Usage of Gillyweed von Orophin ================================================================================ Kapitel 5: Sir Luckless -----------------------   Kapitel 5 Sir Luckless Der nächste Morgen kam ausgesprochen unerwartet. Vom lauten Gepolter seiner Zimmergenossen geweckt, aber eigentlich noch viel zu müde zum Aufstehen, quälte Severus sich aus seinem Bett, zog sich schläfrig an und stolperte aus dem Schlafsaal. Den vergangenen Abend hatte er auf die Einladung Averys hin in dessen Gesellschaft, zusammen mit Rosier und Mulciber verbracht. Avery hatte ihm die Wahrheit gesagt, was die Absichten der drei betraf. Nach anfänglichen verbalen Attacken gegen ihn und seine “Schlammblut-Perle” - alles in allem harmlose Beleidigungen und nichts im Vergleich zu den Späßen der Rumtreiber – hatte Rosier ihn in ernstem Ton gefragt, wie es um seine Leistungen in Verteidigung gegen die Dunklen Künste stehe. Das war jedoch nur der Aufhänger zu einem langen Gespräch, das sich vor allem um die bislang wenig publiken aber unbestreitbar vorhandenen Talente des jungen Severus drehte. Nach und nach konnte er seine Unsicherheit ablegen und der Abend, der zur Nacht wurde, war in seiner Erinnerung wie ein Rausch von Anerkennung und Bewunderung. Viel Später als normal hatten sie sich von den bequemen Sofas im Gemeinschaftskerker in den Schlafsaal zurückgezogen und auch dort erst nach einiger Zeit die Lichter gelöscht. Severus hatte selbst dann noch lange mit offenen Augen dagelegen und fand keinen Schlaf, ganz benebelt von dem Rückenwind, den sein Ego soeben erfahren hatte. Am heutigen Morgen jedoch nagte eine Art Schuldbewusstsein an ihm. Lustlos stocherte er in seinem Frühstück herum und auch sein Kürbissaft blieb bisher unberührt. Natürlich hatte Lily ihm gegenüber betont, wie wichtig es für ihn sein würde, endlich Freunde in Hogwarts zu finden. Mit einem lang gezogenen Seufzer stieß er seinen Teller von sich und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Decke der großen Halle. Diese wurde, ganz genau wie der Himmel draußen, von einem strahlenden Blau dominiert. Kein Wölkchen wollte dieses Szenario trüben, ganz zur Freude seiner nächtlichen Gesprächspartner, die sich unlängst aufgemacht hatten um entweder als Spieler oder als Zuschauer dem heutigen Quidditch-Spiel beizuwohnen. Sein Blick wanderte zu den beiden Torflügeln, am jenseitigen Ende der Haustische. Wieder wurde die große Halle um eine Schar Schüler reicher. Bei jedem rötlichen Schimmer von Haaren fühlte Severus sein Herz aufgeregt hüpfen. Die Enttäuschung setzte jedes mal unumwunden sein, wenn er er erkannte, dass es wieder nicht Lily war. An seinem Platz am Tisch der Slytherin sitzend, sprach er sich nochmals Mut zu, das vergangene nächtliche Treffen mit seinen Hauskameraden ihr gegenüber einfach unerwähnt zu lassen. Es würde sie nur unnötig beunruhigen. Die Mitglieder der anderen Häuser hatten schon immer Schwierigkeiten gehabt das feingliedrige Sozial-System im Haus der Schlange nachvollziehen zu können. Endlich erschien der richtige, schon sehnsüchtig erwartete Rotschopf. Lily kam nicht alleine, wie Severus erschrocken bemerkte. Sie wurde flankiert von zwei ihrer Freundinnen. Severus kannte beide nicht näher, war sich aber ziemlich sicher, dass die eine von ihnen Alice hieß. Lily bemerkte ihn, wie er da lang aufgerichtet auf der Bank am Tisch saß und ihnen mit Stielaugen entgegensah. Sie winkte ihm freudig zu, was ihr sofort den Spott ihrer beiden Begleiterinnen einbrachte. Alle drei gerieten kurz in eine hitzige Diskussion - Severus verdrängte den naheliegenden Gedanken, dass es dabei um ihn und seine nicht oder eben doch wünschenswerte Gesellschaft ging. Schließlich wandte sich Lily mit einem Ruck von den beiden Lästermäulern ab und strebte entschieden in seine Richtung. Die zwei jungen Frauen blieben kopfschüttelnd zurück und warfen ihm finstere Blicke zu, einig in ihrer Ablehnung. Severus dachte fieberhaft über die besten Worte zur Begrüßung nach. Was würde am wenigsten Verdacht wecken, dass er etwas zu verbergen versuchte? Was könnte er über diese beiden Ziegen aus Lilys Haus sagen, dass ihr ein Lächeln auf ihr grimmig entschlossenes Gesicht zaubern könnte? Seine Gedanken waren am rotieren – auch noch, als die Gryffindor ihn mit einem knappen „Hallo Sev“ begrüßte, ihn ohne Umschweife am Arm fasste und ihm wenig freundlich „Lass uns gehen“ zu zischte. Völlig überrumpelt ließ sich der so abgeschleppte im Stechschritt aus der großen Halle führen, hinaus auf den Hof vor dem hoch aufragenden Uhrenturm. „Lily...?