Das Herz will, was das Herz will! von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Personentombola") ================================================================================ Kapitel 5: Die Führung ---------------------- Seto Kaiba kam schnell mit sich überein, dass die Tatsache, seinen Bruder in die Angelegenheit miteinzubeziehen, eine ausgezeichnete Idee gewesen war. Er und der Musiker Shuichi schienen sich wahrlich prächtig zu verstehen. Davon konnte er sich überzeugen, als er den Andenkenladen betrat. Die beiden stöberten begeistert in den Kisten und Regalen des Geschäftes und Mokuba wurde es offenbar nicht müde auf immer neue kleinere und größere Fanartikel hinzuweisen, die der junge Sänger daraufhin mit freudigem Quietschen, Entzückungsschreien und leuchtenden Augen quittiert. Er hatte bereits eine ganze Tüte voll mit Souvenirs und Kaiba beschloss sie einfach als Werbungskosten abzusetzen. Immer noch besser als wenn er sich direkt mit diesem quirligen Etwas hätte abgeben müssen. „Verwöhne ihn nicht zu sehr!“, raunte es nun direkt neben seinem Ohr. „Ich hab sonst nachher die ganze Bude voll mit dem Kram.“ Der Nacken des Firmenchefs versteifte sich unwillkürlich. „Es war deine Idee, dass ich freundlich sein soll“, gab Kaiba spitz zurück. „Mach du ihm doch klar, dass er nicht alles mitnehmen kann.“ „Ich werde mich hüten!“, entgegnete Eiri trocken. „In dieser Laune ist er wesentlich besser zu ertragen, als wenn er schmollt. Glaub mir!“ Der junge Firmenchef ging nicht weiter darauf ein. Allerdings wünschte er sich, die beiden kleinen Raubritter würden ihren Feldzug langsam aber sicher aus dem Andenkenladen heraus und hin zu den Fahrgeschäften verlagern. Er verspürte keine gesteigerte Lust dies hier unnötig in die Länge zu ziehen, aber solange die Augen des Blonden eindringlich auf ihm ruhten, war es vermutlich... unhöflich zur Eile zu mahnen. Ständig spürte er den Blick des Schriftstellers in seinem Nacken, der vermutlich peinlich genau darauf achtete, welchen Eindruck er bei seinem jungen Begleiter hinterließ. „Der Knabe scheint wirklich ein echter Fan zu sein“, stellte er bei sich fest, während er beobachtete wie Mokuba und Shuichi gerade damit beschäftigt waren aus einem großen, bodenständigen Gitterkorb unterschiedliche Duellmonster-Plüschhüte hervorzuholen und sie sich unter Kichern gegenseitig aufsetzten. „Du machst dir keine Vorstellung!“, erklang es mürrisch neben ihm. „Hattest du denn etwas anderes angenommen?“, kam nun doch die Rückfrage. „Eigentlich dachte ich, das Ganze wäre nur ein Vorwand um mir wieder auf die Pelle zu rücken“, bemerkte Seto mit einem schiefen Grinsen. Zunächst herrschte Schweigen. Doch dann kam es ruhig: „Was, wenn es so wäre?“ Unwillkürlich fuhr Setos Kopf herum und seine Augen trafen die des blonden Schriftstellers neben sich. In seinem Blick lag etwas was Seto nicht recht deuten konnte, aber es verursachte ihm eine Gänsehaut. Bedächtig rückte Seto nun ein Stück von ihm ab. „Sag mal... versuchst du etwa gerade mich anzumachen?“, kam es angewidert von ihm. Doch Eiri hielt seinem Blick noch immer stand. Ein leichtes Schmunzeln legte sich um seine Lippen. „Wer weiß?“ Seto zuckte zusammen. „Würdest du den Scheiß gefälligst lassen!“, zischte er ihm aufgebracht zu. „Wieso?“, kam es jetzt leicht provokant zurück. „Ist doch kein Geheimnis, dass du ein heißer Feger bist.“ Seto presste die Kiefer aufeinander. „Ich dachte ich hätte neulich deutlich gemacht, was ich von diesem Rumgeschwuchtel halte. Ganz besonders wenn es meine Person betrifft.“ Wieder war da dieses unanständige Lächeln auf dem Gesicht des blonde Schriftstellers. „Zwecklos, Kaiba! Du weißt doch: Intelligenz ist sexy!