霜の花 von Haru ("Crack-Pairing-Bingo" One-Shot-Sammlung #1) ================================================================================ Kapitel 1: Gingerbread Apocalypse --------------------------------- Mari war sich nicht wirklich sicher ob es eine gute Idee war Tomoyuki einzuladen um sich mit ihm an einem Lebkuchenhaus zu versuchen. Als sie das letzte Mal versucht hatten etwas gemeinsam zu backen war die Sache im Chaos geendet. Aber diesmal waren sie nicht bei You und nur zu zweit. Also waren ihre Erfolgschancen besser. Zumindest hatte er alles Mögliche, für ein schönes Lebkuchenhaus besorgt. Hauptsächlich Dekoration, aber auch die Grundteile. Immerhin wollte er nicht das sich ihr Keks-Back-Abenteuer vom letzten Jahr wiederholte. Wobei es weniger an ihren Fähigkeiten, sondern mehr daran gelegen hatte, dass neben You noch dessen Bruder und ein Freund der beiden dabei gewesen waren. Sie hatten sich gegenseitig zu allerhand Blödsinn angestiftet, was zwar durchaus witzig gewesen war aber die Sache mit den Keksen war nicht unbedingt vorzeigbar gewesen, obwohl sie geschmacklich ausgezeichnet gewesen waren. Tomoyuki schien sich wirklich zu freuen als Mari ihm die Tür öffnete. Allerdings hatte Mari ihm da auch noch nicht erklärt gehabt was sie heute vorhatten. „Hey…“, begrüßte er ihn fast ein wenig schüchtern. „Es ist so schön, dass du gekommen bist Tomoyuki! Wirst du mit mir ein Lebkuchenhaus machen?“, stellte Mari gleich die Frage der Fragen. Tomoyuki sah ihn ein wenig misstrauisch an. „Du meinst backen?“, fragte er zögerlich. Es war nicht so, dass er grundsätzlich etwas dagegen hatte. Mit Mari machten ihm auch Dinge, die er normalerweise eher nicht tat spaß. Mari schüttelte den Kopf, „Nein… Eher zusammenbauen und dekorieren. Ich dachte, dass könnte lustig werden. Die einzelnen Teile sind schon gebacken! Hab sie fertig gekauft“, erklärte er fröhlich. „Du willst das wirklich, mh?“, sein Gegenüber wirkte nachdenklich. „Ja. Ich will es wirklich!“, bestätigte Mari noch einmal. Es wäre für ihn auch OK, wenn Tomoyuki nein gesagt hätte. Dann würden sie einfach irgendwas anderes lustiges tun oder ein Videospiel spielen. „Na dann erfülle ich dir deinen Wunsch… ausnahmsweise“, antwortete dieser nach einer etwas längeren Bedenkzeit. „Danke Tomo du bist der Beste“, er unterbrach sich um Tomoyuki einen spielerischen Kuss auf die Wange zu geben. „Lass uns gleich Anfangen!“, jetzt war Mari Feuer und Flamme. Er liebte solche Dinge. „OK ich halte die Teile und du klebst sie mit diesem Zuckerzeug zusammen!“, schlug Tomo zwar nicht ganz so enthusiastisch wie Mari vor. Trotzdem gab er sich dabei mühe. Er beobachtete genau wie sein Freund mit einem Spritzbeutel die Lebkuchen an den dafür vorgesehenen Stellen zusammenklebte. „Wir sind so ein gutes Team!“, stellte Mari fest als sie das Haus fertig geklebt hatten. „Und jetzt?“, fragte Tomoyuki in der Hoffnung, dass es damit erledigt war und sie etwas anderes tun würden. Es war zwar nicht unerträglich, aber es gab eine Menge Dinge die er lieber mit Mari gemacht hätte. „Deko! Schau mal ich habe auch diese kleinen Lebkuchen Menschen!“, stolz breitete Mari alles was er an Dekorationen besorgt hatte aus. Eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen. „Findest du Lebkuchenhäuser in denen Lebkuchen Menschen leben nicht auch irgendwie morbide? Das ist doch in etwa so wie ein Haus aus Fleisch.“, versuchte Tomoyuki seinen Gedankengang zu erklären. Mari zuckte mit den Schultern. „Nur wenn der Lebkuchenmann aus Fleisch ist. Vielleicht ist er ja auch aus dem Hausmaterial…“, antwortete Mari relativ unbeeindruckt. Immerhin waren Lebkuchen keine Lebenswesen Warum sollte er sich also über solche eher bizarren Dinge nachdenken? „Für was braucht er dann ein Haus?“ Aus irgendeinem Grund war sich Mari sicher, dass Tomoyuki nicht wirklich auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage war. Ein seufzen verließ seine Lippen, „Tomo…“, wollte er gerade versuchen die Stimmung wieder zu verbessern, als der angesprochene ihn mit einem, „Fuck!“, unterbrach. Ein Teil des Hauses war gebrochen. Mari erholte sich als erster von der Erkenntnis, „Oh… Jetzt ist es kaputt… meinst du wir können es irgendwie kleben?“, fragte er hoffnungsvoll. Tomo überlegte fieberhaft. Er glaubte so etwas wie Enttäuschung in Maris Blick zu sehen. „Ich versuche es… Shit… Komm schon… Was ist das bitte?!“, er versuchte das Haus irgendwie zu richten. „Tomo?“, sprach Mari ihn nach einigen gescheitesten Versuchen das Haus zu retten an. „Mh?“, der Angesprochene wirkte leicht genervt. „Ich glaube wir können das nicht mehr richten…“, gab Mari ehrlich zu. „Aber…“, Tomoyuki sah nicht wirklich so aus als würde er es akzeptieren. Wenn er ehrlich war ging es gar nicht um das Haus, sondern um Mari. Er wollte, dass er glücklich war. „Das ist schon OK… Es war eine dumme Idee von mir! Ich meine, wenn du ehrlich bist hattest du da ohnehin keine Lust drauf… Wir sollten es wegwerfen oder essen!“, er versuchte nicht allzu enttäuscht zu wirken. „Nein!“, Tomo schüttelte entschieden den Kopf. „Nein? Aber… Das Haus ist so kaputt, es wird nie so aussehen wie auf der Vorlage…“, versuchte Mari ihn zu überzeugen, dass es vernünftiger war es einfach zu akzeptieren. „Es ist nicht mehr das Haus auf der Vorlage. Aber… Ich habe eine bessere Idee Mari!“, er sprach ruhig und sah Mari dabei durchdringend an. „Was für eine?“ „Wir lassen es so und dekorieren weiter! Das hier ist offensichtlich ein postapokalyptisches Lebkuchenhaus… Es gehört so!“, erklärte Tomo seinen Plan. „Du musst das nicht für mich machen Tomo…“, Mari hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen. Er hatte bemerkt, dass Tomoyuki alles nur ihm zu liebe getan hatte. Er überlegte ernsthaft wie er Mari von seiner Idee überzeugen sollte. „Ich will es aber machen! Komm schon! Lass uns aus den Lebkuchenmännern Zombies machen!“ „Findest du das nicht dumm?“, fragte er unsicher. „Absolut nicht… Mari es macht mich glücklich mit dir dieses Haus zu bauen“, versuchte er ihm die letzten Zweifel zu nehmen. „Mich macht es auch sehr glücklich!“, ein Lächeln hatte sich auf Maris Lippen geschlichen. „Dann lass es uns fertig machen!“, meinte er und erwiderte Maris Lächeln. Sie hatten noch relativ lange Spaß mit dem Lebkuchenhaus. Einen Teil der Lebkuchen Männer machten sie zu Zombies. Die anderen gestalteten sie basierend auf ihren Kollegen. „Das sind richtige Lebkuchen-Zombies, die in einem morbiden Zombiehaus leben…“, stellte Mari fest nachdem sie alles was zu dekorieren war. Dekoriert hatten. „Unfassbar weihnachtlich!“, meinte Tomoyuki mit einem Zwinkern. „Es ist vielleicht nicht wirklich weihnachtlich aber es ist trotzdem… schön geworden. Danke Tomoyuki!“, meinte er leise ehe er ihn wirklich dankbar umarmte. „Warte…“, Tomoyukis Lippen berührten für den Bruchteil einer Sekunde Maris Nase. „Mh?“, Mari sah ihn einen Moment verwirrt an. „Du hattest da Puderzucker…“, versuchte er was geschehen war, möglichst ohne über Gefühle sprechen zu müssen zu erklären. „Jetzt hast du dann wohl hier Zucker!