Balance Defenders von Regina_Regenbogen ================================================================================ Kapitel 82: Halloweenparty --------------------------   Halloweenparty   „Niemand ist der, für den ihn and’re halten.“ (aus dem Lied ‚Maskenball‘ aus der Schumacher Verfilmung von ‚Das Phantom der Oper‘)   Freitagabend fand die Halloweenparty in der Schulaula statt. Die sechs hatten verabredet, sich vorher bei Serena zu treffen. Vitali hatte zwar protestiert, da für ihn der Weg zu Serena ungefähr doppelt so lang war wie der zur Schule, aber Vivien hatte darauf bestanden. Schließlich war Serenas Mutter ohnehin nicht begeistert gewesen, dass ihre Tochter abends ausging, selbst wenn es sich nur um eine Abiparty in der Schule handelte. Mengen an unbekannten Jugendlichen und eventuell sogar Alkohol, das war ganz und gar kein Ort für ihre Tochter! Und dann auch noch nach Einbruch der Nacht, wo alle möglichen Gestalten herumschleichen konnten! Um Serenas Mitkommen dennoch zu ermöglichen, hatte Vivien ihr daher vorgeschlagen, dass sie alle zusammen zur Schule liefen. Auch wenn Serena nichts gesagt hatte, hatte Vivien ihr die Dankbarkeit angesehen. Eigentlich hatten Erik und Ariane in den Bus, den Vitali genommen hatte, zusteigen wollen, Allerdings war von Ariane keine Spur. Erik schickte ihr eine Kurznachricht. Eine Minute später wurde ihm angezeigt, dass er eine Antwort erhalten hatte.   Sorry, bin noch nicht fertig. Hab Serena schon Bescheid gesagt. Beeile mich.   Sie hatte es also nicht für nötig erachtet, ihn darüber in Kenntnis zu setzen. Erik steckte sein Smartphone wieder weg.   „Mama, ich muss wirklich gehen. Die anderen warten auf mich.“, drängte Ariane und bereute es, ihre Mutter um Hilfe bei ihrer Frisur und dem Make-up gebeten zu haben. Frau Bach war leidenschaftliche Friseuse und Kosmetikerin und eine Gelegenheit, Ariane hübsch zu machen, schien für sie eine Art Weihnachtsgeschenk zu sein. Ariane verzichtete meistens auf Make-up und seit sie fünfzehn war, hatte sie ihrer Mutter die Freude genommen, ihr frühmorgens für die Schule eine besondere Frisur zu machen. „Gut Ding will Weile haben.“, sagte ihre Mutter. „Ich sitze hier schon zwei Stunden!“ „Gut, ich fahre dich zu Serena, dann bist du noch rechtzeitig. Aber jetzt lass mich mein Kunstwerk vollenden.“ Ariane stieß die Luft aus. Dann lächelte sie. Wenige Augenblicke später rief ihre Mutter ein stolzes „Voilà!“ Ariane wusste, dass das bedeutete: sie durfte aufstehen. Ihre Reflexion sah ihr aus dem großen Spiegel über dem Waschbecken entgegen. Sie hatte das glitzernde Augen-Make-up mit dem schwarzen Mascara und dem roséfarbenen Lipgloss zwar schon zuvor gesehen, aber nun in der Kombination mit der Frisur sah es noch beeindruckender aus. Hinter ihr hielt ihre Mutter einen Handspiegel so, dass Ariane ihren Hinterkopf zu sehen: In ihre Steckfrisur waren silberner Draht und glitzernde Perlen eingearbeitet, die hell funkelten und nur von den Ohrringen übertroffen wurden, die ihre Mutter ihr geliehen hatte. „Und? Wie gefällt es dir?“ Ariane konnte ihre Mutter im Spiegel freudig lächeln sehen. „Es ist schon fast zu perfekt.“, meinte Ariane freundlich. „Papperlapapp! Du musst doch ein wunderschönes Aschenputtel sein!“ „Mama, ich gehe nicht als Aschenputtel, sondern als gute Fee.“ Ariane griff nach dem Zauberstab, an dessen Kopfende ein großer Stern angebracht war, und hielt ihn ihrer Mutter demonstrativ vor die Nase. Ihre Mutter zuckte nur mit den Schultern. „Das sieht nach Aschenputtel aus.“ Sie deutete auf das lange Kleid aus perlmuttartig glänzendem Stoff, dessen helle Farbe je nach Lichteinfall bläulich schimmerte, und legte den Handspiegel weg. „Außerdem fehlen dir die Flügel.“ „Nicht jede Fee hat Flügel.“ „Und wo ist dein Feenhut?“ „Nicht alle Feen haben einen Feenhut.“ „Aber die, die keine Flügel haben.“ „Mama.“ „Gut, gut, dann bist du halt eine mit einem Zauberstab ausgestattete Prinzessin, die Wünsche erfüllt.“ Ariane gab es auf. „So, jetzt aber flott.