Balance Defenders von Regina_Regenbogen ================================================================================ Kapitel 85: Albtraumhaft - Serenas Kräfte ----------------------------------------- Albtraumhaft – Serenas Kräfte „Wenn der Zorn verebbt, flutet die Reue.“ (Gerhard Uhlenbruck, Worthülsenfrüchte)   „Und so ein Allptraum hat sich nachts an euch festgesaugt?“, hakte Change mit einem angewiderten Gesichtsausdruck nach. Die fünf hatten sich in ihrem Hauptquartier versammelt und standen in einem Kreis. „So etwa.“, stimmte Trust zu. „Klingt ziemlich… - eklig.“, meinte Change. „Was bringt es dem Schatthenmeister, diese Wesen einzusetzen?“, fragte Desire. „Mann, der ist böse. Der macht das, weil es böse ist.“, erwiderte Change, als wäre das die Antwort auf alle Fragen. Desire schaute skeptisch drein. „Schatthenmeister müssen die Aufträge ihrer Organisationen erledigen.“, klärte Ewigkeit sie auf. „Du meinst, der macht das nicht freiwillig?“, fragte Change ungläubig. Ewigkeit legte den Kopf schräg. „Er ist freiwillig ein Schatthenmeister.“ Change hatte weitere Fragen. „Und wie machen diese Allpträume das? Hängen die sich wie Zecken an einen oder kreisen die wie Geier über den Schlafenden? Also kann man die einfach abschießen?“ Ernst sah das Schmetterlingsmädchen ihn an. „Sie gehen in dich.“ „Hä?“ Change verzog das Gesicht. „Wie Würmer?“ Es schüttelte ihn vor Ekel, als er sich vorstellte, wie die Kreatur sich in seine Haut bohrte. Skeptisch beäugte er daraufhin Trust und Unite. „Und wo ist das Ding in euch gegangen?“ Trust fasste sich verlegen an den Kopf und wusste keine Antwort.  „Wie sehen diese Wesen überhaupt aus?“, fragte Desire. Ewigkeit blinzelte unschuldig. „Hast du sie nicht gesehen?“, beschwerte sich Destiny. „Sie sind unsichtbar!“ Die fünf starrten sie an. „Wie sollen wir denn dann gegen sie kämpfen?!“, schrie Change. Ewigkeit zog einen Schmollmund. „Ihr seid doch die Beschützer.“ Destiny schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Allein Unite blieb gelassen. Sie beugte sich zu dem Schmetterlingsmädchen vor. „Und wenn die Allpträume im Kopf sind, sind sie dann immer noch unsichtbar?“ Wild schüttelte Ewigkeit ihren blonden Lockenkopf. „Dann müssen wir eben einfach auch in den Kopf gehen!“, verkündete Unite. „Jetzt ist sie völlig durchgeknallt.“, wisperte Destiny. Augenblicklich drehte sich Unite zu ihr und starrte sie an. Daraufhin zuckte Destiny zusammen und stand schon kurz davor, sich zu entschuldigen – als Unite ein Strahlen aufsetzte. „Wir haben doch jemand, der sich ganz wunderbar damit auskennt, in Leute reinzugehen!“ Die anderen folgten Unites Blick. Nun waren alle Augen auf Destiny gerichtet. Gerade wollte Destiny lautstark protestieren, doch Change kam ihr zuvor. „Du meinst –“ Changes Gesicht verzog sich in Entsetzen. „Tiny?!!“ Unite kicherte. „Vergiss es!“, rief Change. „Sie hat doch keine Ahnung, wie sie ihre Kräfte einsetzt!“ Destiny warf ihm einen bösen Blick zu. Nur weil sie gerade genau dasselbe Argument hatte vorbringen wollen, hieß das noch lange nicht, dass er das so laut herausposaunen durfte! …als wisse er darüber besser Bescheid als sie. „Dann müssen wir das halt trainieren.“, erklang Unites euphorische Stimme. Destiny war sich nicht sicher, was sie schlimmer fand: Changes Überzeugung, dass sie unfähig war, oder Unites Überzeugung, dass sie das mit genug Training in den Griff bekommen konnte. „Halt mal!“ Change riss seine Arme in eine Stopp-Haltung. „Wie meinst du das?“ Unite lächelte unbekümmert. „Destiny geht in die Seelenwelt von einem von uns und versucht, sich dort zurechtzufinden.“ „Bist du irre?“, kreischte Change und nahm Destiny damit einmal mehr das Wort aus dem Mund. „Wer würde das freiwillig machen?“ Unite lächelte ihn vielsagend an. „Nie im Leben!!!“, rief er. Trust wandte sich an ihn. „Wenn Destiny in deine Seelenwelt geht, könnte sie direkt den Vergleich zu letztem Mal sehen.“ „Soll sie doch bei euch rumschnüffeln!“, gab Change unwillig zurück. Destiny schrie dazwischen. „Werde ich eigentlich auch mal gefragt!“ „Du willst ja wohl nicht in mich gehen.“, meinte Change mit entschiedenem Blick. „Natürlich nicht!“, schrie Destiny. Change verschränkte die Arme. „Gut.