Wenn Ostern sein Frühling findet von SainzDeRouse (Die Hüter des Lichts) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 – Das Leben einer Erwachsenen   Sophie wurde von dem lautstarken, nervigen Klingelton ihres Handys aus dem Schlaf gerissen und suchte es dösig zwischen den Kissen.   „Argh, mach das scheiß Ding aus“, rief der junge Mann neben ihr aus und drückte sein Kissen auf sein Ohr.   Sophie fand ihr Handy, schaltete es aus und kuschelte sich noch ein wenig an ihren Freund Brad, der sich keinen Millimeter mehr bewegte. Sophie kraulte ihn zärtlich über dem Arm und drückte sich an seinem Rücken. Noch immer war er der süßeste Mann in ihrer Umgebung, wie früher auf der High School. Schönes braunen mittellanges Haar, warme braune Augen und ein schönen schlanken Körper.   „Musst du nicht langsam mal aufstehen?“, fragte Brad nach einer Weile verschlafen.   „Ja, ich steh jetzt auf. Denkst du daran auch bald aufzustehen, du wolltest heute wieder zur Arbeit“, erinnerte Sophie ihren Freund an sein Versprechen.   „Jaahaa, aber nicht heute. Wir haben ein großes Ding am Laufen. Thomas wollte später vorbeikommen, er hat ein Auto auftreiben können.“   „Bist du sicher das es wirklich so leicht verlaufen wird? Nicht das ihr hochge...“   „Wir gehen nicht hoch. Er fährt nur auf den Nebenstraßen, da parieren die Bullen nie. Und wenn das überstanden ist und wir das Zeug verkauft haben, glaub mir... dann haben wir wirklich viel Geld. Und dann können wir uns auch mal was gönnen“, schnarrte er und vergrub sich wieder unter der Decke.   Das Gespräch war damit beendet.   Sophie schluckte es nur hinunter und lief ins Bad um sich fertig zu machen. Sie musste sich beeilen, wenn sie rechtzeitig in der Gärtnerei sein wollte. Ihre Ausbildung hatte sie erfolgreich geschafft und nun arbeitete sie seit zwei Monaten als Angestellte in ihrer Ausbildungsstelle. Es war nichts Besonderes, sie hatte sich gegen das College entschieden, in Gegensatz zu ihrem großen Bruder Jamie, obgleich sie viel gestritten hatte mit ihren Eltern. Aber sie wollte seit Jahren nichts weiter als eine Gärtnerin werden und mit einem Collegeabschluss wäre sie mehr als Überqualifiziert.   Aber sie war glücklich mit ihrem Leben.   Na ja, es könnte schöner laufen, aber es war ihr Leben.   Wenn auch nicht ganz perfekt.   Sie wohnte mit Brad in einem kleinen Apartment über einer Bäckerei und er war zwar nicht mehr Arbeitslos, jedoch lief es nicht so wie sie Sophie es sich gewünscht hätte. Er war mehr bemüht damit Gras zu verkaufen und ab und zu illegale chemische Luxusgüter zu schnüffeln als sich um eine Einrichtung zu bemühen. Brad hatte sogleich einen Kredit gemacht, um Schulden abzubauen, aufzubauen - Fernseher und Computer war schließlich ein Muss - und natürlich zum Investieren. Was nicht wirklich so verlief wie erhofft, und so kam mal eben eintausend Dollar mehr Schulden mit auf dem Berg, statt dreitausend drauf. Er hoffte auf das ganz große Geld, doch war Sophie der Meinung das er über keinerlei Geschäftssinn verfügte. Brad vertraute seinen sogenannten Freunden zu viel und wurde bereits von dem einen oder anderen abgezogen. Entweder waren sie mit der großen Menge Geld verschwunden oder wenn sie etwas gekauft hatten, schworen sie es das nächste Mal zu bezahlen, das Geld wäre gerade knapp. Sophie aber gab nicht auf und hoffte das er es entweder schaffte und es bald sein lassen würde oder aber das er zu einem gestandenen Mann wurde.   Die Toilette erledigt und fertig angezogen, lief Sophie eilig durchs Wohnzimmer, auf der Couch lag ein Freund von Brad. Jacob war sein bester Freund und fühlte sich in seinem, vom Amt bezahlten Loch, indem sich kaum Möbel befanden, nicht wohl und war oft in ihrer Wohnung zu finden. Mit seinem Laptop auf dem Schoß und seinem Headset auf dem Kopf. Onlinespiele waren seine Welt und er fand nur selten in die Realität, da sie für ihn wohl nicht im mindesten so aufregend war. Selbst wenn man ihn ansprach, brauchte es immer mehrere Anläufe ehe er reagierte. Sophie gab sich keine Mühe leise zu sein, denn Jacob schlief immer einen Rausch aus. Sei es Bier oder Gras. Vor allem wenn er tagelang mit Brad gewacht hatte, schliefen sie beide zwei Tage lang um es nachzuholen, doch das war manchmal sehr entspannend. Sie konnte durch die Wohnung rennen wie sie wollte, aufräumen oder lautstark fernsehen gucken.   Sie zog ihre große Beuteltasche über die Schulter, griff nach ihrem Schlüssel und schmiss die Tür hinter sich zu. Mit der Straßenbahn, welche sich direkt vor ihrer Tür befand, stieg sie ein und fuhr direkt zum Stadtrand von Burgess, wo sich eine große Gärtnerei für Zierpflanzen befand. Den gesamten Tag unterliefen ihr immer wieder Fehler und wurde mehrmals gerügt. Immerzu versuchte sie sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, doch wanderten ihre sorgenvollen Gedanken immer wieder zu Brad, da sie ein mulmiges Gefühl hatte, wegen der Fahrt die ihm bevorstand. Würde er erwischt werden und gar im Gefängnis landen, sie wüsste nicht was sie tun sollte. Neun Stunden später, als sie sich endlich verabschieden konnte, wurde ihr etwas leichter ums Herz, aber dennoch klopfte ihr Herz als sie die Treppen hoch in ihre Wohnung lief.   