Balance Defenders von Regina_Regenbogen ================================================================================ Kapitel 138: Unverstandene Gefühle - Kollision ---------------------------------------------- Unverstandene Gefühle – Kollision   „Was Alleinsein heißt, weiß, wer sich unverstanden fühlt, und das fühlen wir uns alle zuweilen.“ (Paul Schibler)   „Wir sind zusammen!“, schrie Viviens überschwängliche Stimme durch das Telefon. „Was?“, fragte Serena, als verstünde sie überhaupt nicht, worum es ging. Vivien rief überfreudig: „Justin und ich!“ Sie hatte eine Telefonkonferenz mit Ariane und Serena ins Leben gerufen, mit der Begründung, sie habe ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen und wolle nicht bis morgen warten. Einen kurzen Moment war Ariane von der Eröffnung zu sehr geplättet, um etwas darauf zu entgegnen. „Wie das?“, fragte Serena gerade heraus. Ariane fand das ziemlich taktlos, auch wenn sie selbst von Viviens Behauptung völlig irritiert war. „Also das war so.“, begann Vivien und erzählte ihnen bis ins Detail genau, was zwischen ihr und Justin vorgefallen war. Ariane hatte Vivien noch nie so viel erzählen hören. An manchen Stellen konnte sie Viviens Gedankengänge allerdings nicht nachvollziehen. Vivien hatte Justin einfach so geküsst, obwohl er gerade eine Art Nervenzusammenbruch gehabt hatte? Das war … übergriffig. Aber offenbar war sich Vivien dessen bewusst. „Und jetzt sind wir ganz offiziell zusammen!“, beendete Vivien ihre Ausführungen und kicherte noch viel aufgedrehter als sonst. Ariane hatte nicht geglaubt, dass das überhaupt möglich war. „Glückwunsch.“, sagte sie etwas betreten. Sie wusste nicht recht, wie sie sonst darauf reagieren sollte. Sie hatte zwar schon öfters mitbekommen, wenn Freundinnen in jemanden verliebt gewesen und dann mit der Person zusammengekommen waren – in diesen Fällen hatte sie auch aus vollem Herzen sagen können ‚Ich freue mich für dich.‘ – aber irgendwie hatte Vivien vorher noch nie mit ihr darüber gesprochen, was sie für Justin empfand. Solange sich Ariane erinnern konnte, hatte Vivien nur angedeutet, dass sie über Justins Gefühle im Bilde war. Aber dass sie umgekehrt genauso fühlte, war Ariane neu. Irgendwie fühlte sie sich davon ziemlich überrumpelt. Natürlich war ihr nicht entgangen, dass Vivien Justins Nähe suchte und ihn mehr als einmal in … nunja, persönliche Situationen brachte, aber von ihrem Verhalten her war für Ariane nicht ersichtlich gewesen, ob Vivien es nicht einfach nur genoss, Justin verlegen zu machen und ihre weiblichen Reize an ihm auszutesten. Da Vivien eine Vorliebe dafür hatte, andere aus ihrer Komfortzone zu holen, hatte Ariane auch die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Vivien ihn mit ihrem Verhalten gezielt an die Nähe zu weiblichen Personen gewöhnen wollte, damit er seine Schüchternheit allmählich ablegte und es ihm dadurch irgendwann gelang, eine Beziehung einzugehen. Alles in allem hatte Ariane daher angenommen, dass Justin Viviens bester Freund war, aber nicht mehr. Serenas Stimme ertönte. „Hast du Justin darauf angesprochen? Auf diese Reaktion?“ War das ernsthaft die Frage, die sie Vivien jetzt stellen wollte? Ariane hielt das für ziemlich unangebracht, auch wenn Serenas Stimme ungewohnt sanft klang. „Nein.“, gestand Vivien leise. Serena sprach weiter. „Offenbar ist etwas in seiner Vergangenheit passiert, weswegen er so reagiert hat.“ Vivien gab ein zustimmendes Geräusch von sich. „Ich wollte ihn nicht an etwas Unangenehmes erinnern.