Familienalbum von Himikko ================================================================================ Kapitel 1: Indras Entscheidung ------------------------------ Indra konnte nicht mehr, sie wollte nicht mehr. Ihre Wehen hatten gestern Morgen begonnen und nun lag sie inzwischen seit siebzehn Stunden hier. Gut, es war ihre erste Geburt, aber wie konnte man so viel Pech haben?! So langsam hatte sie das Gefühl, dass der kleine Knirps in ihr wusste, dass sie ihn weggeben würde und dies seine Art war sich dagegen zu wehren. Die Hebamme ging ihr allmählich ebenfalls auf die Nerven. Pressen und atmen?! Was glaubte sie denn, was sie hier tat?! Ein Teil von ihr hätte dieser Schnepfe am liebsten einen Tritt in das Gesicht verpasst. Und wenn sie schon dabei war, konnte sie gleich bei Satan weitermachen. Immerhin hatte er sie geschwängert! Wenn auch unbeabsichtigt. Noch immer war ihr nicht ganz klar, wie das überhaupt passieren konnte. Sie hatte immer nachdem sie miteinander geschlafen hatten, Silphium eingenommen. Doch eines Morgens war ihr plötzlich speiübel geworden und sie hatte es mit knapper Not noch ins Bad geschafft. Sie hatte ein dutzend Tests gemacht und alle waren positiv gewesen. Vielleicht war es in Fehler in der Dosierung oder das Kraut war noch nicht reif genug gewesen. So oder so hatte sie den Salat. Irgendwie hatte sie es tatsächlich geschafft ihre Schwangerschaft geheim zu halten, glücklicherweise lebte sie nach wie vor im Anwesen ihres verstorbenen Mannes. Satan hatte sie noch immer nichts gesagt, wie denn auch?! 'Oh entschuldige, ich habe scheinbar einen Fehler gemacht. Also Glückwunsch, du bekommst einen zweiten Sohn. Dann ist Lucifer immerhin nicht mehr so allein!' Nein, das ging nicht. Sie unterdrückte ein lautes Fluchen als die nächste Wehe kam. Sie würde nicht fluchen, sie würde die Fassung bewahren. Auch wenn es weh tat. "Ihr habt es gleich geschafft! Macht weiter!", redete die Hebamme auf sie ein. Das erzählte sie jetzt schon seit mindestens zehn Stunden! Ach, was soll's.... "Scheiße, jetzt hol endlich dieses Kind raus oder ich ertränke dich in Weihwasser, du verdammtes Miststück!", presste die Zeitdämonin hervor. "Ganz ruhig-" Diesmal trat Indra wirklich nach ihr. "ICH BIN VERDAMMT NOCHMAL RUHIG! JETZT MACH DEINEN JOB!" Nach weiteren quälenden fünfzehn Minuten waren endlich die Schreie eines Kindes zu hören und die Zeitdämonin ließ sich mit einem lautem Stöhnen in die Kissen fallen. Endlich! "Es ist ein gesunder Junge.", verkündete die Hebamme während sie ihn säuberte. 'Ein Junge wie? Nicht dass es eine Rolle spielen würde.' "Kann ich sehen?", fragte sie erschöpft. Die Hebamme lächelte und reichte ihr das kleine Bündel. 'Und so ein kleines Würmchen hat mir solche Schmerzen bereitet? Eigentlich hatte ich ja mit dem Gedanken gespielt dir für die lange Geburt den Hals umzudrehen, aber du bist zu niedlich um dir böse zu sein.', dachte Indra und lächelte den kleinen Dämon liebevoll an. Er hatte ihre dunkelvioletten Haare und grünen Augen geerbt und scheinbar einige Gesichtszüge seines Vaters, auch wenn es zu früh war um sich wirklich sicher zu sein. "Na hoffentlich bereitest du ihm nicht so viel Ärger, wie du mir.", flüsterte sie ihm zu und strich ihm zärtlich über den Kopf. "Wie soll er denn heißen?", fragte die Hebamme. "Samael." Auch wenn sie den Kleinen seinem Vater geben würde, sie wollte ihm zumindest etwas mitgeben. Er würde sie wohl hassen, aber es war das Beste für ihn. "Soll ich ihn dann zu Lord Satan bringen oder wollt ihr noch etwas Zeit?" "Ich bringe ihn selbst