“, sagte ihre Mutter und hetzte kurz aus dem Bad, um dann mit einer Schuhschachtel zurückzukommen, die sie Ariane reichte. Ariane öffnete sie und fand darin silberne Pumps. „Mama, du hast nicht gesagt, dass es solche Absatzschuhe sind!“ „Ach, die sind doch nur ganz klein, nur sechs Zentimeter.“ „Das sind Pfennigabsätze!“, klagte Ariane. „Ach papperlapapp, sieh es als Übung, du bist doch sportlich und kannst das Gleichgewicht halten.“, versuchte ihre Mutter sie zu bequatschen. „Und du willst doch nicht etwa deine Sneaker zu dem Kleid anziehen.“ Ariane verzog das Gesicht. Warum hatte sie keine weißen Ballerinas? Und warum merkte sie das jetzt erst? „Du kannst ja als die Tennis-Prinzessin gehen. Dann nimmst du einfach meinen Tennisschläger statt dem Zauberstab“, amüsierte sich ihre Mutter. Widerwillig zog Ariane die Pumps an.   Vitali hatte sich die Kapuze seiner schwarzen Kutte tief ins Gesicht gezogen. Seine linke schwarzbehandschuhte Hand streckte er leicht nach vorne, mit der anderen erhob er drohend die Plastiksense. „Ich bin gekommen, um dich zu holen!“, sprach er in gewollt tiefem Ton. Er hörte keine Entgegnung. „Sie hat die Augen verdreht.“, informierte Erik ihn. Vitali schlug die Kapuze zurück, um wieder etwas sehen zu können und erkannte nun eine in ein schmutzig weiß-graues Kleid gehüllte Person vor sich in der Tür stehen, einen genervten Blick auf ihn werfend. Ebenso weiß-graues Haar spielte um ihr unnatürlich blass geschminktes Gesicht, ihre Augen waren von rötlichen Schatten umrahmt und ihre Lippen waren tief schwarz gefärbt. Vitali drehte sich zu Erik. „Ich hab doch gesagt, es ist das falsche Haus.“ Erik grinste, während Serena entnervt stöhnte. „Kommt rein.“, sagte sie unwirsch. Die Jungen folgten ihrer Aufforderung und traten in die Diele des Hauses. Dort standen bereits ein Sheriff mit Cowboyhut, der zwei Winterjacken im Arm hielt, und rechts daneben eine gruselige Gestalt. Geschockt riss diese die Hände an den Kopf, als sie Vitali erblickte, und rief mit Viviens Stimme: „Serena, du hast den Tod ins Haus gelassen!“ „Muahahaha!“, machte Vitali. „Sheriff, beschützen Sie mich!“, flehte Vivien und klammerte sich an Justins Karohemd fest. Justin schien davon eher verwirrt, als dass er auf die Idee gekommen wäre, den Colt aus dem Holster um seine Hüfte zu ziehen. Als sich Vitali Viviens Kostüm näher besah, musste er lachen. Sie hatte ihre linke Gesichtshälfte durch zahlreiche künstliche Narben und Schminke zu einer lilafarbenen Fratze entstellt. Ihr Haar war an dieser Seite mit Spray umgefärbt und der Anzug, den sie trug, war ebenfalls in zwei unterschiedliche Farben geteilt. Sie erinnerte an eine weibliche Version des Bösewichts Two-Face aus Batman. „Ich hätte gedacht, du würdest eher als der Joker gehen.“, scherzte er. Vivien grinste irre. „Ja, das würde auch zu ihr passen!“, schimpfte Serena. Ihre übertrieben schlechte Laune verstimmte Vitali. „Was willst du überhaupt sein?“ „Eine Banshee.“, antwortete Serena mürrisch. „Was ist eine Banshee?“, fragte Vitali mit einer Grimasse. Serena schaute ihn an, als wäre es schon unter ihrer Würde, überhaupt mit ihm zu reden. „Eine Todesfee, die schreit, bevor jemand stirbt.“ „Ja, im Schreien bist du ja gut.“, grummelte Vitali. Jäh kreischte Vivien auf und erntete dadurch entsetzte Blicke. „Ihr seid im Partnerlook!“ Begeistert deutete sie zuerst auf Vitali, dann auf Serena. „Der Tod und diejenige, die ihn ankündigt!“ Vitali schien das als einziger amüsant zu finden, denn er lachte lautstark und grinste Serena schadenfreudig an. „Du bist mein Ansager!“ „Bin ich nicht!“, fauchte Serena aufgebracht. „Hast du gerade noch selbst gesagt!“ Während zwischen den beiden daraufhin wie üblich ein Streit entbrannte, trat Vivien zu Erik und ergriff seine behandschuhte Rechte, als wären sie Leidensgenossen. „Wir Entstellten müssen zusammenhalten.“ Ehe Erik darauf antworten konnte, klingelte es erneut an der Tür. Vivien ließ daraufhin von ihm ab und übernahm es, die Tür zu öffnen, da Serena sich offenbar nicht von ihrem Streit mit Vitali lösen konnte. Vor der Tür stand in ihrem hellen Märchenkleid Ariane. Das schwache Licht der Lampe neben der Tür spielte über ihre Züge, wurde von ihren Ohrringen zurückgeworfen und fing sich in ihrem Haarschmuck. Ihre edle Schönheit schien dem Mondlicht Konkurrenz machen zu wollen. „Du bist wunderschön!