Ein kleiner Fehltritt von KleinAya ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ 1 Das Trainingscamp war nun schon eine Woche her, aber die Volleyballmannschaft von Nekoma waren durch das intensive Training mit den anderen Mannschaften immer noch voll motiviert. Vor allem die Spieler von Karasuno, die zwar nicht mit der Anzahl ihrer Siege angeben konnten, sich aber dafür in so kurzer Zei stark verbessert hatten, haben die sogenannten "Katzen" dazu angespornt noch härter zu trainieren. Auf jeden fall wolltenn sie die Vorrunden für das Frühlingsturnier überstehen, um dann in besagtem Turnier auf die "Krähen" zu treffen und sie so in einem offiziellem Match zu besiegen. Am Ende des Trainingstages sollten die Jungs nach einer kleinen Pause noch eine Runde laufen. Ein paar der Teammitglieder hatten sich jedoch dazu entschlossen, ein kleines 3 gegen 3 Match zu spielen, bevor es zum Lauftraining ging. Der Coach lächelte un willigte ein, dass sie ruhig spielen könnten, wenn sie doch solche Hummeln im Hintern hätten. Er sah aus, wie eine dicke Katze, die man gerade am Bauch kraulte. So spielten Yamamoto Taketora, Kai Nobuyuki und Yaku Morisuke gegen Kuroo Tetsuro, Haiba Lev und Kenma Kozume, welcher eigentlich keine Lust hatte mitzumachen und sich stattdessen lieber vor dem Lauftraining heimlich aus dem Staub gemacht hätte. Doch Kuroo konnte ihn überzeugen, nachdme er ihm versprach am Wochenende die ganze Nacht mit ihm sein neues Spiel zu spielen. "Ja... wenn du unbedingt willst..." hatte der Junge mit den blondgefärbten Haaren geantwortet. Seine Worte klangen wie immer genervt, jedoch freute er sich darauf mit seinem besten Freund zu spielen, so wie sie es schon als Kinder oft getan hatten. Normalerweise war Kenma sehr schnell von anderen Menschen genervt, aber mit Kuroo verbrachte er gerne Zeit. Der große Schwarzhaarige mit der Schlafzimmerfrisur und dem meist finsterem Blick schien ihn besser zu verstehen als alle anderen und manchmal sogar besser, als er selbst. Kurz leuchteten die Augen des kleinen Zuspielers auf und er wandte schnell sein Gesicht ab, um nicht gesehen zu werden, doch Kuroo hatte es, wie so oft, bemerkt und lächelte zufrieden. Lev war außer sich vor Freude, an der Seite seines Kapitäns zu spielen und auch wenn er mit dem kleinen Zuspieler noch nicht 100%ig warm geworden war, wusste er, dass er von ihm viel lernen konnte. Das Trainingscamp hatte in Lev ein Feuer entfacht. Es war von Anfang an Lev´s Ziel gewesen, Nekomas Starspieler zu werden, aber jetzt hatte er noch ein weiteres Ziel vor Augen: Hinata in allem zu übertreffen! (In diesem Augenblick in Karasunos Sporthalle: Hinata musste niesen. Kageyama warf ihm einen finsteren Blick zu. "Wenn du jetzt krank wirst... mach ich dich kalt..." Hinata lief es eiskalt den Rücken hinunter. Der Zuspieler machte ihm manchmal solche Angst. "Whaaah! Lass mich in Ruhe, ich werde nicht krank!" Daichi: "Schreibt nicht so rum, wir haben eine Besprechung!!") Lev wusste, dass er noch viel zu lernen hatte, aber war auch in recht kurzer Zeit sehr gut geworden, also könnte er es auf jedenfall schaffen, besser als der winzige Mittelblocker zu werden. Wie er es hasste, immer nur seine Annahmen zu trainieren. Ja, die konnte er am schlechtesten, aber er wollte lieber unbedingt jede Art von Angriff lernen, damit er so viele Punkte wie möglich für sein Team holen konnte. Es dauerte allerdings nicht lange und Kuroo´s Team lag einige Punkte zurück, weil die andere Seite gezielt auf Lev feuerte und er fast alle Annahmen so versaute, dass sie unmöglich zu retten waren. Kuroo wurde wütend und demonstrierte dem großen Grauhaarigen wie er seine Arme zu bewegen und die Knie zu beugen hatte. Auf der anderen Seite des Netzes lachte Yamamoto laut auf und hielt sich übertrieben den Bauch mit einer Hand, während er mit der anderen auf Lev zeigte. "Hör auf deinen Kapitän du Ass! Sogar Karasuno´s Zwerg macht das besser! Muahahaha!" Yaku meinte, er solle nicht so gemein sein und boxte ihm in die Seite, worauf Yamamoto wieder total übertrieben zusammenklappte. Lev entschuldigte sich bei seinem Kapitän und rieb sich verlegen den Hinterkopf während er sich nach vorne beugte. Der große Grauhaarige spürte die Hitze auf seinen erröteten Wangen, hoffte aber, dass es niemand bemerken würde. "Versuchs einfach nochmal..." hörte er links von sich und sah, das Kenma ihn mit einem scharfen Blick anstarrte. Das Spiel ging weiter. Diesmal würd er es schaffen. Lev konzentrierte sich auf den Ball und blendete alles andere um sich herum aus. Yamamote machte die Angabe. Wie zu erwarten flog der Ball zielgerichtet auf Lev zu. Dieser hörte Kuroo fluchen, doch es klang als wäre der Kapitän weit entfernt, owohl sich die Beiden recht nahe waren. Lev sah nur den Ball, der auf ihn zukam. Er beugte seine Knie, so wie man es ihm schon so oft gezeit hatte und streckte seine Arme nach vorne. Der Volleybll prallte gegen seine Unterarme und flog in einem hohen Bogen direkt auf Kenma zu. "Yeah! Sauber!" hörte er Kuroo rufen. Auch vom Spielfeldrand hörte er ein paar andere Spieler, die ihm zujubelten. Immer noch hatte er den Ball mit seinen Augen fixiert. Sein Herz hämmerte vor Aufregung und Freude gegen seine Brust. Jetzt würde er noch einen Punkt holen und beweisen, wie gut er war. Lev rannte los. Er sah wie der Ball von Kenma hinter sich gespielt wurde. Voller Adrenalin sprang der Halbrusse dem Ball mit aller Kraft entgegen und holte zum Schlag aus. Erst als er jemanden vom Spielfeldrand aufschreien hörte, wurde Lev aus diesem fast schon tranceartigem Zustand gerissen. Allerdings war es bereits zu spät etwas zu unternehmen. Lev spürte, wie er mit der Schulter gegen etwas prallte und in dem Moment, der wie eine kleine Ewigkeit zu dauern schien, begriff er, was gerade passierte. Kenma hatte den Ball eigentlich zu Kuroo gespielt und dieser war ebenfalls nach dem Ball gesprungen. Jetzt waren die Beiden in der Luft zusamengeprallt. Kuroo konnte sich fangen und landete auf dem rechten Bein (den Katzen landen immer auf ihren Pfötchen ;) ), welches er bei der Landung aber leicht verdrehte. Die Nummer 1 des Teams konnte in lautes Knacken in seinem Knie hören. Das Geräusch fuhr duch seinen ganzen Körper und es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Lev hingegen landete mit einem lauten Rumms auf seinem Hintern. Erschrocken sprangen beide Coaches auf und liefen zu den beiden verunglückten Spielern. "Alles in Ordnung? Ist jemand verletzt?" fragte Coach Naoi besorgt. Auch der Rest der Mannschaft versammelte sich um Kuroo und Lev, der immer noch auf seinem Hintern saß und mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund seinen Teamkapitän anstarrte. Kuroo hob sein rechtes Bein, beugte es ein paar Mal und verlagerte sein Gewicht darauf. Er konnte das Geräusch, dass das Knie bei der Landung machte immer noch in seinem Kopf hallen hören. Aber er hatte keine Schmerzen. "Mir gehts gut." Alle blickten jetzt zu Lev, der sich immer noch nicht bewegt hatte. Im nächsten Moment ließ sich er sich nach vorne auf die Knie fallen und brachte seine Stirn mit einem Knall auf den Boden. "ES TUT MIR SO LEID!!" Lev wagte es nicht, nach oben zu blicken, er hatte zu große Angst davor, seinem Kapitän jetzt ins Gesicht zu blicken. Sicher würde er ihm den Kopf abreissen. "Na,na, das kann im Eifer des Gefechts schn mal passieren" meinte Kuroo zu Levs verwunderung und streckte dem am Boden kniehenden die Hand entgegen. Lev zögerte einen Moment und griff dann doch nach der helfenden Hand. Er spürte wie Kuroo´s warme Hand ihn sanft und doch kräftig auf die Beine zog. "Außerdem war das deine bisher beste Annahme!" Als Lev das lächeln in Kuroo´s Gesicht sah, traten ihm Tränen in die Augen, wobei Kenma und Yamamoto hinter Lev eine Gänsehaut bekamen. Sie kannten den Schwarzhaarigen eben schon etwas länger. "DANKE CAPTAIN!" rief der grauhaarige Riese und verbeugte sich tief vor Kuroo, welcher ihm eine Hand auf die Schulter legte. Zuerst fühlte sich die Berührung gut und bestärkend an, doch dann packte der Manschaftskapitän fest zu, was zwar nicht wirklich weh tat aber sich sehr bedrohlich anfühlte. Auf Kuroo´s Gesicht hatte sich ein Schatten gelegt und obwohl er immer noch lächelte, sah er sehr furchteinflößend aus. "...aber das nächste Mal passt du besser auf wo du hinspringst..." Lev schluckte und brachte vor Angst keinen Ton heraus. Er nickte nur heftig. Coach Nekomata lachte erleichtert auf und freute sich, dass nichts weiter passiert war. Dann klatschte er in die Hände um die Aufmerksamkeit der Mannschaf auf sich zu lenken. "So, das war wohl das Zeichen, dass es für heute reicht! Räumt auf und dann macht euch fertig eure Runde zu laufen. Wer wieder hier ist, darf nach Hause gehen!" Schnell räumten die Jungs die Sporthalle aus und gingen nach draußen, um sich fürs Laufen aufzuwärmen. Nach und nach liefen die Schüler los. Mit einem frechen Grinsen im Gesicht klatschte Kuroo auf Lev´s Schulter. "Mach nicht so ein langes Gesicht!" Dann gab er dem Größeren einen Schubs und sie begannen zu laufen. Kenma rannte leicht nach vorne gebeugt, mit dem Blick auf den Boden gerichtet hinterher. Er hasste es außerhalb der Sporthalle zu laufen. Auch wenn