Verrat von Hinarika ================================================================================ Prolog: fatal ------------- Ihr Schrei bricht laut und schmerzerfüllt über ihre Lippen, aber ihre Warnung kommt entscheidende Sekunden zu spät. Viel zu weit weg, muss sie tatenlos zusehen, wie sich die Klinge von hinten vollständig durch seinen Oberkörper bohrt. „NEIN!“ Sein Gegner zieht das Messer ungerührt zurück und beinahe fühlt sie die Verletzung selbst, als sie sieht, wie ihr Teamkamerad röchelnd auf die Knie fällt und hilflos die Hände auf die tiefe Wunde legt. Aber sein eigenes Blut rinnt bereits durch seine Finger, bevor er ganz zu Boden fällt. Sie dreht sich ruckartig um, dreht das Kunai in ihrer Hand und zieht die Klinge gezielt über die Kehle ihres Gegners, der dieses Manöver sichtlich nicht hat kommen sehen. Sie zieht ein weiteres Kunai aus ihrem Waffenbeutel und wirft es zielsicher auf den Nuke-nin, der immer noch das blutende Katana in der Hand hält, das ihren Freund lebensgefährlich verletzt hat. Er duckt sich geschickt und grinst herablassend, als ihr Kunai ihn lediglich an der Schulter streift. Aber es vergehen nur Sekunden, bis die Wirkung des Giftes einsetzt. Seine Schritte werden schwankend, als das lähmende Gift jeden Muskel und jeden Nerv in seinem Körper angreift, aber da steht sie bereits vor ihm und stößt ihm ihr eigenes Katana direkt durch den Brustkorb. Sie hält seinen Blick für wenige Sekunden, lässt ihn sehen, wer ihn getötet hat, bevor sie die Klinge ruckartig herauszieht und sich hektisch umdreht, ohne dem sterbenden Nuke-nin noch einen Moment Beachtung zu schenken. Sie fällt ungeachtet ihrer eigenen Verletzungen neben ihrem Teamkameraden auf die Knie und aktiviert panisch ihr Chakra. „Nein, nein, nein! Tu mir das nicht an! Sieh mich an, sieh mich an! Es wird alles wieder gut!“ Seine dunklen Augen richten sich schwach auf sie. „Sa-kura.“ „Sh, hör auf zu reden, du musst dich ausruhen! Ich werde dich stabilisieren und dann gehen wir zurück nach Konoha und-“ Sie verstärkt ihr Chakra in einem Maß, das ihr innerhalb weniger Sekunden warnend ihr Limit aufzeigt, als sie spürt wie sich sein Herzschlag angesichts des anhaltenden Blutverlusts gefährlich verlangsamt. „Sakura.“ Sie begegnet seinem Blick und als sie den Abschied darin erkennt, schüttelt sie ablehnend den Kopf. „Nein! Ich habe gesagt, du sollst nicht reden!“ Sie senkt ihren Blick zurück auf seine Verletzung, von der sie theoretisch weiß, dass sie wahrscheinlich nicht einmal mit einem ganzen Team Medic-nin noch genug dagegen ausrichten könnte. Aber ihr Herz weigert sich zu akzeptieren, was ihr Verstand nüchtern wahrnimmt. „Sieh mich – an“, verlangt er röchelnd und sie hebt schluchzend den Blick, ohne ihre hoffnungslose Heilung einzustellen. „Ich lie- be dich.“ Sie fährt sich mit dem Ärmel über die Augen und ignoriert das Blut an ihren Fingern, während sie mit ihrer anderen Hand immer noch ihr Chakra in seinen Körper leitet. „Ich liebe dich auch und deswegen wirst du mich jetzt nicht verlassen, hörst du? Denk nicht einmal daran zu gehen!“ Er hebt seine Hand zu ihrer Wange, aber bevor seine Finger ihre Haut streifen, sinkt sein Arm schwach zurück auf den Boden. „Es tut- mir… leid-“ Mit der letzten Silbe erlischt sein Bewusstsein und sie spürt, wie sein Herz unter ihren Fingern aufhört zu schlagen. „NEIN! Nein, bitte- bitte-“ Sie drückt ihre Hände gegen seinen Brustkorb und versucht vergeblich ihn wiederzubeleben, während ihre Tränen unaufhaltsam über ihre blutverschmierten Wangen fließen. Aber ihr verzweifeltes Flehen bleibt ungehört. Ihr Chakra erlischt, als sie auch der Rest ihrer Energie verlässt und sie sackt schluchzend über seinem Brustkorb zusammen. Doch sie bleibt nicht lange allein in ihrer Trauer. Laute Schritte alarmieren sie entscheidende Sekunden, bevor zehn weitere Männer auf der blutdurchtränkten Waldlichtung erscheinen. Als die Nuke-nin sie entdecken, hat sie die Tränen von ihren Wangen gewischt und steht aufrecht, ihr Katana in den blutigen Händen. Ihr Blick ist leer, als sie die Symbole auf ihren Stirnbändern erkennt. Oto-nin und beinahe alle anderen Dorfsymbole mit dem markanten Strich. Sie wartet nicht ab, ob sie sie angreifen. Sie stürzt sich auf sie und tötet den Ersten von ihnen, bevor die anderen überhaupt dazu kommen ihre Waffen zu heben. Der Zorn, der sich glühend durch ihre Adern frisst, treibt sie an, obwohl ihre Energie längst erloschen ist. Ihr bleibt nur das Ziel, so viele wie möglich mit sich in die Hölle zu ziehen, bevor einer von ihnen sie erreicht und sie von dem Schmerz befreit, der ihren Blick trübt und ihr die Luft abschnürt. Möge Kami-sama meiner Seele gnädig sein. . . . Kapitel 1: toxisch ------------------ Es ist eine toxische Mischung, die sie antreibt. Trauer, Wut, Verzweiflung. Und Hass. Das giftigste Gefühl überhaupt trübt ihren Blick, wie sie es noch nie zuvor in ihrem Leben erfahren hat. Sie spürt nichts anderes mehr. Ihre neuen Gegner haben schnell dazu aufgeschlossen, dass sie sie in blindem Zorn angegriffen hat und selbst wenn es drei wären und nicht zehn, hätte sie in ihrem Zustand keine Chance mehr. Es ist allein hassbedingtes Adrenalin, das es ihr erlaubt zwei ihrer Gegner niederzustrecken, bevor der Dritte ihr die Waffe aus der Hand schlägt und seine eigene Klinge an ihre Kehle legt. „Dafür wirst du bezahlen.“ Es kostet sie alles, überhaupt noch stehen zu bleiben, aber sie streckt ihr Kinn dennoch stolz nach vorne, der drohenden Klinge entgegen. „Deine Männer haben meinen Teamkameraden ermordet. Sie haben bekommen, was sie verdient haben!“ Mörderischer Zorn blitzt in seinen Augen auf und er hebt seine Klinge, um sie zu töten. „Dann bekommst du jetzt auch, was du verdienst!“ Ihr Blick verschwimmt und sie fragt sich relativ gleichgültig, ob er sie töten wird, bevor ihr Bewusstsein sie verlässt. Doch in derselben Sekunde schließt sich eine Hand um den Arm, der die Klinge führt, die ihr Leben bedroht. „Was soll das hier werden?“ Der Shinobi, der sich ihr Ableben zweifellos in bunten Farben ausgemalt hat, dreht sich aufgebracht zu seinem dunkelhaarigen Kameraden um, der ihn wirkungsvoll von der Erfüllung seiner Fantasien abhält. „Sie hat fünfzehn meiner Männer getötet!” „Ja, und du wirst ihnen gleich nachfolgen, du Schwachmat! Weißt du nicht, wer sie ist?!“ Zornige Augen richten sich zurück auf sie. „Es ist mir scheißegal, wer sie ist!“ Aber sein Kamerad lässt ihn nicht los. „Es sollte dir aber nicht egal sein! Das ist Sakura Haruno!“ Sie sieht noch wie ihr Gegner auffallend schnell erblasst, aber dann trübt ihr eigenes Blut, das über ihre Stirn rinnt, ihren Blick. „Scheiße! Woher sollte ich das wissen?“ „Ihre Haare haben dir keinen Hinweis gegeben?“ So faszinierend sie dieses Gespräch auch findet und so sehr es ihr widerstrebt, sich ihnen auszuliefern, sie kann nicht mehr. Ihr Bewusstsein schwindet und am Ende ist sie doch dankbar dafür, denn es nimmt den Schmerz mit sich. Ihr Köper sackt haltlos zu Boden und beendet die Diskussion der beiden Männer. „Was machen wir jetzt mit ihr?“ „Wir nehmen sie mit. Zünde alles andere an und bete, dass uns das Konoha ein wenig länger vom Leib hält.“ . . . Sie erwacht mit unerträglichen Schmerzen, die keinen Zweifel daran lassen, dass sie noch am Leben ist. Aber es ist die Erinnerung an ihren Teamkameraden, die ihr heiße Tränen in die Augen treibt. Sie blinzelt sie fort und fokussiert sich stattdessen auf ihre Umgebung. Sie haben ihr etwas über den Kopf gezogen und ihre Arme gefesselt. Irgendeine ihrer unfreiwilligen Bekanntschaften hat sie über seine Schulter geworfen und das verstärkt den drückenden Schmerz in ihrem Bauch nur noch. Mit einer dunklen Vermutung schließt sie die Augen und konzentriert ihr Chakra auf ihren eigenen Körper und findet schnell, was sie sucht: Zu ihren zahlreichen äußeren Verletzungen, hat sie auch Innere davongetragen. Ein Riss an ihrer Milz füllt ihren Bauchraum mit Blut und verringert ihre Überlebenschancen mit jeder Minute, die ohne Behandlung erfolgt und sie hat selbst nicht mehr die Kraft zu versuchen sich zu heilen. Der Mann, der sie trägt, bleibt abrupt stehen und seine plötzliche Anspannung ist in seiner Körpersprache klar spürbar. Doch ein Ton von einer neuen Stimme und sie spürt dieselbe Anspannung in dreifachem Ausmaß. „Ich hatte eigentlich erwartet, dass du mit mehr lebendigen Männern zurückkommen würdest. Was ist passiert?“ „Sasuke-sama-“ Sie hat genug gehört. Sie zieht mit einer Bewegung das Messer aus dem Gürtel des Mannes, der sie trägt, stößt ihr Knie gegen seinen Brustkorb und während er unter dem Schlag einknickt, entkommt sie seinem Halt, durchtrennt die Fesseln an ihren Händen und reißt sich den Stoff vom Kopf. Die schummrige Beleuchtung macht es ihren Augen leicht, sich anzupassen, aber der dunkle Blick, der ihrem begegnet, ist der zweite emotionale Schlag in den Magen an diesem Tag. „Sasuke.“ Wenn man jemals Emotionen in seinen Gesichtszügen erkennen würde, dann wäre es in diesem Moment wahrscheinlich Überraschung. „Sakura.“ So wenig er sie auch erwartet hat, ihre Fassungslosigkeit ihm nach all den Jahren ausgerechnet hier gegenüberzustehen ist größer. Doch dann folgt die Erkenntnis, dass er für den Tod ihres Teamkameraden verantwortlich ist und das verstärkt den Schmerz in ihrem Inneren in einem Ausmaß, das sie nicht für möglich gehalten hat. Während sie darum ringt unter der Last ihrer Verletzung aufrecht stehen zu bleiben, wandert Sasukes Blick zu dem Mann, der sich unter ihrem Schlag längst wieder aufgerichtet hat. „Was hat das zu bedeuten?“ Das Unbehagen, dass die Miene des Oto-nin zeichnet, kommt kaum von ihrem schwach ausgeführten Schlag. „Es war ein Versehen-“ Seine diplomatische Wortwahl lässt die letzte Sicherung in ihrem Kopf durchbrennen und wenn sie noch genügend Energie hätte auch nur einen Schritt nach vorne zu machen, würde sie die Waffe in ihrer Hand nur zu gerne benutzen. „Ein Versehen?! Der Mord an meinem Teamkameraden war also ein Versehen?!“ Sie würde das Zucken, das den Körper ihres Entführers sichtbar bewegt, gerne sich zuschreiben, aber es liegt wohl eher an dem dunklen Rot, das die Augen des letzten Uchiha markant verfärbt, als er zurück zu ihr sieht. „Was?“ Das einzelne Wort bricht als drohendes Zischen über seine Lippen, aber so sehr ihr Verstand auch darum ringt, zu den Offenbarungen dieses Tages aufzuschließen, ist sie sich einer Sache dennoch sicher: Sie fürchtet ihn nicht, auch wenn sie das vielleicht sollte. Denn die Erkenntnis, dass sie ihn nach all den Jahren nicht mehr kennt, schreit ihr förmlich ins Gesicht. Sie streckt ihr Kinn stur nach vorne und hält seinen Blick furchtlos. Sie hat keine Chance ihn oder seinen Anhänger anzugreifen, aber sie will zumindest, dass er die Verachtung in ihrem Blick sieht. „Deine dreckigen Lakaien haben meinen Teamkameraden ermordet!“ Etwas verfärbt seinen Blick erneut, aber dieses Mal hat es nichts mit seinem Bluterbe zu tun. „Naruto?“ Die Frage hängt für einen Moment zwischen ihnen, während sie versucht aus seiner Reaktion schlau zu werden. Schließlich zwingt sie eine Antwort über ihre Lippen und sie hasst den schwachen Unterton in ihrer Stimme, die in diesem Moment nicht mehr als ein Flüstern ist. „Nein.“ Er sieht sie noch einen Moment an, bevor eine mörderische Warnung in seinen Augen aufblitzt, als er sich erneut dem Oto-nin zuwendet, der sie hereingebracht hat und alleine mit ihnen in der großen Halle zu sein scheint. „Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?“ Der Mann senkt demütig den Kopf. „Doch, Sasuke-sama.“ „Wer?!“ Der Mann zuckt erneut, bleibt aber stumm. „Ich will wissen, wer sich über meinen Befehl hinweggesetzt und diesen Angriff befohlen hat!“ Als der Shinobi weiterhin stumm bleibt, wandern seine blutroten Augen zurück zu ihr. „Sakura?“ Aber die schöne Medic-nin verschränkt lediglich die Arme vor dem Oberkörper und presst ihre Lippen aufeinander, um stumm klar zu machen, dass sie ihm rein gar nichts verraten wird. Sein Bluterbe erlischt und die pechschwarzen Augen ihres ehemaligen Teamkameraden mustern sie berechnend, während er einen Schritt auf sie zumacht. „Willst du nicht, dass der Mord deines Kameraden gerächt wird?“ Seine Stimme hat einen einladenden Unterton, der an ihm schlichtweg unheilverkündend wirkt und sie zaubert ein herablassendes Lächeln auf ihre Lippen. „Das habe ich schon selbst erledigt.“ Dieses Mal sieht er nicht mehr von ihr zurück zu dem Shinobi. „Wir unterhalten uns später.“ „Natürlich, Sasuke-sama.“ Sie spürt den Blick des Oto-nin auf sich, obwohl sie ihren früheren Teamkameraden keinen Moment aus den Augen lässt. „Soll ich jemanden für sie rufen lassen?“ „Sie bleibt hier.“ „Hai.“ Seine herrische Ansage lässt den gärenden Zorn in ihr überschwappen. „Einen Scheißdreck werde ich!“ Der Oto-nin verschwindet so schnell aus dem Raum, wie es ihm möglich ist, ohne zu rennen. Sasuke schenkt seinem Abgang keinerlei Beachtung und macht stattdessen einen Schritt auf sie zu. Sie bleibt an Ort und Stelle stehen, während er sich ihr nähert, aber als sie nur noch ein Meter voneinander trennt, stößt sie eine zischende Warnung aus. „Wag es bloß nicht mich anzufassen!“ Dass ihr Zorn nichts weiter als ein herablassendes Lächeln bei ihm hervorbringt, schürt ihren Hass, von dem sie nie gedacht hätte, dass sie ihn je für diesen Mann empfinden könnte. Diesen Mann, den sie einmal geliebt hat. Eine Emotion, für die sie sich in diesem Moment zum ersten Mal in ihrem Leben schämt, weil es ein Verrat an einem anderen Mann ist, den sie geliebt hat und dessen Blut genauso gut direkt an den Händen des Uchiha kleben könnte. „Ich hasse dich!“ Ihre Worte sind nur ein Flüstern, aber die Emotion die dahinter steckt ist so stark, dass ihr Blick erneut darunter verschwimmt. Vielleicht liegt das aber auch an den Verletzungen, die ihr von Minute zu Minute ihre letzten Kräfte weiter entziehen. Mit diesem Gedanken krümmt sich ihr Körper hustend nach vorne und sie mustert das Blut, das von ihren Lippen auf ihre Finger tropft mit einem zynischen Schmunzeln. Seine Bewegung lässt sie aufsehen, als er den Abstand zwischen ihnen mit einem weiteren Schritt überwindet. „Du bist verletzt?“ Obwohl sie zu ihm aufsehen muss, steht verachtende Herablassung in ihrem Blick. „Was glaubst du? Dass ich tatenlos zugesehen habe, wie deine Handlanger meinen Teamkameraden abgeschlachtet haben?“ Er sieht sie weiterhin an, aber sein nächster Ausruf gilt nicht ihr. „Holt mir Yamamoto! Sofort!“ Sie hört ein dumpfes „Hai, Uchiha-sama!“ von der anderen Seite der schweren Eisentür zu ihrer rechten und der blinde Gehorsam der Männer, die er zweifellos anführt, trägt in keinster Weise dazu bei, den Zorn in ihrem Inneren zu lindern. „Ich habe ein paar gute Medic-nin-“ Ihre Verachtung zieht ihre Mundwinkel nach oben, obwohl selbst diese minimale Bewegung schmerzt. „Was, so wie Kabuto?“ Sie kann in seinem Blick nicht das Geringste lesen, aber das ist schließlich nichts Neues. „Kabuto ist tot.“ „Die erste gute Nachricht dieses Tages.“ Aber das wiegt den Rest dieses Tages nicht auf und so sehr sie sich auch bemüht, der Spott in ihrer Stimme klingt bestenfalls schwach. „Du kannst es dir dennoch sparen, einen deiner Anhänger herzurufen. Ich würde lieber sterben, als mich noch einmal von einem deiner widerlichen Lemminge anfassen zu lassen!“ Ein erneutes Husten schüttelt ihren Körper und dieses Mal rinnt das Blut über ihr Kinn ihren Hals entlang und verleiht ihren Worten einen zynischen Zug. „Und das werde ich auch.“ „Seit wann bist du so melodramatisch?“ Seit einer deiner Anhänger meinen Verlobten vor meinen Augen ermordet hat. Aber sie würde lieber den mickrigen Rest ihrer verbleibenden Energie dafür aufwenden sich die Zunge abzubeißen, als ihm dies zu offenbaren. Stattdessen verschwendet sie ihre letzten Atemzüge darauf, ihm seine Zukunft auszumalen. „Mich mitzunehmen war das Zweitdümmste, was deine Handlanger heute tun konnten. Abgesehen davon einen Konoha-nin zu töten. Die Hokage selbst wird dafür euren Kopf fordern.“ Seine Augen sind so kalt und leer wie eh und je und seine Gefühllosigkeit, während sie vor Schmerz schreien könnte, schüren den gärenden Zorn in ihr, der mit der Wand in ihrem Rücken alles ist, was sie noch aufrecht hält. „Ich weiß bereits, dass du dich zur Musterschülerin gemausert hast.“ Obwohl ihr Blick warnend verschwimmt, sieht sie in die ungefähre Richtung seiner Augen und ihre Lippen zucken in dem schwachen Abklatsch eines Lächelns. „Ich bin die Tochter, die sie nie hatte. Sie wird dein Todesurteil persönlich unterzeichnen.“ Ihr Körper verliert den aussichtslosen Kampf schließlich und sackt kraftlos in sich zusammen, aber statt sie zu Boden fallen zu lassen, fügt er ihr eine weitere Demütigung zu, indem sich seine Hände um sie schließen und sie trügerisch sanft auf den harten Stein legen. Sie versucht es, aber ihre Lider weigern sich, sich noch einmal zu öffnen, doch sie zwingt schwache Worte über ihre Lippen. „Ich habe gesagt, du sollst mich nicht anfassen.“ „Wann habe ich schon jemals getan, was du gesagt hast?“ Sie wünscht, sie hätte seiner Arroganz noch irgendetwas entgegenzusetzen. Dass sie nicht ausgerechnet hier, zu den Füßen ihres ehemaligen Teamkameraden und umgeben von ihren Feinden, sterben würde. Aber vor allem wünscht sie sich, dass sie die Uhr um ein paar Stunden zurückdrehen könnte. Zu dem heutigen Morgen, an dem sie glücklich auf dem Rückweg von Suna nach Konoha war. An der Seite des Mannes, mit dem sie sich in den letzten Wochen eine gemeinsame Zukunft erträumt hat. Sein Gesicht erscheint in ihren Gedanken, wird aber schnell von der Stimme eines anderen Mannes verdrängt. „Sakura?“ Selbst, wenn sie wollte, sie könnte ihm nicht mehr antworten. Doch die Tatsache, dass sie vor ein paar Jahren nach alles dafür gegeben hätte, ihn noch einmal ihren Namen sagen zu hören und die Umstände, die sie in der Realität noch einmal zusammengeführt haben, treiben sengende Tränen in ihren Augen. Aber wenigstens diese Schwäche bleibt vor ihm verborgen und dann kommt endlich die Bewusstlosigkeit und nimmt den Schmerz mit sich fort. „Sakura!“ Er umfasst ihre Schulter und schüttelt ihren Körper, aber der mangelnde Halt, mit dem ihr Kopf von einer Seite zur anderen fällt, verrät zweifellos, dass sie nicht mehr bei Bewusstsein ist. Die Tür in seinem Rücken wird aufgestoßen und sein talentiertester Medic-nin fällt schnell neben ihm auf die Knie und hebt seine Hände, ohne auf Anweisungen zu warten. Braune Augen weiten sich, als er findet, was er sucht und statt mit seiner Heilung fortzufahren, öffnet er die Medizintasche neben sich und zieht verschiedene Instrumente heraus, von denen der Uchiha nur ein Skalpell erkennt. „Was hat sie?“ Yamamoto sieht nur einen Moment in die Augen seines gleichaltrigen Vorgesetzten, bevor er das Oberteil der jungen Frau vor sich nach oben schiebt und die blutverschmierte Stelle desinfiziert. „Was ihr Leben bedroht, ist ein Riss in ihrer Milz. Ihr ganzer Bauchraum ist voller Blut und das lässt sich nicht mehr einfach so heilen. Ich muss ihre Milz entfernen.“ Die Aussage lässt Sasuke einen unzufriedenen Blick auf die regungslosen Gesichtszüge seiner ehemaligen Teamkameradin werfen. „Hätte sie sich nicht selbst heilen können?“ „Das kommt darauf an, wie viel Chakra sie noch zur Verfügung hatte. Ich habe gehört, sie hat verzweifelt versucht ihren Teamkameraden zu retten und davor und danach einige unserer Leute erledigt.“ Der Uchiha nickt abwesend. „Es weiß also längst jeder, dass sie hier ist.“ In der Annahme, dass auf diese Aussage keine Antwort von ihm erwartet wird, führt der Medic-nin sein Skalpell an die helle Haut der jungen Frau, aber Sasukes Hand schließt sich hart um seinen Arm und zwingen ihn in die blutroten Augen seines Anführers aufzusehen. „Wag es nicht sie sterben zu lassen!“ . . . Kapitel 2: desperat ------------------- „Ich werde sie auf die Krankenstation bringen-“ „Du wirst sie auf mein Zimmer bringen.“ „Natürlich.“ Das Erste, was sie wahrnimmt, sind die sengenden Schmerzen in ihrem Bauch, die keinen Zweifel daran lassen, dass sie noch am Leben ist. Die Gerüche um sie herum sind fremd und die Erinnerungen in ihrem Kopf im ersten Moment noch verschwommen. Doch dann lichtet sich das Chaos schlagartig und offenbart ihr all die grausamen Details auf einmal und sie fährt keuchend nach oben. Die ruckartige Bewegung verstärkt ihre Schmerzen ins unsägliche, aber was sie härter trifft sind die ausdruckslosen schwarzen Augen, die ihr begegnen, kaum dass sich ihre Augen an ihre Umgebung anpassen. Ihr ehemaliger Teamkamerad sitzt kaum zwei Meter von ihr entfernt auf einem Stuhl. Sich ihrer Umstände bewusst werdend, schult sie ihre Gesichtszüge und sieht sich unauffällig um. Sie liegt in einem Bett, in einem großzügigen Zimmer, das ihr jedoch keinerlei Aufschluss darüber gibt, in welchem Raum sie sich befindet. Nicht, dass es zwingend einen Unterschied macht, wo genau sie sich an diesem kamiverlassenen Ort aufhält. „Es war also kein grausamer Traum.“ Sie schwingt die Beine über die Bettkante und bereut die Bewegung augenblicklich, als ein sengender Schmerz durch ihren Bauch zuckt. Das fremde Shirt, das sie trägt, anhebend, entdeckt sie den Verband, der professionell um ihre Rippen gewickelt ist. Sie hebt die Hand und auch wenn ihre Chakrareserven nur minimal wiederhergestellt sind, reicht es für ein einfaches Heiljutsu, das ihr offenbart, dass sie ihr Leben fortan ohne Milz verbringen wird. „Wie lange?" Als er ihr nicht antwortet, hebt sie ihren Blick widerwillig zu seinem. „Wie lange war ich weg?" „Zwei Tage." Das bedeutet, heute ist der Tag, an dem sie in Konoha zurück erwartet wurden. Der Gedanke jagt eine vollkommen andere Art von Schmerz durch ihren Körper und sie kämpft sich ungeachtet ihres geschwächten körperlichen Zustands auf die Beine. Bevor sie jedoch einen Schritt von dem Bett wegmachen kann, sieht sie sich Sasuke direkt gegenüber. „Du solltest noch nicht aufstehen.“ Statt diese Aussage mit einem Kommentar zu würdigen, macht sie einen Schritt zur Seite und an ihm vorbei. „Immer noch ein belehrungsresistenter Sturkopf wie ich sehe.“ Sein selbstgerechter Tonfall bedeutet jedoch augenblicklich das Ende ihrer Beherrschung. Sie fährt zu ihm herum und stößt ihre Handflächen grob gegen seinen Brustkorb. „Und du bist ganz die miese Schlange, zu der dein Sensei dich erzogen hat, was? Wie konntest du die Leitung über Oto übernehmen?!“ Sie holt noch einmal aus, dieses Mal in der Absicht wirklich zuzuschlagen, aber seine Finger schließen sich hart um ihre Handgelenke. Es braucht nur ein ruckartiges Ziehen seinerseits, um sie keuchend gegen seinen Körper taumeln zu lassen. Sie sieht mit blitzenden Augen zu ihm auf, aber als ihr seine Augen kaum ein paar Zentimeter vor ihren begegnen, wird ihr schlagartig bewusst, wie nah sie sein Manöver einander gebracht hat und ihr stockender Atem verstärkt die Schmerzen in ihrem Brustkorb noch. „Vorsicht, Sakura. Du kannst dich kaum auf den Beinen halten. Es wäre noch dümmer als sonst, sich in deinem Zustand mit mir anzulegen.“ Die Tatsache, dass sein Gesicht und der Raum in diesem Moment vor ihrem Blick verschwimmt und ihm auch noch Recht gibt, macht sie wahnsinnig. Doch ihr Körper lässt sie ein zweites Mal an diesem Tag im Stich und erlaubt ihr auch nicht, diesen Kampf weiterzuführen. Sie stößt ihn von sich und es gelingt ihr, weil er sie lässt. „Ich werde jetzt gehen.“ Ein weiterer Blick durch den Raum offenbart ihr ihren Rucksack in einer Ecke und sie steuert darauf zu, aber Sasuke versperrt ihr erneut den Weg. „Du kannst kaum laufen.“ Auch damit hat er Recht. Wer auch immer sie zusammengeflickt hat, hat einen fantastischen Job gemacht, so ungern sie das auch zugibt. Andernfalls hätte diese Verletzung sie zweifellos umgebracht. Doch wenn sie ihre eigene Patientin wäre, würde sie sich in ihrem Zustand mindestens eine Woche Bettruhe verordnen. Sie ist kaum in der Lage sich aufrecht zu halten, geschweigen denn den mehrtägigen Rückweg nach Konoha anzutreten. Aber lieber würde sie den ganzen Weg zurückkriechen, als sich dies vor ihm einzugestehen. „Ich würde ja sagen, mach dir keine Gedanken um mich, aber das hast du ja ohnehin noch nie.“ Seine Stimme bleibt ebenso ausdruckslos wie seine Miene. „Du wirst nirgendwo hingehen.“ Dennoch erkennt sie in seiner Unnachgiebigkeit schließlich, was er ihr sagt. Ihre Gesichtszüge entgleisen ihr mit der Erkenntnis, dass er noch einen weiteren Weg gefunden hat sie zu hintergehen. „Du kannst nicht ernsthaft vorhaben, mich hier festzuhalten!“ In seinem Schweigen liegt dieses Mal die Bestätigung ihrer Annahme und sie schnappt fassungslos nach Luft. Aber dann stählt sie ihren Rücken und besinnt sich mit einem tiefen Atemzug darauf, dass sie mit emotionalen Anschuldigungen ihm gegenüber nicht weiterkommen wird. „Du bist vieles, Sasuke. Allen voran ein ehrloser Verräter. Aber dumm bist du nicht. Und dem Mord eines Konoha-nin, Entführung eines anderen Konoha-nins hinzuzufügen, wäre noch dämlicher als der erste fatale Fehler.“ Ihre Logik veranlasst ihn lediglich dazu sich gelassen gegen die Wand in seinem Rücken zu lehnen. „Ich bin keineswegs so dumm anzunehmen, dass du nicht nach Hause rennen und den ganzen selbstgerechten Trupp direkt wieder hierher führen würdest. So sehr wie dich der Verlust deines Teamkameraden schmerzt, würdest du wahrscheinlich die erste Fackel werfen.“ Ihre Unterlippe kräuselt sich angewidert, als er es wagt, von ihrem Teamkameraden zu sprechen. „Darauf kannst du wetten!“ „Du wirst hierbleiben.“ Diese Situation fühlt sich immer mehr wie der schlimmste Albtraum ihres Lebens an, aber sie denkt nicht daran ihn diese Schwäche sehen zu lassen. „Dann werde ich eben von hier oben zu sehen, wie alles, was du dir aufgebaut hast, in Flammen aufgeht.“ Das schmale Lächeln um seine Lippen ist voller Herablassung. „Fühl dich wie Zuhause.“ „Als wüsstest du noch, was ein Zuhause ist.“ Statt ihr verbales Duell fortzuführen, greift er hinter sich und wirft ihr etwas zu. „Hier.“ Sie fängt das Bündel reflexartig und erkennt es schnell als Kleidung, aber das hebt ihre Laune keinesfalls. „Du erwartest nicht ernsthaft, dass ich das anziehe.“ Der Clanerbe zuckt gleichgültig mit den Schultern. „Du kannst auch so bleiben, wie du bist.“ Er schreitet durch den Raum und öffnet eine der zwei Türen, die ein angrenzendes Bad offenbart. Sie hält ihre Stellung noch einen Moment trotzig, aber das Pochen in ihrem Oberkörper warnt sie, dass ihre Nähte reißen werden, wenn sie noch länger stehen bleibt und dass dies keine Schlacht ist, die sie im Moment gewinnen kann. Also tritt sie an ihm vorbei in das Badezimmer und schließt die Tür hinter sich ab. Doch das hält seine Stimme nicht davon ab, durch das dünne Holz zu ihr durchzudringen. „Und glaub nicht, dass ich irgendwelche Skrupel habe diese Tür einzutreten.“ Mittlerweile glaubt sie nicht, dass er überhaupt noch irgendwelche Skrupel kennt. Sakura schließt mit einem tiefen Atemzug die Augen und fleht, dass ihr die Beherrschung geschenkt wird, ihre Emotionen im Zaum zu halten, um sich ihm nicht noch mehr auszuliefern. Sie hat sich noch nie so sehr nach ihrer Heimat gesehnt und in diesem Moment würde sie alles dafür geben, keine Sekunde länger hier sein zu müssen. An einem Ort, wo sie in jeder Himmelsrichtung von Feinden umgeben ist und wo sie nur eine Tür von ihrem ehemaligen Teamkameraden trennt, dessen schlimmster Aspekt nicht mehr ist, dass er sich als ihr größter Feind entpuppt hat, seit ihr klar geworden ist, dass er wirklich vorhat, sie hier gefangen zu halten. Die Hoffnung, dass er verschwinden würde, während sie ihr reduziertes Chakra in die Wunde leitet, um ihre Schmerzen ein wenig zu lindern und die frische Kleidung einer Fremden anzieht, löst sich in Luft auf, als sie zurück in das Schlafzimmer tritt und seinen Blick augenblicklich auf sich spürt. „Ich komme später wieder.“ Seine Worte klingen wie eine Drohung und sie schluckt eine entsprechende Erwiderung hinunter. Er strebt die andere Tür an, die nur nach draußen führen kann, doch obwohl sie sich eben noch gewünscht hat, dass er verschwinden möge, kann sie ihn nicht einfach so gehen lassen. „Du wirst mich nicht einsperren?“ Er sieht über seine Schulter zurück zu ihr. „Das brauche ich nicht. Dieser Raum ist durch mehrere Jutsus geschützt. Niemand kommt hier ohne meine Genehmigung rein oder raus.“ Es dauert einen Moment, aber dann wird ihr klar, was das bedeutet und allein die Tatsache, dass ihre Wangen ohnehin blutleer sind, verhindert, dass sie sichtlich erblasst. „Ich werde ganz bestimmt nicht alleine mit dir hier drin bleiben!“ Sasuke dreht sich vollständig zurück zu ihr und wenn es nur ist, um sie das herablassende Lächeln um seine Lippen sehen zu lassen. „Willst du lieber alleine da draußen mit meinen Männern bleiben?“ Sie verschränkt die Arme vor dem Körper, als könnte sie das vor ihm schützen und hebt ihr Kinn in Demonstration eines Mutes, den sie nicht wirklich fühlt. „Ich werde nicht mit dir schlafen.“ Er verschwindet und taucht so schnell vor ihr auf, dass sie das Keuchen nicht verhindern kann, das reflexiv über ihre Lippen bricht. „Bild dir nichts ein, Sakura.“ Seine Augen wandern provozierend über ihren Körper und er senkt seine Stimme auf eine Art, die gleichzeitig intim und drohend wirkt. „Ich habe es nicht nötig mich Frauen aufzuzwingen.“ Sie hört ihre eigenen Kiefermuskeln krachen und sieht mit blitzenden Augen zu ihm auf. „Du bist so ein widerlicher-“ Als ihr nicht gleich eine entsprechende Bezeichnung für sein verdorbenes Wesen einfällt, hebt er höhnisch eine Augenbraue. „Na?“ „Verräter!“ „Kreativ“, spottet er leise, immer noch viel zu dicht bei ihr. „Mach es dir gemütlich. Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen.“ Er verlässt den Raum, ohne ihr die Chance zu geben noch etwas zu erwidern und sie zwingt sich bis 50 zu zählen, nachdem die Tür hinter ihm zugefallen ist, bevor sie ihm nachsetzt und zuerst die Türklinke probiert. Aber natürlich hat der arrogante Mistkerl die Wahrheit gesagt und das Metall bewegt sich keinen Zentimeter. Die Fenster in dem Schlaf- und Badezimmer bringen dasselbe Resultat. Mit einem gemurmelten Fluch und einem Stöhnen stützt sie sich am Fensterrahmen ab und leitet erneut einen Teil ihres ansatzweise wiederhergestellten Chakras in ihren Bauch, um die sengenden Schmerzen in ihrer linken Seite zu lindern. Es ärgert sie nicht, dass man ihr die Milz entfernt hat; wäre es andersrum gewesen, hätte sie als Ärztin dieselbe Entscheidung getroffen. Aber es widerstrebt ihr zutiefst, dass sie irgendjemandem hier ihr Leben verdankt. Sie schließt die Augen und wünscht, sie könnte ihre inneren Qualen ebenso leicht verringern, wie ihre physischen. Doch es gibt nichts, was ihr diesen Schmerz sobald nehmen kann und es ist zweifellos niemand hier, auf dessen Hilfe sie hoffen könnte. „Sei clever, Sakura.“ Es ist, was Tsunade ihr während ihrer Ausbildung über allem eingebläut hat. „Du bist klug, aber deine Impulsivität wiegt das zu oft auf. Was in diesem Beruf nicht das Schlechteste ist. In einem Kampf musst du über allem deinem Instinkt vertrauen können. Aber in einer Situation, in der es darum geht deinen Feind zu überlisten, braucht es einen kühlen Kopf. Du musst lernen dein Herz auszuschalten und stattdessen auf deinen Verstand zu hören.“ Die Stimme ihrer Lehrmeisterin ist ihr wenigstens ein schwacher Trost und bringt sie dazu, sich mit einem müden Seufzen damit abzufinden, dass ihre Chancen von hier zu entkommen im Moment gegen Null stehen. Wenn sie diese Chancen verbessern will, muss sie zunächst warten, bis ihre Verletzungen so weit abgeklungen ist, dass sie in einem Kampf bestehen kann. Auf die passende Gelegenheit zu warten auf sich allein gestellt von hier zu verschwinden, wird mehr Geduld erfordern, als sie normalerweise aufbringt. Mit der Akzeptanz ihrer momentanen Aussichtslosigkeit, gewinnt die tiefe Erschöpfung ihres Körpers die Oberhand. Ihr Blick wandert zurück zu dem Bett, in dem sie aufgewacht ist und weiter zu der Tür, durch die Sasuke verschwunden ist. Sie zögert einen Moment, aber letzten Endes bleibt ihr keine andere Wahl. Auch wenn es der Gipfel aller Torheiten wäre, ihm nach all dem zu vertrauen, glaubt sie dennoch nicht, dass er ihr im Schlaf etwas antun würde. Er mag Orochimarus Platz eingenommen haben, aber das allein macht ihn nicht zum Monster. Es ist ein schwacher Trost und wenn sie nicht so erschöpft wäre, würde sie Schlaf in dieser Nacht vermutlich vergeblich suchen. So aber kommt die Dunkelheit schnell und trägt sie mit sich fort in die Schmerzlosigkeit. . . . Am selben Abend in Konoha-gakure „Hinata!“ Die vertraute Stimme treibt bereits eine verräterische Röte in ihre Wangen, bevor sie sich zu ihm umdreht. „Naruto.“ Ein jungenhaftes Grinsen ziert seine Lippen, als er zu ihr aufschließt. „Hat Tsunade dich auch zu sich rufen lassen?“ Statt sich dem Risiko auszusetzen, ob ihre Stimme sie dieses Mal in seiner Gegenwart im Stich lassen wird oder nicht, beschränkt sie sich auf ein wortloses Nicken. Naruto öffnet die Tür zum östlichen Eingang des Hokageturms und winkt sie zuerst durch. Er füllt die Stille zwischen ihnen munter durch detaillierte Schilderungen seines Tages, ohne die Röte auf den Wangen der jungen Clanerbin zu bemerken. Hinata registriert erleichtert, dass er nicht mehr als ein gelegentliches Nicken oder Murmeln von ihr als Antwort zu erwarten scheint und ist beinahe enttäuscht, als sie nach wenigen Minuten Shizunes Schreibtisch erreichen. Während Naruto eine fröhliche Begrüßung murmelt, verbeugt sich Hinata höflich, aber die dunkelhaarige Jonin winkt die beiden weiter. „Sie erwartet euch bereits.“ Die knappe Andeutung legt Hinatas Stirn in skeptische Falten und selbst Naruto entgeht der Unterton in der Stimme der Jonin nicht. Er stößt die Türen zu Tsunades Büro schwungvoller auf als nötig und als der erwartete Tadel für diesen Übermut ausbleibt, steht zweifellos fest, dass etwas nicht stimmt. „Tsunade, was ist los?“ Die Hokage bedeutet ihnen wortlos sich zu setzen und selbst Naruto kommt der Aufforderung, wenn auch sichtlich missmutig, nach. Die Hände unter dem Kinn verschränkt, kommt Tsunade direkt zu dem Grund, weshalb sie die beiden hergebeten hat. „Ich habe Sakura und Akai spätestens vor zwei Stunden zurück erwartet.“ Während sich jeder von Narutos Muskeln sichtbar anspannt, stählen sich Hinatas Gesichtszüge. „Du gehst davon aus, dass etwas passiert ist.“ Die Godaime sieht von Naruto zu der jungen Clanerbin und seufzt leise. „Noch nicht unbedingt. Die beiden haben mir einen Gefallen getan und lediglich etwas in Suna abgeliefert. Es war keinesfalls eine hochklassige Mission und daher mit keinem besonderen Risiko verbunden. Aber Sakura ist zu zuverlässig, um nicht Bescheid zu sagen, falls sich ihr Zeitplan geändert haben sollte.“ Während Narutos Kiefer angespannt aufeinander fallen und er in den Gesichtszügen seiner Hokage nach einem Hinweis sucht, dass sie ihm etwas Entscheidendes verschweigen könnte, lehnt sich Hinata leicht nach vorne. „Was können wir tun?“ „Wie gesagt, es ist zu früh, um die Alarmglocken zu läuten. Aber ich würde heute Nacht dennoch ruhiger schlafen, wenn ihr beide euch auf die Route begeben würdet, die die beiden geplant haben.“ Tsunade nickt Hinata zu. Es war in den letzten Monaten überwiegend ihr Geheimnis, dass die Hyuuga aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten zahlreiche Einzelmissionen mit dem Auftrag gezielte Erkundungen durchzuführen, absolviert hat. „Es sollte dir ein leichtes sein, irgendetwas Auffälliges zu entdecken, sollte da etwas sein.“ Sie reicht Hinata eine Karte, auf der ein Weg markiert ist, der über Umwege nach Suna führt. „Aber eigentlich hoffe ich, dass euch die beiden auf halbem Weg entgegenkommen werden.“ Naruto erhebt sich, ohne auf weitere Instruktionen zu warten und ist schon beinahe an der Tür, bis er seinen Satz beendet hat. „Wir brechen sofort auf.“ „Hai.“ Hinatas leises Murmeln geht beinahe in der knallenden Tür unter, aber Tsunade hält sie zurück, bevor sie Naruto folgen kann. „Sobald die vorgegebene Frist verstrichen ist, werde ich euch so viele Leute wie mir zur Verfügung stehen hinterherschicken. Aber falls“, die Godaime schluckt und es ist ein verstecktes Anzeichen darauf, wie viel Sakura ihr bedeutet, dass sie sichtlich um ihre beherrschte Fassung ringt, „falls sich meine Befürchtung als wahr herausstellen sollte, wirst du es schwer mit ihm haben, fürchte ich.“ Die junge Hyuuga nickt lediglich und verabschiedet sich mit einer wortlosen Verbeugung. . . . Einige Stunden später in Oto Die Klinge durchbohrt seinen Körper und ihr eigener Schrei klingt in ihren Ohren nach. Im nächsten Moment kniet sie neben ihm und sein Blut klebt an ihren Händen. „Sakura!“ Sie schüttelt den Kopf und aktiviert verzweifelt ihr Chakra, aber sie spürt bereits keinen Herzschlag mehr unter ihren Fingern. „Nein! Wach auf, wach auf! Akai!“ „Sakura!“ Sie fährt keuchend hoch und sträubt sich instinktiv gegen den Griff um ihre Schultern, entscheidende Sekunden, bevor ihr Verstand registriert, wo sie ist. Die Erkenntnis, dass es Sasuke ist, der sie hält, mit der Erinnerung an alles, was er getan hat, verstärkt ihren Widerstand augenblicklich. „Sakura-“ Aber sie hört nicht auf sich mit aller Kraft gegen seinen Halt zu wehren und als er sie fluchend loslässt, rutscht sie beinahe in einer Bewegung unter ihm hervor von der Matratze und stürzt in das angrenzende Badezimmer. Obwohl sie sich der Sinnlosigkeit dieser Handlung bewusst ist, dreht sie das Schloss herum, bevor sie mit dem Rücken zur Tür zitternd zu Boden sinkt. Ihre Wangen sind feucht und sie realisiert unterschwellig, dass sie im Schlaf geweint haben muss. Schritte auf der anderen Seite der Tür spannen jeden Muskel in ihrem Körper an, aber für den Moment macht Sasuke keinerlei Anstalten die Tür aufzubrechen, hinter der sie sich versteckt. Leider geht seine Zurückhaltung nicht so weit, so zu tun, als hätte er sie nicht gerade aus einem Albtraum geweckt. „Ich nehme an, Akai war dein Teamkamerad.“ „Sei still!“ Es ist Befehl und Flehen zugleich und sie schließt gequält die Augen, als sie realisiert, was dies bedeutet. Sie hat seinen Namen gerufen. Während sie im Bett ihres Feindes lag. Der Gedanke, dass sie all dies ihm zu verdanken hat, haucht dem schlummernden Zorn in ihrem Inneren neues Leben rein und bevor ein weiterer rationaler Gedanke durch ihren Kopf zuckt, reißt sie die Tür auf und begegnet den leeren Augen des letzten Uchiha. „Sein Name war Akai Mitsuko. Er war ein tapferer Mann und er wird nie ein Grab haben, weil deine Lakaien die ganze Lichtung zusammen mit seinem Körper in Brand gesetzt haben!“ „Du weißt, wie dieses Leben läuft, das wir führen.“ Sie wünscht, sie könnte ihn schlagen. Zum ersten Mal in ihrem Leben, verspürt sie das tiefe Verlangen jemand anderem Schmerzen zuzufügen. Sie ist es leid vor seinen Augen emotionale Höllenquallen zu erdulden, während ihn in seiner Hülle aus Gleichgültigkeit nichts berührt. „Er war aber kein Kämpfer! Er war Medic-nin!“ Sasukes Augen fahren über ihre Form. Über die Tränenspuren auf ihren geröteten Wangen, ihren zitternden Körper zu ihren geballten Fäusten und ihr Zustand verrät ihm ihr Geheimnis. „Und du hast ihn geliebt.“ Er sieht die Überraschung in ihrem Blick, auch wenn sie seine Feststellung nicht abstreitet. „Du warst noch nie gut darin, deine Gefühle zu verbergen.“ Ihre Augen funkeln unter dem Zorn, den sie empfindet. „Ja, ich habe ihn geliebt! Er hat mir gezeigt, was Liebe wirklich bedeutet.“ Sie verschränkt die Arme vor dem Oberkörper, um das Zittern ihrer Finger vor ihm zu verbergen und betet, dass ihre Stimme nicht unter den Emotionen einknickt, die ihren Körper erschüttern. „Er war gütig und liebevoll. Und er hatte es nicht verdient, auf diese Art zu sterben!“ Seine Lippen zucken und wenn sie nicht sicher in der Annahme wäre, dass er längst verlernt hat zu lächeln, könnte es als Ansatz der Geste interpretiert werden. „Er war also alles, was ich nicht bin.“ „Er war in jeder Hinsicht, die zählt, das genaue Gegenteil von dir.“ Sasuke macht einen Schritt auf sie zu und sie zwingt sich stehen zu bleiben, obwohl jeder ihrer Instinkte schreit, dass sie sich nicht weit genug von ihm entfernen kann. Er senkt seine Stimme und der raue Unterton in seinen Worten lässt sie zittern. „Hast du ihn deshalb so geliebt? Weil er so anders war, als ich?“ Seine Anmaßung lässt die letzte Sicherung in ihrem Kopf durchbrennen und sie hebt die Hand, um ihn zu schlagen. Aber seine Bewegung erfolgt wesentlich schneller als ihre. Er drängt sie nach hinten und drückt ihre Handgelenke grob über ihrem Kopf gegen die Wand und die Erschütterung des Kontakts jagt eine neue Welle Schmerzen durch ihren Körper. Sie beißt sich die Unterlippe blutig, um keinerlei Schmerzensbekundung zu äußern und hebt ihren Blick widerspenstig zu seinem. „Dass ich ihn geliebt habe, hatte rein gar nichts mit dir zu tun!“ Sein Blick wandert von ihren Augen zu ihrer blutverschmierten Lippe und zurück. Sie erkennt das Glitzern in seinen Augen und sie hasst, dass er sich über sie amüsiert, während sie sich fühlt, als könnte ihr Herz jeden Moment unter ihrem Schmerz zerbersten. „Natürlich nicht.“ „Lass mich los!“ Sie zischt ihm die Worte entgegen und setzt erneut an sich gegen ihn zu wehren, so aussichtslos dieses Unterfangen auch sein mag. Doch er tritt so abrupt von ihr zurück, dass sie unter der unerwarteten Freiheit beinahe strauchelt. Sie schluckt ihren Zorn hinunter und verdrängt auch die Tränen, die ihr ihre Wut gemischt mit der Aussichtslosigkeit ihrer Situation in die Augen treibt, energisch, während sie an ihm vorbeitritt und eines der Kissen von dem Bett nimmt und auf dem Boden wirft. Obwohl die zweite Seite des Bettes noch unberührt ist, hat sie nicht vor, es darauf ankommen zu lassen. Sie spürt seinen Blick auf sich, ignoriert die Aufmerksamkeit jedoch. „Was wird das?“ Mit dem Rücken zu ihm, kann er ihr Gesicht nicht sehen, aber ihre Worte und ihr Tonfall machen ihre Stimmung auch so deutlich. „Ich schlafe lieber auf dem Boden wie ein Hund, als auch nur eine Sekunde neben dir.“ Bevor sie zu Boden sinken kann, schließen sich seine Hände um ihre Hüften und reißen sie in die Luft. Sie schreit und wehrt sich grob gegen seinen Halt, aber er wirft sie ungeachtet ihres Widerstandes auf das Bett und drückt sie in der nächsten Sekunde mit seinem eigenen Körpergewicht gegen die Matratze und ihre Hände neben sie in das Kissen. „Ich habe den Tod deines Freundes nicht befohlen, Sakura.“ Sie hasst es, wie er ihren Namen ausspricht. Als würde sie noch irgendetwas verbinden, außer uralten Erinnerungen, die spätestens am letzten Tag jegliche Bedeutung verloren haben, die sie vielleicht noch hatten. Sie hebt ihr Kinn und hofft, dass er die Verachtung, die sie empfindet, in ihren Augen sehen kann. „Dennoch bist du für seinen Tod verantwortlich.“ Er hält ihren Blick für einen Moment, dann löst er sich abrupt von ihr und kehrt ihr den Rücken zu. „Macht es dich stolz?“ Sie erhebt sich schnell von dem Bett, um ihm nicht noch mehr ausgeliefert zu sein. „Wenn du auf dein bisheriges Leben und deine Entscheidungen zurückblickst, bist du stolz auf das, was du erreicht hast?“ Er ignoriert sie und verlässt dennoch nicht den Raum. Sie tritt neben ihn vor das große Fenster, das einen ausführlichen Überblick über Otogakure liefert. „Sieh dich um, Sasuke Uchiha. Dafür hast du dich entschieden.“ Sein Blick wandert zu ihrem, seine Augen ausdruckslos wie sie es gewohnt ist, während alles was sie will, eine Reaktion ist. „Als du dein Ziel erreicht hast und der letzte Uchiha warst und die Entscheidung treffen musstest, was du mit dem Rest deines Lebens anfangen sollst, hast du dich dafür entschieden in Orochimarus Fußstapfen zu treten.“ „Es gab für mich nie ein zurück, nachdem ich Konoha verlassen habe.“ Er mustert sie kühl von oben herab. „Etwas anderes zu glauben wäre naiv.“ Sie beißt ihre Zähne aufeinander, um nicht schon wieder ihre Beherrschung zu verlieren. „Mach dir keine Sorgen: Ich bin schon lange nicht mehr so naiv zu glauben, dass du noch zu retten wärst.“ Dieses Mal funkelt etwas in seinen Augen, aber sie hat keine Ahnung, ob es nur Spott ist oder ob sich noch etwas anderes dahinter verbirgt. „Du glaubst, ich bin nicht mehr zu retten?“ „Man kann nur jemanden retten, der auch gerettet werden will!“ Sie schlingt die Arme um ihre Mitte, nachdem die Schmerzen in ihrem Bauch mittlerweile so stark sind, dass sie sich kaum noch aufrecht halten kann und es würde an ein Wunder grenzen, wenn ihre Nähte unter all der Bewegung nicht aufgerissen wären. „Ich will nach Hause, damit ich Naruto erzählen kann, dass er endlich aufhören muss zu hoffen, dass du irgendwann zurückkehren wirst!“ Er geht nicht auf ihre Worte und die Nennung ihres ehemaligen Teamkameraden ein. Stattdessen folgen seine Augen ihren Bewegungen und erkennen mühelos die verborgene Anspannung in ihrer Haltung. „Bleib im Bett. Ich muss sowieso weg.“ Sie kommt kaum dazu, den Mund zu öffnen, um dem etwas zu entgegnen, als er bereits aus dem Zimmer rauscht und sie alleine zurücklässt. Misstrauisch über seinen plötzlichen Sinneswandel, wartet sie noch ein paar Sekunden, bevor sie mit langsamen Schritten zurück zu dem Bett strebt und sich auf die Matratze sinken lässt. Ihre Finger zittern, als sie ihr Oberteil anhebt und ihr entflieht ein schmerzerfülltes Keuchen, als sie auch den Verband beiseite schiebt. Ihr eigenes Blut dringt durch die Nähte und sie konzentriert ihr eigenes Chakra, um die Wunde erneut zu verschließen. Die Heilung erschöpft sie so sehr, dass sie schon eingeschlafen ist, als ihr Kopf vollständig zurück in die Kissen sinkt, während ihr eigenes Blut an ihren Fingerspitzen klebt. . . . Kapitel 3: resilient -------------------- Am nächsten Morgen „Was meinst du mit Du weißt nicht wie es ihr geht?“ Sasuke registriert das ungeduldige Wippen des Shinobis neben ihm sehr wohl; es interessiert ihn nur nicht genug, um von dem Plan aufzusehen, der vor ihm liegt. „Ich habe andere Dinge zu tun, als an ihrer Bettkante zu sitzen und ihre Hand zu halten.“ Yamamoto verschränkt die Arme vor dem Oberkörper und starrt seinen Vorgesetzten furchtlos an. „Dann hättest du sie vielleicht unter meiner Aufsicht im Krankenflügel lassen sollen.“ „Dann hätte ich wirklich neben ihrem Bett sitzen müssen.“ Sasukes Gemurmel geht beinahe unter dem Rascheln des Pergaments unter, als er eine weitere Karte ausrollt. „Niemand wäre lebensmüde genug, ihr etwas anzutun.“ Yamamotos Hartnäckigkeit beschert ihm schließlich doch noch die volle Aufmerksamkeit des Uchiha. „Das habe ich auch gedacht.“ Wenn auch nur einen Moment, bevor er zurück auf das Papier vor sich sieht. „Bis ein lebensmüder Trottel sie vor ein paar Tagen mitsamt innerer Verletzungen über meine Türschwelle getragen hat.“ „Apropos.“ Es ist die Frage, die seit den frühen Morgenstunden das ganze Dorf beschäftigt und die niemand in Sasukes Gegenwart auszusprechen wagen würde. Nicht, dass ihn das je abgehalten hat. „Niemand hat Taku seit dem gestrigen Abend gesehen.“ So sehr er es gewohnt ist von dem Uchiha ignoriert zu werden, so wenig hat ihn das bisher dazu veranlasst nachzugeben. Er weiß, dass ihn seine vorlaute Art schon lange Kopf und Kragen gekostet hätte, wenn er jemand anderes wäre, aber aufgrund gewisser Umstände genießt er Sonderrechte, die er beinahe täglich bis aufs Äußerste ausreizt. „Wirst du mir sagen, was du mit ihm gemacht hast?“ „Hn.“ Doch selbst der eigenwillige Medic-nin weiß, wann es besser ist das Thema zu wechseln. „Ich sollte nach ihr sehen-“ Sasuke unterbricht Yamamotos Gemurmel ungeduldig. „Sie will nicht, dass jemand nach ihr sieht.“ Diese Aussage beschert ihm eine gehobene Augenbraue. „Seit wann interessiert es dich, was andere wollen?“ Aber sein Einwand bleibt so unbeachtet, als hätte es ihn nicht gegeben. „Sie ist selbst Medic-nin, sie wird das schon hinkriegen.“ Sasuke wartet nicht ab, ob der andere Shinobi es noch einmal wagt ihm zu widersprechen und verlässt mit zügigen Schritten und ohne ein weiteres Wort den Raum. • Die Tür geht unerwartet auf, als sie gerade ansetzt ein frisches T-Shirt über ihren Kopf zu ziehen, nachdem sie ihre Wunde versorgt hat. Sakura ignoriert die unerwünschte Anwesenheit ihres ehemaligen Teamkameraden, auch wenn sie fürchtet, dass ihm die plötzliche Anspannung ihrer Muskeln nicht entgeht. Zumindest gibt sie sich größte Mühe ihn zu ignorieren, bis seine gereizte Stimme die angespannte Stille zwischen ihnen durchbricht. „Was zum-“ Ihr entflieht ein atemloses Keuchen, als sich seine Finger überraschend um ihren Oberarm schließen und sie herrisch zu ihm herumreißen. Seine blutroten Augen fahren auf eine Art über ihren Oberkörper, die ihr allzu bewusst macht, dass sie nur ein Bustier trägt und sie wehrt sich widerspenstig gegen seinen Halt. „Lass mich los, Sasuke!“ Aber stattdessen greift er auch mit seiner anderen Hand um ihren freien Oberarm, während seine Augen mordlustig die Blutergüsse mustern, die den Großteil ihres Oberkörpers verunstalten. „Woher hast du die?!“ „Was denkst du denn?“, zischt sie zwischen zusammengebissenen Zähnen und hält seinen Blick furchtlos, als sich die volle Aufmerksamkeit seiner rot-schwarzen Augen auf ihre richtet. „Warum hast du das nicht geheilt?!“ Sie verdreht die Augen, bevor sie sich darauf besinnen kann den Impuls zu unterdrücken. „Ich weiß, es fällt dir und Naruto schwer das nachzuvollziehen, aber wir Normalsterblichen verfügen nicht über eine nahezu unbegrenzte Menge Chakra.“ Ihre unbedachte Erwiderung bringt den Gedanken an ihren Teamkameraden zwischen sie und für einen winzigen Moment verharren sie beide. Statt ihre Diskussion weiterzuführen, dreht er sich um und verlässt den Raum so abrupt, dass sie für einen Moment verblüfft blinzelt und sich stumm fragt, was das gerade war. . . . Er kehrt den ganzen Tag nicht zurück. Er schickt einen seiner Handlanger, um ihr etwas zu Essen zu bringen und am liebsten hätte sie dem jungen Oto-nin die Tür vor der Nase zugeschlagen, als er daran geklopft hat, aber das Essen zu verweigern, würde ihre Genesung nur behindern, statt sie voranzutreiben. Anschließend verbringt sie den ganzen Vormittag vergeblich damit einen Weg aus dem Raum zu finden, bis sie mittags erschöpft kapituliert. Da sich wenigstens die Badezimmertür abschließen lässt und so eine fadenscheinige Schutzbarriere darstellt, schält sie sich schließlich aus ihrer Kleidung und steigt unter die Dusche. Das warme Wasser wäscht die letzten Spuren des Kampfes im Wald von ihrem Körper und lässt nur die Male auf ihrer Haut und die Nähte in ihrem Oberkörper zurück. Verborgen unter dem Wasser erlaubt sie sich schließlich auch die Tränen, gegen die sie seit dem gestrigen Tag kämpft. Jedes Mal wenn sie die Augen schließt, sieht sie Akais Gesicht vor sich, wie er um seinen letzten Atemzug ringt. Der leere Ausdruck seiner leblosen Augen verfolgt sie, ebenso wie die Erinnerung an all die schönen Momente der letzten Monate. Er hat sie gefunden, als sie niemanden gesucht hat. Ihre Ausbildung bei Tsunade hat ihr endlich etwas gegeben, in dem sie unschlagbar gut war und der Erfolg in ihrem Beruf als Medic-nin hat die tiefe Leere in ihrem Leben ersetzt. Neben ihrem Training, hat sie Doppelschichten im Krankenhaus geschoben und die konstante Erschöpfung hat endlich alle anderen Gedanken und Emotionen in ihrem Kopf betäubt. Sie war endlich zufrieden mit ihrem Leben. Bis ein junger Medic-nin von Suna nach Konoha gezogen ist und Tsunade sie damit beauftragt hat, ihn im Krankenhaus einzuweisen. Er hat sich in ihr Herz geschlichen, während sie damit beschäftigt war, ihn davon abzuhalten. Narutos Widerstand hat am Anfang ihrem entsprochen und es war nicht schwer nachzuvollziehen warum. Sich auf einen anderen Mann einzulassen, hieß für sie Sasuke aufzugeben. Aber ihr bester Freund war schließlich derjenige, der sie auf seine gewohnt charmante Art angewiesen hat, endlich ihr Leben zu leben. Der Gedanke an Naruto und daran, was er im Moment denken muss, treibt ein Schluchzen über ihre Lippen, dass sie unter ihrer Handfläche erstickt. Ihr Kummer schüttelt ihren Körper, bis sie Angst hat, sich nicht länger aufrecht halten zu können und sie stellt das Wasser widerwillig ab. Sie meidet den Blick in den Spiegel wohlweislich, schlüpft in bequeme Kleidung und kapituliert schließlich vor ihrer Erschöpfung und kriecht zurück in das Bett, das sie allein dafür verabscheut, dass es ihm gehört. Mit dem Gedanken, dass es an diesem Ort vermutlich besser ist, tagsüber zu schlafen, schließt sie die Augen. . . . Währenddessen in einem Wald nahe der westlichen Grenze des Feuerreichs Es war nicht schwer die Stelle zu finden. Obwohl der Regen der letzten Tage das Feuer gelöscht hat, hängt der verbrannte Geruch noch kilometerweit in der Luft. Naruto sieht sich fassungslos auf der verwüsteten Lichtung um. In Schutt und Asche gelegt liegen zwischen verkohlten Holzstücken noch sichtbar mehrere verbrannte Leichen. Er macht einen Schritt nach vorne und sofort wieder zurück, als er auf etwas tritt. Stark verbrannt, lässt es sich gerade noch identifizieren: als Stirnband eines Shinobi. „Hinata-“ Er flüstert ihren Namen hilflos und spürt, wie sich sein Magen hebt, bei dem Gedanken wessen Stirnband es sein könnte, das zu seinen Füßen liegt. Hinata sinkt neben ihm in die Hocke und hebt das verbrannte Metall an, um es mithilfe ihres Bluterbes genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie wischt die schwarze Asche beiseite und ertastet das eingeritzte Symbol unter ihren Fingern. Naruto schluckt hart. „Ist das-“ „Es ist Akais.“ Tiefes Bedauern trübt ihre Augen, als sie sich aufrichtet und seinen Blick erwidert. Narutos Augen weiten sich. „Woher weißt du das?“ „Der Regen hat das Feuer gelöscht, bevor es seinen Zweck vollständig erfüllen konnte.“ Sie hebt das Metall in ihrer Hand an. „Man kann das Zeichen gerade noch erkennen.“ Naruto nimmt das Stirnband aus ihrer Hand und erkennt tatsächlich das Zeichen Sunagakures. Aber er verleugnet Hinatas Erkenntnis dennoch mit einem Kopfschütteln. „Das könnte jedem beliebigen Suna-nin gehören.“ „Es gibt keine Meldung über einen vermissten Suna-nin.“ Hinata schreitet vorsichtig über die Lichtung, ihr Bluterbe aktiviert. „Der Kampf hat hier begonnen. Sie haben einige ihrer Gegner getötet.“ Ihr Blick wandert zu Narutos Füßen und ihre Trauer gräbt tiefe Furchen in ihre Stirn. „Bis jemand Akai ein Katana durch den Rücken gestoßen hat.“ Sie sinkt neben ihm zurück in die Hocke und Naruto folgt ihrer Bewegung. „Kannst“, er räuspert sich, „kannst du das wirklich alles erkennen?“ Hinata hebt ihren Finger über den verbrannten Körper unter ihnen. „Der Regen hat das Feuer gelöscht, bevor es die Knochen zerstört hat. An seinen Rippen sind Einkerbungen einer großen Klinge zu erkennen. Außerdem sind mehrere gebrochen.“ Sie hebt ihren Blick zu seinem. „Auf eine Art, wie es normalerweise bei einem Wiederbelebungsversuch entsteht.“ „Sakura.“ Hinata nickt. „Sie hat versucht ihn zu retten.“ Naruto sieht zurück auf die Überreste des Mannes vor ihm und mit der Akzeptanz, dass es sich wirklich um Akai handelt, schließt er gequält die Augen. Aber seine nächste Frage schmerzt ihn noch mehr und er hat Angst, dass er sich jeden Moment übergeben könnte, während er die Frage über seine Lippen zwingt. „Kannst-“ Schmale Finger schließen sich um seine Hand und lassen ihn zurück in Hinatas vertraute Augen sehen. „Sie ist nicht hier.“ Er umklammert ihre Hand beinahe verzweifelt. „Bist du dir sicher?“ Ihr Nicken beschert ihm eine Erleichterung, die er noch nie in diesem Ausmaß empfunden hat. „Keine der… Leichen ist weiblich.“ Das lässt jedoch nur eine andere Schlussfolgerung zu und auch wenn sie besser ist, als ihren Tod zu befürchten, ist sie dennoch keinesfalls gut. Er sieht auf die Überreste des Mannes, der ihn vor gerade einmal zwei Monaten gefragt hat, ob er etwas dagegen hätte, wenn er seine beste Freundin heiraten würde und es fühlt sich an, als hätte jemand eine Schnur um seine Lunge gelegt und würde an beiden Enden ziehen. „Also haben sie sie mitgenommen.“ Hinata schließt die Augen. „Ich fürchte, das müssen wir annehmen.“ Naruto erhebt sich hölzern und sieht sich ebenfalls um. „Denkst du, wir finden vielleicht Fußabdrücke?“ Die junge Clanerbin flüstert den traditionellen Abschiedsgruß ihres Heimatdorfes über den sterblichen Überresten des Mannes, den sie nur mit einem freundlichen Lächeln und an Sakuras Seite kannte. Erst dann erhebt sie sich und strafft die Schultern, bevor sie Naruto eine weitere schlechte Nachricht übermittelt. „Abgesehen von dem Regen der letzten Tage hat es wochenlang nicht geregnet. Der Boden war zu trocken, um auf Abdrücke zu hoffen.“ Ihr Blick richtet sich abschätzend in die Ferne. „Aber wir können wohl ausschließen, dass sie ihren Weg Richtung Konoha fortgesetzt haben. Jeder kennt Sakura mit ihren Haaren und niemand kann so dämlich sein, einen Konoha-nin und einen Suna-nin anzugreifen und dann in einem der beiden Länder oder in der unmittelbaren Nähe Zuflucht zu suchen. Deshalb bezweifle ich auch, dass sie im Fluss-Reich geblieben sind.“ Wenn seine Gedanken nicht schwindelerregende Achterbahnfahrten drehen würden, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass er die junge Clanerbin noch nie so viel reden gehört hat und zweifellos noch nie mit einer derartigen Selbstsicherheit. Aber er hört sehr wohl, was sie sagt. „Also ist es am wahrscheinlichsten, dass sie Richtung Ame geflohen sind.“ „Das wäre meine Vermutung.“ Er nickt und die Möglichkeit etwas tun zu können, verdrängt die Panik und den Schmerz in seinem Inneren wenigstens ansatzweise. „Dann lass uns gehen!“ Aber Hinata hält ihn vorsichtig zurück. „Wir müssen Tsunade hierüber informieren.“ „Wir müssen sie finden! Wir haben keine Zeit zu verlieren!“ Angesichts seiner verständlichen Aufregung bemüht sie sich um eine möglichst beschwichtigende Wortwahl. „Dieser Kampfplatz ist bereits ein paar Tage alt. Sie könnte mittlerweile überall sein. Zu zweit stehen unsere Chancen viel schlechter sie zu finden, als wenn ganz Konoha nach ihr such-“ Eine Bewegung zieht ihre Aufmerksamkeit außerhalb ihres direkten Sichtfeldes und sie konzentriert ihren Blick in die Richtung, bevor sie mit Erleichterung zwei vertraute Gestalten ausmacht. „Sieht aus, als hätte Tsunade es nicht ausgehalten, bis die Frist verstrichen ist. Sie hat uns Neji und Tenten hinterher geschickt.“ Sie sieht vorsichtig zu Naruto. „Lass uns den beiden entgegenlaufen. Dann können sie nach Konoha zurückkehren, um Tsunade zu informieren und einen Suchtrupp zu organisieren und wir bleiben hier und fangen derweil schon mit der Suche an.“ Naruto zögert und für einen Moment befürchtet sie, er würde einfach aufbrechen, aber schließlich nickt er knapp und bewegt sich mit ihr in die Richtung der anderen beiden Konoha-nin. . . . Am selben Abend in Otogakure Sie erwacht abrupt aus ihrem tiefen Schlaf und blinzelt in den ersten Momenten verwirrt ihre Umgebung scharf. Doch bevor ihre Erinnerung an die letzten Tage zurückkommt, bewegt sich etwas in der Dunkelheit vor ihr und sie schreckt instinktiv zurück. Dann gewöhnen sich ihre Augen an das schummrige Licht der Fackel, die den Raum erhellt und sie erkennt Sasuke. „Falls es deine Absicht sein sollte, mir einen Herzinfarkt zu bescheren und es so nach einer natürlichen Todesursache aussehen zu lassen, hättest du mich besser letzte Nacht sterben lassen sollen.“ Obwohl er die Stirn runzelt, merkt sie zuerst, dass etwas nicht stimmt. Allen voran daran, dass sie sein Gesicht verschwommen und doppelt sieht, dicht gefolgt von den Schmerzen, die sich auf all ihre Glieder gleichzeitig zu erstrecken scheinen. Sie schließt die Augen und schmeckt den schalen Geschmack, der auf ihrer Zunge liegt. Ein Geschmack, der das Gefühl in ihrem Körper unterstreicht und von Krankheit erzählt. Kühle Finger legen sich an ihre Stirn und sie sieht ruckartig auf, aber bevor sie ihren ehemaligen Teamkameraden anweisen kann, seine Hände von ihr zu nehmen, erhebt er sich und verlässt ihr Blickfeld. Sie hört ihn die Tür öffnen und in gewohntem Befehlston rufen „Yamamoto soll sofort hierher kommen!“. Der Name kommt ihr bekannt vor und sie nimmt an, dass es der Medic-nin ist, der sie behandelt hat. Statt sich mit dem Gedanken aufzuhalten, schließt sie die Augen und die Dunkelheit hinter ihren Lidern lindert die hämmernden Schmerzen hinter ihren Schläfen wenigstens ein bisschen. Es blendet allerdings Sasukes Nähe nicht aus. „Du hast Fieber.“ Sie macht sich nicht die Mühe ihre Augen zu öffnen, um ihn anzusehen und vertraut darauf, dass ihre Stimme ihre Verachtung ausreichend kommuniziert. „Was du nicht sagst.“ Das laute Klopfen an der Tür und Sasukes herrisches „Komm rein!“ lassen sie zucken und als sie hört wie jemand anderes den Raum betritt, zwingt sie sich ihre Augen zu öffnen, obwohl ihr allein davon so sehr schwindelt, dass sie vermutlich gefallen wäre, wenn sie nicht schon liegen würde. Die Reaktion ihres Körpers versichert ihr, dass sie gar nicht versuchen braucht sich aufzurichten, so sehr ihr das auch missfällt, als ein Mann in ihrem Alter neben Sasuke tritt und sie gemeinsam auf sie herabsehen. „Sie hat Fieber.“ Die herrische Stimme des Uchiha ist an seinen Untergebenen gerichtet, obwohl seine Aufmerksamkeit keine Sekunde von ihr weicht. Der brünette Shinobi an seiner Seite nickt knapp. „Sie muss eine Infektion davongetragen haben-“ Ein herablassendes Lächeln zeichnet ihre Züge. „Ach, wirklich? Die dreckige Klinge, die man mir in den Körper gestoßen hat, hat eine Infektion hinterlassen, wer hätte das gedacht?“ Sie richtet ihre Augen auf ihren ehemaligen Teamkameraden. „Das ist dein bester Medic-nin? Wirklich? Ich meine Kabuto war ein Psychopath, aber er war wenigstens kein Amateur.“ Sasukes Blick richtet sich stumm auf Yamamoto und dieser bewegt sich schnell. „Ich hole etwas gegen die Infektion.“ Während der Medic-nin verschwindet, schließt sie die Augen, nur für einen Moment, wie sie denkt, aber als das nächste Mal etwas an ihr Bewusstsein dringt, ist Yamamoto bereits zurück. Er hält eine Schale in der Hand und der vertraute Kräutergeruch dringt an ihre Nase. „Das hier wird das Fieber lindern.“ Er hält die Schale an ihre Lippen, als würde er ernsthaft erwarten, dass sie in blindem Vertrauen trinkt, was er ihr anbietet. „Es ist mir egal, was es ist.“ Ihre Augen wandern über seine Schulter zu Sasuke. „Und wenn es das Elixier für ewiges Leben ist, ich trinke es nicht.“ Sie sieht das warnende Blitzen in seinen Augen, als er dem Medic-nin bedeutet zur Seite zu treten. Er nimmt Yamamoto die Schale aus der Hand und tritt an seiner Stelle neben sie vor das Bett. „Du trinkst es oder ich flösse es dir gewaltsam ein.“ „Fahr zur Hölle, Sasuke.“ Ihr Körper beginnt zu kapitulieren und zwingt sie die Augen zu schließen, so sehr es ihr auch widerstrebt. „Nein, warte… da bin ich ja schon. Geh und such dir irgendeinen anderen gottverlassenen Ort.“ Sie spürt ihr Bewusstsein zum wiederholten Mal innerhalb von zwei Tagen schwinden und so sehr sie auch dagegen ankämpft, ist es ein weiterer Kampf, den sie verliert. „Ist schon gut. Ich werde es ihr intravenös verabreichen.“ „Ich will, dass du dieses Mal auch alles andere heilst.“ „Natürlich.“ . . . Als sie das nächste Mal zu sich kommt, hat sie jegliches Zeitgefühl verloren. Das schummrige Licht, das durch die Fenster dringt, verrät ihr, dass die Sonne gerade auf- oder untergeht, aber ihrer Erfahrung nach zu urteilen, würde sie eher darauf schließen, dass sie mehr als nur eine Nacht verschlafen hat. In einem schlechten Déjà-vu, findet ihr Blick erneut ihren Teamkameraden, der in einem Stuhl unweit von dem Bett sitzt und sie auf eine Art anstarrt, die sie beunruhigen würde, wenn sie seinen intensiven Fokus nicht kennen würde. Es steht keine Infusion mehr neben ihrem Bett, aber sie spürt noch wo die Nadel in ihrem Handrücken gesteckt hat. Auch wenn es ihr spürbar geholfen hat, schürt die Tatsache, dass ihr etwas gegen ihren Willen verabreicht wurde, den Zorn in ihrem Inneren, an den sie sich zu gewöhnen beginnt. Doch so stark ihre Wut auch ist, die Schwäche ihres Körpers ist stärker. Also schließt sie die Augen, in der törichten Hoffnung wieder einzuschlafen. „Jetzt hätte ich doch gerne den Fiebertraum zurück.“ „Ich habe nicht Orochimarus Nachfolge angetreten.“ Seine Worte lassen sie so abrupt aufsehen, dass ihr erneut schwindelt. Sie sucht einmal mehr vergeblich in seinen Augen nach einem Grund, warum er ihr das offenbaren sollte. Das Mädchen, das seine Teamkameradin war, will ihn fragen, aber dann erinnert sie sich daran, was er jetzt ist und wählt stattdessen Spott. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ Er hebt eine Augenbraue und sie grinst auf die herablassende Art, die sie von ihm gelernt hat. „Ich meine, die Tatsache, dass ich im Koma liege und diesen Mist nur träume ist der Realität im Moment wirklich vorzuziehen.“ Statt auf ihre Stichelei einzugehen, spricht er einfach weiter. „Ich habe Oto vor vielen Jahren verlassen, um nach meinem Bruder zu suchen.“ „Und hast ihn offensichtlich auch irgendwann gefunden.“ Sie hat keine Ahnung, was ihn dazu veranlasst, ihr von sich aus diese für seine Verhältnisse beeindruckend wortreiche Offenbarung zu machen. „Ich war lange allein unterwegs oder nur mit-“ „Karin und ein paar anderen Anhängern. Ich weiß vielleicht nicht alles, was du in den letzten acht Jahren so getrieben hast und ich will es auch nicht wissen, aber du hast eine ziemliche dicke Akte in Konoha.“ Er ignoriert ihren spottenden Sarkasmus erneut. „Sie haben mich gebeten zurückzukommen.“ „Die übrig gebliebenen Oto-nin?“ „Hn.“ Obwohl ihr Körper bei jeder Bewegung protestiert, zwingt sie sich in eine halbwegs aufrechte Position, um sich ihm nicht ganz so unterlegen zu fühlen. „Also hast du dich, großherzig wie du bist, ihrer armen, verlorenen Identitäten angenommen und ihnen einen neuen Lebensinhalt geschenkt. Wie überaus selbstlos von dir!“ „So war es nicht-“ „Nicht? Also weißt du, dass du dich nicht absolut uneigennützig für sie aufgeopfert hast, überrascht mich jetzt wirklich.“ Sie vergräbt ihre Finger in der Bettdecke, um zu verbergen, dass sie in anhaltender Schwäche zittern. Wenigstens lässt sie ihre Stimme nicht im Stich. „Statt endlich nach Hause zu kommen, hast du deine Lakaien um dich geschert und hast beschlossen ausgerechnet hierher zurück zu kommen?!“ „Ich habe schon lange kein Zuhause mehr.“ Sie schnaubt verächtlich und dreht ihm den Rücken zu, weil sie es nicht länger erträgt ihn anzusehen. „Natürlich nicht. Du bist schließlich nichts weiter als ein heimatloser Verräter.