“, antwortete Mari ruhig ehe er ihm einen Kuss auf die Lippen gab. Es war vielleicht ein wenig albern und kindisch aber es fühlte sich irgendwie auch gut an. Er mochte Tomo und es war schön ihm so nach zu sein. Es war nicht das erste Mal, dass sie so zusammen waren. Aber für gewöhnlich sprachen sie nicht darüber. „Sag doch einfach wenn du so etwas willst!“, nuschelte Tomo gegen Maris Lippen, nachdem dieser den Kuss gelöst hatte. „Ich wusste nicht, dass es eine Option für dich ist…“, meinte Mari leise, ehe er sein Handy nahm und ihr Werk fotografierte. Eigentlich tat er es nur um seine Unsicherheit zu überspielen. Den restlichen Tag verbrachten sie mit Videospielen und Essen vom Lieferservice im Wohnzimmer. Es war bequem und sie waren sich immer noch näher als gewöhnlich. Vermutlich würden sie trotzdem nie wirklich darüber sprechen. Sie hatten es bisher nie getan und würden es in Zukunft vermutlich auch nicht tun. Was sie miteinander hatten brauchte keinen Namen. Kapitel 2: Winter Solstice -------------------------- Atsuki konnte sich nicht wirklich erinnern wie er in dieser Situation gelandet war. Warum auch immer er zugestimmt hatte, dass er vor Weihnachten Zeit mit Kazukis Freunden verbringen würde. Es wäre nicht wirklich dramatisch gewesen, wenn diese ihn nicht dazu gennötigt hätte zu Wichteln. Der Vorteil davon war, dass man nicht für jede Person ein Geschenk besorgen musste. Der Nachteil war jedoch, dass er niemanden in Kazukis Freundeskreis wirklich gut kannte und Kazuki selbst nicht gerade hilfreich gewesen war. Wenn er ihn gefragt hatte ob ein Geschenk eine gute Idee war. Eine Nachricht von Kazuki riss ihn aus seinen im Moment eher düsteren Gedanken. „Hey, Acchan! Ich wollte fragen ob du, wenn wir meine Eltern besuchen, nicht vielleicht den Weihnachtsmann für die Kinder spielen würdest, weil dich kennen sie ja noch nicht!“ „Wenn du die Güte besitzen würdest mir bei meinen Wichtelproblem zu helfen, gerne!“, tippte er ohne lange zu überlegen seine Antwort. „Vergiss es! Du wärst ein fürchterlicher Weihnachtsmann… “, kam eine Antwort, die erneut seine Hoffnung darauf, dass es in der Sache vorzeitig ein Happyend geben würde zerstörte. „Wichteln ist Mist!“, schmollte er. „Warum?“, fragte Taku der sich bis eben noch auf ein Handyspiel konzentriert hatte. „Weil Kazuki mir nicht helfen möchte“, Atsuki versuchte möglichst unemotional zu klingen. „Warum möchte er dir nicht helfen? Ich dachte er wäre dein Freund oder so was in der Art“, Yutori wirkte nicht wirklich so als würde er eine Antwort erwarten. Er hatte nicht von dem Buch welches er gerade las aufgesehen. „Er ist der Meinung ich muss selbst darauf kommen… Weil ich seiner besten Freundin, die ich bestimmt rein zufällig beim Wichteln gezogen habe angeblich keine Chance gebe. Dabei ist sie es, die mir von Anfang an unterschwellig einredet, dass ich dahin zurück soll wo ich herkomme… Vielleicht sollte ich ihr, dass zu Weihnachten schenken… am liebsten würde ich nicht hingehen!“, erklärte Atsuki ihnen seine Situation. „Blöde Situation… Aber ich habe eine bessere Idee!“, meinte Taku vielleicht ein wenig zu euphorisch. „Und die wäre?“, fragte Atsuki skeptisch. „Wir helfen dir dabei das perfekte Geschenk zu finden!“, antwortete er gelassen. „Ihr?“, der Jüngste war sich nicht sicher was er davon halten sollte. „Ja, man kann das nicht mit ansehen…“, pflichtete Yutori Taku bei, „Falls es schief geht, kannst du immer noch zu uns kommen! Also You wäre noch dabei. Wir bringen dich dann schon irgendwie auf andere Gedanken!“ „Meint ihr das ernst?“, Atsuki war sich nicht sicher was er davon halten sollen. Taku und Yutori waren zeitweise wirklich seine besten Freunde. Aber sie hatten eben auch viele dumme Ideen und allerhand Blödsinn im Kopf. Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass die beiden sich über ihn lustig machen würden, machte er sich sorgen. „Wir würden uns unter anderen Umständen vermutlich drüber lustig machen, aber wir wissen beide, wie wichtig dir das mit Kazuki ist. Wir sind deine Freunde und wollen, dass du glücklich bist!“, antwortete Taku, der offensichtlich erraten hatte was Atsuki beschäftigte. „Wir finden ein schönes Geschenk!“, Yutori hatte sein Buch zugeschlagen und wirkte jetzt hochmotiviert. „Wann?“ „Wie wäre es mit sofort?“, das Glänzen in Yutoris Augen war ein wenig beunruhigend. „OK“ Atsuki wusste nicht wirklich was er erwarten sollte. Aber je schneller sein Problem gelöst war umso besser. Mit Yutori und Taku einkaufen zu gehen war ohne Frage ein Erlebnis. Aber die beiden blödelten nur halb so viel rum wie er es erwartet hatte. Trotzdem brachten sie ihn zum Lachen und nahmen der Situation die Anspannung und den Stress, den er damit verband. Er konnte sich zwar nicht wirklich vorstellen, dass seine beiden Lieblingschaoten ihm das Geschenk bringen würden, trotzdem schätzte er ihren Einsatz. Seinen Erwartungen entsprechend schleppte Yutori sie in eine Buchhandlung mit. Er seufzte stumm. So wirklich verstehen konnte er Yutoris Begeisterung für Bücher nicht. Aber vermutlich würden Kazukis Freundin solche Dinge gefallen. Immerhin mochte sie so gut wie alles was er selbst nicht wirklich mochte. Er atmete tief durch. Yutori war in seinem Element. Selbst Taku hielt einen gewissen Abstand, während ihr gemeinsamer Freund dabei war ein Buch für Atsukis Wichtelgeschenk auszuwählen. Seine Wahl fiel Letzten Endes auf ein Buch welches optisch Wunderschön war und sogar ein paar Illustrationen beinhaltete. Atsuki war sich sicher, dass es das Richtige sein musste. Er selbst war zwar kein Fan von Büchern und ein wenig überraschte es ihn, dass ausgerechnet Yutori ein Geschenk gefunden hatte, mit dem er sich halbwegs sicher fühlte. Er musste zugeben, dass er positiv überrascht worden war. Taku wirkte entspannt während er nur noch ein paar Kleinigkeiten auswählte um das Geschenk aufzuwerten. Nicht dass in Atsukis Augen irgendeine Aufwertung nötig gewesen wäre. Er war seinen beiden Freunden sehr dankbar. Er wusste nicht wie er es jemals ausgleichen sollte. Wobei Yutori, als er ihn danach fragte, sehr deutlich damit war, dass sie keine Gegenleistung erwarteten solange er nur nicht davonlief. Atsuki fühlte sich erleichtert. Als er in seiner eigenen Wohnung zurück war verpackte er das Geschenk mit viel Liebe zum Detail. Zum ersten Mal seit Tagen konnte er sich wirklich entspannen. Auch wenn er versucht hatte die Sache mit dem Geschenk zu verdrängen, hatte es ihn wirklich gestresst. Jetzt konnte er der Sache um einiges entspannter entgegensehen. Ein Teil von ihm wünschte sich trotzdem, dass es möglichst schnell vorbei sein würde. Es war nicht so, dass er sich nicht in Kazukis Freundeskreis integrieren wollte. Aber es gab dort einfach genug Leute die, die Vorstellung von ihm und Kazuki nicht so prickelnd fanden und auch wenn sie es vor Kazuki nicht zeigten, bekam er es bei jeder Gelegenheit zu spüren. Er war inzwischen klug genug um seinen Mund zu halten. Manchmal fragte er sich trotzdem was wohl los wäre, wenn Kazuki alles gewusst hätte. Auch wenn er gut vorbereitet war, war er nervös. Er hoffte einfach nur, dass sein Geschenk gut ankommen würde. Aber er würde es aushalten. Selbst wenn es total zerpflückt werden würde. Was er selbst bekommen würde war ihm total egal. Wenn es nach ihm ging brauchte er absolut nichts. Atsuki war trotzdem glücklich als Kazuki ihn abholte. Gefühlt hatten sie sich in letzter Zeit viel zu wenig gesehen. Auch wenn die versuchten dieses Defizit mit vielen Textnachrichten und Anrufen auszugleichen war es nicht, dass selbe wie, wenn sie so zusammen sein konnten. Egal wie der Tag für ihn Enden würde gerade war er einfach nur glücklich mit seinem Freund zusammen sein zu können. Die Location für die Party war gut gewählt und auch wenn er nicht wirklich damit gerechnet hatte sah es so aus als könnte es trotz der Umstände ein lustiger Abend werden. Kurz nachdem sie angekommen waren, hatten sie ihre Geschenke zu den anderen gelegt. Solange er bei Kazuki war konnte ihm nichts passieren. Hoffentlich fiel ihm nicht auf, wie unnatürlich anhänglich er gerade war. „Ist alles OK?