Familienalbum von Himikko ================================================================================ Kapitel 13: Samael und Shiro auf Rettungsmission ------------------------------------------------ Rin hasste die Schule. Während sein Bruder von allen Lehrern gemocht und gelobt wurde, behandelte man ihn, als wäre er ein Monster. Dämon nannten sie ihn, dabei hatten sie keine Ahnung. Er wollte doch nur seinen kleinen Bruder vor den ständigen Hänseleien schützen, aber immer wurde er bestraft und ausgeschimpft, nie jene, die gemein zu ihnen waren. Frustriert trat der Achtjährige einen Kieselstein beiseite, der vor ihm auf dem Weg lag. Heute hatte er wieder Ärger bekommen, da er einem der anderen Kinder versehentlich den Arm gebrochen hatte, als dieser ihn und seinen Bruder beleidigt hatte. Wahrscheinlich würde er Zuhause wieder Ärger von seinem Papa bekommen, weswegen er sich heute nicht wirklich auf das Ende des Unterrichts gefreut hatte. Normalerweise holte Shiro oder einer der anderen Mönche Yukio und ihn ab, doch heute war er spät dran gewesen, also hatte er beschlossen, einfach nach Hause zu gehen. Yukio lag krank im Bett, also war er diesmal vollkommen allein. Allerdings kannte er den Weg in- und auswendig, weswegen er nicht verstand, warum es ihnen verboten war, alleine nach Hause zu gehen und folglich immer abgeholt wurden. Manchmal war sein Papa wirklich etwas komisch. Einmal hatte Rin einen Zettel mit einem seltsamen Symbol darauf gefunden, welches ihm jedoch sofort wieder weggenommen worden war. Ein anderes Mal war der Priester extrem nervös gewesen, als sie zusammen eine Straße lang liefen. Dabei hatte er immer wieder in dieselbe Richtung geschaut, obwohl dort nichts zu sehen gewesen war. Später hatte er behauptet, dass er nur in Gedanken gewesen war, aber so richtig glaubte er ihm nicht. Natürlich hatte Rin ihn trotzdem lieb, auch wenn er wirklich gern etwas über seine Mama und seinen anderen Papa erfahren hätte. Seltsamerweise wollte Shiro nichts über sie erzählen, obwohl er zugab, dass er und seine Mama Freunde gewesen waren. Wenn es um Rins anderen Papa ging, stellte er die Ohren komplett auf Durchzug. Hatte er vielleicht etwas schlechtes getan oder Shiro mochte ihn nicht? „Hallo, Kleiner. Bist du alleine unterwegs?”, fragte ihn plötzlich jemand. Er zuckte zusammen und sah in die Richtung aus der die Stimme kam. Dort stand ein Mann, welcher um einiges jünger als sein Papa, aber schon erwachsen war. Sofort wurde Rin unruhig. Ihm war immer wieder eingeschärft worden, nicht mit Fremden zu reden, etwas von ihnen anzunehmen oder gar mitzugehen und dieser Mann bereitete ihm eine wahre Gänsehaut. Irgendetwas fühlte sich einfach...falsch an. Abgesehen davon hatte der Mann violette Augen und das war ganz sicher nicht normal. „Hey, verstehst du mich?” Rin zögerte. „Ja. Aber ich soll nicht mit Fremden reden. Tschüss.” Damit setzte er sich in Bewegung, doch plötzlich stand der Mann vor ihm. „Jetzt warte bitte kurz. Ich möchte nur reden.” Nun war dem Kind erst recht unwohl. Er sah sich um, darauf hoffend irgendwelche Passanten zu sehen, doch sie waren allein. „Nein, ich muss gehen. Tut mir leid, mein Papa wartet schon auf mich.” Er wollte an ihm vorbei gehen, doch der Fremde griff nach seinem Arm und hielt ihn fest. Instinktiv versuchte Rin sich los zu reißen und wollte nach Hilfe rufen, aber der Mann hatte einen starken Griff und hielt ihm den Mund zu. In seiner Verzweiflung biss er dem Fremden in die Hand, woraufhin er ihn losließ und in einer unbekannten Sprache fluchte, doch Rin achtete nicht darauf, sondern rannte los. Leider kam er nicht weit und er wurde erneut gegriffen und hochgehoben. Verzweifelt versuchte sich der Junge zu befreien, doch der Ältere drückte ihm ein