranma daran hinderte, sich wieder in einen Mann zu verwandeln. Dann hatte sie die Faxen dicke. Sie mochte ihren Freund mit beiden Seiten, die er hatte, aber die Männliche war ihr deutlich lieber, auch wenn dann alle Weiber hinter ihm her waren. Sie sehnte sich nach seiner drahtigen, doch muskulösen Gestalt, die Muskeln die unter seinen Karateanzüge hervorblitzten wenn sie trainierten. Das Gefühl zu glühen, wenn er sie mit seinen eisernen Händen ergriff und über die Schulter warf. Wenn sie hart auf dem Boden aufkam und er sich über sie beugte, um sie daran zu hindern wieder aufzustehen. Sie seufzte leise und verlor sich in Gedanken. Ein leises Knarren riss sie zurück aus ihren Fantasien. Er war wach. Augenblicklich stand sie von ihrem Schreibstich auf und verließ ihr Zimmer. Mit ein paar Schritten war sie im älteren Teil des Hauses, kniete sich vor die alte Tür aus Holz und Papier. Schob sie mit beiden Händen auf und sah hinein. Ranma stand bereits angezogen am Fester und sah hinaus. Sie erinnerte sich an die letzten Wochen zurück, als Ranma plötzlich über Nacht Fieber bekommen hatte. Sie hatten Doktor Tofu anrufen müssen für einen Hausbesuch, da es unmöglich war den Jungen dazu zu bewegen, aufzustehen. Geschweige denn er sich auf den Beinen halten konnte. Sein Vater war zu tiefst erschüttert, denn er würde nun niemals mehr einen Erben haben, wenn der Junge sich nicht zurück verwandelte. Nabiki machte ständig Scherze, die unter die Gürtellinie gingen. Akanes Vater hatte dazu gar nichts zu sagen. Selbst Kasumis Tendo-Wunder-Suppe mit Buchstabennudeln konnte ihm nicht helfen, denn sobald er davon etwas gegessen hatte, kam es prompt wieder raus. Akane merkte das es ihm schrecklich peinlich war, sich ständig zu bekotzen, da er in den seltensten Fällen noch bis auf die Toilette schaffte. Oft landete das Essen im Garten, wo sich mittlerweile eine Schar von Raben eingefunden hatten, die nur darauf warteten, dass er sich wieder übergab. Doktor Tofu hatte ihm Einiges an Medikamente verschrieben, mit denen es etwas besser wurde und er sich momentan nur von Reiswaffeln und Grüntee ernährte. Heute würde das ein Ende nehmen. Da war sich Akane ganz sicher. Sie betrat den Raum. Ranma drehte sich nur ein wenig zu ihr, als sie sich neben ihn stellte und den Sonnenaufgang betrachtete. „In einer halben Stunde müssen wir bei Doktor Tofu sein.“ sagte sie und lächelte aufmunternd. Ranma hatte mittlerweile gar keine Lust mehr auf diesen Arzt. Aber es nützte ja nichts. Seine Freundin würde nicht eher ruhen, bis er zum hundertsten Mal da war. Es änderte ja doch nichts. Einmal hatte er angemerkt, ob sie nicht einfach nach China reisen sollten um an den Quellen zu erfragen ob es einen Punkt gab, von dem kein Zurück mehr führte. Soun und Genma hatten schwach gelächelt und gemeint, dass sie dafür leider kein Geld hatten. Seufzend lies er die Schultern hängen. „Akane, muss das sein? Er wird wieder nichts finden.“, sagte er. Akane stemmte die Hände an die Hüfte und lehnte sich zu ihm rüber. „Doch wird er. Bestimmt. Irgendetwas muss es ja geben das dir hilft!“ Diese Zuversicht in ihrer Stimme, ermutigte auch ihn wieder ein bisschen und er lächelte sie schwach an. „Komm lass uns geben. Damit wir pünktlich sind.“ Akane blieb im Wartezimmer sitzen, während Ranma von ihrem Hausarzt ein weiteres mal untersucht wurde. Es war sonst niemand hier, also ging sie, neugierig wie sie war, zur Sprechzimmertür und lehnte ihr Ohr gegen das blau lackierte Holz. Sie konnte nur Wortfetzen aufgabeln. Ranma konnte man gar nicht hören, denn seine Stimme war in den letzten Wochen ziemlich dünn geworden. Schon fast schüchtern und richtig mädchenhaft. „...Mann voll funktionsfähig?“ und „Wieso dann... nicht auch?“ und „Ultraschall im Krankenhaus“, konnte sie nichts verstehen. Was hatte seine Männlichkeit denn mit seiner Krankheit zu tun? Ein Stuhl wurde verschoben und der Doktor ging durch den Raum. Dann hörte man ihn etwas herum klimpern und ein Papier wurde abgerissen. Akane richtete sich wieder auf, denn sie rechnete damit das sich die Tür gleich öffnen würde. Doch dann drang ein leises schluchzen in ihre Ohren. Das konnte nur Ranma sein. Was passierte denn zum Donnerwetter da drin?! Sie war kurz davor die Tür aufzustoßen und den Raum zu stürmen, da wurde sie aufgeschoben und sie hastete zurück zu ihrem Stuhl. Doktor Tofu trat heraus und ging auf Akane zu. An ihm vorbei blickend konnte sie ihren Freund, weiterhin als Frau, auf der Untersuchungsliege sitzen sehen, wie er sich die Hände vor das Gesicht hielt. „Akane?“, Doktor Tofu lächelte die an, „Können wir kurz reden?“, fragte er und deutete auf sein Büro. Sie nickte und folgte dem Arzt. Dabei gingen sie an der geöffneten Tür vorbei, sie sah wie Ranma von der Liege rutschte und sich nochmals mit dem Handrücken über die Augen wischte. Was war denn hier passiert, fragte sie sich und lies sich auf den Stuhl gegenüber von Tofus Schreibtisch nieder. Der Arzt schloss die Tür und setzte sich ebenfalls in seinen Stuhl. Sein Lächeln was eben noch freundlich und sorglos war, wurde nun ernst. „Akane, eigentlich dürfte ich dir das gar nicht sagen, da es unter die Schweigepflicht fällt. Ich bin aber der Ansicht das du es wissen solltet, denn so kannst du Ranma helfen, es zu verarbeiten.“ Was denn nun?! Wieso sprach er in Rätsel. „Was ist denn Doktor Tofu? Wird er wieder gesund? Sagen sie schon!“, platzte ihr der Kragen. Der Arzt hob beide Hände zu Abwehr. „Ich befürchte, dass er gar nicht krank ist.“ „Was? Aber was fehlt ihm dann? Wieso kann er sich nicht mehr verwandeln?“ Akane verstand das nicht. Hatte es doch etwas mit dem Fluch zu tun? Lag er schon zu lange auf dem Jungen? „Hier ist eine Überweisung in das Krankenhaus. Am besten ihr beide geht noch heute dort hin und lasst eine ausgiebige Untersuchung durchführen. Ich habe nicht die nötigen Geräte dafür.“ Die Frau nahm das Papier entgegen und las laut „Gynäkologie?!“ „Da er momentan eine Frau ist, und wir nicht eindeutig wissen wieso, ist es das beste er lässt dort einen Ultraschall machen, denn...“ „Denn was?“, viel Akane dem armen Arzt ins Wort. „...denn wenn ich es nicht besser wüsste, ist er, ich meine sie, oder er?!“ „Oooaaaww, Doktor Tofu!“ Akane knäulte die Überweisung in ihrer Faust und drohte ihm damit. „Das er schwanger ist.“ So trocken und emotionslos wie der Arzt es aussprach, traf es Akane im Gesicht und sie erstarrte ihn ihrer Drohgebärde. Ihre Augen wurden groß und jegliche Farbe wich aus ihren Wangen. Was? Schwanger? Wie? Warum? Wie ist das möglich? So viele Fragen schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Tofu brachte sie wieder zurück. „Bitte sei nicht zu hart zu ihm. Er ist am Boden zerstört. Begleite ihn und gib ihm den Halt, den er braucht. Ich weiß, ihr steht euch näher, als ihr beide denkt.“ Der ältere Mann legte den Kopf schief und lächelte sie voller Wärme an. Er hatte Recht. Sie musste jetzt stark sein. Für ihn, für sie beide. Akane verließ die Praxis und fand ihren Freund draußen an der Mauer gelehnt. Sein Kopf war tief gesenkt und er umschlang sich mit seinen kurzen Armen selbst. Aufmunternd legte sie eine Hand an seine Schulter. Er dreht sich weg und entzog sich ihr. Akane nahm es hin und ging los. „Kommst du mit? Wir gehen heim, Kasumi wird das Mittagsessen bald fertig haben.“ Ranma sah auf, wusste sie von nichts? Hatte dieser Tofu also doch dichtgehalten? Er stieß sich von der Wand ab und folgte Akane mit etwas Abstand. Er wollte nicht, dass sie es wusste, das irgendwer es wusste. Er hatte beschlossen heute Abend die Familie zu verlassen und zurück nach China zu gehen, um diesem Fluch für alle Male ein Ende zu bereiten. Koste es was es wolle. In Gedanken versunken hatte er gar nicht bemerkt, dass sie nicht nach Hause gingen. Erst als Akane stehen blieb und einen Arm vor ihm ausstreckte, sah er auf. Sie standen vor dem lokalen Krankenhaus. Er sah Akane finstern an, also wusste sie es doch. Er würde dem Arzt die Gurgel umdrehen, schwor er sich. Seine Freundin drehte sich zu ihm um und lächelte ihn voller Güte an. In ihren Augen konnte er aber Besorgnis lesen. Er schnaufte und wollte gehen, als Akane seine Hand ergriff um ihn daran zu hindern. „Lass uns das gemeinsam angehen, Ranma. Denke nicht, dass ich dich alleine mit deinem Problem lasse.“ Er zögerte und baute einen gewissen Widerstand gegen den leichten Zug auf, den Akane auf seine Hand ausübte. Schließlich gab er nach und betrat mir ihr die große gläserne Eingangstür. Auf der Station angekommen waren beide etwas eingeschüchtert. Hier und da hörte man jemand laut Jammern und Schreien. Krankenschwester liefen eilig hin und her, dann kam eine hochschwangere Frau an ihnen vorbei. Gestützt auf einen Gehwagen, schwer atmend und nass geschwitzt. Daneben ging ihr Ehemann entlang, hatte die Hand auf ihren Rücken legen wollen, worauf die Frau ihn anschnauzt, ihr sei eh schon so warm, da wolle sie seine Zuneigung nicht auch noch haben. Dann stöhnte sie laut und trat aus lauter Zorne über die Schmerzen dem armen Mann auf den Fuß. Akane war etwas bleich im Gesicht, aber nicht so gespenstisch wie Ranma es war. Er drohte jeden Moment ohnmächtig zu werden, als sein Name aufgerufen wurde. „Saotome Rango?“ Die Rothaarige sah auf und erblickte das Gesicht einer Frau im mittleren alter, die sie liebevoll anlächelte. „Keine Angst.“ Sie winkte den beiden Mädchen zu. Akane blieb an der Tür stehen und atmete aufgebracht, ihr war das alles unangenehm und wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Ranma wurde indessen von einer Krankenschwester zur Liege geführt. Bei dem Anblick stieg kalter Schweiß auf seine Stirn. So etwas hatte er noch nie gesehen. Dieser Stuhl, die Geräte, das alles kannte er gar nicht. Wie denn auch? Er war schließlich ein Mann! Seine Knie gaben nach. Akane und die Schwester fingen ihn auf und zogen ihn wieder zur ganzen Größe. „Stell dich nicht so an!“ ermahne seine Verlobte ihn. „Das mach ich jeden Monat.“, ein bisschen Geflunker konnte ja nie schaden, dachte sie. Ranma setzte sich auf den nach Folter anmutenden Stuhl und klemmte die Beine zusammen. Die Tür von einem Nebenraum ging auf und eine ergraute alte Frau betrat den Raum. „Guten Tag! Saotome?“, fragte sie und ging auf den Jungen im Frauenkörper zu. Dieser nickte. „Mein Name ist Sato. Wir werden heute einen Ultraschall Ihres Bauches durchführen.“ Sie drehte sich zu Akane um, „Darf ich sie bitten, den Raum...“ „NEIN!“ Alle sahen zu Ranma der den Kopf wieder gesenkt hatte. „Bitte... Kann sie hierbleiben?“ Akane trat näher, sie würde sich nicht vertreiben lassen! Die Ärztin nickte. „Wie sie möchten.“ Die Krankenschwester, die noch im Raum war, klappte die Beinhalterungen nach unten und den unteren Teil der Liege wieder nach oben. Man konnte sehen wie dem Jungen die Erleichterung durch den Körper fuhr. „Legen sie sich bitte hin und machen Sie ihren Bauch frei.“, sagte die Ärztin und schaltete das Licht im Raum um die Hälfte nach unten und das Ultraschallgerät ein. Die Schwester zog die Vorhänge zu, während Akane sich auf die andere Seite der Liege stellte und Ranma eine Hand auf die Schulter legte. Im nächsten Moment spürte der Rothaarige einen Druck an seinem Unterbauch und im Bildschirm taten sich viele unwirsche weiße Striche und Bogen auf. Weder er noch Akane konnten darauf irgendetwas erkennen. Die Ärztin fuhr mal hier hin und mal da hin, bis sie endlich die richtige Stelle gefunden hatte. „Nun, da muss ich ihrem Hausarzt Doktor Tofu recht geben.“, sagte sie und drückte ein paar Knöpfe. „Sehen sie diese schwarze kleine Blase hier?“, sie deutete auf ein Bild, das sie gemacht hatte und kreiste etwas ein. Dann bewegte sich das Bild wieder in Echtzeit. „Das ist ein schöner, eingenisteter Embryo.“ Sie nahm den Ultraschallkopf von Ranmas Bauch und wischte mit grauen Papiertücher das Gel, erst vom Kopf dann von seinem Bauch ab und reichte ihm dann noch ein paar, damit er den Rest wegwischen konnte. Unter Akanes Hand spürte sie wie sich Ranma verkrampfte. Sie konnte sich kaum vorstellen wie es in ihm nun aussehen musste. Ein Schwall von Furcht überkam sie. Die Ärztin gab ihr ein Bild, da Ranma nicht reagierte. „Sie sehen sehr überrascht aus. Haben Sie selbst denn nichts gemerkt?“, als keine Reaktion kam, fügte sie hinzu, „Sie sind, nach dem ungefähren Zeitpunkt, den Sie uns mitgeteilt haben, in der fünften Schwangerschaftswoche. Für einen Herzschlag ist es noch etwas zu früh, aber der wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wenn sie das nächste Mal hier sind, können wir ihn hören. Sechs Millimeter ist es groß.“ Ranma richtet sich abrupt auf, sprang von der Liege und rannte aus dem Zimmer. „Huch, na so was...“, die Schwester hielt sich eine Hand vor den Mund. „Bitte verzeihen Sie Doktor Sato. Sie ist sehr emotional.“, entschuldigte sich Akane für ihren Freund. Sie ging ihm nach und brauchte eine Weile bis sie ihn gefunden hatte. Leises jammern führte die Frau zu ihm. „Lass mich in Ruhe!“, rief er als Akane die Tür zum Herren WC aufstieß. „Einen Teufel werde ich.“ „Ich will das nicht! Ich bin ein Mann, verdammt! Wie konnte das passieren?! Das ist unlogisch!“ Die drei Türen waren alle geschlossen und Akane bückte sich um zu sehen, in welcher ihre Freund saß. Dann ging sie zu dieser Tür und drückte sie vorsichtig auf. „Geh weg, sieh mich nicht an!“ „Du Dummerchen. Nichts hat sich geändert. Wieso also sollte ich dich nicht mehr ansehen dürfen?“ „Akane, ich will das nicht. Es soll gehen. Wie kann ich jetzt noch nach Hause gehen. Wie soll ich die Kampfschule übernehmen, wie soll ich dich…“, er brach ab und stützt sein Gesicht in die Hände. Akane zog die Augenbau traurig in der Mitte zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Ranma da so sitzen zu sehen, zerbrach ihr, mal wieder, das Herz. „Du bist so ein Idiot!“, rief sie dann halb laut und lies die Tür hinter sich wieder in das Schluss gleiten. „Du bist immer noch der gleiche Mensch für mich. Nichts hat sich geändert. Meine Gefühle sind immer noch die gleichen für dich. Und du wirst dich jetzt zusammen reisen und mit mir nach Hause gehen.“ „Akane, versteh doch. Ich will das Kind nicht! Ich bin ein Mann!“ Ein lautes klatsch hallte durch den Toilettenraum. Ranma sah sein gegenüber mit weit aufgerissenen Augen an. Dann hielt er sich die schmerzende Wange. „Wie kannst du noch so etwas sagen. Du hast ein Leben in dir, das beendet man nicht einfach. Sei froh über diese Gabe und freu dich auf die Zukunft.“ zischte sie ihn Finstern an. „Was soll ich denn schon für eine Zukunft haben?! Hä?“ „Eine mit mir, verdammt. Ich lasse dich nicht im Stich, wann verstehst du das endlich. Ich habe dich von Anfang an so akzeptiert wie du bist. Also akzeptiere ich auch nun das hier.“, sie deutete auf seinen Bauch. Unweigerlich legte er seine Hände auf ihn und sah hinunter. Akane tat es ihm gleich. Obwohl er eine Frau war, waren seine Hände und Finger kräftiger wie die einer jeder anderen Frau. Auf Ranmas Lippen legte sich ein dünnes lächeln. Er war dankbar für ihre Freundschaft, dankbar dafür was sie schon alles durchlebt hatten in der relativ kurzen Zeit in der sie sich kannten. „Wir haben so viel erlebt. So viele Kämpfe gemeinsam bestritten und gewonnen. Da werden wir diesen Kampf auch gewinnen, das versichere ich dir. Und du weist, dass unsere Familien hinter uns stehen werden. Egal was passiert“ Kapitel 2: Mai -------------- Akane saß an ihrem Schreibtisch und hing über ihren Schularbeiten. Ranma lag auf ihrem Bett, hatte ihr den Rücken zugewandt, starrte seit er hier lag die rosa Wand an. Seine Freundin hatte die Jalousien halb geschlossen, das Fenster geöffnet, dabei wehte warmer Wind von außen herein und lies die weißen Vorhänge tanzen. Ab und zu sah Akane einmal auf in seine Richtung, nur um sich zu vergewissern das er noch da lag und atmete. Nicht, dass sie Angst gehabt hätte, er könne irgendwie sterben, ihr war es einfach wichtig, ihn in ihrer Nähe zu haben. Denn irgendwie hatte sie das tiefe Bedürfnis ihn zu beschützen, obwohl sie genau wusste, dass er auf sich selbst sehr gut aufpassen konnte. Aber angesichts der aktuellen Situation machte sie sich diesbezüglich schon sorgen. Gleich nachdem sie letzten Monat aus dem Krankenhaus wieder zuhause waren, hatte er sich im Dojo verbarrikadiert und bis spät abends nur trainiert. Irgendwann wurde ihr es zu blöd, hatte kurzen Prozess mit der Tür gemacht, sie einfach eingetreten und ihn dazu bewegt, endlich Schluss zu machen. Mehrmals hatte sie ihm die letzten Wochen ins Gewissen geredet, etwas langsamer zu machen und nicht zu übertreiben. Als dann auch noch Shampoo auf der Matte stand, war Akane mal wieder so richtig aus der Haut gefahren. Seitdem ließ sich die junge Chinesin nicht mehr blicken, sie wusste allerdings, dass diese Frau bald wieder mit einem neuen Plan um die Ecke kam. Akane hatte Ranma alle Schularbeiten und Aufgaben kopiert, die sie jeden Tag mit aus der Schule brachte, denn als Frau war er noch nie im Unterricht erschienen und irgendwie musste er ja den Stoff bekommen, um die Prüfungen zu bestehen. Was ihr aber ziemliche Kopfschmerzen machte, denn zur Prüfungszeit würde er im vierten bzw. fünften Monat sein und somit nichts mehr zu verstecken. Die Folge war, dass er die Prüfungen nicht machen konnte. Ob er sie wiederholen durfte, das wusste Akane noch nicht, ansonsten müsste er das letzte Schuljahr wiederholen, um einen Abschluss zu haben. Aber das waren alles Dinge, die noch weit in der Zukunft lagen. Ihr machte es genauso Kopfzerbrechen, denn irgendwann konnten sie ihr Geheimnis auch nicht mehr vor der Familie verbergen. Im Moment ging es noch. Ranma hatte weite Blusen an, obwohl er noch gar nicht so dick war. Unweigerlich stellte sie sich wieder die Frage, wer eigentlich der Vater war und was genau auf diesem Geburtstag passiert ist. Er konnte sich noch immer nicht daran erinnern, oder wusste er es ganz genau, tat nur so als ob er nichts wisse? Die junge Sportlerin stützte den Kopf auf einem Arm ab und schrieb ihren Aufsatz fertig. Neben ihr hörte sie das rascheln der Bettdecke. Ihr Freund hatte sich zu ihr umgedreht, sah sie nun direkt an. Akane ließ den Stift sinken. „Weist du was ich mich die ganze Zeit frage?