“, stieß Vivien lautstark aus. Bescheiden senkte Ariane den Blick, doch die Freude über das Kompliment war ihr anzusehen. Vivien zog sich zurück, um Ariane Platz zu machen. Die Wunschfee hob ihr langes Kleid, und schritt langsam und sehr vorsichtig über die Türschwelle, um mit den ungewohnten Schuhen nicht zu stolpern. Vivien schloss die Tür hinter ihr. „Aschenputtel!“, rief Vitali. „Ich bin nicht Aschenputtel. Ich bin die gute Fee!“, betonte Ariane und zog ihren Zauberstab wie eine Dienstmarke, die sie Vitali vor die Nase hielt. Erst anschließend fiel ihr Erik auf. Er trug einen edlen schwarzen Anzug mit weißer Fliege. Seine rechte Gesichtshälfte war halb mit einer Maske verdeckt, die seinen Mund aussparte. Auf diesem lag ein undeutbares Lächeln. Ariane erinnerte sich, dass ihre Mutter vor Kurzem einen Roman über das Phantom der Oper gelesen hatte und der Name des Phantoms tatsächlich Erik lautete. Die unverhoffte Namensübereinstimmung ließ sie für einen Moment innehalten. Das Phantom machte mit seinen weiß behandschuhten Händen eine höfische Geste wie um sie zu grüßen. Ariane antwortete mit einem leichten Hofknicks und lächelte. „Du siehst aus wie ein Filmstar!“, jauchzte Vivien. Auch Serenas Blick war auf sie fixiert. Verlegen strich sich Ariane eine Haarstähne hinters Ohr. „Unsinn.“ Vitali lachte: „Brauchst du nen Presslufthammer, um das Zeug wieder runterzukriegen?“ Er deutete mit den Händen an, dass sie eine Tonne Make-up trug. Spielerisch tat Ariane so, als würde sie nach ihm schlagen, was Vitali noch mehr zum Lachen brachte. Wieder fiel ihr auf, dass Eriks Blick auf ihr ruhte. „Was ist?“, fragte sie in seine Richtung. Seine Aufmerksamkeit war ihr unangenehm. „Ich dachte, Aussehen wäre dir egal.“, sagte er mit spöttischem Unterton. Seine Worte trafen sie. Ihr wurde wieder bewusst, was Leute über sie dachten, wenn sie sich so herausputzte. Sie wandte sich ab. Erik wunderte sich einen Moment lang darüber. Er war davon ausgegangen, dass sie seiner Bemerkung mit einer schlagfertigen Antwort begegnen würde. Doch offenbar hatte er einen wunden Punkt getroffen. Kurz drehte er sich zu den anderen. Doch diese schenkten Arianes Reaktion keine Beachtung. Daher wandte er sich mit betont spielerisch provokativer Stimme nochmals an Ariane: „Seit wann will denn die gute Fee auf den Ball?“ Seine Worte erfüllten ihren Zweck. „Seit das Phantom seine Oper verlässt.“, antwortete sie spitz. Ihr Konter ließ ihn schmunzeln. „Können wir dann gehen?“, unterbrach Serena. Nun wieder locker, antwortete Erik: „Seit wann hast du’s so eilig?“ Serena schmetterte seine Frage ab. „Wie viele ‚Seit wann‘-Fragen kommen heute noch?“ Erik reagierte mit künstlicher Überraschung. „Seit wann zählt man meine ‚Seit wann‘-Fragen?“ Serena stöhnte. Im nächsten Moment hörte man eine Tür sich öffnen, und Serenas Mutter trat in die Diele. „Serena, soll ich euch nicht doch fahren?“ Serena wich ihrer Mutter aus. „Ist schon in Ordnung.“ Bei ihren Worten lugte sie beschämt zu den anderen. „Ginge das denn?“, fragte dagegen Ariane. – Sie wusste beim besten Willen nicht, wie sie mit diesen Schuhen die ganze Strecke laufen sollte. Serena warf ihr einen verwirrten Blick zu, als wäre sie davon ausgegangen, dass die anderen es peinlich fanden, dass ihre Mutter sie fahren wollte. „Ja, natürlich!“, rief Frau Funke, die offensichtlich hoch erfreut über Arianes Antwort war. „Kommt!“   Wenige Minuten später ließ Frau Funke die sechs vor der Schule aussteigen. Dort standen trotz der Kälte bereits einige Verkleidete, andere strömten den Eingang hinein. Sie bedankten sich für Frau Funkes Chauffeurdienst und stiegen aus. Als das Auto abgefahren war, wandte sich Ariane an Serena. „Ist es dir unangenehm, wenn wir mit deiner Mutter fahren?“, fragte sie vorsichtig. Ihr war Serenas wenig begeisterter Blick nicht entgangen. „Nein…“, murmelte Serena. Ihre Stimme wurde noch kleinlauter. „Wenn es euch nichts ausmacht.“ Ariane verstand nicht. „Wieso denn?