merkwürdig riechendes Tuch ins Gesicht und er spürte, wie er langsam schlaff wurde. „Dafür wirst du bezahlen, du kleine Ratte!”,  war das letzte, was er hörte, dann wurde alles dunkel. ......................................................................................................................................................... Shiro lief nervös auf und ab, während er immer wieder zur Uhr schaute. Kurz bevor er Rin abholen wollte, waren ihm einige Dämonen aufgefallen, die sich in der Nähe des Stifts herumgetrieben hatten. Leider waren die anderen Mönche gerade einkaufen gewesen, daher musste er sich selbst darum kümmern. Vielleicht war es nur ein falscher Alarm, aber die Tatsache, dass sie das Stift genau zu beobachten schienen, machte ihn nervös. Er konnte es nicht riskieren, dass die Dämonen Wind von Rin oder Yukio bekamen. Er hatte in der Schule angerufen und Bescheid gesagt, dass er etwas später kommen würde, doch kurz darauf einen Anruf zurück bekommen, in dem es hieß, dass einige Schüler gesehen hatten, wie Rin sich alleine auf den Weg nach Hause gemacht hatte. Daraufhin hatte er sofort die anderen Mönche angerufen und sie darum gebeten, Rin entgegen zu kommen, während er Zuhause blieb und wartete, falls sie ihn verpassten und er so zurück kam. Er wollte Yukio nicht allein lassen, da er befürchtete, dass die Dämonen von vorhin zurück kommen könnten. Hoffnungsvoll hob er den Kopf, als sich die Tür öffnete und Nagatomo, Maruta und Kyodo den Raum betraten, leider ohne Rin. „Wir haben ihn nicht gefunden, aber die hier lag im Gebüsch.”, sagte Nagatomo und Shiros Herz setzte aus, als ihm Rins Schultasche entgegengehalten wurde. „Meint ihr wirklich, dass Dämonen dahinter stecken?”, fragte Kyodo. „Es könnten Menschen dahinter stecken.” Shiro schüttelte den Kopf. „Wir sollten kein Risiko eingehen. Anscheinend habe ich keine Wahl...” Er seufzte, denn es half alles nichts. Die Polizei konnte er nicht rufen, solange er nicht wusste, ob nun Menschen oder Dämonen dahinter stecken, also konnte er nur noch Mephisto um Hilfe bitten. ..................................................................................................................................................... Samael unterschrieb genervt das gefühlt tausendste Dokument und warf dem restlichen Stapel einen strafenden Blick zu. Eigentlich hatte der Zeitkönig darauf gehofft sich hier nicht mit Papierkram ärgern zu müssen, das hatte er schon in Gehenna zur Genüge, doch natürlich entkam er auch hier nicht der Bürokratie. Das hatte er sich eher weniger unter "die Exorzisten ausspionieren" vorgestellt. Zum Glück übernahm Berith in seiner Abwesenheit einiges und was er nicht selbst erledigen konnte, schickte er ihm täglich, was leider nicht wenig war. Sein Vater wurde furchtbar grummelig, wenn er oder seine Brüder ihren Aufgaben nicht nachkam oder bei etwas hinterher hingen. Allerdings konnte er jetzt verstehen weswegen die Schulleiter in Gehenna meist so gestresst gewesen waren. An einem schicken Schreibtisch zu sitzen und einfach nur ein paar Zettel unterschreiben, reichte nicht aus. Dass einige seiner Brüder gerne Schüler der Akademie als Gefäße benutzten, um kurz vorbeizuschauen, machte es nicht leichter. Dummerweise war heute Abend ein spontanes Ratstreffen in Gehenna und sein Vater hatte verlangt, dass er ebenfalls kommt, also musste er sich für die Exorzisten noch eine Ausrede für seine Abwesenheit überlegen. Super. Als ob sein Tag nicht schon nervtötend genug gewesen wäre. Vorhin erst hatte er eine halbe Stunde lang versucht, eine der anderen Zweigstellen zu erreichen, doch nachdem er fast eine Stunde später endlich durchgekommen war, hatte ihm die Stimme am Telefon verkündet, dass er es aufgrund technischer Defekte