“ Seine scheinbare Zufriedenheit nervte Destiny ungemein. Unite blieb optimistisch. „Gut, dann geht Destiny einfach in meine Seelenwelt.“ Blitzartig fielen Changes Arme herab und Unglaube legte sich auf seine Züge. „Hast du was dagegen?“, erkundigte sich Unite grinsend. Change wandte sich ab. „Wieso sollte ich was dagegen haben?“, antwortete er mit knarziger Stimme. „Weil du so geschaut hast.“ „Ich hab gar nicht so geschaut!“ Destiny schimpfte: „Ist euch schon mal in den Sinn gekommen, dass ich in überhaupt keine Seelenwelt will?“ Changes Augenlider senkten sich zur  Hälfte. „Ja, du ziehst uns lieber in deine.“ Auf diesen Kommentar konnte Destiny nichts entgegnen. Schweren Herzens fügte sie sich.   Die Beschützer stellten sich im Trainingsraum auf. Unite hatte sich und Destiny Kissen besorgt. So saßen sie einander gegenüber. Seitlich von Destiny hatte sich Change platziert. Direkt hinter ihr stand Trust bereit, um sie telepathisch bei ihrer Reise in Unites Seelenwelt zu unterstützen. Ein paar Schritte hinter Trust wartete Desire in nötigem Sicherheitsabstand. Sie wollten nicht das Risiko eingehen, dass sie durch einen ungewollten Einsatz von Destinys Paralyse nicht mehr in der Lage sein würde, ihre Läuterung einzusetzen. Schließlich war das die einzige Möglichkeit, Destinys Kräfteeinsatz zu stoppen. Destiny und Unite sahen einander an. Sie warteten. Und warteten. „Vielleicht müsst ihr irgendetwas Spezielles machen.“, schlug Desire vor. Anstatt einen hilfreichen Vorschlag zu machen, landete Ewigkeit auf Trusts Schulter und betrachtete die sich gegenüber sitzenden Beschützerinnen mit ebensolchem Interesse. „Du musst sie anfassen!“, gab Change ungeduldig von sich und streckte den Arm nach Unite aus, um die Bewegung mit ihrem Arm auszuführen. „Halt dich da raus, du Vollidiot!“, keifte Destiny und schlug seine Hand weg. „Fass mich nicht an!“, schrie Change so heftig, dass Zorn in Destinys Gesicht trat. Trust sah streng zu Change. „Wenn du dich nicht zusammenreißen kannst, dann geh raus.“ „Wieso bin ich jetzt wieder der Idiot?“, beschwerte sich Change. „Weil du ein Idiot bist!“, fauchte Destiny. Desire rief aufgebracht: „Hört endlich auf zu streiten!“ Destiny stand auf und fluchte in nahezu hysterischem Ton: „Das funktioniert sowieso nicht!“ Trust sprach ruhig: „Du solltest mehr an dich glauben.“ „Sie kann eh nur jammern.“, knarzte Change geradezu beleidigt. „Change!“, tadelte Trust lautstark. Destiny biss die Zähne zusammen. Etwas pulsierte durch ihren Körper und erfasste ihr Selbst. Sie hörte die Stimmen der anderen in ihrem Kopf, wie sie sie penetrant aufforderten, ihre Kräfte einzusetzen. Ganz gleich, ob sie das wollte oder nicht! Das Pochen in ihren Ohren schwoll an, rauschte über Destinys Sinne hinweg, flutete ihr Bewusstsein, bis sie nur noch die Hitze ihres Zorns spürte, der in roten Schmerzgewittern hinter ihren Augenlidern tobte. „Vorsicht!“, ertönte noch Ewigkeits Glockenstimme. Doch das Resultat war Destiny längst einerlei. Die anderen würden bekommen, was sie wollten.   Wieder wurden die Beschützer auf nicht-physische Weise hinfort gerissen, als würde die ganze Wirklichkeit an ihnen vorbeirauschen, sich verzerren und schließlich zu etwas Neuem zusammensetzen. Als der erste Schwindel nachgelassen hatte und sie die Augen wieder öffneten, fanden sie sich auf einer weiten dunklen Fläche wieder. Die Umgebung glich einem weitläufigen Planetarium ohne Sitze, in dem die Sterne noch nicht eingeschaltet worden waren. Trotz der Dunkelheit hatten sie keinerlei Probleme, einander zu sehen, als würden sich ihre Körper und die Umgebung auf anderen Ebenen befinden. Ihr Verstand – noch von der Achterbahnfahrt ihrer Sinne verwirrt – begriff erst im nächsten Moment was geschehen war. „Was hast du jetzt wieder gemacht!“, schrie Change lautstark und sprang auf die Beine. Auch Destiny stand auf und funkelte ihn wutentbrannt an. Trust ging dazwischen und versuchte zu schlichten. „Wir wollten, dass sie ihre Kräfte einsetzt. Wir hätten damit rechnen müssen, dass sie uns alle mitreißen würde.“ Desire kam ebenfalls auf die Beine. „Er hat Recht.