“, hörte sie seine zierliche Stimme. „Nein, was denn?“ „Wie das passieren konnte. Ich meine mir war nie bewusst, dass ich als Frau...du weist schon...“, er druckste etwas herum und seine Wangen wurden rot. Akane lachte leise und drehte sich auf ihrem Stuhl gänzlich zu ihm. „Du warst nie so lange in deinem weiblichen Körper, als das man es hätte herausfinden können. Aber wie Doktor Tofu ja gesagt hatte. Wenn du als Mann funktionierst, wieso solltest du das nicht als Frau auch?“ Ohne dass ihr es bewusst war, gab sie zu, die beiden damals belauscht zu haben. Sie erschrak vor ihrer Dummheit und wollte noch etwas hinzufügen als Ranma ihr zuvorkam. „Du hast uns belauscht?“, rief er halb laut und setzte sich auf. Ohje, was hatte sie da nur wieder angerichtet. Seine Launen waren unerträglich und jetzt wurden sie noch unerträglicher. „Na, ich, Tofu hat es mir später erzählt.“, redete sie sich raus, hielt dabei abwehrend die Hände hoch. Der junge Mann knurrte leise, drehte sich wieder weg, warf sich dabei in das Kissen zurück und zog die Decke bis an die Nase. Es dauerte einen Moment da verspürte er wie sich die Matratze neigte und seine Verlobte sich neben ihn an die Bettkante setzte. „Ranma... ich frage mich nicht wie es passiert ist, sondern ehe mit Wem?“ Ihre Stimme war leise, aus Angst, jemand könnte ihr Gespräch hören, wusste sie doch, dass sie alleine im Stockwerk waren. Ranma ließ die Decke locker und drehte sich halb zu ihr, um sie müde anzublinzeln. „Ich weiß es nicht.“, sagte er und starrte darauf hin erneut die Wand an. „Eins sag ich dir,“ begann das schwarzhaarige Mädchen, „..., wenn ich den Kerl in die Finger bekomme, der die Situation so schamlos ausgenutzt hat, dem dreh ich ihm den Hals um.“ Akane lächelte und klopfte ihm auf den Oberarm, was aufmunternd sein sollte. Ranma fragte sich das die letzten Wochen die ganze Zeit selbst. Wer war es gewesen und wie konnte es überhaupt dazu kommen. Nur ein paar Bilder sind ihm seitdem wieder in das Gedächtnis zurückgekommen, aber keines davon gab Aufschluss darüber, wie Ranma erstens zur Frau geworden war, wie er zweitens so viel trinken konnte und wer der Mann war, dem er seine weibliche Jungfräulichkeit gab. Bei diesem Gedanken lief er knall rot an und schämte sich in Grund und Boden. Jungfräulichkeit! Oh Gott! Akane! Er drehte sich zu ihr um. „Akane, es tut mir leid!“, sagte er. Sie verstand nicht und hob die Augenbraue. „Was?“ „Ich habe vergessen mich zu entschuldigen, das ich... ich... ähm... es, ich“, druckste er herum, keine Idee wie er sich ausdrücken sollte. Nun war er keine Jungfrau mehr, somit gebraucht und vermutlich unwürdig sie eines Tages zu heiraten. „Ich meine, dass wir beide, das erste mal, später und das ich zuvor noch nie... und jetzt bin ich keine mehr...“ Akane verstand langsam, lachte auf. „Du bist ein Trottel. Woher willst du wissen das ich noch Jungfrau bin?“ Die schwarz haarige lachte über Ranmas verdutztes Gesicht, als Kasumis Stimme von unten an ihrer beider Ohren drang. „Onee-chan! Ranma-kun! Essen ist fertig!“ Akane sah auf den Wecker. Sie hatte schon wieder den ganzen Nachmittag gelernt. „Hast du Hunger?“, fragte sie. „Schon... aber es bleibt doch eh nicht drin.“, nuschelte er und zog die Decke wieder höher. „Quatsch!“, Akane zog an ihrer pink-gelben Tagesdecke in der sich Ranma hatte eingewickelt. Doch er hielt gekonnt dagegen. Sie zog kräftiger, doch ihr Freund war nun wirklich in Kampflaune. Er zog einmal kräftig und Akane stolperte nach vor. Kam halb auf seinen Beinen zum liegen. „Tzeh“, machte sie, „Glaubst du, du kannst gewinnen?!“, sie stand auf, fest entschlossen zu siegen. „Steh auf!“, rief sie, zog mit aller Kraft, die sie hatte, am unteren Ende der Decke. Ranma keuchte erschrocken, als er mit dem oberen Ende der Decke neben dem Bett lag und mit dem Geischt vorwärts auf kam. Er hielt sich den Kopf, „Sag mal spinnst du?! Was sollte das denn wieder?“ Akane triumphierte und grinste breit. „Manchmal denke ich du bist mehr Mädchen als Nabiki.“ „Das nimmst du zurück!“ „Fang mich doch, bllllll“, sie streckte dem armen Jungen die Zunge raus und rannte aus ihrem Zimmer. Ranma folgte ihr, beide schlitterten um die Ecke, die Treppe herunter und weiter bis zum Esstisch. Das waren diese Momente, in denen beide wieder so waren, wie sie sich schon immer gegenüber verhalten hatten. Akane provozierte diese Situationen immer wieder, damit alle dachten alles sei normal, dass sie sich in den letzten Monaten nicht nähergekommen wären. Doch wie lange beide dieses Trugbild aufrechterhalten konnten, wussten sie nicht. Sie hatte auf jeden Fall beschlossen, es wenigstens ihrer großen Schwester zu sagen. Sie wusste ganz genau, dass solche Dinge bei Kasumi gut aufgehoben waren, auch wenn ihr ab und an Belangloses doch mal heraus rutschte. Als Ranma um die Ecke segelte, viel sein Blick auf den kleinen Kalender, der über dem Telefon neben einer Pinnwand angebracht war. Morgen war Mittwoch, stellte er fest. Mittwochs alle vierzehn Tage hatte er einen Termin beim Doktor Tofu. Doch dieser Mittwoch war eingekreist. Das bedeutete, dass er Morgen zu Doktor Sato musste. Unwillkürlich zog sich sein Magen zusammen. Auch wenn er äußerlich gegenüber Akane den Starken machte und ihr versicherte, ihm ginge es gut und sie würden das schon meistern, hatte er innerlich immer noch die Hoffnung, dass irgendetwas schief ginge und er diese Last endlich von sich abweisen konnte. Denn er hatte nie mit ganzer Seele seiner Verlobten zugestimmt dieses Kind auch wirklich zu wollen. Er wollte das sie irgendwann sein Kind in sich trug. Und nicht er irgendeines. Nach dem Essen war Kasumi bereits mit dem Abwasch beschäftigt als sich unerwartet ihre kleinste Schwester zu ihr gesellte und das Geschirr abtrocknete. Sie lächelte das junge Mädchen freudig an. „Akane, vielen Dank das du mir hilfst.“ Eine ganze Weile war es still zwischen innen, dann brach Akane die Stille. „Kasumi, kann ich mir dir reden?“ „Aber natürlich!“, Kasumi legte den Lappen zusammen, wischte über die Spüle, löste ihre Schürze und hang sie an einen Haken. „Können wir raus gehen? Ich möchte nicht das jemand zuhört.“ Kasumi zog besorgt die Augenbrau hoch. Wahrlich, das Haus hatte Ohren überall. Also nahm sie an der Garderobe ihre Tasche und folgte ihrer kleinsten Schwester nach draußen auf die Straße. Nach ein paar Metern fragte sie schließlich, „Es geht um Ranma, nicht wahr? Ist er schwer krank?“ Akane fühlte sich ertappt. „Ja, was? Nein! Es gibt da etwas, das ist vorgefallen und deswegen kann er nicht mehr zum Mann werden.“, erklärte das junge Mädchen. Ihre Schwester nickte. An einer Parkbank angekommen setzen sich die beiden Frauen und sahen einer Horde Kinder zu wie sie einen Ball durch die Gegend schubsten. „Du musst mir versprechen, dass du es niemandem sagst, ja?“ „Aber natürlich. Du weist doch, bei mir sind Geheimnisse gut bewahrt.“ Kasumi legte sich eine Hand auf das Herz und lächelte Akane liebevoll an. „Also, als Ranma damals von diesem Geburtstag nachhause kam. Als du ihn morgens in das Haus gelassen hattest,“ Kasumi nickte, „da ist auf dieser Feier etwas ziemlich wichtiges passiert, aber Ranma kann sich nicht daran erinnern. Und jetzt ist er eine Frau, weil er... schwanger ist.“ Akane sah zu Boden. Kasumi neben ihr, hielt sich vor Schreck beide Hände vor den geöffneten Mund, unfähig etwas zu sagen. Langsam, wie in Zeitlupe, lies ihre Schwester die Hände wieder nieder und ergriff die eine von Akane. Dann legte sich wieder dieses Lächeln auf ihre Lippen, das so voller Liebe und Wohlwollen war, wie sie es von ihrer verstorbenen Mutter kannte. „Das ist schön, dass es ihm gut geht. Wir haben uns alle schreckliche Sorgen um den Jungen gemacht. Danke das du mir die Wahrheit gesagt hast, Akane.“ Akane lächelte schwach. Das war zumindest ein Trost das Kasumi diese Nachricht doch so gut aufgenommen hatte. „Wie ist denn das passiert?“ „Wenn wir das wüssten, dann wären wir einen gewaltigen Schritt weiter. Er kann sich an rein gar nichts erinnern. Mir macht sein Gemütszustand viel mehr Sorgen, als jede Frage über das Warum und Weshalb. Er macht sich vorwürfe etwas Falsches getan zu haben und auch wenn er es mir nicht sagt, er möchte das Kind nicht.“ Kasumi legte einen Arm um ihre jüngste Schwester. „Ich habe ihm damals im Krankenhaus schon gesagt, das er immer noch der gleiche Junge für mich ist. Egal wie er aussieht. Aber er versteht es nicht. Er versteht meine Gefühle einfach nicht, Kasumi.“ „Er ist eben ein junger Mann, der dachte das ihm die Welt gehört. Und nun ist er in einen Körper gefangen, den er noch nie völlig akzeptiert hat. Du musst weiter für ihn da sein. Bleib bei ihm, helfe ihm wo immer du kannst. Früher oder später wird er es erkennen.“ „Aber es sind schon drei Jahre! Mehr als einmal geküsst haben wir uns bis jetzt nicht, dabei wollte ich...“ Akane hatte sich eigentlich vorgenommen nach dem Abschluss einmal richtig mit ihm auszugehen. „Aber das kannst du doch immer noch.“ Kasumi wusste von diesem Vorhaben, ohne das ihre Schwester ihr das sagen musste. Akanes verwunderter Gesichtsausdruck, verriet ihre Gedanken. „Große Schwestern wissen so etwas. Du kannst noch immer mit ihm ausgehen. Egal ob er eine Frau oder schwanger ist. Du liebst ihn, und ich weiß das er dich auch liebt.“ Akane sah ihre Schwester dankend an. „Ich werde nachher ein paar Sachen von unserer lieben Mutter heraussuchen. Vielleicht kann Ranma etwas damit anfangen.“ Beide hatten keine Ahnung, dass hinter ihnen im Gebüsch eine junge Chinesin hockte und alles mit angehört hatte. Sie war aus Zufall hier, denn hier wuchsen ganz besondere Pilze, die sie dafür verwenden konnte ihren Ehemann zu betäuben und zu entführen. Doch als sie dem Dialog zwischen den beiden Frauen hörte, wurde ihr es ganz kalt um das Herz. Was hatte diese Frau da gerade gesagt? Ranma schwanger? Das musste sie auf der Stelle überprüfen. Shampoo schwang sich auf ihr Rad und düste davon. Das rascheln von der Hecke ließ Akane aufhorchen, doch sie sah niemanden. „Ranmaaa! Ranmaaa Schatz!“ Shampoo donnerte mit ihrem Rad über die Mauer des Tendo Anwesen und blieb vor der Veranda stehen. Schwer schnaufend sah sie sich nach ihrem Geliebten um. Der saß in seiner weiblichen Gestalt auf den Holzdielen und sah das blauhaarige Mädchen erschrocken an. Abwehrend hielt er einen Arm vor sich. Was wollte die denn hier?! „Ranma! Was sagt dumme Mannweib da?“ Shampoo stieg von ihrem Rad ab und stürzte auf den total verwirrten Jungen zu. Herr Tendo saß hinten am Tisch, sah dem Treiben zu, dabei trank er Sake. Etwas zu viel Sake denn er schwankte schon hin und her. Shampoo drückte Ranma nach hinten und riss ihm das Hemd nach oben. „Mannweib sagt, mein Ehemann Kind erwarten? Liebling das stimmt?“ „Was?! NEIN!“, Ranma schubste sie von sich und sprang auf. Soun spukte sein Schluck Sake über den Tisch und sah die beiden mit großen Augen an. „Red doch nicht so einen Blödsinn!“ Ranma donnerte der Chinesin seine Faust auf den Kopf. „Wie kann Mannweib behaupten so schlimm über Ehemann!“ Shampoo sprang ihm wieder an den Hals. „Du mitkommst, ja? Wir gehen, damit Mannweib nie, nie wieder so behauptet!“ „Lass mich in ruhe, Shampoo.“ rief Ranma und rannte davon. Die Amazone folgte ihm auf dem Fuße. Soun kratzte sich am Kopf und murmelte „Ich hab wohl zu viel getrunken“ Als Akane nachhause kam, hörte sie hier ein Krachen und da ein Donnern. Staub wirbelte auf und laute Stimmen drangen an ihre Ohren. „Ich hab gesagt, las mich in Ruhe!“ Wieder ein Rumpeln. Sie begann innerlich an zu kochen. Wieso konnte dieses blöde Amazonenweib ihn nicht einfach mal in Ruhe lassen. Wutentbrannt stampfte sie in Richtung des Lärms. Ranma hatte Shampoo mit einem Fuß Richtung Boden gedrückt und wollte ihr eine runter schlagen, als sie den Hinterhof endlich erreichte. Sie sah, wie sehr es ihren Freund angestrengt hatte, sich gegen diese Frau zur Wehr zu setzen. Akane rannte auf die beiden zu und schwang ihre rechte erhobene Faust. „Was willst du denn schon wieder hier?“, rief sie dabei und kam ihm zuvor. Shampoo jammerte kurz, richtete sich dann auf und funkelte Akane böse an. „Du!“, rief die Chinesin, „Du kein Recht haben, so über mein Ehemann reden!“ „Ach ja? Seit wann ist er denn dein Ehemann? Kapiers endlich! Du bist hier nicht willkommen!“ Akane wollte ihr soeben erneut einen Kinnhaken verpassen, als sich Ranma Richtung Boden bewegte und erschöpft auf den Knien landete. Beide Frauen hielten in ihrer Bewegung inne und sahen besorgt zu ihm. „Ranma!“ „Liebling!“ er schlug beide Hände, die sich ihm zu strecken weg. Dann stand er wieder auf, drückte sich eine Hand an die Seite und ging davon. Akane war die Erste, die sich aus ihrer Starre löste und sich Shampoo wieder zuwand. „Siehst du was du angerichtet hast? Verschwinde aus meinem Haus!“, rief sie und donnerte auf das blauhaarige Mädchen zu. Shampoo sprang zur Seite, drohte dabei mit einem Finger. „Das noch nicht zu Ende!“ Damit verschwand die Amazone auf ihrem Rad auf gleichem Wege wie sie gekommen war. Als sich die junge Erbin der Kampfschule abreagiert hatte, in dem sie einem Baum einen Fausthieb verpasste worauf dieser ein paar Blätter fallen ließ, machte sie sich auf den Weg, ihren Freund zu suchen. Es dauerte nicht lange und sie hatte ihn gefunden. Er hockte vor dem Dojo auf den Dielen und rieb sich den Bauch. Akane ließ sich neben ihm nieder und legte ihre Beine zum Schneidersitz. „Alles okay?“, fragte sie. Ranma nickte stumm. Ihm war es unangenehm Schwäche zuzugeben, umso schlimmer war es, wenn er weiblich war und gegen eine Frau kämpfen musste. Er wusste das Tofu und Sato zu ihm meinten, dass er jetzt gelegentlich den ein oder anderen Erschöpfungszustand bekommen würde. Auch das ziehen im Bauch war normal, solange es nicht stetig auftrat. „Bist du dir auch wirklich sicher?“, fragte seine Verlobte noch mal, legte den Kopf dabei besorgt zur Seite. „Ja bin ich. Doktor Tofu meinte letzte Woche, das sei normal. Der Schmerz in den Lenden.“ „Dann bin ich beruhigt.“, nach einer kurzen Pause in denen beide zum Himmel geblickt hatten sprach Akane weiter. „Ich habe Kasumi gesagt was mit dir los ist. Ich konnte es nicht mehr für mich behalten und musste mit jemanden darüber reden. Auch was unsere Zukunft anbelangt.“ In Ranma zog sich alles zusammen, aus Angst sie könnte es weiter erzählen. „Du musst dir keine Gedanken machen. Kasumi kann so etwas sehr gut für sich behalten. Ich habe ihr schon so manches Geheimnis erzählt.“ Akane lächelte. Ob das nun gut oder schlecht war, dass sie es wusste, würde sich noch heraus stellen, dachte Ranma und stützte sich mit beiden Händen nach hinten ab. Er lies den Rücken durchhängen und schaukelte mit den Beinen hin und her. „Dein Vater hat gehört was Shampoo eben gesagt hatte.“ „Ach mach dir wegen dem keine Sorgen. Der hat zu viel Sake getrunken. Morgen wird er sich nicht mehr daran erinnern und denkt das er sich das eingebildet hat.“, lachte das Mädchen neben ihm. Wenn sie das sagte, würde es wohl so sein. Es war Mittwoch. Ranma stand bereits fertig an der Tür und wartete darauf das Akane von der Schule nachhause kommen würde. Von weitem sah er sie und ihre Schwester Nabiki schon. Akane winkte ihm zu, er hob nur kurz die Hand. Heute war er unwahrscheinlich müde. „Ist denn mit ihm alles ok, oder wieso muss er so oft zum Arzt?“, fragte Nabiki ihre kleine Schwester. Akane stieg etwas der Schweiß auf die Stirn, denn immer wieder neue Ausreden einfallen zulassen war ganz schön aufwendig, denn sie durfte sich damit nicht selbst verraten. „Doktor Tofu möchte einfach sicher gehen, dass es ihm gut geht. Und welche Auswirkungen es auf ihn hat, dass er sich nicht mehr verwandeln kann.“, erklärte sie. „Hm. Macht dir das denn nichts aus? Dann wärst du ja nun ne Lesbe. Ich meine den Haarschnitt hast du ja schon.“ Akane blieb stehen und lief vor Zorn rot an. „Was hast du gesagt?“ „Ich mein ja nur. Wenn Ranma nie wieder ein Mann wird, wirst du ihn dann trotzdem heiraten?“ Nabiki lehnte sich leicht nach vorn und sah ihre Schwester herausfordernd an. In ihrer Mine konnte sie lesen, dass da wesentlich mehr war, als nur die Tatsache des nicht Verwandelns. Sie lachte, ging weiter, winkte ab. „Du musst darauf nicht antworten.“ Nabiki grüßte den weiblichen Ranma als sie das Tor zur Kampfschule durchschritt und verschwand im Haus. „Boah diese...“ Akane fand keine Worte für ihre Schwester. „Komm wir gehen.“ „Möchten Akane und Ranma denn nichts zu Mittag essen?“, fragte Kasumi Nabiki als diese das Haus betrat. „Nein, ich habe auch noch was vor, tut mir leid.“ Nabiki ließ ihre Tasche in der Ecke stehen und lugte um die Ecke auf die Straße. Sie würde schon herausfinden, was die zwei mittwochs immer trieben. In der Praxis von Doktor Sato angekommen hatten beide noch etwas Zeit und ließen sich im Wartebereich auf zwei Stühle nieder. Akane griff sich eine der Zeitungen, blätterte diese aufmerksam durch. Ranma linste nur ab und an mal auf ein paar der Seiten. „Oh wie süß!“, hörte er Akane dabei ganz oft sagen. Dann, endlich, wurde sein Name gerufen und er stand auf. Das letzte Mal war Akane nicht dabei gewesen und es viel ihm da deutlich schwerer diese paar Meter zu gehen. Doch jetzt ergriff die junge Frau seine Hand, lächelte ihn an und ging voraus. An einem Fenster hatte Nabiki in das Innere der Praxis geschaut und war so geschockt davon, dass sie noch Minuten lang dort stehen blieb. Mit einem Bein hatte sie sich auf einen kleinen Betonposten gestellt, die Schuhspitze des anderen Beins hatte eben gerade so Platz auf einer Fuge in der Wand gefunden. Mit beiden Händen hielt sie sich an der Fensterbank fest und konnte mit Mühe durch die Scheibe sehen. Sie bekam ein Krampf im Bein und stürzte nach unten. Keuchend richtete sie sich wieder auf und konnte ihren Augen noch immer noch glauben. Akane war schwanger?! Kapitel 3: Juni und Juli ------------------------ Die Tür zum Wohnhaus schwang auf und die jüngste der drei Tendo Schwestern betrat den Flur. Hinter ihr stieg Nabiki die zwei Stufen rauf und ließ ihre Schultasche auf dem Boden nieder. Akane streifte sich die Schuhe von den Füßen, rannte sogleich nach oben, wie sie es jeden Tag machte wenn sie nachhause kam. Nabiki und Kasumi sahen ihr dann immer hinterher. Kasumi, weil sie sichtlich erleichtert war, dass ihre Schwester und deren Verlobter trotz der Schwierigkeiten sich so gut verstanden. Nabiki, weil sie dachte, Akane würde ihren „Babybauch“ vor der Familie verstecken wollen. Akane schwang die Tür zu ihrem Zimmer auf, darauf wartent das Ranma am Tisch säße und lerne. Aber weder dort noch in ihrem Bett war etwas von dem zierlichen Mädchen zu sehen. Sie verließ ihr Zimmer wieder, schloss die Tür hinter sich, ging den Flur herunter, um nachdenklich vor der alten Schiebetür in die Hocke zu gehen. Hinter dem Papier konnte sie Ranmas Silhouette sehen, die sich durch die hereinfallende Sonne perfekt abbildete. Nervös sah sie sich um, denn so langsam konnte man seine wachsende Kugel nicht mehr verstecken. Sie schob die Tür auf und rutschte über die Bambusmatten herein. „Ranma, bist du wahnsinnig?!