Usage of Gillyweed von Orophin ================================================================================ Kapitel 1: Der Kraken im Großen See ----------------------------------- Kapitel 1 Der Kraken im Großen See     Als ihm sein Kopf nach vorne fiel, wurde dem jungen Magier gewahr, dass er gerade beinah über seinem Aufsatz eingeschlafen war. Reflexartig richtete er sich auf und vermied so, dass seine Stirn auf die Tischplatte knallte. Sein erster Blick galt seinem Umfeld. Unsicher sah er sich um. Niemand schien Notiz von ihm zu nehmen. Jedoch konnte er nicht verhindern, dass ihm die Hitze ins Gesicht schoss und sich diese unschönen roten Flecken auf seinen Wangen bildeten. Hastig griff er nach seiner Feder, die er glücklicherweise vorausschauend in seinem Tintenfass hatte verweilen lassen. In der Bibliothek war es still - bis auf das gelegentliche Kratzen der Kiele oder dem Rascheln einer Buchseite - dass man einen Bowtruckle hätte husten hören können. In wenigen Tagen war der Aufsatz für Professor Binns fällig. In der Klasse beschäftigten sie sich schon das zweite Jahr mit dem Thema Hexenverfolgung, jedoch trennten sie nur noch wenige Seiten des Schulbuches von der Renaissance und somit auch von den beginnenden Koboldaufständen im 16. Jahrhundert. Der Gipfel dieses, sich wie ein Blaskaugummi dahinziehenden Themas, war der Aufsatz über Wendeline die Ulkige, den er und Lily in den letzten Ferien hatte schreiben müssen. Die Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpressend begutachtete er die Überschrift seines Aufsatzes abermals. Der magische Rat und die Häresie: Reformationen der magischen Gesellschaft im Spätmittelalter. Grübelnd fuhr er sich mit seinem Federkiel über den Nasenrücken und warf ein weiteren Blick in das Lehrbuch für die Geschichte der Zauberei, ehe er seine Ausführungen fortsetze: Burdock Muldoon, Vorsitzender des magischen Rates im 14. Jahrhundert, verurteilte die philosophisch-theologischen lateinischen Schriften Wyclifs und den Einfluss des magischen Ratsmitglied auf den Aufstand der englischen Bauern um 1381. Dieser Skandal gipfelte in der Verbrennung der Gebeinen des als häretisch verurteilten Magiers um 1428. Häufig wurden... Eine nach Atmen ringende Stimme riss ihn aus seinem Gedankenfluss: „Das ist unglaublich Sev!" Ehe er jedoch hatte aufsehen können, lag eine Ausgabe der „Transfiguration Today“ vor seiner Nase auf dem Tisch ausgebreitet. Die Titelseite beschäftigte sich mit allerlei Themen. Der Leitartikel lautete:  „Lycanthropy vs. Werewolfry: Arsenius Jigger erklärt welcher Ausdruck Werwölfe besser beschreibt“, während die anderen Artikel sich um Ilvermony, Animagi oder Metamorphmagi drehten*. „Stimmst du mir also jetzt doch bei meiner Theorie zum Thema Lupin zu?“, brachte der schwarzhaarige Hexer triumphierend hervor, wobei er seine Aufmerksamkeit nun der jungen Dame widmete, die – immer noch schwer nach Luft schnappend - über ihm gebeugt dastand. „Du spinnst doch! Nein! Godric Gryffindor, Sev!“, brachte sie keuchend hervor, ihre Hände in die Hüfte stemmend: „Er ist der Kraken im Großen See! Er ist ein Animagus!“ Ihr letzter Satz zog die Aufmerksamkeit der grimmigen Bibliothekarin Pince auf sich, die Lily mit einem „Psssst“ zur Ruhe mahnte. Für einen Moment hatte Severus Schwierigkeiten zu entscheiden was ihn im Moment mehr irritierte: Lilys schmales aber unleugbar schönes De­kolle­té direkt auf Augenhöhe zu seiner Linken oder ihre kryptischen Aussage über einen der Gründerväter Hogwarts. Da er keine Lust hatte ein weiteres Mal in so kurzer Zeit zu erröten, zwang er sich, seinen Blick, entgegen der Absicht schlichterer Instinkte, wieder der Zeitung vor sich zuzuwenden. „Und das hast du gelesen? In dieser Zeitung?