“ . . . Kapitel 4: integer ------------------ Am nächsten Morgen Sie erwacht allein und mit hämmernden Kopfschmerzen, die ihr glaubhaft versichern, dass die Infektion, die sie sich eingefangen hat noch lange nicht ausgestanden ist. Sie schiebt ihre Hand über ihre Stirn und auch wenn ihr Fieber gesunken zu sein scheint, gibt sie sich nicht der Illusion hin, dass es nicht zurückkommen wird. Das Zittern, das ihren Körper schüttelt, obwohl sie unter einer warmen Decke liegt, unterstreicht diese Erkenntnis. Neben Frühstück, von dem ihr Magen absolut nichts zu halten scheint, liegen auf dem Nachttisch Tabletten, deren Form ihr nur allzu bekannt vorkommt. Die Schmerzmittel ignorierend, zwingt sie ihren geschwächten Körper aus dem Bett. Die paar Meter in das angrenzende Badezimmer erscheinen ihr wie eine Ewigkeit und es ist geradezu lächerlich wie viel ihr die zehnminütige Dusche abverlangt. Das heiße Wasser unterdrückt ihren Schüttelfrost für den Moment, aber sobald sie es abstellt und aus der Dusche tritt, zittert ihr ganzer Körper erneut unter den Auswirkungen des Fiebers. Vor der Tatsache kapitulierend, dass sie sich kaum mehr länger auf den Beinen halten kann, quält sie sich in frische Kleidung und schleppt sich mit letzter Kraft zurück ins Bett. Gerade als sie die Decke zurück bis an ihr Kinn zieht, öffnet sich die Tür in ihrem Rücken und sie wirft ihrem ehemaligen Teamkameraden einen missmutigen Blick zu. „Lass mich gehen, Sasuke.“ Dieses Mal herrscht kein Zweifel daran, dass ihr erbärmlicher Trotz ihn amüsiert, während er ärgerlich leichtfüßig den Raum durchquert. Seine Hand legt sich erneut auf ihre Stirn, aber dieses Mal wendet sie die Kraft auf seine Finger mit ihren eigenen beiseite zu schieben, schließt aber gleichzeitig die Augen weil die Kühle seiner Haut ihre Schmerzen gleichzeitig verstärkt und lindert. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht anfassen sollst?“ „Wie wäre es, wenn du erstmal wartest, bis du kein Fieber mehr hast, bevor du den nächsten Streit suchst?“ Sie zwingt ihre Lider nach oben und die Schmerzen in ihrem Körper und die Tatsache, dass diese Infektion sie noch länger hier gefangen halten wird, verschlimmern ihre ohnehin miserable Laune. „Alles, was du erreichst, indem du mich hier behältst ist, dass ich dich jeden Tag noch ein bisschen mehr hasse!“ Das minimale Zucken um seine Lippen ist die einzige Reaktion, die er zeigt. „Du hasst mich also?“ Sie schließt die Augen und versucht das laute Geklapper ihrer Zähne zu unterdrücken. „Ich muss.“ Stille verhängt sich über sie, nur gestört durch das Rascheln der Bettdecke, das durch ihr konstantes Zittern verursacht wird und das Klappern ihrer Zähne, das sie trotz all ihrer Bemühungen nicht unterdrücken kann. Bis ein gereiztes Schnauben seine Lippen verlässt. „Das ist doch lächerlich.“ Fest in der Absicht, ihre spärliche Energie nicht weiter auf diese hoffnungslosen Auseinandersetzungen mit ihm zu verschwenden, schlägt sie jedoch ruckartig die Augen auf, als sie spürt, wie er sich hinter sie auf das Bett legt. Ihr Atem stockt so tief in ihrem Brustkorb, dass sie sich beinahe daran verschluckt, als er sie anhebt, um von beiden Seiten seine Arme um sie schlingen zu können. Gleichzeitig wickelt er sie so fest in die Decke ein, dass sie sich kaum bewegen kann. Was sie jedoch nicht davon abhält, ihre spärlichen Energiereserven zu mobilisieren, um sich mit aller Macht gegen seinen Halt zu wehren. „Bist du verrückt geworden?! Was zur Hölle soll das werden?“ Sein Atem streift ihr Ohr, als er seinen Kopf zu ihrem senkt und in diesem Moment ist sie dankbar um das Zittern, das ihren Körper konstant schüttelt. Es erspart ihr wenigstens die Frage, wie ihr Körper auf seine Nähe reagieren würde, wenn er nicht gerade damit beschäftigt wäre, ihr Fieber erneut in die Höhe zu treiben. „Flipp nicht gleich aus, Haruno, das hier hat rein praktische Gründe.“ Sie zischt aufgebracht, als sie wieder einmal vor ihm kapitulieren muss, weil ihr Widerstand ihr nichts mehr als zusätzliche Schmerzen einbringt. „Ich sage dir, du sollst mich nicht anfassen und das ist, was du daraus machst?“ „Sieh mich an.“ Trotz seiner stoischen Grundhaltung, ist er nicht so schwer zu durchschauen, wie er gerne glauben würde und dieses Mal erkennt sie seine Absicht mit Leichtigkeit. „Damit du mich mit deinem tollen Bluterbe manipulieren kannst? Vergiss es!“ „Du brauchst mehr Schlaf.“ Seine Stimme klingt beinahe einladend - wie gut, dass sie es besser weiß, als darauf reinzufallen. „Es steht dir nicht zu, zu entscheiden, was ich brauche oder nicht.“ „Ich weiß.“ Sie ruft sich in Erinnerung, dass über ihre Schulter zu ihm zu sehen, genau das ist, was er will und ringt den Impuls mühsam nieder. Da sie weder die Kraft hat sich aus seinem Halt zu befreien, noch die Möglichkeit ihn anzusehen, bleiben ihr wieder nur ihre Worte, um sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. „Du bist so ziemlich der letzte Mensch im ganzen Ninjareich, dessen Hilfe ich will, Sasuke. Alles, was ich von dir will ist, dass du mich gehen lässt!“ „Ich weiß.“ Die monotone Antwort entlockt ihr einen derben Fluch, aber selbst diese Anstrengung scheint zu viel für ihren gebeutelten Körper, der so heftig zittert, dass sie dieses Mal die Zähne zusammenbeißt, um jegliche Schmerzbekundung zu unterdrücken. Jede Bewegung erschüttert die OP-Wunde in ihrem Oberkörper. Sie merkt zwar, dass Yamamoto die Verletzung letzte Nacht noch einmal behandelt hat, aber die Folgen eines verlorenen Organs lassen sich nun einmal nicht einfach mit ein wenig Chakra beheben. Ihre anhaltenden Schmerzen trüben ihre Sinne und beinahe könnte sie darüber vergessen, dass er sie immer noch hält. Aber seine Stimme an ihrem Ohr erinnert sie wirksam an seine unerwünschte Anwesenheit. „Wenn du gesund bist, lasse ich dich gehen.“ Sie wartet, bis sie sicher ist, dass nichts als die beabsichtigten Worte über ihre Lippen brechen wird, bevor sie sie auseinander zwingt. „Du lügst.“ Die Antwort liegt wie so oft in seinem Schweigen. „Warum?“ Sie darf ihm nicht vertrauen, aber gleichzeitig mahnt sie eine schwache Stimme in ihrem Hinterkopf, dass sie sich selbst in seiner Gegenwart auch nie trauen konnte. „Warum interessiert es dich, ob ich lebe oder sterbe?“ Er antwortet ihr nicht, aber seine Schweigsamkeit ist schließlich nichts Neues und kümmert sie an diesem Tag auch nicht mehr. Sie ist so müde. Erschöpft von den körperlichen und emotionalen Strapazen der letzten Tage. Müde davon, ständig gegen ihn anzukämpfen. Aber vor allem ist sie es leid in jeder Sekunde auch gegen sich selbst anzukämpfen. So sehr sie es will und ungeachtet dessen, dass sie sollte, ist es dennoch bei weitem nicht nur Zorn, den sie ihm gegenüber empfindet. Ihre Wut ist die meiste Zeit über das einzige, was sie aufrecht hält und so sengend, dass sie alle anderen Gefühle überschattet. Aber sie weiß, was im Schatten ihres Zorns lauert und genau das ängstigt sie. Sie fürchtet sich selbst weit mehr als ihn. . . . Zur selben Zeit Nachdem sie Neji und Tenten alleine zurück nach Konoha geschickt haben, sind sie die Nacht über durchgelaufen, obwohl sie keinen einzigen Anhaltspunkt mehr gefunden haben, dass sie auf der richtigen Spur sind. Ihre Augen brennen bereits aufgrund der Überreizung, der sie in den letzten Stunden ausgesetzt waren, aber sie verliert kein Wort darüber. Sie bräuchte ihr Bluterbe nicht, um die Anspannung zu erkennen, die jeden Muskel in dem Körper des Mannes neben ihr konstanter Belastung aussetzt. Sie weiß, dass er noch hofft, Sakura möglichst schnell zu finden und sie bringt es nicht über sich ihm zu sagen, dass sie ohne weitere Anhaltspunkte so gut wie keine Chance haben dies möglich zu machen. Wer auch immer ihre Gegner waren, es waren keine Amateure. Nachdem sie bereits einen Suna-nin auf dem Gewissen hatten, wäre es zweifellos leichter gewesen, Sakura ebenfalls zu töten. Dass sie stattdessen entschieden haben sie mitzunehmen, in dem vollen Wissen, dass ihnen damit zwei Großmächte auf den Fersen sein würden, spricht von Selbstvertrauen ebenso wie von Größenwahn. Aber es legt auch die Vermutung nahe, dass sie Sakura erkannt und aus einem bestimmten Grund mitgenommen haben. Um ihrer Freundin willen hofft sie, dass sich der Größenwahn ihrer Entführer so weit erstreckt, dass sie vorhaben Lösegeld von Konoha zu erpressen. Aber sie glaubt nicht daran. Obwohl sie wirklich gut darin ist, ihre Musterung unauffällig zu halten, ist Naruto sich Hinatas Blicke sehr wohl bewusst. Er weiß, was sie denkt, obwohl die junge Clanerbin es nicht wagt ihre Meinung in Worte zu fassen. Aber er kann sich den Gedanken nicht erlauben. Innezuhalten bedeutet, die Hoffnung darauf aufzugeben, dass sie jeden Moment auf eine Spur treffen werden, die sie zu ihr führt. Entführungen sind bestimmt nicht sein Spezialgebiet, aber selbst er weiß, dass die Chancen den Entführten wiederzufinden mit jeder verstrichenen Stunde sinken. Aber er wird sie finden! Und genau deshalb ist innehalten auch keine Option. . . . Zwei Tage später Hinata starrt stumm in die Flammen. Naruto dazu zu bewegen, eine Pause zu machen, war beinahe ein unmögliches Unterfangen. Sie hat die ersten drei Tage kein Wort darüber verloren, als sie ihre Suche Tag und Nacht fortgesetzt haben, in der Befürchtung, dass er im Zweifelsfall einfach ohne sie weitermachen würde. Außerdem hat sie es angesichts Narutos gereizter Stimmung kaum gewagt, überhaupt etwas zu sagen. So hat sie den fröhlichen Blondschopf noch nie erlebt. Es war ausgerechnet der Fuchs, der nach dem heutigen Tag Narutos geschwächten körperlichen Zustand ausgenutzt hat, um dem Blondschopf eindringlich klar zu machen, was passiert, wenn er sich keine Pause gönnt. Sie sollte schlafen, solange sie kann und obwohl ihr Körper ebenfalls vollkommen erschöpft ist, hat sie Schwierigkeiten sich dazu durchzuringen die Augen zu schließen. Sie wirft einen Blick Naruto, der nach einer Ewigkeit endlich eingeschlafen ist und sinkt zögernd ihm gegenüber zu Boden. Sie weiß, was Sakura und Naruto einander bedeuten. Wenn es um Kiba oder Shino gehen würde, würde sie vermutlich ähnlich aufgelöst reagieren. Während ihr Blick auf ihm ruht, beginnen seine Muskeln auf eine Art zu zucken, die die Schwere seines Albtraums verrät. Sie richtet sich augenblicklich auf, aber bevor sie ihn erreicht, schreckt er bereits hoch. „Sakura!“ In all der Zeit, in der sie ihn kennt, hat sie noch nie derartige Furcht in seinen Augen gesehen. In der Annahme, dass er weder sie noch ihre Umgebung bisher richtig wahrgenommen hat, legt sie ihre Hände vorsichtig auf seine Schultern. Selbst unter ihrer vorsichtigen Berührung zuckt er sichtbar zusammen, aber er weicht ihr nicht aus. Müde blaue Augen richten sich auf sie und seine Stimme klingt ebenso erschöpft. „Hinata.“ „Ich verspreche dir, wir finden sie!“ Sie hat keinen anderen Trost für ihn und obwohl er nickt, sieht sie zum ersten Mal auch etwas anderes in seinen Augen. Zweifel. „Lass uns gehen.“ Sie erhebt sich und es dauert nur ein paar Sekunden, bis er ihr folgt und die Entschlossenheit für die er bekannt ist, alles andere in den Hintergrund drängt. . . . Am Abend desselben Tages Nach zwei Tagen im Delirium und kaum einer Erinnerung daran, rebelliert ihr Körper endlich nicht mehr bei dem ersten Schritt, den sie aus dem vermaledeiten Bett heraus macht. Die Dusche, die sie dringend nötig hat, kostet sie immer noch mehr Kraft, als sie sollte, aber sie hat im direkten Anschluss daran wenigstens nicht mehr das Bedürfnis sofort zurück ins Bett zu kriechen. Zumindest bis Sasuke das Zimmer in dem Moment betritt, in dem sie aus dem Bad zurückkommt und sich ihr der kindische Wunsch aufdrängt, sich die Decke über den Kopf zu ziehen, in der Hoffnung seine Anwesenheit so vergessen zu können. Stattdessen wendet sie sich von ihm ab, in der festen Absicht seine Präsenz so weit wie möglich zu ignorieren. Nur spielt der Uchiha wie so oft nicht nach ihren Regeln. „Was zur Hölle machst du auf den Beinen?“ Aber das heißt nicht, dass sie nach seinen spielen muss. Statt ihm zu antworten, fischt sie ihren Rucksack vom Boden und ringt mit den Emotionen, die durch ihren Körper schwappen, als sie die Blutspritzer auf dem hellen Stoff entdeckt. „Versuchst du gerade ernsthaft mich zu ignorieren?“ „Ich habe genug geschlafen.“, murmelt sie abwesend in seine Richtung und legt eine Hand über ihren Brustkorb, als könnte sie so die Schmerzen lindern, die ihr Herz mit jedem Schlag durch ihren Körper sendet. Sie spürt wie Sasuke hinter sie tritt, aber der Gedanke, dass es Akais Blut sein könnte, das sie vor sich sieht, reduziert alles andere zur Nebensächlichkeit. „Ich glaube, das sieht dein Körper anders.“ Bis seine Worte es schaffen sie einmal mehr innerhalb einer Sekunde von Kopf bis Fuß mit einem Zorn auszufüllen, der alles andere überdeckt. Sie lässt ihren Rucksack fallen und fährt mit blitzenden Augen zu dem arroganten Clanerben herum. „Mein Körper geht dich einen Scheißdreck an, Sasuke!“ Sie will an ihm vorbei und in das Badezimmer zurückgehen, aber seine Hände schließen sich fest um ihre Unterarme und lassen sie zornig aufschreien. Ihre aufgebrachte Gegenwehr bringt ihn dazu sie herumzureißen und als sie sich einmal mehr von ihm in die Enge und gegen die Wand gedrängt vorfindet, fügt ihr Körper ihr eine weitere Demütigung zu und treibt mit ihrem Zorn heiße Tränen in ihre Augen. „Gefällt es dir mir weh zu tun?“ Statt einer Antwort, blitzt dunkles Rot in seinen Augen auf und sie sieht ruckartig zur Seite, seine vor ein paar Tagen angedeutete Drohung sie zu hypnotisieren noch deutlich im Ohr. „Wag es ja nicht!“ Nicht gewillt sich ein weiteres Mal von ihm herumschubsen zu lassen, konzentriert sie zum ersten Mal seit Tagen ihr ansatzweise wiederhergestelltes Chakra. Die vertraute Energie vibriert durch ihre Fingerspitzen, nur um eine Sekunde später zu verblassen. Sie spürt seine Stimme an ihrem Ohr und ballt ihre Hände fest zusammen. „Siehst du die Schriftzeichen am Fensterrahmen?“ Sie muss nicht hinsehen, um zu wissen, wovon er spricht – bevor das Fieber sie an das Bett gefesselt hat, hat sie jeden Zentimeter des Raumes erforscht. Auch wenn ihr die in sämtliche Fenster- und Türrahmen eingeritzten Schriftzeichen vollkommen fremd sind, ist sie bereits zu der Schlussfolgerung gekommen, dass die Zeichen sie hier festhalten. Und dazu gehört scheinbar auch ihr Chakra zu blockieren. „Sie blockieren alles außer heilenden Jutsus.“ Und seinem tollen Bluterbe offensichtlich. Seinen Blick weiterhin sorgsam meidend, atmet sie zischend durch zusammengebissene Zähne aus. „Manchmal glaube ich, du willst mich wirklich dazu bringen dich zu hassen.“ „Ich dachte, das tust du schon.“ Seine Stimme ist trügerisch ruhig, aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass er ausgesprochen dicht vor ihr steht und seine Hände immer noch ihre Arme gegen die Wand drücken. „Wenn du dein Bluterbe nutzt, um mich zu hypnotisieren, besteht daran kein Zweifel mehr.“ Dieses Mal überlässt sie ihm die Entscheidung und sieht provozierend zurück in seine Augen, aber alles was ihr begegnet ist dunkles Schwarz. Es ist das erste Mal, dass er seine Oberhand nicht bis zum Ende ausspielt und die Offenbarung, die hinter dieser Geste steckt, verwirrt sie. Das vertraute Gefühl, das sich in ihr Herz schleicht, abschüttelnd, versucht sie es mit einem anderen Ansatz. „Ich kann nicht mehr schlafen.“ Seine dunklen Augen starren regungslos in ihre und sie würde trotz allem was er ist und getan hat, viel dafür geben nur einmal zu wissen, was ihm durch den Kopf geht, wenn er sie ansieht. „Dass du nicht willst, heißt nicht, dass dein Körper die Erholung nicht immer noch braucht.“ Sie weiß nicht, was es ist, aber seine anhaltende Gelassenheit gegenüber den Qualen, die sie nicht los lassen, lässt sie jedes Mal zuverlässig die Beherrschung verlieren. „Natürlich will ich nicht! Ich sehe ihn sterben, wieder und wieder! Und ich kann nicht mehr!“ Sie holt tief Luft, denn sie spürt bereits, wie ihr Körper warnend zittert und kann die Reaktion kaum vor ihm verbergen. Ohne die körperlichen Schmerzen, um ihre Emotionen zu unterdrücken, holt sie ihr Kummer im falschen Moment ein und lässt sie um ihre Beherrschung bangen. „Ich bin die beste Medic-nin, die Konoha seit Tsunade gesehen hat! Ich habe in den letzten Jahren mehr Menschen das Leben gerettet, als ich zählen kann. Weißt du, was es mit mir macht, dass ich ausgerechnet den Mann, den ich so geliebt habe, dass ich gestorben wäre, um ihn zu schützen, nicht retten konnte?“ Sie offenbart ihm ihren Schmerz und erntet – nichts. Er sieht sie weiterhin regungslos an und sie ringt ein weiteres Mal mit dem innigen Wunsch, ihm ins Gesicht zu schlagen, nur um eine Reaktion zu erzwingen. Um ihm zumindest einen Bruchteil des Schmerzes zuzufügen, den sie seinetwegen seit Tagen erduldet. Stattdessen schließt sie mit einem tiefen Atemzug die Augen und bemüht sich verzweifelt ihre Emotionen wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Kannst du mich nicht einfach allein lassen?“ „Nein.“ Ihre Kiefer fallen krachend aufeinander, als sie die Kontrolle über ihr Temperament verliert. „Bitte!“ Sie sieht zurück in seine Augen und dieses Mal kümmert sie sich nicht länger darum den Kummer, der darin liegt, vor ihm zu verbergen. „Ist es das, was du willst?! Dass ich bettle?“ „Nein.“ Statt länger mit Worten zu versuchen, eine Reaktion bei ihm zu erzeugen, mobilisiert sie all ihre Kräfte, um sich gegen seinen Halt zu wehren. Aber sie weiß, auch das fügt ihr wesentlich mehr Schmerzen zu als ihm. „Hör auf.“ Seine Hände wandern von ihren Handgelenken zu ihren Oberarmen und statt ihr die Möglichkeit zu geben, sich von ihm zu lösen, verstärkt das seinen Halt um ihren Körper nur. „Fass mich nicht an!“ Sie versucht seine Hände wegzuschlagen, aber ihr Blick verschwimmt bereits und ihre Mühen sind ernstgemeint, aber dennoch erbärmlich. Ungeachtet ihrer Gegenwehr dreht er sie herum, bis ihr Rücken vollständig gegen seinen Oberkörper lehnt. Seine Arme schließen sich von beiden Seiten um sie, halten sie fest und gleichzeitig gegen seinen Körper. „Lass mich los, Sasuke!“ „Nein.“ Und sie schreit. Sie kann nicht mehr. Aber es gibt eine Sache, die sie noch schmerzt, als der Verlust von allem, was mit Akai gestorben ist. Es ist die fiese Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr zuflüstert, dass sie Sasuke noch so oft vorwerfen kann, was sie von sich selbst denkt. Sie hat Akai verraten. In der Sekunde, in der sich ihr dummes, erbärmliches Herz auch nur minimal für Sasuke geregt hat. Sie könnte genauso gut in den Armen seines Mörders um ihn trauern. . . . Kapitel 5: enigmatisch ---------------------- Am nächsten Morgen Auf dem Fensterrahmen sitzend, nippt sie nachdenklich an einer Tasse Tee und starrt auf das Bett, das ihr keinerlei Antworten liefert. Sie ist alleine darin aufgewacht, aber das beantwortet ihre Frage nicht, ob sie auch die Nacht allein darin verbracht hat. Was sie mit Gewissheit weiß ist, dass sie ein zweites Mal in Sasukes Armen eingeschlafen ist, nachdem ihre Trauer und ihr Widerstand gegen seinen Halt den Rest ihrer Kraftreserven aufgezerrt haben. Verloren in ihre Gedanken und das erdrückende Gefühlswirrwarr, das sie ausfüllt, überhört sie das Klopfen an der Tür beinahe. Sie ignoriert es, ebenso wie die Wiederholung der Geste. Nach dem zweiten vergeblichen Versuch eine Einladung zu erhalten, verfolgt sie, wie die Türklinke nach unten gedrückt wird, bevor eine vertraute Gestalt den Raum betritt. Ihre Blicke treffen sich und sie zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Abgesehen von der Nacht in der er hier war, um ihr Fieber zu behandeln, hat niemand außer Sasuke den Raum betreten, seit sie hier ist. Der Junge, der ihr jeden Tag ihr Essen bringt, hat nie einen Fuß über die Schwelle gesetzt. „Du bist der Medic-nin, dem ich es zu verdanken habe, dass ich diesem Debakel noch weiter aus erster Reihe beiwohnen darf.“ Sie setzt ihre Tasse ab und erhebt sich steif, um dem Shinobi auf Augenhöhe zu begegnen. „Erwarte keinen Dank für etwas, worum ich nicht gebeten habe.“ „Gomenasai. Ich habe geklopft-“ Seine scheinbar ehrliche Verlegenheit lässt sie schmunzeln. „Das habe ich gehört.“ Sie zuckt reuelos mit den Schultern. „Aber es ist schließlich nicht so, als würde meine Meinung hier irgendetwas zählen.“ Sie verfolgt misstrauisch, wie auf ihre Worte hin ein Lächeln Yamamotos Lippen verzieht, während er sie offen mustert. „Ich sehe, warum er dich mag.“ Es gibt nur einen er auf den sich diese Aussage beziehen kann, so absurd sie auch sein mag. „Behält er dich, weil ihn deine Wahnvorstellungen erheitern?“ Yamamotos Lachen halt durch den Raum. „Ich bezweifle, dass er mein vorlautes Wesen erheiternd findet.“ Aber statt auf seine Belustigung, konzentriert sie sich auf die Andeutung, die hinter Worten steckt. „Also schuldet er dir was.“ Angesichts seiner Berufsbezeichnung ist es nicht schwer, sich auszumalen, aus welchem Grund der Uchiha dem Medic-nin einen Gefallen schulden könnte. „Du hast sein Leben gerettet.“ Schlagartig ernüchtert, erkennt sie das vorsichtige Misstrauen, das jetzt in den braunen Augen liegt, als er mit den Schultern zuckt. „Ich habe ihn das eine oder andere Mal zusammengeflickt. Nichts, was außerhalb meiner Jobbeschreibung liegt.“ Ihr Schweigen verrät, dass sie bei weitem nicht glaubt, dass dies alles ist und sein Themenwechssel ist zu erwarten. „Lässt du mich deine Nähte sehen oder zwingst du mich, mit leeren Händen zu unserem charmanten Freund zurückzukehren?“ Ausnahmsweise kommt sie der Anfrage bereitwillig nach. Sie dreht sich zur Seite und hebt den Saum ihres Shirts an. Mit einer angemessen stoischen Miene, verringert Yamamoto den Abstand zwischen ihnen und mustert den verbliebenen roten Saum auf ihrer hellen Haut. „Wann hast du sie entfernt?“ „Vor einer Stunde.“ Der Medic-nin studiert die verbleibende Wunde einen Moment, bevor er ihre Arbeit mit einem knappen Nicken als fehlerfrei anerkennt. Ein humorloses Lachen verlässt seine Lippen. „Er wird mich umbringen.“ Sie hat ihre Nähte nicht entfernt, um ihm eins auszuwischen. Sie hat lediglich reagiert, als sie vorhin festgestellt hat, dass es Zeit ist sie zu entfernen. „Du musst es ihm nicht sagen.“ „Ich fürchte schon.“ Die Aussage bringt sie erneut zurück zu der Verbindung, die der Medic-nin mit ihrem ehemaligen Teamkameraden zu haben scheint. „Du hast ihm also das Leben gerettet. Was hat er getan, um deine Loyalität zu verdienen?“ „Er hat meins gerettet.“ Die knappe Antwort drängt ihr nur ein Dutzend weiterer Fragen auf, aber sie ahnt auch, dass es vergeblich sein wird sie zu stellen. Die nächsten Worte des Medic-nin bringen ihre Gedanken wirkungsvoll von weiteren Nachforschungen ab. „Der Verlust deines Verlobten tut mir sehr leid.“ Ihr Kopf ruckt zurück zu Yamamoto und sie ist so überrascht, dass sie viel zu spät daran denkt ihre Emotionen zu kaschieren. „Woher-“ „Ich habe den Ring gesehen, als ich dich operiert habe.“ Ihre Hand wandert unbewusst zu der Stelle, wo der Ring versteckt unter ihrer Kleidung über ihrem Schlüsselbein ruht. „Es ist in unserem Beruf üblich, ihn an einer Kette um den Hals statt am Finger zu tragen.“ Sie bleibt erneut stumm, aber er scheint keine Antwort zu erwarten. Sein Blick wandert an ihr vorbei und aus dem Fenster und für einen Moment scheint er sich in seinen Gedanken zu verlieren. „Ich weiß, es bedeutet dir vermutlich nicht viel, aber ich kann deinen Schmerz nachempfinden. Ich habe meine Verlobte unter ähnlichen Umständen verloren.“ Abgesehen davon, von ihrem ehemaligen Teamkameraden gefangen gehalten zu werden, ist Mitgefühl für einen Oto-nin zu empfinden so ziemlich das letzte, was sie je erwartet hätte. Doch seine Offenbarung schafft eine Verbindung zwischen ihnen, der sie sich trotz all ihrem Misstrauen nicht vollständig entziehen kann. Deshalb spart sie sich auch die Beileidsbekundung, die ohnehin nie dazu beiträgt, dass ein Verlust dieser Art weniger schmerzt. „Wurden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen?“ „Nicht von mir.“ Dieses Mal liegt die Antwort in dem, was er nicht sagt und sie nickt knapp. „Daher also die Loyalität.“ • Nach Yamamotos Verschwinden dauert es nicht lange, bis die Zimmertür wieder aufgeht. Sie sitzt auf dem Fensterbrett und starrt auf das Dorf herab, dass ihr ein zweites Mal ihre Liebe gestohlen hat. „Du hast also deine eigenen Nähte entfernt.“ Missmutig und nicht in der Stimmung einen weiteren Streit zu provozieren, dreht sie den Kopf und begegnet Sasukes Aufmerksamkeit mit eigensinnigem Schweigen. Er macht einen Schritt auf sie zu und um nicht zu ihm aufsehen zu müssen, erhebt sie sich in einer fließenden Bewegung. „Lass es mich sehen.“ Obwohl sie dieses Mal ernsthaft mit ihrem Trotz ringt, funkelt er trotzdem in ihren Augen. „Wirst du mich wieder dazu zwingen, wenn ich deinem Befehl nicht folge?“ Während sie um ihre Beherrschung ringt, liegt in seinen Augen eine dunkle Warnung. „Vielleicht.“ Sie starren einander für einen unangenehm langen Moment an, bevor Sakura sie beide überrascht, indem sie ihr Oberteil so weit anhebt, dass auch er den roten Striemen sehen kann, der alles ist, was von ihrer Verletzung nach außen hin noch übrig ist. Doch er erwidert den Gefallen, als er seine Hand hebt und mit seinen Fingern kaum merklich über die gerötete Haut fährt. Das Keuchen, das über ihre Lippen bricht, erfolgt so abrupt, dass sie keine Chance hat es zu kaschieren. Ihre Blicke begegnen einander erneut, aber da er den Kopf gesenkt hat, um ihre Wunde zu inspizieren, sind sie einander noch näher als zuvor. Seine Finger ruhen immer noch auf ihrer Haut und als sie spürt, wie eine verräterische Gänsehaut anfängt ihren Körper zu überziehen, dreht sie ruckartig den Kopf zur Seite und senkt ihr Oberteil ab, um seiner Berührung zu entfliehen. Ihr Herz rast und in ihrem Kopf dreht sich alles. Aber während sie genau weiß, was das pochende Organ in ihrem Brustkorb aus dem Takt gebracht hat, hat sie Schwierigkeiten ihre Gedanken darauf zu fokussieren, was sie am meisten aufregt. Alles, was sie wollte war einer weiteren Auseinandersetzung zu entgehen. Sie hat nicht erwartet, dass er sie berühren würde. Es wäre gelogen zu behaupten, sie hätte nicht erwartet, dass seine Berührung etwas in ihr auslösen würde, aber das Ausmaß ihrer eigenen Reaktion zwingt ihr eine Erkenntnis auf, die sie gleichzeitig ängstigt und anwidert. Seine Stimme bricht die Stille zwischen ihnen, aber sie wagt es nicht den Kopf zu heben, um ihn anzusehen. „Yamamoto ist ein hervorragender Medic-nin.“ „Darum geht es hier nicht.“ Ihre Stimme ist das einzige, was sie nicht verrät, aber gleichzeitig jagt ein Zittern durch ihren Körper. Panik gewinnt die Oberhand in ihrem Gefühlschaos und verbreitet ein klaustrophobisches Gefühl in ihrem Körper, das ihre Augen schließlich doch zu seinen treibt. „Ich will hier raus.“ „Das hast du mehr als deutlich gemacht.“ Ihre Emotionen setzen ihren ganzen Körper innerlich in Brand und seine Gleichgültigkeit lässt keine Sekunde lang nach. Die Ungerechtigkeit ihrer Situation lässt sie beinahe schreien. „Es ist auch immer noch so. Aber im Moment meine ich, dass ich aus diesem verfluchten Zimmer raus will!“ Er mustert sie und sie zweifelt nicht, dass sich ein wilder Ausdruck in ihre Augen gemischt hat, der den Tumult in ihrem Inneren verrät. Doch sie hat weder sein Nicken noch seine Antwort erwartet. „Lass uns gehen.“ Er steht schon am Türrahmen und sie verweilt immer noch an Ort und Stelle. Erst als er sich zu ihr umdreht und abschätzend eine Augenbraue in die Höhe zieht, begreift sie, dass es ihm tatsächlich ernst zu sein scheint und sie durchquert den Raum in Sekunden. Die Hand bereits auf der Türklinke, findet sein Blick ihren. „Wenn du irgendetwas versuchst-“ „Werde ich nicht.“ Das Zucken der Muskeln um seine Mundwinkel könnte beinahe ein Schmunzeln sein. „Du bist immer noch eine miserable Lügnerin.“ Aber er öffnet die Tür dennoch. Trotz ihrer halbherzigen Zusicherung folgt sie ihm ohne den Ansatz eines Fluchtversuches durch die Gänge des Gebäudes. Sie ist nicht größenwahnsinnig genug sich einzureden, dass sie weiter als zehn Meter kommen würde, bevor er sie einholen würde. Aber sie prägt sich jeden Schritt, den sie machen, ebenso genau ein wie die Anzahl und die Position der Wachposten, die sie passieren. Bis Sasuke zwei hölzerne Flügeltüren aufstößt und sie einen Raum betreten, der sie für einen Moment jeglichen Fluchtplan vergessen lässt. „Das sollte dich eine Weile beschäftigen.“ Sie richtet ihren Blick von den deckenhohen Regalen, die bis auf den letzten Zentimeter mit Büchern gefüllt sind, widerwillig auf ihren Teamkameraden. „Du lässt mich hier?“ Er nickt in die Richtung eines Mannes, der neben der Tür in ihrem Rücken steht und dessen Anwesenheit sie bisher kaum bemerkt hat. „Kai wird aufpassen, dass du dich benimmst, während ich weg bin.“ Den Blick auf sie gerichtet, wendet er seine nächste Anweisung an seinen Untergebenen. „Lass sie nicht aus den Augen. Sollte sie Anzeichen machen, Fingerzeichen für das Jutsu des vertrauten Geistes zu schließen oder eine ähnliche Dummheit anzustreben, hast du die Erlaubnis sie auf jede erdenkliche Art davon abzuhalten.“ Seine Worte lassen sie hart die Zähne aufeinanderbeißen und sie dreht sich um, um ihrem ehemaligen Teamkameraden nicht die Genugtuung zu geben zu sehen, dass er sie schon wieder getroffen hat. Sie entfernt sich mit schnellen Schritten von den beiden Männern und hört so keines der Worte, die Sasuke in gesenkter Stimme unvermindert drohend an seinen Untergebenen richtet. „Wenn ihr etwas geschieht, während ich weg bin, werde ich dich persönlich dafür verantwortlich machen.“ „Hai, Sasuke-sama!“ • Vertieft in ein Medizinwerk, das fast fünfmal so alt ist wie sie selbst, nimmt sie das Knarren der Holztür unterbewusst zwar wahr, misst ihm jedoch zunächst keinerlei Bedeutung bei. Bis eine bekannte Stimme jeden Muskel in ihrem Körper streckt. „Sakura.“ Sie erhebt sich betont ruhig und wendet sich der anderen Kunoichi zu, deren Namen sie in den letzten Jahren mehr als einmal in Spionageberichten in Verbindung mit dem ihres ehemaligen Teamkameraden gelesen hat. „Karin.“ Der Blick der rothaarigen Kunoichi wandert abschätzend über sie. „Die Gerüchte sind also wahr.“ Ein herablassendes Lächeln verzieht ihre Lippen, als sie ihren Blick zurück zu Sakuras Augen hebt. „Sasuke hat sich ein neues Haustier angeschafft.“ Ihre Kiefer krachen ein zweites Mal so hart aufeinander, dass ein beißender Schmerz direkt in ihre Schläfen schießt. Sie hebt die Arme zur Seite und macht provozierend einen Schritt nach vorne. „Warum kommst du nicht hier rüber und sagst mir das noch einmal ins Gesicht?“ Auch in Karins Augen flackernd warnend ihr Temperament auf. „Du hast Glück, dass er angeordnet hat, dass dir niemand eines deiner kostbaren Haare krümmen darf.“ Die Aussage entlockt Sakura ein verächtliches Schnauben. „Wer ist hier der Hund, der seinen Meister fürchtet?“ Ihre Worte treiben Karin zwei Schritte nach vorne, bevor sich die Tür hinter ihr erneut öffnet und Sasuke offenbart. Seine gleichmäßigen Schritte tragen ihn in den Raum hinein und genau zwischen die beiden Frauen, aber sein Befehl gilt nur einer von ihnen. „Verschwinde, Karin.“ Obwohl ihre Augen Sakuras Blick noch einen Moment lang trotzig halten, fügt sie sich dem Befehl mit einem knappen Nicken und ohne Widerspruch. „Braves Hündchen.“ Sakuras Provokation lässt die andere Medic-nin noch einmal herumfahren, aber der Blick in Sasukes Augen veranlasst sie dazu wortlos den Raum verlassen. Die Tür fällt hinter ihr ins Schloss und Sasukes volle Aufmerksamkeit fokussiert sich auf Sakura. „Musst du dich mit jedem anlegen?“ Ihr Blick wandert von ihm zu der Tür und sie kräuselt angewidert die Oberlippe. „Sie hat mich als dein Haustier bezeichnet!“ Sie sieht zurück zu ihm und als seine Reaktion einmal mehr ausbleibt, fügt sie an: „Vielleicht solltest du ihr sagen, dass wir nicht miteinander schlafen.“. Seine Augenbraue wandert kaum merklich nach oben. „Wieso sollte ich das tun?“ „Damit sie sich ihre Eifersucht für die Frauen aufsparen kann, bei denen sie einen Grund dazu hat.“ Statt auf ihren Kommentar einzugehen, wirft er einen Blick auf die Bücher, die sich hinter ihr stapeln. „Willst du die alle mitnehmen?“ Immer noch genervt, verschränkt sie trotzig die Arme. „Solange du nicht willst, dass ich anfange deine Räumlichkeiten umzudekorieren.“ „Du kannst morgen wieder herkommen, wenn du willst.“ Das Angebot überrascht sie und Skepsis kräuselt ihre Stirn, obwohl sie die Emotion zu kaschieren versucht. „Ist das deine Vorstellung von einem Friedensangebot?“ Er ergreift einen Teil der Bücher, die sie aus den Regalen gezogen hat, sieht aber über seine Schulter zurück zu ihr, bevor er die Tür anstrebt. „Ich verstehe nichts von Frieden.“ „Da sind wir ausnahmsweise einer Meinung.“ Aber dennoch hat er es geschafft Oto in den letzten Jahren vor aller Augen zu verbergen. Doch auf den Gedanken folgt die Erinnerung daran, was sie seine Herrschaft gekostet hat und jeglicher Ansatz einer positiven Emotion verschwindet augenblicklich. . . . Am Morgen desselben Tages Sie schlafen gerade genug, um während ihrer Suche nicht zusammenzubrechen. Aber ein paar Stunden jede Nacht reichen nicht, um ihren Augen ausreichend Erholung zu gönnen. Jedes Blinzeln schmerzt und sie weiß, wenn sie nicht aufhört ihr Bluterbe überzustrapazieren, gefährdet sie auf Dauer ihr Augenlicht. Hinata sammelt das kühle Flusswasser in ihren Handflächen und führt es an ihre gereizten Augen, um das Brennen wenigstens für ein paar Sekunden zu lindern. Eine Hand auf ihrer Schulter veranlasst sie das kühle Nass fallen zu lassen und sie dreht sich seufzend zu Naruto um. Er mustert ihre Augenpartie besorgt. „Deine Augen-“ Sie nimmt einen tiefen Atemzug und zwingt sich auszusprechen, was sie schon seit Tagen weiß. „Es wäre besser, wenn mich ein anderer Hyuuga ersetzen würde-“ Doch er unterbricht sie augenblicklich. „Nein.“ „Naruto-“ Seine Finger fahren vorsichtig über die gereizte Haut unterhalb ihrer Schläfen und sie unterbricht sich, bevor die Geste sie ins Stottern bringt. „Schone deine Augen, aber bleib.“ Sie schluckt und schließt ihre Augen, um seinem Blick zu entfliehen und sich darauf zu konzentrieren, den nächsten Satz möglichst flüssig über ihre Lippen zu kriegen. „Ich bin dir so keine große Hilfe, Naruto.“ Eine Hand noch an ihrer Wange, lehnt er sich nach vorne und seine Stirn sachte gegen ihre. Die Geste stürzt ihr Herz bereits ins Chaos, aber es sind seine Worte, die ihr jegliche andere Option unmöglich machen. „Verlass mich du nicht auch noch.“ . . . In den frühen Morgenstunden in Oto „Wieso sagst du ihr nicht, warum du das hier tust?“ Die Tatsache, dass eine Antwort einmal mehr ausbleibt, hält Yamamoto nicht davon ab weiterzumachen. „Sie würde es verstehen.“ Er weiß, dass Sasuke sich nur zu einer Antwort herablässt, weil er nicht dafür bekannt ist von sich aus nachzugeben. „Das hier hat nichts mit ihr zu tun.“ Von seiner Seite aus ist ihr Gespräch damit beendet und der Uchiha wendet seine volle Aufmerksamkeit wieder dem Schloss der versteckten Tür zu, die sie vor einer Stunde nach wochenlanger Suche endlich entdeckt haben. Yamamoto verschränkt in seinem Rücken die Arme. „Du weißt, ich widerspreche dir nur ausgesprochen ungern, aber das Schiff ist davongesegelt, als sie hergebracht wurde und du dich entschieden hast sie hierzubehalten.“ Stille schiebt sich zwischen sie, während Sasuke die schwere Metalltür vor sich mustert, aber überraschenderweise lässt er sich zu einer zweiten Antwort herab. „Es war nicht wirklich eine Wahl. Sobald Konoha erfährt, dass wir immer noch hier sind, sind sie in zwei Tagen vor unseren Mauern.“ „Wenn du ihr die Wahrheit sagen würdest, würde sie dich vielleicht auch nicht bei der ersten Gelegenheit an eure gemeinsame Heimat verraten.“ Diese Analyse beschert ihm einen weiteren Blick über Sasukes Schulter. „Du solltest ihre Wunde versorgen, nicht ihr Seelenheil erkunden.“ Yamamoto ignoriert den Vorwurf mit einem Schulterzucken. „Angesichts dessen, dass sie von der besten Medic-nin unserer Zeit ausgebildet wurde, wäre sie vielleicht die beste Person für diesen Job.“ „Ist das deine Art mir zu sagen, dass du der Herausforderung nicht gewachsen bist?“ Ernst verzieht schlagartig die Züge des jungen Medic-nin. „Du weißt, ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Aber dazu gehört auch dir zu sagen, dass wir ihre Hilfe gebrauchen könnten, wenn du nicht zu stur wärst sie danach zu fragen.“ Dieses Mal erhält er eine Antwort, aber sie bezieht sich nicht auf seine Aussage. „Geh zurück. So wie ich den alten Bastard kenne, erwartet uns die eine oder andere tödliche Überraschung hinter dieser Tür.“ • Sie dreht den Ring an ihrem Hals abwesend zwischen ihren Fingern, während sie durch das Fenster auf die Lichter des Dorfes hinabsieht. Schlaf meidet sie in dieser Nacht und nach zwei Stunden vergeblicher Versuche, hat sie es schließlich aufgegeben und ist aus dem Bett an das Fenster geflohen. Tief in ihre Gedanken versunken, hört sie die Tür zu spät und trotz des spärlichen Mondlichts fällt Sasukes Aufmerksamkeit fast augenblicklich auf den Schmuck in ihrer Hand. „Du wolltest ihn heiraten.“ „Ja.“ Trotz der Zeit, die sie vor Jahren in einem Team miteinander verbracht haben, kennt sie nicht viele seiner Emotionen. Aber sie weiß, wie sein Zorn aussieht. Die Emotion blitzt in seinen Augen auf und verzieht seine Züge, wenn auch nur eine Sekunde lang. Dann wendet er sich von ihr ab und in seinem Profil sieht sie die blutende Wunde an seinem Nacken. Vier große Schritte tragen sie durch den Raum und zu ihm und sie streckt sich auf die Zehenspitzen, um die Wunde genauer unter die Lupe zu nehmen. Die verbrannten Ränder der Wunde lassen sie das Gesicht verziehen. „Warum hast du Yamamoto das nicht heilen lassen?“ „Weil es das nicht wert ist.“ Sie spart sich ihren Kommentar bezüglich seiner Überheblichkeit und hebt stattdessen die Hand. Es wäre besser, sie könnte die Wunde zuerst desinfizieren, aber sie weiß er wird ihr nie erlauben mehr zu tun, als sie zu heilen. Doch bevor sie ihre Hand über die Verletzung heben kann, schließen sich seine Finger um ihr Handgelenk und ziehen ihren Blick zurück zu seinem. „Vorsicht, Sakura. Du könntest noch den Eindruck erwecken, du würdest dich um einen Verräter sorgen.“ Statt seine Anspielung aufzugreifen, versucht sie ihre Hand aus seinem Griff zu ziehen. „Lass mich das heilen.“ „Warum solltest du?“ So verfänglich diese Frage ist, belässt sie es bei der einfachsten Antwort. „Ich habe einen Eid geschworen.“ Dieses Mal ist es tatsächlich ein Schmunzeln, das seine Lippen verzieht. „Ich glaube nicht, dass sich dieser Eid auch auf Verräter und Mörder erstreckt.“ Zumindest nicht auf Erstere, deshalb lässt sie genau diesen Teil außer Acht. „Ich habe dich nie einen Mörder genannt.“ Sie stehen so nah beieinander, dass sie seinen Atem mit jedem Wort auf ihrer Haut spürt. „Aber genau das bin ich.“ Sie entzieht ihm ihre Hand und dieses Mal lässt er sie. „Das sind wir alle.“ Sie verweilen in Schweigen, während sie seine Verletzung heilt, aber der hohe Kragen seines Oberteils ist ihr im Weg und sie greift nach der Knopfleiste an seinem Brustkorb, ohne näher darüber nachzudenken. Sie öffnet die oberen Knöpfe seines Hemdes, um sicherzugehen, dass die Wunde nicht noch tiefer geht, aber seine Hände schließen sich hart um ihre Handgelenke und ziehen ihren Blick zurück zu seinem. „Hat man dir nicht beigebracht nichts zu beginnen, von dem du nicht vorhast es zu Ende zu bringen?“ Die Anspielung entlockt ihr lediglich ein Augenrollen. „Du magst Gefallen daran gefunden haben mich zu schikanieren, aber wir wissen beide, dass du niemals derartiges Interesse an mir hattest.“ Doch die Art, wie er sie ansieht, lässt sie zugegebenermaßen nach einigen Sekunden nervös zur Seite wippen. „Du musst es immer auf die Spitze treiben, hn?“ Er senkt seinen Kopf so schnell, dass sie keinerlei Chance hat sein Vorhaben abzuschätzen. Als seine Lippen ihre berühren, weiten sich ihre Augen im vollen Ausmaß ihrer Fassungslosigkeit und seine schwarzen Pupillen verschwimmen vor ihrem Blick, bevor sich seine Lider senken und er sie wirklich küsst. Seine Zunge schiebt sich über ihre Lippen, bevor sie begreift, wie ihr geschieht. Er küsst sie nicht nur, er ergreift Besitz von ihr. Der Tumult an Emotionen, der mit seiner Berührung einhergeht, erstreckt sich bereits über ihren ganzen Körper, während ihr Kopf noch darum ringt zu dem Geschehen aufzuschließen. Das dumpfe Hintergrundgeräusch eines Pochens reißt sie endlich aus ihrer Starre und sie stößt ihn von sich. Ihre Hand legt sich über ihre brennenden Lippen und ihr Blick findet seinen, bevor ihr Kopf die Warnung aussendet, dass ihre Augen sie an ihn verraten werden. Ein lautes Klopfen an der Tür lässt sie zusammenzucken und ihr wird klar, dass es das war, was sie wahrgenommen hat. Sasukes Befehl hallt durch den Raum, ohne dass sein Blick ihren loslässt. „Verschwinde!“ „Sasuke.“ Yamamotos Stimme dringt durch das Holz und sein Tonfall verrät ihnen beiden, dass etwas nicht stimmt. Sasukes Blick hält ihren noch eine Sekunde, bevor er sich umdreht und mit raschen Schritten die Tür anstrebt. Sobald er sie jedoch aufreißt, fällt ihm Yamamoto beinahe in die Arme. Er stützt den Oto-nin instinktiv, aber sobald er seinen Brustkorb berührt, spürt er warmes Blut über seine Finger rinnen. „Sakura!“ Seine alarmierte Stimme treibt sie sofort an seine Seite, während er mit einer geschickten Bewegung die Tür zustößt und seinen Kameraden dann vorsichtig auf den Boden absenkt. „Sie woll-ten das… Buch.“ Sakura dreht den Lichtschalter um und das künstliche Licht offenbart das blutdurchtränkte Hemd des Medic-nin ebenso wie das Buch, das er fest umklammert in einer Hand hält. Sasuke nimmt ihm das Buch aus den Händen und legt es achtlos zur Seite, aber sein Blick sucht Sakuras. „Kannst du ihn heilen?“ Seine ehemalige Teamkameradin ist längst dabei die Verletzungen des anderen Shinobi zu analysieren. Obwohl sein Brustkorb auf den ersten Blick eine einzige klaffende Wunde zu sein scheint, sind es überwiegend oberflächliche Schnittwunden, die ihm zugefügt wurden. Bedrohlich ist lediglich die tiefe Stichwunde in seinem Unterleib. Ihr Chakra aktivierend untersucht sie die Verletzung und registriert erleichtert, dass keine Organe getroffen wurden. Mit dieser Einschätzung fürchtet sie nicht länger um sein Leben, aber seine Heilung ist dennoch ein Job für mindestens zwei Personen. Ihr Chakra arbeitet bereits daran die Stichwunde Stück für Stück zu schließen, als sie den Kopf hebt, um verspätet auf Sasukes Frage zurückzukommen. „Es wäre einfacher, wenn ich Hilfe hätte.“ Sein dunkler Blick liegt immer noch auf ihr. „Du musst es alleine schaffen.“ Sie weiß, dass er Yamamoto offensichtlich vertraut, aber die Aussage lässt sie dennoch die Stirn runzeln. „Hast du außer ihm keine anderen Medic-nin?“ „Keine, denen ich vertraue.“ Sie verzieht das Gesicht, aber es ist nicht aufgrund von Selbstzweifel; sie weiß, dass sie ihn auch allein heilen kann. Es ist das Wissen, was sie diese Heilung kosten wird: ihr ganzes Chakra. Und damit eine weitere Woche, bevor sie ihren Plan umsetzen kann, endlich von hier zu verschwinden. Ihre Heilung verlangt ihre volle Aufmerksamkeit und erlaubt es ihr nicht aufzusehen, als Sasuke sich zu Yamamoto vorbeugt, der kaum noch bei Bewusstsein ist. „Wer?“ Sie kennt keinen der Namen, die Yamamoto über seine Lippen zwingt, aber selbst wenn sie mit der Rachsucht des Uchiha nicht allzu vertraut wäre, wäre es nicht schwer sich auszumalen, warum er fragt. Sie sieht aus dem Augenwinkel dunkles Rot aufblitzen, bevor Sasuke sich geschmeidig erhebt und die Tür hinter ihnen einen Spalt weit öffnet und seine Worte an die Wache richtet, die dauerhaft am Ende des Flurs positioniert zu sein scheint. „Sag Karin und den anderen sie sollen mich am Osttor treffen.“ Immer noch nicht in der Lage aufzusehen, fokussiert sie einen Teil ihrer Aufmerksamkeit dennoch auf die Geräusche um sie herum, als Sasuke die Tür schließt und sich durch den Raum bewegt. Vertraute Klänge verraten ihr, dass er seine Waffen anlegt. Die tiefste Verletzung an Yamamotos Oberkörper verblasst unter ihrer Heilung gerade zu einem gezackten roten Fleck, als Sasuke neben ihr in die Hocke sinkt und dieses Mal sucht sie von sich aus seinem Blick, obwohl sie angesichts seines offensichtlichen Vorhabens bereits einen vertrauten Ärger fühlt. „Niemand kann hier reinkommen.“ Es ist seine Art ihr zu sagen, dass sie hier drinnen sicher ist und sie spart sich die Spitze ihn darauf hinzuweisen, dass sie in Konoha wesentlich sicherer wäre. Statt ihre Antwort abzuwarten, hebt er den verletzten Yamamoto vorsichtig hoch und legt ihn auf dem kleinen Sofa in einer Ecke des Raumes ab. Sie folgt ihm, um ihre Heilung fortzusetzen, aber sein Blick fängt ihren noch einmal ein. „Wenn ich nicht zurückkomme, wird er dir helfen von hier zu verschwinden.“ Sie erfasst die Bedeutung hinter seinen Worten in Sekunden und die Wut in ihrem Inneren wird schlagartig durch eine andere Emotion verdrängt und in diesem Moment ist es ihr egal, ob er es in ihrer Stimme hören kann. „Du lässt mich besser nicht allein hier zurück!“ Seine Augen wandern über ihre Gesichtszüge, aber seine Mimik lässt sie einmal mehr im Dunklen. „Ich komme wieder.“ Das leise Versprechen lässt ihren Atem stocken, doch dann dreht er sich um und lässt sie zurück. . . . Kapitel 6: profiliert --------------------- Vier Tage später Sie sitzt am Fenster und starrt auf das fremde Dorf herab, als würde es ihr doch noch die Antworten liefern, nach denen sie sucht. Aber die Straßen unter ihr sind trügerisch ruhig, waren es die ganzen letzten Tage über. Falls Sasuke und seine Anhänger irgendwo einen Kampf austragen, dann nicht in der unmittelbaren Nähe. Sakura lehnt ihre Stirn müde gegen die Scheibe und sieht zu, wie die Dunkelheit der Nacht die Ränder des Dorfes in Schwärze taucht. Seit Yamamato den Raum vor zwei Tagen überwiegend wiederhergestellt verlassen hat, ist es zu still hier drinnen. Der Oto-nin hat ihr halbwegs zuversichtlich versichert, dass er auch auf der anderen Seite der Tür sicher sein wird und hat sie ebenso zurückgelassen wie ihr Teamkamerad zwei Tage zuvor. Seitdem ist sie allein mit ihren Gedanken und ohne etwas zu tun und die Kombination erweist sich mit jedem Tag, der vergeht, als schädlicher. Gestern ist sie in ihrem Frust auf und ab durch den Raum gelaufen, bis sich die Wände vor ihren Augen gedreht haben. Die Tatsache, dass Sasuke sie ein zweites Mal zurückgelassen hat, dieses Mal inmitten eines feindlichen Dorfes, dass – unter seiner Leitung oder nicht – zweifellos eine Bedrohung für sie darstellt, wäre allein genug, um sie rasend zu machen. Wäre da nicht noch der kleine Zusatz, dass er sie geküsst hat. Sasuke Uchiha hat sie geküsst. So sehr sie sich als Mädchen gewünscht haben mag, dass dies eines Tages zutreffen würde, ist es nichts, von dem sie je gedacht hätte, dass es passieren würde. Sie ist sich sicher, dass eine Absicht hinter seinem Verhalten steckt, die sie nur einmal mehr nicht durchschaut. Was sie aufregt, ist nicht unbedingt die Tatsache, dass er sie geküsst hat – es sind die Gefühle, die damit einhergehen. Gefühle, die sie nicht haben sollte und nicht haben darf. Gefühle, die nicht nur ein Verrat an ihrem Heimatdorf sind und ebenso an ihren Freunden, die sich zweifellos um sie sorgen, während sie Gefühle für den Mann hat, der sie in einem feindlichen Dorf festhält. Obwohl dies ebenfalls zu ihrem schlechten Gewissen beiträgt, ist es der Verrat an Akai, der sie am meisten schmerzt. Sie hat ihm zugesagt, ihr Leben mit ihm zu verbringen und hier ist sie, kaum drei Wochen nach seinem Tod und hintergeht ihn und alles was sie zusammen hatten, wegen einem Mann, der ihre Gefühle ebenso wenig verdient wie ihre Loyalität. In einer Mischung aus Trauer und Zorn haben Tränen ihre Wangen benetzt und als der Kloß in ihrem Hals sie zu ersticken gedroht hat, hat sie ihren Frust laut herausgeschrien, bis sie ausgelaugt und heiser war. Nicht, dass jemand da war, um sie zu hören. Doch nachdem sie ihr Zorn, überwiegend auf sich selbst gerichtet, in den ersten Nächten wachgehalten hat, hat sich das Gefühlskarussell in ihrem Inneren ein weiteres Mal um 180 Grad gedreht. Nachdem sie sie vollkommen ausgelaugt hat, hat sich ihre Wut unter einem anderen, ebenso erdrückenden Gefühl gelegt. Jetzt ist es Furcht, die sie nachts nicht schlafen lässt. Sie hat keine Minute geschlafen, seit er sie hier zurückgelassen hat und sie weiß, was das aussagt. Denn es ist nicht die Sorge um ihr eigenes Leben, die sie wachhält, obwohl ihre Überlebenschancen in dieser Umgebung ohne ihn denkbar schlecht stehen. Was die pure Ironie ist. Doch ohne ständig mit seiner Anwesenheit und dem damit verbunden Gefühlschaos konfrontiert zu werden, hat sich in ihrem Kopf einiges geklärt. Gleich wie sie darüber denkt, er ist der Grund, warum sie noch am Leben ist. Als hätten ihn ihre anhaltenden Gedanken schließlich heraufbeschworen, öffnet sich die Tür in ihrem Rücken. Ihre Füße rutschen von der Fensterbank und sie blinzelt gegen das Licht, das den Raum erhellt, als er den Schalter umlegt, während sie den Raum durchquert. Sie hält vor ihm inne und die Tür fällt klickend hinter ihm ins Schloss. Er sieht beinahe so mitgenommen aus, wie sie sich fühlt. Nachdem es die letzten zwei Tage ununterbrochen geregnet hat, ist es nicht unbedingt eine Überraschung, dass seine Haare nass an seiner Stirn kleben und seine Kleidung beinahe trieft. Für einen Moment ist sein Anblick verstörend. Er ist ihr als Erwachsener noch nie so menschlich vorgekommen. Doch dann erkennt sie die Blutspuren auf seiner Kleidung, die sie auf dem feuchten, dunklen Stoff beinahe übersehen hätte. Nach einer kritischen Musterung seines Körpers, die ihr nicht mehr verrät, hebt sie ihren Blick zu seinem. „Ist irgendwas davon dein Blut?“ Sein Blick hält ihren auf seine intensive, musternde Art, die ihr so tief unter die Haut geht, dass es sich fast wie eine Berührung anfühlt. Ihr ist nicht klar, dass sie den Atem angehalten hat, bis er spricht und die Anspannung ein Stück weit aus seinem Körper weicht. „Nicht wirklich.“ Sie nickt und er scheint darauf zu warten, dass sie ihr Gespräch fortführt, doch abgesehen von dem praktischen Aspekt seines Gesundheitszustands weiß sie nicht, was sie in diesem Moment zu ihm sagen soll. Zu viele Optionen schwimmen durch ihren Kopf, die Hälfte davon Vorwürfe, aber sie hat im Moment weder die Energie noch die Absicht sich zu streiten. Als sie zu lange still bleibt, bricht Sasuke die Stille zwischen ihnen. „Ich geh duschen.“ Er wendet sich ab und die Tür zum Badezimmer schließt sich hinter ihm, ohne dass sie ein Wort verliert. Planlos und rastlos nutzt sie den Moment, um in das T-Shirt und die Leggings zu schlüpfen, in denen sie in den letzten Nächten vergeblich nach Schlaf gesucht hat. Sie sinkt in die Matratze und langsam spürt sie die Erschöpfung ihres Körpers, obwohl ihr Herz gleichzeitig in ihrem Brustkorb rast. • Als sich die Badezimmertür öffnet, setzt sie sich auf, doch ein Blick auf ihn treibt sie abrupt aus dem Bett. Er trägt nur eine dunkle Jogginghose und sein freier Oberkörper gibt den Blick auf die tiefe Wunde unterhalb seines rechten Schulterblatts frei. Sie nimmt die Wunde in Augenschein, bevor sie ihr Chakra aktiviert und ihre Augen vorwurfsvoll auf seine richtet. „Wer ist hier der Lügner?“ Es funkelt etwas in seinem Blick, das sie nicht benennen kann und sie senkt ihren Fokus zurück auf seine Wunde, bevor sie ein weiteres Mal daran scheitert ihn durchschauen zu wollen. Stille verhängt sich über sie, während sie seine Verletzung heilt und seine ganze Aufmerksamkeit auf ihr liegt. Als sich die Wundränder unter ihrem Chakra schließen, hebt sie den Kopf und sieht ihn an. „Wo noch?“ Die Art wie er sie ansieht, als hätte er ihr ein Rätsel gestellt und würde darauf warten, dass sie endlich auf die Lösung kommt, bringt einen Teil ihrer Wut zurück. „Sasuke“, warnt sie leise, als er zu lange still bleibt. Als er sich bückt, tritt sie einen Schritt zurück, um zu verhindern, dass er sie berührt, aber sie verfolgt genau, wie er sein linkes Hosenbein umfasst und nach oben zieht. Eine Bandage klebt über seine Haut und offenbart eine tiefe Schnittwunde, als er sie zur Seite zieht. Sie spart sich die Frage, warum er sich nicht von Karin oder Yamamoto hat heilen lassen. Stattdessen nickt sie über ihre Schulter in die Richtung des Bettes. „Leg dich hin.“ Als er sich keinen Zentimeter bewegt, verschränkt sie ebenso störrisch die Arme. „Ich kniee bestimmt nicht vor dir, also leg dich hin und lass mich das heilen.“ Fast erwartet sie eine Neuauflage der Diskussion, warum sie das wollen sollte, aber stattdessen tritt er an ihr vorbei und kommt ihrer Aufforderung nach. Statt ihm zuzusehen, wie er sich hinlegt, klettert sie von der anderen Seite auf die Matratze und kniet sich neben ihn. Dieses Mal konzentriert sie sich ausschließlich auf die Wunde, deren Ränder gezackt und uneben sind und sie vermuten lassen, dass ein Jutsu und nicht eine Klinge die Verletzung verursacht hat. Aber sie spürt seine Aufmerksamkeit und die anhaltende Stille zwischen ihnen macht sie nervös. „Du hast sie also erwischt.“ „Hn.“ Nicht dass sie einen ausführlichen Missionsbericht erwartet hat, aber die knappe, nichtssagende Antwort lässt sie die Augen rollen. Sie beschließt, dass sie doch lieber die Stille erträgt, doch als sie gerade dabei ist ihre Heilung zu beenden, spürt sie wie er zur Seite sieht. Seiner Aufmerksamkeit folgend, sieht sie auf das Buch, das auf ihrem Nachttisch liegt. Das Buch, das Yamamoto hier gelassen hat und das sie in wenigen Stunden durchgelesen hat, obwohl es ein bleischweres Gefühl in ihrem Magen hinterlassen hat. „Ich nehme an, du hast es gelesen?“ Sie zuckt mit den Schultern und sieht zu wie ihre Energie seine Wunde schließt, statt ihn direkt anzusehen. „Du hast es nicht hier gelassen, damit ich es nicht lese.“ „Ich habe es hier gelassen, weil dies der sicherste Raum in Oto ist.“ Das mag die Wahrheit sein, aber er hat dennoch gewusst, dass sie es lesen würde. Sie glaubt keine Sekunde, dass er es schlichtweg hier vergessen hat. Was sie zu einem Gedanken bringt, der, seit sie die erste Seite des Buches aufgeschlagen hat, wirkungsvoll zu ihrer Schlaflosigkeit beigetragen hat. Mit einem angespannten Atemzug, lehnt sie sich zurück und sucht seinen Blick. „Sag mir…“ Aber sie kann es nicht aussprechen, obwohl sie unbedingt eine Antwort braucht. Doch es wird auch verraten, dass es ihr nicht egal ist, was mit ihm passiert. Seine Augen lassen sie jedoch nicht los. „Was?“ Es ist ohnehin zu spät. „Sag mir, dass du nicht vorhast auch auf diese Art in seine Fußstapfen zu treten.“ Der Inhalt des Buches, der Orochimarus Experimente im Hinblick auf seine eigenen lebensverlängernden Maßnahmen detailliert ausführt, hat selbst ihren Magen zeitweise umgedreht und nach Jahren als Medic-nin gibt es nicht mehr viel, was sie wirklich anwidert. Sie hat das Buch kaum aufgeschlagen, als ihr klargeworden ist, worum es hier geht. Warum es offensichtlich eine Gruppierung gibt, die sich gegen Sasukes Herrschaft auflehnt, so dämlich dieses Unterfangen auf den ersten Blick auch erscheint. Das einzige, worüber sie sich kein bisschen mehr im Klaren ist, sind seine Motive. „Sasuke“, drängt sie ihn leise, nachdem seine Antwort zu lange ausbleibt. Aber als er spricht, lassen seine Worte ihre Stimmung abrupt von besorgt zu wütend umschwingen. „Warum würde dich das kümmern?“ „Lass das sein!“, faucht sie aufgebracht. „Was?“ „Ständig zu versuchen meine Gedanken aufzudecken, ohne mich je an deinen teilhaben zu lassen!“ Er bewegt sich so schnell, dass sie sein Ziel erst erkennt, als sie bereits unter ihm in den Kissen seines Bettes liegt. Sein Oberkörper drückt ihren gegen die Matratze in ihrem Rücken und die unerwartete Nähe lässt ihren Atem kläglich stocken. „Ich wusste nicht, dass du an meinen Gedanken interessiert bist.“ Statt auf die Provokation einzugehen, wie sie es vor vier Tagen noch getan hätte, hält sie seinen Blick und ihr Flüstern hat einen beinahe verzweifelten Beiklang. „Sag es mir.“ Er starrt regungslos in ihre Augen und sie fürchtet, dass er ihr die Antwort vorenthalten wird. Besonders als er sie loslässt und sich aufsetzt. Doch seine Worte erreichen sie überraschend. „Sobald ich weiß, was ich wissen muss, verbrenne ich den Dreck persönlich.“ Sie stützt sich auf ihre Unterarme, denn zu liegen, während er aufrecht sitzt, macht sie nervös, obwohl ihre Positionen eben noch umgekehrt waren. „Was musst du wissen?“ Seine Bewegung überrascht sie, als er sich neben ihr zurück in die Kissen fallen lässt. Was sie nicht überrascht ist, dass er sie einmal mehr auf seine Antwort warten lässt. Es vergehen lange Sekunden, bevor er den Kopf dreht und zurück in ihre Augen sieht. „Ich habe nicht vor seine kranken Experimente zu wiederholen.“ Obwohl es keine direkte Antwort auf ihre Frage ist, sagt es auf seine eigene Art einiges aus und sie wählt ihre nächsten Worte vorsichtig. „Und die Männer die Yamamoto angegriffen haben?“ „Sind anderer Meinung.“ „Also-“ Doch seine Finger legen sich über ihre Lippen und ihre Frage stockt augenblicklich. „Die nächste Frage kostet dich etwas.“ Es liegt eine Warnung in seinen Worten, aber gleichzeitig wirken sie nicht drohend und gerade aus diesem Grund rast ihr Herz in ihrem Brustkorb. Sie sinkt neben ihm in die Kissen, vorsichtig und zögernd. „Ich habe nichts mehr zu geben.“ „Hn.“ Seine konstante Aufmerksamkeit hilft ihrem gebeutelten Herz nicht sich zu beruhigen und sie schließt die Augen, um seinem Blick zu entfliehen. „Schlaf.“ Ihre leise Aufforderung liegt zwischen ihnen und sie spürt sein Stirnrunzeln, obwohl sie es nicht sieht. „Ist das deine Vorstellung von einem Friedensangebot?“ Die Erinnerung, dass sie ihm vor kaum fünf Tagen dieselbe Frage gestellt hat, zeichnet ein schmales Lächeln um ihre Lippen, aber gleichzeitig überwiegt das Bedürfnis ihm klarzumachen, dass der brüchige Frieden zwischen ihnen nur vorübergehend ist. „Nur für heute.“ „Hn.“ Jetzt wo er wieder da ist, wird sie ihre volle Aufmerksamkeit wieder darauf richten, von hier zu verschwinden. Aber erst morgen. Heute braucht sie dringend Schlaf. Und sie will nicht mehr allein sein. . . . Am selben Abend in Konoha-gakure „Herein.“ Die Stimme der Hokage klingt müde, als Kakashi ihr in den Raum folgt. Er findet die Godaime vor der Fensterfront, die das beleuchtete Dorf zu ihren Füßen überblickt. Sie wendet sich ihm zu und ihr Blick sucht bereits in seinen Augen nach der Antwort, bevor sie ihre Frage stellt. „Immer noch nichts?“ So sehr er es sich auch wünscht, er hat leider keine guten Nachrichten zu überbringen. „Es gibt immer noch keinen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort.“ Tsunade richtet ihren müden Blick zurück auf ihr Dorf. „Den wird es auch nicht geben.“ Die bekannten Lichter verschwimmen vor Augen, als sie zulange darauf starrt. „Das ganze Ninjareich weiß wer sie ist. Sie wissen, dass sie Lösegeld für sie verlangen könnten.“ Sie schließt die Augen, bevor sie leise ausspricht, was sie beide wissen. „Es sind drei Wochen vergangen, Kakashi. Wenn sie noch am Leben ist, haben sie nicht vor sie an uns auszuliefern.“ . . . Am nächsten Tag in Oto Drei Wochen. Sie ist seit drei Wochen hier. Obwohl sie den Gedanken bestmöglich vermeidet, ist es nicht schwer sich auszumalen, was die letzten drei Wochen mit ihren Freunden gemacht haben. Nach all der Zeit weiß sie auch, was sie zu tun hat. Sie hat Sasuke oft genug beobachtet, um mittlerweile eine ziemliche genaue Vorstellung davon zu haben, wie die Jutsus funktionieren, mit denen er sie in seinen Räumlichkeiten festhält. Sie ist sich nur nicht sicher, ob sie wirklich in der Lage ist, im Zweifelsfall alles zu tun, was nötig ist, um hier rauszukommen. Als ob das so ein großes Opfer wäre. Ihre innere Stimme geflissentlich ignorierend lehnt sich die schöne Medic-nin seufzend in der Wanne zurück und schließt die Augen, während sie sich dem Sturm ergibt, der in ihr tobt. Sie ist vor ein paar Stunden alleine aufgewacht. Immer noch eingeschlossen und ohne etwas zu tun, hat sie sich in das Badezimmer zurückgezogen und die Wanne mit Wasser und Schaum gefüllt. Die Wärme des Wassers ist eine Wohltat für ihren angespannten Körper und sie schließt seufzend die Augen. Trotz der letzten Nacht ist ihre Erschöpfung immer noch so immens, dass sie ihr schließlich erliegt. Eingeschlafen merkt sie nicht mehr, wie ihr Körper im Wasser langsam tiefer abgleitet, bis das Wasser schon beinahe ihre Nasenspitze berührt. . . . „Was zur Hölle machst du da?“ Es dauert einen Moment, bis sie begreift, dass sie eingeschlafen sein muss, als sich unsanft zwei Hände um ihre Schultern schließen und sie mit einem Ruck aus dem Wasser reißen. Sie ist so verblüfft, dass sie beinahe ausrutscht, als Sasuke sie in der Wanne hochhebt und sie begegnet entgeistert seinem Blick, ohne die Wut, die sichtbar in seinen dunklen Augen tobt, zu verstehen. „Bist du jetzt schon so verzweifelt, dass du versuchen musst dich in der Badewanne zu ertränken?!“ Auch nach seiner zornigen Aussage, begreift sie erst zögerlich, welche Annahme ihn auf diese Art in das Badezimmer hat platzen lassen. Aber ihr Verstand schließt endlich zu ihren Sinnesempfindungen auf und die kühle Luft, die durch die geöffnete Tür in den kleinen Raum strömt, streift über ihre nasse Haut und ihr wird entsetzt klar, dass sie splitternackt vor ihm steht. „Lass mich los!“ Auch der Uchiha scheint ihren entblößten Zustand bisher ignoriert zu haben, aber auf ihre Aussage hin wandert sein Blick schamlos über ihren Körper und sie ist sich sicher für eine Sekunde dunkles Rot in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Sie kann nicht einmal etwas dagegen tun, ihr Körper reagiert vollkommen ohne ihr Zutun auf ihn. Er hält immer noch ihre Schultern fest, aber sie verschränkt ihre Arme rasch vor ihrem Oberkörper, jedoch nicht schnell genug. Die verräterische Reaktion ihres Körpers ist auch für seine Augen allzu leicht ersichtlich und als er seinen Blick langsam wieder zu ihren Augen hebt, schimmert ein Ausdruck in ihnen, den sie zweifellos noch nie an ihm gesehen hat. „Das willst du nicht wirklich.“ Er hebt sie erneut so abrupt an, dass ihr ein lautes Keuchen entflieht, doch es erstickt gegen seine Lippen, die sich auf ihre legen, kaum dass er sie aus der Wanne gehoben hat. Sie legt ihre Hände instinktiv auf seine Schulter, um die Kontrolle über ihr Gleichgewicht zurückzugewinnen, doch als sich seine Zunge über ihre Lippen schiebt, vergraben sich ihre Finger tief in dem Stoff über seinen Armen. Er küsst, wie er auch alles andere in seinem Leben angeht: Selbstsicher und bestimmend. Und sie hasst sich dafür, wie sehr es ihr gefällt. Dicht an seinen Körper gezogen, durchnässt ihre Haut seine Kleidung. Sie ist komplett nackt und er vollständig angezogen. Einmal mehr ist sie ihm gegenüber klar im Nachteil und auch das sollte ihr nicht so egal sein, wie es ihr in diesem Moment ist, während seine Hände an ihrem Rücken aufreizend über ihre Haut fahren. Seine Fingerspitzen drücken sich in die Haut an ihrer Hüfte und er hebt sie erneut vom Boden, ohne von ihren Lippen abzulassen. Raum- und Zeitgefühl drohen ihr bereits abhanden zu kommen, als er sie absetzt und sie kühles Holz unter ihren Zehenspitzen spürt. Er löst sich von ihr, doch das dunkle Grinsen auf seinen Lippen warnt sie zu spät. Seine Fingerspitzen drücken gegen ihren Bauch und überrascht von der Berührung, stolpert sie einen Schritt nach hinten. Die Bettkante drückt gegen ihre Kniekehlen und bringt sie zu Fall. Der abrupte Kontakt mit der Matratze treibt ihren Atem unsanft aus ihren Lungen, doch es ist die Art wie er sie mustert, die ihren nächsten Atemzug hinauszögernd bis ihr Körper brennend nach Sauerstoff verlangt. Sein dunkler Blick hält ihren, doch als er seine Hände absenkt, folgen ihre Augen der Bewegung automatisch. Sie sieht zu, wie er sich auszieht und wo sie gestern noch einen genauen Blick vermieden hat, mustert sie heute jede Narbe und jeden Muskelstrang an seinem Körper. Sie ist dankbar dafür, dass er nicht zu planen scheint, sich lange mit Vorspiel aufzuhalten. Sie will keine Zärtlichkeiten. Die Grenzen zwischen ihnen sind schon verschwommen genug. Seine Bewegung zieht ihre volle Aufmerksamkeit zurück auf ihn und vertreibt gleichzeitig jeden bewussten, zweifelnden Gedanken aus ihrem Kopf. Ein Schritt trägt ihn zu ihr herüber und sein Blick wandert erneut in einer so eindringlichen Musterung über ihren Körper, dass sie unter seiner Aufmerksamkeit zittert. Ihre sichtbare Reaktion verzieht seine Mundwinkel in einer zufriedenen Reaktion, doch seine nächste Handlung lässt sie vergessen, dass sie seine Selbstzufriedenheit normalerweise ärgern würde. Er senkt seinen Körper auf sie herab und sie atmet zischend ein, als er sie von den Schultern bis zu ihren Zehenspitzen berührt. So nah wie er ihr ist, muss sie sich nicht fragen, ob er ihren wilden Herzschlag fühlen kann. Doch obwohl ihr Körper sie an ihn verrät, hält sie seinen Blick unvermindert trotzig. „Ich hasse dich.“ Sein Blick wandert dunkel zu ihren Lippen und zurück zu ihren Augen, während er sein Gewicht ein wenig mehr auf sie senkt und sich langsam zwischen ihre Beine schiebt. Er sieht keine Sekunde zur Seite, während sich seine Hände um ihre Oberschenkel legen und sie responsiv die Beine um seine Hüfte schlingt. „Ich weiß.“ „Ich meine es ernst.“ Aber sich selbst hasst sie mehr. Sie hasst sich dafür, was sie gleich tun wird. Aber noch mehr hasst sie, dass sie weiß, dass es ihr gefallen wird. „Ich weiß.