“ Ihre Stimme war nun gedämpft, fast bedrückt. Ariane fürchtete, dass Serena mit ihren Fragen Viviens Laune noch ganz verderben würde, und rang sich nun selbst zu Worten durch: „Serena, anstatt über solche Dinge zu reden, solltest du dich mit ihr freuen.“ „Ich freue mich doch für sie.“, murrte Serena verstimmt und fügte dann geradezu beleidigt hinzu: „Wirklich!“ Vivien kicherte wieder. „Danke!“ Einen Moment herrschte Stille, dann erhob Vivien nochmals die Stimme, allerdings klang sie so ungewohnt unsicher, dass Ariane sie fast nicht erkannt hätte. „Denkt ihr, ich kann Justin wirklich darauf ansprechen? Ich will nicht, dass er sich irgendwie unwohl fühlt oder traurig wird.“ Ariane war von Viviens Worten überrascht. Auch wenn sie gelernt hatte, dass Vivien sehr viel sensibler und bedachter war, als ihr aufgedrehtes Verhalten es vermuten ließ, war es so ungewohnt, dass Vivien diese Seite offen zeigte. Irgendwie wurde ihr jetzt erst bewusst, dass sie noch nie ein wirkliches Gespräch mit Vivien geführt hatte. Vivien war immer auf eine gewisse Art auf Abstand geblieben. Oder kam ihr das nur so vor? Serena antwortete: „Du hast bestimmt noch genug Gelegenheiten, Justin darauf anzusprechen. Und vielleicht hat sich das ja erledigt und ich sehe das einfach nur wieder zu negativ. Du kennst mich doch.“ „Du bist nicht negativ.“, meinte Vivien liebenswürdig. „Du bist einfühlsam.“ Ariane war sich nicht ganz sicher, ob sie dem zustimmte. Allerdings fand sie es lieb von Serena, dass sie nun versucht hatte, etwas sensibler zu sein. „Es ist sicher besser, keine alten Wunden aufzureißen.“, klinkte Ariane sich ein. „Wenn Justin darüber reden will, wird er es schon tun.“ Serena widersprach: „Man erzählt so etwas doch nicht ohne Anlass. Justin denkt doch eh immer, dass er andere nur belastet und alles mit sich selbst ausmachen muss. Vivien muss ihn schon darauf ansprechen und ihm das Gefühl geben, dass sie für ihn da sein will.“ Ariane war kurz von Serenas Aussage baff. Hatte Serena tatsächlich so einen Einblick in Justins Charakter gehabt? Viviens Stimme klang hoffnungsvoll, doch keineswegs aufgedreht. „Ich will ihm zeigen, dass er bei mir er selbst sein kann.“ Serena antwortete: „Solange er Angst hat, dich damit nur zu belasten, wird er sich dir nicht öffnen. Wenn er sich selbst nicht gestattet, dir seine Schwäche zu zeigen, kannst du nichts machen.“ Vivien gab ein trauriges „Hm“ von sich. Ariane meldete sich zu Wort. „Serena, du machst Vivien nur traurig. Dabei sollte sie sich doch freuen, dass Justin ihre Gefühle angenommen hat.“ „Vielleicht geh ich direkt zu ihm!“, rief Vivien plötzlich. „Was?“, stieß Ariane entsetzt aus. „Ich will ihm sagen, dass er mir alles erzählen kann und dass ich ihn verstehen will!“, verkündete Vivien überzeugt. „Vivien, so einfach ist das nicht.“, wandte Ariane ein. „Man kann sich nicht so plötzlich einem anderen Menschen öffnen, egal wie gut derjenige es meint. Das kostet Überwindung.“ „Ich will ihm zumindest zeigen, dass es mich interessiert, auch wenn er sich dann nicht öffnet.“, entgegnete Vivien. „Ich weiß wirklich nicht, ob das eine gute Idee ist.“, versuchte Ariane sie nochmals davon abzuhalten. „Danke!“, rief Vivien aus. „Bis dann!“ „Vivien!“ Die Verbindung brach ab. Das… das durfte doch nicht wahr sein! Eilig wählte Ariane Viviens Nummer. Vivien nahm nicht ab. Sie wollte doch jetzt nicht wirklich direkt zu Justin rübergehen! Ariane stieß die Luft aus, Empörung kam in ihr auf. Sie wählte Serenas Nummer. Ohne ein Wort des Grußes fuhr sie Serena direkt an: „Wie konntest du ihr solche Flausen in den Kopf setzen? Denkst du nicht, dass Justin von der ganzen Situation eh schon überfordert ist?“ „Es geht mir aber nicht um Justin, sondern um Vivien.