Christmas Memories von ZitroneneisSaly (and Superman) ================================================================================ Christmas Memories and Superman ------------------------------- »Sir?«, dumpf dringt das Wort durch ihre Kopfhörer. Musik strömt aus diesen in ihre Ohren und schließen dadurch einen Großteil der Geräusche in ihrer Umgebung aus. Eine Bewegung in ihrem Augenwinkel lässt sie schließlich auf sehen. Ihre Konzentration ist gebrochen. Eine Frau hat sich zu dem Passagier auf dem Sitz vor ihr vorgebeugt. Die dunkelblaue Uniform verweist darauf, dass sie dem Personal angehört und eine der Stewardessen ist. Schweigend wendet sich den Blick nach rechts, aus dem kleinen, runden Fenster. Wie üblich, um diese Jahreszeit, ist es vereist und man kann nichts außer weiß dahinter erkennen. Aber ihrem Gefühl nach müsst der Flug bald zu Ende sein. Eines der Dinge, welche sie sich beim Sammeln ihrer Vielfliegermeilen angeeignet hat. »Entschuldigen Sie Sir, aber wir setzen gleich zur Landung an.«, die Worte der Stewardess bestätigen ihre Annahme. Sie fliegt einfach viel zu viel, als dass ihr Gefühl sie diesbezüglich trügen würde. Während sich die Stewardess mit einer leichten Röte auf den Wangen wieder aufrichtet, wendet sie den Blick wieder um. Dem Akzent der Stewardess nach, würde sie sagen, dass diese aus Frankreich stammt. Weiters scheint der Passagier wohl zu gefallen oder sie auch einfach in Verlegenheit gebracht zu haben. Zumindest lässt sich dies aufgrund der gerötet Wangen annehmen. Die Stewardess erinnert sie damit ein bisschen an ihre gute Freundin, die selbst heute manchmal noch eine leichte Röte auf den Wangen hat, wenn sie ihren Ehemann ansieht. Lächelnd packt die junge Frau ihr Buch weg. Ihre beste Freundin ist diesbezüglich wirklich besonders. »Ladies und Gentlemen, hier spricht ihr Kapitän, aufgrund des schlechten Wetters sind wir gezwungen in New York City zu landen. Bitte verzeihen Sie die Umstände und schnallen Sie sich an, wir setzen gleich zur Landung an«, verkündet der Pilot über die Lautsprecher. Um sie herum fangen sogleich die Passagiere an sich zu beschweren. Mit einem Seufzen nimmt sie es hin. Sie hat für heute sowieso keine großen Pläne. Sie wundert sich viel mehr über die Aufforderung des Anschnallens. Seit sicher schon einer guten Stunde leuchten die Anschnalllichter. Das Flugzeug schwankt auch öfters und der Pilot hatte wohl mit einigen Turbulenzen zu kämpfen. Als sie in Paris das Wetter für den Nordosten Amerikas gesehen hat, hatte sie zwar erfahren, dass es starke Schneefälle gibt, aber sie hätte nicht gedacht, dass diese so extrem sein würden, dass das Flugzeug nicht wie geplant nach Philadelphia fliegen kann. Kein Wunder, dass einige der Passagiere schimpfen, vor allem heute. Ihr persönlich ist es eigentlich relativ egal ob sie nun nach Philadelphia kommt oder nur bis nach New York City. Das Flugzeug geht langsam runter. Viele der Passagiere schimpfen nach wie vor. Als jedoch das Flugzeug einen gefährlichen Schlenker macht, verstummen alle sogleich. Scheinbar gibt es nicht nur heftige Schneefälle sondern auch starken Winde. Sie kann schon ahnen, dass obwohl die Leute noch immer unzufrieden sind mit dem Ort wo der Flieger runter geht, sie dennoch froh sind, so schnell wie möglich wieder auf der Erde zu stehen. »Herzlich Willkommen in New York City, Amerika, vielen Dank, dass Sie mit uns geflogen sind und frohe Weihnachten vom gesamten Team«, kommen wenige Minuten später die Worte des Piloten wieder über den Lautsprecher. Die Lampen mit dem Gurt-Symbol erlöschen und die Passagiere klatschen, für die gelungene Landung. In den letzten Minuten haben wohl alle gemerkt, wie heftig das Wetter ist und sind froh dass nichts passiert ist. Seufzen erhebt sie sich von ihrem Sitzplatz und streckt sich erstmal. Ihr Sitznachbar ergreift sogleich die Chance und verschwindet. Scheinbar hat er es eilig, während sie das stundelange Sitzen erstmal mit ein paar Dehnungen und Streckungen aus ihrem Körper verdrängen muss, ehe sie sich ihre Jacke überstreift. Auch der Passagier vor ihr, setzt sich nun langsam in Bewegung und erhebt sich. Ihre Handtasche schulternd, wendet sie sich zum Gehen um, als der Mann vom Sitz vor ihr, sich plötzlich in ihre Richtung dreht. »Sakura?«, überrascht sieht der Mann sie an. »Sasuke?«, erwidert sie ebenso verblüfft, »Hi.« »Hey.« Über das Jahr verteilt sind sie sich an den verschiedensten Ort in Amerika begegnet. Jedes Mal hatte es denselben Grund, aber dieser fällt dieses Mal weg. Dennoch stehen sie sich hier nun wieder gegenüber. Dass sie ihm ausgerechnet hier begegnet, hätte sie nicht im Leben erwartet! Ein Zufall dass sie beide in demselben Flugzeug aus Paris gesessen haben. Manch einer würde wohl nun behaupten Schicksal, aber daran glaubt sie nicht. Da müsst etwas viel größeres passieren, dass sie es dem Schicksal anrechnen würde. Viel mehr als solch eine Begegnung. Diese zeugt ihr nur wieder wie klein doch die Welt eigentlich ist. Schweigend wendet sich Sasuke um und verlässt mit dem Fluss der anderen Passagiere das Flugzeug. Er war auch die letzten Male nicht sonderlich gesprächig, genauso wenig wie sie, weshalb es sie nicht wundert, dass er kein Wort gesagt hat. Dennoch seufzt sie leise auf und ordnet sich ebenfalls in den Fluss der Passagiere ein, um auch das Flugzeug zu verlassen. Einige von diesen schimpfen leise über die Fluggesellschaft oder viel mehr auf das Wetter, welches sie davon abhält nicht bereits in Philadelphia und somit einem anderen Bundesstaat zu langen. Andere diskutieren ihre weiteren Optionen. Schweigend und viel entspannter als die anderen, lässt sie sich von der Menge treiben, welche sich kontinuierlich durch den Zugangsflur in Richtung Gate bewegt. Am Gate angekommen, strömt die Menge auseinander. Durch die Lautsprecher wird durchgegeben, dass aufgrund des Wetters keine Flugzeuge starten können. Die Stimmung hier am Flughafen ist nicht besser als eben noch im Flugzeug, kein Wunder bei der Aussicht, hier festzusitzen. Sakura wendet den Blick durch die Glaswand nach draußen. Schneeflocken werden vom Wind so dicht zu Boden gepeitscht, dass man kaum mehr bis zum Flugzeug sehen kann, aus welchem sie soeben gestiegen ist. Im Gegensatz zu den anderen Passagieren ist sie froh bei diesem Sturm nicht mehr in der Luft zu sein. Aber sie kann die anderen auch verstehen, ausgerechnet heute Abend will man nirgendwo am Flughafen festsitzen, weil ein Sturm das Fliegen unmöglich macht. Sie hofft nur, dass alle Flugzeuge die noch kommen, gut landen werden. Langsam findet sie sich bei der Gepäck-Abholung ein. Auch hier ist das Wetter das Hauptthema und es wird diskutiert, wie man am besten an sein Ziel kommen wird. Einige hängen auch am Telefon um andere über die Situation zu informieren, oder mit diesen über das weitere Vorgehen zu diskutieren. Ruhig schnappt sie sich ihren Koffer und bewegt sich gemächlich Richtung Ausgang, vorbei an Personen die Leute aus anderen Maschinen freudig erwarten. Sie fand es schon immer süß und lieb, wie viel Zeit und Aufwand manche in ihre Schilder gesteckt haben, mit welchen sie die Personen in Empfang nehmen. Dabei freuen sich die erwarteten Personen wohl viel mehr über die Person, die das Schild hält, als über das Schild. Lautlos seufzt sie auf. Egal wie viel sie fliegen mag, sie wurde noch nie auf diese Weise abgeholt und mit solch einem tollen Schild erwartet, noch von einer Person, die ihr viel bedeutet, abgeholt. Dieser Gedanke kommt ihr jedes Mal wenn sie an diesen freudig wartenden Leuten vorbei geht und jedes Mal stimmt es sie traurig. Etwas niedergeschlagen betritt die große Halle, welche Eingang und Ausgang in sich vereint. Menschen tummeln sich um alle möglichen Informationsständen, informieren sich über Busse und Züge, mit denen sie ihr Ziel erreichen könnten. Es werden Tickets gekauft oder man versucht ein Auto zu mieten Noch ist es mitten am Tag und genug Zeit um vielleicht doch am Abend dort zu sein, wo man sein möchte. Sie kann es ja nachvollziehen. Alle wollen nach Hause zu ihrer Familie und ihren Liebsten, immerhin ist Heiligabend. Darum wird auch alles in Bewegung gesetzt um nach Hause zu kommen und wenn sie sich dafür in überfüllte Züge quetschen oder in stickige Busse. Hauptsache man kommt zu seinen Liebsten, das ist alles was zählt. Aber nicht für sie. Erneut seufzt sie niedergeschlagen auf, aufgrund dieses Gedankens. In dieser Hinsicht ist die Weihnachtszeit doch echt unerbittlich, ständig bekommt man vorgehalten, was die anderen alles haben. Sie beißt sich leicht auf die Unterlippe, diese Gedanken nerven. Aus ihrer Handtasche holt sie ihr Smartphone heraus. Für sie ist es nicht wichtig wo sie ist und sie hat auch keine Eile um New York City wieder zu verlassen. Es macht kaum einen Unterschied ob sie in New York City oder Philadelphia ist. Der Ausblick aus dem Fenster ändert sich, doch die Hotels sind sich alle doch sehr ähnlich. Jetzt muss sie sich nur noch für ein Hotel entscheiden. Welche schönen Hotels werden wohl noch ein schickes Zimmer für sie frei haben? »Hey«, ertönt es plötzlich neben ihr. Überrascht sieht sie von ihrem Smartphone auf und sich nach links um. Es kann doch wohl kaum sie gemeint sein, immerhin ist sie komplett alleine hier. Zu ihrer eigenen Verwunderung, steht Sasuke neben ihr und sieht sie an. Eigentlich dachte sie, da er so schnell verschwunden ist, dass er es eilig hatte und schon längst weg wäre. Verblüfft erwidert sie seinen Blick. »Ich habe einen Mietwagen, möchtest du nach Philadelphia mitfahren?