“, flüsterte sie, schob die Tür zu und eilte zum Fenster um die Holzläden zu schließen. „Du kannst nicht einfach da so stehen, wenn dich jemand gesehen hätte!“ „Hier oben ist doch so gut wie nie jemand.“, sagte er, drehte sich vom Fenster weg um sich zu bücken und die Decke seines Futons zusammen zulegen. Hatte er bis eben noch geschlafen? „Ich hab dir schon so oft gesagt, dass du in meinem Bett schlafen kannst. Du musst nicht auf dem Boden liegen.“ Akane kniete neben ihm und half ihm dabei die Bettsachen zusammen zu räumen und sie dann im Wandschrank zu verstauen. „Das machst mir nichts aus. Und dem Kind sicher auch nicht.“, murmelte er und schob die Schranktür zu. Akane saß noch am Boden und betrachtete ihn. „Was ist?“ „Ach, weist du. Ich bin nur glücklich.“ „Hä? Wieso das denn.“ „Lass mich doch einfach.“ Kasumis Stimme rief beide zum Mittagsessen. Ranma wollte schon loslaufen als Akane ihn am Handgelenk fest hielt. „Du willst doch so nicht da runter gehen?“ Verwirrt sah er erst seine Verlobte an, dann an sich runter. Er hatte eins seinem Unterhemden an, unter dem man, auch wenn es zu groß war, nun deutlich sehen konnte, dass er nicht nur einfach dick geworden war, was vermutlich alle dachten. Er grummelte, ging zurück zum Schrank und holte sich eine der größten Seidenblusen, die er hatte, heraus. Akane nickte, so würde sie ihn rauslassen. Zwei weitere Wochen waren vergangen. Nabiki hatte es nicht mehr ausgehalten und es ihrem Vater mitgeteilt, dass sie Akane beim Frauenarzt gesehen hatte und Ranma dabei war. Sie war fest davon überzeugt, dass ihre kleine Schwester in guter Hoffnung war, und musste es einfach sagen. Soun saß auf einer Bank im Garten und winkte seiner jüngsten Tochter zu, die gerade vor dem Dojo die Dielen fegte. Sie sah ihn, lächelte und stellte den Besen an die Wand um sich zu ihm zu gesellen. „Was gibt’s denn Paps?“, fragte sie als sie sich beim Setzen den Rock glattstrich. „Nun...“, begann er. Akane hatte so eine Ahnung das dieses Gespräch etwas ernster wurde. Wenn er mit `Nun` begann, würde es immer eine Standpauke geben. „Deine Schwester Nabiki hat mir etwas sehr Beunruhigendes erzählt.“ „Ach ja? Was denn?“ „Sie hat dich vor kurzem gesehen wie du zu einem Frauenarzt gegangen bist.“ Akanes Herz schlug ihr bis zum Hals. „Sag, mein Kind, bist du Schwanger?“ „Was? Nein! Ich bin nicht schwanger. Ra...“ Ihr stockte der Atmen. Oh Gott, wie kam sie aus der Nummer raus? „Ra...Ran, eine Schulfreundin!“, rief sie. Soun hob die Augenbraue. „Wer?“ „Ran....Ran Kawaki. Eine Freundin aus der Parallelklasse. Ich hab etwas für sie abgeholt dort.“ Puh, noch mal Schwein gehabt. „Ach so. Dann bin ich beruhigt.“ Akane legte die Hände in ihren Schoß und sah angestrengt auf sie. Nervös knetet sie sich ihre Finger. „Paps?“ „Hm?“ „Wenn es so gewesen wäre... Das ich...“ „Dann wäre es ebenso. Ich weiß das du und Ranma euch sehr nahe steht. Irgendwann ist es eben soweit. Ich mache keinem von euch Vorwürfe. Aber ich finde, ihr solltet beide erst einmal die Schule abschließen, bevor ihr euch für diesen Schritt entscheidet. Und vor allem. Heiratet davor!“ Er hatte sich zu ihr gewandt und ihre Hände ergriffen. „Ich werde ihn nicht heiraten!“ Akanes Gesichtsfarbe wurde dunkelrot. Wie konnte er nun wieder damit anfangen?! Die Schule abschließen war so eine Sache. Akane würde es sicherlich schaffen. Aber Ranma hing dermaßen hinter dem Stoff her, dass er es ohne Tricksen nicht schaffen würde. Außerdem war da immer noch die Tatsache, dass er nicht männlich war und somit nicht als Ranma Saotome in der Schule antanzen könnte.  Akane wusste durch den Geschichtsunterricht, dass im fernen Westen es eine Zeit der Hexen und Zauberer gab, die mit ihren Mitteln auch einfachen Leuten geholfen hatten. Irgendwie musste sie herausfinden, ob es dort einen Zauber gab, der Ranma helfen könnte. Sie blieb nach der Schule in der Bibliothek und wälzte ein paar Bücher, auf der Suche nach einem Rezept. Irgendwann stieß sie in einem recht alt erscheinenden Buch auf einen Hinweis, dass es ein Buch gab, in dem ein Buch genannt wurde, dass eine Art Verschleierungszauber beschrieb. Voller Tatendrang machte sie sich auf, um in einem Hexenladen nach diesem Buch zu suchen. „Ja, mein Kind. Du musst zu Wakanabe gehen. Er kennt jemanden der weiß, wo dieses Buch ist.“ Akane bedankt sich bei der alten Frau im Laden und ging zu Wakanbe's Kräuterkiste. „Da musst du zu Kobayashi's Kochkessel. Sie kennt jemand der weiß wo das Buch ist.“ Sie bedankte sich und machte sich einmal quer durch Tokio zu Kobayashi's Kochkessel. „Nein, aber ich kenne jemand, der weiß wo das Buch ist. Du musst zu Saskia der Wahrsagerin.“ Akane war sichtlich sauer. Man schickte sie nur von A nach B, so langsam glaubte sie dieses Buch gab es gar nicht. „Meine Kugel verrät mir, dass du zu Hannah, der Hexe musst!“ Akanes Ader an der Stirn pochte wie wild, als sie den Laden verließ und in den nächsten Laden stampfte. Sie stieß die Ladentür auf, hatte den Blick gesenkt und meinte dünn „Lassen Sie mich raten. Sie kennen jemanden der wen kennt, der wen kennt, der das Buch hat, das ich suche.“ Die alte Dame sah auf. „Kindchen, warst du nicht heute Mittag schon mal hier?“ Die junge Frau sah auf. Ihr Augenlid zuckte nervös und am liebsten wäre sie der Frau an die Gurgel gesprungen. Die alte Frau legte einen dicken Welser auf die Ladentheke und pustete den Staub vom Einschlag. „Was?! Sie haben mich durch ganz Tokio geschickt und dabei hatten sie das Buch die ganze Zeit bei sich im Laden?“ „Du hast ja gar nicht gesagt, welches Buch du suchst.“ Jetzt war alles egal. Sie ließ sich auf dem Hocker vor der Theke nieder und seufzte tief. Die alte Hexe schlug das dicke Buch auf und als Akane ihren Blick hob, sah sie, dass sich die Seiten wie von selbst aufblätterten. Die Hexe hielt nur ihre Hand über das schwere Papier, dann schloss sie ihre Finger zur Faust und das blättern stoppte. „Du wirst bis zum Neumond warten. Dann nimmst du das Blut einer Jungfrau und die Augen eines Frosches.“ Akane schluckte hart. Das war ja wie im Film, dachte sie. „Kaue es zu Brei und spuke es in das Tuch, das von tausend Fäden gewebt wurde. Lege es unter das Kissen. Nach drei Nächten wird der Zauber sich entfalten. Du hast eine Woche, bis der Zauber sich löst und der Schein sich nicht mehr trügt.“ Das Buch klappte mit einem lauten Knall zu. Akane erschrak so sehr, dass der Hocker zur Seite kippte und sie fast zu Boden gestürzt wäre. „Das Tuch das von tausend Fäden gewebt wurde? Was ist das für ein Tuch?“, fragte sie. „Woher soll ich das wissen.“, gab die Hexe blöd zurück. Akane schnaufte und verengte die Augen zu schlitze. „Ein Baumwolltuch wird reichen.“ Als sie den Laden wieder verließ sah sie sich ihren Notizzettel noch mal an und dann in die Papiertüte, die sich in der anderen Hand von sich streckte. Wie eklig das war. Froschaugen die sie blöd anglotzen. Das mit dem Blut war nicht so einfach. Die alte Hexe wollte ihr kein getrocknetes geben. Sie meinte, es muss frisch sein. Dafür kam nur sie selbst in Frage. Ein Baumwolltuch hatte sie zuhause. Damit würde sie für diesen Verschleierungszauber alles haben. Doch die Worte, die die Hexe ihr nachrief, als sie den Laden verlassen hatte, hallten noch eine Weile in ihr nach. „Doch es ist gefährlich! Ist der Zauber nicht richtig durchgeführt wird er früher gehen und dich mit sich reißen.“ Zur gleichen Zeit im Dojo: Ranma saß im Schneidersitz in der Mitte der Halle und meditierte. Sein Vater stand etwas abseits und machte Thai-chi Übungen, als er ein schnaufen hörte. Genma stoppte in der Bewegung und sah seinen Jungen von hinten an. „Ranma!“ Der Junge erschrak und zuckte zusammen. Sein Vater setzte sich neben ihn und schloss die Augen. „Ranma, mein Junge. Ich sehe das es dir nicht gut geht. Was ist nur los mit dir.“ „Es ist nichts.“ erwiderte der Rothaarige. Ranma stand auf, ging ein paar Schritte um den Raum zu verlassen, doch sein Kreislauf hatte andere Pläne und ihm wurde augenblicklich so schwindlig, dass seine Beine nachgaben und er drohte, zu fallen. Genma hatte es im Augenwinkel gesehen und war mit einem gewaltigen Satz, halb stehend, halb kniend neben seinem Sohn und fing ihn mit einem Arm auf. Ranma krallte sich mit einer Hand an der Trainingsjacke seines Vaters fest und hielt sich mit der anderen stöhnend den Kopf. „Irgendetwas stimmt mit dir doch nicht.“, sagte sein Vater und dirigierte ihn mit seinem Arm zum Sitzen. Ranma winkelte die Beine an und beugte sich soweit es ihm möglich war nach vorne. Er wollte um aller Kraft verhindern, dass sein Vater sah was wirklich mit ihm los war. „Ranma?“ mehr hörte er nicht mehr als alles um ihn herum schwarz wurde. Er sah noch das Gesicht seines Vaters und spürte den Holzboden im Rücken, als sich von außen die schwärze ihn in eine eisige Kälte hüllte. Als er wieder zu sich kam, lag er auf seinem Futon und Doktor Tofu hatte sich über ihn gebeugt. „Hallo, wie geht es dir?“, fragte der Arzt. Der Junge murmelte etwas und sah zum Fenster. „Es war nur ein kleines schwäche Anfall. Beiden geht es gut, kein Grund zur Besorgnis“, das sagte er nicht zu Ranma, sondern zu jemanden anderes im Raum. Neben dem Fenster sah er eine große Silhouette und wenn er sich anstrengte, konnte er auch erkennen, dass es sich dabei um seinen Vater handelte. Genma hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und die Lider gesenkt. Als der Arzt sagte 'Beiden' hatte er den Mann kurz verwundert gemuster. Tofu packte seine kleine Ledertasche und stand auf. „Zur Sicherheit sollte er morgen zu Frau Dr. Sato“ Damit ging der Arzt, verabschiedete sich von Herr Tendo, der draußen auf dem Gang stand und als er Kasumi am Gangende erblickte, setzten bei ihm, wieder mal, alle Glocken aus. Soun sah in den Raum. Dr Sato? War das nicht die Frauenärztin, die damals bei Akanes Geburt dabei gewesen war? Aber was hatte diese mit Ranma zu tun. Tendo sah Genmas blick und nickte ihm zu. Er schob Nabiki mit einem Arm zurück. „Gehen wir.“ Nabiki protestierte, doch ihr Vater schob sie beherzt immer weiter den Flur herunter bis zur Treppe. Genma ließ sich neben Ranma nieder und sah seinen Jungen eine ganze Weile schweigend an. Dieser hatte seinen Blick abgewandt und starrte wieder aus dem Fenster, in dem die Wolken vorbeizogen. „Ranma, sag doch was mit dir ist. Ich bin dein Vater.“ Der Junge schwieg. Als er seinen Vater zu einem neuen Satz einatmen hörte, sagte er „Das geht dich nichts an.“ Saotome war traurig darüber das sein einziges Kind nicht mit ihm über seine Probleme reden konnte. „Du kannst mit mir über alles reden, Junge!“, versuchte er es noch einmal. In Ranma tobte es. Auf der einen Seite wollte er nicht, dass irgendjemand etwas von seiner Schwangerschaft erfuhr, dann war es aber seine Familie, die er anlog und eigentlich hatte er keine Energie mehr, diese Lügenfassade aufrecht zu erhalten und irgendwann würde er es eh nicht mehr verbergen könne. In seinen Augenwinkel sammelten sich Tränen, die er verzweifelt versuchte zu unterdrücken. Als er die Hand seines Vaters an seiner Schulter spürte, entzog er sich ihm sofort und schrie ihn an, er solle einfach gehen, rollte sich dabei auf die Seit und umschlang sich selbst mit beiden Armen. Doch so einfach ließ sich sein Vater nicht mehr abweisen. Genma zog ihn mit Nachdruck wieder auf den Rücken und maulte drauf los. „Wie redest du mit deinem Vater? Sag nun endlich was los ist, oder ich Prügel es aus dir raus! Junge du bist mein Kind! Ich mache mir nun mal Sorgen um dich!“ Es war zu viel für seine Seele. Ranma schlug die Hand erneut weg und im gleichen Moment mit der anderen die Decke zur Seite, sah seinem Vater fest in die Augen und schrie „Kannst du so immer noch sagen, ich sei dein Kind und du machst dir Sorgen um mich?“ Es war nicht zu übersehen, dass Ranma nicht einfach nur dicker geworden war, was alle in der Familie gedacht hatten. Nein, Genma konnte genau sehen, dass es sich dabei um etwas ganz anderes handelte. Für einen Moment war es still im Raum, keiner traute sich etwas zu sagen, ja zu atmen. Ranma sah seinen Vater an, dieser wiederum starrte einfach nur auf dessen Körper. Der Junge schlug sich die Hände vor das Gesicht und schluchzte auf. „Alle starren mich nur an, und hassen mich nun. Ich bin ein Ungeheuer!“ Genma löste sich aus seiner Starre und konnte den Impuls nicht unterdrücken, seinem Sohn die Hand auf den geschwollenen Bauch zu legen. Er war straff und hart und trotzdem weich. Als Ranma die Hand spürte war er so erschrocken, dass er aufschrie und sich wieder zur Seite drehte. „Ach, Junge...“ der Alte strich sich mit einer Hand über die Augen und schluckte. „Wie könnte ich mir keine Sorgen um dich machen und dich nicht lieben? Ich habe dich vom ersten Moment an geliebt und ich werde es auch bis zum Ende tun, wie ein Vater seinen Sohn nur lieben kann. Es ändert rein gar nichts.“ Das hatte Akane damals auch gesagt, es hatte sich auch nichts geändert aber er selbst. Er war introvertierter geworden und schwächer. „Ich mache mir jeden Tag sorgen um dich, ab dem Zeitpunkt als wir in China in die Quellen gefallen waren. Ich gebe mir die Schuld dafür, dass alles so gekommen ist, wie es kam. Aber du musst zugeben, dass du durch diese Bürde nur noch stärker geworden bist.“ Er hatte recht. Nur dadurch, dass er zu einem Mädchen wurde, hatte ihn angetrieben immer stärker und besser zu werden als alle anderen. Und genau das hatte ihn näher mit Akane zusammengebracht. Trotzdem fühlte er sich wie ein Zombie, nicht in seinem eigentlichen, echten und wirklichen Körper zu stecken. Stattdessen nun eine Frau und schwanger zu sein, machte seine Seele dunkel und melancholisch. „Das sagst du nur, um mir Honig um den Mund zu schmieren.“, murmelte Ranma. „Nein, das tute ich nicht. Wir machen uns alle Sorgen um dich, Junge. Jeder von uns liebt dich so, wie du bist. Und diese Situation wird daran nichts ändern. Wir sind eine Familie.“ Ranma drehte sich halb auf den Rücken und sah seinen Vater an. Er konnte seine Augen glitzern sehen. Auch er hatte Wasser in den Augen und konnte seine Erleichterung nicht mehr zurückhalten. Er drehte sich ganz um und schlang seine Arme um den breiten Hals seines Vaters. Es war ihm genauso peinlich, ihn zu umarmen wie es die gesamte Situation war, aber gerade in diesem Moment brauchte er es. Und Genma brauchte es auch. Er schloss seine Arme um sein Kind und zog ihn an sich. „Ich liebe dich Ranma. Nichts in der Welt wird es ändern können.“ „Chichi!“ Akane, die mittlerweile von ihrem Stadttrip zurückgekehrt war, stand hinter der Papiertür und hatte die Hälfte des Gespräches mit angehört. Erleichtert hielt sie sich eine Hand vor den Mund und atmete leise aus. Ihre Sorgen waren nun weg und sie sank auf die Knie, dankbar dafür, dass sie nun nicht mehr lügen musste. Sie hörte die Stimme ihres Vaters, stand auf und ging wieder herunter. Soun stand in der Tür zur Küche und wartete auf seine jüngste Tochter, bis sie neben ihn getreten war. „Akane, kannst du uns bitte erklären, was genau gerade passiert?“, fragte er und deutete auf den Nebenraum. Die junge Frau ging los und lies sich neben Kasumi an den Tisch nieder, strich ihren Rock gerade und eine verwirrte Strähne ihrer widerspenstigen Haare hinter das Ohr. „Soll das heißen du bist nicht schwanger?“, fragte Nabiki die ihren Manga zugeschlagen hatte und ihren Kopf auf einer Hand am Tisch abstützte. „Was? Ich war nie schwanger, wie kommst du denn darauf?“ Akane verstand plötzlich wieso ihr Vater sie neulich gefragt hatte. „Hast du uns etwa nachspioniert?“ Jetzt war sie sauer, dass dieses Weib aber auch vor nichts zurück schreckte. Soun hob die Hand, ehe dieses Streitgespräch noch weiter ausgeführt werden konnte. „Kinder, darum geht es nicht. Akane, erzähle uns bitte was du weißt.“ Sie war nervös und sah zu ihrer ältesten Schwester auf. Diese lächelte sie nur aufmunternd an und nickte. Dabei legte sie ihr eine Hand auf die ihre. „Als Ranma damals von diesem Geburtstag nachhause kam, war er sturzbetrunken. Er weiß bis heute noch nicht, wie er nach Hause gekommen ist und was vorgefallen war. Deswegen kann und werde ich auch nichts weiter sagen. Ich denke, dass solltet ihr respektieren. Für ihn ist es schwer genug, überhaupt in dieser Situation zu stecken und wenn ihr nun alle alles darüber wisst, würde ihn das noch unglücklicher machen. Wir haben, nachdem er im Krankenhaus war, lange geredet. Ich habe ihn überzeugen können, dass es nichts gibt, für das er sich schämen muss. Er wird dieses Kind bekommen.“, erklärte Ranmas verlobte. Nabiki schnaufte beleidigt. Sie hätte am liebsten alles genau gewusst, damit sie damit Leute erpressen konnte. Kasumi war glücklich wie eh und je, und Soun hatte nachdenklich die Augen geschlossen. „Ranma hatte mir vor diesem Geburtstag anvertraut, dass er nach der Schule das Dojo übernehmen wollte. An diesem Plan hat sich, denke ich nichts geändert, falls du dir Sorgen um die Zukunft machst, Vater.