“, fragte Kazuki, dem sein verhalten natürlich aufgefallen war. „Ja…“, antwortete er gleich. „Ich meine es ernst Acchan!“, Kazuki sah ihn durchdringend an. Fast so als würde er in ihm lesen wollen. „Ich bin einfach nur glücklich bei dir zu sein“, gab er ehrlich zu. Sie hatten es sich in den letzten Tagen nicht immer einfach gemacht. Er war dankbar dafür und im Moment fühlte es sich auch wirklich gut an. „Du bist so…“, was er war würde Atsuki vermutlich nie erfahren. „Hey… Kazuki! Ich kann dich doch kurz entführen!“ „Es macht dir doch nichts aus, oder?“, Kazuki gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Nein es ist OK für mich – Ich komme zurecht!“, er schenkte Kazuki ein Lächeln. Es war nicht so, dass er Kazuki gerne anlog. Allerdings war Ehrlichkeit keine gute Option. Er hatte einmal versucht darüber zu sprechen. Vielleicht war es einfach nur schlechtes Timing gewesen. Aber er hatte daraus gelernt, dass es besser war, Kazuki gegenüber nicht zu erwähnen was sich hier so hinter seinem Rücken abspielte. Es war die längste Nacht des Jahres und genauso fühlte es sich für ihn ohne Kazuki auch an Er konnte seinem zwangsläufigen Schicksal überraschend lange entgehen. Es waren nicht nur Idioten auf dieser Party aber es war nicht einfach sich von ihnen abzulenken. „Musst du nicht schon im Bett sein?“, wurde er angesprochen als er um zu rauchen die Räumlichkeiten verlassen hatte. „Dir auch einen wunderschönen Abend!“, Atsuki zuckte mit den Schultern. „Du bist bestimmt gespannt was du bekommst – eigentlich soll es ja eine Überraschung sein. Aber weil du es bist sag es dir: Eine einfache Fahrt nachhause. Ich versteh nicht was Kazu an dir findet…“ „Dann komme ich genau im richtigen Moment!“, Kazuki sprach ruhig aber es war trotzdem spürbar, dass er nicht erfreut war. „Kazu… Das ist nicht wonach es aussieht!“ „Natürlich ist es, dass nicht! Das was du hier gleich sehen wirst ist übrigens auch nicht wonach es aussieht… Es reicht nämlich!“, Kazuki war wirklich angepisst. „Lass uns gehen Acchan!“, meinte er um einiges sanfter an Atsuki gewandt, ehe er demonstrativ seine Hand nahm und mit ihm nachhause ging. „Warum?“, fragte Atsuki leise als sie weit genug weg waren. Kazuki drückte seine Hand ein wenig fester. „Weil du für mich besonders bist!“ „Du bist dir sicher, dass ich dir das wert bin?“ Atsuki war sich noch immer nicht ganz sicher ob Kazuki gerade wirklich seine Freunde für ihn verlassen hatte. Es kam ihm alles immer noch extrem unwirklich vor. „Mehr als sicher! Ich verliere lieber ein paar falsche Freunde, als dich, Atsuki!“ „Obwohl ich ein fürchterlicher Weihnachtsmann bin?“ Kazuki musste auf die Frage hin lachen. „Weißt du, vielleicht will ich dieses Jahr nochmal nur für mich, weil ich fürchterlich egoistisch bin…“ „Damit kann ich gut leben“, meinte er ein wenig verlegen. „Danke!“, Kazuki gab ihm einen sanften Kuss. „Aber wir Wichteln nie wieder!“, entschied Atsuki. „Warum nicht?“, Kazuki wirkte nicht so als würde er diese Tradition kampflos aufgeben. „Weil es so keinen Spaß macht…“ Natürlich würde er es vermutlich trotzdem für Kazuki tun. Aber er hatte erstmal genug davon. „Wie kannst du das sagen!? Du hast dein Geschenk noch nicht Mal ausgepackt…“, meinte Kazuki gespielt empört. „Welches Geschenk?“, fragte Atsuki verwirrt. Immerhin hatte er sein Wichtelgeschenk nicht mehr bekommen. „Mich…“, wisperte Kazuki ehe er ihn in seine Wohnung zog. Kapitel 3: Everything I wanted ------------------------------ Koichi hatte nicht wirklich geplant bald aufzustehen. Er würde es vermutlich bis zur allerletzten Sekunde hinauszögern. Minpha lag auf ihm, er hatte die Augen geschlossen und ließ sich von Koichi streicheln. Gerade sah er einfach nur unfassbar friedlich und unschuldig aus. Aber Koichi wusste es inzwischen besser. Anfangs hatte er sich wirklich von Minphas Aussehen täuschen lassen. Aber ihm war relativ schnell aufgegangen, dass der Charakter den Minpha spielte, nur wenig mit seiner Person zu tun hatte. Minpha war zwar auf seine eigene Art niedlich, aber er konnte manchmal ein kleines Biest sein, Koichi wusste inzwischen relativ gut wo die Grenzen waren und ab wann er den Kleineren besser in Ruhe ließ. Er unterbrach sich. Vermutlich wäre es besser gewesen, wenn er seine Prioritäten anders gesetzt hätte. Aber ihm schwirrten viele Dinge, die er lieber gemacht hätte, im Kopf herum. Die meisten davon hatten in irgendeiner Weise mit Minpha zu tun. Minpha verzog kurz das Gesicht und sah ihn danach fragend an. „Warum hast du aufgehört?“ „Weil du mir sonst noch einschläfst und ich dann zu spät komme“, antwortete er Sachlich. Minpha wirkte kurz nachdenklich. „Du kommst nicht zu spät, weil ich einschlafe, du kommst zu spät, weil du keine Lust hast…“, meinte der Jüngere schließlich. Er änderte seine Position so dass er ihm direkt in die Augen sehen konnte. „Du kannst dir nicht vorstellen wie wenig ich aufstehen möchte… Am liebsten würde ich heute den ganzen Tag mit dir hier zusammen sein“, meinte Koichi leise ehe er Minpha einen Kuss stahl. „Dann bleib einfach hier… Ist doch egal… Du machst sonst auch immer was du willst“, nuschelte Minpha gegen die Lippen des Größeren. Koichi musste lächeln, „Mhm… Es ist eigentlich viel zu verlockend, aber wir wissen beide, dass es hier um die einzige Sache neben dir geht bei der ich nicht einfach immer tun kann was ich möchte…“ Minpha seufzte leise. „Wann musst du los?“ „Vor fünf Minuten…“, antwortete Koichi scherzhaft. „Du solltest etwas essen bevor du gehst, ich mach dir Frühstück!“, meinte Minpha schnell und wollte offensichtlich aufstehen. Koichi drückte den Kleinen sanft an sich, nur um zu verhindern, dass er aufstand. „Nicht nötig ich besorge mir etwas unterwegs… aber danke, es ist sehr süß von dir!“, meinte er ruhig aber bestimmt. Spielerisch änderte er seine Position so, dass Minpha unten lag. „Versprochen?“, fragte Minpha zögerlich. „Versprochen!