“ Severus versuchte sich Gehör zu verschaffen. Die junge Frau schien erst durch diesen zaghaften Versuch, sie anzusprechen an Schwung zu verlieren. „Lily, ist alles in Ordnung?“ Sie blieb stehen, ließ seinen Arm los und rückte die Tasche zurecht, die ihr schon halb von der Schulter, bis in die Armbeuge gerutscht war. „Ja ja, alles ist gut. Entschuldige, dass ich dich so überfallen habe.“ Das Mädchen sah wirklich betroffen aus. „Hast du Töne, diese beiden Lästerschwestern sollen lieber mal ihren eigenen Freundeskreis kritisch betrachten, bevor sie sich erlauben, den meinen zu verurteilen!“ Der eben abflauende Zorn kehre als neuerliche Rötung in ihr Gesicht zurück. „Ach vergiss die beiden doch, Lil'.“ Severus war viel zu erleichtert, dass sie ihm nicht auf den Zahn fühlte, um sich von ihrem gerechten Zorn mitreißen zu lassen. „Möchtest du gar nichts frühstücken? Ich meine.. wir sollten bei Kräften sein für das, was du geplant hast.“ Er spürte, wie er bei der Vorstellung um ein paar Daumen breit größer wurde, dass Lily ihn als Kameraden für ihr Abenteuer ausgewählt hatte. Nicht Alice, nicht Lupin und auch nicht Potter. Ihn. Lily schmunzelte. „Sicher, dass DU ausreichend gestärkt bist, Sev? Du grinst, als würde dir eine ganze Packung Schokofrösche Zucker fehlen.“ Beide lachten, Severus verlegen aber glücklich, Lily ausgelassen amüsiert. „Was hast du denn da alles drin?“ Der Slytherin zeigte auf die Umhängetasche an Lilys Seite. Sie folgte dem Finger und stopfte hastig ein rosa glänzendes Bändchen zurück ins Innere. Sie winkte ab. „Badezeugs und so...“ Der junge Zauberer wusste nicht recht, was sie damit meinte, nickte aber verstehend. „Komm schon.“ Die Hexe hielt ihm doch tatsächlich die Hand hin. „Gehen wir.“ Severus überlief ein Schauer, als er all seinen Mut sammelte und seine knochige Hand an ihre warmen, weichen Finger hielt. Er war ihr so nah! Sie schaute ihn von der Seite stirnrunzelnd an, schloss ihre Hand um seine, stapfte entschlossen los und zog ihn mit sich. Wenige Minuten später erreichten sie so das Ufer des Sees. Ruhig und trübe lag er vor ihnen. Kleine Wellen kräuselten seine Oberfläche und plätscherten gegen das schmale aber sandige Ufer. Die Gryffindor und der Slytherin überwanden die knorrige Wurzel einer Weide, die sich an die höhergelegene Böschung krallte und gelangten so direkt ans Wasser. Der Sandstrand lag etwas unterhalb der bewaldeten Eben darüber und der Höhenunterschied zusammen mit dem dicht bewachsenen Waldrand boten einen ordentlichen Sichtschutz zur Schule hin. Severus wusste nicht genau, wie es jetzt weitergehen würde. Er konnte sich ja schlecht hier und jetzt einfach des Umhangs und seiner Sachen entledigen, bis er nur noch in Shorts dastand. Fragend sah er zu Lily, die eben ihre Tasche über den Kopf zog und nun leise fluchend ihre Lockenpracht aus den Schnallen und Ösen zu befreien suchte. Rasch trat er zu ihr. „Warte, ich helf' dir...“ Erst wollte sie ihn anfahren, weil sie keine Hilfe benötige, das sah er ganz deutlich in ihren funkelnden Smaragd-Augen. Etwas in seinem Gesicht ließ sie jedoch innehalten. Ganz handzahm hörte sie auf, an Tasche, Haaren und ihrem Umhang zu zerren und hielt statt dessen nur ihre Tasche in Brusthöhe fest, um den Zug an ihren Locken zu lockern. Mit aller Ruhe, die er aufbringen konnte, sortierte Severus Letztere auseinander. Übervorsichtig entknotete er Strähne für Strähne aus den beiden Ösen, die so vollständig damit eingewickelt waren. Er stand sehr nah bei ihr. Severus spürte wie seine Finger schwitzig wurden. Konnte er nicht leiser atmen? Sie musste jeden Atemzug von ihm unangenehm im Nacken spüren. Gleich hatte er es geschafft. Sie würde froh sein, dass er endlich damit fertig war. „Danke...