“ Angesichts des unverhofften und unverdienten Beistands, blieb Destiny nichts anderes übrig, als sich in ihren Zorn zu flüchten. Alles andere hätte bedeutet, von ihren Schuldgefühlen überrollt zu werden. Nein! Die anderen waren selbst schuld! Sie hatten das hier gewollt! Change wirkte eingeschnappt. „Toll, und wie kommen wir hier wieder raus?“ „Destiny schafft das schon!“, erwiderte Unite überzeugt und lächelte Destiny zuversichtlich an. Ihr Zutrauen machte es Destiny mit einem Schlag unmöglich, die Maske des Zorns aufrechzuerhalten. Jähe Reue nahm ihren Platz ein. „Sie kann die Seelenwelt kontrollieren.“, setzte Unite fort. Change nörgelte. „Das weißt du aber genau.“ Unite nickte mit vollster Überzeugung. „Destiny wird uns hier raus führen!“ Destiny schrumpfte in sich zusammen. Unite beschämte sie immer mehr. „Du hast es doch auch in deiner eigenen Seelenwelt geschafft.“, versuchte Unite sie anzufeuern. „Das zeigt doch, dass du es schon längst beherrschst!“ Destiny unterließ es, Unite darauf hinzuweisen, dass sie das damals nicht bewusst gemacht hatte. Desire sah sich derweil ein weiteres Mal um. „Ich habe mir Unites Welt irgendwie anders vorgestellt.“ Change grummelte. „Wahrscheinlich sind wir wieder in Tiny. So düster kann es ja nur in ihr aussehen.“ „Das ist nur, weil hier nichts ist!“, blaffte Destiny. „Was meinst du?“, fragte Trust. Destiny wich seinem Blick aus. „Ich weiß nicht.“, sagte sie zögerlich. „Es ist so eine Art Vorraum.“ „Woher weißt du das?“ Destiny verzog den Mund. „Sie steuert es durch ihre Vorstellung!“, erklärte Unite, als verstünde sie mehr davon als Destiny. „Das stimmt nicht.“, murmelte Destiny kleinlaut, hielt ihre eigenen Worte aber augenblicklich selbst für nicht ganz richtig. „Das heißt, wir sind tatsächlich wieder in Destiny?“, hakte Desire nach. Unite stellte klar: „Destiny kann das in jeder Seelenwelt, nicht nur in ihrer eigenen. Sie bestimmt, was sie sieht.“ Destiny widersprach. „Ich weiß ja nicht mal, wo wir sind!“ Das war die Wahrheit. „Natürlich weißt du das.“, antwortete Unite. Misstrauisch beäugte Destiny sie. „Überleg doch mal.“ Destinys Augenbrauen schoben sich noch enger zusammen, schwer damit beschäftigt, Unites Intrigenspiel zu durchschauen. „Und wo sind wir?“ Unites Augen weiteten sich. „Woher soll ich das wissen?“ „Du hast doch gerade so getan, als wüsstest du es!“, schimpfte Destiny. „Ich habe gesagt, du weißt es.“ „Woher soll ich das denn wissen?!“, fauchte Destiny. Unite lächelte. „Weil du uns hier herbringen wolltest.“ Destiny erstarrte und schämte sich. Unite wusste genau, was sie getan hatte! Reumütig ließ Destiny ihren Blick zu Boden gleiten. „Und wo sind wir?“, wollte Change entnervt erfahren. Die Scham wurde immer verheerender, denn soeben begriff sie, wo sie sie alle hingeschafft hatte… Sie wollte hier raus! Sie wollte sofort hier raus! Desire sprach sie besorgt an. „Destiny?“ „Kannst du sie nicht einfach neutralisieren?“, drängte Change. „Ich weiß nicht.“, antwortete Desire und trat dann zu Destiny. Sie legte ihr die Hand auf die Schulter. Nichts tat sich. „Offenbar nicht.“ Change stöhnte. „Beruhig dich.“, sagte Trust. „Es ist schließlich nicht deine Seelenwelt.“ Destiny zuckte augenblicklich zusammen. Ihre Reaktion entging den anderen nicht. Geschockt starrten sie sie an. „Wir sind in Change?“, erklang Desires ungläubige Stimme. „Warum eigentlich immer ich?“, brüllte Change. Destiny schrumpfte in sich zusammen und hob noch immer nicht den Blick. Sie fühlte sich erbärmlich. Plötzlich schoss eine Bildfläche wie ein Hologramm aus der Schwärze hervor und baute sich als Leinwand hinter Destiny auf. Die anderen drehten sich überrascht zu dem Bild um, das augenblicklich begann, eine Art Film abzuspielen.   Ein blonder Junge von ungefähr fünf Jahren, der genauso gut ein Mädchen hätte sein können, stand mit angezogenen Schultern und zum Schluchzen geformten Mund da und starrte zu Boden.   Von dem Kinderfoto, das sie bei Vitali zu Hause gesehen hatten, konnten sie ihn identifizieren. Entsetzt sah Destiny ihr Werk.   Der kleine Junge krümmte sich noch weiter, wie um sich zu verstecken.   „Es reagiert auf deine Gefühle.“, stellte Unite fest. Völlige Hilflosigkeit war auf Destinys Gesichtszügen zu lesen. „Hör auf, so was Peinliches zu denken!“, tobte Change. Die Bildfläche löste sich auf, während eine weitere aus der Schwärze fuhr und den Platz der vorigen einnahm.   