Eine Nacht mit Folgen von Fayetale ================================================================================ Kapitel 8: Gala --------------- Kapitel 8: Gala Kagome tippte mürrisch auf ihrem Notebook umher, versuchte sich auf die Übersetzung zu konzentrieren. Doch immer wieder schweiften ihre Gedanken zu der Feier, zu der man Takemitsu und seine junge Frau, sie, eingeladen hatte. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken sich den Geschäftspartnern und den oberen Zehntausend stellen zu müssen. Und immer wieder ertappte sie sich bei der Angst, ihn allein mit ihrer Anwesenheit bis auf die Knochen zu blamieren. Sie hatte nicht einmal etwas zum Anziehen. Etwas das so einer Veranstaltung gerecht werden würde, korrigierte sie sich selbst. Menschen mit Geld erkannten sehr schnell, ob Kleidung teuer war oder nicht. Und selbst wenn sie ein paar wenige Stücke im Kleiderschrank hatte, die ganz nett aussahen, sie hatte diese Teile allesamt aus dem Second Hand Bedarf. Kami, was sollte sie nur machen? Das laute Surren ihres Handys ließ sie regelrecht aufschrecken. Die Nummer auf dem Display sagte ihr nichts, weshalb Kagome den ersten Impuls fast schon blind folgte, nicht ran zu gehen. Nachdem die Pressemeldung vor zwei Wochen rausging, hatte ihr Telefon beinahe drei Tage lang keine Ruhe gegeben. Meist riefen alte Klassenkameraden an. Natürlich rein zufällig. Von wem man ihre Nummer hatte, wusste sie nicht. Es interessierte sie auch nicht wirklich. Nachdem sie allen die gleiche Geschichte erzählt hatte, die sie vorher mit Hiro, Sesshoumaru und Kobayashi besprochen hatte, waren die meisten zwar ungläubig aber in ihrer Neugierde befriedigt aus dem Telefonat gegangen. Bei ihr hatte es jedoch einen faden Beigeschmack hinterlassen. Einzig zwei Personen schienen sich ehrlich gefreut zu haben. Zu der einen gehörte ihre alte Schulfreundin Yumi und die andere war ihre einstige Kollegin Sookie. Letztere hatte am Anfang sogar etwas besorgt geklungen, bis Kagome ihre Sorge mit geschickten Lügen ausmerzen konnte. Der Rest jedoch schien viel zu echt erstaunt, dass Kagome sich jemanden aus der Oberschicht geangelt hatte. Sie, der Loser schlechthin. Durch die Blume hindurch war die Meinung klar zu erkennen. Man hielt sie nach wie vor für eine Goldgräberin. Für eine die nur auf das Geld Takemitsus aus war. Ferner könnte die Wahrheit gar nicht liegen. Immerhin war die Heirat seine Idee gewesen. Eine bescheuerte, zugegeben. Aber immerhin nicht ihre. Und das obwohl sie in ihrem Leben bereits unzählige dumme Ideen gehabt hatte. Letztlich war es jedoch müßig sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie war offiziell verheiratet. Der pervers teure Klunker an ihrem Finger erinnerte sie tagein tagaus daran. Da die Person am anderen Ende der Leitung nicht aufgeben und endlich auflegen wollte, sah sich Kagome gezwungen ran zu gehen. „Moshi moshi“, sagte sie halbwegs freundlich und verkniff sich ein genervtes Aufstöhnen. „Kagome Herzchen, ich bin es“, hörte sie Mamis glockenklare Stimme. „Ich dachte schon du gehst gar nicht ran“. Die junge Frau schüttelte den Kopf: „Wie kommst du da drauf, ich habe das Telefon nur nicht gehört“. Das ehrliche Lachen am anderen Ende der Leitung war so voller Freude, dass es ihr fast ins Gesicht sprang: „Oh Herzchen, das mit dem Lügen musst du aber noch bis morgen Abend noch verbessern“. Ertappt biss sich die einstige Miko auf die Unterlippe und erhob sich von ihrem Stammplatz an der Theke: „Was kann ich für dich