später nochmal versuchen sollte. Manchmal hasste er Sterbliche, besonderes Bürokraten. Nur kurz darauf rief Azazel an, welcher sich mal wieder darüber beschwert hatte, dass die Exorzisten ihre Leute ständig schlecht vorbereitet an Einsatzorte schickten und bei ihm inzwischen alles mit Seelen irgendwelcher Exorzisten "zugemüllt" war und Mephisto irgendetwas tun sollte, um das zumindest etwas zu unterbinden. Auf sowas hatte er nicht mal Einfluss! Natürlich waren aller guten Dinge drei, also klingelte sein Handy erneut. Er unterdrückte ein Aufstöhnen, als er Shiros Namen sah. Wenn der Paladin ihn zu dieser Zeit anrief, konnte es nichts Gutes sein. Er nahm den Anruf entgegen und zwang sich zu seiner typischen, fröhlichen Stimme, was ihn heute einfach nur noch anstrengte. „Shiro, was verschafft mir denn die Ehre?~” „Ich brauch deine Hilfe, Rin ist verschwunden! Er ist alleine von der Schule los gegangen, aber nicht nach Hause gekommen. Wir haben seine Schultasche im Gebüsch gefunden und sind nicht sicher, ob Dämonen oder Menschen dahinter stecken.”, erklärte dieser ohne Umschweife. ‚Bitte was?!‘ Sein Tag war schon mies genug und jetzt verschwand sein kleiner Bruder? Das konnte doch wohl alles nicht wahr sein. „Seid ihr sicher, dass es seine Tasche ist und er sich nicht nur verlaufen hat?”, hakte er nach. „Nein, es ist definitiv seine, der Name steht drauf und er kennt den Weg nach Hause auswendig.” Na ganz toll. Sein Vater und seine Geschwister würden Hackfleisch aus ihm machen, wenn Rin etwas passierte und er musste sich wegen dieses blöden Treffens auch noch beeilen. „Gut, ich komme.” Damit legte er auf und rieb seufzend seinen Nasenrücken. Er und seine Brüder kannten sich mit Entführungen leider allzu gut aus, da sie als Kinder dieselbe Erfahrung gemacht hatten, doch Rin hätte er diese Erfahrung wirklich gern erspart. Die Frage war nur, wer dahinter steckte. Einer seiner Brüder konnte es nicht gewesen sein, keiner von ihnen war momentan in Japan und andere Dämonen hätten es ihnen gemeldet, wenn sie Rin gefunden hätten. Es blieben daher nur Sterbliche oder Dämonen, die ihm vermutlich schaden wollten. Jedoch konnte er sich nicht erklären wie sie ihn finden konnten, immerhin waren seine Flammen nach wie vor versiegelt. So oder so spielte es momentan keine Rolle, er musste ihn schnellst möglichst finden. Ohne lange zu zögern, teleportierte er sich zum Stift. ........................................................................................................................................... Noch nie im Leben war Shiro so erleichtertet gewesen, Mephisto zu sehen. Zwar war er wahrscheinlich nur hier, um sicherzustellen, dass er auch weiterhin gut unterhalten wurde, aber momentan war ihm das egal. Wenn jemand Rin finden konnte, dann er. Obwohl ihm die Beweise fehlten, so vermutete der Paladin schon seit einiger Zeit, dass der Zeitdämon in Wirklichkeit der Dämonenkönig Samael war, was bedeuten würde, dass er mit Rin eine Blutsverbindung hatte und ihn hoffentlich dadurch schnell aufspüren konnte. Sie waren zu zweit zu der Stelle gegangen, an der Rins Tasche gefunden wurde und nun drückte er im Stillen die Daumen, dass der Dämon etwas spürte. „Rin war auf jeden Fall hier. Außerdem kann ich noch die Rückstände eines anderen Dämonen spüren, also dürfte der mächtig gewesen sein.” Shiro schluckte. „Also war es einer der Baal?” Mephisto schüttelte den Kopf. „Nein, so stark dann doch nicht. Aber auf jeden Fall steht er relativ hoch in Gehennas Machtstruktur. Die Aura kommt mir bekannt vor, aber sicher sein kann ich nicht. So oder so dürfte Rin in großen Schwierigkeiten stecken.” So weit war Shiro auch schon gewesen. „Aber wie konnten sie Rin finden? Und kannst vor allem du ihn finden?” Der Dämon