Vitali mit sieben Jahren stand mit vor der Brust verschränkten Armen da. Sein Mund war verformt, die Augenbrauen zusammengezogen. „Ich kann nichts dafür!“, rief er mit kindlich trotziger Stimme.   Die anderen stierten Destiny an, als sei sie ein seltener Fisch in einem Unterwasseraquarium. „Destiny, du musst dich konzentrieren.“, sagte Trust. „So funktioniert das nicht.“ Wieder wechselte das Bild.   Vitali mit zehn Jahren, wie er verzweifelt versuchte, seine Tränen zurückzuhalten.   „Hör auf damit!“, schrie Change. Umschwung.   Vitali nun in Tränen aufgelöst.   Change ließ einen Schrei los. „Du machst es nur noch schlimmer.“, beanstandete Desire. Destiny kreischte ihre ganze Entrüstung heraus. „Ich hasse deine Welt!“ Überreizt brüllte Change zurück. „Deine ist noch viel schlimmer!“ „Kann gar nicht sein!“, gab Destiny in einer Mischung aus Jammern und Schimpfen zurück. Augenblicklich waren vier Augenpaare auf sie gerichtet. Die Blicke sprachen Bände: Ihre Welt war schlimmer. Dieses Mal kam die Leinwand von der gegenüberliegenden Seite:   „Was sollte das?!“, schrie Vitali Justin an. Offensichtlich waren sie in der Schule, denn Justin war dabei die Schulbänke an den richtigen Platz zu rücken. Er sah fragend zu Vitali auf. „Serena gehört zu uns!“, begehrte Vitali auf.  Justin warf ihm einen strengen Blick zu. „Warum hast du Erik unterstützt? Das geht ihn gar nichts an! Und dann führt er sich auch noch auf, als wäre er Serenas persönlicher Beschützer! Der hat sie doch nicht alle! Was fällt dem ein! Als wäre er was Besseres. Und Serena, die dumme Kuh! Was soll der Scheiß! Die spinnen doch!“ Vitali wollte sich gar nicht mehr einkriegen. „Was soll das!“ Er schlug mit seiner Faust wütend auf den Tisch und zog eine grässliche Grimasse, die Augen auf den Tisch gerichtet. „Vitali.“, sprach Justin ihn an. „Vielleicht ist es besser, wenn Erik sich um sie kümmert. Er versteht Serena besser als wir.“ Vitalis Gesicht fuhr hoch, völliger Unwille sprach aus seiner Mimik, als habe sein Kumpel ihn persönlich beleidigt. „Gut, dann soll sie doch machen, was sie will!“, schrie er viel zu laut.   Change gaffte auf den beendeten Film und war offenbar nicht länger in der Lage, irgendetwas dazu zu sagen. Betroffen sprach Desire: „Da war es ja noch besser, als Destiny alleine hier drin war.“ Sobald sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, änderte sich die Umgebung. Als hätten Desires Worte, Destinys Erinnerung aufgeweckt, standen die fünf nun vor der Wand mit Postern, die Destiny bereits bei ihrem ersten Ausflug in Changes Seelenwelt gesehen hatte. Um ein Poster, das Justin, Erik und die Mädchen zeigte, waren fünf weitere aufgehängt, auf denen jeweils einer der anderen abgebildet war. Das Bild von Serena war noch immer bei der Szene gestoppt, in der sie mit einem geradezu verängstigten Blick bei Vitali eingeschlagen hatte. Das Bild ließ Destiny zusammenzucken und die Angst, dass das Video weiterlaufen könnte, bewirkte ebendies. Es folgte eine Reihe verschiedener Szenen, alle aus Vitalis Sicht:   Serenas verängstigtes Gesicht in der Geisterbahn. Blick zu zwei Händen, die sich hielten. Das Szenario änderte sich. Destiny kauerte auf dem Boden der Riesenrad-Gondel. „Du bist schuld…“, wimmerte sie weinerlich. „Was hab ich denn gemacht!“, fragte Change. „Du bist da…“ Die Szene wechselte. Plötzlich war Destinys Gesicht ganz nah, nur Zentimeter von dem Betrachter entfernt. „Tschuldige!“, stieß Change eilig aus und zog sich in einer überstürzten Bewegung zurück. Wieder eine Szene in der Gondel. Der Betrachter betrat den winzigen noch freien Platz des Bodens und beugte sich zu Destiny, plötzlich zuckte sie überraschend vor, sodass er vorwärts stürzte. „Du Idiot.“, erklang Destinys Stimme. „Hättest du mich nicht umarmt.“, gab Change zurück. „Ich war froh, dass du lebst.“ Erneuter Wechsel. „Change?“ Das Bild drehte sich von der Aussicht aus dem Fenster der Gondel zu Destinys Gesicht. Sie wirkte ruhig und entschlossen. „Schließ die Augen.“ Ihre Stimme klang sanfter als sonst, ihre Augen hielten den Blick des Betrachters.   Die anderen starrten gebannt auf die Bilder. Allein Change riss sich von dem Anblick los und packte Destiny ungehalten an den Oberarmen. „Hör auf!!!!!