« Das Angebot überrascht sie. Sie hatte nicht erwartet, dass er in der ganzen Situation auch noch an sie denken würde, viel mehr hatte sie erwartet, dass er bereits beim Verlassen des Flugzeuges vergessen hat, dass sie ihm begegnet ist. Sie hält ihn keineswegs für einen schlechten Menschen oder so, sie dachte nur nicht, dass sie tatsächlich jemand wäre an den er denken würde. »Wenn es dir keine Umstände macht«, murmelt Sakura leise. Auch wenn es für sie wirklich nicht wichtig wäre dorthin zu kommen. Die Hotelbuchung dort ist nicht so wichtig. Dennoch möchte sie sein nettes Angebot nicht ausschlagen, wenn er ihr schon so eine nette Geste entgegenbringt. »Wenn es so wäre, würde ich nicht fragen«, brummt er und schiebt eine Hand in die Hosentasche. Sie nickt einfach nur stumm und folgt ihm mit ihrem kleinen Koffer. Wenn sie zurück denkt an ihre anderen Begegnungen, wird das entweder eine schweigsame Fahrt oder eine Fahrt mit seltsamen Gesprächen. Vor dem Ausgang bleiben sie stehen und schlüpfen ihre Jacken, ehe sie sich in den Sturm nach draußen wagen. Mit ihrem zierlichen Körperbau und wenigem Gewicht und ihrem ebenso leichten Koffer, fällt es ihr schwer sich gegen den Sturm zu behaupten oder gar einen Schritt zu gehen. Sasuke hat es mit seinem ebenso kleinen Koffer etwas leichter, auch wenn es auch ihm etwas schwerer fällt, sich voran zu kämpfen. Im Gegensatz zu ihr bewegt er sich zumindest vom Fleck. Jedenfalls fühlt es sich für sie so an, als würde sie sich kaum bewegen. Erneut überrascht Sasuke sie, als er stehen bleibt und ihren Unterarm umfasst, um sie mit zuziehen. All diese Gesten von ihm an diesem Tag überraschen sie insofern, da sie sich bei ihren letzten Begegnungen, ihrer Meinung nach, nicht unbedingt angefreundet haben. Bei ihrem allerersten Aufeinandertreffen, wirkte es sogar so, als könnte sie sich nicht leiden. Zumindest wurde sie darauf angesprochen. Nun ja, vielleicht ist es auch die Weihnachtszeit, die ihn etwas netter sein lässt. Oder es ist der Gedanke, dass womöglich auch sie wo erwartet wird und er so nicht nur ihr sondern auch anderen eine Freude machen würde. Wobei sie eigentlich nicht dachte, dass er sich von so etwas beeinfluss lässt, aber seine kühle, distanzierte Art lässt auch keinen Einblick in seine Innenwelt. Vielleicht macht er es auch nur wegen ihrem gemeinsamen Freund. Zitternd steigt sie in den schwarzen Wagen ein und schlingt die Arme um sich. Der Sturm hat sich mit der Kälte erfolgreich in ihre Kleidung gefressen und sie das Bedürfnis sich alle Pullis aus dem Koffer auf der Rückbank hinter ihr anzuziehen. »Danke«, sagt sie, als auch Sasuke in den Wagen steigt. Ohne ihn wäre sie vermutlich noch immer auf dem halben Weg zum Auto und wahrscheinlich auch bereits halb erfroren. »Kein Problem, für einen Moment dachte ich, dass du gleich davon fliegen würdest«, er klingt amüsiert, was sie wieder überrascht. Sie hat ihn bis jetzt selten lachen oder amüsiert gesehen oder gar lächelnd. Doch im Moment kann sie ein Lächeln an seinen Mundwinkel zupfen sehen, »Das kommt davon, wenn man so zierlich ist«, murrt sie. »Als wäre zierlich so schlecht.« »Nein, nein. Für Witze gerade gut genug.« Sie winkt ab. »Das war nicht meine Absicht.« »Schon gut, du bist nicht der erste«, winkt sie erneut ab und vergräbt die Nase in ihrem Schal. Sie hat es schon oft gehört, weil sie so schlank ist und etwas kleiner, nicht geeignet fürs Volleyball oder gar Basketball. Aber dafür ist sie gut bestückt, was sie etwas stolz macht, da sie sich deswegen nicht wie ein Kind fühlt. Sasuke startet den Wagen und lenkt ihn von dem großen Parkplatz der Autovermietung. Ein paar der Wagen fehlen schon, die restlichen werden noch in der nächsten Zeit vermietet werden. »Wollen wir uns etwas Warmes zum Trinken holen, bevor wir uns auf den Weg machen?«, schlägt Sasuke vor. »Gerne.«, zu einem warmen Getränk sagt sie sicher nicht Nein. Sasuke lenkt den Wagen sogleich zu einem McDonalds und parkt ihm am Parkplatz. Noch zitternd, da sich der Wagen auf dem kurzen Stück nicht aufgeheizt hat, steigt sie aus dem Wagen und läuft ins Gebäude. Der Sturm im Rücken schiebt sie förmlich zum Eingang. Auf ihrem Kopf haben sich mit Sicherheit etliche Schneeflocken abgelegt. Sowie bei Sasuke, welcher sich diese sogleich aus dem Haaren wischt. Leise seufzend, aufgrund der angenehmen Wärme hier, begibt sie sich in Richtung der Toiletten, um Sasuke nicht auf halbem Weg zum Anhalten zwingen zu müssen. Außerdem möchte sie sich im Spiegel überprüfen, immerhin hatte sie sp eine Reise mit Begleitung nicht erwartet. Das warme Wasser hinterlässt ein leichtes Brennen auf ihren noch immer kalten Fingern. Ihre Wangen ziert eine liebliche Röte, ihr leichtes Make-Up wirkt damit noch besser. Vor dem langen Flug merkt man ihr zum Glück nichts an. Außer minimales korrigieren, könnte sie sonst eh nichts ändern. Aber Sasuke hat sie bereits schon ohne Make-Up gesehen, es wäre als nicht schlimm, wenn sie ungeschminkt wäre. Als sie die Toilette verlässt, wird ihr so langsam wieder angenehm warm. Sasuke steht mit zwei normalen Getränken beim Café und scheint soeben zu bestellen. Generell ist der McDonalds schwach besucht, weswegen sie sich einfach zu Sasuke stellt und für sich eine große Heiße Schokolade und zwei Cookies bestellt. Für einen Moment ist der Angestellte verwirrt, bereitet dann aber ihr Getränk zu. Kommentarlos bezahlt sie ihre Sachen und die von Sasuke, ohne ihm eine Chance zum Zahlen zu gehen. »Das war nicht nötig«, bemerkt Sasuke, als sie auf den Ausgang zusteuern. »Sieh es als Dankeschön, dass du mich mitnimmst und ich zahle auch gerne beim Tank mit«, erwidert sie ruhig und verlässt das Gebäude wieder. Die kalte Luft schlägt ihr sogleich wieder entgegen. Der Wind drückt sie zurück. Brummend geht sie in Sasukes Rücken zum Wagen zurück und steigt ein. Seufzend stellt sie die Papp-Halterung mit den Getränken auf ihrem Schoß ab und schnallt sich an. »Das wird auch nicht nötig sein«, meint Sasuke als er einsteigt und die normalen Getränke in die Halterungen stellt. Schweigend reicht sie ihm seinen großen Kaffee und lässt ihre Hände von ihrem Heißgetränk wärmen. »Wie du meinst«, sagt sie ruhig als er den Wagen startet und aus seiner Jacke schlüpft. Noch einem großen Schluck von dem Kaffee stellt er den Becher in die letzte freie Halterung und parkt aus. Innerhalb weniger Minuten wärmt sich der Wagen auf. Der Wagen jedoch kommt teilweise nur schleppend voran. Das Wetter und viel Verkehr kommen zusammen. Bei all dem Gehupe hat man nicht das Gefühl, als ob der Heilige Abend wäre. Die Scheibenwischer arbeiten auf Hochtouren und dennoch bedecken sofort wieder Schneeflocken die Windschutzscheibe. Sakura schlüpft aus ihrer Jacke und lehnt sich mit ihrer Heißen Schokolade zurück. AN sich würde sie nun Musik hören, aber da er so nett ist und sie mitnimmt möchte sie nicht unhöflich sein, in dem sie ihn ausschließt und komplett ausblendet. Aus demselben Grund schläft sie nun auch nicht, obwohl das regelmäßige Wischen des Scheibenwischers doch sehr einschläfernd ist. Mit müden Augen starrt sie durch die Windschutzscheibe und nippt an ihrem Becher. Das Licht der Laternen leuchtet gelblich ins Wageninnere und verleiht den fallenden Flocken etwas Magisches. Es erinnert sie an früher, wenn sie abends aus dem Fenster auf die ruhige Straße gesehen hat, wo das gelbe Licht der Flocken hinterlegt hat. Damals war ihr gar nicht bewusst wie romantisch diese Szene war. Das hatte keine Bedeutung für sie. Sie hatte sich nur immer an einen anderen Ort gewünscht, wo sie dieses Bild geliebt hat. Sasuke neben ihr stöhnt genervt auf und lässt seine Hand aufs Lenkrad fallen. Nach mehreren Minuten Fahrt sind sie noch nicht einmal in der Nähe der Autobahn. Der Sturm legt nicht nur den Luftverkehr lahm, sondern sorgt auch für erhebliche Störungen hier auf den Straßen. Schweigend wirft sie ihm einen kurzen Seitenblick zu. Es ist einfach so surreal hier neben ihm zu sitzen. Zu Beginn des Jahres kannte sie ihn noch nicht einmal und ohne ihrem besten Freund, würde sie ihn noch immer nicht als Bekannten bezeichnen. Ihre erste Begegnung war im Frühling auf Hawaii. Eine wunderschöne Insel, welche sie zu diesem Zeitpunkt nur aufsuchte, wegen ihrem besten Freund. Dennoch begegneten sie sich noch bevor sie von Naruto vorgestellt wurden. Das zweite Aufeinandertreffen nach Hawaii war im Sommer in Miami. Wiederum wegen Naruto, sowie auch beim dritten Mal im Herbst, mitten in den Rocky Mountains. Jedes Mal waren sie beide für eine Woche vor Ort und hatten auch immer wieder Kontakt, aber das hat ihre Beziehung zueinander nicht unbedingt verbessert. Viel mehr hat sich gezeigt, dass sie beide nicht so begeistert vom jeweils anderen zu sein scheinen. Zumindest hat sich in ihr dieses Gefühl breit gemacht, jedes Mal wenn sie ihn gesehen hat. Es stimmte sie etwas traurig, wahrscheinlich weil Naruto sich erhoffte, dass sie beide sich gut verstehen würden. Aber bei Sasukes kühler und distanzierter Art, wundert es sie nicht, dass sie beide sich noch immer nur als Bekannte sehen. Aber es ist nicht nur seine Schuld, auch sie ist nicht offen auf ihn zugegangen. Da sie nach diesen drei Wochen, die sie, über das Jahr verteilt, zusammen verbracht haben, keine Beziehung zueinander haben die man vielleicht als gute Bekanntschaft einordnen könnte, wundert es sie umso mehr, dass er auf sie zugekommen ist und sie nun mitnimmt nach Philadelphia. Murrend lehnt er sich im Sitz zurück und wirft ihr einen Seitenblick zu, wie sie in der Spiegelung der Windschutzscheibe sehen kann. Diese Seitenblicke sind ein Verhalten was sie bis jetzt immer wieder gezeigt haben, schweigende, musternde Blicke. Gespräche waren mehr oder weniger von anderen Personen erzwungen. »Und in Frankreich war ein weiteres Astronauten-Trainingscamp?