seufzte und schien kurz zu zögern. „Das kann ich nicht beantworten. Seine Flammen sind nach wie vor versiegelt, höchstens einer der Dämonenkönige hätte ihn aufgrund des Blutbandes identifizieren können, aber nur wenn es zum direkten Kontakt kommt.” Das klang gar nicht gut. Mit jeder Minute wuchs Shiros Sorge. Warum war der Junge alleine nach Hause gegangen?! Genau so etwas hatte er immer befürchtet. „Also kannst du Rin nicht aufspüren?” „Seine Aura kann ich nicht spüren, aber die des anderen Dämonen. Wir müssen uns jedoch beeilen, die Spur wird immer schwächer.” Also gab es doch noch Hoffnung. Der Paladin erlaubte sich einen kurzen Moment der Erleichterung. „Dann nichts wie los.” Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. ................................................................................................................................ Rin wollte nach Hause. Nachdem ihm dieser seltsame Mann das Tuch in das Gesicht gedrückt hatte, war alles dunkel geworden, nun war er wieder wach und befand sich an einem Ort, welchen er noch nie gesehen hatte. Es schien eine Art Lagerhaus zu sein, denn er war von jeder Menge Regale, Kisten und Kartons umgeben, er selbst lag auf dem dreckigem Boden. Verwirrt sah sich das Kind um und hielt Ausschau nach seinem Entführer. Was wollte der Mann von ihm? Er hatte nichts schlechtes getan, also warum war ausgerechnet er verschleppt worden? Während er fieberhabt überlegte, was er nun tun sollte, ertönten Schritte und sein Entführer bewegte sich in sein Blickfeld. „Du bist also wach. Sei froh, dass wir dich lebend brauchen, sonst hätte ich dich längst erledigt, du Missgeburt.”, zischte er. Der schwarz-blauhaarige schluckte, dann setzte er ein mutiges Gesicht auf. Er würde sich nicht von diesem Fiesling einschüchtern oder rumschubsen lassen! „Wer bist du und was willst du von mir?!”, fragte er und starrte den Fremden böse an, obwohl immer noch ein Funken Angst bleib. Dieser schnaubte jedoch nur, offensichtlich nicht beeindruckt. „Mein Name ist Malphas, ich bin Mitglied des Rates in Gehenna und wofür ich dich brauche, wirst du noch früh genug erfahren.” Nun kannte er zwar den Namen seines Entführers, aber war nun noch verwirrter. Der Name "Malphas" klang nicht Japanisch und er sprach zudem etwas komisch, obwohl er von hier zu kommen schien. Abgesehen davon hatte er noch nie etwas von Gehenna gehört oder von einem Rat. „Was ist Gehenna? Und was ist dieser Rat?”, fragte er neugierig. Malphas sah ihn überrascht an, dann lachte er. „Du weißt wirklich gar nichts, oder? Du hast keine Ahnung wer oder was du bist?! Nur ein weiterer Beweis, dass Satan einen Fehler gemacht hat.” Der Achtjährige war genervt, weil der Mann seine Fragen nicht beantwortete, doch neugierig war er dennoch. Satan? Wenn er sich richtig erinnerte, hatte sein Papa ihn manchmal in seinen Predigten erwähnt und als er einmal nach ihm gefragt hatte, war die Antwort gewesen, dass er ein böses Wesen war, welches über andere böse Dinge herrschte und den Menschen schaden wollte. Allerdings war er sich nie sicher gewesen, ob es diesen Satan wirklich gibt. „Was ist denn jetzt Gehenna? Und wer ist Satan?”, hakte er nach, woraufhin Malphas erneut schnaubte. „Ich habe besseres zu tun, als einer Göre alles zu erklären.” Rin ballte die Fäuste. „Ich bin überhaupt keine Göre! Lass mich bitte einfach gehen, ich will wieder zu meinem Papa!” Unerwarteterweise begann Malphas zu grinsen. „Oh, keine Sorge. Du wirst deinen Vater noch treffen, aber nicht wie du es denkst. Er wird sich sicher freuen dich ein letztes Mal zu sehen bevor er den Thron verliert. Vielleicht verbrennt er dich auch einfach...” Moment Thron? Sein Papa hatte keinen Thron, redete Malphas etwa von seinem anderen Vater? Aber warum