“ Sie sah ihn nur völlig hilflos an und steigerte damit noch sein Ohnmachtsgefühl. Er ließ von ihr ab und ging zu Boden, hielt sich den Kopf, während die Leinwand damit fortfuhr, ihn zu beschämen. „Ich will sterben.“, stieß er aus. Eine zweite Bildfläche kam dazu. Change hörte seine Kinderstimme ein verängstigtes „Tut mir leid.“ hervorbringen und er wusste, dass er das zu Vicki gesagt hatte, als er ihm als Kind versehentlich wehgetan hatte. Er konnte im Hintergrund Vickis Schluchzen hören. Derweil wandte sich Desire an Trust und Unite. „Das geht so nicht weiter.“ Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie Destinys und Changes Beschämung kaum ertragen konnte. Die bloße Gegenwart der drei verschlimmerte alles bloß noch. „Wir gehen dort rüber!“, sagte Unite zu Destiny und Change, doch keiner der beiden reagierte. Mit sorgenvollem Gesichtsausdruck entfernte Unite sich mit Trust und Desire, in der Hoffnung, dadurch die Situation zumindest etwas zu entschärfen. Ein paar Momente nachdem die anderen den Bereich der Leinwände hinter sich gelassen hatten, blieb auch endlich das imaginäre Bild von Serena stehen. Es zeigte sie nun inmitten einer vom Mondlicht beschienen Ruine – in Changes Armen. Destiny schenkte dem längst keine Beachtung mehr. Sie sah leer auf Changes zusammengebrochene Gestalt. Ihre Hände krampften sich zusammen. „Es tut mir leid.“, hauchte sie atemlos. Doch die Umgebung wurde von ihren aufgewühlten Gefühlen nur zu weiteren Reaktionen angeregt. Changes verzweifelte Schreie nach ihr, als sie in ihrer Seelenwelt gefangen war, begannen durch den Raum zu hallen. „Tiny!!!!“ Gepeinigt biss sich Destiny auf die Unterlippe, um ihre Tränen der Hilflosigkeit zu unterdrücken. Zu einem immer kleiner werdenden Knäuel verkommen, knallte Change seinen Kopf auf den Boden. „Heut ist der schlimmste Tag meines Leben.“ Destiny riss die Hände an den Mund. Ihr Brustkorb verfiel in heftige Zuckungen. Change würde sie hassen für das, was sie hier getan hatte! Er würde sie für immer hassen! Sie vergrub das Gesicht in den Händen. Dann bemerkte sie eine Regung von Change. Langsam rappelte er sich auf. Verängstigt wartete sie auf seine Reaktion, auf das, was er sagen würde, was er tun würde. Torkelnd lief er geradewegs an ihr vorbei, als wäre ihre ganze Existenz für ihn ausgelöscht. Sie hörte wie er sich weiter von ihr entfernte und sie vor dem Bild der in den Trümmern stehenden Serena zurückließ. Nicht länger konnte Destiny ihr Schluchzen zurückhalten.   Die drei anderen hatten sich bewusst so platziert, dass sie Destiny und Change nicht beobachten konnten. Außerdem hatte Unite sie in ein belangloses Gespräch verwickelt, an dem sie nur halbherzig teilnahmen, nur um nicht zu hören, was sich bei Destiny und Change abspielte. Obwohl auch das nicht recht zu funktionieren schien, zuckten sie zusammen, als Change wie ein Zombie zu ihnen gewankt kam. Er sah völlig kraftlos aus. „Kümmert euch um sie.“ Im gleichen Moment hörten sie Destiny von Weitem lautstark schluchzen, woraufhin Unite und Desire aufsprangen und in ihre Richtung eilten. Trust stand ebenfalls auf, blieb aber. Change ließ sich neben ihm auf den Boden fallen, von dem Anblick der Szene abgewandt. Kurz stand Trust einfach stumm bei ihm und sah ihn besorgt an. Einen so apathischen Gesichtsausdruck hatte er an seinem Freund noch nie gesehen. Schließlich fühlte er die Notwendigkeit, die Stille zu durchbrechen. „Wie geht es dir?“ Im Ton kraftlosen Spotts antwortete Change. „Meine Gedanken und Gefühle werden auf Kinoleinwänden präsentiert. Wie soll es mir gehen?“ Trust wusste darauf nichts zu antworten. Er wartete und suchte nach einem sinnvollen Kommentar. „Destiny macht das nicht absichtlich.“ Change schwieg, mit einem Blick, als zweifle er daran. So sachte wie möglich sagte Trust. „Sie weint, weil es ihr leid tut.“ „Sie heult ständig.“, blaffte Change. Trust kam nicht umhin, eine tiefe Verbitterung aus seinen Worten herauszuhören. Er ließ Change einen weiteren Moment Zeit, um mit der Situation klarzukommen. Change ließ den Kopf hängen. „Ich will einfach nur hier raus.“, presste er hervor und klang, als wäre er selbst den Tränen nahe. Trust blieb weiter bei ihm stehen. „Wenn Destiny sich nicht beruhigt, kommen wir hier nie mehr raus.