“ Mit halb eingezogenem Kopf zuckte die Banshee nur mit den Schultern. Vitali mischte sich ein: „Wenn wir wegen deiner Mutter schon extra zu dir kommen müssen, kann sie uns ruhig fahren!“ Im gleichen Moment hatte Serenas Stimme wieder ihre übliche Lautstärke wiedergewonnen. „Halt die Klappe!“ „Ist doch so!“ „Du hättest ruhig wegbleiben können!“ Kälte kroch Arianes Beine hinauf, sodass sie nicht das Ende des ausufernden Streits abwarten wollte. „Was haltet ihr davon, hineinzugehen?“, schlug sie stattdessen vor. Der Tod und die Todesfee schienen sich darauf einigen zu können, allerdings nicht ohne einander noch einen bösen Blick zuzuwerfen. Gemeinsam liefen die sechs auf den Eingang zu, an weiteren Gästen vorbei. Aus dem Schulinneren drang bereits Musik zu ihnen vor. Direkt hinter dem Eingang mussten sie bei zwei Schülern aus den höheren Klassen ihre Eintrittskarten vorzeigen. Von ihnen wurden sie darüber informiert, dass sie ihre Jacken in dem ersten Raum links ablegen könnten. Daraufhin begaben sie sich in diese Richtung. Als Garderobe konnte man den Raum, auf den sie verwiesen worden waren, nicht gerade bezeichnen. Es handelte sich um ein Klassenzimmer, in dem Jacken kreuz und quer auf Schulbänken, Stühlen und Fenstersimsen verteilt lagen. Die fünf legten ihre Jacken in eine hintere Ecke des Raums und hofften, dass später noch alles da sein würde. Serena zeterte, wie schlecht das Ganze organisiert war und ihre Mutter sie killen würde, wenn ihre Jacke geklaut würde. Vivien hing sich daraufhin an ihren Arm und strahlte sie an. „Ich freue mich, dass du dabei bist.“ Das machte Serena mundtot. Mit Vivien weiterhin an ihrem Arm hängend, machte sie sich mit den anderen gemeinsam auf den Weg zur Aula. Die Lautstärke der Musik nahm zu, je näher sie dem Zentrum der Veranstaltung kamen. Auch die Zahl der anderen Leute stieg an. Der Vorraum vor der Aula war zum Getränkeausschank umfunktioniert worden, weshalb es dort vor gruseligen und weniger gruseligen Gestalten nur so wimmelte. Die sechs drängten sich an ihnen vorbei, wobei Serena mehr als einmal schimpfte, sie hätte zu Hause bleiben sollen, dabei aber ihren Arm schützend um Vivien gelegt hatte, wie um das einen Kopf kleinere Mädchen davor zu schützen, von den fremden Leuten zerquetscht zu werden. Ariane war froh, hinter Vitali zu laufen, der vorausging. Serenas üble Laune schlug ihr aufs Gemüt, daher war sie umso dankbarer, dass Vitali das Ganze locker nahm. Sie erreichten ihr Ziel und Ariane wurde zu einem Lächeln verführt. Die Aula war mit warmen Orange- und Rottönen ausgeleuchtet. Das farbige Licht von Scheinwerfern schwenkte durch den Raum. Jemand hatte eine Discokugel aufgehängt, deren Reflexionen über den Boden spielten und an die Bilder der amerikanischen Abschlussbälle aus Filmen erinnerten. Auf der Bühne befand sich das Mischpult eines DJs, der gerade einen Remix aus verschiedenen Songs laufen ließ, unterbrochen von Gruselgeräuschen, die er zwischendurch einspielte. Hier drinnen war momentan deutlich weniger los als draußen bei den Getränken. Einzelne Grüppchen standen im Raum verteilt. Strahlend drehte sich Ariane zu den anderen hinter ihr. „Ist das nicht schön?“, rief sie über die Musik hinweg. Justin schenkte ihr ein vorsichtiges Lächeln, wie um ihr wenigstens etwas Zustimmung zuteil werden zu lassen. Vivien strahlte. Serena verschränkte die Arme vor der Brust und wirkte wenig begeistert und Erik hatte den gleichen undurchdringlichen Gesichtsausdruck wie so oft. Ariane gab es auf und drehte sich – wie Vitali vor ihr – wieder der Bühne zu. Dabei bemerkte sie, wie sich aus einem der Grüppchen drei Personen lösten. Es handelte sich um Amanda, ihre Schwester und eine weitere Freundin. Offensichtlich wollten sie sie begrüßen. Erik trat mit einem Mal einige Schritte vor, als wolle er auf die drei sich nähernden Personen zugehen, scherte dann jedoch zur Seite aus und baute sich direkt vor Serena auf, wie um sie in ein Gespräch zu verwickeln. Serena sah ihn nur unsicher an. „Gehen wir raus?