sollte der einen Thron haben oder ihn verbrennen wollen? Bevor er dies hinterfragen konnte, kam eine weitere Person dazu und von da an wurde es nur verwirrender. ................................................................................................................................. „Und du bist wirklich sicher, dass er hier ist?”, fragte Shiro, woraufhin Samael die Augen verdrehte. „Natürlich bin ich das. Zweifelst du etwa an mir?”, fragte er etwas beleidigt. Sie kannten sich nun so lange und der Paladin stellte ernsthaft seine Fähigkeiten in Frage? Also wirklich! Der Weißhaarige seufzte. „Ich mache mir einfach Sorgen um ihn und will nicht riskieren, dass wir Zeit vertrödeln indem wir irgendwelche leeren Gebäude durchsuchen.” Gut, das war wohl verständlich. Der Zeitkönig machte sich ebenso Sorgen um seinen Bruder, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Ja, er hatte ihn so gesehen schon in Schwierigkeiten gebracht indem er ihn bei Shiro gelassen hatte, anstatt ihn wie befohlen nach Gehenna zu holen, aber das bedeutete nicht, dass er sich nicht um ihn sorgte. Abgesehen davon würde sein Vater ihm wohl mindestens Feuer unterm Hintern machen, wenn Rin etwas geschah und danach machten seine Geschwister wahrscheinlich gleich weiter. Ein Grund mehr ihn möglichst schnell aufzuspüren. Er spürte die Präsenz des anderen Dämons im Gebäude, daher verschleierte er seine und Shiros Aura damit sie nicht vorzeitig entdeckt worden. Falls der Dämon sich Rin geschnappt hatte, um seine Familie zu erpressen, konnte man nicht voraussagen, was er tun würde, daher ließ er es langsam angehen. Am besten redete er zunächst alleine mit dem Entführer, also musste er irgendwie seine Begleitung los werden. „Ich kann nicht genau feststellen, wo sie sind. Am besten teilen wir uns auf, um schneller zu suchen.”, log er ohne Probleme, doch Shiro schien nicht überzeugt. „Sicher, dass es eine gute Idee ist, sich zu trennen?” Warum musste es intelligente Exorzisten geben? „Du bist der Paladin und ich bin ein hochrangiger Dämon. Wir sollten keine Probleme bekommen, falls doch dann schrei einfach.” Dieses Mal war es Shiro, der schnaubte. „Dann ist es in der Regel schon zu spät, aber na gut.” Damit trennten sie sich und der Zeitkönig machte sich auf den Weg zu dem noch unbekannten Dämonen. Nach einer Weile hörte er eine Stimme und er verlangsamte seine Schritte. Er war offensichtlich ein Mann, der sprach und eine weitere höhere und wesentlich jüngere Stimme antwortete. Vorsichtig näherte er sich und hörte genau zu, was gesagt wurde. „Was ist denn jetzt Gehenna? Und wer ist Satan?”, hörte er Rin fragen und er verfluchte gedanklich den anderen Dämonen, der gerade seine schöne Planung über den Haufen warf. „Ich habe besseres zu tun, als einer Göre alles zu erklären.”, kam eine genervte Stimme, doch Rin ließ sich so leicht nicht abwimmeln. „Ich bin überhaupt keine Göre! Lass mich bitte einfach gehen, ich will wieder zu meinem Papa!” Samael konnte nun durch einige Kisten durchsehen und entdeckte den vermissten Jungen sowie seinen Entführer. Zu seiner Erleichterung schien es Rin gut zu gehen, von einem blauen Fleck an seinem Oberarm abgesehen. Der Wirt des Dämons stand mit dem Rücken zu Samael, doch die Stimme und die Aura kamen ihm sehr bekannt vor. „Oh, keine Sorge. Du wirst deinen Vater noch treffen, aber nicht wie du es denkst. Er wird sich sicher freuen dich ein letztes Mal zu sehen bevor er den Thron verliert. Vielleicht verbrennt er dich auch einfach...” Der Zeitdämon unterdrückte ein Schnauben. Dieser Narr wollte seinen Vater vom Thron stoßen? Wohl kaum. „Also wirklich, erst entführst du ein Kind und dann schikanierst du es? Du solltest dich ernsthaft schämen, Malphas.”, sprach er den Dämonen auf