“, antwortete er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Es war ein schönes Gefühl zu wissen das sich Minpha um ihn sorgte. Obwohl sie nicht offiziell eine Beziehung miteinander führten, fühlte es sich für Koichi inzwischen sehr danach an. Die Sache mit Minpha hatte sich anders entwickelt als ursprünglich geplant. Manchmal fragte der Ältere sich, ob es Minpha wohl so ging wie ihm, aber den Zeitpunkt um ihn zu fragen, hatte er bereits vor einiger Zeit verpasst. „Danke…“, nuschelte Minpha verlegen. „Du machst mich so glücklich“, wisperte Koichi ehe er ihm noch einen sanften Kuss gab. „Beruht auf Gegenseitigkeit“, stellte Minpha fest. Koichi hatte nicht wirklich vor zu spät zu kommen. „Ich muss jetzt wirklich aufstehen… Aber ich würde meinen Tag viel lieber mit dir verbringen“, er klang so als würde er es wirklich bedauern. „Du könntest mich auch mitnehmen! Ich trage zumindest schon das richtige Shirt“, stellte Minpha fest. Er trug ein leicht verwaschenes Bandshirt von Koichi. „Hör auf!“ Koichi gefiel die Vorstellung zwar wirklich sehr, trotzdem hielt er es für keine allzu gute Idee, den Kleineren mitzunehmen. Es war jetzt schon schwer genug der Versuchung zu widerstehen. „Womit?“, fragte Minpha gespielt unschuldig. Koichi seufzte, „Du weißt genau womit!“ „Ich komme doch eh nicht… Aber ich könnte dich abholen, wir könnten danach zusammen Heim!“, schlug Minpha hoffnungsvoll vor. Es war vielleicht ein wenig albern, aber er wollte im Moment so viel Zeit wie nur möglich mit Koichi verbringen. „Wir werden sehen…“, war nicht die Antwort auf die Minpha gehofft hatte. Allerdings respektierte er Koichi genug um auf ihn zu hören und wenn er ihn nicht Mal in der Nähe haben wollte, war es für ihn auch in Ordnung. Minpha würde nicht einfach so auf gut Glück kommen. Er zögerte ein wenig, eigentlich wollte er ihren letzten missglückten Versuch, an diesem Tag noch irgendwas gemeinsam zu machen, nicht mehr ansprechen. „Ich will mich dir wirklich nicht aufdrängen, wenn du lieber was anderes machst ist es für mich in Ordnung. Aber es wäre gut, wenn du mir das gleich sagst damit es nicht so wird wie letztes Jahr…“, tat er es schließlich doch. Es machte Minpha an sich nichts aus auf Koichi zu warten. Selbst wenn irgendwas dazwischenkam, nahm er es hin nur manchmal fand er es extrem frustrierend, wenn der Ältere ihn in letzter Minute versetzte. „Es wird nicht wie letztes Jahr, ich will danach wirklich nur noch bei dir sein“, versuchte Koichi ihm diese Sorge zu nehmen. Ehe er aufstand und sich fertig machte. Minpha hatte sich aufgesetzt und beobachtete ihn aufmerksam. Als Koichi den Raum verließ stand er auf. Er nutzte die Gelegenheit um das Geschenk für Koichi unbemerkt dessen Tasche zu packen und wartete an der Tür auf ihn. „Dann bis später!“, meinte Minpha mit einem ehrlichen Lächeln. „Hast du nichts vergessen Honey?“, fragte Koichi und sah Minpha durchdringend an. „Warum ich? Du kommst zu spät Darling!“, meinte Minpha neckend ehe er Koichi einen Abschiedskuss gab. Koichi war sichtlich zufrieden. „Dann bis später Honey!“ „Hab einen schönen Tag Darling!“, meinte er fröhlich und Umarmte Koichi ein wenig länger als nötig. „Den habe ich später mit dir…“, wisperte Koichi und ließ um seine Aussage ein wenig zu unterstreichen, eine Hand unter, das für Minpha viel zu große, Shirt wandern. „Jetzt geh schon!“ Der Kleinere ließ ihn los und sah verlegen zu Boden. „Versuchst du gerade mich aus meiner Wohnung zu werfen?“, Koichi war sichtlich belustigt. „Nein ich versuche zu verhindern, dass du zu spät kommst. Du kannst mir später danken! Pass auf dich auf!“, antwortete Minpha und versuchte möglichst gefasst zu wirken. „Du auf dich auch!“, Koichi hauchte ihm noch einen Kuss auf die Stirn ehe er seine Sachen nahm und die Wohnung verließ. Ohne Koichi war ihm irgendwie langweilig in der Wohnung. Minpha war es nicht mehr wirklich gewohnt viel alleine zu sein. Immerhin teilte er sich im Moment eine Wohnung mit Yutori und Chizuru. Die meiste Zeit ging es bei ihnen ein wenig chaotisch zu. Aber er hatte dafür nur selten das Gefühl wirklich alleine zu sein. Bei Koichi war es anders. Früher waren dort noch die Katzen gewesen, aber nachdem die beiden gestorben waren hatte Koichi keine mehr bei sich aufgenommen. Er verbrachte aber auch nicht mehr wirklich viel Zeit zuhause. Minpha kam eigentlich nur wenn Koichi da war und ging für gewöhnlich mit ihm. Auch wenn er die Möglichkeit hatte zu kommen und zu gehen wie er wollte, zog er es vor nicht ohne Koichi in dessen Wohnung zu sein. Es war eben nicht ganz sein zuhause. Auch wenn Koichi manchmal Dinge tat die eigentlich bedeuteten, dass er sich hier mehr wie zuhause fühlen sollte. Er hatte extra ein wenig Platz in seinem Kleiderschrank für Minpha gemacht. Aber bisher hatte Minpha es noch nicht gewagt diesen Platz zu nutzen. Irgendwie wäre es dadurch extrem real geworden und auch wenn ihm andere ständig sagten, dass was sie hatte eine richtige Beziehung war, war er sich da nicht so ganz sicher. Immerhin hatte Koichi ihn nie direkt gefragt ob er sein Freund sein wollte. Er hatte ihn auch nicht fragen wollen wie sie zueinander standen, am Ende würde er nur unglücklich sein, weil es Koichi mit ihm vielleicht anders ging. Er dachte nicht wirklich oft darüber nach. Die meiste Zeit überwog das Gefühl, dass es Koichi genauso wie ihm gehen musste. Manchmal gewannen aber auch seine Komplexe oder die Erinnerung daran, dass Koichi ihm von Anfang an gesagt hatte, dass er keine richtige Beziehung wollte. Das zwischen ihnen war nie so gedacht gewesen. Es fühlte sich trotzdem wie eine Beziehung an. Sie machten einfach zu viel miteinander. Minpha fischte in Koichis Schrank nach einem Hoodie. Im Moment war er zu stolz auf etwas zu steigen um besser an die Hoodies zu kommen. Also versuchte er sich so groß wie möglich zu machen und bekam tatsächlich das gewünschte Kleidungsstück zu greifen. Als er es aus dem Schrank zog kam ihm eine Tüte entgegen. Normalerweise war Minpha kein so neugieriger Mensch. Er musste auch nur einen Blick auf die Rechnung werfen, um sagen zu können was es war. Er seufzte stumm. Eigentlich hätte er es wissen müssen. Es war an dem Tag gewesen als er mit Koichi shoppen gewesen war. Er irgendwie auf der Suche nach dem perfekten Geburtstagsgeschenk für Koichi. Im Nachhinein waren die Dinge, die er ihn dabei scheinbar beiläufig gefragt hatte, nicht mehr so beiläufig. Es hatte sich wie ein normales Gespräch angefühlt. Über sich selbst kopfschüttelnd räumte er die Tüte zurück. Er tauschte das verwaschene Bandshirt gegen Koichis Hoodie. Obwohl ihm dieser auch eindeutig zu groß war. Er konnte den Hoodie Problemlos als Kleid tragen. Aber in diesem Fall störte es ihn nicht wirklich. Ihn würde so ohnehin niemand außer Koichi so sehen und inzwischen war es OK für ihn. Anfangs hatte er es trotzdem ein wenig beängstigend gefunden. Sie waren sich sehr schnell, sehr nah gekommen. Für Minphas empfinden ein wenig zu schnell. Trotzdem hatte ihre Freundschaft nicht wirklich darunter gelitten, im Gegenteil. Vielleicht war es aber auch nur so weil keiner von ihnen darüber sprach. Er hatte eine neue Nachricht von Koichi. „Ich habe gerade dein Geschenk gefunden und ich bin leicht überfordert.“ „Magst du es nicht?