«, fragt Sasuke plötzlich und nimmt einen Schluck von seinem Kaffee. Seine Worte überraschen sie, zum einen, da er sie plötzlich anspricht, obwohl er immer so schweigsam ist und zum anderen, aufgrund des Themas. Also führen sie wohl diese Art von Konversation fort. »Ja. Aber warum fliegt ein Geist mit dem Flugzeug?« Er lacht leicht auf, »Du sagst es. Geist, nicht Engel. Wir haben keine Flügel und brauchen deswegen ebenso Transportmittel wie normale Menschen.« »Okay, aber warum zahlst du das Ticket für die erste Klasse? Kannst du dich nicht unsichtbar machen und unbemerkt fliegen?« »Ja, aber es lässt sich nicht gut schlafen, wenn man keinen fixen Sitzplatz für sich hat.« »Leuchtet ein.« Ein Zartes Lächeln legt sich auf seine Lippen und er lenkt den Wagen endliche auf die Autobahn. Auch Sakura lächelt amüsiert, was sie beim Becher ihrer Heißen Schokolade versteckt, von welchem sie sogleich einen Schluck nimmt. Schluck für Schluck wird diese weniger. Dieses seltsame Gespräch führen sie beide seit Hawaii. Beide wissen, dass der andere nicht die Wahrheit sagt, aber es ist lustig zu sehen, wo die Gespräche hinführen. Außerdem sind auch die Reaktionen der anderen amüsant, wenn sie sie beide wieder dazu zwingen ein Gespräch zu führen. Sasuke behauptet jedenfalls ein Geist zu sein, welcher auf der Erde gefangen ist und von dem nur Naruto, Hinata und Sakura wissen, niemand sonst, weiß dass er ein Geist ist. Dafür das er so bodenständig wirkt, ist diese Geschichte doch ziemlich fiktiv. Ihr Gesprächs-Charakter ist eine angehende Astronautin, welche zu allen möglichen Trainingscamps auf der Welt fliegt, um sich auf das Weltall vorzubereiten, in welches sie so schnell wie möglich fliegen will. Es stimmt zwar nicht für sie, aber für viele andere Menschen die Astronaut werden wollen und dass sie viel fliegt, ist auch nicht gelogen. Brummend lässt Sasuke die Schultern hängen und der Wagen kommt zum Stehen. Auch hier auf der Autobahn sorgt der Sturm für Chaos und stockenden Verkehr. Wenn überhaupt rollt der Wagen viel mehr, als das er wirklich fährt. Die Fahrt wird mit Sicherheit noch lange dauern. »Okay und jetzt die Wahrheit«, meint Sasuke plötzlich. »Was meinst du?«, erkundet sie sich verwirrt. »Was machst du beruflich?« »Ich schreibe für ein Reisemagazin und du, wenn du unter den lebenden verweilst?« Ein kurzes Lachen entflieht seinen Lippen, »Ich bin Programmierer. Also warst du wegen einem Artikel in Frankreich?« »Genau und du wegen der Arbeit?« »Stimmt«, er nickt und wendet den Blick wieder auf die Straße. Nur schleppend bewegt sich der Wagen vorwärts. Nach nur wenigen Minuten steigt Sasuke wider auf die Bremse. Mit Sicherheit wird es noch eine ganze Weile so gehen. Diese Annahme bestätigt er sogleich mit einem frustrierten Brummen. »Worum geht es in deinem Frankreich-Artikel?«, führt er das Gespräch murrend fort. »Wir müssen nicht reden, ich weiß dass du mich nicht magst und das ist okay.« Immerhin hat sie mit einer einzigen Aussage bei ihrer ersten Begegnung dafür gesorgt, dass er sie nicht mag. »Das ist zwar nicht wahr, aber ich weiß, dass ich diesen Eindruck erwecke.« »Ach wirklich du magst mich?«, überrascht sieht sie ihn an. »Ich weiß, meine distanzierte Art«, er brummt, »aber die ruhige Art, haben wir glaube ich gemeinsam.« »Stimmt«, bestätigt sie seine Annahme und nippt an ihrem Becher. Die Heiße Schokolade wird wohl leer sein, bevor sie New York City verlassen haben, oder wenn es so weiter geht, noch bevor sie Queens verlassen haben. Auch Sasuke nimmt wieder seinen Kaffee zur Hand. »Man könnte dennoch sagen, dass ich mich davor hüte mit dir zu sprechen.«, das klingt beinahe wie ein Geständnis. Überrascht sieht sie zu ihm. Hat sie sich gerade verhört? »Bitte? Wieso das?«, fragt sie verwundert. Etwa wegen dieser einen Aussage, wegen der sie dachte, dass er sie nicht mögen würde? »Weil du es geschafft hast, mich aus der Bahn zu werden. Mehrmals. Vermutlich weil du anders bist, als ich mir Narutos beste Freundin vorgestellt habe.« »Du meinst, weil ich die ähnlicher bin als ihm?« »Ja.« »Hm«, sie lächelt amüsiert, »Ich frage mich auch schon seit einer Weile, wie viele ruhige Menschen braucht Naruto um sich, um ruhiger zu werden?« Ein Lachen kommt über seine Lippen. Kein aufgesetztes, sondern ein echtes. Es ist zwar kein herzhaftes Lachen, weil es kein umwerfender Witz war, aber plötzlich kann sie ein Klirren hören. Das Eis zwischen ihnen ist gebrochen. Ihr Herz klopft erfreut. »Ich meine er hat Hinata geheiratet, du und ich sind seine besten Freunde. Trotzdem ist er weiterhin so aktiv, fast so als hätte er gerade eine große Packung Energydrinks intus.« »Das ist wahr. Vielleicht glaubt er für uns auch aktiv sein zu müssen.« »Möglich«, murmelt sie nachdenklich und kramt ihre Cookies wieder hervor. Momentan rollt der Wagen langsam vor sich her. Mit Sicherheit gibt Sasuke nicht einmal zusätzlich Gas, um den Wagen vorwärts zu bewegen. »Wieso redet du eigentlich nicht mehr?« »Hm?«, murmelt sie fragend und bricht ein Stück von ihrem Cookie ab. »Wenn man dich so sieht, wirkst du an sich wie eine aufgeschlossene, kommunikative Person. Nicht so ruhig, wie du tatsächlich bist.« »Oh, ich habe vor Jahren das Gefühl verloren, das jemand tatsächlich Interesse an dem haben könnte, was ich sage«, sie zuckt die Schultern und bricht ein weiteres Stück von ihrem Cookies ab. »Warum hast du plötzlich so einen Drang zu reden?« Für einen Moment bleibt Sasuke ruhig, sein Blick starr nach vorne gerichtet, ehe er ihr kurz einen Seitenblick zu. Er seufzt leise. Fragend sieht sie zu ihm. »Ich glaube es liegt daran, dass ich gewohnt bin, voll gequatscht zu werden, wenn ich nicht alleine unterwegs bin.« »Ich bin es eigentlich gewohnt, alleine unterwegs zu sein, dass ich es nicht gewohnt bin, wenn man mich plötzlich zutextet, wie es Naruto gerne macht.« Jedes Mal wenn er das macht, fragt sie sich worüber die die restliche gemeinsame Zeit reden wollen, wenn er schon auf dem Weg zum Tiel alle Themen durchspricht. Dabei könnte man meinen, dass es genug zu besprechen gibt, wenn man sich nur alle paar Monate für ein paar Tage sieht. Sasuke scheint ihn doch etwas öfter zu sehen als sie. Was an sich auch nicht verwunderlich ist. Es ist auch viel leichtern, wenn man nicht dauernd durch die Gegend fliegt, so wie sie. »Okay. Wir müssen auch nicht reden, wenn dir das lieber ist.« »Nein, geht schon. Tatsächlich hast du mich eben neugierig gemacht. Ich werfe dich aus der Bahn? Wann?« Er seufzt leise auf. Vermutlich bereit er gerade, dass er ihr das gesagt hat. »Zum Beispiel gerade eben, als du mich gefragt hast, warum ich reden will. Oder bei unserer allerersten Begegnung«, erklärt er, ehe er in Schweigen verfällt. Vermutlich muss sie sich mit dieser Erklärung zufrieden geben. »Als du auf Hawaii aus dem Meer gekommen bist. Dein Auftreten und die ganze Szene. Ich hatte für einen Moment tatsächlich geglaubt, gerade mitten in ein Fotoshooting reingeplatzt zu sein.« Sie erinnert sich an jenen Moment, als sie aus dem Meer kam, das Surfbrett in den Sand steckte und auf ihre Sachen zuging. Er stand nur wenige Meter davor, die Hände in den Jeans-Hosentaschen vergraben, wirte er mit dem Hemd und dem Sakko etwas overdressed für den Strand. Sie sprachen kein Wort miteinander, da war nur dieser Blick. »Du hattest gar nicht den Eindruck erweckt, als hätte ich dich aus der Bahn geworfen, oder sonst etwas in der Art.« »Ich weiß, ich kann das gut verstecken, oder hast du die anderen Male bemerkt?« Sie denkt einen Augenblick lang nach. Bis vor einigen Minuten wusste sie ja nicht einmal, dass sie ihn aus der Bahn geworfen hat. Aber ihr wären bis jetzt auch keine Reaktionen aufgefallen, die darauf schließen lassen würden. »Nein.« »Mich beschäftigt aber seit Hawaii auch eine Frage«, gibt er plötzlich von sich. Sie muss gestehen, heute überrascht er sie ständig, aber nicht so, als hätte er sie aus der Bahn geworfen. Wieso schafft sie dies bei ihm, scheinbar so leicht? »Was denn?«, fragt sie interessiert nach. »Woher wusstest du das ich die Nacht vor Narutos und Hinatas Hochzeit durchgemacht habe? Wir haben uns am Morgen gesehen und du hast es sofort gewusst.« Ah, es geht also um die Aussage, mit der siedachte sich bei ihm unbeliebt gemacht zu haben. Immerhin hat er sich einfach umgedreht und ist gegangen. Wie sollte sie das auch anders aufnehmen, als ablehnend? »Ich wusste es nicht, ich habe es angenommen, nachdem du dich seit dem Probedinner nicht umgezogen hattest.« »Woher?« »Du hattest einen Fleck auf dem Hemd.« »Woher wusstest du, dass ich nicht einfach am Morgen mein Hemd bekleckert hatte?« »Es war genau der gleiche Fleck wie der vom Probedinner.« »Woher wusstest du das so genau?