“, fügte Akane hinzu. Tendo öffnete seine Augen wieder und sah seine jüngste Tochter voller Stolz und Güte an, was sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. Sie glaubte fast, er freute sich von allen am meisten darüber, dass hier bald ein kleines Kind herumtollen würde. „Chichi, ich habe Angst. Angst das ich versage, dass ich etwas falsch mache. Ich will das alles gar nicht.“ Ranma schluchzte laut auf als er von seinem Vater, das erste Mal seit einer sehr langen Zeit wieder umarmt wurde. Wie hatte ihm das gefehlt, diese Nähe in der er sich seltsam geborgen und gut fühlte. Genma strich ihm aufmunternd über den Rücken und bekräftigte diese Geste in dem er sagte, „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir werden alle auf dich aufpassen. Und eins kannst du mir glauben, diese Gedanken sind normal.“ Ranma löste sich von seinem Vater und sah zu ihm auf. „Damals als deine Mutter zu mir kam um mir mitzuteilen, dass sie in guter Hoffnung war, da machte ich mir dieselben Gedanken. Schaffe ich das, ein guter Vater zu sein, bin ich in der Lage die Familie zu ernähren? Am liebsten hätte ich meine Sachen gepackt und wäre abgehauen, stand sogar in der Nacht vor deiner Geburt mit Sack und Pack an der Tür.“ Er faltete den Aufschlag am Kragen seiner Jacke zurück und zog unter ihm ein kleines quadratisch gefaltetes Papier hervor. Ranma hatte bei dessen Anblick Angst das Papier könne zu Staub zerfallen, als sein Vater es zur ganzen Größe auseinanderfaltete. „Hier. Das Bild hat deine Großmutter kurz nach der Geburt gemacht.“ Er reichte das zerknitterte Papier, das mit unzähligen Tesafilmsteifen zusammengehalten wurde. Ranma nahm es und betrachtete es aufmerksam. Seine Mutter war so jung und strahlte solch eine Wärme aus, dass sie ihn ganz durchflutete. Er selbst war auf dem Bild kaum zu erkennen, aber er sah, dass sein Vater unendlich glücklich gewesen sein musste. Irgendetwas änderte sich in ihm. Er wollte das auch, dieses Gefühl haben, das Richtige getan zu haben. Aber konnte er das? Schließlich war er die Mutter, aber auch der Vater. Er gab ihm das Bild wieder. „In meinem Fall ist das wohl etwas anderes. Ich dachte immer, dass ich mit Akane... und jetzt bin ich selbst schwanger. Sie kann behaupten, was sie will, sie wird mich nie wieder so sehen wie vor März.“ „Darüber kannst du dir Gedanken machen, wenn alles vorbei ist und du dich wieder in einen Mann verwandelt hast.“, sagte sein Vater und steckte das Bild wieder an seinen Platz. „Und was ist, wenn ich das nicht kann? Wenn ich nun für immer so bleibe?“ Kapitel 4: August ----------------- Fast die Hälfte der Zeit ist nun um. Die Familie weis bescheid. Aber da ist ja immer noch das Problem mit dem Schlabschluss. Akane trifft eine Entscheidung, die vielleicht ihr aller Leben beeinflussen wird.   -----+-----   Akane hatte immer noch die Anleitung und Zutaten für Ranmas Maskierung in einem Karton unter ihrem Bett stehen. Sie wusste nicht, ob sie ihm davon erzählen sollte, ob sie es überhaupt anwenden wollte. Aber wenn Ranma nicht in der nächsten Woche seine Prüfungen nachholen würde, wäre er durchgefallen und müsste das letzte Jahr wiederholen. Wollte er das? Wollte er keinen Abschluss haben? Sie stand von ihrem Bett auf und streckte sich. Es war recht spät am Morgen, die Sonne stand schon sehr hoch. Als sie den Blick nach rechts wendete, sah sie ihren Freund sitzend an ihrem Schreibtisch. Er hatte den Kopf auf seine Arme gebettet, die Augen geschlossen und schnaufte leise. Aus seinem Mundwinkel tropfte Speichel und hatte bereits das Papier mit mathematischen Formeln total aufgeweicht. Akane musste schmunzeln, richtet sich auf und ging die paar Schritte zu ihm, um in eine Decke, die sie von einem Stapel neben dem Schreibtisch genommen hatte, über die Schultern zu hängen. Er hatte mittlerweile ein Gewicht angenommen, mit dem sie nicht mehr fertig wurde. Früher hatte sie ihn mit Leichtigkeit über die Schulter geworfen und davongetragen, aber nun war er sicher fünf Kilogramm schwerer geworden. Auch wenn sein Bauch noch lange nicht die maximale Größe angenommen hatte, konnte man ihn doch nun sehr gut sehen. Die junge Frau ging wieder zu ihrem Bett, hockte sich davor und zog eine Kiste hervor. Sie hob den Deckel ab, sah Froschaugen die sie glotzten. Sie nahm das Glas in die Hand, schwenkte es ein paar Mal, wobei die kleinen Kugeln hin und her schwammen. Ein Baumwolltuch hatte sie auch dazugelegt und ein steriles Messer von Doktor Tofu, das sie bei einem Besuch mit Ranma geklaut hatte. Damit hatte sie alles. Aber was hatte die Hexe gesagt? Musste es auf Neumond oder zum Neumond gemacht werden? Verdammt, ausgerechnet das hatte sie sich nicht notiert. Und der Laden war nicht mehr dort, wo sie ihn das letzte Mal gefunden hatte. Sie sah zu Ranma herüber. Sie war entschlossen diesen Zauber anzuwenden. Er musste ja nichts davon wissen. Die Frage war nur was würde eigentlich genau passieren? Sahen nur andere ihn als Mann, er sich selbst aber nicht? Sie kramte in der Nachttischschublade herum und zog einen kleinen, pink-blau eingeschlagenen Kalender heraus. Als sie den aktuellen Monat aufschlug, sah sie kurz auf die Kreuze die sie eingezeichnet hatte. Dann suchte sie das kleine Symbol für den nächsten Neumond. Der war schon Morgen?! Im Augenwinkel bewegte sich etwas und ihr Drehstuhl knarrte. Schnell warf sie alles zurück in die Kiste, klappte den Deckel zu und gab der Box einen heftigen Stoß, so dass sie an der Wand andotzte. „Ist es schon morgen?“, murmelte Ranma und hob den Kopf leicht an. Akane lächelte ihm entgegen. „Ja, wir haben das Frühstück verpasst.“ Als ob Ranmas Magen es verstanden hatte, begann er heftig zu knurren. „Wir sollten das wohl ändern“, sagte sie darauf hin und verließ das Zimmer. Ranma brauchte noch einen Moment um sich zu sortieren und ging ihr dann nach. Der restliche Tag plätscherte so vor sich hin. Ranma hatte mehrmals Kund getan, dass ihn die Hitze noch umbringen würde, und wieso es denn ausgerechnet dieses Jahr so heiß sein musste. Genma, der mit Tendo eine Partie Go spielte, meinte, dann solle er sich in die Wanne setzen, wenn es ihm zu heiß war. Ranma schnaufte und maulte rum. Während die drei in der Wohnstube hin und her diskutierten wurde es immer später, bis Kasumi den Tisch zum Abendbrot deckte. Nachdem sie alle zu Abend gegessen hatte, entschuldigte sich Ranma und ging auf sein Zimmer, denn er war schrecklich müde und wäre beim Essen schon mehrmals fast eingeschlafen. Akane verließ ebenfalls den Raum als Nabiki den Fernseher einschaltete und eine Popsendung ansah. Sie hörte noch, wie Kasumi das Geschirr zusammen räumte, da hatte sie schon ihre Zimmertür hinter sich geschlossen. Nun gut, jetzt musste sie nur noch warten bis Ranma eingeschlafen war. Sie hatte alles vorbereitet, saß nun vor der Schiebetür zu Ranmas und Genmas Zimmer. Der Alte schnarchte schon, aber Ranmas unruhiges Geraschel ließ sie wissen, dass der Junge noch nicht richtig schlief. Es wurde stiller um sie und die Dunkelheit schlich sich langsam in ihren Geist, um sie in eine erholsame Tiefe zu ziehen. Plötzlich war sie hellwach. Schweiß ran ihr über den Hals und sie sah sich um. Wie lange hatte sie geschlafen? Sie schob die Tür einen Spalt auf und sah in den Raum dahinter. Ranma lag still unter der Decke, sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Es war Zeit. Akane griff die Schale, in der die bereits vor zerkleinerten Froschaugen lagen. Das Tuch hatte sie sich in die Hosentasche gesteckt und das Messer klemmte sie sich zwischen die Lippen. Dann rutschte sie zu dem schlafenden Jungen und stellte die Schale neben seinem Kopf ab. Sie nahm das Messer von den Lippen, kippte sich die drei Augen in den Mund, schnitt sich mit dem Messer in den Unterarm und lies eine gewaltige Menge ihres eigenen Blutes in ihrem Mund tropfen. Dann presste sie ein dickes Tuch auf ihre Wunde, den Arm an ihre Brust und kaute auf dem metallisch schmeckenden Brei herum. Es fühlte sich wiederlich an und sie unterdrückte gerade noch so ein Würken, als sie der Meinung war alles war genügend vermischt, spuckte sie es in das Baumwolltuch. Sie nahm das Tuch von ihrem Arm und wickelte nun das kleine Päckchen damit ein. Sie wollte nicht, dass der Boden so versaute und schob es dann behutsam unter Ranmas Kopfkissen. Dieser bewegte sich kurz, worauf hin sie ihren Atem anhielt. Ranma schlief weiter, was Akane dazu trieb, so schnell wie möglich den Raum zu verlassen. In ihrem Zimmer stellte sie alles in den Karton und schob ihn mit einem Fuß unter ihr Bett. Dann legte sie halbherzig einen kleinen Verband um ihren Arm und ging schlafen. In drei Tage würde sie es sehen, ob der Zauber funktionierte oder nicht. Bis dahin musste sie sich also gedulden. Der dritte Abend, nachdem Akane den Zauber angewandt hatte, war angebrochen. Ranma ging zu Bett, sein Vater saß noch mit ihrem Vater am Tisch und die beiden diskutierten darüber, ob der Zug von Genma nun rechtens war oder nicht. Nabiki sah den beiden Streithähnen dabei zu. Akane stand auf und wünschte allen eine gute Nacht, worauf niemand von ihnen reagierte. Schnaubend ging sie die Treppen hoch. Ranma kam gerade die Treppe hoch und hatte ein Handtuch um seine Schultern hängen, als sie ihre Zimmertür öffnete. „Gute Nacht Akane.“, sagte er mit seiner leicht quietschenden Mädchenstimme, dennoch hörte es sich Melodisch an. Sie lächelte ihn an „Gute Nacht!“ Sie sah ihm nach wie er in hinter der Flurecke verschwand. Sie trat in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Sie wusste noch nicht, ob sie diese Nacht überhaupt schlafen konnte. Sie fragte sich, ob es richtig gewesen war, diesen Zauber, der doch sehr fragwürdig war, überhaupt angewandt zu haben. Jetzt machte sie sich Vorwürfe. Abbrechen konnte sie das Alles nicht mehr. Sie überlegte, was passieren würde. Würde sie das Tuch einfach verbrennen? Und über ihren Gedanken schlief sie dann doch ein. Am Morgen öffnete sie müde ihre Lider und blinzelte gegen die Helligkeit in ihrem Zimmer. Sie streckte sich, schmatzte leise und setze sich auf. Sie strich sich durch ihre zerzausten Haare und sah zum Wecker. Neun Uhr war es. Sie hatte noch eine Stunde, bis sie bei ihrem Minijob sein musste. Nachdem sie die Schule beendet hatte, war sie eine Weile Zuhause geblieben. Aber irgendwie hatte sie das Bedürfnis wenigstens etwas zur Familie beizusteuern. Dadurch das Ranma viel Aufmerksamkeit forderte und sonst Tags niemand zuhause war, außer ihrer beiden Väter, die aber die meiste Zeit nur ihre blöden Brettspiele spielten, konnte sie nicht den ganzen Tag wegbleiben. Fünf Stunden stand sie an der Kasse eines Supermarkts. Wirklich aufregend war das nur, wenn an einem Warenteil der Barcode fehlte und sie das Teil im Laden suchen musste. Sie gähnte noch mal und stand auf. Während sie sich anzog, sah sie kurz in den Garten herunter. Ranma war schon wach und stand am Teich. Manchmal wunderte sie sich über ihn. In einem Moment war ihm heiß, dann war ihm kalt, dann müde, dann hell wach. Sie sah auch, dass ihr Zauber nicht funktioniert hatte. Irgendetwas war schiefgelaufen, das war mal klar. Sie öffnete das Fenster um frische Luft rein zu lassen, dann verließ sie ihr Zimmer um sich von Kasumi etwas zu essen geben zu lassen. Als Akane das Haus verließ, konnte Ranma sie vom Garten aus sehen, wie sie die Überdachung bis zum Tor entlang lief. Der Saum ihres gelben Kleides und der blaue Kittel darauf schwangen bei jedem Schritt hin und her. Auf ihrem Kopf hatte sie eine weiße Kappe verkehrt herum sitzen, auf dem groß der Aufdruck SuperKangu stand. Das war der Laden der ein paar Straßen weiter war und in dem Akane seit ein paar Wochen angefangen hatte zu arbeiten. Augenblicklich fühlte er sich schlecht. Jetzt musste sie arbeiten gehen um ihn, naja nicht nur ihn, aber um ihre Familie zu versorgen, weil er keine Kurse anbieten konnte. Dabei wollte er das. Er hatte mit Akane darüber gesprochen als sie ihn fragte, was er nach der Schule machen wollte. Er meinte er würde Anfängerkurse geben, so wie er in den Sommerferien immer getan hatte. Dann Kurse für Frauen, die sich in Selbstverteidigung üben wollten, Kurse für Kinder für mehr Selbstbewusstsein. Aber all das fiel nun ins Wasser. Das war alles Geld, was er gespart hätte, um später das Dojo von Herr Tendo zu übernehmen und es auf Vordermann zu bringen. Er hatte, gegen aller Meinungen, diesen Ort liebgewonnen. Er hatte Akane liebgewonnen und wollte hier nicht mehr weg. Er seufzte leise und schloss die Augen. Als er hinter sich schnaufen hörte und jemand seinen Namen rief, fuhr er zusammen und konnte einem Fuß gerade noch so ausweichen. Etwas umständlich ging er ein paar Schritte zur Seite, duckte sich dabei und landete schließlich auf seinem Allerwertesten, als er aufsah und in Ryogas Gesicht starrte. „Ranma!“ keuchte dieser und drohte ihm mit den Fäusten. „Wie kannst du nur“ Ranma wusste gar nicht um was es ging. Er stand wieder auf und schnipste seinen Zopf von seiner Schulter, als er seinen Rivalen durch schmale Augen ansah. „Was hab ich diesmal gemacht?“ „Wie kannst dich nicht hier zuhause rumdrücken während die schöne Akane für dich schuften gehen muss!“ Ranma verdrehte die Augen. „Erstens, drücke ich mich nicht zuhause rum. Ich habe Ferien. Zweitens geht es dich doch eigentlich gar nichts an, was Akane macht. Schließlich ist es ihre Entscheidung, Arbeiten zu gehen, oder nicht?“ Ranma kratze sich unter dem Arm und stemmte dann beide Hände in den Rücken. Dabei drückte er seinen doch schon sehr ausgeprägten Bauch nach vorne. Ryoga verstummte als er etwas sagen wollte, dann aber auf Ranmas Bauch starren musste. „W-Was...?!“ Er ging einen Schritt rückwärts. Ranma kreuzte die Arme vor seiner Brust und kniff die Augen noch mehr zusammen. „Noch nie ne Schwangere gesehen?“, fauchte er und gab seinem gegenüber einen Tritt in den Bauch. Ryoga kam ins Straucheln, ruderte mit den Armen, doch alles half nichts mehr. Schließlich landete er im kalten Wasser des Teichs. Ein kleines Ferkel tauchte wieder auf, das genauso verdattert dreinsah wie sein menschliches Ebenbild es getan hatte. Ryoga saß neben Ranma auf der Veranda und rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare trocken. „Kannst du mir erklären was hier nicht stimmt?“ Er ließ das Handtuch in seinen Schoß fallen und stützte sich auf beide Arme nach hinten ab. Ranma schnaufte. „Pff, wenn ich das wüsste, wären wir alle um einiges Schlauer, dass kannst du mir glauben.“ Der Junge fuhr sich mit einer Hand über den Unterbauch, in dem es schrecklich zog. Der Schweinchenmann lehnte sich wieder vor und sah seinen Freund von der Seite einen Moment an. Auf seinem Gesicht lag ein seeliges und weiches Lächeln, seine Augen sahen in die Ferne, obwohl er hinab auf seine Kugel sah. Plötzlich weiteten sie sich jedoch und Ranma entwich ein erschrockenes Keuchen. Ryoga wusste nicht, was er machen sollte und fragte deswegen nur „Was?“ Ranma war so perplex, dass er nicht richtig mitbekam, wie sein Sitznachbar ihm eine Hand auf die Schulter legte. Dann löste er sich aus seiner Starre, ergriff Ryogas Hand aus einem Impuls heraus und presste diese gegen seinen Bauch. Erschrocken wollte dieser aufstehen und sich von ihm lösen doch als er spürte das unter seiner Hand sich die Haut leicht wölbte blieb er doch sitzen und sah gespannt herunter. Ranma war auf einmal unglaublich glücklich und es schien als sei seine Aura um ihn herum sichtbar geworden. Eine umgewöhnte Wärme umgab ihn und strahlte auf Ryoga über. Dann lachte Ranma und sah seinen Freund an. Ryoga konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, zog dann aber seine Hand unter Ranmas hervor. „Schade, dass Akane nicht da ist...“ murmelte Ranma leise und umfasste seinen Bauch mit beiden Händen. „Ryoga?“ „Ja?“ „Kannst du mir sagen was auf dem Geburtstag passiert ist?“ „Nein.“ „Ich würde zu gern wissen, was passiert ist. Ich kann mich aber an nichts erinnern. An gar nichts. Ich weiß nicht mal, wieso ich mich verwandelt habe. Akane sagte, ich muss ziemlich betrunken gewesen sein. Jetzt ist es eigentlich egal.“, sagte er dann und sah in den Himmel. Das Ryoga nicht wusste was auf dem Geburtstag los gewesen war, war mehr als offensichtlich, denn nach Ranmas Erinnerung war der junge Mann gar nicht anwesend gewesen. Ein entzücktes Lachen hinter ihnen ließ die beiden sich umdrehen. „Ryoga-kun, wie schön dich wieder zu sehen!“, bergrüßte Kasumi den jungen Mann. „Bleibst du zum Essen?“, fragte sie dann. Der Angesprochene sah kurz zu Ranma dann nickte er. Natürlich blieb er, so konnte er Akane sehen. Der Mittag verging, Akane kam Nachmittag heim und verkrümelte sich sofort in ihr Zimmer. Ryoga konnte ihr nur Hallo sagen, ehe die junge Frau auch schon die Treppen hochgestiegen war. Am späten Abend als Akane zum Abendbrot nicht erschien, machte sich Ranma etwas Gedanken um das Mädchen. Er wusste, wenn sie Müde war, man mit ihr nicht gut zurechtkam und schon mal einen Schuh an den Kopf bekam. Doch irgendwie trieb ihn eine Unruhe an, dass etwas nicht stimmte. Er schnaufte, als er sich vom Boden sitzend aufrichtete, streckte sich kurz und tapste dann los. An ihrem Zimmer angekommen, klopfte er. Keine Reaktion. Er klopfte nochmals, spätestens jetzt hörte man sie murren, aber auch dieses Mal blieb es stumm hinter der Tür. Ranma nahm den Türknauf in die Hand und drehte ihn. Er lugte um die Ecke und sah Akane im Bett liegen. „Akane?“, fragte er aber, das Kind bewegte sich nicht. Er schritt ganz in das Zimmer und ging zu ihr ans Bett. Er tippte ihr zaghaft an die Schulter. Er ließ sich auf der Bettkante nieder und rüttelte etwas fester, doch Akane wollte einfach nicht aufwachen. Dann griff er nach der dunklen Bettwäsche und wunderte sich, wieso diese nass war. Dann zog er sie weg. Er riss seine Augen auf und aus seiner Kehle entwich ein erschrockener Aufschrei. Von draußen hörte er gepolter die Treppe hochkommen. Als er Akane an den Schultern fasste und sie feste rüttelte kamen Ryoga dicht gefolgt von Kasumi ins Zimmer. Diese hielt sich die Hände vor den Mund, unfähig etwas zu tun. Auch der andere im Zimmer stand da wie angewurzelt. „Akane! Wach auf!