tun“? Die Youkai lachte erneut auf: „Du für mich? Wohl eher umgekehrt. Ich schätze mal das dein werter Ehemann dir nicht zufällig seine Kreditkarte und einen Chauffeur dagelassen hat, damit du dir etwas Schönes in der Stadt besorgen kannst. Also für die Gala“. „Er weiß genau, dass ich kein Interesse an seinem Geld habe“, erwiderte Kagome. Mami hingegen seufzte hörbar auf. „Süße, nichts für ungut, aber dein Stilgeschmack entspricht dem einer zehnfachen Oma und deine Haare brauchen auch mal weder einen Besuch beim Friseur. Glaube mir, selbst mit dem dicken Diamanten an deinem Finger, werden dir die Leute zuerst auf das Label deines Kleides sehen“. Und genau damit hatte sich ihre Befürchtung bestätigt. Erneut auf der Unterlippe kauend betrachtete Kagome den dicken Klunker: „Meinst du nicht, dass ich auch einfach krank im Bett liegen bleiben kann“? Mami stieß etwas zu schnell die Luft aus den Lungen: „Na sicher kannst du das, wenn du dich gleich am Anfang unbeliebt machen willst“. Ihr Vorhaben sich also mit vorgespielten Kopfschmerzen aus der Affäre zu ziehen, zog also nicht? „Und jetzt“, fragte sie etwas hilflos sich selbst. Mami hingegen kicherte erfreut auf: „Jetzt hole ich dich in ein paar Minuten ab und wir fahren in die Stadt. Also zieh dir was Sauberes an, ich habe mir von ihm seine Kreditkarte gemopst. Er wird ausflippen“. „Mit ihm meinst du-“, begann die jüngere Frau. „Natürlich deinen werten Ehemann. Also hopp hopp, in zehn Minuten“, schloss Mami das Gespräch und legte kichernd auf. Kami, so viel Energie war sie einfach nicht gewöhnt. Ihr stand wirklich nicht der Sinn erneut sein Geld aus zu geben. Allerdings wollte sie ihm auch keinen Grund geben, sich ihrer zu Schämen. Und Mami hatte wohl recht in der Annahme, dass wenn sie sich drücken würde, man es ihr übelnehmen würde. Tatsächlich klappte sie das Notebook zu und eilte in ihr Zimmer. Etwas sauberes hatte sie bereits an, ihr fehlte lediglich etwas gegen das schlechte Wetter. Es regnete mal wieder in Strömen und der Wind war auch nicht von schlechten Eltern. Manchmal glaubte sie, dass Kagura sich im Herbst genüsslich austobte, ehe es in den starren Winter überging. Die Glockenklare Stimme Mamis holte sie aus ihren Gedanken und Kagome tat gut daran sich zu beeilen. Hastig steckte sie ihr Telefon in die Jackentasche und eilte durch die Gänge in das Foyer hinab. Die Youkai musterte sie für einen Augenblick, ehe sie die Arme ausbreitete und sie in die Arme schloss: „Herzchen, sei mir nicht böse, aber wir werden dir noch ein paar andere Sachen besorgen. Himmel, du siehst aus wie Mutter Theresa“. „Es ist sauber“, konterte die einstige Miko und verzog die Lippen. „Von stilvoll hast du nichts gesagt“. Mamis Lachen war ansteckend: „Keine Sorge, jetzt bin ich ja da. Lassen wir die Karte glühen“. Etwa drei Stunden, sieben Boutiquen und etliche Yen leichter, saßen Mami und Kagome schließlich bei einem der teuersten und exklusivsten Kosmetikern der Stadt. Natürlich bekamen sie auch hier wieder einen Extraraum zugewiesen und bat die beiden Frauen, sich zu entkleiden und die bereit liegenden Bademäntel über zu werfen. Kagome fühlte sich sichtlich unwohl, sich vor der Youkai aus zu ziehen, doch Mami ließ dies nicht gelten. Sie würde ihr schon nichts weggucken. Das Kagome sich weniger davor fürchtete, nackt von einer Bisexuellen Frau gesehen zu werden, sondern vielmehr vor einer Youkai mit perfekter Figur, ließ sie dabei unerwähnt und schluckte ihre Scham mühsam herunter. In dem Moment, als