Balance Defenders von Regina_Regenbogen ================================================================================ Kapitel 114: Unerwarteter Besuch -------------------------------- Unerwarteter Besuch   „Jemanden zu kennen, heißt noch lange nicht, zu wissen, wer er ist.“ (Stefan Wittlin)   Eine weitere Woche verging ohne besondere Vorkommnisse. Erik zeigte keine Anzeichen einer nochmaligen Verwandlung. Allerdings wussten sie auch nicht, woran sie einen bevorstehenden Ausbruch Secrets erkennen sollten. Beide Male war der Bedroher einfach vor ihrer Nase aufgetaucht, während sich Erik in ihrer Gegenwart stets wie er selbst benahm. Vielleicht wäre die beste Möglichkeit, Secret unter Verschluss zu halten, gewesen, einfach ständig in Eriks Nähe zu bleiben, aber das war natürlich  nicht umsetzbar. Aus Sicherheitsgründen hatte Justin selbst Ewigkeits freiwillige Meldung, über Erik zu wachen, abgelehnt.   Die fünf hatten ausgemacht, freitags zu besprechen, wo sie ihr nächstes Training abhalten wollten. Vitali hatte zwar vorgeschlagen, dass sie sich einfach in ihr Hauptquartier hinein und wieder hinaus teleportieren sollten – so würde Secret nicht wissen, wo es sich befand – aber die Entscheidung darüber war vertagt worden. Als Ariane an diesem Freitagnachmittag zu Hause ankam, hörte sie ihre Mutter aus dem Esszimmer ihr etwas zurufen. Sie zog ihre Jacke aus und lief ihr entgegen. „Bist du schon da?“ „Ja.“ Ihre Mutter saß im Esszimmer am Laptop. Ariane ahnte, was das zu bedeuten hatte. Am Wochenende zuvor hatte ihre Mutter angekündigt, sich jetzt, da der ganze Umzug gemeistert war, ernsthaft um eine Stelle bei einem Friseursalon zu bemühen. Übersetzt hieß das: ihr Vater und sie würden sich um die Bewerbungsunterlagen ihrer Mutter kümmern müssen. So gut ihre Mutter als Friseuse auch sein mochte, ihre Bewerbungen waren eine Katastrophe. Als sie sich das letzte Mal vor drei Jahren für eine Stelle beworben hatte, hatte sie wie ein Kind herumgenörgelt, als Ariane und ihr Vater sie auf die ganzen Fehler hingewiesen hatten: „Ich bin Friseuse und keine Tippse!“, hatte sie gemäkelt. Das bedeutete also, dass ihre Mutter nur darauf gewartet hatte, dass sie endlich heimkam. Ariane unterdrückte ein Seufzen. „Ich zieh mich nur schnell um, dann helfe ich dir.“ „Oh, das brauchst du nicht.“, meinte ihre Mutter, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden. Wenn man ihre Mutter nicht kannte, hätte man ihr das wohl tatsächlich abgekauft. Ariane jedoch wusste, dass sie in Kürze halb verzweifelt an ihrer Tür klopfen und ihre Hilfe erflehen würde, als würde gleich die Welt untergehen. Zumindest wurde man für jede Hilfe von ihr mit heißem Kakao oder selbst gemachtem Pudding verwöhnt, einer Massage oder was man sonst gerne hatte. Und sie lobte einen immer, als wäre man ein Genie. Ariane hatte ihrer Mutter daher früher immer gerne geholfen, bis sie die Aussage ihrer Mutter – bei Männern müsse man nur die Jungfer in Nöten spielen, ihnen das Gefühl geben, sie seien die großen Helden, und sie ein bisschen anhimmeln – auf diese Situationen übertragen und begriffen hatte, dass ihre Mutter genau diese Technik bei ihr und ihrem Vater anwandte. „Ich bin gleich wieder da und helfe dir.“, wiederholte Ariane. „Aber du brauchst dir wirklich keine Umstände machen.