“, rief Ranma, ließ ihre Schultern los und nahm ihren Arm. Ein Verband war um ihn gewickelt, der durchnässt von Blut war. Was erklärte, wieso die Decke an dieser Stelle feucht war, aber es erklärte nicht, was in das Mädchen gefahren war. Ranma drehte sich um und schrie ihre Schwester an „Steh nicht so dämlich da rum! Ruft einen Arzt!“ Ranma zog seine Bluse aus Seide aus und presste sie auf Akanes Arm. Als die beiden halsüberkopf aus dem Zimmer stürmten, hatte er sich wieder gesetzt und seine Verlobte an sich gedrückt, dabei stieß er mit dem Fuß gegen eine Kiste, die sich unter dem Bett herausschob. Er sah sie an und schubste sie mit einem Fuß ganz hervor. Der Deckel war nicht ganz geschlossen, weshalb er ihn mit einem Fuß bei Seite schieben konnte. Akane hatte mit ihrer fürchterlichen Handschrift, die keiner richtig lesen konnte, einen Notizzettel vollgeschrieben. Die Überschrift konnte er noch gerade so lesen. „Maskierungszauber...“ murmelte er. „Was ist passiert?“, hörte er Akane fragen. Er sah zu ihr und strich hier mit der Hand die Haare aus dem Gesicht. „Das sollte ich dich fragen. Was hast du dir dabei gedacht? Wolltest du dich umbringen?“ Umbringen? Akane verstand nicht, was er meinte. Dann sah sie müde auf ihren Arm, wo Ranma immer noch seine Bluse auf den Verband presste. Ach ja, ... es ist also schief gelaufen. Das musste es gewesen sein was die Hexe meinte, mit es ist gefährlich. Sie lächelte schwach und ihre Lider fielen langsam wieder zu. „Hat wohl nicht ge... klappt...“ „Akane!“, Ranma rüttelte so fest an ihr wie er konnte, doch sie machte die Augen nicht mehr auf. Es dauerte zwanzig Minuten, bis der Rettungsdienst da war, doch für ihn fühlte es sich an wie die Ewigkeit. Als sie mit der Trage herausgebracht wurde, trottete er hinterher, wollte sie nicht alleine lassen. Doch eine Hand legte sich auf seinen Oberarm und hinderte ihn daran, weiter zu gehen. Es war sein Vater. „Lass Soun mitfahren. Wir können ihnen so folgen.“, sagte der alte Mann zu seinem Sohn. Ranma versuchte erst sich aus seinem Griff zu lösen, aber dieser wurde nur fester. Sie sahen alle zu wie Akane und ihr Vater im Wagen verschwanden. Alle wussten nicht was sie denken sollten, wieso hatte Akane so etwas nur getan? Ranma dachte nach und dachte nach, dann fiel ihm dieser Zettel wieder ein. Er rannte los, hoch in ihr Zimmer. Schnaufend kam er dort an und griff in den Karton, der immer noch am Boden stand. „Was hatte sie nur vor?“, murmelte er und las sich die Notiz durch. Ryoga der hinter ihm zu stehen kam, sagte „Was meinst du?“ „Sie hat gesagt 'Hat wohl nicht geklappt'. Was wollte sie denn machen?“ Ranma ballte die Hand zur Faust und zerknüllte das Papier vor Zorn. Das Schwein nahm ihm den Zettel ab und las ihn durch. „Hört sich an wie ein Rezept. Neumond.“ Ein Buch, das auf ihrem Schreibtisch lag, fiel Ranma ins Auge, als er sich im Zimmer umsah. 'Hexen und andere Wesen. Wissenswertes über die Zauberkunst' war der Titel und ein Lesezeichen leitete ihn zu der Stelle, an der Akane wohl aufgehört hatte, zu lesen. Er schlug das Buch, das sehr altertümlich und westlich aussah, an der Stelle auf. „Wie man andere verhext und deren Nebenwirkungen. Unzählige alte Manuskripte und Schriften lassen darauf hindeuten, dass viele Hexen des 14. Jahrhunderts versucht haben, andere Menschen zu täuschen, damit sie nicht als Hexen identifiziert werden konnten. Dazu gibt es viele Rezepte und Möglichkeiten. Am besten Sie suchen sich eine alte Kräuterfrau und befragen sie. Irgendwann wird sie Ihnen Möglichkeiten aufzählen, Sie oder Ihre Liebsten zu verzaubern, wenn sie nicht wollen dass Andere von einer Veränderung etwas erfahren sollen.“, las er laut vor. „Was? Verzaubern?“ Ryoga legte das Papier neben das Buch. „Wollte sie dich Verzaubern? Und dafür muss sie nun mit ihrem Leben bezahlen... Du...“ eine dunkle Aura bildete sich um den Mann und er drehte sich bedrohlich langsam zu Ranma um. „Ach komm schon! Ich hab davon doch gar nichts gewusst! So eine blöde.... eine Dumme... Machoweib!!“ Er schlug die Hände vor sein Gesicht und schluchzte auf. Augenblicklich beruhigte sich Ryoga wieder. Er wusste, dass Ranma dafür nichts konnte. Er war ja nicht für die Taten Akanes verantwortlich. Dennoch gab er der kleinen rothaarigen Frau die Schuld an der ganzen Sache. Kasumi stand plötzlich in der Tür und kam ein paar Schritte auf die Männer zu. „Ranma, wir wollen los gehen.“, sagte sie, sah den Jungen dabei aber nicht an. Ihn beschlich das Gefühl, dass alle ihm die Schuld gaben. Dabei konnte er gar nichts dafür. Es war Akanes Entscheidung gewesen. Mit ein paar alten, verrosteten Fahrrädern machten sie sich auf den Weg. Kasumi hatte Nabiki auf dem Gepäckträger sitzen, wohingegen Genma seinen Sohn mit auf das Rad genommen hatte. Nur Ryoga musste laufen. Da sie aber mit ihrem Drahtesel so ein Tempo drauf hatten, konnte er nicht mithalten und verlor sie schließlich aus den Augen. Verdammt. Er würde dieses Krankenhaus niemals finden! Im Krankhaus angekommen, mussten sie alle im Wartebereich vor der Station sitzen bleiben. Es verging Stunde um Stunde, bis Akanes Vater Soun aus der Flügeltür trat und die Gruppe sah. Er ging erst zu seinen beiden Töchtern und nahm diese in den Arm. Ranma und sein Vater standen auf der anderen Seite des Ganges. Der Junge hatte dieses Hexenbuch fest in der Hand und starrte konzentriert aber voller Niedergeschlagenheit vor sich auf den Boden. Genma löste sich von der Wand und ging auf seinen alten Freund zu. Ranma hörte, wie die beiden leise miteinander sprachen, aber so richtig verstehen wollte sein Gehirn nichts davon. Er machte sich Vorwürfe, dass diese Situation so eskaliert war. Er war einfach vom Pech verfolgt. Soun ließ sich neben den Jungen in den Stuhl nieder. „Akane geht es gut.“ sagte er und bedachte seinen zukünftigen Schwiegersohn mit einem Blick, den keiner so richtig deuten konnte. Es lag Trauer, Verständnis aber auch Wut und Zorn, Enttäuschung und Verachtung in ihm. Ranma sah auf und man konnte seine Erleuchtung an seinen Augen sehen. Doch die tadelnden Blicke, die auf ihm ruhten, ließen ihn zornig werden und er ballte die Hände. „Es ist nicht meine Schuld!“, sagte er fest. „Das behauptet doch keiner.“, meinte Soun. „Doch! Es denken alle. Meint ihr etwa, ich sei blind und würde eure Blicke nicht sehen? Bin ich denn an allem Schuld was passiert? Meint ihr etwa, ich wollte das Ganze hier?“, er deutet dabei übertrieben auf seinen dicken Bauch und klatschte Akanes Vater das Buch auf die Oberschenkel. „Weiß der Geier, was sie vorhatte!“ Tendo nahm das Buch in die Hand und las in Gedanken den Titel. Dann reichte er es an die anderen weiten. „Ich habe keine Ahnung, was sie vorhatte. Sie wollte mir vermutlich nur helfen, was aber nicht geklappt hat. Irgendetwas aus Europa. Ich hoffe sie wird wieder gesund...“ Ranma wurde zum Schluss hin immer leiser, bis er ganz verstummte. Den Rest von seinem Monolog wollte er nicht mehr laut aussprechen, denn es ging niemanden etwas an, dass er Akane so innig liebte, dass er ohne sie nicht mehr Leben konnte, wollte. Als ein Arzt sich zur Gruppe gesellte, sprang der Junge auf. Er schnaufte und kam ins Straucheln, wurde aber von Soun am Arm gehalten, damit er das Gleichgewicht wieder finden konnte. Der Arzt sah alle der Reihe nach an. Dann sagte er „Ihr geht es gut. Sie hat nicht so viel Blut verloren. Ich rate ihnen allerdings, darüber nachzudenken, sie in eine Psychiatrie einzuweisen, denn dieser Selbstmordversuch sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.“ Ranma schnaufte. „Sie wollte sich nicht umbringen. Dazu hat sie gar keinen Grund.“ Der Arzt sah ihn an. „Ich kann verstehen, dass sie das glauben. Aber wir können nicht wissen, wie es in ihrem Inneren aussieht.“ Ohne darauf weiter einzugehen, fragte Ranma, ob er zu ihr dürfe. Nur widerwillig gab der Arzt nach, nachdem Ranma ihm unmissverständlich klar gemacht hatte, dass sein Kind, das von Akane sei, was gelogen war, aber das musst der Mann ja nicht wissen. Er führte die junge Schwangere zum Zimmer, hinter dessen Glastrennwand er Akane sehen konnte. „Seien Sie behutsam.“ Ranma nickte. Tze, Akane konnte sich auf etwas gefasst machen! Er ging zu ihr und setzte sich leise auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Vorsichtig nahm er Akanes Hand und drückte sie leicht, in der Hoffnung, sie würde reagieren. Eine Weile geschah nichts und er sah einfach nur ihre blasse schmale Hand in seiner an. Dann raschelte es und ein seufzen drang an seine Ohren. „Akane?“, fragte er und beugte sich vor, um sie besser zu sehen. Die junge Frau drehte den Kopf und sah ihn direkt an. Sofort legte sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen. „Was hast du dir dabei gedacht?“ Sein Blick war vorwurfsvoll, das sollte er auch sein. Sie sollte wissen was er von dieser Aktion hielt. „Ich wollte dir helfen, deinen Abschluss zu machen“, murmelte sie leise. Ranma schnaufte. „Was für ein Blödsinn! Na, dann hab ich eben Keinen. Davon geht die Welt nicht unter.“ „Aber der ist Wichtig“, protestierte sie. „Nein ist er nicht. Mir ist wichtiger das es dir gut geht.“ sagte er und strich ihr mit seiner anderen Hand das Pony aus der Stirn. „Ich will mit dir zusammenleben, ob ich einen Schulabschluss habe oder nicht. Das ist völlig egal. Ich kann auch ohne die Kampfschule führen und so für unsere Familie sorgen.“ Akanes Augen weiteten sich ein bisschen. Sie war sichtlich ein Narr, dass wusste sie schon lange. Immer glaubte sie, Ranma sei nur mit ihr zusammen, weil es ihre Eltern so gewollt hatten. Aber immer wieder sagte er, dass er nur wegen ihr noch da war, weil er sie wirklich liebte. Akane verstand nun. Sie lachte leise und griff mit ihrem bandagierten Arm nach seiner Wange. „Danke“, hauchte sie. „Ich liebe dich Ranma. So wie du bist.“ Dann schlossen sich ihre Augen wieder und sie seufzte leise. Er wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke über die Augen. „Ich liebe dich auch.“ Er hatte es noch nie laut ausgesprochen. Es war leise, aber es war trotzdem laut genug, dass Ryoga es an der Tür hören konnte. Er hatte lange gebraucht, dieses verfluchte Gebäude zu finden. Jetzt war er wütend, dass er ausgerechnet heute geschafft hatte, es in nur ein paar Stunden und nicht Tage zu finden. Lautlos drehe er sich um und verließ das Krankenhaus. Er würde nie wieder herkommen. Ach, Akane!   -----+-----   Ohje, der arme Ryoga. Ob Ranma da mal nicht noch ärger mit ihm bekommt. Im nächsten Kapitel wird der Junge in das Geheimniss der Weiblichkeit eingeführt. Kapitel 5: September und Oktober -------------------------------- Die Wochen plätscherten so dahin. Ranma wurde zunehmend unleidlicher und sein Bauch hatte die volle Größe erreicht. Irgendwann saßen er, Akane, ihr Vater und Nabiki am Tisch. Letztere blätterte in einer Zeitschrift hin und her, Tendo las die Tageszeitung und Akane stickte an irgendetwas herum, das Ranma nicht definieren konnte. An ihrem Talent hatte sich nichts geändert. Nabiki sah auf, „Stellt euch mal vor, Akane würde in eine Quelle fallen, in der ein Junge ertrunken ist.“, platzte es aus ihr heraus. Akane sah auf. „Wieso sollte ich?“ „Na überlege doch mal. Was das für neue Erfahrungen wären. Und außerdem wäre es dann egal, ob Ranma eine Frau ist oder nicht. Dann könntet ihr euch immer lieben“ Akane sah ihre Schwester finster an. Ranmas Kopf wurde im ersten Moment hochrot. Sollte das heißen, dieses Luder hatte sie belauscht? Er überspielte seine Unsicherheit, indem er mal wieder einen Witz machte. „Akane braucht dafür in keine Quelle zu fallen. Sie ist so schon männlich genug.“, dann kreuzte er die Arme vor der Brust und sah zur Seite. Mit einem Knall warf Akane den Stickrahmen auf die Tischplatte und stand auf. „Da hast du wohl recht.“, sagte sie und verließ das Zimmer. Man konnte noch das Tor zufallen hören, dann war Stille im ganzen Haus. Soun ließ seine Zeitung ein Stück sinken und sah über die Kante hinweg Ranma an. „Junge. Was hast du dir nun wieder geleistet... Geh ihr nach.“ Dann hob er die Zeitung wieder und las weiter.   Akane lief und lief, ohne wirkliches Ziel. Ihr war es einfach zu blöd, sich jeden Tag wegen ihm zu sorgen und dann machte er wieder so einen dummen Witz. Sie hatte gedacht, über diese Ebene wären sie hinweg, seit ihrem sehr intimen Gespräch. Als sie stehen blieb, sah sie vor sich den schmalen Grabstein ihrer Mutter. War sie wirklich so weit gelaufen? Die junge Frau hockte sich vor das kleine Grab und legte die Hände in den Schoß. „Hallo Haha“, flüsterte sie. „Ich war lange nicht mehr hier. Es ist viel passiert. Ich hab dir doch von diesem Ranma erzählt. Du wirst es kaum glauben, aber er ist in seinem weiblichen Körper gefangen. Und er ist von Irgendjemanden schwanger. Und ich hab ihn deswegen fast rund um die Uhr am Hals. Manchmal könnte ich ihm wirklich den Hals umdrehen, so nervt er mich. Aber ich liebe ihn trotzdem. Genauso, wie er ist, vom ersten Augenblick an. Das weiß ich jetzt. Ich weiß auch, dass er mich sehr gern hat. Aber was soll ich tun? Kann ich ihn denn wirklich bis zum Ende unserer Tage lieben? Was ist, wenn das Kind da ist und sich der Vater meldet. Was ist, wenn ich es nicht schaffe, diesem Kind die Liebe zu geben, die ich meinem Eigenen geben würde... Ach, Haha-chan! Ich wünschte, du wärst hier und könntest mir helfen.“ Akane schloss kurz die Augen, dann hob sie den Kopf, als der Wind auffrischte und ihr eine warme Brise um die Nase wehte, als ob ihre Mutter ihr Mut machen wollte. Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie auf den Tempel, der unweit vom Friedhof entfernt lag. Sie dachte an das Mädchen, welches sie früher immer vor dem Tempel getroffen hatte, als ihre Familie hier her unterwegs war. Sie war eine Freundin gewesen, mit der sie immer gespielt hatte, waren sie hier oder in der Nähe. Akane dachte daran, dass sie sicher eine junge hübsche Frau geworden und bestimmt schon Mutter war. Sie schmunzelte und legte den Kopf schief. „Danke, Haha. Ich werde ihm verzeihen. Ich verzeihe ihm jeden schlechten Scherz, den er auf meine Kosten macht.“ Sie stand auf und ging wieder nach Hause. Dabei dachte sie an das Mädchen und daran was sie alles erlebt hatte. In einer anderen Zeit fing eine junge erwachsene Frau an zu niesen. Sie hielt sich schniefend die Hand vor den Mund und blieb stehen. Ein Mann drehte sich um und rief ihr zu „He! Kagome, trödle nicht so rum'!“   Frustriert blieb Ranma auf einer Bank am Straßenrand sitzen. Wie sollte er Akane finden, wenn er gar nicht wusste, wo sie hingegangen war. Was musste die sich auch immer so aufregen und so sauer sein, wenn er einen Witz machte. Sie wusste doch ganz genau, dass er es nicht so meinte. Er überspielte seine Unbeholfenheit und Unsicherheit auf solche Kommentare immer mit einem Witz auf ihre Kosten. Er schnaufte und wischte sich mit der Hand über die Stirn. Es war so heiß! Und dazu kam das er dauerspitz war, was ihn innerlich nur noch mehr aufheizte. Das war es auch gewesen, was Nabiki sicher meinte. Da kam ihm in den Sinn, woher wusste sie das überhaupt? War sie wirklich so eine dreiste blöde Kuh, dass sie die Beiden ständig beobachtete? Hatte Nabiki sie etwa beobachten als Akane... und er...? Ihm steig die Schamesröte schon wieder in die Wangen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie wirklich dabei zugesehen hatte wie Akane... bei dem Gedanken musste er erregt keuchen, als er an Akanes Hand dachte und was sie gemacht hatte. Sie hatten zuvor schon mehrmals darüber geredet, was komisch war, denn zum Küssen waren sie zu feige, aber über so etwas konnten sie reden... „Akane, ich hab eine Frage...“ „Hm?“, machte die Frau, die neben ihm auf dem Bett lag und in einer Zeitschrift blätterte. „Wenn ihr Frauen so richtig... Naja, wenn ihr jemanden gesehen habt, den Ihr so richtig toll findet, und dann, du weißt schon und dann darüber nachdenkt was… was macht ihr dann?“ Akane sah auf. „Was?“, fragte sie. „Jetzt bitte noch mal so, dass ich es auch verstehe.“ Ranma hatte etwas Röte im Gesicht und beugte sich zu ihr herunter, um ihr ins Ohr zu flüstern. „Oh“, machte sie dann nur. „Na, ich vermute das Gleiche, was ein Mann in so einer Situationen tun würde.“ Ranma stockte der Atem. Ja er wusste, was er dann tun würde, wäre er in seinem männlichen Körper. Da wusste er es ganz genau. Aber in diesem Körper wollte er sich da nicht anfassen. Außerdem war es ein komischer Gedanke, dabei nichts in der Hand zu halten. Er wurde noch roter und seine Erregung an den Gedanken, was er mit seinem Ding machen würde, ließ ihn leise keuchen. Akane verdrehte die Augen. „Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du als Mann in einem Frauenkörper dir noch nie zwischen die Beine gefasst hast? Aber deine Titten zeigst du Jedem.“ „Das ist auch was völlig Anderes!“, maulte er. Akane richtete sich auf und zog die Knie unter sich. „Es ist doch nichts Schlimmes, sich anzufassen.“ Damit gab sie offen zu, es auch zu tun. Das sie daran an ihn dachte, musste sie ja nicht erwähnen. „Und wie funktioniert das?“, fragte er. Akane zuckte mit den Schultern. „Na, es funktioniert eben irgendwie. Das musst du selbst herausfinden. Jede Frau mag es anders.“ Ranma sah weg. Wie peinlich dieses Gespräch war. „Ganz ehrlich? Ich hatte von dir erwartet, dass du als aller Erstes als du dich damals verwandelt hattest, sofort zwischen die Beine fasst. Verstehe mich nicht falsch, aber ich denke von euch Männern eben, dass ihr alles Lustmolche seid, die sich nichts anderes Wünschen, als sich jeden Tag selbst an die Brüste zu fassen, wenn ihr mal in einem Frauenkörper stecken würdet.“ Akane hatte ja nicht unrecht. Ranma dachte nach und es gab sicher Einige, die gern mit ihm getauscht hätten. Aber er nicht. Er war kein Lustmolch. „So denkst du von mir?“ Er war etwas enttäuscht. „Nein, ich denke nicht so von dir. Es war mein erster Gedanke, als ich dich kennengelernt hatte und erfuhr, was mit dir los ist.