“, stellte Minpha die Frage, auf die er unbedingt keine negative Antwort wollte. „Nein, ich liebe es. Danke, es ist so schön, aber du hättest nicht so viel Geld ausgeben sollen! Du hast es nicht nötig mir so große Geschenke zu machen. Du könntest mir Socken aus dem 100-Yen-Shop schenken und ich wäre mehr als glücklich. Einfach weil sie von dir sind…“ Seine Anspannung war nicht mehr so groß. Koichis Antwort machte ihn irgendwie glücklich, trotzdem hatte er das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen. „Ich wollte es aber, weil du dir immer so viel Zeit für mich nimmst! Außerdem ist es vermutlich ohnehin, das erste und das letzte Mal! Nächstes Mal bekommst du deine Socken“, antwortete er darauf ohne wirklich darüber nachzudenken. Es war zumindest ein kleiner Teil der Wahrheit. Vermutlich war es wirklich ein wenig dumm von ihm es leicht zu übertreiben. Minpha entschied sich schließlich doch noch dafür sich vernünftig anzuziehen um die Wohnung zu verlassen. Er hatte sich eine von Koichis Taschen ausgeliehen und wollte nur schnell in seine WG, um ein wenig Kleidung zu holen. Es war, in Anbetracht der Umstände, sicher nicht seine beste Idee. Koichi wollte ich zwar offensichtlich bei sich haben, aber Minpha konnte nicht wirklich sagen als was. Sie funktionierten gut miteinander. Ihnen war beiden wichtig, dass es dem Anderen gut ging. Im Grunde ging es nie wirklich darum die eigenen Bedürfnisse befriedigt zu wissen. In vielen Dingen waren sie gleich oder zumindest sehr ähnlich, in den meisten anderen Dingen ergänzten sie sich sehr gut, aber Minpha war sich nicht sicher ob es genug war. Er war relativ schnell fertig damit gewesen sich für Kleidung zu entscheiden. Bis ihm ihr traditionelles Weihnachtsdate einfiel und er seine Wahl nochmal überdenken musste. Auf der einen Seite wollte er nicht so aussehen als hätte er sich für Koichi hübsch gemacht. Gleichzeitig wollte er aber auch nicht so aussehen als wäre ihm alles egal. Er brauchte etwas was mühelos und stylish zugleich wirkte. Es dauerte eine Weile, er hatte seinen Schrank auf der Suche danach einmal komplett aus- und wieder eingeräumt. Aber er hatte etwas gefunden womit er zufrieden war. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch ein wenig Zeit hatte. Es würde vermutlich schwer werden Koichi nicht völlig zu überfallen sobald er zurück war. Im Moment vermisste er ihn wirklich sehr. Zurück in Koichis Wohnung räumte er die Tasche aus. Er versuchte für den Moment zu vergessen, dass es nicht wirklich etwas bedeutete. Der einzige Grund, aus dem seine Sachen Platz in Koichis Schrank fanden, war damit ihr Freunde mit gewissen Vorzügen Ding seltener unterbrochen werden musste. Ein wenig schmerzte ihn der Gedanke. Aber er hatte sich selbst dafür entschieden und beenden wollte er es auch nicht. Immerhin hätte er dann zugeben müssen, dass er Koichis Vertrauen in gewisser Weise ausgenutzt hatte. Minpha konnte sich nicht vorstellen, dass Koichi ihn nur ansatzweise so nah zu ihm gelassen hätte, wenn er gewusst hätte was genau in ihm vorging. Es war irgendwie erbärmlich und Minpha fühlte sich oft genug fürchterlich deswegen. Vielleicht war der Gedanke etwas zu Kochen dumm, immerhin hatte er nur eine ungefähre Vermutung wann Koichi zurück sein würde und er war nicht unbedingt ein begnadeter Koch. Aber es war nachdem er bereits aufgeräumt hatte eine weitere halbwegs sinnvolle Beschäftigung. Er musste sich selbst irgendwie davon abhalten Koichi zu schreiben. Immerhin wollte er nicht, dass Koichi auf die falschen Gedanken kam. Minpha stellte sich zwar selten dämlich an, wenn es darum ging zu verbergen, dass er Koichi gernhatte. Aber wie gern er ihn hatte, war zumindest noch nicht zum Thema geworden, also hatte er noch ein wenig die Hoffnung, dass es Koichi schlichtweg nicht aufgefallen war. Also entschied er sich für eines der drei Gerichte, die ihm trotz seines fehlendes Talents grundsätzlich gelangen und die man Problemlos aufwärmen konnte. Er konzentrierte sich, um es möglichst gut zu machen. Zu seiner Überraschung wurde es wirklich gut. Weil es nicht mehr wirklich etwas zu tun gab entschied sich Minpha dafür im Wohnzimmer auf Koichi zu warten. Er hatte den Fernseher angemacht einfach nur um sich ein wenig, weniger allein zu fühlen. Je später es wurde umso nervöser wurde er. „Sorry es wird voraussichtlich später“, kam die Nachricht von Koichi kurz bevor er ihn selbst kontaktiert hätte. „OK, ich vermisse dich“, antwortete er nur. Er hatte auch nicht wirklich erwartet, dass es sonderlich früh werden würde. Immerhin war er nicht der einzige Mensch der gerne Zeit mit Koichi verbrachte. Die Letzte Bahn war bereits einige Stunden durch. Er konnte seine Augen kaum noch offenhalten. Der Fernseher war tatsächlich nur noch ein Hintergrundgeräusch. Minpha seufzte stumm als er Koichis Nachricht las. „Du musst nicht auf mich warten!“ „Wo bist du? Ich mache mir Sorgen um dich!“, Minpha konnte seine Augen kaum noch offenhalten, als er auf Koichis Nachricht antwortete. Er erfuhr auch nicht mehr wo Koichi war, weil er kurz darauf eingeschlafen war. Zuminderst hatte er als er aufwachte einige neue Nachrichten von Koichi. Er ging auf ihren Chat. „Ich schlafe bei Genki!“ „Bist du sauer oder schläfst du schon?“ „Würde es dir etwas ausmachen zu antworten falls du noch nicht schläfst?“ „Weil ich würde dich anrufen, aber ich will dich nicht aufwecken…“ „Ich bin mir sicher du bist beim Warten eingeschlafen.“ „Da du ohne mich aufwachen wirst hier eine Liste mit Dingen die ich an dir liebe“ „Deine warmen dunklen Augen“ „Dein Lachen“ „Die Art wie du mich ansiehst, voller Liebe“ „Wie du immer weißt was ich möchte und brauche“ „Wenn wir einfach nur nebeneinander liegen und du der bist, der zu mir kommt“ „Wie dir die kleinen Dinge auffallen“ „Deine innere Stärke und Größe“ „Wie du meine Fehler verstehst und akzeptierst“ „Die Art wie du über die Dinge sprichst, die dich glücklich machen“ „Deine Umarmungen, ich liebe deine Umarmungen und generell wie du mich berührst“ „Dass ich mit dir streiten kann“ „Wie du mir vertraust, mich liebst und kennst – wie es sonst keiner jemals getan hat“ „Ich liebe deine Stimme“ „Dein Lächeln“ „Du inspirierst mich“ „Ich will für dich immer mein Bestes geben“ „Du bist klug und witzig“ „Deine Leidenschaft ist ansteckend“ „Du bist wichtig für mich – auch wenn du es mir vermutlich nicht glaubst“ „Ich hoffe, dass du bei mir bleibst“ „Du glaubst mir nicht wie gerne ich jetzt bei dir wäre“ „Ich liebe dich so sehr“ „Es tut mir leid“ „Schlaf gut“ Minpha brauchte einen Moment um zu realisieren was er gerade gelesen hatte. Er fand es irgendwie süß, aber gleichzeitig sprach Koichi nicht viel über seine Gefühle, also war er sich nicht sicher wie ernst er das nehmen konnte. Koichi war bestimmt betrunken gewesen oder er hatte sich gemeinsam mit Genki einen Scherz erlaubt. Minpha würde nicht darauf reinfallen. Egal wie sehr er es glauben wollte. Es war besser sich keine Hoffnungen zu machen. Sie hatten beide keine Zeit für eine Beziehung. Koichi wollte keine Beziehung. Wenn er doch eine Beziehung wollte, dann sicher nicht mit ihm, immerhin war er oft launisch und anstrengend. Nicht nur für Koichi, sondern vor allem für sich selbst. Außerdem war er ganz sicher nicht schön genug. Es gab bestimmt schönere, weniger anstrengende Menschen mit denen Koichi zusammen sein konnte, wenn er es irgendwann doch wollte. Nein, er selbst war ganz sicher keine Option. Was sie hatten war keine Liebesbeziehung. Minpha war nur zu naiv gewesen aufzuhören, bevor er Gefühle für Koichi entwickelt hatte. „Schon OK! Wir sehen uns dann später, wenn du hoffentlich wieder zuhause bist“, antwortete Minpha schlicht. Es war nicht so dass er nicht ähnlich für Koichi empfand. Er ging trotzdem davon aus, dass Koichi es nur geschrieben hatte, weil er nicht nüchtern gewesen war. Vermutlich würde es ihm unangenehm sein und er sprach ihn besser nicht darauf an. Als er die Wohnung verließ wäre er Koichi fast in die Arme gelaufen. Er sah weit weniger fertig aus als es Minpha erwartet hatte. Er wusste, dass Koichi nicht viel Alkohol vertrug. Davon abgesehen hatte er ihn oft genug am Morgen danach gesehen um sich relativ sicher sein zu können, dass seine Abwesenheit einen anderen Grund gehabt haben musste. Die Nachrichten machte seine neueste Erkenntnis nur noch untypischer. „Du bist noch da?