“, antwortete ihre Mutter. Ariane unterdrückte ein Stöhnen. Sie hasste es, dass ihre Mutter nicht einfach Klartext reden konnte. Sie verließ den Raum und ging die Treppe hinauf. Manchmal war ihre Mutter wirklich nicht einfach. Allerdings sagte ihre Mutter das umgekehrt über sie. Arianes Sichtweise, dass das Geschlecht keine Rolle spielen sollte, konnte ihre Mutter absolut nicht nachvollziehen. Sie redete dagegen etwas von den Waffen einer Frau und dass man als Frau Macht über die Männer ausüben könne etc. Ariane nervte dieses Gerede. Als wären Frauen irgendwelche Verführerinnen, die die dummen Männer um den Finger wickelten! Sie hoffte wirklich, dass Männer nicht so waren. Ihr Vater versicherte ihr zwar immer, dass es Männern auf den Charakter ankam, aber – Bei einem Blick auf ihre Mutter… Nicht dass ihre Mutter einen schlechten Charakter gehabt hätte! Ihre Mutter war ein wundervoller Mensch! Sie liebte ihre Mutter. Trotzdem erschien die Aussage ihres Vaters ein wenig … fragwürdig. Zumindest waren ihre Eltern sehr glücklich miteinander. Noch immer führten sie sich auf wie frisch Verliebte. Allerdings schob ihre Mutter das auf den geschickten Einsatz ihrer Weiblichkeit. Nach solchen Reden verging Ariane stets der Gedanke, sich jemals zu verlieben. Daraufhin bekam sie von ihrer Mutter immer zu hören, sie würde ihr Potential vergeuden – sprich ihre Schönheit – und sich das Leben nur selbst schwer machen, es gäbe schließlich keinen Prinzen! Das war noch so ein Satz, den Ariane hasste. Sie wollte gar keinen Prinzen oder Verehrer, egal welchen Geschlechts! Sie wollte einfach sie selbst sein! Und vor allem wollte sie sich für keinen Menschen auf der Welt verbiegen müssen. Aber der Meinung ihrer Mutter nach, war man ja man selbst, wenn man eine Beziehung führte. Man brachte nur den Mann dazu, nicht mehr er selbst zu sein. Ariane riss sich jedes Mal zusammen, ihr daraufhin nicht zu entgegen, dass es einfacher und sinnvoller war, sich einen Hund zu halten. In ihrem Zimmer angekommen merkte sie, dass sie Hunger hatte. Sie war es gewöhnt, sich selbst um ihr Essen zu kümmern, weil normalerweise sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter arbeiten waren, wenn sie heimkam. Aber wie sie ihre Mutter kannte, würde sie ihr den Platz am Laptop überlassen, sobald sie runterkam, und ihr dafür ihre Leibspeise kochen. Gar kein so schlechter Deal. Gerade war sie dabei, sich umzuziehen, als sie es an der Haustür klingeln hörte. Sie zog ihre Jogginghose an und wollte gerade nach einem Oberteil greifen, als sie ihre Mutter rufen hörte. „Ariane! Erik!“ Ariane glaubte, sich verhört zu haben. Eben hatten sie sich doch erst verabschiedet! Gut, Erik hatte sie beim Abschied wegen dem Geschenk für Viviens anstehenden Geburtstag nächste Woche angesprochen und sie hatte ihm geantwortet, sie würden das später besprechen. Aber sie hatte damit gemeint, dass sie später telefonieren würden! Sie sah auf ihre Armbanduhr. Er musste von der Schule direkt zu ihr gelaufen sein. Für einen Moment konnte sie ein kurzes Gefühl der Freude nicht unterdrücken. Es war das erste Mal, dass Erik zu ihr kam und nachdem sie fast zwei Wochen nicht mehr alleine mit ihm gesprochen hatte, war es nun einmal so: Sie freute sich. „Warte!