“ Sie flüsterte beinah. Täuschte er sich oder war ihre Stimme genauso unsicher angespannt, wie er sich fühlte? Mit einem lauten „Plumps“ fiel die Tasche zu Boden und der Moment war vorbei. „Sag mir noch einmal, wie toll diese Haare sind, Sev.“ Sie gluckste. „Wenn du eine Eule gefunden hast, darfst du sie behalten.“ Severus trat einen Schritt zur Seite, musste aber unwillkürlich auch lächeln. „Ich wollte dir schon immer auf diesem Weg schreiben.“ Lily wurde wieder ernst. „Severus, wir müssen uns umziehen.“ Der Satz traf den jungen Mann unerwartet. Er brachte nur ein heiseres „Ok“ heraus. Er starrte sie an. Lily hob eine Braue. „Sev, du starrst mich an.“ - „Ja...“ Er räusperte sich, riss sich zusammen und straffte sich. „So wahr mein Name Sir Luckless ist, werde ich versprechen nicht zu spinksen.“* Ein kleines Schmunzeln huschte über seine Züge als er sich an eine hakelige Verbeugung wagte, ehe er Lily seinen Rücken zudrehte. Das Rascheln ihrer Kleidung wurde von einem Kichern begleitet. „Sir Luckless“, wiederholte die Hexe, jedoch wurde ihre Stimme von dem Kleidungsstück gedämpft, dass sie sich wohl gerade über den Kopf zog. Aus seinem Augenwinkel heraus konnte Severus einen kurzen Blick auf ihre nackten Beine erhaschen. „Falls du deine Amata am Grunde dieses Sees finden solltest, gebe ich euch meinen Segen.“ „Die habe ich schon vor geraumer Zeit gefunden.“ Seine Stimme, kaum mehr als ein leises Säuseln, kam ihm nur zittrig über die Lippen. Eine bleierne Stille legte sich über die beiden Freunde, gefolgt von einem dumpfen Poltern. Bleiern lagen ihm auch seine Eingeweide im Magen. Sein Herzschlag hatte sich mindestens auf die doppelte Geschwindigkeit beschleunigt, während sich seine Kehle zuzog. Du bist so ein Vollidiot!, schalt sich Severus in Gedanken: Warum - bei Merlins verfluchten Eiern - konntest du nicht einfach deinen Mund halten? Doch ehe sich der Schwarzhaarige ein Loch suchen konnte, in dem er versinken könnte, wurde er wieder am Arm gefasst und herum gerissen. „Severus, zum hundertsten Mal: Wenn du so nuschelst, kann dich niemand verstehen.“ Und da stand sie, in nichts weiter gekleidet als in eine Art zweiteiligen pinken Badeanzug, der nur ihre Brüste und einen sehr schmalen Bereich ihres Unterleibs bedeckte und funkelte ihn tadelnd an. Jetzt erkannte er auch das pinke Band, das vorhin aus ihrer Tasche gehangen hatte, wieder. Dieses hielt nun das Oberteil ihres Bikinis als Knoten mit Schleifchen am Rücken und im Nacken an Ort und Stelle. Ihren Zauberstab hatte sie mithilfe eines schwarzen Bandes keck an ihrem linken Oberschenkel fixiert. Der Zauberer schluckte trocken. Er selbst trug noch immer seine schwere, schwarze Robe. Diesem Umstand verdankte Severus, dass die so verborgene Reaktion seines Körpers seine versteinerte Miene Lügen strafte. Der junge Mann versuchte sich an einem ruhigen Lächeln. Man musste ihm wohl dennoch seine unverhohlene Gier angesehen haben, denn Lily wich unwillkürlich einen Schritt vor ihm zurück. „Sev?“ Sofort wirkte sie verunsichert. Sie schlang ihre Arme eng um den Oberkörper und ihre Wangen, gesprenkelt von unzähligen Sommersprossen, waren zart gerötet. Der Blick ihrer grünen Augen bohrte sich in seine Schwarzen. Er verfluchte sich dafür, dass er sich nicht besser im Griff hatte, doch sorgten ihre leicht geöffneten Lippen und ihre glühenden Wangen dafür, dass sich die Spannung in ihm nur noch verstärkte. „Hm?“ „Was...was hast du eben gesagt?“, fragte die Hexe in einem ungewohnt schüchternen Ton fast unhörbar. „Ach..das war nichts wichtiges.