Das Herz will, was das Herz will! von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Personentombola") ================================================================================ Kapitel 6: Gefühlsachterbahn ---------------------------- Die kleine Gruppe hatte es schließlich doch nach draußen geschafft. Shuichi hatte sich letztlich für einen Plüschhut mit dem Weißen Drachen entschieden und Mokuba trug eine Schirmmütze auf der „Zeit für ein Duell!“ stand. Eifrig über Duellmonster plappernd folgten sie Kaiba der nun unbeirrt durch die zahlreichen Wege des Parks schritt. Hinter ihnen ging Yuki und behielt die Truppe vor sich im Auge. Offenbar hatte Shuichi wirklich einen Narren an dem jüngeren Kaibabruder gefressen, denn seit dem Andenkenladen klebten sie aneinander wie Pech und Schwefel. Ihm war das nur Recht Solange der junge Musiker beschäftigte war, achtete er nicht darauf, was er Kaiba für Blicke zuwarf. Seto Kaiba tat momentan alles um ihn zu ignorieren und genau das machte es irgendwie noch reizvoller, sich irgendwelchen Wunschvorstellungen hinzugeben. Es musste doch möglich sein ihn dazu zu bringen, dass er sich wenigstens wieder mit ihm befasste, und sei es nur gedanklich. Das konnte doch nicht so schwer sein. Es kam ihm vor wie ein stillschweigendes Spiel zwischen ihnen, bei dem derjenige gewann, der den anderen am meisten provozierte, ohne sich selbst aus der Ruhe bringen zu lassen. Aber vielleicht wäre es fair Kaiba gegenüber, wenn er wusste worum es dabei genau ging. Kaiba konnte ihm nicht entkommen, nicht heute, also konnte er auch genau so gut mit offenen Karten spielen. Sicher fiel es dem Braunhaarigen deutlich schwerer ihn zu ignorieren, wenn er wusste wohin seine Gedanken so wanderten. Die Gruppe hatte jetzt eine der Achterbahnen erreicht und sofort wandte sich Shuichi an seinen Partner. „Hey, Yuki! Lass uns damit fahren, ja? Bitte!“ Große Augen blickten ihn sehnsüchtig an. „Ganz sicher nicht!“, stellte er klar. „Es sei denn, du willst, dass ich dir über die Klamotten kotze.“ „Du bist so ein Spielverderber!“, maulte der junge Mann. „Ach bitte, Yuki!“ „Ja, nun sei doch nicht so!“, ließ sich nun auch Kaiba mit versteckter Häme vernehmen. „Ihr seid schließlich hier um Spaß zu haben, oder vertraust du unseren Fahrgeschäften nicht?“ Wieder war da dieses süffisante Lächeln in seiner Miene und Eiri spürte wie sich erneut sein Puls beschleunigte. Das war doch wirklich zum verrückt werden, dass der Kerl solch einen Einfluss auf seine Körperfunktionen hatte. „Denen schon, aber meinem Magen nicht“, gab er trocken zurück. „Aber bestimmt fährt Mokuba gerne ein paar Runden mit dir“, wandte er sich wieder an Shuichi. Sofort hellte sich die Miene des Leadsängers auf. „Klar doch! Nicht wahr Moki?“ „Aber sicher!“, kam es freudig von dem jungen Kaiba zurück. „Seto, schmeiß schon mal die Maschinen an. Komm ich zeige dir wo es reingeht!“, sagte er wieder an den jungen Mann gewandt und dann waren sie auch schon auf dem Weg zu den Gondeln. Gemächlich spazierte Kaiba zu einem verglasten Häuschen, von wo aus sich die Maschinerie steuern ließ und registrierte nur am Rand, dass der Schriftsteller ihm folgte. Dort angekommen inspizierte er einige Monitore und schaltete dann eine Reihe von Apparaturen ein. Dabei überwachte er per Monitor wo sich die beiden Abenteurer gerade befanden. „Weißt du, wenn du so wenig Lust hierauf hast, warum bist du dann überhaupt mitgekommen?“, fragte er beiläufig den Mann der nun neben ihm stand. „Vielleicht war es ja auch nicht der Park an dem ich Interesse hatte“, kam nun die ruhige Antwort neben ihm. Ärgerlich wandte sich Seto nun zu ihm um. „Könntest du gefälligst diese frivolen Anzüglichkeiten lassen? Ich weiß nicht warum du an dieser debilen Idee hängst, mich angraben zu müssen, aber ich garantiere dir, dass das keinen Erfolg haben wird, also hör mit diesen dämlichen Andeutungen auf, klar?