“ Serena wusste nicht, was sie antworten sollte. Amanda hatte die Gruppe bereits mit einem lauten „Hallo“ begrüßt. Es gab kein Entkommen mehr. Erik schien das anders zu sehen. Er ergriff einfach ihren Arm und führte sie ohne Umschweife hinaus, als existierten keine gesellschaftlichen Konventionen.   Serena wehrte sich nicht und ließ sich einfach von ihm mitziehen. Der Weg war frei. Erst außerhalb der Aula mussten sie sich wieder an der Masse an Getränke-Bestellenden vorbeiquetschen. Jenseits der Menschenmenge blieb Erik schließlich stehen. Serena wagte es endlich zu sprechen. „Was werden sie jetzt denken?“ „Wen interessiert das.“, antwortete er knapp. An Serenas gesenktem Haupt konnte er jedoch ablesen, dass es sie interessierte. „Du musst dich ihr nicht noch freiwillig aussetzen. Schon gar nicht in Kombi mit der anderen Hexe.“ „Ich glaube, sie wollte eine Teufelin darstellen.“, kommentierte Serena und hatte offenbar ihren Humor wiedergefunden. Erik lächelte. „Passt ja.“ Serena senkte wieder den Blick. „Sie hat mich mal Teufel genannt.“ Erik legte ihr die Hand auf die Schulter. „Man sieht oft die eigenen Fehler in anderen.“ Serena sah entsetzt zu ihm auf. Erik brach in ein Lachen aus. Bei dem, was Serena an allen herumzukritteln hatte, war das wohl kein passender Spruch für sie. Er nahm wieder die Hand von ihrer Schulter und lachte weiter bis Serena in sein Lachen mit einstimmte.   „Was haben denn die?“, fragte Susanne, Amandas Schwester, geradezu angewidert. „Sie können euch wohl nicht leiden.“, meinte Vivien freundlich lächelnd. Susanne starrte sie fassungslos an. Vivien lächelte ungerührt weiter. „Das sollte ein Scherz sein.“, erklärte Justin eilig, um die gespannte Situation zu entschärfen – auch wenn er nicht sicher war, ob Vivien das nicht todernst gemeint hatte. Susanne jedenfalls machte nicht den Eindruck, als fände sie das witzig. Amanda kicherte herzallerliebst. Als Gegenpart zu ihrer Schwester in ihrem schwarz-roten Kleid mit dem tiefen Ausschnitt hatte sie sich als Engel verkleidet und stand in einem schulterfreien, sündhaft kurzen Kleid und hohen Absatzschuhen vor ihnen. Ihr bronzeblondes Haar fiel ihr in Locken über die entblößten Schultern und man konnte nicht umhin, sie als schön zu bezeichnen. Ihre Augen fielen auf Ariane. „Du siehst wunderschön aus.“, sagte sie liebenswert. Mit einem verlegenen Lächeln bedankte sich Ariane. „Mit dem Mascara hast du auch nicht mehr solche Schweinchenaugen. Du solltest dich immer schminken.“ Ariane blieb das Kompliment, das sie Amanda gerade noch aussprechen gewollt hatte, im Halse stecken. Ihre Wimpern waren von Natur aus braun und gingen an den Enden teilweise ins Blonde über, so dass ihre Länge erst durch die Wimperntusche richtig zur Geltung kam. Sie hätte nie geglaubt, dass jemand ihre Augen daher als Schweinchenaugen bezeichnen würde. „…Dankeschön.“, presste sie hervor. Amanda drehte sich zu Vivien und kicherte hell. „Das sieht wirklich gut aus. Ich kriege richtig Angst.“ Wieso hatte Ariane nur den Eindruck, dass Viviens Lächeln so viel sagen wollte wie ‚Genau das Gleiche habe ich bei dir gedacht‘. Vielleicht war es Wunschdenken, weil Ariane es nie gewagt hätte, etwas dergleichen zu entgegnen. Nachdem Amanda sich zuckersüß verabschiedet hatte, entschwand sie mit ihrem Gefolge in Richtung des Getränke-Ausschanks. Vitali schimpfte: „Was war das jetzt wieder?!“ „Das frage ich mich auch.“, sagte Ariane verstimmt. „Wieso sind die beiden jetzt einfach verschwunden?“ Ariane bemerkte ihren Fehler in der Interpretation von Vitalis Worten und schaltete eilig um. „Vermutlich wegen Amanda.“ Vitali grummelte, als wäre er beleidigt. „Hoffentlich laufen sie ihr dadurch nicht erst recht über den Weg.“, überlegte Justin laut. Viviens Grinsen ließ darauf schließen, dass sie die Szene gerne miterlebt hätte. „Ich sag den beiden Bescheid!“, rief sie und wollte gerade hinauslaufen, als sie von dem Sheriff aufgehalten wurde. „Nicht, dass wir dich verlieren.“, sagte er. Offensichtlich war das Gruppe-Zusammenhalten ihm schon in Fleisch und Blut übergegangen. Vivien strahlte ihn mit ihrer nicht entstellten Gesichtshälfte an und nahm seine Hand. Dann rief sie Ariane und Vitali zu: „Wir sind gleich wieder da.