Daniel's Eve von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Daniel's Eve ----------------------- "Und wieder einmal haben wir einen wundervollen, schneereichen Tag hier in Hollywoo. Habt einen schönen Tag, verbringt ihn mit euren Lieben und lasst euch ausreichend bescheren! Denkt daran, heute Abend ehren wir die Menschen, die uns nahestehen; und morgen früh all die herrlichen Geschenke unter euren Tannenbäumen aus nachhaltigem Plastik. Und vergesst nicht, das Packpapier ist immer noch nicht essbar. Euer Tom Jumbo-Grumbo; und ich bin raus!" Kaum hatte der Moderator seine Nachrichtensendung abmoderiert, änderte sich das Programm des Senders, die Titelmelodie einer wohl bekannten Serie begann abzuspielen. Doch wie jeden Tag aufs Neue begann das Klingeln der kleinen Glocken, welche den Beginn der musikalischen Untermalung des Serienopenings bildeten, in BoJacks Ohren zu klingeln. Sofort begannen seine Ohren zu jucken und seine Augen zu zucken. Mit leicht müden Augen blickte er auf den Bildschirm an der Wand, seufzend griff er nach der Armlehne seines Sessels, ein rauer Stoff, welcher sich jedoch nicht unangenehm anfühlte. Kaum wollte sich BoJack abstützen, um aufzustehen und den Raum zu verlassen, griff eine Hand nach der Fernbedienung auf dem Tisch und begann, durch die Fernsehsender zu gehen, einen nach dem anderen. Schließlich blieb die Person bei einem Sender stehen, welcher gerade einen weihnachtlichen Film aus den späten Neunzigern zeigte. Ein kleines Pferdemädchen saß mit ihren Freundinnen, einem Katzenmädchen und einer jungen Hündin, in einem großen Garten, umgeben von einer großen Menge Schnee. Die drei waren gerade dabei, sich gegenseitig mit kleinen Schneebällen abzuwerfen, bevor sie schließlich einen Friedenspakt schlossen und begannen, an einer mittelalterlichen Burg zu bauen. Achja, Freundschaft unter Schnee, an diesen Film kann ich mich noch erinnern, dachte BoJack als er den Fernseher und dessen Inhalt betrachtete. Damals, als meine Mutter mir immer erlaubt hatte, diesen Film zu sehen. Es war einer der wenigen Momente, in welchen sie mal nicht über das Fernsehprogramm gemeckert hat. Überhaupt hatte sie an diesen Tagen, an denen wir diesen Film gesehen habe, nicht gemeckert. Mein Vater hatte sich wie immer in seinen Büro eingeschlossen; meine Mutter trank Alkohol mit Kakao und ich ... ich saß auf diesem kleinen Kissen und habe mir diesen Film mit ihr angesehen ... Er betrachtete die Tasse in seiner Hand, er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Dabei unterdrückte er den Reflex, nach seiner Hosentasche zu greifen und ein paar weitere Pillen trocken hinunterzuschlucken. Stattdessen öffnete er die kleine Wasserflasche, welche er die ganze Zeit in der rechten Hand gehalten hatte und nahm einen tiefen Schluck davon. Mit Mühe richtete er seinen Blick zurück auf den Bildschirm an der Wand vor ihm; die drei Mädchen im Film hatten ihre Burg bereits beendet und konnten sich nicht über die Flagge einig werden, die diese nun den höchsten Turm der Burg zieren sollte. BoJack seufzte, trotz der Tatsache dass er den Film in seiner Kindheit immer sehr genossen hatte, nahm es ihn nun doch mehr mit, ihn zu sehen, als er vermutet hätte. Mit einem Ruck richtete er sich auf und entfernte sich ein paar Schritte von der kleinen Sitzgruppe. "Mr. Horseman, ist alles in Ordnung mit Ihnen?", kam eine der vielen freundlichen Pflegerinnen auf ihn zu, legte ihre Hand wohlwollend auf seine Schulter und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Sorge und Mitleid. Doch BoJack schüttelte nur mit dem Kopf. "Ja, nein, es ist