“ Koichi wirkte wirklich überrascht. „Eigentlich nicht wirklich… Ich gehe heim, zu Yuto“, antwortete Minpha verlegen. „Was willst du denn bei Yuto?“ Vielleicht ahnte Koichi, dass er eigentlich nicht gehen wollte und er was er tat nur tat, weil er in diesem Moment überfordert war. „Na ja… Ich bin beim Warten eingeschlafen, also wäre frische Kleidung ein guter Anfang“, Minpha versuchte wenigstens so zu wirken als hätte er einen Grund zu gehen. „Du könntest aber auch mit reinkommen…“, Koichi versuchte es möglichst unverbindlich klingen zu lassen. „Wozu?“, fragte Minpha skeptisch. „Irgendwo auf der Welt ist noch der 22. Dezember“, antwortete Koichi. „Irgendwo auf der Welt ist auch gerade Happy Hour und wir trinken trotzdem nicht! Vielleicht eine Stunde…“, versuchte er, nach seiner anfänglichen Skepsis, einen Kompromiss einzugehen. „Zwei!“ Koichi wollte offensichtlich wirklich mit ihm verhandeln. „Du bist eindeutig nicht in der Position mit mir zu verhandeln alter Mann!“, entschied Minpha. „Warum nicht? Ich hatte gestern Geburtstag…“, erinnerte er Minpha überflüssiger Weise daran. Koichis Geburtstag war vielleicht auch ein Teil des Problems. Minpha versuchte ruhig zu bleiben. Am liebsten hätte er ihn gefragt, warum er nicht gekommen war. Allerdings gab es genug gute Gründe und einer davon war, dass er eben nur ein Freund war. Er war nur Minpha und er hatte keinen Grund auf Koichi wütend zu sein. Weil es nicht seine Schuld war. Egal wie er es drehte und wendete am Ende stand er selbst als Idiot da. Minpha war nicht mal eifersüchtig darauf das Koichi bei Genki geschlafen hatte. Er war nur enttäuscht, weil er sich etwas anderes gewünscht hatte. Er hatte keinen guten Grund. „Weil du gestern gemeint hast du hättest ganz viel Zeit für mich und du mir dann am nächsten Tag geschrieben hast, dass du überhaupt nicht mehr kommst…“ Minpha wusste, dass es dumm war. „Erstens, ich habe dir bereits davor geschrieben, du sollst nicht auf mich warten! Zweitens versteh ich dein Problem nicht, ich nehme mir jetzt Zeit für dich und du willst weglaufen. Davon abgesehen hast du doch eh geschlafen, selbst wenn ich noch gekommen wäre, hättest du nichts davon gehabt…“, Koichi machte einen Schritt auf ihn zu. Es verunsicherte Minpha irgendwie. „Das kannst du nicht wissen!“ „Ich weiß es aber… lass uns nicht darüber sprechen. Ich nehme meine Stunde! Du bleibst ohnehin länger…“, antwortete Koichi unbekümmert. Er wusste es, er wusste wie sehr Minpha ihm verfallen war. Minpha schüttelte den Kopf, „Ich bleibe die eine Stunde!“ Diesmal würde Koichi nicht Recht haben. „Das werden wir sehen…“, Koichi wirkte leicht belustigt und hob Minpha einfach hoch. Im Gegensatz zu Minpha hatte er kein Interesse daran das Thema hier nun eine Stunde lang tot zu reden. „Hey! Lass mich sofort runter!“, protestierte Minpha sofort. Er war nur selten begeistert, wenn Koichi ihn in solchen Situationen hochhob. Er überlegte ernsthaft sich dagegen zu wehren. Aber es war schwer sich zu befreien, ohne das Risiko einzugehen Koichi ernsthaft zu verletzen. Was im Moment das Letzte war was er tun wollte. „Shhh… Ich will meine Stunde nicht mit dir hier verbringen. Wir gehen rein, du hörst auf mit mir zu diskutieren und wir können meinetwegen reden, aber nicht so…“, versuchte Koichi ihn zu beruhigen. Er wusste nur zu gut, dass er bereits weit über der Grenze war. Minpha hatte wie er nicht sonderlich viel geschlafen und er war offensichtlich bereits leicht gereizt. Es war nicht seine Absicht jetzt einen Streit anzufangen. Allerdings gab es nicht so viele Optionen zu erreichen was er wollte. „Nur wenn du auch damit aufhörst…“, entgegnete Minpha streng. „Gut… Aber ich beobachte dich!“, Koichi versuchte es möglichst ernsthaft rüber zu bringen, es war trotzdem keine ernsthafte Drohung. „Wohnzimmer oder Küche?“, fragte Minpha nachdem Koichi ihn wieder runtergelassen hatte. „Wohnzimmer“, antwortete Koichi knapp. Sie gingen gemeinsam nach drinnen, zogen ihre Schuhe aus und gingen ins Wohnzimmer. Minpha setzte sich, mit dem größten möglichen Abstand, zu Koichi. Eine Weile schwiegen sie sich nur an. Es hätte genug zu sagen gegeben. „Warum bist du so?“, fragte Koichi schließlich. Es war nicht so, dass er nicht damit gerechnet hatte. Er war sich relativ sicher gewesen, dass Koichi diese Frage stellen würde. Aber dass er damit anfing passte nicht wirklich in Minphas Konzept. Immerhin konnte er wohl kaum eine ehrliche Antwort geben, ohne was sie miteinander hatten zu riskieren. „Können wir bitte über etwas anderes reden?“, antwortete Minpha mit einer Gegenfrage. Koichi schüttelte den Kopf. „Du bist traurig… Ich will nicht, dass du traurig bist!“ „War es schön gestern?“, Minpha hatte die Hoffnung Koichi irgendwie ablenken zu können. „Ja und nein… Aber du sollst nicht ablenken!“, Koichi sah ihn durchdringend an. „Das geht von alleine… darf ich zu dir?“, fragte er zögerlich. „Komm einfach!“ Minpha war bewusst wie dumm es war. Wenn er Trost bei Koichi suchte. Im Grunde machte er es sich nur noch schwerer. Vorsichtig kuschelte er sich an Koichi. Es machte ihn glücklich, obwohl es eigentlich nicht richtig war. Er wollte einfach nur in seiner Nähe sein. Koichi hielt den Kleineren nah bei sich. Er beobachtete Minpha. Immerhin wollte er keinen Konflikt schaffen. Das einzige Problem war, dass Minpha ihn schwach machte. Er musste nicht mal wirklich etwas dafür tun. Es fiel ihm immer schwerer sich zurückzuhalten. Aber er musste es tun, immerhin wollte er Minpha auf keinen Fall verlieren. „Die Zeit ist um…“, stellte Minpha kaum hörbar fest. „Wirst du jetzt gehen?“, es war eine nicht wertende Frage, trotzdem hielt Koichi ihn ein wenig fester. Minpha sollte bei ihm bleiben. „Ja… Es ist vermutlich besser“, antwortete Minpha obwohl er lieber so bleiben wollte. Es ging gerade nicht darum was er wirklich wollte, Koichi sollte mit seiner Einschätzung einfach nicht richtig liegen. Immerhin war er ja nicht so sehr von Koichi abhängig. „Dann… danke für die Stunde“, Koichi schenkte ihm ein Lächeln. Minpha wusste nicht wirklich was er darauf antworten sollte. Eigentlich hätte er sich bei Koichi bedanken müssen. Immerhin hatte er ihn mehr oder weniger getröstet. Er hielt ihn aus und Minpha verstand oft nicht so ganz warum. Er wünschte sich wirklich, dass der Grund dafür Liebe war. Egal wie absurd der Gedanke ihm zeitweise erschien. „Ich bring dich nachhause!