« Sie seufzt leise auf. Sie hätte echt nicht gedacht, dass ihn dies so beschäftig. Wobei, wenn sie ihn so ansieht und an die anderen Male denkt, scheint er ein sehr ordentlicher Mensch zu sein. Vielleicht stört es ihn nur, dass ihr der Fleck aufgefallen ist und ihm wohl nicht, da er sich sonst wohl umgezogen hätte. »Fotografisches Gedächtnis.« Er verstummt und sieht sie überrascht an. Schweigend bricht sie ein großes Stück vom Cookie ab und reicht es ihm. Ohne ein Wort zu sagen, nimmt er es an und beißt ab. »Das erklärt einiges. Unter anderen auch warm dich Naruto in seinem Trivia-Team haben wollte«, meint Sasuke als er den Bissen geschluckt hat. »Mhm«, brummt sie zustimmend und leert ihre Heiße Schokolade. »Deswegen hast du in den Rocky Mountains bei der Wanderung auch gewusst, welchen Weg wir gehen müssen, obwohl du keine Landkarte hattest.« »Ja«, murmelt sie etwas überrascht. Sie kennt es einfach nicht, dass man keine Fragen dazu stellt, sie ist es sogar gewohnt, dass viele Fragen zu ihrem Fotografischen Gedächtnis folgen. Immerhin trifft man nicht jeden Tag jemanden mit dieser Begabung und dann fallen den Menschen die seltsamsten und auch die typischen Fragen ein. Sie ist sich sicher, alle schon einmal gehört zu haben. Aber dass man es fragenlos hinnimmt kennt sie nicht. »Und ich dachte du bist eine Klugscheißerin.« »Das höre ich oft.« »Das alles ändert das Bild von dir.« »Lass mich raten, eingebildete, selbstüberzeugte Klugscheißerin? Das höre ich oft«, gelangweilt zuckt sie die Schultern, aber sie muss dennoch gestehen, es tut weh, jedes Mal. Man wird einfach so abgestempelt, aufgrund des äußeren Eindrucks, dabei kennt keiner die Hintergründe. »Tut mir leid.« »Passt schon, ich habe dich auch für einen arroganten Eisblock gehalten.« Sasuke lächelt leicht aufgrund ihrer Worte und steigt aufs Gas. Scheinbar geht es endlich weiter. Der Wagen fährt einige Meter nach vorn, wenn auch nicht mit hoher Geschwindigkeit. Im Gegensatz zu ihr scheint Sasuke sich nichts daraus zu machen, dass sie ihn als Eisblock bezeichnet hat. Auch wenn es nicht nett von ihr war, war es dennoch ihre Art der Retourkutsche. »Ein Reisemagazin also. Du bist wohl ständig auf der Suche nach Abenteuern?«, erkundet sich Sasuke weiter. Mit seinen Fragen erinnert er sie ein bisschen an Naruto, aber nur minimal. Er übertreibt es mit den Fragen nicht so, wie ihr blonder Freund. Seufzend wendet sie ihren Bick aus dem Beifahrerfenster. Das könnte man wohl annehmen. Der Wagen wird wieder langsamer und kommt zum Stehen. »Nein, ich bin es einfach gewohnt kein Zuhause mehr zu haben und wenn ich ständig woanders bin brauche ich auch kein Zuhause«, sie richtet ihren Blick auf ihn. Seine Aufmerksamkeit legt sich so schnell auf sie, dass sie sich sicher ist, würden sie nicht bereits stehen wäre sein Fuß sofort mit aller Kraft auf die Bremse umgesprungen. »Wie, du hast kein Zuhause? Aber du musst doch irgendwo wohnen?« »Ich habe eine Wohnung in Buffalo, es fühlt sich nur eben nicht wie Zuhause an und ich bin vielleicht auch nur vier Tage im Monat dort.« »Wieso empfindest du so?«, scheinbar kann er das Thema kein bisschen nachvollziehen. Ein bitteres Lächeln legt sich auf ihre Lippen. Kaum einer kann es verstehen. Ein Zuhause zu haben, scheint für viele eine Selbstverständlichkeit zu sein. Für sie aber nicht. Sie war an so vielen Orten in der Welt und nirgendwo fühlte es sich annähernd so an wie zu Hause. Hätte sie diese Gefühl irgendwo empfunden, wäre sie dort geblieben und nun nicht hier. »Ich habe das Gefühl verloren, als ich sieben Jahre alt war«, sie zuckt die Schultern. »Was ist passiert?« »Nach dem Tod meiner Eltern wurde ich zu meiner Oma nach Tennessee geschickt. Diese hat mich auf alle möglichen Internate geschickt und auch in etlichen Ferien hat sie es arrangiert, dass entweder ich oder sie weg war. Dadurch kenne ich auch Naruto. Seine Oma ist die Nachbarin von meiner Oma. Wir hatten schon als Kinder immer viel gespielt und als ich zu meiner Oma gekommen bin war ich, wenn ich dort war fast nur bei ihm. Ich war auch immer wieder mit ihm und seiner Oma auf Urlaub, meine hatte ich kaum gesehen.«, sie macht eine kleine Pause und atmet leise aus, »Aber ich nehme es ihr auch nicht übel. Sie hatte selber erst ihre einzige Tochter verloren und dann stehe ich plötzlich vor ihrer Tür, fast das komplette Ebenbild meiner Mutter.« Sasuke neben ihr presst plötzlich seine Lippen aufeinander. Eine Reaktion die sie selten sieht, aber häufig können die Menschen ihre Oma nicht verstehen, oder wollen es auch nicht. Sie können auch gar nicht verstehen, dass Sakura für dieses Verhalten Verständnis aufbringt. »Meine Oma und ich hatten uns immer so gut verstanden, aber das ist nicht mehr so. Der Tod meiner Eltern hat unsere Beziehung zerstört und da ich wusste das ich abgesehen von den Internaten nie lange wo bleibe habe ich auch nie mehr irgendwo zu Hause gefühlt.« Dabei will sie doch nichts anderes als das. Einen Ort an dem sie sich zu Hause fühlt, wohin sie gerne zurückkommt. »Das tut mir leid. Ich kann nur ansatzweise nachempfinden wie du dich gefühlt haben musst. Verdammt, du warst damals halb so alt wie ich!«, gibt er von sich und presst dann wieder seine Lippen aufeinander. Bitterkeit und Melancholie liegen in seinen Augen. »Meine Eltern starben als ich fünfzehn Jahre alt war, aber ich habe einen älteren Bruder, der sich um mich gekümmert hat, obwohl er am College selber voll beschäftigt war und ebenfalls getrauert hat.« »Tut mir leid«, murmelt Sasuke und sieht auf ihre Hände, »Dadurch hat sich bei mir jedenfalls auch das Gefühl entstanden, dass sie niemand für das, was ich zu erzählen habe, interessiert.« »Ja, das Gefühl kenne ich. Ich war zwar davor schon recht ruhig, aber danach bin ich beinahe verstummt«, kommentiert er sogleich. »Dafür redest du aber sehr viel.« An sich würde man es wohl kaum wahrnehmen, der da sie all die Jahre wenig geredet hat, hat sie sich mehr aufs Beobachten konzentriert. Sie beobachtet die Gesichter der anderen, ihre Mimik, ihre Emotionen. Dinge die andere nicht sehen, weil sie aufs Reden konzentriert sind, sieht sie. So wie jetzt auch. Sie hat es gesehen. Sein Mundwinkel hat sich minimal nach oben bewegt. »Vielleicht hat Naruto mehr Wirkung auf dich als du auf ihn«, meint sie nachdenklich. Naruto macht nicht wirklich den Eindruck als ob er ruhiger werden würde. Aber Sasuke wirkt in Narutos Abwesenheit irgendwie gesprächiger. »Jetzt übertreib nicht«, murrt Sasuke als Antwort und seine Konzentration richtet sich wieder auf die Straße. Die Autos setzen sich wieder in Bewegung. Sie rutscht tiefer in ihren Sitz und lehnt den Kopf an die Innenverkleidung unter dem Fenster. Ihr Blick richtet sich in den Himmel nach oben, in der Hoffnung die Sterne zu erblicken, doch dies ist zu einer Zeit wie dieser nicht möglich. Es ist noch viel zu früh für die Sterne und das Wetter macht es auch unmöglich. Man sieht nichts, keine Sterne, keine Flugzeuge und auch keine Sternschnuppen, nur weiße Flocken. Ihr Blick richtet sich vom Himmel zur Seite um. Das Licht der Laternen lässt die Schneeflocken leuchten. Die Stadt rundherum kann man in dem Schneegestöber kaum erkennen. Ein Brückenpfeiler zeichnet sich plötzlich in dem Schneegestöber ab und sorgt für ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch. Der Gedanke meterhoch über dem Meer oder einem Fluss auf einer Brücke zu fahren, oder gar zu stehen, behagt ihr nicht. Irgendwie grotesk, wenn sie ständig durch die Gegend fliegt. »Also bist du Naruto so nah und wichtig, weil ihr euch seit klein auf kennt?«, fragt Sasuke wieder. Scheinbar hat er diese Stille wirklich nicht lange ausgehalten. »Ich würde sagen, dass liegt daran, dass er mich als Schwester sieht. Ansonsten versucht er glaube ich auch sehr stark mein Superman zu sein.« Über die Spiegelung in der Scheibe beobachtet sie Sasuke. Aufgrund ihrer Worte wirft er ihr einen kurzen, fragenden Seitenblick zu. »Superman?« »Das hat etwas mit meinem Lieblingslied zu tun«, sie winkt ab, beobachtet ihn aber weiterhin. Seinen Blick hat er konzentriert nach vorne gerichtet und wagt es auch nicht ihn länger als für einen Seitenblick von der Straße zu lösen. Man könnte meinen es fällt ihm schwer, den Blick von ihr zu lösen, so oft wie er ihrer einen Seitenblick zu wirft. Aber wenn er so still ist, wie immer bei Naruto, wird er sicherlich auch etwas mehr beobachten und dies mit seinen Seitenblicken wohl auch nun versuchen. Seufzend nimmt sie es hin. Er wird früher oder später sowieso fragen. Auch wenn es ihm nicht gefällt, ist er Naruto in diesem Moment doch wieder sehr ähnlich. »Waitin for Superman von Daughtry«, nennt sie ihm ihren Lieblingssong und wendet den Blick zu ihm um. An manchen Tagen kommt es ihr so vor, als wären die Lyrics des Liedes über sie geschrieben worden, nur wurden ein paar Stellen geändert, dass es ihr nicht sofort auffällt. »Kenne ich«, meint Sasuke kurz und will sie so wohl zum Weiterreden animieren. »Als ich jünger war, habe ich ihm gegenüber mal erwähnt, dass ich auf meinen Superman warte. Den einen der mir das Gefühl Zuhause wiedergibt. Darum setzt er alles daran, dass ich mich bei ihm wie zu Hause fühle. Zwar fühle ich mich bei ihm wohl und geborgen, was nicht verwunderlich ist, immerhin kennen wir und schon so lange, aber es fühlt sich dennoch nicht an wie zu Hause. Auch wenn ich es ihm nicht sage, weiß er es glaube ich trotzdem.« »Vermutlich.« »Ich bin dankbar dafür und das er mich nicht aufgibt, obwohl ich dauernd woanders bin.