“, rief sie zurück und suchte eilig nach einem Oberteil. Sollte sie das türkisfarbene Sweatshirt nehmen oder ein T-Shirt mit Jäckchen. Sie war schließlich zu Hause, also sollte es leger wirken. Aber sie wollte auch nicht abgehalftert aussehen. Worüber machte sie sich da eigentlich Gedanken? Ihr Blick fiel auf das rosafarbene T-Shirt, das er ihr auf dem Jahrmarkt geschenkt hatte. Wenn sie es trug, würde Erik das bestimmt kommentieren, so wie er es immer tat. Ihre Mundwinkel hoben sich. Vielleicht würde er sich freuen. Aber sicher würde er sie aufziehen. Sie stockte in der Bewegung. Dann griff sie nach ihrem roten langärmligen Jäckchen, streifte es sich über und zog den Reißverschluss zu. Ihre Klamotten ließ sie auf ihrem Bett liegen und machte sich auf den Weg ins Erdgeschoss. Sie hörte ihre Mutter in der Diele mit Erik reden. Arianes Gesicht verzog sich leicht. Seine Stimme klang so spitzbübisch, als würde er mit ihrer Mutter flirten. Sie verabscheute es, wenn er sich so anhörte. Leicht verstimmt lief sie die Treppe hinunter. „Ah, da ist sie ja.“, kommentierte ihre Mutter. Sie und Erik standen vor der Haustür. Als Erik sie erblickte, grinste er anzüglich. Im gleichen Moment blieb Ariane wie angewurzelt stehen. Sie wollte sich am Treppengeländer festhalten, aber sie konnte sich nicht rühren. Das war nicht Eriks Lächeln. Als er ihren Gesichtsausdruck wahrnahm, wurde sein Grinsen noch breiter und seine Augen funkelten mit boshafter Freude. „Mama…“, brachte Ariane hervor. Noch immer stand sie wie erstarrt da. Wie sollte sie ihrer Mutter klar machen, dass sie sich schnellstmöglich von ihm entfernen sollte, ohne dass Secret es mitbekam und sie dann womöglich attackierte? „Schon verstanden.“, sagte ihre Mutter lächelnd. „Ihr könnt in Arianes Zimmer gehen.“ Ariane glaubte, sich verhört zu haben. Das war wirklich das Letzte, was sie jetzt von ihrer Mutter hören wollte! Sie konnte ihre Teenager-Tochter doch nicht allein mit einem Jungen auf ihr Zimmer gehen lassen! Wie verantwortungslos war sie eigentlich! Aber was wäre die Alternative? Sie durfte ihre Mutter auf keinen Fall noch länger in der Nähe von Secret lassen. „Viel Spaß.“, flötete ihre Mutter und wollte sich entfernen. Ariane konnte nicht anders, als sie entsetzt anzusehen, doch ihre Mutter hatte sich schon von ihr abgewendet. Secrets spöttisch-amüsierte Stimme erklang. „Es wäre ihr lieber, nicht ganz alleine mit mir zu sein.“ Er sah zu Ariane herauf und lächelte verschlagen. Ihre Mutter drehte sich daraufhin ebenfalls zu ihr, mit weit erhobenen Augenbrauen. Ihr Mienenspiel sagte alles. Sie konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum ihre Tochter mit diesem Jungen nicht allein sein wollte! Was hatte sie als Mutter nur falsch gemacht? ‚Der Typ ist pures Eye Candy! Sei nicht so schüchtern, Süße! Ob er anständig ist? Sieh ihn dir doch mal an! Wer würde wollen, dass er‘s ist?!‘ Für einen Moment hätte Ariane fast angefangen zu weinen. Der Gesichtsausdruck ihrer Mutter wandelte sich zu Resignation. „Ihr könnt gerne ins Wohnzimmer sitzen. Ich bin direkt nebenan.“ Mit diesen Worten wandte sie sich zum Gehen. Secret grinste Ariane an, als würde alles nach Plan verlaufen, und warf dann ihrer Mutter einen Blick nach. „Nein.“, stieß Ariane hektisch aus. Ihre Mutter blieb abermals stehen und sah sie verwirrt an. „Es… Es ist besser, wenn wir dich in Ruhe arbeiten lassen.“, presste Ariane hervor. „Wie du meinst.“, sagte ihre Mutter, hob die Arme und verschwand hinter einer Tür. Secret trat auf die Treppe. Ariane wich zurück. „Du solltest die anderen rufen.