“, antwortete Serena hart. „Ist dir überhaupt klar, dass sie sich ihm zuliebe die ganze Zeit zurückgehalten hat? Sie hat dauernd Rücksicht genommen, um ihn nicht zu überfordern. Es wird langsam Zeit, dass er ihr das auch mal zurückgibt!“ „Wovon redest du?“, verlangte Ariane zu erfahren. „Vivien zeigt keinem von uns ihre Schwäche. Aber sie ist eigentlich sehr verletzlich. Sie versucht bloß immer stark zu wirken, weil sie niemanden damit belasten will.“, entgegnete Serena. „Denkst du nicht, dass du da zu viel reininterpretierst?“, fragte Ariane. Serena schwieg, als wäre sie sauer über die Unterstellung. Ariane unterdrückte ein lautstarkes Seufzen. „Was soll das bringen, wenn sie jetzt zu ihm geht? Das wird im Chaos enden!“ „Denkst du nicht, dass Justin sicherer wird, wenn er sieht, dass sie auch nur ein Mensch ist?“, hielt Serena ihr entgegen. „Er versteht gar nicht, wie sehr sie ihn liebt!“ Kurz hielt Ariane inne und fragte sich, woher Serena über Viviens Gefühle Bescheid wusste, dann besann sie ich auf den Anlass des Telefonats. „Sie will ihn jetzt ohne Vorwarnung auf seine Vergangenheit ansprechen. Wir sollten sie davon abbringen!“ „Dafür ist es wohl schon zu spät.“ Frustriert warf Ariane den Kopf in den Nacken. „Nur weil du ihr das eingeredet hast.“ Serena stöhnte. „Du verstehst einfach gar nichts.“ „Was soll das heißen?“, forderte Ariane zu erfahren. „Vivien kann nicht für immer auf Justin Rücksicht nehmen! Er muss auch mal ertragen, dass sie Dinge tut, die ihn nicht schonen.“ „Und das von dir.“, murrte Ariane. Serena zischte: „Ich weiß es ja wohl am besten.“ Ariane bemühte sich, sich wieder zu beruhigen und ihre Aufregung nicht an Serena auszulassen. „Tut mir leid.“, sagte sie versöhnlich. „Ich mache mir einfach nur Sorgen.“ „Warum?“, fragte Serena unverständig. „Weil… Ich weiß nicht. Ich möchte nicht, dass etwas passiert, das Vivien bereut. Gerade jetzt, wo Justin sich ihr geöffnet hat.“ Wenn es stimmte, was Vivien gesagt hatte – und sie hatte keinen Grund gehabt zu lügen – war sie schon so lange in Justin verliebt gewesen. War es da nicht wahnwitzig, ihn direkt mir so etwas zu konfrontieren? „Manchmal muss man Menschen aus ihrer Komfortzone holen, damit sie über sich hinauswachsen können.“ Ariane konnte nicht fassen, dass so ein Satz ausgerechnet von Serena kam. Nun wurde Serenas Stimme kleinlaut und sanft: „Das habt ihr bei mir getan. Wenn ihr mich nicht gefordert hättet, dann wäre ich immer noch so.“ Ariane stockte. Serenas Worte waren so ungekannt aufrichtig. Das kannte sie so nicht von ihr. Serena fuhr fort„Vitali und Vivien haben mich immer genötigt, mich zu öffnen. Du und Justin habt mich so sein lassen, wie ich war. Und Erik hat mich verstanden. Alles zusammen hat mir geholfen, anders zu werden. Weil ihr mir Vertrauen geschenkt habt.“ Ariane glaubte, aus Serenas Stimme herauszuhören, dass sie kurz den Tränen nahe war. „Ich möchte, dass Justin auch sieht, dass er so sein darf wie er ist. Und ich möchte, dass auch Vivien sich zeigen darf wie sie ist.“ Ihre Tonlage kam Ariane regelrecht liebevoll vor. Dass Serena plötzlich so offen, ehrlich und mitfühlend war, überforderte Ariane für einen Augenblick. „Danke.“, sagte sie vorsichtig. „Dass du mir das gesagt hast.