« »Begegnest du auf deinen Reisen nicht genug Menschen, unter denen sich so jemand finden lassen sollte?« »Schon, aber bisher ist das noch nicht passiert. Aber es fällt mir auch schwer mich bei anderen Menschen wohl zu fühlen. Meistens fühle ich mich wohler wenn ich alleine bin.« Sie verstummt langsam und starrt nachdenklich auf ihre Hände. »Ich bin wohl einfach zu verkorkst und wählerisch.« »Ist doch gar nicht wahr. Das verkorkst meine ich, du kommst mir nicht so verkorkst vor.« »Vielleicht bist du einfach selbst so verkorkst wie ich und empfindest mich deswegen als normal«; wirft sie ein und ein amüsiertes Grinsen bildet sich auf ihren Lippen, »Muss wohl so sein, wenn du dir als Fake-Charakter einen Geist aussuchst.« »Du bist zu freundlich«, brummt er. Leise lacht sie auf. Etwas was man nicht leicht schafft – sie zum Lachen zu bringen. Überrascht sieht er sie an, ehe er leicht lächelt und sich wieder auf die Straße konzentriert. »Wenn du lachst, wirkst du jedenfalls wie ein ganz normaler Mensch.« Überrascht sieht sie zu ihm. Den linken Arm hat er auf die Innenverkleidung gestützt und den Kopf lehnt er gegen seine Faust, während er starr auf die Straße sieht. »Wenn du lachst, wirkst du wie ein kaputter Roboter«, erwidert sie darauf. »Na toll, da ist man freundlich zu dir und als Reaktion darauf, wirst du gemein«, brummt er dunkel. Als sie seine Worte hört, hält sie sogleich inne. Ihr Herz klopft laut in ihrer Brust. Das Lachen, welches wieder über ihre Lippen kriechen wollte, stockt und verstummt ohne, das ein Ton ihren Mund verlassen hat. Sie war ihm gegenüber gerade gemein? »Das passiert doch sonst nur bei Naruto«, murmelt sie leise. »Sei darüber nicht so schockiert.« »Nein! In all den Jahren ist mir das nur bei Naruto passiert, hin und wieder einmal bei meinen Freundinnen, wie Hinata. Aber so bin ich nicht zu jedem!« »Okay, dann versuche ich es als Kompliment zu sehen«, erwidert er gelassen, doch sein Mundwinkel zuckt wieder. Es scheint ihn zu freuen, dass ihr das ihm gegenüber passiert ist. Aber wieso? Bei Naruto ist es auch erst nach einigen Jahren passiert. Sicherlich war sie bereits zwölf, als er angemerkt hat, dass sie gemein zu ihm wäre. »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Es ist passiert und es ist okay, ich werde daran nicht sterben.« »Versuchst du gerade witzig zu sein?«, skeptisch hebt sie eine Augenbraue an und mustert ihn. »Tze, ich bin doch nicht Naruto«, brummt er sogleich. »Hm.« Sakura richtet ihren Blick wieder zu ihrer rechten aus dem Fenster. Ein Schild kündigt die kommende Ausfahrt an. Scheinbar haben sie nun Staten Island erreicht und sind damit trotz der langen Fahrt noch immer in New York City. Sasuke beschleunigt etwas. Der dichte Verkehrt scheint sich zu lösen. Bei einem Blick durch die Windschutzscheibe wirkt es plötzlich so, als würde ein gutes Drittel der Autos fehlen. Doch der Schneesturm verhindert weiterhin dass man die reguläre Geschwindigkeit fahren kann. »Magst du etwas zu trinken?«, Sasuke hebt einen der Pappbecher mit Strohhalm aus der Mittelkonsole etwas an, »Ist Cola.« Hatte er das etwas geplant, ihr eines abzugeben? Deswegen zwei Getränke? Und dann passt es ihm nicht, wenn sie für ihn ein Getränk bezahlt? Sie vermeidet ein Augenverdrehen. Ist das wieder so eine Männersache, die sie nicht verstehen will? »Danke«, murmelt sie leise und er reicht ihr das Getränk. »Kein Problem«, er nimmt sich den anderen Becher und saugt am Strohhalm. Bevor er das Getränkt wieder in die Getränkehalter in der Mittelkonsole stellt. Scheinbar hat auch er seinen Kaffee bereits ausgetrunken. Schweigend saugt sie die Flüssigkeit durch den Strohhalm und mustert ihn. »Nachdem du so gerne redest«, beginnt sie. »Ich rede nicht gerne«, wirft er sogleich ein. »Was ist deine Geschichte?« »Hm?« »Tue nicht so, du weißt jetzt wie ich zum sozialen Wrack wurde, jetzt bist du dran zu erzählen.« »Du bist kein soziales Wrack. Dir fehlt nur die Person die dich aus deiner Festung holt. »Du kannst dich trotzdem nicht davor drücken, mir deine Geschichte zu erzählen«, meint sie von seiner Antwort völlig unbeeindruckt und sieht aufmerksam zu ihm. Sasuke brummt sogleich missmutig und lehnt sich in seinem Sitz zurück. Mit den Händen hält er das Lenkrad unten fest und lenkt dort auch leicht. Warten sieht sie ihn an. Er war doppelt so alt wie sie, wie hat es ihn beeinflusst? War es härter, weil er seine Eltern besser kannte, als sie mit ihren wenigen Jahren? War es leichter, weil er schon angefangen hat von ihnen unabhängig zu werden? Fragen sie sich selbst manchmal stellt, wenn sie jemanden mit einem ähnlichen Leben wie sie trifft. Fragen die sie nie stellen würde, denn sie weiß, dass man den Tot geliebter Menschen nicht messen oder bewerten kann. »Mein Bruder war damals bereits am College, aber selbst noch nicht volljährig. Dennoch hat er die Verantwortung für mich übernommen. Er hat eine Wohnung für uns gesucht, von der aus ich gut zur Schule und er zur Uni kam. Obwohl er im Studium viel zu tun hatte, hat er es irgendwie immer geschafft bei allem Wichtigen in meiner Jugend da zu sein. Egal ob eine Clubaktivität, das erste Date oder der Schulabschluss. Er war da. Was ich natürlich versucht habe zurück zu geben in dem ich auch für ihn da war und in die Uni gefahren bin. Um Geld mussten wir uns nie sorgen«, erzählt er ruhig und schluckt leise. Sein Bruder klingt echt toll und er hat Glück ihn zu haben. »So toll es auch klingt, war es nicht immer. Mein Bruder versuchte für mich stark zu sein, aber ich habe ihn nachts oft weinen hören am Anfang. Seinen großen Bruder weinen zu hören ist echt hart, vor allem diese Verzweiflung, er war doch selber zu Teil noch ein Kind. Nach dem Tod meiner Eltern wollte ich ihn nicht noch mit meinen Dingen oder meiner Trauer belasten und bin deswegen quasi verstummt. Zu Beginn war ich vor allem aggressiv, oft hat es Naruto abbekommen und schließlich habe ich mich in Videospielen versteckt. Da ich nicht mehr neben Naruto wohnte haben wir uns Großteils nur noch in der Schule gesehen, aber er hat mich oft versucht zu besuchen und aus der Wohnung zu zerren«, wieder kann sie ihn schlucken hören. »Du hast Naruto verprügelt?«, fragt sie leise und traurig. Es tut ihr schon weh, wenn sie es nur hört, für beide. »Leider. Dabei hatte er nicht einmal Schuld. Andere fanden es toll, dass ich damals so leicht ausgerastet bin. Sie haben mich provoziert und immer wenn es aus mir herausgebrochen ist, hat Naruto sich vor die anderen geworfen und ich habe in blinder Wut auf ihn eingeprügelt. Er fand es besser wenn er es abbekommt, als ein anderer der mir das vielleicht auch noch irgendwie vorwirft. Die die mich provozierten, wussten nicht was passiert war, bis die Lehrer es einmal mitbekommen haben und dazwischen gegangen sind. Die Jungs wurden zu Recht gewiesen und die ganze Schule hat erfahren, was mir widerfahren ist. Gegen meine Aggressionen wurde ich ins Footballteam gesteckt.« Nun ist sie es die schluckt. Naruto hatte ihr nie von all dem erzählt. Es als wäre es für Sasuke härter gewesen. Schon allein, da man ihm nun anmerkt, dass es ihm nach all den Jahren noch immer so nahe geht und sie sich immer so distanziert vorkommt, wenn sie ihre Geschichte erzählt. »Alles okay?«, erkundet sich Sasuke leise bei ihr und klingt etwas besorgt. »Ja, es klingt nur so, als wäre der Verlust deiner Eltern für dich härter gewesen als für mich.« »Rede keinen Mist!«, brummt er trocken aber mit einem aufgebrachten Unterton, »Siebenjährige sind emotional noch nicht so ausgereift, um entsprechend mit dem Tod umzugehen.« »Man hat auch nicht so viele Erinnerungen«, murmelt sie leise und wendet den Blick ab. Sie weiß nicht warum sie bei diesem Thema immer so schnell emotional wird. »Was meinst du?« »Ich weiß fast nichtmehr wie meine Eltern aussehen. Ich muss mir alle paar Wochen alte Fotos ansehen, sonst wüsste ich es bereits nicht mehr. Die Erinnerungen drohen generell zu verblassen«, erzählt sie leise. »Das tut mir leid, das kann ich mir gar nicht vorstellen.« »Ich hätte nicht verlangen sollen, dass du mir deine Geschichte erzählst«, weicht sie aus. Damit hat sie diese Gedanken jetzt doch nur ausgelöst. »Es ist nur fair, nachdem du mir deine erzählt hast.« Sakura nickt nur kurz und schweigt. Wieso hat sie auch diese Gedanken zugelassen, wenn sie weiß, dass sie dabei wieder emotional wird? Auch wenn nie eine einzige Träne fließt, setzt es ihr zu. Sie atmet tief ein um sich zu beruhigen. »Alles okay?«, fragt Sasuke wieder. »Ja, alles wieder gut. Aber es wäre sowieso nicht zu Tränen gekommen, falls du das befürchtet hast. Ich habe seit damals nicht mehr geweint. Nicht als man mir sagte, dass sie tot sind und auch nicht danach.« »Nie?« »Nein, siehst du jetzt was für ein Wrack ich bin, auch emotional? Es gibt glaube ich keinen, der mich wie du sagtest, aus meiner Festung holen kann.« »Sag sowas nicht.« »Okay.« »Denke es auch nicht.« »Was?«, verwirrt blinzelt sie. Irgendwie kommt ihr diese Aussage bekannt vor. »Ach«, Sasuke winkt ab, »eine Angewohnheit bei Naruto. Wenn man ihm sagt, sag das nicht, merkt man, wie er es weiterhin denkt. Deswegen sage ich das immer zu ihm.