“ Ariane rief ihr scherzhaft hinterher: „Das sollte man in einem Horrorfilm nie sagen.“ Dieses Mal drehte Vivien ihr die andere, entstellte Gesichtshälfte zu. „Wenn man der Bösewicht ist, schon!“ Sie grinste. „Justin, sie wird dich töten!“, schrie Vitali im Ton höchsten Entsetzens. Vivien lachte boshaft, während Justin überhaupt nichts zu verstehen schien. Erheitert sahen der Tod und die Wunschfee ihnen nach. „Und jetzt?“, fragte Vitali. „Am besten warten wir hier.“, meinte Ariane, dann trat etwas Vorfreudiges in ihren Blick. „Wir könnten tanzen!“ Vitali schlug mit dem Stock seiner Sense auf den Boden. „Ich bin Gevatter Tod, wenn ich mit dir tanze, wirst du leider sterben.“ „Ich bin eine Fee, ich sterbe nicht so leicht.“ Wieder benutzte Vitali seine Sense als eine Art Hammer. „Tut mir leid, aber das Risiko kann ich leider nicht eingehen.“ „Spielverderber.“ „Du kannst ja Erik fragen, wenn er wieder da ist.“ Augenblicklich verzog sich Arianes Mund. „Da tanze ich lieber alleine.“, murrte sie. „Was hast du gegen Erik?“, fragte Vitali schelmisch grinsend. „Ich habe gar nichts gegen ihn.“ „Ja, wenn du was gegen ihn hättest, hättest du es schon längst eingesetzt.“, scherzte Vitali. Ariane konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Unsinn. Ich will nur nicht mit ihm tanzen. Er ist das Phantom der Oper, ein psychopathischer Killer. Ich tanze mit Serena.“ Vitali prustete. Ariane zog eine Grimasse. „Ja, du hast Recht.“ Serena war so negativ eingestellt, was diese ganze Party anbelangte, dass mit ihr nichts anzufangen war. Sie gab es auf. „In der Gruppe tanzen ist eh das Beste.“ Vitali nickte. „Soll ich uns was zu trinken holen? Da muss man wohl ewig anstehen.“ „Ich brauche nichts. Aber wenn du etwas willst… Ich warte solange hier, damit die anderen uns noch finden.“ Vitali zog seine Kapuze ins Gesicht und gab seiner Stimme einen tiefen Klang. „Der Tod wird dich überall finden. Muahahaha!“ „Zieh das Ding lieber wieder ab, bevor du irgendwo dagegen rennst.“ „Der Tod kennt keinen Schmerz!“ Ariane lachte und sah Vitali davon staksen, ehe er nach wenigen Schritten, die Kapuze zurückwarf. Amüsiert schüttelte Ariane den Kopf und drehte sich in Richtung Bühne. Der DJ spielte gerade ein ruhigeres Lied und sie konnte nicht anders als im Takt der Musik mit zu wippen. Sie sah sich im Raum um. Mittlerweile wurde es etwas voller. Offenbar hatten einige Leute ihr Getränk mittlerweile erhalten, denn es standen viele mit Plastikbechern in Händen herum. An der linken Seite erkannte sie ein paar Mädchen, mit denen sie im gleichen Religionskurs war. Es waren diejenigen, die vor kurzem über sie gelästert hatten, sodass Serena mit der Wahrheit über die Beziehung zu Erik herausgeplatzt war, um sie zu beschützen. Eilig wandte Ariane ihren Blick ab. Sie hoffte, dass die Mädchen sie nicht bemerkt hatten. Die Vorstellung, hier alleine zu stehen, während diese Mädchen lautstark über sie lästerten und mit Fingern auf sie deuteten, gefiel ihr nicht. Vielleicht redete sie sich auch nur etwas ein. Wieso sollten diese Mädchen an ihr Interesse zeigen, schließlich war Erik nicht zugegen. Dennoch war ihr Körper steif geworden und ihr war die Lust daran vergangen, sich zu der Musik zu wiegen. Nun hätte sie sich gewünscht, Vitali wäre nicht gegangen. Ach, Unsinn. Sie war doch kein kleines Kind mehr. Sie drehte sich wieder zum Eingang der Aula, um zu sehen, wann die anderen zurückkamen. Die Sekunden kamen ihr ewig vor. Im nächsten Moment hörte sie eine gehässige Stimme neben sich. „Wen haben wir denn da?“ Ariane fragte sich, ob sie das leicht untersetzte Mädchen mit den feuerrot gefärbten Haaren mit ihren Gedanken unbewusst angezogen hatte. Wie sonst konnte es zu so einem Zufall kommen? Sie konnte sehen, dass die anderen Mädchen der Gruppe weiter an ihrem Platz verharrten, aber begierig zu ihr herüber stierten, als erwarteten sie einen Schaukampf. Soweit Ariane sich erinnerte, hieß das Mädchen, das zu ihr getreten war, Ruth. Ruth war als Marienkäfer verkleidet und trug ein kurzes rotes Kleid mit schwarzen Punkten. Auf ihrem Rücken waren zwei kleine Flügel angebracht und auf ihrem Kopf trug sie zwei Fühler. Das Outfit passte perfekt zu ihrer Haarfarbe und stand ihr wirklich gut. „Wo hast du Erik gelassen?