die Runde auf relativ abgelegenen Wegen verlieg, begegneten sie doch hin und wieder jemanden, der dann stehen blieg und sie beobachteten und oft dämlich anfingen zu grinsen. Kenma hasste es so angegafft zu werden. Deshalb lies er sich die Haare ins Gesicht hängen und hoffte, man würde ihn einfach übersehen, wenn doch die Anderen größer und besser gebaut waren als er. So wie Kuroo zum Beispiel, dem in den Schulgängen fast alle Mädchen hinterhersahen, und hin und wieder sogar der ein oder andere Junge. Nach ca. 40 Minuten kamen die Ersten zur Sporthalle zurück. Erster war der Libero Yaku. Danach kamen Kai und Yamamoto. Nach und nach kamen der Rest der Mannschaft an und mit etwas Abstand kam auch Kenma na, der völlig außer Atem war. Wie er es hasste so zu schwitzen. Er stütze sich mit den Händen auf den Knien ab und atmete schwer. Trainer Naoi reichte ihm seine Flasche, die er mit einem leisen "Danke.." annahm. Kenma bemerkte, dass der Trainer sich suchend und etwas beunruhigt wirkte. "Was ist los?" fragte in einem Tonfall, der mehr als nur desinteressiert wirkte. "Tetsuro-kun ist noch nicht hier..." Kenma fühlte sich plötzlich, als hätte ihm jemand ein Messer in die Brust gerammt. Er sah sich um, wobei er seinen Kopf schnel hin und her warf. Er war nicht hier. Kuroo war nicht hier. Das konnte nicht sein. Es war Kenma nicht aufgefallen ihn überholt zu haben. Allerdings war Kenma so damit beschäftigt gewesen, nicht aufzufallen, dass er es möglicherweise nicht bemerkt hatte. Aber es war unmöglich. Kuroo ging jeden Tag laufen, auch an freien Tagen. Könnte der Größere falsch abgebogen sein? Nein, auch das war unmöglich. Kenma sah in die Richtung aus der Kuroo kommen sollte. Niemand zu sehen. Der kleine Zuspieler wurde nervös und spürte, wie sich Panik von seiner Brust aus in seinem ganzen Körper auszubreiten drohte. Gerade in dem Moment, als Kenma losrennenwollte, klatschte Coach Nekomata in die Hände und der kleine Zuspieler zuckte zusammen. Für den Moment war die Panik plötzlich verschwunden. "So Jungs, ihr geht euch jetzt umziehen und dann nach Hause! Naoi und ich wenden Kuroo mit dem Auto entgegenfahren und ihn nach Hause bringen. Sicher ist er irgendeinem hübschen Mädchen hinterhergelaufen! Dem Jungen werde ich die Ohren langziehen!" witzelte der Trainer um seine Mannschaft zu beruhigen. Die Volleyballspieler entspannten sich ein wenig, en paar kicherten sogar. Aber Kenma war immer noch ernst. Klar wirkte Kuroo manchmal wie jemand, der massenhaft Mädchen aufreist, aber eigentlich war es nicht seine Art. Vor allem nahm er das Training zu ernst um sich von einem Mädchen ablenken zu lassen. Bei dem Gedanken er könnte wirklich einem Mädchen hinterhergelaufen sein wurde Kenma wütend, wusste aber nicht wirklich wieso. Bevor die Schüler etwas zu den beiden Coaches sagen konnten, waren die Erwachsenen bereits ins Auto gestiegen und losgefahren. Sie sahen ihnen hinterher und als das Auto nicht mehr zu sehen war, gingen die Meisten sich umziehen und machten sich für den Heimweg fertig. Sie vertrauten ihren Coaches, die Sache zu regeln und machten sich deshalb keine Sorgen. Nur Kenma, Yaku, Lev und Kai blieben auf dem Vorhof der Schule stehen. Keiner sagte etwas, aber sie waren sich in Gedanken einig, dass niemand nach Hause gehen würde, bevor Kuroo nicht wieder da war. Lev´s Herz schlug ihm so heftig gegen die Brust, dass er das Gefühl hatte, es würde jeden Moment herausspringen. Er hatte ein sehr ungutes Gefühl und ihm wurde schlecht. Als er sich die Gesichter der Anderenn ansah, wusste er, dass sie sich genauso fühlten. Sie alle fixierten den Eingang zum Schulhof. Langsam fuhren die Coaches mit dem Auto die übliche Strecke der Jungs entlang, nur in die entgegengesetzte Richtng. Es herrschte totale Stille, man konnte nur das leise Brummen des Motors hören. Nekomata, der Beifahrer war, hatte die Arme verschränkt und klopfte nervös mit den Fingern gegen seine Oberarme. Er überlegt sich Gründe, warum der June noch nicht angekommen war. Der Coach wusste, das sein Schützlich momentan viel um die Ohren hatte.Zusätzlich zu den anstehenden Abschlussprüfungen und dem Training fürs Turnier, war Kuroo´s Mutter krank und er musste sich um seine kleine Schwester kümmern. Aber er würde doch zumindest anrufen, wenn etwas passiert wäre? Hatte der Junge beim Laufen sein Handy überhaupt dabei? Er war ja nicht Kenma... Auf jeden Fall würde er ein dickes extra Training aufgebrummt bekommen, wenn es keinen triftigen Grund für sein nicht auftauchen gab. Plötzlich blickte der Trainer auf und streckte seinen Hals, damit er besser über das Amaturenbrett sehen konnte. "Oh nein..." Langsam und auf einem Bein humpelnd kam ihnen der Mannschaftskapitän entgegen. Man merkte, dass er versuchte normal zu gehen, aber an seinem Gesicht konnte man sehen, dass er starke Schmerzen zu haben schien. Beide Trainer sprangen aus dem Auto und rannten ihm entgegen. Manabu Naoi stütze den Jungen sofort und führte ihn in Richtung des Fahrzeuges. "Was ist passiert?", fragte der ältere Coach, während sie Kuroo vorsichtig ins Auto halfen. "Ich weiß nicht genau... auf einmal fühlte es sich an, als würde mein Knie explodieren... ich ließ mich zurückfallen.. dachte es wird wieder.." Angst und Ärger lagen in seiner Stimme. Er sprach schnell und atmete schwer. "Als ich vorhin mit Lev zusammengestoßen bin fühlte es sich kurz komisch an, tat aber nicht weh... ich dachte..." fügte er mit zittriger Stimme hinzu, bevor seine Stimme versagte. Er kämpfte damit die Tränen zurückzuhalten, die in seinen Augen brannten. "Wir fahren jetzt erstmal zur Schule zurück, da sehe ich mir dein Knie mal an. Sicher ist es halb so wild." , versuchte Coach Naoi den Jungen zu beruhigen und lächelte sanft. Kuroo biss sich auf die Unterlippe und nickte nur. Mit dem Kloß in seinem Hals hätte er jetzt keinen Ton herausgebracht. Nekomata setzte sich auf die Rückbank, verschränkte die Arme und schloss die augen. Hoffentlich hatte Naoi recht. Die Rückfahrt dauerte nicht lange, aber die Stille war erdrückend. In der Schule angekommen, fur Coach Naoi das Auto an den immer noch wartenden Schülern vorei und parkte so nah es ging am Clubraum neben der Turnhalle. Kenma konnte Kuroo´s Gesicht kurz sehen und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Die vier Jungs liefen dem Auto hinterher. Alle hielten die Luft an, als Coach Naoi ihrem Teamkapitän aus dem Auto half und sie zusammen mit Nekomata still im Clubraum verschwanden. Sie standen mit leicht geöffnetem Mund vor der Tür und starrten diese an, als würden sie versuchen, durch sie hindurch zu sehen. Kenma ballte seine Hände zu Fäusten, so dass seine Knöchel weiß wurden. Tausend fragen schwirrten durch den Kopf des kleinen Zuspielers und er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Was war nur passiert? Wieso war Kuroo verletzt? Was war nur passiert? Warum zur Hölle... "Warum hat der Coch nichts gesagt? Das ist ein schlechtes Zeichen oder?" Als könnte er Gedanken lesen, sprach Lev die Fragen laut aus. Niemand antwortete. Im Clubraum hatte Coach Naoi Kuroo auf einen Stuhl gesetzt und sich vor ihm auf den Boden gekniet. "Tut es nur beim Auftreten weh?", fragte er mit sanfter Stimme. "Es tut die ganze Zeit weh..." antwortete Kuro leise und hoffte man konnte nicht hören, wie Nahe er dran war, in Tränen auszubrechen. Nicht wegen der Schmerzen, sondern aus Angst. Kuroo´s ganzer Oberkörper zitterte heftig. "Ok, ich werde mir das jetzt mal ansehen." Coach Naoi schob die rote Trainingshose des Jungen vorsichtig nach oben, bis das Knie zu sehen war. Nekomata schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Coach Naoi hatte seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammengpresst, versuchte aber zu lächeln und ruhig zu wirken. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte Kuroo auf sein Knie. Er hatte zwar starke Schmerzen gehabt, aber damit hatte der 18-jährige nicht gerechnet. Im wurde schlecht. Das Knie war stark geschwollen und in der Innenseite hatte es einen großen Bluterguss, der fast schon schwarz war. In diesem Moment konnte Kuroo nur an eines denken: In wenien Wochen würden die Vorrunden zum Frühlingsturnier beginnen. Kapitel 2: 2 ------------ Nekomata öffnete die Tür des Clubraums und trat nach draussen zu den vier wartenden Teamkollegen des Verletzten und schloss die Tür hinter sich. Die Sonne war gerade am Untergehen und tauchte alles um sie herum in ein warmes orangenes Licht. "Hört zu Jungs, wir werden Kurro-kun jetzt ins Krankenhaus fahren um sicher zu gehen, dass ihm nichts schlimmeres fehlt. Geht nach Hause, ihr könnt hier sowieso nicht helfen. Morgen, wenn ihr zum Training kommt, kann ich euch sicher mehr sagen." Kenma wollte gerade dagegen protestieren, als sich die Tür öffnete und Coach Naoi mit Kuroo herauskam. Er sah in die Augen seines besten Freundes, der seinen Blick starr auf den Boden gerichtet hatte. Er hatte nicht geweint, sah aber aus als wäre er kurz davor. Kenma ertrug diesen Anblick nicht und musste wegsehen. Bisher hatte er Kuroo nur einmal so gesehen. Damals war er mitten in der Nacht zu ihm rüber gekommen, hatte sich auf Kenmas Bett gesetzt und gesagt, dass sein Vater weg sei. Kenma wollte etwas zu ihm sagen. Etwas, dass den Größeren etwas aufbauen würde, ihn zum Lächeln bringen. Er wollte diesen Ausdruck der Hoffnungslosigkeit von Kuroo´s Gesicht waschen. Aber was könnte er schon sagen? Der Kleine wusste ja nicht einmal genau, was mit seinem Freund los war. Die Autotüren knallten zu und die beiden Coaches fuhren mit Kuroo davon und ließen die Vier im Ungewissen stehen. Lev winkte dem Auto hinterher. Kenma setzte sich in Bewegung. Das nächste Krankenhaus war nicht so weit entfernt und er würde Kuroo jetzt auf keinen Fall allein lassen. Nicht nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten. Nicht nach allem, was Kuroo für ihn getan hatte und jeden Tag erneut für ihn tut. "Wo gehst du hin?" fragte Lev unsicher, der das Gefühl hatte, dass Kenma jetzt nicht nach Hause gehen würde. "Ins Krankenhaus..." antwortete Kenma, ohne stehen zu bleiben. "Ick komme mit dir!" Der grauhaarige Riese hatte den Kleineren schnell eingeholt. Auch Yaku und Kai folgten ihm. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren marschierten die Vier los. Keiner von ihnen würde Kuroo in so einer Situation im Stich lassen. Er würde schließlich genauso handeln, da waren sich alle sicher. Sie alle wussten, wie schwer Verletzungen am Bein sein konnten, und wie schwer das jetzt ihren Kapitän belasten würde. Im Krankenhaus angekommen, wurde Kuroo auf eine Liege gelegt, bei der die Rückenlehne hochgestellt wurde, damit er bequem sitzen konnte, und musste auf den Arzt warten. Nekomata und Naoi waren die ganze Zeit an seiner Seite. "Soll ich deine Mutter anrufen?" fragte Coach Naoi nach einem Moment erdrückenden Schweigens. Er hatte bereits sein Smartphone in der Hand. Erst nach einer kurzen Pause antwortete der Schüler. "Nein... sie soll sich keine Sorgen machen..." Fragen sah Naoi zu seinem älteren Kollegen, welcher nur den Kopf schüttelte. "Ok... dann warten wir erst einmal ab, was der Arzt sagt..." sagte er etwas unsicher. Eigentlich war es seine Pflicht zumindest ein Elternteil zu Benachrichtigen, aber er vertraute auf seinen älteren Kollegen, dass dies die richtige Entscheidung war. In dem Moment kam auch schon der Arzt ins Zimmer. Es war ein relativ junger Mann, mit kurzen braunen Haaren und einem sehr freundlichem Gesicht, mit vielen kleinen Lachfalten. "So, dann sehen wir uns das mal an, einverstanden?" Für den Bruchteil einer Sekunde schien sein Lächeln zu verschwinden, kam aber sofort wieder. "Hmm, das sieht schmerzhaft aus... wie ist das passiert?" Kuroo hatte seinen Blick auf das Knie gerichtet und zeigte keine Reaktion auf die Frage des Arztes. Er war eigentlich ein sehr höflicher junger Mann, aber der Anblick seines Beines schokierte ihn. Coach Nekomata übernahm das Antworten. "Es war ein Trainingsunfall. Er ist mit einem Mitspieler zusammengestoßen und wohl falsch aufgetreten." Der Arzt lächelte immer noch und sprach weiterhin zu Kuroo und störte sich nicht daran, dass dieser nicht geantwortet hatte. "Aha, ja... ok. Welchen Sport machst du denn?" "....Volleyball..." antwortete der Schüler leise, ohne den Arzt anzusehen. "Oh wirklich? Mit Volleyball kenne ich mich gar nicht aus. Msste es mal im Sportuntericht versuchen und hab mir nach 5 Minuten den Daumen verletzt." Während der Arzt redete, tastete er das Knie seines Patienten ab und versuchte vorsichtig das Bein zu beugen. Um den Jungen abzulenken redete der Arzt weiter. "An deinem Trainingsanzug sehe ich, dass du auf die Nekoma Highscool gehst. Wie gesagt, ich kenne mich nicht aus, aber sogar ich habe gehört, dass eure Mannschaft gut ist. Ich wohne ganz in der Nähe der Schule." Der Junge Arzt kratzte sich an der Stirn und überlegt einen Moment. "Ich bin gleich wieder da, ich möchte mich kurz mit dem Chefarzt beraten, damit wir hier alles richtig machen. Wenn ich gleich wiederkomme erkläre ich, wie es weitergaht." Er stand auf, nickte dem Trainer zu und verschwand durch die Tür. Das warten war für Kuroo fast unerträglich. Ihm war immer noch so furchtbar übel und er hatte das Gefühl er würde sich jeden Moment übergeben. Er atmete tief ein und hoffte die Übelkeit würde vergehen. Doch sie blieb. Nekomata legte eine Hand auf die Schulter des Jungen, in der Hoffnung es würde ihn etwas beruhigen. Alle 3 im Raum zuckten zusammen, als der Arzt wenige Minuten später die Tür schwungvoll aufriss und den Raum betrat. "Nun, ich habe jetzt alles mit dem Chefarzt durchgesprochen. Zum Röntgen ist dein Knie zu geschwollen, wir werden erst ein paar Tage abwarten. Du bekommst Schmerztabletten und Entzündungshemmer. Hierbleiben musst du nicht, aber du solltest dein Bein hochlegen und etwas kühlen. Ich werde dir auch eine Schiene mitgeben, die solltest du ab morgen tragen und du bekommst Krücken. Versuche bitte das Knie so wenig wie möglich zu belasten, ab Besten gar nicht." Der Arzt holte kurz Luft und versuchte weiterhin positiv zu klingen. "Am Freitag nächste Woche kommst du dan wieder, dann sehen wir uns dein Knie an und machen eine Röntgenaufnahme wenn es noch nötig ist. Wenn du dich gut fühlst, kannst du zur Schule gehen, aber du kannst dich auch von deinem Hausarzt krank melden lassen, falls du starke Schmerzen haben solltest." Wieder eine kurze Pause und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich etwas. Erwartungsvoll hatte ihn Kuroo mit großen Augen angestarrt. Der Arzt räusperte sich. "Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen, wir werden genaueres erst bei deinem nächsten Termin sagen können, aber... du solltest dich darauf einstellen, dass es sein kann, dass du nicht mehr Volleyballspielen kannst. Zumindest für eine längere Zeit nicht. Tut mir leid." Der junge Mediziner klopfte dem Schüler auf die Schulter und verließ dann den Raum. Die Worte des Arztes hallten immer wieder durch Kuroo´s Kopf und er fühlte wie sich sein Magen zusammenzog. Er schnappte nach Luft. Da öffnete sich die Tür, leise und vorsichtig. Yaku streckte vorsichtig den Kopf herein. "Er ist hier!" Zusammen mit Kei, Lev und ganz hinten Kenma stürmten sie ins Zimmer. "Kuroo, wie geht es dir? Wasum Himmels willen ist passiert?" fragte der kleine Libero aufgeregt. "Hast du Schmerzen? Können wir etwas für dich tun?" Kenma furh den Libero mit wütenden Augen an, was eigentlich nicht seine Arzt war. "Lass ihm doch Zeit zum antworten..." Kuroo´s Lippen zitterten kurz, dch dann zwang er sich zu einem fast schon übertrieben breiten Lächeln. "Alles halb so wild!" Kuro sprach sehr laut, damit seine Stimme nicht anfing zu zittern. "Bei meiner Landung vorhin hab ich mir wohl das Knie verknackst. Ich muss mich ein paar Tage schonen, dann bin ich wieder voll da." Er sah Lev, der kreidebleich hinter den anderen stand direkt in die Augen und hob seinen Daumen. "Mach dir keine Sorgen, alles gut!" Lev zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln. Er hatte riesige Schuldgefühle. Wegen seiner Unbedachtheit war sein Kapitän jetzt verletzt. Der Große konnte nicht Glauben, was passiert war. "Was... was ist mit den Qualifikationsspielen? Wirst... du spielen können?" Für einen Moment, was nur Kenma zu bemerken schien, verschwand das Lächeln aus Kuroo´s Gesicht, doch war sofort wieder da, noch breiter als zuvor. Der Kapitän klopfte sich selbst auf die Brust. "Na was denkst du denn? Glaubst du wirklich ich lasse euch den ganzen Spaß alleine haben?" Kuroo´s Schultern begannen zu zittern. Noch nicht. Ein bisschen müsse er noch aushalten. Er atmete tief ein und zwang sich weiter zu lächeln. Es brach Kenma das Herz, seinen besten Freund so zu sehen. Die beiden kannten sich schon lange und der Gamer wusste, wann der Größere ihm etwas vorspielte. Nakomata, der immer noch eine Hand auf Kuroo´s Schulter hatte, wande sich den Schülern zu. "so, jetzt ist genug. Das war ein sehr anstrengender Tag und Tetsuro-kun muss sich jetzt ausruhen. Naoi wird euch nach Hause bringen wenn er wieder da ist, wird er uns abholen. Wir müssen sowieso noch etwas warten." Seine Hand drückte die Schulter seines Schülers sanft. Kenma wollte noch etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Er hatte bemerkt, dass Kuroo es vermieden hatte ihm in die Augen zu sehen. Coach Naoi schob die vier Schüler aus dem Zimmer, denn er hatte Verstanden, dass Nekomata dem Verletzen etwas Freiraum verschaffen wollte. Kaum war die Tür hinter den Mitschülern geschlossen, ließ sich Kuroo nach hinten auf die Liege fallen und bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen. Jetzt musste er keine Rücksicht mehr nehmen. Er fing an, bitterlich zu weinen und die Hände auf seinem Gesicht fingen an zu zittern. Immer wieder schnappte er nach Luft, konnte aber nicht mit dem Schluchzen aufhören. Er fühlte sich als würde er in ein tiefes Loch fallen. Was war er denn noch, wenn er nicht mehr spielen konnte? Seit er klein war, hatte sich so ziemlich alles um Volleyball gedreht. Coach Nekomata stand still an seiner Seite und hielt weiterhin seine Schulter, bis sic hder Junge etwas beruhigt hatte. Der alte Trainer war schrecklich stolz auf den verletzten Jungen, dass er so viel Rücksicht auf seine Mitschüler genommen hatte, obwohl es ihm schlecht ging. Nicht jeder hätte sich so verhalten können. 