« Ein kleines Lachen kommt über ihre Lippen. Ach so, das macht nicht nur sie bei Naruto. Jetzt macht auch seine alte Aussage, »Ihr seid euch teilweise zu ähnlich«, Sinn. Er hatte Sasuke und sie gemeint, seine beiden besten Freunde von klein auf. Für die er immer da war. »Naruto tut mir leid«, murmelt sie schließlich und wendet den Blick wieder aus dem Fenster. Noch immer kann man nicht sehen außer Schneeflocken. Gerade so die Autos um sie herum kann man sehen, aber auch nicht mehr. »Warum denn das? Er ist doch glücklich«, Sasuke ist offensichtlich verwirrt. »Er hat uns beiden, seinen besten Freunden zu sehen müssen, wie wir unsere Eltern verlieren. Wie wir uns verändern und nicht mehr dieselben sind. Bei mir konnte er nichts machen, er war selber noch zu jung. Aber bei dir wollte er wohl nicht einfach wieder untätig zusehen, sondern etwas ändern. Vermutlich hat er sich deswegen vor die anderen geworfen, damit du nicht auch andere verletzt. Für ihn war es seine Art für dich da zu sein, was bei mir wegen der großen Entfernung schon kaum möglich war.« »Vermutlich ist er deswegen so fröhlich und unbeschwert in unserer Gegenwart und versucht und mit seiner guten Laune anzustecken. Weil wir uns so verändert haben. Es würde mich nicht wundern wenn er denkt, dass wir unsere Lebenslust verloren haben«, greift Sasuke den Gedanken von ihr auf. Ernst aber auch etwas betroffen ist sein Blick nach vorne gerichtet. »Hinata hat in den Rocky Mountains so etwas angedeutet, dass er nicht immer dieser Strahlemann ist den wir beide kennen. Das zwei Mal mitanzusehen muss auch an ihm Spuren hinterlassen haben. Ich glaube in Wirklichkeit ist er ein eher ernster Mensch.« Der Gedanke, dass das ihn auch so verändert haben könnte, tut weh. »Waren wir vielleicht nicht stark genug?«, murmelt Sasuke nachdenklich, »Klar dieser Verlust kann nicht spurlos an uns vorbei gehen, aber hat es uns zu sehr verändert? Auch wenn es nicht nett klingt, aber deine Oma hat mit ihrem Verhalten schon einiges bei dir kaputt gemacht.« »Ich weiß«, Sakura seufzt auf, »Wow. Ein ziemlich deprimierendes Thema für Heilig Abend. Meine Weihnachtsstimmung ist jedenfalls dahin.« »Hm.«, ein leichtes Lächeln zupft an seinem Mundwinkel. Sie einen Schluck von ihrem Becher. Nachdenklich beobachtet sie die Schneeflocken. So viel und offen redet sie doch normalerweise nur bei Naruto. Oder liegt daran, dass sie mit ihm redet. Jemandem der dasselbe durchgemacht hat. Der sie versteht und nachempfinden kann. Ihr Blick legt sich auf ihn. Ist es wirklich das? Sasuke dreht das Radio auf. Leise spielen nun Weihnachtslieder durch den Wagen. Sie lächelt belustigt, scheinbar versucht er die Weihnachtsstimmung wieder zu entfachen. Eine wirklich nette Geste seinerseits, aber dass das so leicht gehen wird, glaubt sie nicht. »Wie wirst du Weihnachten feiern und wo darf ich dich dann absetzen?« »Beim Bellevue Hotel.« »Hotel?«, fragt Sasuke sogleich, »Feierst du dort mit Freunden?« »Nein, ich bin es gewohnt Weihnachten alleine in einem Hotel zu verbringen. Vielleicht gehe ich zu den Magic Gardens und schaue mir die Lichter an. Ich weiß es noch nicht.«, Sakura zuckt mit den Schultern. Sie kennt es gar nicht anders. Ihre Oma war immer auf Feiern zu Weihnachten. Zu Beginn hatte sie sie ja noch mitgenommen, aber bei den Feiern dann einfach bei einer Art Aufpasser abgegeben. Sie hat sie immer erst am Ende der Feier wieder gesehen. Sasuke hat Recht, ihr Verhalten hat ihr sehr geschadet. Aber scheinbar war auch sie als Erwachsene nicht stark genug, wie sollte sie es dann als Kind sein? Dass sich ihre Oma auch vor der Verantwortung gedrückt hat, macht es auch nicht besser. Wenn Sakuras Mutter das sehen könnte, wäre sie enttäusch. Jetzt da Sakura erwachsen ist, ist sie es jedenfalls. Ihre Oma hat sie einfach im Stich gelassen. »Bei diesen Aussichten auf das Weihnachtsfest warst du glaube ich gar nicht in Weihnachtsstimmung. Weißt du überhaupt was das ist?«, die Frage wirkt frech und fast schon neckisch von Sasuke, doch er sagt es so ernst, dass sie daran zweifelt, dass er es neckisch meint. »Okay, nachdem du so gut Bescheid weißt. Wie feierst du Weihnachten?» »Mein Bruder war immer darum bemüht, dass Weihnachten so bleibt wie wir es kannten. Er hat die ganze Wohnung geschmückt, mich zum Kekse backen verdonnert und wir haben Geschenke besorgt«, er schmunzelt leicht und auch auf Sakuras Gesicht legt sich ein Lächeln als sie sich ihn vorstellt mit Mehl eingesaut und Teige knetend. »Der Verlust unserer Eltern war uns schmerzlich bewusst, aber Weihnachten war dennoch schön und jedes Mal fühlt es sich so an, als wären meine Eltern dabei.« »Das klingt schön und wie eine ferne Erinnerung für mich. Ein verblassendes Bild«, murmelt sie leise und sieht traurig aus dem Fenster in das Schneegestöber. Sie versucht sich das Bild von ihren allerletzten gemeinsamen Weihnachten in Erinnerung zu rufen, doch sie versagt kläglich. Sie weiß nicht mehr wie es gerochen hat, wie es geklungen hat oder welche Farben die Kugeln am Weihnachtsbaum gehabt haben. »Du kannst mit zu mir kommen und bei uns feiern.« »Was?«, entflieht es ihr schnell, »Nein, nein! Nicht nötig. Ich komme klar.« Sie wehrt den Vorschlag sofort ab. Sie will nicht sein Weihnachtsfest stören. Es klingt nach etwas besonderem, vor allem nach all dem was passiert ist. Da kann sie doch nicht einfach so dabei sein. »Quatsch! Niemand sollte an Weihnachten alleine sein. Ich habe mir vor kurzem erst ein Haus gekauft. Mein Bruder kommt zu mir, aufgrund des Wetters leider erst Morgen. Auch er musste aufs Auto umsteigen. Das Haus ist geschmückt, alles fürs Essen organisiert, es ist genug da auch für dich.« »Das klingt wirklich schön.« »Na eben und Filme schauen kannst du mit uns auch. Komm schon Sakura. Auch du verdienst ein richtiges Weihnachtsfest.« Diese Worte kommen ihr sehr bekannt vor. Es sind Narutos Worte, jedes Jahr aufs Neue, wenn sie seinen Vorschlag mit ihnen zu feiern ablehnt. Sie will ihm nicht sein Weihnachten ruinieren, wenn sie schweigend da sitzt und nicht annähernd so viel Enthusiasmus aufbringt wie man es aus den Weihnachtsfilmen kennt. Naruto soll sein Weihnachten nicht damit verbringen, sie aufzumuntern, wie er es gerne mal nennt. »Ich will euch euer Fest nicht mit meiner Stimmung ruinieren«, sie winkt ab. »Ich glaube du musst wieder lernen, wie ein richtiges Weihnachtsfest aussieht und auch ist.« Sein Blick legt sich für einen Moment wieder auf sie. Seine Worte klingen so ernst, doch sein Blick wirkt so sanft, als würde er mit seiner Hand über ihren Kopf streicheln. Sasuke scheint auch nicht aufzugeben, bis sie ja sagt. »Hast du schon Kekse gebacken?«, erkundet sie sich murmelnd. Sasuke und sein Bruder könnten wohl auch nachempfinden, wenn sie ungerührt daneben sitzt. Aber es klingt bei ihnen auch wirklich toll, fast so wie aus einem Film. Seit sie klein ist und diese Filme immer sieht, will sie schon immer ein Teil davon sein, ausprobieren wie sich das anfühlt. »Schon alles erledigt. Du brauchst nur noch genießen.« »Verdammt, dann habe ich ja verpasst wie du dich in der Küche einsaust!«, ruft sie amüsiert aus und lacht leise bei dem Bild, welches sich direkt wieder in ihrem Kopf bildet. Sie hätte ihn wirklich gerne beim Kekse backen gesehen, inmitten des ganzen Chaos. »Du wirkst im Moment richtig lebensfroh. Ein richtiges Weihnachtsfest würde dir glaube ich wirklich gut tun.« »Okay«, stimmt sie leise zu. »Ja?« »Nochmal sage ich es nicht«, brummt sie sogleich. »Okay«, lacht er leise aber freut sich sichtlich, dass sie zugestimmt hat. Ein richtiges Weihnachtsfest also. Sie kennt es nur noch aus Filmen und Geschichten, in denen es immer klingt wie ein Traum. Sasukes Erzählungen lassen sie glauben, dass es genauso schön wird. Sie kann spüren wie Sasuke etwas beschleunigt. Verwirrtsieht sie aus ihren Gedanken auf. Das Schneetreiben hat etwas nachgelassen und auch die Menge an Autos um sie herum hat sich wieder etwas verringert. Ein Schild zeigt ihr dass sie New York City und auch den Bundesstaat New York hinter sich gelassen haben. Es hat auch lang genug gedauert, bis zu diesem Punkt zu kommen. Mit Sicherheit wird es auch noch eine Weile dauern bis sie schließlich bei Sasuke ankommen werden. »Und ist das Reisemagazin etwas was du für immer machen möchtest?«, Sasuke nimmt einen Schluck von seiner Cola. Nachdenklich betrachtet sie ihn einen Moment lang. Schon seit einer Weile stellt sie sich selbst diese Frage. Immer wieder kommt sie auf dieselbe Antwort. »Es gibt keinen Grund es zu beenden.«, sie zuckt die Schultern, »Als ich aufgehört habe viel zu reden, habe ich schnell das Schreiben für mich entdeckt. Früher waren es kleine Geschichten in denen ich verarbeitet habe, was ich sagen wollte, jetzt sind es Artikel für ein Magazin. Das Wissen dass Leute lesen was ich schreibe, gibt mir ein bisschen das Gefühl zurück, dass Leute sich doch dafür interessieren, was ich zu sagen habe.« »Was wäre ein Grund es zu beenden?« »Superman.« »Superman verändert wohl deine ganze Welt.«, bemerkt Sasuke leise, »Und was würdest du dann machen, wenn Superman dich gerettet hat?« »Vielleicht für ein örtliches Magazin schreiben.« »Keine Geschichten wie Superman alle rettet?« »Ich weiß nicht.« Ja sie hatte früher schon kleine Geschichten verfasst, aber ob sie wirklich Autorin sein will? Von der Liebe schreiben und wie sie die Leben der Menschen verändert? Ob sie sich gegen andere Autoren behaupten könnte? Ob die Leute auch sowas lesen wollen würden? Ob sie Ideen für ein Buch oder mehrere hätte? Ideen für Charaktere und ihre Leben? »Ich bin mir sicher in deinem Kopf finden sich dutzende Ideen, wie Superman andere rettet, sowie auch dich.