“ Change gab ein tiefes Grollen von sich und erhob sich abrupt. Mit Stechschritten marschierte er in Destinys Richtung. Trust  musste sich beeilen, um ihm hinterher zu kommen.   Die Mädchen hatten sich um die mittlerweile am Boden kauernde Destiny aufgestellt. Ihre Schultern waren angezogen und noch immer hatte sie die Hände vor dem Gesicht, bebte vor Verzweiflung. Auch Unites Versuch, sie zu umarmen, hatte nichts gebracht. Polternd trat Change hinzu. „Krieg dich endlich wieder ein!“, donnerte er so unerwartet, dass Unite und Desire sich überrascht umdrehten. Allein Destiny reagierte nicht. Einen weiteren Moment hielt sie ihr Gesicht bedeckt. Dann erst sah sie aus ihrer gebeugten Haltung auf. Und in ihrem verweinten Blick blitzte es mörderisch. Wie plötzlich von einer unkontrollierten Kraft beseelt, sprang sie auf die Beine und stieß Change mit voller Wucht vor die Brust, dass er fast das Gleichgewicht verlor. „Spinnst du?“, rief Change, davon überrumpelt. „Du blöder Idiot!!!“, kreischte Destiny. Desire ging dazwischen und hielt die beiden mit ihren Armen auseinander. „Hört auf!“ Change schrie. Seine Stimme klang so schrill, als wäre sie kurz vorm Brechen. „Sie legt hier mein ganzes Seelenleben offen und ich soll aufhören?!“ Desire blieb vehement. „Indem sie das tut, legt sie genauso sehr ihres offen. Es sind ihre Gefühle, die gezeigt werden.“ „Aber mit meinen Erinnerungen!“ Erneut hallte eine von Vitalis Erinnerungen durch den Raum: „Ich hasse dich!“ So hatte er seine Mutter angeschrien, als er sich nicht mehr anders zu helfen gewusst hatte. „Hör auf!“, brüllte Change mit ungeahnter Heftigkeit. Destiny sah ihn an. Changes Blick sprühte vor Feindseligkeit – als habe er ein Werkzeug des Teufels vor sich und strebe dessen rigorose Zerstörung an. Ihr wurde schlecht. Sie biss die Zähne zusammen und verkrampfte ihre Muskulatur. Wie in einem Anfall puren Überlebenstriebs dachte sie nicht länger darüber nach, ob sie etwas richtig oder falsch machte. Einem Schmerzrausch gleich, abgetrennt von Logik, stiegen ihre Kräfte erneut in ihr auf. Die gesamte Umgebung wurde plötzlich in allen vier Himmelsrichtungen von unzähligen Bildern ausgefüllt, die sich rasant aufwärts bewegten, als handle es sich um die Datenverarbeitung eines Computers. Blitzschnell schossen verschiedene Bilder, dieses Mal in dreidimensionaler Hologramm-Form hervor. Vitalis schmächtige Gestalt im Vergleich zu Erik blitzte auf und verschwand. Eine alte Frau, Vitalis Großmutter, stand plötzlich neben der Gruppe und begann zu schreien. „Du missratener Bengel! Du bist doch zu allem zu dumm!“ Sie setzte ihre Schimpftirade fort, während Vitalis Mutter ebenfalls eine dreidimensionale Projektion erhielt. „Du bist so faul! Es ist echt das Letzte mit dir!“ Das Stimmengewirr wurde lauter. Vitalis Vater kam hinzu. „Du kriegst doch nie was hin!“ Immer mehr Figuren erschienen und beschimpften Change in Endlosschleife. Change stand reglos da, rang nach Atem. Sein Körper war verkrampft. Dann drehte er sich zu Destiny. Mit Tränen in den Augen, der Unterkiefer verhärtet, sah er sie an, fragte sie wortlos, ob sie jetzt zufrieden war. Destiny wurde aus ihrer Trance gerissen. Mit brutaler Härte schlug sie auf dem Boden der Tatsachen auf. Die Beleidigungen der zahllosen Personen um sie herum… sie hörte die Worte, verstand erst jetzt. Die Laute in ihren Ohren wurden jählings erstickt durch das Pochen ihres Blutes bei Changes Anblick, wie er seinem Schicksal trotzig und doch hilflos ausgeliefert war, nur noch damit beschäftigt, aufrecht stehen zu bleiben, die Augen mit Tränen gefüllt. Destiny blieb das Herz stehen. Ein Schlag ging durch die Atmosphäre.   Change riss die Augen auf, verschwendete keinen Gedanken daran, dass er wieder im Trainingsraum saß, sprang auf die Beine und stürmte hinaus. Destiny, die als einzige ebenso schnell auf die neue Umgebung reagierte, stürzte ihm nach, raus aus dem Trainingsraum.   „Change!“ In dem Gang zwischen ihren Zimmern blieb Change stehen und drehte sich abrupt zu ihr um. Er war am Heulen, seine Stimme eine Mischung aus Schluchzen und Schreien: „Was willst du noch, hä?!