'Durch und durch ein Mannschaftskapitän..' dachte er. Nach dem er keine Tränen mehr übrig hatte, lag Kuroo auf seienr Liege und starrte nach oben zur Decke des Raumes. Sein Kopf war leer und schmerzte. Seine augen brannten vom weinen und er war müde. So schrecklich müde. Er wollten nur noch nach Hause und schlafen. Alles für ein paar Stunden vergessen. Es klopfte an der Tür und Herr Naoi streckte seinen Kopf ins Zimmer. "Ich habe nochmal mit dem Arzt gesprochen und er hat mir alles mitgegeben. Ich habe alles schonmal ins Auto getragen." Er trat ins Zimmer und schob einen Rollstuhl vor sich hinein. Bei dem Anblick fühlte sich Kuroo als würde sich jemand auf seine Brust setzen. "Den hier habe ich oranisiert, damit können wir dich zum Auto bringen." sagte der Trainer lächelnd. Kuroo nickte nur. Er versuchte dem Coach nicht in die Augen zu sehen, in der Hoffnung er würde die roten Augen nicht bemerken. Vorsichtig halfen ihm die Trainer in den Rollstuhl und Naoi schob diesen vor sich her, wärend der ältere Coach still hinter ihnen her ging. Kuroo hatte den Blick nach unten gerichtet, aber er konnte die Blicke der Menschen in den Gängen des Krankenhauses förmlich spüren. 'Glotzt mich nicht so an!' Es machte ihn wütend. 'Ich brauche kein Mitleid!" Er war so wütend, dass er sich selbst beruhigen musste, sonst hätte er noch jemanden angeschrien. Nur noch ein wenig. Dann war er zu Hause und würde sich in seinem Zimmer einschließen. Dann konnte er wütend sein. Aber hier in der Öffentlichkeit musste er sich so verhalten, wie man es von ihm erwartete. Die Fahrt nach Hause dauerte nicht ganz 15 Minuten. Kuroo bedankte und entschuldigte sich bei seinen Trainern und versichterte ihnen, alleine bis zu seiner Wohnung zu kommen, es gäbe ja einen Aufzug, außerdem waren die Schmerzen ja nicht so schlimm. Der Junge hing sich die Tüte mit den Schmerztabletten und der Schiene zusammen mit seiner Sporttasche, die Naoi noch schnell geholt hatte, um die Schulter und versochte so schnell es ging mit Hilfe der Krücken weg zu gehen, was gar nicht so einfach war. Aber er hatte den Dreh schnell raus und verschwand durch die Eingangstür des Hochhauses. Coach Naoi hatte so lange mit dem Auto am Straßenrand gewartet, bis sein Schüler durch die Tür verschwunden war, bereit, ihm zu helfen, falls er doch nicht zurecht kam. Als die Tür sich hinter dem Verletzten schloss, legte er einen Gang ein und fuhr langsam los. Beide Coaches waren sich Einig, nach diesem Schock noch ein oder zwei Bier zu trinken. Im Aufzug angekommen, versuchte Kuroo auf den Knopf mit der 6 zu drücken, um in sein Stockwerd zu kommen. Bei dem Versuch rutschte ihm seine Sporttasche von der Schulter und diese verhakte sich mit der Krücke auf der linken seite. Er verlagerte sein Gewicht komplett auf das linke Bein um seine Hände frei zu haben, und ersuchte die Tasche wieder nach oben zu schieben. Dabei viel ihm aber die rechte Krücke auf den Boden. Bei dem Versuch diese aufzuheben, rutschte die Tasche wieder von seiner Schulter. Tetsuro packte die Tasche und war sie wütend in die Ecke des Aufzugs, dann lies er sich nach hinten fallen und rutschte langsam an der Wand entlang nach unten, bis er auf dem Boden in einer Ecke des Aufzuges saß. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und wollte gerade losschreien, als er hörte, wie ein Knopf im Fahrstuhl gedrückt wurde und sich die Türen schlossen. Als er nach oben sah, stand da Kenma, mit eingezogenem Kopf, angewinkelten Armen und riesigen Augen. Er sah aus als hätte er etwas angestellt. Kuroo musste an ein scheues Kätzchen denken, als er seinen Freund so stehen sah. Wäre dies eine andere Situation, würde er es richtig niedlich finden, wie der kleine Zuspieler ihn so ansah. Schnell drehte Kenma sein Gesicht weg. "...ich hab aus dem Fenster gesehen und gewartet... dachte du könntest Hilfe brauchen..." sagte er so leise als würde er zu sich selbst reden. Kuroo hatte gelernt, dass leise gebrabbel von seinem etwas seltsamen, besten Freund zu verstehen. Auch wenn ihm eigentlich gerade nicht danach war, musste er lächeln. "Sieht so aus..." Kenma schien etwas außer Atem zu sein, anscheinend war er die 6 Stockwerke nach im Treppenhaus nach unten gerannt. Kenma half seinem Freund beim Aufstehen und nahm ihm die Tasche ab. Oben angekommen folgte er dem Größeren mit etwas Abstand. Genug um nicht zu drängen, aber nahe genug um ihm jederzeit Greifen zu können. Vor Kuroo´s Wohnungstür blieben sie stehen. Kaum angekommen, wurde die Tür aufgerissen. "Niichaaaan!! Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Kenma hat schon alles erzählt!" Kenmas Wangen erröteten und er drehte sich schnell um, damit es niemand merkte. "Komm rein! Ich hab Mama noch nichts erzählt, sie schläft schon." Kuroo´s kleine Schwester Minako hatte ihre langen schwarzen Haare zu einem Zopf geflochten und stand in einem rosa Schlafanzug an der Tür und winkte die Beiden herein. Kenma blieb an der Tür stehen. "Komm rein." rief ihm Minako entgegen. Sie verstand beim besten Willen nicht, warum ihr Bruder mit Kenma befreundet war und so viel Zeit mit ihm verbrachte. Er war eigentlich nett und höflich, aber er war so anders als... naja, das komplette Gegenteil von ihrem Bruder. Die beiden passten ihrer Meinung nach irgendwie nicht zueinander und doch waren sie fast immer zusammen, solange sie sich erinnern konnte. Leicht gebeugt trat Kenma in die Wohnung. Seit Kuroo´s Vater weg war und seine Mutter krank, war er nur ungern hier. Außerdem war da noch... Wie ein Blitz jagte ein kleines Wesen um die Ecke des Flures in Richtung Eingangstür. Man konnte ein seltsames Röcheln hören, was Kenma jedesmal eine Gänsehaut bescherte. Und schon wuselte das kleine Wesen um die Beide der Neuankömmlinge und schnupperte neugierig an den Krücken. "Sie hat dich vermisst" meinte Minako und hob den kleinen Mopf hoch und hielt ihn ihrem Bruder direkt ins Gesicht. Kuroo´s Gesichtszüge entspannten sich, als er in das Gesicht des vor Freude grunzenden Hundes sah und drückte diesem einen Kuss auf die Stirn, was ihn noch lauter grunzen ließ. "Und ich habe dich vermisst.." flüsterte er der alten Mopsdame liebevoll zu. Wieder lief ein Schauer über Kenma´s Rücken. Er liebte Tiere eigentlich, aber was Kuroo an diesem Tier so liebte, verstand er nicht. Außerdem waren ihm Katzen viel lieber. Die waren nicht so aufdringlich. Während sich Kuroo mit den Krücken in sein Zimmer quälte, wich der Mops nicht von seiner Seite und warf Kenma misstrauische Blicke zu, wenn er sich seinem Herrchen etwas näherte. Endlich angekommen ließ sich Kuroo auf sein Bett fallen. Minako holte ein Kissen, um das Bein ihres Bruders darauf zu legen. "Brauchst du noch was?" fragte sie. "Du könntest mir ein Glas mit Wasser bringen, ich muss noch eine hiervon nehmen." Er hielt ihr die Packung Tabletten entgegen. "Ja klar, kommt sofort!" Sie spurtete aus dem Zimmer. Auch wenn sie oft sehr anstrengend war, war Tetsuro froh, dass er seine kleine Schwester hatte. Kenma trat nervös von einem Bein auf das Andere. Ihm war es so unangenehm hier zu sein. Er hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, doch ihm viel nichts ein. Er fühlte sich nutzlos un dumm. "Du kannst ruhig gehen. Es eht mir gut. Wirklich." sagte Kuroo als könne er die Gedanken des Blondgefärbten lesen. Selbst jetzt kümmerte er sich um das Wohlergehen seines kleinen Freundes. "Nur eine Sache könntest du noch für mich tun..." Kenma sah seinem Freund direkt in die Augen. Er würde wirklich alles für ihn tun, auch wenn er das niemals laut ausspechen würde. So wie Kuroo jetzt in seinem Bett lag wirkte er viel kleiner als sonst und fast zerbrechlich und doch hatte er ein freundliches lächeln im Gesicht, an das Kenma so gewohnt war. Der Puls des Zuspielers stieg leicht an und er trat etwas näher ans Bett heran. "Könntest du Suki auf mein Bett heben? Sie kommt nicht alleine hoch." Kenma sah zu dem Hund hinunter, der geduldig da saß und zu seinem Herrchen schaute. Als der Hund plötzlich seinen Kopf drehte und zu kenma hinaufsah, sah dieser, wie der Mops beim Atmen (wenn man das Grunzen atmen nennen konnte) kleine Tröpfchen durch die Gegend schoss und erneut schüttelte es den Jungen. Aber er konnte Kuroo jetzt keinen Wusch ausschlagen. Als beugte er sich hinunter und hob den kleinen Hund mit ausgesteckten Armen hoch, um ihn möglichst weit weg zu halten. Die kleine Suki ließ sich geduldig hochheben und je näher sie dem Bett kam, umso heftiger wedelte ihr eingekringelter Schwanz. Das Zauberte ein aufrichtiges, breites Lächeln auf Kuroo´s Gesicht. Kenma setzte den Hund aufs Bett, konnte aber den Blick nicht von seinem Freund abwenden. Sein Herz schlug noch schneller. Die vom Weinen geröteten Augen, das liebevolle Lächeln auf dem Gesicht, die erschöpfte Körperhaltung die so untypisch für ihn war. Am liebsten wäre Kenma dem Größeren um den Hals gefallen um ihn an sich zu drücken und ihm zu sagen, dass alles wieder gut werden würde. So etwas in der Art würde Kuroo wahrscheinlich tun, aber für den Kleinen mit den blondgefärbten Haaren war das unmöglich. Als der kleine Zuspieler bemerkte, dass Kuroo ihn anstarrte, während der Mops sich an den Hals seines Herrchens drückte, erschrak er und wurde knallrot im Gesicht. Er drehte