“, sagte er, ohne sie anzusehen und schob sich einfach an ihr vorbei in den ersten Stock. Ariane rief in Gedanken Ewigkeit herbei und lief Secret nach. Sie versuchte, wenigstens etwas Empörung in sich selbst zu finden, jenseits des Schreckens. „Du hast kein Recht –“ Secret drehte sich gönnerhaft zu ihr um. „Tu doch nicht so, als würde mich das interessieren.“ Er bemerkte, dass Ewigkeit neben Ariane aufgetaucht war, und winkte ihr zu. „Sag Verändern Bescheid. Er kann Wunsch hier abholen.“, meinte er zu Ewigkeit. Dann lief er zielgenau auf Arianes Zimmer zu und öffnete die Tür. Woher hatte er wissen können, welches Zimmer ihres war? Er blieb vor der geöffneten Tür stehen und sah nochmals zu Ariane und Ewigkeit. „Wollt ihr noch viel Zeit damit verschwenden, mich anzustarren?“ Er trat in das Zimmer. Ewigkeit suchte Arianes Blick, wohl weil sie nicht wusste, ob sie der Anweisung des Bedrohers Folge leisten sollte. Ariane wusste es auch nicht. War es richtig, genau das zu tun, was Secret wollte? Aber was half es, wenn sie sich widersetzten? „Hol Verändern.“, sagte sie. Im gleichen Moment war Ewigkeit verschwunden. Ariane verharrte, wo sie stand. Solange Secret in ihrem Zimmer war, war sie außerhalb der Reichweite seiner Telekinese. Plötzlich hörte sie den Klang von Spieluhren. Unsicher, ob sie die richtige Entscheidung traf, trat sie näher, um durch die geöffnete Tür in ihr Zimmer zu sehen. Secret hatte das Regal mit ihrer Spieluhrensammlung entdeckt und nichts Besseres zu tun, als jede einzelne aufzuziehen und spielen zu lassen, was ein furchtbares Tohuwabohu an Klängen ergab. Okay, wenn das eine böse Tat sein sollte, wirkte sie ziemlich… ungewöhnlich. Er stand noch immer vor dem Regal, mit dem Rücken zu ihr. „Du hast ziemlich viele von diesen Dingern.“ Ariane wusste nicht, was sie darauf entgegnen sollte. Mit ihm zu sprechen, erschien ihr grotesk. Secret wandte sich zu ihrem Bett. Angesichts der darauf verteilten Kleidungsstücke, sah er kurz zu ihr, „Du entschuldigst.“, und legte sie kurzerhand zur Seite, um auf ihrem Bett Platz zu nehmen. Er lehnte sich ungeniert nach hinten. „Willst du es dir nicht bequem machen bis Change da ist?“ Ariane fiel auf, dass er seine Bedroherkleidung nicht trug. Natürlich nicht. Ansonsten hätte sie ihn ja keine Sekunde für Erik gehalten und ihre Mutter wäre über den seltsamen Aufzug verwundert gewesen. Er hatte dieselbe Kleidung an wie in der Schule: Weiße Sneakers, eine dunkelgraue Jeans, ein weißes Langarm-Poloshirt, auf dessen Brust Wappen gestickt waren, darüber seine schwarze Lederjacke. Direkt unter dem Regal mit den Spieluhren hatte er Eriks Kuriertasche abgelegt. Arianes Augen verweilten einen Moment auf ihr. Ewigkeit tauchte erneut neben ihr auf, sah sich kurz um und verschwand wieder. Im nächsten Moment erschien Vitali neben Ariane, ergriff ihre Hand und teleportierte. Sie landeten im Trainingsbereich ihres Hauptquartiers. „Alles okay?“, fragte Vitali. Ariane nickte. „Meine Mutter ist noch dort.“ „Soll ich sie etwa herholen?“ Ariane wusste nicht, was jetzt zu tun war. „Bring mich zurück.“ Vitali starrte sie an, als hätte sie einen Vollschaden. „Hol du die anderen und komm dann zu mir. Solange ich dort bin, wird Secret nicht auf meine Mutter losgehen. Ich weiß nicht, was er vorhat, aber er wollte, dass Ewigkeit dich holt.“ Vitali sah sie einen Moment an. Dann stöhnte er genervt. „Wozu hab ich dich überhaupt geholt?“ Ariane drückte seine Hand. „Danke, Vitali.