« »Meinst du?«, erkundet sie sich leise. »Klar! Die Astronautin war auch so authentisch, dass ich beinahe geglaubt hätte, dass du mir die Wahrheit erzählt hast. Und dabei hast du dir das alles spontan ausgedacht. Du konntest ja nicht wissen, dass ich unser Gespräch auf so einer fiktiven Basis führen würde«, meint er ernst und überzeugt, »Ich glaube du bist die geborene Geschichtenerzählerin.« Glaubt er das wirklich? Liegt ihr das wirklich? Ihr ist in all den Jahren nie aufgefallen, dass sie das gut kann. Das ihre Artikel solch einen erzählerischen und packenden Schreibstil haben, hat sie schon ein paar Mal gehört oder in Kommentaren gelesen. Aber bis Sasuke dieses seltsame Gespräch angefangen hat, hat sie nicht einmal gewusst, wie leicht sie einen Charakter mit einer stimmigen Identität und Authentizität erschaffen kann. Nachdenklich sieht sie aus dem Fenster und in die Dunkelheit hinaus. Der Abend rückt langsam näher. Das Schneegestöber hat nicht mehr weiter nachgelassen. Noch immer werden unzählige Flocken zu Boden gedrückt und von den Laternenlichtern angestrahlt. Seine Worte lassen ihr Herz schnell und aufgeregt klopfen. Sasuke hat ihr gerade eine neue Sichtweise auf ihr Schreibtalent gegeben, ob ihm das bewusst ist? Sie hatte ihre kleinen Kopfgeschichten, zu Dingen die sie in aller Welt gesehen hat, immer für eine Spinnerei ihrer Schweigsamkeit gehalten, aber ist es womöglich nur ihr innerer Drang selbst Geschichten zu erfinden? Die Flocken fallen unaufhörlich zu Boden. Das letzte Mal hatte sie so ein starkes Schneetreiben in Norwegen gesehen, als sie vor zwei Jahren zu Weihnachten dort eingeschneit war. An jenem Abend hat sie kein einziges Wort geredet. Das war wahrlich eine stille Nacht im Gegensatz zu heute. »Was hast du schon alles von der Welt gesehen?«, stellt Sasuke schließlich wieder eine Frage. Wie lange hat er das Schweigen zwischen ihnen ausgehalten? Vielleicht zehn Minuten? Dabei schien er sich in den Rocky Mountains und auf Hawaii so sehr über die Stille zu freuen. So langsam wirkt Sasuke, in Narutos Abwesenheit wie ein völlig anderer Mensch. »Nein, nein. Schluss jetzt! Ich habe schon genug erzählt. Dafür dass du so gerne redest, weiß ich jedoch kaum etwas von dir«, blockt Sakura ab und sieht ihn auffordernd an. »Ich sagte ja, ich rede nicht so gerne.« »Nein, zumindest nicht viel. Aber scheinbar hast du es ganz gerne, wenn man dich zu quatscht. Reicht es nicht wenn du den Radio aufdrehst?«, sie murrt. Ihr gefällt es nicht, dass sie bei ihm so offen und auch noch so viel redet. Das kennt sie von sich gar nicht. »Auf den konzentriere ich mich nicht so, wie auf jemanden neben mir.« »Du solltest dich auf die Straße konzentrieren, nicht auf mich!« Sasuke lacht leise auf, erwidert jedoch nichts darauf. Erneut legt sich Schweigen über die beiden, doch dieses wehrt nicht lange. Er seufzt ergeben auf. »Okay, was willst du wissen?« Sie lächelt amüsiert, scheinbar ist es ihm wirklich wichtig, dass irgendjemand redet, während der Autofahrt, dass er sogar bereits ist selbst zu reden. Hat Naruto ihn wirklich schon so sehr beeinflusst, dass er die Stille kaum mehr aushält, wenn er mit jemandem im Auto sitzt? »Hat dich das Spielen dazu gebracht Programmierer zu werden?« »Wie man es nimmt, ein bisschen ja. Das Spielen wir nicht nur einfach als Ablenkung von meinem Schmerz, sondern mir hat es auch wirklich Spaß gemacht. Manche bestimmte Spiele zumindest. Als ich dann erfahren habe, dass man fürs Programmieren Zahlen und Mathematik braucht, war mein Interesse geweckt. Ich habe mir Videos dazu angesehen und Bücher gelesen und mein Interesse hat sich verstärkt. Ich habe angefangen die Programmiersprachen zu lernen und schließlich endete es im Informatikstudium.« »Und was programmierst du so? Spiele?«, sie grinst ihm frech entgegen. »Kleine Spiele mit wenigen Leveln ja, andere sind mir viel zu komplex und zu viel Arbeit. Meine Spezialgebiet sind Websiten und Apps.« »Spielst du immer noch?«, fragt sie weiter. »Manchmal«, brummt er so leise, dass sie es beinahe nicht verstanden hat. »Also spielst du Spiele lieber anstatt sie zu programmieren.« Zustimmend brummt er. Vermutlich befürchtet er, dass sie ihn mit diesem Wissen nun als Nerd sehen könnte. Sie lächelt leicht. Warum kümmert es ihn überhaupt wie sie ihn sehen könnte? »Wenn du Spiele hast die ich kenne und auch kann, können wir ja zusammen etwas spielen.« Überrascht sieht er sie an. Scheinbar hat Naruto ihm nie erzählt, dass er mit Sakura immer wieder auf der Konsole spielt. Bevor sie ins Berufsleben gestartet sind, haben sie jedes Mal gespielt, wenn sie sich gesehen haben. Außerdem sollte er nicht so überrascht sein, dass sie ebenfalls spielt. Die Frauen und Mädchen heutzutage wachsen ebenso damit auf wie die Jungs und Männer. Manche spielen auch noch wenn sie erwachsen sind. »Also, du hast dir ein Haus gekauft? Wo denn?«, sie wechselt das Thema, um ihn nicht noch mit anderen Aussagen diesbezüglich zu überraschen. Das hebt sie sich auf für die Zeit wenn sie dann wirklich spielen, falls es soweit kommen sollte. Er räuspert sich kurz, »Willow Grove. Sagt dir das was?« »Ja«, murmelt Sakura leise, ihr Herz sackt ihr in die Hose. »Schon mal wegen einem Artikel dort gewesen?« »Nein ähm«, sie schluckt kurz. Es ist Ewigkeiten her, dass sie den Namen gehört hat, geschweige denn daran gedacht hat. Warum hat sie diesen Namen aus ihrem Gedächtnis verbannt, wenn so viele ihrer schönen Erinnerungen dort stattgefunden haben? »Ich bin dort aufgewachsen.« »Wie hat es dich dann nach Buffalo verschlagen?« »Wie hat es dich denn nach Willow Grove verschlagen?«, stellt sie eine Gegenfrage, so leicht lässt sie sich nicht von ihm austricksen, dass sie wieder von sich erzählt. Aber sie merkt jetzt auch warum er sich bereit erklärt hat, von sich zu erzählen. Er hatte gehofft, das Gespräch wieder auf sie umlenken zu können. Aber so leicht wird das nicht geschehen. Außerdem gibt es nicht viel zu erzählen diesbezüglich. Die Antwort ist simpel und kurz; die Arbeit. »Ich bin auch im Bezirk Philadelphia aufgewachsen und von Narutos Hochzeit animiert hatte ich mir aus Spaß ein paar Häuser angesehen und dann war da dieses Haus. Ich wusste sofort, dass das das Haus für mich ist. Ohne groß nachzudenken habe ich es sofort gekauft und bereue es bis jetzt noch nicht. Es sind ein paar Sachen zu reparieren und renovieren, aber das sind arbeiten auf die ich mich schon freue.« »Das muss ein tolles Haus sein.« Auf seinen Lippen kann sie sogar ein Lächeln entdecken. »Für viele mag es nur ein simples Haus sein, aber ich habe mich ab dem ersten Augenblick zu Hause gefühlt.« »Es ist schön, dass du diesen Ort für dich gefunden hast«, lächelnd sieht sie sich zur Seite um. Hoffentlich findet auch sie bald diesen Ort für sich oder Superman, der jeden Ort zu ihrem Zuhause machen kann. Aber wenn sie Superman nie finden sollte, wäre sie auch nur mit diesem Ort für sich glücklich und um dort nicht so alleine zu sein, würde sie sich einen Hund zu legen. Sie lächelt sanft. »Woran denkst du?« »Wie schön es sein müsste in solch einer Nacht, bei einem etwas leichteren Schneetreiben mit einem Hund durch die Winterlandschaft zu spazieren.« »Ich bin mir sicher, dass du das auch bald machen kannst, wenn dich Superman gerettet hat.« Sasuke klingt dabei so sicher, dass sie ihm sogar glaubt. Es wird passieren, auch wenn sie es für ein Wunder hält. Aber immerhin ist Heilig Abend, die Zeit des Glaubens und der Hoffnung und wo Wunder geschehen. »Wie ist dein Bruder so? Wird es ihn auch nicht stören, wenn ich dabei bin?«, erkundet sie sich. Ihr Blick fällt auf das Straßenschild, welches die baldige Ausfahrt ankündigt, welche sie zurück in ihre Heimatstadt bringt. Seit sie sieben Jahre alt war, war sie nicht mehr dort. Jetzt kann es nicht mehr allzu lange dauern bis sie zurück ist. »Mein Bruder? Mein Bruder ist der beste Bruder den man sich wünschen kann. Er hätte die Verantwortung für mich auch ablehnen und mich zu meiner Tante schicken können, aber er tat es nicht. Auch vor dem Tot unserer Eltern verstanden wir uns gut, der Verlust hat uns glaube ich noch mehr zusammen geschweißt«, Sasuke lächelt sanft, »Er wird sich freuen, dass ich ihm endlich mal eine Frau vorstelle.« »Hattest du etwa noch nie eine Freundin?«, skeptisch sieht sie ihn an. »Doch aber nie lang genug, als das ich sie ihm vorgestellt hätte.« »Sagt das irgendwas über dich aus?« »Das ich noch nicht die Richtige gefunden habe?«, schlägt er nach einem Moment vor. »Okay, das akzeptiere ich.« »Zu gütig.