“ Ranma schnaufte beleidigt, als er sich daran zurückerinnerte. Er lehnte sich zurück und faltete die Hände hinter seinem Kopf zusammen, gähnte lange und sah in den Himmel. Er lag nur mit einer Hotpants aus Leinen und einem dünnen Trägertop auf dem Boden und strecke alle Gliedmaßen von sich, starrte dabei an die Decke des Dojo und stöhnte erschöpft. Er hatte ein paar einfache Übungen gemacht, um nicht ganz aus dem Training zu kommen, doch diese Hitze und seine beginnende Kurzatmigkeit hatten ihn früher beenden lasen, als er geplant hatte. Akane stand noch neben ihm und machte die letzten Übungen fertig, als er zum hundertsten Male ein Seufzen von sich gab. Akane brach ihre Haltung ab und sah ihn wütend an. „Kannst du nicht mal aufhören mit deinem Gestöhne? Das macht einen ja ganz kirre!“, schnaufte sie. Mit dem Ärmel ihrer Trainingsjacke wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht. „Es. Ist. So. Warm!“ keuchte er. „Ja, uns allen ist warm.“ Akane ließ sich neben ihm im Schneidersitz nieder und fächerte ihm etwas Luft zu. Sie konnte sehen, dass es ihm nicht sonderlich gut ging. Da Ranma sich weigerte, Büstenhalter zu tragen, ragten seine spitzen Brustwarzen in die Höhe und zeichneten sich unter seinem orangefarbenen Top deutlich ab. Sie hoben und senkten sich zu seiner Atmung und sein Bauch schien sich mit ihnen um die Wette zu recken. Akane legte eine Hand auf ihn, als sie eine leichte Delle sah und lächelte friedlich, als sich etwas gegen ihre Hand drückte. Es war nun der siebte Monat, noch zwei hatte er vor sich. Akane hatte nach ihrem Gespräch lange überlegt wie sie Ranma in dieser einen Sache weiterhelfen konnte. Ihr stieg die Röte in das Gesicht, wenn sie daran dachte aber ihr ging auch das Gejammer auf die Nerven. Ständig stöhnte er und sah mit seinen verschleierten, erregten Augen zu ihr. Nachdem sie ihm erklärt hatte, dass manche Frauen es eben mit der eigenen Hand bevorzugten oder spezielle Hilfsmittel benutzten, war er mit hochrotem Kopf aus ihrem Zimmer gestürmt. Sie musste schmunzeln. Küssen ging nach wie vor nicht, nur hier und da mal eine Umarmung, die etwas länger dauerte, oder eine Berührung mit der Hand am Arm. Aber über so etwas konnte sie mit ihm reden, das war schon sehr als merkwürdig. Sollte sie das vielleicht jetzt ändern? Sie waren alleine, keine Gäste, die man erwartete oder so. Kasumi war bei Doktor Tofu, Nabiki bei einer Freundin und ihre Väter waren in der Stadt unterwegs. Ranma schnaufte leise. Er war eingeschlafen. Akane beugte sich über ihn, sah ihm in das Gesicht und kam mit ihren Lippen seinen immer näher. Sie traute sich nur, ihn zu küssen, wenn er schlief. Meistens wenigstens. Sachte legte sie ihre Lippen an seine, wohlgeformten rosafarbenen Lippen und schauderte, wie weich sie sich anfühlten. Sie hatte ihn noch nie geküsst, wenn er eine Frau war. Merkwürdigerweise gefiel ihr es und sie küsste ihn noch mal, diesmal aber länger und mit ein bisschen mehr Druck. Ranma seufzte und öffnete seine Lippen, ohne dabei wach zu werden. Akane fragte sich was er gerade Träumen würde. Vielleicht von ihr? Sie stützte sich mit einem Arm neben seinem Kopf ab, löste ihre Lippen, als er seine öffnete und sah ihn noch einmal an, ehe sie ihn wieder küsste. Sie wurde etwas mutiger und nahm seine Unterlippe auf und saugte an ihr. Dann erschauderte sie, als er seine Hand hob und sie im Nacken fasste. Erst danach öffnete er seine Augen und sah ihr in ihre rehbraunen Pupillen, die deutlich geweitet waren. Er stutzte kurz. War er im falschen Film? Er drückte sie etwas von sich, „A-Akane?!“ Sie lächelte ihn nur an. Eine ungeheure Abenteuerlust und eine Portion Mut war in sie gefahren, dies jetzt zu tun. Wenn sie jetzt kneifen würde, würde sie nie wieder so viel Energie dafür aufbringen können. „Ranma... Du siehst schön aus.“, hauchte sie und schloss ihre Augen halb. „Was?“, flüsterte er fragend. „Du hast mich gefragt was Frauen machen, wenn sie erregt sind. Ich werde es dir zeigen, denn mir geht dein Gejammer auf die Nerven.“ „W-Was... Aakane... das geht nihah!“ Ranma konnte seinen Satz nicht mehr zu Ende reden, da seine Freundin einerseits ihre Lippen wieder auf seine presste und andererseits ihre Hand in seine Hose schob. Er krallte sich an ihrer Jacke fest und legte den Kopf in den Nacken, als er ihre Hand spürte wie sie zielsicher genau den Punkt erreichte, dem sie versucht hatte, ihm zu erklären. Akane küsste seinen Hals und zog an der nach Salz schmeckenden Haut, als er sich unter ihr wand, ihren Namen keuchte, als sie mit einem Finger eindrang, ihn wieder heraus zog und dabei ganz flüchtig einen der vielen Punkte berührte, die jede Frau zur Extase bringen konnten. Sie zog ihre Hand ganz zurück, strich dabei über seinen Venushügel und spürte den Schauer, der sich über Ranmas Körper ausbreitete. Er keuchte nochmal und atmete schwer ein und aus. Was war das denn gewesen? Er sah wieder zu ihr. „Das waren nur zwei Punkte. Und dafür braucht man nichts weiter, als seine Hand, also nicht anders als bei euch Männer.“ murmelte sie. „Wenn du willst, kann ich es dir zeigen.“ Ranma nickte. Er wollte es jetzt, obwohl er höllische Angst davor hatte. Akane ergriff seine rechte Hand und glitt mit dieser wieder in sein kleines Höschen. Er erschauderte, als er sich das erste Mal so richtig intensiv berührte. Bei der täglichen Hygiene war es nur flüchtig mit dem Handtuch. Akane drückte seine Hand gegen sich selbst und fing an sie zu bewegen. Dabei küsste sie ihn wieder um sein Stöhnen zu ersticken. Sie legte ihre Mittel und Ringfinger auf seine und drückte diese in einer flüssigen Bewegung in sein Inneres und schmunzelte als er erschrocken zusammenfuhr. Es war warm und feucht und irgendwie fühlte es sich für ihn an, als sei es kein Teil von seinem Körper. Er keuchte in den Kuss, den er nur zu gern erwiderte, als Akane ihre mit seiner Hand zu bewegen begann. Immer wieder glitten sie beide hinaus und wieder rein. Dann ein bisschen hier und ein bisschen da berührend. Eine kreisende Bewegung und immer mehr Druck und immer schneller. „Akane...“ stöhnte er und drückte sein Becken gegen ihre Hand. Er war auf der höchsten Wolke angekommen, die man erreichen konnte und so unglaublich zufrieden gewesen. Die junge Frau hatte ihre Hand nur wenige Sekunden vor der absoluten Extase zurück gezogen, um ihm zu zeigen wie toll es war, wenn man nur sich und seine Gedanken hatte. Erschöpft aber zufrieden schnaufte er und lächelte sie an. Der Schleier auf seinen Augen war fast verschwunden. Auch Akane war zufrieden. Jetzt musste sie sich das Gejammer nicht mehr länger anhören, nun konnte er seiner Dauererregung selbst Abhilfe schaffen. Und das alles auf dem Boden im Dojo, wo jeden Moment jemand hätte hereinkommen können. Er konnte es noch immer nicht glauben, wer oder was sie dazu getrieben hatte. Andererseits war er ihr für den Moment dankbar gewesen. Wenigstens für einen Augenblick war dieses Gefühl befriedigt. Aber seitdem kein zweites Mal. Er wusste zwar nun, wie es ging, aber er konnte das einfach nicht. Es fühlte sich einfach falsch an. Ob er sie vielleicht...? „Was machst du denn hier?“ Er sah auf, vor ihm stand seine Verlobte und sah ihn fragend an. „Was? Ah, ich äh... ich hab dich gesucht! Warum läufst du einfach weg?“, er stand auf und sah sie böse an. Seine Wangen waren noch gerötet von den Gedanken, die er gehabt hatte. „Warum machst du immer dumme Witze?“, konterte sie. „Du weißt doch, dass ich die nicht ernst meine.“ „Sie tun trotzdem weh, Ranma.“ Akane sah nun traurig aus. „Es tut mir leid.“, gab er kleinlaut zu und sah ihre Sandalen an. „Schon gut.“, lachte sie und ergriff seine Hand. Überrascht sah er wieder zu ihr auf. Dann lächelte auch er. „Uff“, machte er und hielt sich mit der anderen Hand den Bauch. „Was ist los?“, etwas besorgt trat sie einen Schritt näher. Ranma nahm ihre Hand und legte sie an die Stelle wo das Kind sich gerade versuchte einen Weg nach draußen zu bahnen. Zumindest fühlte es sich so an. Akane kicherte leise und sah gespannt auf ihre Hand. „Das wird sicher ein richtig starker Junge.“ sagte sie dann. „Woher willst du wissen, ob es ein Junge wird?“, fragte Ranma mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Irgendwie hab ichs im Gefühl.“, lachte sie und hopste los Richtung Zuhause. Er blieb noch einen Moment stehen und ging ihr dann ebenfalls lachend hinter her.   Die nächste Woche verlief genauso, wie die davor. Eines Abends saß Ranma wieder einmal neben Akane auf ihrem Bett. Er hatte einen ihrer Manga in der Hand und blätterte ihn durch. Es war ein solcher mit Herzschmerz und gutaussehenden Jungs, auf was Mädchen eben so standen. Etwas albern und übertrieben fand er die Darstellungen schon, wie sie überschwänglich um die Gunst der Frauen kämpften. Dann blätterte er über ein paar Seiten, von denen er nicht gedacht hatte, sie in diesem Heft zu finden. Er wurde rot um die Nase und klappte das Buch mit einem leisen klapp zu. Akane sah auf. „Ist was?“ „Nein...“ Akane nahm ihn den Manga aus der Hand. „Sag mal, wieso liest du das?“, etwas entrüstet steckte sie das Buch unter ihr Kopfkissen. Peinlich war ihr das ohne Ende. Wie konnte er nur ausgerechnet den aus dem Regal holen. Zu spät, dachte er und rollte sich auf die Seite, zog die Beine an, soweit es ging und versuchte so seinen hochroten Kopf zu verstecken. Zwischen seinen Schenkel wurde es schon wieder feucht und er musste leise murren. Seine Freundin hatte davon nichts mitbekommen und las den Artikel über die besten Kinderbetten weiter. Im Gegensatz zur werdenden 'Mutter', die sich kein bisschen um solche Dinge zu kümmern schien, wollte sie nichts falsch machen. Als sie fertig war schlug sie eine Seite weiter und las den nächsten Artikel. Der Inhalt war höchst interessant und sie sah im Augenwinkel zu ihrem Freund, der ihr den Rücken zugewandt hatte. „Hier stellt eine Frau eine Frage. 'Ist Sex während der Schwangerschaft ok, oder schade ich damit meinem Kind?' Die Schreiben, dass es normal sei, während der Schwangerschaft erregt zu sein und die Lust auf Sex immer mehr werden kann. Man müsse dann eben andere Stellungen austesten, wo der Bauch nicht im weg ist. Außerdem sagen sie, zu masturbieren wäre eine Art Muskeltraining der Vagina und des Uterus.“, las sie vor. Ranma brummte leise. „Hier sind sogar ein paar Bilder dabei, die solltest du dir vielleicht mal ansehen. Dann kannst du noch etwas lernen.“ Akane reichte ihm die Zeitschrift, als er sich etwas zu ihr gedreht hatte. „Ich will das nicht sehen, Akane. Das macht...“ er sah die Bilder und augenblicklich überflutete ihn wieder dieses Verlangen. Er drehte sich wieder weg und brummte beleidigt. Er glaubte sie zog ihn damit nur auf. Vor ein paar Tagen erst hatte sie ihm einen anderen Artikel unter die Nase gehalten, in dem es um Selbstbefriedung ging. „Ranma, hast du es denn seit dem Mal gemacht?“ Er schwieg eine Weile. „Nein.“ brummte er sauer. „Wieso denn nicht?“ Akane sah mit Unverständnis zu ihm. „Weil ich das nicht kann.“ „Das versteh ich nicht. Wie oft machst du es denn, wenn du ein Kerl bist?“, fragte sie unverblümt. Wo kam das denn plötzlich her?! „Sag mal, ist bei dir aller okay? Seit wann redest du denn so offen über solche Themen?“, fragte er dann und drehte sich wieder zu ihr, „Wir sind erwachsen Ranma. Ich denke irgendwann sollte man eine gewisse Reife erreicht haben, wo man darüber reden kann, ohne dabei anzufangen zu kichern.“ „Aus deinem Mund hört sich das aber falsch an.“ „Bekomme ich eine Antwort?“, fragte sie und hob beide Augenbrauen. „Worauf?“ „Wie oft du es machst, wenn du ein Kerl bist. An wen denkst du dabei?“ Musste er dies Frage echt beantworten? Akane lächelte leicht. „Ich mach es schon ziemlich oft. Besonders wenn ich meine Tage gerade hatte.“, sagte sie dann plötzlich und klang dabei etwa zu stolz für seinen Geschmack. „Wieso erzählst du mir das?“ „Wir sind bald verheiratet. Ich denke es wird an der Zeit, dass wir uns mal etwas mehr und intimer kennenlernen.“ „Oft.“, gab er ihr ihre Antwort, die sie wollte. „Und an wen denkst du dann?“ „An Frauen.“ „Und an welche? Große Brüste? Vielleicht eine Schauspielerin?“ „Nein.“ Akane sah ihn eine Weile stumm an, als er nichts weiter sagte, stöhnte sie, „Maaaan! Muss man dir alles aus der Nase ziehen? Weißt du an wen ich denke? An dich!“ Ranma sah sie erstaunt und erschrocken zu gleich an. „An mich?!“ „Ja. Warum verwundert dich das so sehr?“, fragte sie und zog eine Schnute. „Ich finde deinen Körper sehr attraktiv. Also wenn du ein Mann bist.“ Was sollte er darauf sagen. „Das schmeichelt mir jetzt etwas.“ „Ach komm. Du bist mein Verlobter, da darf ich mir dich doch nackt vorstellen. Dabei ist doch gar nichts.“ „Naja, wir haben uns ja nicht die ganze Zeit so gut verstanden.“, murmelte er. „Da hast du recht, aber ich fand dich schon immer attraktiv und habe mir eine ganze Weile vorgestellt wie es wohl wäre wenn... du weißt schon.“ Ranma senkte den Kopf. Wie gerne hätte er ihr diesen Wunsch erfühlt, schon vor dieser Schwangerschaft, aber er war einfach zu feige gewesen. Mit jedem Gegner nahm er es auf, aber mit sich selbst zu Kämpfen, war ein Kampf, den er nicht gewinnen konnte. „Es tut mir leid, dass ich dir das im Moment nicht geben kann.“ „Du wirst ja nicht ewig schwanger sein. Außerdem steigt doch so nur die Vorfreude, oder?“ „Und was ist, wenn ich so bleibe? Wenn ich nicht mehr zum Mann werden kann?“ Akane zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht. Das werden wir dann sehen, wenn es soweit ist.“ Ranma nickte leicht. Dann drehte er sich wieder von ihr weg. Nach einem Moment sah er sie aber wieder an. Er überlegte ob er sie fragen sollte, ob sie noch mal…, aber er wusste nicht ob ihr das überhaupt gefiel und sie es im Dojo nur gemacht hatte, damit er endlich Ruhe gab. Aber auf der anderen Seite hatte ihn dieses Gespräch nun so angemacht, dass er Angst hatte, aufzustehen und unter ihm alles nass war. Wieso musste er auch ausgerechnet heute eine dunkelblaue Jogginghose tragen. Kurz entschlossen drehte er sich zu ihr um. „A... Du...“, begann er. Akane sah wieder zu ihm. „Ja?“ „Kann ich dich fragen, ob du...“ Mit seinen Augen sah er kurz in seinen Schritt und dann wieder zu seiner Freundin. Sie folgte seinem Blick und lächelte als sie sah, was er meinte. „Unter einer Bedingung.“ „Die wäre?“ Akane legte die Zeitung auf ihren Nachtisch und drehte sich zu ihm, drückte ihn nach hinten auf die Bettdecke und schob ihre Hand in seine Hose, um im gleichen Moment seine unter ihr Nachthemd zu schieben. „Keine Angst, bei mir funktioniert es genau gleich.“ Ranma keuchte erschrocken und dann legte sich ein Schleicher der puren Lust um beide Frauen. Kapitel 6: November und Dezember --------------------------------   Der restliche Oktober und der halbe November verliefen ohne Zwischenfälle. Abgesehen davon; dass die brütende Hitze von einer eisigen Kälte, die durch die Räume des Tendoanwesens kroch abgelöst wurde, gingen alle ihrem Alltag nach. Akane stand nach wie vor an der Kasse des Supermarkts, Nabiki hatte angefangen zu studieren und Kasumi war die meiste Zeit des Tages bei Doktor Tofu. Nachdem dieser ihr endlich einen Heiratsantrag gemacht hatte, der aus seiner Sicht ein voller Erfolg war, er aber in Wirklichkeit die ganze Zeit mit einer vollen Mülltonne geredet hatte, begann die junge Frau ihre Freizeit bei ihm zu verbringen. Das war sicher voller Vorteile für Kasumi, aber es brachte Nachteile für die restliche Familie. Sie alle waren nicht mehr so überversorgt durch Essen und Liebe. Jetzt stand Soun Tendo wieder in der Küche, wie er es getan hatte, als seine Frau verstorben war. Zum Glück war es nicht Akane die sich als Hausfrau zu behaupten versuchte. Ranma lag neben dem Tisch im großen Raum, und hatte seine Beine unter diesen gesteckt, da dort die kleine Heizung stand, das Einzige, was das Leben im Haus angenehm machte. Der Fernseher war angeschaltet und die Gameshow, die lief, war nur ein Hintergrundgeräusch, denn seine Gedanken waren wo ganz anders. Akane würde sicher bald nachhause kommen. Soun war auf einer Tagung des Stadtvorstandes und sein Vater war unterwegs einkaufen. Er seufzte und hielt sich die Hände an seinen Bauch, als das Kind wieder zu boxen begann. Langsam aber sicher hatte er keine Lust mehr. Wenn er daran dachte noch vier weitere Wochen mit dieser Kugel rum laufen zu müssen... Seine Gedanken schweiften wieder ab. Seit Nabiki nicht mehr jeden Tag im Haus war, war es irgendwie langweilig geworden. Auch wenn er diese Frau nie richtig mochte, ihre merkwürdigen Einfälle und ihre ganzen Spionageattacken, hatten den Tag irgendwie spannend gemacht. Und dann dachte er wieder an ihrem blöden Kommentar bezüglich „Liebe machen“. Er hatte sie mal darauf angesprochen, aber Nabiki hatte ihm oder Akane nie eine Antwort gegeben. Wenn sie die beiden nun wirklich dabei beobachtet hatte, wie Akane... und er... sofort stieg ihm die Hitze wieder in die Wangen. Oh Mann, ob das irgendwann auch mal aufhören würde? Ranma stützte sich auf die Ellbogen und sah hinüber zur Tür, als er die Haustür hörte wie sie auf und zu geschoben wurde. Niemand meldete sich, also stand er auf, schnaufte angestrengt und schlürfte in den Flur. „Ryoga?“, vor ihm saß das kleine schwarze Ferkel P-chan, zitternd und niesend. „Du bist damals einfach verschwunden, wo warst du die ganze Zeit?“, fragte er und hob das Ferkel an seinem Halstuch hoch. Müde sah es aus, aber sofort fuchtelte es mit seinen kleinen Ärmchen herum und wollte ihn Schlagen. „He! Ich hab dir gar nichts getan!“ Ranma ließ ihn einfach fallen. Quiekend kam es auf dem Dielenboden auf und rollte nach hinten. „Im Bad ist warmes Wasser.“, sagte er dann und ging wieder zurück um sich an den Tisch zu setzen. P-chan tapste los, um sich im Bad warm zu duschen und wieder zum Menschen Ryoga zu werden. Dann ging die Haustür wieder auf und Ranma hörte Akanes Stimme. „Bin wieder da!“, rief sie und zog ihre Jacke aus. Im Türrahmen stehen bleibend rieb sie sich die Arme und lächelte Ranma an. „Ich geh erst mal heiß Baden. Draußen ist es ganz schön kalt geworden.