“ Destiny schwieg ohnmächtig. „Das muss doch ganz toll sein für dich, dass du nicht der einzige bist, der mich für einen Idioten hält!“ Sie sah ihn getroffen und entsetzt an. „Fühlst du dich jetzt besser?!“, brüllte er völlig aufgelöst. „Natürlich nicht!“, kreischte Destiny. „Du bist kein Idiot!“ Change schnaufte schwer, versuchte durch das Einsaugen der Luft, sein Inneres zu ersticken. Destiny sah ihn reuevoll an. „Ich hab dich nie für einen Idioten gehalten.“ Er senkte den Blick und konzentrierte sich darauf, sich zusammenzureißen. „Du beschützt mich immer. Du bist immer da, wenn ich dich brauche.“, sprach Destiny im Ton heftigster Emotionalität. „Du bist kein Idiot!“ Plötzlich durchschnitt sein Schluchzen die mühsame Selbstbeherrschung mit einem Schlag. Destinys Worte ließen die Tränen zuhauf in seine Augen schießen. „Es tut mir leid.“, sagte Destiny aufrichtig. Change nickte, hoffte, dass sie das von weiteren Worten abhalten würde. Mit seinen Handgelenken wischte er sich die Augen. Weiterhin kämpfte er mit sich. „Change…“ Er reagierte nicht. Sie sollte nur aufhören zu sprechen! Mit grässlich emotionaler Stimme redete sie weiter, als wolle sie jegliches Gefühl in ihm an die Oberfläche zerren. „Egal, was die Leute sagen…“ Weiter ließ er sie nicht kommen. „Ist mir egal, was andere sagen.“, presste er halb trotzig, halb schluchzend hervor. „Das sind eh Idioten.“ Er wollte überzeugt und cool klingen, aber seine Stimme machte das unmöglich. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und schloss die Augen. „Wen interessiert das schon!“ Die Körperhaltung tat ihm gut, er fühlte sich damit stärker. Und weiterhin hielt er die Augen geschlossen, als wäre er völlig gelassen. Er musste es sich nur lange genug einreden. Lange genug durchhalten. Dann würde es weggehen. Aber Destinys Worte hallten noch immer in seinem Kopf nach. Es war so gemein, dass sie gerade jetzt nett sein musste! Er wollte jetzt nicht, dass jemand nett zu ihm war, er musste hart sein – männlich! – und diese dämlichen Tränen loswerden. Er versuchte durch seinen Mund an Sauerstoff zu kommen, da seine Nase längst zu war. Plötzlich tippte etwas gegen seinen Arm. Er öffnete wieder die Augen und sah Destiny ihm verlegen eine Packung Taschentücher entgegen strecken. Er wusste nicht, woher sie die jetzt hatte. Vielleicht hatte sie sich kurz zurückverwandelt, um sie aus ihrer Jackentasche zu holen. Widerwillig griff er danach und nahm sie ihr grob aus der Hand. Er öffnete die Packung und holte ein Taschentuch hervor. Mit der Packung und dem aufgefalteten Taschentuch in Händen schnäuzte er sich mehrfach und versuchte dabei so leise wie möglich zu sein. Als er fertig war, rang er sich zu weiteren Worten durch. „Wehe du sagst was.“ Destiny schwieg. Dann drang ihre Stimme an sein Ohr, gerade laut genug, um kein Flüstern mehr zu sein. „Wir sind doch…Partner.“ Destiny wusste, sie hatte totalen Mist gebaut, und Changes Schweigen auf ihre Worte hin machte ihr überaus deutlich, dass sie sich dieses Mal nicht einfach herauswinden konnte. Dieses Mal würde er nicht einfach über ihre Grausamkeit hinwegsehen. Schweren Herzens presste sie daher weitere Worte hervor in dem Versuch, es irgendwie wiedergutzumachen, so aussichtslos das auch war. „Das waren nicht…“ Sie unterbrach sich. „Ich bin sicher, deine Eltern sind stolz auf dich.“ „Du weißt gar nichts über meine Eltern!“, stieß er gebrochen aus. Destiny schluckte die Tränen runter. Sie wusste nicht, wie sie Changes Wunden heilen sollte. Sie war nur gut darin, anderen wehzutun. Die Bilder, die sie ihm gezeigt hatte, kamen ihr in den Sinn. Das Bild, dem er immer unterliegen würde. Leise, zögerlich rang sie sich zu den Worten durch. „Für mich…“ – Es war so peinlich. – „bist du besser als Erik.“ Schweigen. Ob Change sie anstarrte, wusste sie nicht, sie wagte nicht aufzublicken. Sie versuchte schnellstens klarzustellen, wie sie das gemeint hatte. „Ich – ich mag Vitali so wie er ist.“ Oh Gott, das war das Peinlichste, das sie je zu ihm gesagt hatte! Ein Grollen ertönte. „Blöde Kuh.“ Getroffen blickte Destiny auf und sah, dass Changes Gesicht völlig verzerrt war. Die Haut um seine Augen war so purpurrot, dass es auch ohne Tränen offensichtlich war, dass er weinte. „Du bist so ne blöde Kuh!