“ Koichis Stimme hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen. Minpha sah ihn kurz verwirrt an, „Du solltest dich ausruhen, du bist eben erst zurückgekommen!“, entschied er. „Es ist schon OK… Ich kann mich besser ausruhen, wenn ich weiß, dass du sicher zuhause angekommen bist“, widersprach Koichi. „Aber ich könnte dir auch einfach schreiben…“, nuschelte Minpha. „Willst du etwa keine Zeit mit mir verbringen?“ Koichis Frage überraschte ihn irgendwie. „Ich… Ich verbringe sehr gerne Zeit mit dir, dass weißt du auch. Ich finde nur, dass du nicht meinetwegen durch die halbe Stadt musst“, versuchte er seinen Standpunkt zu erklären. „Ich will einfach nur ein wenig mehr Zeit mit dir…“, versuchte Koichi es nochmal. „Ich… lass uns einfach gehen“, gab Minpha sich geschlagen. Sie sprachen den Weg über nicht wirklich. Minpha vermied es Koichi anzusehen. Er hätte am liebsten Koichis Hand genommen, aber er konnte nicht. Er war nicht in der Position, um so etwas zu tun. „Also…“, brach Koichi das Schweigen, nachdem sie ein wenig zu lange vor der Wohnungstür gestanden hatten. Die Stimmung war nur schwer greifbar. Minpha sah ihn jetzt an. Er wirkte ein wenig nervös. Gerade als Koichi sich in Gedanken etwas zurecht gelegt hatte, zog Minpha ihn an sich. Als er die Tür hinter sich schloss atmete Minpha einmal tief durch. Er würde es vermutlich niemandem jemals vernünftig erklären können. Am wenigsten Koichi. Er lächelte traurig beim Gedanken an ihn. Er liebte ihn wirklich sehr. Trotzdem hatte er es wieder nicht ausgehalten bei ihm zu bleiben. Früher oder später gewannen immer öfter seine Komplexe. Es hatte eine Zeit gegeben in der Minpha ganz unbeschwert mit Koichi zusammen gewesen war. Eine Zeit, in der ihn so etwas nicht völlig aus der Bahn geworfen hätte. Minpha hörte leise Stimmen. Offensichtlich war Yutori nicht allein. Anders als Chizuru, war er nicht bei der ersten Gelegenheit weggefahren. Er versuchte so unbemerkt wie möglich durchs Wohnzimmer zu huschen. „Hey, was machst du denn hier?“, er konnte die Überraschung in Yutoris Stimme hören. Wollte aber eigentlich lieber nicht darüber sprechen. „Ich wohne hier…“, antwortete er ohne ihn anzusehen. „Du weißt genau was ich meine! Habt ihr wieder gestritten?“, Yutori würde vermutlich nicht aufhören ihm fragen zu stellen, bis er wusste was er wissen wollte. Minpha riskierte einen Blick. Meto war bei ihm und auch wenn er sich relativ sicher war, dass er und Koichi sich nicht so übertrieben nahstanden wie gewisse andere Personen, hielt er es für keine gute Idee jetzt über seine Probleme mit Koichi zu sprechen. „Nein… Es war schön…“, antwortete er nachdenklich. „Warum zur Hölle bist du dann hier?“, Yutori war skeptisch. „Er hat mich entweder hierhergebracht oder ich habe deine laute Stimme vermisst und bin deswegen gekommen!“, versuchte Minpha daraus einen Scherz zu machen. Wenn er Yutori den wahren Grund für seine Anwesenheit erklärt hätte, würde er ihn vermutlich überhaupt nicht mehr in Ruhe lassen. „Es schmeichelt mir sehr, dass du meine Stimme offensichtlich mehr als deinen Freund liebst…“, der Größere war sichtlich belustigt. „Er ist nicht so ein Freund! Wenn du das so sagst klingt es wirklich falsch… Ich will im Moment einfach nicht darüber reden. Weil du mir sagen wirst, dass es von mir dumm ist und ich gefälligst zurück gehen soll und es in Ordnung bringen…“, antwortete Minpha jetzt doch ehrlich. Yutori hatte ihm oft genug gesagt, dass er mit Koichi endlich klare Verhältnisse schaffen sollte. „Erstens ist er total dein Freund und Zweitens, wenn du meine Antwort kennst kannst du mir auch sagen was los war!“, meinte Yutori sichtlich unbeeindruckt. „Vielleicht später…“, Minpha ließ die beiden ihr Spiel spielen und verschwand in seinem Zimmer. Er mochte an ihrer WG, dass es hier nie wirklich einsam war. Auch wenn ihn Yutori manchmal ärgerte und Chizuru sich dann meistens komplett raushielt, konnte er es den Großteil der Zeit genießen mit ihnen zusammen zu wohnen. Er brauchte einen Plan. Vielleicht sollte er es einfach akzeptieren. Minpha warf sich aufs Bett. Egal wie er es drehte und wendete, es gab für ihn so schnell keine Möglichkeit es irgendwie ohne Schaden in Ordnung zu bringen. Er war aufgewühlt und gleichzeitig müde. Immerhin hatte er die letzten Nächte nicht so sonderlich viel geschlafen. Aber vielleicht war es jetzt auch an der Zeit die Dinge, über die er ohnehin keine Kontrolle hatte zu Akzeptieren. Er überlegte fast zwei Stunden, ehe er Koichis Nummer wählte und darauf wartete, dass er den Anruf annahm. Er würde die Sache jetzt klären. Koichi war weit genug weg und so würde er wenigstens nicht sehe können wenn er ihm das Herz brach und sie konnten vielleicht Freunde bleiben. „Hast du es wirklich so gemeint?“, es war sicher nicht die beste Art ein Gespräch anzufangen, aber die Worte waren schneller ausgesprochen als er denken konnte. „Was meinst du?“, Koichis Stimme klang ein wenig verschlafen. „Na was du geschrieben hast während ich geschlafen habe…“, versuchte Minpha es genauer zu erklären. „Ja, ich habe wirklich bei Genki geschlafen“, antwortete Koichi schließlich ein wenig genervt. Es war vermutlich kein guter Zeitpunkt für seine Frage, aber er hatte sich geschworen es endlich durchzuziehen und es war einfacher, wenn er Koichi dabei nicht ansehen musste. „Oh… OK… und die anderen Sachen?“, fragte Minpha zögerlich. „Welche anderen Sachen?“, die Gegenfrage traf Minpha unerwartet. Die Welt vor seinen Augen verschwamm leicht. Er wollte nicht weinen. Außerdem hatte er es ohnehin nicht wirklich geglaubt, nur gehofft. „Also… Nichts… Ich dachte nur vielleicht… Aber ich verstehe es schon!“, Minphas Stimme klang leicht belegt. Aber noch hatte er es unter Kontrolle. „Hast du ernsthaft nur deswegen angerufen?“ „Ich wollte mich entschuldigen… Wegen vorhin… Ich weiß nicht warum… Ich habe einfach nicht… Es tut mir leid!“, Minpha biss sich auf die Lippe. Die erste Träne lief über sein Gesicht. Wie hatte er nur so dumm sein können? „Schon OK… weinst du?“, Koichi wusste es vermutlich. „Nein… Ich… Mir geht es im Moment nur nicht so gut… Vielleicht werde ich krank“, versuchte Minpha sich noch irgendwie zu retten. „Hoffentlich geht es dir Morgen besser!“, erwiderte Koichi darauf. Er klang nicht mehr müde oder genervt. Etwas an der Art wie er sagte weckte die Hoffnung in Minpha erneut. Es bedeutete er wollte ihn trotzdem sehen. „Das hoffe ich auch… Bye!