“ Wütend starrte Kaiba ihn an. „Dann frage ich mich wirklich, was du eigentlich von diesem unterbelichteten Hampelmann dahinten willst.“ Für einen kurzen Moment ging keine Regung über Eiris Gesicht. Dann sanken seine Mundwinkel langsam herab und seine Stirn legte sich ein wenig in Falten. Noch immer hielten seine Augen die von Kaiba gefangen, aber nun lag etwas in ihnen, dass dem Braunhaarigen einen unbehaglichen Schauer über den Rücken jagte. „Das ist wirklich eine gute Frage!“, sagte er leise aber die Worte klangen dennoch ein wenig bedrohlich. „Vielleicht findest du es dann besser heraus!“, setzte Seto nun ungerührt nach. „Denn wenn du jetzt schon anfängst es bei mir zu suchen, ist dieser kleine Plagegeist wirklich zu bedauern.“ Es scherte ihn nicht, dass er verletzend war. Seine Aussage mochte nicht sehr nett gewesen sein, doch er sah nicht ein, warum er irgendwie Rücksicht auf die Gefühle seines Gegenübers nehmen sollte. Dieser tat es ja auch nicht. Auch wenn er noch immer nicht ganz verstand, was der Andere im Schilde führte, so war er doch fest entschlossen, diesmal auf keinen Fall mitzuspielen. Dieser Eiri Yuki wollte ihn doch bloß aus der Reserve locken, damit er seine Geduld verlor. Doch diese Genugtuung würde er ihm nicht geben. Im Gegenteil! Dieses Spielchen konnte man auch zu zweit spielen. Und bei Spielen verlor er so gut wie nie. Offenbar hatte dieser Mann es darauf abgesehen, ihn zu demütigen und aus der Fassung zu bringen. Das konnte er gerne weiter versuchen. Er würde nicht mehr drauf anspringen. Was auch immer er da versuchte, solange er sich nicht mehr provozieren ließ, konnte der Andere Kapriolen schlagen wie er wollte. Er würde nur ein müdes Schulterzucken erhalten. Irgendwann würde ihm dann schon der Spaß vergehen. Der Erfolg gab ihm Recht. Er konnte erkennen, dass sein Gegenüber offenbar bereits jetzt schon Mühe hatte seinen Ärger zu unterdrücken. Seine Schultern bebten und er versuchte offenbar möglichst kontrolliert zu atmen. Ein gehässiges Schmunzeln legte sich nun um Setos Lippen. Wollten doch mal sehen wer hier zuerst die Fassung verlor. Mit einem würdevollen Schwung wandte er sich von ihm ab. „Besser wir verlegen das hier langsam nach draußen. Dein kleiner Lustknabe räumt mir sonst noch den ganzen Laden leer.“ Damit ließ er ihn stehen. Starr blickte Eiri dem braunhaarigen Firmenchef hinterher. Im Augenblick musste er sich wirklich zusammenreißen, um sich nicht zu irgendeiner Kurzschlussreaktion hinreißen zu lassen. Er ballte die Faust. Dieser Kerl war einfach unglaublich! Er konnte noch immer nicht genau sagen was er von ihm hielt. Einerseits war er wirklich das arrogante Arschloch für das er ihn bisher gehalten hatte, doch andererseits verspürte er jedes Mal, wenn er ihm auf seine anzüglichen Bemerkungen geringschätzig Retour gab, das Bedürfnis, diesen unverschämten Bastard zu packen und ihm die Frechheiten gnadenlos aus dem Gesicht zu küssen. Und schon wieder lieferte sein elendes Gehirn dafür reichlich Bildmaterial. Er schloss kurz die Augen und schob den Gedanken rigoros beiseite. Shuichi würde einen Anfall kriegen, wenn er das mitbekam und gerade jetzt war er so wunderbar friedlich versorgt, dass man es sich ruhig mal gestatten konnte ein paar Wunschträumen hinterher zu hängen. Solange es Wunschträume blieben. Er seufzte. Es war einfach zum verrückt werden! Jedes Mal wenn dieser Schnösel ihn auf diese geringschätzige, süffisante Art angrinste, begann sein Herz schneller zu schlagen. Teilweise aus Ärger aber auch teilweise aus etwas anderem. Zugegeben, er sah tatsächlich gut aus. Das war unbestreitbar. Er war groß, schlank und mit Sicherheit