“ Innerhalb eines Augenzwinkerns standen sie erneut in ihrem Zimmer. Sie spürte noch, wie Vitali ihre Hand los ließ, ehe er verschwand. Secret hatte es sich derweil auf ihrem Bett bequem gemacht und spielte mit einer der Spieluhren. Er würdigte sie keines Blickes. Hatte er überhaupt bemerkt, dass sie wieder da war?  Oder dass sie fort gewesen war? Secret betätigte die Mechanik der Spieluhr. Die Melodie ‚Memory‘ aus dem Musical Cats erklang – Erinnerung. Wie er, auf ihrem Bett liegend, so fasziniert zusah, wie die Kätzchen auf der Spieluhr sich zu der Musik drehten, als suche er darin etwas Verlorenes… Ariane trat einen Schritt näher. Er sah noch immer nicht in ihre Richtung. „Was – ist mit dir passiert, nachdem…“, Ariane brach ab. „Erinnerst du dich an das Schatthenreich?“ Abrupt brach die Melodie ab. Secret hatte den Stift, der das Spiel anhielt, hineingedrückt. Er sah in Arianes Richtung. Sein Gesichtsausdruck war nicht länger spöttisch-amüsiert. Er sah sie einfach nur stumm an. „Secret…“ Mit einem Ruck setzte er sich auf, legte die Spieluhr beiseite und blickte sie nun düster an, als habe er etwas dagegen, dass sie ihn beim Namen nannte. Er biss die Zähne zusammen. Dann wandte er den Blick ab. „Wo bleiben die anderen?“, sagte er, wie um das Thema zu wechseln. „Du … erinnerst dich nicht.“ Secrets Brüllen. Der Knall der zerschellenden Spieluhr, die gegen die Wand hinter ihr geschleudert wurde. „WO BLEIBEN DIE ANDEREN??!!“   Vitali hatte Serena, Vivien und Justin ins Hauptquartier geschafft. „Wir müssen sofort zu ihr!“, schrie Serena. „Ewigkeit passt auf sie auf.“, versuchte Vivien sie zu beruhigen. Sie hatten die Kleine zu ihr geschickt, sobald sie alle im Hauptquartier versammelt waren. „Was soll das bringen?“ „Wir wissen nicht, was Secret vorhat.“, gab Justin zu bedenken. „Das ist so oder so eine Falle.“, antwortete Serena. „Wir haben keine Zeit!“ Justin zog ein ernstes Gesicht. Er dachte kurz nach. Vivien ergriff das Wort. „Secret will, dass wir zu ihm kommen. Vielleicht hat er uns etwas zu sagen.“ „Oder er will uns einfach vermöbeln.“, entgegnete Vitali. „Wir müssen gehen!“, drängte Serena.   Ariane war erstarrt. Secret atmete heftig, dann stand er auf, wie um sich selbst zu beruhigen. Er schien an ihr vorbeigehen zu wollen, Ariane rührte sich nicht, dann blieb er neben ihr stehen. „Du weißt nichts, gar nichts über mich!“, knurrte er. Ariane regte sich nicht. Es waren die gleichen Worte, die sie ihm gesagt hatte, damals auf der Halloweenparty. Ewigkeit erschien. Secret wandte sich in ihre Richtung, dann atmete er geräuschvoll aus, als würde er dadurch Druck ablassen. Nochmals atmete er ein und aus, fuhr sich durchs Haar und lief um Ariane herum zurück zum Bett. Er setzte sich wieder und sah mit Absicht nicht in Arianes Richtung. Ariane wollte auf der Stelle hier weg. Wieso hatte sie Vitali bloß gesagt, er solle sie zurückbringen? Ewigkeit schwebte in ihr Blickfeld, wie um sie zu trösten. Sie wollte Ewigkeit sagen, dass die anderen nicht kommen durften, dass sie ihre Mutter holen sollten und dann sie. Sie durften nicht auf Secrets Wünsche eingehen, aber sie konnte nicht mit ihr sprechen, ohne dass Secret es hörte. In diesem Moment erschienen auch schon die anderen zwischen ihr und Secret. Sie waren in ihre Beschützerkleidung gehüllt. Sofort löste sich Unite aus der Reihe und kam zu ihr. „Das hat reichlich lange gedauert.“, beschwerte sich Secret. „Du könntest nächstes Mal nen Termin ausmachen, dann ging’s schneller.“, gab Change zurück. „Wo wäre da der Spaß?“, entgegnete Secret und grinste. Change machte ein wütendes Gesicht. „Was willst du?