“ Für einen Moment hielten sich ihre Blicke gefangen, dann wandte sich Yuki einem der Monitore zu, wo Shuichi und Mokuba gerade in eine der Achterbahngondeln einstiegen und darauf warteten, dass es losging. „Das sagt sich so einfach“, meinte er und stützte sich auf dem Pult ab. Etwas entgeistert starrte Seto ihn nun an. „Was heißt das denn nun schon wieder?“, fragte er ein wenig verunsichert. „Sag jetzt bitte nicht, dass du dich irgendwie... in mich verguckt hast!“ Es war deutlich zu hören wie unangenehm es ihm war diese Worte zu formulieren. Ein leichter Rotschimmer lag auf seinen Wangen. Offensichtlich war ihm das Ganze gerade unheimlich peinlich. Yuki wandte sich wieder zu ihm um und bemerkte sogleich die Rötung der Wangen. Er lächelte amüsiert. „Nein“, schüttelte er belustigt den Kopf. „Ich bin nicht in dich verknallt, keine Sorge. Aber irgendwie machst du mich trotzdem an, denn eigentlich bist du doch ganz süß, obwohl du ein echtes Arschloch bist.“ Kaibas Gesichtsfarbe wechselte nun von blass zu erneut unwillkürlich errötet. Doch der Ärger überwog letztlich. „Du bist doch krank! Stell dich lieber gleich darauf ein, dass so was wie neulich bestimmt nicht noch mal passiert. Und wehe du versuchst das, dann gnade dir Gott! Such dir gefälligst ein anderes Liebesopfer!“ „Ich sag doch, das hat mit Liebe gar nichts zu tun“, gab Yuki nun ernsthaft zurück. „Wo soll da bitte der Unterschied sein?“, schnaufte Kaiba grimmig. Nun stützte sich Eiri hinter sich auf dem Pult auf und blickte Kaiba direkt an. „Das bedeutet, dass mir deine Starallüren vielleicht tierisch auf den Zeiger gehen, aber ich trotzdem nicht darüber hinwegsehen kann, dass du einen echt niedlichen Hintern hast.“ Man konnte Kaiba richtig ansehen, was für Bilder bei diesen Worten vor seinem inneren Auge Gestalt annahmen. Er erbleichte regelrecht. „Seto!“, riss ihn die helle Stimme aus einem Lautsprecher aus seiner Starre. „Wir wollen losfahren! Starte mal!“ Ein wenig neben sich trat Kaiba zum Pult und betätigte einige Hebel. Auf dem Bildschirm fuhr die Bahn los und die beiden Insassen rissen begeistert die Arme hoch. „Gibt es irgendeinen speziellen Grund warum du mir das jetzt erzählst?“, fragte er ohne den Blick vom Monitor abzuwenden. Neben ihm zuckte Eiri leicht mit den Achseln. „Ich wollte nur ehrlich sein. Ich dachte mir, du willst das vielleicht wissen.“ „Ganz sicher will ich das nicht wissen!“, schüttelte Seto bitter den Kopf. „Aber vielleicht solltest du es wissen“, kam es ruhig zurück. „Um was zu tun?“, wandte sich Kaiba nun doch zu ihm um. Man sah ihm den Ärger noch immer deutlich an. „Da wird gar nichts laufen, kapiert? Weiß dein kleiner Begleiter überhaupt in was für Liebesträume du dich hier ergehst?“ Yuki verdrehte genervt die Augen. „Wie oft denn noch, das hat nichts mit Liebe zu tun. Das ist einzig und allein körperlich!“ „Wie schmeichelhaft!“, bemerkte Kaiba trocken. „Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Fremdgehen ist also normal für dich, ja?“ Hier zögerte Yuki einen Augenblick. Dann wurde sein Blick wieder durchdringender. „Es ist ja nur fremdgehen, wenn du mich ran lässt, oder?“ Für einen kurzen Moment war Seto sprachlos. „Du bist unfassbar!“, stieß er schließlich ungläubig hervor. Er schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann einfach nicht glauben, dass ich gerade diese Unterhaltung führe!“, meinte er wie zu sich selbst. Dann sah er wieder auf. „Ein für alle Mal, ich habe keinerlei Interesse an dir, oder an irgendwelchen anderen Männergeschichten. Und wenn du nicht aufhörst mich anzubaggern, werde ich die Führung auf der Stelle beenden, hab ich mich klar ausgedrückt?