“ Die abrupte Bewegung mit der er ihre Körper so tief wie möglich vereint, lässt ihr keine Chance das Keuchen zurückzuhalten, das über ihre Lippen bricht. Ohne abzuwarten, bis ihr Körper sich an seinen gewöhnt, setzt er zu geschmeidigen, gleichmäßigen Bewegungen an, die ihr den Verstand rauben würden, selbst wenn sie sich geschworen hätte, keine Sekunde hiervon zu genießen. Aber nichts davon findet mehr Platz in ihren Gedanken. Sie drückt ihre Finger tief in seine Schulterblätter und ihre Nägel kratzen über seine Haut, als sie instinktiv Halt in ihm sucht, während er gleichzeitig derjenige ist, der ihr den Boden unter den Füßen entrissen hat. • Sie zieht ihre Finger abwesend durch seine Haare von seinen Schläfen bis zu seinem Nacken und hebt sie ein zweites Mal. Doch dieses Mal verweilen ihre Fingerspitzen an seinen Schläfen und verleiten ihn dazu seinen dunklen Blick zu ihrem zu heben. Jeder ihrer Atemzüge erinnert sie daran, dass ihre Körper immer noch miteinander verbunden sind, während sie in seine Augen sieht. Obwohl in dem dunklen Meer um seine Pupillen keine konkrete Emotion zu erkennen ist, sieht sie doch den Unterschied, als ein imaginärer Vorhang über seine Augen fällt und gleichzeitig die Distanz zwischen ihnen zurückbringt. Er zieht sich aus ihr zurück und sie unterdrückt ein Zischen, behält ihre Hände aber an seinen Schläfen, obwohl sie spürt, dass er Ansätze macht sich aufzusetzen. Doch in dem Moment, in dem er es am wenigsten erwartet, aktiviert sie ihr Chakra an seinen Schläfen. Ihre Energie erfüllt ihren Zweck so schnell, dass nicht einmal seine Reflexe etwas dagegen ausrichten können. Sasuke sackt bewusstlos neben ihr zusammen und sie erhebt sich schnell von dem Bett. Sie greift nach ihren Sachen und streift sich die Kleidung so schnell wie möglich über den Körper, ohne zurück zu ihm zu schauen. Sie wählt die dunkelste Kleidung, die ihr zur Verfügung steht und stiehlt seinen dunklen Umhang von der Couchlehne und streift ihn sich über, bevor sie nach ihrem Rucksack greift und mit schnellen Schritten zur Tür schreitet. Die Hand schon an der Klinke, hält sie jedoch inne und obwohl sie es besser weiß, sieht sie über ihre Schulter zurück zu dem regungslosen Clanerben. Ihr Chakra wird ihn höchstens eine Stunde in seinem bewusstlosen Zustand festhalten und sie wird jede Sekunde davon brauchen. Sie würde nicht unbedingt darauf wetten, dass er ihr überhaupt folgen wird, aber seine Rachsucht lässt sie vermuten, dass er sie nie einfach so gehen lassen wird. Mit einem letzten Blick auf seine regungslosen Gesichtszüge, umschließt sie die Türklinke mit einem tiefen Atemzug. Sie weiß, dass es funktionieren sollte – sie kann sein Chakra an sich spüren – aber das heißt nicht, dass es auch bewirken wird, wovon sie hofft, dass es das bewirken wird. Doch die Klinke gibt unter ihrem sanften Druck problemlos nach und sie atmet erleichtert aus, bevor sie ihre Sinne konzentriert und ansetzt, ihren Plan umzusetzen. . . . Kapitel 7: profiliert (zensiert) -------------------------------- Vier Tage später Sie sitzt am Fenster und starrt auf das fremde Dorf herab, als würde es ihr doch noch die Antworten liefern, nach denen sie sucht. Aber die Straßen unter ihr sind trügerisch ruhig, waren es die ganzen letzten Tage über. Falls Sasuke und seine Anhänger irgendwo einen Kampf austragen, dann nicht in der unmittelbaren Nähe. Sakura lehnt ihre Stirn müde gegen die Scheibe und sieht zu, wie die Dunkelheit der Nacht die Ränder des Dorfes in Schwärze taucht. Seit Yamamato den Raum vor zwei Tagen überwiegend wiederhergestellt verlassen hat, ist es zu still hier drinnen. Der Oto-nin hat ihr halbwegs zuversichtlich versichert, dass er auch auf der anderen Seite der Tür sicher sein wird und hat sie ebenso zurückgelassen wie ihr Teamkamerad zwei Tage zuvor. Seitdem ist sie allein mit ihren Gedanken und ohne etwas zu tun und die Kombination erweist sich mit jedem Tag, der vergeht, als schädlicher. Gestern ist sie in ihrem Frust auf und ab durch den Raum gelaufen, bis sich die Wände vor ihren Augen gedreht haben. Die Tatsache, dass Sasuke sie ein zweites Mal zurückgelassen hat, dieses Mal inmitten eines feindlichen Dorfes, dass – unter seiner Leitung oder nicht – zweifellos eine Bedrohung für sie darstellt, wäre allein genug, um sie rasend zu machen. Wäre da nicht noch der kleine Zusatz, dass er sie geküsst hat. Sasuke Uchiha hat sie geküsst. So sehr sie sich als Mädchen gewünscht haben mag, dass dies eines Tages zutreffen würde, ist es nichts, von dem sie je gedacht hätte, dass es passieren würde. Sie ist sich sicher, dass eine Absicht hinter seinem Verhalten steckt, die sie nur einmal mehr nicht durchschaut. Was sie aufregt, ist nicht unbedingt die Tatsache, dass er sie geküsst hat – es sind die Gefühle, die damit einhergehen. Gefühle, die sie nicht haben sollte und nicht haben darf. Gefühle, die nicht nur ein Verrat an ihrem Heimatdorf sind und auch an ihren Freunden, die sich zweifellos um sie sorgen, während sie Gefühle für den Mann hat, der sie in einem feindlichen Dorf festhält. Obwohl dies ebenfalls zu ihrem schlechten Gewissen beiträgt, ist es der Verrat an Akai, der sie am meisten schmerzt. Sie hat ihm zugesagt, ihr Leben mit ihm zu verbringen und hier ist sie, kaum drei Wochen nach seinem Tod und hintergeht ihn und alles was sie zusammen hatten, wegen einem Mann, der ihre Gefühle ebenso wenig verdient wie ihre Loyalität. In einer Mischung aus Trauer und Zorn haben Tränen ihre Wangen benetzt und als der Kloß in ihrem Hals sie zu ersticken gedroht hat, hat sie ihren Frust laut herausgeschrien, bis sie ausgelaugt und heiser war. Nicht, dass jemand da war, um sie zu hören. Doch nachdem sie ihr Zorn, überwiegend auf sich selbst gerichtet, in den ersten Nächten wachgehalten hat, hat sich das Gefühlskarussell in ihrem Inneren ein weiteres Mal um 180 Grad gedreht. Nachdem sie sie vollkommen ausgelaugt hat, hat sich ihre Wut unter einem anderen, ebenso erdrückenden Gefühl gelegt. Jetzt ist es Furcht, die sie nachts nicht schlafen lässt. Sie hat keine Minute geschlafen, seit er sie hier zurückgelassen hat und sie weiß, was das aussagt. Denn es ist nicht die Sorge um ihr eigenes Leben, die sie wachhält, obwohl ihre Überlebenschancen in dieser Umgebung ohne ihn denkbar schlecht stehen. Was die pure Ironie ist. Doch ohne ständig mit seiner Anwesenheit und dem damit verbunden Gefühlschaos konfrontiert zu werden, hat sich in ihrem Kopf einiges geklärt. Gleich wie sie darüber denkt, er ist der Grund, warum sie noch am Leben ist. Als hätten ihn ihre anhaltenden Gedanken schließlich heraufbeschworen, öffnet sich die Tür in ihrem Rücken. Ihre Füße rutschen von der Fensterbank und sie blinzelt gegen das Licht, das den Raum erhellt, als er den Schalter umlegt, während sie den Raum durchquert. Sie hält vor ihm inne und die Tür fällt klickend hinter ihm ins Schloss. Er sieht beinahe so mitgenommen aus, wie sie sich fühlt. Nachdem es die letzten zwei Tage ununterbrochen geregnet hat, ist es nicht unbedingt eine Überraschung, dass seine Haare nass an seiner Stirn kleben und seine Kleidung beinahe trieft. Für einen Moment ist sein Anblick verstörend. Er ist ihr als Erwachsener noch nie so menschlich vorgekommen. Doch dann erkennt sie die Blutspuren auf seiner Kleidung, die sie auf dem feuchten, dunklen Stoff beinahe übersehen hätte. Nach einer kritischen Musterung seines Körpers, die ihr nicht mehr verrät, hebt sie ihren Blick zu seinem. „Ist irgendwas davon dein Blut?“ Sein Blick hält ihren auf seine intensive, musternde Art, die ihr so tief unter die Haut geht, dass es sich fast wie eine Berührung anfühlt. Ihr ist nicht klar, dass sie den Atem angehalten hat, bis er spricht und die Anspannung ein Stück weit aus seinem Körper weicht. „Nicht wirklich.“ Sie nickt und er scheint darauf zu warten, dass sie ihr Gespräch fortführt, doch abgesehen von dem praktischen Aspekt seines Gesundheitszustands weiß sie nicht, was sie in diesem Moment zu ihm sagen soll. Zu viele Optionen schwimmen durch ihren Kopf, die Hälfte davon Vorwürfe, aber sie hat im Moment weder die Energie noch die Absicht sich zu streiten. Als sie zu lange still bleibt, bricht Sasuke die Stille zwischen ihnen. „Ich geh duschen.“ Er wendet sich ab und die Tür zum Badezimmer schließt sich hinter ihm, ohne dass sie ein Wort verliert. Planlos und rastlos nutzt sie den Moment, um in das T-Shirt und die Leggings zu schlüpfen, in denen sie in den letzten Nächten vergeblich nach Schlaf gesucht hat. Sie sinkt in die Matratze und langsam spürt sie die Erschöpfung ihres Körpers, obwohl ihr Herz gleichzeitig in ihrem Brustkorb rast. • Als sich die Badezimmertür öffnet, setzt sie sich auf, doch ein Blick auf ihn treibt sie abrupt aus dem Bett. Er trägt nur eine dunkle Jogginghose und sein freier Oberkörper gibt den Blick auf die tiefe Wunde unterhalb seines rechten Schulterblatts frei. Sie nimmt die Wunde in Augenschein, bevor sie ihr Chakra aktiviert und ihre Augen vorwurfsvoll auf seine richtet. „Wer ist hier der Lügner?“ Es funkelt etwas in seinem Blick, das sie nicht benennen kann und sie senkt ihren Fokus zurück auf seine Wunde, bevor sie ein weiteres Mal daran scheitert ihn durchschauen zu wollen. Stille verhängt sich über sie, während sie seine Verletzung heilt und seine ganze Aufmerksamkeit auf ihr liegt. Als sich die Wundränder unter ihrem Chakra schließen, hebt sie den Kopf und sieht ihn an. „Wo noch?“ Die Art wie er sie ansieht, als hätte er ihr ein Rätsel gestellt und würde darauf warten, dass sie endlich auf die Lösung kommt, bringt einen Teil ihrer Wut zurück. „Sasuke“, warnt sie leise, als er zu lange still bleibt. Als er sich bückt, tritt sie einen Schritt zurück, um zu verhindern, dass er sie berührt, aber sie verfolgt genau, wie er sein linkes Hosenbein umfasst und nach oben zieht. Eine Bandage klebt über seine Haut und offenbart eine tiefe Schnittwunde, als er sie zur Seite zieht. Sie spart sich die Frage, warum er sich nicht von Karin oder Yamamoto hat heilen lassen. Stattdessen nickt sie über ihre Schulter in die Richtung des Bettes. „Leg dich hin.“ Als er sich keinen Zentimeter bewegt, verschränkt sie ebenso störrisch die Arme. „Ich kniee bestimmt nicht vor dir, also leg dich hin und lass mich das heilen.“ Fast erwartet sie eine Neuauflage der Diskussion, warum sie das wollen sollte, aber stattdessen tritt er an ihr vorbei und kommt ihrer Aufforderung nach. Statt ihm zuzusehen, wie er sich hinlegt, klettert sie von der anderen Seite auf die Matratze und kniet sich neben ihn. Dieses Mal konzentriert sie sich ausschließlich auf die Wunde, deren Ränder gezackt und uneben sind und sie vermuten lassen, dass ein Jutsu und nicht eine Klinge die Verletzung verursacht hat. Aber sie spürt seine Aufmerksamkeit und die anhaltende Stille zwischen ihnen macht sie nervös. „Du hast sie also erwischt.“ „Hn.“ Nicht dass sie einen ausführlichen Missionsbericht erwartet hat, aber die knappe, nichtssagende Antwort lässt sie die Augen rollen. Sie beschließt, dass sie doch lieber die Stille erträgt, doch als sie gerade dabei ist ihre Heilung zu beenden, spürt sie wie er zur Seite sieht. Seiner Aufmerksamkeit folgend, sieht sie auf das Buch, das auf ihrem Nachttisch liegt. Das Buch, das Yamamoto hier gelassen hat und das sie in wenigen Stunden durchgelesen hat, obwohl es ein bleischweres Gefühl in ihrem Magen hinterlassen hat. „Ich nehme an, du hast es gelesen?“ Sie zuckt mit den Schultern und sieht zu wie ihre Energie seine Wunde schließt, statt ihn direkt anzusehen. „Du hast es nicht hier gelassen, damit ich es nicht lese.“ „Ich habe es hier gelassen, weil dies der sicherste Raum in Oto ist.“ Das mag die Wahrheit sein, aber er hat dennoch gewusst, dass sie es lesen würde. Sie glaubt keine Sekunde, dass er es schlichtweg hier vergessen hat. Was sie zu einem Gedanken bringt, der, seit sie die erste Seite des Buches aufgeschlagen hat, wirkungsvoll zu ihrer Schlaflosigkeit beigetragen hat. Mit einem angespannten Atemzug, lehnt sie sich zurück und sucht seinen Blick. „Sag mir…“ Aber sie kann es nicht aussprechen, obwohl sie unbedingt eine Antwort braucht. Doch es wird auch verraten, dass es ihr nicht egal ist, was mit ihm passiert. Seine Augen lassen sie jedoch nicht los. „Was?“ Es ist ohnehin zu spät. „Sag mir, dass du nicht vorhast auch auf diese Art in seine Fußstapfen zu treten.“ Der Inhalt des Buches, der Orochimarus Experimente im Hinblick auf seine eigenen lebensverlängernden Maßnahmen detailliert ausführt, hat selbst ihren Magen zeitweise umgedreht und nach Jahren als Medic-nin gibt es nicht mehr viel, was sie wirklich anwidert. Sie hat das Buch kaum aufgeschlagen, als ihr klargeworden ist, worum es hier geht. Warum es offensichtlich eine Gruppierung gibt, die sich gegen Sasukes Herrschaft auflehnt, so dämlich dieses Unterfangen auf den ersten Blick auch erscheint. Das einzige, worüber sie sich kein bisschen mehr im Klaren ist, sind seine Motive. „Sasuke“, drängt sie ihn leise, nachdem seine Antwort zu lange ausbleibt. Aber als er spricht, lassen seine Worte ihre Stimmung abrupt von besorgt zu wütend umschwingen. „Warum würde dich das kümmern?“ „Lass das sein!“, faucht sie aufgebracht. „Was?“ „Ständig zu versuchen meine Gedanken aufzudecken, ohne mich je an deinen teilhaben zu lassen!“ Er bewegt sich so schnell, dass sie sein Ziel erst erkennt, als sie bereits unter ihm in den Kissen seines Bettes liegt. Sein Oberkörper drückt ihren gegen die Matratze in ihrem Rücken und die unerwartete Nähe lässt ihren Atem kläglich stocken. „Ich wusste nicht, dass du an meinen Gedanken interessiert bist.“ Statt auf die Provokation einzugehen, wie sie es vor vier Tagen noch getan hätte, hält sie seinen Blick und ihr Flüstern hat einen beinahe verzweifelten Beiklang. „Sag es mir.“ Er starrt regungslos in ihre Augen und sie fürchtet, dass er ihr die Antwort vorenthalten wird. Besonders als er sie loslässt und sich aufsetzt. Doch seine Worte erreichen sie überraschend. „Sobald ich weiß, was ich wissen muss, verbrenne ich den Dreck persönlich.“ Sie stützt sich auf ihre Unterarme, denn zu liegen, während er aufrecht sitzt, macht sie nervös, obwohl ihre Positionen eben noch umgekehrt waren. „Was musst du wissen?“ Seine Bewegung überrascht sie, als er sich neben ihr zurück in die Kissen fallen lässt. Was sie nicht überrascht ist, dass er sie einmal mehr auf seine Antwort warten lässt. Es vergehen lange Sekunden, bevor er den Kopf dreht und zurück in ihre Augen sieht. „Ich habe nicht vor seine kranken Experimente zu wiederholen.“ Obwohl es keine direkte Antwort auf ihre Frage ist, sagt es auf seine eigene Art einiges aus und sie wählt ihre nächsten Worte vorsichtig. „Und die Männer die Yamamoto angegriffen haben?“ „Sind anderer Meinung.“ „Also-“ Doch seine Finger legen sich über ihre Lippen und ihre Frage stockt augenblicklich. „Die nächste Frage kostet dich etwas.“ Es liegt eine Warnung in seinen Worten, aber gleichzeitig wirken sie nicht drohend und gerade aus diesem Grund rast ihr Herz in ihrem Brustkorb. Sie sinkt neben ihm in die Kissen, vorsichtig und zögernd. „Ich habe nichts mehr zu geben.“ „Hn.“ Seine konstante Aufmerksamkeit hilft ihrem gebeutelten Herz nicht sich zu beruhigen und sie schließt die Augen, um seinem Blick zu entfliehen. „Schlaf.“ Ihre leise Aufforderung liegt zwischen ihnen und sie spürt sein Stirnrunzeln, obwohl sie es nicht sieht. „Ist das deine Vorstellung von einem Friedensangebot?“ Die Erinnerung, dass sie ihm vor kaum fünf Tagen dieselbe Frage gestellt hat, zeichnet ein schmales Lächeln um ihre Lippen, aber gleichzeitig überwiegt das Bedürfnis ihm klarzumachen, dass der brüchige Frieden zwischen ihnen nur vorübergehend ist. „Nur für heute.“ „Hn.“ Jetzt wo er wieder da ist, wird sie ihre volle Aufmerksamkeit wieder darauf richten, von hier zu verschwinden. Aber erst morgen. Heute braucht sie dringend Schlaf. Und sie will nicht mehr allein sein. . . . Am selben Abend in Konoha-gakure „Herein.“ Die Stimme der Hokage klingt müde, als Kakashi ihr in den Raum folgt. Er findet die Godaime vor der Fensterfront, die das beleuchtete Dorf zu ihren Füßen überblickt. Sie wendet sich ihm zu und ihr Blick sucht bereits in seinen Augen nach der Antwort, bevor sie ihre Frage stellt. „Immer noch nichts?“ So sehr er es sich auch wünscht, er hat leider keine guten Nachrichten zu überbringen. „Es gibt immer noch keinen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort.“ Tsunade richtet ihren müden Blick zurück auf ihr Dorf. „Den wird es auch nicht geben.“ Die bekannten Lichter verschwimmen vor Augen, als sie zulange darauf starrt. „Das ganze Ninjareich weiß wer sie ist. Sie wissen, dass sie Lösegeld für sie verlangen könnten.“ Sie schließt die Augen, bevor sie leise ausspricht, was sie beide wissen. „Es sind drei Wochen vergangen, Kakashi. Wenn sie noch am Leben ist, haben sie nicht vor sie an uns auszuliefern.“ . . . Am nächsten Tag in Oto Drei Wochen. Sie ist seit drei Wochen hier. Obwohl sie den Gedanken bestmöglich vermeidet, ist es nicht schwer sich auszumalen, was die letzten drei Wochen mit ihren Freunden gemacht haben. Nach all der Zeit weiß sie auch, was sie zu tun hat. Sie hat Sasuke oft genug beobachtet, um mittlerweile eine ziemliche genaue Vorstellung davon zu haben, wie die Jutsus funktionieren, mit denen er sie in seinen Räumlichkeiten festhält. Sie ist sich nur nicht sicher, ob sie wirklich in der Lage ist, im Zweifelsfall alles zu tun, was nötig ist, um hier rauszukommen. Als ob das so ein großes Opfer wäre. Ihre innere Stimme geflissentlich ignorierend lehnt sich die schöne Medic-nin seufzend in der Wanne zurück und schließt die Augen, während sie sich dem Sturm ergibt, der in ihr tobt. Sie ist vor ein paar Stunden alleine aufgewacht. Immer noch eingeschlossen und ohne etwas zu tun, hat sie sich in das Badezimmer zurückgezogen und die Wanne mit Wasser und Schaum gefüllt. Die Wärme des Wassers ist eine Wohltat für ihren angespannten Körper und sie schließt seufzend die Augen. Trotz der letzten Nacht ist ihre Erschöpfung immer noch so immens, dass sie ihr schließlich erliegt. Eingeschlafen merkt sie nicht mehr, wie ihr Körper im Wasser langsam tiefer abgleitet, bis das Wasser schon beinahe ihre Nasenspitze berührt. . . . „Was zur Hölle machst du da?“ Es dauert einen Moment, bis sie begreift, dass sie eingeschlafen sein muss, als sich unsanft zwei Hände um ihre Schultern schließen und sie mit einem Ruck aus dem Wasser reißen. Sie ist so verblüfft, dass sie beinahe ausrutscht, als Sasuke sie in der Wanne hochhebt und sie begegnet entgeistert seinem Blick, ohne die Wut, die sichtbar in seinen dunklen Augen tobt, zu verstehen. „Bist du jetzt schon so verzweifelt, dass du versuchen musst dich in der Badewanne zu ertränken?!“ Auch nach seiner zornigen Aussage, begreift sie erst zögerlich, welche Annahme ihn auf diese Art in das Badezimmer hat platzen lassen. Aber ihr Verstand schließt endlich zu ihren Sinnesempfindungen auf und die kühle Luft, die durch die geöffnete Tür in den kleinen Raum strömt, streift über ihre nasse Haut und ihr wird entsetzt klar, dass sie splitternackt vor ihm steht. „Lass mich los!“ Auch der Uchiha scheint ihren entblößten Zustand bisher ignoriert zu haben, aber auf ihre Aussage hin wandert sein Blick schamlos über ihren Körper und sie ist sich sicher für eine Sekunde dunkles Rot in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Sie kann nicht einmal etwas dagegen tun, ihr Körper reagiert vollkommen ohne ihr Zutun auf ihn. Er hält immer noch ihre Schultern fest, aber sie verschränkt ihre Arme rasch vor ihrem Oberkörper, jedoch nicht schnell genug. Die verräterische Reaktion ihres Körpers ist auch für seine Augen allzu leicht ersichtlich und als er seinen Blick langsam wieder zu ihren Augen hebt, schimmert ein Ausdruck in ihnen, den sie zweifellos noch nie an ihm gesehen hat. „Das willst du nicht wirklich.“ Er hebt sie erneut so abrupt an, dass ihr ein lautes Keuchen entflieht, doch es erstickt gegen seine Lippen, die sich auf ihre legen, kaum dass er sie aus der Wanne gehoben hat. Sie legt ihre Hände instinktiv auf seine Schulter, um die Kontrolle über ihr Gleichgewicht zurückzugewinnen, doch als sich seine Zunge über ihre Lippen schiebt, vergraben sich ihre Finger tief in dem Stoff über seinen Armen. Er küsst, wie er auch alles andere in seinem Leben angeht: Selbstsicher und bestimmend. Und sie hasst sich dafür, wie sehr es ihr gefällt. Dicht an seinen Körper gezogen, durchnässt ihre Haut seine Kleidung. Sie ist komplett nackt und er vollständig angezogen. Einmal mehr ist sie ihm gegenüber klar im Nachteil und auch das sollte ihr nicht so egal sein, wie es ihr in diesem Moment ist, während seine Hände an ihrem Rücken aufreizend über ihre Haut fahren. Seine Fingerspitzen drücken sich in die Haut an ihrer Hüfte und er hebt sie erneut vom Boden, ohne von ihren Lippen abzulassen. Raum- und Zeitgefühl drohen ihr bereits abhanden zu kommen, als er sie absetzt und sie kühles Holz unter ihren Zehenspitzen spürt. Er löst sich von ihr, doch das dunkle Grinsen auf seinen Lippen warnt sie zu spät. Seine Fingerspitzen drücken gegen ihren Bauch und überrascht von der Berührung, stolpert sie einen Schritt nach hinten. Die Bettkante drückt gegen ihre Kniekehlen und bringt sie zu Fall. Der abrupte Kontakt mit der Matratze treibt ihren Atem unsanft aus ihren Lungen, doch es ist die Art wie er sie mustert, die ihren nächsten Atemzug hinauszögernd bis ihr Körper brennend nach Sauerstoff verlangt. Sein dunkler Blick hält ihren, doch als er seine Hände absenkt, folgen ihre Augen der Bewegung automatisch. Sie sieht zu, wie er sich auszieht und wo sie gestern noch einen genauen Blick vermieden hat, mustert sie heute jede Narbe und jeden Muskelstrang an seinem Körper. Sie ist dankbar dafür, dass er nicht zu planen scheint, sich lange mit Vorspiel aufzuhalten. Sie will keine Zärtlichkeiten. Die Grenzen zwischen ihnen sind schon verschwommen genug. Seine Bewegung zieht ihre volle Aufmerksamkeit zurück auf ihn und vertreibt gleichzeitig jeden bewussten, zweifelnden Gedanken aus ihrem Kopf. Ein Schritt trägt ihn zu ihr herüber und sein Blick wandert erneut in einer so eindringlichen Musterung über ihren Körper, dass sie unter seiner Aufmerksamkeit zittert. Ihre sichtbare Reaktion verzieht seine Mundwinkel in einer zufriedenen Reaktion, doch seine nächste Handlung lässt sie vergessen, dass sie seine Selbstzufriedenheit normalerweise ärgern würde. Er senkt seinen Körper auf sie herab und sie atmet zischend ein, als er sie von den Schultern bis zu ihren Zehenspitzen berührt. So nah wie er ihr ist, muss sie sich nicht fragen, ob er ihren wilden Herzschlag fühlen kann. Doch obwohl ihr Körper sie an ihn verrät, hält sie seinen Blick unvermindert trotzig. „Ich hasse dich.“ Sein Blick wandert dunkel zu ihren Lippen und zurück zu ihren Augen, während er sein Gewicht ein wenig mehr auf sie senkt und sich langsam zwischen ihre Beine schiebt. Er sieht keine Sekunde zur Seite, während sich seine Hände um ihre Oberschenkel legen und sie responsiv die Beine um seine Hüfte schlingt. „Ich weiß.“ „Ich meine es ernst.“ Aber sich selbst hasst sie mehr. Sie hasst sich dafür, was sie gleich tun wird. Aber noch mehr hasst sie, dass sie weiß, dass es ihr gefallen wird. „Ich weiß.“ Als er ihre Körper so tief wie möglich vereint, drückt sie ihre Finger tief in seine Schulterblätter und ihre Nägel kratzen über seine Haut, als sie instinktiv Halt in ihm sucht, während er gleichzeitig derjenige ist, der ihr den Boden unter den Füßen entrissen hat. • Sie zieht ihre Finger abwesend durch seine Haare von seinen Schläfen bis zu seinem Nacken und hebt sie ein zweites Mal. Doch dieses Mal verweilen ihre Fingerspitzen an seinen Schläfen und verleiten ihn dazu seinen dunklen Blick zu ihrem zu heben. Jeder ihrer Atemzüge erinnert sie daran, dass ihre Körper immer noch miteinander verbunden sind, während sie in seine Augen sieht. Obwohl in dem dunklen Meer um seine Pupillen keine konkrete Emotion zu erkennen ist, sieht sie doch den Unterschied, als ein imaginärer Vorhang über seine Augen fällt und gleichzeitig die Distanz zwischen ihnen zurückbringt. Er zieht sich aus ihr zurück und sie unterdrückt ein Zischen, behält ihre Hände aber an seinen Schläfen, obwohl sie spürt, dass er Ansätze macht sich aufzusetzen. Doch in dem Moment, in dem er es am wenigsten erwartet, aktiviert sie ihr Chakra an seinen Schläfen. Ihre Energie erfüllt ihren Zweck so schnell, dass nicht einmal seine Reflexe etwas dagegen ausrichten können. Sasuke sackt bewusstlos neben ihr zusammen und sie erhebt sich schnell von dem Bett. Sie greift nach ihren Sachen und streift sich die Kleidung so schnell wie möglich über den Körper, ohne zurück zu ihm zu schauen. Sie wählt die dunkelste Kleidung, die ihr zur Verfügung steht und stiehlt seinen dunklen Umhang von der Couchlehne und streift ihn sich über, bevor sie nach ihrem Rucksack greift und mit schnellen Schritten zur Tür schreitet. Die Hand schon an der Klinke, hält sie jedoch inne und obwohl sie es besser weiß, sieht sie über ihre Schulter zurück zu dem regungslosen Clanerben. Ihr Chakra wird ihn höchstens eine Stunde in seinem bewusstlosen Zustand festhalten und sie wird jede Sekunde davon brauchen. Sie würde nicht unbedingt darauf wetten, dass er ihr überhaupt folgen wird, aber seine Rachsucht lässt sie vermuten, dass er sie nie einfach so gehen lassen wird. Mit einem letzten Blick auf seine regungslosen Gesichtszüge, umschließt sie die Türklinke mit einem tiefen Atemzug. Sie weiß, dass es funktionieren sollte – sie kann sein Chakra an sich spüren – aber das heißt nicht, dass es auch bewirken wird, wovon sie hofft, dass es das bewirken wird. Doch die Klinke gibt unter ihrem sanften Druck problemlos nach und sie atmet erleichtert aus, bevor sie ihre Sinne konzentriert und ansetzt, ihren Plan umzusetzen. . . . Kapitel 8: rigoros ------------------ Sasukes schwarzer Mantel fällt über ihre Schulter zu tief auf den Boden und sie fürchtet, dass das schleifende Geräusch sie mit jedem Schritt verraten wird. Doch bis die Wache am Ende des Flures misstrauisch genug wird, um es zu wagen aufzusehen, steht sie bereits vor ihm und schlägt den älteren Mann nieder, während die Erkenntnis gerade erst in seinen Augen aufflackert. Sie fängt seinen Körper ab und senkt ihn lautlos zu Boden. Doch statt ihren Weg durch das Mienenfeld, das vor ihr liegt, fortzusetzen, macht sie kehrt und läuft über den Flur zurück zu dem Fenster, das kaum fünf Meter von Sasukes Zimmertür entfernt ist. Sie drückt den Fensterrahmen nach oben und stellt erleichtert fest, dass ihr ehemaliger Teamkamerad offensichtlich nicht paranoid genug ist, die Fenster im höchsten Flur seiner Festung verriegeln zu lassen. Endlich wieder in Kontrolle über ihr Chakra, schwingt sie sich locker über den Fensterrahmen und hält sich mit einer Hand an der Kante, während sie das Fenster von außen schließt. Ganz so einfach muss sie es ihm auch nicht machen, sie zu finden. Sie sieht nicht nach unten auf das kaum beleuchtete Dorf; es spielt keine Rolle, ob sie jemand beobachtet, sie braucht nur ein paar Minuten. Die Entfernung zum Dach kalkulierend, stößt sie sich mit beiden Füßen von der Hauswand ab und ihr Chakra verleiht ihrem Sprung genug Kraft, um ihren Körper auf das flache Dach zu befördern. Dort verschwendet sie keine Zeit ihre Finger zu den vertrauten Fingerzeichen zu schließen, die ihr innerhalb weniger Sekunden einen vertrauten Begleiter an die Seite bringen. Wie sie erwartet hat, erscheint statt Katsuyu eine ihrer kleinen Schnecken, die sie jedoch sofort erkennt. „Sakura! Wir wussten, dass du noch lebst! Wir haben Tsunade versichert, dass das Band nicht gebrochen wurde-“ Aber Sakura lässt der kleinen Schnecke keine Zeit, um ihrer Wiedersehensfreude weiter Ausdruck zu verleihen. „Ich habe nicht viel Zeit: Ich werde hier nie wegkommen, bevor sie mich einholen. Du musst ihnen sagen, dass ich am Leben bin. Ich bin in Otogakure. Sasuke Uchiha hat schon vor Jahren Orochimarus Nachfolge angetreten und führt die übrig gebliebenen Oto-nins an. Ich weiß nicht, wie viele es sind. Sag ihnen… sag ihnen, sie sollen vorsichtig sein. Und Naruto soll sich einmal gegen seine Instinkte wenden und nichts Dummes anstellen! Es geht mir so weit gut. Aber es wäre wirklich schön, wenn jemand kommen und mich nach Hause holen würde.“ Die kleine Schnecke nickt und verpufft so schnell, wie sie gekommen ist. Erst in der darauffolgenden Stille, verlässt ein erleichterter Atem Sakuras Lippen. So einfach er erscheinen mag, hat sie doch wochenlang an ihrem Plan gearbeitet und dann war es gleichzeitig einfacher und auch so viel schwieriger, als sie erwartet hat. Die wilden Bilder der letzten Stunde tanzen vor ihren Lidern, jedes Mal, wenn sie auch nur für eine Sekunde die Augen schließt. Sie spürt ihn immer noch auf ihrer Haut und das Bewusstsein darüber, was sie getan hat, lässt sie in der kühlen Nachtluft zittern. Das Wissen, dass sie sich ihm in ein paar Minuten stellen muss, lässt sie beinahe doch noch über die Kante springen, aber sie wird niemals aus dem Dorf kommen, bevor er aufwacht und sie kann auf Zuschauer verzichten, wenn er sie findet. Die Ironie ihrer Situation entlockt ihr ein heiseres Lachen, das in der Stille der Nacht verhallt. Zu fliehen mag sinnlos sein, aber sie hat keineswegs vor, aus freien Stücken in ihr Gefängnis zurückzukehren. Stattdessen wartet sie in der Dunkelheit darauf, dass er sie findet. . . . Zur selben Zeit Naruto starrt mit leerem Blick in die sterbenden Flammen des Feuers, das sie nahe des Höhleneingangs entzündet haben, nachdem sie sich für die Nacht hierher zurückgezogen haben. Aber er spürt weder die Wärme der Flammen noch die Kälte des Steins in seinem Rücken. Er kann den Gedanken, dass er seine beste Freundin möglicherweise für immer verloren hat, nicht zulassen. Aber gleichzeitig quält ihn auch die Befürchtung, dass – wenn sie noch am Leben ist – sie sich vermutlich mittlerweile wünscht, dass es nicht so wäre. Der Gedanke, was ihr möglicherweise angetan wird, ist das einzige was ihn noch mehr quält als die Vorstellung, dass sie wahrscheinlich tot ist. Kaum hörbare Schritte ziehen seine Aufmerksamkeit zu dem Höhleneingang und sein Blick fällt auf Hinata. Sie erscheint ebenso gedankenverloren wie er es eben noch war, als sie nach ihrem Kontrollgang in die Höhle zurückkehrt, in der sie für diese Nacht ihr Lager aufgeschlagen haben. Seine Aufmerksamkeit spürend, sieht sie auf, doch im selben Moment verliert sie unerwartet den Halt auf dem glatten Boden. Sie rutscht aus und fällt mit einem atemlosen Keuchen direkt in seine Arme. Zum ersten Mal seit Wochen verlässt ihn die Sorge um Sakura für einen Moment. Stattdessen fokussiert sich seine Aufmerksamkeit auf die Röte in Hinatas Wangen. Er kennt sie kaum anders, aber er hat sich noch nie Gedanken darüber gemacht, was es vielleicht bedeuten könnte, dass ihre Wangen in seiner Gegenwart so gut wie immer von einer tiefen Röte durchzogen sind. Seine Finger fahren vorsichtig über die Haut um ihre Augen, die immer noch gerötet ist, obwohl sie ihr Bluterbe in den letzten Tagen so gut wie möglich geschont haben. Dann senkt er seine Lippen vorsichtig auf die sensible Haut und sie wimmert leise unter der zärtlichen Geste. Der verräterische Laut zieht seine Aufmerksamkeit tiefer, hinunter auf ihre leicht geöffneten Lippen und bevor er näher darüber nachdenkt, senkt er den Kopf und küsst sie. Begehren verdrängt jedes andere Gefühl in seinen Adern, als sich ihre Finger haltsuchend in seinem Oberteil vergraben und sie die Geste zögernd erwidert. Er vertieft ihren Kuss und das Zittern ihres Körpers unter seinen Fingern schickt eine Hitze durch seine Glieder, die weit intensiver ist, als die Wärme des Feuers in seinem Rücken. Er hat seine Arme um ihre Hüfte geschlungen, um ihren Fall abzufangen. An einer Stelle sind seine Finger bereits unter ihr Oberteil gerutscht, zunächst zufällig und unabsichtlich. Doch jetzt zieht er seine Finger bewusst über ihre zarte Haut und spürt die Gänsehaut, die seine Berührung über ihren Körper jagt. Völlig überfordert dauert es einige Minuten, bis ihr Verstand halbwegs zu dem durch und durch unerwarteten Geschehen aufschließt. Doch als seine Hände ihr Oberteil nach oben schieben, klärt sich der Nebel über ihren Gedanken weit genug, um sie daran zu erinnern, dass es einleuchtende Gründe für seine unerwartete Nähe gibt und dass keiner von diesen direkt mit ihr zusammenhängt. Sie dreht keuchend den Kopf zur Seite und unterbricht so ihren leidenschaftlichen Kuss. Doch seine Lippen wandern unbeirrt tiefer über ihren Hals und drohen erneut ihre verbleibende Konzentration zu stehlen. „Naruto.“ Sie will ihn flüsternd stoppen, aber ihre Gefühle für ihn waren schon immer eine Flutwelle und in diesem Moment erliegt sie ihr. Statt ihre Handflächen gegen seine Schultern zu legen, um sich von ihm zu lösen, zieht sie ihm sein Oberteil über den Kopf. Als er seinerseits an ihrer Kleidung zerrt und sie ihr Stück für Stück vom Körper streift, lässt sie ihn widerspruchslos gewähren. Das Gefühl seiner Hände auf ihrer bloßen Haut verdrängt endlich das anhaltende Schwächegefühl, das sich in den letzten Tagen in jedem ihrer Glieder manifestiert hat. Sie verliert sich in seinen Berührungen und seiner Wärme. • Doch als sein Atem neben ihr ruhig und gleichmäßig wird, dringt die Kälte des Höhlenbodens schnell in ihre erhitzten Glieder. Sie erhebt sich lautlos von seiner Seite, greift nach ihren Sachen und streift sie sich über, obwohl das Zittern ihrer Finger ihr dieses Unterfangen sinnlos erschwert. Ohne sich die Mühe zu machen ihren Waffenbeutel aufzuheben, verlässt sie mit leisen Schritten und ohne einen Blick zurück die Höhle. Trotz der pechschwarzen Dunkelheit tragen sie ihre Füße sicher durch den Wald und zu dem Fluss, an dem sie vor einer Stunde ihre Wasserflaschen aufgefüllt hat. Die Erinnerung an seine Berührung lässt ihren Blick verschwimmen und ihre Haut vibriert immer noch unter den Nachwirkungen seiner intimen Nähe. Es ist alles, was sie immer wollte und doch schnürt sich ein erdrückendes Gefühl um ihr Herz, das sich beinahe wie Panik anfühlt. Ein Gefühl, das in der Furcht begründet ist, dass sie gerade einen furchtbaren Fehler begangen hat. Die kühle Nachtluft brennt klärend durch ihre Lungen und es ist bei weitem nicht die richtige Jahreszeit für ein nächtliches Bad in einem fließenden Gewässer. Ungeachtet dessen, streift sie ihre hektisch übergezogenen Sachen erneut ab, nachdem sie mit ihren Augen die Umgebung überprüft hat und tritt mit wenigen Schritten in das tiefe Wasser. Sie taucht unter und schließt für einen Moment die Augen. Und sie wünscht sich beinahe, das Wasser könnte auch die Erinnerung an seine Berührungen wegwaschen. Denn sie weiß, für ihn hatte das eben nichts mit Liebe zu tun. . . . Währenddessen in Otogakure Die Stunde, die er bewusstlos hätte sein sollen, ist noch nicht ganz um, als sie das Geräusch des Fensterrahmens aus ihren Gedanken reißt, als dieser aufgeschoben wird. Eine Sekunde später spürt sie seine Präsenz hinter sich und die plötzliche Gänsehaut, die ihren Körper überzieht hat nichts mit der nächtlichen Kälte zu tun. „Wenn du springst, bin ich direkt hinter dir.“ Sie spart sich den Hinweis, dass, wenn sie vorhätte von diesem Dach zu springen und zu versuchen zu fliehen, sie dies bereits vor einer halben Stunde getan hätte. „Lass mich gehen, Sasuke.“ Sie schließt die Augen, als er stumm bleibt. „Ich habe Konoha informiert, wo ich bin. Es sind höchstens Tage, bis sie hier sind und wir wissen beide, dass das in einem Blutvergießen enden wird.“ Die Stille zwischen ihnen hält lange, aber als er spricht, spürt sie erneut jedes Wort. „Das Jutsu des vertrauten Geistes, mhm? Ich habe erwartet, dass du versuchen würdest zu fliehen.“ Was übersetzt bedeutet, dass er ihr nicht zugetraut hat, so berechnend zu sein, stattdessen die klügere Strategie zu wählen. Es sollte sie beleidigen, dass er sie nach all den Jahren immer noch derartig unterschätzt, aber letztendlich hat es ihr seine Einstellung wesentlich leichter gemacht, ihren Fluchtplan in Bewegung zu bringen, als gedacht. Sie sieht auf das Dorf herab, in dem trotz der tiefen Nacht kaum ein Licht brennt. Keine Laternen erleuchten die Straßen in Otogakure und sie glaubt keine Sekunde lang, dass dies ein Zufall ist. Er hat all dies jahrelang vor aller Augen verborgen. Deshalb dreht sie sich zu ihm und formuliert die Frage, die sie nicht versteht. „Sie werden herkommen, um mich zu holen.“ Und sie wissen beide, was das bedeutet. „Warum willst du das riskieren?“ Sein dunkler Blick hält ihren, aber seine Worte antworten einmal mehr nicht auf ihre Frage. „Du kannst entweder selbst gehen oder ich werfe dich über meine Schulter und trage dich zurück.“ Ihr hörbares Seufzen erkennt an, dass sie in diesem Moment kein Stück weiter kommen wird. Den Sprung abschätzend, hüpft sie über die Dachkante, umfasst den Fensterrahmen und schwingt sich locker zurück in den Gang, der menschenleer vor ihr liegt. Bevor sie einen Schritt nach vorne macht, setzt Sasuke bereits hinter ihr auf dem Boden auf, so dicht, dass sie seinen Körper von Kopf bis Fuß gegen ihren spürt. Mit dem Körperkontakt flammt die Erinnerung an seine intime Nähe erneut in ihren Gedanken auf und verankert ihren Körper an Ort und Stelle. Wo sie eben noch widerspruchslos nachgegeben hat, sieht sie nun trotzig über ihre Schulter zu ihm zurück. „Ich werde nicht freiwillig zurück in dieses Zimmer gehen.“ Wenn es auch sonst ein Ding der Unmöglichkeit ist etwas in seiner Mimik zu lesen, das Blitzen in seinen Augen verrät ihr, dass er nur auf ihren Widerstand gewartet hat. Seine Arme schließen sich von hinten um ihren Körper und obwohl sie mit einer ähnlichen Reaktion gerechnet hat, ist sie in dieser Position körperlich noch mehr im Nachteil. Seine Zimmertür steht offen, mit der Arroganz, dass niemand es schaffen oder gar wagen wird einen Fuß über die Schwelle zu setzen. Er hebt sie mühelos vom Boden, doch statt sie in den Raum zu tragen, wirft er sie hinein. Der Schwung seiner unerwarteten Bewegung lässt sie drei Schritte nach vorne stolpern und bevor sie ihr Gleichgewicht zurückgewinnt, greift er bereits erneut nach ihr, reißt sie herum und drängt sie grob gegen die nächstbeste Wand. Er hält ihre Handgelenke so fest, dass sich der Druck seiner Finger morgen zweifellos in blauen Abdrücken abzeichnen wird. Doch seine Wut zaubert ein beinahe zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen. Denn es ist endlich eine Reaktion, die verrät, dass ihm all das doch nicht gleichgültig ist. „Was macht dich so wütend? Dass ich dich überlistet habe oder dass der Sex nicht so gut war, dass er mich auf wundersame Weise dazu bewegt hat, meine Ausbruchspläne auf Eis zu legen?“ Seine Augenbraue zuckt und es mag eine minimale Reaktion sein, aber wenigstens ist es eine. „Mich interessiert im Moment vor allem eines: War der Sex Teil deines ausgeklügelten Ausbruchplans?“ Dieses Mal zögert sie und überlegt für zwei Sekunden, ob die Wahrheit oder eine Lüge in diesem Fall mehr Schaden anrichten wird. „Ja.“ Drohendes Rot leuchtet in seinen Augen auf und sie dreht den Kopf zur Seite, bevor sie herausfinden kann, ob er skrupellos genug ist, sein Bluterbe an ihr anzuwenden. Aber gleichzeitig stützt sie sich widerspenstig gegen seinen Halt. „Du führst dich auf, als hätte ich dich hintergangen! Du hältst mich seit Wochen gegen meinen Willen hier fest, nachdem deine Männer den Mann getötet haben, den ich mehr geliebt habe, als alles andere!“ Sie bereut bereits Akai in dieses Gespräch gezogen zu haben, bevor sich der Halt um ihre Handgelenke warnend verstärkt. Doch er wählt einmal mehr eine andere Art, um sie zu treffen; er senkt seinen Kopf so weit zu ihr, dass sein warmer Atem über die entblößte Haut in ihrem Nacken tanzt und sie verräterisch zittern lässt. „Und trotzdem reagiert dein Körper, jedes Mal wenn ich dich berühre.“ Sie hasst sich selbst mehr dafür, dass er Recht hat, als ihn für seine Arroganz. Denn allein seine unmittelbare Nähe und die Erinnerung daran, was sie vorhin in diesem Raum getrieben haben, lassen jeden einzelnen Nerv in ihrem Körper beinahe vorfreudig kribbeln. Doch als sich seine Lippen unerwartet auf die sensible Haut über ihrem Schlüsselbein legen, versteift sich jeder Muskel in ihrem Körper. „Was tust du?“ „Den Wahrheitsgehalt meiner Aussage bestätigen.“ Er hebt den Kopf und sie begegnet zögernd seinem Blick; obwohl jegliches Rot aus seinen Augen verschwunden ist, wirken seine Züge unter dem Grinsen, das auf seinen Lippen liegt, jetzt weitaus drohender auf sie. „Wenn du bereit warst mich zu verführen, nur um hier rauszukommen, macht es dir doch bestimmt nichts aus das Ganze zu wiederholen.“ Er senkt seinen Körper gegen ihren, bis sie ihn von Kopf bis Fuß gegen sich spürt und seine Lippen mit jedem Wort ihr Ohr streifen. „Nur so zum Spaß.“ Sie versucht mit einem wütenden Zischen ihre Hände aus seinem Halt zu reißen, doch er lässt sie nicht gehen. Aufgebracht sucht sie seinen Blick, um ihn ihren ehrlichen Zorn sehen zu lassen. „Du bist so ein Arschloch!“ So wie sie seine Wut vorhin belustigt hat, scheint es jetzt andersrum zu sein. Er hält ihre Handgelenke mühelos mit einer Hand und zieht seine andere provokativ über ihren Körper. „Ja und genau das gefällt dir.“ Er schiebt seine Finger dreist in ihre Hose und am liebsten würde sie ihm das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Aber als seine Finger über die empfindlichste Stelle ihres Körpers streichen, muss sie sich hart auf die Lippe beißen, um ein erregtes Seufzen zu unterdrücken. „Und wie es dir gefällt.“ Sie öffnet den Mund, um ihm mit einer passenden Erwiderung die Stirn zu bieten, doch er nutzt ihre erboste Regung, um ihr seine Lippen aufzudrücken. Statt die Berührung zu vertiefen, vergräbt er seine Zähne so tief in ihrer Unterlippe, dass sie ihr eigenes Blut schmeckt. Es sollte sie anwidern, aber stattdessen erhitzt ein vollkommen konträres Gefühl ihren Körper. Er gibt ihre Handgelenke frei und ihr damit auch die Möglichkeit, ihn von sich zu stoßen. Doch sie verliert keinen Gedanken mehr daran, von ihm wegzukommen. Auf den ersten Blick scheint es am meisten darum zu gehen, dem anderen weh zu tun. Sie reißen so ungeduldig und unbedacht an der Kleidung des anderen, dass Knöpfe in alle Himmelsrichtungen springen und Stoffe unter dem harten Zug reißen. Dennoch lindert nur das Gefühl seines warmen Körpers gegen ihren das dringliche Verlangen in ihrem Inneren. Sie hören erst auf aneinander zu zerren, als sich ihre nackten Körper von Kopf bis Fuß in begierigen, unkontrollierten Bewegungen mischen. Seine Hand schließt sich fest um ihr Kinn und zieht ihre Lippen zurück gegen seine für einen wilden Kuss, bevor er seine Finger über ihren Hals bis zu den Spitzen ihrer Brüste zieht. Seinen Kuss ebenso ungezügelt erwidernd, vergräbt sie ihre Nägel tief in seinen Schulterblättern, während sich seine Finger in ihre Hüfte drücken und sie vom Boden reißen. Sie schreit heiser auf, als er in sie eindringt. Das Gefühl, als er ihre Körper unsanft miteinander vereint, ist so grob und gleichzeitig so gut, dass sie Sterne hinter ihren geschlossenen Lidern tanzen sieht. Bevor sie ihren Atem zurückgewinnt, bewegt er sich bereits in ihr und sie greift blind nach ihm, um sich an ihm festzuhalten. Das warnende Flüstern, dass sie sich nicht darauf verlassen sollte, dass er sie aufrecht halten wird, verliert sich in der Erregung, die heiß durch ihre Adern pulsiert. „Sag mir, Sakura…“ Seine Lippen finden ihre und stehlen ihr einen weiteren Kuss, bevor er den Kopf zurücklehnt und sie mit einem herablassenden Lächeln ansieht. „Wie fühlt es sich an, von einem Nuke-nin gevögelt zu werden?“ Ihre Arme fest um seine Schultern geschlungen, liegen ihre Oberkörper so dicht beieinander, dass sie seinen wilden, unkontrollierten Herzschlag so klar spürt wie ihren eigenen. Sie erwidert seinen Blick unter gesenkten Lidern, während sie sich jeder seiner intimen Bewegungen ergibt und gleichzeitig flüstert: „Ich hasse dich!“ In seinem eigenen Trotz küsst er sie erneut und sie spürt das Schmunzeln auf seinen Lippen gegen ihre, aber sie kann nicht mehr tun, als ihr lautes Keuchen zu unterdrücken, als er ihre Beine anhebt, um noch tiefer in sie eindringen zu können. Die intensiveren Bewegungen lassen alles außer ihm vor ihren Augen verschwimmen und über das Rauschen in ihren Ohren, hört sie seine Antwort fast nicht. „Das hier ist so einiges. Aber Hass ist es nicht.“ Ihre geflüsterten Worte brechen mit einem Stöhnen über ihre Lippen. „Was ist es dann?“ Aber sie weiß, was es ist. Es ist Verrat. An ihrer Heimat, an Akai, an allem, was sie sich selbst geschworen hat. Sie hätte nur nie gedacht, dass sie so viel Gefallen daran finden würde. . . . Kapitel 9: rigoros (zensiert) ----------------------------- Sasukes schwarzer Mantel fällt über ihre Schulter zu tief auf den Boden und sie fürchtet, dass das schleifende Geräusch sie mit jedem Schritt verraten wird. Doch bis die Wache am Ende des Flures misstrauisch genug wird, um es zu wagen aufzusehen, steht sie bereits vor ihm und schlägt den älteren Mann nieder, während die Erkenntnis gerade erst in seinen Augen aufflackert. Sie fängt seinen Körper ab und senkt ihn lautlos zu Boden. Doch statt ihren Weg durch das Mienenfeld, das vor ihr liegt, fortzusetzen, macht sie kehrt und läuft über den Flur zurück zu dem Fenster, das kaum fünf Meter von Sasukes Zimmertür entfernt ist. Sie drückt den Fensterrahmen nach oben und stellt erleichtert fest, dass ihr ehemaliger Teamkamerad offensichtlich nicht paranoid genug ist, die Fenster im höchsten Flur seiner Festung verriegeln zu lassen. Endlich wieder in Kontrolle über ihr Chakra, schwingt sie sich locker über den Fensterrahmen und hält sich mit einer Hand an der Kante, während sie das Fenster von außen schließt. Ganz so einfach muss sie es ihm auch nicht machen, sie zu finden. Sie sieht nicht nach unten auf das kaum beleuchtete Dorf; es spielt keine Rolle, ob sie jemand beobachtet, sie braucht nur ein paar Minuten. Die Entfernung zum Dach kalkulierend, stößt sie sich mit beiden Füßen von der Hauswand ab und ihr Chakra verleiht ihrem Sprung genug Kraft, um ihren Körper auf das flache Dach zu befördern. Dort verschwendet sie keine Zeit ihre Finger zu den vertrauten Fingerzeichen zu schließen, die ihr innerhalb weniger Sekunden einen vertrauten Begleiter an die Seite bringen. Wie sie erwartet hat, erscheint statt Katsuyu eine ihrer kleinen Schnecken, die sie jedoch sofort erkennt. „Sakura! Wir wussten, dass du noch lebst! Wir haben Tsunade versichert, dass das Band nicht gebrochen wurde-“ Aber Sakura lässt der kleinen Schnecke keine Zeit, um ihrer Wiedersehensfreude weiter Ausdruck zu verleihen. „Ich habe nicht viel Zeit: Ich werde hier nie wegkommen, bevor sie mich einholen. Du musst ihnen sagen, dass ich am Leben bin. Ich bin in Otogakure. Sasuke Uchiha hat schon vor Jahren Orochimarus Nachfolge angetreten und führt die übrig gebliebenen Oto-nins an. Ich weiß nicht, wie viele es sind. Sag ihnen… sag ihnen, sie sollen vorsichtig sein. Und Naruto soll sich einmal gegen seine Instinkte wenden und nichts Dummes anstellen! Es geht mir so weit gut. Aber es wäre wirklich schön, wenn jemand kommen und mich nach Hause holen würde.“ Die kleine Schnecke nickt und verpufft so schnell, wie sie gekommen ist. Erst in der darauffolgenden Stille, verlässt ein erleichterter Atem Sakuras Lippen. So einfach er erscheinen mag, hat sie doch wochenlang an ihrem Plan gearbeitet und dann war es gleichzeitig einfacher und auch so viel schwieriger, als sie erwartet hat. Die wilden Bilder der letzten Stunde tanzen vor ihren Lidern, jedes Mal, wenn sie auch nur für eine Sekunde die Augen schließt. Sie spürt ihn immer noch auf ihrer Haut und das Bewusstsein darüber, was sie getan hat, lässt sie in der kühlen Nachtluft zittern. Das Wissen, dass sie sich ihm in ein paar Minuten stellen muss, lässt sie beinahe doch noch über die Kante springen, aber sie wird niemals aus dem Dorf kommen, bevor er aufwacht und sie kann auf Zuschauer verzichten, wenn er sie findet. Die Ironie ihrer Situation entlockt ihr ein heiseres Lachen, das in der Stille der Nacht verhallt. Zu fliehen mag sinnlos sein, aber sie hat keineswegs vor, aus freien Stücken in ihr Gefängnis zurückzukehren. Stattdessen wartet sie in der Dunkelheit darauf, dass er sie findet. . . . Zur selben Zeit Naruto starrt mit leerem Blick in die sterbenden Flammen des Feuers, das sie nahe des Höhleneingangs entzündet haben, nachdem sie sich für die Nacht hierher zurückgezogen haben. Aber er spürt weder die Wärme der Flammen noch die Kälte des Steins in seinem Rücken. Er kann den Gedanken, dass er seine beste Freundin möglicherweise für immer verloren hat, nicht zulassen. Aber gleichzeitig quält ihn auch die Befürchtung, dass – wenn sie noch am Leben ist – sie sich vermutlich mittlerweile wünscht, dass es nicht so wäre. Der Gedanke, was ihr möglicherweise angetan wird, ist das einzige was ihn noch mehr quält als die Vorstellung, dass sie wahrscheinlich tot ist. Kaum hörbare Schritte ziehen seine Aufmerksamkeit zu dem Höhleneingang und sein Blick fällt auf Hinata. Sie erscheint ebenso gedankenverloren wie er es eben noch war, als sie nach ihrem Kontrollgang in die Höhle zurückkehrt, in der sie für diese Nacht ihr Lager aufgeschlagen haben. Seine Aufmerksamkeit spürend, sieht sie auf, doch im selben Moment verliert sie unerwartet den Halt auf dem glatten Boden. Sie rutscht aus und fällt mit einem atemlosen Keuchen direkt in seine Arme. Zum ersten Mal seit Wochen verlässt ihn die Sorge um Sakura für einen Moment. Stattdessen fokussiert sich seine Aufmerksamkeit auf die Röte in Hinatas Wangen. Er kennt sie kaum anders, aber er hat sich noch nie Gedanken darüber gemacht, was es vielleicht bedeuten könnte, dass ihre Wangen in seiner Gegenwart so gut wie immer von einer tiefen Röte durchzogen sind. Seine Finger fahren vorsichtig über die Haut um ihre Augen, die immer noch gerötet ist, obwohl sie ihr Bluterbe in den letzten Tagen so gut wie möglich geschont haben. Dann senkt er seine Lippen vorsichtig auf die sensible Haut und sie wimmert leise unter der zärtlichen Geste. Der verräterische Laut zieht seine Aufmerksamkeit tiefer, hinunter auf ihre leicht geöffneten Lippen und bevor er näher darüber nachdenkt, senkt er den Kopf und küsst sie. Begehren verdrängt jedes andere Gefühl in seinen Adern, als sich ihre Finger haltsuchend in seinem Oberteil vergraben und sie die Geste zögernd erwidert. Er vertieft ihren Kuss und das Zittern ihres Körpers unter seinen Fingern schickt eine Hitze durch seine Glieder, die weit intensiver ist, als die Wärme des Feuers in seinem Rücken. Er hat seine Arme um ihre Hüfte geschlungen, um ihren Fall abzufangen. An einer Stelle sind seine Finger bereits unter ihr Oberteil gerutscht, zunächst zufällig und unabsichtlich. Doch jetzt zieht er seine Finger bewusst über ihre zarte Haut und spürt die Gänsehaut, die seine Berührung über ihren Körper jagt. Völlig überfordert dauert es einige Minuten, bis ihr Verstand halbwegs zu dem durch und durch unerwarteten Geschehen aufschließt. Doch als seine Hände ihr Oberteil nach oben schieben, klärt sich der Nebel über ihren Gedanken weit genug, um sie daran zu erinnern, dass es einleuchtende Gründe für seine unerwartete Nähe gibt und dass keiner von diesen direkt mit ihr zusammenhängt. Sie dreht keuchend den Kopf zur Seite und unterbricht so ihren leidenschaftlichen Kuss. Doch seine Lippen wandern unbeirrt tiefer über ihren Hals und drohen erneut ihre verbleibende Konzentration zu stehlen. „Naruto.“ Sie will ihn flüsternd stoppen, aber ihre Gefühle für ihn waren schon immer eine Flutwelle und in diesem Moment erliegt sie ihr. Statt ihre Handflächen gegen seine Schultern zu legen, um sich von ihm zu lösen, zieht sie ihm sein Oberteil über den Kopf. Als er seinerseits an ihrer Kleidung zerrt und sie ihr Stück für Stück vom Körper streift, lässt sie ihn widerspruchslos gewähren. Das Gefühl seiner Hände auf ihrer bloßen Haut verdrängt endlich das anhaltende Schwächegefühl, das sich in den letzten Tagen in jedem ihrer Glieder manifestiert hat. Sie verliert sich in seinen Berührungen und seiner Wärme. • Doch als sein Atem neben ihr ruhig und gleichmäßig wird, dringt die Kälte des Höhlenbodens schnell in ihre erhitzten Glieder. Sie erhebt sich lautlos von seiner Seite, greift nach ihren Sachen und streift sie sich über, obwohl das Zittern ihrer Finger ihr dieses Unterfangen sinnlos erschwert. Ohne sich die Mühe zu machen ihren Waffenbeutel aufzuheben, verlässt sie mit leisen Schritten und ohne einen Blick zurück die Höhle. Trotz der pechschwarzen Dunkelheit tragen sie ihre Füße sicher durch den Wald und zu dem Fluss, an dem sie vor einer Stunde ihre Wasserflaschen aufgefüllt hat. Die Erinnerung an seine Berührung lässt ihren Blick verschwimmen und ihre Haut vibriert immer noch unter den Nachwirkungen seiner intimen Nähe. Es ist alles, was sie immer wollte und doch schnürt sich ein erdrückendes Gefühl um ihr Herz, das sich beinahe wie Panik anfühlt. Ein Gefühl, das in der Furcht begründet ist, dass sie gerade einen furchtbaren Fehler begangen hat. Die kühle Nachtluft brennt klärend durch ihre Lungen und es ist bei weitem nicht die richtige Jahreszeit für ein nächtliches Bad in einem fließenden Gewässer. Ungeachtet dessen, streift sie ihre hektisch übergezogenen Sachen erneut ab, nachdem sie mit ihren Augen die Umgebung überprüft hat und tritt mit wenigen Schritten in das tiefe Wasser. Sie taucht unter und schließt für einen Moment die Augen. Und sie wünscht sich beinahe, das Wasser könnte auch die Erinnerung an seine Berührungen wegwaschen. Denn sie weiß, für ihn hatte das eben nichts mit Liebe zu tun. . . . Währenddessen in Otogakure Die Stunde, die er bewusstlos hätte sein sollen, ist noch nicht ganz um, als sie das Geräusch des Fensterrahmens aus ihren Gedanken reißt, als dieser aufgeschoben wird. Eine Sekunde später spürt sie seine Präsenz hinter sich und die plötzliche Gänsehaut, die ihren Körper überzieht hat nichts mit der nächtlichen Kälte zu tun. „Wenn du springst, bin ich direkt hinter dir.“ Sie spart sich den Hinweis, dass, wenn sie vorhätte von diesem Dach zu springen und zu versuchen zu fliehen, sie dies bereits vor einer halben Stunde getan hätte. „Lass mich gehen, Sasuke.“ Sie schließt die Augen, als er stumm bleibt. „Ich habe Konoha informiert, wo ich bin. Es sind höchstens Tage, bis sie hier sind und wir wissen beide, dass das in einem Blutvergießen enden wird.“ Die Stille zwischen ihnen hält lange, aber als er spricht, spürt sie erneut jedes Wort. „Das Jutsu des vertrauten Geistes, mhm? Ich habe erwartet, dass du versuchen würdest zu fliehen.“ Was übersetzt bedeutet, dass er ihr nicht zugetraut hat, so berechnend zu sein, stattdessen die klügere Strategie zu wählen. Es sollte sie beleidigen, dass er sie nach all den Jahren immer noch derartig unterschätzt, aber letztendlich hat es ihr seine Einstellung wesentlich leichter gemacht, ihren Fluchtplan in Bewegung zu bringen, als gedacht. Sie sieht auf das Dorf herab, in dem trotz der tiefen Nacht kaum ein Licht brennt. Keine Laternen erleuchten die Straßen in Otogakure und sie glaubt keine Sekunde lang, dass dies ein Zufall ist. Er hat all dies jahrelang vor aller Augen verborgen. Deshalb dreht sie sich zu ihm und formuliert die Frage, die sie nicht versteht. „Sie werden herkommen, um mich zu holen.“ Und sie wissen beide, was das bedeutet. „Warum willst du das riskieren?“ Sein dunkler Blick hält ihren, aber seine Worte antworten einmal mehr nicht auf ihre Frage. „Du kannst entweder selbst gehen oder ich werfe dich über meine Schulter und trage dich zurück.“ Ihr hörbares Seufzen erkennt an, dass sie in diesem Moment kein Stück weiter kommen wird. Den Sprung abschätzend, hüpft sie über die Dachkante, umfasst den Fensterrahmen und schwingt sich locker zurück in den Gang, der menschenleer vor ihr liegt. Bevor sie einen Schritt nach vorne macht, setzt Sasuke bereits hinter ihr auf dem Boden auf, so dicht, dass sie seinen Körper von Kopf bis Fuß gegen ihren spürt. Mit dem Körperkontakt flammt die Erinnerung an seine intime Nähe erneut in ihren Gedanken auf und verankert ihren Körper an Ort und Stelle. Wo sie eben noch widerspruchslos nachgegeben hat, sieht sie nun trotzig über ihre Schulter zu ihm zurück. „Ich werde nicht freiwillig zurück in dieses Zimmer gehen.“ Wenn es auch sonst ein Ding der Unmöglichkeit ist etwas in seiner Mimik zu lesen, das Blitzen in seinen Augen verrät ihr, dass er nur auf ihren Widerstand gewartet hat. Seine Arme schließen sich von hinten um ihren Körper und obwohl sie mit einer ähnlichen Reaktion gerechnet hat, ist sie in dieser Position körperlich noch mehr im Nachteil. Seine Zimmertür steht offen, mit der Arroganz, dass niemand es schaffen oder gar wagen wird einen Fuß über die Schwelle zu setzen. Er hebt sie mühelos vom Boden, doch statt sie in den Raum zu tragen, wirft er sie hinein. Der Schwung seiner unerwarteten Bewegung lässt sie drei Schritte nach vorne stolpern und bevor sie ihr Gleichgewicht zurückgewinnt, greift er bereits erneut nach ihr, reißt sie herum und drängt sie grob gegen die nächstbeste Wand. Er hält ihre Handgelenke so fest, dass sich der Druck seiner Finger morgen zweifellos in blauen Abdrücken abzeichnen wird. Doch seine Wut zaubert ein beinahe zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen. Denn es ist endlich eine Reaktion, die verrät, dass ihm all das doch nicht gleichgültig ist. „Was macht dich so wütend? Dass ich dich überlistet habe oder dass der Sex nicht so gut war, dass er mich auf wundersame Weise dazu bewegt hat, meine Ausbruchspläne auf Eis zu legen?“ Seine Augenbraue zuckt und es mag eine minimale Reaktion sein, aber wenigstens ist es eine. „Mich interessiert im Moment vor allem eines: War der Sex Teil deines ausgeklügelten Ausbruchplans?“ Dieses Mal zögert sie und überlegt für zwei Sekunden, ob die Wahrheit oder eine Lüge in diesem Fall mehr Schaden anrichten wird. „Ja.“ Drohendes Rot leuchtet in seinen Augen auf und sie dreht den Kopf zur Seite, bevor sie herausfinden kann, ob er skrupellos genug ist, sein Bluterbe an ihr anzuwenden. Aber gleichzeitig stützt sie sich widerspenstig gegen seinen Halt. „Du führst dich auf, als hätte ich dich hintergangen! Du hältst mich seit Wochen gegen meinen Willen hier fest, nachdem deine Männer den Mann getötet haben, den ich mehr geliebt habe, als alles andere!“ Sie bereut bereits Akai in dieses Gespräch gezogen zu haben, bevor sich der Halt um ihre Handgelenke warnend verstärkt. Doch er wählt einmal mehr eine andere Art, um sie zu treffen; er senkt seinen Kopf so weit zu ihr, dass sein warmer Atem über die entblößte Haut in ihrem Nacken tanzt und sie verräterisch zittern lässt. „Und trotzdem reagiert dein Körper, jedes Mal wenn ich dich berühre.“ Sie hasst sich selbst mehr dafür, dass er Recht hat, als ihn für seine Arroganz. Denn allein seine unmittelbare Nähe und die Erinnerung daran, was sie vorhin in diesem Raum getrieben haben, lassen jeden einzelnen Nerv in ihrem Körper beinahe vorfreudig kribbeln. Doch als sich seine Lippen unerwartet auf die sensible Haut über ihrem Schlüsselbein legen, versteift sich jeder Muskel in ihrem Körper. „Was tust du?“ „Den Wahrheitsgehalt meiner Aussage bestätigen.“ Er hebt den Kopf und sie begegnet zögernd seinem Blick; obwohl jegliches Rot aus seinen Augen verschwunden ist, wirken seine Züge unter dem Grinsen, das auf seinen Lippen liegt, jetzt weitaus drohender auf sie. „Wenn du bereit warst mich zu verführen, nur um hier rauszukommen, dann macht es dir doch bestimmt nichts aus das Ganze zu wiederholen.“ Er senkt seinen Körper gegen ihren, bis sie ihn von Kopf bis Fuß gegen sich spürt und seine Lippen mit jedem Wort ihr Ohr streifen. „Nur so zum Spaß.“ Sie versucht mit einem wütenden Zischen ihre Hände aus seinem Halt zu reißen, doch er lässt sie nicht gehen. Aufgebracht sucht sie seinen Blick, um ihn ihren ehrlichen Zorn sehen zu lassen. „Du bist so ein Arschloch!“ So wie sie seine Wut vorhin belustigt hat, scheint es jetzt andersrum zu sein. Er hält ihre Handgelenke mühelos mit einer Hand und zieht seine andere provokativ über ihren Körper. „Ja und genau das gefällt dir.“ Er schiebt seine Finger dreist in ihre Hose und am liebsten würde sie ihm das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Aber als seine Finger über die empfindlichste Stelle ihres Körpers streichen, muss sie sich hart auf die Lippe beißen, um ein erregtes Seufzen zu unterdrücken. „Und wie es dir gefällt.“ Sie öffnet den Mund, um ihm mit einer passenden Erwiderung die Stirn zu bieten, doch er nutzt ihre erboste Regung, um ihr seine Lippen aufzudrücken. Statt die Berührung zu vertiefen, vergräbt er seine Zähne so tief in ihrer Unterlippe, dass sie ihr eigenes Blut schmeckt. Es sollte sie anwidern, aber stattdessen erhitzt ein vollkommen konträres Gefühl ihren Körper. Er gibt ihre Handgelenke frei und ihr damit auch die Möglichkeit, ihn von sich zu stoßen. Doch sie verliert keinen Gedanken mehr daran, von ihm wegzukommen. Auf den ersten Blick scheint es am meisten darum zu gehen, dem anderen weh zu tun. Sie reißen so ungeduldig und unbedacht an der Kleidung des anderen, dass Knöpfe in alle Himmelsrichtungen springen und Stoffe unter dem harten Zug reißen. Dennoch lindert nur das Gefühl seines warmen Körpers gegen ihren das dringliche Verlangen in ihrem Inneren. Sie hören erst auf aneinander zu zerren, als sich ihre nackten Körper von Kopf bis Fuß in begierigen, unkontrollierten Bewegungen mischen. Seine Hand schließt sich fest um ihr Kinn und zieht ihre Lippen zurück gegen seine für einen wilden Kuss, bevor er seine Finger über ihren Hals bis zu den Spitzen ihrer Brüste zieht. Seinen Kuss ebenso ungezügelt erwidernd, vergräbt sie ihre Nägel tief in seinen Schulterblättern, während sich seine Finger in ihre Hüfte drücken. „Sag mir, Sakura…“ Seine Lippen finden ihre und stehlen ihr einen weiteren Kuss, bevor er den Kopf zurücklehnt und sie mit einem herablassenden Lächeln ansieht. „Wie fühlt es sich an, von einem Nuke-nin gevögelt zu werden?“ Ihre Arme fest um seine Schultern geschlungen, liegen ihre Oberkörper so dicht beieinander, dass sie seinen wilden, unkontrollierten Herzschlag so klar spürt wie ihren eigenen. Sie erwidert seinen Blick unter gesenkten Lidern, während sie sich jeder seiner intimen Bewegungen ergibt und gleichzeitig flüstert: „Ich hasse dich!“ In seinem eigenen Trotz küsst er sie erneut und sie spürt das Schmunzeln auf seinen Lippen gegen ihre. „Das hier ist so einiges. Aber Hass ist es nicht.“ Ihre geflüsterten Worte brechen mit einem Stöhnen über ihre Lippen. „Was ist es dann?“ Aber sie weiß, was es ist. Es ist Verrat. An ihrer Heimat, an Akai, an allem, was sie sich selbst geschworen hat. Sie hätte nur nie gedacht, dass sie so viel Gefallen daran finden würde. . . . Kapitel 10: eklatant -------------------- Mitten in der Nacht in Konoha Kakashi klopft zweimal gegen die Tür zum Büro der Hokagen, aber seine Knöchel haben das dunkle Holz kaum verlassen, als Tsunades herrische Stimme ihn hereinruft. Er betritt den Raum, findet die Hokage über ihren Schreibtisch gebeugt und spart sich die Begrüßungsfloskeln. „Du hast Neuigkeiten?“ Er formuliert es als Frage, obwohl es keinen anderen Grund gibt, warum sie ihn mitten in der Nacht so dringlich zu sich rufen würde. Der Gesichtsausdruck der Godaime ist so finster, dass er im ersten Moment die schlimmsten Nachrichten befürchtet. Deshalb dauert es auch einen Moment, bis er ihre Worte begreift. „Sakura lebt.“ Da ihre Worte so stark im Kontrast zu ihrer angespannten Haltung stehen, wird seine Erleichterung schnell von Misstrauen verdrängt. „Wo ist sie?“ Tsunade sieht auf und es liegt etwas in ihren Gesichtszügen, das er nicht zu deuten vermag. „In Otogakure.“ „In Oto-“ Doch dann schließt er die Augen, als er endlich begreift, was sein Dorfoberhaupt kommuniziert. „Sasuke.“ Tsunades Oberlippe kräuselt sich in unverhohlener Verachtung. „Der Mistkerl hat die Leitung über Oto übernommen.“ Es ist eine Befürchtung, die er hatte, die aber nie zuvor bestätigt wurde. „Und jetzt hält er Sakura dort fest?“ „Sie hat ausgesagt, dass sie gegen ihren Willen dort festgehalten wird.“ Auch wenn Tsunade nicht ausführt, wie sie an diese Information gekommen ist, kommt unter den gegebenen Umständen kaum etwas anderes als das Jutsu des vertrauten Geistes in Frage. Zum ersten Mal seit langem unsicher, was in diesem Moment von ihm erwartet wird, verschränkt er die Arme hinter dem Rücken. „Willst du, dass ich Suna verständige?“ „Ich habe bereits eine Nachricht an Gaara aufgesetzt und werde augenblicklich einen Boten nach Suna schicken. Aber ich habe nicht vor, auf Sunas Kooperation zu warten.“ Gaara hatte sich vor Wochen uneingeschränkt bereit erklärt, sie mit all seinen Ressourcen auf der Suche nach Sakura und gleichzeitig nach dem Mörder eines Suna-nin zu unterstützen. Seine eigene Schwester bildet derzeit einen Suchtrupp mit Shikamaru Nara. „Ich will, dass du einen der Hyuugas beauftragst, den nächsten Suchtrupp zu alarmieren. Mit einem Hyuuga in jedem Suchtrupp sollte es uns möglich sein den Befehl nach Konoha zurückzukehren möglichst schnell zu jeder Gruppe zu schicken und hoffentlich auch Naruto und Hinata zu erreichen. Den Berichten zufolge sollten Neji und Tenten am nächsten an den beiden dran sein.“ „Du willst Naruto nach Oto schicken?“ Wenn es eines gibt, was Naruto seinem ehemaligen Teamkameraden vielleicht niemals vergeben wird, dann ist es das hier. Doch sein Oberhaupt scheint seine verborgene Besorgnis nicht zu teilen, ihre Miene absolut stoisch. „Ich werde eine Armee nach Oto schicken. Falls Uchiha nicht vorhat Sakura freiwillig an uns zu übergeben, wird er den Krieg erhalten, den er scheinbar sucht.“ Sie senkt den Kopf, um ein Dokument zu unterschreiben, das vor ihr liegt und sein Blick folgt ihrer Handlung automatisch. Es ist ein standardisiertes Schreiben, mit dem er allzu vertraut ist. Doch es ist der Name darauf, der den Auftrag zur Ergreifung eines Staatsfeindes, tot oder lebendig, nach all den Jahren zu etwas besonderem für ihn macht. Sasuke Uchiha. Er spürt Tsunades Augen auf sich und hebt seine, um ihrem suchenden Blick zu begegnen. „Hast du ein Problem damit?“ Seine Antwort erfolgt ohne Zögern. „Īe.“ Doch als er den Raum verlässt, fährt er sich für einen Moment müde über das maskierte Gesicht. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, er hätte sich niemals bereit erklärt, ein Genin-Team zu übernehmen. . . . Zwei Stunden später im Grenzgebiet zwischen Kusa und Taki Die kühle Nachtluft lässt sie zittern, denn nach Stunden in der Kälte sind ihre Haare immer noch feucht. Die Sonne geht gerade auf und verspricht ein wenig Wärme, als etwas ihre Aufmerksamkeit erregt und Hinata dazu bringt ungeachtet der Schmerzen, die damit einhergehen, ihr Bluterbe zu aktivieren. Der Schwindel, der sie daraufhin bestraft, lässt sie beinahe stolpern, als sie hektisch zurück in die Richtung der Höhle rennt. „Naruto!“ Er liegt noch genauso da, wie sie ihn vor Stunden zurückgelassen hat, doch sie kann sich jetzt nicht damit aufhalten. „Naruto, wach auf!“ Als er in keinster Weise auf ihre dringlichen Worte reagiert, sinkt sie neben seiner schlafenden Form in die Hocke und legt nach einem minimalen Zögern eine Hand auf seine Schulter, um ihn wachzurütteln. „Naruto!“ Doch bis er blinzelnd die Augen aufschlägt, steht sie bereits wieder und hat mit zwei Schritten nach hinten ausreichend Abstand zwischen sie gebracht. Sie wartet nur, bis sich sein Blick auf sie richtet und sie sicher sein kann, dass er wach ist. „Tsunade sendet Rauchzeichen, dass sie wissen wo Sakura ist.“ Er blinzelt zweimal, aber dann dringen ihre Worte zu ihm durch und sein ganzer Körper bewegt sich auf einmal. Sie sieht zur Seite, als er aufspringt, ohne seinen unbekleideten Zustand zu beachten. Während er sich hektisch seine Sachen überstreift, beschäftigt sie sich mit einer Erklärung, nach der er nicht gefragt hat. „Sie ruft alle Suchtrupps zurück nach Konoha. Es ist in fast jedem Suchtrupp ein Hyuuga, was es uns erlaubt die Nachrichten selbst über diese Entfernung zu erhalten.“ Ihre monotone Erklärung zieht seinen Blick auf sie und ihr Anblick erinnert ihn daran, was er im ersten Moment der Aufregung bisher vergessen hat. „Hinata-“ Er ist mit zwei Schritten bei ihr und legt ihr eine Hand auf die Schulter, aber die junge Clanerbin schüttelt seinen Halt ab. „Ist schon gut. Lass uns gehen.