hin." Das war nicht geplant gewesen. Die Hebamme sollte ihn abliefern, aber sie war dem König Gehennas zumindest eine Erklärung schuldig. Immerhin wusste dieser noch nichts von seinem Glück. ................................................. Eine Stunde später stand sie ihn einem der Empfangszimmer in Satans Palast. Es war nicht einfach gewesen die Wachen davon zu überzeugen sie rein zulassen, immerhin war es drei Uhr morgens, aber schlussendlich hatten sie nachgegeben. Samael war glücklicherweise eingeschlafen und sie wiegte ihn vorsichtig in ihren Armen. Sie wusste, dass Satan jede Sekunde kommen würde, also gab sie ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn. 'Es ist besser so. Du hast deinen Vater und einen Halbbruder. Du brauchst mich nicht.' Endlich öffnete sich die Tür und der Dämonengott betrat den Raum. "Indra? Was-" Er stockte als er den Säugling bemerkte. "Ja, er ist von dir. Ich lag übrigens siebzehn Stunden lang in den Wehen. Vor einer Stunde ist er endlich gekommen.", sagte die Zeitdämonin etwas bitter. Satan sah erst sie an, dann seinen Sohn und wieder sie. "Warum hast du nichts gesagt?" "Weil ich...weil mich nicht getraut habe, ok?!", erwiderte sie etwas verzweifelt. "Wenn das rauskommt wird mich mein Vater verstoßen und ich habe einen Ruf zu wahren-!" Der Dämonengott unterbrach sie und trat kopfschüttelnd näher. "Nein, das ist nicht der Grund." "Es ist mir schnuppe was du denkst! Ich kann ihn nicht aufzuziehen." Sie drückte dem Dämonen den Säugling in die Arme. "Kümmere du dich um ihn!" "Indra, du kannst ihn hier nicht einfach abliefern, abhauen und so tun als wäre nichts gewesen. Ich weiß, du wolltest nicht erneut heiraten, aber-" "Ich werde dich nicht heiraten.", hielt die Dämonin stur dagegen. "Ich mag dich wirklich sehr, aber was wir hatten war nur Zeitvertrieb. Ich wäre eine furchtbare Frau und sicher auch keine gute Mutter. Wer will abgesehen davon so eine Königin? Wie hatten eine Beziehung, daraus ist versehentlich ein Kind entstanden und haben geheiratet, weil uns die Optionen ausgingen. Mich würde doch niemand ernst nehmen! Alle würden denken, dass ich das Kind absichtlich bekommen und dich geheiratet habe, weil ich Königin werden möchte!" "Und unser Kind soll darunter leiden?! Lucifer musste ohne Mutter aufwachsen, weil sie während der Geburt gestorben ist. Willst du das-" "Samael." "-Samael auch antun? Allein das du ihm einen Namen gegeben hast, zeigt das er dir wichtig ist!" "Es wird andere Frauen geben." "Das ist keine Entschuldigung!" Samael begann sich unruhig im Schlaf zu winden, er mochte es wohl nicht, dass sich seine Eltern stritten. Sie zwangen sich leiser zu reden. "Wenn du ihn nicht nimmst, setzte ich ihn im Wald oder der Straße aus!" Es war eine letzte Verzweiflungstat. "Du bluffst." "Nein, tu ich nicht!" Warum musste er es so schwer machen?! Für einige Sekunden herrschte Schweigen während sie nicht böse anstarrten. Schließlich seufzte der Weißhaarige. "Na schön. Ich werde mich um ihn kümmern." Erleichterung machte sich in ihr breit. "Er darf aber nicht wissen wer ich bin!" "Es sollte wissen, wer seine Mutter ist!" Wie sie es hasste, wenn er Recht hatte. "Gut, dann erzähle es ihm, wenn er sein unsterbliches Alter erreicht!" Satan zögerte, nickte dann jedoch. Ohne ein weiteres Wort wandte sich Indra um und stürmte aus dem Raum bevor sie es sich anders überlegen konnte. Sie spürte wie Tränen in ihren Augen brannten, aber sie wischte sie energisch weg. 'Es tut mir leid. Ich liebe euch beide.' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)