Balance Defenders von Regina_Regenbogen ================================================================================ Kapitel 13: Letzte Chance - Vorbei ---------------------------------- Letzte Chance – Vorbei! „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ (Sprichwort) Allmählich wurde Serenas Atmung wieder regelmäßiger und weniger flach. Es blieb die Sorge, ob sie wieder zu sich kommen würde, denn das Bewusstsein hatte sie noch nicht wiedererlangt. Schließlich wurde sich Secret der immer noch bestehenden Gefahr wieder bewusst. Selbst wenn Serenas Ausstoß negativer Energiewellen ein Ende gefunden hatte, würden die Schatthen durch diesen Wandel nicht sofort die Fährte verlieren. Den anderen seine Bedenken mitzuteilen, hatte gerade wenig Sinn. Daher versuchte er zunächst, seine eigenen Gedanken zu ordnen. Den Teil dieses Ortes, an dem sie sich momentan befanden, kannte Secret nicht. Er wusste nicht, wohin sie sollten, wo es einen Ausgang gab. Ob es einen Ausgang gab. Wie Ratten in einem Versuchslabor. Zwar konnte er nicht sagen, woher der Gedanke kam, aber mittlerweile war er an diese plötzlichen Eingebungen gewöhnt. Er versuchte, den Gedanken zu verfolgen. Auch sie rannten und rannten, gehetzt von Schatthen und anderen Gefahren. Aber sie konnten nicht aus ihrem Gefängnis entkommen, weil sie sich in vorgegebenen Bahnen bewegten. Es galt, aus diesem System auszubrechen. „Was denkst du?“ Justin war neben ihn getreten. Secret antwortete mit gesenkter Stimme. „Die Schatthen sind uns bereits auf der Spur.“ Sorgenvoll sah Justin ihn an. „Ich glaube nicht, dass Serena transportfähig ist.“ „Darum geht es nicht.“, entgegnete Secret. Zwischen seinen Augenbrauen bildeten sich Denkfalten. „Egal, wie weit wir kommen, wir werden keinen Ausgang finden. Das hier ist nicht darauf ausgelegt.“ Justin nickte. „Diese Räume folgen nicht den natürlichen Gesetzen. Ob Boden oder Wände, irgendwie ist das Material fähig, sich umzuformen. Vielleicht nicht an allen Stellen, aber zumindest an bestimmten Schnittpunkten zwischen den einzelnen Bereichen. Es gibt sozusagen Verbindungen zwischen den Räumen. Vielleicht brauchen sie ein bestimmtes Signal um aktiviert zu werden.“ „Wir wollen mithören!“, rief Vivien. Justin und Secret traten wieder näher zu den anderen. „Mit der Ohnmächtigen kommen wir nicht weit.“ Vitali klang nicht halb so hart, wie er es wollte. „Im besten Fall müssen wir das auch nicht.“, sagte Secret. „Was meinst du?“, wollte Ariane wissen. Secret wies Justin an, seine These zu erläutern. „Vielleicht gibt es in der Nähe einen Ausgang. Also nicht wirklich einen Ausgang. Eher eine Art Verbindung nach draußen.“ „Hä?“ machte Vitali. „Wir suchen einen Link, der uns nach draußen bringt?“, fragte Vivien. „So ähnlich.“, stimmte Justin zu. „Aber wir wissen nicht, wie dieser Link aussieht und wie man ihn aktiviert und ob er sich überhaupt in der Nähe befindet.“ „Ich kapier gar nichts.“, meinte Vitali. „Sie denken, es gibt eine Art Portal, das wir finden und aktivieren müssen.“, erklärte Ariane. „Das hier waren Gehirnwäscheräume.“, sagte Secret. „Es würde Sinn ergeben, wenn es hier eine Verbindung nach draußen gäbe.“ Ariane erhob sich. „Dann sollten wir uns auf die Suche machen.“ „Jemand muss bei Serena bleiben.“, sagte Vivien. Vitali stand auf. „Jemand, der sie aus der Gefahrenzone bringen kann, wenn es darauf ankommt.“, fügte Justin hinzu und sah Vitali an. Vitali zog kein begeistertes Gesicht. Er seufzte und wehrte sich nicht gegen die Entscheidung. „Meinetwegen.“ „Danke.“, sagte Justin. „Wir sollten in Zweier-Teams gehen.