Gehennisch an. Der Angesprochene fuhr herum und bleckte die Zähne. „Samael!”, fauchte er gereizt. „Das hier geht dich nichts an, also verschwinde!” Er unterdrückte ein gehässiges Lachen. „Du entführst meinen kleinen Bruder und sagst dann, dass es mich nichts angeht? Das glaubst du doch wohl selbst nicht, aber lassen wir das. Was tust du hier? Ich bezweifle, dass Vater dich geschickt hat.” Malphas verdrehte die Augen. „Satan hat mir nichts zu sagen, genauso wenig wie du. Abgesehen davon scheint dich der Junge nicht allzu sehr zu interessieren, da du anscheinend wusstest, dass er hier ist und niemanden etwas gesagt hast. Immerhin suchen dein Vater und deine Brüder ihn schon seit Jahren.” „Ich habe meine Gründe, aber die sollten dich nicht interessieren, da du für deinen Verrat ohnehin sterben wirst. Denkst du wirklich, dass du Vater stürzen kannst? Lächerlich.” Rin saß derweil am Boden, wo er zwischen ihm und Malphas hin und her schaute, offensichtlich komplett planlos. Bevor es jedoch wirklich zum Kampf kommen konnte, traf Shiro mit gezogenen Waffen ein. „Papa?!”, entfuhr es Rin und starrte ihn entsetzt an, insbesondere die Pistolen. „Rin, ist alles in Ordnung?!”, erkundigte sich der Paladin besorgt und der (noch vollkommen menschliche) Nephilim nickte mit aufgerissenen Augen. „Warum hast du Waffen?! Wer sind die beiden?!” „Ich erkläre es dir nachher, aber erst bringen wir dich in Sicherheit „Das glaube ich kaum.”, knurrte Malphas, diesmal auf Japanisch und wandte seinen Blick kurz in Shiros Richtung. „Also hängt sogar der Paladin drin. So langsam glaube ich, dass ich nicht der einzige Verräter bin. Satan wird das gar nicht gefallen...” Shiro richtete einer seiner Waffen auf das Ratsmitglied. „Du wirst dich nicht nochmal an meinem Sohn vergreifen, also verschwinde.” Er drückte ab, doch Malphas wich aus und stürzte sich auf den Paladin. Zu seinem Pech war Samael schneller und blockte den Angriff. „Shiro, sein Todesvers ist Pslam 17, 1 bis 4!”, informierte er seinen Partner, welcher sofort mit rezitieren begann. Malphas hatte keine Chance und mit einem lauten Kreischen war er gezwungen den Körper zu verlassen. Shiro lief sofort zu Rin und nahm ihn in die Arme, dieser wirkte verständlicherweise noch immer verwirrt. „Papa, was war das?! Wer war das und wer ist der Mann dort?! Warum-?!” Shiro unterbrach ihn schnell. „Ich erkläre dir alles, aber zuerst gehen wir nach Hause, es ist hier nicht sicher. Mephisto, kommen noch mehr?” „Ich bezweifle es, aber wir sollten uns dennoch beeilen.”, erwiderte der Zeitkönig, welcher sich kurz den Wirt näher angesehen hatte. Dieser würde sich erholen, doch momentan war Rin wichtiger. Er schnippte mit den Fingern und sofort sank das Kind bewusstlos zusammen. „Was hast du getan?!”, fragte Shiro scharf. „Beruhige dich, er ist nur bewusstlos. Das immer alle das schlimmste von mir erwarten...”, murmelte der Zeitdämon genervt, woraufhin der Weißhaarige den Kopf schüttelte und wieder Rin ansah, welcher nun in seinen Armen schlief. „Was passiert jetzt? Rin weiß jetzt von Dämonen, diesmal können wir uns nicht raus reden.” Mephisto überlegte kurz. Das Vernünftigste wäre wohl, sich einfach seinen Bruder zu schnappen und ihn nach Gehenna zu bringen, aber er würde nur ungern seine Unterhaltung aufgeben. Davon abgesehen waren die Flammen noch immer versiegelt, es bestand also noch Hoffnung. „Ich werde seine Erinnerungen versiegeln, sodass er sich nicht mehr an den Vorfall erinnert. Er wird glauben, dass er alleine nach Hause gegangen ist. Ich bin mir nicht sicher, woher der blaue Fleck ist, also ich werde vorsorglich noch dafür sorgen, dass er keine Dämonen sieht.” Shiro zögerte. „Das wird ihm keine Schmerzen bereiten, oder?” Der Zeitdämon schüttelte den Kopf. „Ich werde es tun, wenn er bewusstlos und er wird keine Schäden davon tragen. Anfangs wird er eventuell etwas verwirrt und müde sein, im schlimmsten Fall bekommt er leichte Kopfschmerzen, aber sonst nichts. Allerdings sollten wir vorher noch zu dem Vorfall befragen.” ‚Und das möglichst bevor ich zu spät zum Ratstreffen komme, weil Vater mir sonst den Schweif lang zieht. Und ich muss mich um Malphas kümmern.