sie sich bis auf die Unterwäsche entkleidet hatte hörte sie Mami aufhissen: „Was ist denn das“. Die Frage klang mehr als ehrlich und sehr überrascht. Als sie sich zu der Youkai herumdrehte, war ihr auch klar was ihre Überraschung auslöste. Sie blickte mit geweiteten Augen auf die unschöne Narbe, die sich einmal quer über die rechte Seite der Miko ausbreitete und knapp oberhalb ihres vorderen Slipsaumes endete. Kagome zuckte beinahe gleichgültig mit den Schultern: „Das hat er etwa nicht erwähnt“? Mami schüttelte den Kopf: „Mit keinem Wort, wann hast du dir das denn eingefangen“? Die einstige Miko zuckte mit den Schultern: „Das ist eine lange Geschichte“. Damit war das Thema für sie eigentlich erledigt und auch Mami schwieg. Wenn auch nur aus Höflichkeit. Die Youkai spürte scheinbar instinktiv, dass Kagome nicht darüber reden wollte. Allerdings war ihr klar, dass das Thema damit nicht ganz erledigt war. In Bademantel gekleidet führte man die beiden ungleichen Frauen von einer Behandlung zur nächsten. Wobei man bei Kagome deutlich mehr zu tun hatte, als bei Mami. Die gute hatte Kagome zu allem Überfluss ein Bikiniwaxing angedeihen lassen. Auf die Frage wozu das notwendig sei, die Anwesenden der Gala würden ihr ja wohl kaum durch die Stoffschichten gucken können, hatte diese nur amüsiert mit den Schultern gezuckt und sich anschließend wieder hinter einer Illustrierten versteckt. Kagome fand das allerdings gar nicht witzig. Ihr pochten die Schamlippen, als hätte man ihr mit der flachen Hand draufgehauen. Das war unangenehm. Sehr unangenehm. Immerhin half die Maniküre zu Ende und die Kopfmassage zum Abschluss. Wenn sie sich den Spaß leisten könnte, könnte man sich beinahe an diesen Luxus gewöhnen. Doch sie bekam es fast mit der Angst zu tun, als die Frau am Ende die Karte durch den Leseschlitz zog und für die Behandlungen der beiden Frauen fast die Hälfte ihres Jahresgehalten drauf ging. Selbst wenn sie wollte, sie wüsste nicht, wie sie dieses Geld an Sesshoumaru zurück zahlen sollte. Also schwor sie sich, diesen Laden niemals mehr in ihrem Leben zu betreten. Egal wie sehr Mami darauf bestand. Und egal wie schräg man sie angucken würde, weil sie kein perfekt sitzendes Haar hatte. Der restliche Tag verlief ohne weitere Überraschungen, sodass Kagome früh ins Bett kam. Allerdings kam der Tag der Feier schneller als es der einstigen Miko lieb war. Etliche Stunden nach ihrer Morgentoilette waren seither wieder ins Land gezogen und Mami betrachtete ihr Werk. Für einen kurzen Moment erkannte Kagome so etwas wie Sorge in dem Blick der Youkai. „Also“, begann diese schließlich und steckte die letzte Strähne der jüngeren fest. „Er wird dich gleich abholen kommen und gemeinsam mit dir zur Location fahren. Man wird dir die Tür öffnen und dir aus dem Auto helfen, also nimm die Hilfe an. Er wird dich einigen sehr reichen Leuten vorstellen und alle werden dich nett begrüßen. Die meisten werden es nicht wagen dir nicht den nötigen Respekt zu erweisen. Zumindest wenn er in der Nähe ist. Aber sei dir sicher, dass man über dich tuscheln wird. Das tun sie immer, was quasi deren Nahrungsergänzungsmittel ist, neben all dem Champus und Kaviar. Lass dich davon nicht verunsichern…“. Mami ratterte eine ganze Reihe von Informationen herunter, die Kagome kaum fassen konnte. Die Hälfte davon hatte sie bereits wieder vergessen als ihr die Youkai in das sündhaft teure Kleid half. Ein enganliegendes schwarzes Kleid im Mermaidstil mit V-Ausschnitt, Spitze und unzähligen