“, raunte er ihr im Flüsterton zu. Schwungvoll ließ sie sich neben ihm auf einem der Stühle nieder und lehnte sich zu ihm hinüber „Nein. Ich habe Black und Lupin mit dieser Ausgabe im Gemeinschaftsraum erwischt und zur Rede gestellt. Kam mir direkt so merkwürdig vor. Black und freiwillig lesen.“ Sie schenkte ihm ein Schmunzeln. Er kam nicht umhin es zu erwidern. „Und dann haben sie ausgepackt, Sev, die ganze Geschichte. Und jetzt kommt der Punkt.“ Mit ihren Ellenbogen zog sie sich am Tisch noch ein Stück näher an ihren Kindheitsfreund heran und tuschelte ihm verschwörerisch ins Ohr: „ Wir müssen schneller sein! Sie planen irgendwas. Wir müssen den Kraken warnen. Die Rumtreiber haben bestimmt nur wieder Unsinn im Kopf.“ Die unerwartete Nähe zu der rothaarigen Schönheit machte den Slytherin unaufmerksam. Ein schiefes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er sich ein Teil seines schwarzen Haares aus dem Gesicht, hinter sein Ohr strich, um die Hexe besser betrachten zu können. Nur um wenige Inch hatte sein Handgelenk dabei sein Tintenfass verfehlt, was die Hexe veranlasste belustigt zu glucksen. „Was ist los mit dir Sev? In den letzten Wochen wirkst du immer so abwesend.“ Der Angesprochene schüttelte abrupt seinen Kopf, konnte aber nicht vermeiden, dass sich seine Wangen schon wieder fleckig rot färbten. „Nein..Nein, alles in Ordnung! Wenn ich dich richtig verstanden habe, Lily, möchtest du im Großen See nach dem Kraken suchen? Weil du meinst er ist ein Animagus und du hast Angst, dass die Rumtreiber ihm schaden könnten?“ Sein Ton schwamm geradezu im Spott, jedoch nahm seine Sitznachbarin keinen Anstoß daran und nickte überzeugt. „Ganz genau. Und du hast die Ehre mich zu begleiten.“ Sie strahlte ihn an. Sofort schämte er sich für seine Zweifel. Wieder stockte der Slytherin und wenn es ihm überhaupt möglich gewesen wäre, hätte er sie nun noch ungläubiger angesehen. „Nun schau doch nicht so als hättest du gerade das erste Mal einen Geist gesehen. Wir schwänzen das Spiel Ravenclaw gegen Slytherin - Jetzt tu doch nicht so! Du machst dir doch eh nichts aus Quidditch – und drehen stattdessen eine Runde im See“, führte die Hexe aufgeregt aus, bemüht die Stimme möglichst gesenkt zu halten. Aufgeregt zupfte sie am Ärmel seines Umhanges herum. „Die Grindelohs und die Wassermenschen werden erfreut sein dich zu sehen.“ Diese irrsinnige Idee, gepaart mit der Tatsache, dass der Duft von Lilys Haaren und ihre nahen Sommersprossen ihm wirklich zu schaffen machte, brachte ihn dazu, wiederum triefend sarkastisch auf ihren Vorschlag zu reagieren. Zu allem Überfluss griff sie dann auch noch nach seiner mittlerweile recht verschwitzen Hand. „Wir können doch zaubern! Und was bringt es einem denn sonst mit dem begnadetsten Magier im ganzen Jahrgang befreundet zu sein?“ Ihre Blicke kreuzten sich. Seine dunkle Iris beinah gänzlich von seiner Pupille verdrängt, ihre grünen Augen aufflammend vor Abenteurerlust. „Bitte Sev“, fügte sie nach wenigen Herzschlägen hinzu. „ ….Na gut. Ich werd' sehen, wie ich dir helfen kann.“ Am liebsten hätte er sich die Haare gerauft! Schon wieder eine Dummheit die er ihr nicht hatte abschlagen können. Nun war sie es, die ihm ein triumphierendes Lächeln schenkte. „Du bist der Wahnsinn, Sev! Ich muss jetzt weiter zu Alte Runen. Wir sehen uns ja heute Abend in Astronomie.“ Und so schnell wie der Wirbelwind Lily Evans an seinem Tisch erschienen war, war sie auch schon  wieder aus der Bibliothek verschwunden - jedoch nicht, ohne sich noch einen mahnenden Blick von Madam Pince einzuhandeln. Seufzend legte der Slytherin seinen Kopf auf der Tischplatte ab. Wozu hatte er sich da bloß wieder breitschlagen lassen?   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)