“ Er weiß, er sollte ihr widersprechen, doch das dringliche Verlangen möglichst schnell in sein Heimatdorf zurückzukehren, nimmt seine Gedanken ein. Er überlegt bereits, wie weit sie zurücklaufen müssen, bevor er in der Lage sein wird, Gamabunta zur Hilfe zu rufen... . . . Am selben Morgen in Otogakure Dieses Mal liegt er immer noch neben ihr, als sie aufwacht und es ist ein zweifellos merkwürdiges Erlebnis. Merkwürdig und mit einem weiteren Stich verbunden. Akai war der erste Mann, mit dem sie auf diese Art ein Bett geteilt hat und ihr eigener Verrat lässt sie schmerzerfüllt die Augen schließen. Sie verwechselt die beiden nicht, keine Sekunde lang. Die Gefühle, die sie im Moment empfindet, liegen in einer vollkommen anderen Dimension, als die sanfte, angenehme Wärme, die sie in Akais Nähe gespürt hat. Ihr ist nicht klar, dass sich ihre Finger instinktiv um den Ring, den sie an einer Kette um ihren Hals trägt, geschlossen haben, bis sich Sasukes Hand über ihre legt und sie abrupt aus ihren schwermütigen Gedanken reißt. Sie sucht furchtlos seinen Blick, aber seine Aufmerksamkeit liegt auf dem Schmuckstück, das er zwischen seinen Fingern dreht. Er sieht erst auf, als sich ihre Finger über seine legen; sein Blick unergründlich wie immer, bleibt er erwartungsgemäß stumm. „Sag es.“ Aber auf ihre ruhige Provokation hin, lässt seine Antwort nicht lange auf sich warten. „Du schläfst mit mir, während du immer noch den Ring eines toten Mannes trägst.“ Seine Gesichtszüge geben ihr keinerlei Anhaltspunkt, was hinter dieser dreisten Aussage steckt, aber der Vorwurf in seiner Stimme lässt sie die Stirn runzeln. Es zeugt von der Veränderung zwischen ihnen, dass sie sich nicht über seine Anmaßung aufregt und ihre Frage stattdessen mit ehrlichem Interesse stellt. „Und das macht dir etwas aus?“ Er erhebt sich mit einem verächtlichen „Tse.“ aus dem Bett, aber sie springt ebenfalls auf, fischt ein T-Shirt vom Boden und streift es sich über. Als sie erkennt, dass es seines ist, ist es zu spät noch etwas daran zu ändern, denn ihr ehemaliger Teamkamerad hat sich selbst nur seine Jogginghose angezogen, bevor er sich zielsicher von ihr entfernt. Drei schnelle Schritte tragen sie zwischen ihn und das Badezimmer, das er anstrebt. „Das ist eine ernstgemeinte Frage, Sasuke.“ Sie hebt die Arme zur Seite, wie um ihm zu zeigen, dass es nicht ein erneuter Streit ist, auf den sie aus ist. „Und eine berechtigte.“ Als er einmal mehr still bleibt, fügt sie an, was ihr auf der Zunge liegt, ungeachtet dessen, dass es vielleicht ein wenig zu ehrlich ist. „Es ist schließlich nicht so, dass wir beide hier über eine gemeinsame Zukunft nachdenken.“ Es ist weniger seine Stille und mehr die ausdruckslose Art mit der er sie ansieht, die sie entgegen ihrer besten Vorsätze schließlich doch wieder die Beherrschung verlieren lässt. „Was erwartest du von mir? Das hier mag für dich nichts weiter ein lustiger Zeitvertreib sein, aber ich habe alles zu verlieren, was mir noch bleibt!“ Sie bewegt ihre Hände zwischen ihm und sich, als könnte eine Handbewegung dieses katastrophale Chaos zwischen ihnen umfassen. „Das hier ist Verrat! Nicht nur an unserem Heimatdorf, das du bei der ersten Gelegenheit verlassen hast, sondern vor allem auch an dem Mann, den ich wahnsinnig geliebt habe.“ Mit der Erinnerung an Akai kehrt das Bedürfnis zurück, ihre Sünden der letzten 24 Stunden unter einer heißen Dusche von ihrer Haut zu waschen. Bedauern und Scham lassen sie die Augen schließen, um nicht länger in seine Augen sehen zu müssen, die sie in jeder Sekunde daran erinnern, was in der letzten Nacht zwischen ihnen stattgefunden hat. „Du nimmst ziemlich viele Sachen über mich an.“ Dieses Mal bricht das verächtliche Schnauben über ihre Lippen. „Das ist die unliebsame Konsequenz, wenn man anderen nie offenbart, was man denkt: Sie sind gezwungen viele Dinge anzunehmen.“ Ihre Emotionen sind plötzlich zu roh und unbändig und in der Befürchtung wirklich die Fassung zu verlieren, setzt sie an sich von ihm wegzudrehen und zuerst das Badezimmer zu betreten, aber seine ruhige Stimme lässt sie stocksteif in ihrem nächsten Schritt verharren. „Du hast auch einmal behauptet, mich zu lieben.“ Sie schließt erneut die Augen, als eine andere Welle Schmerz ihr für einen Moment den Atem stiehlt. Ihr Verstand wägt hektisch ab, was sie ihm am besten darauf antworten soll, aber ihr Herz beschließt, dass sie Ehrlichkeit auch nicht viel mehr kosten wird, als all das, was sie bereits an ihn verloren hat. Deshalb dreht sie sich zu ihm und legt ihre letzten Karten offen. „Ich habe dich geliebt. Aber im Gegensatz zu dir wusste Akai meine Gefühle zu schätzen und hat sie erwidert.“ Er macht zwei Schritte auf sie zu und schon wummert ihr Herz unruhig in ihrer Brust. „Du magst mich nicht mehr lieben…“ Als er sich unterbricht hat sie plötzlich Angst, er könnte seinen Satz nicht beenden und gleichzeitig fürchtet sie, dass er es tun wird. Wer macht hier jetzt Annahmen über wen? So dicht wie er vor ihr steht, ist sie gezwungen zu ihm aufzusehen und sein Atem tanzt mit jedem Wort über ihre Lippen. „… aber würdest du um mich trauern, sollte ich sterben?“ Die absurde Frage entlockt ihr beinahe ein Lachen und gleichzeitig rast ihr Herz schmerzhaft in ihrer Brust. Sie verdrängt das Bild, das mit seinen Worten einhergeht, ebenso wie die Frage, was seine Motivation hinter der beinahe sentimentalen Provokation sein könnte. Sie hat gelernt sich damit abzufinden, dass sie seine Hintergründe nie erfahren wird. „Du wirst nicht sterben.“ Ein spöttisches Lächeln verzieht seinen Mundwinkel. „Ich bin ziemlich sicher, dass deine Hokage meine Hinrichtungspapiere bereits auf ihrem Schreibtisch liegen hat.“ Die Vermutung lässt sich nicht abstreiten. Die Schnecken haben Tsunade wahrscheinlich längst darüber informiert, dass sie hier ist und ihre frühere Sensei war vorher schon kein Fan des Clanerben. Was sie nicht versteht ist die Tatsache, dass er nichts dagegen zu unternehmen scheint. „Warum verschwindest du dann nicht von hier?“ Selbst dieses Flüstern verrät zu viel und im Gegenzug gibt er ihr wie immer nichts. Das Klopfen an der Tür unterbricht sie, bevor sie herausfinden kann, ob er überhaupt vorhatte ihr zu antworten. Sasuke hält ihren Blick noch einen Moment, bevor er den Raum durchquert und nach der Klinke greift. Er öffnet die Tür nur einen Spaltbreit, aber obwohl sie die leisen Worte des Besuchers nicht verstehen kann, erkennt sie die Stimme als Yamamotos. „Ich bin gleich da.“ Sasuke schließt die Tür, ohne die Antwort seines Gegenübers abzuwarten. Als er sich daran macht seinen halbwegs bekleideten Zustand zu vervollständigen, ohne noch ein Wort an sie zu richten, strebt sie erneut das Badezimmer an. Doch seine Stimme hält sie erneut zurück. „Wenn du dir was anziehst, nehme ich dich mit.“ Während sie sich zurück zu ihm dreht, zieht er seine Schuhe an und greift nach seinen Waffen. „Mit wohin?“ Als er schließlich doch noch den Kopf zu ihr hebt, liegt eine vertraute Arroganz in seinen Augen. „Spielt das eine Rolle?“ Sie zuckt mit den Schultern. Wenn es sie aus diesem Raum bringt, nicht wirklich… • Sie folgt ihm über unzählige Treppen und durch so viele Verzweigungen, dass sie trotz ihrer Ausbildung schnell die Orientierung verliert. Sie begleitet ihn in die unheimlichen Tiefen des Kellergewölbes, wo sich offensichtlich keine Wache und auch sonst niemand mehr hin verirrt. Fackeln und Yamamotos freundliches Gesicht sind das einzige, was nach mehreren Minuten die modrige Dunkelheit um sie herum erleuchten. „Sakura, es ist schön dich zu sehen.“ Sie erwidert das Grinsen des Shinobi mit einem Nicken. „Yamamoto.“ Wenig überraschenderweise fällt Sasukes Begrüßung seines Untergebenen einige Grad unterkühlter aus. „Hör auf so zufrieden auszusehen.“ Doch sein vertrauter Missmut hebt Yamamotos Mundwinkel noch ein wenig weiter. „Das ist in all den Jahren das erste Mal, dass du meinen Rat angenommen hast. Vergib mir, wenn ich mich noch ein wenig an dieser Tatsache erfreue.“ „Tse.“ Der verächtliche Laut lässt Sakura die Augen rollen, aber das Zwinkern in Yamamotos entlockt ihr ein Lächeln. „Wenn ihr zwei dann fertig seid…“ Dieses Mal folgt Yamamoto der Warnung in Sasukes Stimme und dreht sich zu ihm um. Sie beigleitet die beiden Männern tiefer den Gang hinunter und erkennt mit wachen Augen, dass eine Wand entfernt wurde, um diesen Teil des Gewölbes freizulegen. Aber kaum ein paar Schritte weiter, stehen sie erneut vor einer Sackgasse. Dieser Teil des Kellers ist jedoch hell erleuchtet und legt die zahlreichen Malereien frei, die die Wand zieren, die ihnen den Weg versperren. Die Bekanntheit der abgebildeten Kräuter und Gewächse ziehen sie noch näher zu der Mauer. „Sind das-“ „Die 100 giftigsten Pflanzen.“ Yamamoto bestätigt ihre Vermutung, bevor sie sie aussprechen kann. Von Neugier getrieben, streckt sie eine Hand nach den verblichenen Zeichnungen aus, die ihr so bekannt sind, aber bevor ihre Fingerspitzen das alte Gestein berühren, schließen sich kühle Finger fest um ihr Handgelenk. Ein Seufzen unterdrückend, sieht sie auf in Sasukes dunkle Augen und zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, während sie abwartet, ob er dieses Mal eine Erklärung für sein Verhalten abzugeben gedenkt. Die Erklärung kommt von Yamamoto, ist aber nicht an sie gerichtet. „Ich habe die Wand bereits überprüft und nichts gefunden.“ Die Aussage des Medic-nin lässt sie die Stirn runzeln. Sie sieht zu, wie dunkles Rot Sasukes Pupillen verfärbt, als er den Blick auf die Wand richtet. Ihre Augen mögen nicht in der Lage sein ihr zu offenbaren, was er sieht, aber sie mustert die Zeichnungen vor sich dennoch kritischer, nachdem sie erkennt, dass die beiden Männer neben ihr etwas dahinter vermuten. Andernfalls hätte sie dem winzigen Loch vermutlich nie irgendeine Bedeutung beigemessen. Sie hätte es wohl auch nie entdeckt, wenn es sich nicht direkt auf ihrer Augenhöhe befinden würde. Statt zu versuchen Sasuke ihre Hand zu entziehen, hebt sie ihre linke Hand, um mit ihren Fingern vorsichtig über das raue Gestein zu fahren. Eine Ahnung lässt sie in die Knie gehen und die nächste Malerei begutachten. Sasukes Griff um ihr Handgelenk löst sich, aber gleichzeitig sinkt er neben ihr in die Hocke und sie deutet auf ihren Fund. „Siehst du die Löcher?“ Sie sind winzig, aber da. Im Zentrum jeder Zeichnung ist ein minimales Loch. Sakura dreht den Kopf zur Seite und sucht die dunklen Augen ihres ehemaligen Teamkameraden. „Ich nehme an, du vermutest etwas hinter dieser Wand?“ Eine verbale Bestätigung mag erwartungsgemäß ausbleiben, aber sie sieht es in seinem Blick. Trotz ihrer besten Vorsätze genervt von der konstanten Schweigsamkeit ihres ehemaligen Teamkameraden, sieht sie über ihre Schulter zurück zu Yamamoto. „Ich nehme nicht an, dass ihr hier viel von Akkupunktur haltet?“ Sein Zwinkern verrät ihr, dass sie ihn erneut unterschätzt hat. „Ich hole meine Nadeln.“ Während er sich umdreht und mit schnellen Schritten in der Dunkelheit verschwindet, richtet sie sich auf und sieht ihm hinterher. Aber sie kann Sasukes Blick nicht lange ignorieren. Er hat sich mit ihr erhoben und als sie sich zu ihm umdreht, muss sie den Kopf in den Nacken legen, weil er so dicht vor ihr steht, dass sie zu ihm aufsehen muss. „Die Überraschung in deinen Augen ist beleidigend.“ Während ihr die Lenkung ihres Gesprächs einmal mehr ihr überlässt, versucht sie zu ignorieren, dass sie kaum ein paar Zentimeter voneinander trennen. Selbst wenn er nicht direkt vor ihr steht, umgibt sie sein Geruch von allen Seiten. Sie selbst riecht nach ihm. Nach seinem Zimmer, seinem Bett, seinem Körper. Überreste seines Chakras haften immer noch an ihr und selbst in dem modrigen Kellergewölbe kann sie seinem Geruch und jeder Erinnerung, die damit einhergeht, keine Sekunde lang entfliehen. Wie die Erinnerung daran, wie er sie letzte Nacht berührt hat, wieder und wieder, bis sie nichts mehr außer ihm gesehen und wahrgenommen hat. Seine Nähe hat sie so sehr eingenommen, dass sie nach der letzten Runde ohne Weiteres neben ihm eingeschlafen ist. So sehr, dass sie für einen Moment schlichtweg vergessen hat, dass er ein Feind ist, dem sie niemals mehr vertrauen sollte. Besonders nicht auf diese Art. Seine Stimme reißt sie aus ihren Gedanken, deren gefährlichen Pfad sie ohnehin nicht folgen sollte. „Ich bin nicht überrascht, dass du es entdeckt hast.“ „Natürlich nicht.“ Die Ironie ihrer Situation entlockt ihr ein zynisches Schmunzeln, doch seine Hand auf ihrem Arm lässt die Regung augenblicklich verschwinden. Seine Finger ziehen den Saum ihres Oberteils leicht zur Seite; zu überrascht von der Berührung, lässt sie ihn gewähren. Unter seinen Fingern bereitet sich eine vertraute Hitze unter ihrer Haut aus, im starken Kontrast zu der kühlen Luft des Kellers, die sie an ihrem Schlüsselbein spürt. Er bewegt seine Finger über ihre Haut und als sie unter dem Druck seines Daumens einen leichten Schmerz spürt, wird ihr klar, worauf sein Blick liegt. Er hat ein Mal auf ihrer Haut hinterlassen. Seine Augen wandern zurück zu ihren und sie versucht sich einmal mehr an der Aussichtslosigkeit auch nur eine Emotion darin zu erkennen. „Ich habe nur nicht erwartet, dass du bereit wärst mir in irgendeiner Art und Weise zu helfen.“ Es dauert einen Moment, bis sie einen Kontext zu seinen Worten findet, aber dann fährt sie zischend zurück und entreißt sich aufgebracht seiner Berührung. Ihre vertrauten Begleiter, Wut und Verzweiflung, melden sich nach kurzzeitiger Abwesenheit zurück, als sie vor ihm zurückweicht und gleichzeitig mit dem Bedürfnis ringt auf ihn zuzustürmen und ihn zu schlagen. „Du hast mir gesagt, dass du nicht vorhast, seine Forschungen einzusetzen!“ Die fragende Furche in seiner Stirn klärt sich schnell, als er begreift, welche Schlussfolgerung sie aus seiner Aussage gezogen hat. Dieses eine Mal sieht sie seine Absicht in seinen Augen und in dem überheblichen Zug um seinen Mund und die Warnung bricht impulsiv über ihre Lippen. „Wag es ja nicht, mich zu fragen, ob mir das etwas ausmachen würde!“ Ihr blinder Zorn trägt sie mit zwei Schritten zurück zu ihm, aber statt nach ihm zu greifen, ballt sie ihre Hände zu Fäusten an ihrer Seite. „Sasuke, ich schwöre, wenn du mich angelogen hast-“ „Ich habe nicht gelogen.“ Sie sucht naiverweise in seinen Zügen nach einem Anhaltspunkt, ob sie seinen Worten trauen kann. Aber da ist auch die leise Stimme in ihrem Kopf, die ihr zuraunt, dass Lügen nicht wirklich sein Stil ist. Deshalb fasst sie ihre Verwirrung in Worte. „Warum würde ich dir dann nicht helfen wollen?“ Spott ist das Einzige, was klar erkennbar in seinen Augen steht. „Ich bin ein dreckiger Verräter, schon vergessen?“ Statt auf seine Provokation aufzugehen, streckt sie sich auf die Zehenspitzen und legt beide Hände an seine Wangen. Sie hält seinen Blick eindringlich, während sie leise flüstert: „Werd nicht wie er!“. Es ist ein Flehen, das ist ihr klar. Aber ohne ihre Wut bleibt nur Verzweiflung übrig und sie hat nicht mehr genügend Kraft die Emotion zu verbergen. In einer weiteren unerwarteten Bewegung, schlingt er einen Arm um ihre Mitte und zieht sie gegen seinen Körper. Das Gefühl, mit dem sie die Berührung registriert, fühlt sich beinahe wie Erleichterung an, aber sein dunkles Flüstern zerrt unheilvoll an ihr. „Ich dachte, das bin ich schon.“ Zu ihrer Schande treten Tränen in ihre Augen, aber sie hat sich längst zu weit aus dem Fenster gelehnt, um zu hoffen, ihre Emotionen in diesem Moment noch vor ihm verbergen zu können. „Noch nicht.“ In der Furcht noch mehr zu offenbaren, schließt sie die Augen und liefert sich ihm mit dieser Entscheidung gleichzeitig noch ein wenig weiter aus. Ohne zu sehen, wie er sich bewegt, entflieht ihren Lippen ein Keuchen, als er seinen Halt um ihren Körper nutzt, um sie vollständig gegen seinen zu reißen, während er seine Lippen rau gegen ihre drückt. Ihre Fingerspitzen berühren bereits seine Haarspitzen, als sich ein Funken Vernunft zurück meldet. Statt ihre Finger in seinen Haaren zu vergraben, legt sie ihre Hände auf seine Schultern und stößt ihn zurück. Doch die Stärke hinter ihrem Protest fällt erbärmlich aus. „Hör auf!“ Dumpf widerhallende Schritte alarmieren sie, dass Yamamoto auf dem Weg zurück zu ihnen ist und die Erkenntnis, in welcher Position er sie gleich vorfinden wird, lässt sie einen Schritt zurücktreten. Sasukes Aufmerksamkeit folgt ihr mit dem vertraut gewordenen Spott in seinem Blick. „Er weiß längst, dass wir miteinander schlafen.“ Sie sagt nichts darauf; es ist besser, wenn er annimmt, dass sie die Berührung wegen Yamamoto unterbrochen hat. Besser als die Schwäche, die wirklich dahinter steckt. Wenn Yamamoto die angespannte Stimmung erkennt, die er unterbricht, merkt man ihm dieses Bewusstsein nicht an. Er hebt das Kästchen voller Akkupunkturnadeln in seiner Hand grinsend an. „Ich nehme an, du vermutest die traditionelle Auflistung im ersten Medizinatlas als Reihenfolge?“ Sie erwidert sein Grinsen nicht, nickt aber. „Zu Tsunades und Orochimarus Anfängen gab es nicht wirklich andere Medizinwerke, auf die er sich hiermit bezogen haben könnte. Außerdem entsprechen die Zeichnungen ziemlich genau den Abbildungen in dem Originalband.“ Interesse zeichnet Yamamotos Gesichtszüge. „Du hast eine Originalausgabe gelesen?“ Seine offensichtliche Begeisterung zeichnet ein schmales Lächeln auf Sakuras Züge. „Tsunade besteht darauf, dass eine gründliche Ausbildung erfordert, dass man zuerst zu den Anfängen des Lehrgebiets zurückkehrt.“ Er hält ihr wortlos die Schachtel hin und überlässt es ihr die Nadeln in der Reihenfolge, in der die Kräuter in dem alten Lehrwerk aufgelistet sind, in die winzigen Löcher zu stecken. Das leise Klicken, das sie vernimmt, als sie die erste Nadel in die Wand drückt, verrät ihr, dass sie auf der richtigen Spur sind. Sie konzentriert ihre volle Aufmerksamkeit auf die kleinen Nadeln in ihrer Hand und die Zeichnungen in der Wand vor ihr und versucht zu verdrängen, dass Sasukes Aufmerksamkeit auf jeder ihrer Bewegungen liegt. Doch als nur noch eine Nadel in ihrer Hand verbleibt, zeigt sich, dass die Zeichnungen vor ihr zweifellos von einem Mann angelegt wurden. Die letzte Abbildung liegt so weit über ihrem Kopf, dass sie auf ihre Zehenspitzen gestreckt, zwar an sie heranreicht, aber das kleine Loch darin nicht sehen kann. Sie hat seine Bewegung erwartet, aber ihr Atem stockt nichtsdestotrotz in ihrem Brustkorb, als Sasuke so dicht an sie herantritt, dass sie die Wärme seines Körpers dicht an ihrem Rücken spüren kann. Er nimmt ihr die Nadel aus der Hand und steckt sie mit ärgerlicher Leichtigkeit in die vorgesehene Öffnung. Seine Finger streifen über ihren Handrücken, aber das Beben der Wand vor ihr, lenkt sie von der Unruhe ihres eigenen Körpers ab. Sie verfolgt fasziniert, wie sich die Wand vor ihr öffnet, aber der Arm, der sich um ihre Mitte schlingt, hält sie davon ab, einen Schritt nach vorn zu machen. Ihr Blick findet über ihre Schulter Sasukes, aber sein herrischer Tonfall erreicht sie bereits, bevor sie selbst eine Silbe über die Lippen bringt. „Warte hier!“ Es ist mehr Spott, als Wut, der ihre Mundwinkel verzieht. „Was willst du tun, wenn ich dir nicht gehorche? Mich einsperren?“ Sie nimmt aus dem Augenwinkel wahr, wie Yamamoto an ihnen vorbei den Raum betritt, den sie gerade freigelegt haben, aber ihre Aufmerksamkeit gehört ein weiteres Mal dem eigensinnigen Mann vor ihr. Eben versucht sie noch das Funkeln in seinen Augen einer Emotion zuzuordnen, als sie ein leises Zischen alarmiert herumfahren lässt. Sasukes Fluch streift ihr Ohr, aber das Gas, das in den Raum geleitet wird, breitet sich so schnell aus, dass sie sich bereits in der nächsten Sekunde hustend in seinem Halt nach vorne beugt. Tränen brennen bereits in ihren Augen, aber es ist der beißende Geruch in ihrer Nase, der ihr verrät, dass das Gas nicht dazu gedacht ist, sie zu vergiften. Sie vergräbt ihre Finger in Sasukes Oberteil und sucht seinen Blick. „Es ist ein Hallu-“ Eben sieht sie noch glühendes Rot aufleuchten, aber im nächsten Moment hat sie bereits vergessen, dass sie sich in einem versteckten Kellerabteil in Otogakure befindet. Sie ist zurück auf dem Waldboden und Akais Blut tropft durch ihre Finger, während sie verzweifelt versucht ihn wiederzubeleben. Seine schwache Stimme hallt in ihren Ohren wider, aber selbst in ihrer Erinnerung versagt sie darin, ihn zu retten und muss erneut zusehen, wie das Licht in seinen Augen erlischt. Sein Kopf fällt zur Seite und als sie die Arme nach ihm ausstreckt, sieht sie nur noch das Blut an ihren Händen- Sasuke flucht, als Sakura vor ihm auf den Boden fällt, die Hände schreiend nach etwas ausgestreckt, das nur in ihrer Erinnerung existiert. Er wirft einen Blick auf Yamamoto, dessen Chakra in einem Zeichen seines Bluterbes längst einen Schutzschild über seinen Mund geformt hat und dem die Auswirkungen des Gases so ebenfalls erspart bleiben. „Nimm das verfluchte Buch und lass uns verschwinden!“ Er hebt Sakura auf seine Arme; gefangen in ihrer Halluzination, scheint sie seinen Halt nicht einmal zu bemerken. Sein Blick liegt auf den Tränenspuren auf ihren Wangen, als ihn Yamamotos Warnung erreicht, Millisekunden, bevor seine Instinkte ihn alarmieren. „Sasuke!“ Er duckt sich instinktiv, doch mit Sakura auf dem Arm, dreht er sich zu langsam, um den Wurfgeschossen, die auf ihn zusteuern, vollständig auszuweichen. Zwei Klingen bohren sich tief in seine Schulter, als er sich bereits unter dem nächsten Angriff wegducken muss. Yamamoto eilt an seine Seite, das Buch fest in den Händen, während der Raum jegliche seiner Fallen offenbart, um sie aufzuhalten. Sakura regt sich in seinen Armen, als sie gerade den Raum verlassen und sieht verwirrt über seine Schulter zurück. „Was-“ Seinen Blick auf die Verwirrung in den Zügen seiner Teamkameradin gerichtet, nimmt Sasuke reglos hin, dass Yamamoto die Klingen aus seiner Schulter zieht, doch als der Medic-nin noch einmal die Hand nach ihm ausstreckt, dreht er den Kopf zu ihm. Mit einem Seufzen und einem knappen Nicken befolgt Yamamoto den stummen Befehl seines Vorgesetzten und entfernt sich ohne ein weiteres Wort. Stille verhängt sich über sie, während Sasuke mit gleichmäßigen Schritten den Gang durchquert und Sakura sich die verpassten Momente der letzten Minuten selbst zusammenreimt. Sie wischt sich die feuchten Tränenspuren von den Wangen und ringt darum die Bilder, die hinter ihren Lidern lauern, zu verdrängen. Als sie die ersten Treppenstufen erreichen, erinnert sie die veränderte Haltung von Sasukes Körper daran, dass er sie immer noch trägt und sie zwingt mit einem Schwachen Räuspern ihre Lippen auseinander. „Ich kann selbst laufen.“ „Wir sind gleich da.“ Sie ist schlichtweg zu ausgelaugt, um ihm zu widersprechen. Als sie die Wache in dem Flur vor seinem Zimmer passieren, ist sie ein zweites Mal in ebenso vielen Tagen dankbar dafür, dass der Mann zu viel Furcht vor seinem Anführer zu haben scheint, um es zu wagen den Kopf zu heben, als sie ihn passieren. Nachdem sie die Schwelle seiner Zimmertür überquert haben, setzt er sie schließlich ab. Selbst das leise Klicken der Zimmertür lässt sie zusammenzucken und sie senkt ihren Blick beschämt zu Boden. „Ich bin im Bad.“ Die Stille, die seine Abwesenheit zurücklässt, ist schlimmer als seine konstante Aufmerksamkeit. Sie fragt sich, wann ihr ihre Wut abhanden gekommen ist und sie mit dem Rest ihrer verkorksten Emotionen zurückgelassen hat. Ob es der Moment war, in dem sie erkannt hat, dass ihr Fluchtplan erfolgreich sein würde. Oder ob es ein schleichender Prozess war, der schon vorher begonnen hat. Was auch immer sie vertrieben hat, der Zorn, der sie die letzten Wochen so komplett ausgefüllt hat, scheint sie mit nichts weiter als Erschöpfung und Trauer zurückgelassen zu haben. Wobei Trauer noch die verständlichste Emotion ist, die sie ausfüllt. Doch es ist nicht nur ihre Trauer um Akai und die gemeinsame Zukunft, die sie geplant hatten. Sie sieht auf ihre Hände herab und obwohl sie weiß, dass dort nichts ist, seit Wochen nichts mehr war, sieht sie immer noch sein Blut an ihren Fingern kleben. Plötzlich fühlt es sich an, als stünde ihr ganzer Körper in Flammen und gleichzeitig treten Tränen in ihre Augen. Als der erste Schluchzer ihren Körper schüttelt, presst sie eine Hand vor ihren Mund und versucht verzweifelt ihre Beherrschung zurückzugewinnen. Aber ihre Trauer nimmt ihr ihre Sicht und droht sie zu verschlingen, als das plätschernde Geräusch der Dusche zu ihr durchdringt. Ihren ehemaligen Teamkamerad im Raum neben an zu wissen, gibt ihr einen Anhaltspunkt außerhalb ihrer eigenen Trauer, etwas anderes, um ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren und im Moment will sie nichts mehr, als die Bilder, die das Halluzinogen hervorgerufen hat, so tief wie möglich in sich zu begraben. Kurzentschlossen und ohne die möglichen Folgen dieser Handlung näher in Betracht zu ziehen, reißt sie sich hastig ihre Kleidung vom Körper und strebt das Badezimmer an. Sie verdrängt den Gedanken daran, wie verkorkst es ist ausgerechnet bei dem Mann Trost zu suchen, dem sie all dies zu verdanken hat. Da ist niemand anderes. Als sie die Klinke nach unten drückt, findet sie den Raum erwartungsgemäß unverschlossen vor. Es grüßt sie nichts, außer das plätschernde Geräusch des Wassers, als sie das Bad betritt, aber seine anhaltende Stille schüchtert sie schon lange nicht mehr ein. Die Wärme des Wassers hat die Duschwand bereits beschlagen und ihr Handabdruck zeichnet sich gegen das Glas ab, als sie es aufschiebt. Doch als ihr Blick auf seinen Rücken fällt, entflieht ihren Lippen ein Keuchen. Die Augen starr auf die Verletzungen auf seinem Rücken gerichtet, vergisst sie jeglichen überstürzten Plan, den sie sich für diesen Moment überlegt hat. Stattdessen betritt sie eilig die Duschkabine und streckt beide Hände nach seinen Wunden aus. Doch bevor ihre Fingerspitzen seine Haut berühren, greift er nach ihr, ohne sich zu ihr umzudrehen. Seine Finger schließen sich um ihre Handgelenke und ziehen sie einen ruckartigen Schritt nach vorne, weiter auf ihn zu. So nahe, dass die Spitzen ihrer Brüste mit einem tiefen Atemzug beinahe seinen Rücken berühren. Seine raue Stimme lenkt sie davon ab, wie dicht sie beieinander stehen. „Was wird das?“ Das Bedürfnis seine Wunden zu versorgen, mag sengend in ihr brennen, sie hat dennoch nicht vor, ihn schon wieder darum zu bitten, ihr zu gestatten ihm zu helfen. Stattdessen gibt sie ihm eine der nichtssagenden Antworten, die sie sich auf dem Weg in den Raum zurechtgelegt hat. „Ich revanchiere mich dafür, dass du gestern uneingeladen zu mir ins Badezimmer gekommen bist.“ War es wirklich erst gestern? Der Gedanke zieht ein zynisches Lächeln über ihre Lippen, das ebenso schnell erlischt, wie es entstanden ist. Vor ihren Augen vermischt sich sein Blut mit dem Wasser, das über seine Wunden rinnt und sie beißt sich hart auf die Lippen, um ihn nicht doch zu bitten, ihre Hilfe anzunehmen. Stattdessen senkt sie den Kopf und drückt ihre Lippen sanft gegen seine Wirbelsäule. Sie quält sich nicht länger mit Fragen nach den Hintergründen hinter seinen Handlungen sowie ihren eigenen. Mit einer tief eingebläuten Lektion ihrer Ausbildung, vertraut sie sich stattdessen ihren Instinkten an. Wo ihren Augen die Regung vermutlich entgangen wäre, spürt sie unter ihren Lippen, wie sich seine Wirbelsäule unter ihrer zärtlichen Berührung streckt. Als er keine Anstalten macht ihrer Nähe auszuweichen, entzieht sie ihre Hände sanft seinem Halt. Sie zieht ihre Fingerspitzen über seine Haut, bis sie die verletzte Stelle unter seinem linken Schulterblatt erreicht. Ihr Chakra erleuchtet die Duschkabine; sie heilt seine Verletzungen vollständig, bis nur noch zwei rote Male zurückbleiben. Den Blick auf die zahllosen Narben gerichtet, die sich über seinen gesamten Rücken erstrecken, entgeht ihr beinahe, dass er sich zu ihr umdreht. Seine dunklen Augen nehmen ihre Aufmerksamkeit gefangen und bewahren sie für den Moment davor dem Weg des Wassers über seinen Körper mit ihrem Blick zu folgen. Sie weiß nicht, was er in ihren Augen sucht und ob er es findet oder nicht. Aber sie lässt widerspruchslos zu, dass er ihren Arm umfasst und sie unter den Wasserstrahl zieht, während er selbst einen Schritt nach hinten tritt. Als das warme Wasser über ihre Haut rinnt, meldet sich die Erschöpfung in ihren Muskeln für einen Moment zurück und sie schließt instinktiv die Augen, als die Anspannung in ihrem Körper wenigstens ein stückweit nachlässt. Doch als sie zurück zu Sasuke sieht, begegnet ihr glühendes Rot und ein überraschtes Keuchen entflieht ihren Lippen. Es ist keine Furcht; er hat keinen Grund sie im Moment hypnotisieren zu wollen. Es ist die Art, wie seine Augen über ihren Körper wandern, die ihre Haltung schlagartig streckt. Seine Musterung ist gewohnt ungeniert und als sie trotz der Wärme des Wassers sichtbar erzittert, schleicht sich ein selbstzufriedenes Lächeln auf seine Lippen. Einmal mehr über seine Arroganz die Augen rollend, macht sie dennoch einen Schritt auf ihn zu und als ihr Körper seinen streift, weicht jegliche Belustigung schlagartig aus seinen Zügen. Sie schlingt die Arme um seine Schultern und streckt sich auf ihre Zehenspitzen, ungeachtet der Tatsache, dass diese Bewegung ihren Oberkörper dicht gegen seinen drückt. Aber es ist er, der beinahe ungeduldig den Kopf senkt, um ihr entgegen zu kommen und ihre Lippen einzufangen. Die Konturen ihrer Körper passen sich mit der Unterstützung des warmen Wassers noch leichter aneinander an und seine intime Nähe lässt sie ein zweites Mal zittern. Vor ein paar Stunden wollte sie ihn noch von sich waschen. Jetzt lässt sie zu, dass er ihr auf eine andere Art noch tiefer unter die Haut geht. Auf eine Art, die viel gefährlicher ist, als nur mit ihm zu schlafen. Doch sie hält ihn nicht auf, widerspricht mit keiner Silbe, als er sie auf seine Arme hebt und sie in derselben Bewegung dazu bringt, ihn tief in sich aufzunehmen. Mit geschlossenen Augen legt sie den Kopf in den Nacken und lässt das Wasser ihr erregtes Seufzen fortwaschen. Statt sie nach hinten gegen die Duschwand zu manövrieren, bleibt er mit ihr an Ort und Stelle stehen und bestimmt so jeden Aspekt ihres Zusammenkommens. Aber in diesem Moment ist ihr der Kontrollverlust egal. Er wird sie vielleicht schon morgen verraten – oder sie ihn, aber für den Moment vertraut sie blind darauf, dass er sie aufrecht hält. . . . Kapitel 11: evident ------------------- Am selben Abend in Konohagakure „Sie ist bei Sasuke?!“ Narutos Stimme schallt laut und aufgebracht durch das Büro der Hokage. Sein offensichtlicher Zorn echot die Emotion, die die meisten Anderen des elitären Kreis, der diese Information eben erfahren hat, zu teilen scheinen. Die Hokage selbst scheint ihre eigene Wut für den Moment begraben zu haben und gibt den Stand der Tatsachen betont neutral wieder. „Sie hat Katsuya berichtet, dass es ihr gut geht, sie aber gegen ihren Willen in Oto festgehalten wird.“ Naruto murmelt aufgebrachte Verwünschungen und auch Neji macht sich keine Mühe seine Unzufriedenheit darüber, wem sie die sinnlose Suche der letzten Wochen zu verdanken haben, zu verbergen. „Sie sind in Oto?“ Die Hokage nickt, doch dieses Mal verziehen sich ihre Gesichtszüge sichtbar. „Scheinbar sind Sasuke und ein Großteil der ehemaligen Oto-nin dorthin zurückgekehrt.“ „Das ist doch ein Witz!“ Narutos Ausbruch ignorierend, ruht Nejis Blick erwartungsvoll auf der Hokage. „Was machen wir?“ „Wir gehen natürlich und holen sie!“ Tsunades Blick wandert über Narutos aufgebrachte Form, ihre eigene Stimme betont ruhig. „Das werdet ihr.“ Auch Nejis Ton adaptiert die gewohnte Beherrschtheit. „Wie schlägst du vor, dass wir vorgehen?“ „Mit der nötigen Härte.“ „Hai.“ „Ich werde euch mitschicken, was wir im Moment zur Verfügung haben, aber es kann sein, dass wir ihnen dennoch zahlenmäßig unterlegen sind.“ Neji nickt und wechselt einen Blick mit Shikamaru, beide in stummer Einkunft darüber, dass dies bedeutet, dass sie nicht unbedingt eine direkte Auseinandersetzung provozieren sollen. Tsunades Blick wandert zu der einzigen Anwesenden, die nicht ihrem Dorf angehört. „Temari, dieser Befehl gilt offensichtlich nicht für dich. Solltest du es bevorzugen nach Suna zurückzukehren-“ Aber die angesprochene Kunoichi unterbricht das Angebot der Godaime. „Gaara hat dir unsere volle Unterstützung zugesagt, mit allem was dazu gehört. Akai war einer von uns und wenn Uchiha für seinen Tod verantwortlich ist, wird er sich dafür verantworten müssen. Außerdem hört es sich an, als könntest du die Hilfe brauchen.“ Tsunade bedenkt die Direktheit der Suna-nin lediglich mit einem knappen Nicken und entlässt die versammelten Shinobi und Kunoichi mit knappen, abschließenden Anweisungen. „Naruto.“ Der aufgebrachte Shinobi verweilt sichtlich widerwillig in ihrem Büro, während all seine Kollegen den Raum verlassen. Die sichtliche Anspannung in seiner Muskulatur taxierend, tritt Tsunade hinter ihrem Schreibtisch hervor und sucht seinen Blick. „Naruto, wenn er sich weigert sie herauszugeben-“ Es ist eine unverkennbare Emotion, die seine vertrauten Gesichtszüge verzerrt, glühende Wut in seinen Augen. „Glaub mir, es wird mir ein Vergnügen sein, ein wenig Vernunft in ihn zu prügeln!“ Sein Trotz entlockt ihr ein Seufzen, auch wenn sie seine Reaktion nicht überrascht. Das Leid abtrünniger Teamkameraden ist ihr schließlich nur allzu vertraut. „Sieh nur zu, dass du in deiner Wut deine eigene Vernunft nicht verlierst.“ • Sie hat zugesehen, wie ihr Cousin mit Naruto und einigen anderen zu einer Mission aufgebrochen sind, deren übergeordnetes Ziel Sakuras unversehrte Rückkehr in ihr Heimatdorf ist. Sie hat sich strategisch im Hintergrund und möglichst weit von Neji entfernt aufgehalten und es ist erwartungsgemäß niemandem aufgefallen, dass sie sich ihnen nach der Besprechung in Tsunades Büro nicht mehr angeschlossen hat. Nicht, dass sie nicht gerne dazu beigetragen hätte, ihre Freundin endlich nach Hause zu bringen, aber sie hat die Grenzen ihres Körpers schon zu lange ignoriert. Wissend, dass Naruto nicht daran denken würde, hat sie einen knappen Bericht über ihre Mission verfasst und ihn bei Shizune abgegeben. Sie hat eine dringend benötigte Dusche in einem der Trainingsgebäude genommen, aber jetzt gibt es nichts mehr, dass ihre Heimkehr noch herauszögern kann. Ihre Finger zittern, als sie das Holz der Tür zu einem der Seiteneingänge des Anwesens aufstößt. Doch es ist nicht die Furcht vor der Auseinandersetzung mit ihrem Vater, die sie zittern lässt. Es ist die allgemeine Schwäche ihres Körpers und die damit einhergehende Gewissheit, dass sie sich nicht mehr viel länger auf den Beinen halten können wird. Entgegen besseren Wissens hofft sie, dass die späte Stunde ihr einen Aufschub gewähren wird. Doch obwohl die Wachen alle respektvoll die Köpfe senken und sie kommentarlos passieren lassen, ertönt die vertraute Stimme ihres Vaters kaum dass sie den Hauptflur betritt. „Hinata.“ Resigniert und erschöpft, dreht sie sich um und senkt dabei grüßend den Kopf. „Vater.“ Sie belässt ihren Blick zu Boden gesenkt, während die beinahe lautlosen Schritte ihres Vaters ihn näher zu ihr herantragen. „Wenn du das nächste Mal eine Mission mit unbekannter Dauer antrittst, würde ich es begrüßen informiert zu werden, bevor du das Dorf verlässt.“ Sie beugt ihren Kopf demütig ein wenig tiefer. „Ich bitte um Verzeihung. Als wir aufbrachen, war mir noch nicht klar, wie lange diese Mission dauern würde.“ Ihre Finger zittern erneut und sie schließt sie um den Saum ihres Oberteils, um die verräterische Geste vor den aufmerksamen Augen ihres Vaters zu verbergen. „Die Hokage hat mir die letzten Wochen mehrfach versichert, wie dankbar sie persönlich für deine Hilfe in diesem Zusammenhang ist und ich verstehe die vermisste Kunoichi ist eine Freundin von dir.“ „Hai.“ Ihre Antwort klingt selbst in ihren eigenen Ohren erschöpft und müde und der schwache Tonfall entgeht dem Clanoberhaupt nicht. „Sieh mich an.“ Der Befehl besiegelt ihr Schicksal und als sie den Kopf hebt verschwimmen die vertrauten Züge ihres Vaters bereits vor ihren Augen. Jedes Blinzeln erinnert sie daran, dass ihre Versuche, ihr Bluterbe in den letzten Tagen zu schonen, nicht ausreichend waren, um die Infektion abzuwenden, die die vorherige Überreizung verursacht hat. Ein Blick in den Spiegel hat ihr offenbart, dass die Rötung zwar nicht die Aufmerksamkeit eines Passanten erregen, einem Hyuuga jedoch keinesfalls entgehen wird. Das Stirnrunzeln ihres Vaters bestätigt diese Annahme in Millisekunden. „Deine Augen-“ Doch mehr hört sie nicht mehr. Ihr Körper lässt sie schlussendlich im Stich und sie fällt direkt in die Arme ihres Vaters. „Hinata!“ Sie spürt noch wie er sie zu Boden senkt und hört ihn rufen, aber dann verschlingt sie die Dunkelheit. . . . Am nächsten Morgen in Otogakure Ein lautes Klopfen schreckt sie aus dem Schlaf. Im ersten Moment orientierungslos, fokussiert ein derber Fluch ihre Aufmerksamkeit auf den Mann an ihrer Seite und die Überreste ihrer schlafbedingten Verwirrung verflüchtigen sich schlagartig, als sie Sasuke erkennt. Er erhebt sich aus dem Bett und sie dreht den Kopf zur Seite, als er splitternackt in seine Trainingshose steigt, bevor er die Tür aufreißt. Sie setzt sich auf, die Decke schützend vor ihren Körper gehalten, aber er öffnet das dunkle Holz nur einen Spaltbreit und verbirgt damit sowohl den Blick auf sie, als auch ihren Blick auf ihren frühen Besucher. Sie hört nur Sasukes gereiztes „Was?“, die Antwort des Oto-nin ist nichts weiter als leises Gemurmel und keine dreißig Sekunden später schließt ihr ehemaliger Teamkamerad die Tür mit einem knappen „Du weißt, was zu tun ist.“ bereits wieder. Mit dem Klicken der Tür, richten sich seine dunklen Augen auf sie, einen merkwürdigen Ausdruck in der tiefen Schwärze, den sie einmal mehr nicht zu deuten vermag. „Was hat er gesagt?“ Ihre Stimme klingt heiser und sie räuspert sich leise, um mehr Stärke in sie zurückzugewinnen. Wenig überraschend ignoriert er ihre Frage, während er den Raum durchquert und zu ihr zurückkehrt. Das hektische Klopfen in ihrer Brust, lässt sie trotz seiner unmittelbaren Nähe die Augen schließen und das pochende Organ in ihrem Brustkorb verfluchen. Es sollte sich nicht für ihn regen, in keinster Weise. Aber das Zentrum ihres Körpers war schon immer ein Verräter an ihrem Verstand. Seine Finger schließen sich um ihr Kinn und als sie die Augen öffnet, findet sie seine kaum zehn Zentimeter entfernt. Die Matratze sinkt ein wenig ein, als er sein Knie neben sie auf das Bett senkt, sein Körper jetzt direkt über ihrem. Keiner von ihnen sieht zur Seite, als er seine Hand durch ihre Haare, die offen und wild über ihre Schulter fallen, schiebt und in ihren Nacken legt. Seine Hände positionieren ihren Kopf zu seinem Willen und die offensichtliche Absicht hinter seiner Nähe lässt das verräterische Organ in ihr vollkommen außer Kontrolle geraten. Ihr beschleunigter Atem streift über seine Lippen, als er den Kopf noch weiter zu ihrem senkt, ohne ihren Blickkontakt zu unterbrechen. Es sind ihre Lider, die sich zuerst blinzelnd schließen, als er seine Lippen auf ihre legt. In den ersten Sekunden ist seine Berührung beinahe zärtlich und in dieser Eigenschaft so fremd, dass eine Gänsehaut zittrig ihren Körper überzieht. Ihre Finger zucken in seine Richtung, als könnte ihr Körper der Versuchung, ihn zu berühren, nicht widerstehen, doch statt nachzugeben, ballt sie ihre Hände zu Fäusten und dreht keuchend den Kopf zur Seite. „Sasuke-“ Aber er lässt nicht zu, dass sie seiner Berührung ausweicht. Er drückt seine Lippen zurück auf ihre und dieses Mal nimmt ihr Kuss schnell die übliche eskalierende Intensität an. Seine Hände ziehen die Bettdecke von ihrem Körper und ihr atemloses Keuchen verhallt gegen seine Lippen, als er seine Finger begierig und aufreizend über ihre nackte Haut zieht. Als seine Finger dreist zwischen ihre Beine fahren, dreht sie keuchend den Kopf zur Seite, doch seine Lippen folgen ihr und verwickeln sie in einen weiteren Kuss, während ihr ganzer Körper unter seiner intimen Berührung zittert. Nicht länger dazu fähig ihre Hände tatenlos an ihrer Seite zu halten, ertastet sie mit ihren Fingern die Konturen seines Oberkörpers und schiebt sie schamlos unter den Saum seiner Jogginghose, um das Kleidungsstück über seine Hüften nach unten zu schieben. Doch bevor sie ihn tiefer berühren kann, schließen sich seine Hände fest um ihre Handgelenke. Die Einschränkung ihrer Bewegung lässt sie in seine Augen sehen, furchtlos auf der Suche nach seinem Motiv. Das schmale Schmunzeln um seine Lippen, zieht jedoch Falten über ihre Stirn, die nur tiefer werden, als er den Kopf senkt und neckend an ihrer Unterlippe nippt. Abgelenkt von der unerwarteten Zärtlichkeit, reagiert sie nicht, als er ihre Hände loslässt und stattdessen ihre Hüfte umfasst. In der Konsequenz verschwimmt der Raum für einen Moment vor ihrem Blick, als er sie ruckartig tiefer zieht. Ihr Körper streckt sich keuchend gegen seinen, als er ihre Handgelenke mit einer Hand über ihrem Kopf in die Kissen drückt. Ein weiteres Mal berauscht von seiner Nähe, flattern ihre Lider nach unten, während sich ihre nackten Konturen aufreizend aneinander anpassen, doch seine raue Stimme zieht sie zurück zu ihm. „Sieh mich an!“ Sie kommt seiner Aufforderung nach, wenn auch nur in der Absicht, ihm einen dunklen Blick zuzuwerfen, doch der Ausdruck in seinen Augen lässt ihren Atem unsanft in ihrem Brustkorb stocken, vollkommen perplex angesichts der Emotion, die für einen Moment in seinen Augen aufblitzt, bevor er den Kopf senkt und sie ein weiteres Mal küsst. Sie erwidert seine Berührung gedankenverloren, doch als seine Hände ihre Arme freigeben, um ein weiteres Mal ungeniert über ihren Körper zu wandern, zerstreuen sich ihre Gedanken schnell. Er schlingt einen Arm um ihre Hüfte, zieht sie hoch und vereint ihre Körper auf eine Art, die wirkungsvoll dafür sorgt, dass sie sich auf nichts anderes mehr konzentriert, als auf seine intime Nähe. Der Raum und alles andere, verschwimmt vor ihrem Blick, ihre Sinne allein darauf ausgerichtet, sich seinen Bewegungen anzupassen, bis sie nichts mehr sieht außer ihm. Doch selbst in ihrem voreingenommenen Zustand, entgeht ihr nicht, wie anders seine Berührungen selbst in diesem Moment noch sind. Statt der begierigen Nähe, mit der er sie bisher in Besitz genommen hat, sind seine Bewegungen genüsslich langsam und kontrolliert. Es ist eben jene Kontrolliertheit, die sie schnell in einen berauschenden Wahnsinn treibt. Das berechnende Tempo, das er vorgibt, fokussiert jeden Aspekt des Zusammenkommens ihrer Körper auf eine Art, die ihr in ihrer Intensität beinahe blamabel schnell die Kontrolle stiehlt. Sie kratzt ihre Finger tief über seine Schulterblätter, als ihr Körper haltlos unter seinem zu zittern beginnt, aber selbst in diesem Moment küsst er sie noch, als hätte er beschlossen ihr nicht zu erlauben, sich auf irgendeine Art von ihm zu lösen. Als das Hochgefühl, das er ihr beschert hat, langsam wieder abebbt, erkennt sie entgeistert, dass der Uchiha offensichtlich noch nicht mit ihr fertig ist, denn statt in seinen Berührungen nachzulassen, steigert er seinen Rhythmus. „Sasuke-“ Sie ist sich noch nicht sicher, ob sie ihn bitten will aufzuhören oder weiterzumachen. Aber er lässt ihr nicht die Zeit es herauszufinden und als er eine Hand über ihre Hüfte nach unten führt, bis seine Finger den empfindlichsten Punkt zwischen ihren Beinen finden, schwinden ihr ein zweites Mal alle Sinne. Sie dreht den Kopf und erstickt den Schrei, der haltlos über ihre Lippen bricht, in dem Kissen, während sie spürt, wie auch der Uchiha seine Beherrschung für einen Moment loslässt. Obwohl er ungewöhnlich lange in ihr verweilt, verliert keiner von ihnen ein Wort darüber. Erst als er sich aus ihr zurückzieht und ihr selten umsichtig die Decke über ihren entblößten Körper legt, während er selbst ungeniert aus dem Bett steigt und sich wortlos anzieht, erinnert sie sich an ihre vorherige Frage und stellt sie noch einmal. „Was hat er dir gesagt?“ Mit der Wut in seinen Augen ist sie mittlerweile vertraut, aber dahinter verbirgt sich noch eine andere Emotion, die sie nicht zu deuten vermag. „Sasuke?“ „Zieh dich an! Deine Freunde kommen, um dich zu retten.“ Er wirft ihr ihre Kleidung zu, während sie noch darum ringt zu dem plötzlichen Stimmungsumschwung aufzuschließen. „Los! Ich glaube nicht, dass du deinen heldenhaften Rettern so gegenüber treten willst.“ Das verächtliche Lächeln, das seine Lippen verzieht, verkehrt das Hochgefühl, das sie vor wenigen Augenblicken noch empfinden hat, in Sekundenbruchteilen ins Gegenteil. „Dann müsstest du ihnen nämlich erklären, was du in den letzten Tagen so getrieben hast. Oder besser, mit wem du es getrieben hast.“ Er rauscht aus dem Raum, bevor sie eine passende Erwiderung für seine groben Worte findet und ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen. Sakura verharrt noch einen Moment erstarrt in seinem Bett, bis sie fühlt, wie sich eine verräterische Feuchtigkeit in ihren Augen ansammelt. Dann wischt sie sich rabiat mit der Hand über die Augen, steigt energisch aus dem Bett und zieht sich rasch an. Sie verbietet sich selbst, sich von den Worten eines Nuke-nin verletzen zu lassen, aber sie weigert sich auch sich schuldig zu fühlen, angesichts der Tatsache, dass sie sich ihm eben noch derart hemmungslos hingegeben hat. Sie haben einander benutzt und jetzt wird sie ihn vielleicht nie wiedersehen. . . . Kapitel 12: evident (zensiert) ------------------------------ Am selben Abend in Konohagakure „Sie ist bei Sasuke?!“ Narutos Stimme schallt laut und aufgebracht durch das Büro der Hokage. Sein offensichtlicher Zorn echot die Emotion, die die meisten Anderen des elitären Kreis, der diese Information eben erfahren hat, zu teilen scheinen. Die Hokage selbst scheint ihre eigene Wut für den Moment begraben zu haben und gibt den Stand der Tatsachen betont neutral wieder. „Sie hat Katsuya berichtet, dass es ihr gut geht, sie aber gegen ihren Willen in Oto festgehalten wird.“ Naruto murmelt aufgebrachte Verwünschungen und auch Neji macht sich keine Mühe seine Unzufriedenheit darüber, wem sie die sinnlose Suche der letzten Wochen zu verdanken haben, zu verbergen. „Sie sind in Oto?“ Die Hokage nickt, doch dieses Mal verziehen sich ihre Gesichtszüge sichtbar. „Scheinbar sind Sasuke und ein Großteil der ehemaligen Oto-nin dorthin zurückgekehrt.“ „Das ist doch ein Witz!“ Narutos Ausbruch ignorierend, ruht Nejis Blick erwartungsvoll auf der Hokage. „Was machen wir?“ „Wir gehen natürlich und holen sie!“ Tsunades Blick wandert über Narutos aufgebrachte Form, ihre eigene Stimme betont ruhig. „Das werdet ihr.“ Auch Nejis Ton adaptiert die gewohnte Beherrschtheit. „Wie schlägst du vor, dass wir vorgehen?“ „Mit der nötigen Härte.“ „Hai.“ „Ich werde euch mitschicken, was wir im Moment zur Verfügung haben, aber es kann sein, dass wir ihnen dennoch zahlenmäßig unterlegen sind.“ Neji nickt und wechselt einen Blick mit Shikamaru, beide in stummer Einkunft darüber, dass dies bedeutet, dass sie nicht unbedingt eine direkte Auseinandersetzung provozieren sollen. Tsunades Blick wandert zu der einzigen Anwesenden, die nicht ihrem Dorf angehört. „Temari, dieser Befehl gilt offensichtlich nicht für dich. Solltest du es bevorzugen nach Suna zurückzukehren-“ Aber die angesprochene Kunoichi unterbricht das Angebot der Godaime. „Gaara hat dir unsere volle Unterstützung zugesagt, mit allem was dazu gehört. Akai war einer von uns und wenn Uchiha für seinen Tod verantwortlich ist, wird er sich dafür verantworten müssen. Außerdem hört es sich an, als könntest du die Hilfe brauchen.“ Tsunade bedenkt die Direktheit der Suna-nin lediglich mit einem knappen Nicken und entlässt die versammelten Shinobi und Kunoichi mit knappen, abschließenden Anweisungen. „Naruto.“ Der aufgebrachte Shinobi verweilt sichtlich widerwillig in ihrem Büro, während all seine Kollegen den Raum verlassen. Die sichtliche Anspannung in seiner Muskulatur taxierend, tritt Tsunade hinter ihrem Schreibtisch hervor und sucht seinen Blick. „Naruto, wenn er sich weigert sie herauszugeben-“ Es ist eine unverkennbare Emotion, die seine vertrauten Gesichtszüge verzerrt, glühende Wut in seinen Augen. „Glaub mir, es wird mir ein Vergnügen sein, ein wenig Vernunft in ihn zu prügeln!“ Sein Trotz entlockt ihr ein Seufzen, auch wenn sie seine Reaktion nicht überrascht. Das Leid abtrünniger Teamkameraden ist ihr schließlich nur allzu vertraut. „Sieh nur zu, dass du in deiner Wut deine eigene Vernunft nicht verlierst.“ • Sie hat zugesehen, wie ihr Cousin mit Naruto und einigen anderen zu einer Mission aufgebrochen sind, deren übergeordnetes Ziel Sakuras unversehrte Rückkehr in ihr Heimatdorf ist. Sie hat sich strategisch im Hintergrund und möglichst weit von Neji entfernt aufgehalten und es ist erwartungsgemäß niemandem aufgefallen, dass sie sich ihnen nach der Besprechung in Tsunades Büro nicht mehr angeschlossen hat. Nicht, dass sie nicht gerne dazu beigetragen hätte, ihre Freundin endlich nach Hause zu bringen, aber sie hat die Grenzen ihres Körpers schon zu lange ignoriert. Wissend, dass Naruto nicht daran denken würde, hat sie einen knappen Bericht über ihre Mission verfasst und ihn bei Shizune abgegeben. Sie hat eine dringend benötigte Dusche in einem der Trainingsgebäude genommen, aber jetzt gibt es nichts mehr, dass ihre Heimkehr noch herauszögern kann. Ihre Finger zittern, als sie das Holz der Tür zu einem der Seiteneingänge des Anwesens aufstößt. Doch es ist nicht die Furcht vor der Auseinandersetzung mit ihrem Vater, die sie zittern lässt. Es ist die allgemeine Schwäche ihres Körpers und die damit einhergehende Gewissheit, dass sie sich nicht mehr viel länger auf den Beinen halten können wird. Entgegen besseren Wissens hofft sie, dass die späte Stunde ihr einen Aufschub gewähren wird. Doch obwohl die Wachen alle respektvoll die Köpfe senken und sie kommentarlos passieren lassen, ertönt die vertraute Stimme ihres Vaters kaum dass sie den Hauptflur betritt. „Hinata.“ Resigniert und erschöpft, dreht sie sich um und senkt dabei grüßend den Kopf. „Vater.“ Sie belässt ihren Blick zu Boden gesenkt, während die beinahe lautlosen Schritte ihres Vaters ihn näher zu ihr herantragen. „Wenn du das nächste Mal eine Mission mit unbekannter Dauer antrittst, würde ich es begrüßen informiert zu werden, bevor du das Dorf verlässt.“ Sie beugt ihren Kopf demütig ein wenig tiefer. „Ich bitte um Verzeihung. Als wir aufbrachen, war mir noch nicht klar, wie lange diese Mission dauern würde.“ Ihre Finger zittern erneut und sie schließt sie um den Saum ihres Oberteils, um die verräterische Geste vor den aufmerksamen Augen ihres Vaters zu verbergen. „Die Hokage hat mir die letzten Wochen mehrfach versichert, wie dankbar sie persönlich für deine Hilfe in diesem Zusammenhang ist und ich verstehe die vermisste Kunoichi ist eine Freundin von dir.“ „Hai.“ Ihre Antwort klingt selbst in ihren eigenen Ohren erschöpft und müde und der schwache Tonfall entgeht dem Clanoberhaupt nicht. „Sieh mich an.“ Der Befehl besiegelt ihr Schicksal und als sie den Kopf hebt verschwimmen die vertrauten Züge ihres Vaters bereits vor ihren Augen. Jedes Blinzeln erinnert sie daran, dass ihre Versuche, ihr Bluterbe in den letzten Tagen zu schonen, nicht ausreichend waren, um die Infektion abzuwenden, die die vorherige Überreizung verursacht hat. Ein Blick in den Spiegel hat ihr offenbart, dass die Rötung zwar nicht die Aufmerksamkeit eines Passanten erregen, einem Hyuuga jedoch keinesfalls entgehen wird. Das Stirnrunzeln ihres Vaters bestätigt diese Annahme in Millisekunden. „Deine Augen-“ Doch mehr hört sie nicht mehr. Ihr Körper lässt sie schlussendlich im Stich und sie fällt direkt in die Arme ihres Vaters. „Hinata!“ Sie spürt noch wie er sie zu Boden senkt und hört ihn rufen, aber dann verschlingt sie die Dunkelheit. . . . Am nächsten Morgen in Otogakure Ein lautes Klopfen schreckt sie aus dem Schlaf. Im ersten Moment orientierungslos, fokussiert ein derber Fluch ihre Aufmerksamkeit auf den Mann an ihrer Seite und die Überreste ihrer schlafbedingten Verwirrung verflüchtigen sich schlagartig, als sie Sasuke erkennt. Er erhebt sich aus dem Bett und sie dreht den Kopf zur Seite, als er splitternackt in seine Trainingshose steigt, bevor er die Tür aufreißt. Sie setzt sich auf, die Decke schützend vor ihren Körper gehalten, aber er öffnet das dunkle Holz nur einen Spaltbreit und verbirgt damit sowohl den Blick auf sie, als auch ihren Blick auf ihren frühen Besucher. Sie hört nur Sasukes gereiztes „Was?“, die Antwort des Oto-nin ist nichts weiter als leises Gemurmel und keine dreißig Sekunden später schließt ihr ehemaliger Teamkamerad die Tür mit einem knappen „Du weißt, was zu tun ist.“ bereits wieder. Mit dem Klicken der Tür, richten sich seine dunklen Augen auf sie, einen merkwürdigen Ausdruck in der tiefen Schwärze, den sie einmal mehr nicht zu deuten vermag. „Was hat er gesagt?“ Ihre Stimme klingt heiser und sie räuspert sich leise, um mehr Stärke in sie zurückzugewinnen. Wenig überraschend ignoriert er ihre Frage, während er den Raum durchquert und zu ihr zurückkehrt. Das hektische Klopfen in ihrer Brust, lässt sie trotz seiner unmittelbaren Nähe die Augen schließen und das pochende Organ in ihrem Brustkorb verfluchen. Es sollte sich nicht für ihn regen, in keinster Weise. Aber das Zentrum ihres Körpers war schon immer ein Verräter an ihrem Verstand. Seine Finger schließen sich um ihr Kinn und als sie die Augen öffnet, findet sie seine kaum zehn Zentimeter entfernt. Die Matratze sinkt ein wenig ein, als er sein Knie neben sie auf das Bett senkt, sein Körper jetzt direkt über ihrem. Keiner von ihnen sieht zur Seite, als er seine Hand durch ihre Haare, die offen und wild über ihre Schulter fallen, schiebt und in ihren Nacken legt. Seine Hände positionieren ihren Kopf zu seinem Willen und die offensichtliche Absicht hinter seiner Nähe lässt das verräterische Organ in ihr vollkommen außer Kontrolle geraten. Ihr beschleunigter Atem streift über seine Lippen, als er den Kopf noch weiter zu ihrem senkt, ohne ihren Blickkontakt zu unterbrechen. Es sind ihre Lider, die sich zuerst blinzelnd schließen, als er seine Lippen auf ihre legt. In den ersten Sekunden ist seine Berührung beinahe zärtlich und in dieser Eigenschaft so fremd, dass eine Gänsehaut zittrig ihren Körper überzieht. Ihre Finger zucken in seine Richtung, als könnte ihr Körper der Versuchung, ihn zu berühren, nicht widerstehen, doch statt nachzugeben, ballt sie ihre Hände zu Fäusten und dreht keuchend den Kopf zur Seite. „Sasuke-“ Aber er lässt nicht zu, dass sie seiner Berührung ausweicht. Er drückt seine Lippen zurück auf ihre und dieses Mal nimmt ihr Kuss schnell die übliche eskalierende Intensität an. Seine Hände ziehen die Bettdecke von ihrem Körper und ihr atemloses Keuchen verhallt gegen seine Lippen, als er seine Finger begierig und aufreizend über ihre nackte Haut zieht. Als seine Finger dreist zwischen ihre Beine fahren, dreht sie keuchend den Kopf zur Seite, doch seine Lippen folgen ihr und verwickeln sie in einen weiteren Kuss, während ihr ganzer Körper unter seiner intimen Berührung zittert. Nicht länger dazu fähig ihre Hände tatenlos an ihrer Seite zu halten, ertastet sie mit ihren Fingern die Konturen seines Oberkörpers und schiebt sie schamlos unter den Saum seiner Jogginghose, um das Kleidungsstück über seine Hüften nach unten zu schieben. Doch bevor sie ihn tiefer berühren kann, schließen sich seine Hände fest um ihre Handgelenke. Die Einschränkung ihrer Bewegung lässt sie in seine Augen sehen, furchtlos auf der Suche nach seinem Motiv. Das schmale Schmunzeln um seine Lippen, zieht jedoch Falten über ihre Stirn, die nur tiefer werden, als er den Kopf senkt und neckend an ihrer Unterlippe nippt. Abgelenkt von der unerwarteten Zärtlichkeit, reagiert sie nicht, als er ihre Hände loslässt und stattdessen ihre Hüfte umfasst. In der Konsequenz verschwimmt der Raum für einen Moment vor ihrem Blick, als er sie ruckartig tiefer zieht. Ihr Körper streckt sich keuchend gegen seinen, als er ihre Handgelenke mit einer Hand über ihrem Kopf in die Kissen drückt. Ein weiteres Mal berauscht von seiner Nähe, flattern ihre Lider nach unten, während sich ihre nackten Konturen aufreizend aneinander anpassen, doch seine raue Stimme zieht sie zurück zu ihm. „Sieh mich an!“ Sie kommt seiner Aufforderung nach, wenn auch nur in der Absicht, ihm einen dunklen Blick zuzuwerfen, doch der Ausdruck in seinen Augen lässt ihren Atem unsanft in ihrem Brustkorb stocken, vollkommen perplex angesichts der Emotion, die für einen Moment in seinen Augen aufblitzt, bevor er den Kopf senkt und sie ein weiteres Mal küsst. Sie erwidert seine Berührung gedankenverloren, doch als seine Hände ihre Arme freigeben, um ein weiteres Mal ungeniert über ihren Körper zu wandern, zerstreuen sich ihre Gedanken schnell. Er schlingt einen Arm um ihre Hüfte, zieht sie hoch und vereint ihre Körper auf eine Art, die wirkungsvoll dafür sorgt, dass sie sich auf nichts anderes mehr konzentriert, als auf seine intime Nähe. Sie dreht den Kopf und erstickt den Schrei, der haltlos über ihre Lippen bricht, in dem Kissen, während sie spürt, wie auch der Uchiha seine Beherrschung für einen Moment loslässt. Obwohl er ungewöhnlich lange in ihr verweilt, verliert keiner von ihnen ein Wort darüber. Erst als er sich aus ihr zurückzieht und ihr selten umsichtig die Decke über ihren entblößten Körper legt, während er selbst ungeniert aus dem Bett steigt und sich wortlos anzieht, erinnert sie sich an ihre vorherige Frage und stellt sie noch einmal. „Was hat er dir gesagt?“ Mit der Wut in seinen Augen ist sie mittlerweile vertraut, aber dahinter verbirgt sich noch eine andere Emotion, die sie nicht zu deuten vermag. „Sasuke?“ „Zieh dich an. Deine Freunde kommen, um dich zu retten.“ Er wirft ihr ihre Kleidung zu, während sie noch darum ringt zu dem plötzlichen Stimmungsumschwung aufzuschließen. „Los! Ich glaube nicht, dass du deinen heldenhaften Rettern so gegenüber treten willst.“ Das verächtliche Lächeln, das seine Lippen verzieht, verkehrt das Hochgefühl, das sie vor wenigen Augenblicken noch empfinden hat, in Sekundenbruchteilen ins Gegenteil. „Dann müsstest du ihnen nämlich erklären, was du in den letzten Tagen so getrieben hast. Oder besser, mit wem du es getrieben hast.“ Er rauscht aus dem Raum, bevor sie eine passende Erwiderung für seine groben Worte findet und ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen. Sakura verharrt noch einen Moment erstarrt in seinem Bett, bis sie fühlt, wie sich eine verräterische Feuchtigkeit in ihren Augen ansammelt. Dann wischt sie sich rabiat mit der Hand über die Augen, steigt energisch aus dem Bett und zieht sich rasch an. Sie verbietet sich selbst, sich von den Worten eines Nuke-nin verletzen zu lassen, aber sie weigert sich auch sich schuldig zu fühlen, angesichts der Tatsache, dass sie sich ihm eben noch derart hemmungslos hingegeben hat. Sie haben einander benutzt und jetzt wird sie ihn vielleicht nie wiedersehen. . . . Kapitel 13: exzessiv -------------------- Er lehnt im Abbild perfekter Gleichgültigkeit an der Wand gegenüber seiner Zimmertür, als sie wenige Minuten später in den Flur tritt. Sie hat einen zweiminütigen Abstecher in die Dusche gebraucht, um wenigstens die offensichtlichsten Spuren seiner Nähe von sich zu waschen. Um seinen Geruch von ihrer Haut zu waschen. Der verächtliche Zug um seine Mundwinkel deutet an, dass er sich ihrer Gedankengänge ausführlich bewusst ist. Er bedeutet ihr mit einem Nicken ihm zu folgen und dieses eine Mal fügt sie sich wortlos. Es erspart ihr wenigstens ihn ansehen zu müssen, während sie versucht das Chaos in ihrem Inneren zu verbergen. In der Ironie ihrer Situation hätten sie unzählig viel zu besprechen und gleichzeitig weiß sie nicht, was sie sagen soll. Sie folgt ihm aus dem Gebäude heraus und bewegt sich zum ersten Mal durch die Straßen Otos, die jedoch verdächtig leer sind. Ihre Augen fahren mit angemessenem Interesse über die Häuser und Stände, die verraten, dass sie sich inmitten einer bewohnten Stadt aufgehalten hat. Doch zwei Querstraßen weiter, brechen aufgebrachte Rufe die angespannte Stille und die vertrauten Stimmen, die sie selbst in dem unkontrollierten Chaos heraushören kann, strecken ihre Haltung. Aber bevor sie ihren nächsten Schritt nach vorne machen kann, schließen sich Sasukes Finger um ihren Arm und ziehen sie zurück zu ihm. Das Klopfen ihres Herzens nimmt erneut unerlaubt Fahrt auf, aber ein Blick in seine Augen verrät ihr, dass seine nächsten Worte nicht ansatzweise sein werden, was sie gerne hören würde. „Ich weiß, du bist lächerlich ehrlich, aber dieses eine Mal sollte selbst dir klar sein, dass es besser für dich ist, den Mund zu halten.“ „Was-“ Doch er gedenkt nicht, sie ausreden zu lassen. „Sag ihnen, dass ich dich eingesperrt habe und belass es dabei.“ „Sasuke-“ Aber eine andere Stimme unterbricht sie. „Sakura.“ Sasukes Blick richtet sich sichtlich unzufrieden auf Yamamoto, der sich unbeeindruckt davon auf sie zubewegt. Sie wendet ihren Blick beinahe ebenso unwillig auf den anderen Medic-nin, obwohl dieser absolut nichts dafür kann, dass sie ihn gerade möglichst weit weg wünscht. Doch bevor sie sich zu einer höflichen Begrüßung durchringen kann, schlingt er überraschend einen Arm um sie und drückt ihr gleichzeitig verborgen etwas in die Hand. „Das habe ich dir am ersten Abend abgenommen.“ Die geflüsterten Worte lassen sie die Stirn runzeln, vor allem, als er lauter nachsetzt: „Es war mir eine Ehre.“ „Yamamoto.“ Sasukes warnendes Brummen veranlasst den braunhaarigen Medic-nin dazu zwinkernd von ihr zurückzutreten. Ohne verbleibende Zeit, fokussiert sie ihre Aufmerksamkeit zurück auf ihren ehemaligen Teamkameradin und in der Befürchtung um die Eskalation, die ihnen bevorsteht, schluckt sie ihren Stolz ungewöhnlich problemlos hinunter. Sie kann ihn bitten, wenn es ihnen das Blutvergießen an diesem Tag erstarrt. „Kannst du mich nicht einfach an irgendeinem Seiteneingang rauslassen und uns allen das ersparen?“ Das kaum sichtbare Schmunzeln um seine Mundwinkel ist ein sicherer Indikator dafür, dass er sich mal wieder über sie amüsiert. „Deine Freunde haben bedauerlicherweise bereits den Vordereingang gefunden.“ „Was hast du vor?“ Der Ausdruck in seinen Augen beunruhigt sie auf eine Art, die sie nicht mehr gespürt hat, seit er ihr eröffnet hat, dass er sie in Oto behalten wird. „Sasuke-“ Als er erneut beginnt, sie hinter sich herzuziehen, statt ihr zu antworten, fokussiert sie ihren Widerstand. „Kannst du vielleicht einen Moment zuhören, statt-“ Doch er zieht sie ungnädig weiter, durch die Reihen seiner Männer, die sich an der hohen Dorfmauer versammelt haben. Ihre Gedanken sausen mit einer schwindelerregenden Geschwindigkeit durch ihren Kopf. Sie braucht einen Plan. Einen Weg hier raus, ohne dass noch jemand zu Schaden kommt. „Sasuke-“ Aber es ist zu spät. Alles, was sie ihm vielleicht noch hätte sagen wollen, kann sie unter diesen Umständen keinesfalls aussprechen. Denn als er sie zum Rand der Mauer zerrt, fällt ihr Blick auf ihre Freunde. Auf all die, die ihretwegen hierhergekommen sind, um sie nach Hause zu holen. Sie hört eine Vielzahl von Stimmen ihren Namen rufen, Narutos aufgebrachter Ton deutlich darunter. Und es wäre ein weiterer Verrat, wenn sie jetzt auch nur noch ein Wort sagen würde. Er sieht es und lässt endlich ihren Arm los. „Du bist frei, Sakura.“ Nach all den Wochen, in denen sie genau darum gekämpft hat, fühlt es sich wie Hohn an, als er in die Richtung ihrer Freunde nickt. „Geh.“ Sie kann es sich nicht leisten zu zögern. Sie streckt den Arm aus und schwingt sich über den Rand der Mauer, ohne sich noch einmal umzudrehen. Als sie locker auf dem Boden aufsetzt, spürt sie einen scharfen Schmerz durch ihre linke Handfläche zucken, als sie zerbricht, was Yamamoto ihr in die Hand gedrückt hat. Sie spürt Glas und Blut zwischen ihren Fingern, aber da steht Naruto schon vor ihr und sie sieht nur einen Moment in seine aufgebrachten Züge, bevor er sie fest in seine Arme reißt. Die Scherben dessen, was sie zerbrochen hat, fallen unbeachtet zu Boden, als sie ihrerseits die überschwängliche Umarmung ihres besten Freundes erwidert. „Naruto!“ In den Armen ihres langjährigen Teamkameraden, holen sie all ihre Emotionen auf einmal ein. Ihr Körper beginnt gegen seinen zu zittern und sie verbirgt ihr Gesicht an seiner Schulter, während sie um ihre Fassung ringt. „Hat er dir was getan?“ Die Wut in Narutos Stimme treibt ihr Tränen in die Augen, aber sie kann nicht mehr tun, als den Kopf zu schütteln. Doch als sie spürt, wie er ansetzt von ihr zurückzutreten, bricht ein verzweifeltes Flehen über ihre Lippen. „Bitte, lass uns einfach nach Hause gehen!“ Die Spannung in seinem Kiefer verrät ihr bereits, dass er ihr zum ersten Mal etwas abschlagen wird, bevor er sich von ihr löst und sie sanft an Ino weiterreicht, während er seine Aufmerksamkeit zurück auf ihren ehemaligen Teamkameraden verlagert, der von oben auf sie herabstarrt. Es ist die verstörende Härte in Narutos Augen, die ihr bewusst macht, was die letzten Wochen in ihm angerichtet haben und die Schuldgefühle, die sie mit dieser Erkenntnis schlagartig einholen, zwingen sie beinahe in die Knie. „Sasuke Uchiha, dir wird der Mord des Suna-nins Akai Mitsukos zur Last gelegt, ebenso wie die Entführung von Sakura Haruno. Und ich verspreche dir hier und heute, dass ich persönlich dafür sorgen werde, dass du eines Tages die vollen Konsequenzen für deine Handlungen trägst.“ Das verächtliche Schmunzeln, mit dem sie mittlerweile allzu vertraut ist, ziert provokativ Sasukes Lippen. „Naruto. Wie schön dich zu sehen.“ Es ist überwiegend ihr eigener Jahrgang, der zu ihrer Rettung angereist zu sein scheint. Neben Ino sind Kiba, Shikamaru, Temari, Neji, Tenten und Lee anwesend und einige andere hochrangige Shinobi. Aber ihre geringe Zahl verrät auch, dass es eine überstürzt zusammengestellte Gruppe ist und sie muss sie nicht zählen um zu wissen, dass die Konoha-nins den Oto-nins in einem geschätzten Verhältnis von 1:3 unterlegen sind. Was ihr angesichts dieser Tatsache überwiegend Sorgen macht ist Narutos Temperament. Denn sie müsste nicht in seiner unmittelbaren Nähe stehen, um das Chakra des Neunschwänzigen bereits drohend in ihm pulsieren zu fühlen. „Wie konntest du es wagen?“ Ihr Blick folgt Narutos zurück über die Mauer hinauf und sie verflucht die Gleichgültigkeit in Sasukes Zügen von der sie weiß, dass sie nicht nur ihr zu tief unter die Haut geht. „Ich weiß, es fällt dir schwer das zu verstehen, Naruto, aber manches ist einfach nichts Persönliches.“ Obwohl er zwei Meter vor ihr steht, hört sie das ungesunde Krachen seiner Zähne, als ihr langjähriger Teamkamerad seine Kiefer zu hart aufeinander beißt. „Warum hörst du nicht auf dich in deinem Schloss zu verstecken, Prinzessin, kommst hier runter und wir klären das von Mann zu Mann.