“, sagte sie und machte sie sogleich auf den Weg in ihr Zimmer, um anschließend Richtung Bad zu gehen. Ranma stützte gelangweilt seinen Kopf auf einem Arm am Tisch ab und starrte in die Flimmerkiste. Dann fiel ihm ein, dass Ryoga im Bad war. Er riss die Augen auf, sprang auf, von Schwindel gepackt stolperte er auf die Tür zu und wollte seine Freundin aufhalten. Doch er war etwas zu spät. Akane stand spärlich bekleidet in der Tür, starrte in das Innere es Raumes. Über ihre Schulter konnte er Ryoga sehen, wie er nackt wie am Tag seiner Geburt in der Wanne stand und Akane genauso anstarrte wie sie ihn. Akane senkte den Kopf. Wie in Zeitlupe drehte sie sich um und stieg die Treppen in ihr Zimmer wieder rauf. Ryoga stand noch immer da, bewegte sich nicht, bis Ranma ihm ein Handtuch entgegenwarf. „Wäre wohl besser du wirst wieder zum Schwein.“ Dann stieg Akanes Verlobter keuchend die Treppe hoch und klopfte an ihre Zimmertür. „Geh weg!“, rief sie. „Ich bin es. Ryoga ist gegangen.“, das stimmte nicht ganz. Er trat ein und lies sich auf die Bettkante nieder. „Wie konnte er nur!“, rief sie in ihr Kissen. „Was meinst du?“ Ranma verstand nicht, was sie meinte. Jemanden nackt zu sehen war ja wohl nun nichts, für das man ihn hassen würde.   Als Akane ihr Zimmer betrat, zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus, schlang halbherzig ein Handtuch um sich und griff im Schrank nach neuer Kleidung. Dann hopste sie die Treppe wieder runter und öffnete die Badezimmertür. „P-chan!“, rief sie, doch just in diesem Moment hatte das kleine Ferkel den Heißwasserhahn aufgedreht und verwandelte sich vor ihren Augen wieder zurück in einen Menschen. In Ryoga! Wie angewurzelt blieb sie stehen und konnte nicht glauben, was sie da sah. P-chan? Die ganze Zeit? Sie senkte den Kopf, enttäuscht und traurig, sauer und wütend. Dann drehte sie sich um und ging wieder in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter sich und warf sich auf das Bett, schluchzte in ihre Kissen. Die ganzen Jahre hatte er sie angelogen, sich in ihr Bett geschlichen, hatte sie ihn nichtsahnend an ihre Brust gedrückt und dieser verlogene Mistkerl hatte es schamlos ausgenutzt. Als es an ihrer Tür klopfte, wollte sie niemanden sehen. Ranma kam in ihr Zimmer und ließ sich auf ihrer Bettkante nieder. Sein schweres Atmen hing eine Weile in der Luft, ehe sie in ihr Kissen schrie, „Wie konnte er nur!“ Ranma legte ihr eine Hand auf die Schulter, doch sie rückte weg und zischte ihn an. „Und du auch! Wieso hast du mich die ganzen Jahre angelogen?“ „Akane, ich habe ihm versprochen, nichts zu sagen.“ „Lügner!“, rief sie und gab ihm ein Tritt mit dem Fuß gegen sein Po, buxierte ihn so vom Bett. „Wieso glauben immer alle, vor mir Geheimnisse haben zu müssen?“ „Warum gibst du mir jetzt die Schuld dafür? Es ist doch sein Problem, ein Schwein zu sein! Ich hab damit gar nichts zu tun.“, maulte er und rieb sich die Pobacke dabei. „Du hättest mich warnen können!“ „Ach ja? Ich hab dir so viele Hinweise gegeben, dass Ryoga und P-chhan die gleiche Person sind. Was kann ich dafür, wenn dein Hirn zu klein dafür ist, es zu verstehen.“ „RAUS HIER!“, Akane packte ein Buch und warf es nach ihm. Es traf ihn an der Schulter. „Spinnst du?“ „Verschwinde endlich!“   „Na super, jetzt ist sie auf mich sauer.“, maulte die Rothaarige und sah Ryoga finster an. „Nicht mein Problem“, murmelte das Ferkel. „'Nicht mein Problem'? Sag mal spinnst du? Ist ja sehr wohl dein Problem! Du hast das verbockt, also biegst du das auch wieder gerade.“ Ranma ballte die Faust und ließ sie zornig auf die Tischplatte niedersausen. „Ich kann Akane nie wieder unter die Augen treten!“, rief Ryoga halblaut und in seinen Augenwinkel sammelten sich Tränen. „Jetzt fang nicht an zu heulen, wie ein Mädchen. Wenn du dich entschuldigst, dann wird sie dir schon verzeihen. Das tut sie doch immer. Und ich werde wieder tagelang angeschwiegen und bekomme seltsame Dinge zu Essen.“ Ranma war wirklich wütend, denn wieso sollte er nun wieder Akanes Zorn abbekommen. Das tat er immer, wenn sie durch jemand anderes wütend wurde. „Ich hab nun den Schlamassel am Hals weil ich ihr nicht gesagt habe, dass du P-chan bist. Ich weiß gar nicht, wieso ich mich da überhaupt einmische.“, brummte er und sah seinen Freund mit finsterem Blick an. „Du bist an allem schuld!“, murmelte er und bedachte Ranma mit einem ebenso finsteren Blick. „Wie bitte?“ „Wenn du nicht wärest, würde Akane mich lieben. Und wenn du nicht in dieser... Situation wärest, dann würde ich dich jetzt so richtig vermöbeln.“ Ranma zog erschrocken die Augenbraue hoch. „Situation? Meinst du etwa ich hätte mir die ausgesucht? Ich glaub du hast n Vogel, du Schwein! Akane wird dich nie lieben, und wenn du sie anfasst, dann kannst du was erleben!“ Ryoga richtete sich brüllend auf und fiel seinem Gegenüber wütend an den Hals. Er drückte Ranma nach hinten und packte sein Pulloverkragen, drehte seine zu Fäusten geballten Hände und würgte ihn so etwas. „Wenn du Akane unglücklich machst, das schwöre ich dir, du wirst nie wieder wissen wie du heißt!“, raunte er in sein Ohr und funkelte Ranma dabei an. Ranma versuchte ihn von sich runterzudrücken. Früher hätte das wohl super geklappt, aber da er als Frau, nur halb so stark war, wie als Mann und er schon Monate kein Training mehr hatte, war es gar nicht so leicht, den schweren Körper von Ryoga von sich zu drücken. „Lass mich los.“ rief er und boxte ihm ins Gesicht. Ryoga richtete sich halb auf und ließ ihn mit einer Hand los. Das war Ranmas Chance. Er winkelte die Beine an, drückte seine Füße gegen Ryogas Brust und stieß ihn mit aller Kraft, die er aufbringen konnte von sich. Der Junge viel rücklings auf den Tisch, der knarzend nachgab. Dann stand Ranma so schnell es ihm eben möglich war auf, hockte sich auf Ryogas Brust und verpasste ihm noch mal einen Fausthieb. Er konnte zwei weitere Treffer landen, ehe der viel Stärkere wieder seine Sinne gesammelt hatte und Ranma von sich schubste. Dieser plumpste nach hinten auf seinen Hintern und hielt die Arme vor sein Gesicht, denn Ryoga holte zu einem Schlag aus. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Dann lies er seine Faust sinken und richtete sich auf. Ranma ließ seine Arme sinken, sah zum Mann über sich auf. „Ich schlage keine Frauen...“, murmelte Ryoga und ging ein Schritt zurück. „Ich bin keine Frau!“, zischte Ranma und richtete sich mühsam auf. Dabei stemmte er keuchend beide Hände in den Rücken und streckte seine dicke Kugel dem Jungen entgegen. „Nein, wahrlich nicht.“, sagte dieser mit Sarkasmus und lachte leise. Dann beugte er sich wieder vor und kam Ranmas Gesicht sehr nahe. „Wenn du wieder ein Mann bist, werde ich kommen und dich vernichten.“ Ranma zuckte zusammen. Das klang wie eine Morddrohung. Und wie ein Blitz schlug eine Erinnerung ein. Eine Erinnerung die schon acht Monate zurück lag. Diese Stimmlage, die hatte er schon mal gehört. Auf diesem Geburtstag. Er stolperte zurück und rumste mit dem Rücken gegen die Schiebetür zur Veranda War das möglich? Nein, nein das wollte er nicht glauben. Ryoga sah ihn an, so finster er konnte, dann griff er nach seinem Rucksack und verließ schweigend das Haus. Die ganze Anspannung viel von ihm und er sank in die Knie. Stoßartig atmete er aus und ein, war schon fast am hyperventilieren. Und dann kam diese wohltuende Ohnmacht, die ihn in ihre kalten Arme nahm und wiegte.   Genma hatte länger zum Einkaufen gebraucht, als er gedacht hatte. Das lag aber auch wohl daran, dass er zweimal Ramen essen war und dann seine halbe Einkaufstasche leer aß, um dann noch mal einkaufen zu gehen. Aber nun war er endlich wieder daheim. Es war fünf Uhr abends und langsam begann es zu dämmern. Ranma und Akane hatten sicher schon etwas gegessen, immerhin, wenn das Mädchen nachhause kam, war es ja schon meistens drei. Saotome schob das Tor auf, dann zur Haustür rein und stellte seinen Schirm in den Schirmständer. Seit einer Stunde regnete es und das Herbstlaub sauste im Wind hin und her. Er schüttelte sich, wobei das Wasser aus seinem Pelz sich im halben Flur verteilte. Er gab einen kurzen Laut von sich, doch niemand reagierte, brannte doch in Bad, Küche und Wohnraum licht. Er trottete in die Küche, legte die Tüten auf den Tisch und ging dann ins Bad um sich einmal warm abzubrausen. Irgendwer musste ja Abendbrot machen. Als Ranmas Vater fertig angezogen war und seine Brille aufsetzte, hörte er ein leises Stöhnen. Er folgte dem Geräusch und blickte in den Wohnraum hinein. Der Tisch war kaputt und die Schiebetür halb aus der Führungsschiene gesprungen. Als er weiter in das Zimmer ging, sah er, wie sein Sohn vor der Tür lag und seine roten Wangen leuchteten, der Rest war kreidebleich. Hastig ging er auf den Jungen zu und nahm ihn in den Arm. „Junge!“, rief er dabei und fasste an die Stirn des Schwangeren. „Mein Gott! Du hast Fieber. Was liegst du auch da so vor der Tür?“, Genma nahm ihn in beide Arme und brachte ihn nach oben. „Chichi...“, hauchte dieser als er kurz die Augen geöffnet hatte. Genma öffnete mit dem Ellbogen Akanes Tür ohne anzuklopfen, denn es war das erste Zimmer im Flur, das ein richtiges Bett hatte. Die Zimmerbewohnerin sprang von ihrem Stuhl auf und wollte schon loszetern, als sie Ranmas Vater erblickte, der gerade den Kreidebleichen auf ihr Bett ablegte. „Was ist denn passiert?“, rief sie halb laut, trat neben ihn und legte ihr die Hand an die Schulter. Ranma stöhnte erschöpft, als er ihre Hand spürte. Er war immer noch sauer auf sie, auch wenn er kaum seine Gedanken beisammenhalten konnte. Er zog seine Schulter weg und war dabei, sich aufzusetzen, als sein Vater ihn beherzt wieder runterdrückte. „Lass mich...“, murmelte Ranma. „Nein, du gehörst ins Bett.“, bellte Genma. Meine Güte, er war fast zwanzig Jahre alt und wurde von allen behandelt wie ein Kind! „Akane, was ist denn da unten passiert?“, fragte der alte Mann sie schließlich, als er eine Decke über seinem Sohn ausbreitete. „Passiert? Ich weiß nicht, ich war den ganzen Nachmittag hier oben. Ryoga war da.“, sie spuckte diesen Namen regelrecht aus. „Bleib hier, ich hol ein kaltes Tuch.“ Akane sah dem alten Mann nach, ließ sich dann an der Bettkante nieder und strich Ranma das Pony aus der Stirn. Sie zuckte zurück, als sie die heiße Haut unter ihren Fingerspitzen fühlte. „Es tut mir leid, Ranma. Ich hätte nicht so sauer sein dürfen und euch beide ignorieren. Was hat dieser Arsch mit dir gemacht?“ Ranma bewegte nur seine Augen und sah sie an. Augenblicklich wurde ihm schwindlig und er kniff die Lider zusammen. „Nichts ist passiert.“, sagte er und schlug sich die Hand auf die Augen, um den Schwindel zu vertreiben. „Lüg mich nicht schon wieder an. Sag mir jetzt, was passiert ist.“, meinte Akane bestimmend, als Genma den Raum wieder betrat und ein paar nasse Tücher mitbrachte. Er gab eines davon seiner zukünftigen Schwiegertochter, die das Tuch schön faltete und auf Ranmas Kopf legte. Genma wickelte derweilen je eines um seine Waden. „Ich hatte etwas Streit mit Ryoga.“, murmelte Ranma. „Nach „etwas Streit“ sieht das aber nicht aus, Junge. Der Esstisch ist kaputt und die Tür muss auch repariert werden.“, erklärte der alte Saotome. „So schlimm war es nun auch nicht.“ Ranma drehte den Kopf zu ihnen. „Das ist doch Blödsinn. Du lagst vor der Tür im kalten Zug, von allein hast du dich da sicher nicht hingelegt.“ „Macht doch nicht so eine große Sache daraus. Es ist vorbei und gut ist. Ryoga wird so schnell nicht wieder auftauchen. Das hab ich ihm schon verklickert.“   Die Erkältung, die sich Ranma eingefangen hatte, wollte nicht so richtig abklingen, zumal es im Haus nirgends richtig geheizt war. Seitdem schlief er in Kasumis Zimmer, die wiederum in Nabikis Bett schlief, war sie einmal zuhause. So rotierten sie hin und her, damit der Junge nicht auf dem Boden schlafen musste und seine Krankheit abklingen konnte, ehe es in die Endphase ging. Er saß niesend am Tisch, vor ihm standen allerhand Tassen mit Tee und ein paar Naturpräparaten, die Schampoo vorbei gebracht hatte. Aber davon nahm er keine, da er Angst hatte, sie würden ihn vergiften. „Ranma, wir müssen los. Dein Termin ist bald.“, sagte Akane die schon fertig angezogen im Türrahmen stand und ihm seine Jacke entgegenstreckte. Draußen lagen zehn Zentimeter Schnee und es fror. Er wollte seine warmen Beine und Hände nicht unter dem Tisch rausziehen. „Kann ich nicht zuhause bleiben?“ „Nein das geht nicht. Wir müssen doch wissen ob das Kind schon richtig liegt.“, erklärte Akane, ging zu ihm und zog an seinem Arm. Nur widerwillig stand er auf und schnaufte. Das Knarzen des gefroren Schnees unter ihren Füßen war das Einzige, was die eisige Stille der Straßen durchbrach. Hier hörte man einen Hund bellen und da knallte eine Autotür zu. Nur wenige gingen raus, alles spielte sich in den Häusern ab. Ranma sah durch ein Fenster, wie eine Mutter mit ihren Kindern im Warmen saß und sie miteinander herumtollten. Ihn fröstelte es, bei dem Gedanken, nachher wieder zurück in das kalte Haus zu müssen. Obwohl alle so gut es ging, ihren Teil zum Allgemeinwohl beisteuerten, war es nicht genug, das alte Haus ordentlich instandzuhalten und dafür zu sorgen, dass wenigstens ein paar Räume ständig beheizt waren. Ein bisschen freute er sich schon, gleich in der warmen Praxis zu sitzen. Kaum hatte er es gedacht, standen sie schon vor der Treppe. Akane ließ seinen Arm los, bei dem sie sich eingehängt hatte und stieg die Stufen rauf. „Vorsicht, es ist glatt.“, murmelte sie und drückte die Tür auf. Ranma kam ihr nach und schüttelte sich leicht vor Frost, als noch ein kalter Zug hinter ihnen in den Raum wehte, bevor Akane die Tür wieder geschlossen hatte. Es waren noch zwei andere Frauen mit ihren dicken Bäuchen da und ein kleines Kind sprang in der Spielecke herum und warf Bauklötze hin und her. Ranma schmunzelte leicht, als er sich seiner Jacke entledigte und sich neben Akane auf einen der Stühle im Wartezimmer setzte. Er sah rüber zu seiner Freundin, die sich eine Zeitschrift genommen hatte und stützte den Kopf ab um besser mit in das Magazin zu gucken. Als sein Name aufgerufen wurde, war er fast eingeschlafen und schnellte in die Höhe. „Saotome Ranko, bitte.“ Akane reichte ihm eine Hand und zog ihn vom Stuhl hoch. Beide folgten der Arzthelferin in einen Raum, den beide schon sehr gut kannten. Die letzten Monate hatte dieser Raum sie beide begleitet und bald sollte das alles ein Ende haben, so hoffte Ranma. Doktor Sato trat in das Zimmer und begrüßte die beiden Damen. Der Junge ließ sich auf der Liege nieder und zog sein Pullover nach oben, lehnte sich zurück und sah prüfend zum Monitor über sich, auf dem nur ein paar Wörter standen und sonst leer war. „Ist ihre Erkältung denn schon besser geworden?“, fragte die Ärztin. „Nur ein bisschen.“, antwortete Akane für ihn und setzte sich in einen Stuhl an der Wand. Sie konnte von da den Bildschirm sehr gut sehen. Während Doktor Sato das Ultraschallgerät vorbereitete, hatte eine der Helferinnen Ranma schon den Gürtel umgeschnallt, mit dem man die Herztöne hören konnte. Es war jedes Mal ein sehr seltsames Gefühl, dieses kleine Herz schlagen zu hören. Die Vorstellung, dass es neun Monate in ihm schlug und er es bald in seinen Händen halten könnte, stahl ihm eine Träne in das Auge. Akane beugte sich vor und ergriff eine seiner Hände. Dann ließ sie ihn wieder los und sah auf den Monitor. „Dann wollen wir mal schauen.“, murmelte die alte Frau und drückte den Schallkopf auf Ranmas Bauch. Sofort erschien ein Bild des Kindes und Akane strahlte den Bildschirm voller Güte an. Auch er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Der errechnete Termin war in drei Wochen, dann hat der Junge noch genug Zeit sich zu drehen.“, sagte die Ärztin und druckte noch ein Bild aus. „Wenn nichts mehr dazwischenkommt, sehen wir uns im Krankenhaus wieder.“ Die Frau lächelte das rothaarige Mädchen an und überreichte ihm das Bild. Dann sah sie noch auf die Aufzeichnung der Herztöne und verabschiedete sich von den beiden. „Das ging aber schnell heute.“, murmelte Akane und half Ranma von der liege. Sie fragte sich ob Ranma, wenn sie einmal schwanger war, ihr auch so helfen würde wie sie es tat. Sie liebte das Kind jetzt schon, dabei war es noch gar nicht so real. Klar sie hatte schon ein paar Mal das Strampeln gespürt aber mehr nicht. So richtig in Ranma hineinversetzen konnte sie sich nicht. Auf dem Weg nachhause dachte Akane daran, als sie beide das erste Mal die Herztöne gehört hatten. „Was ist das für ein Gerät?“, fragte Akane die zu sah wie eine Helferin um Ranmas Bauch einen Gurt legte, an dem zwei schwarze, runde Teile befestigt waren. „Damit kann man den Herzschlag des Embryos hören.“, erklärte diese. Als Doktor Sato dazu gekommen war und alles an Untersuchungsgeräten einschaltete, sah man nicht nur im Bild das kleine Wesen, man konnte ein schnelles Pochen hören. Ranma hielt die Luft an. Akane kicherte und lauschte dem Ton gebannt. Frau Sato sah Ranma an, „Sie können ruhig weiter atmen.“ Gesagt getan. Ranma schnaufte laut und zog seine Lungen wieder voll Luft. Das hörte man auch beim Kind, was auf das Atem anhalten mit Unruhe und höherem Puls reagierte. Jetzt war alles wieder gut und er musste wirklich weinen. Genauso wie Akane, die auf der anderen Seite neben der Liege stand und seine Hand fest drückte. Das wünschte sie sich auch. Einmal diesen Ton zu hören und zu wissen das da jemand anderes in ihrem Körper wohnte. Ranma hatte etwas ganz anderes im Kopf. Nämlich der Moment als die Ärztin ihn fragte ob er wissen wolle was es wird. „Möchten sie denn das Geschlecht wissen?“ Ranma überlegte. Er sah zu Akane dann wieder zu Ärtzin. „Ja, bitte...“, flüsterte er. „Sehen sie diesen Zipfel hier? Ein prächtiger Junge wird es. Herzlichen Glückwunsch!“ Ranma grinste. Ein Junge also. Er hatte immer gewollt, dass er einen Jungen bekommen würde. Dann hätte er jemanden zum Trainieren und jemand der die Familientradition weiterführt. Dann aber tat ihr auch Akane leid, die sich ein Mädchen gewünscht hatte. „Das freut mich für dich!“, strahlte Akane und drückte seine Hand. „Bist du nicht enttäuscht?“, fragte er. „Wieso soll ich enttäuscht sein? Ist doch egal was es wird, Hauptsache es kommt gesund zur Welt.