Glücklicherweise erwartete sie Brad, zusammen mit seinem Kumpel Jacob und Thomas. Auf dem Tisch die Beute ausgebreitet, die als finanzielle Spritze dienen sollte. „Morgen geht’s in den Park, da können wir ordentlich Kohle machen!“, sagte Brad freudestrahlend.   Sophie war natürlich nicht begeistert, stimmte aber zu ihn zu begleiten, denn als händchenhaltendes Pärchen fielen sie natürlich nicht so auf. Aber dennoch rechnete es sich für sie, der Abend war wunderschön da sie mal wieder alleine in der Wohnung waren und ihre Toleranz durch Zärtlichkeiten ausgezahlt wurde.   ***   Am nächsten Tag ging es mittags auf in den Park und während Brad geschickt als kurzes freudiges Wiedersehen getarnt seine Drogen vertickte, bemerkte Sophie voller Unmut das viele Kinder mit Körbchen herumliefen.   Mit bunten Eiern darin.   Easter Eggs Hunt prankte auf einem langen Banner hinter ein paar Bäumen, fiel ihr nun schweren Herzens auf, was die Situation nicht gerade besser machte.   Sie huschte ungläubig mit ihrem Blick immer hin und her und bekam ein äußerst schlechtes Gewissen. Es war Ostersonntag. Schon letztes Jahr hatte es ihr leidgetan. Tage vorher hatte sie sich noch vorgenommen das sie ihre Eltern besuchen würde, um Hase zu treffen, doch hatte sie es dann vor lauter Kartons auspacken und Arbeiten – und während dieser stressigen Zeit gab es natürlich Nerven zerreißende Streitereien mit Brad - , glatt vergessen und Tage später war es ihr aus heiterem Himmel eingefallen.   Sophie löste sich von Brads kleiner Gruppe, was nicht weiter beachtet wurde und lief über die Wiese. Gerne sah sie den Kindern dabei zu wie sie freudig die Eier fanden und aufgeregt zu ihren Eltern rannten, die auf den Bänken saßen.   In ihrer nähe befand sich ein kleiner Junge der eifrig versuchte in einem Busch hinein zu kriechen um an ein besonders schönes Ei heran zu kommen, doch blieb er zwischen den Sträuchern mit seiner Jacke hängen. Sophie ging auf ihn zu und half ihm heraus.   „Hey kleiner Mann, so kann es ja nichts werden. Hast du dort ein Ei gefunden?“, fragte sie lächelnd.   Der Junge musste drei oder vier sein.   „Ja, da!“, sagte er nur und zeigte unter den Büschen.   „Ich versuch es einmal“, sagte sie und kroch sogleich hinunter.   Auch sie musste damit kämpfen nicht an den Ästen hängen zu bleiben und hatte sich prompt ein paar Kratzer eingefangen, doch bekam sie das Ei zu fassen. Eine plötzliche Bewegung ließ sie aufschauen und sogleich sah sie hinter ein paar Blättern versteckt etwas graues. Weiter den Blick nach oben schweifend, sah sie die großen weißen Zähne, die dunkelrosa Nase und die grünen Augen.   „Hase!“, keuchte sie nur und verharrte in ihrer Bewegung als wäre sie durch Jack Frosts Stab zu einer Eisskulptur verzaubert geworden.   Zunächst blickte Hase sie nur überrascht an, als verstehe er nicht weshalb sie ihn sehen konnte. Erkannte er sie nicht? Ein Stich erfasste sie mitten ins Herz, bis ihr einfiel das sie ihre Haare nun weit kürzer trug und sie schwarz gefärbt hatte. Ihr unbändiger Ponnie hing ihr noch immer übers rechte Auge, wie schon in ihren Kindheitstagen, doch war die gesamte Länge nur noch bis zum Kinn geblieben, wodurch sie einen jugendlichen, frechen Touch bekam.   „SOPHIE!“, schrie plötzlich Brad und die gerufene zuckte sogleich zusammen.   Sie sah Hase noch einmal entschuldigend in die Augen und zu ihrer Erleichterung sah sie nun das Erkennen in seinen Augen. Doch ehe einer von beiden etwas sagen konnte, war sie eilig aus den Büschen gekrochen, was ihr noch ein paar weitere Kratzer einhandelte. Der kleine Junge, der noch immer neben ihr stand, sah sie neugierig an und schrie freudig auf als er das Ei in ihrer Hand erblickte. Herzhaft griff er zu und rannte sogleich lachend zu seiner Mutter.   Noch einmal sah sie kurz in den Busch hinein, jedoch so schnell das sie im Grunde nichts sehen konnte, doch spürte sie noch immer den Blick von Hase auf ihrem Rücken. Langsam lief sie hinüber zu Brad, der bereits auf sie wartete. Sobald er seine Arbeit getan hatte, überkam ihm ein großer Schwall von Paranoia, da jeder Zivilist ein Polizist sein konnte und wollte so schnell wie möglich nach Hause.   Noch einmal sah sie sich um, die meisten Kinder hatten bereits den Platz wieder geräumt, da alle Eier gefunden worden waren. Von weitem glaubte sie ein paar lange graue Ohrspitzen zu erblicken und doch, da bewegte sich etwas. Doch dann zog Brad sie weiter und sie bogen um die Ecke, welche aus großen Büschen und Bäumen bestand und ihr die Sicht nahm. Was sie nicht wusste war, das Hase ihr auf leiser Pfote folgte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)