“ Vivien schloss sich Justin an. Ariane und Secret suchten in der anderen Richtung. Vitali blieb mit Serena zurück. Er hätte sowieso nicht gewusst, nach was er hätte suchen sollen. Er seufzte und schaute auf Serena, die in dem gespenstischen Schein der Spiegelsplitter noch blasser aussah. „Du könntest mal wieder aufwachen.“ Er sah sich nach den anderen um, die in den Bereich gelaufen waren, der durch ein paar größere Spiegelreste noch besser beleuchtet war. Plötzlich hörte er jammernde Geräusche von Serena kommen. Er lehnte sich näher zu ihr. „Hey. Passt dir vielleicht nicht, aber du musst mit mir vorlieb nehmen.“ Er bemerkte, dass sie zuckte, als habe sie einen Albtraum. „He.“, machte er nochmals und griff nach ihrem Handgelenk. Zumindest hatte ihre Haut aufgehört, ihn zu verbrennen. Ein Knacken ließ ihn aufhorchen. Er hatte das seltsame Gefühl, das Licht in dem Bereich rechts von ihm wäre weniger geworden. Lag wohl an der Nachtsicht. Serena winselte noch stärker. Dieses Mal beugte er sich über sie und erkannte, dass sie wieder zu Bewusstsein gekommen war. „Hey!“ Seine Wortgewandtheit ließ vielleicht zu wünschen übrig, aber er war einfach froh, dass sie zu sich gekommen war. „Willkommen zurück!“ In ihren Augen stand Angst und er begriff, dass sie versuchte, ihren Arm nach ihm auszustrecken. Es war ihm zwar peinlich, aber er griff nach ihrer anderen Hand. „Ich bin ja da.“, presste er knarzig hervor und vermied ihren Blick. Er hatte keine Ahnung, wie er sie beruhigen sollte. Wieso hatten die anderen ausgerechnet ihm diese blöde Aufgabe übertragen müssen! Serena war bestimmt nicht froh, ihn als erstes zu sehen. Da fiel ihm ein, dass Serena sich vielleicht wunderte, wo die anderen waren. „Die anderen suchen einen Ausgang. Die sind bald wieder da.“, erklärte er und sah sie wieder an. Serena hatte etwas Drängendes in ihrem Blick, als wolle sie ihm etwas Wichtiges mitteilen. In diesem Moment hörte er erneut dieses Knacken. Secret stockte in der Bewegung. „Sie sind hier.“ Ariane kam nicht dazu, nachzufragen, was er gemurmelt hatte. Secret wirbelte herum: „Schatthen!“ Vitali starrte entsetzt in Secrets Richtung. Dann erst begriff er, dass die Bedrohung nicht aus der Richtung der anderen kam, sondern von dem Bereich, aus dem er das Knacken gehört hatte. „Keine Zeit zum Ausruhen.“, sagte er zu Serena und versuchte, sie auf die Beine zu bekommen. Das gestaltete sich allerdings schwierig, da Serenas Beine ihr Gewicht nicht halten konnten. Vitali fluchte. Er sah über Serenas am Boden kauernden Körper hinweg in die Dunkelheit. Nur der fahle Schimmer der Spiegelsplitter spendete etwas Licht, doch dieses schien nach und nach zu erlöschen. Secret war gerade im Begriff, zu Vitali zu rennen, als Ariane ihn aufhielt. „Wieso zerstören sie die Spiegelsplitter?“, fragte sie ihn. Er begriff nicht. „Die Schatthen. Sie machen die Splitter kaputt.“, begehrte Ariane nochmals auf. „Vielleicht damit wir sie nicht sehen.“, gab er knapp zurück. Ariane schüttelte den Kopf. „Die Spiegel sind wichtig!“ In diesem Moment kam Vivien zu ihnen gerannt. Sie und Justin hatten sich aufgeteilt. „Wir müssen den Ausgang finden.“, rief sie. Secret sah Ariane an. „Die Spiegel.“, sagte er, als würde er eine Rückversicherung von ihr einholen wollen. Ariane nickte. Secret sah sich um. Nicht weit entfernt stand ein mannshoher Überrest eines Spiegelsaals. Ohne zu zögern, lief er darauf zu. Er versuchte, sich zu konzentrieren, in der Hoffnung, seinen sechsten Sinn vielleicht einmal willentlich einzusetzen. Dann spürte er das Pochen in seinem linken Oberarm. Das konnte er jetzt gar nicht gebrauchen. Ariane erklärte Vivien derweil: „Wir müssen den Spiegel irgendwie aktivieren.