Wenn Ostern sein Frühling findet von SainzDeRouse (Die Hüter des Lichts) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Kapitel 8 – Wärme und Trost   Sophie hätte ewig im warmen Wasser liegen können, mit dem Rücken an Hase gelehnt. Nachdem er ihre Haare gewaschen und sie genug im Wasser geweicht hatte, hatte er sie für einen Moment zu sich herauf gezogen und sie an seiner Brust angelehnt. Sein weicher flacher Bauch in ihren Rücken und sein überaus kuschliges Brustfell – das nun als das herrlichste Kissen der Welt galt – auf dem ihr Kopf ruhte, gab ihr in diesem Augenblick eine unglaubliche Wärme.   Für einen kleinen Moment war alles weit fern und sie war zufrieden.... Bis er sich regte und Anstalten machte sie hochzuheben und sie die Augen wieder öffnete, die sie genießerisch geschlossen hatte. Die Leinendecke wie ein nasser Sack um ihren Körper geschlungen wurde sie wieder hinüber zum Bau getragen und davor auf einem großen warmen Stein abgesetzt. Unter der wärmenden Sonne würde sie nicht zu frieren beginnen und und keinen Schnupfen bekommen, wie in der kalten Höhle. Hase würde ihr eine trockene Decke bringen und sich um ihre Heizung kümmern.   Sophie legte sich auf den Stein und dachte an Brad. Was er wohl tat? Bestimmt machte er sich Sorgen und rief bei ihren Freundinnen an. Ob er auch bei ihren Eltern anrufen würde? Wenn sie davon Wind bekamen, wäre die Hölle los. Sie würden Hals über Kopf die Polizei, das FBI oder CSI einschalten und eine Großfahndung starten. Niemand würde die Geschichte glauben das sie von dem legendären Osterhasen festgehalten wurde. Jamie würde unweigerlich in die nächste Psychiatrie eingeliefert werden, wenn er auch die Wahrheit sagte.   Es dauerte einige Augenblicke ehe Hase sich wieder zu ihr gesellte. Er wirkte plötzlich sehr ernst und schien in Gedanken versunken. Eine weitere Leinendecke hatte er in der Hand und auch eine Art übergroßes Kleid aus Hanf. Sie kannte es aus irgendeinem Film, wie hieß es noch... Tunika, Kafta...Kaftar... Kaftan, oder so etwas in der Art. Hase drehte sich sogleich herum als er es ihr in die Hand gedrückt hatte.   Sophie setzte sich mühselig auf und schlüpfte in das Kaftan. Es war sehr groß und hing wie ein Sack ihren Körper hinunter, der Ausschnitt war ebenfalls sehr groß, so das es ihr etwas über die eine Schulter hing. Es hatte vorne wie hinten einen V-Ausschnitt und hing ihr bis zu den Knöcheln. Es war grün und hatte einen schönen, herrlich gestickten Saum aus Blumenranken zwischen denen Ostereier lagen.   Sophie drehte sich zu Hase und wollte ihm schon sagen das er sich umdrehen konnte, doch bildete sich unverzüglich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht. Seine großen Füße, Beine und auch sein Hintern waren komplett durchnässt, was sie Füße noch um so größer erscheinen ließ als sie ohnehin schon waren und die Beine sehr dünn, wo nun das Fell wie nasse Lumpen an den Muskeln klebte. Sein sonst so buschiges Hasenschwänzchen war ebenfalls betroffen und sah wie ein runder Ball aus, an dem nasse grauweiße Haarbüschel hingen.   Sie stand auf, die Decke im Arm und lief auf zittrigen Beinen zu Hase. Die zwei furchtbaren Tage, das schwere Ei in ihrem Magen, das Wasser, das ausgiebige Bad, sie war erschöpft wie noch nie in ihrem Leben und wollte nur noch schlafen. Sie hätte im stehen einschlafen können.   „Du kannst dich herumdrehen“, sagte sie leise und ließ sich sogleich in Hases Umarmung fallen, kaum das er sich umgedreht hatte.   „Gleich kannst du wieder schlafen, Keule“, sagte er sanft und hob sie auf seine Arme.   Kaum lag sie mit ihrem Kopf wieder auf diesen weichen Himmel, schlug sie die Augen zu und versank im Treibsand des Traumsandes.   ***   Plötzlich schrak sie aus ihrem Sekundenschlaf und hatte große Mühe ihre Augen auf zu bekommen. Ihr war nicht klar das es sich nicht nur um wenige Sekunden, sondern Minuten gehandelt hatte. Hase hatte sie nicht wecken wollen und hatte sie einfach nur beobachtet.   Sophie sah sich orientierungslos um und fand sich im Bau des Osterhasen wieder. Noch immer erschöpft lag sie in den Armen von Hase, der sie durch sein Bau trug als wöge sie nicht mehr als eine Feder. Sie befanden sich in eine Höhle, die wie ein großer Raum wirkte, der zwei Ausbuchtungen hatte. Alles was sich an Mobiliar in der Höhle befand, bestand nur aus Erde und Wurzeln. An sich war es sehr karg möbliert. Ein Tisch mit einem dicken Bein aus Erde mit einer Holzplatte darauf, daneben zwei Stühle aus Wurzeln geformt. Einige Ausbuchtungen, die an ein Regal erinnerten - mit Körben bestückt, in denen Möhren, Salatköpfe und allerlei Hasenfutter lag - worüber Sophie etwas schmunzeln musste. Weiter im Inneren der Höhle um eine Ecke befand sich eine Art Schlafzimmer, die etwas angehoben war und aus Stufen aus Erde zu erreichen war. Die kleine Höhle an sich wirkte sehr leer, da nur ein großer Sack aus Hanf in der Mitte lag, der ihr als Bett gedient hatte und womöglich auch ihm. Hases Charakter ließ sich mit wenigen Worten beschreiben.   Bodenständig, Naturverbunden und cool.   Doch wie sehr bodenständig und naturverbunden er war, davon hatte sie bis jetzt keine genaue Vorstellung gehabt. Von dem großen Hanfsack, der einem an ein übergroßes Hundebett erinnerte, ging noch immer ein unangenehmer Geruch aus und erst jetzt wurde ihr schmerzlich bewusst in welchem Zustand sie sich befunden hatte.   Kaum das sie eine Entschuldigung aussprechen konnte, veränderte sich die kleine Höhle. Aus der Wand hinter dem Hundebett wuchsen dicke Wurzeln, die sich darunter und um den Sack schlangen und bald ein Bettkasten formten. Sophie konnte nicht die Augen davon abwenden, es war zu unglaublich und doch geschah es vor ihren Augen. Das Bett, welches man nun so benennen konnte, bestand aus einem Gerüst aus Wurzeln, die ein schönes Himmelbett bildeten und im Inneren lag nun die Matratze, die nun viel gemütlicher wirkte. An dem Bettpfosten rankten sich dünne Zweige wie Schlangen um einen Ast und Blätter und Blumen wuchsen daran, und auch ein Netz aus zahlreich dünnen Zweigen und Blättern wuchsen zu einem Himmel zusammen. Die bunten Blumen öffneten sich und begannen in der Mitte zu leuchten. Sah sie etwa richtig? Saßen dort überall kleine Glühwürmchen?   Hase legte sie behutsam ins Bett und strich ihr sanft über dem Kopf. „Hier wird dir nichts geschehen, hier bist du sicher.“   „Danke, Hase, wenn ich dich nicht hätte, dann....“   „Sag nichts“, sagte er und verbot ihr zu Reden indem er seine Pfote auf ihren Mund gelegt hatte.   „Aber Hase, meine Eltern, Jamie und... Brad, niemand weiß wo ich bin und... ich muss sobald wie möglich zurück oder lass mich wenigstens kurz...“   „Nein!