nicht völlig untrainiert. Das Gesicht war hübsch geschnitten und im Allgemeinen wirkte er auch sehr gepflegt und elegant. Und natürlich waren da diese unnatürlich blauen Augen. Man sagt, die Augen wären die Fenster der Seele, und Eiri hatte mit der Zeit gelernt sehr geschickt in Seelen zu lesen. Diese Augen verkündeten eine bestechende Intelligenz aber auch Selbstbewusstsein und Skrupellosigkeit. In ihnen lag ein Feuer, dass von ausgeprägter Leidenschaft zeugte, selbst wenn der Rest des Körpers versuchte überlegende Würde auszustrahlen. Er konnte sich einfach nicht helfen. Es machte ihn einfach wuschig, wenn er sich vorstellte, wie es wohl wäre mit einem solchen Charakter Intimitäten auszutauschen. Vermutlich wäre es ein permanentes Gerangel um die Dominanz, so wie es bereits jetzt schon der Fall war. Er ertappte sich dabei, dass er unanständig grinste bei dem Gedanken. Mal sehen wie weit sich das noch treiben ließ. Vielleicht musste Kaiba sich einfach damit abfinden, dass seine Attraktivität nun mal nicht einfach wegzudiskutieren war. Vielleicht konnte er ihm noch ein bisschen mehr abringen als nur etwas Zeit. Vielleicht... war sogar noch ein Kuss drin, und vielleicht sogar ein richtiger diesmal. Bei der Vorstellung wie sich seine Lippe über die des blauäugigen Firmenchefs legten, spürte er nun ein vertrautes Ziehen in der Leistengegend. Er wandte den Blick ab. Grundgütiger, hatte er es echt so nötig? Er musste wirklich versuchen sich zusammenzureißen. Mit der nötigen Selbstbeherrschung würde das schon klappen. Vorausgesetzt Kaiba hörte endlich auf ihn so triumphierend anzusehen, wenn er ihm widersprach. Er atmete noch einmal langsam durch und dann ging auch er hinüber zu den anderen. Der hochgewachsene Firmenchef hatte ein Stück entfernt Stellung bezogen, und trommelte ungeduldig bei verschränkten Armen mit den Finger, während die Jungs sich noch immer mit den Mützen vergnügten. Was denn, Kaiba, schon gelangweilt? Na, dem würde er schon helfen! Er trat nun an Shuichi heran und meinte fast wie beiläufig: „Hey, ich glaub ich habe da drüben einen Stickerautomaten gesehen.“ Sofort fuhr der Kopf des jungen Leadsängers herum. „Was? Wo?“ Augenblicklich flog sein Blick suchend über den Raum. „Oh, tatsächlich!“, hellte sich seine Miene auf als er den Apparat entdeckte. Sogleich lief er auf sein Idol zu. „Oh bitte, Kaiba-sama, lass uns ein paar Fotos machen! Nur ein paar Stickers bitte!“ Große leuchtende Augen schmachteten ihn an. Setos Gesicht erstarrte. Sein Blick fing den des Schriftstellers ein, der ein Stück hinter dem jungen Musiker stand und eine verstohlen feixende Miene aufsetzte. „Ja!“, soufflierte er tonlos und nickte demonstrativ. Düster erwiderte Seto Kaiba seinen Blick. „Warum nicht!“, rang er sich ab. Shuichi strahlte über das ganze Gesicht. Völlig aus dem Häuschen schnappte er sich sogleich Kaiba am Ärmel und zog ihn in Richtung Kabine. Mit tödlichem Blick taxierte Seto den blonden Schriftsteller. Doch dieser legte nur Daumen und Zeigefinger an seine Mundwinkel und signalisierte ihm „Lächeln!“ Unaufhaltsam wurde Kaiba in die Kabine gezogen und als er nach einer Weile und mehreren Blitzlichtern wieder zum Vorschein kam, hätte man schwören können, dass in seinen Augenwinkeln ein eigenwilliges Zucken lag. „Das büßt du mir!“, raunte er kaum hörbar als er Eiri auf seinem steifen Weg nach draußen passierte, während Shuichi und Mokuba sich begeistert über die ausgedruckten Fotosticker hermachten und sie ausgiebig bewunderten. Zufrieden lächelnd sah Eiri ihm hinterher. Dieser Punkt ging wieder an ihn. „Das hoffe ich doch sehr!“, murmelte er amüsiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)