“ Secret hielt inne. Wie von einer plötzlichen Eingebung geleitet, entfernte er den Verband von seiner Wunde. „Was tust du?“, fragte Ariane. Er antwortete nicht. Die schwarzen Adern auf seinem Oberarm pulsierten. Er streckte seinen verwundeten Arm aus, legte seine Handfläche auf die Spiegeloberfläche und schloss die Augen. Ariane und Vivien erschraken. Secrets Wunde entwickelte plötzlich ein Eigenleben. Als wäre das Licht des Spiegels auf sie übergegangen, schimmerte sie in dem blassen Licht. Das Leuchten schoss mit einem Mal zurück in den Spiegel. Im nächsten Moment wurden sie geblendet. Fassungslos erkannten sie, dass der Spiegel nun ein taghelles Licht ausstrahlte. „Geht durch.“, sagte Secret. „Ich halte die Schatthen auf.“ Bevor sie noch irgendwas sagen konnten, rannte er in die Richtung von Vitali und Serena. Derweil hatte Justin Vitali erreicht und half dabei, Serena zu bewegen. Sie kamen nur schleppend voran und wussten nicht, wie viel ihnen das helfen würde. In diesem Moment kam ihnen Secret entgegen. „Lauft zu dem Licht.“, befahl er und baute sich hinter ihnen auf. „Was hast du vor?“, rief Justin. „Ich komme nach.“, antwortete Secret. Sie hatten keine Zeit sich länger damit zu beschäftigen, was er damit meinte. Sie schleiften Serena weiter mit sich. Die Schatthen schienen begriffen zu haben, dass ihre Taktik, die Spiegelsplitter zu zerstören nicht aufgegangen war, denn sie wurden nun in dem Licht der Splitter sichtbar. Secret wusste aus unerfindlichen Gründen genau, was er zu tun hatte. Er machte eine entschiedene Armgestik. Die Bewegung kam fast schon reflexartig, als sei sie von etwas in ihm gelenkt. Von etwas, das vielleicht zuvor durch die gleiche Blockade unterdrückt worden war wie seine Gefühle. Doch dieses Hindernis war eingerissen worden. Wie von einer unsichtbaren Kraft erfasst, wurden drei Schatthen durch die Luft zurück in die Finsternis katapultiert. Secret wiederholte seine Armbewegung und schleuderte zwei weitere hinfort. Ungläubig verfolgten Ariane und Vivien Secrets Kräfteeinsatz. Glücklicherweise hatten Justin und Vitali nichts davon mitbekommen, so konzentrierten sie sich allein darauf, Serena zu dem leuchtenden Spiegel zu bekommen. Secret schnappte nach Luft. Kein Schatthen war mehr zu sehen. Er drehte seinen Kopf von der einen zur anderen Seite und wirbelte herum. „Sie umzingeln uns!“, brüllte er und rannte los. Vivien eilte Vitali und Justin das letzte Stück entgegen und half ihnen, die letzten Schritte zu dem Spiegel hinter sich zu bringen. „Geh du vor.“, sagte sie zu Vitali und wandte sich an Justin. „Nimm du Serena.“ Hintereinander verschwanden die drei in dem Spiegelportal. Vivien drehte sich zu Ariane. „Ich warte auf Secret.“, sagte Ariane entschieden. Vivien nickte. Sie durfte nicht riskieren, dass Justin und Vitali aus Sorge nochmals zurückkamen. Sie lief durch das Portal. Alles wirkte für Ariane wie in Zeitlupe, Secret schien noch so schrecklich weit entfernt. Sie verfolgte, wie er erneut seine Armbewegungen ausführte, dieses Mal zur Seite. Sie konnte allerdings nicht sehen, welchen Effekt dies hatte. Nur noch ein paar Meter. Plötzlich trat Entsetzen in Secrets Gesicht. Sie sah noch den Ansatz einer Armbewegung, dann wurde sie mit einem enormen Druck durch das Portal geschleudert. Nur Sekundenbruchteile später zertrümmerte der Schatthen, der jenseits von Arianes Blickfeld hinter dem Spiegelportal aufgetaucht war, die letzte Chance auf ein Entkommen für Secret. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)