“ Serena schwieg.. Die Erkenntnis, dass sie Serena völlig unterschätzt hatte, traf Ariane. Irgendwie hatte Serena auf sie immer so gewirkt, als wäre ihre größte Sorge, sich selbst zu schützen. Aber nun musste sie einsehen, dass sie sich das eingeredet hatte. Genau wie bei Erik. Hatte sie nicht ihnen beiden vorgeworfen, härter zu sein als sie waren? Und auch den anderen… Justin war der einzige gewesen, von dem sie geglaubt hatte, so sanftmütig zu sein. Dass Vitali viel sensibler war, als er zeigte, war ihr zwar schon von Anfang an aufgefallen, aber erst bei ihrem Gruppengespräch hatte sie erkennen dürfen, dass Vitali sich viel mehr Gedanken machte, als es schien, und dass Vivien viel unsicherer war, als Ariane es jemals für möglich gehalten hatte. Irgendwie schämte sie sich, dass sie ihre eigenen Freunde so wenig kannte und so falsche Bilder von ihnen hatte. „Du und Vitali“, sagte Serena leise. „Ich verstehe nicht, was ihr denkt.“ Ariane war verwundert, dass Serena das ansprach. „Wie meinst du das?“, fragte sie. „Wie soll ich das wohl meinen?“, schimpfte Serena, jäh wieder übellaunig. „Wie ich es gesagt habe. Ich kapiere nicht, was Vitali und du denkt. Als wärt ihr Aliens!“ ‚Freundlich.‘, dachte Ariane verkniffen. Dabei waren doch Vitali und sie diejenigen, die am deutlichsten zeigten, was sie dachten. Vitali war schließlich so expressiv und extrem ehrlich, ihm war immer anzusehen, was er fühlte. Auch wenn er manchmal furchtbar trampelig sein konnte. Mittlerweile ging Ariane davon aus, dass das eine Art Schutzmechanismus von ihm war. „Wir sagen doch, was wir denken.“ „Tut ihr nicht.“, widersprach Serena. „Und das kannst du beurteilen, weil?“, verlangte Ariane empört zu wissen. „Weil Vitali nicht sagt, was er denkt. Und du.“, Serena unterbrach sich. „Du zeigst überhaupt nicht, was in dir vorgeht.“ Ariane stockte. Was sollte denn das heißen? Sie war immer ehrlich im Gegensatz zu Serena! Sie zeigte sehr wohl, was sie fühlte! Sie war immer ehrlich! „Vergiss es.“, wisperte Serena. „Tu ich auch!“, antwortete Ariane patzig. Dass ausgerechnet Serena ihr Unehrlichkeit vorgeworfen hatte, empörte sie. Sie hasste es zu lügen und – Es machte sie so wütend, dass Serena ihr so etwas unterstellte! „Ich bin nicht unehrlich!“, schimpfte sie. Serena reagierte nicht. Das brachte Ariane nur noch mehr auf. „Nur weil ich nicht so negative Empfindungen habe wie du, heißt das nicht, dass ich nichts fühle! Ich zeige, was ich fühle! Ich – Ich bin ehrlich!!!“ Wieder sagte Serena nichts. Ariane spürte Tränen der Wut in sich aufsteigen. Wie konnte ausgerechnet Serena ihr Unehrlichkeit vorwerfen! Serena, die einfach nie ehrlich mit ihren Gefühlen war! Serena, die immer alle ausschloss und von dem Schlechtesten ausging! Serena, die immer gemein zu Vitali war, obwohl sie ihn wohl doch irgendwie mochte, so absurd das Ariane auch erschien. Die Unehrliche war Serena, nicht sie! „Du bist diejenige, die nie sagt, was sie fühlt!“, schrie sie. Serenas Stimme blieb unerwartet ruhig. „Es tut mir weh, wenn du das sagst.“ Ariane stockte. Serena setzte fort. „Nur weil du nicht ehrlich mit deinen Gefühlen bist, heißt das nicht, dass du besser bist als ich.“ Ihr Ton wurde abschätzig. „Aber du bist ja immer die Liebe, Nette.“ „Jetzt reicht es!“, kreischte Ariane. „Nur weil ich nicht so gemein wie du bin, heißt das nicht, dass ich keine Gefühle habe!“ „Ich hab dir nie vorgeworfen, keine Gefühle zu haben!“, schrie Serena zurück. Ariane spürte eine unbändige Wut in sich. Sie war so verdammt wütend! „Was hast du mir dann vorgeworfen?!“, verlangte sie zu erfahren. „Ich hab dir gar nichts vorgeworfen! Ich habe nur gesagt, dass ich nicht weiß, was in dir vorgeht! Du hast daraus gemacht, dass nichts in dir vorgeht.“, verteidigte sich Serena. „Du hast gesagt, ich sei unehrlich!“ „Habe ich nicht!“ „Du hast gesagt, ich bin nicht ehrlich mit meinen Gefühlen!“, schrie Ariane. „Warum schreist du so?