teuren Glaskristallen. Ihre Haare hatte Mami erneut locker hochgesteckt, wenn auch die eine oder andere Flechterei in die Frisur mit integriert wurde. Mit der Schminke hielt sich die Youkai wieder zurück und betonte die rehbraunen Augen nur etwas dunkel und verzichtete auf den knallroten Lippenstift. Letzteres erleichterte Kagome sehr. Mit Lippenstift kam sie sich immer vor wie ein Clown. Der schmale schwarze Mantel mit metallischer Schnalle und die glitzernde Clutch ergänzten ihr Outfit für den Abend. Sie sah nicht aus wie sie selbst, was für den Gegeben Anlass wahrscheinlich das beste war. „Er ist da“, sagte Mami schließlich und beendete ihre Aufzählung an Dingen, an die sie denken musste. Und mit einem Male war die einstige Miko wieder schrecklich nervös. Die Youkai lächelte wissend und schob die jüngere schließlich durch die Gänge hinab ins Foyer. Sesshoumaru trug einen zu ihrem Kleid passenden schwarzen Anzug, perfekt geputzte glänzende Schuhe und seine übliche Takemitsu Maske. Einzig das dunkle Leuchten in seinen Augen verriet ihr, dass ihre Aufmachung ihm zu gefallen schien. Dummerweise fühlte sie sich dadurch nur schlechter. Denn für gewöhnlich traf man sie in anderer Kleidung an. Kami, sie war so stilecht wie ein Brotbrett. „Vielen Dank Mami, du musst nicht auf uns warten“, sagte er schlicht ohne die beiden Frauen auch nur zu begrüßen. Stattdessen nahm er die einstige Miko an der Hand und führte sie zum Auto. … Die Fahrt war wie erwartet eine halbe Katastrophe und Kagome überlebte nur, weil sie Mamis harte Arbeit nicht mit undamenhafter Kotzerei ruinieren wollte. Selbst der Abend verlief im Grunde genommen ohne größere Zwischenfälle. Letztlich überließ man eh Takemitsu das Reden, begrüßte sie höflich und hieß sie willkommen. Im Kopf überschlug die einstige Miko zwar, wie viele Yen am Abend nur für die Horsd’oeuvre draufgingen und was man stattdessen dafür hätte bezahlen können, doch eigentlich war der Abend nicht so schlimm wie befürchtet. Was sich jedoch bald ändern sollte. Nach etwa drei Gläsern Gingerale meldete sich ihre Blase und sie entschuldigte sich so Damenhaft wie sie es eben konnte. Sie nutzte den Moment alleine auf dem Damen WC um ihre Gedanken zu ordnen und mit ein paar Atemübungen wieder etwas Farbe in ihr blasses Gesicht zu bekommen, als sie zwei aufgeregt schnatternde Frauen hörte. Weshalb sie sich instinktiv in einem Abteil versteckte, wusste sie selbst nicht. Doch leider konnte sie so auch genau hören, was man tatsächlich über sie dachte. „Und dann dieses devote grenzdebile Grinsen von der. Die kann ja sonst was behaupten, aber der Schlampe sieht man doch an, dass sie mal ‚ne billige Tresenkraft war“, sagte die erste Frauenstimme kalt und doch unüberhörbar amüsiert. Die zweite Frauenstimme stimmte ihr zu: „Gott, die kann noch nicht mal auf den Schuhen richtig laufen. Hast du sie eben rauswatscheln gesehen“? Die beiden Frauen lachten auf, erstere fuhr schließlich fort: „Nie im Leben hätte ich gedacht, dass sich Takemitsu so einen Verkehrsunfall anlacht. Ich sag‘s dir, die alte ist schwanger und er will nur Schadensbegrenzung betreiben. Der Takahashi Clan ist doch bekannt dafür, niemals außereheliche Kinder gehabt zu haben“. Kagome lief es eiskalt den Rücken runter. Wie konnte ein Mensch nur so bösartig sein. Sicher, hier wurde nur Schadensbegrenzung betrieben. Aber aus anderen Gründen, als die erste Frauenstimme es annahm. Die Tatsache das man ihr eine Schwangerschaft unterstellte tat auf bizarre Art und Weise