“ Ein Grinsen, das nichts von seiner sonstigen Fröhlichkeit kennt, verzerrt Narutos Gesichtszüge. „Oder bist du schon gänzlich zu einer feigen Schlange mutiert?“ Sie verflucht Sasukes Ego ein weiteres Mal, schon Sekunden bevor dieser über die Mauer springt, weil sie längst weiß, dass er eine derartige Provokation niemals unerwidert lassen wird. Inos Arme sind immer noch um sie geschlungen, aber sie setzt trotzdem an einen Schritt nach vorne zu machen. Wenn sie jetzt nicht zwischen sie tritt, wird sie einmal mehr dazu verdammt sein, von der Seitenlinie her zuzusehen, wie die beiden sich die Köpfe einrennen. Doch ihre frühere Teamkameraden geben ihr nicht die Möglichkeit dazu, zu versuchen zwischen ihnen zu vermitteln. Sie gehen aufeinander los, ohne noch ein Wort miteinander zu wechseln. Beide mit einem Katana in der Hand und wenn sie dabei bleiben würden, könnte sie sich auch besser auf Inos Fragen konzentrieren. Ein vorsichtiger Blick über ihre Schulter versichert ihr, dass die Oto-nins für den Moment an Ort und Stelle verweilen, wie es offensichtlich ihr Befehl ist. Aber sie stecken auch nur deshalb in diesem Schlamassel, weil nicht jeder von ihnen gedenkt, Sasuke kompromisslos Folge zu leisten. „Sakura, verdammt, sag mir ob du irgendwo verletzt bist!“ Inos Hartnäckigkeit zieht ihre Aufmerksamkeit zwangsweise zurück auf ihre beste Freundin und die schlecht verborgene Besorgnis in ihren blauen Augen legt noch eine Schippe mehr auf ihr schlechtes Gewissen. „Nein, es geht mir gut.“ Das Blut, das in ihrer geballten Faust verborgen ihre Finger gegen ihre Handfläche klebt, straft sie eine Lügnerin, aber das ist noch die vergleichsweise harmloseste Sünde, der sie sich heute schuldig macht. Statt an Ino, wendet sie sich an Neji, der zu ihrer Linken steht und mit seinen Byakugan als einziger verfolgen kann, was in diesem Moment zwischen Naruto und Sasuke vor sich geht, als eine Rauchwolke all den Normalsehenden für einen Moment die Sicht nimmt. Die beiden haben sich mittlerweile so weit von ihnen entfernt, dass sie selbst sie auch so kaum noch sehen kann. „Was machen wir?“, will sie leise von dem Hyuuga wissen. „Hoffen, dass Naruto uns dieses Problem ein für allemal vom Hals schafft.“ Sie beißt ihre eigenen Kiefer aufeinander, um ihre Unzufriedenheit über Nejis Gleichgültigkeit zu verbergen, aber sie hat auch nichts anderes erwartet. Ihre Aufmerksamkeit wandert über die anderen Konoha-nins, deren Aufmerksamkeit geschlossen dem Kampfgeschehen der ehemaligen Teamkameraden zugerichtet ist, bevor sie einen weiteren Blick zurück zu den Oto-nins wagt. Trotz ihrer Vorsicht fängt Yamamoto ihren Blick auf und sein verschwörerisches Zwinkern erinnert sie an ein verdrängtes Problem. Ein paar hundert Meter von den gegenüberliegenden Fronten entfernt, kreuzen sich Narutos und Sasukes Klingen ein weiteres Mal in ihrer Auseinandersetzung. Über ihre verharkten Schwerter hinweg, mustert Naruto die Gesichtszüge des Mannes, der sein erster Teamkamerad war. „Das hast du also aus deinem Leben gemacht. Ich bin beeindruckt.“ Sasukes Mundwinkel verzieht sich auf vertraut herablassende Art. „Wir können uns nicht alle einen Heiligenschein aufsetzen.“ Er stößt Naruto zurück, aber dieser setzt mit Leichtigkeit zwei Meter weiter hinten wieder auf den Boden auf. „Nein, du wirst lieber der nächste Orochimaru.“ Er steckt sein Katana zurück in seinen Gürtel und formt stattdessen schnelle Fingerzeichen. „Sie wollte ihn heiraten.“ Das vertraute Gefühl seines eigenen Chakras konzentriert sich zwischen seinen Händen, bevor er erneut auf Sasuke zustürmt. „Das vergibt sie dir nie.“ Sasuke weicht seinem Angriff geschickt aus und statt ihn zu treffen, reißt sein Jutsu ein weiteres Loch in den Boden neben ihn. Noch bevor sich der aufgewirbelte Staub lichtet, muss er selbst Sasukes nächstem Manöver ausweichen. „Denkst du nicht, du verwechselst da was?“ Der Blondschopf schnaubt verächtlich. „Bestimmt nicht.“ Doch im nächsten Moment duckt er sich fluchend, als Sasuke schlagartig hinter ihm auftaucht und ihn beinahe aus dem Hinterhalt trifft. Wut, die er selten so gefühlt hat, pulsiert durch seine Adern und macht ihn zum Lügner. Nach den letzten drei Wochen weiß er selbst nicht, wie er unter diesen Umständen auch nur einen Funken Vergebung aufbringen soll. Als das explosive Aufeinandertreffen der personalisierten Techniken ihrer Teamkameraden den Boden unter ihnen erschüttert und auch Inos Aufmerksamkeit damit endlich für einen Moment von ihr nimmt, öffnet Sakura verborgen ihre Handfläche und erkennt in der Mitte ihres Blutes, die Schwärze, die die kleinen Schnitte verfärbt, die sie sich zugezogen hat. Ihre freie Hand ruckt augenblicklich zu der Kette, die sie um den Hals trägt, als sie erkennt, was Yamamoto ihr gegeben ist. Das zweite Schmuckstück, das sie neben ihrem Verlobungsring immer an der Kette um ihren Hals getragen hat. Die Erkenntnis, dass sie sich dank der List des Medic-nin selbst vergiftet hat, entlockt ihr ein zynisches Schmunzeln. Die Ärztin in ihr beleuchtet das Ganze wesentlich gemäßigter und klinischer und rechnet zurück, dass es noch keine zwanzig Minuten her ist, seit das Gift in ihre Blutbahn gelangt ist und sie daher mindestens zehn weitere Minuten hat, bevor die ersten Symptome einsetzen werden. Spätestens sobald ihre Muskeln anfangen zu krampfen, wird auch der Hyuuga an ihrer Seite erkennen, was sie sich eingebrockt hat. Ihre Gedanken rasen, aber sie findet weder einen optimalen Ausweg noch eine wirklich überzeugende Erklärung dafür, warum Yamamoto ihr den Anhänger zurückgegeben hat, nachdem er offensichtlich erkannt hat, was sich darin verborgen hat. Mit dem ziehenden Gefühl drohender Kopfschmerzen zwischen den Schläfen, wendet sie mit einem Seufzen ihrer besten Freundin zu. „Ino-“ Aber bevor sie beichten kann, dass sie doch nicht ganz unverletzt ist, kehrt das Kampfgeschehen zurück zu ihnen und reißt sie beinahe vom Boden, als sich die Erde wenige Meter vor ihnen in einen Krater verwandelt. Als sich der Staub lichtet, entflieht ihren Lippen ein Keuchen, bevor sie die Hand heben kann, um das verräterische Geräusch zu unterdrücken. Eine Platzwurde an seiner Schläfe treibt blutige Spuren über Narutos Gesicht und Sasukes rechte Hand ist so blutverschmiert, dass es unmöglich zu erkennen ist, ob es Narutos Blut ist oder ob er selbst verletzt ist. Es ist bei beiden bei weitem nicht die einzige Verletzung und ihre Augen fahren in einer hektischen Bestandsaufnahme über ihre Körper, die ihr offenbart, dass sie einander in der kurzen Zeit schon wesentlich mehr angetan haben, als sie befürchtet hat. Ihre Schritte tragen sie schon nach vorne, bevor sie sich bewusst dazu entschieden hat. „Sakura!“ Sie hört Ino nach sich rufen und sie vernimmt noch die Warnung ihres eigenen Verstandes, dass diese Entscheidung ihre nächste große Dummheit ist. Doch als ihre Zehenspitzen den Rand des Kraters berühren, verkrampft sich der Muskel in ihrem rechten Oberschenkel so schlagartig, dass sie haltlos nach vorne fällt. Ihr Körper schlägt auf dem staubigen Boden auf, dessen Steigung sie gnadenlos nach unten rollt, während auch die Muskeln in ihren Armen sich weigern ihren eiligen Befehlen zu gehorchen. Es sind nicht ihre Hände, die ihren Sturz schließlich abbremsen. Dunkle Augen begegnen ihren und ihre Lippen bewegen sich mühsam. „Sasuke-“ Doch ihre Muskeln sind bereits zu schwach, um es ihr noch zu ermöglichen weiterzusprechen und sie erkennt verärgert, dass das Gift schneller wirkt, als sie erwartet hat. Sie sieht wie seine Augen über ihren Körper fahren und schnell ihre blutverschmierte Handfläche finden und die darin vermischte Schwärze verrät auch einem medizinischen Laien schnell, was sie ihre Muskelkontrolle kostet. Sein Blick verdunkelt sich auf vertraut drohende Art, als er zurück zu ihr sieht. „Was hast du gemacht?!“ Selbst wenn sie körperlich in der Lage wäre ihm zu antworten, bliebe ihr dazu keine Zeit, als Naruto und Ino im selben Moment ihre Seite erreichen. Naruto reißt sie förmlich aus Sasukes Armen. „Nimm gefälligst die Hände von ihr!“ Aber wenn ihr eigener Körper sie schon im Stich lässt, kann sie sich wenigstens auf ihre beste Freundin verlassen, um ihre Teamkameraden an ihrer Stelle in ihre Schranken zu weisen. „Wie wäre es, wenn ihr beiden Idioten euren dämlichen Stolz mal für einen Moment hinten anstellt und mich nachsehen lässt, was mit ihr ist?! Oder hat einer von euch Helden mittlerweile auch eine medizinische Ausbildung gemacht?“ Narutos Arme stabilisieren ihren schwachen Körper weiterhin, aber er lehnt sich zurück, um Ino mehr Platz zu schaffen. Inos Blick begegnet ihrem mit einem Vorwurf, den sie erwartet hat. „So sieht es also aus, wenn dir nichts fehlt, huh?“ Überraschend für alle Anwesenden ist es Sasukes Stimme, die sich über die Konoha-nins erhebt. „Es ist ihre linke Hand.“ Inos Blick folgt seinen Worten und sie ergreift Sakuras Hand, um die Verletzung genauer zu untersuchen. Die offensichtlichen Anzeichen lassen sie schnelle Schriftzeichen formen und das medizinische Jutsu wandelt ihre Vermutung schnell in eine Diagnose um. Sie fasst sie mit einem Fluch in Worte. „Sie wurde vergiftet.“ „Was hast du gemacht?!“ Das Echo der Worte, die sie vorhin schon von ihrem anderen Teamkameraden gehört hat, lassen Sakura zu Naruto sehen, doch dessen Blick liegt auf Sasuke. Der herablassende Zug um die Mundwinkel des Uchiha würde sie wohl zu einem Augenrollen veranlassen, wenn sie dafür noch die Energie übrig hätte. „Was, glaubst du, ich schicke sie vergiftet zurück zu dir, damit du ihr beim Sterben zusehen kannst?“ Sie weiß nicht, ob es die ungewöhnliche lange Aneinanderreihung von Worten ist, die Naruto inne halten lässt oder seine eigenen Emotionen. Es ist Ino, die erneut zwischen das Blickduell der beiden Männer fährt. „Wir können ihr gleich alle beim Sterben zusehen, wenn ihr euch nicht endlich bewegt!“ Naruto nickt steif und seine Arme schließen sich vorsichtig um den Körper seiner Teamkameradin. Ein kräftiger Sprung trägt sie beide aus dem künstlichen Krater und er legt sie vorsichtig auf das Gras vor die anderen Konoha-nin, die sich augenblicklich um sie scharren. Ino fällt neben ihr auf die Knie und beugt sich erneut zu Sakura herab, leise Wörter murmelnd und Fingerzeichen formend. Sasukes Anwesenheit unter den Konoha-nins bleibt dennoch nicht unbemerkt und es ist Neji, der zuerst drohend an den Uchiha herantritt. „Kriech zurück zu deinen Leuten, Uchiha! Ansonsten beende ich nur zu gerne, was Naruto angefangen hat.“ Blutiges Rot richtet sich in drohender Warnung auf ihn. „Geh mir aus dem Weg, Hyuuga!“ Es ist ein leises, schmerzerfülltes Keuchen, gefolgt von Inos Fluch, das die Aufmerksamkeit beider Männer auf Sakuras krampfenden Körper verlagert. „Ino?“ Narutos besorgter Tonfall veranlasst die Medic-nin zu einer knappen Erklärung. „Was auch immer es ist, es erschwert ihr bereits ihre Atmung.“ Sasukes Blick wandert über seine Schulter hinauf zu der Mauer, wo die Oto-nin immer noch in Angriffsstellung lauernd auf seinen nächsten Befehl warten. Aber seine nonverbale Aufforderung richtet sich nur auf einen von ihnen. Yamamoto leistet seinem wortlosen Befehl augenblicklich Folge und setzt nur Sekunden später neben den Konoha-nin auf den Boden auf. „Ich kann ihr helfen-“ Aber Narutos Stimme unterbricht ihn schneidend. „Du wirst sie nicht anrühren!“ Seine Augen wandern selten ausdruckslos zu seinem ehemaligen Teamkameraden. „Keiner von euch.“ Den Blick glühend rot, macht Sasuke drohend einen Schritt auf ihn zu. „Willst du sie lieber sterben lassen?“ Narutos Blick wandert zu Ino und diese sieht im selben Moment zu ihm auf. „Wir müssen sie so schnell wie möglich in ein Krankenhaus bringen.“ Nickend, tritt er rasche Schritte zurück und formt bereits vertraute Fingerzeichen, während er sich genügend Platz schafft, um seinen vertrauten Geist herbeizurufen. Gamabuntas Blick fährt aufmerksam auf die Menschenversammlung vor ihm, bevor sich seine Augen auf seinen Bündnispartner fixieren. „Hast du mich gerufen, um zu kämpfen?“ „Ich habe dich gerufen, damit du uns hier wegbringst. Und zwar schnell!“ Naruto hebt Sakura vorsichtig auf seine Arme, aber sein Blick findet noch einmal seinen ehemaligen Teamkameraden. „Hier gibt es zu viele Kriechtiere.“ Neji wechselt einen Blick mit Shikamaru und verkündet auf dessen Nicken hin, die Anweisung an die anderen Konoha-nin. „Wir ziehen uns zurück!“ Dann richten sich seine markant hellen Augen ein letztes Mal warnend auf Sasuke. „Sollte uns auch nur einer deiner Männer folgen, werden wir das als Kriegserklärung verstehen.“ . . . Kapitel 14: konstitutiv ----------------------- Naruto springt mit Sakura auf den Armen auf Gamabuntas Kopf, dicht gefolgt von Ino. Auch die anderen Konoha-nin bewegen sich auf Nejis und Shikamarus Befehl hin. Sasukes Blick folgt seinen ehemaligen Teamkameraden, die Augen immer noch blutrot verfärbt, aber Yamamoto tritt in sein Sichtfeld und damit strategisch zwischen ihn und die gigantische Kröte. „Du musst sie gehen lassen.“ Die Stimme gesenkt, bewegt er die Lippen kaum, als er seinen Vorgesetzten anspricht. „Ansonsten war all das hier umsonst.“ Er glaubt keine Sekunde lang, dass es seine Worte sind, die den Uchiha an Ort und Stelle halten. Sein Kalkül und seine Beherrschtheit treffen zweifellos die besonnene Entscheidung, seine früheren Landsleute nicht zu verfolgen und sich stattdessen an die Oto-nin zu wenden und barsche Befehle zu brüllen, die jeden herausfordern, es zu wagen sich seiner Autorität zu wiedersetzen. • Sobald sie allein sind, findet sich Yamamoto wenig überraschend mit einer Hand um den Hals gegen die Wand gedrängt und dem drohend roten Blick seines Vorgesetzten ausgesetzt wieder. „Du hast sie vergiftet?!“ „Nein.“ „Yamamoto-“ Die deutliche Warnung in der Stimme des Uchiha, beunruhigt den Medic-nin dennoch nicht. „Ich habe ihr einen Anhänger zurückgegeben, den sie an einer Kette um den Hals getragen hat, als sie hierher kam, das ist alles.“ Seine Erklärung führt immerhin dazu, dass das glühende Rot in Sasukes Augen erlischt. „Du wusstest also, was es war.“ „Tsunade wird problemlos in der Lage sein sie zu behandeln. Außerdem habe ich das Gegenmittel in ihren Rucksack geschoben.“ So schnell blitzt sein Bluterbe wieder in Sasukes dunklen Augen auf. „Und das sagst du erst jetzt?!“ Doch der treue Medic-nin fürchtet den Zorn seines Vorgesetzten nicht so, wie er sollte. „Sie hatten einen Hyuuga bei sich, der wird es schon finden.“ „Du hättest dich da raushalten sollen!“ Yamamoto spart sich den Kommentar, dass er noch nie getan hat, was gut für ihn ist, in dem Wissen, dass selbst er es sich nicht leisten kann die Geduld des Uchiha zu sehr überzustrapazieren. Aber gegen besseres Wissen bringt er seine Meinung dennoch zum Ausdruck. „Ich weiß, du stehst nicht drauf zu zeigen, dass deine Absichten nicht so übel sind, wie jeder denkt, aber ich dachte, ich erspare es dir trotzdem einen der wenigen Menschen, die dir etwas bedeuten, noch ein wenig weiter zu verletzen und auf die Schnelle ist mir kein ausgeklügelterer Plan eingefallen.“ Mit dem erneuten Erlöschen der Sharingan, entstammt der nächste Vorwurf pechschwarzen Augen. „Als hättest du darüber nicht schon seit Tagen nachgedacht.“ Der Medic-nin leugnet die Anschuldigung nicht. „Vielleicht hättest du ausführlicher darüber nachdenken sollen, was passiert, wenn Konoha mit einer Armee vor unseren Toren auftaucht, um den geliebten Schützling der Hokage zu befreien.“ Sasuke sieht fluchend zur Seite. „Ich wollte sie nie hier haben.“ „Ja, ich habe gesehen, wie viel es dir ausgemacht hat, sie in den letzten Wochen hierzuhaben.“ Seine Worte bescheren ihm als einzige Reaktion ein verächtliches Schnaufen und er weiß dank dieser Aktion und der Tatsache, dass er noch am Leben ist, sind sie im Buch des Uchihas wohl quitt. „Jetzt, da sie weg ist, erlaubst du mir deine Verletzungen zu behandeln oder blutest du lieber noch ein bisschen weiter?“ Die dreiste Frage beschert ihm einen weiteren mörderischen Blick, aber zu seiner Überraschung schält sich Sasuke tatsächlich aus seinem zerschnittenen Hemd. Yamamotos Augen machen eine rasche Bestandsaufnahme des Schadens, den die Auseinandersetzung mit dem Uzumaki hinterlassen hat, bevor er sein erstes Heiljutsu formiert. „Du hast nicht mehr viel Zeit.“ Als Sasuke erwartungsgemäß stumm bleibt, führt er seine Warnung ungefragt weiter aus. „Es gibt nicht viele, die nachvollziehen können, warum du keinen Angriff auf die Konoha-nins befohlen hast, obwohl wir ihnen so klar überlegen waren.“ „Dann sag mir, dass wir endlich alles haben, was wir brauchen.“ . . . Zu ihrer großen Freude wacht sie zu dem vertrauten sterilen Geruch des Krankenhauses wieder auf. Als sich ihre Augen blinzelnd an das grelle Licht gewöhnen, offenbart ihr Blick die vertraute Einrichtung eines privaten Krankenzimmers in der Einrichtung, in der sie ihre zweite Ausbildung und seither unzählige Schichten verbracht hat. Neben der weißen Möblierung besiedeln die vertrauten Gestalten ihrer Hokage und ihres Teamkameraden den Raum. „Sakura.“ Sie lässt es sich gefallen, dass Tsunade ihren Puls überprüft, bevor sie das Verhör einläutet. „Weißt du, wie du hierhergekommen bist?“ „Ich nehme an, jemand hat mich aus Oto zurückgetragen.“ Sie begegnet Narutos Blick und ringt sich ein beruhigendes Lächeln ab. „Danke dafür übrigens.“ Sie sieht die überwältigenden Emotionen in seinen vertrauten blauen Augen, bevor er sich vorbeugt und sie liebevoll auf die Stirn küsst, statt ihr zu antworten. Tsunade gewährt ihnen den kurzen Moment der Wiedersehensfreude, aber Sakura spürt gleichzeitig die Ungeduld im Blick ihrer Lehrmeisterin. „Naruto, lass uns allein!“ Der Blondschopf nickt selten gehorsam und als er sich aufrichtet, sieht sie die verborgene Erschöpfung in seiner Haltung, die in diesem Ausmaß nicht nur von seiner Auseinandersetzung mit Sasuke kommen kann. Sie folgt ihm mit ihrem Blick aus dem Raum, bevor sich die Tür hinter ihm schließt und schluckt ein weiteres Mal vergeblich an ihren Schuldgefühlen. „Er hat in den letzten Wochen einiges wegen mir durchgemacht, oder?“ Ihre frühere Lehrmeisterin reibt sich über die Stirn und erlaubt sich für diesen kurzen Moment so müde auszusehen, wie sie sich fühlt. „Wir haben in den letzten Wochen alle einiges mitgemacht.“ Doch dann strafft sich ihre Haltung und Sakura versucht sich mit einem stummen Seufzen für das Verhör zu wappnen, das ihr bevorsteht. „Und du weißt, dass ich im Detail erfahren muss, was du in den letzten Wochen mitgemacht hast.“ Sie nickt steif, aber in ihrem Kopf flammen gleichzeitig jene Details der letzten Wochen auf, die sie um jeden Preis totschweigen sollte. Doch der erste Punkt auf Tsunades Liste ist nicht der, den sie erwartet hat, obwohl das nur eine weitere Dummheit ihrerseits ist. „Tetrodotoxin.“ Der Vorwurf liegt klar in den Augen der Sanin. „Zufällig das Gift, das ich dir zum Abschluss deiner Medic-nin Prüfung in einer Kette verborgen geschenkt habe.“ Tsunades Blick wandert überflüssigerweise zu ihrem Hals, wo nur noch ihr Verlobungsring an einer Kette hängt. „Ein Anhänger, den du jetzt nicht mehr trägst.“ Sie erwägt für einen Moment zu versuchen Tsunade zu erklären, dass es nur ein dämlicher Unfall war, dass sie sich praktisch selbst vergiftet hat, aber wenn ihre Rollen vertauscht wären, würde sie sich selbst nicht glauben. Außerdem wäre es vermutlich wenig hilfreich im Bezug darauf anzufügen, dass sie theoretisch ein Oto-nin vergiftet hat. Dann bleibt da noch die Tatsache, dass sie es wahrscheinlich auch selbst getan hätte, wenn sie Yamamotos Plan früher durchschaut hätte und sie ihm unterm Strich dankbar für diesen kreativen Ausweg ist. „Es hat schneller gewirkt, als ich erwartet habe.“ Sie weiß, das klingt lächerlich angesichts ihres hohen Ranges als Medic-nin, aber es ist nicht so, dass sie lange darüber nachgedacht hat oder mit einer Stoppuhr verfolgt hat, wie lange das Gift bereits durch ihren Körper pulsiert ist. „Es war hochkonzentriert, dafür gedacht in weniger als einer halben Stunde tödlich zu sein. Deshalb habe ich dir auch gesagt, dass es nur in einer zweifellos auswegslosen Situation anzuwenden ist. Nicht dafür, deine beiden Teamkameraden aus Genin-Zeiten von einem Kampf abzuhalten.“ Es ist ein wenig subtiler Vorwurf, aber das ist einer lautstarken Tirade immer noch vorzuziehen und sie weiß, dass ihr diese nur erspart bleibt, weil auch ihre frühere Sensei drei Wochen lang um ihr Leben gefürchtet hat. Deshalb sind ihre nächsten Worte auch zutiefst ehrlich. „Es tut mir leid, dass ihr euch meinetwegen solche Sorgen gemacht habt.“ Immer noch sichtlich aufgebracht, entflieht der Hokage ein wenig vornehmes Schnauben. „Du kannst froh sein, dass Ino und Neji das Gegengift rechtzeitig in deinem Rucksack entdeckt haben. Ansonsten hättest du deine Rückkehr nach Konoha nicht mehr erlebt.“ Sorgfältig darauf bemüht keine Miene zu verziehen, beschäftigt sie sich mit dem Gedanken wie Yamamoto das Gegengift in ihren Rucksack bekommen hat. Scheinbar steht sie ein zweites Mal in seiner Schuld. Ihr uncharakteristisches Schweigen entlockt Tsunade ein hörbares Seufzen, aber ihre nächsten Worte lassen Sakura wünschen, sie hätte sie stattdessen für ihre Verfehlungen angeschrien. „Es tut mir sehr leid, dass du ihn verloren hast.“ Die erste Erwähnung Akais kommt nicht unerwartet, aber dennoch mit dem vertraut gewordenen Schmerz, der sie stockend Luft holen lässt und ihre vom Gift geschundenen Muskeln protestieren brennend gegen die abrupte Bewegung. Sie belässt es bei einem steifen Nicken und Tsunade erweist ihr den Gefallen dazu nichts weiter zu erwidern. „Du wirst die Auswirkungen des Giftes noch ein paar Tage spüren, aber das Gegengift tut seinen Zweck. Ich würde dich noch eine Nacht hierbehalten, aber eigentlich habe ich nicht vor die Schwestern unnötig zu bestrafen. Sie hatten schon genug damit zu tun, Naruto zusammen zu flicken, während ich mit dir beschäftigt war.“ Der nächste Seitenhieb darauf, dass sie sich angeblich selbst vergiftet hat, zieht ein leichtes Schmunzeln auf ihre Lippen. „Bist du dir sicher, dass du es nicht lieber doch hinter dich bringen und mich anschreien willst? Erfahrungsgemäß geht es dir danach besser und ich bin es ja gewohnt.“ Aber statt auf die neckende Spitze einzugehen, fährt Tsunade im Protokoll fort. „Ich brauche deine Aussage, um die Anklage gegen ihn zu vervollständigen.“ Die ernste Richtung des Gesprächs lässt sie unbehaglich schlucken, obwohl sie natürlich gewusst hat, dass ihr diese besondere Form eines Missionsberichts abverlangt werden wird. Gleichzeitig heißt das nicht, dass sie deswegen auch nur annähernd darauf vorbereitet ist. „Aber wir können morgen darüber reden, wenn du das bevorzugst.“ Es ist ein weiteres Gnadenangebot, das sie nicht verdient, deshalb schüttelt sie ablehnend den Kopf, obwohl ihr Herz unruhig in ihrem Brustkorb klopft und ihr Verstand appelliert, dass es vielleicht doch besser wäre, dieses Gespräch möglichst lange hinauszuzögern. Aber Tsunade beginnt bereits ihre Liste abzuhaken. „Wie bist du in Oto gelandet?“ „Wir sind auf dem Rückweg einer Gruppe Oto-nin begegnet und sie haben uns angegriffen…“ Bei all ihrem Training, trotz ihrer langjährigen Ausbildung und ihren enormen Fortschritten darin, endlich ihre Gefühle zu kaschieren, bringt sie es dennoch nicht über sich die Details von Akais Tod wiederzugeben. „Dabei ist Akai verletzt worden.“ Sie kann nur nicken. „Ich habe den letzten von ihnen niedergestreckt, aber ich…“ Sie schluckt hart an dem unangenehmen Kloß in ihrem Hals, der nach ihrem eigenen Versagen schmeckt. „Ich konnte ihn nicht retten.“ „Was ist danach passiert?“ Sie ist dankbar, dass ihr die Frage nach mehr Details in diesem Moment erspart bleibt. „Eine zweite Gruppe kam dazu.“ „Und sie haben dich mit nach Oto genommen?“ „Ja.“ „Sah es so aus, als sei das das Ziel gewesen?“ „Nein. Die erste Gruppe schien mich nicht zu erkennen und der Anführer der zweiten wirkte beinahe ungehalten darüber, dass die anderen Männer uns angegriffen haben. Und Sasuke war alles andere als erfreut, als man mich in sein Reich getragen hat.“ Es ist wirklich lächerlich, dass ihr Atem kaum hörbar stockt, als sie seinen Namen ausspricht, aber Tsunade ignoriert die Abweichung in ihrer Stimmlage und setzt ihre Fragen fort. „Warst du verletzt?“ Sie gibt ihre eigene Diagnose knapp und neutral wieder, aber die Tatsache, dass sie sterbend nach Oto gebracht wurde, entlockt der Hokage einen wenig standesgemäßen Fluch. „Einer seiner Medic-nin hat mir die Milz entfernt, bevor ich an der Verletzung verblutet bin.“ Diese Offenbarung lässt die Sanin unzufrieden die Stirn runzeln und sie schiebt Sakura zielgerichtet das Oberteil nach oben zu der Narbe, die sie bei ihrer vorherigen gründlichen Untersuchung zwar gesehen, aber ohne diese Details für eine Kampfverletzung gehalten hat. Sakura wartet, während Tsunade ihr Chakra aktiviert, obwohl sie bereits weiß, was die Hokage finden wird. „Es sieht nach sauberer, präziser Arbeit aus“, lautet schließlich das Urteil der Godaime, wenn sie es auch sichtlich widerwillig fällt. „Und dann?“ „Bin ich zwei Tage später in Sasukes Räumlichkeiten wieder aufgewacht und er hat mir eröffnet, dass er nicht gedenkt mich gehen zu lassen.“ „Warum?“ „Ich weiß es nicht.“ Das Schnauben, das sie erwartet hat, lässt sie dieses Mal ihre Ehrlichkeit beteuern. „Tsunade, ich schwöre es. Seine Beweggründe ergründen zu wollen, war ein deprimierendes und hoffnungsloses Unterfangen. Meine wahrscheinlichste Hypothese ist, dass er noch etwas zu erledigen hatte und nicht wollte, dass wir ihm dazwischen funken. Mich gehen zu lassen, hätte bedeutet seine Herrschaft über Oto aufzudecken.“ Die Hokage wägt ihre Aussage für einen Moment ab. „Und du weißt nicht, warum er nach Oto zurückgekehrt ist?“ Damit wären sie dann an dem Punkt, an dem sie vor der Entscheidung steht, wen sie verraten soll. Es sollte keine so schwierige Entscheidung sein. „Ich weiß nur, dass er scheinbar nach Orochimarus medizinischen Notizen sucht.“ „Zu welchem Zweck?“ „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“ Mit ihrer nächsten Frage geht Tsunade zu einer Checkliste über, die Sakura bisher nur vom Papier her kennt und es wäre ihr lieber gewesen es dabei zu belassen. „Hat er dich geschlagen?“ „Nein.“ „Hat er dich foltern lassen?“ „Nein.“ „Hat er sonst auf irgendeine Art versucht an Informationen über Konoha heranzukommen?“ „Nein.“ „Hat er sich dir aufgezwungen?“ Sie weiß, dass diese Frage in der Liste vorkommt, aber trotzdem- „Nein.“ Sie ist sich sicher, dass ihre Antwort dennoch ohne Zögern erfolgt ist und ebenso tonlos, wie die anderen, aber irgendetwas in ihrer Körpersprache muss sie dennoch verraten haben, denn Tsunades Blick richtet sich mit einer Unzufriedenheit auf sie, die sie seit ihrem ersten groben Fehler in den Anfängen ihrer Ausbildung nicht mehr so auf sich bezogen gesehen hat. „Lass mich die Frage umformulieren: Hast du mit ihm geschlafen?“ Sie hört Sasukes Worte in ihrem Kopf und Stunden später begreift sie endlich, was er ihr sagen wollte. Sag ihnen, dass ich dich eingesperrt habe und belass es dabei. Dieses Mal sollte sie lügen, das weiß sie. Aber die Antwort steckt ohnehin schon in ihrem Innehalten. „Ja.“ Gewitterwolken sind nicht so dunkel wie der Gesichtsausdruck der Hokage in diesem Moment. „Er hat einen Konoha-nin entführt und ein anderer wurde von seinen Leuten ermordet. Von seinen anderen zahlreichen Verbrechen, darunter nicht zu vergessen Hochverrat an diesem Land, einmal abgesehen, bringt ihm allein das schon die Todesstrafe ein.“ Sie hält den Blick ihrer früheren Sensei ohne zurückzuweichen. „Du musst mich nicht daran erinnern, was er getan hat.“ Die Erinnerung an Akais leeren Gesichtsausdruck, als sein Herzschlag unter ihren Fingern erloschen ist, zuckt ein weiteres durch ihren Kopf und lässt sie die Augen schließen, als könnte das die Erinnerung verdrängen. „Glaub mir, ich habe nichts davon vergessen.“ Tsunades Stimme ist selten unbarmherzig, als sie ihr Urteil verkündet. „Dann sollte dir klar sein, dass nichts Sasuke Uchiha vor einer Hinrichtung bewahren kann, sollten wir oder einer unserer Verbündeten ihn gefangen nehmen. Und dieses Mal werden wir nach ihm suchen.“ Sie erwidert den Blick ihrer ehemaligen Lehrmeisterin, um zu beweisen, dass sie in diesem Moment nichts weiter vor ihr verbirgt. „Ich weiß.“ Doch als sich die Hokage mit einem knappen Nicken erhebt, ziehen sich skeptische Falten in Sakuras Stirn. „Und jetzt?“ „Jetzt kannst du zu Naruto gehen, damit er dich nach Hause bringen kann.“ Sie hat viel auf ihr Geständnis erwartet, aber nicht, dass es ohne Konsequenzen bleiben würde. „Aber-“ Doch Tsunade unterbricht sie rigoros. „Ob du ihn dafür hasst oder nicht, du warst seine Gefangene, Sakura. Nichts von dem, was in dieser Zeit passiert ist, war deine Schuld.“ Ihr Stirnrunzeln vertieft sich unzufrieden angesichts der Zusammenfassung, die nur eine förmlichere Umschreibung dafür ist, dass sie in diesem Szenario das augenscheinliche Opfer ist. „So einfach ist es nicht.“ „Auf dem Papier ist es das.“ Das beschwichtigt sie keinesfalls. „Du vermerkst besser nicht in meiner Akte, dass ich ein Trauma habe!“ „Tust du?“ „Nein.“ Ihre zwiespältigen Gefühle ihrem ehemaligen Teamkameraden gegenüber waren schon lange bevor er sie gefangen gehalten hat ein Problem. Tsunade erhebt sich mit einem Nicken, das verkündet, dass dieses Gespräch damit für den Moment beendet ist. „Dann steht es dir jetzt frei zu gehen.“ Auf ihrem Weg zur Tür, fügt sie jedoch noch hinzu: „Du bist für die nächsten Wochen vom offiziellen Dienst beurlaubt.“. Obwohl sie auch diese Maßnahme erwartet hat, bedenkt Sakura die Anweisung dennoch mit einem hörbar genervten Seufzen. „Wie lange?“ „Bis ich beschließe, dass du wiedereinsatzfähig bist.“ Tsunade und Naruto geben sich die Klinke in die Hand und sobald der Blick ihres besten Freundes auf sie fällt, treten lang verdrängte Tränen in ihre Augen. Bis er mit schnellen Schritten den Raum durchquert und die Arme um sie schlingt, fallen bereits die ersten verräterischen Tropfen über ihre Wangen. Er zieht sie in eine feste Umarmung und sie verbirgt ihr Gesicht an seiner Schulter, während sie versucht ihre Beherrschung zurückzugewinnen. „Es tut mir so leid!“ Sie hat so viel zu bereuen, sie wüsste nicht einmal wo sie mit einer detaillierten Entschuldigung anfangen soll. Aber Naruto schüttelt den Kopf und küsst sie mit brüderlicher Zärtlichkeit auf den hellen Haarschopf. „Alles was zählt ist, dass ich dich wieder habe.“ • Die Strapazen der letzten Wochen waren generell erschöpfend, aber die Zugabe einer Vergiftung und ihrer Konsequenzen bedingen, dass sie so müde ist, dass sogar Laufen einen unnötigen Kraftaufwand erfordert, als sie und Naruto schließlich das Krankenhaus verlassen. Deshalb hat sie tatsächlich im ersten Moment protestiert, als Naruto auf dem Weg zu ihrer Wohnung einen Abstecher machen wollte. Doch er musste nicht lange darauf bestehen, bevor sie nachgegeben hat. Ihr schlechtes Gewissen ist so groß, dass es nichts gibt, was sie ihm im Moment abschlagen würde und wenn sie durch die Straßen ihres Heimatdorfes kriechen müsste, um dorthin zu gelangen. Als ihr bester Freund jedoch die Tore des Friedhofs anstrebt, befürchtet sie einen Moment lang, dass er von der Auseinandersetzung mit Sasuke eine schwerwiegende Gehirnerschütterung mitgenommen hat. „Was sollen wir hier?“ Statt ihr zu antworten, ergreift er ihre Hand und zieht sie den Weg entlang, tiefer in die Gedenkstätte hinein, bis er vor einem Grabstein zum Stehen kommt. Trotz des schwindenden Tageslicht ist der Name auf dem Stein noch unschwer zu entziffern und ihr Atem stockt hart in ihrem Brustkorb. Sie sinkt haltlos auf die Knie, als sie erkennt, warum er sie hierher gebracht hat. Unglauben und lang unterdrückter Kummer treiben stumme Tränen über ihre Wangen, während ihre Finger zitternd den eingravierten Namen auf dem simplen Stein nachfahren. Akai Mitsuko Sie weiß nicht, wie lange sie hier sitzt und auf sein Grab starrt, bevor Narutos Stimme leise die Stille bricht. „Er hat verfügt, dass er hier bestattet werden möchte.“ Die Frage nach dem wie liegt ihr brennend auf der Zunge, aber das drückende Gefühl in ihrem Hals lässt sie keine Silbe aussprechen. Doch ihr bester Freund beantwortet die Frage von sich aus. „Hinata und ich haben die Stelle gefunden und sie hat ihn… erkannt.“ Deshalb hat Tsunade ihr also nicht mehr Fragen zu seinem Tod gestellt. Sie hat bereits gewusst, was ihn das Leben gekostet hat. Sie räuspert sich mehrmals, bevor sie heisere Silben über ihre Lippen bringt. „Danke, dass du ihn zurückgebracht hast.“ „Genau genommen war es Neji.“ Sie kann nur nicken und Naruto legt seine Hand tröstend auf ihre Schulter. „Ich warte an den Toren auf dich.“ Leise Schritte tragen ihren besten Freund von ihr weg, aber sie realisiert es kaum. Die Hand noch auf dem Stein, der seinen Namen trägt, senkt sie zitternd den Kopf und sieht zu, wie ihre Tränen von ihren Wimpern auf das frische Gras unter ihren Füßen fallen. Ein erstes Schluchzen zerreißt die Stille, die sie einhüllt und sie drückt ihren Handrücken fest gegen ihre Lippen. „Es tut mir so leid!“ Doch zum ersten Mal seit seinem Verlust, kämpft sie nicht gegen die Auswirkungen ihrer Trauer an. Er verdient ihre Tränen. • Ihre Glieder sind steif und kalt, als das Haus, in dem ihre Wohnung liegt, endlich in ihr Blickfeld rückt. Vor ihrer Wohnungstür angekommen, hält sie jedoch inne, nicht sicher ob sie für die Erinnerungen, die sich hinter der weinroten Tür verbergen, schon bereit ist. Naruto nutzt ihr Zögern, um sein Anliegen noch einmal vorzubringen. „Bist du sicher, dass du heute Nacht nicht doch lieber bei mir bleiben willst?“ Sie dankt ihm sein Angebot mit einem ehrlichen Lächeln, auch wenn es kaum das Unbehagen überdecken kann, das sie bereits ausfüllt. „Ich kann hiervor nicht weglaufen, Naruto.“ Er nickt, obwohl er nicht versteht warum sie darauf beharrt heute Nacht schon in ihre Wohnung zurückzukehren. „Frühstück morgen?“ „Auf jeden Fall.“ Sie schlingt die Arme um ihn und lässt sich für einen Moment von seinem vertrauten Geruch und seiner Wärme trösten, bevor sie zurück auf ihre Fußballen wippt und einen Abschiedsgruß formuliert. Sie wartet ab, bis ihr bester Freund in der Dunkelheit der Nacht verschwindet, bevor sie sich umdreht und ansetzt ihre Haustür aufzusperren. Es ist nicht schwer nachzuvollziehen, dass es Naruto nach den letzten Wochen widerstrebt sie alleine zulassen, aber sie fürchtet, dass sie der Mut verlassen wird, wenn sie das hier zu lange herauszögert. Es braucht bereits einen tiefen, beruhigenden Atemzug, bevor sie es schafft sich dazu zu überwinden die Klinke nach unten zu drücken und ihre Wohnung zu betreten. Die Wohnung, die sie seit sechs Monaten mit Akai geteilt hat. Der erste Schritt über die Schwelle ist bereits wie ein Schlag in den Bauch. Vertraute Gerüche und Erinnerungen treiben bereits erste Tränen über ihre Wangen, bevor die Tür hinter ihr ins Schloss fällt. Aber es ist das Bild auf der Kommode im Flur, das es ihr verbietet auch nur einen Schritt weiterzugehen. Es ist sein fröhlicher Gesichtsausdruck, wie er sie ansieht und die Art wie er einen Arm um ihre Schultern geschlungen hat, während sie selbst in die Kamera lächelt. Verdrängter Schmerz kocht in ihr hoch wie Lava in einem ausbrechenden Vulkan und sie beugt sich keuchend nach vorne. Aber es ist nicht nur Schmerz, der sie überwältigt. Weitere zerstörerische Emotionen wie Zorn und Verachtung mischen sich schnell darunter und vergiften ihre Trauer. Toxische Gefühle richten sich gegen sie selbst und suchen ein Ventil. Es sind Sekunden oder Minuten, bis ihr schließlich der verbleibende Rest ihrer Beherrschung entgleitet. Sie schreit hinaus, was sie zu ersticken droht, als sich Erinnerungen an Sasuke in den Vordergrund schieben, was sich hier, an dem Ort den sie mit Akai geteilt hat, noch mehr wie ein Verrat anfühlt. Getrieben von Emotionen, die sie nicht länger unterdrücken und kontrollieren kann, kollidiert ihre Faust grob mit dem Spiegel, der an der Flurwand zu ihrer Linken hängt. Lautes Klirren bricht die erdrückende Stille um sie herum und mischt sich mit ihrem unregelmäßigen Atem. Die asymmetrischen Scherben am Boden, die ihr Spiegelbild verzerren, sind ebenso merkwürdig befriedigend wie der brennende Schmerz in den blutenden Rissen in ihrem Handrücken. Sie fegt auch alles auf der Kommode zu Boden und sieht zu wie ihre Welt auch wirklich in Scherben zerbricht, während sie in Mitten des Chaos zu Boden sinkt, ohne noch ein Gefühl für die Tränen auf ihren Wangen oder das tropfende Blut an ihren Fingern zu haben. • Jegliches Zeitgefühl verloren, hat sie keine Ahnung wie lange es her ist, dass Naruto sie vor ihrer Wohnung zurückgelassen hat und sie jegliche Kontrolle verloren hat. Aber zweifelsohne gibt sie einen absolut erbärmlichen Eindruck ab und sie sollte Kami-sama wohl danken, dass sie aufgrund der nächtlichen Dunkelheit niemand auf dem Weg zu seiner Wohnung gesehen hat. Denn die Geschwindigkeit in der sich Narutos Gesichtsausdruck besorgt verfärbt, als er seine Wohnungstür öffnet, lässt keinen Zweifel daran wie fertig sie aussieht. Doch sie lässt ihn nicht zu Wort kommen. „Kann ich vielleicht ein paar Tage bei dir bleiben, bis ich eine neue Wohnung gefunden habe?“ Er tritt schon zur Seite, bevor sie ihren Satz beendet hat. „Komm rein.“ • Eine heiße Dusche in Narutos Badezimmer lässt sie emotionslos zurück, aber nach zwei Stunden auf seiner Couch hilft ihr auch das nicht Schlaf zu finden. Sie kapituliert schließlich mit einem Stöhnen und schlägt die Decke aufgebracht zurück. In einem Satz steht sie auf den Beinen und hält sich nicht damit auf ein Licht anzumachen. Nach all den Jahren, die ihr Teamkamerad schon in dieser Wohnung lebt, findet sie sich problemlos darin zurecht. Es ist ein weiterer Beweis für ihren erbärmlichen Zustand, dass Naruto nicht ansatzweise überrascht scheint, als sie in sein Zimmer schleicht und zu ihm unter die Decke schlüpft, wie ein kleines Mädchen, das Schutz vor den Monstern unter ihrem Bett sucht. Seine Arme schlingen sich in einer brüderlichen Umarmung um sie und ihr Herzschlag fängt endlich an sich in den Normalbereich zurück zu bewegen. „Ich habe dir gesagt, du musst nicht auf der Couch schlafen.“ Dass er nicht schläft ist jedoch auch ein untrüglicher Hinweis darauf, dass ihr Kopf nicht der einzige ist, dessen Gedankenkarussell sich unablässig dreht. „Es tut mir leid.“ Seine Arme halten sie ein wenig fester, als würde der bloße Inhalt ihres Gesprächs drohen, sie ihm wieder wegzunehmen. „Es ist nicht deine Schuld, Sakura.“ Es ist nur ein Flüstern, aber sie gesteht es trotzdem ein. „Ich will nicht, dass du ihn meinetwegen hasst.“ Ein wenig humorvolles Lachen erschüttert seinen Brustkorb gegen ihre Fingerspitzen, unter denen sein wilder Herzschlag pocht. „Ich bin immer noch scheiße wütend und noch nicht damit fertig ein wenig Vernunft in seinen sturen Schädel zu prügeln, aber ich… hasse ihn nicht.“ Er murmelt einen Fluch, der ihr trotz allem ein ersticktes Lachen entlockt. „Nicht einmal, obwohl er tatsächlich die Leitung über Oto übernommen hat.“ Aber Narutos nächste Worte sind rau und ernst. „Nicht einmal, nachdem ich seinetwegen drei Wochen lang befürchtet habe dich verloren zu haben.“ Er zieht sie näher zu sich und sie bettet ihren Kopf vertraut an seiner Schulter. „In der Hinsicht werden wir immer im selben Boot sitzen. Egal was der Teme auch tut, keiner von uns wird ihn je hassen können.“ . . . Am nächsten Morgen Desorientiert braucht sie am nächsten Morgen einen Moment um zu begreifen, wo sie ist. Aber als ihre Erinnerung zurückkommt, wird ihr klar, dass es ungewöhnlich ist, dass die Bettseite neben ihr leer ist. Es gibt viele unumstößliche Tatsachen, die auf Naruto Uzumaki zutreffen und eine davon ist, dass er das Gegenteil eines Frühaufstehers ist. Sie steht stirnrunzelnd auf, aber die Suche nach ihrem Teamkameraden dauert nicht lange, denn er begegnet ihr schon im Flur. Doch die Reisetasche in seiner Hand verwirrt sie. „Gehst du irgendwohin?“ Seine Antwort kommt abwesend, während er mehr Kleidung in die Tasche stopft. „Ja, zurück nach Oto.“ So beiläufig seine Antwort erfolgt, so unerwartet ist sie und ihre Gesichtszüge entgleiten ihr in zweifellos wenig vorteilhafter Weise. „Was?!“ Ihr entgeisterter Tonfall beschert ihr schließlich doch Narutos volle Aufmerksamkeit. „Tsunade stellt eine Einheit zusammen, um zurück nach Oto zu reisen. Nach all dem werden wir bestimmt nicht so tun, als wüssten wir immer noch nicht wo er ist.“ Ihr Blick scheint ihn dazu zu nötigen in einer persönlicheren Note anzufügen: „Es ist besser für ihn, wenn ich ihn finde.“. Sein beschwichtigender Ton würde sie schon an einem guten Tag zur Weißglut treiben und davon hatte sie schon eine Weile keine mehr. „In welcher Hinsicht? Damit ihr eure Differenzen auf gewohnt erwachsene Art weiter ausdiskutieren könnt?“ Dieses Mal ignoriert Naruto ihren Kommentar wohlweislich, aber das hat sie noch nie abgehalten und in diesem Moment denkt sie garantiert nicht daran, diese Diskussion kampflos aufzugeben. „Denkst du nicht, dass er genau das erwartet?“ Naruto nickt so gelassen, als würden sie das Wetter in Suna diskutieren. „Wir gehen davon aus, dass sie bis zu unserer Ankunft längst weg sein werden.“ „Und dann?“ „Dann suchen wir an anderer Stelle nach ihm.“ „Du weißt so gut wie ich, dass wir ihn nie finden werden, solange er nicht gefunden werden will!“ „Wäre es dir lieber, ich lasse es die anderen allein versuchen?“ Sie öffnet den Mund, auch wenn sie nicht vorhat zum Ausdruck zu bringen, was ihr lieber wäre, aber das schrille Geräusch der Türklingel unterbricht sie. Naruto schiebt sich an ihr vorbei und sie folgt ihm in der festen Absicht ihre Diskussion fortzuführen, egal wer so früh am Morgen schon vor seiner Tür steht. Doch ihre beste Freundin durchkreuzt einmal mehr ihre Pläne. Lange, blonde Haare fliegen an Naruto vorbei, kaum dass er die Tür geöffnet hat und Sakura findet sich in einer erstickenden Umarmung wieder, bevor sie weiß, wie ihr geschieht. Der gewohnte Überschwang ihrer besten Freundin ringt ihr ein Lachen ab, als sie sich aus deren Umklammerung schält. „Es ist auch schön dich zu sehen, Ino.“ Blaue Augen begegnen ihren aufgebracht und verdächtig wässrig. „Du hast mir besser mehr zu sagen, als das, nachdem ich deinetwegen drei Wochen lang zu wenig geschlafen und zu viel geweint habe!“ Sie weiß, es ist nicht als Vorwurf gedacht, aber Inos ehrliche Worte lassen sie dennoch schlucken. Ihr schlechtes Gewissen wird nur leicht von Dankbarkeit gedämpft, als Naruto sich unauffällig zwischen sie und Ino schiebt. „Warum leistet du uns nicht Gesellschaft, Ino, wir wollten gerade frühstücken.“ • Ino setzt ihre halbleere Teetasse ab und bricht die Stille. „Ich bin nicht nur vorbeigekommen, um nach dir zu sehen.“ Der ernste Ausdruck in ihren Augen verrät bereits, dass es sich um keine guten Nachrichten handelt, die sie überbringt. „Hinata wurde vorletzte Nacht ins Krankenhaus eingeliefert.“ „Was?!“ Sakura legt beschwichtigend eine Hand auf Narutos, um diesen in seinem Stuhl zu halten, während sie nach einer Antwort in Inos Zügen sucht. „Wegen was?“ „Du weißt, dass ich euch das eigentlich nicht sagen kann.“ „Und du weißt, dass ich ihre Krankenakte selbst einsehen könnte.“ Es ist nicht ganz so einfach, aber Ino gibt dennoch nach. „Ihre Augen haben sich aufgrund von Überreizung infiziert.“ Ihr Blick wandert vorsichtig zu Naruto, der bei ihren Worten an Sakuras Seite erstarrt. „Die Überreizung hat eine Infektion verursacht. Dies in Kombination mit dem geschwächten Zustand, in dem sich ihr Körper befand, hat sie schließlich zusammenbrechen lassen.“ Naruto zieht seine Hand aus Sakuras Halt und erhebt sich eilig. „Ich muss sie sehen.“ Aber Inos Worte halten ihn zurück. „Sie ist nicht mehr im Krankenhaus.“ „Was soll das heißen?“ Obwohl Diplomatie normalerweise nicht zu ihren Stärken zählt, wägt Ino ihre nächsten Worte sichtlich sorgfältig ab. „Ihr Vater wollte, dass sie sich zuhause erholt.“ Zorn mischt sich schlagartig mit der Besorgnis in Narutos Zügen. „Das kann er nicht über ihren Kopf hinweg entscheiden!“ Inos Lippen verdünnen sich unzufrieden. „Nein, aber sie hat sich ihm widerspruchslos gefügt und die Entlassungspapiere gegen medizinischen Rat unterschrieben.“ Den Rest hört er schon nicht mehr. Er ist zur Tür draußen, bevor eine der beiden Frauen ihn aufhalten kann. • Er strebt entschlossen das Anwesen an, das er noch nie betreten hat, doch er ist noch nicht einmal in der Nähe des Haupttores, als Neji scheinbar aus dem Nichts in seinen Weg tritt. „Naruto. Wohin bist du unterwegs?“ Abschätzend, ob Neji ein Hindernis darstellen wird, vergräbt er die Hände in den Hosentaschen, um seine Unruhe von den aufmerksamen Augen des Hyuuga zu verbergen. „Ich will nach Hinata sehen.“ Die Erwähnung seiner Cousine verdunkelt die Gesichtszüge des erfahrenen Shinobi jedoch schlagartig. „Einen Teufel wirst du! Du kannst froh sein, dass mein Onkel noch nicht weiß, dass sie nur mit dir unterwegs war. Aber früher oder später wird er herausfinden, weshalb sie sich in diesem Zustand befindet.“ Er tritt näher an ihn heran und senkt seine Stimme, als hätte er Angst ihr Gespräch könnte überhört werden. „Jeder Hyuuga, allen voran Hinata mit ihrer besonnenen Art, ist zu schlau, um sein Byakugan auf diese Art zu überreizen, egal worum es geht! Warum glaubst du wohl hat sie es trotzdem getan?“ Seine Kiefer fallen krachend aufeinander, als sein Temperament auf die schlecht verborgene Anschuldigung reagiert. „Ich habe sie nicht dazu gedrängt, falls es das ist, was du andeuten willst!“ Kaum verhohlene Verachtung verzieht Nejis Mundwinkel. „Du bist so ein Idiot, Uzumaki! Ist dir überhaupt aufgefallen, dass sie nicht geschlafen und kaum etwas gegessen hat?“ Dieses Mal ist es das Gegenteil von Zorn, das ihn schwer schlucken lässt. Er erinnert sich an die roten Ringe um ihre Augen, aber er sucht vergeblich nach der Erinnerung an das Gespräch, in dem er sie darauf angesprochen hat. Neji tritt kopfschüttelnd von ihm zurück. „Ich weiß, was Sakura dir bedeutet. Aber du bist auch ein Shinobi. Denkst du als Hokage könntest du es dir leisten, weiterhin derart kopflos rumzulaufen, wenn das Leben deiner Freunde in Gefahr ist?“ Obwohl er keine Antwort erhält, führt Neji seine Vorwürfe ungehindert weiter aus. „Werde endlich erwachsen, Uzumaki! Und halt dich von meiner Cousine fern, während du es tust!“ Als er sich von ihm abwendet, reagiert Naruto doch und greift nach seiner Schulter, auch wenn er nicht mehr weiß, was er darauf noch erwidern soll. Doch Neji schüttelt ihn ab. „Geh und such den nutzlosen Verräter!“ Endlich mit einem Anhaltspunkt, der ihn nicht restlos überfordert, konzentriert Naruto sich stirnrunzelnd darauf. „Du kommst nicht mit?“ Aber Neji wendet sich erneut von ihm ab, offensichtlich fertig mit ihm und diesem Gespräch. „Ich habe meine Pflichten dank Uchiha schon lange genug vernachlässigt.“ . . . Am selben Abend in Inos Wohnung Ino füllt die Sakebecher bis zum Rand und sie leeren beide den ersten und zweiten Becher, bevor die Yamanaka die Stille schließlich bricht. „Worüber sollen wir zuerst reden? Darüber, dass du dich selbst vergiftet hast, um die beiden davon abzuhalten einander umzubringen?“ Sakura verzieht das Gesicht und nicht wegen des Alkohols, dessen Geschmack sie nach der Ausbildung bei Tsunade kaum noch registriert. „Vorzugsweise nicht, nein.“ Das Verhör hat sie erwartet, aber die drohende Leere von Narutos Wohnung, nachdem dieser sich nicht davon abbringen hat lassen zu seiner Mission aufzubrechen, hat sie dennoch zu ihrer Kindheitsfreundin getrieben. Verhört erscheint ihr im Moment besser als allein und mit zu viel Zeit ihren Gedanken nachzuhängen. Überraschend kommt jedoch die ernste Wendung ihres Gesprächs, bevor sie ihren dritten Becher füllen kann. „Jeder sagt dir, dass du niemals Staatsgeheimnisse preisgeben darfst, wenn du gefangen genommen wirst.“ Sie legt ihre Hand auf Sakuras und wartet, bis diese widerwillig ihren Blick erwidert. „Abgesehen davon gibt es aber auch den Grundsatz, dass du im Rahmen der Möglichkeiten alles tun sollst, um am Leben zu bleiben.“ Ein verächtliches Schnauben bricht ungehalten über Sakuras Lippen. „Ich hätte nicht mit ihm schlafen müssen, um am Leben zu bleiben.“ Kein Grund es zu beschönigen. „Ich hätte es vermutlich nicht einmal tun müssen, um euch zu informieren und selbst wenn, habe ich es nicht so geplant, es… so dämlich das auch klingt, aber es ist einfach passiert. Zumindest die ersten Male, aber dann…“ Gleich wie hässlich sie auch ist, sie wird die Wahrheit nicht verleugnen. Nicht vor einem der Menschen, der sie am besten und am längsten kennt. „Dann war es auch meine Initiative, die diese Zahl erhöht hat.“ Ino hebt ihre Hand und schiebt Sakuras lange Haare zurück über ihre Schulter, als diese Schutz hinter den hellen Strähnen sucht. „Man kann zwei Menschen gleichzeitig auf diese Art lieben. Das macht dich nicht zu einem schlechten Menschen.“ Verachtung zeichnet einen bitteren Zug um ihre Mundwinkel, während sie den Blick ihrer besten Freundin müde erwidert. „Warum fühlt es sich dann an, als hätte ich ihn verraten?“ „Weil du dir jetzt vorwirfst, dass deine Gefühle für Sasuke vielleicht immer da waren.“ Vielleicht kennt Ino sie auch zu gut. Es ist einen langen Moment still zwischen den beiden Freundinnen, bis Sakura schließlich seufzend den Kopf in den Nacken legt. „Ich denke, ich werde erstmal bei Naruto bleiben.“ „Das ist vermutlich die beste Idee, die du seit einer Weile hattest.“ Ino verschränkt ihre Finger mit Sakuras, in einer Geste, die ebenso tröstend wie zusichernd ist. „Du kannst jederzeit auch zu mir kommen.“ Der Vorschlag zeichnet das erste ehrliche Lächeln an diesem Abend auf Sakuras Lippen. „Wir würden einander nach zwei Tagen umbringen.“ „Auch wieder wahr.“ . . . Kapitel 15: delikat ------------------- Am nächsten Abend Auf ihr sanftes Herein betritt Neji das Zimmer seiner Cousine und macht ihre schmale Gestalt am Fensterrahmen aus. „Warum liegst du nicht im Bett?“ Mit einem gutmütigen Lächeln auf den Lippen reagiert Hinata gewohnt gelassen auf seine Bevormundung. „Weil dem Rest meines Körpers nichts fehlt.“ Gleichzeitig ist die Röte um ihre Augen trotz Tsunades Behandlung immer noch nicht vollständig zurückgegangen. Er sieht dennoch davon ab diese Diskussion fortzuführen. „Brauchst du noch etwas?“ Ihr Blick richtet sich erneut aus dem Fenster, vor dem sich die Abenddämmerung über ihr Heimatdorf verhängt. „War das gerade Sakura?“ Aber die scheinbar unschuldige Frage treibt Neji schlagartig weiter in den Raum hinein und seinen Puls in die Höhe. „Woher weißt du das? Du sollst deine Byakugan nicht einsetzen, verflucht nochmal!“ Dieses Mal scheint ihn der Sanftmut in ihren Zügen beinahe zu verspotten. „Um Sakuras rosa Haare aus der Ferne zu erkennen, braucht es keine Byakugan.“ Doch dann dreht sie ihm erneut ihr Profil zu und seine aufmerksamen Augen sehen den gut versteckten Kummer in ihren Zügen. „Du hättest sie nicht wegschicken müssen.“ Er ignoriert die Anspielung darauf, dass er Sakura ebenso barsch abgewiesen hat wie deren Teamkameraden am Tag zuvor und wechselt unumwunden das Thema. „Du hast es also schon gehört.“ Feine Linien in ihrer Stirn versichern ihm, dass sie Schwierigkeiten hat ihm zu folgen. „Was?“ „Dass Uzumaki aufgebrochen ist, um Uchiha zu finden.“ Es ist subtil, aber die winzigen Veränderungen in ihren Zügen verraten ihm dennoch, dass sie mehr aus ihrem Missionsbericht ausgelassen hat, als er ohnehin schon angenommen hat. „Du musst um meinetwillen nicht wütend auf ihn sein, Neji.“ Sie ignoriert sein verächtliches Schnauben und richtet ihren Blick zurück aus dem Fenster. „Es ist nicht Narutos Schuld, dass sich mein Kopf jedes Mal ausschaltet, wenn es um ihn geht.“ Sie wird ihm nie erzählen, dass die Entzündung in ihren Augen nicht der schlimmste Schmerz ist, den sie in den letzten Wochen davongetragen hat. Was sie lähmt ist nicht körperlicher Schmerz, sondern Kummer. . . . Zwei Tage später Nachdem Neji sie am Tag zuvor bereits abgewiesen hat, klopft Sakura dennoch erneut an die Haupttore des Hyuuga-Anwesens. Kami-sama scheint ihre Bitten ausnahmsweise zu erhören, als ihr ein ihr gänzlich unbekannter Hyuuga die Tore öffnet. „Ja, bitte?“ „Ich würde gerne mit Hinata sprechen.“ Die abschätzende Art mit der der Hyuuga sie mustert, lässt sie bereits eine weitere Ablehnung befürchten. „Sakura Haruno?“ Ihre Haare machen eine Vorstellung meistens überflüssig, deshalb nickt sie nur. „Folgt mir.“ Die Tatsache, dass er scheinbar vorhat, sie direkt zu Hinata zu geleiten lässt sie annehmen, dass er angewiesen wurde genau das zu tun. Immer noch in der Befürchtung, dass Neji oder ein ähnlich charmantes Mitglied seiner Familie jeden Moment auftauchen und ihren Plan erneut vereiteln könnte, folgt sie dem fremden Hyuuga bereitwillig. Er lässt sie vor einer aufwendig verzierten Schiebetür zurück, auch wenn sie sich sicher ist, dass er nicht weit geht. Auf ihr Klopfen folgt die Aufforderung einzutreten in Hinatas sanfter Stimmlage und sie schiebt die Tür lächelnd auf. „Sakura.“ „Hinata.“ Die beiden Frauen treffen sich in der Mitte des Raumes und Sakura schlingt fest die Arme um ihre zurückhaltende Freundin. „Es ist so schön dich zu sehen!“ Hinata erwidert die überschwängliche Umarmung mit einem leichten Lachen. „Das wollte ich dir auch gerade sagen.“ Doch als sie sich von ihr löst, fällt ihre Aufmerksamkeit auf die schmerzhafte Rötung um die Augen der jungen Clanerbin und Sakura verzieht schuldbewusst das Gesicht. „Es tut mir leid, dass ihr alle wegen mir solche Schwierigkeiten hattet.“ Hinata ergreift ihre Hand und schüttelt gleichzeitig abwiegelnd den Kopf. „Du schuldest mir nichts, Sakura. Du hättest dasselbe für mich getan.“ Sakura drückt Hinatas schmale Finger zusichernd und dankend zugleich. Doch als sie neben die Hyuuga auf den breiten Fensterrahmen sinkt, funkelt bereits vertrauter Schalk in ihren Augen. „Wirst du mir erzählen, was er angestellt hat?“ Hinata legt ihre Stirn überzeugend fragend in Falten. „Wer?“ Doch Sakura hebt nur eine Augenbraue und kommuniziert stumm, dass sie darauf bestimmt nicht reinfallen wird. „Ich wollte gestern schon zu dir, aber nachdem Neji mir auf seine gewohnt charmante Art erklärt hat, dass niemand zu dir darf, hat er noch weitere fünf Minuten Naruto verflucht.“ Die Attitüde ihres Cousins überrascht sie nicht. Jeder Tag, der vergeht, ohne dass er die Antworten auf die Fragen erhellt, die er ihr ständig stellt, als würde sie das irgendwann mürbe machen, lässt ihn gereizter wirken. „Er hat nichts getan.“ Sakura nickt verstehend. „Es liegt also daran, was er nicht getan hat.“ Nichts Überraschendes also. „Du weißt, es war garantiert nicht seine Absicht dich zu verletzen. Er ist einfach-“ Aber Hinata legt ihre Hand auf Sakuras und unterbricht sie mit einem schmalen Schmunzeln. „Ich weiß, Sakura. Ich bin nicht wütend auf ihn.“ Doch als sie ihren Blick aus dem Fenster wendet, erkennt Sakura die gut verborgene Emotion in Hinatas hellen Augen. „Nein, du bist unglücklich.“ Als Hinata zurück zu ihr sieht, winkt Sakura die Frage in ihrem Blick ab ab. „Es ist nicht so offensichtlich, aber ich weiß, wie die Emotion aussieht, die mir momentan jeden Morgen im Spiegel begegnet.“ Abgelenkt von ihren eigenen Sorgen, wird Hinatas Blick augenblicklich ab. „Es-“ Aber Sakura schüttelt sanft den Kopf. „Bitte, sag es nicht!“ Statt ihr Bedauern auszusprechen, drückt Hinata stumm ihre Hand und die beiden Frauen sehen gemeinsam aus dem Fenster, während ein Regenschauer ihr Heimatdorf dunkler färbt. . . . Zur selben Zeit in Otogakure Naruto lässt die Asche durch seine Finger gleiten, während sein Blick abschätzend über das verlassene Dorf vor ihm gleitet. Große Teile des Dorfes sehen aus, als würden seine Bewohner jeden Moment zurückkommen. Die zahlreichen zurückgebliebenen Gegenstände sprechen von einem hektischen Aufbruch. Aber an manchen Stellen zeichnet sich ein deutlich anderes Bild. „Hier hat jemand eifrig Dokumente vernichtet.“ Naruto stimmt Kibas Feststellung mit einem Nicken zu und erhebt sich in derselben Bewegung, den Blick auf Akamaru gerichtet, dessen Nase seit ihrer Ankunft eine Spur nach der nächsten verarbeitet. „Hat er etwas?“ Kibas Augen folgen ihm zu seinem treuen Freund. „Es gibt zu viele Spuren denen wir folgen könnten. Sie sind praktisch in alle möglichen Himmelsrichtungen zerstreut aufgebrochen.“ „Du hast doch nicht ernsthaft erwartet, dass wir noch jemanden hier antreffen würden, oder?“ Temaris Blick gleitet trotz ihrer eigenen Aussage sichtlich unzufrieden über das Dorf mit dem berüchtigsten Ruf im ganzen Ninjareich. „Selbst jemandem, der nicht so berechnend wie Uchiha ist, wäre klar gewesen, dass wir zurückkommen würden.“ Naruto schüttelt den Kopf. „Es überrascht mich nicht, dass er weg ist. Ich will nur wissen, wohin er unterwegs ist.“ „Ich wäre dafür, dass wir zuerst dort nachsehen.“ In gewohnt gelangweilter Tonlage zeigt Shikamaru über die nordwestlichen Baumwipfel, wo kaum sichtbar Rauchschwaden in der Entfernung auszumachen sind. . . . Eine Woche später Sakura wischt sich mit einem zufriedenen Grinsen den Schweiß von der Stirn. Mit ihrem wilden Herzschlag fühlt sie sich endlich wieder lebendig. Nicht gewillt dieses Gefühl schon aufzugeben, fixiert sie ihr Gegenüber herausfordernd. „Nochmal!“ Statt ihrer Aufforderung direkt nachzukommen, zieht Neji abschätzend eine Augenbraue nach oben. „Ist das allgemeine Frustration oder hat das hier speziell mit Narutos Rachemission zu tun?“ Sakura ignoriert den Seitenhieb und formuliert stattdessen ihren eigenen. „Ich hatte eigentlich angenommen, dass du einer der Ersten sein würdest, der sich für diese Mission anmelden würde.“ Doch Nejis Stimmlage bleibt trotz ihrer Anspielung trügerisch gelassen. „Ich habe meine wahren Pflichten diesen Monat bereits einmal vernachlässigt. Das wird kein zweites Mal vorkommen.“ Sie verzieht das Gesicht, denn wenn die Hälfte der Gerüchte über Hiashi Hyuuga stimmen, hat er zweifellos Neji die Schuld an Hinatas Verletzung gegeben, obwohl dieser nicht einmal in der Nähe war. Doch natürlich entgeht dem Hyuuga die verräterische Regung ihrer Züge nicht. „Spar dir dein Mitleid, Haruno. Wir müssen alle mit den Entscheidungen leben, die wir getroffen haben.“ „Wohl wahr.“ Der beinahe spöttische Zug um seinen Mund lässt sie bereits ihren nächsten Angriff planen. „Und ich nehme an, das hier ist deine Bewältigungsstrategie?“ Der Muskel in ihrem Kiefer zuckt spürbar, obwohl sie sich selbst mahnt nicht auf die sichtliche Provokation einzugehen. „Ich wurde entführt und gegen meinen Willen gefangen gehalten. Ist das Grund genug für dich?“ „Es ist mir eigentlich egal, warum du das hier tust.“ Sie hätte doch jemand anderen für ihre zweite Trainingseinheit anwerben sollen. „Warum fragst du dann?“ Als er mit ihrem nächsten Wimpernschlag verschwindet, duckt sie sich in weiser Vorrausicht und kann so gerade noch seinem Angriff ausweichen. „Um zu sehen, wie leicht du abzulenken bist.“ . . . Am nächsten Abend Im ersten Moment an ihrer Wahrnehmung zweifelnd, stellt sie die Dusche ab und konzentriert all ihre Sinne auf das Geräusch, das sie glaubt über das Plätschern des Wassers hinweg gehört zu haben. Doch ein weiteres Klirren bestätigt ihre Vorahnung und jahrelang antrainierte Instinkte lassen sie augenblicklich nach einer möglichen Waffe und der besten Verteidigungsstrategie suchen. Da nackt unter der Dusche nicht unbedingt eine gute Ausgangsposition ist, greift sie rasch nach ihrem Bademantel und kleidet sich notdürftig darin ein. Mit einem tiefen Atemzug, schleicht sie lautlos durch das Badezimmer, doch bevor sie nach der Türklinke greifen kann, schallt eine vertraute Stimme durch die Wohnung. „Sakura?“ Ihre eigene Paranoia verfluchend, öffnet sie seufzend die Tür und fixiert lächelnd ihren Teamkameraden. „Du bist schon wieder zurück?“ Naruto durchquert den Raum, bevor sie etwas über den Verlauf seiner Mission in seinen Zügen lesen kann und sie erwidert seine Umarmung gedankenverloren. Aber er lässt sie nicht allzu lange warten. „Wir haben das Dorf absolut verlassen vorgefunden. Keine Spur von Sasuke oder einem der Oto-nin. Wir haben eine der hundert möglichen Spuren verfolgt und eine Höhle gefunden, komplett zerstört von einem Feuer, sodass es unmöglich ist nachzuvollziehen, was auch immer sich darin verborgen hat.“ Es kommt nicht wirklich überraschend zu hören, dass Oto für den Moment erneut verlassen ist. Ein Teil von ihr reagiert dennoch gereizt auf die Erleichterung, die sie plötzlich fühlt. „Und jetzt?“ „Werden wir uns zwei Tage ausruhen und dann eine strategische Suche planen.“ Sein ungewohnter Starrsinn bezüglich dieses Themas entlockt ihr ein gereiztes Seufzen, aber statt ihren Standpunkt dazu noch einmal sinnlos darzulegen, macht sie auf dem Absatz kehrt und strebt zurück in das Badezimmer. „Wo willst du hin?“ „Meine Dusche beenden. Du kannst mir beim Abendessen erzählen, was du alles nicht gefunden hast und warum du glaubst, dass es sich lohnt sinnlos das Ninjareich abzusuchen, wenn wir doch beide wissen, dass du ihn nie finden wirst, solange er nicht gefunden werden will!“ . . . Am nächsten Morgen Sie geht ihm aus dem Weg. Nicht, dass er es nicht versteht, aber gerade deswegen muss er mit ihr reden. Die Entschuldigung, die er ihr schuldet, brennt ihm seit dem Morgen auf den Lippen, an dem sie ihn aufgeweckt hat, um ihm von Tsunades Zeichen zu erzählen. Die Erinnerung an ihre Nähe in dieser Nacht hat ihn seitdem kaum eine Sekunde losgelassen. Wie sich die Röte ihrer Wangen über ihren Hals und tiefer gezogen hat. Ihr atemloses Seufzen, während seine Hände ihren Körper erkundet haben. Die Art, wie sie seinen Namen geflüstert hat, beinahe verzweifelt. Ihre weiche Haut, die unsichere Berührung ihrer Hände… Als er sie auf seinem Weg zum Bäcker auf dem Marktplatz entdeckt, hält er es zunächst für einen Streich seiner Sinne. „Hinata!“ Er weiß, er ruft ihren Namen zu laut und er sieht es in der plötzlichen Anspannung ihrer Schultern, aber wenn er sie nicht hier auf dem Marktplatz erwischt, steht er weiterhin vor der Unmöglichkeit ins Hyuuga-Anwesen einzubrechen. Außerdem ist er nur noch heute und morgen hier, bevor er erneut die Freude hat loszuziehen, um Sasuke nachzujagen. Naruto wird erst klar, dass sie mit ihrer Schwester unterwegs ist, als Hinata sich zu der jungen Frau an ihrer Seite wendet und leise Worte an sie richtet. Misstrauische Augen richten sich auf ihn, während er sich durch die Menge kämpft, aber Hanabi scheint sich der Bitte ihrer Schwester zu fügen und entfernt sich einige Schritte von ihr, hin zu zwei Mitgliedern ihres Clans, die am Rand des Platzes auf sie warten. Seine vertraute Stimme erfüllt sie zum ersten Mal in ihrem Leben mit Unbehagen und sie schließt die Augen in dem kindischen Wunsch, sie könnte ihn ignorieren. Sie ist in keiner Verfassung mit ihm zu reden. Nach einer schlaflosen Nacht, zittern ihre Finger beinahe unablässig und sie hat die erstbeste Chance ergriffen, Hanabi zum Markt zu begleiten, um ihrem Elternhaus zu entfliehen und damit der ständigen Panik ihrem Vater könnte ihr merkwürdiges Verhalten auffallen, das sie seit dem gestrigen Abend zu unterdrücken versucht. An dem Ausgang kaum hundert Meter zu ihrer Rechten, warten zwei Wachen auf sie und ihre Schwester, da ihr Vater nicht gewillt scheint, sie im Moment aus den Augen zu lassen. Ihr einziges Glück ist, dass Tenten Neji heute schon am frühen Morgen zu einer Trainingseinheit entführt hat. Hanabi ist glücklicherweise zu höflich sie auf ihr merkwürdiges Verhalten anzusprechen, das sie vor einem Hyuuga beim besten Willen nicht vollkommen verbergen kann, aber Neji würde ihr garantiert nicht denselben Gefallen erweisen. Ohne Möglichkeit Naruto in diesem Moment auszuweichen, bittet sie Hanabi ihr ein paar Minuten zu geben und fleht Kami gleichzeitig an, das erste Mal in ihrem Leben in seiner Gegenwart ihre Beherrschung behalten zu können, bevor sie sich zu dem blonden Shinobi umdreht, der ihr Leben auf mehr Arten auf den Kopf gestellt hat, als er je wissen wird. „Naruto.“ Sie sieht zu wie er sich in alter Angewohnheit verlegen durch die Haare fährt und ihr Herz krampft erwartungsgemäß in ihrer Brust, aber sie ignoriert das heftige Pochen. Was ihr Herz nicht versteht ist, dass sie plötzlich so viel mehr zu verlieren hat, als nur sich selbst. „Können wir vielleicht irgendwohin gehen, um zu reden?“ Sein vorsichtiges Anliegen stellt sie zum ersten Mal vor das Dilemma nein zu ihm sagen zu müssen. Aber mit all ihrer Erfahrung als Tochter ihres Vaters, stählt sie entschlossen ihre Schultern. „Nein. Das ist das erste Mal seit meiner Rückkehr, dass mein Vater mich ohne Neji aus dem Haus lässt und ich werde meine Freiheit nicht riskieren, nur weil du zwischen deiner letzten und deiner nächsten Mission nicht lange zuhause bist.“ Er ignoriert den Seitenhieb darauf, dass er sich von der einen Suche in die nächste gestürzt hat. „Dann sag mir, wann ich dich treffen kann. Wir müssen reden-“ Aber sie schüttelt den Kopf, panisch angesichts der Tatsache, dass einer von ihren Verwandten sich ihnen jeden Moment genug nähern könnte, um ihrem Gespräch folgen zu können. „Ich habe dir im Moment nichts zu sagen, Naruto.“ Sie liebt ihn auch für seine Beharrlichkeit, aber im Moment wünschte sie wirklich, er würde ihrer kaum subtilen Bitte folgen leisten. „Aber ich dir! Ich hätte es sofort sagen sollen, an dem Morgen, an dem-“ Doch sie unterbricht ihn erneut. Sie kann sich auf keinen Fall mitten auf dem Marktplatz mit ihm in dieser Erinnerung verlieren. „Du hast mich zu nichts überredet, Naruto. Und es ist nicht so, dass ich es nicht wollte.“ Vertraute Hitze brennt in ihren Wangen, aber sie ignoriert es ebenso wie die Bilder, die sie seit zwei Wochen jedes Mal sieht, wenn sie länger als ein paar Sekunden die Augen schließt. Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern in dem dringenden Bedürfnis ihre Worte vor neugierigen Ohren zu verbergen. „Du schuldest mir keine Entschuldigung, ich will nur nicht darüber reden. Also tu uns beiden den Gefallen und lass mich zufrieden.“ Sie wendet sich von ihm ab und lässt ihn mit schnellen Schritten zurück. Die aufmerksamen Augen ihrer Schwester zwingen sie erneut ihr bestes Pokerface aufzusetzen, das ihr in diesen Tagen dennoch nichts zu nutzen scheint. „Er hat nur ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Augen auf der Suche nach seiner besten Freundin überstrapaziert habe.“ Hanabi tut wenigstens so, als würde sie ihrer Lüge glauben. Sie braucht dringend einen Plan und Zeit, weit weg von ihrer Familie und von Naruto, bis sie wieder Herrin ihrer Sinne ist. Und die einzige, die ihr diesen Ausweg ermöglichen kann, ist die Hokage persönlich. . . . Am nächsten Tag am West-Tor Konohas „Bist du so weit?