“, schrie Serena zurück. „Weil…“ Ariane schnappte nach Luft. „Weil das gemein ist. Ich bin nicht… Ich bin keine Lügnerin.“ Ihr traten Tränen in die Augen. Serenas Stimme wurde weicher. „Ich hab dich nicht Lügnerin genannt.“ Ariane schwieg. „Hat dich schon mal jemand so genannt?“, fragte Serena. „Das geht dich nichts an!“, blaffte Ariane. Jähes Schweigen von der anderen Seite. Ariane rang nach Atem. Serena sagte nichts mehr. Plötzliches Tuten. Serena hatte aufgelegt. Ariane nahm ihr Handy vom Ohr. Es war ihr egal, dass Serena das Telefonat beendet hatte. So was von egal! Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sie konnte sie nicht zurückhalten und wusste nicht einmal wieso. Sie weinte einfach.   Erik hörte sein Handy vibrieren. Er griff danach und sah, dass es sich bei dem Anrufer um Serena handelte. Eilig nahm er ab. „Alles ok?“, fragte er besorgt. „Ich hab mich mit Ariane gestritten.“, jammerte Serena. „Mit Ariane?“ Serena antwortete nicht. „Das ist neu.“ Wieder sagte Serena nichts. „Was ist denn passiert?“ „Sie hat gedacht, dass ich ihr unterstelle, eine Lügnerin zu sein. Und dann hat sie gesagt, dass es mich nichts angeht, als ich danach gefragt habe.“ Ihre Stimme ging ins Weinerliche über. „Das sagt Ariane oft.“, meinte er gelangweilt. Er kannte es nicht anders von ihr. Wieder Schweigen von Serena. Erik fühlte sich zu einer Erklärung genötigt: „Das soll heißen, dass sie das nicht auf dich bezogen hat.“ Erneut wartete er vergeblich auf eine Reaktion von Serena. „Wie geht es dir?“, fragte er. Er hörte ein Atemgeräusch. „Ich…“, setzte Serena an, brach aber erneut ab. „Das war heute alles etwas viel für dich.“, sagte Erik. „Du warst besessen, du hast dich mit Vitali gestritten. Du hast dir etwas Ruhe verdient.“ „Ich will mich nicht mit Ariane streiten.“, presste Serena hervor. Erik seufzte und dachte nach. Sollte er Ariane anrufen, um das zu klären? War das nicht übergriffig? Aber Serena war definitiv nicht in der Lage, heute Abend noch ein klärendes Gespräch zu führen. Und sie nahm sich diesen albernen Streit offenbar viel zu sehr zu Herzen, um die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen. Nach allem, was heute geschehen war, war das wohl auch nicht verwunderlich. Ihre Nerven lagen sicher blank und ihr zu versichern, dass Ariane morgen schon nicht mehr sauer sein würde, war gerade wohl nicht ausreichend. Er seufzte lang. „Ich klär das.“ „Was?“, fragte sie ungläubig. „Vertraust du mir?“ Serenas Zögern war viel kürzer als er angenommen hatte. Es war überhaupt nicht vorhanden. „Ja.“ Aus irgendeinem Grund fühlte sich dieses Ja so viel gewichtiger an, als er es je für möglich gehalten hatte. Er war doch davon ausgegangen, dass sie die Frage bejahen würde! Dennoch brauchte er einen Moment, um dieses Wort zu verarbeiten. „Kannst du so lange warten, bis ich es geklärt habe?“, fragte er. Serena gab ein zustimmendes Geräusch von sich. „Ich meld mich dann. Denk solange nicht mehr daran, ok?“ „Danke, Erik.“ Ihre Stimme klang wirklich von Herzen aufrichtig. Irgendwie rührte ihn das. Es war seltsam, dass sie ihm so vertraute. „Bis dann.“ Erik legte auf. Erst in diesem Moment wurde ihm wirklich bewusst, dass Serena von allen anderen ausgerechnet ihn angerufen, ihn um Hilfe gebeten hatte. Er erinnerte sich, dass sie seine Einweihung in die Wege geleitet hatte. Bisher hatte er sich nichts weiter dabei gedacht, aber nun wurde ihm allmählich bewusst, dass es für Serena einen Unterschied machte, ob er zum Team gehörte oder nicht. Weil er sie ohne Worte verstand. Irgendwie erfüllte es ihn fast schon mit Stolz, etwas für sie tun zu können.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)