weh und kränkte ihren Stolz als Frau ungemein. Deshalb trat sie auch trotzig wieder aus der Kabine, fixierte beide Frauen durch den Spiegeln und wuscht sich so ruhig wie sie konnte die Hände. Die beiden Hühner starrten zuerst sie, dann sich und erneut sie an. Wie zwei Kinder die man beim klauen erwischt hatte. Wobei erstere, eine grazile teure Person, mit perfekt sitzenden Haaren und perfektem Augenaufschlag, schließlich ihrer Schockstarre entkam und sie mit hochgezogener gezupfter Augenbraue musterte. Es war ein stummes Duell was nun beide Frauen ausfochten. Und erstere gewann mit großem Abstand. Kagome wurde so übel, dass sie lediglich ein dünnes Lächeln zustande bekam und das Damen WC wieder beinahe fluchtartig verließ. Sie hörte noch wie beide Frauen erneut zu Lachen begannen. Leider fand sie Takemitsu nicht dort wieder auf, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte und begann eine unangenehme und lange Suche, die schließlich ein Geschoss weiter oben endete. Sie hatte die Türen bereits alle einmal geöffnet und hineingesehen, nur um von gähnender Leere abgedunkelter Räume empfangen zu werden. Blieb noch eine Tür am Ende des Ganges. Bereits unter dem Türblatt sah sie einen dünnen Lichtstrahl auf den Gang hinausleuchten. Nicht viel, aber genug, dass sie etwas hoffen konnte. Kagome war es in diesem Moment sogar egal, wenn er sich auf der anderen Seite mit irgendjemandem über die Geschäfte unterhielt. Hauptsache sie wüsste wo er war. Doch besagter Mann unterhielt sich nicht. Wenn er auch mündlich sehr aktiv war. Und zwar mit ersterer Frau, mit der er ungeniert Speichel austauschte. Wie erstarrt blickte sie zwischen ihm und ihr hin und her. Die Tatsache, dass er sich ausgerechnet mit dieser Person vergnügte versetzte ihr einen unerwarteten Stoß. Erstere Frau löste sich von Takemitsu und blickte Kagome auf eine Weise an, die ihr erneut klar machte, welche Position sie hier tatsächlich einnahm. Als Fußabtreter. Sie müsste es doch eigentlich besser wissen und doch war sie überrascht und verletzt ihn in einer solchen Lage angetroffen zu haben. Nur mit Mühe schaffte sie es, ihre Tränen aus Wut und Enttäuschung herunter zu schlucken, ein Lächeln auf zu setzen und so zu tun, als ginge es ihr bestens. Kommentarlos verschloss sie die Tür wieder hinter sich und begab sich wieder ins Erdgeschoss, trank einen weiteren Gingerale. Und sie wartete. Sehr lange. Die Tatsache, dass er sie nicht eher aufsuchte und von hier fortbrachte, sprach Bände. Als er schließlich wieder da war, erwähnte er das Geschehene mit keinem Wort. Für ihn war die Sache wohl klar. Kagome hingegen wusste nicht so recht was sie denken oder fühlen sollte. Die Fahrt zurück in sein Anwesen war wie gewohnt ungemütlich. Dieses Mal hing sie jedoch ihren Gedanken derart nach, dass ihr sein Fahrstil nicht einmal mehr auf den Magen schlug. Als er schließlich vor dem Haus parkte zuckte sie kurz zusammen, ehe sie sich zu ihm herumdrehte und ihm eine angenehme Nacht wünschte. Er folgte ihr ins Haus und schien die Nacht ebenfalls hier zu verbringen. Was ihr das erste Mal überhaupt, alles andere als gefiel. Sie wollte ihn nicht sehen, oder gar von ihm angefasst werden. Allein die Vorstellung was er noch ein paar Stunden zuvor mit diesen Händen mit dieser anderen Frau getan hatte, ließ sie übel aufstoßen. Sie ekelte sich fürchterlich und entzog ihm ihre Hand, als bestünde er aus Gift. Paradox wenn man dachte, dass dieser Vergleich gar nicht so weit hergeholt war. Immerhin ließ er