“, sagte Hase bestimmt. Er wollte nicht hören das sie zu diesem... Kerl zurück wollte. „Jack Frost war dabei als ich dich fand. Jamie hatte ihn gebeten nach dir zu sehen, da du für ihn nicht erreichbar warst. Jamie weiß von dir und wird sich um alles kümmern.“   „OK“, war alles was Sophie dazu noch einfiel, fühlte sich aber erleichtert.   Plötzlich fiel ihr das Knacken auf, das in der Luft lag, die Wärme, das Licht, welches unmöglich von den Glühwürmchen kommen konnte.   „Hase was... oh mein Gott“, sagte sie erstaunt und starrte mit offenem Mund auf den brennenden Busch der an der Höhlenwand, gegenüber des Bettes stand. Er besaß keinerlei Blätter mehr und nachdem sie den Blick von diesen wenden konnte, sah sie den kleinen Tunnel hoch über den Busch, der den Rauch abziehen ließ.   „Bist du deswegen so ernst gewesen als du herausgekommen bist?“, fragte Sophie und glaubte zu wissen weswegen.   „Ja. Weißt du... seit vielen Jahrhunderten schon sorge ich dafür das der Frühling einsetzt und die ersten Pflanzen wachsen. Doch heute habe ich das erste Mal eine Pflanze geschaffen, damit sie stirbt.“   „Und du hast die Eier... du hast eines kaputt gemacht um mir etwas zu Essen zu geben“, sagte Sophie etwas kleinlaut und sah beschämt zur Seite.   „Ach Sophie, mach dir keine Gedanken. Die Eier werden ohnehin gegessen und die Wurzeln des Busches werden immer wieder bestehen bleiben, egal wie oft er brennt. Aber nun ruh dich aus, ich werde Kräuter sammeln gehen. Rufe mich wenn du etwas brauchst“, sagte er und erhob sich von der Bettkannte.   „Hase?“   „Ja?“   „Hättest du vielleicht ein Kissen für mich? Ohne schlafe ich nicht so gut“, sagte sie mit rötlichen Wangen. Es war ihr unangenehm noch mehr zu verlangen, obgleich sie ohnehin schon so viel genommen hatte.   Hase lächelte nur und streckte seine Arme etwas aus. Er blickte konzentriert auf seine Pfoten und Sophie glaubte ein glühen in seinen Augen zu sehen. Im ersten Moment glaubte sie das nichts geschehe und er nur dastehe und auf seine Pfoten starre, doch dann sah sie es. Klein fing es an. Faden um Faden. Sie wuchsen aus dem Nichts in die Länge, noch einer und noch einer, sie verflochten sich ineinander, viele grüne, ein paar weiße, sie bildeten ein Netz, welches immer dichter wurde, bis es zu Stoff heranwuchs. Als das Bezug fürs Kissen fertig geschaffen war, ploppte es einige Male, was Sophie erstaunt auflachen ließ. Es wirkte wie eine Popcorntüte in der Mikrowelle, wenn sie Wellen schlug und Beulen bekam und sich wie von Zauberhand zu füllen schien. So verhielt es sich ebenso mit dem Kissen.   „Das ist unglaublich“, sagte sie als er es ihr in den Nacken legte.   „Es hatte auch lange gedauert ehe ich meine Kräfte voll entdeckt und entwickelt hatte. Aber nun geh ich mal los“, sagte er und verschwand um die Ecke.   Jedoch war sein Abgang nicht weniger Spektakulär. Denn plötzlich wuchsen zwischen der Haupthöhle und der Ausbuchtung, die ihr nun als Schlafzimmer diente, wuchsen Zweige aus der Decke heraus.   Sie bildeten eine Art Vorhang um sie von der restlichen Höhle abzugrenzen. Wie aus Zauberhand war ein Vorhang aus dünnen Zweigen, die mit einem dichten grünen Laub bewachsen waren entstanden. Es hielt das helle Licht des brennenden Busches davon ab sie immer wieder aus dem Schlaf zu reißen, denn so war in ihrem Schlafzimmer ein angenehmes dämmriges Licht.   „Danke Hase“, flüsterte sie, dann drehte sie sich herum und schlief schnell ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)