“ Sie signalisiert ihre Zustimmung mit einem Nicken, aber im selben Moment verkrampft sich ihr Körper, als sie ein vertrautes Chakra auf dem direkten Weg zu ihnen ausmacht. Nejis Byakugan aktivieren sich zur selben Zeit, aber seine Aufmerksamkeit richtet sich fast augenblicklich zurück auf sie. „Ich kann ihn loswerden.“ Sie legt ihre Hand auf die Schulter ihres Cousins, dankend und entschuldigend zugleich. „Es tut mir leid, dass du das hier mit ausbaden musst, aber ich bin durchaus in der Lage selbst mit ihm zu reden.“ Er nickt, wenn auch widerspenstig und wendet sich Tenten zu, die geduldig an seiner Seite wartet. Hinata gestattet sich einen tiefen, beruhigenden Atemzug, bevor sie sich umdreht und Naruto die letzten Meter entgegen geht. Seine blauen Augen fixieren sie auf eine Art, die verlässlich wie immer ihren Puls in Sekunden beinahe um das Doppelte beschleunigt. „Was ist hier los?“ „Ich habe eine Mission.“ Sie sagt sich, dass es nicht wirklich eine Lüge ist. Tenten und Neji haben eine Mission, die sie nach Suna führt. Ihr Ziel ist das gleiche, aber ihr Grund ist ein anderer. Aber sie kann die Diskussion nicht gebrauchen, die darauf folgen würde, sollte sie Naruto ehrlich offenbaren, dass Tsunade sie für eine Kur nach Suna schickt. Seine Augen liegen so schon misstrauisch genug auf dem Rucksack, den sie über der Schulter trägt. „Eine Mission für die du gleich eine Tasche dieser Größe brauchst?“ Sie schüttelt den Kopf, aber ihre Worte kommen sanfter über ihre Lippen, als sie beabsichtigt hat und sind als halbes Flüstern vollkommen wirkungslos. „Das geht dich nichts an, Naruto.“ „Wenn du meinetwegen gehst, dann schon.“ Sie hätte doch Neji schicken sollen. Im selben Moment, in dem sie ihn hat, verflucht sie sich selbst für den schwachen Gedanken. Nach allem was sie in den letzten Tagen erfahren hat, steht eines unumstößlich fest: Sie muss endlich lernen sich selbst zu behaupten. „Nicht alles in meinem Leben dreht sich um dich.“ Lüge Nummer Zwei. Er vergräbt die Hände gelassen in den Hosentaschen, als wären ihre leisen Worte nicht das konfrontativste, was sie ihm gegenüber je geäußert hat. „Ich hätte nicht gedacht, dass dein Vater dich so schnell wieder auf eine Mission lassen würde.“ Hinata lacht freudlos. „Seit wann interessiert es dich, was mein Vater denkt?“ Selbst Naruto entgeht nicht, wie sich ihre Schultern mit der Erwähnung ihres Vaters anspannen und er lässt das Thema wohlweislich fallen. „Ich muss mit dir reden.“ Sie spürt Nejis Blick auf sich und sie weiß, ihr bleibt vielleicht noch eine Minute, bevor Tenten ihn nicht länger zurückhalten kann und er sich einmischen wird. „Und ich muss los, wenn wir unseren ersten Stopp noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollen. Ich bin sicher, alles was du mir zu sagen hast, kann noch ein paar Wochen warten.“ Sie dreht sich um und lässt ihn ein zweites Mal in ebenso vielen Tagen stehen. Erleichterung mischt sich mit Enttäuschung, als er sie lässt. Ihre chaotischen Gefühle verdrängend, nickt sie Neji und Tenten zu und mit dem nächsten Windhauch verschwinden sie in der Dämmerung. Keiner von ihnen registriert noch, dass sich jemand Naruto wenige Minuten nach ihrer Abreise anschließt. Sakura mustert ihren besten Freund abschätzend. „Eigentlich hatte ich ja vor dir zu sagen, dass es Zeit wird die Augen aufzumachen.“ Sie folgt seinem Blick in die Ferne, in der niemand mehr zu sehen ist. „Aber so wie du aussiehst, hast du das bereits.“ . . . Vier Wochen später „Du hast keine Chance gegen uns alle.“ Die Selbstsicherheit des fremden Shinobi, zieht das zufriedene Grinsen auf Sakuras Lippen provokativ in die Länge. „Das werden wir ja sehen.“ Sie genießt diesen Kampf. Sie hat sich seit Wochen nicht mehr so lebendig gefühlt. Deshalb hat sie auch noch nicht signalisiert, dass sie einmal mehr in größere Schwierigkeiten geraten ist, als erwartet. Sie will keine Hilfe. Deshalb runzelt sie auch die Stirn, als sich ihr jemand nähert, während sie mit ihren verbleibenden zwei Gegnern ringt. Es ist eine Chakrasignatur, die sie kennt. Sie ist sich nur nicht sicher, ob sie ihn sehen will. Aber sie hat keine Zeit darüber nachzudenken und sowieso einmal mehr keine Wahl. Statt ihr rasendes Herz zu beachten, duckt sie sich unter dem nächsten Angriff ihrer verbleibenden Angreifer. Es sind nur noch zwei und einer von ihnen findet ein schnelles Ableben, als Sasuke ihm im selben Moment seines unerwarteten Auftauchens sein Katana durch seinen Rumpf stößt. Sie selbst nutzt den winzigen Moment der Unachtsamkeit ihres verbleibenden Gegners über die plötzliche Anwesenheit des Uchiha schamlos aus und zieht ihr Kunai gezielt über seine Halsschlagader. Sasukes blutrote Augen wandern abschätzend über den sterbenden Shinobi zu seinen Füßen, bevor er sie mit seiner vollen Aufmerksamkeit bedenkt. „Du hast wirklich Talent dafür dich in Schwierigkeiten zu bringen.“ „Sasuke.“ Fast lacht sie. Natürlich taucht er jetzt hier auf, nachdem sie nach sechs Wochen endlich zumindest nach außen hin die Kontrolle über ihr Leben zurück hat. Wie es in ihr aussieht, muss schließlich niemand wissen. Wochenlanger Schlafmangel lässt sie ihn für einen Moment doppelt sehen, aber sie verdrängt das Schwindelgefühl. Sie ist praktisch bei Naruto eingezogen, um nicht allein sein zu müssen und dank seiner erneuerten Fixierung auf den Uchiha ist sie trotzdem ständig allein. Und allein mit ihren Gedanken ist in diesen Tagen ein fürchterlicher Zustand für sie. Weshalb sie die Hokage auch beinahe angefleht hat ihr diese Mission zu geben. Und jetzt ist er hier. „Ich hatte das hier unter Kontrolle.“ Sein Blick erfasst die Leichen der anderen drei Shinobi, die sie vor seinem Eintreffen getötet hat. Sie hat sich schon wesentlich schlimmeren Ausgangslagen gegenübergesehen, als fünf gegen eins. „Das sehe ich.“ Als er zurück zu ihr sieht, leuchtet immer noch warnendes Rot in seinen Augen, dass es ihr verbietet ihm direkt in die Augen zu sehen. „Vielleicht sollte Konoha endlich anfangen, wählerischer darin zu sein, welchen Informationen es vertraut.“ Ihre Position ist zu offen und im Gegensatz zu ihm weiß sie, dass eine der wartenden Einheiten sich jeden Moment in ihre Richtung bewegen könnte. Ihr einziges Glück ist, dass kein Hyuuga für diese Mission zur Verfügung stand. Statt ihm zu antworten, umfasst sie seinen Arm. Es ist die zweite Überraschung an diesem Tag, dass er ihr gestattet ihn tiefer in den Wald hineinzuziehen, bis die Bäume und Sträucher um sie herum so dicht werden, dass man sie nicht gleich entdecken wird. Theoretisch wäre es ihre Aufgabe augenblicklich Verstärkung anzufordern und zu versuchen ihn so lange festzuhalten. Hier zu stehen und mit ihm die Hintergründe einer Mission zu erläutern, die ihn nichts angeht, ist nur ein weiterer Punkt, den sie der Liste ihrer Verfehlungen ihren ehemaligen Teamkameraden betreffend hinzufügen kann. „Wenn das deine charmante Art ist anzudeuten, dass wir einen Verräter in unseren Reihen haben, dann kommt diese Information zu spät.“ Und jetzt wissen sie auch endlich, wessen falsche Berichterstattungen in den letzten Monaten reihenweise Konoha-nins in verfangene bis beinahe tödliche Dilemma gebracht hat. Wut kocht in ihr hoch angesichts des Wissens, dass jemand geheime Informationen für Geld an den höchstbietenden Abschaum verkauft hat. Nachdem sie erfahren hat, dass diese Lücke in ihrer Geheimhaltung um drei Ecken auch Akai das Leben gekostet hat, hat sie Tsunade beinahe angefleht ihr diese Mission zu übertragen. Es ist ein Zusammenhang, den er zu begreifen scheint, ohne dass sie es weiter ausführt und ein verachtender Zug verzieht seinen Mundwinkel, während er sie mustert. „Also hast du dich als Bauernopfer zur Verfügung gestellt, um einen Verräter zu entlarven.“ So in der Art. „Ich habe eine Mission angenommen.“ „Allein?“ Ein Umstand von dem Tsunade alles andere als begeistert war und sie verschweigt Sasuke wohlweislich die Tatsache, dass einige Kilometer westlich und östlich von ihnen zwei Sicherheitstrupps auf sie warten. Auf dieses Sicherheitsnetz hat die Godaime bestanden, nachdem sie sich endlich davon hat überzeugen lassen, dass sie den besten Lockvogel für dieses Unterfangen abgeben würde. „Männer machen in der Regel den törichten Fehler mich zu unterschätzen, wenn sie mich allein antreffen.“ Als würde sein Gesichtsausdruck nicht genügen, um seine Unzufriedenheit zu kommunizieren, unterstreicht er sie zusätzlich durch ein mürrisches Schnauben. „Ich habe dich nicht für lebensmüde gehalten.“ Doch seine gewohnt herrische Art, ärgert sie nicht, nicht in diesem Moment; sie wärmt ihr dummes, leichtsinniges Herz auf eine Art, die einmal mehr eine Närrin aus ihr macht. Statt sich auf ein weiteres verbales Duell mit ihm einzulassen, beißt sie sich hart auf die Lippen, bevor sie in Versuchung kommt etwas ausgesprochen Dummes zu sagen. Aber er ist hier und so wenig sie auch sollte, egal wie töricht es ist, der ständige Schmerz in ihrem Brustkorb lässt nach Wochen endlich nach. Eine Erleichterung, die ihr bestenfalls noch ein paar Minuten gewährt sein wird, bevor er ein weiteres Mal aus ihrem Leben verschwindet. Deswegen ergibt sie sich ausnahmsweise ihrem Herzen, beugt sich vor und drückt ihre Lippen gegen seine. Sie hat gedacht, das Adrenalin des Kampfes hätte sie endlich ins Leben zurückgeholt, aber das ist nichts im Vergleich zu der pulsierenden Hitze, die ihren Körper dank seiner Berührungen durchzieht, als er eine Hand in ihren Nacken schiebt und ihren Kuss erwidert. „Sakura-“ Sie löst sich kaum von ihm und schüttelt nur den Kopf. „Sei still.“ Mit nichts mehr zu verlieren, legt sie beide Hände um sein Gesicht und streckt sich auf die Zehenspitzen, um näher an ihn heranzureichen. „Egal was es ist, es ist besser du sagst es nicht.“ Er nickt, aber sie sieht es kaum, denn im selben Moment senkt er den Kopf und nimmt ihre Lippen auf die herrische, vereinnahmende Art in Besitz, die sie seit Wochen vermisst hat. Seine Hände zeichnen die Konturen ihres Oberkörpers nach und als sich seine Finger aufreizend unter den Saum ihres Oberteils schieben, greift sie selbst nach dem Reisverschluss ihrer Weste und zieht ihn nach unten, um ihm zu erlauben, ihr die Ausrüstung von den Schultern zu streifen. Seine Finger greifen erneut nach dem Saum ihrer Bluse, doch statt weiterzumachen, hält er plötzlich inne. Es dauert einen Moment, bis die unerwartete Wendung zu ihr durchdringt und sie sucht fragend seinen Blick, aber seine Augen sind fest auf eine Stelle unterhalb ihres Kinns fixiert. „Du trägst seinen Ring nicht mehr.“ Seine Worte bescheren ihr den vertrauten Stich, der jedes Mal mit der Erwähnung von Akai hervorgeht. Sie weicht Sasukes Blick aus, als sie mit dem Schmerz ringt, der in den letzten Wochen ihr einziger konstanter Begleiter war. Sie fährt sich abwesend mit der Zunge über die Lippen und schmeckt ihn auf ihrer Haut. Doch sie verdrängt die vertrauten Schuldgefühle, die erneut drohen nach ihr zu greifen. „Er ist tot.“ Sie spricht es überwiegend aus, um sich selbst daran zu erinnern. Nach zahlreichen zu kurzen Nächten und zu viel Sake hat sie sich endlich von Ino überzeugen lassen, dass es Akzeptanz ist und kein Verrat, wenn sie seinen Ring abnimmt. „Und alles was er und ich miteinander hätten haben können, ist mit ihm gestorben.“ Das ausgerechnet mit ihm zu besprechen, gibt ihren Schuldgefühlen trotz ihrem besten Bemühen neuen Aufschwung. „Außerdem habe ich kaum drei Wochen gebraucht, um sein Andenken zu hintergehen.“ Während sie mit dem bitteren Nachgeschmack ihrer eigenen Fehler ringt, bleibt Sasukes gelassene Haltung intakt. „Du hast es gerade selbst gesagt. Er ist tot. Du hast keinen Grund dich deswegen schuldig zu fühlen.“ Ihr Lachen ist heiser von Zynismus. „Ich habe unzählig viele Gründe mich deswegen schuldig zu fühlen!“ Gleichzeitig ist sich jede Faser ihres Körpers bewusst, dass seine Hände immer noch auf ihr liegen und ihr Oberkörper nur mehr von dem dünnen Stoff ihrer kurzärmligen Bluse bedeckt wird. Die Art wie seine Augen über ihren Körper wandern, lässt sie zittern, auch wenn sie die verräterische Reaktion im selben Augenblick verflucht. „Wir können aufhören.“ Wieder eine Wendung, die sie nicht erwartet hat, aber sie kennt die Antwort auf sein Angebot. „Ich will nicht aufhören.“ Das ist vielleicht das letzte Mal, dass sie ihm je so nah sein wird. Konfrontiert mit diesem Wissen, interessiert sie sich in diesem Moment nicht dafür, das Richtige zu tun. Brav den Regeln zu folgen, hat ihr auch nur Kummer eingebracht. Seine Finger fahren beinahe zärtlich über ihren Arm, über ihr Schlüsselbein und bis zum obersten Knopf ihrer Bluse, der nicht so sündhaft tief liegt, wie seine Berührung es erscheinen lässt. Die automatische Bewegung ihres Brustkorbs stockt mit ihrem nächsten Atemzug, als seine Finger gegen ihre Haut verweilen. Sie weiß, dass er in dieser Position zweifellos ihren Herzschlag unter seinen Fingerspitzen fühlen kann. Das rasende Pochen beschert ihr erneut ein gefährliches Schwindelgefühl, aber sie sieht nicht zur Seite, als sein Blick eindringlich ihren sucht. „Was willst du dann?“ Ihre Entscheidung längst getroffen, zögert sie nicht. Ein Schritt nach vorne bringt sie so nahe zu ihm, dass ihr Brustkorb mit dem nächsten Atemzug seinen streift. „Dich.“ Sie sieht etwas in seinen Augen aufflackern, dass sie einmal mehr nicht zu deuten weiß und versteckt das zynische Schmunzeln um ihre Lippen, indem sie den Kopf senkt. „Keine Sorge, Sasuke.“ Während ihre Finger seine Gürtelschlaufe auseinanderziehen, sieht sie furchtlos zu ihm auf. „Ich rede nur von den nächsten fünfzehn Minuten.“ Sie spielt bereits mit dem Feuer. Die Realität zu vergessen, in der sie sich befindet, wird ihr mehr als nur leichte Verbrennungen bescheren. „Mehr haben wir ohnehin nicht.“ Ohne zu warten, ob er ihren bitteren Worten etwas hinzuzufügen hat, drückt sie ihre Lippen gegen seine, verlangend und flehend zugleich. Dieses Mal lässt er sich nicht lange bitten und vertieft ihre zarte Berührung in gewohnt bestimmender Manier. Sie flüstert leise seinen Namen gegen seine Lippen, als er mit einer Hand zwischen ihre Beine fährt und mit geübten Handgriffen ihren Waffenbeutel von ihrem Oberschenkel löst. Erfüllt von eiliger Unruhe, streift sie ihm sein Oberteil von den Schultern und der edle Stoff flattert haltlos zu Boden. Ohne ihren Kuss zu unterbrechen, schiebt auch seine Hose über seine Hüften und zieht ihre Finger blind über seinen Oberkörper, zurück zu seinen Schultern. Sein Arm schlingt sich um ihre Hüfte und zieht sie gegen seinen Körper, während er seine andere Hand in ihren Haaren vergräbt. Die Augen geschlossen und verloren in seiner Berührung, registriert sie nur unterschwellig, wie er sie bewegt. Die Kühle des Waldbodens dringt kaum zu ihr durch, als er sie darauf ablegt. Die kontrastäre Hitze, die ihren Körper ausfüllt, löscht alle anderen Empfindungen aus. Sie keucht gegen seine Lippen, als seine Finger den Knopf ihrer Hose umfassen und sie spürt sein amüsiertes Schmunzeln, bevor er ihren Kuss löst, um seinen Händen zu erlauben das blutverschmierte Kleidungsstück von ihrem Körper zu streifen. Sie spürt den Schmerz kaum, als er den Stoff über die Wunde zieht, die ein Kunai in ihren Oberschenkel geschlagen hat. Das Brennen seiner Lippen gegen ihre bloße Haut, als sein Mund seinen Händen über ihren Körper folgt, ist wesentlich sengender als die Schnittverletzung. Verloren in seiner Nähe ist sie allzu bereit zu vergessen, dass sie immer noch blutet, als er sie erneut küsst. Doch Sasuke ergreift ihre Hand und führt sie über die Wunde, der sie selbst keine Bedeutung beimisst. „Heil es.“ Sein Flüstern gegen ihre Lippen lässt sie bereits zittern, bevor sie aufsieht und sich in seinem Blick verfängt. Ein einfaches Heiljutsu hat ihr seit Beginn ihrer Ausbildung nicht mehr so viel Konzentration abverlangt, aber sie schafft es gerade so die Schnittverletzung zu heilen. Sie hebt eine Augenbraue, als er nach Sekunden immer noch in derselben Position verweilt und sie einfach nur ansieht. „Willst du nachsehen, ob ich es zu deiner Zufriedenstellung erledigt habe?“ Nach all der Zeit sollte sie wissen, dass sie eine derartige Provokation teuer bezahlt. Ein warnendes Schmunzeln verzieht seine Lippen, bevor er den Kopf senkt und seine Lippen gegen die Stelle senkt, an der eben noch die Verletzung ihre Haut entstellt hat. Seine Haare streifen über ihre nackte Haut und sie vergräbt stöhnend die Zähne in ihrer Unterlippe, als er – ohne seinen Mund von ihr zu nehmen – seine Finger unter den Saum ihrer Unterwäsche schiebt und ihr auch das schmale Kleidungsstück seelenruhig vom Körper streift. Sie beugt keuchend den Rücken durch, als er seine Finger neckend zwischen ihre Beine schiebt und greift mit einer Hand in seinen Nacken und zieht ihn unsanft zurück gegen ihre Lippen. Sie greift selbst nach dem obersten Knopf ihrer Bluse, in dem Verlangen den Stoff möglichst schnell loszuwerden, um ihm so nah wie möglich zu sein, doch seine Hände schieben ihre beiseite. Aber statt sie des Kleidungsstücks zu erledigen, löst er ihren Kuss und sieht sie fragend an. Was in seinen Augen aufblitzt, sieht fast aus wie Schalk und ihre Stirn legt sich in fragende Falten. „Willst du wirklich, dass ich dich ganz ausziehe?“ Trotz der Dringlichkeit, die sie verspürt, lehnt sie sich betont gelassen zurück in das Gras. „Hier findet uns so schnell keiner.“ Dieses Mal ist es zweifellos Amüsement, das seine sonst so stoischen Gesichtszüge auf sonderbare Art erhellt. „Deshalb hast du mich also in den Wald gezogen.“ Seine Finger schieben die Knöpfe ihres Oberteils einen nach der anderen aus der Halterung mit einer Ruhe, die sie nicht teilt. „Sasuke-“ Doch er küsst ihren Protest von ihren Lippen, nur um sie im nächsten Moment mit seinem Spott zu einem Augenrollen zu veranlassen. „Du hast mir nur fünfzehn Minuten eingeräumt, erinnerst du dich? Die sind schon fast um.“ „Seit wann hältst du dich daran, was ich sage?“ Statt ihr zu antworten, schiebt er ihre aufgeknöpfte Bluse auseinander und offenbart den Verband, den sie um ihren Oberkörper gebunden hat. Als er sich über sie beugt, verfolgt sie, wie er ein Kunai aus ihrer Waffentasche zieht, doch statt der Besorgnis die ein rationaler Mensch fühlen sollte, fährt ein erregtes Zittern durch ihren Körper, als er die Klinge an ihre Haut legt und die Spitze unter den hellen Verband schiebt. Statt herabzusehen, wie sich das kühle Metall mit jeder Bewegung ihres Brustkorbs gegen ihre Haut drückt, erwidert sie Sasukes Blick. Er durchtrennt den Verband, der ihren Oberkörper bedeckt, ohne hinzusehen, aber sie fürchtet trotzdem nicht, dass er sie verletzen könnte. Zumindest nicht in dieser Hinsicht. Er lässt das Messer achtlos zur Seite fallen, sobald es seinen Zweck erfüllt hat und senkt jetzt doch den Blick auf ihren Oberkörper. Sie zittert, als seine Hände den zerschnittenen Verband zur Seite schieben und seine Fingerspitzen dabei ihre Brüste streifen. Er zieht seine Hände weiter, über ihre Arme, bis zu ihren Handflächen. Als er ihre Finger in einer Zärtlichkeit, die er ihr noch nie Zuteil werden hat lassen, miteinander verschränkt, spürt sie plötzlich Tränen in ihren Augenwinkeln brennen. Sie schließt die Augen, in der törichten Hoffnung, ihre wilden Emotionen dieses eine Mal vor ihm verbergen zu können. Doch natürlich lässt er sie nicht. „Sieh mich an.“ Dieses eine Mal gehorcht sie seinem rauen Befehl widerspruchslos und einmal gefangen in dem tiefen Schwarz, lässt sie sein Blick nicht mehr wegsehen. Er zwingt sie ihn anzusehen, selbst als er ihre Körper miteinander vereint. „Sasuke!“ Sein Name auf ihren Lippen, lässt seine Berührung eskalieren und auch in ihm jegliche Kontrolle verschwinden. Er führt seine Hände an ihre Hüften, um sie anzuheben und sie schlingt gleichzeitig ihre Beine um ihn, doch sein Blick verlässt sie nie. Sie schreit seinen Namen hinaus in den Wald, als sie sich ihm zum ersten Mal ohne jegliche Vorbehalte hingibt. Ohne schlechtes Gewissen, ohne den Moment danach zu fürchten. Alles woran sie in diesem Moment denkt, ist seine intime Nähe und das sengende Gefühl, das durch ihre Adern pulsiert in einem Rausch, der sie mit dem unsinnigen Wunsch erfüllt, nie mehr ohne ihn sein zu müssen. Doch mit dem Abebben des Hochgefühls fokussiert sich ihre Umgebung wieder um sie herum und mit ihr die bittere Realität, in der sie leben. Eine Realität, in der sie niemals eine Zukunft miteinander haben werden. Als er spürt wie sich ihr Körper gegen seinen versteift, zieht er sich von ihr zurück und als er ohne zu zögern beginnt, seine Kleidung zu richten, setzt sie sich selbst auf und zieht sich wieder an. Sie weiß nicht, was er in ihrem Gesichtsausdruck sieht, aber sie sieht die Verachtung, die es auf seine eigenen Züge zieht. „Spar dir das schlechte Gewissen, Sakura, es steht dir nicht.“ Er beugt sich vor und umfasst ihr Kinn, zwingt sie grob seinen Blick zu erwidern. „Das war es doch, was du wolltest, oder? Ein letztes Mal von mir gevögelt werden! Ich hoffe, dass du jetzt mit deinem Trauma oder was auch immer du dir eingeredet hast, abschließen kannst.“ Dieses Mal hat sie seine Reaktion kommen sehen und statt sich ein weiteres Mal von seinen Worten kränken zu lassen, bleibt sie betont ruhig. Sie ist nicht die einzige, die sich in den letzten Minuten offenbart hat. Das, was sie gerade hatten, war nicht nur Sex und dass alles, was sie in der letzten halben Stunde miteinander geteilt haben, so viel tiefer ging, ging nicht nur von ihr aus. „Hast du so viel Angst mir einmal zu sagen, was du wirklich denkst?“ „Mach dich nicht lächerlich, Sakura.“ Selbst sein herabschätzendes Schnauben entlockt ihr beinahe ein Schmunzeln. Aber gleichzeitig ist ihr auch zum Weinen zumute. „Was willst du von mir, Sasuke? Soll ich nochmal acht Jahre warten, bis du vielleicht zur Vernunft kommst? Oder mit dir kommen, um ein Leben als Verräter und auf der Flucht zu führen? Ich werde deinetwegen nicht alles wegwerfen, wofür ich die letzten Jahre gearbeitet habe!“ Ihre Offenheit scheint ihn zu verwirren, obwohl es das nicht sollte. Ehrlichkeit hat sie immer ausgemacht und im Gegensatz zu ihrer Zeit in Oto hat sie nichts mehr zu verlieren, was sie davon abhalten könnte, ihre Karten einmal mehr offen auf den Tisch zu legen. Er mustert sie so lange und so verbissen schweigsam, dass sie schon fürchtet ein zweites Mal mit einer zweisilbigen Antwort von ihm zurückgelassen zu werden. Als er dann doch spricht, sind es Worte, die ihr so unerwartet und so ehrlich jeglichen Halt unter den Beinen entziehen. „Du hast es mir ewig nachgetragen, dass ich mich damals nicht für dich entschieden habe. Vielleicht will ich ja, dass dieses Mal du dich für mich entscheidest.“ Sie blinzelt, bis ihr Verstand sie davon überzeugt, dass sie nicht halluziniert und dass er das gerade wirklich gesagt hat. Dass Sasuke Uchiha eben mehr als angedeutet hat, dass sie ihm etwas bedeutet. Dass er sogar ein Leben mit ihr führen will. Sie fürchtet kein Wort über die Lippen zu bringen, aber ihre Stimme weist weitaus mehr Stärke auf, als ihre Beine in diesem Moment, die mit einer plötzlichen Schwäche ihr Gleichgewicht bedrohen. „Und wie würde dieses Szenario in deinem Kopf aussehen?“ „Ich weiß es nicht.“ Seine Augen liegen so ausdruckslos auf ihr, als würden sie gerade über verschiedene Waffenkategorien sprechen. „Ich erwarte nicht, dass du dich für mich entscheidest.“ Sie ringt gleichzeitig mit verzweifelten Tränen und mit dem Impuls ihn zu schlagen. Sie will ihm entgegen schreien wie unfair es ist, ihr das jetzt zu sagen, hier und heute, wo sie beide doch wissen, dass sie nicht wirklich eine Wahl hat. Die Entscheidung zwischen ihm und dem Verrat an ihrem Heimatdorf und allem was sie liebt, ist eine Unmögliche. Mit einem harten Schlucken, rafft sie all die Stärke zusammen, die sie noch aufrecht hält, obwohl sich ihr Herz und ihr Verstand in seltener Einigkeit nach einem ruhigen Ort sehnen, an dem sie sich zusammenrollen und ein zweites Mal den Verlust ihrer großen Liebe betrauern kann. „Gib deine Pläne für Oto auf. Geh und fang irgendwo neu an.“ „Ist das deine Antwort?“ Dieses Mal verfärben ihre Emotionen klar ihre Stimmlage. „Ich kann dir keine andere geben! Ich werde meine Heimat nicht verraten.“ Nicht über das Maß hinaus, in dem sie es bereits getan hat. Nicht einmal, wenn es ihr erneut das Herz bricht. „Nicht einmal für dich.“ Er hebt einen Arm und ihr Atem stockt hart in ihrem Brustkorb, als er seine Hand an ihren Nacken legt. Nach allem, was sie miteinander geteilt haben, ist es eine beinahe unschuldige Berührung, aber sie weiß auch, dass er in dieser Position ihren rasenden Puls gegen seine Haut spüren kann. Ihr Blut rauscht so laut durch ihre Adern, dass sie seine leisen Worte beinahe überhört. „Aber auf diese Art kannst du sie verraten?“ Eine einzelne Träne fällt über ihre Wange, aber sie wischt sie schnell fort. Trotz der Schwäche erwidert sie seinen Blick offen und legt ihre Hand auf seine. „Das hier fällt zwar in die gleiche Kategorie, als würde ich unsere Staatsgeheimnisse an dich verraten oder mit dir gehen… aber in der Realität schadet das hier niemandem außer uns beiden.“ „Damals warst du bereit mit mir zukommen.“ Jetzt schließt sie doch die Augen, weil sie es nicht länger erträgt ihn anzusehen. „Und du hast mir einen Gefallen getan es abzulehnen.“ Es ist keine vollkommene Wahrheit, aber dennoch zutreffend. Er hat ihrem Leben einen Gefallen getan, ihrer Karriere, ihren Freunden. Nur ihr Herz war nie einverstanden mit seiner Entscheidung. Doch bevor sie Worte findet, die sie dem noch hinzufügen kann, schlagen ihre Sinne an und warnen sie, dass sie nicht mehr lange allein sein werden. Ihre Lider fliegen nach oben und sie sieht sofort, dass Sasuke sie auch bemerkt hat. Sein Blick liegt immer noch auf ihr. „Also doch nicht ganz allein.“ Seine anstrengende Gelassenheit intensiviert einmal mehr ihre Panik. „Du musst verschwinden!“ Ein Schmunzeln, das sie in diesem Moment alles andere als zu schätzen weiß, zupft an seinen Lippen. „Du wolltest doch immer, dass ich nach Konoha zurückkomme.“ Sie stößt ihre Handflächen gegen seinen Brustkorb, als würde ihm dies irgendetwas ausmachen. „Aber nicht zu deiner eigenen Hinrichtung!“ Doch seine Hände legen sich blitzschnell über ihre und halten sie an Ort und Stelle und sie kann ein weiteres Mal seinen Herzschlag unter ihren Fingern spüren, doch es ist sein Blick, der sie gefangen nimmt. „Also würde es dir etwas ausmachen, mich sterben zu sehen.“ Statt ihn zu schlagen für die emotionale Hölle, die er sie ein weiteres Mal durchleben lässt, zieht sie ihn verzweifelt zu sich herunter, bis ihre Lippen mit jedem geflüsterten Wort über seine streifen. „Du hast mich gefragt, ob ich um dich trauern würde.“ Sie sieht unter gesenkten Lidern auf in seine dunklen Augen, die sie seit Wochen in ihren Träumen verfolgen. „Dein Tod würde mich zerstören.“ Verzweifelt und mit den ersten Tränenspuren auf den Wangen drückt sie ihre Lippen gegen seine und lässt sich ein letztes Mal von ihm küssen. Obwohl es sie zerreißt, tritt sie einen Schritt von ihm zurück und lässt ihn los. „Aber ich kann auch nicht mit dir leben. Nicht so.“ Er nickt, als hätte er nie etwas anderes erwartet und wenn sie gedacht hat, ihr Herz wäre bereits auf alle erdenklichen Arten gebrochen, belehrt sie der Moment, in dem er ihr den Rücken zukehrt, eines Besseren. Er hat sie schon so oft verlassen, aber sie musste ihm noch nie dabei zusehen. Sie hat gemeint, was sie eben gesagt hat, aber gleichzeitig- „Sag mir wofür!“ Er sieht zurück zu ihr und sie stolpert einen Schritt nach vorne und bleibt dann stehen, hin und hergerissen zwischen dem was sie glaubt und weiß und zwischen dem was sie fühlt. „Sag mir wofür du das alles tust und ich-“ Aber bevor sie aussprechen kann, was zweifellos eine unglaubliche Dummheit wäre, überwindet er den Abstand zwischen ihnen so schnell, dass seine Lippen schon auf ihren liegen, bevor ihr Verstand seine Nähe ganz verarbeitet hat. Er küsst sie, bis sie all die Schwere und den Kummer vergisst. Bis sie sich an keine Hürden und Probleme mehr erinnert und nur noch seine Nähe kennt. Doch als sie ihre Augen öffnet, ist er verschwunden. . . . Kapitel 16: destruktiv ---------------------- Am selben Abend Ihre Augen sind gerötet und ihre Wangen verschmiert von stundenlangen Tränenspuren. Das kühle Fensterglas, gegen das sie ihre Stirn schon länger lehnt, als ihr bewusst ist, droht mittlerweile ihre Kopfschmerzen zu verschlimmern, statt sie zu lindern, doch Sakura kann sich nicht dazu aufraffen, sich zu bewegen. Sie hat sich gerade noch lange genug zusammengerissen, um in ihr Heimatdorf zurückzukehren und Tsunade einen knappen Bericht zu geben, in dem sie die Begegnung mit ihrem ehemaligen Teamkameraden mit keiner Silbe erwähnt hat. Glücklicherweise war die Hokage zu sehr damit beschäftigt den Verräter zu überführen, den ihre Mission entlarvt hat, als sich mit ihrer wortkargen Berichterstattung aufzuhalten. Dass ein Jonin Geheimnisse an den Höchstbietenden verkauft hat, wird in den nächsten Wochen zweifellos Wellen in ihrem Dorf schlagen. Sie selbst kennt den Mistkerl nur vom Sehen, aber obwohl ihn zu überführen alles war, woran sie in den letzten Tagen gedacht hat, fühlt sie sich jetzt genauso leer wie vorher. Falls er die Verhöre mit Ibiki übersteht, ist ihm sowieso der Tod sicher. Als sie überraschend einen Schlüssel im Schloss hört, hebt sie ihre Hände an ihr Gesicht und aktiviert ihr heilendes Chakra, um die roten Spuren um ihre Augen verschwinden zu lassen, bevor Naruto die Wohnung betritt. Doch er wirkt ungefähr so fertig wie sie und bedeutet ihr nur, dass er zuerst eine Dusche braucht. Sie sitzt immer noch an derselben Fensterbank, als er ein paar Minuten später in das Wohnzimmer zurückkehrt und vermutlich hätte sie daran etwas ändern sollen, wenn sie ihn mit ihrem Verhalten nicht misstrauisch machen will. Doch als er neben ihr auf das breite Holzbrett sinkt, ist es bereits zu spät. „Du hast ihn gesehen.“ Selbst ohne dass Naruto seinen Namen nennt, zuckt sie bei seiner bloßen Erwähnung zusammen. „Du hast diesen Ausdruck in den Augen.“ Sie dreht den Kopf zu ihm, aber sie verzieht keine Miene und verliert auch kein Wort. Sie befürchtet, dass ihre Stimme immer noch heiser ist von ihren Tränen. Aber scheinbar ist das genug, denn Naruto nickt nur. „Genau den. Den hast du nur wegen ihm.“ Während sie nicht weiß, was sie dazu sagen soll, ergreift Naruto ihre Hand und der Ausdruck in seinen Augen prophezeit ihr, dass seine nächsten Worte ihren Zustand nicht verbessern werden. „Denn auch wenn du nach Akai rufst, wann immer dich deine Albträume nachts einholen… ist es Sasukes Name, den du im Schlaf flüsterst.“ Obwohl es nicht möglich sein sollte, fallen frische Tränen über ihre Wangen. Sie hält dennoch den Blick ihres besten Freundes, zu müde um noch zu versuchen ihm etwas vorzumachen. Als sie schließlich spricht, ist ihre Stimme so heiser und gebrochen, wie sie erwartet hat. „Was willst du von mir hören, Naruto? Dass ich den Mistkerl liebe? Immer noch, wieder, entgegen jeglicher Logik und entgegen jeglicher Selbsterhaltung? Wir kennen die Wahrheit beide. Sie auszusprechen ändert auch nichts.“ Statt darauf etwas zu erwidern zieht er sie in eine feste Umarmung und sie weint ein weiteres Mal in seinen Armen um ihren Teamkameraden. . . . Am selben Abend, irgendwo in Kiri-gakure Als er den letzten Glassplitter aus Sasukes Rücken zieht, erlaubt Yamamoto sich den ersten bissigen Kommentar, seit die Explosion um sie herum ihnen beiden einen gewissen Schaden zugefügt hat. Blut klebt immer noch an seiner eigenen Schläfe von der Platzwunde, die er vor wenigen Minuten geheilt hat. „Manchmal glaube ich, du schleppst mich nur mit dir rum, weil jemand mit deinem Lebensstil dringende Verwendung für einen privaten, rund-um-die-Uhr Medic-nin hat.“ Er verschließt die Wunde schnell, bevor der Uchiha einmal mehr beschließt, dass er keiner weiteren Heilung bedarf. Erst als er seine Arbeit als abgeschlossen befindet, erlaubt Yamamoto sich eine weitere Anmerkung. „Wir hätten besser einen Hyuuga entführt.“ Der Blick, den er sich für diese Aussage einfängt, fällt erwartungsgemäß finster aus und der Medic-nin hebt abwehrend die Hände. „Mein Fehler. Ich sollte mittlerweile wissen, dass du keinen Spaß verstehst.“ Doch er hat immer noch nicht gelernt es gut sein zu lassen. „Du hast also nicht mit ihr geredet.“ „Hn.“ Yamamoto macht nicht einmal den Versuch sein Augenrollen zu verbergen. „Ich hoffe für dich, dass du euer beider Leben nicht riskiert hast, nur um sie wieder vor den Kopf zu stoßen.“ Sasuke dreht den Kopf in seine Richtung, doch statt der erwarteten Warnung liegt etwas anderes in seinen dunklen Augen. „Yamamoto?“ Selbst dem vorlauten Medic-nin gefällt der Tonfall seines Vorgesetzten nicht. „Ja?“ „Vielleicht war das nicht die dümmste Idee, die du je hattest.“ „Was, dass du Sakura endlich die Wahrheit sagen sollst? Das ist eine ausgezeichnete Idee-“ „Nicht das. Ich meine bezüglich des Nutzens eines Hyuuga.“ Dem Medic-nin rutscht die Kinnlade nach unten. Wenn er nicht wüsste, dass der Uchiha so etwas als unter seiner Würde liegend betrachtet, würde er annehmen, seine Worte wären der Versuch eines Witzes. „Du meinst nicht ernsthaft, dass wir einen Hyuuga entführen sollen, oder? Nicht einmal du kannst so größenwahnsinnig sein!“ Sasuke wiegelt seine Worte ab, doch Yamamotos Erleichterung wehrt nicht lange. „Du warst der, der von Entführung gesprochen hat. Ich hatte eher vor, es zuerst mit einer Frage zu versuchen.“ Yamamotos Blick wandert unauffällig über den Kopf des Uchiha, auf der Suche nach einer Platzwunde, die durch die dunklen Haare leicht verborgen werden könnte und diesen Wahnsinn irgendwie erklären könnte. „Und wie willst du das anstellen? Einen förmlichen Antrag ins Hyuuga-Anwesen schicken?“ Wie gewohnt, teilt Sasuke seine Zweifel nicht. „Ich weiß zufällig von einer Hyuuga, die sich gerade in Suna aufhält.“ „Zufällig, hn?“ Mit dem Wissen, woher der Uchiha seine Informationen bezieht, verengt Yamamoto kritisch die Augen. „Ist von deinem Vermögen eigentlich noch irgendwas übrig oder hast du es mittlerweile gänzlich für deine Spione ausgegeben?“ Als eine Antwort einmal mehr ausbleibt, versucht er es mit einem anderen Ansatz. „Selbst wenn du ihre Aufmerksamkeit erregen kannst, ohne den Zorn einer weiteren Großmacht auf dich zu ziehen, warum sollte sie uns helfen?“ „Weil sie es nicht für uns tun würde.“ Konfrontiert mit der Aussichtslosigkeit den Uchiha von seinem Plan abzubringen, schüttelt Yamamoto fluchend den Kopf. „Ich glaube, dass ist die dümmste Idee, die du je hattest!“ . . . Zwei Tage später in Suna Nachdem Schlaf sie eine weitere Nacht meidet, sitzt sie am Fenster ihres Zimmers und starrt auf die menschenleere Wüste, die sich vor Sunas Toren erstreckt und nur von dem hellen Licht des Mondes beleuchtet wird. Vier Wochen in Suna haben ihren Augen erlaubt sich vollständig zu erholen, aber besser geht es ihr deshalb trotzdem nicht. Neji wird in drei Tagen hier sein, um sie zurück nach Hause zu holen und sie weiß immer noch nicht, wie sie Naruto begegnen soll. Die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe gelehnt, erlaubt sie sich ein müdes Seufzen, doch plötzlich zieht etwas ihre Aufmerksamkeit erneut nach draußen. Zuerst erwägt sie, dass sie sich das helle Leuchten nur eingebildet hat, da es bereits verschwunden ist, als sie aufsieht. Aber ihre Sinne sind zu gut ausgebildet, um sich so leicht täuschen zu lassen. Zum ersten Mal seit Wochen aktiviert sie außerhalb einer Untersuchung ihr Bluterbe und registriert erleichtert, dass keinerlei Schmerzen mehr mit dem vertrauten Chakrastoß einhergehen. Doch ihre Erleichterung verlischt schnell, als sie die Gestalt findet, dessen Chakra sie für einen Moment in der Dunkelheit hat aufflackern sehen. Sie mustert den Mann, den sie selbst seit Jahren nicht mehr gesehen hat, fassungslos, aber sie glaubt keinen Moment, dass sie einer Täuschung erliegt. Niemand sonst hätte die Nerven sich so dreist vor einer Ninjagroßmacht zu platzieren, auf dessen Fahndungsliste er momentan Platz Nummer Eins einnimmt. Die Zeichen, die er mit einer Hand formuliert, vertiefen die Furchen in ihrer Stirn und für einen Moment glaubt sie tatsächlich zu halluzinieren. Sasuke Uchiha kann unmöglich versuchen sie dazu zu bringen sich mit ihm in der Wüste zu treffen. Wenn sie das glauben würde, wäre sie so größenwahnsinnig wie er. Die Tatsache, dass ein zweiter Mann an seiner Seite steht, sollte sie nur misstrauischer machen, doch das Grinsen auf seinen Lippen erinnert sie zu sehr an jemanden, der der Grund ist, warum sie tatsächlich erwägt nachzusehen, was die beiden Männer wollen. Sie riskieren vermutlich nicht zum Spaß ihr Leben und ihre Freiheit, indem sie hier auftauchen. Mit seltener Skepsis verfolgt sie, wie der braunhaarige Shinobi an Sasukes Seite etwas auf ein Stück Papier schreibt, bevor er es in ihre Richtung dreht. Selbst mit ihrem Bluterbe hat sie Schwierigkeiten zu entziffern, was er auf die Schriftrolle geschrieben hat, die er nun vor seinen Körper hält. Was der Sturkopf nicht sagen kann ist, dass wir dringend deine Hilfe brauchen. Bitte. Sie sollte den Kazekagen persönlich über ihre Anwesenheit informieren. Sie kann selbst nicht glauben, dass sie stattdessen ihr Fenster öffnet und mit einem Satz auf das nächste Dach springt. Sie muss verrückt sein. Ihr Bluterbe erlaubt es ihr sich aus dem Dorf zu schleichen, ohne entdeckt zu werden. In sicherer Entfernung setzt sie schließlich auf dem sandigen Boden vor den beiden Männern auf, während ein Teil in ihr immer noch gegen diese Dummheit rebelliert. Vielleicht hat man ihr deshalb noch nie die Wahl gelassen, Entscheidungen dieser Art selbst zu treffen. Abgesehen von Missionen war sie noch nie so lange ohne die Wachen ihres Vaters und nur die Versicherung des Kazekagen persönlich, dass er für ihren Schutz sorgen würde, hat ihren Vater davon abgehalten Neji auch hier dauerhaft an ihrer Seite zu positionieren. Vier Wochen lang war sie ausgesprochen dankbar für diese Freiheit, aber in diesem Moment hätte sie die Anwesenheit ihres Cousins zumindest vor dieser Situation bewahrt. Selbst in der Dunkelheit der Nacht stechen die pechschwarzen Augen ihres Gegenübers noch heraus. „Hinata.“ „Sasuke.“ Ihre Augen wandern zur Seite, als der Mann an Sasukes Seite einen Schritt nach vorne tritt. „Ich bin Yamamoto. Danke, dass du das hier tust.“ Ihre Augen mustern ihn und auch wenn Sakura an dem einen Abend in ihrem Zimmer nicht viel erzählt hat, sind die Informationen genug, um sie seine Identität erahnen zu lassen. „Du bist der Medic-nin.“ Sie sieht von ihm zurück zu Sasuke, obwohl es ihr Bluterbe erlaubt, beide Männer gleichzeitig im Auge zu behalten. „Und ich habe mich noch mit nichts einverstanden erklärt.“ „Du bist hier und noch dazu allein. Das ist schon weit mehr, als jeder andere in dieser Situation getan hätte.“ Yamamotos Worte lassen sie den Kopf zurück in seine Richtung drehen. „Das ist die netteste Art auf die mehr jemals jemand gesagt hat, dass ich eine Närrin bin.“ Der Medic-nin schmunzelt, aber Hinatas nächste Frage gilt Sasuke. „Will ich wissen, woher du weißt, dass ich in Suna bin?“ „Die richtigen Informationen zur rechten Zeit haben mich jahrelang am Leben gehalten.“ Das ist bereits eine Antwort mehr, als sie erwartet hat, also stellt sie eine zentrale Frage. „Was willst du?“ Doch Yamamoto schiebt sich erneut in den Vordergrund. „Ich glaube, das hier geht schneller, wenn ich das übernehme.“ Er sieht zu Sasuke, als er dessen Blick auf sich spürt und zuckt ungerührt mit den Schultern. „Ich meine nur, wenn wir warten, bis du dich dazu durchringen kannst, jemanden um Hilfe zu bitten, stehen wir alle morgen noch hier.“ „Bei was könntest du meine Hilfe wollen?“ Obwohl ihre skeptische Frage erneut Sasuke gilt, übernimmt die Antwort wieder Yamamoto. „Wir wollen sicherstellen, dass sich keiner von uns jemals nochmal mit Orochimaru herumschlagen muss.“ Mit dem Kalkül einer Hyuuga lässt Hinata diese Information auf sich wirken. Sie nimmt sich Zeit, um zu entscheiden, ob sie dieser Aussage wirklich glauben soll. Ihr direkter Blick fixiert erneut Sasuke. „Wenn das die Wahrheit ist, warum hast du ihr das nicht einfach gesagt?“ „Er tut sich schwer damit zuzugeben, dass er nicht so schlecht ist, wie viele glauben.“ Die vorlaute Art des Shinobi an Sasukes Seite, entlockt ihr beinahe ein Schmunzeln, doch sie hält ihre Züge emotionslos. Scheinbar am Ende seiner Geduld, wandern Sasukes Augen warnend zu dem Medic-nin. „Yamamoto.“ Nicht wirklich besorgt aussehend, hebt der Angesprochene die Arme. „Schon gut, schon gut. Ich warte da drüben.“ Er deutet über seine Schulter, hinter der nichts mehr als Sand liegt, soweit sich das Auge reicht, aber scheinbar kann er es nicht lassen, sich noch einmal an Hinata zu wenden. „Lass dich bitte nicht von seinem sonnigen Wesen verschrecken. Wir brauchen wirklich deine Hilfe.“ Sasukes finsteren Blick bedenkt er mit einem unschuldigen Schulterzucken. „Was? Du weißt, ich würde im Zweifel hierfür sterben, aber wenn es eine Möglichkeit gibt, dass wir nicht in die Luft gejagt werden, würde ich die doch gerne wahrnehmen. Außerdem war das hier deine Idee, schon vergessen?“ Damit entfernt er sich ein paar Meter von ihnen und Hinata sieht ihm einen Moment nach, ein plötzliches Ziehen im Brustkorb. „Er erinnert mich an Naruto.“ „Es gibt da die eine oder andere unglückliche Gemeinsamkeit.“ Als sie zurück zu Sasuke sieht, liegt sein Blick mit der Ausdruckslosigkeit, die sie noch von ihren Genin-Tagen in Erinnerung hat, auf ihr. Doch als Hyuuga ist sie Expertin darin, Emotionen in der beherrschtesten Gestik und Mimik zu finden. Er macht es ihr ähnlich schwer wie ihr Vater, aber sie findet keine Anzeichen von Feindseligkeit in seiner Haltung. Vielmehr machen seine Worte einen beinahe versöhnlichen Eindruck. „Weshalb ich auch annehme, dass du eher geneigt bist ihm zu vertrauen als mir.“ Deshalb hat er also Yamamoto so lange das Reden überlassen. „Ich bin definitiv nicht deinetwegen hier.“ „Nein, du bist wegen Naruto und Sakura hier.“ Die Erwähnung von Naruto zwingt nun sie jegliche Emotionen aus ihrer Mimik fernzuhalten. „Ich glaube nicht, dass Naruto im Moment dafür plädieren würde dich in irgendeiner Art zu unterstützen.“ Sie ist sich ziemlich sicher, dass der Blondschopf in seiner momentanen Gemütslage eher ausflippen würde, sollte er jemals hiervon erfahren. „Dir ist bestimmt nicht entgangen, dass er seit Wochen das Ninjareich nach dir absucht.“ Das sinnlose Unterfangen seines ehemaligen Teamkameraden treibt so etwas Ähnliches wie ein Schmunzeln auf die Lippen des Uchiha. „Ich werde ihm entgegenkommen, wenn das hier erledigt ist.“ „Das würde ich dir nicht empfehlen.“ Stille senkt sich über sie und Hinata fragt sich erneut, was um Kami-samas Willen sie hier tut. Sie war nie besonders neugierig, also kann sie ihre törichte Anwesenheit nicht einmal darauf schieben. Gerade als sie beschließt, dass sie definitiv damit leben kann, nicht zu wissen, was er hier will, ergreift Sasuke das Wort. „Es hätte ihre Entscheidung beeinflusst.“ Es ist nicht schwer zu erraten, von wem er spricht und worauf er die verspätete Antwort bezieht. Sie ist nicht überrascht, dass der kühle Clanerbe nach all der Zeit Gefühle für seine ehemalige Teamkameradin zu haben scheint. Was sie erstaunt ist, dass er es offen zugibt. Zumindest offen gemessen an seinen Standards. Ihr Vater wird irgendwann Recht behalten und ihre Gutmütigkeit wird sie das Leben kosten. Vielleicht schon heute Nacht. Trotzdem widerholt sie ihre vorherige Frage. „Was willst du von mir Sasuke?“ Sie sollte nicht erwarten, dass er ihr antwortet, aber sie sagt sich, dass ihm keine andere Wahl bleibt, wenn er wirklich ihre Hilfe will. „Du würdest lieber sterben, als irgendjemanden um Hilfe zu bitten. Du kannst nicht erwarten, dass ich glaube, dass du von heute auf morgen gelernt hast deinen Stolz hinten anzustellen, ohne mir einen Grund zu nennen.“ „Du kennst den Grund.“ Den einen Grund, der Sasuke Uchiha dazu bringen könnte, seine Pläne anzupassen. Was ihn dazu bringen könnte, überleben zu wollen. Zumindest nachdem sich seine Rachepläne erledigt haben. „Sakura.“ Wie eine Schlange wartet er auf den Moment, in dem ihr Misstrauen nachlässt. Sein Bluterbe blitzt so schnell auf, dass sie zu spät reagiert. Blutrote Augen ziehen sie in eines seiner Genjutsus, aber es währt gerade lange genug, um sie ein paar Koordinaten sehen zu lassen. Sie blinzelt und steht wieder vor ihm in der Wüste, seine Augen erneut in der Farbe der Nacht. „Wenn du bereit sein solltest uns zu helfen, komm in zwei Tagen hierhin.“ Statt sich darüber zu ärgern, wie leicht sie in seine Illusion gefallen ist, hakt sie noch einmal nach. „Wobei soll ich dir helfen?“ Sie kann sich bei Kami nicht vorstellen, was er ausgerechnet von ihr will. Abgesehen davon, dass sie zweifellos einer der einzigen Menschen ist, der tatsächlich dämlich genug ist, ihm helfen zu wollen. Sie ist erneut überrascht, dass er ihr antwortet. „Wenn ich Orochimarus Forschung nicht zuerst finde, tut es jemand anderes.“ Darum geht es hier also. Es ist eine plausible Erklärung, aber gleichzeitig läuten die Alarmglocken in ihrem Kopf, dass er die Forschung des Sanin ebenso leicht für seine eigenen Zwecke einsetzen könnte. Sie ist nicht naiv genug anzunehmen, dass er nur vorhat anzuzünden, was er findet. „Warum wartest du dann nicht, bis jemand in die Fallen tappt, die du offensichtlich erwartest und nimmst dir dann, was du willst?“ Auf ihren Scharfsinn hin und den unerwarteten Rat zu einer Intrige, blitzt etwas in seinen Augen auf, doch selbst mit ihrem Bluterbe und ihrer langjährigen Erfahrung hat sie Schwierigkeiten die wenigen Regungen in seiner stoischen Mimik zu deuten. „Weil ich es nicht riskieren kann.“ Er zieht ein altes Buch aus der Tasche und hält es ihr entgegen. Hinata mustert den abgenutzten, ledernen Einband misstrauisch, ohne die Hand danach auszustrecken. „Was ist das?“ „Etwas, was dich besser überzeugen wird, als alles, was ich sagen könnte.“ Immer noch zögernd nimmt sie das Buch an sich und schlägt es auf. Schon die ersten Seiten machen klar, was er ihr gegeben hat, aber nach ein paar Dutzend, erträgt sie es nicht mehr. Sie schlägt es zu und reicht das Buch an ihn zurück, als könnte es sie verbrennen. Und ein Teil von ihr wünschte, sie hätte es nie gesehen. Aber die Kunoichi in ihr sucht entschlossen Sasukes Blick. Wenn jemand auf der Suche hiernach ist, dann bevorzugt sie zu wissen, wem es in die Hände fällt. „Was soll ich tun?“ Nichts verrät, was er über ihre Worte denkt und ob er erwartet hat, dass sie zustimmen würde. „Wenn du bereit wärst deine Augen zu nutzen, um ein paar Fallen zu identifizieren, würde uns das… weiterhelfen.“ Damit verschwinden er und Yamamoto und sie bleibt alleine in der Wüste zurück. „Wenn es sonst nichts ist.“ • Am nächsten Morgen Das hier wird nie funktionieren! Jeder weiß, dass sie eine miserable Lügnerin ist. Dass sie die letzte Nacht keine Minute geschlafen hat, hilft ihrer Nervosität nicht und sie ringt darum das Zittern ihrer Finger zu verbergen, als sie das Büro des Kazekagen betritt. „Gaara, verzeih die Störung.“ Der Kazekage erhebt sich mit einem schmalen Lächeln aus dem Stuhl. „Hinata. Ich habe dir gesagt, du kannst jederzeit zu mir kommen. Was kann ich für dich tun?“ „Ich habe eine Nachricht von meinem Vater erhalten und ich fürchte er will, dass ich sofort nach Konoha zurückkehre.“ Das ist so nah wie möglich an der Wahrheit. Ihr Vater hat ihr eine Nachricht geschrieben, dass Neji in fünf Tagen hier sein wird, um sie abzuholen. „Es tut mir leid, dich darum bitten zu müssen, aber könnte mich vielleicht jemand bis an die Grenze begleiten?“ Der Versuch Gaara zu überzeugen sie alleine reisen zu lassen, würde nur Misstrauen verursachen, aber gleichzeitig kann sie nicht zulassen, dass sie jemand über Konohas Grenzen hinaus begleitet. „Natürlich. Zwei meiner Männer können dich bis nach Konoha bringen.“ Sie hofft, dass er nicht sehen kann, wie schuldig sie sich fühlt. „Ich möchte dir nicht noch mehr Umstände machen. Außerdem wird mir mein Vater jemanden entgegen schicken.“ Sie zwingt sich nicht den Atem anzuhalten, während sie auf seine Antwort wartet. „Wie du willst. Dann begleiten meine Männer dich bis zur Grenze.“ . . . Zwei Tage später, dicht hinter der Grenze zu Konoha Sie kann immer noch nicht glauben, dass ihr überstürzter Plan wirklich funktioniert hat, als sie sich der Höhle nähert, deren Koordinaten Sasuke ihr gegeben hat. Vermutlich verdankt sie diesen Umstand der Tatsache, dass niemand von ihr erwarten würde, jemals jemanden zu hintergehen. Ihr Bluterbe verrät ihr, dass Sasuke und Yamamoto bereits dort sind, lange bevor sie in ihr direktes Blickfeld rücken. Eine der Fragen, um die ihre Gedanken seit Stunden unablässig kreisen ist, wie es sein kann, dass niemand die Höhle bisher gefunden hat. Dass Orochimaru dreist genug ist, eines seiner Lager innerhalb der äußeren Grenzen von Konoha zu verbergen ist das eine, aber sie erkennt schnell, dass niemand zufällig über diese Höhle stolpern würde. Es ist weniger eine Höhle und mehr ein Loch im Boden unter einem Felsvorsprung. Statt dem gut verborgenen Eingang weiter zu folgen, richtet sich ihr Blick auf die beiden Männer, als sie vor ihnen auf dem Boden aufsetzt. „Sasuke. Yamamoto.“ „Hinata.“ Yamamotos Lächeln ist der klare Kontrast zur monotonen Begrüßung des Uchiha. „Hinata. Danke, dass du hier bist.“ Sie nickt dem Medic-nin zu, aber gleichzeitig wandert ihr Blick zu Sasuke und sie spricht aus, was sie über allem anderen die letzte Nacht wachgehalten hat. „Wie kann ich wissen, dass du es nicht für dich selbst willst?“ Ohne ihr Bluterbe wäre ihr das minimale Zucken um seine Mundwinkel vermutlich entgangen. „In der Hinsicht wirst du mir wohl vertrauen müssen.“ Seine Antwort verzieht ihre eigenen Gesichtszüge unzufrieden, wenn es auch eine ebenso minimale Regung ist. „Du denkst wirklich ich bin naiv.“ Aber sie ist bereits hier und sie wissen beide, dass dies eine Zusicherung ihrerseits ist. Doch gleichzeitig gibt es einen Punkt, in dem sie ihm unter keinen Umständen entgegen kommen wird. „Ich kann nicht mit euch da reingehen.“ Unabhängig davon, ob sie ihm nun glaubt oder nicht, sie wird keinen Fuß in diese Höhle setzen. „Das sollst du auch nicht.“ Sasuke zieht ein vergilbtes Stück Papier aus der Tasche und reicht es ihr. Es ist eine Seite, deren gezackter Rand verrät, dass sie aus etwas herausgerissen wurde und die den Umriss eines Gemäuers zeigt. „Es wäre allerdings hilfreich, wenn du diese Karte um ein paar Fallen erweitern würdest.“ Hinata begreift, dass sie scheinbar eine grobe Zeichnung des verborgenen Labors sieht und richtet ihren Blick zum ersten Mal direkt auf die Höhle. Mehrere Meter unter der Erde und hinter so vielen Vorrichtungen verborgen, dass niemand je zufällig darüber stolpern würde, findet sie schließlich den Eingang. Doch was sich dahinter verbirgt, dreht ihren Magen um. Obwohl ihr Blick auf das Innere der Höhle gerichtet bleibt, dringen Yamamotos Worte zu ihr durch. „Wenn sogar eine Hyuuga das Gesicht verzieht, muss es wirklich schlimm aussehen.“ Hinata blinzelt und fokussiert ihren Blick zurück auf die beiden Männer. „Es ist-“ Aber Yamamoto unterbricht die Erklärung, um die sie ringt. „Wir haben schon andere seiner Labore gefunden. Wir wissen, wie es da drinnen aussieht.“ Statt diese Erläuterung fortzuführen, macht sie sich wortlos daran ihre Funde in die Karte zu verzeichnen, die Sasuke ihr gegeben hat und erklärt den beiden Shinobi gleichzeitig, was sie erwartet. Sasuke nimmt das Stück Papier mit einem knappen Nicken an sich, doch Hinata ergreift seinen Arm und für eine Millisekunde sind sie beide von der Geste überrascht. „Du tust das hier besser aus den richtigen Gründen, Uchiha! Ich bin nicht so naiv wie alle Welt glaubt und wenn ich herausfinde, dass du mich benutzt hast, um auch in dieser Hinsicht Orochimarus Nachfolger zu werden, werde ich Sakura persönlich davon überzeugen, dass sie sich in dir getäuscht hat.“ Dieses Mal ist das minimale Schmunzeln um seine Lippen auch für einen Nicht-Hyuuga sichtbar. „So langsam sehe ich, was der Dobe an dir hat.“ Doch seine Worte verdunkeln ihre Gesichtszüge auf eine Art, die sie nicht verbergen kann und der Uchiha runzelt misstrauisch die Stirn. „Was?“ Aber Hinata schüttelt den Kopf und tritt einen Schritt von ihm zurück. „Nichts. Geh und erledige das, damit ich nach Hause kann und mich meinen eigenen Problemen stellen kann.“ In diesem Moment ist sie froh, dass er ist wie er ist und nicht einmal daran denkt nachzufragen, was sie damit meint. Stattdessen verschwindet er in der Felswand und Yamamoto folgt ihm mit einem schiefen Lächeln und gemurmelten Worten. „Wird schon schief gehen.“ • Yamamotos Blick wandert noch einmal über die Halle, die sie mehrere Meter unter der Erde vorgefunden haben und vor der ein Mienenfeld aus Fallen lag. Bereits in der Hand, wonach er gesucht hat, hat Sasuke dem unterirdischen Labor bereits den Rücken zugekehrt und strebt den langen Weg nach oben an. Yamamoto folgt ihm, hin- und hergerissen zwischen Abscheu und dem widerstrebenden Verlangen die Höhle noch weiter zu erkunden. „Wir wären hier nie lebend rausgekommen.“ In eben dem Moment, in dem er die Worte ausspricht, gibt es einen Knall und der Boden bebt unter ihnen, bevor die steinerne Decke um sie herum zusammenbricht. Keuchend und vom Staub bedeckt, kriechen die beiden Männer aus dem Eingang zurück an die Oberfläche, während die verborgene Höhle hinter ihnen kollabiert. Sasukes Augen verlieren ihre rote Färbung, heften sich aber in ihrer dunklen Farbe nicht minder drohend auf Hinatas Gestalt. Die junge Clanerbin lehnt gegen einen Baum, nicht weit vom Eingang der Höhle und obwohl die Adern um ihre Schläfen noch deutlich hervorgehoben sind, hat sie die Lider fest geschlossen. Selbst als Sasuke sich in all seiner drohender Form vor ihr aufbaut, öffnet sie ihre Augen nicht. „Hast du das übersehen oder wolltest du nur testen, wie schnell wir rennen können?“ „Manches bleibt besser unter der Erde verborgen.“ Selbst ohne die Augen zu öffnen, klingt ihre Stimme erbärmlich schwach und sie spart sich die weitere Ausführung, dass die letzte Sprengfalle so tief in der Erde lag, dass sie zwar die Höhle zerstören, ihm und Yamamoto aber genug Zeit bleiben würde, diese rechtzeitig zu verlassen. „Hinata?“ Yamamotos fragender Tonfall dicht vor ihr zwingt sie die Augen zu öffnen. Ein Blick auf den fiebrigen Glanz in ihren Augen und der Medic-nin hebt sofort eine Hand. Hinata lässt zu, dass er sein Chakra neben ihrer Schläfe aktiviert und setzt müde zu einer Erklärung an. „Ich hatte vor ein paar Wochen eine schwere Entzündung in den Augen. Vielleicht hätte ich mein Bluterbe doch noch nicht einsetzen sollen.“ Sie hat sich seit sie am Morgen aufgebrochen ist, erschöpfter gefühlt, als der Schlafmangel allein erklären könnte, aber das war in den letzten Wochen nicht ungewöhnlich. Außerdem glaubt sie ihrer eigenen Einschätzung nicht, denn ihre Augen schmerzen in keinster Weise. Aber Yamamotos Diagnose verwandelt ihre ungute Ahnung schlagartig in Panik. „Die Infektion geht nicht von deinen Augen aus.“ Selbst Sasuke macht einen Schritt auf sie zu, als er und Yamamoto sehen, wie Hinata auf die Worte des Medic-nin hin beängstigend erblasst. „Nein!“ Obwohl ihr Flüstern von Verzweiflung spricht, erklärt sie den Männern ihre Situation ohne eine Nachfrage abzuwarten. „Ich bin schwanger.“ Yamamoto senkt seine Hand sofort über ihren Bauch, sucht aber dennoch erst ihren Blick. „Darf ich?“ „Bitte.“ Hinata schmeckt ihr eigenes Blut, als sie ihre Zähne in ihre Unterlippe vergräbt, während sie auf Yamamotos Befund wartet. Aber obwohl er seine Gesichtszüge so starr wie möglich hält, sieht sie das Bedauern in seinen Augen, das weit mehr aussagt, als die diplomatische Erklärung, die er ihr gibt. „Du musst sofort in ein Krankenhaus.“ „Ich verliere es oder?“ Ihre Stimme ist mittlerweile kaum mehr als ein erbärmliches Krächzen, aber in diesem Moment schert sie sich nicht mehr darum, vor den beiden Männern die Beherrschung zu wahren. Die letzten vier Wochen haben es ihr erlaubt sich mit dem Gedanken anzufreunden schwanger zu sein und obwohl sie immer noch nicht weiß, wie sie ihrem Vater diese Nachricht beibringen soll, war sie wenigstens endlich so weit mit Naruto darüber zu reden. Die Erkenntnis, dass sie zu lange gewartet hat, treibt ihr heiße Tränen in die Augen. Sasukes Blick wandert von der aufgelösten Clanerbin zu Yamamoto. „Kannst du ihr nicht helfen?“ Auch er sieht die Reflexion von Bedauern in den Gesichtszügen seines Kameraden. „Ich kann hier nicht viel für sie tun. Sie braucht ein Krankenhaus.“ „Konoha ist das nächste Dorf.“ Die Aussage scheint mehr ihm selbst zu gelten, denn im nächsten Moment macht Sasuke bereits einen Schritt auf Hinata zu. „Ich bringe sie hin.“ Diese Aussage reißt sogar Hinata aus ihrer Starre und obwohl ihr Blick vor Tränen verschwimmt, fixiert sie den Clanerben mit einem harten Blick. „Mach dich nicht lächerlich, Uchiha!“ Yamamoto schüttelt ebenfalls den Kopf. „Sie hat Recht, Sasuke, du kannst dich Konoha nicht noch viel weiter nähern! Ich bringe sie hin!“ Er streckt die Arme nach Hinata aus und wartet ihr Nicken ab, bevor er sie vorsichtig hochhebt. Doch der dunkle Blick des Uchiha liegt immer noch auf Hinata. „Ich begleite euch noch ein Stück.“ „Sasuke-“ Doch bevor sie widersprechen kann, bewegt sich Yamamoto bereits und Sasuke fällt an seine Seite. „Was machst du dann alleine in Suna?“ Weit mehr als körperlicher Schmerz verdrängt jegliche Höflichkeit aus ihrem Tonfall. „Das geht dich nun wirklich nichts an, Uchiha.“ Allerdings beeindruckt ihre Stimmlage Sasuke erwartungsgemäß wenig. „Naruto weiß also noch nichts von seinem Glück.“ Dieses Mal schließt Hinata schmerzerfüllt die Augen. „Du bist nicht der einzige mit Problemen.“ Yamamoto wendet sich in diesem Moment ein weiteres Mal eindringlich an seinen Vorgesetzten. „Sasuke lass mich sie den Rest alleine bringen!“ Hinatas helle Augen richten sich ebenfalls auf den Uchiha. „Hör auf ihn. Ihm scheint dein Wohlergehen mehr am Herzen zu liegen, als dir selbst.“ Sasukes Blick erwidert ihren, wenn er ihre Worte auch geflissentlich ignoriert. „Du solltest es ihm sagen.“ Wäre ihre Lage nicht so verzweifelt, würde sie sich wohl über diesen beinahe einfühlsamen Rat ausgerechnet von ihm wundern. „Ich hatte nie etwas anderes vor. Ich wollte nur ein bisschen Zeit, um mir zu überlegen wie.“ Verborgen vor den Augen der Männer, drückt sie ihre Fingernägel tief in ihre Handflächen. „Aber das spielt jetzt wohl alles keine Rolle mehr.“ „Das weißt du nicht.“ Dieses Mal ignoriert sie seinen Versuch eines Trosts. „Bleib hier, Sasuke. Bleib am Leben.“ Sie spielt das eine Argument aus, von dem sie glaubt, dass es ihn vielleicht erreichen wird. „Sakura hat es wirklich nicht verdient, dass du ihr nochmal das Herz brichst.“ Sein dunkler Blick hält ihren einen Moment und sie sieht, dass er darum ringt, etwas zu sagen. „Es tut mir leid.“ Sie schüttelt den Kopf. „Es gibt nichts, wofür du dich bei mir entschuldigen musst, Uchiha.“ Mit Yamamotos nächstem Sprung bleibt Sasuke zurück. „Bring mich zum südöstlichsten Mauervorsprung.“ Hinatas nächste Bitte zeichnet sichtbare Falten in Yamamotos Stirn. „Soweit ich weiß, liegt das Krankenhaus im Dorfzentrum-“ Statt ihm zu sagen, dass sie nicht zulassen wird, dass er ihretwegen verhaftet wird, wählt sie einen diplomatischeren Ansatz. „Narutos Wohnung liegt nicht weit hinter der Mauer und Sakura ist bei ihm. Außerdem wird dieser Teil der Mauer nicht ganz so stark patrouilliert, wie der Rest.“ Yamamoto nickt. „Ich bringe dich zu seiner Wohnung.“ Doch Hinata schüttelt entschieden den Kopf. „Wir haben gerade Sasuke davon abgehalten diese Dummheit zu begehen, fang du jetzt nicht auch noch an. Setz mich am Fuß der Mauer ab.“ Sie führt ein weiteres Argument an, als er ansetzt zu widersprechen und ignoriert das schmerzhafte Pochen ihres Herzens dabei. „Oder sagst du mir, dass ein paar Minuten irgendeinen Unterschied für mich machen?“ Die Antwort liegt erneut in seinem Schweigen und Hinata schließt erneut ihre Augen, um die Tränen darin zu verbergen. „Eben.“ • Kurz darauf in Narutos Wohnung Es ist nicht die späte Stunde, sondern die Tatsache, dass sie nach all den Wochen überhaupt vor seiner Tür auftaucht, die nervöse Sorgenfalten in Narutos Gesichtszüge malt, noch bevor er die Haustür öffnet. „Hinata-“ Doch über ihren Anblick vergisst er alles, was er ihr noch sagen wollte. Sie kämpft noch dagegen an, als ihr Blick auf Naruto fällt, doch obwohl sie schnell die Augen schließt, fallen bereits die ersten Tränen über ihre Wangen. „Naruto.“ Sein Name bricht in einem verzweifelten Flehen über ihre Lippen, als könnte er ihr helfen. Die Augen fest zusammengekniffen, spürt sie wie sich seine Hände sanft um ihre Wangen schließen und die zärtliche Berührung lässt sie zusätzlich darum ringen nicht zusammenzubrechen. Sie sieht nicht, wie die spürbare Hitze ihrer fiebrigen Haut noch tiefere Falten in ihre Stirn zeichnet. „Hinata, was-“ Doch bevor er seine besorgte Frage beenden kann, zwingt sie ihre Lider nach oben und erwidert seinen Blick, obwohl ihrer immer noch tränenverschleiert ist. „Ist Sakura hier?“ Ihr Aufmerksamkeit wandert über seine Schulter, wo Sakura vorsichtig im Flur verweilt, zwischen dem Instinkt schwankend sich ihnen anzuschließen und der Tendenz sie allein zu lassen. Doch Hinatas verzweifelte Bitte trifft die Entscheidung für sie. „Du musst mir helfen!“ Während Sakura auf sie zu eilt, alarmiert von der ungewohnten Panik in der Stimme der Clanerbin, sieht Hinata noch einmal zu Naruto. „Ich-“ Doch ihr Körper betrügt sie in einer weiteren Hinsicht, als sie ihr Bewusstsein verliert, bevor sie ihm sagen kann, wofür sie nach vier Wochen immer noch nicht die richtigen Worte gefunden hat. Sie spürt noch, wie Narutos Hände sich um ihren fallenden Körper schließen, als ihre Beine unter ihr nachgeben, doch dann versinkt die Welt um sie herum in drohender Schwärze. „Hinata!“ Noch bevor sich Narutos panischer Blick auf sie richten kann, erreicht ihn Sakura und aktiviert ihr Chakra über Hinatas Stirn auf der Suche nach der Ursache für die plötzliche Bewusstlosigkeit der Clanerbin. „Leg sie hin!“ Naruto folgt ihrem Befehl und Sakura wandert noch während er Hinata vorsichtig auf dem Boden ablegt, mit ihren Händen tiefer über Hinatas Oberkörper. Doch dann entdeckt sie das Blut, das die Innenseite von Hinatas Hose dunkel verfärbt und aktiviert ihr Chakra augenblicklich über der unteren Bauchgegend der Hyuuga. Es vergehen nur Sekunden, bis das Jutsu ihren Verdacht bestätigt, obwohl sie sich noch nie so sehr gewünscht hat, mit ihrer Vermutung falsch zu liegen. Narutos Augen, die beinahe im Sekundentakt von ihr und zurück zu Hinatas reglosen Zügen gewandert sind, erkennen das Zucken in ihrer Miene. „Sakura, was ist los, was hat sie?“ Die junge Medic-nin schließt für einen Moment schmerzerfüllt die Augen. „Sie hat eine Fehlgeburt.“ „Was?!“ • Kurz darauf im Krankenhaus von Konoha Die Tür geht auf und Sakura erhascht einen Blick auf Narutos starren Gesichtsausdruck, bevor Tsunade die Tür hinter sich zuwirft und an ihre Seite eilt. Sie hat ihren schockstarren besten Freund mit der bewusstlosen Hinata auf dem Arm durch einen Personaleingang ins Krankenhaus geschmuggelt und sie zu einem privaten Behandlungsraum geführt, bevor sie Naruto zu Tsunade geschickt hat. Sie bezweifelt, dass der Blondschof viele zusammenhängende Sätze zusammengebracht hat, aber die Tatsache, dass Tsunade sich ihrer Behandlung anschließt, ohne viele Fragen zu stellen, verrät ihr etwas, dass sie in den letzten Minuten bereits vermutet hat. „Du hast es gewusst, oder?“ Sie führt ihr Jutsu weiter aus, ohne aufzusehen und auch Tsunades volle Aufmerksamkeit liegt auf Hinata, aber ihre Antwort steckt bereits in ihrem Schweigen. „Ich frage mich seit Wochen, warum du sie mit einer Augenentzündung ausgerechnet nach Suna geschickt hast.“ „Suna ist unser stärkster Bündnispartner und hat nach uns die beste medizinische Versorgung.“ Tiefe Falten graben sich in die Stirn der Hokage, als auch sie erkennt, dass es selbst mit ihren extensiven medizinischen Kenntnissen keine Lösung für dieses Problem gibt. „Es ging ihr gut, als sie mich darum gebeten hat ihr ein paar Wochen Auszeit zu gewähren. Du weißt, dass ihr das mit ihrer Familie hier nie möglich gewesen wäre.“ Ihr Blick wandert für einen Moment zu Hinatas blassen Gesichtszügen. „Es ging ihr gut, als sie nach Suna aufgebrochen ist.“ • Während Tsunade ihre alternative Diagnose verbreitet und Hinata in diesem Zusammenhang in ein Krankenzimmer verlegen lässt, sucht Sakura nach Naruto. Sie findet ihn zusammengesunken in einem der Wartestühle vor dem Behandlungsraum, den Kopf in den Händen vergraben. Er sieht nicht auf, als sie sich ihm nähert, aber seine Frage erfolgt sofort, als sie in den Stuhl neben ihm sinkt. „Wie geht es ihr?“ Sie ist froh, dass er sie in diesem Moment nicht ansieht. Sie ringt selbst um ihre Beherrschung. „Sie braucht ein paar Tage Ruhe, aber sie sollte sich vollständig erholen.“ Zumindest körperlich. „Weißt du-“ Sie schluckt und unterbricht sich, denn sie weiß wie unwahrscheinlich es ist, dass Hinata mit einem anderen Mann zusammen war. „War es von dir?“ Naruto nimmt den Kopf aus den Händen, aber er starrt weiterhin starr geradeaus. „Ja.“ „Aber du hast es nicht gewusst.“ Es ist eine leise Feststellung. „Ich habe mit ihr geschlafen, als wir nach dir gesucht haben. Ich war…“ Aber er unterbricht sich und fährt sich in einer alten Geste nervös durch die Haare, bevor er voller Verachtung ungeschönt ausspricht, was seit Wochen zwischen ihm und Hinata steht. „Ich habe sie benutzt, um mich abzulenken. Um für einen Moment an etwas anderes zu denken, etwas anderes zu fühlen.“ „Naruto-“ Aber sie unterbricht sich, denn sie sieht wie sehr ihr bester Freund sich bereits quält. Doch auch wenn sie es so schonend wie möglich formuliert, spricht sie es dennoch aus. „Du musst doch gewusst haben, dass sie in dich verliebt ist.“ Verachtung, wie sie sie selten in seinen vertrauten Augen gesehen hat, richtet sich in diesem Moment allein gegen ihn selbst. „Du kennst mich, Sakura. Du hältst mir nicht vollkommen ungerechtfertigt seit unserer Genin-Zeit vor, dass ich manchmal eine verdammt lange Leitung habe. Ich schätze, ich wollte einfach nicht glauben, dass sie wirklich so für mich empfindet.“ Sie hat im Moment nichts zu seinem Trost vorzubringen, deshalb belässt sie es dabei ihre Hand auf seine Schulter zu legen und treu an seiner Seite zu verweilen. „Kann ich mich zu ihr setzen?“ So gerne sie ihm seine Bitte auch erfüllen würde, runzelt sie dennoch besorgt die Stirn. „Hältst du das für eine gute Idee?