sie dann in Ruhe. Müde setzte sie sich auf die Bettkante und spielte mit dem Ring an ihrem Finger, ehe sie einen folgenschweren Entschluss fasste. Hastig zog sie das teure Kleid aus, schminkte sich ab und kramte in den Schubladen nach einem der Fotoalben. Das einzige Versteck, dass zu ihrem Glück auch unentdeckt blieb, wenn es um Geld ging. Für schlechte Tage hatte sie ein paar wenige Yen zurück gelegt und zwischen die Bilder ihres Schulabschlusses und der Abschlussfeier an der Oberschule geklebt. Ein paar tausend Yen. Nicht besonders viel. Aber es würde reichen um erst einmal über die Runden zu kommen. In der Stadt selbst, würde sie außerdem ihr Konto plündern. So leise wie möglich packte sie eine Tasche, zog sich etwas Wetterfestes an und überlegte Fieberhaft, wie sie von hier zum Bahnhof in die Stadt kommen sollte. Auf leisen Sohlen, schlich sie sich zur Küche, schrieb eine kurze E-Mail an ihren Job, dass die Übersetzung etwas verzögert eintreffen würde und stellte zu ihrem Erstaunen fest, dass der Youkai den Wagenschlüssel auf der Anrichte hat liegen lassen. Sie war zwar bisher nur einmal gefahren, aber immerhin hatte sie niemanden dabei überrollt. Außerdem kannte sie die Strecke mittlerweile gut genug. Konnte also nur schief gehen und sie fühlte sich außerstande auch nur eine Sekunde länger hier zu bleiben. Den Ring legte sie auf den zugeklappten Laptop und nahm sich den Schlüssel. Diesen wiederum würde sie ihm Auto am Bahnhof zurück lassen. Sie erreichte das Auto, stieg ein und atmete einmal tief durch, ehe sie den Motor startete. Das Röhren des Motors musste dem Youkai auch aufgefallen sein, denn kaum hatte sie den Wagen ungeschickt gewendet, trat er aus der Eingangstür. Sie warf einen letzten Blick zurück, ehe sie auf das Gaspedal drückte und davon rauschte. Er würde ihr nicht nachlaufen, das wusste sie zu genau. Zu stolz war dieser Mann, zu wenig wert war sie. Und diese Tatsache tat fast noch mehr weh, als ihn hier und jetzt brutal aus ihrem Leben zu schneiden. Sie kämpfte erneut gegen die Tränen an, die sich mit aller Kraft nach oben kämpfen wollten. Sie verlor diesen Kampf und hatte anschließend alle Mühe, den Wagen sicher über die Straße zu lenken. Zwischen schluchzen, lautem Heulen und angestrengtem Fahren hatte sie es irgendwie bis zur Stadtmitte geschafft, schloss den Wagen ab, warf den Schlüssel ins Innere und warf dann die Wagentür hinter sich zu. Ihr nächster Weg führte sie zur Bank und schließlich an den Bahnschalter, wo sie sich ein Ticket nach Kobe kaufte und den nächsten Zug dorthin eine halbe Stunde später bestieg. In dem Moment, als die Lichter der Stadt hinter ihr immer kleiner wurden und schließlich am Horizont verschwanden, traute sie sich das erste Mal seit langer Zeit wieder tief durch zu atmen. Es fühlte sich endgültig an. Und das war es auch. Kami, sie sollte sich besser fühlen. Doch alles was sie jetzt spürte, war Schmerz über einen Verlust, den sie nicht recht einordnen konnte. *** Soooo, das hat jetzt doch etwas länger gedauert mit diesem Kapitel. Man sollte es wirklich in einem durchschreiben, sonst läuft man (so wie ich) Gefahr, dass die einzeln geschriebenen Zeilen, sich Inhaltlich überschneiden oder sogar widersprechen. Also musste ich das Kapitel noch einmal komplett neu aufsetzen. Falls sich jemand fragt, die Zeitsprünge habe ich genutzt, um die Handlung etwas kürzer zu halten. Ich hoffe es stört Euch nicht allzu sehr. Lasst 'nen Kommi da ;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)