sich schnell um. "...dann.. gute Nacht... du kannst mir schreiben, wenn du was brauchst..." Dann rannte er aus dem Zimmer und hätte dabei fast Minako umgerannt, welche nur den Kopf schüttelte. Was war heute nur mit ihm los? Warum klopfte sein Herz immer schneller? Minako brachte ihrem Bruder das Glas Wasser und sah ihm zu, wie er die Tablette mit dem kompletten Wasser aus dem Glas hinunterspülte. "Wie geht es dir?" "Mein Knie tut weh..." "Nein.. wie gehts dir?" Kuroo antwortete nicht. Er wollte seine kleine Schwester nicht anlügen, aber er durfte vor ihr keine Schwäche zeigen. Seit ihr Vater ausgezogen war, kümmerte er sich um Minako, er musste für sie stark sein. So wie er für seine Mutter stark sein musste und für seine Mannschaft. "Ich bin schrecklich müde... Danke für alles. Ich möchte jetzt schlafen." Er sah seiner Schwester an, dass sie mit dieser Antwort nicht zufrieden war. "Mach dir keine Sorgen, ich habe den besten Seelentröster der Welt hier" Er hielt ihr den kleinen Mops entgegen, der sofort versuchte Minako´s Gesicht abzulecken. "Na gut. Aber wenn was ist, ruf mich!" Kuroo nickte. Seine Schwester drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange und huschte dann leise und schnell aus dem Zimmer. Kuroo hatte gedacht, er hätte keine Tränen mehr übrig, doch in der Stille und Dunkelheit stiegen sie erneut in ihm hoch. Während er weinte, drückte er Suki sanft an seine Brust, bis Beide schließlich einschliefen. Kenma saß auf dem Boden in seinem Zimmer, vor dem Fernseher an dem seine Konsole angeschlossen war. Mit angezogenen Beiden und großen Kopfhörern saß er da, hielt den Kontroller in den Händen und starrte auf den Bildschirm. Die Figur in dem Spiel wartete darauf bewegt zu werden. Sein Smartphone lag neben ihm, so dass er es sehen konnte. Immer noch klopfte sein Herz stark gegen seine Brust. Es saß noch einige Zeit still da, bevor er begann seine Spielfigur in das nächste Dungeon zu schicken. Kapitel 3: 3 ------------ Am nächsten Morgen machte sich Kenma für die Schule fertig. Er nippte an seinem warmen Kakao, dem ihn seine Mutter gemacht hatte. Der blondgefärbte Junge aß selten etwas zum Frühstück. Morgens war ihm oft übel, was wohl daran lag, dass er nicht viel schlief, sondern mehr Zeit mit zocken verbrachte. Seine Mutter bestand drauf, dass er wenigstens etwas Kakao trank um etwas im Magen zu haben, bevor er aus dem Haus ging. Während er am Esstisch saß und sein warmes Getränk in kleinen Schlücken zu sich nahm spielte er gelangweilt ein Onlinespiel auf seinem Smartphone. Ob Kuroo heute in die Schule gehen würde? Normalerweise gingen sie gemeinsam. Der Größere holte ihn ab und stimmte Kenmas Mutter zu dass Frühstück wäre das wichtigste Essen des Tages, und beide redeten dann auf ihn ein, bis er genervt seine Tasche packte und in die Schule ging.. Heute würde er ihn wohl nicht aufziehen. Kenma tippte weiter auf seinem Smartphone herum während er nur an seinen Freund denken konnte. Ob er schon wach war? Ob er geschlafen hatte? Hatte er noch schmerzen oder halfen die Tabletten? Kenma nahm einen weiteren Schluck. Kenma sah nur kurz von seinem Smartphone auf als es klingelte. Ziemlich früh für die Post dachte er, als er seine Mutter hörte. "Oh Tetsuro-kun! Mit dir habe ich heute morgen nicht gerechnet!" Beinahe hätte er seinen Kakao über das Smartphone verschüttet. Sein Herz klopfte plötzlich viel schneller als vorher. Er war doch gekommen. Schon kam der große Schüler mit seinen Krücken in die Küche und hatte wie gewohnt sein "ich bin ein guter Junge" Lächeln aufgesetzt, wie immer, wenn er mit Kenmas Mutter oder anderen Erwachsenen sprach. Kuroo hatte es einfach drauf, die Leute um seinen Finger zu wickeln, obwohl er nach Kenma´s Ansicht eigentlich eher wie ein Bösewicht aus einer Zeichentrickserie aussah. Kenma konnte ihm nicht direkt in die Augen sehen, doch Kuroo war es gewohnt, dass sich der Kleinere oft seltsam verhielt. "Mmmh....Kuro.. du gehst also heute zur Schule..?" fragte Kenma, während ihm einige Haarsträhnen ins Gesicht fielen. "Na klar, ich kann es mir nicht leisten zu fehlen." antwortete Kuroo immer noch sanft lächelnd. "Komm schon, trink aus, ich werde heute etwas länger brauchen." scherzelte er und hielt Kenma die Krücken entgegen. Nach einer kleinen Diskussion in der Kenmas Mutter und Kuroo auf Kenma einredeten er müsse wenigstens Kakao austrinken (wobei es keine Diskussion war, da Kenma überhaupt nichts sagte) machten sich die beiden Schüler auf den Weg. Im Aufzug schielte Kenma heimlich zu Kuroo hinauf. Er sah irgendwie zufrieden aus. Sein Gesicht war entspannt, seine Haare wie immer unordenlich. Die Krücken schienen auch kein Problem mehr zu sein. Ob er heute morgen geübt hatte mit ihnen zu gehen? Als sich plötzlich ihre Blicke trafen sah Kenma schnell zur Seite. Kuroo lachte. "Was? Du willst mich doch was fragen.." "Hmm... ich dachte nur... du würdest zu Hause bleiben..." antwortete Kenma leise und mit monotoner Stimme. "Wegen dem Knie? Es tut kaum noch weh. Die Schiene hilft auch. Ich denke ich werde diese Krücken auch nicht lange brauchen, ich halte mich nur an das was der Arzt gesagt hat, damit es schneller geht." "So...." Kenma wusste genau, wann Kuroo ihn anlog. Und das war gerade der Fall gewesen. Das hatte der Größere schon oft getan. Meistens versuchte er damit seine Gefühle zu verstecken, damit sich Kenma keine Sorgen machte, doch eigentlich führte es dazu, dass er sich noch mehr Sorgen machte. Normalerweise hätte Kenma ihn darauf angesprochen, dass er die Lüge bemerkt hatte, doch diesmal entschied er, dass es besser war den Mund zu halten. Kuroo: "Außerdem würdest du dich ohne mich doch auf dem Weg verlaufen!" Kenma: "... hätte ich nicht..." Kuroo: "Hättest du doch!" Kenma: ".......... hätte ich nicht..." ....... Kuroo:" Doch hättest du." Kenma: "Hätte ich nicht.." Nachdem sie ein Stück mit der Bahn gefahren waren mussten sie das letzte Stück laufen. Je näher die Zwei der Schule kamen, desto mehr anderen Schülern begegneten sie. Da das Volleyballteam sehr bekannt an der Schule war, kannten die meisten Schüler der Nekoma Highscool den Teamkapitän. Viele von ihnen blieben erschrocken stehen als sie den Volleyballspieler mit den Krücken sahen. Kenma zog den Kopf ein. Normalerweise war es ein Vorteil für ihn, dass ihn neben Kuroo kaum jemand zu beachten schien. Aber jetzt, da anscheinend die ganze Schule noch mehr auf seinen Freund starrte als sonst, machte es ihm Sorgen wie dieser darauf reagieren würde. Auch wenn man es ihm nicht ansah, war er sehr sensibel und nahm sich alles sehr zu Herzen. Er kam eben sehr nach seiner Mutter. Vorsichtig und ohne den Kopf zu bewegen, blickte er zu Kuroo hoch, der nach außen hin sehr entspannt wirkte. Trotz der Gehhilfe unter seinen Achseln schienen seine Schultern locker hinabzuhängen und er hatte dieses verschmitzte lächeln aufgelegt, von dem einige Mädchen so schwärmten. Wie immer bemerkte Kuroo, wenn Kenma ihn beobachtete. Mit großen Augen sah er den Kleineren an: "Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst heute ziemlich seltsam..." Kenma sah auf den Boden ".... mmhh.. ich frage mich nur ob es dir wirklich gut geht..." Kuroo seufzte. "Ach Kenma, du machst dir zu viele Gedanken." Inzwischen waren sie bereits an der Schule angekommen und als die beiden Freunde den ersten Gang betraten war es, als würden plötzlich alle Schüler gleichzeitig verstummen und ihre Augen auf die Neuankömmlinge richten. Es hatte sich wohl schon rumgesprochen, dass die Nummer Eins der Volleyballmannschaft verletzt war. Kuroo setzte seinen Weg unbeeindruckt fort. Hier und da grüßte er jemanden. Auf die vielen Fragen über seine Verletzung antwortete er meist: "Ist halb so wild." oder "Nicht der Rede Wert" Es fiel dem Kapitän der Volleyballmanschaft zunehmend schwerer, so zu tun, als ob alles in Ordnung war. Die Schmerzen waren nicht so schlimm, da er erst seine erste Schmerztablette genommen hatte bevor sich auf den Weg gemacht hatte und diese ihre Wirkung zeigte, aber er hasste es, von allen so viel Mitleid zu bekommen. Manche von ihnen taten so, als ob es das Ende der Welt wäre. Dabei hatten sie keine Ahnung wie er sich gerade fühlte. Er musste stark sein. Für sein Team. Für Kenma. Für seine kleine Schwester um die er sich kümmern musste. Und für seine Mutter, die wegen ihrer Krankheit genug Sorgen hatte. Alles was er wollte war Volleyballspielen. Wenn er spielte konnte er alles um sich herum vergessen. Er fühlte sich stark und die Tatsache, dass Kenma bei ihm war, machte ihn noch stärker. Und jetzt könnte er das für immer Verloren haben. Diese Ungewissheit fraß ihn innerlich auf. Und niemand könnte verstehen, wie er sich jetzt fühlte. Zum dritten Mal an diesem Morgen konnte Kuroo spüren, dass Kenma ihn anstarrte. Natürlich war es dem kleinen Zuspieler aufgefallen, dass es ihm nicht gut ging. Kenma war der beste Beobachter den is in ganz Tokio gab. Wenn nicht in ganz Japan. Außerdem standen die Beiden sich schon lange Zeit sehr Nahe. Vor Kenma konnte Kuroo sogar ab und zu ein paar seiner Schwächen zugeben. Kenma baute ihn immer auf, auch wenn sich seine Aufmunterungen manchmal nach dem genauen Gegenteil anhörten, was sie Bedeuteten. Liebevoll blickte Kuroo zu Kenma, welcher wieder erschrak, als wäre er bei etwas ertappt worden. "Hier trennen sich unsere Wege. Wir sehen uns später." So schnell er konnte drehte sich Kuroo um und ging in Richtung Klassenzimmer der 3. Klässler und ließ Kenma stehen. Es fiel ihm schwerer als Gedacht, denn es tat es ihm gut, wenn der Kleine an seiner Seite war. Für die nächsten Stunden war er auf sich allein gestellt. Mit gesenktem Kopf ging nun auch Kenma in sein Klassenzimmer. Dort angekommen löcherten ihn ein paar Mädchen aus seiner Klasse über Kuroo´s Verletzung. 