“, meinte Minpha noch schnell ehe er panisch auflegte. Im Grunde hatte er seine Antwort. Koichi hatte es nicht aussprechen müssen. Wenn er ehrlich zu sich war, war es für ihn vielleicht sogar besser, wenn Koichi es beenden würde. Er ignorierte das Koichi ihn anrief. Er wollte nicht vor ihm weinen. Dadurch würde er sich nur noch dümmer vorkommen. Es war, wenn man von seinem Handy absah, untypisch still in der Wohnung. Vermutlich war Yutori mit Meto irgendwo hin gegangen. Minpha suchte seinen Schlafanzug raus und ging anschließend ins Bad. Tatsächlich genoss er es, sich zu waschen. Es fühlte sich zumindest zeitweise so an, als könnte er die ganze Trauer und die damit verbundenen negativen Gefühle einfach abwaschen. Er trocknete sich gründlich ab und schlüpfte in seinen Schlafanzug. Er hatte keinen Grund mehr rauszugehen. Einen Moment dachte er darüber nach einfach ins Bett zu gehen und dort zu bleiben, bis er Koichi vergessen hatte. Allerdings wusste er nur zu gut, dass es keine Lösung war. Er ging in die Küche und setzte Wasser auf, um Tee zu machen. Er war gerade dabei eine Sorte auszuwählen als es klingelte. Jemand war an der Tür. Minpha vermutete, dass es Yutori sein musste. Es war gut, wenn er zurückkam. Yutori hatte das Talent ihn entweder abzulenken oder mit seinen Scherzen aufzumuntern. Dementsprechend hoffungsvoll ging er auch an die Tür. „Ich wusste, dass du mich auch… Oh… Du bist es!“ Minpha hatte ein wenig gebraucht um seinen Fehler zu bemerken. Mit Koichi hatte er am wenigsten gerechnet. „Hast du jemand anderen erwartet?“, fragte Koichi sichtlich belustigt. „Ich dachte vielleicht hat Yuto seinen Schlüssel vergessen…“, nuschelte Minpha sichtlich verlegen. „Kann ich reinkommen?“ Koichi war noch nie bei Minpha in der Wohnung gewesen. Aber im Grunde hätte er dort auch nie so mit Minpha zusammen sein können wie bei sich. „Sicher…“ Minpha vermied es Koichi anzusehen. „Du siehst süß aus…“, meinte Koichi leise. „Uhm… Also willst du vielleicht etwas trinken, ich wollte gerade Tee machen also könnte ich…“, er beendete den Satz nicht wirklich. Es war ihm ein klein wenig unangenehm, dass Koichi ihn so sah. Der Schlafanzug war für Minphas Geschmack ein wenig zu niedlich. Aber es war ein Geburtstagsgeschenk gewesen und er hatte es nicht übers Herz gebracht ihn auszusortieren. In diesem für ihn geschützten Raum war es auch nie ein Thema gewesen. Aber manche Dinge waren ihm vor Koichi dann doch unangenehmer als vor Chizuru, Yutori oder den meisten anderen Menschen. „Klar gerne!“, nahm Koichi Minphas Angebot an. „Wir haben im Moment leider nicht viel Auswahl…“, begann er entschuldigend wurde aber mitten im Satz von Koichi unterbrochen. „Ich nehme was du nimmst!“, entschied Koichi um die Sache zu beschleunigen. Er wusste selbst noch nicht so ganz auf was für ein Ergebnis er hoffen sollte. Im besten Fall würden sie diese Sache, die im Moment zwischen ihnen stand klären. „Du bist wegen vorhin hier, oder?“, fragte Minpha obwohl er eigentlich wusste was ihn erwartete. Das war der Moment, in dem sie die Karten offen auf den Tisch legen würden. „Ja… Weil ich das Gefühl habe, dass zwischen uns nicht alles so ist wie es sein sollte“, erklärte Koichi seine Anwesenheit. Minpha holte einmal tief Luft. „Darf ich ehrlich mit dir sein?“, fragte er zögerlich. Koichi nickte nur. Es war vermutlich am besten so. Minpha holte tief Luft, „Gut… Ich glaube ich kann das mit uns nicht mehr! Versteh mich nicht falsch, ich mag was ich mit dir habe sehr. Das Problem ist nur: Für mich bist du nicht mehr nur ein Freund, mit dem ich manchmal schlafe, ein Teil von mir hat Angst es dir zu sagen… Weil es dann echt wird und du mich vielleicht nicht mehr so in deine Nähe lässt! Aber es tut langsam mehr weh, als es mich glücklich macht also… Ich mag dich und ich weiß du magst mich auch, vielleicht nicht ganz so wie ich dich, aber ich will das mit uns nicht falsch verstehen. Wenn es für dich nicht dasselbe ist, sollten wir wirklich damit aufhören, denn ich will für dich nicht nur ein Freund sein!“ Ein Teil von ihm hätte die Worte am liebsten zurückgenommen. „Würdest du die Augen schließen und sie erst wieder öffnen, wenn ich es dir sage?“, fragte Koichi ruhig. „Du gehst das Risiko ein, dass ich einschlafe aber solange du keine komischen Dinge tust ist es OK für mich und ich höre auf dich, aber wenn du mich hier alleine sitzen lässt kann ich dir diesbezüglich nichts versprechen!“, antwortete Minpha, bemüht weniger angespannt zu wirken als er es war. Er hatte die Augen geschlossen. Einen Moment zögerte Koichi. Es war vielleicht ein wenig albern und kitschig, zumindest hatten ihm, dass alle die davon wussten gesagt. Möglicherweise war es auch die falsche Reihenfolge. Immerhin hatte Minpha gerade erst ihre Beziehung für ihn ganz als solche definiert. Er würde jetzt trotzdem keinen Rückzieher machen. Er nahm Minphas Hand. Vorsichtig aber ohne zu zögern steckte er ihm den Ring an den Finger. „Vermutlich hätten wir schon längst darüber sprechen sollen. Aber wenn wir zusammen sind, dann denke ich nicht mehr darüber nach. Ich weiß was ich zu dir gesagt hab als es angefangen hat… Ich wollte niemanden und jetzt will ich niemanden, mit Ausnahme von dir. Du kannst übrigens die Augen wieder öffnen…“ Koichi gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Er war sich jetzt völlig sicher, dass es gut werden würde. „Ich dachte wir würden uns dieses Jahr keine Geschenke mehr machen.“ Minpha war sichtlich verlegen. Er musste nicht hinsehen, um zu wissen was für ein Ring es war. „Ich weiß… aber… es ist eigentlich auch kein Solches Geschenk“, meinte Koichi immer noch völlig ruhig. „Sondern?“, Minpha sah ihn fragend an. „Wir sind jetzt schon so lange zusammen und… Ich will einfach mit dir… Die Sache ist die, dass wir uns gefunden haben war vielleicht nur Zufall. Dass du mein Freund geworden bist habe ich selbst entschieden. Aber was zwischen uns ist, geht inzwischen weit darüber hinaus. Es ist so schön, dass es mir Angst macht. Mir ist auch bewusst, dass es nicht so funktioniert, trotzdem will ich es machen. Einfach weil es du bist und ich es mit dir gemeinsam möchte. Es gibt keine Garantie dafür, dass wir zusammenbleiben und selbst wenn wir es tun könnten wäre es keine. Du sollst nur wissen, dass ich es tun würde, wenn ich es könnte, weil du mir wichtig bist und ich jeden Tag mit dir Teilen möchte. Ich weiß einfach nicht wie ich es dir sagen soll… Es ging mir nie nur um Sex Minpha, zumindest nicht mit dir… Viel wichtiger war diese Vertrautheit, dein Lachen, die Art wie du mich ansiehst, von dir berührt zu werden, das Gefühl, dass du mich Verstehst und die Sicherheit, die du mir gibst. Der Sex war großartig, aber wenn ich ehrlich bin, war es immer nur ein Vorwand, um dir so nah sein zu können, mit dir Zeit zu verbringen. Vermutlich wäre es besser gewesen, wenn ich es früher zugegeben hätte…“, es fiel Koichi nicht leicht die richtigen Worte zu finden. Einen Moment sagte keiner von ihnen etwas. Sie sahen sich einfach nur an. „Koichi ich habe leider absolut nichts was ich dir jetzt geben kann…“, brach Minpha schließlich das Schweigen. Er zog Minpha in eine feste Umarmung. „Küss mich. Das ist das einzige Geschenk, dass ich wirklich möchte.“ Minpha zögerte nicht mehr. Zum ersten Mal küsste er Koichi völlig bewusst als seinen Freund. Es war egal, dass Yutori jederzeit nachhause kommen konnte. Es war egal, dass Minpha einen Schlafanzug trug und es sicher nicht so abgelaufen war wie es sich Koichi vorgestellt hatte. Das Einzige, was wirklich wichtig war, war dass sie jetzt zusammen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)