“ Ariane wollte nicht erklären müssen, dass Erik und sie keine Beziehung führten, schließlich interessierte das dieses Mädchen ohnehin nicht. Sie hatte nicht vor, sich auf einen unnötigen Streit einzulassen. „Er kommt gleich wieder.“, sagte sie betont desinteressiert und unterließ es, Ruth dabei anzusehen. Nicht dass diese ihre Worte noch als Provokation missverstand.   Ein erzürnter Unterton trat in Ruths Stimme. „Hältst du dich für was Besseres?“ Ariane wirbelte herum. „Was?“ „Es ist wohl unter deiner Würde, mit anderen zu sprechen.“, stieß Ruth aus. „Das –“ Ariane wollte widersprechen, aber Ruth ließ ihr nicht die Zeit. „Kein Wunder wollen die anderen Mädchen nichts mit dir zu tun haben.“ Ariane blieb das Wort im Halse stecken. „Ich wollte bloß freundlich sein, aber meine Freundinnen hatten Recht. Du bist wirklich eine eingebildete Kuh.“ Mit diesen Worten drehte sich Ruth mit ihrem Getränk in der Hand um und wollte gehen, wurde aber im letzten von Ariane gepackt. Als Ariane bewusst wurde, dass sie unwillkürlich das kleinere Mädchen an ihren Flügeln festgehalten hatte, ließ sie abrupt los und schreckte zurück. Aber das machte den Schaden, den ihr Griff angerichtet hatte, nicht rückgängig. „Hast du sie noch alle?“, schrie Ruth und versuchte ihre Flügel wieder zurechtzurücken, was sich mit einer Hand als recht schwierig erwies. „Das hast du absichtlich gemacht!“ „Es tut mir leid.“, stieß Ariane kleinlaut hervor. „Du Miststück!“, brüllte Ruth, wirbelte herum und schüttete die rote Bowle aus ihrem Plastikbecher direkt auf Ariane. Die klebrige rote Flüssigkeit traf ihr Kleid und ergoss sich über den hellen Stoff. Für einen Moment war Ariane sprachlos. Dann registrierte sie, dass der Rest der Mädchengruppe herbeigerannt gekommen war und nun vor ihr stand. „Was ist passiert?“, wurde Ruth gefragt. „Sie hat mir den Flügel abgerissen. Mit voller Absicht!“ „Das stimmt nicht!“, widersprach Ariane hastig. Ihr Einwand zählte nicht. Die anderen Mädchen starrten sie feindselig an. „Spinnst du? Kannst du es nicht ertragen, dass andere Mädchen auch hübsch sind?“ Ariane war von dieser Frage viel zu überrumpelt, um etwas darauf antworten zu können. Dass man auch nur auf diese Idee kommen konnte, machte sie ganz wirr. „Nur weil du dir einbildest, du wärst die Allerschönste, kannst du dir nicht alles erlauben!“, keifte eine andere in einem Rotkäppchenkostüm. Ariane fand nicht mehr die Kraft für Widerworte. „Was glotzt du denn so dumm?!“ „Du würdest dich sicher nicht mehr so toll fühlen, wenn du weniger hübsch wärst!“, kreischte eine lange, dünne Brünette, die sich als Leopard verkleidet hatte. In einem Akt der Entrüstung tat sie es Ruth gleich und schüttete ihre Bowle über Arianes Kopf. Ariane schrie auf. Die Zucker-Alkoholbrühe verklebte ihr Haar und lief ihr übers Gesicht. Mit einem Mal kam sie sich völlig hilflos vor. In ihrer Not drehte sie sich um und entfernte sich einfach so schnell sie konnte von der Mädchengruppe. „Ja, verschwinde doch!“, schrie ihr die Leopardin hinterher. Ariane wollte rennen, aber die Absatzschuhe verhinderten das. Sie musste sich zusammenreißen. Sie erreichte den Eingang der Aula, wo die ganzen Leute standen. Sie durfte nicht nachdenken. Plötzlich stolperte sie über ihr Kleid, fing sich wieder, aber machte dabei eine falsche Bewegung mit ihrem Fuß und knallte zu Boden. Um sich herum hörte sie Gelächter. „Toller Auftritt!“, grölte eine Jungenstimme. Ariane musste sich wieder aufraffen. Sie biss die Zähne zusammen, zog sich die Schuhe von den Füßen, rappelte sich wieder auf und lief, ohne nach links oder rechts zu schauen.   „Ariane!