“ Wieder schwiegen die Beiden. Als er die dröhnende Stille zwischen ihnen nicht länger ertrug, begann er an den oberen Knöpfen seiner Robe zu nesteln. Bemüht um eine lockere Stimmung sprach er das erste aus was ihm in den Sinn kam: „Der ist von Petunia, oder? Ich kann mich daran erinnern, dass sie damit im Garten lag.“ „Du kannst dich bestimmt noch an den Schrei erinnern, den sie ausgestoßen hat, als sie dich im Garten entdeckt hat.“ „Oh ja..“, verlegen kratzte sich der Magier an der Stirn und hielt für einen Moment in seinem Bestreben inne, seine Schulkleidung weiter abzulegen. „Dein Dad war ganz schön sauer auf mich an diesem Tag. Ich konnt' ja nicht wissen, dass sie da war.“ Mit einem liebreizenden Lächeln überwand die Hexe die gedrückte Stimmung zwischen ihnen und fuhr fort. „Gut, dass du einfach dicht gehalten hast. Bis heute weiß Daddy nicht, dass du eigentlich über die Garage in mein Zimmer wolltest.“ So wie die Hexe es aussprach, klang es nach etwas wunderbar verbotenem. Tatsache war jedoch, dass Severus häufig entweder über die Rankhilfe des Efeus im Vorgarten oder über die Garage in eines ihrer Zimmerfenster eingestiegen war. Ganz besonders oft kam dies vor, wenn sein Vater wieder mal einen seiner Jobs verloren hatte und Severus es zu Hause nicht mehr ausgehalten hatte. Lily trat näher zu ihm und machte Anstalten, ihm beim Öffnen der letzten verbliebenen Knöpfe, nur knapp über seiner Taille, zur Hand zu gehen. Er unterdrückte ein Keuchen und schob ihre Finger rasch bei Seite. „Ich mach schon.“ Sie hatte wieder zu ihrem alten Selbstbewusstsein gefunden, soviel war sicher. Er ließ gerade die Schulrobe zu Boden gleiten und hatte dabei das Vergnügen ihre dabei zusehen zu dürfen, wie sie zurück zu ihrem, fein säuberlich gestapelten Haufen Kleider ging. Sie bückte sich zu ihren Sachen– er vergaß zu atmen – und fummelte aus der Tasche ihres Umhangs die Phiole mit dem Dianthuskraut hervor. Mit wehenden Haaren wirbelte sie wieder zu ihm herum und hielt das Fläschchen in seine Richtung.   „Wehe du kneifst“, mahnte sie ihn, als sie den Korken löste, das Dianthuskraut entnahm und dieses in zwei Portionen teilte. Der Slytherin hatte zwischenzeitlich hektisch seine restliche Schulkleidung abgelegt und stand nun in kurzer Hose - einer alten, kurz geschnittenen Arbeitshose seines Vaters mit vielen Taschen - und einem grauen T-Shirt - ebenfalls ein abgetragenes Stück seines Erzeugers - da und riss sich eilig die schwarzen schweren Stiefel von den Füßen. „Bestimmt nicht“, beteuerte er. Als er seine Socken in den Schäften seiner Stiefel verstaute, drückte ihm Lily seine Hälfte des schleimigen Krautes in die Hand. Ohne zu zögern stopfte sich die Hexe ihren Anteil in den Mund und rief dabei wenig verständlich: „Godric Gryffindor! Wir kommen!“ Mit vollem Mund, kauend, dabei vor Freude lauthals kreischend, stürzte sich Lily in den See. Nach wenigen kräftigen Schwimmschlägen hatte dieser sie verschluckt. „Wehe du kneifst“, wiederholte Severus sich selbst ermahnend ihre Worte und flößte sich dabei das Dianthuskraut ein. ________________________________________________________ * = Sir Luckless ist eine Figur aus dem Märchen „Der Brunnen des wahren Glücks“ aus den Märchen von Beedle dem Barden (ca. Seite 23). Sir Luckless, jemand den man wohl als Versager bezeichnen würde, macht sich mit drei Hexen ( Asha (Krank), Altheda (Arm) und Amata (Herz gebrochen)) an den beschwerlichen Anstieg um zum Brunnen des wahren Glücks zu gelangen. Die Hürden die ihnen dabei gestellt werden, lassen die vier nach und nach erkennen, dass sie die Macht des Brunnen nicht brauchen. So ist es Sir Luckless, ein Muggel, der schlussendlich als Auserwählter im Brunnen baden darf. Als er aus dem Brunnen steigt, trunken von diesem Triumph wirft er Amata seine rostige Rüstung zu Fußen und bittet sie um ihre Hand. Falls ihr das Buch nicht zur Hand haben solltet ( https://www.youtube.com/watch?v=RS86vFKuRwQ ) ← Nicht gesponsert :D Ich kenn die Dame nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)