“ Es war so gemein, dass sie das jetzt sagte, ausgerechnet jetzt! Change wäre am liebsten davongelaufen. Er zog ein weiteres Taschentuch aus der Packung und schnäuzte sich, nahm sich die Zeit, um mit der Situation klarzukommen. Alsdann fuhr er Destiny an. „Sag es noch mal!“ Eingeschüchtert sah sie ihn an und schien nicht zu begreifen. „Sag es noch mal!“, forderte er wütend. Einen weiteren Moment starrte sie ihn an, dann wich sie jäh seinem Blick aus. Change wurde umso fordernder. „Ich hab gesagt –“ „Weißt du, wie peinlich das ist!“, kreischte Destiny dazwischen. „Du hast mich gerade vor allen anderen blamiert und …“ Er sprach nicht weiter. Destiny biss sich auf die Unterlippe und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Erneut dachte sie an die Bilder, die sie in Changes Seelenwelt gesehen hatte. „Du Idiot! Natürlich bist du mir wichtiger!“, schrie sie aufgebracht. „Hör auf mich zu beleidigen!“, schrie Change zurück. Destiny riss die Hände vom Gesicht. „Ich hab dich nicht beleidigt!“ „Du hast mich schon wieder Idiot genannt!“ „Weil es peinlich ist!“, verteidigte sie sich. „Ist mir doch egal, ob dir das peinlich ist!“, blaffte Change. „Soll dir auch peinlich sein! Dann weißt du mal, wie’s mir geht, du dumme Kuh!“ „Fein!“, brüllte Destiny stinkig und versetzte entschieden: „Du bist mir viel wichtiger als Erik! Zufrieden?!“ Change stockte. Offenbar wussten seine Augenbrauen nicht mehr recht, was sie tun sollten. Er hatte wohl nicht geglaubt, dass sie das wirklich wiederholen würde, und Destiny schämte sich, es getan zu haben. Sie wollte ihre Aussage zurücknehmen, schließlich war es nicht so, dass er ihr wichtiger war als Erik… Sie schrumpfte in sich zusammen: Er war ihr wichtiger – das war das Schlimmste! „Ist das wahr?“ Destiny schwieg. Changes Stimme wurde wieder laut. „Lass es doch einfach!“ „Natürlich!“, schrie sie. Einen Moment lang sahen sie einander stumm an. Schließlich brach Change den Augenkontakt ab und reichte ihr die Taschentuch-Packung. „Danke.“ Sie konnte nicht sagen, ob er die Taschentücher oder ihr Worte meinte. „Die anderen warten.“, sagte er. Destiny wagte es kaum, ihn noch mal anzusprechen. „Man sieht …“ „Was?“, schimpfte er. „… dass du geweint hast.“ Er brauste heftig auf. „Das ist doch deine Schuld!“ „Tut mir leid.“, presste sie hervor. Change stieß ein entnervtes Stöhnen aus, das Destiny die Schultern anziehen ließ. Er grummelte. „Hör auf, so zu schauen, als wärst du das Opfer.“ „Tut mir leid.“ „Hör auf das zu sagen.“ Destiny sah ihn hilflos an. Er seufzte. „Das war keine Absicht, oder?“ Ihr Gesicht verzerrte sich vor Reue. Change ließ den Kopf in den Nacken fallen und stieß die Luft aus. „Alter, wieso hasst du mich so?“ Destiny schwieg. Change sah sie an, wie sie verängstigt vor ihm stand. Er holte nochmals Atem. „Freunde?“ Ungläubig blickte sie zu ihm auf und bemerkte, dass er ihr die Faust hinhielt. Nochmals sah sie ihm betroffen in die Augen, als wolle sie ihn fragen, ob er das wirklich ernst meinte. Er reagierte nicht darauf, sondern hielt ihr nur weiter die Faust hin. Nun endlich schien sie sich ein Herz zu fassen und berührte mit ihrer Faust ganz zaghaft und flüchtig die seine, ohne ihn dabei anzusehen. „Freunde…“, flüsterte sie sacht mit schüchtern gesenktem Blick. Change konnte nicht anders als angesichts dessen zu lächeln.   Desire stieß einen Seufzer der sich langsam lösenden Anspannung aus und wandte sich an die anderen: „Scheint, als hätten sie sich wieder vertragen.“ Unite, Trust und sie standen etwas vom Ausgang des Trainingsraums entfernt, jedoch war Changes und Destinys Geschrei bis hier zu hören gewesen. Nun vernahmen sie, wie die beiden zurückkamen. Auch Trust atmete auf. „Gott sei Dank.“ Die Besorgnis war ihm noch immer anzusehen. „War doch klar.“, kommentierte Unite. Desire warf ihr einen strafenden Blick zu. „Wer hat ihnen eben noch hinterher rennen wollen?“ Unite lachte verlegen. Ewigkeit schwirrte um die drei. „Und?“, fragte sie erwartungsvoll. Dass die fünf mit einem Mal in eine Seelenwelt entschwunden waren, schien sie nicht weiter beunruhigt zu haben. „Destiny hat gelernt, ihre Kräfte zu beherrschen.“, verkündete Unite stolz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)