alles in Ordnung, ich brauche nur ein wenig Zeit für mich alleine. Das ist alles.", sagte er und drehte sich zur Seite, um den Raum zu verlassen. Zumindest hatte er dies vor, wurde jedoch durch die Pflegerin gestoppt. Ihr Handgriff an seiner Schulter festigte sich ein wenig, dennoch blieb es immer noch auf einer freundlichen Ebene. Sein Blick fiel auf den ihren und noch immer konnte er die Sorge aus ihren Augen herauslesen. "Sind Sie sicher, dass Sie nicht noch den Film mit den anderen sehen wollen? Sie machen das großartig, sie verbringen mehr Zeit mit anderen Menschen und kommen auch ein wenig mehr aus sich heraus. Sie müssen sich nicht mehr nur mit sich selbst und ihren finsteren Gedanken beschäftigen. Bleiben Sie doch noch, es wird Ihnen sicher gefallen. Es wird auch veganen Kuchen und Plätzchen ohne Fett, Zucker und Alkohol geben, es soll ja jeder Mitpatient hier seine Freude daran haben, ohne gleich wegen seiner jeweiligen Sucht in einen Nachteil zu geraten." Sie lächelte ihn an und obwohl er spürte, dass das Lächeln ernst gemeint war, keines aus Mitleid, wie es ihm oft genug in seinem langen Leben geschenkt worden war, konnte er es in ihm selbst nicht spüren. Er verzog die Lippen für wenige Sekunden für ein schwaches Lächeln, dann begann er erneut mit dem Kopf zu schütteln. "Das ist wirklich sehr fürsorglich von Ihnen, aber ich habe denke, ich möchte den Film heute nicht sehen. Ich habe ihn als junges Fohlen oft genug gesehen und hatte zu der Zeit schon meinen Spaß damit. Das war vor langer Zeit, lange bevor ich meine Mutter beerdigen musste, fügte er in Gedanken hinzu und schluckte einen dickeren Kloß den Hals herunter. "Nun gut, Mr. Horseman, ich kann Sie natürlich nicht dazu zwingen, ihre Zeit zusammen mit den anderen im Aufenthaltsraum zu verbringen. Wie alles hier in dieser Einrichtung ist auch die gemeinsame Zeit, die wir miteinander verbringen können, auf freiwilliger Basis und wir wollen niemanden dazu zwingen. Sie wissen doch, alles hier muss aus freien Stücken kommen und nicht auf Zwang." "Ja, ich erinnere mich, das wird uns sehr oft in den Yoga-Stunden gepriesen", erwiderte BoJack und starrte aus dem nächsten Fenster. "Dennoch würde ich es bevorzugen, wenn ich nun ein wenig Zeit in meinem Zimmer verbringen könnte. Ich hab dort auch nichts versteckt, falls Sie das vermuten sollten", sagte er und hob unschuldig die Hände hoch. Die junge Pflegerin betrachtete ihn ein wenig skeptisch, doch dann fand sie ihr Lächeln wieder. "In Ordnung, dann werde ich Sie auch nicht weiter aufhalten, Mr. Horseman. Und falls Sie für heute Abend doch noch Gesellschaft benötigen, nun, Sie kennen den Weg in den Gemeinschaftsraum. Jeder unserer Patienten ist willkommen und kann an unserer gemeinsamen Feier teilnehmen." BoJack sah sich noch ein letztes Mal im Raum um, bevor er sich zum zweiten Mal zur Türe drehte. "Danke, ich werde darüber nachdenken", sagte er mit belegter Stimme, nickte ihr kurz zu und entfernte sich ein paar Schritte von ihr. "Achja, Mr. Horseman, vergessen Sie nicht unser Angebot, das wir Ihnen gemacht haben. Aufgrund ihres guten Benehmens und weil Sie in den letzten Wochen so fleißig mitgemacht haben, besonders beim Yoga. Falls das eher eine Option für Sie sein sollte", rief sie ihm noch hinterher, dann wandte sie sich einem anderen Patienten zu und widmete ihm ihre vollständige Aufmerksamkeit. BoJack dagegen betrachtete nachdenklich den Boden, bevor sich seine Beine wie von alleine in Bewegung setzten und sie ihn bis zu seiner Tür trugen.   ~🐴😕~   Kaum hatte er die Türe hinter sich verschlossen, setzte er sich auf sein Bett und betrachtete seine Hände. Sah die vielen, feinen Linien, die sich in seine Hand eingezeichnet hatten und die ihm sein ganzes Leben lang begleitet hatten. "... vergessen Sie nicht unser Angebot, das wir Ihnen gemacht haben ..." Die Worte der Pflegerin hingen ihm noch immer im Kopf, während er weiterhin seine Handinnenflächen betrachtete. Als würde alles, was er sich in dieser Einrichtung oder in seinem Leben erhoffen würde, dort niedergeschrieben stehen. Als wären sie eine Schatzkarte, ein Wegweiser zu seinem Glück, in einer Sprache geschrieben, die er weder lesen noch verstehen konnte. Erneut fuhr er sich mit der Zunge über den Lippen, doch dieses Mal hatte er seine Flasche nicht. Vergessen musste sie neben dem Sessel stehen, das Gespräch mit der jungen Pflegerin hatte ihn zu sehr abgelenkt, und nun hatte er sie nicht mehr. Doch das Zimmer zu verlassen, um sie zu holen, erschien ihm nicht als Option. Mit hängenden Schultern schlürfte er zur Minibar hinüber, holte sich eine frisch gekühlte Wasserflasche heraus und rieb mit dem Daumen über die feuchte Oberfläche. Er hinterließ eine Schliere, Feuchtigkeit klebte an seinem Daumen und das Verlangen, etwas flüssiges seinen Hals hinunterfließen zu lassen, stieg immer an. Die Zeit, die er damit verbrachte, die Flasche in seiner Hand zu betrachten, konnte er hinterher nicht mehr festlegen. Schließlich öffnete er den Deckel, trank die Flasche zur Hälfte leer und ließ sie schließlich auf dem Tisch neben sich stehen. Mit schweren Schritten schleppte er sich zurück zu seinem Bett, nahm sein Smartphone von der Ladestation und scrollte ziellos durch seine Appliste umher, bevor er sich mit einem schweren Seufzer ein Herz nahm. Bevor er seinen Weg hinein in seine Telefonliste fand. Er wählte einen Kontakt aus und rief ihn an. Sein Herz begann, wenn auch leicht, aufgeregt zu klopfen und sein Blick fuhr langsam über den Boden vor ihm. Die Person am anderen Ende der Leitung ließ ihn warten, erst nach dem sechsten Läuten, als BoJack bereits wieder auflegen wollte, konnte er ihre Stimme hören. "Hey, BoJack ... lange nicht mehr von dir gehört. Wie geht es dir, bist du immer noch an dem Ort?" BoJack sah sich um, ein Streichholzbriefchen fiel ihm auf. Eins mit der Aufschrift "Pastiches Malibu Rehabilitation Center" und der dazugehörigen Adresse darauf. "Hey Diane! Ja, ich bin immer noch hier. Hast du ... hast du meine Postkarte damals bekommen?", fragte er vorsichtig nach. "Ja, die habe ich bekommen, vielen Dank BoJack", sagte sie höflich. Dann sagte keiner mehr was, sie beide wussten nicht so recht, welche Worte nun angebracht wären oder nicht. "Sie haben mit mir geredet und sie meinten, ein Monat wäre eventuell nicht genug, es wäre besser, wenn ich länger hier bleibe. Sie meinten, ich könnte hier so lange bleiben, wie ich denke, dass ich es brauchen werde", beantwortete er ihre Frage weiter, obwohl sie gar nicht weiter nachgefragt hatte. Dennoch hörte sie ihm geduldig zu und nickte ein wenig, was er jedoch durch den Hörer nicht erkennen konnte. "Nun sieh dich an, du kannst stolz auf dich sein BoJack", begann sie zu sprechen. "Nicht nur, dass du damals erkannt hast, dass du Hilfe brauchst, dass du von diesen Schmerzmitteln wegkommen musst; nein, du hörst mehr auf dich und deinen Körper. Du achtest darauf, was du brauchst, um für dich glücklich zu sein; und wenn du länger dafür brauchst, dann ist es auch in Ordnung. Wie viele Monate sind es nun?" Ich habe 55 Jahre gebraucht, um glücklich zu werden und habe es bis heute nicht so richtig geschafft... "Nun, es dürften etwa fünf Monate sein, die ich hier bin. Ich