'Fast als hätte er einen eigenen Fanclub' dachte sich der Zuspieler, der sonst seine Ruhe hatte und diese auch Genoss. Er beantwortete alle Fragen mit einem "..hmmm.. ich weiß nicht...", so dass seine Mitschüler bald aufgaben, etwas aus ihm herauszubekommen. Nach dem Unterricht: Die Volleyballmanschafft war inzwischen in der Turnhalle versammelt und sie wärmten sich gemeinsam auf. Die Stimmung war sehr gedrückt. Inzwischen wussten sie alle, dass Kuroo am Knie verletzt war, aber man noch nicht sagen konnte wie sich das Ganze entwickelt. Lev hätte heulen können. Wie konnte so etwas schlimmes nur passieren? Und er allein war daran Schuld. Er konnte jetzt nur hoffen, dass am Ende die Verletzung nicht so schlimm sein würde. Nach dem sich alle ausgiebig aufgewärmt hatten, versammelte sich die Mannschaft um ihre 2 Coaches um den heutigen Trainingsablauf zu besprechen. Auch die Trainer konnten die negative Stimmung in der Halle spüren und überlegten, wie sie damit umgehen sollten, als Lev aufschrieh und alle aus ihren Gedanken riss: "Kuroo!" Alle blickten nun zum Eingang der Turnhalle in der Mannschaftskapitän stand, in seiner Schuluniform, aber mit Turnschuhen. Dieser rieb sich verlegen am Hals. "Ähm... ich dachte, wenn ich schon nicht mitmachen kann, kann ich euch wenigstens vom Rand aus unterstützen." Die Mannschaft stürmte auf ihre Nummer 1 zu und stimmten zu, dass sie sich freuen würden, wenn er dabei wäre. Yaku und Lev hatten sogar kleine Tränen in den Augen. Auch die Trainer kamen nun dazu und erkundigten sich nach dem Wohlbefinden des Schülers. "Die Tablette von heute morgen wirkt ziemlich gut und es tut kaum noch weh. Ich denke es sah gestern schlimmer aus als es ist." Kuroo klang sehr optimistisch und die Stimmung in der Halle veränderte sich sofort. Coach Nekomata stimmte zu, dass es für alle von Vorteil wäre, wenn Kuroo beim Training anwesend war und den Jüngeren mit seinen Tipps zur Seite stehen würde. Unter der Vorrausetzung er würde sich auf einen Stuhl setzen und sich stillhalten. Diese Bedingung viel Kuroo nicht leicht, der normalerweise den ganzen Tag aktiv war, aber ihm blieb ja sowieso nichts anderes übrig, da er die Schmerzen kaum mehr aushielt. Denn tatsächlich hatte die Wirkung der Tablette längst nachgelassen und sein Knie pochte schmerzhaft, doch Kuroo ließ sich nichts anmerken. Der restliche Trainingstag verlief ohne große Ereignisse. Kuroo brüllte vom Rand der Turnhalle den Erstklässlern zu sobald er bemerkte, dass sie etwas falsch machten, bzw. nicht ganz bei der Sache waren. Lev war relativ zufrieden damit, wie entspannt der Kapitän wirkte. Es schien als würde es ihm tatsächlich nicht so schlecht gehen wie sie alle gedacht hatten. Kenma beobachtete seinen Freund die ganze Zeit aus den Augenwinkeln und selbst er bemerkte, dass Kuroo hier in der Halle viel zufriedener aussah als noch vorhin in den Gängen der Schule. Nachdem Kenma sich nach dem Training umgezogen hatte und aus dem Clubraum kam sah er, dass Kuroo auf dem Schulhof auf ihn wartete und ihm zuwinkte. Sein Herz machte einen kleinen Freudensprung, wie jedes Mal, wenn er seinen besten Freund sah, man sah es ihm jedoch nicht an, wenn man den kleinen Gamer nicht gut kannte. Doch Kuroo bemerkte es und lächelte ihm entgegen, denn auch er war jedes Mal froh, den kleinen Kerl zu sehen. Gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg, als Kuroo jemand seinen Namen rufen hörte und er sich umdrehte. Lev kam auf die beiden Freunde zugerannt und blieb vor ihnen stehen und war außer Atem, da er so schnell gelaufen war wie er konnte, um die Zwei noch zu erwischen. Er stützte sich mit den Händen an den Knien ab. "Kuroo.... ich wollte... mich nochmal entschuldigen für... naja, was passiert ist. Ich weiß du sagst es ist ok und so, aber das ist es nicht, es ist meine Schuld und wenn ich etwas für dich tun kann, dann sag es einfach." Kuroo sah etwas überrascht aus. Doch dann antwortete er: "Na gut, Entschuldigung offiziel angenommen!" Dann klemmte er sich eine Krücke unter die Achsel und legte die Hand auf Levs Schulter. "Es war ja nicht allein deine Schuld, ich hätte auch aufpassen müssen. Und du kannst durchaus etwas für mich tun..." Er machte eine kleine Pause. Kenma verdrehte die Augen weil er wusste, dass Kuroo dadurch dramatischer wirken wollte. Kuroo schloss die Augen und ballte seine Hand zu einer Faust. "Sorge dafür, dass wir in den Trainingsspielen, an denen ich nicht Teilnehmen kann, nicht verlieren. Solange ich nicht dabei sein kann möchte ich, dass du 150% gibst!" Levs Augen funkelten. So viel Vertrauen hatte der Kapitän in ihn? Er durfte ihn nicht enttäuschen! "Ossu!" antwortete der grauhaarige Riese laut und verbeugte sich tief. Kenma widerum verdrehte erneut die Augen. Warum mussten alle immer so übertreiben. Langsam setzte er sich in Bewegung, in der Hoffnung, Kuroo würde folgen. Er Wollte endlich nach Hause, sich etwas bequemes anziehen und sein neues Spiel auf der PS4 spielen. Schließlich hatte er nur noch 11 Stunden, bis die Schule am nächsten Tag wieder anfing, und Hausaufgaben hatte er auch noch zu erledigen. "Oy! Warte auf mich!" rief ihm Kuroo hinterher und versuchte so schnell es ging aufzuholen. Er hatte während er auf Kenma wartete noch eine Tablette genommen, deshalb waren die Schmerzen wieder etwas besser geworden. Sie ließen Lev einfach stehen, der immer noch grinsend mit leuchtenden Augen da stand, angefeuert von dem, um das ihn sein Kapitän gebeten hatte. Dann machte er sich ebenfalls auf den Weg nach Hause, mehr springend als gehend. In der Bahn angekommen ließ sich Kuroo stöhnend auf einen Sitzplatz fallen. "Tuts weh?" fragte Kenma besorgt, während er sich neben seinen Freund setzte, da das Abteil fast leer war. Kuroo sah seinen Freund an und wusste, dass es keinen Sinn hatte ihn anzulügen. "Ich glaube es ist wieder angeschwollen..." er rieb sich das Knie. "Heute morgen hat die Schiene gepasst, jetzt drückt es wie wahnsinnig..." Kenma sah ihn ernst an und meinte mit monotoner Stimme: "Ich denke wenn du es hochlegst, sobald du zu Hause bist, wird es schnell besser." "Versuchst du mich gerade aufzumuntern?" fragte Kuroo mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Kenma drehte sich leicht errötet weg. "...mmmh... tut mir leid... Ich bin nicht gut in sowas..." Kuroo sah ihn jetzt mit großen Augen an. "Was redest du da? Du bist der Beste, wenn es ums Aufmuntern geht. Du merkst, dass es mir schlecht geht, wenn es kein anderer tut." Jetzt war es Kuroo der leicht rot anlief. Verlegen rieb er sich den Hals. "Du bist der Einzige, den ich um mich haben will, wenn es mir nicht gut geht...." Kenma´s Herz schlug ihm bis zum Hals er hatte seine Hände auf die Oberschenkel gelegt und starrte auf den Boden. Es war doch nicht so besonders, dass sein bester Freund so etwas sagte, oder? Dafür waren sie ja schließlich BESTE Freunde. "Außer Suki, die hab ich noch lieber um mich." witzelte der Größere. Kenma sah ihn mit halb geschlossenen Augen an. "Vielleicht solltest du den Hund ja heiraten." Kuroo lachte laut los und ein paar der wenigen Fahrgäste die mit ihnen in dem Abteil saßen sahen in ihre Richtung. Kenma zog den Kopf ein, um nicht gesehen zu werden. "Siehst du, niemand bringt mich so zum Lachen wie du!" meinte der große Volleyballspieler und tätschelte den Kopf des Kleineren. Danach waren sie für den Rest der Fahrt still. Kuroo beobachtete seinen kleinen Freund, der Seine PSP rausgeholt hatte und darauf spielte. Der nächste Vormittag, also der Mittwoch Vormittag, verlief ähnlich wie der Vorherige. Egal wohin Kuroo in der Schule ging, er wurde immer von einer Gruppe Schülern begleitet, meistens Mädchen, die ihm den Stuhl zurecht rückten, sein Tablett mit Essen trugen und ihm sonst halfen, den Schulaltag zu bewältigen. Alle hatten Mitleid mit dem Kapitän ihrer Volleyballmannschaft und wollten ihm helfen. Auf dem nach Hauseweg war Kuroo ruhiger als am Tag zuvor, bemerkte Kenma. Die Stimmung war irgendwie bedrückend. Beim Training war er noch ganz Feuer und Flamme gewesen und hatte richtig gute Laune. Kenma vermutete, dass er wieder Schmerzen hatte und ließ ihn deshalb in Ruhe. Zu Hause angekommen verabschiedete sich Kuroo nur mit einem gegrummelten. "Bis dann..." und verschwand ohne abzuwarten, dass Kenma sich ebenfalls verabschiedete. Kenma kannte diese Seite von Kuroo und wusste, dass er seine Ruhe brauchte, wenn er dieser Stimmung war. Erneut musste Kenma daran denken, wie ähnlich Kuroo seiner Mutter war. Minako hingegen war das genaue Gegenteil. Der Zuspieler schüttelte den Kopf und ging dann nach Hause, um sich eine Schüssel Cornflakes zu holen und in seinem Zimmer zu verschwinden. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker, nach Kenmas Meinung viel zu früh. Er hatte bis vor ein paar Stunden gespielt, da er die Zeit vergessen hatte. Langsam stand er auf und zog sich seine Schuluniform an. Gott sei Dank packte er seine Schulsachen immer schon am Vortag, da er wusste, dass er am Morgen zu müde dafür sein würde. Er ging gerade aus seinem Zimmer, als es an der Tür klingelte. Kenma blickte auf die Uhr, die im Hausflur hing. Kuroo war heute ziemlich früh dran. Da Kenma´s Mutter mit Frühstück kochen beschäftigt war, ging Kenma an die Tür und war überrascht, dass nicht wie üblich Kuroo mit seinen zerzausten Haaren und einem Lächeln davor stand. Stattdessen war es Minako, die ihm einen guten Morgen wünschte. "Ich wollte nur kurz Bescheid geben, mein Bruder wird heute nicht in die Schule gehen, ihm.. geht es nicht gut. Nicht dass du auf ihn wartest, ihr geht ja sonst immer zusammen. Ich muss los, bye!" Und schon war sie weg. Minakos Schule war etwas weiter weg deshalb musste sie früher aus dem Haus. Kenma´s Herz hatte für einen Schlag ausgesetzt, als er die Nachricht hörte und stand noch eine Weile an der Tür. Kuroo ging ihm nicht gut... Was war los? Es musste natürlich sein Knie sein, aber es war doch nicht so schlimm oder? Zumindest hatte Kuroo das behauptet. Außerdem hatte Kuroo sich gestern Abend seltsam verhalten. Langsam schloss Kenma die Tür. Heute musste er zum ersten Mal, seit er auf die Nekoma Highscool ging alleine zur Schule gehen. Als Kenma an der Wohnungstür von Kuroo vorbei kam blieb Kenma kurz stehen. Er seufzte und setzte seinen Weg zur Schule fort. Kapitel 4: 4 ------------ Auch am Freitag ging Kuroo nicht in die Schule. Kenma hatte sich vorgenommen, nachdem er seine Hausaufgaben erledigt hatte, seinen Freund zu besuchen und zu sehen wie es ihm ging. Nachdem er 10 Minuten über einer Aufgabe grübelte und einfach nicht zur Lösung kam, klappte der 16 Jährige sein Heft zu. Das könnte er auch später nochmal versuchen, jetzt noch länger darüber nachzudenken machte eh keinen Sinn. Eine kleine Pause tut ja manchmal gut, wenn man nicht weiterkommt. War beim Spielen genauso. Gerade als Kenma seine Wohnung verließ und in die Nachbarswohnung gehen wollte, sah er 2, zumindest für ihn, große junge Männer vor der Tür seines Freundes stehen. Die Tür war offen und er konnte seinen Freund hören, der sich mit den draußen Stehenden lebhaft unterhielt. Kenma kannte die 2 flüchtig, sie waren in Kuroo´s Klasse. Oder zumindest ebenfalls in seiner Jahrgangsstufe. Der kleine Zuspieler hatte eine Hand noch an der Türklinke und überlegte, was er jetzt machen sollte, als Kuroo nach draußen kam. Er sah umwerfend aus. Er trug ein schwarzes Hemd bei dem die oberen Knöpfe offen waren und dazu eine schwarze Hose, die relativ eng war mit Gürtel. An seinen Handgelenken trug er Lederarmbänder. Aus irgendeinem Grund stockte Kenma der Atem als er seinen Freund so sah und er lief rot an. Kuroo bemerkte seinen Nachbarn und winkte ihm kurz. "Oy Kenma, wo willst du so spät noch hin?" Kenma starrte auf den Boden. "Ich... mmhh.. ich wollte nur..." Einer von Kuroo´s Klassenkameraden fing laut an zu lachen und zeigte mit dem Finger auf Kenma. "Was ist denn mit dem? Ist der in dich verknallt?! Sie an wie rot er geworden ist!" Kenma bewegte sich nicht und hoffte er würde sich in Luft auflösen. Darum hasste er es mit anderen Menschen zusammen zu sein. Sobald man sich nicht genauso idiotisch wie sie selbst benahm, wurden sie gemein. Kuroo boxte dem Kerl leicht auf die Schulter und Schob ihn in Richtung Aufzug. "Halt die Klappe." Dieser ging mit seinem Kumpel lachend voraus. Dann sah Kuroo Kenma einen Moment ernst an. Der schmächtige Kerl stand da, Schultern gesenkt, eine Hand immer noch an der Türklinke sein Blick starr auf den Boden gerichtet. Kuroo schüttelte den Kopf. "Bis dann." Dann folgte er den 2 anderen, die ihn wegen seiner Krücken auslachten. Und schon waren die 3 im Aufzug verschwunden. Kenma´s Herz raste. Er konnte kaum klar denken. Was war gerade geschehen? Wieso war Kuroo so kalt zu ihm? Normalerweise verteidigte der Große Kenma, sogar wenn es gar nicht nötig war. Tränen bildeten sich in Kenma´s Augenwinkeln. Warum gab sich Kuroo mit solchen Idioten ab? Und wo ging er hin? Heute morgen konnte er nicht in die Schule und jetzt ging er weg? Hatte Kenma irgendetwas falsch gemacht? Der blondgefärbte Junge versuchte daran zu erinnern, was er zu seinem Freund gesagt hatte, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Eigentlich hatten sie ja gar nicht gesprochen, da Kuroo schlechte Laune hatte. Kenma ging wieder in seine Wohnung und stapfte wütend an der Küche vorbei, in der seine Mutter stand und kochte. "Bist du schon wieder zurück? Wie geht es Tetsuro-kun?" fragte sie neugierig. Seit die Jungs kleine Kinder waren, war Kuroo oft bei ihnen gewesen und Kenma´s Mutter war so froh um die Freundschaft der Zwei, da ihr Sohn solche Schwierigkeiten hatte, mit anderen Menschen umzugehen. "Mmpf...." war alles was Kenma entgegnete. Er knallte seine Zimmertür zu und ließ seine Mutter, die ihm verdutzt nachsah, einfach stehen. Kenma zog sich die Mütze seines Hoodies über den Kopf und startete seine PlayStation. Nur der Fernseher beleuchtete das Zimmer und Kenma saß vor seinem Bett am Boden, direkt vor dem Bildschirm. Im Spiel ließ Kenma den Helden mit mächtigen Zaubern und Waffen einen Gegner nach dem anderen Niederstrecken. Das war Kenma´s Art seine Wut loszuwerden. Ein paar Stunden waren vergangen, als Kenma´s Smartphone aufleuchtete. Eine unbekannte Nummer rief an. Da Kenma nie ans Telefon ging wenn er nicht wusste wer dran war, ließ er es weiterklingeln, bis die Mailbox ran ging. Wenn es wichtig war, würde man darauf sprechen, was aber nicht geschah. Er wollte gerade weiterspielen, als der Bildschirm erneut aufleuchtete. Die unbekannte Nummer hatte ihm eine Textnachricht gesendet. Das Handy vibrierte noch 2x hintereinander. Kenma pausierte sein Spiel und nahm sein Smartphone in die Hand und öffnete mit mulmigen Gefühl die erste Nachricht. Nachricht 1: "Hey Süßer, vermisst du deinen Freund schon?" Kenma war verwirrt und hatte ein ungutes Gefühl, öffnete dann aber die anderen Nachrichten nacheinander. Nachricht 2: "Liegst du schon im Bett und heulst dir die Augen aus? Kannst du nicht schlafen, wenn er dich nicht ins Bett bringt?" Nachricht 3: "Damit du ihn nicht so vermisst, schicken wir dir ein Foto" Kenma´s Herz raste. Obwohl ihn diese Nachrichten ziemlich verstörten, war sein Gehirn bereits dabei, alles zu analysieren. Wer schickte ihm die Nachrichten? Da die Nachrichten eindeutig eine Anspielung auf die Situation vorhin im Hausflur waren, war es sehr wahrscheinlich, dass sie von einem der beiden Mitschülern von Kuroo kamen. Woher hatten sie seine Nummer? Also entweder hat Kuroo sie ihnen gegeben, was er nicht glaubte, oder sie sind irgendwie an Kuroo´s Handy gekommen und haben sie da rausgesucht. Wieso schrieben sie ihm so einen Mist? Die Antwort hatte Kenma ziemlich schnell für sich herausgefunden: Weil es Idioten waren, die gerne andere verarschten. Wahrscheinlich wurden sie von ihren Müttern nicht so sehr beachtet wie sie es gern hätten und ließen jetzt ihre Wut an anderen aus. Dann vibrierte das Handy erneut. Aus irgend einem Grund, fürchtete sich Kenma davor, das Foto zu öffnen. Wahrscheinlich war es irgend ein heimlich aufgenommenes Bild von Kuroo, der es nicht einmal mitbekommen hatte, wie er irgendwo saß. Tanzen oder ähnliches konnte er ja wegen seinem Knie kaum. Was könnte es schaden, sich das Bild anzusehen. Der kleine Zuspieler tippte auf die Nachricht und das Bild erschien auf seinem Bildschirm. Mit großen Augen starrte Kenma auf den Bildschirm seines Smartphones. Das Bild war etwas unscharf, aber man konnte genau erkennen, was darauf zu sehen war. Auf dem Foto sah man die Ecke eines Raumes, die nicht sehr gut beleuchtet war, dort stand ein kleines Sofa. Auf dem Sofa konnte er eindeutig seinen Freund Kuroo erkennen. Dieser hatte sich auf eine Seite des Sofas gedreht und beugte sich über ein Mädchen. Beugen war das falsche Wort, eigentlich lag er auf dem Mädchen. Ihre Gesichter waren sehr nah beieinander, vermutlich küssten sie sich. Einige Minuten starrte Kenma auf das Foto ohne sich zu bewegen. Er tippte immer wieder auf den Bildschirm, damit sich das Handy nicht abschaltete. Kenma hatte schon Angst gehabt, die Kerle hätten Kuroo irgendetwas angetan. Aber wie es aussah ging es ihm gut. Sogar sehr gut. Es war doch schön, wenn sich sein Freund so gut amüsierte. So konnte er vielleicht die Sache mit seinem Knie vergessen. Außerdem hatte Kenma seinen Freund schon öfter mit Mädchen gesehen. Wieso fühlte er sich dann aber, als hätte ihm jemand in den Magen geboxt? Wieso war er in letzter Zeit so sehr damit beschäftigt, ständig an Kuroo zu denken? Und wieso löste dieser solch heftige Gefühle in ihm aus? Kenma wurde leicht schwindelig, weil er es nicht gewohnt war, keine Antwort auf seine Fragen zu haben. Achtlos war er das Smartphone auf sein Bett und nahm wieder den Kontroller in die Hand. Er beendete die Pause im Spiel und starrte auf den Bildschirm. Er sah, wie ein großer