“ Ranma konnte sich wirklich nicht mehr gedulden, einerseits, weil es ihm einfach zu lange dauerte und auf der anderen Seite, weil er endlich sein Kind in den Armen halten wollte. Er sah zu Akane auf, die fast einen ganzen Kopf größer war als er momentan. Was freute er sich darauf, endlich wieder größer zu sein als sie. Kapitel 7: Die Geburt --------------------- Noch eine Woche bis zum errechneten Termin. In den letzten zwei Wochen hatte Ranmas Erkältung weiterhin abgeklungen aber niesen musste er immer noch ständig. Dazu kam, dass er öfter sehr unleidlich war, weil er einfach keine Lust mehr hatte. Akanes Vater konnte es verstehen, schließlich hatte er drei Schwangerschaften begleitet und bei jeder wurde seine Frau zum Schluss wirklich zu einer halben Furie. Er lächelte deswegen ständig, wenn Ranma etwas ungehalten wurde und stimmte ihm einfach zu. Was nicht sehr fördernd war, denn das machte ihn nur noch wütender. Akane hatte darauf bestanden, dass er bei ihr mit im Bett schlafen sollte. Nicht, weil sie in irgendeiner Weise Hintergedanken hatte, sondern damit er nachts eben etwas hatte, an dem er sich wärmen konnte. Insgeheim waren sie Beide dankbar dafür, auch wenn er sich wirklich dagegen gewehrt hatte. So dicht neben ihr zu liegen, dass sich ihre Körper berührten, das ging einfach nicht. Was komisch war, denn sie hatten schon ganz andere Dinge gemacht, da konnte man doch unter einer Decke liegen und schlafen? Ranma lag schon in seinem Pyjama unter der dicken Daunendecke und las noch ein paar Seiten in einer Manga Serie, die er sich aus Nabikis Zimmer geholt hatte. Akane saß noch am Schreibtisch und schrieb in ihr Tagebuch, als er laut gähnte und den Manga weglegte. Er drehte sich zur Seite und zog die Decke bis zur Nasenspitze, um Akane zu beobachten. Wenn er jetzt ein Kerl wäre, dachte er, dann wäre er der Glücklichste der Welt gewesen. Als ob Akane seine Gedanken lesen konnte, schlug sie ihr Buch zu, legte den Füllfederhalter darauf und stand auf. Sie knipste die Schreibtischlampe aus und stieg zu ihm unter die Decke. Er machte etwas Platz und rutschte bis zur Wand. Mit einer Hand machte er die Lampe am Nachtisch aus und zog sich die Decke auch bis an die Nase. Es war sehr still, ab und zu hörte man das laute Lachen ihrer Väter, die mal wieder eines ihrer Brettspiele spielten und dabei etwas zu viel Sake tranken. „Akane?“, flüsterte Ranma halblaut und blinzelte. „Hm?“, machte diese nur. „Möchtest du Kinder haben?“ Er bekam nicht direkt eine Antwort. Es raschelte im Dunkeln und er spürte wie seine Freundin sich auf die Seite zu ihm drehte und die Augen öffnete. Das wenige Licht, das in das Zimmer fiel, schaffte es, sich in ihren großen Augen zu spiegeln und ließ diese wie zwei Sterne am Himmel aufblitzen. Er sah in ihnen ihr Lächeln. „Ja... irgendwann.“ Dann legte sie ihre Hände an seinen Bauch und spürte die Bewegungen des kleinen Wesens, das in ihm wohnte. Ranma lächelte. „Dann möchte ich der Vater sein.“ Akane die ihre Augen halb geschlossen hatte, öffnete sie wieder um ihn anzusehen. Sie strahlten mit ihrem Lachen um die Wette, „Das würde mich sehr freuen!“ Damit war klar, dass er irgendwann mit ihr Sex würde haben müssen. Über diese beide nervös machenden Gedanken über Intimitäten zwischen ihnen waren sie eingeschlafen. Ranma lag mittlerweile auf der anderen Seite und keuchte ein paar Mal, als er einen heftigen Tritt auf die Blase bekam. Er schlug sich müde die Hand auf die Augen und setzte sich auf, um ans Bettende zu rutschen und stieg dann heraus. Zum Gefühlten hunderten Mal musste er auf die Toilette. Etwas länger hatte es diesmal schon gedauert. Als er wieder in Akanes Zimmer stand und sich hinlegte, murrte sie leise. Er konnte nichts dafür, und es tat ihm leid, dass sie dabei jedes Mal auch wach wurde. Ein paar Stunden war es wieder ruhig. Akanes leise Schnaufen und ab und zu ein Grunzen verriet ihm, dass sie tief und fest schlief. Nur er nicht. Weil er sich Gedanken machte, was in ein paar Tagen auf ihn zukommen würde. Und weil er ein ungewohntes Ziehen im Unterbauch hatte, das er bis jetzt noch nicht kannte. Dann war der Schmerz, der die ganze Nacht eher schwach gewesen war, auf einmal so intensiv das er laut keuchte. „Uhh“, er zog zischend Luft in seine Lungen und biss sich auf die Unterlippe, um Akane nicht schon wieder zu wecken. Dann ließ der Schmerz nach, um nur ein paar Minuten später noch heftiger zurückzukommen. Unweigerlich griff er nach ihrem Arm, um sich daran festzuhalten und stöhnte, zog die Beine an und hielt die Luft an. Seine Verlobte murrte leise, knipste die Lampe an und drehte sich halb zu ihm um. Als sie seine verkrampfte Haltung sah, richtete sich auf und beugte sich zu ihn herunter. „Alles ok?“, fragte sie mit rauer, schlaftrunkener Stimme. Er schüttelte den Kopf und holte tief Luft. „Ich weiß nicht, was das ist, es kommt und geht und es tut weh.“ Akanes Kopf war etwas langsam, da sie noch halb am schlafen war. „Das sind Senkwehen. Das Kind dreht sich und rutscht in die richtige Position. Also völlig normal.“ „So früh?“ „Ist doch nicht mehr lange. Du musst einfach dabei gleichmäßig Atmen.“ Akane machte es ihm vor und er stieg bei dieser Übung zögerlich ein. Während sie beide atmeten, schlief die junge dunkelhaarige Frau wieder ein, dabei fiel ihr Kopf auf seine Schulter. Die nächsten Nächte verliefen genauso. Tagsüber merkte er von diesen Wehen so gut wie nichts, erst als er zur Ruhe kam, ging es in seinem Inneren so richtig los. Er schlief nur noch halbstündig, weil er ständig aufs Klo musste, dann plagten ihn Hitzeattacken, obwohl es ihm eigentlich viel zu kalt war, und dann waren da noch diese Schmerzen, wenn sich alles noch ein paar Millimeter nach unten bewegte. Ranma hatte das Gefühl, das Kind würde mit Blei bepackt gegen sein Becken drücken. Nun war er zwei Tage überfällig. „Wann kommt es endlich raus?! Hörst du? Dein Mietvertrag ist abgelaufen.“, richtete er gegen seinen Bauch. „Es soll helfen Mineralwasser zu trinken.“, sagte Kasumi die heute mal wieder zu Besuch da war. „Nein, der Junge muss auf einen Esel, der ihn richtig durchschaukelt.“, sagte sein Vater. „Wo soll ich ein Esel herbekommen?“, murrte Ranma. „Ich hab gelesen, Sex soll helfen.“, erläuterte Nabiki. Ranma und auch Akane musterten sie durchdringend. Nabiki hob die Hände „Ich sag doch nur.“ Ranma stütze frustriert seinen Kopf auf den Armen ab. „Naja, zwei Tage ist ja nun nicht viel. Kasumi war als erstes Kind eine Woche zu spät.“, sagte Soun worauf Kasumi leise kicherte. „Nabiki war zu früh...“ „Du konntest es wohl nicht abwarten, zur Welt zu kommen, was? Nachher hättest du noch was verpasst.“, stichelte Ranma. „Gekonnt ist gekonnt“ „... und Akane kam am errechneten Tag.“, beendete Soun seinen Satz. „Ich denke es wird also nicht mehr lange dauern, Junge.“ „Hoffentlich.“ Gegen Abend des gleichen Tages, es war ein Tag vor Heiligabend, gab es von Kasumi ein deftiges Essen. Auch Doktor Tofu war anwesend. Alle waren ausgeglichen und hatten ihren Spaß. Als der hoch Schwangere weibliche Ranma aufstand um zur Toilette zu gehen, blieb er im Flur vor der Wohnstubentür stehen und nieste, worauf alle verstummten als neben seinem Niesen noch ein anderes Geräusch, ein knall, zu hören war und seine Jogginhose im Schritt und sich unter ihm der Dielenboden dunkel verfärbte. Unsicher und peinlich berührt, ob er sich gerade in die Hose gemacht hatte, war Akane und Doktor Tofu die ersten die ihren Platz verlassen hatten und neben ihn gedrehten waren. Ranma hielt sich am Treppengeländer fest, sah auf in Akanes lächeln. „Na, da war die Ungeduld ja ganz um sonst.“, sagte sie wie die Ruhe in Person. Plötzlich brach um ihn herum die absolute Hektik aus. Soun rannte aufgebracht im Flur hin und her und suchte seinen Autoschlüssel bis Kasumi in erinnerte das sie doch gar kein Auto hatten. Genma eilte zur Tür, schulterte die Tasche die dort Stand und sprang von einem auf das andere Bein. Kasumi verschwand in der Küche und fing an Brote zu belegen, während Nabiki ihren Fotoapparat heraus kramte und eine neue Speicherkarte einlegte. Nur Akane und der Doktor standen neben ihm und hielten ihn an den Armen fest. Denn eine Welle der Verzweiflung, Nervosität und Angst durchfluteten ihn. Dann war da wieder dieser Schmerz und seine Knie gaben nach. „Wir können nicht zu Fuß laufen“, sagte Akane zum Doktor. „Da hast du recht. Ich rufe einen Krankenwagen.“, sagte der Doktor während die beiden Ranma auf einen Küchenstuhl absetzten. „Akane...“, keuchte er. „Du brauchst keine Angst zu haben. Du wirst das schaffen, davon bin ich überzeugt.“ Durch den Schnee und den Sturm der draußen fegte, dauerte es fast fünfundvierzig Minuten bis sie im Krankenhaus angekommen waren. Akane und Tofu waren mit ihm Wagen gefahren, während der Rest mit dem Taxi hinterher fuhr. Als man ihn auf Station aufgenommen hatte, waren seine Wehen schon deutlich stärker geworden, aber immer noch nicht so weit als das das Kind nun endlich geboren werden wollte. Jeder im Zimmer hatte eine andere Methode wie alles schneller vorwärts ging. „Er muss saure Gurken essen.“ „Ein kräftiger Schluck Sake und dann flutscht das nur so raus!“ „Vielleicht sollte er ein Brot essen?“ „Bitte lächeln!“ Ranmas verunsicherter Blick über die vielen Zusprüche, was am Besten helfen würde, den er Akane zuwarf, fasste sie auf und schmiss kurzerhand alle aus dem Zimmer. „Raus hier! Das ist ja furchtbar“ Sie knallte sie die Schiebetür wieder zu und ging wieder zurück zu ihrem Verlobten. Dankend sah er sie an und keuchte, als er wieder von einer Wehe durchschüttelt wurde. „Akane ich hab Angst.“ „Die brauchst du nicht zu haben.“ „Wenn ich was falsch mache?“ Tränen standen in seinen Augenwinkel. „Frauen bekommen schon seit Jahrtausenden Kinder. Du wirst instinktiv wissen, was zu tun ist.“ „Hast du das irgendwo gelesen?“, argwöhnisch musterte er sie. „Nein, das weiß ich einfach, weil ich es wohl so machen würde.“ Drei Stunden lag er in den Wehen, sein Keuchen und Stöhnen drang an die Ohren der anderen und jedes Mal durchzuckte es jeden einzelnen von ihnen. Eine Hebamme und Doktor Sato betrat den Raum, dabei konnten sie alle einen kurzen Blick ins Innere werfen. Eine weitere Stunde verging und es war halb Zwölf. Dann wurde die Tür aufgeschoben und Akanes Kopf streckte sich heraus. „Herr Saotome, Ranma möchte, dass sie hereinkommen“, sagte sie zu dem Glatzkopf. Er stand sofort auf und lief schnell zur Tür. All das erinnerte ihn an damals, als sein Sohn zur Welt gekommen war. Nur etwas moderner. „Sie können sich hier her setzen Herr Saotome.“, sagte die Amme und deutete auf einen Stuhl. Akane stand neben dem Bett und strich dem Jungen beruhigend über die Haare. „Bald geht es los. Wenn die nächste Wehe kommt, möchte ich, dass sie pressen“, sagte die Ärztin. Ranma nickte und sah kurz zu seinem Vater, der sich mit einem Taschentuch gerade die Augen trockenwischte. Und dann ging es los. Der Schmerz war unerträglich, dagegen war jede Kampfverletzung Kikifatz gewesen. „Das Köpfchen ist schon fast da“, sagte die Hebamme beruhigend und tätschelte sein Knie, die er mit beiden Händen zu sich nach oben zog, um mehr Kraft aufzuwenden. Dann kam wieder eine Wehe, so heftig, wie keine davor. Er schrie und drückte so fest er konnte. Mit hochrotem Kopf keuchte er, als der Schmerz und Druck etwas nachließ. Akane lachte und sah ihn an. „Der Kopf ist da, bald hast du es geschafft!“ Fünfzehn Minuten, unzählige Schimpfwörter, Verfluchungen und „Ich kann nicht mehr“ später legte sich eine kurze Stille über den Gang. Alle hörten gespannt auf das, was im Inneren des Zimmers vorging und befürchteten das Schlimmste. Doch als ein lautes und sehr forderndes Kreischen den Gang erfüllte, atmeten alle erleichtert auf. „Darf ich vorstellen? Ihr völlig gesunder Sohn, herzlichen Glückwunsch.“ Doktor Sato hielt das Baby kurz hoch, bevor es von der Hebamme auf seinen Bauch gelegt wurde und sie ein Handtuch über Beide ausbreitete. Die Frau Doktor nahm eine Schere und fragte „Wer möchte die Nabelschnur durchtrennen?“ Ranma sah zu Akane, diese nickte und dann zu seinem Vater, der sich auf die andere Seite des Bettes gestellt hatte. „Chichi...“ Genma schluchzte und nahm mit Zitternden Händen die Schere in die Hand. Mit einem Schnitt war das Kind getrennt und der stolze Opa musste sich setzen. Nachdem man das Kind gewaschen, gemessen und gewogen hatte, wickelte die Hebamme den kleinen Jungen in ein dickes, flauschiges Handtuch ein und überreicht es Akane, die ungeduldig dabei zugesehen hatte und jetzt stolz mit dem glucksenden kleinen Kerl herüber zu Ranma ging. Sie setze sich auf die Bettkante und reichte ihm das Kind. Ranma konnte noch nichts Richtiges damit anfangen und stellte sich etwas dämlich und unbeholfen beim Halten des Kindes an. „Ich bin stolz auf dich, Junge“, verkündete Genma und wischte sich schon wieder über die Augen. Auch wenn er es merkwürdig fand, dass sein Sohn eine Frau war und jetzt ein Kind geboren hatte, empfand er aber auch, dass diese Aufgabe seinen Sohn um einiges stärker gemacht hatte. Stärker in dem Sinne, eine Erfahrung gemacht zu haben, die kein anderer Mann je machen würde. Genma streckte die Hand aus und strich dem jungen Menschen mit seinem dicken Zeigefinder über die Hand. Der kleine griff nach dem Finger und streckte die Lippen danach aus, um keinen Moment später an der Fingerspitze zu nuckeln. „Es wird Zeit für die erste Milch.“, sagte die Hebamme, die immer noch im Zimmer war. „Was?“, fragte Ranma und sah auf. „Du Dummerchen. Der Junge hat Hunger.“ Akane deutete auf den Zwerg der, nachdem Genma seine Hand zurückgenommen hatte, mit einer Hand sehnsüchtig nach Ranmas praller Brust angelte. Ihm war das schrecklich peinlich, jetzt blank zu ziehen. Er räusperte sich kurz und sah seinen Vater verlegen an. „Kannst du bitte raus gehen?“, fragte er ihn. Genma nickte „Wir werden nach Hause gesehen.“ Damit verabschiedete er sich noch einmal von den Dreien und verließ das Zimmer. Die Hebamme zeigte Ranma, wie er das Kind zu füttern hatte, als die Tür wieder aufging und Doktor Tofu herein kam. Die frisch gebackene Mutter lief sofort knallrot an und versuchte sich irgendwie so zu drehen, dass der Arzt nicht hingucken konnte. Akane verstand nicht, wieso es ihm nun plötzlich so peinlich, war seine Brüste vorzuführen. „Ich möchte nur einmal sehen, ob es dir gut geht Ranma.“ Dieser nickte. „Ja, ich bin nur müde...“ Doktor Tofu richtete seine Brille und nickte. „Ja, das war eine große Anstrengung und…“ Kasumis Stimme von draußen, die ihn rief, ließ den Mann mitten im Satz abbrechen und er schwebte aus dem Zimmer zu seiner Angebeteten. Akane lachte leise und drehte sich zu Ranma um. Er hatte halb die Augen geschlossen und den Kopf schrägt auf dem Kissen liegen. Sein leises, gleichmäßiges Atmen, war ein Anzeichen, dass er schon halb schlief. Akane wartete geduldig, bis der Junge sich satt getrunken hatte. Danach nahm sie ihn aus Ranmas Armen und legte das Kind in das kleine Bett, das neben ihr stand. Sie deckte ihren Verlobten noch zu, gab ihn ein Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich“ hauchte sie. Am gestrigen Abend war Akane um halb vier nachts endlich zuhause gewesen. Sie hatte versucht, zu schlafen aber da sie immer noch so aufgeregt war, hatte sie kein Auge zu bekommen. Im Wohnraum hatte der Rest der Familie noch einen kleinen Weihnachtsbaum auf einem Tischchen aufgestellt, er war schön geschmückt, mit Lichterkette und auf der Spitze prunkte ein funkelnder Stern. Sie hatte sich an den Tisch gesetzt, mit wenig Licht und stickte was das Zeug hielt. Sie wollte unbedingt fertig werden, bevor Ranma nachhause kam. Irgendwann musste sie aber doch eingeschlafen sein, denn das Knallen einer Autotür riss sie aus dem Schlaf. Sie sah durch die beiden Schiebetüren nach draußen zum Garten, dass es Tag geworden war und ein Blick auf die Uhr verriet ihr, es war neun Uhr morgens. Das Haus lag noch in völligem Schweigen, nur ein zweites Türknallen drang dumpf durch den Raum. Plötzlich sprang sie auf, rannte in den ersten Stock, um ans Fenster zu kommen und sah über die Mauer noch ein Taxi wegfahren. Dann stolperte sie wieder nach unten und rief dabei „Ranma ist da!“, rannte zur Haustür, schnappte sich dabei ihre Winterstiefeln, die sie im Gehen versuchte anzuziehen und fiel nach draußen, dem Saotome Jungen entgegen. Sie strauchelte und ging in die Knie, da sie über ihre Schuhe gestolpert war und kam direkt vor Ranma zum Stehen, ihre Nasenspitze endete über der Kante der Wiege die Ranma vor seinem Bauch hielt und sie konnte den kleinen Jungen direkt ansehen. „Du musst nicht vor mir auf die Knie gehen, aber vielen Dank!“, witzelte der junge Mann und zog Akane mit einer Hand wieder auf die Beine. Als sie seine Stimme hörte, sah sie auf und blickte in die graublauen Augen und in ein so männliches Gesicht, dass sie erst nicht wusste, wer das da vor ihr war. „Ranma...?“, murmelte sie und fiel ihm um den Hals. Er legte einen Arm um ihre schmale Taille und lachte leise. „Ich hatte heute Morgen noch eine heiße Dusche bei Doktor Tofu.“, erklärte er ihr und dirigierte sie, sich selbst und vor allem das Kind in das Haus. Akane nahm ihm die Wiege ab und lief damit zurück in den großen Wohnraum, stellte sie auf dem Boden neben dem Tisch ab und ließ sich auf einem der Sitzkissen nieder. Voller Begeisterung tätschelte sie dem Jungen die dicken Bäckchen. Langsam trödelte der Rest der Familie ein. „Ah, Ranma-kun“, begrüßte Soun den jungen. Nabiki war die nächste die den Raum betrat und zwinkerte ihm nur zu. Sein Vater brauchte am längsten von allen und betrat gähnend das Zimmer. „Ranma!“, rief er aus „Wie schön, Junge. Dann sind deine Befürchtungen ja umsonst gewesen.“ Ranma nickte dankend und setze sich neben Akane. Ein komisches Gefühl hatte er dabei schon, auch wenn er nun zu hundert Prozent wieder ein Kerl war, tat ihm sein Becken weh und ein ständiges Stechen durchzog bei jedem Atemzug seine Gedärme. ---- Vielen dank das ihr diese Geschichte bis hier hin gelesen habt :) Ich hoffe sie hat euch gefallen. Wenn ihr Wissen wollt wie es weiter geht, dann schaut bitte in der Geschichte "Mutter werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr" vorbei. Hier erfahrt ihr alles über diese eine Nacht und wie es mit den beiden un dem Kind weiter geht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)