bin gut beschäftigt, wir haben viele Aktivitäten, mit denen man auf andere Gedanken kommt. Außerdem hat mir das Yoga gegen meine Rückenschmerzen geholfen, da komme ich nicht mehr auf die Idee, Tabletten zu schlucken." Sein Blick wanderte kurzzeitig zur Wand hoch; eine kahle, gelbe Wand, bevor er wieder hinunter zum Boden ging. "Ganz selten habe ich das Bedürfnis, etwas zu schlucken, aber das habe ich gut unter Kontrolle. Seitdem ich hier bin, trinke ich viel mehr Wasser und mein Urin hat auch nun endlich seit Jahren wieder eine gesunde Farbe angenommen", sagte er, als wäre es das einzige an diesem Tag, auf das er stolz sein konnte. "Das ist doch schön, BoJack, also geht es dir in der Entzugsklinik doch besser als ich dachte. Auch, weil sie dich nach außerhalb telefonieren lassen ... Entschuldige, dass ich dich nicht besucht habe, ich hatte nur einfach so viel um die Ohren, seit wir unsere neue Chefin bekommen haben, können wir uns vor Aufträgen nicht mehr retten und ..." "Nicht der Rede wert", unterbrach BoJack sie und dachte an all die anderen Personen, die er kannte und mit denen er bereits näher zu tun hatte, privat oder geschäftlich. Doch gekommen war niemand von ihnen, abgesehen von Hollyhook, doch auch diese konnte er aufgrund der strengen Auflage ihrer acht Väter und ihrem College an der Wesleyan Universität nur selten sehen. "Nicht der Rede wert", wiederholte BoJack und starrte weiterhin den Boden an. "Jedenfalls, weshalb ich angerufen habe, heute Abend ist der Abend vor dem Familien und Freunde Fest." Ich kann mich noch daran erinnern, wie das mal Weihnachten hieß ... "Da ich hier so gut aufgefallen bin und auch bereit bin, mein Leben zum Besseren zu ändern, haben sie für mir ein Angebot gemacht. Sie meinten, wenn ich nicht mit den anderen Patienten feiern möchte, dann könnte ich das auch gerne mit der Familie oder Freunden tun, ich würde sogar einen Saal bekommen, den müsste ich nur für ein wenig Geld mieten ... was ich damit sagen will, Diane, wir sind doch Freunde, oder? Möchtest du heute mit mir diesen Abend verbringen? Auch wenn ich dir kein Geschenk machen kann?" Trockenheit stieg in seiner Kehle auf, gleichzeitig füllten sich seine Augen mit Flüssigkeit, er hatte bereits ein schlechtes Gefühl bekommen, als Diane hörbar am anderen Ende der Leitung ins Schweigen geraten war. "Es tut mir leid, BoJack", sagte Diane nach einer kurzen Pause. "Ich würde gerne vorbeikommen, aber ich hatte wegen unserer neuen Chefin so viel zu tun, ich musste so viele Artikel schreiben, es ist echt ein Wunder, dass ich noch all meine Finger behalten konnte ... so irgendwie. Tut mir leid, wir können das echt gerne in den nächsten Tagen nachholen, nur heute sieht es nicht so gut bei mir aus. Tut mir leid." BoJack seufzte, eine andere Antwort hatte er im tiefsten Inneren auch nicht erwarte, wenn er ehrlich zu sich selbst war. "Schon in Ordnung, Diane, dann bis die Tage", sagte er und legte auf, ohne auf irgendeine Antwort oder Reaktion seitens Diane zu warten.   ~ 🐴☹️~   "Alles Gute zum Abend der Familie und Freunde, meine lieben Mitpatienten! Und einen besonderen Toast geht an Mr. BoJack Horseman, der uns doch noch mit seiner Anwesenheit bei unserer kleinen Feier überrascht hat. Ein kleines Hoch auf Mr. Horseman! Vielen Dank, dass Sie doch noch gekommen sind", sprach einer seiner Mitpatienten aus und die anderen hoben artig ihre kleinen Gläser, gefüllt mit alkoholfreiem Sekt. "Danke schön, vielen Dank", sagte er mit leiser Stimme, es war ihm unangenehm, dass er so hervorgehoben wurde und am liebsten hätte er den Tisch wieder verlassen. Doch da