“ Bevor er antworten kann, unterbricht sie eine junge Krankenschwester, die gehetzt um die Ecke gelaufen kommt. „Haruno-san, wir brauchen Sie!“ Sakura erhebt sich, wendet sich aber schnell noch einmal an ihren besten Freund. „Tsunade informiert gerade ihre Familie. Du musst mich sofort rufen lassen, sobald sie aufwacht!“ Sie drückt seine Hand zusichernd, bevor sie davoneilt. Trotz ihrer Erlaubnis, verharrt Naruto noch einen Moment in den unbequemen Wartestühlen, bis er halbwegs zuversichtlich ist, dass seine Beine ihn die wenigen Meter in Hinatas Krankenzimmer tragen werden. Doch sobald er die Klinke nach unten drückt und das private Krankenzimmer betritt, geht er fast in die Knie. In einem Krankenbett und umgeben von Maschinen, die ihre Werte überwachen, wirkt sie noch schmaler und blasser. Er sinkt in den Stuhl an ihrer Bettseite und streckt vorsichtig einen Arm nach ihrer Hand aus. Aber der Gedanke, dass sie nicht wollen könnte, dass er sie berührt, lässt ihn seine Hand zurückziehen. „Es tut mir so leid!“ Seine geflüsterte Entschuldigung verhallt ungehört zwischen ihnen und nie gekannte Schuldgefühle schnüren seinen Brustkorb ein, während er in einem Meer zerstörerischer Gedanken ertrinkt. • Wenig später im Krankenhaus Sakura hat sich in ihr Büro im Krankenhaus zurückgezogen, das alles ist, was ihrem Dasein in den letzten Wochen einen Sinn gegeben hat. Doch im Moment starrt sie regungslos ins Leere und hofft, dass das Zittern ihrer Hände endlich nachlässt und die Rückblicke aus ihrer Vergangenheit aufhören sie zu quälen. Sie hört das Klopfen nicht und registriert kaum, dass Ino den Raum betritt und stumm neben sie auf den Boden sinkt. An die Wand gelehnt, verweilen sie eine Weile schweigsam nebeneinander, bis Ino die Stille schließlich doch bricht. „Ich habe das von Hinata gehört.“ Sie sieht zu, wie Sakura die Augen schließt und nach den letzten Wochen weiß sie, was sich dahinter verbirgt, als die Haruno ihre Finger zu festen Fäusten ballt. „Ich nehme an, dass es nicht nur eine Blinddarmentzündung war. Keine Sorge“, fügt sie hinzu, „ich muss nicht wissen, was es wirklich war. Ich bin deinetwegen hier.“ Sakura legt mit einem zynischen Lächeln den Kopf in den Nacken. „Ich bin immer noch defekt.“ „Du bist nicht defekt, du bist traumatisiert.“ Sakura lacht freudlos, als Inos Wortwahl sie an den Vorwurf erinnert, den Sasuke ihr vor ein paar Tagen entgegengeschleudert hat. Sie würde sogar die Möglichkeit begrüßen dem Mistkerl zu sagen, dass er einmal mehr Recht behalten hat, solange es bedeutet, dass sie ihn wiedersieht. „Abgesehen von dem einen Mal, lässt Tsunade mich immer noch nicht auf Missionen gehen. Und was soll irgendwer mit einer Medic-nin anfangen, die kein Blut sehen kann?“ Nicht, dass sie dieses kleine Problem bisher irgendwem anderen anvertraut hat, als Ino. Nicht einmal Tsunade weiß, wie beeinträchtigt sie wirklich ist. Dass sie der Anblick von Blut immer noch zu dem Tag im Wald zurückträgt, an dem sie fatal versagt hat. Wenigstens weiß sie jetzt, warum Ärzte niemals ihre Angehörigen behandeln dürfen. „Ich nehme an, was auch immer Hinata hierher gebracht hat, ist nicht ohne Blutvergießen einhergegangen und du hast es trotzdem geschafft sie zu behandeln.“ Weil sie sich mit aller Macht gezwungen hat, sich ausschließlich auf Hinata zu konzentrieren. Weil sie sich nicht erlaubt hat innezuhalten und zu fühlen. „Es ging zu schnell, um mir wirklich Raum zu geben auszuflippen.“ Aber Ino ignoriert ihre Begründung und schlingt tröstend einen Arm um Sakuras Schultern. „Dein Problem wird sich von selbst lösen, sobald du dir für Akais Tod vergibst.“ Sie legt ihre Hand unter Sakuras Kinn und zwingt ihre Freundin sie anzusehen, während sie ausspricht, was sie nicht müde wird zu wiederholen. „Nicht einmal Tsunade hätte ihn noch retten können.“ Ein zittriger Atemzug erschüttert Sakuras Körper, als sie ihre Stirn an Inos Schulter lehnt und so ihre Tränen verbirgt. „Vielleicht hätte ich Tsunades Angebot auch für ein paar Wochen nach Suna zu gehen, doch annehmen sollen.“ „Dafür ist es noch nicht zu spät.“ „Ich kann jetzt nicht gehen.“ Ino nickt, nicht wirklich überrascht davon, dass Hinatas erneuter Aufenthalt im Krankenhaus offensichtlich mit einem schwerwiegenderen Problem einhergeht, doch sie widerspricht dennoch leise. „Irgendwann wirst du trotzdem anfangen müssen zur Abwechslung auch mal an dich selbst zu denken.“ Sakura lässt ihren Kopf vertraut gegen Inos Schulter ruhen und schließt müde die Augen. „Irgendwann.“ • Zur selben Zeit in Hinatas Krankenzimmer Ohne zu wissen, was er sagen könnte, verfolgt Naruto stumm, wie Hinata sich nach einer ungewissen Dauer, die sich für ihn wie Stunden angefühlt hat, zurück ins Bewusstsein blinzelt und ihre hellen Augen die Situation in Sekunden einschätzen. Der klare Schmerz in ihrem Blick vervielfacht seinen eigenen und er hält den Atem an, während sie kaum hörbar spricht. „Ich habe es verloren.“ Es ist nicht wirklich eine Frage, aber er nickt dennoch. Sie schließt die Augen, um die Tränen darin vor ihm zu verbergen. „Ich will dich nicht hier haben, Naruto.“ Ihre Worte sind nur ein schwaches Flüstern, aber er hat sich geschworen von jetzt an jeden ihrer Wünsche zu respektieren. Er erhebt sich, hält dann aber mitten im Raum doch noch einmal inne und dreht sich zu ihr um. „Du hast es mir nicht gesagt.“ Und er versteht warum, aber dann auch wieder nicht. Die hellen Augen der Clanerbin, die ihm in den letzten Jahren so vertraut geworden sind, richten sich leer und emotionslos auf ihn. „Ist dir vielleicht in den Sinn gekommen, dass es möglicherweise nicht von dir war?“ „Nein.“ Er hat keine Sekunde daran gezweifelt, dass es sein Baby war. Er tut es auch jetzt noch nicht, aber er stellt die Frage trotzdem. „War es von mir?“ Sie sieht ihn an und für einen Moment glaubt er, dass sie ihn anlügen wird, obwohl sie beide wissen, dass es wahr ist, aber trotz ihrem Zögern gibt sie es leise zu. „Ja.“ Sie schlägt die Augen nieder, aber er erkennt den Schmerz, der ihre Iriden schlagartig dunkler färbt, dennoch. „Und ich hätte es dir gesagt… nicht, dass das jetzt noch eine Rolle spielt.“ „Hinata-“ „Naruto, bitte. Bitte geh!“ Ihre Stimme bricht über der letzten Silbe seines Namens und trotz der brennenden Schmerzen in ihrem Unterleib, zieht sie die Beine an und schlingt ihre Arme um sich selbst, um das zunehmende Zittern ihres Körpers einzudämmen. Statt zu gehen macht er einen Schritt zurück in den Raum hinein, aber in diesem Moment öffnet sich die Tür in seinem Rücken und Sakura betritt das Zimmer. Ein Blick auf Hinata und sie öffnet ihrem besten Freund die Tür, die sie gerade schließen wollte, auch wenn sich tiefes Bedauern in ihren Augen spiegelt. „Du wartest besser draußen.“ Naruto nickt knapp und verlässt mit hölzernen Schritten den Raum. Sakura dreht den Kopf zurück zu Hinata und sie weiß, als Hyuuga sieht sie zweifellos das Bedauern in ihrem Blick, doch sie öffnet dennoch den Mund, um es auszudrücken. Aber Hinata kommt ihr in einer verzweifelten Bitte zuvor, die sie erwartet hat. „Sakura, ich flehe dich an-“ Doch die Haruno unterbricht sie. „In deiner Krankenakte steht, dass du eine Blinddarmentzündung hattest. Tsunade und ich waren die einzigen, die dich behandelt haben. Niemand sonst wird es jemals erfahren.“ „Ich danke dir.“ Auch wenn ihr das vermutlich das Leben gerettet hat, sind ihre Augen leer und beinahe wäre es ihr egal gewesen, wenn ihr Vater von ihrer außerehelichen Schwangerschaft erfahren hätte. Dann hätte ihr Schmerz wenigstens ein schnelles Ende gefunden. Sakura sieht wie Hinatas Blick ins Leere wandert und da keines ihrer Worte den Schmerz ihrer Freundin lindern wird, verlässt sie stattdessen stumm den Raum. Sie findet ihren besten Freund erneut zusammengesunken auf den Wartestühlen, die am nächsten an Hinatas Zimmer sind und lässt sich neben ihm nieder. „Hör zu… in Hinatas Akte steht eine Blinddarmentzündung als Grund für ihre Einlieferung ins Krankenhaus und ich habe ihr versprochen, dass niemand sonst jemals die Wahrheit erfahren wird.“ Sie wartet weit mehr als das höfliche Mindestmaß ab, erhält aber dennoch keine Antwort. „Naruto? Hast du gehört, was ich gesagt habe?“ Es vergeht beinahe eine weitere Minute, bis er überhaupt reagiert. „Warum?“ „Naruto, sie ist die Erbin des Hyuuga-Clans. Du kennst ihren Vater. Ich glaube nicht, dass Hiashi Hyuuga die Nachricht, dass seine Tochter außerehelich schwanger geworden ist, besonders gut aufnehmen würde.“ Der blonde ANBU senkt erneut den Kopf und verschränkt seine Hände niedergeschlagen in seinem Nacken. „Ich habe das mit ihr nach Strich und Faden versaut.“ Das lässt sich nicht leugnen, aber sie erträgt es trotzdem nicht mitanzusehen, wie sehr er sich quält. „Das heißt nicht, dass du es nicht wieder gut machen kannst.“ Naruto lacht freudlos auf. „Wie soll ich das bitte wieder gut machen, Sakura? Sie hat gerade unser Baby verloren, von dem ich nicht einmal wusste, dass es existiert, weil sie so wenig von mir hält, dass sie nicht einmal damit zu mir gekommen ist!“ Die hörbare Verzweiflung in seiner Stimme lässt sie beide Arme um ihn schlingen. „Naruto, Hinata hat dich geliebt, seit wir zusammen auf der Akademie waren.“ Sakura so beiläufig aussprechen zu hören, was anscheinend jeder gewusst hat, außer ihm, beschert ihm eine neue Welle Schmerz gemischt mit Selbstverachtung. „Im Moment habe ich eher das Gefühl, dass sie mich hasst.“ Er verzieht bitter das Gesicht und fügt tonlos hinzu. „An ihrer Stelle würde ich mich hassen.“ Sakura widersteht der Versuchung ihn zu schütteln. „Sie hasst dich nicht. Aber wenn du noch eine Chance bei ihr willst, solltest du ihr zwar Zeit geben, aber gleichzeitig dieses Mal etwas hartnäckiger versuchen mit ihr zu reden und nicht hoffen, dass sich eure Probleme von selbst erledigen.“ „Ich habe versucht mit ihr darüber zu reden, nachdem du wieder da warst.“ Es ist ein erbärmlich schwaches Argument und er weiß es. „Wie oft?“ Natürlich lässt Sakura ihn nicht mit Schweigen davonkommen. „Wie oft hast du es versucht?“ „Zweimal.“ Sie lehnt ihren Kopf gegen seine Schulter und formuliert ihr Urteil so sanft wie möglich. „Du bist so ein Idiot.“ Sie verweilen einige Minuten in dieser Haltung, bis Sakuras Sinne anschlagen und sie aufspringt. Ein weiteres Mal besorgt, zieht sie Naruto auf die Beine, als sich dieser nicht schnell genug bewegt. „Wir müssen gehen!“ „Was? Wieso?“ So sehr sie ihn auch liebt, aber seine Begriffsstutzigkeit in Situationen wie diesen, wird ihr zweifellos verfrüht graue Haare bescheren. „Weil Hiashi dich besser nicht in diesem Zustand vor dem Krankenzimmer seiner Tochter findet!“ Statt die Logik in ihrem Argument zu sehen, entzieht sich Naruto ihrem Halt. „Ich sollte sie nicht mit ihm allein lassen.“ Doch Sakura versperrt ihm den Weg zurück zu Hinatas Krankenzimmer. „Glaubst du wirklich, dass Hinata es zu schätzen wissen wird, wenn du dich da ungefragt einmischt?“ Sie hält seinen Blick und ergreift gleichzeitig seine Hand. „Lass uns gehen, Naruto, bitte! Deine Anwesenheit hilft ihr im Moment nicht!“ Immer noch widerstrebend erlaubt er ihr dennoch, ihn wegzuführen. Sie sind gerade um die Ecke verschwunden, als Hiashi Hyuuga den Flur von der anderen Seite betritt. Hinata zwingt sich in eine aufrechte Position, als sie die Energie ihres Vaters herannahen spürt. Gleichzeitig weiß sie, dass sie keine Chance hat die Spuren der Tränen auf ihren Wangen und um ihre Augen vor dem musternden Blick ihres Vaters zu verbergen, sobald er durch die Tür tritt, also versucht sie es gar nicht erst. „Hinata.“ „Vater.“ Zum ersten Mal in ihrem Leben ist ihr die kritische Musterung ihres Vaters egal. Sie empfindet nichts unter seinem strengen Blick. Keine Nervosität, keine Angst, keine Scham. „Tsunade hat mir versichert, dass es nur eine Blinddarmentzündung war und du dich schnell erholen wirst.“ Sie hätte nicht gedacht, dass sie die respektvollen Gepflogenheiten des Hyuuga-Clans, die es einem verbieten einfach den Körper eines anderen zu durchleuchten, einmal auf diese Art retten würden. „Hai.“ Statt ihren Gesundheitszustand zu hinterfragen, spricht ihr Vater an, wovon sie gewusst hat, dass es ihr eine schwerwiegende Diskussion einbringen würde. „Ich habe eigentlich erwartet, dass Neji dich in Suna abholen würde, wie es abgesprochen war.“ Ohne äußerliche Regung rattert sie ihre vorbereitete Erklärung emotionslos herunter. „Der Kazekage hat zwei Männer auf eine Mission in diese Richtung geschickt und ich habe mich ihnen angeschlossen, um Neji den Weg zu ersparen.“ So lange wie ihr Vater sie mustert, würde sie normalerweise längst darum ringen, nicht in nervöse Gestiken zu verfallen. Heute fühlt sie gar nichts. „Solange ich nicht der Meinung bist, dass du selbst auf dich aufpassen kannst, wirst du auf keine Mission mehr gehen.“ Auch sein Urteil berührt sie nicht. Sie fügt sie widerspruchslos und gleichgültig. „Hai.“ . . . Später in der Nacht Er wartet, bis Sakuras Atem neben ihm tief und gleichmäßig wird, bevor er aufsteht und zuerst den Raum und kurz darauf die Wohnung verlässt. Obwohl er zu schätzen weiß, dass seine beste Freundin den Abend mit Versuchen verbracht hat ihm zu helfen, erst mit Training als Bewältigungsstrategie und dann mit Ramen als Trostessen, muss er dringend allein sein. Seine Gedanken sind ein solches Chaos, dass er kaum geradeaus sehen kann, als ihn seine Beine durch sein dunkles, schlafendes Heimatdorf tragen, bis er sein Ziel erreicht. An dem Ort, wo sein großer beruflicher Traum seinen Anfang genommen hat, wird er sich darüber klar, dass er in ein paar Monaten Vater hätte werden können. Dass Hinata und er ein Kind zusammen hätten haben können. Dass eine einzige Nacht, ein gestohlener Moment ein neues Leben erschaffen hat. Und dass er dieses Kind niemals kennen lernen wird. . . . In derselben Nacht „Bevor du dich entscheidest-“ „Yamamoto.“ Doch der Medic-nin schüttelt entschieden den Kopf. „Nein, ich muss das hier los werden, ob du es hören willst oder nicht!“ Er sucht eindringlich Sasukes Blick und fasst seine besorgten Gedanken in aller Deutlichkeit in Worte. „Es gibt mehrere Arten für einen Mann unsterblich zu werden. Arten, die dich nicht in ein Monster verwandeln. Arten, die es dir erlauben würden ein Leben mit der Frau zu führen, die du liebst.“ Vor Sakuras Aufenthalt in Oto hatte er keinerlei Hoffnung den Uchiha hiervon überzeugen zu können. Jetzt erträgt er die Alternative nicht mehr. „Denk darüber nach, bevor du dich entscheidest, was du hiermit anfangen willst!“ Er wirft das letzte von Orochimarus handverfassten Werken vor Sasuke auf den Boden und kehrt ihm ohne ein weiteres Wort den Rücken zu. . . . Kapitel 17: emotional --------------------- Am nächsten Tag Naruto nimmt einen tiefen Atemzug, bevor er dem falschen Hyuuga die Tür öffnet. „Neji.“ Die hervorstechenden Adern um Nejis Augen sind bereits ein eigenes Warnzeichen. „Was ist passiert?“ Ohne besseren Plan, beschließt Naruto erst einmal zu tun, als wüsste er nicht genau, was Hinatas Cousin in diesem Zustand vor seine Tür gebracht hat. „Was meinst du?“ Nejis Bluterbe registriert durchaus, dass der blonde Shinobi beinahe so fertig und abgekämpft aussieht wie seine Cousine, aber in seinem Unmut interessiert ihn diese Tatsache nicht. „Ich meine, dass ich gerade von meiner Mission zurückgekommen bin und eigentlich im Anschluss aufbrechen sollte, um Hinata in Suna abzuholen. Stattdessen weist mein Onkel mich an, sie im Krankenhaus abzuholen und nach Hause zu bringen. Sie sieht aus, als hätte sie stundenlang geweint und spricht kein Wort. Also was zur Hölle hast du gemacht?!“ Naruto ringt darum vor den aufmerksamen weißen Augen zu verbergen, was die Erwähnung von Hinatas Kummer in ihm auslöst. „Du weißt, dass ich es dir nicht sagen werde, wenn sie es offensichtlich nicht will.“ Egal, was er gesagt hätte, es wäre sowieso das Falsche gewesen, deshalb überrascht ihn die Wut nicht, die in Nejis Augen aufblitzt. „Also weißt du, was mit ihr los ist!“ Das kann er ebenso wenig leugnen, wie die Tatsache, dass es zu einem erheblichen Teil seine Schuld ist, deshalb versucht er es auch nicht. „Was ich weiß ist, dass ich einiges wieder gutzumachen habe. Ich hatte nie vor Hinata zu verletzen und ja, ich habe es trotzdem so richtig versaut. Du hast mir gesagt, ich muss endlich erwachsen werden und genau das habe ich vor. Aber mir von dir weiter Vorhaltungen machen zu lassen, steht trotzdem nicht auf meiner Liste.“ Er schließt die Tür, bevor der Hyuuga ihm weitere Vorhaltungen machen kann und reagiert auch nicht auf weiteres Klopfen. • Zur selben Zeit im Hokageturm Alte Angewohnheiten beibehaltend, spaziert Sakura in das Büro der Hokage, ohne sich anzukündigen. „Du hast geläutet?“ Umgeben von Papierbergen sieht Tsunade kaum auf, als sie den Raum betritt. „Ich brauche eine Medic-nin mit der höchsten Geheimfreigabe, um einen Gefangenen zu behandeln.“ Was übersetzt bedeutet, dass der Verräter von seiner Befragung so mitgenommen ist, dass er medizinische Betreuung braucht, um die Nacht zu überleben. Sakura zögert einen Moment, aber die Tatsache, dass ihr allein die Erinnerung an andere Gefangene, die sie in ihrer Zeit als Medic-nin behandelt hat, den Magen umdreht, nimmt ihr die Entscheidung aus der Hand. Es ist nicht so, dass sie angenommen hat, sie könnte ihr Problem ewig vor Tsunade verbergen. Es ist die Demütigung eine weitere Schwäche öffentlich einzugestehen, die sie lieber vermieden hätte. „Kann Ino das übernehmen?“ Mit dieser Frage sichert sie sich die volle Aufmerksamkeit ihrer ehemaligen Lehrmeisterin in Millisekunden. „Natürlich.“ Die Godaime legt das Pergament, das sie eben noch studiert hat, zur Seite und mustert ihre frühere Schülerin. „Sobald du mir sagst, warum du es nicht kannst.“ Sakura wischt sich mit einem offenen Seufzen eine Haarsträhne aus der Stirn, während sie in einen der Stühle gegenüber der Hokage sinkt. „Ich habe möglicherweise mit ein paar Schwierigkeiten zu kämpfen, die es mir erschweren meinen Beruf als Medic-nin auszuüben.“ „In welcher Hinsicht?“ Unter dem intensiven Blick ihrer ehemaligen Sensei, nimmt sie einen tiefen Atemzug, bevor sie es eingesteht. „Ich kann momentan kein Blut sehen.“ Ihr Geständnis hängt für einen Moment zwischen ihnen, bevor Tsunade die Hände vor dem Kinn faltet und die Stille bricht. „Und du hast nicht daran gedacht, mir das früher zu sagen? Sakura, wir haben Behandlungsmöglichkeiten für Traumata-“ Sie unterbricht, was sie mehr oder weniger genau in dieser Form erwartet hat. „Ich gehe und mache eine Kur, sobald Naruto und Hinata nicht mehr beide am Rande eines Nervenzusammenbruchs balancieren.“ Die Erwähnung des neusten Dramas im Dorf, lässt auch Tsunade für einen Moment vom Thema abschweifen. „Ich glaube nicht, dass es in dieser Hinsicht viel gibt, was du für die beiden tun kannst.“ Nein, aber sie muss sicherstellen, dass ihre Freunde nicht an dem unerwarteten Verlust zerbrechen. Nachdem dieses Thema auch nur deprimierende Erkenntnisse verspricht, wendet sie sich der einen politischen Frage zu, die sie trotz all ihren persönlichen Problemen seit Tagen nicht loslässt. „Weißt du schon, warum er es getan hat?“ Trotz all der Zeit, die sie einander schon kennen, kann sie in diesem Moment nichts in der Mimik der Hokage lesen, als diese ihr tonlos antwortet. „Spielschulden.“ Für sechzig lange Sekunden wartet sie auf die Pointe, aber als sie erkennt, dass dem nichts mehr hinzugefügt wird, zupft zum ersten Mal seit vorgestern ein Schmunzeln an ihren Mundwinkeln. „Ist das ein Witz?“ Normalerweise würde sie absolut nichts Humorvolles daran finden, dass jemand ihr Heimatdorf für derartig niedere Beweggründe verraten hat, aber das Blitzen in den Augen der Hokagen ist dennoch eine kleine Quelle der Erheiterung. „Sehe ich so aus, als würde ich darüber lachen?“ Der erwartete Ausbruch lässt Sakura lachen, wenn auch nur für einen Moment. • Auf dem Weg zu Narutos Wohnung hält sie an einem vertrauten Ramenstand inne, als sie die markanten blonden Haare ihres besten Freundes am Tresen entdeckt. Ein Seufzen unterdrückend, schließt sie sich ihm an, doch als sie erkennt, dass statt seiner geliebten Nudelsuppe eine halbleere Flasche Sake vor Naruto steht, runzelt sie die Stirn. Aber er spricht, bevor sie die richtigen Worte findet, um ihre Sorge auszudrücken. „Wie soll ich Hinata davon überzeugen, mich nicht zu hassen, wenn ich mir selbst nicht vergeben kann?“ Sie hat weder eine Antwort für ihn noch wirklichen Trost für seinen Kummer, deshalb lehnt sie stattdessen freundschaftlich ihren Kopf gegen seine Schulter. „Sobald ich die Antwort auf diese Frage gefunden habe, teile ich meine Weisheit mit dir.“ „Ich bin vorhin zu ihr gegangen.“ Das Geständnis lässt sie abrupt wiederaufsehen. „Naruto-“ Ihr bester Freund wiegelt ihren implizierten Vorwurf müde ab. „Ich weiß, du hast gesagt, ich soll ihr ein paar Tage Zeit geben, aber ich musste nach ihr sehen.“ „Hast du sie gesehen?“ Die Antwort liegt in seinen Augen. So niedergeschlagen hat sie ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. „Man hat mir gesagt, dass die Clanerbin niemanden zu sehen wünscht.“ . . . Später am Abend Trotz der wahrscheinlichen Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens, geht es ihr in diesem Fall wie ihrem besten Freund und sie muss es dennoch versuchen. Umso überraschter ist sie, dass ihr Zutritt zum Hyuuga-Anwesen gewährt wird und dann auch noch von Neji persönlich. Mit einem knappen „Vielleicht redet sie mit dir“, lässt sie der stolze Hyuuga vor der Zimmertür seiner Cousine zurück. Auf ihr vorsichtiges Klopfen folgt ein kaum hörbares Herein, aber es ist der Anblick, der sich ihr bietet, als sie den Raum betritt, der ihr einen schmerzhaften Stich versetzt. Hinata liegt vor ihrem Fenster auf dem Boden, absolut ungeachtet jeglicher stolzen Gepflogenheiten ihrer Familie und sieht nicht einmal auf, als sie den Raum betritt. Tränenleer für den Moment, sind ihre Augen so gerötet, dass man ohne den entsprechenden Kontext eine erneute Entzündung befürchten könnte. Statt irgendetwas davon anzusprechen, schließt Sakura die Tür hinter sich, durchquert den Raum und legt sich dicht neben ihre Freundin auf den Boden. Sie dreht den Kopf zu der mitgenommenen Clanerbin und bricht behutsam die Stille. „Ich habe gehört, du willst niemanden sehen.“ „Ich bin nicht bereit irgendjemanden zu sehen.“ Hinatas Stimme klingt so gebrochen wie der Ausdruck in ihren hellen Augen wirkt. Zum zweiten Mal an diesem Abend wünscht Sakura sich, sie hätte mehr als Trost anzubieten, als ihre Nähe, aber da gibt es nichts. Als sie die Stille zwischen ihnen schließlich nicht mehr erträgt, erlaubt sich Sakura eine vorsichtige Frage. „Ich will dich zu nichts drängen, aber denkst du nicht, ihr beide solltet reden?“ Sie bereut die Frage sofort, als Schmerz so offensichtlich über Hinatas Gesichtszüge zuckt, wie sie es vor dem gestrigen Tag noch nie an der beherrschten Clanerbin gesehen hat. Ihr zittriger Atemzug verrät, wie sehr sie um ihre Beherrschung ringt, bevor sie heiser ansetzt ihr zu antworten. „Ich bin nicht wütend auf ihn, Sakura. Zwischen uns ist nichts vorgefallen, was ich nicht auch wollte. Es ist nicht seine Schuld, dass es ihm nicht dasselbe bedeutet hat wie mir. Aber jetzt… ich weiß nicht, wie ich ihn hiernach ansehen soll.“ Das emotionale Geständnis lässt Sakura selbst für einen Moment betroffen die Augen schließen und sie wägt ihre nächsten Worte sorgsam ab. „Dann sag ihm, dass du Zeit brauchst. Ich verspreche, er wird es respektieren, wenn er es von dir hört.“ Aber Hinata schüttelt schwach den Kopf. „Du verlangst zu viel. Ich habe im Moment nicht einmal die Kraft von diesem Boden aufzustehen.“ Ihre Fingerspitzen drücke sich fest gegen den Teppich unter ihrem Körper, als müsste sie sich auf ihrem eigenen Zimmerboden verankern. „Naruto gegenüberzutreten würde noch so viel mehr verlangen.“ Weil sie dieses Thema ebenso wenig erträgt wie das weitere Geheimnis, das seit Tagen zusätzlich auf ihr lastet, gesteht sie, was sie getan hat, bevor sie nach Konoha zurückgekehrt ist. „Ich habe Sasuke gesehen.“ Selbst ohne ihre Byakugan sieht sie aus dem Augenwinkel, wie Sakuras Blick ruckartig zurück zu ihr fährt, doch sie sieht die Medic-nin nicht an, als sie ihr Geständnis unaufgefordert weiter ausführt. „Genau genommen habe ich ihm sogar geholfen in eines von Orochimarus Laboren zu gelangen.“ „Was?!“ Es ist hörbar, wie dieses Mal Sakura beruhigend Luft holt, bevor sie sich zwingt ruhiger eine zentrale Frage zu stellen. „Wann?“ „An dem Tag, als…“ Hinata schluckt schwer und obwohl sie nicht mehr in der Lage sein sollte noch mehr zu weinen, glitzern plötzlich neue Tränen in ihren Augen. Es ist bereits klar, von welchem Tag sie spricht, bevor sie ihre Erklärung umformuliert. „Als ich aus Suna zurückgekommen bin.“. Sie versucht es, aber ihre Beherrschung entgleitet ihr dennoch. „Dieser verdammte-“ Ein harter Biss auf ihre eigene Unterlippe unterbricht ihren Fluch und Sakura schließt die Augen, in der Hoffnung Dunkelheit würde ihr helfen nicht die Kontrolle zu verlieren. „Es tut mir leid.“ Hinatas leise Entschuldigung zieht Sakuras Aufmerksamkeit zurück auf sie. „Es hat nichts mit dir zu tun. Es ist nur…“ Ihre plötzliche Unruhe zwingt sie, sich zumindest aufzusetzen und sie ballt ihre Hände fest zusammen, um das Zittern ihrer Finger zu verbergen. Er ist zweifellos der einzige Mensch, der sie so wütend machen kann, ohne überhaupt hier zu sein. Es ist ein weiterer Beweis dafür, wie viel sie für ihn fühlt; ein Beweis, den sie nicht braucht und nicht will. Ein freudloses Lachen bricht über ihre Lippen und sie wischt sich grob die Haare aus der Stirn. „Ich habe den Mistkerl vor ein paar Tagen selbst gesehen und er hat nichts gesagt.“ Auch Hinata setzt sich neben ihr auf, geplagt von ihren eigenen Dämonen. „Denkst du, es war ein Fehler ihm zu vertrauen?“ Sakura braucht nicht mehr Details, um zu wissen, worauf die junge Clanerbin anspielt. Es ist nicht so, dass sie die Frage, ob er ihr die Wahrheit bezüglich seiner Absichten für Orochimarus Forschungen gesagt hat, nicht jede Nacht verfolgt. „Ich hoffe nicht.“ Ihre eigenen Worte hallen naiv in ihren Ohren wider und sie lässt sich mit einem Schnauben zurück auf den Boden sinken. „Aber ich bin in der Hinsicht auch ziemlich voreingenommen.“ Es vergehen ein paar Minuten und Hinata liegt bereits wieder neben ihr, als Sakura leise eingesteht, was sie seit Wochen verfolgt. „Und ich weiß auch, es wäre nicht seine Art, wenn er nicht zumindest… darüber nachgedacht hätte es zu benutzen.“ Es ist nicht so, dass sie etwas ausspricht, was eine von ihnen überrascht. Das Problem ist, dass sie weiß, wozu er fähig ist und sich ein Teil von ihr gleichzeitig weigert zu glauben, dass er es auch wirklich tun wird. Man sollte meinen sie würde ihre Lektion irgendwann lernen. In der Dunkelheit der Nacht erhellt nur eine kleine Lampe auf Hinatas Nachttisch den Raum und in dem schummrigen Licht, beichtet Sakura leise, was sie fühlt. Egal wozu sie das macht. „Ich bin dir trotzdem dankbar, dass du ihm geholfen hast, sich auf seiner Suche nicht in die Luft zu jagen. Was auch immer er sucht.“ Denn offensichtlich hat sie sich einmal mehr etwas vorgemacht und es ist nicht sie. Diese Erkenntnis sollte sie weder überraschen noch so weh tun, aber das Gefühl schießt trotzdem stechend durch ihren Brustkorb und plötzlich fehlt ihr selbst jeglicher Antrieb aufzustehen. Sie dreht den Kopf zurück zu Hinata, die bereits wieder in ihren eigenen Gedanken verloren zu sein scheint. „Stört es dich, wenn ich noch einen Moment hier mit dir liegen bleibe?“ „Bleib, solange du willst.“ . . . Zwei Tage später Er hat es wirklich versucht. Aber er hält es keine Minute mehr aus, ohne sie zu sehen. Aber er ist noch nicht einmal in der Nähe des Haupttors, als Neji aus dem Nichts vor ihm auftaucht, vertraut gewordenen Zorn in den Augen. „Wie oft musst du die Worte sie will dich nicht sehen hören, bis sie bei dir ankommen, Uzumaki?“ Die hellen Augen seines Kollegen mustern ihn verachtend. „Weißt du was passiert, wenn mein Onkel erfährt, dass jeden Tag ein blonder Streuner vor unseren Toren rumlungert und auf seine Tochter wartet?“ Doch es sind weder Nejis barsche Worte noch Narutos Reaktion, die plötzlich die Haltung beider Männer straft. „Neji.“ Unerwartet für beide Seiten, tritt Hinata aus dem Schatten der Mauer, die ihr Elternhaus umgibt und richtet ihre Aufmerksamkeit mit einer müden Bitte auf ihren Cousin. „Lass uns allein.“ Nejis finsterer Blick bleibt jedoch zunächst stur an Naruto haften, obwohl seine Worte Hinata gelten. „Du musst nicht mit ihm reden, wenn du nicht willst.“ Doch als seine Cousine seinen Arm umfasst, wendet er sich ihr zu und senkt seinen Kopf zu ihr herab, als sie sich auf ihre Zehenspitzen streckt. Überraschung zeichnet die Züge des talentierten Shinobi, als Hinata ihre Lippen mit einem leisen Flüstern gegen seine Wange drückt. „Danke.“ Die Geste lässt den Hyuuga schließlich kapitulieren. Mit einem knappen Nicken und einem letzten drohenden Blick in Narutos Richtung verschwindet er hinter der Mauer des Familienanwesens. Hinata sieht ihm einen Moment hinterher, bevor sie sich zwingt ihren Blick auf den blonden Shinobi vor sich zu richten. „Naruto.“ „Hinata.“ Sie zu sehen war alles, was er seit Tagen wollte, aber was auch immer er sich erwartet hat, so fühlt es sich nicht an. Nach nur drei Tagen kann er sehen, dass sie Gewicht verloren hat, ihre Wangen sind eingefallen und die Schatten unter ihren geröteten Augen sind dunkler als seine, obwohl er in den letzten drei Nächten insgesamt kaum vier Stunden geschlafen hat. Obwohl er sich ausführlich ausgemalt hat, was er zu ihr sagen will, fehlen ihm konfrontiert mit ihrem offensichtlichen Schmerz plötzlich die Worte und er vergräbt unsicher beide Hände in den Hosentaschen. „Ich musste dich sehen.“ Etwas an seinen Worten verzerrt ihre Lippen, aber es ist mehr ein bitterer, als ein amüsierter Zug. „Jetzt hast du mich gesehen.“ Sie legt müde den Kopf schief, nicht länger darauf bedacht zu versuchen ihre Schwäche und ihren Kummer zu kaschieren und sieht ihn direkt an. „Geht es dir jetzt besser?“ Denn ihr eigener Schmerz scheint mit jeder Minute, die sie hier stehen schlimmer zu werden, obwohl sie dies nicht mehr für möglich gehalten hat. Zu sehen, dass er genauso leidet wie sie, macht alles noch ein wenig schlimmer. Als er den Kopf schüttelt, hat sie schon beinahe vergessen, dass sie ihn etwas gefragt hat. „Nein.“ Naruto fährt sich grob durch die Haare, wütend auf sich selbst und auf seine Unfähigkeit ihr zu sagen, weshalb er hier ist. Doch er versucht es dennoch. „Es gibt eines, was mich nicht loslässt-“ Sie unterbricht ihn, bevor er einen Weg findet den Satz zu beenden und die Verzweiflung in ihrer Stimme zerrt schmerzhaft an ihm. „Was hätte ich sagen sollen? Naruto, erinnerst du dich an die eine Nacht, in der wir beide die Beherrschung verloren haben? Stellt sich heraus dieser eine Ausrutscher wird unser beider Leben für immer verändern. Ach übrigens, sobald mein Vater davon erfährt, wird er sofort verlangen, dass wir heiraten.“ Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, aber es wäre ihm lieber sie würde ihn anschreien. „Ich wusste nicht, wie ich dir das erklären soll. Ich bin nach Suna, um meine eigenen Gedanken zu ordnen, bevor ein Hyuuga bemerkt, was noch niemand wissen durfte. Ich wollte nach meiner Rückkehr mit dir reden-“ Sie unterbricht sich, statt auszuführen, was sie beide wissen. Dass sich ab diesem Zeitpunkt ihr Geständnis erübrigt hatte. Zwischen ihren verzweifelten Worten sind bereits die ersten Tränen über ihre blassen Wangen gefallen, aber jetzt weint sie offen und ihr Kummer treibt ihn beinahe automatisch einen Schritt auf sie zu. Doch bevor er die Hände nach ihr ausstrecken kann, weicht sie bereits vor ihm zurück. Weitaus wütender auf sich selbst, als auf ihn, wischt Hinata sich unwirsch die Tränen von den Wangen. Doch da steht noch eine Wahrheit zwischen ihnen, die sie schon vor langer Zeit hätte aussprechen sollen. Und mit nichts mehr zu verlieren, schafft sie es endlich. „Du bist zweifellos der einzige Einwohner dieses Dorfes, der nicht gewusst hat, dass ich seit unserer Kindheit in dich verliebt war.“ Es ist mehr Erschöpfung, als Bitterkeit, die ihre Lippen nach unten zieht. „Aber vielleicht wolltest du es einfach nicht wissen.“ Naruto schüttelt den Kopf und macht erneut einen Schritt auf sie zu. „Das ist nicht wahr! Es ist nicht so, dass ich es nicht sehen wollte, ich war nur einfach zu blind und-“ Er unterbricht sich selbst, denn in diesem Moment ringt er selbst seine Gefühle in Worte zu fassen. Doch Hinata tritt weiter von ihm zurück, bevor es ihm gelingt seine Gedanken zu ordnen. „Geh nach Hause, Naruto. Ich habe dir im Moment nichts mehr zu sagen und ich bin nicht in der Verfassung mir irgendetwas anzuhören, was du mir vielleicht zu sagen hast.“ Sie sieht zur Seite, als sie es schließlich nicht mehr erträgt ihn anzusehen. „Ich brauche… Zeit.“ Auch wenn sie im Moment nicht weiß, wie Zeit das hier richten soll. Sie dreht ihm den Rücken zu, bevor er antworten kann und schiebt sich durch einen der Seiteneingänge, der zurück in ihr Elternhaus führt, doch hinter der Holztür wartet bereits der nächste Mann auf sie. Unfähig noch eine weitere Konfrontation durchzustehen, öffnet sie ihre Lippen, um ihn zu bitten es ihr zu ersparen. „Neji, bitte, ich-“ Es ist nicht unerwartet, dass er sie unterbricht, doch seine Worte sind nicht, was sie erwartet hat. „Shh. Ich will das jetzt nicht diskutieren.“ Hinata runzelt müde die Stirn, unsicher, was er sonst von ihr will. „Nicht?“ „Nein.“ Neji überwindet den geringen Abstand zwischen ihnen mit einem Kopfschütteln und ihr schmaler Körper erstarrt, als er zu beiden Seiten die Arme um sie schlingt. „Stattdessen wirst du dich einfach von mir halten lassen.“ Es vergehen mehrere Sekunden, bevor sie ihre eigenen Arme hebt, um seine Umarmung zu erwidern. Ihr Gesicht gegen seine Schultern verborgen, verliert sie ein weiteres Mal den Kampf gegen die brennenden Tränen in ihren Augen. Wenn sie ihrem Cousin auch nie zugetraut hätte zu derartigem Trost fähig zu sein, wird sie ihm ewig dankbar dafür sein, dass er ihr jegliche Plattitüden erspart. Sie erträgt es im Moment nicht, versichert zu bekommen, dass alles wieder gut wird. . . . Am nächsten Morgen Nach einer vierten schlaflosen Nacht, hat sie es keine Sekunde länger in ihrem Elternhaus ausgehalten. Sie ist noch vor dem Morgengrauen aus dem Anwesen geflohen, denn mit diesem Tag hat sie endlich eine entscheidende Freiheit zurück. Die Freiheit sich mit so viel Training zu bestrafen, dass sie am Ende des Tages an nichts anderes mehr denkt und nichts mehr fühlt, als den brennenden Schmerz in jedem Muskel. Sie hat sich an den abgelegensten Trainingsplatz des Dorfes zurückgezogen, doch natürlich ist diese Taktik gegenüber Mitgliedern ihrer Familie absolut nutzlos. „Das ist also dein neuer Plan?“ Der Spott in Nejis Stimme ist eher besorgt, als verletzend. „Es geht mir gut.“ Wenn sie die Lüge hundert Mal wiederholt, wird es vielleicht irgendwann wahr werden. Natürlich glaubt er ihr ebenso wenig wie sie sich selbst. „Man sollte wirklich meinen, als Kunoichi hättest du mittlerweile überzeugender zu lügen gelernt.“ Sie unterbricht ihr Training lange genug, um zu ihm zu sehen, aber sie hat auch nicht vor, sich auf diese Diskussion mit ihm einzulassen. „Du kannst dich entweder nützlich machen und mir beim Training helfen oder du kannst verschwinden.“ Neji wägt ihre Worte sorgfältig ab, entscheidet sich aber schließlich, wenn auch mit sichtlichem Widerwillen in den Augen, das Training mit ihr aufzunehmen. Es ist Nachmittag, als Hinata lernt, dass ihr Versteck nicht so gut ist, wie sie gedacht hat, als sich ihr und Neji ein vertrautes Chakra nähert, das den tiefen Schmerz in ihrem Brustkorb zurückbringt. Nejis Blick folgt ihrem, bevor er sie mustert. „Welche Strategie bevorzugst du ihm gegenüber heute?“ Sie weiß, es ist seine Art anzubieten, ihr das Gespräch abzunehmen. Sie kann nicht in Worte fassen, was ihr seine Loyalität bedeutet, denn noch vor ein paar Jahren, hätte er ihr ihre erbärmliche Schwäche zu Recht vorgeworfen. Sobald sie ihre Emotionen wieder ansatzweise unter Kontrolle hat, wird sie irgendeinen Weg finden müssen sich zu revanchieren. Für den Moment ist ihre Fähigkeit darauf begrenzt ihm dankend die Hand auf die Schulter zu legen, bevor sie sich in der Geschwindigkeit einer Kunoichi über die Lichtung bewegt, auf der sie und Neji seit Stunden trainieren. Narutos Blick wandert in offensichtlicher Besorgnis über ihren Körper, der von dem stundenlangen Training und den letzten Tagen gezeichnet ist. Unter Nejis Verständnis von Unterstützung fällt es auch, sich beim Training niemals zurückzuhalten. Ein Umstand für den sie dankbar ist, treibt Furchen in Narutos Stirn und er bricht die angespannte Stille zwischen ihnen zuerst. „Du bist in keiner Verfassung ein derartiges Training durchzustehen.“ Das einzig andere Gefühl, das neben Schmerz ihren Körper besiedelt, ist Wut und in diesem Moment richtet sie sich zum ersten Mal seit Tagen gegen jemand anderen als sich selbst, als seltener Trotz ihre Haltung streckt. „Das zu beurteilen steht dir nicht zu!“ Während Naruto noch erkennt, dass er einmal mehr das Falsche gesagt hat, dreht sich Hinata zurück zu ihrem Cousin. Sie richtet leise Worte an ihn und ist schon im nächsten Moment verschwunden. Naruto schließt die Augen und schluckt einen derben Fluch, der ohnehin an ihn selbst gerichtet ist, bevor er einmal mehr Nejis unzufriedenem Blick begegnet. „Sie hat dir gesagt, du sollst sie woanders treffen, oder?“ Im Blick des Hyuuga liegt zum ersten Mal seit Tagen auch etwas anderes als Zorn, als er ihn ansieht. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals erleben würde, dass sie wütend auf dich ist. Ich hätte nicht gedacht, dass sie dazu überhaupt fähig ist, vor allem nicht dir gegenüber. Was hast du bloß getan?“ „Neji-“ Doch der erfahrene Shinobi schüttelt den Kopf, voraussahnend wohin sein bittender Tonfall führt. „Sie hat gesagt, wenn ich nicht mit ihr trainiere, geht sie zu ihrem Vater.“ Er lässt unausgesprochen, dass Hinatas Vater niemals erfahren darf, was seine Tochter in diesen Tagen bedrückt. „Und ob du es glauben willst oder nicht, in diesem Vergleich bin ich immer die bessere Alternative.“ Damit verschwindet er in derselben Richtung und lässt Naruto zurück, der seinen Fluch dieses Mal laut herausschreit. Ein unsanfter Griff in seine Haare kommuniziert seine Verzweiflung und kostet ihn ein paar Strähnen, aber schon Sekunden später färbt Entschlossenheit seine Augen. Er hat es mit Plan A, B und C versucht. Aber wenn sie nicht mit ihm reden will, wird es Zeit für Plan D und damit für etwas, wovon er nie gedacht hätte, dass er es jemals freiwillig tun würde. . . . Am Abend im Hyuuga-Anwesen Sie kann kaum laufen, aber das Brennen ihrer Muskeln erfüllt für den Moment sein Ziel: Sie denkt an nichts anderes, als an den körperlichen Schmerz, den sie bei jedem Schritt verspürt. Zumindest bis die Stimme ihres Vaters sie zusammenzucken lässt. Doch es ist weder seine Anwesenheit, noch sein Tonfall, der die besorgte Reaktion in ihr auslöst. Es sind seine Worte, die sie in dieser Zusammensetzung nicht erwartet hat. „Naruto Uzumaki war vorhin hier.“ Sie weiß, dass den aufmerksamen Augen ihres Vaters keine noch so winzige Regung entgeht, aber sie kann trotzdem nicht verhindern, dass sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannt, bei dem Gedanken daran, was der einzige Grund ist, den sie sich vorstellen kann, warum Naruto ihren Vater aufgesucht haben könnte. Zum ersten Mal seit Tagen, kümmert sie sich genug, um ihre Worte sorgfältig abzuwägen. „Ich habe ihn nicht darum gebeten.“ „Also willst du nicht wissen, warum er hier war.“ Nein, nicht wirklich. Aber ihr Vater wirkt zu ruhig dafür, dass Naruto ihm gesagt haben könnte, warum sie wirklich im Krankenhaus war. Außerdem hat er keinen Grund das zu tun. „Wirst du es mir sagen?“ Die Art wie er sie mustert, macht sie auf gewohnte Art unruhig, aber heute schlägt ihr Herz in panischem Takt dazu in ihrem Brustkorb. „Er ist gekommen, um mir gegenüber offen seine Absichten für dich darzulegen.“ Schock allein verhindert in diesem Moment, dass ihr ihre Züge entgleisen, denn im ersten Moment begreift sie kaum, was die Worte ihres Vaters Worte bedeuten. „S-Seine Absichten- für mich?“ Die stechenden Augen ihres Vaters mustern sie aufmerksamer, als ihr selbst in jeder anderen Situation angenehm wäre. „Du weißt wirklich nichts davon.“ Hinata widersteht nur knapp der Verlockung, die Hand nach der Wand auszustrecken, um sicherzugehen, dass die nächste Offenbarung ihre Knie nicht nachgeben lassen wird, aber ihre Stimme klingt so tonlos wie sie fürchtet. „Wovon?“ „Dass der Fuchsjunge Gefühle für dich hat.“ Sie hofft entgegen aller Wahrscheinlichkeit, dass sich das schmerzhafte Zucken, das ihren ganzen Körper durchzieht, nicht in ihrer Mimik widerspiegelt. „Das ist nicht wahr.“ Misstrauen färbt die hellen Augen ihres Vaters eine Nuance dunkler. „Ich dachte, du liebst den Bengel.“ Sie hebt den Kopf und der unbekannte Zorn, der sie seit Tagen von innen heraus zerfrisst, treibt ein zweites Mal an diesem Tag einen seltenen Trotz in ihre Augen. „Ich dachte, du hasst ihn.“ Die stählernen Gesichtszüge ihres Vaters lassen sie einmal mehr im Unklaren darüber, was er über ihren uncharakteristischen Ausbruch denkt. Doch seine Worte stellen seinen Standpunkt wie immer unumwunden klar. „Er hat sich zu einem ausgesprochen talentierten Shinobi entwickelt. Außerdem weiß jeder, dass der Junge als Tsunades Nachfolger gehandhabt wird.“ Das Clanoberhaupt mustert seine älteste Tochter für einen Moment, aber als sie keinerlei Ansätze macht, ihr Gespräch von sich aus fortzusetzen, verkündet er gewohnt endgültig sein Urteil. „Wie dem auch sei. Jedenfalls hätte ich nichts dagegen.“ Die bizarre Ironie dieser Situation lässt sie beinahe laut auflachen und im nächsten Moment könnte sie schreien. Stattdessen verlässt sie mit einem höflichen Nicken den Raum. Aber obwohl ihre Schritte nach außen hin langsam und kontrolliert sind, verlässt sie so schnell es geht das Anwesen. • Sie hat jegliches Gefühl dafür verloren, wie lange sie schon hier ist, aber sie spürt den Regen schon seit einer Weile nicht mehr. Die Kälte hat jede ihrer Sinnesempfindungen betäubt, aber der Schmerz in ihrem Inneren brennt unvermindert. Durchnässt bis auf die Haut starrt sie regungslos auf ihr Heimatdorf herab. Doch dann lässt sie zum zweiten Mal das Gefühl einer vertrauten Chakrapräsenz zusammenzucken und sie richtet sich auf, als sie wahrnimmt, dass er sich ihr tatsächlich zielgerichtet nähert. Wenn eine positive Emotion in ihrem Körper Platz hätte, würde sie sich vielleicht über die Ironie amüsieren, dass er ihr an diesen Tagen folgt, wie sie ihm damals als Teenager nachgelaufen ist. So fragt sie sich nur, wer ihre Verstecke an ihn verrät. Sie spürt es noch, das vertraute Ziehen in ihrem Brustkorb, jedes Mal, wenn sie ihn sieht, doch die Empfindung ist genauso betäubt wie jedes andere Gefühl in ihrem Körper auch. Alles außer Schmerz und Zorn, der jedoch im Moment von Erschöpfung überlagert wird. „Was suchst du hier, Naruto?“ „Dich.“ Seine Ehrlichkeit zupft an ihrem Herz, aber das aufgeregte Klopfen verhallt schnell in ihrem betäubten Körper. Sie wendet sich von ihm ab und sieht zurück auf die Lichter des Dorfes unter ihr. „Dann kannst du ja jetzt wieder gehen.“ Sie hat nicht erwartet, dass er einfach so gehen würde, aber seine nächsten Worte entsprechen ebenfalls keinem Weg, von dem sie erwartet hat, dass er ihn so direkt einschlagen würde. „Willst du nicht wissen, warum ich bei deinem Vater war?“ „Nein.“ Es ist eine Lüge und schon während Hinata die Silbe tonlos über ihre Lippen bringt, zupft das Verlangen an ihr ihn zu fragen, was er sich dabei nur gedacht hat. Doch ihre Emotionen sind zu roh und zu grob, um es ihr zu erlauben die Beherrschung zu behalten und es dabei zu belassen und sie fährt doch wieder zu ihm herum. „Ist dir klar wie erbärmlich es ist, mich durch meinen Vater zu manipulieren?“ Eine Sekunde später wünscht sie schon, sie könnte die bitteren Worte zurücknehmen, doch sein Blick hält ihren ruhig. „Ich will dich nicht manipulieren, Hinata.“ Ihr fällt nicht wirklich eine andere Bezeichnung ein, wenn man bedenkt, dass er ihren Vater freiwillig aufgesucht hat. Niemand sucht Hiashi Hyuuga freiwillig auf. „Nein? Wie würdest du es dann beschreiben?“ Die vertraute Entschlossenheit ist zurück in seinem Blick, nachdem sie die letzten Tage auffällig gefehlt hat. „Als zugegebenermaßen ziemlich verzweifelten Versuch dich dazu zu bewegen mit mir zu reden.“ Konfrontiert mit der brennenden Zerrissenheit, die sie auf der einen Seite mit dem ganzen Ausmaß ihrer Gefühle zu ihm zieht, während ihr Kopf sie auf der anderen Seite warnt sich ein zweites Mal in ihrer Liebe zu ihm zu verlieren, versucht sie die Distanz zwischen ihnen aufrecht zu halten. „Kannst du nicht einfach akzeptieren, dass ich im Moment nicht mit dir reden will?“ Sie erträgt die Art nicht, wie er sie ansieht. So sehr sie ihn liebt, aber selbst sie weiß, dass er nicht unbedingt der aufmerksamste Shinobi in ihrem Heimatdorf ist. Doch die Art wie seine blauen Augen sie in diesem Moment mustern, vermittelt ihr das Gefühl, als würde er viel zu viel sehen. „Du scheinst im Moment mit niemandem reden zu wollen.“ Sie weiß nicht, warum sie ausgerechnet dieser Satz so trifft, denn es liegt keinerlei Anschuldigung darin. Aber es tut ihr leid, alle um sich herum zu verletzen, nur weil sie dem einen Menschen, den sie momentan absolut nicht sehen will, nicht aus dem Weg gehen kann. Der Blick in den Spiegel lässt sich vielleicht meiden, aber sie muss dennoch mit sich selbst leben. „Weißt du, dass alles nur noch mehr weh tut, seit die körperlichen Schmerzen nachgelassen haben? Ich kann kaum atmen, Naruto!“ Sie dreht sich von ihm weg, doch bevor sie ein weiteres Mal vor ihm fliehen kann, weil sie sich selbst nicht entfliehen kann, schlingen sich von hinten seine Arme um ihre Mitte. Seine Berührung geht wie immer mit denselben Nebenwirkungen hervor, von denen heftiges Herzklopfen nur eine ist, doch dieses Mal sträubt sie sich heftig gegen seinen Halt. „Nein, lass mich los!“ Doch statt sie loszulassen, zieht er sie sanft zu sich. „Nein.“ Der ruhige aber entschlossene Ton seiner Stimme, erstickt ihren verzweifelten Widerstand in Sekunden. „Du hast jedes Recht der Welt mich zu hassen, Hinata. Aber ich werde keine Sekunde länger zusehen, wie du dich selber zu Grunde richtest!“ Sie kann nicht mehr sagen welche der vielen verzweifelten Emotionen in ihr letztlich die Tränen über ihre Wangen treibt. „Ich hasse dich nicht, Naruto.“ Sie schüttelt den Kopf, wie um ihre Worte zu bekräftigen. „Ich hasse nur mich selbst.“ Sie hört noch wie er etwas sagt, doch sie versteht die Worte nicht mehr, denn ihr Körper gibt sie ein weiteres Mal auf und ihr Bewusstsein verliert sich in Schwärze. Er steht gerade vor den Mauern des Hyuuga-Anwesens und vor der Herausforderung wie er sie nach Hause bringen soll, wenn er nicht einmal weiß, wo ihr Zimmer liegt, als sie sich in seinen Armen regt. Ihre hellen Augen fixieren sich zuerst auf ihn und er sieht zu wie Verwirrung Falten in ihre Züge zeichnet. „Naruto-“ Es ist auch deutlich zu sehen, wie ihre Erinnerungen sie einholen, denn die Trauer die bereits tiefe Schatten unter ihre Augen gezeichnet hat, erstickt in Millisekunden auch jegliches Leuchten darin. Er setzt sie vorsichtig ab, doch bevor einer von ihnen die Stille brechen kann, streckt sich Hinatas ganzer Körper in plötzlicher Anspannung und Sekunden später spürt er selbst das Chakra, das sich ihnen nähert. Hinata dreht sich bereits in seine Richtung, kurz bevor Hiashi Hyuuga durch einen der versteckten Seiteneingänge nach draußen tritt. „Vater.“ Naruto nickt ebenfalls grüßend in die Richtung des Clanoberhauptes. „Hiashi.“ Als er den Hyuuga vorhin mehr oder weniger aus schierer Verzweiflung aufgesucht hat, hatte er die eine oder andere Vorstellung wie ihr Gespräch laufen könnte. Wie es letztendlich gelaufen ist, hat letztendlich keiner seiner Vorstellungen entsprochen. Sein bestmögliches Szenario hat die Hoffnung beinhaltet, dass das Clanoberhaupt sich ihm nicht in den Weg stellen würde. Dass er seine Versuche, Hinata zurück zu gewinnen, sogar unterstützen würde, entspricht einfach in keinster Weise allem, was er bisher über das Oberhaupt gehört hat. Allerdings ist er sich auch sicher, dass sich die Meinung des Älteren ziemlich schnell ändern würde, sollte er erfahren, warum seine Tochter im Moment nicht mit ihm reden will. „Naruto. Was ist hier los?“ Die Frage ist mehr an ihn gerichtet, doch Hinata ist schneller in ihrer Antwort und zieht damit die volle Aufmerksamkeit ihres Vaters auf sich. „Er hat mich nur nach Hause begleitet.“ „In diesem Aufzug?“ Was soll sie sagen, dass sie der Regen überrascht hat? Das würde ihr vielleicht jemand glauben, der nicht selbst ein Hyuuga und auch noch ihr Vater ist. Außerdem regnet es seit Stunden. Also bleibt sie stumm unter der strengen Musterung ihres Vaters. „Geh und zieh dich um.“ In der Gleichgültigkeit, die langsam zur Gewohnheit wird, fügt sie sich. „Hai.“ Sie nickt Naruto nur müde zu, aber vor den aufmerksamen Augen ihres Vaters wäre ihr ohnehin nicht mehr möglich. Normalerweise würde es ihr zutiefst widerstreben die beiden Männer miteinander allein zu lassen, aber nachdem Naruto dieses Desaster offenbar schon willentlich herbeigeführt hat, bringt sie nicht mehr die Kraft auf, zu versuchen eine weitere Episode dieses Dramas zu verhindern. Hiashi wartet, bis seine Tochter in ihrem Zimmer angelangt ist, bevor er sich an den jungen Mann an seiner Seite wendet, den er nur widerwillig zu respektieren gelernt hat. „Hast du mir etwas zu sagen?“ Er sieht zu wie der erfahrene Shinobi beide Hände in den Hosentaschen vergräbt und er müsste kein Experte darin sein, Körpersprache zu lesen, um zu erkennen wie unwohl sich der Jüngere fühlt. „Ich kann nicht.“ Es braucht auch kein Genie, um zu erkennen, dass, was auch immer zwischen ihm und Hinata steht, schwerwiegend ist. „Ich bin kein Narr, Naruto. Ich weiß, dass meine Tochter trauert.“ Es steht derselbe Schmerz in Narutos blauen Augen, den er seit Tagen an seiner Tochter sieht und dessen Grund sie sich hartnäckig weigert zu verraten. „Ich sage es ihnen nicht, um mich zu schützen. Aber ich habe es ihr versprochen.“ Er mustert den jungen Mann vor sich, von dem er vor ein paar Jahren noch nie gedacht hätte, dass er einmal erwägen würde ihn als Schwiegersohn zu akzeptieren. „Dann sieh gefälligst zu, dass du das wieder hinbekommst.“ Naruto selbst ist beinahe so überrascht von diesem Gespräch wie von dem ersten, das er mit dem Clanoberhaupt geführt hat, aber das allein ist nicht der Grund für seine einsilbige Antwort. „Hai.“ Wenn er nur wüsste wie. Doch dieses Mal wird er ihr Zeit lassen, wie es ihm jeder von Anfang an geraten hat. Und wenn es ihn umbringt, er wird warten bis sie so weit ist zu ihm zu kommen. . . . Vier Tage später An dem Tag, an dem ihr Körper sich zum ersten Mal ansatzweise wieder normal anfühlt, sucht sie zum ersten Mal von sich aus die Beendigung ihres Gesprächs. Sie beschließt es ausnahmsweise als gutes Zeichen zu werten, dass sie eine vertraute Nervosität ausfüllt, als sie an der Wohnungstür klingelt. Aber es ist nicht Naruto, der ihr die Tür öffnet. „Hinata?“ Die junge Hyuuga deutet eine begrüßende Verbeugung an. „Sakura. Entschuldige die Störung, aber… ist Naruto hier?“ Sie spürt sein herannahendes Chakra schon, bevor sie den Satz beendet und seine vertraute Stimme lässt sie aufsehen. „Hinata.“ Sakura bricht die darauffolgende Stille, indem sie einen Schritt nach vorne macht. „Ich lasse euch allein.“ Sie drückt Hinata zusichernd, bevor sie sich an ihr vorbei aus dem Haus schiebt. Nur knapp der Versuchung widerstehend, ihre Finger miteinander zu verschränken, zwingt Hinata sich Narutos Blick zu begegnen. „Ich bin hier, weil du Recht hast und wir dringend miteinander reden müssen. Es tut mir leid, dass ich bisher nicht so weit war.“ „Dir muss gar nichts leid tun.“ Die Art wie sich ihre Mundwinkel minimal verziehen, verrät ihm, dass sie seine Ansicht nicht teilt, aber sie widerspricht nicht. Als ihm klar wird, dass sie immer noch vor seiner Wohnungstür steht, macht er schnell einen Schritt zur Seite. „Bitte komm rein.“ Sie nickt und nachdem sie an ihm vorbei tritt, schließt er die Tür und folgt ihr in sein Wohnzimmer. Doch statt ihr etwas zu trinken anzubieten oder zumindest ihr den Beginn ihres Gesprächs zu überlassen, platzt etwas aus ihm heraus, was ihn schon seit Tagen nicht schlafen lässt. „Es tut mir leid!“ Helle Augen richten sich auf ihn und obwohl sein Herz schmerzhaft heftig gegen seinen Brustkorb schlägt, registriert er mit Erleichterung, dass ihr Blick nicht mehr ganz so leer und verloren wirkt. „Was genau?“ Er zwing sich ihren Blick zu halten, obwohl seine nächsten Worte vermutlich das Schwerste sind, was er je ausgesprochen hat. „Was wenn es meine Schuld war?“ Seine Augen wandern beinahe automatisch zu ihrem Bauch und er hört selbst wie tonlos seine Stimme in diesem Moment ist. „Dass du es verloren hast?“ Als sie sich bewegt, hebt er den Kopf und sieht, wie sie energisch den Kopf schüttelt, während sie zwei Schritte auf ihn zumacht. „Das war es nicht.“ Doch ihre Beschwichtigung verstärkt seinen Schmerz nur noch. Er wollte so dringend mit ihr reden, um zu versuchen ihr zu helfen, aber die wenigen Minuten, die er sie in den letzten Tagen gesehen hat, waren auch die einzigen, in denen er ansatzweise so etwas wie Frieden vor seinen eigenen düsteren Gedanken gefunden hat. „Das kannst du nicht wissen. Mein Chakra-“ Hinata überwindet den verbleibenden Abstand zwischen ihnen mit einer einzigen Bewegung und als sich ihre Hände um seine Wangen schließen, bestätigt ihm das darauffolgende Gefühl etwas, was er schon seit Wochen vermutet hat. „Naruto, sieh mich an!“ Als könnte er irgendwo anders hinsehen. „Es war nicht deine Schuld!“ Bevor er jedoch den Mund öffnen kann, erlischt das Glühen in ihren Augen so schlagartig wie es aufgekommen ist und sie dreht den Kopf zur Seite, während ihre Finger von seiner Haut rutschen. „Es war meine.“ Doch bevor sie von ihm zurückweichen kann, schließen sich seine Hände um ihre Handgelenke und halten sie bei ihm. Nun ist er es, der entschieden den Kopf schüttelt. „Das ist nicht wahr!“ Er sieht hilflos zu, wie sie mit den Tränen ringt und weiß einmal mehr nicht, welche Art Trost ihr in diesem Moment helfen könnte. „Ich habe mit Tsunade darüber gesprochen. Sie vermutet, dass die Infektion in meinen Augen schon zum Anfang der Schwangerschaft etwas in Gang gesetzt hat, was letztendlich dazu geführt hat, dass ich es verloren habe.“ Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen und sucht verzweifelt nach den richtigen Worten, um diese Last von ihr zu nehmen. „Das macht es nicht zu deiner Schuld.“ Hinata versucht mit einer sanften Bewegung sich ihm zu entziehen, doch er lässt sie nicht gehen. „Ich wusste, was eine Überbeanspruchung meiner Byakugan bewirken kann.“ „Du wusstest aber nicht, dass du schwanger bist.“ Ihre Augen schließen sich schmerzerfüllt. „Ich wusste es aber lange genug.“ Doch dann sieht sie plötzlich zurück zu ihm. „Ich will, dass du eines weißt: Ich bin nicht nach Suna gegangen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich-“ Ihre Lider senken sich für einen Moment, doch als sie wieder aufsieht, steht immer noch klarer Schmerz darin. „Ich wollte es. Das war das einzige woran ich nie gezweifelt habe. Ich wusste nur nicht-“ Sie unterbricht sich, aber er weiß, dass sie einmal mehr an dem Punkt angekommen ist, nicht zu wissen, wie sie das Chaos zwischen ihnen beschreiben soll. Deshalb legt er eine Hand an ihren Hals und wartet, bis sie zurück zu ihm sieht. „Ich hätte das schon vor Monaten sagen sollen. Wie das nach dieser Nacht zwischen uns gelaufen ist, war nicht richtig und es tut mir leid. Ich hätte gleich mit dir reden sollen und-“ Doch Hinata unterbricht ihn sanft. „Naruto, es ist nicht deine Schuld, dass du nicht so für mich fühlst wie ich für-“ Sein Widerspruch fällt jedoch wesentlich heftiger aus. „Sag das nicht!“ Helle Augen mustern seine und er hofft, dass sie findet, wonach sie sucht. Die plötzliche Tonlosigkeit ihrer Stimme verrät, dass sie zumindest ahnt, wohin seine Worte führen. „Warum nicht?“ Naruto legt auch seine andere Hand an ihre Wange und senkt seinen Kopf ein entscheidendes Stück weiter zu ihr. „Weil es nicht wahr ist. Ich-“ Doch erneut unterbricht sie ihn, obwohl ihre Stimme nicht mehr als ein Wispern ist. „Nicht.“ Dieses Mal sucht er nach einer Antwort in ihren Augen. „Warum?“ „Weil ich noch nicht so weit bin, es zu hören.“ Ihre leicht verzweifelten Worte lassen ihn jedoch nicht wanken. „Dann werde ich warten, bis du so weit bist.“ Es ist noch ein wenig schief, aber es ist das erste ehrliche Grinsen, das seit Tagen an seinen Lippen zupft. „Und du weißt, ich gebe nie auf.“ Auch an Hinatas Lippen zupft ein erstes ehrliches Lächeln. „Ich weiß.“ • Sie hat nur so weit entfernt gewartet, dass sie die Haustür im Blick behalten konnte. Es ist schließlich kein Ausspionieren, wenn sie nachsieht, wie lange Hinata bleibt. Und nach mehr als einer halben Stunde geht sie, mit dem Wissen, dass die beiden einen entscheidenden Schritt aufeinander zugemacht haben. Es ist erst ein Anfang, das weiß sie. Aber auch wenn es Zeit braucht, von hier an werden sie es schaffen. Außerdem kann sie nicht länger warten. Ihre eigenen Probleme lassen sich nicht länger aufschieben. Sakura richtet ihren Blick zu der untergehenden Sonne, die den Himmel über ihrem Heimatdorf in tiefes Rot taucht und schließt für einen Moment die Augen. Jetzt kann sie endlich gehen. . . . Zur selben Zeit in einem Grenzgebiet zwischen Suna und Konoha „Bist du dir sicher?“ Dunkle Augen richten sich in einer vertraut gewordenen Warnung auf ihn. „Yamamoto.“ Sichtlich unzufrieden, gibt der Medic-nin dieses eine Mal dennoch murrend nach. „Ich frage ja nur.“ „Ich werde es nicht gleich tun. Ich habe vorher noch ein paar Dinge zu erledigen.“ „Du meinst also, es bleibt noch Zeit deine Meinung zu ändern?“ Der Medic-nin richtet die Augen gen Himmel. „Das ist wenigstens ausnahmsweise mal eine gute Nachricht.“ . . . Kapitel 18: ruinös ------------------ Drei Monate später Naruto fährt sich nervös durch die Haare, während er vor dem Anwesen wartet, in dem er in den letzten drei Monaten beinahe täglich ein- und ausgegangen ist. Doch heute hat er keine Absicht das Grundstück zu betreten. Einem weiteren Kreuzverhör von Hiashi darüber, warum er seine Beziehung zu Hinata immer noch nicht offiziell gemacht hat, hält er heute nicht stand. Das Hyuuga-Oberhaupt hat geduldiger als jeder erwartet hat zugesehen, wie er und Hinata sich die letzten Monate über angenähert haben. Die ersten Wochen waren hart, vor allem auch nach Sakuras plötzlichem Aufbruch. Er hat den Wunsch seiner besten Freundin, für ein paar Wochen allein zu sein, nur widerwillig akzeptiert. Doch aus ein paar Wochen sind mittlerweile drei Monate geworden. Vor zwei Wochen war seine Geduld schließlich am Ende und er hat die Hinweise, die sie ihm für Notfälle hinterlassen hat, dafür genutzt sie aufzusuchen. Was er zu hören bekommen hat war einmal mehr, dass er gefälligst zu warten hat, bis sie so weit ist. Bis sie bereit ist, wieder nach Hause zu kommen. Außerdem hat sie ihm charmant wie sie ist gesagt, dass er sie erst wieder besuchen kommen darf, wenn er Hinata einen Antrag gemacht hat. Einen Antrag. Sie verbringen zwar mittlerweile so viel Zeit miteinander, dass das ganze Dorf, Hinatas Familie eingeschlossen, der festen Überzeugung ist, dass sie längst ein Paar sind, aber gleichzeitig haben sie sich seit dieser einen verhängnisvollen Nacht nicht einmal geküsst. Er weiß, dass er sie liebt und der Gedanke sie zu heiraten ist viel verlockender als furchteinflößend. Er weiß, er ist so weit. Doch die Furcht, dass sie es nicht ist, hat ihn bis jetzt immer zurückgehalten. Das und das Wissen, dass sie seit Monaten kaum über ihre Beziehung gesprochen haben. Nichtsdestotrotz trägt er seit zwei Wochen einen Ring in der Tasche, den er mit Sakura in dem kleinen Dorf ausgesucht hat, in dessen Nähe sie sich vor der Welt versteckt. Doch mit jedem Tag scheint das Schmuckstück ein wenig mehr gegen seinen Oberschenkel zu brennen. Er hat schon lange nicht mehr so mit seiner Ungeduld gerungen. Aber all die unruhigen Gefühle in ihm erlöschen, als Hinata durch einen der Seiteneingänge in der Mauer, die das Anwesen umgibt, tritt. „Hey.“ Ihr Lächeln lässt seine Unsicherheit im abendlichen Wind verschwinden. „Hey.“ Er schlingt die Arme um sie und hält sie für einen kurzen Moment bei sich. Als sie sich von ihm löst, mustert er die Röte in ihren Wangen mit einem liebevollen Lächeln. Körperlich hat sie sich vollkommen erholt und auch das Leuchten in ihren Augen erstrahlt an den meisten Tagen wieder in altem Glanz. Wie in diesem Moment, als sie lächelnd zu ihm aufsieht. „Hattest du vor heute Abend nochmal reinzukommen?“ Vermutlich sollte er ihr nicht sagen, dass er ihrem Vater aus dem Weg geht, weil der nicht versteht, warum sie noch nicht verlobt sind. Stattdessen legt er seine Hand an ihre Wange. „Ich wollte heute lieber nur dich allein sehen.“ Ihr Lächeln bestätigt, dass es die richtige Wortwahl war. „Würdest du mit mir wohin gehen?“ Sie ergreift seine Hand ohne zu zögern, als er sie nach ihr ausstreckt. „Natürlich.“ Es ist nicht einmal eine bewusste Entscheidung, die sie zu seinem Lieblingsort auf die Hokagefelsen führt. Die feurigen Farben des Sonnenuntergangs und die entspannte Stimmung zwischen ihnen lässt eine leise Stimme in ihm wispern, dass dies vielleicht der Moment wäre, doch er verstreicht, ohne dass er handelt. Aber als er sich nach fast zwei Stunden erhebt, um Hinata zurück nach Hause zu begleiten, spielt ihm das Schicksal ein weiteres Mal einen Streich. Als er aufsteht, zieht die Bewegung in Kooperation mit der Schwerkraft das kleine Kästchen aus seiner Hosentasche. Die Schmuckschachtel fällt klappernd zwischen ihnen auf den Boden und Naruto schließt für einen Moment die Augen, als sie auch noch aufklappt und den silbernen Ring in seinem Inneren präsentiert. Natürlich entgeht Hinatas aufmerksamen Augen das Ganze auch im schummrigen Licht der Dämmerung nicht. „Was-“ Sie unterbricht sich und schluckt hörbar, bevor sie sich dazu durchringt ihre atemlose Frage auszusprechen. „Was ist das?“ Während er das Schmuckstück aufhebt, unterdrückt Naruto einen Fluch, doch er zwingt sich dennoch Hinata anzusehen, als er sich wieder aufrichtet. „So wollte ich das nicht.“ Ihre Mimik ist wie häufig schwer zu lesen, aber sichtliche Überforderung lässt ihren Blick unruhig flackern. „Dann sollten wir vielleicht so tun, als hätte ich nichts gesehen.“ Doch Naruto schüttelt den Kopf, macht einen Schritt auf sie zu und ergreift vorsichtig ihre Hand. „Das will ich auch nicht. Es ist in Ordnung, wenn du noch nicht so weit bist, Hinata, du weißt ich warte auf dich, solange du brauchst, aber ich will dich heiraten.“ Sein Herz sinkt, als sie den Kopf schüttelt. „Ich werde bestimmt nicht zulassen, dass du mich aus einem Schuldgefühl heraus heiratest!“ Im ersten Moment hätte er beinahe gelacht, als sich ihm die Frage aufdrängt, ob er sich in den letzten drei Monaten wirklich so missverständlich ausgedrückt hat. Stattdessen nutzt er seinen Halt um ihre Hand, um sie näher zu sich zu ziehen und hebt seine Finger dann, um ihr zärtlich eine lose Haarsträhne aus der Stirn zu schieben. „Hinata, ich will dich nicht heiraten, weil ich mich schuldig fühle. Und ich leugne nicht, dass ich mich schuldig fühle und wenn es irgendetwas gäbe, was ich tun könnte, um meine Fehler dir gegenüber wiedergutzumachen, würde ich es tun. Aber das ist bestimmt nicht der Grund, warum ich dich heiraten will.“ Sein Blick fährt liebevoll über ihre vertraut gewordenen Gesichtszüge und bleibt an ihren markanten Augen hängen. „Ich will dich heiraten, weil ich unwiderruflich und rettungslos verliebt in dich bin.“ Es endlich laut auszusprechen ist eine Erleichterung, doch sie ist so lange still, dass sein Herz erneut zwei Etagen tiefer in seiner Brust zu rutschen scheint. Als sich ihre Lippen endlich öffnen, ist das Rauschen in seinen Ohren so laut, dass er ihre Worte beinahe verpasst. „Ich liebe dich auch, Naruto. Immer!“ Er blinzelt zweimal, bis er verarbeitet, was sie gesagt hat. Doch dann breitet sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus, das seit Monaten nicht mehr so sorglos war. Bemüht seinen eigenen Übermut zu bremsen, lehnt er seine Stirn gegen ihre. „Damit werde ich mich auch auf ewig zufrieden geben, wenn es das ist, was du willst.“ Er meint, was er sagt. Im Zweifelsfall wird er auch einen Weg finden, Hiashi beizubringen, dass er erstmal unverheiratet mit seiner Tochter zusammen sein will. Doch dann schließen sich schmale Finger um seine Hand, mit der er immer noch die Ringschachtel hält. „Wenn du das hier wirklich willst-“ In seiner Hast verschluckt er sich beinahe an seinen eigenen Worten. „Ich will!“ Sein sichtlicher Eifer zaubert ein Lächeln auf ihre Lippen, das ihn fast in die Knie zwingt. „Dann will ich es auch.“ Im ersten Moment ist er sich nicht sicher, ob ihre Worte wirklich bedeuten, wovon er hofft, dass sie es bedeuten. „Bist du dir sicher? Wir können warten, solange du-“ Doch sie unterbricht sein hektisches Stottern, indem sie sich auf die Zehen streckt und ihre Lippen sanft gegen seine drückt. Sobald sie ihn berührt ist er machtlos gegen seinen Übermut. Er schlingt einen Arm um ihre Hüfte und zieht sie zu sich, während er ihren Kuss auf eine Art vertieft, die ihr im nächsten Moment ohnehin den Halt ihrer Beine entzieht. Doch die Lektionen aus vergangenen Fehlern führen dazu, dass er sich nach einigen Minuten von ihr löst, bevor ihre Berührung weiter außer Kontrolle gerät. Als er ihr den Verlobungsring auf den Finger schiebt, geschieht es mit dem stummen Versprechen dieses Mal zu versuchen alles richtig zu machen. . . . Zwei Monate später Auch ohne sein Ninja-Gespür zu konzentrieren, fühlt er es, wann immer sie den Raum betritt. Deshalb sieht er noch vor ihrem Vater von den Pergamenten, die vor ihnen auf einem Tisch ausgebreitet sind, auf und sieht sie im Türrahmen lehnen. Sie lächelt, doch der Ausdruck in ihren Augen lässt ihn augenblicklich stocken. „Hiashi, entschuldige mich einen Moment.“ Der Ältere nickt lediglich in die Richtung seiner Tochter, bevor er sich wieder konzentriert den Auflistungen vor sich zuwendet. Naruto dagegen durchquert mit schnellen Schritten den Raum. Er wird es nie für selbstverständlich hinnehmen, dass Hinata mit einem ehrlichen Lächeln seine Hand nimmt, als er sie nach ihr ausstreckt. Er hat längst gelernt, dass Geheimnisse im Hyuuga-Clan schwer zu bewahren sind, aber er zieht sie dennoch aus dem Raum und den Flur hinunter, um ihrem Gespräch wenigstens ein Mindestmaß an Privatsphäre zu ermöglichen. Weil er nicht widerstehen kann, stiehlt er ihr einen kurzen Kuss, doch er besinnt sich schnell darauf herauszufinden, was ihre Augen trübt. „Was ist los?