“ „Tu was du nicht lassen kannst“, meinte Eiri achselzuckend. „Hatte ich schon erwähnt, dass nächste Woche mein Buch erscheint?“ Kaiba köchelte. „Ich warne dich!“ „Sieh es ein! Du wirst uns beide diesen Tag noch ertragen müssen, also mach das Beste draus.“ Ärgerlich schaltete Seto die Maschinen ab, die Fahrt war gerade zu Ende und die beiden Jungen stiegen wieder aus. Grimmig fuhr Seto ihn an. „Lass bloß deine Finger bei dir, sonst hast du schneller eine Anzeige wegen sexueller Belästigung als du gucken kannst!“ Eiri erwiderte den Blick. „Bisher hab ich dich doch noch nicht mal angefasst.“ „Das wäre ja auch noch schöner!“ „Ja, vielleicht!“ „Du bist echt eklig!“, entfuhr es Kaiba angewidert „Und du echt sexy!“, kam es anzüglich zurück. „Willst du nochmal meine Faust zu spüren bekommen?“, wütend funkelte Seto den blonden Mann vor sich an. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Handbreit voneinander entfernt. Ein intensiver Blick ging von den grünen Augen des Schriftstellers aus. Für einen langen Moment schien er zu überlegen dann senkte er den Blick. „Ich glaube darauf lege ich gerade nicht allzu viel Wert“, sagte er ruhig. „Sieh zu, dass du das nicht vergisst!“, zischte Seto wütend. „Und unterstehe dich irgendwas von der Sache gegenüber meinem Bruder verlauten zu lassen! Dieser Punkt ist unverhandelbar!“ Nun wirkte der blonde Schriftsteller fast schon ein wenig gekränkt. „Das versteht sich doch von selbst“, meinte er ernsthaft. „Davon braucht er nichts zu wissen. Ganz so skrupellos bin ich auch nicht.“ „Immer noch genug, dass dein Freund auch nichts von der ganzen Sache wissen soll, was?“, gab Seto gehässig zurück. „Wenn du mir weiter auf die Pelle rückst, gebe ich ihm ja vielleicht einen kleinen Hinweis, hmmm?“ Eigentlich konnte es ihm ja nur recht sein, dass ihm etwas eingefallen war, was er dem unverschämten Erpressungsversuch des Anderen entgegensetzen konnte. Doch als er nun die Miene des blonden Schriftstellers sah, kamen ihm doch ein wenig Bedenken. Der Ausdruck in seinem Gesicht hatte sich im Grunde kaum verändert aber in seinen Augen lag nun ein Anflug von Betrübtheit, der ihn doch überraschte. Zunächst sagte er nichts sondern begegnete Setos Blick nur auf eine Art, dass diesem ganz mulmig zumute wurde. Dann sagte er: „Ich sagte doch schon: Tu was du nicht lassen kannst. Aber es wäre nett wenn du es ihm erst sagst, wenn wir wieder gehen. Er hat grade so viel Spaß.“ Verblüfft hatte er die Worte des Anderen vernommen. Er hätte angenommen, dass er ihm erneut mit seinem Buch gedroht hätte, wenn er ihn verpetzen würde. Aber offenbar hatte dieser Mann wirklich keine Hemmungen und es war ihm egal, was seine Flirterei für Konsequenzen für ihn hatte. Seto konnte sich nicht helfen. So viel gnadenlos einkalkulierte Selbstaufgabe war schon beinahe faszinierend. Wenigstens war er so fair seinem jungen Begleiter den Spaß nicht zu verderben. In diesem Moment kamen Shuichi und Mokuba freudestrahlend angelaufen. „Das war super, Seto!“, jubelte Mokuba. „Das nächste Mal musst du unbedingt mitfahren!“ Der junge Firmenchef musterte die beiden jungen Männer. Nein, es machte keinen Sinn den beiden den Spaß zu verderben. Das Gesicht des pinkhaarigen Musikers strahlte beglückt und auch sein Bruder schien wie ausgewechselt. Mokuba glücklich zu wissen, konnte ihm ja vielleicht ein wenig einseitige Turtelei wert sein, denn ganz sicher würde der andere ja nicht damit aufhören. Er seufzte leise. Was soll's! Es war ja nur ein Tag. Wie schlimm konnte es schon werden? Er schenkte seinem Bruder ein leichtes Lächeln. „Na komm! Wir haben noch viel vor.“ Dann verließ er das Kontrollhäuschen in dem Wissen, dass die anderen folgen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)