Drache auf seinen Helden zukam, doch er bewegte seine Figur nicht. Stattdessen sah er zu, wie der Drache seine Spielfigur auf brutalste Art auffraß. Kenma ließ den Kontroller achtlos fallen und legte seinen Kopf auf seine angezogenen Knien ab. Seine Augen füllten sich mit Tränen. ....... Langsam öffnete Kenma die Augen. Wann war er eingeschlafen? Er hatte anscheinend im Schlaf seine Bettdecke auf den Boden gezogen und diese zusammengeknüllt und auf sie gekuschelt. Das hatte er gar nicht mitbekommen. Allem Anschein nach, war sein Smartphone dabei auf den Boden gefallen, was er auch nicht bemerkt hatte. Aus den Augenwinkeln sah Kenma, dass sein Bildschirm aufleuchtete und das Handy vibrierte. Das hatte ihn also geweckt. Eigentlich hatte kein großes Interesse daran zu sehen wer sich da bei ihm meldete, da es möglicherweise wieder diese Idioten waren. Aber als der Bildschirm wieder schwarz wurde, nahm er es doch in die Hand. Als er seine Bildschirmsperre löste, sah er, das er 5 verpasste Anrufe von Kuroo hatte. Von dessen "Freunden" waren keine Nachrichten mehr gekommen. In diesem Moment vibrierte das Handy erneut und er bekam eine Textnachricht. Kuroo: "Bist du noch wach? Kann ich rüber kommen? Können wir reden?" Kenma tippte sofort eine Antwort: "Ja" Dann fügte er noch hinzu: "Du hast ja den Schlüssel" Seit ein paar Jahren hatten die Freunde ihre Hausschlüssel getauscht, für den Fall der Fälle. Es dauerte ein paar Minuten, als Kenma ein leises, dumpfes Klopfen hörte. Das waren wahrscheinlich Kuroo´s Krücken. Das Geräusch wurde immer lauter, bis es vor seiner Zimmertür verstummte. Nach kurzem zögern öffnete Kuroo die Zimmertür seines Freundes und ging langsam hinein. Bis auf die Beleuchtung seines Bildschirmes war das Zimmer dunkel. Der kleine saß auf dem Boden und war zum Teil mit seiner Bettdecke zugedeckt. Ein sehr vertrautes Bild. Kuroo schloss die Tür so leise wie möglich und ging auf das Bett zu, worauf er sich mit einem leisen Stöhnen fallen lies. Kenma bemerkte, dass Kuroo nach dem Deo roch, das er immer benutzte und noch nach etwas süßerem. Einem Frauenparfüm. Es herrschte ein paar Minuten eine bedrückende Stille in dem Raum, bis sich Kuroo räusperte und sich mit der rechten Hand etwas verlegen seinen Nacken kratzte. "Also.... es tut mir leid, dass diese Kerle dir geschrieben haben, ich hab nicht mitbekommen, dass sie mir das Handy aus der Tasche geklaut haben..." "Ja..." antwortete Kenma leise. Kuroo seufzte. "Kenma, bist du wütend auf mich?" "..nein" "Ich hab diese Nachrichten nicht geschrieben" "Ich weiß..." Kuroo seufzte erneut. "Warum bist du dann wütend auf mich?" "Ich bin nicht wütend auf dich..." "Doch bist du.." "..bin ich nicht.." "Bist du." "...bin ich nicht.." Kuroo beugte sich vor, packte Kenma am Oberarm und zog ihn zu sich aufs Bett, so dass er neben ihm saß. Der Mittelblocker lehnte sich zu Kenma, so dass dieser den Atem auf seinem Gesicht fühlen konnte. "Wieso siehst du mir dann nicht in die Augen?" Für einen kurzen Moment hielt Kenma den Atem an und war wie gelähmt. Er hatte noch nie ein Problem damit gehabt, wenn ihm Kuroo nahe gekommen war, jedoch war es diesmal anders. Es ging eine Aura seines Freundes wirkte so... anders als sonst. Kenma holte tief Luft weil er etwas sagen wollte doch hielt dann inne. "Kuro.... hast du getrunken?" Sein Gegenüber lächelte. "Man stirbt wenn man nicht trinkt." Der kleine Zuspieler sah ihn ernst an. "Du weißt was ich meine." Kuroo setzte sich wieder aufrecht hin. "Und wenn schon..." Dann ließ er sich nach hinten fallen, so dass er quer über Kenma´s Bett lag. "Kuro...." "Ist mein Name" witzelte der Schwarzhaarige. "Das ist nicht witzig Kuro..." Der Kapitän der Nekoma Volleyballmannschafft setze sich mit einem Schwung wieder auf und sah Kenma wütend an. "Bist du meine Mutter?" Kenma schüttelte den Kopf. "Nein, bin ich nicht. Ich bin dein bester Freund." Während er das sagte, sah er Kuroo direkt in die Augen. Sein Blick war ernst und seine großen katzenähnlichen Augen schienen zu leuchten. Für einen Augenblich war Kuroo still geworden. Er wollte doch nur nachsehen, dass es seinem Freund nach diesem Streich gut geht, da er wusste, wie empfindlich dieser war. Und jetzt war er der Böse? Seine Gedanken drehten sich. Genauso wie Kenma´s Zimmer. Eigentlich wollte er jetzt wütend sein, aber das Zimmer drehte sich immer schneller. Er bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen. Er konnte nicht mehr denken. "Kenma..... ich glaube...." Der Kleine Verstand sofort. Er sprang auf und spurtete aus dem Zimmer, als er wiederkam hatte er den Putzeimer seiner Mutter in der Hand und konnte diesen gerade noch rechtzeitig unter Kuroo´s Gesicht halten, bevor sich dieser Übergab. Das Licht im Hausflur ging an und plötzlich stand Kenma´s Mutter mit besorgten und überraschtem Gesicht an der Zimmertür ihres Sohnes, die dieser in der Eile offen gelassen hatte. Kenma sah auf und schüttelte nur den Kopf, als Zeichen, dass sie jetzt lieber nicht reinkommen sollte. Kuroo hatte sie noch nicht bemerkt, da dieser noch mit dem Übergeben beschäftigt war. Kenma´s Mutter sah ihrem Sohn tief in die Augen und dieser erwiderte den Blick. Das war oft eine Art ihrer eigenen Kommunikation. Da Kenma nicht viel Sprach, hatte seine Mutter gelernt aus seinen Augen und seinem Verhalten zu lesen. In dem Moment war ihre Sorge ob ihr Sohn alles im Griff hatte, aber sein Blick sagte ihr, dass er die Sache unter Kontrolle hatte. Sie nickte und neigte ihren Kopf leicht zur Seite als Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte, aber sie jederzeit da war den Jungs zu helfen. Auch Kenma nickte. Kenma´s Mutter verschwand wieder ins Schlafzimmer, sein Vater hatte nichts mitbekommen und schlief immer noch tief und fest. Sie lächelte, schlief aber nicht wieder ein, sondern war bereit bei dem kleinsten Geräusch das ihr nicht gefiel wieder aufzuspringen. Jedoch vertraute sie ihrem Sohn und wusste, wenn er sagte er hätte es unter Kontrolle, dann war es auch so. Kenma hatte für Kuroo ein Glas Wasser geholt und wartete bis sich dieser Vollständig entleert hatte. Der Zuspieler saß neben seinem Freund auf dem Bett und hatte eine Hand auf dessen Rücken gelegt. Sanft strichen seine Finger über das Hemd des Größeren. Obwohl er sich sehr Führsorglich benahm sah sein Gesicht nicht danach aus. Er hatte es zu einer Grimasse verzogen, da er es hasste, wenn jemand sich Übergab. Außerdem war er eigentlich immer noch wütend auf seinen Freund. Seit wann war er so ein Idiot, ging auf Partys und dass er sogar Alkohol trank... was war nur mit ihm los? Aus der Wut wurde Sorge. Aber die Fragen konnten warten, jetzt musste er sich um Kuroo kümmern. Nachdem dieser seinen Kopf wieder hob, hielt Kenma ihm ein Taschentuch hin, welches der Schwarzhaarige stumm annahm und sich damit sauber machte. Dann reichte Kenma ihm das Wasser, was auch ohne Kommentar angenommen wurde. Mit dem ersten Schluck spülte Kuroo sich den Mund aus und spuckte ihn in den Eimer, der noch auf seinem Schoß war. Den Rest trank er in einem Zug aus. Sein Freund nahm ihm das Glas ab und stellte es auf den Schreibtisch. Dann wollte Kenma den Eimer von Kuroo´s Schoß nehmen, doch dieser hielt ihn fest. "Nein... das mach ich selbst..." sagte er ohne seinem Freund in die Augen zu blicken. "Wie willst du dass den machen? Du kannst ohne Krücken nicht laufen und mit den Krücken kannst du den Eimer nicht tragen." analysierte der Zuspieler ohne jegliche Emotion. "Gib her." Diesmal lies Kuroo sich den Eimer abnehmen. Er starrte weiterhin auf den Boden. Er konnte sich nicht daran erinnern, sich so vor Kenma geschämt zu haben. Zumindest drehte sich das Zimmer nicht mehr. Als Kenma den Eimer sauber gemacht hatte (wobei er sich zweimal selbst fast Übergeben hatte) kam er ins Zimmer zurück. Kuroo war inzwischen nach hinten umgekippt, die Beine hingen immer noch an der Bettseite herunter und war eingeschlafen. Kenma seufzte. Er versuchte seinen Freund so gut es ging aufs Bett zu legen. Er hob vorsichtig seine Beine an und drehte ihn aufs Bett in der Hoffnung, das Knie nicht zu verdrehen. Kuroo bekam nichts mit und schlief tief und fest. Kuroo trug immer noch diese enge Hose und das Hemd. Kenma überlegte ob er ihm die Klamotten ausziehen sollte, denn es war sicher verdammt unbequem darin zu schlafen. Einen Moment lang beobachtete er seinen schlafenden Freund. Er sah aus wie ein kleines Kind wenn er schlief. Doch war Kenma immer noch wütend auf ihn. Der Zuspieler holte sich eine weitere Decke aus seinem Schrank, warf diese um sich und setzte sich wieder an die PlayStation. Er schlief von Freitag auf Samstag sowieso selten und spielte meist die ganze Nacht durch. Jeden zweiten Samstag hatten sie auch kein Training, weshalb er morgen den ganzen Tag frei hatte. So konnte er ohne bedenken die Nacht durchspielen und Kuroo in seinem Bett schlafen lassen. Er drehte sich nochmal zu seinem Freund um. Morgen wenn er ausgeschlafen hatte würde er ihm vorhalten, dass er sein Erbrochenes hatte wegmachen müssen, und noch einiges mehr. Kenma startete sein Spiel und spielte bis früh morgens, bis er schließlich doch vor seinem Bildschirm einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)