‘, fügte er gedanklich hinzu. .................................................................................................................................................... Rin schreckte aus seinem Schlaf auf und sah sich nervös um, dann spürte er Erleichterung. Er war im Zimmer seines Papas. Doch warum lag er in dessen Bett? Langsam erinnerte er sich daran, was passiert war. Da war dieses Lagerhaus und dieser Mann...und sein Papa hatte Pistolen gehabt. Das konnte kein Traum gewesen sein! er zuckte zusammen, als sich die Tür öffnete, doch zu seiner Erleichterung war es sein Vater. ‚Wo ist dieser Mann, der mich mitgenommen hat?”, fragte Rin sofort. „Und dieser andere Mann, der aussah wie ein Clown-” „Clown? Das ist aber äußert unhöflich, mein lieber Junge.”, unterbrach ihn eine Stimme und seine Augen weiteten sich. Der Mann mit den seltsamen Klamotten und dem Ziegenbart war seinem Papa ins Zimmer gefolgt. „Du siehst aber aus wie einer. Und du hast einen komischen Kringel auf den Kopf!”, argumentierte er und verschränkte trotzig die Arme. Oh Gehenna, jemand möge Samael die Stärke geben, seinem kleinen Bruder nicht den Hals umzudrehen. „Rin, nicht so vorlaut! Wäre er nicht gewesen hätte ich dich nie gefunden.”, rügte Shiro ihn streng, doch Rin war jetzt in Fahrt. „Aber es ist wahr! Und ich will jetzt wissen, was das war!” „Wie wäre es, wenn wir uns jetzt alle beruhigen und vernünftig miteinander reden.”, schlug Kringelkopf vor. „Mein Name ist Mephisto, ich bin ein Freund deines...Vaters.” „Warum habe ich dich dann noch nie gesehen?”, fragte Rin skeptisch und beschloss nebenbei, dass der Name viel zu schwer war und er ihn einfach "Mephi" nennen würde. „Mephisto ist sehr beschäftigt, er kommt meist dann, wenn du und Yukio in der Schule oder im Bett seid.”, erklärte Shiro ruhig. Noch immer war der Junge nicht ganz überzeugt, doch er nickte langsam. „Wir wollen dir ein paar Fragen stellen und es ist wichtig, dass sie ehrlich beantwortest, in Ordnung?”, fragte Mephisto. Sofort begann der Achtjährige zu schmollen. „Erst beantwortet ihr meine Fragen!” „Rin, bitte. Ich weiß, du bist verwirrt, aber das ist wichtig.”, redete sein Vater auf ihn ein. „Wir wollen dich nur beschützen, darum musst du uns genau erzählen, was passiert ist. Andernfalls könnte noch einmal jemand versuchen dir zu schaden.” Entsetzt sah Rin ihn an. „Malphas könnte wieder kommen?!” „Ja und darum ist es wichtig, dass du bitte alle Fragen beantwortest. Wie bist du ihm überhaupt begegnet?” Für einige Sekunden überlegte der Junge, dann beschloss er die Fragen vorerst zu beantworten. Er erzählte alles, was passiert war und Malphas gesagt hatte. Als er fertig war, wechselten Mephisto und Shiro kurze Blicke. „Ich gehe und rufe die anderen zusammen. Wir müssen der Sache nochmal nachgehen. Du erledigt es jetzt schon?” Mephisto nickte. „Ja, aber danach muss ich direkt weiter, ich habe noch etwas wichtiges zu erledigen. Vielleicht kann ich sogar mehr über unseren Entführer erfahren.” „Sagt mir jetzt mal endlich jemand, was hier los ist?! Und was Mephi mit allem zu tun hat?!”, schimpfte Rin. Er hatte ihnen alles gesagt, jetzt sollten sie ihm mal ein paar Fragen beantworten! „Geh, ich kümmere mich darum.”, wies Mephisto an und zum Entsetzen des Kindes, ging sein Papa wirklich und ließ ihn mit einem Fremden allein. Seufzend wandte sich Mephi