er dann wieder die Wahl hätte zwischen einem leeren Zimmer und der Gesellschaft von wenigen, freundlichen Mitmenschen, entschied er sich weiterhin am Tisch sitzen zu bleiben. "Mr. Horseman, das überrascht mich jetzt doch ein wenig, ich dachte, Sie würden jemanden aus der Familie oder von Ihren Freunden zu Ihrer eigenen Feier einladen", sprach ihn die Pflegerin sanft an. Mit einer Zange griff er sich ein Paar helle Würstchen aus dem warmen Wasserbad und biss ein Stück davon ab. "Nun, ich hatte auch überlegt, das zu tun, allerdings hat keiner von ihnen Zeit. Nun ja, so viel von meiner Familie ist sowieso nicht mehr übrig, ich hab nur noch meine Halbschwester Hollyhook, aber die ist leider nicht ans Telefon gegangen. Und von meinen Freunden ... nun, Diane braucht Erholung von der Arbeit, Mr. Peanutbutter ist mal wieder beschäftigt, Princess Carolyn hat jetzt wohl ein Baby und Todd ... er geht immer noch nicht ans Handy, wenn ich ihn mal anrufe. Naja, da sind mir dann die Optionen ausgegangen und jetzt bin ich hier." Ich bin mir sicher, Sarah Lynn wäre hierhergekommen. Andererseits, selbst wenn sie es könnte, es wäre nicht gut für sie. Ich habe sie und ihr Leben immer nur heruntergezogen. Ich wünschte, ich könnte es besser machen, aber dafür ist es nun zu spät ... "Na, dann sind wir doch froh, dass wir Sie jetzt nun für uns haben. Und für Sie soll es ja auch nicht ganz umsonst sein, sehen Sie nur, unter dem Tannenbaum liegt auch ein Geschenk für Sie", sagte die junge Pflegerin und deutete auf ein mittelgroßes Päckchen, mit einem verschnörkelt geschriebenen "BoJack Horseman" quer über die Seite geschrieben. Für einen kurzen Moment hellte sich sein Blick auf und er spürte ein Gefühl, wie es ihm die Drogen niemals geben könnten, zumindest kein Gefühl, das authentisch genug wäre wie das, was er nun in seiner Brust fühlte. "Vielen Dank", brachte er verwundert hervor, sah sein Geschenk noch länger an und widmete anschließend seine Aufmerksamkeit wieder seinem Essen zu. Doch kaum hatte er seine Würstchen verspeist, hörte er, wie jemand seinen Namen rief. "Mr. BoJack Horseman, sind Sie hier?", rief ein älterer Herr, den er als den Mann von der Pforte wiedererkannte. "Ja, hier, ich bin hier", antwortete BoJack und winkte dem älteren Herren zu. "Ah, gut, dass ich Sie gleich gefunden habe, hier ist Besuch für Sie gekommen. Die junge Dame steht vor Ihrem Zimmer und wartet auf Sie." Mit einen paar hastig ausgesprochenen Abschiedsworten und wohlwollenden, wie auch zustimmenden Blicken im Nacken verließ BoJack den Aufenthaltsraum schneller, als ihm in dem Augenblick bewusst wurde.   ~ 🐴 🤔~   Kaum war er um die Ecke gebogen, die ihn von noch von seiner Tür drehte, bemerkte er die junge Stute, die sich, wie vom Pförtner beschrieben, wartend vor seiner Türe befand. In ihrer Hand eine braune Papiertüte. "Hollyhook, was machst du denn hier?", fragte BoJack in ihre Richtung und zum ersten Mal an diesem Tag konnte man in seiner Stimme etwas anderes hören als Resignation oder Trauer. Hollyhook drehte sich zu ihm und auch sie freute sich, ihren Halbbruder wiedersehen zu können. „BoJack, ich wünsche dir einen schönen Familien und Freunde Vorabend, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen“, rief sie ihm entgegen und umarmte ihn freudig. Glücklich, aber auch überrascht erwiderte BoJack die Umarmung. Schließlich ließ er sie in sein Zimmer hinein und bot ihr an, auf dem Bett zu sitzen. Eine Einladung, der Hollyhook dankend nachging. „Ich dachte mir, dass du hier vielleicht ganz alleine sein wirst und dass ich dich vielleicht besuchen kommen könnte. Außerdem,“ sagte sie und reichte ihm die Tüte. „Außerdem habe ich die letzten Jahre zusammen mit meiner Familie verbracht, so viele Jahre das Familien und Freunde Fest mit meinen acht Vätern gefeiert, aber noch nie mit meinem Bruder. Es sei denn, es würde dich stören, dass ich hier bin“, fügte sie noch schnell hinzu. Doch BoJack kam aus dem Lächeln nicht mehr hinaus, nicht nur, dass noch nie in seinem Leben ein gut gemeintes Geschenk unter dem Tannenbaum auf ihn gewartet hatte, nein, jemand bot ihm an, mit ihm zusammen ein weihnachtliches Fest zu verbringen, ohne dass er dafür Geld oder andere Gefälligkeiten geboten hatte. „Nein, Hollyhook, du bist jederzeit willkommen, ob nun hier oder in meinem Zuhause in Hollywoo“, sagte er und betrachtete die Tüte. Er konnte ein Bild erkennen, in einem großen Bilderrahmen, wie auch ein kleines Päckchen, welches sorgfältig in Geschenkpapier gewickelt worden war. Er konnte kleine Karotten auf grünem Hintergrund darauf sehen. „Wenn du möchtest, dann kannst du dir die Geschenke jetzt schon mal ansehen. Oder zumindest das, was ich nicht mehr einpacken konnte, dafür hat mir leider nicht mehr die Zeit gereicht. Glaub mir, in diesem Monat was zu bestellen dauert viel zu lange, wenn du mich fragst“, sagte sie und machte BoJack mit dieser Bemerkung direkt neugierig. Für einen Augenblick überlegte er tatsächlich, ob er dem Angebot nachgehen sollte, doch dann stellte er die Tasche auf dem Tisch ab, neben seiner Wasserflasche, welche er nun stattdessen in die Hand nahm. „Nein, ich kann das nicht tun, Hollyhook. Du hast dir damit extra so viel Mühe gegeben, da kann ich auch bis morgen damit warten. Das ist in Ordnung. Du kannst auch gerne hier bleiben, dann schlafe ich auf der Couch und du auf dem Bett …“, dabei blickte er sie vorsichtig an, fast so, als würde sie gleich ein paar Worte der Entschuldigung murmeln und schnell aus dem Zimmer verschwinden. Doch Hollyhook tat nichts von alledem. Stattdessen legte sie ihren Rucksack ab, legte sich aufs Bett und verzog sich unter die Bettdecke. Die Wasserflasche wanderte, nachdem BoJack sie leer getrunken hatte, wieder zurück auf den Tisch. „Macht es dir was aus, wenn ich dein Angebot zu übernachten jetzt schon wahrnehme? Nur für ein oder zwei Stunden, die lange Fahrt in dem Bus hat mich müde gemacht. Vor allem, da ich mitten in einer Gruppe sehr gesprächiger Labrador Retriever saß, die einfach nicht aufhören konnten zu quaaaasseeelnnn“, gähnte sie in den Raum hinein. BoJack trat auf sie zu, rückte die Decke zurecht und sah ihr wohlwollend, wie auch dankbar in die Augen. „Nein, das ist vollkommen in Ordnung. Ruh dich ein wenig aus und wenn du dann nachher möchtest, dann treffen wir uns im Aufenthaltsraum oder machen dann zusammen was im Zimmer. Man kann sich hier auch Spielekonsolen ausleihen, wenn ich das richtig verstanden habe.“ Hollyhook sieht ihn interessiert an, begann dann aber erneut zu gähnen und sich die müden Augen zu reiben. „Das klingt echt super, BoJack. Aber glaub nicht, dass ich dich in Mario Kart groß verschonen werde … nein, dieses Mal nicht“, sagte sie, legte ihren Kopf zur Seite und schlief auf der Stelle ein. Kurz strich ihr BoJack über die Mähne und lächelte sie an. Vielen Dank, Hollyhook, dass du gekommen bist, das bedeutet mir wirklich viel, sprach er zu ihr in Gedanken, bevor er das Zimmerlicht löschte und ganz leise den Raum verließ, um im Aufenthaltsraum auf Hollyhook zu warten. Das Lächeln, welches noch immer auf seinen Lippen lag, hielt den ganzen Abend und bis darüber hinaus.   ~ 🐴🐴 😃~     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)