« Sasuke setzt den Blinker und steuert die Ausfahrt an. Sie fixiert das Schild mit dem Namen der Stadt. Warum hat sie in all den Jahren nicht an die Stadt gedacht? Warum ist sie nie hierher zurückgekehrt? Hier war sie doch zu Hause! Ihr Herz schlägt laut in ihrer Brust, als sie durch die Straßen der Stadt fahren. Es hat sich so viel geändert, doch sie erkennt auch einiges wieder. Der Weg zu ihrem ehemaligen Haus liegt plötzlich so klar vor ihr, wie eine rote Route die sie direkt dorthin führt. Vielleicht kann sie in nächster Zeit mal das Haus wieder aufsuchen. Das Haus in dem sie so glücklich war. Den Weg den Sasuke durch die Straßen fährt, ist sie früher mit ihren Eltern oft gefahren, wenn sie Ausflüge unternommen haben. Bald kommt die Straße die zu dem Park führt, hinter welchem die Straße zu ihrem Haus führt. Welche Straße wohl zu Sasukes Haus führen wird? Obwohl Erinnerungen von früher als sie im Auto saß und immer hinaus gesehen hat, auf sie einströmen und sie erfreuen, bleiben die Erinnerungen an ihre Eltern verblasst. Auch das Gefühl von zu Hause kommt nicht wieder in ihr auf, was ihre Stimmung etwas trübt. Als sie den Namen gehört und gelesen hat, hatte sie plötzlich so viel Hoffnung, das Gefühl wieder zu finden, Erinnerungen die sie vergessen glaubte, zu erwecken, doch dies setzt einfach nicht ein. Ihr Herz stolpert als Sasuke in die Straße zum Park einbiegt. Sakura schluckt und starrt aus dem Fenster. All die Häuser mit ihren Weihnachtsbeleuchtungen in einer weißen Winternacht, Erinnerung und Realität werden eins. Sasuke umrundet den Park und biegt in genau die Straße ein, die auch sie früher durchfahren haben. Sie kommen ihrem Elternhaus immer näher. Hat Sasuke sich wirklich ein Haus so nah bei dem ihrer Eltern gekauft? Ihr Herz klopft unsagbar schnell. Am Morgen in Paris hätte sie nicht geglaubt heute noch in dieser Stadt zu landen und schon gar nicht ihrem Elternhaus so nah zu kommen. Ihr Herz setzt aus als Sasuke in die Straße einbiegt in der sie aufgewachsen ist. Eine dicke Schneedecke hat die alte Straße überzogen, die zu dem Haus führt in dem sie aufgewachsen ist. Sie kann es sehen, das Haus in dem sie aufgewachsen ist. Lichterketten lassen es belebt und freundlich wirken. Schweigend fixiert sie das Haus und merkt gar nicht wie der Wagen langsamer wird. Langsam nähern sie sich dem Haus. Genau davor bleibt Sasuke stehen. Der Motor geht aus. »Was? Was machst du?«, fragt Sakura überfordert. Ein seltsames Gefühl steigt in ihr auf, wenn sie es betrachtet. Warum hält er hier? Was machen sie hier? Er soll weiter fahren, er soll zu sich fahren! Verwirrt sieht sie zu ihm und schnell wieder zum Haus. Ahnt er dass ihr das Haus viel bedeutet? Weiß er es vielleicht sogar? »Wir sind da. Komm«, erwidert er belustigt und steigt aus dem Auto aus. Auch sie steigt aus dem Wagen und schlüpft schnell in ihre Jacke. Sasuke tritt neben sie und tippt eifrig auf seinem Smartphone herum. Ihr Blick richtet sich auf ihr Elternhaus vor ihr. Sie kann nicht klar denken, zu viel strömt auf sie ein. »Das ist mein Haus«, verkündet Sasuke und verweist auf das Haus vor dem sie stehen. Ihr Elternhaus. Wie durch Watte gedämpft, dringen die Worte zu ihr durch. Plötzlich ist ihr Kopf wie leer gefegt. Durch das Fenster kann sie die Lichter am Weihnachtsbaum sehen, direkt neben dem alten Kamin. Es sie alles gleich aus und doch hat sich so viel verändert. Nichts ist mehr wie es einmal war. Bilder Schießen durch ihren Kopf, Erinnerungen früher, füllen ihren Kopf. Sie wirken wie in ihrem Kopf gespeicherte alte, verblasste Fotos, die plötzlich wieder Farbe und Leben eingehaucht bekommen. Ihre Mutter, ihr Vater, Weihnachten, die Liebe ihrer Eltern. Die Erinnerungen an früher, an glückliche Jahre die vergangen sind, kommen zu ihr zurück. Plötzlich fühlt sie so eine Wärme in sich. Diese Erinnerungen sind wie ein Schatz, den sie lange gesucht hat. Verwirrt berührt sie ihre Wange, als sie etwas Feuchtes spürt. An ihrem Finger hängt eine Träne. Sie wischt sie weg, doch es werden mehr und mehr. Unaufhörlich fließen sie aus ihren Augen. Sie kann ihre Mutter singen hören, ihren Vater wie er Geschichten erzählt. Das Lachen von ihnen drein. Ihr Herz wird schwer. Ein Schluchzen kommt über ihre Lippen. Überrascht presst sie die Hand auf ihren Mund. Die Tränen lassen ihre Sicht verschwimmen. Schmerzen erfüllen ihren Körper. Sie ballt ihre Hand vor ihrer Brust und schluchzt erneut auf. »Sakura, was ist los?«, fragt Sasuke verwirrt und aufgebracht. Seine Hand legt sich auf ihre Schulter und dreht sie sanft zu ihm um. »Das ist mein Elternhaus«, schluchzt sie in ihre Hand, »Meine Eltern sind tot.« Sanft zieht er sie an sich und legt die Arme um sie. Verzweifelt krallt sie sich an seiner Jacke fest, während sich seine Hand auf ihrem Kopf bettet und diesen behutsam an seine Schulter drückt. Ihre Verzweifelten Schluchzer werden von seiner Jacke gedämmt. Der Verlust ihrer Eltern bereitet ihr plötzlich so unbeschreibbare Schmerzen. Sie dachte nicht dass dieser nach all den Jahren noch in ihr schlummert, nicht nachdem sie so ruhig über den Tot ihrer Eltern reden kann. Doch jetzt wieder den Klang der Stimmen ihrer Eltern in ihrem Kopf zu hören, das Lächeln auf ihren Gesichtern zu sehen, lässt sie bitterlich weinen. Schweigend steht Sasuke da und streicht ihr einfach nur beruhigend über den Rücken. Sein Kinn ruht sanft auf ihrem Kopf. Plötzlich in all dieser Trauer fühlt sie etwas, was die seelischen Schmerzen, den Verlust erträglicher macht. Ein Gefühl überkommt sie, welches ihre Schluchzer verklingen und ihre Tränen versiegen lässt. Sie beruhigt sich langsam. Das Gefühl der Trauer lässt nach, das andere ist plötzlich so viel stärker. Sie drückt sich dem Gefühl etwas mehr entgegen. Ihr Herz wird wieder leichter. Sie kennt dieses Gefühl. »Danke«, murmelt sie Sasuke entgegen, als sie sich widerwillig etwas von ihm löst. »Alles okay?«, erkundet er sich besorgt. »Alles ist wieder okay. Hinata hatte mir zwar mal erzählt, dass Kinder den Tod nicht verarbeiten können und er erst Jahre später aus ihnen herausbricht, aber ich hatte nicht mehr daran geglaubt, dass dies bei mir noch passieren wird«, erklärt sie leise. Er lächelt leicht. Seine Hand legt sich sanft auf ihre Wange und streicht die Tränen weg. Sie hebt ihren Blick zu ihm. Seine zweite Hand legt sich auf ihre rechte Wange. »Sakura«, murmelt er ihr leise zu, »du bist nicht alleine. Du hast Naruto und Hinata und all deine Freunde und sie interessieren sich für dich, für dein Leben für die Dinge die du zu sagen. Und du hast auch mich, auch auf mich trifft das alles zu.« Sein Daumen streift über ihre Wange. »Wenn du mich lässt, würde ich gerne…, kann ich dein Superman sein. Ich will dir helfen, ich will dein Lachen hören und dein Lächeln sehen und gerne auch der Grund dafür sein. Ich will dass du wieder glücklich wirst. Lass mich dein Superman sein.« Sein Daumen streicht erneut über ihre Wangen, welche ganz warm sind, wegen seiner Hände und seiner Worte, die ihr Herz laut klopfen lassen. Schmetterlinge flattern in ihrem Bauch, bei dem sanften Blick seiner Augen. »Das bist du doch schon«, flüstert sie ihm schüchtern zu. Seine Augen weiten sich überrascht. »Das ich auf deine seltsamen Gespräche eingegangen bin, zu dir gemein war, sind Zeichen dass ich mich bei dir wohl fühle und das vom ersten Moment an. Ich habe es nur nicht bemerkt, weil ich es gewohnt bin dieses Gefühl kaum zu empfinden«, erklärt sie leise und schlägt schüchtern die Augen nieder. Sie hat all die Zeichen nicht realisiert. Bis jetzt hat sie sie auch nicht verstanden. Sie hat sich in ihn verliebt. »Und das hier« sie drückt sich sogleich fest an Sasuke, schmiegt sich an ihn und genießt, dass Gefühl welches sie plötzlich wieder so stark einnimmt, »Fühlt sich wie zu Hause an.« Sasuke legt sogleich die Arme fest um sie und drückt sie behutsam näher an sich. Sanft drückt er ihr einen Kuss auf das Haar und vergräbt seine Nase danach darin. Sie lächelt glücklich. Er ist ihr Superman. Sie hat es all die Male nur nicht bemerkt, weil sie eingeschlossen war, geblendet wurde in ihrer Festung, aus der sie keiner befreien konnte. Außer ihr Superman, den sie die ganze Zeit suchte und dabei einfach ohne Cape ihr ständig über den Weg gelaufen ist, stundenlang neben ihr gesessen hat. Nach all dieser Zeit hat sie ihn gefunden. Das ganze Jahr über sind sie sich immer wieder begegnet und nun stehen sie hie vor seinem neuen Haus, vor ihrem Elternhaus. Selbst wenn sie nicht mit ihm gefahren wäre und sich ein anderes Mal dafür entschieden hätte, das Haus aufzusuchen, wäre sie ihm wieder begegnet. Das ist wahrhaftig Schicksal. Er ist ihr Schicksal. Langsam löst sie sich wieder von ihm, um ihn eingehend zu betrachten, ihren Superman der bereit ist ihre Welt zu verändern. Sie wieder glücklich machen will. »Mein Bruder freut sich im Übrigen schon, dich kenne zu lernen und auch Santa weiß, wo er dich findet«, murmelt er ihr leise zu. »Das hättest du wirklich nicht machen brauchen!«, erwidert sie amüsiert und gerührt. Sein Bruder wird doch nicht wirklich noch Geschenke für sie besorgen. Sie hat doch auch nichts für die beiden. »Natürlich muss das sein. Das gehört zu Weihnachten dazu und außerdem glaube ich, dass du erstmal das Kind in dir wieder finden musst für die richtige Weihnachtsstimmung und das geht am besten mit Santa«, auf Sasukes Lippen legt sich ein Lächeln und seine Hand bettet sich wieder auf ihrer rechten Wange. Mit flatterndem Herzen schmiegt sie sich an die Hand. Alles was sie gesucht hat, hat sie hier und heute in ihm gefunden. Wunder geschehen tatsächlich. »Und nun zu etwas, was ich schon die ganze Zeit machen wollte, seit du aus dem Meer gekommen bist. Was im Übrigen für mich völlig untypisch ist«, raunt er ihr sanft zu und beugt sich zu ihr vor. Seine letzte Worte bringen sie zum Lächeln und sie sieht zu ihm auf, ihr Herz klopft aufgeregt und voller Freude. Seine Nase streift ihre Wange. Seine Lippen betten sich sanft auf ihren, was sie nur zu gerne erwidert. Bis heute Morgen, war es einfach nur Weihnachten. Jetzt sind es wahrlich fröhliche Weihnachten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)