“, schrie Vitali ihr nach. Sie hatte ihn nicht gehört und war bereits im Gang verschwunden. Vitali wusste nicht, was passiert war. Er war erst auf Ariane aufmerksam geworden, als die Traube, in der er stand, in ein Riesengelächter ausgebrochen war und er die Ursache hatte ausfindig machen wollen. Irgendwie hatte er kein gutes Gefühl bei der Sache. Er entschied sich, seinen Platz in der Schlange, die keine Schlange sondern ein heilloses Durcheinander war, zu verlassen. Das war allerdings leichter gesagt als getan. Er kämpfte sich weiter und beschloss dann, statt des direkten Wegs in Arianes Richtung, den in die entgegengesetzte zu gehen. Nicht einmal vor seiner Sense hatte man Respekt. Endlich der Menschenmasse entkommen, konnte er wieder Luft schnappen und sah sich um. Er versuchte dieses Mal, um die Menschenmenge herum zu kommen und lief weiter. Dank seiner Größe entdeckte er hinter ein paar anderen Leuten Erik, Serena und die anderen. Er winkte ihnen. Die anderen drängten zu ihm auf den freien Gang. „Das werden ja immer mehr!“, schimpfte Serena. Sie musste schreien, damit man sie überhaupt verstand. „Habt ihr Ariane gesehen?“, fragte Vitali. „Sie sollte doch bei dir sein.“, antwortete Sheriff Justin. „Ich wollte Getränke holen. Eben ist sie aus der Aula gerannt. Keine Ahnung wohin.“ Die Banshee schrie: „Gehen wir erst mal aus diesem schrecklichen Gedränge raus!“ Sie liefen von der Aula weg, bis sie den Eingangsbereich erreichten und bogen dort nach rechts, wo es ruhiger war. „Was ist passiert?“, wollte Vivien wissen. „Keine Ahnung.“, gestand Vitali. Serena hatte derweil ihr Handy gezückt und Arianes Nummer ausgewählt, konnte sie aber nicht erreichen. „Vielleicht hört sie es nicht.“, meinte Justin. „Sie ist vielleicht auf die Toilette.“, erwiderte Serena und lief auch schon in die entsprechende Richtung. Die anderen folgten ihr. Allerdings war die Schlange vor der Toilette bereits so lang, dass sie Ariane sofort hätten entdecken müssen. Daraufhin probierten sie ihr Glück bei den Toiletten auf den anderen Stockwerken. Auch dort fanden sie sie nicht. Erneut versuchte Serena sie telefonisch zu erreichen. Dieses Mal nahm jemand ab. „Wo bist du?“ Eine weinerliche Stimme antwortete ihr. „Ist alles gut, ich komme später zu euch.“ „Nichts ist gut! Wo bist du!“, rief Serena erregt. Die Stimme am anderen Ende stockte. „Ariane, wenn du mir nicht sofort sagst, wo du bist, dann lass ich dein Handy orten!“ Kurzes Schweigen von der anderen Seite. „Im Aufenthaltsraum. Erster Stock.“ „Ich bin sofort da!“ Serena legte auf. Die anderen sahen sie fragend an. „Was ist?“, erkundigte sich Vitali eilig. „Keine Ahnung. Sie hört sich nicht gut an.“ „Dann gehen wir.“, sagte Erik. „Sie hat geweint.“, informierte Serena, als wäre das ein Grund gegen Eriks Anwesenheit. „Es reicht schon, wenn einer sie so sieht.“ Justin erinnerte sich, dass Erik genau das gleiche Argument gebracht hatte, als es um Serena gegangen war. So als wäre es eine große Schande, wenn jemand anderes die eigene Schwäche sehen konnte. „Es wird besser sein, wenn die Mädchen zu ihr gehen.“, stimmte er Serena zu. Eriks Blick war undeutbar. „Wo ist sie?“ „Oben im Aufenthaltsraum.“, sagte Serena. Im gleichen Moment setzte Erik sich in Bewegung, um hinauf in den ersten Stock zu gelangen. Serena hielt ihn auf. „Das kannst du nicht machen!“ Erik warf ihr einen strafenden Blick zu. „Erik.“, tadelte Justin. „Ihr könnt entweder eine Riesenszene vor dem Aufenthaltsraum veranstalten, sodass Ariane gar niemanden zu sich lässt, oder ihr lasst mich gehen.“ „Sie will dich nicht bei sich haben!“, schimpfte Serena. Vivien lächelte Erik freundlich an. „Wenn es Probleme gibt, kannst du uns holen.“ „Spinnst du?!“, kreischte die Banshee. „Danke für dein Vertrauen.“, zischte Erik sarkastisch zu Serena. Beschämt zog Serena den Kopf ein. Sie wusste, dass sie keinerlei Recht noch Grund hatte, an Eriks Feingefühl zu zweifeln. Aber es ging um Ariane! „Ariane ist nicht Serena.“, wandte Justin ein. „Das weiß ich.“, entgegnete Erik und lief die Treppe hinauf. Als er außer Hörweite war, wandte sich Serena an Vivien. „Bist du irre? Ariane wird durchdrehen!“ „Dann solltest du ihr Bescheid sagen.“, antwortete Vivien unbekümmert. „Das verzeiht sie mir nie.“, murmelte Serena. Vivien grinste über beide Gesichtshälften „Wart’s ab.“ Serena verabscheute Viviens dämlichen Optimismus. Derweil nahm Vivien ihr Handy und rief Ariane an. „Erik kommt zu dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)