“ Sie sieht zur Seite, doch er weiß, sie wird ihm antworten. Nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen ist, haben sie einander versprochen keine Geheimnisse mehr voneinander zu haben. Aber die Richtung ihrer Gedanken und der unsichere Ton ihrer Stimme trifft ihn dennoch unerwartet. „Die Tatsache, dass du und mein Vater unsere Hochzeit planen, ist-“ Sie unterbricht sich kopfschüttelnd, sichtlich unsicher wie sie ihren Satz beenden soll. „Hinata.“ Naruto greift sanft um ihr Kinn und dreht ihren Kopf zurück, bis sie seinen Blick erwidert. „Wenn du noch nicht soweit bist, ist das okay. Wir können-“ Aber die schöne Clanerbin schüttelt den Kopf. „Das ist es nicht.“ In dem festen Vorsatz nichts Entscheidendes mehr zu übersehen, hat er gelernt jede noch so beherrschte Regung ihrer Mimik zu deuten und nach ein paar Sekunden erkennt er, was sie stört. „Du willst eine Hochzeit im kleinen Kreis.“ Als sie nickt, spürt er wie ihn Erleichterung durchströmt. Das ist ein Problem, das er leicht lösen kann. „Warum sagst du das nicht einfach?“ Doch er wartet nicht ab, bis sie eine Erklärung findet. Stattdessen küsst er sie noch einmal, dieses Mal auf eine Art, die alles andere als angemessen für den Flur ihres Elternhauses ist. Als er sich von ihr löst, verrät die tiefe Röte ihrer Wangen, was sie gerade getan haben und er tritt mit einem Grinsen und einem Zwinkern von ihr zurück. „Lass mich kurz mit deinem Vater reden.“ Bis ihr Verstand wieder einsetzt, ist Naruto bereits zurück in dem Raum verschwunden, in dem ihr Vater immer noch die Einladungskarten für ihre Hochzeit studiert. Nach Monaten weiß sie immer noch nicht, was sie von dem merkwürdigen Verhalten ihres Vaters halten soll. Selbst Neji erwischt sie immer öfter dabei, wie er den Kopf schüttelt, wann immer sich ihr Oberhaupt einmal wieder absolut befremdlich verhält und die Gästeliste oder ihre Einladungskarten diskutieren will. Sie selbst zieht es immer noch vor ihrem Vater weitestgehend aus dem Weg zu gehen, aber Naruto scheut den Dialog und auch bei Gelegenheit die Auseinandersetzung mit dem Clanoberhaupt nicht. Noch bevor sie um die Ecke und zurück in den Raum tritt, zeichnet seine Stimme ein Lächeln auf ihre Lippen. „Ich denke, wir sollten uns die Gästeliste noch einmal vornehmen.“ Allein die Tatsache, dass ihr Vater Naruto seine volle Aufmerksamkeit zuwendet, ist sein eigenes Zeichen von Respekt. „Wieso, ist dir noch jemand eingefallen, den wir einladen sollten?“ Ihr Verlobter legt so überzeugend ernst den Kopf schief, als wäre ihm der Gedanke gerade erst gekommen, dass Hinata ihr Lachen nur mit einem beherzten Biss auf ihre Unterlippe unterdrücken kann. „Ich denke, wir sollten eher ein paar Leute weniger einladen. Es soll schließlich eine Ehre sein eingeladen zu werden, nicht wahr?“ Obwohl sie mittlerweile Monate Zeit hatte immer das zu erwarten, was sie generell am wenigsten erwarten würde, überrascht sie die Reaktion ihres Vaters einmal mehr vollkommen. „Du hast vollkommen Recht, Naruto! Ein kleiner, erlesener Kreis, das ist noch viel besser!“ Die junge Clanerbin steht mit verschränkten Armen im Türrahmen und schmunzelt kopfschüttelnd. Ihren Vater hat in seinem Leben noch kaum jemand dazu bekommen, seine Meinung zu ändern und Naruto manipuliert das ehrwürdige Clanoberhaupt mit ein paar wenigen Worten. Sie fängt seinen Blick auf und er zwinkert ihr neckend zu, bevor er überzeugend ernsthaft zu den Worten ihres Vaters nickt. • Es ist wie üblich spät, bis er das Anwesen verlässt, aber wenn Hiashi auch auf seine alten Tage merkwürdig tolerant zu werden scheint, liegen außereheliche Übernachtungen dennoch außerhalb seiner erweiterten Toleranzgrenze. Was das Oberhaupt nicht weiß ist, dass keiner von ihnen diese Einschränkung diskutiert hat, weil sie beide ihre Berührungen bisher in stummer Übereinkunft auf Küsse beschränkt haben. In einem vertraut gewordenen Ritual, begleitet Hinata ihn durch einen der Seiteneingänge nach draußen. Ihre Finger miteinander verschränkt, nutzt er den Halt um ihre Hand, um sie an sich zu ziehen, sobald das Tor hinter ihnen zufällt. Er senkt gerade den Kopf, um sie zu küssen, als er spürt wie sich ihr Körper auf bekannte Art streckt, als sie unerwartet ihr Bluterbe aktiviert. Er hat gelernt in diesen Situationen alles zu erwarten, aber ihre ungewohnt panischen Worte erwischen ihn dennoch kalt. „Es ist Sasuke!“ Sie sieht hektisch zu ihm auf, ihr Bluterbe immer noch aktiviert. „Er ist hier! Keine Dreihundert Meter vor der Stadtmauer!“ „Was?!“ Er begreift noch nicht wirklich, was sie ihm offenbart hat, aber Hinata nutzt ihre verschränkten Hände, um ihn mit sich zu ziehen und er folgt ihr instinktiv, während sein Verstand noch darum ringt zu ihren Worten aufzuschließen. „Geh! Einer meiner Verwandten hat eine Wachschicht auf der Mauer. Ich versuche zu verhindern, dass er in eure Richtung sieht!“ Ihre Worte kommen endlich bei ihm an und in diesem Moment beginnt er zu laufen. Sie trennen sich an der Mauer und während er heimlich sein Heimatdorf verlässt, erklimmt Hinata den südlichen Wachturm. Nicht, dass er gedacht hat, dass Hinata sich täuschen würde, aber er kann es trotzdem kaum glauben, als er Sasuke wirklich wenige hundert Meter vor der Mauer findet. „Hast du jetzt endgültig den Verstand verloren?!“ Während er selten so aufgebracht war, wirkt Sasuke gewohnt selbstzufrieden. „Du wolltest mich doch immer zurück nach Hause holen.“ Die spottenden Worte lassen Naruto einmal mehr mit dem Bedürfnis ringen, seinem ehemaligen Teamkameraden frontal eine zu verpassen. „Ja, aber nicht zu deiner Hinrichtung, du Idiot!“ „Immer noch einen Hang zur Dramatik, was?“ „Und du stehst wahnsinnig darauf uns alle in Schwierigkeiten zu bringen, was?! Scheißegal, was es uns kostet, Hauptsache der große Sasuke Uchiha bekommt was er will!“ Als seinen aufgebrachten Worten einmal mehr keine Reaktion folgt, mahnt Naruto sich selbst, dass er keine Zeit hat sich mit dem Clanerben zu streiten. So gerne er ihm den selbstgefälligen Ausdruck auch aus dem Gesicht wischen würde, mehr noch will er, dass er sofort verschwindet. Deshalb beruft er sich auf das eine Argument, von dem er glaubt, dass es vielleicht einen Unterschied machen könnte. „Sie ist nicht hier, Sasuke! Also was auch immer du hiermit bezweckst-“ Aber eine sichtliche Reaktion bleibt auch hierauf aus. „Ich ergebe mich.“ Es sieht beinahe aus wie der Ansatz eines Schmunzelns um Sasukes Lippen, während er beide Arme anhebt. „Sieht man das nicht?“ Dieses Mal taucht Naruto innerhalb eines Wimpernschlags vor seinem ehemaligen Teamkameraden auf und stößt diesen grob gegen den Brustkorb zurück. „Verschwinde gefälligst, bevor dich jemand-“ Die Alarmglocken seines Heimatdorfes unterbrechen ihn und verleiten ihn zu einem derben Fluch. Ohne anderen Ausweg sucht er dieses Mal mit einer eindringlichen Bitte Sasukes Blick. „Das ist deine letzte Chance.“ Doch der Uchiha rührt sich nicht und zehn Sekunden später ist auch ihre letzte Chance vertan. Aber es sind nicht die Wachen, die sie zuerst erreichen. Sie spüren das Chakra gleichzeitig und drehen sich ebenso einig zu dem Shinobi um, der in diesem Moment direkt hinter Sasuke auftaucht. „Hyu-“ Doch Neji hat kein Interesse an Sasukes herabschätzender Begrüßung. Der Hyuuga holt ohne Präambel aus und da Sasuke keinerlei Anstalten macht auszuweichen, streckt ihn ein einziger Schlag nieder. Nejis verachtender Blick richtet sich allerdings auf Naruto, ungeachtet der Tatsache, dass der berüchtigte Clanerbe vor ihm zu Boden fällt. „Jedes Mal wenn ich denke, du hättest endlich was dazugelernt, finde ich dich in einer Situation wie dieser.“ Narutos Kiefer fallen krachend aufeinander, während er ein weiteres Mal darum ringt, seinem Gegenüber keine reinzuhauen. „Ich habe ihn nicht eingeladen.“ „Nein, aber du hast auch nicht versucht ihn zu verhaften, wie es deine Aufgabe ist.“ Nicht, dass er das leugnen könnte, aber er hat nicht vor seine verkorkste Bindung zu Sasuke mit Neji zu diskutieren. „Wie hast du uns gefunden?“ Denn so viel Pech, dass Neji zufällig hier vorbeigekommen ist, hat nicht einmal er. „Ich habe gesehen, wie du und Hinata überstürzt das Anwesen verlassen habt.“ Ein gleichgültiges Schulterzucken bezeugt, dass es ihm in keinster Weise leid tut, ihnen hinterherspioniert zu haben. „Ich werde nicht zulassen, dass du sie da nochmal mit reinziehst.“ Naruto öffnet den Mund, um dieser Anschuldigung mit der entsprechenden Entrüstung zu begegnen, doch in diesem Moment erreichen sie die Wachen. Dieses Mal reagiert Naruto zuerst. Während die drei Männer noch darum ringen zu begreifen, was sie vorgefunden haben, hievt er seinen bewusstlosen Teamkameraden über seine Schulter und hofft, dass dieser nicht aufwachen und ihm ein echtes Messer in den Rücken jagen wird. „Wir bringen ihn in die Hochsicherheitszelle. Ich informiere die Hokage persönlich.“ Auf den Weg zur sichersten Zelle Konohas ignorieren Naruto und Neji einander und die aufgeregten Worte des Mannes, der sie begleitet. Die anderen zwei Shinobi sind widerwillig auf ihren Wachposten zurückgekehrt. Narutos Augen wandern immer wieder durch die dunklen, leeren Straßen seines Heimatdorfes, auf der Suche nach seiner Verlobten. Er hofft, dass sie einfach nach Hause gegangen ist, als sie gesehen hat, dass sie ihm nicht helfen kann und bezweifelt es gleichzeitig. Aber er will auch nicht ihren mürrischen Cousin danach fragen. Angespannte Minuten später, legt er Sasuke auf den steinernen Zellenboden und schließt selbst das gitterne Tor hinter sich. Den Blick zurück spart er sich und sieht stattdessen zu Neji. „Bleibst du hier?“ Während er erwartet hat, dass Neji Sasuke persönlich bewachen würde, wird er einmal mehr eines Besseren belehrt. „Ich habe mehr Interesse daran zu hören, wie du das hier der Hokage erklären willst.“ Statt sich auf eine weitere aussichtslose Diskussion einzulassen, dreht er sich zu dem anderen Mann, der aussieht, als hätte er Angst der Uchiha könnte jeden Moment durch die Zellenstäbe springen. „Bewach ihn, bis wir mit Verstärkung zurück sind!“ • Seine Umgebung sieht genauso aus wie erwartet, als er sein Bewusstsein zurückerlangt. Konohas schönste Zelle. Was er nicht erwartet hat, ist die vertraute Stimme, die er im Hintergrund hört. „Hato. Deine Frau steht draußen und hat mich gebeten dir zu sagen, dass sie dich dringend sprechen muss.“ Sasuke schlägt die Augen auf und erhebt sich gleichzeitig, aber unmittelbar vor der Zelle steht niemand. Die männliche Stimme, die er dennoch klar hört, ist ihm unbekannt und dementsprechend unwichtig. „Verflucht, die anderen holen gerade Verstärkung, während wir auf die Hokage warten. Würdest du-“ Die ruhige, beinahe emotionslose Stimme der jungen Clanerbin erkennt er dafür problemlos. „Natürlich, ich kann hierbleiben, bis du zurückkommst.“ „Danke, Hinata! Ich bin in fünf Minuten zurück!“ Ihre Schritte sind fast lautlos und er hört sie nur kommen, weil so tief unter der Erde sonst keinerlei Geräusche zu ihnen durchdringen. Ungeachtet seiner sonstigen wortargen Art, spricht er bereits, bevor sie in sein Blickfeld tritt. „So viel Kalkül hätte ich dir gar nicht zugetraut.“ Gütige Augen, die trotz der oberflächlichen Ähnlichkeiten in starkem Kontrast zu ihren Familienmitgliedern stehen, finden ihn mit der Sicherheit einer Hyuuga. „Glücklicherweise muss seine Frau ihn wirklich sehen.“ Er nickt ihr zu. „Hinata.“ Sie erwidert die knappe Begrüßung. „Sasuke.“ Anschließend sieht sie zu, wie seine Augen in einer vorhersehbaren Bewegung an ihrer Form herunterfahren. Was sie nicht erwartet hat, sind die Worte, mit denen er erneut ihren Blick sucht. „Es tut mir leid.“ Auch Monate später geht die Erinnerung mit einem stechenden Schmerz einher, den sie jedoch zu ignorieren gelernt hat. „Das war nicht deine Schuld.“ „Ich hätte dich da nicht mitreinziehen sollen.“ Sie hebt eine Augenbraue und sammelt innerlich die Punkte, die alle dafür sprechen, sein gegenwärtiges Verhalten als merkwürdig zu beschreiben. Die Tatsache, dass er sich freiwillig hat ergreifen lassen, steht als leuchtendes Warnsymbol ganz oben. „Du hast mich schließlich nicht gezwungen.“ Ein warnendes Gefühl lässt sie ihr Bluterbe aktivieren und sie erkennt, dass Tsunade scheinbar beschlossen hat, den Grund für die Anwesenheit des Uchiha erstmal auf die freundschaftliche Art zu erfragen. Andernfalls würde sie Naruto kaum alleine hierher zurück schicken. Obwohl sie nichts sagt, beweist Sasuke seine Auffassungsgabe, indem er ihre subtile Bewegung problemlos analysiert. „Naruto.“ Nachtschwarze Augen mustern sie berechnend. „Ich nehme an, du hast ihm nie erzählt, dass du mir geholfen hast.“ Es hat sich nie ergeben oder sie hat es nie über sich gebracht. Beides ist zutreffend, obwohl sie nie bewusst beschlossen hat, Naruto die Geschehnisse dieses verhängnisvollen Tages zu verschweigen. „Keiner von uns redet gerne über diesen Abend.“ Das ist auch eine Wahrheit. „Ich habe es für besser gehalten deinen Namen da rauszuhalten.“ Sie sieht die Entrüstung in seinen Augen aufblitzen, auch wenn die Emotion mit bloßem Auge kaum zu erkennen ist. „Ich muss nicht beschützt werden.“ „Offensichtlich hätte dich besser jemand vor dir selbst beschützt, dann würdest du jetzt nämlich nicht in dieser Zelle sitzen.“ Sasukes Erwiderung bleibt aus, denn in diesem Moment tritt Naruto in den dunklen Flur und sein Blick findet sie mit verständlicher Verwirrung. „Hinata?“ Er ist im Bruchteil einer Sekunde an ihrer Seite und umfasst besorgt ihren Arm, während sein Blick über Sasuke und augenblicklich zurück zu ihr wandert. „Was machst du hier?“ Zeit schonungslos ehrlich zu sein. „Ich wollte mit ihm reden.“ Narutos Stirn legt sich in tiefe Falten, die offensichtlich machen, dass er der Situation nicht folgen kann. „Warum?“ Das weiß sie allerdings selbst nicht genau. „Wir sind uns vor ein paar Monaten in Suna begegnet.“ Mit der Wut, die seinen Blick verfärbt, verlagert sich seine Aufmerksamkeit auf seinen ehemaligen Teamkameraden. „Will ich wissen, warum du in Suna warst, während meine Verlobte ebenfalls dort war?“ Die Antwort kommt gewohnt emotionslos. „Ich habe das Wissen ausgenutzt, dass sie alles für dich tun würde.“ Diese Worte lassen jedoch auch Hinatas Stimmung schlagartig umschlagen und ihr Blick richtet sich warnend auf Sasuke. „Stell es nicht so hin, als hättest du mich benutzt wie eine Schachbrettfigur, Uchiha! Du hast mich um einen Gefallen gebeten und ich habe zugesagt.“ Mit ihrem nächsten Atemzug, entspannt sich ihre Haltung jedoch bereits wieder und ihr Ton nimmt wieder die gewohnte Ruhe an. „Das Konzept mag dir unbekannt sein, aber generell macht man das so unter Freunden.“ Ihre Worte zeichnen die Andeutung eines Schmunzelns auf Sasukes Lippen, während er den Kopf in ihre Richtung senkt. „Ich wusste nicht, dass es dir so viel bedeutet hat.“ Sie verdreht die Augen, doch das Zucken in Narutos Fingern, die immer noch ihren Arm umfassen, ziehen ihre Aufmerksamkeit zurück auf ihn. Zum ersten Mal seit Monaten hat sie Schwierigkeiten in der Vielzahl von Emotionen in seinem Blick zu lesen. „Lass uns allein. Bitte.“ Sie kommt seiner Bitte mit einem Nicken nach und lässt die beiden Teamkameraden ohne ein weiteres Wort zurück. Ungewöhnlicherweise ist es Sasuke, der die angespannte Stille bricht, was sich als nur halb so unerwartet herausstellt, wie seine Worte. „Es tut mir leid.“ Narutos Wut nimmt einen bitteren Beigeschmack an. „Was genau? Dass du noch einen Menschen mehr in dein Chaos verwickelt hast?“ Doch sein Vorwurf kratzt nicht an Sasukes unerwarteter Aufrichtigkeit. „Das mit eurem Baby.“ Die Erkenntnis, die mit dieser Aussage einhergeht, entzieht Naruto jedoch auf eine weitere Art den Boden unter den Füßen. Ungläubigkeit über einen Zusammenhang, den er allein niemals erkannt hätte, spiegelt sich in seinen Augen. „Du wusstest, dass sie schwanger war.“ Was auch immer seine Motivation ist, scheint auch Sasuke beschlossen zu haben, alles schonungslos offen zu legen. Alles, abgesehen von seinen eigenen Motiven und Beweggründen. „Yamamoto hat sie in der Nacht zurück nach Konoha gebracht.“ Etwas, das an jedem anderen als Reue zu identifizieren wäre, färbt seinen Blick noch eine Spur dunkler. „Es tut mir leid, dass es zu spät war.“ Zu mehr als einem Kopfschütteln ist Naruto in diesem Moment nicht in der Lage. „An manchen Tagen fühlt es sich an, als würdest du aktiv versuchen mich dazu bringen zu wollen, dich zu hassen.“ Er lässt seinen ehemaligen Teamkameraden mit diesen Worten zurück und verlässt das Gemäuer so schnell er kann. Er stolpert nach draußen und die kühle Nachtluft erlaubt ihm einen dringend benötigten, tiefen Atemzug. Doch mit der nächtlichen Klarheit, spürt er ihre Nähe und dreht den Kopf, um seine Verlobte gegen die Außenmauer des Gebäudes gelehnt vorzufinden. Rasche Schritte tragen ihn zu ihr, aber sie spricht, bevor er das Chaos in seinem Kopf in Worte fassen kann. „Du weißt, dass es nicht seine Schuld war. Es war meine Entscheidung ihm zu helfen.“ Stille entsteht zwischen ihnen, während er sich bemüht seine Gedanken zu ordnen, bevor er spricht. „Ich denke, ich weiß, warum du mir nicht gesagt hast, dass du ihn getroffen hast, aber ich will trotzdem, dass du es mir erklärst.“ Ihr Blick wandert an ihm vorbei und als er selbst im spärlichen Nacht der Straßenlampen sieht, wie sich ihr Blick verfärbt, bereut er es beinahe gefragt zu haben. Aber die Antwort auf diese Frage muss er wissen. „Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, als er und Yamamoto mitten in der Nacht in Suna aufgetaucht sind. Als er mich dort gebeten hat, ihm zu helfen in eines von Orochimarus Laboren zu gelangen, hatte er keine Ahnung, dass ich schwanger war.“ Er sieht zu wie sie ihre Zähne tief in ihrer Unterlippe vergräbt, bevor sie sich zwingt ihre Erklärung fortzuführen. „Nach einer schlaflosen Nacht, habe ich beschlossen ihm zu helfen.“ Sie braucht ihm nicht zu erklären warum. So wütend er im Moment auch ist und zwischendurch auch war, sie wissen beide, dass er sich dennoch immer genauso entschieden hätte. „Du solltest gehen und mit ihm reden.“ Er nickt, denn auszusprechen was er über die Aussicht eines unter-vier-Augen Gesprächs mit seinem ehemaligen Teamkameraden denkt, wird auch nichts verändern. Doch Hinatas sanfte Stimme zieht seine Aufmerksamkeit zurück zu ihr. „Ich kann hier auf dich warten, wenn du-“ Bevor sie ihn fragen kann, ob er will, umfasst er mit beiden Händen ihre Wangen, beugt sich zu ihr herab und küsst sie auf eine Art, die absolut keinen Zweifel daran lässt, was er will. • Sasukes Aufmerksamkeit liegt längst auf ihm, als er um die Ecke tritt. Zellenstäbe zwischen ihnen sind eine neue Erfahrung, von der er trotz allem nicht gedacht hätte, dass er sie mal machen würde. Dunkle Augen, die er einmal als vertraut bezeichnet hätte und in denen er heute nichts lesen kann, mustern ihn und um das Thema des heutigen Tages fortzusetzen, ergreift Sasuke überraschend zuerst das Wort. „Es war nicht ihre Schuld.“ Wut, die immer noch nicht verraucht ist, lodert in ihm auf und lässt ihn zornig einen Schritt nach vorne machen. „Natürlich war es das nicht! Du hättest sie da raushalten sollen!“ Als Sasuke auf den Vorwurf hin wenig erwartet stumm bleibt, nimmt Naruto einen tiefen Atemzug und zwingt sich das Thema zu wechseln. „Was zur Hölle willst du hier, Sasuke? Was soll diese Show?“ Doch auch hierauf erhält er keine Antwort und das Schweigen seines ehemaligen Kollegen lässt Naruto verächtlich die Lippe kräuseln. „Darüber werden wir also nicht reden, was?“ Doch auch wenn er es niemals zugeben wird, wissen sie dennoch beide, um was es hier geht. Oder besser um wen. „Wenn das ein Versuch ist sie zu manipulieren, bringe ich dich doch noch um.“ „Ich habe nicht vor jemanden zu manipulieren.“ Die ruhige Erwiderung entlockt Naruto ein verächtliches Schnauben. „Nein, natürlich nicht. Deine Absichten sind wie immer absolut rein.“ Mit der Erkenntnis, dass er hier heute nichts erreichen wird, dreht er Sasuke den Rücken zu. Er wird endlich lernen müssen damit zu leben, dass er seinem ehemaligen Teamkameraden nicht helfen kann. Nicht solange der jedem seiner Versuche einen ganzen Haufen Steine in den Weg legt. „Mach es dir gemütlich. Nach mir werden noch viele Leute dieselben Fragen an dich haben. Vielleicht überlegst du dir für Tsunade eine andere Antwort, bevor sie anfängt deine Hinrichtung zu planen.“ Er verlässt den Flur ohne noch eine Antwort zu erhalten. Draußen angekommen, findet er Hinata immer noch gegen die Mauer gelehnt. Bevor sie etwas sagen kann, steht er vor ihr und schlingt beide Arme um ihren zierlichen Körper. Seine Umarmung erwidernd, verweilt sie einen Moment in Stille zwischen seinen Armen. Doch dann legt sie den Kopf in den Nacken und sucht seinen Blick. „Ich nehme an er hat dir nicht bereitwillig erklärt, warum er hier ist?“ Sie sieht es in seinem Blick. „Du musst gehen und mit ihr reden. Sie ist die einzige, die zu ihm durchdringen kann.“ Falls sie Widerspruch erwartet hat, überrascht sie sein Nicken. Naruto senkt den Kopf und küsst seine Verlobte liebevoll auf die Stirn. „Ich bringe dich nach Hause. Dann breche ich auf.“ . . . „Uchiha.“ „Tsunade.“ Trotz Nejis Widerspruch steht sie alleine vor der sichersten Zelle ihres Dorfes und mustert den Mann, der ihr in ihrer gesamten Amtszeit mittlerweile beinahe mehr Kopfschmerzen beschert hat, als Orochimaru. „Was hast du in meinem Dorf zu suchen?“ „Solltest du dich nicht freuen, mich endlich gefasst zu haben?“ Seine arrogante Gelassenheit erinnert sie zu sehr an ihren früheren Teamkameraden. „Du wurdest nicht gefasst. Du hast aus irgendeinem Grund beschlossen uns mit deiner Anwesenheit zu strafen. Und falls dieser Grund eine markante Haarfarbe haben sollte, lass mich dir sagen, dass was auch immer du vorhast, nicht funktionieren wird. Sie hat mich schon vor Monaten gebeten, Konoha auf unbestimmte Zeit verlassen zu dürfen. Sie ist seither nicht zurückgekehrt.“ Die Erwähnung von Sakuras anhaltender Abwesenheit mag nach außen hin keine Reaktion erzeugen, aber seine Aufmerksamkeit hat sie dennoch. Sie gewährt ihm eine Minute, um diese Information zu verarbeiten, bevor sie ihr Urteil verkündet. „Du überlegst dir besser, was du mir im Austausch für dein Leben anzubieten hast, Uchiha. Ansonsten wird es mir nicht zu mühsam sein, mich dem Papierkram für deine Hinrichtung zu widmen.“ . . . Zwei Tage später in der nordwestlichsten Provinz Konohas Sie hat den Abstand zu ihrem Heimatdorf gebraucht. Sie braucht ihn immer noch, aber das ist nicht der Grund, warum sie auf keinen Fall zurückkehren kann. Jetzt erst recht nicht. Selbst hier, in der abgelegendsten Gegend des Reichs der Blätter hat sich die Nachricht über seine Ergreifung längst herumgesprochen. Deshalb überrascht sie der unangekündigte Besuch ihres besten Freundes auch nicht, obwohl er einmal mehr ihrer Bitte widerspricht, sie allein zu lassen. Auf der Couch und mit der Decke bis zum Hals gezogen, macht Sakura keinerlei Anstalten sich zu erheben, um die Tür zu öffnen, als das Klopfen gegen das Holz durch das kleine Häuschen erschallt. „Komm rein.“ Das helle Holz wird bereits aufgestoßen, bevor die letzte Silbe über ihre Lippen kommt und blaue Augen finden sie mit augenblicklichem Misstrauen. „Was ist mit dir?“ „Ich bin krank.“ Fünf Schritte tragen Naruto quer durch den Raum und zu ihr und die Art, wie er sich vor ihr aufbaut, lässt sie die Augen verdrehen. „Noch ein Grund mehr, dass du mit mir zurückkommst.“ Ihre hellen Augenbrauen wandern missbilligend in die Höhe. „Ich habe eine kleine Grippe, Naruto. Und falls es dir entfallen sein sollte, bin ich eine Medic-nin, die sich bestens selbst versorgen kann.“ Sie unterbricht seinen Ansatz etwas zu erwidern, um einen Streit zu verhindern, bevor er überhaupt verkündet, weshalb er eigentlich hier ist. „Also werd los, weswegen du meinen Wunsch ein weiteres Mal ignoriert hast, aber erwartet nicht, dass das meine Meinung ändert.“ Ihr ist bewusst, dass er weiß, dass sie längst weiß, warum er hier ist, aber sie hat nicht vor es von sich aus anzusprechen. „Er hat sich uns widerstandlos ergeben. Naja, fast widerstandslos.“ Trotz ihrer ausführlichen mentalen Vorbereitung auf diese Nachricht, schließt sie dennoch für einen Moment den Augen. „Er war schon immer ein selbstgerechtes Arschloch.“ „Die Anklage gegen ihn wird-“ Doch das ist mehr, als sie erträgt. „Ich will es nicht hören, Naruto!“ Es ist unumstößlich, dass er zum Tode verurteilt wird, solange er nicht etwas anzubieten hat was wertvoller ist, als das Statement, das seine Hinrichtung setzen würde. Nach allem was er getan hat, gibt es nichts, was irgendwer von ihnen noch dagegen ausrichten könnte. Wie es ab jetzt weiter geht, ist allein seine Entscheidung und was sie will oder nicht spielt einmal mehr keine Rolle. Nichts neues also. Ihr bester Freund vergräbt in einer vertrauten Gestik beide Hände in den Hosentaschen. „Ich habe mit Tsunade geredet… aber dieses Mal gibt sie nicht nach.“ Seine Mimik spiegelt seine Zerrissenheit. In dieser Hinsicht werden sie beide immer im selben Boot sitzen. Gleich, was er alles getan hat, sie können sich doch nicht von ihm lossagen. Vertraute Augen finden sie, mit vielfach enttäuschter Hoffnung, die trotzdem noch da ist. „Aber wenn du mit ihr reden würdest-“ Sie unterdrückt dasselbe trügerische Gefühl von Hoffnung, bevor es aufkommen kann. „Würde das auch nichts ändern.“ Sich einzureden, dass es beim hundertsten Mal anders sein würde, als all die Male zuvor, ist nichts als Irrsinn. „Sie hat keinerlei rechtliche Grundlage ihn zu verschonen, Naruto. Nicht nach allem, was er getan hat. Nicht solange er ihr nicht irgendetwas wertvolles anbietet.“ „Ich weiß, ich wollte nicht wissen, was zwischen euch beiden vorgefallen ist-“ Doch sie unterbricht ihn erneut. „Das willst du auch jetzt noch nicht.“ Ihr Blick wandert aus dem Fenster, aber sie verdrängt die Erinnerungen, bevor sie sie einmal mehr gefangen nehmen. „Und ich will nicht darüber reden.“ Stille erstreckt sich zwischen ihnen, bis ihr geflüstertes Eingeständnis sie bricht. „Ich kann ihn nicht sterben sehen.“ „Er wird nicht sterben.“ Sie hofft nicht. Sie glaubt nicht, dass er es dazu kommen lassen wird, aber bei Sasuke Uchiha kann man sich nie sicher sein. „Das kannst nicht einmal du versprechen.“ Sie kann nicht glauben, dass sie wirklich an diesem Punkt sind. Es ist noch kein halbes Jahr her, dass sie ihm offenbart hat, dass sie seinen Tod nicht verkraften würde. Und nach sechs Monaten ist das seine Antwort? Sie vergräbt ihre Finger in der Decke, die ihren Körper einhüllt, um das Zittern zu verbergen, das ihren Schmerz verrät. „Wie es ab hier weitergeht ist allein seine Entscheidung. Er wollte offensichtlich, dass es hierzu kommt und wir wissen beide, dass er zweifellos etwas damit bezweckt.“ „Wir wissen auch beide, was er damit bezweckt.“ Da ist wieder dieser vertraute Stich. „Es geht ihm nicht um mich, Naruto.“ „Das weißt du nicht.“ Sie liebt ihn, aber in Momenten wie diesen hasst sie seine Beharrlichkeit. „Naruto, ich kann nicht.“ „Ich will dich auf meiner Hochzeit haben, Sakura.“ Der überraschte Themenwechsel treibt ihr beinahe die Tränen in die Augen und sie blinzelt heftig dagegen an. „Ich kann nicht zurückkommen, Naruto.“ „Noch nicht.“ „Was?“ Er sinkt neben sie auf die Couch und sucht eindringlich ihren Blick. „Du meinst, du kannst noch nicht zurückkommen.“ „Natürlich.“ . . . Am nächsten Tag in Narutos Wohnung „Es ist wunderschön.“ Dass Tentens Aussage mit einem leisen Schniefen begleitet wird, lässt Hinata sich lächelnd von dem Spiegel in Narutos Gästezimmer abwenden. Doch bevor sie ihre Freundin mit deren seltener Emotionalität aufziehen kann, schlagen ihre Sinne an und sie aktiviert schnell ihre Byakugan. „Es ist Naruto!“ „Was? Hast du nicht gesagt, er ist bis morgen auf einer Mission?“ Seine Mission ist es, Sakura zu besuchen, um zu versuchen sie dazu zu bringen nach Hause zurückzukehren und etwas Vernunft in den Sturschädel des letzten Uchiha zu hämmern, aber davon kann sie nicht einmal ihrer besten Freundin erzählen. „Das sollte er auch sein! Deshalb wollte ich die Anprobe auch hier machen, damit es für meine neugierigen Verwandten auch eine Überraschung ist.“ Ihre Worte klingen leicht abgehackt, da sie sich hektisch aus ihrem Hochzeitskimono schält. Sie drückt der perplexen Tenten das teure Gewand in die Hand und schiebt sie Richtung Fenster. „Du musst gehen!“ Ihre ungewohnte Panik beschert ihr einen skeptischen Blick von ihrer besten Freundin. „Du willst wirklich, dass ich mit deinem Hochzeitskleid aus dem Fenster klettere?“ Die schöne Waffenexpertin hält den edlen Stoff in ihren Händen fragend in die Höhe. Sich im Moment nicht einmal darum kümmernd, dass sie nichts als weiße Unterwäsche trägt, schiebt Hinata den Fensterrahmen hoch. „Weißt du wie viel Unglück es angeblich bringt, wenn er das Kleid vor der Hochzeit sieht? Ich hatte definitiv genug Unglück für dieses Jahr.“ Tenten schüttelt den Kopf, schwingt sich aber dennoch locker über den Fensterrahmen, im selben Moment, in dem sie das Geräusch der Haustür hört. „Hinata?“ Sie schließt das Fenster hinter Tenten, bevor sie sich zurück zur Tür dreht. „Ich bin hier.“ Die Tür fliegt gewohnt übermütig auf, aber dann hat sie das Vergnügen zu beobachten wie ihr Verlobter in jeder Bewegung innehält, als sein Blick auf sie fällt. Auch wenn ihre Wangen in Sekunden von einer vertrauten Röte durchzogen werden, treibt sein Anblick dennoch ein amüsiertes Schmunzeln auf ihre Lippen. „Naruto.“ Sein Blick schreckt aus der intensiven Musterung ihres spärlichen bekleideten Körpers hoch zu ihren Augen und zur Abwechslung ist es einmal er, der rot wird. Ein Lachen bricht beinahe von selbst über ihre Lippen, als er sogar seinen Blick abwendet. „Naruto, wir werden heiraten.“ Er nickt, aber seine Antwort klingt verdächtig hölzern und er sieht sie immer noch nicht an. „Ja.“ Seit ihrer Verlobung hat er nie mehr getan, als sie zu küssen. Auch wenn allein das jedes Mal ausreicht, um ihr sämtliche Sinne schwinden zu lassen, hat sie sich dennoch gefragt, warum er nie versucht hat mehr aus ihrer Zweisamkeit zu machen. Doch in diesem Moment, in dem er sie bemüht nicht ansieht, wird ihr klar, was ihn zurückhält. Mit der Erkenntnis, dass dieses Mal sie den ersten Schritt wird machen müssen, tritt sie an ihn heran. Obwohl ihre Stimme beinahe heiser klingt, liegt ein schmales Lächeln auf ihren Lippen, während er es immer noch vermeidet sie anzusehen. „Irgendwann wirst du mich wieder anfassen müssen.“ Blaue Augen kehren zurück zu ihren und sie erkennt seltene Unsicherheit darin. „Ich will das zwischen uns nicht nochmal versauen.“ Seine Sorge zieht an ihrem Herz und sie streckt sich entschlossen auf die Zehenspitzen, um beide Hände an seine Wangen legen zu können. „Solange du mich nicht verlässt, sollte das kein Problem sein.“ Seine Hände legen sich auf ihre Hüften und sie holt tief Luft, als augenblicklich eine sengende Hitze durch ihre Haut schießt. „Ich dachte, wenn wir warten-“ Er unterbricht sich und sie erlaubt sich ein leises Necken, um die Situation aufzulockern, als sie spürt, wie ihnen die Leichtigkeit des Moments zu entgleiten droht. „Das mit dem bis zur Hochzeit warten, haben wir vor Monaten schon versaut, falls du dich erinnerst.“ „So meinte ich das nicht.“ Ihr Blick wird schlagartig weich, denn sie weiß genau, was er meint. Sie fährt mit ihren Fingerspitzen zärtlich über seine Wangen und streckt sich noch weiter auf ihre Zehenspitzen. „Ich brauche kein Eheversprechen, um dir zu glauben, dass du mich liebst. Was auch immer kommt, dieses Mal werden wir es gemeinsam durchstehen.“ Sie drückt ihre Lippen gegen seine, doch es ist er, der ihren Kuss vertieft und sie im selben Moment auf seine Arme hebt. Sie fragt nicht, wohin er sie bringt, registriert kaum, dass sie sich überhaupt bewegen. Erst als sie weichen Stoff unter sich fühlt und Naruto sich von ihr zurückzieht, sieht sie sich um und erkennt, dass er sie in sein Schlafzimmer getragen hat. Die plötzliche Gänsehaut auf ihrem Körper geht mit einem leichten Ziehen in ihrer Bauchgegend einher, als ihr Blick seinen findet. Während sie auf seinem Bett legt, steht er dicht vor ihr, doch statt zu ihr zurückzukommen, sieht er sie nur an. Sich auf ihre Unterarme stützend, fährt sie sich unbewusst mit der Zunge über die Lippen. „Was tust du?“ Ein Grinsen, das das Ziehen in ihrem Inneren noch verstärkt, zupft an seinen Mundwinkeln, als er sich endlich über sie auf die Matratze kniet und eine Hand an ihren Nacken legt. „Wertschätzen wie schön du bist.“ Er küsst sie, aber sie hätte ohnehin nichts auf seine Worte zu sagen gewusst. Selbst als er mit seinen Lippen tiefer über ihren Nacken wandert, bleibt sie stumm, denn worüber sie überhaupt gesprochen haben, verliert sich schnell in ihren benebelten Gedanken. Als sein Mund den tiefsten Punkt ihres Ausschnitts berührt, biegt sich keuchend den Rücken durch und er nutzt ihre reflexive Bewegung, um den Verschluss in ihrem Rücken zu lösen. Während er ihr den weißen Stoff vom Körper zieht, streifen seine Finger neckend über ihre entblößte Haut. Die beinahe beiläufige Berührung lässt sie atemlos seinen Namen flüstern. Für einen Moment begegnen sich ihre Blicke, doch als er den Kopf senkt und seine Lippen und Finger die Spitzen ihrer Brüste umschließen, fallen ihre Lider mit einem heiseren Keuchen und ihre Fingerspitzen vergraben sich haltsuchend in dem Laken unter ihrem bebenden Körper. Die Art wie er sie neckt und reizt ähnelt in keinster Weise ihrem überstürzten Zusammenkommen vor einigen Monaten. Ihr Kopf schwimmt in unzähligen Emotionen, aber Unsicherheit ist keine davon. Als sich seine Finger unter ihr letztes Kleidungsstück schieben, hebt sie bereitwillig die Hüften. Sie zwingt ihre schweren Lider nach oben, als sie spürt, wie er dem Stoff ihren Beinen entlang von der Bettkante folgt. Eine brennende Röte in den Wangen, kann sie dennoch nicht wegsehen. Selbst die Erkenntnis, dass er noch alles außer seinen Schuhen trägt, während sie vollkommen unbekleidet ist, lässt sie nicht innehalten. Doch bevor sie sich aufsetzen kann, um anzufangen ihn seiner Kleidung zu entledigen, kehrt er bereits zurück zu ihr. Dieses Mal stütz er ein Knie zwischen ihren Oberschenkeln auf die Matratze und die Bewegung zu der dieses Manöver sie veranlasst, lässt sie doch den Kopf zur Seite drehen. Sie schließt die Augen, als er seine Fingerspitzen aufreizend langsam über die Innenseiten ihrer Schenkel nach oben zieht. „Naruto.“ Sie weiß selbst nicht, ob ihr Flüstern eine Bitte oder eine Warnung sein soll. Als sich seine Lippen auf die sensible Haut um ihren Bauchnabel senken und seine Finger das sensible Nervenbündel erreichen, wo sie vor ihm nie zuvor jemand berührt hat, verliert sie mit einem leisen Schrei die Kontrolle. Seine Arme halten sie, während sie zittert und bebt und als sie wieder in der Lage ist ihre Augen zu öffnen, schwebt sein Gesicht dicht über ihrem. Es liegt ein Leuchten in seinen Augen, das ihr noch fremd ist, während er ihre erhitzten Gesichtszüge liebevoll mustert. „Du bist so wunderschön.“ Er senkt seine Lippen für eine kurze, zärtliche Berührung auf ihre. Wenn sie nicht spüren würde, wie er sie spricht, hätte sie vielleicht geglaubt, sich seine nächsten Worte nur eingebildet zu haben. „Du wirst nie mehr einen Grund haben zu bereuen mir diesen Teil von dir zu schenken.“ Sie legt ihre Finger um seine Wangen, um zu verhindern, dass er sich in diesem Moment von ihr zurückzieht und zwingt ihre Lider nach oben, um seinen Blick erwidern zu können. „Jeder Teil von mir gehört dir. Und ich habe nie etwas bereut, was wir miteinander geteilt haben.“ Dieses Mal streckt sie sich nach oben und küsst ihn, während sein Körper unter einer Welle von Emotionen erzittert. Sie küsst ihn, bis sie in seiner Berührung spürt, dass er seine Fassung zurückgewonnen hat. Erst dann zieht sie sich von ihm zurück und flüstert gegen seine Lippen. „Naruto.“ Seine Antwort ist es noch einmal ihre Lippen zu suchen, doch sie zieht ihren Kopf zurück und greift mit einer Hand nach dem Saum seines T-Shirts. „Zieh dich aus.“ Statt etwas zu erwidern rutscht er erneut von der Bettkante und zieht noch in derselben Bewegung sein T-Shirt über seinen Kopf. Als er den Kopf seiner Hose öffnet, bringt sie ihre tief verankerte Zurückhaltung beinahe dazu wegzusehen, doch sein Blick fängt ihren ein und lässt sie nicht wegsehen, während er sich Stück für Stück seiner Kleidung entledigt. Als er dieses Mal zu ihr zurückkehrt, passen sich ihre Körper beinahe automatisch aneinander an und der intime Kontakt lässt ihren Atem gegen seinen Brustkorb unregelmäßiger werden. Seine Hände legen sich an ihre Hüfte und sie sieht zurück in seine Augen, doch das vertraute Blau verschwimmt vor ihrem Blick, als er sie ruckartig herumdreht. Sie stützt ihre Hände mit einem überraschten Keuchen auf seine Schultern und die Hitze in ihren Wangen wird noch ein wenig tiefer, als sie ihre veränderten Positionen und seine damit einhergehende Absicht begreift. Ihre Körper berühren sich beinahe an jeder Stelle und die Intimität seiner Nähe jagt ein erregtes Zittern durch ihren Körper, während sie den Kopf dreht und nun doch ein wenig überfordert seinen Blick sucht. „Ich-“ Doch er küsst den Versuch ihrer Erklärung über ihr Unwissen von ihren Lippen. „Shh.“ Mit ihr über ihm kniend, sind ihre Augen auf einer Höhe und sein intensives Blau fängt sie sofort ein, als er sich minimal von ihr löst. „Wir können alles zusammen.“ Dieses Mal sammelt die Rührung verräterische Tränen in ihren Augen und sie küsst ihn mit einem schnellen Nicken. Ihre Berührung löst sich nicht, während seine Hände um ihre Hüften ihre Bewegung führen und sie ihre Körper gemeinsam vereinen. • Doch nach dem Abebben jeglicher Euphorie kehren die verbleibenden Probleme der Realität zurück in ihr Bewusstsein. Während seine Finger sanfte Kreise auf ihr Schulterblatt malen, ruht ihr Kopf auf seinem Brustkorb und sie hört seinem Herzschlag zu. „Sie kommt also wirklich erstmal nicht zurück.“ „Sie hat mir nicht gesagt warum, aber sie hat auch nicht mit sich reden lassen.“ Naruto zieht seine Finger durch Hinatas lange Haare, die sich offen über ihren Rücken fächern, doch sein Blick verliert sich in der Ferne. „Sie kommt nicht einmal zu unserer Hochzeit.“ Als er jedoch spürt, wie Hinata den Kopf hebt, sieht er zurück zu ihr und weil er genau weiß, was sie ihm anbieten will, kommt er ihr zuvor. „Sag es nicht! Wir verschieben die Hochzeit nicht!“ Statt ihm zu widersprechen, nickt sie nur und legt ihren Kopf zurück auf seine Schulter. „Wir wissen nicht, was zwischen den beiden alles vorgefallen ist. Schau dir an, wie schwer wir es uns gemacht haben und unsere Umstände waren bei weitem nicht so kompliziert wie die der beiden.“ Als er uncharakteristisch stumm bleibt, hebt sie erneut den Kopf und mustert seine Züge, aber die Antwort auf ihre Frage ist leicht zu finden. „Du machst dir Sorgen.“ „Aber mehr um Sakura. Es gefällt mir nicht, dass sie ganz alleine dort oben in der Einöde sitzt. Der Teme hat einen Plan, wie bescheuert der auch sein mag und der beinhaltet zweifellos nicht, sich hier hinrichten zu lassen. Wenn er seines Lebens wirklich überdrüssig wäre, dann würde er sich einen Kampf suchen und sich bestimmt nicht in eine Zelle stecken lassen.“ „Was wirst du tun?“ Seine schnelle Antwort verrät, dass er sich auf dem kompletten Heimweg über nichts anderes Gedanken gemacht hat. „Dem Teme sagen, dass Sakura nicht vorhat zurückzukommen und sehen, was er damit macht.“ Bevor Hinata ihr Gespräch fortführen kann, unterbricht sie das Läuten der Klingel. Sie spricht, noch während sie ihr Bluterbe aktiviert. „Das ist bestimmt Tenten, um mir zu sagen, dass sie mein Kleid bei sich versteckt hat.“ Doch ihr Bluterbe offenbart ihr etwas, das ein seltenes Schmunzeln um ihre Lippen zieht und Narutos Aufmerksamkeit erregt. „Was?“ Helle Augen kehren zurück zu ihm, obwohl die Adern um ihre Schläfen verraten, dass sie immer noch weit mehr als nur ihn sieht. „Es ist Neji. Scheinbar hat er gesucht, was er gefunden hat und es sind nicht wir.“ Nachdem Tenten sich bereitwillig von Neji von ihrem eigentlichen Ziel hat abbringen lassen und die beiden gemeinsam verschwinden, sinkt Hinata zurück auf das Bett. „Tenten?“ Plötzlich müde hat sie Schwierigkeiten sich einen Reim auf Narutos Frage zu machen. „Was?“ „Tenten war hier?“ Ein leises Lachen durchzieht ihren Körper, als sie noch einmal die Augen öffnet, um ihn ansehen zu können. „Ist dir entfallen, dass ich normalerweise nicht in Unterwäsche durch deine Wohnung laufe?“ Sein Blick färbt sich eine Spur tiefer, als er über ihren Körper wandert, der nur von seiner dünnen Bettdecke verborgen wird. „Nur fürs Protokoll: Du kannst jederzeit gerne in Unterwäsche durch meine Wohnung laufen.“ Statt darauf einzugehen, lenkt Hinata ihr Gespräch jedoch widerwillig in eine andere Richtung. „Apropos Wohnung.“ Die Art wie sie die Nase kräuselt verrät untrüglich, dass ihr nicht gefällt, was sie ihm zu sagen hat. „Mein Vater will uns etwas zur Hochzeit schenken.“ In Antwort auf ihre plötzliche Unruhe schlingt er die Arme fester um sie und zieht sie wieder enger gegen seinen Körper. „Davon bin ich irgendwie ausgegangen.“ Doch die unzufriedenen Falten auf Hinatas Stirn werden nur tiefer. „Er will uns ein Haus schenken.“ Er versteht ihre Unzufriedenheit, aber die Eigenheiten ihres Vaters sind nichts, was es im Moment auf seine Prioritätenliste schafft. „Würden wir über irgendwen reden, würde ich sagen, das ist ziemlich drüber, aber wir reden hier immerhin über deinen Vater.“ „Das Problem ist, er baut es schon.“ „Dein Vater baut uns ein Haus?“ Er liebt es, wenn sie mit den Augen rollt. Es ist eine ihrer unkontrolliertesten Reaktionen und für seinen Geschmack zeigt sie sie viel zu selten. „Natürlich lässt er es bauen.“ Mit einem Schmunzeln nimmt er sein neugefundenes Hobby wieder auf und wickelt sich eine ihrer feinen Haarsträhnen um den Finger. „Stört dich das?“ Ihre markanten Augen, von denen er mittlerweile jeden Ausdruck kennt – gleich wie subtil – richten sich unter gehobenen Brauen auf ihn. „Stört es dich nicht?“ „Nicht wirklich.“ Er weiß, was sie beschäftigt. Abgesehen von der Unangemessenheit des Ausmaßes eines Hauses als Hochzeitsgeschenk. Weitaus mehr liegt ihre Sorge darin begründet, dass ihr Vater ihr Haus nicht irgendwo baut, sondern in unmittelbarer Nähe des Hyuuga-Anwesens. Sie fürchtet, dass er es irgendwann hassen wird, so nah neben ihrer Familie festzusitzen. Aber das wird er nicht. Selbst das sterile Hyuuga-Anwesen fühlt sich mehr wie ein Zuhause an, wie seine Wohnung. Deshalb dreht er Hinata in seinen Armen, bis sie unter ihm liegt und küsst ihr die Sorge von den Lippen. „Es ist mir egal, wo wir wohnen. Solange wir dort nur schnellstmöglich einziehen können.“ . . . Wenige Stunden später Er war nie gerne in dem vermoderten Kellergewölbe, aber im Moment rangiert dieser Ort ziemlich hoch auf der Liste jener Stellen in seinem Heimatdorf, die er gerne meiden würde. Statt sich mit einer Begrüßung aufzuhalten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erwidert werden wird, kommt er gleich zum Punkt. „Sie kommt nicht.“ „Hn.“ „Sie glaubt aus irgendeinem Grund, dass das hier bedeutet, dass du aufgibst.“ Er mustert seinen ehemaligen Teamkameraden so aufmerksam, wie es unter dem spärlichen Licht möglich ist. „Also wenn das deine große Geste sein soll, wirst du dir was anderes einfallen lassen müssen.“ „Also weißt du, wo sie ist.“ Es ist eine Antwort, nur mal wieder nichts, was er erwartet hat. „Ja.“ „Und es geht ihr gut?“ Die Frage, die beinahe Sorge verrät, wenn sie auch vollkommen emotionslos erfolgt, legt Narutos Stirn in misstrauische Falten. „Es ging ihr schon lange nicht mehr gut. Aber sie ist sicher und unversehrt.“ Sasukes Blick wandert von ihm zur Seite und er ist so lange still, dass Naruto schon fast ansetzen will sich von ihm abzuwenden. Doch bevor er geht, erreicht ihn die Stimme seines früheren besten Freundes in einer weiteren überraschenden Äußerung. „Sag deiner Kage, ich bin jetzt bereit mit ihr zu reden.“ . . . In derselben Nacht in der nordwestlichsten Provinz Konohas Nach dem dritten Albtraum flüchtet sie aus ihrem Bett in die kühle Nachtluft nach draußen. Doch sie kann nicht aufhören zu weinen. Ihr zierlicher Körper erzittert unter Schluchzern, die sie nicht kontrollieren kann und sie fällt unbeholfen auf die Knie. Ungeachtet der Tatsache, dass das taufeuchte Gras ihre Kleidung durchnässt, bleibt sie einfach sitzen. Ihr verzweifeltes Flüstern verhallt mit ihren Tränen ungehört in der Nacht. „Es tut mir so leid!“ . . . Kapitel 19: aufrichtig ---------------------- Eine Woche später Der wolkenverhangene Himmel passt zu ihrer Stimmung, wenn er ihr auch keinen Trost bietet. Sakura wischt sich unwirsch über die Augen, in denen sich einmal mehr Tränen zu sammeln drohen. Ihr Schlafmangel ist nach der letzten Woche so groß, dass sie Schwierigkeiten hat sich selbst auf ihre unmittelbare Nähe ausreichend zu konzentrieren. Deshalb bemerkt sie auch nicht, dass sich ihr jemand nähert, selbst wenn es eine potentiell tödliche Schwäche ist. „Du bist wirklich schwer zu finden.“ Die Schere, mit der sie ein paar Kräuter aus ihrem selbst angelegten Garten abschneiden wollte, fällt klirrend aus ihren Händen, als die vertraute Stimme sie für ein paar Sekunden regungslos verharren lässt. Aber dann erhebt sie sich so schnell, dass ihr für einen Moment schwindelt. Ungeachtet dieser Schwäche fährt sie ruckartig zu ihm herum. „Sasuke.“ Da steht er. Augenscheinlich unversehrt und unverschämt attraktiv. Nicht im Geringsten wie ein geächteter Nuke-nin, der die letzten Wochen in einer Hochsicherheitszelle verbracht hat. Bevor sie selbst registriert, dass sie sich bewegt hat, steht sie vor ihm und legt ihre zitternden Finger ungläubig an seine Wangen, um sich zu versichern, dass sie zu all ihren anderen Symptomen nicht auch noch Halluzinationen dazu bekommen hat. Er lässt sie wortlos gewähren und wartet, bis sie dazu aufschließt, dass er wirklich vor ihr steht. „A-aber wie-“ Sie tritt einen Schritt von ihm zurück, als sich das Zittern ihrer Hände über ihren ganzen Körper ausbreitet, aber seine Augen folgen jeder ihrer Bewegungen. „Du hättest Naruto vielleicht mal ausreden lassen sollen.“ Das Schwindelgefühl in ihrem Kopf verstärkt sich so sehr, dass sie haltsuchend nach der Lehne des Gartenstuhls neben sich greift. „Du hast ein feindliches Dorf geleitet und unter deiner Regierung ist ein Suna-nin von deinen Männern ermordet worden. Es gibt nichts auf dieser Welt, was irgendjemand hätte sagen oder tun können, um dich da noch rauszuholen.“ Sie hasst, dass sie den Ausdruck in seinen Augen immer noch nicht lesen kann. „Und trotzdem hast du es versucht.“ Sie hat schon Schwierigkeiten die Tatsache zu verarbeiten, dass er wirklich hier ist, geschweige denn ihrem Gespräch zu folgen. „Was? Ich-“ „Tsunade schien einen ziemlich genauen Bericht davon zu haben, dass dir während deinem unfreiwilligen Aufenthalt in Oto nichts angetan wurde. Und dass ich den Überfall auf dich und deinen Kameraden nicht angeordnet habe.“ Sie versucht sich auf die logischen Aspekte seiner Aussage zu konzentrieren, aber der anhaltende Schwindel in ihrem Kopf macht es ihr nicht leicht. „Das habe ich ihr schon gesagt, als ich nach Konoha zurückgekehrt bin. Und das hätte trotzdem nicht ausgereicht, um dich zu begnadigen.“ Ihr Magen verknotet sich bei dem Gedanken, dass er hier sein könnte, um sich zu verabschieden und ihre Nägel kratzen über das Holz unter ihren Fingern, als sie die Stuhllehne fester umklammert. „Nein. Aber die Tatsache, dass ich Konoha die Loyalität und den Dienst des letzten lebenden Uchiha versprochen habe, war angesichts dessen, dass sich tatsächlich noch Leute gefunden haben, die bereit waren für mich zu bürgen, wohl doch ein entscheidendes Argument.“ Sie schüttelt den Kopf, aber sie bringt keine Worte über ihre Lippen, um zu verdeutlichen, dass sie keinesfalls glaubt, dass das alles ist. Aber ihr Verstand überwindet endlich das emotionale Chaos in ihrem Körper und erinnert sie an alles, was sie während ihrer Zeit in Oto herausgefunden hat und offenbart ihr das einzige, was ihn trotz all seiner Verbrechen vielleicht hätte retten können. Sie hebt den Kopf und sucht seinen Blick, um vielleicht einmal die Wahrheit darin zu finden. „Du hast ihnen Orochimarus Forschung verkauft.“ Sasuke begegnet ihrem forschenden Blick regungslos und sie findet keinerlei Bestätigung oder Ablehnung in seiner Mimik, obwohl sie sich in ihrer Annahme sicher ist. Sein Schweigen hält so lange an, dass sie schon ansetzt nachzuhaken. Doch dieses eine Mal gewährt er ihr tatsächlich eine ehrliche Antwort. „Ich habe alles vernichtet, was mit seinem Wiederbelebungswahn zusammenhing. Den Rest habe ich gestern an Tsunade übergeben.“ Es dauert einen Moment, bis seine Worte bei ihr ankommen und sie begreift, dass er wirklich ein freier Mann zu sein scheint. „Was machst du dann hier?“ Schwarze Augen mustern sie so eindringlich, dass sie erneut erzittert, unter der Furcht, was er finden könnte. „Es ist nicht jeder einverstanden mit der Entscheidung der Hokage mich zu begnadigen. Tsunade hielt es für das Beste, dass ich erst einmal für ein paar Monate… verschwinde. Und Naruto hat erwähnt, dass es hier ziemlich abgelegen ist.“ Sie wird den elenden Baka doch nochmal umbringen. Aber dann wird ihr klar, dass er gerade angedeutet hat, dass er vorhat hierzubleiben. „Ich-“ Sie bricht ihren Satz ab, als sie erkennt, dass sie keine Ahnung hat, wie sie ihn beenden will. Die gesamte Situation erscheint ihr weiterhin surreal und sie ringt immer noch darum dazu aufzuschließen, dass er am Leben und hier ist und augenscheinlich bei ihr bleiben will. Aber ihr unsicheres Zögern vermittelt ihm eine andere Antwort und es ist kaum sichtbar, wie ein Schatten über seine Augen fällt. „Ich muss nicht hier bleiben, wenn du das nicht willst, Sakura.“ Sie öffnet die Lippen, aber alles was darüber kommt, ist ein atemloses Keuchen. Sie bewegt sich mit dem Schmerz, beugt sich reflexiv nach vorne und legt stützend eine Hand auf ihren Bauch. Aber eine Millisekunde später wird ihr klar, dass sie sich mit dieser einen Geste verraten hat. Sie sieht hektisch auf, aber Sasukes Augen ruhen bereits auf den Konturen ihres Bauches, die durch den weiten Mantel, den sie trägt, verborgen wurden, bis sie sie mit ihrer Hand hervorgehoben hat. Die Konturen ihres von sechs Monaten Schwangerschaft gerundeten Bauches. „Deshalb versteckst du dich also hier.“ Sie kann seine Reaktion einmal mehr nicht abschätzen und die junge Medic-nin fährt sich nervös mit der Zunge über die Lippen. „Ich konnte nicht in Konoha bleiben. Jeder hätte gewusst…“ Dass es von ihm ist. „Und trotzdem hast du es behalten.“ Es ist beinahe schon ein Reflex mit dem sie dieses Mal beide Hände auf ihren gerundeten Bauch legt. Aber erst als sie auch einen Schritt von ihm zurücktritt, sieht er von ihrem Unterleib auf und begreift, wie sie seine Worte aufgefasst haben könnte. „Das war kein Vorwurf, Sakura.“ Sie nimmt es mit einem Nicken hin, aber in ihrer Überforderung bringt sie keinen Laut über die Lippen. Doch zum ersten Mal in ihrer Geschichte setzt er ihr Gespräch von sich aus fort. „Weiß Tsunade davon?“ Das würde nämlich erklären, warum die Hokage so sehr um seine Begnadigung gekämpft hat und ihren Willen schließlich über viele Köpfe hinweg durchgesetzt hat. Aber zu seiner Überraschung schlägt seine ehemalige Teamkameradin die Augen nieder und schüttelt kaum merklich den Kopf. „Ich habe es niemandem erzählt.“ Diese Offenbarung lässt ihn skeptisch die Stirn runzeln. „Nicht einmal Naruto?“ „Nein.“ Es spiegelt sich deutlich in ihrer Körpersprache wider, wie sehr sie mit sich hadert, aber schließlich hebt sie doch den Kopf, um ihn anzusehen. „Was wir getan haben, als du mich in Oto festgehalten hast, liegt vielleicht gerade noch in der Grauzone zwischen richtig und falsch. Wenn ich zu der Zeit schon schwanger geworden wäre, hätte man mich ebenso kritisch gemustert, aber niemand hätte es mir offen vorgeworfen.“ Vielmehr hätten sie ihm etwas vorgeworfen, aber obwohl sie sich dessen beide bewusst sind, lässt sie diesen Teil wohlweislich unausgesprochen. „Aber als ich das letzte Mal mit dir geschlafen habe, war das Hochverrat. Daran gibt es nichts zu rütteln und ich hätte es auch nicht abgestritten.“ Sie weiß, Tsunade hätte sie niemals dafür verurteilt, aber es war ihr dennoch zuwider ihre ehemalige Lehrmeisterin vor diese Zwickmühle zu stellen. Alles, was hierzu geführt hat, waren ihre Entscheidungen. Ihre Worte bewirken eine weitere Premiere und lassen ihn in einer Reflektion von etwas, was beinahe wie Demut aussieht, den Kopf senken. „Ich wollte dich nicht in diese Lage bringen.“ Es ist nicht allein seine Schuld, dass sie ihr Heimatdorf verlassen hat und sich hier vor aller Welt versteckt. Alles, was zwischen ihnen vorgefallen ist, seit sie in Oto gelandet ist, war ebenso ihre Entscheidung wie seine. Sie hat es schon vor ihrer Schwangerschaft nicht als Fehler angesehen, aber festzustellen wozu ihre letzte Begegnung geführt hat, hat ihr in vielerlei Hinsicht ihr Leben zurückgegeben. Deshalb sucht sie auch ohne jegliche Reue seinen Blick. „Es war meine freie Entscheidung. Ich habe mit dir geschlafen, weil ich wollte. Du hast mich zu nichts gezwungen und ich habe nicht versucht dich reinzulegen. Auch nicht beim ersten Mal.“ Es hätte andere Wege für sie gegeben, um an sein Chakra zu kommen und das wissen sie beide. „Und ich habe auch beim letzten Mal genau gewusst, was ich tat.“ Dunkle Augen mustern sie und lassen sie einmal mehr angespannt erwarten, was er mit ihrer Offenbarung anfangen wird. „Warum hast du es behalten?“ Sie zuckt unter seiner Frage erneut zusammen wie unter einem Schlag, aber er macht beschwichtigend einen Schritt auf ihn zu, bevor sie vor ihm zurückweichen kann. „Obwohl es von mir ist? Obwohl das bedeutet hat, dass du doch dein ganzes Leben aufgeben musstest?“ Auf diese Frage mit etwas anderes als Ehrlichkeit zu reagieren, wäre ein Verrat an ihnen beiden. „Ich habe nie auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, es nicht zu behalten.“ „Warum nicht?“ Er sieht, dass seine Frage sie quält. Aber er muss es wissen. Damit ist es Zeit sich ihm einmal mehr zu offenbaren und sich damit ein weiteres Mal seiner möglichen Zurückweisung auszusetzen. So schwer es ihr auch fällt, scheut sie sich dennoch nicht für dieses Geständnis offen seinen Blick zu halten. „Weil ich dieses Baby jetzt schon mehr liebe, als alles andere auf dieser Welt.“ Der Ausdruck in seinen Augen verleitet sie dazu die volle Wahrheit vor ihm auszubreiten. Doch sie braucht einen tiefen Atemzug, um die Worte deutlich und ohne Unterbrechung über ihre Lippen zu bringen. „So wie ich dich geliebt habe, seit wir Kinder waren.“ Ihr Herz klopft ängstlich in ihrer Brust, während ihr Verstand resigniert darum bangt, dass er es ihr noch einmal brechen wird. Aber er ist schließlich hierher gekommen. Zu ihr. Doch er hat immer noch kein Wort verloren, als sie erneut keuchend zusammenzuckt und seine Aufmerksamkeit damit augenblicklich zurück auf ihren Bauch lenkt, über den sie beruhigend mit ihren Händen fährt. Sie sieht auf, als Sasuke einen weiteren Schritt auf sie zumacht und sein Blick wandert beinahe hektisch zwischen ihrem gerundeten Bauch und ihren Augen hin und her. „Was hast du?“ „Nichts. Es bewegt sich nur.“ „Das Baby?“ „Ja.“ Sie sieht ihm an, dass er nicht weiß, was er mit dieser Information anfangen soll und nach einem kurzen Zögern streckt sie eine Hand nach ihm aus. „Gib mir deine Hand.“ Obwohl er skeptisch die Stirn runzelt, hält er ihr widerspruchslos seine rechte Hand hin und sie nimmt sie in ihre und führt sie auf ihren gerundeten Bauch und hofft dabei, dass er das leichte Zittern ihrer Finger nicht spürt. Aber natürlich verhält sich das kleine Ungeheuer jetzt trügerisch ruhig. „Sag etwas.“ Sie hat einen dummen Spruch erwartet, deshalb stockt ihr Atem hart in ihrem Brustkorb, als er vollkommen ernst ihren Blick erwidert. „Du erstaunst mich.“ Aber natürlich meldet sich ihr Zwerg in genau diesem Moment mit einem spürbaren Tritt zurück. Sie versucht wirklich nicht zu viel in diesen Umstand hineinzuinterpretieren. Immerhin ist seine Stimme die erste, die ihr Baby außer ihrer und Narutos je gehört hat. Aber das blanke Staunen, das selten deutlich in seine Augen tritt, als auch er die Bewegung ihres Kindes dieses Mal spürt, verträgt sich nicht besonders gut mit dem hormonellen Durcheinander, das sie seit Wochen quält und treibt ihr unerwünschte, heiße Tränen in die Augen. Natürlich wandern seine Augen zurück zu ihren, bevor sie über diesen Moment hinwegkommt und dieses Mal könnte es tatsächlich so etwas ähnliches wie Sorge sein, was in seinen Zügen steht. „Aber es tut dir weh?“ Sakura fährt mit ihrer freien Hand beruhigend über ihren Bauch. „Es ist manchmal ein wenig unangenehm. Es hat mich nur überrascht. Normalerweise bewegt sie sich nicht viel.“ Das kaum sichtbare Zucken in seiner Mimik ist seine einzige äußerliche Reaktion und einmal mehr nicht genug, um sie seine Gedanken erahnen zu lassen. „Sie?“ „Ich weiß es nicht. Aber ich habe einmal geträumt, dass es ein Mädchen wird und seitdem stelle ich es mir irgendwie so vor.“ Sein Blick wandert zurück zu ihrem Bauch und sie würde beinahe alles darum geben, zu wissen, was er denkt. Nur dieses eine Mal. Doch als er zurück zu ihr sieht und sein Blick ihren einfängt, bekommt sie ausnahmsweise einen ungefähren Eindruck von seinen Gedanken. Denn das Staunen steht selten klar in seinen Augen. Es ist wohl die positivste Reaktion, auf die sie hoffen konnte, aber das heißt nicht, dass sie die Erkenntnis, dass er sich zu freuen scheint, nicht überfordert. Als er ansetzt noch näher an sie heranzutreten, macht sie stattdessen einen Schritt zurück. Seine Hand rutscht von ihrem Bauch und ein entscheidender Teil von ihr bedauert sofort den Verlust des Kontaktes zu ihm. Doch der rationale Teil ihres Körpers lässt sie beinahe verzweifelt den Kopf schütteln. „Sieh mich nicht so an.“ Sasuke verweilt an Ort und Stelle und die Musterung seiner Augen erkennt einmal mehr zu viel in ihrer angespannten Körperhaltung. „Wie soll ich dich nicht ansehen?“ Als wäre sie alles was in diesem Moment für ihn zählt. Er hat sie auch in Oto manchmal schon so angesehen. Es waren immer nur Millisekunden, aber es war dennoch genug, um sie in Versuchung zu führen der stummen Versprechung seiner dunklen Augen zu glauben. Doch sie hat schon vor Jahren gelernt es besser zu wissen. Da ihre Gedanken zu sehr nach dem kleinen, hoffnungsvollen Mädchen klingen, das sie einmal wahr, wählt sie eine diplomatischere Antwort, die nichtsdestotrotz noch unvermindert ehrlich ist. „Als wäre all der Schmerz, den wir einander zugefügt haben, nicht mehr wichtig.“ „Ist es das noch?“ Sich einzureden, dass es das nicht wäre, wäre wirklich naiv. „Zwischen uns ist viel zu viel vorgefallen, um so zu tun, als wäre es nichts gewesen.“ Sie liebt ihn, aber sie hat den Schmerz nicht vergessen, den sie in Oto empfunden hat und der sie auch all die Monate danach stets begleitet hat. „Wir haben einander auf alle erdenklichen Arten verletzt.“ Denn sie hat ihn auch verletzt. Unter der Voraussetzung, dass sie ihm etwas bedeutet, hat es ihn zweifellos verletzt, dass sie ihre Heimat nicht für ihn verlassen konnte. Dass sie nicht für ihn zurückgekommen ist, steht wohl auf derselben Stufe, aber gleichzeitig klar hinter der Tatsache, dass sie ihm nicht von ihrer Schwangerschaft erzählt hat. Sie hat nicht einmal versucht ihn zu finden und das wissen sie beide. Weshalb sie seine nächste Frage auch nicht überrascht. „Hättest du es mir erzählt?“ Es hat sie unzählige Nächte jeglichen Schlaf gekostet, aber die Antwort auf seine Frage war im Endeffekt dennoch nein. „Ich hatte nicht vor meine Schwangerschaft damit zu verbringen vergeblich das Ninjareich nach dir abzusuchen.“ Es ist eine Ausrede und auch das wissen sie beide. Aber ihm den wahren Grund direkt zu offenbaren, bringt sie dennoch nicht ohne weiteres über sich. Aber in gewohnter Manier zwingt er sie dazu. „Was, wenn du gewusst hättest wo ich bin?“ „Nein.“ Sie lässt ihre Antwort für eine paar Sekunden zwischen ihnen hängen und obwohl seine Mimik sich kaum verzieht, weiß sie, dass dies ein weiterer Punkt ist, in dem sie ihn verletzt hat. Da sie es nicht zurücknehmen kann, ringt sie sich dazu durch ihre Karten vollkommen offen zu legen. „Ich erwarte nicht, dass du deshalb bleibst Sasuke. Wenn es nicht das ist, was du willst, dann geh.“ Dieses Mal zwingt sie sich selbst ihre Miene möglichst stoisch zu halten, während sie seinen Blick erwidert. Sie ist nicht mehr das Mädchen, das ihn angebettelt hat bei ihr zu bleiben. „Ich kann das allein.“ „Würdest du es lieber allein machen?“ Doch seine stoische Ruhe, die so oft wie Gleichgültigkeit aussieht, lässt ihren Geduldsfaden einmal mehr reißen. „Warum kannst du mir nicht einmal einfach sagen, was du denkst, statt mich immer zu Geständnissen zu zwingen, die du niemals erwiderst?“ Er macht einen Schritt auf sie zu und ihr Körper reagiert unmittelbar auf seine Nähe, doch sie ignoriert das Flattern ihres Herzens. Er senkt den Kopf ein Stück weit zu ihr, um ihren Blick gefangen zu halten. „Weil ich wissen muss, warum du es mir nicht sagen wolltest.“ Sie zwingt sich ihre Augen nicht zu schließen, obwohl der plötzliche Schmerz, den sie fühlt, sie dringlich dazu veranlassen will. Es ist ein weiteres Geständnis, das sie nicht machen will, weil es zu viel offenbart und sie nach allem trotzdem nicht sicher ist, ob sie ihm ein weiteres Mal mit ihren Gefühlen und ihren Schwächen vertrauen kann. „Weil ich es nicht ertragen hätte ein weiteres Mal von dir abgewiesen zu werden. Nicht, wenn es um unser Kind geht.“ Sie hält seinen Blick und verfolgt die minimale Regung in seinen dunklen Augen, die ihr einmal mehr keinen Hinweis auf seine Gedanken liefert. „Ich hätte diesem Kind lieber erzählt, dass sein Vater nie von ihm erfahren hat, als ihm oder ihr sagen zu müssen, dass ihr Vater sie nicht wollte.“ „Denkst du das?“ Er ist ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürt und gleichzeitig fühlt es sich an, als würde er sich mit jedem Wort, das zwischen ihnen fällt, weiter von ihr entfernen. Der Impuls nach ihm zu greifen, geht zweifellos von ihrem gebeutelten Herzen aus und sie ballt hart die Hände zu Fäusten, um dem Impuls zu widerstehen. „Ich denke, dass wenn du dieses Leben wollen würdest, du niemals die Herrschaft über Oto übernommen hättest.“ Es ist der Schluss zu dem sie schon vor Monaten gekommen ist und der wesentliche Grund, warum sie nicht einmal versucht hat ihn zu finden, als sie festgestellt hat, dass sie schwanger ist. „Du würdest nicht wollen, dass dein Kind Gefahr läuft alles zu verlieren, so wie du alles verloren hast.“ Es ist ein weiterer Grund, der schließlich zu ihrer Entscheidung geführt hat, ihn nicht aufzusuchen. Sie wollte selbst nicht ein Leben auf der Flucht mit ihm teilen, aber für dieses Baby hätte sie sich auch für immer von ihm ferngehalten, solange es dem Schutz ihres Kindes gedient hätte. „Frag mich, was ich die letzten sechs Monate gemacht habe.“ Es erscheint eine merkwürdige Erwiderung auf ihre Worte, aber sie hat längst gelernt, alles von ihm zu erwarten. Außerdem ist es eine Frage, auf die sie die Antwort gerne kennen würde. „Was hast du gemacht?“ „Ich habe dafür gesorgt, dass all meine Verfehlungen mich nicht länger verfolgen können.“ Was vermutlich bedeutet, dass er jeden umgebracht hat, der ihm noch gefährlich werden könnte. Obwohl sich aus dieser Offenbarung unzählige neue Fragen ergeben, fokussiert sie sich zunächst einmal auf eine. „Warum?“ „Du hast gesagt du kannst so nicht mit mir leben.“ Die Andeutung, dass er all das ihretwegen getan haben könnte, ist beinahe unbegreiflich. Aber ihr Verstand hält sie immer noch zurück, während ihr Herz längst unkontrolliert rast. „Und du glaubst wir könnten so miteinander leben? Hier?“ Seine Augen weichen nicht von ihren und sie bekämpft sogar den Impuls zu blinzeln, während sie um seine Antwort bangt. „Hier. In Konoha. Es ist mir egal, wo wir leben.“ Von ihm ist das schon beinahe ein Liebesgeständnis. Sasuke Uchiha hat seine Pläne noch nie von jemandem anderen abhängig gemacht. Genau dieses Wissen hält sie auch zurück. „Du hast über ein ganzes Dorf regiert. Du würdest dieses Leben hassen.“ Zu glauben, sie selbst wäre genug, um für all das aufzuwiegen, was er in den letzten Jahren erreicht hat, gleich wie verwerflich es vielen auch erscheinen mag, wären die Gedanken der naiven Zwölfjährigen, deren grenzenlosen Optimismus sie schon lange verloren hat. Und sie will die Last ihn zu halten bestimmt nicht auf die Schultern ihres ungeborenen Kindes legen. „Ich habe darüber nachgedacht, sie einzusetzen.“ Sein Themenwechsel erfolgt so abrupt, dass sie einmal mehr Schwierigkeiten hat, ihm zu folgen. „Seine Forschung.“ Orochimaru. Natürlich. Der Clanerbe zuckt reuelos mit den Schultern. „Warum auch nicht?“ Ihre Zähne vergraben sich tief in ihrer Unterlippe, als sie sich zwingt ihn weiterreden zu lassen. Doch dann findet sie sein Blick und sie vergisst schlagartig, was sie eben noch gedacht hat. „Und dann hat einer meiner Männer dich in den Raum getragen. Blutverschmiert, verletzt und so… störrisch.“ Das Zucken um seine Mundwinkel, das beinahe ein Schmunzeln ist, ist fast ebenso schwer nachvollziehbar wie seine Worte. „Es ist nicht so, dass ich vergessen habe, wie es in Konoha war, aber ich habe jahrelang bewusst nicht daran gedacht.“ Der Ausdruck der plötzlich in seine Augen tritt, lässt ihren Atem unsanft in ihrem Brustkorb stocken. „Nicht an dich gedacht.“ Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen, auf der Suche nach etwas, das sie darauf erwidern könnte, doch er scheint noch nicht fertig zu sein. „Sakura, als ich dir versprochen habe, dass ich seine Forschung nicht einsetzen würde, da habe ich nicht gelogen. Ich hatte mich bereits entschieden es nicht zu tun.“ Er senkt die Stimme, als wäre sein nächstes Wort ein Geständnis, das niemand außer ihr hören darf. „Deinetwegen.“ Es klingt wie alles, was sie sich schon lange verboten hat zu hoffen und genau deshalb fällt es ihr auch schwer seinen Worten zu vertrauen. Sie hat sich selbst beigebracht, dass er nichts jemals ihretwegen tun wird. Er sieht sie mit sich selbst ringen und tritt noch einen Schritt an sie heran. Seine Hände schließen sich um ihre Wangen, mit einer Zärtlichkeit, die sie bisher nicht von ihm erfahren hat. Doch es sind seine Worte, die sie tiefer berühren, als jeder körperliche Kontakt. „Ich habe dich schon geliebt, als wir Kinder waren, Sakura.“ . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)