“, forderte Destiny in brüskem Ton zu wissen. Secret zuckte mit den Achseln. „Such dir was aus.“ Darauf wusste Destiny beim besten Willen nichts zu sagen. Unite kam hinter den anderen hervor und strahlte Secret an. „Er hat uns vermisst!“ Secrets Gesicht verzog sich. „Deshalb bist du doch hier. Oder nicht?“, fragte Unite lächelnd. Er schien kurz zu zögern. Den Moment nutzte Unite zu einem weiteren Angriff. „Wir haben dich auch vermisst!“ Destiny und Change warfen ihr einen ungläubigen Blick zu. Überrascht erkannte Trust, dass Secret mit einem Mal tatsächlich ins Wanken geriet. Er wusste offensichtlich nicht, wie er auf Unites offene, heitere Art reagieren sollte. Unite löste sich aus ihrer Reihe, ohne es mit den anderen abzusprechen und setzte sich einfach neben Secret, als wäre nichts dabei. Die anderen dagegen standen wie unter Strom und fürchteten Secrets Reaktion. Unite lächelte ihn von der Seite an, während Secret sie anstierte, als wäre sie eine Außerirdische. Unite kicherte. Weiterhin war Secret nicht in der Lage zu agieren und die anderen beobachteten das seltsame Gefecht regungslos. „Wir haben dich lieb!“ Secret sprang vom Bett auf wie ein aufgescheuchtes Tier und fixierte weiterhin Unite. Er wirkte völlig aus dem Konzept gebracht, als wisse er nicht mehr, wie jetzt zu handeln war. Er blickte zu den anderen, wie um wenigstens von ihnen etwas Feindseligkeit zu erhaschen. Dann wurde sein Blick wieder ernst. Er wandte sich mit erhobenem Haupt zu Unite. Verächtlich blickte er auf sie herab. „Du weißt doch gar nicht, was das bedeutet.“ Unite lachte. Secrets Hände ballten sich zu Fäusten. Ohnmächtige Wut zeichnete sich auf seinen Zügen ab. Ariane konnte nicht begreifen, wie Unite es schaffte, noch immer zu lächeln, das alles mit einem Lachen abzutun, während sie allein beim Anblick Secrets an ihre Grenzen stieß. Unite stand ebenfalls vom Bett auf. „Willst du unser Hauptquartier sehen?“ Die anderen gafften sie an. Unite streckte Secret ihre Hand entgegen. Secret ergriff ihre Hand und zog sie grob zu sich. Er beugte sich zu ihr vor und zischte ihr zu: „Wenn du mir euer Versteck zeigst, kann ich euch jederzeit angreifen.“ Unite lächelte ihn an, als halte sie das für eine großartige Idee. „Wenn du willst.“ Sie streckte Change ihre andere Hand hin. „Bist du jetzt total durchgeknallt?“, fragte Change. Die anderen waren zu entsetzt und überrumpelt, um irgendwas zu sagen. Unite zog einen Schmollmund. „Secret will mit uns trainieren!“ Dann hob sie die Augenbrauen, wie um ihre Aussage zu unterstreichen. Trust begriff. Wenn sie sich in ihr Hauptquartier teleportierten, wusste Secret nicht, wo es sich befand. Im Inneren gab es keine Hinweise darauf. Und in ihrem Hauptquartier waren sie allein. Kein Außenstehender konnte verletzt werden. „Gehen wir.“, sagte er. Change starrte ihn entsetzt an. „Echt jetzt?“ Trust wandte sich an Ariane. „Willst du hier bleiben?“ Er ging davon aus, dass ihre Nerven schon genug gelitten hatten. Ariane sah ihn kurz sprachlos an, offenbar war sie sich selbst über die Antwort nicht im Klaren. „Wenn du nachkommen willst, schick uns Ewigkeit.“, entschied er. Destiny sah zu Ariane, als könne sie nicht glauben, dass sie zurückbleiben wollte. „Keiner wird zurückgelassen.“, sagte sie bestimmt und nahm Arianes Hand. Ariane sah sie wortlos an. „Also los!“, rief Unite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)