an Rin und diesem fiel jetzt erst auf, was für ihn ein Riese er eigentlich war. Etwas nervös rutschte er ein Stück von ihm weg und sah ihn ein wenig verängstigt an. „Keine Sorge, du wirst nichts hier von spüren. Ich tu das nur ungern, aber ich kann es nicht zulassen, dass mein Spiel durcheinander gebracht wird.”, seufzte der Ältere und irgendetwas sagte Rin, dass hinter diesem Mann mehr steckte, als es zunächst schien. ............................................................................................................................................. Leise schloss Samael die Tür, um seinen Bruder nicht zu aufzuwecken, welcher nun friedlich schlief. Der Kleine konnte auf jeden Fall anstrengend sein, aber immerhin war die Krise nun abgewandt. Rin würde sich nicht mehr an diesen Tag erinnern, er kannte nun die Identität des Entführers und er würde rechtzeitig zum Treffen kommen können. Bevor er jedoch ging, hielt Shiro ihn ein letztes Mal auf. „Ist alles gut gegangen?”, erkundigte er sich besorgt und der Zeitkönig nickte. „Er schläft jetzt. Wahrscheinlich solltest du ihn für den Rest der Woche Zuhause lassen, damit er sich wieder etwas erholt.” Der Paladin nickte langsam. „Danke Mephisto. Ich hätte nicht von dir erwartet, dass du mir nochmal hilfst.” „Die Flammen wurden nicht entsiegelt, daher läuft unsere Wette noch. Es wäre doch ein Jammer, wenn unser Spiel so schnell enden würde.”, grinste der Dämon. „Aber nun muss ich weiter. Gehab dich wohl.~” Mit einem kurzen „Eins, Zwei, Drei!” und einer pinken Rauchwolke verschwand er und landete wieder in seinem Büro. Sofort verschwand sein Grinsen wieder und er begann damit sich auf das Treffen vorzubereiten. Zu seiner Überraschung klingelte sein Handy erneut und sofort schlug die Überraschung zu Sorge um. War wieder etwas mit Rin? Ein kurzer Blick auf das Display verriet ihm jedoch, dass es Beelzebub war. „Hallo, Beel. Ist das Ratstreffen etwa abgesagt ?”, fragte er. „Hey, Sammy. Sorry, dass ich dich störte. Nein, das Treffen findet auf jeden Fall statt.”, ertönte die Stimme seines jüngeren Bruders. Genervt verdrehte der Zeitkönig die Augen, doch sprach den Spitznamen nicht an. „Schon gut, ich bin sowieso gleich fertig. Was gibt es?” „Ich wollte dich nur fragen, ob du irgendetwas von Malphas gehört hast?” Oh, oh. Das klang gar nicht gut. „Nein, habe ich nicht. Warum?”, log er. „Na ja, seine Tochter hat ihn und einen anderen Typen vor einer halben Stunde tot aufgefunden. Anscheinend haben die beiden sich gestritten und es ist dann irgendwie eskaliert.” Damit hatte er nicht gerechnet. Malphas war tot? „Und warum sollte ich etwas darüber wissen? Er gehört nicht zu mir.” „Weiß ich ja, aber wir haben einige Briefe gefunden und die deuten an, dass er uns stürzen wollte, auch wenn wir nicht ganz sicher sind. Darum soll ich von Vater fragen, ob dir irgendwas seltsames an ihm aufgefallen ist, wenn du mit ihm zu tun hattest.” Der Zeitdämon hielt inne. Wenn er jetzt sagte, dass Malphas ihren Bruder aufgespürt und entführt hatte, wäre es mit seinem Spiel gelaufen. „Nein, nicht wirklich. Ich war in letzter Zeit zu selten in Gehenna.” „Dachte ich mir schon. Trotzdem danke. Wir sehen uns nachher.” Samael verabschiedete sich ebenfalls und legte auf. Damit wäre dies also geklärt, auch wenn er etwas unzufrieden war. Er hatte Malphas zur Rede stellen wollen, doch nun war er tot wegen eines dummen Streites. Möglicherweise hatte dieser mit seinem Versagen zu tun, doch mit Bestimmtheit konnte er es nicht mehr feststellen. Schlussendlich hatte er keine andere Wahl und er ließ es auf sich beruhen. Erst Jahre später wurde ihm schlussendlich bewusst, dass sie knapp an einer Katastrophe vorbeigeschlittert waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)