Wenn Ostern sein Frühling findet von SainzDeRouse (Die Hüter des Lichts) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Kapitel 9 – Der Osterkrankenpfleger   Die nächsten Tage kümmerte sich Hase sehr fürsorglich um Sophie. Alle paar Stunden beobachtete er sie scharf dabei wie sie seinen – ekligen, wie sie ihn gerne bezeichnete – Sud trank, in dem alle möglichen Kräuter seiner unterirdischen Oase waren, die eine heilende Wirkung besaßen.   Auch gab es immerzu etwas zu Essen, und neben dem Gemüse das er selbst gerne aß, natürlich eine Menge Eier. Denn sie waren das einzige das er in seinem Bau besaß, das sie etwas Fett ansetzen ließ. Doch schon nach drei Tagen klagte Sophie über das fahle Essen, sie wolle einmal etwas schmackhafteres.   Er hatte eine Vorstellung davon was sie damit meinte.   Fleisch! Gebäck! Einfach etwas deftiges, doch das überstieg seine Kräfte. Getreidefelder waren nicht das Problem, doch konnte er sich nicht erinnern wie viele Leben es her war das er einen Teig in den Händen hatte und seine haarigen Pfoten waren nicht wirklich dafür geschaffen. Tiere gab es auch in seiner Oase hier unten, denn keine Natur, auch keine magische, konnte ohne den natürlich Kreislauf des Lebens existieren. Zumindest nach seinem Verständnis, auch wenn er den Winter fern hielt, da er Kälte und Nässe verabscheute. Ein Tier zu erlegen kam für ihn nicht in Frage, und auch so würde die Zubereitung anders ausfallen, als es Sophie gewohnt war.   So tat er etwas, das ihm bis zu diesem Zeitpunkt niemals in den Sinn gekommen wäre.   Er bat Jack Frost um Hilfe.   So fand er sich einige Stunden später, als es bereits Abend war, in Burgess, der Heimatstadt von Sophie und auch Jack Frost wieder. Er musste nicht lange durch die Straßen rennen und nach Jack rufen.   „Ah, meine Ohren hören wohl nicht recht. Puschelschwänzchen sehnt sich nach mir“, hörte Hase über sich und tatsächlich, dort oben auf dem Strommast, balancierte Jack Frost.   „Ich würde dir ja gerne die Löffel langziehen für diese Frechheit, aber ich habe nicht die Zeit. Sophie wird bald aufwachen.“   „Sophie? Ist sie noch immer bei dir?“, fragte Jack erstaunt. „Wie geht es ihr?“ Jack vergaß seine anfängliche Sticheleien und kam herunter.   „Es geht wieder bergauf. Aber die ersten zwei Tage waren hart, es hätte nicht viel gefehlt und sie... Egal, hör zu Keule, ich kann ihr ernährungstechnisch nicht das bieten was sie gewöhnt ist und sie muss unbedingt an Gewicht zulegen. Könntest du vielleicht...?“   „Dir helfen?“, beendete Jack seinen Satz.   „Ja“, knurrte Hase genervt und verschränkte die Arme. „Ich weiß nicht was Menschen inzwischen so alles essen und was ihr schmecken könnte. Könntest du Jamie bitten ihr etwas zu besorgen? Ich weiß nicht wo er wohnt.“   „Kein Problem. Ich werde es dir morgen vorbeibringen, halt mir ein Tunnel offen.“   „Gut, aber mach so schnell du kannst, gleich morgen früh.“   „Keine Sorge, ich werde Jamie bitten mir ein großes Paket mitzugeben“, grinste er und sprang wieder hinauf zum Mast. „Aber jetzt entschuldige mich, ich bin verabredet. Du hattest Glück das du mich noch erwischt hast.“   „Eine Verabredung? Doch nicht etwa mit Toothiana?“, grinste Hase überheblich. „Müsste sie nicht bald gelangweilt sein von deinen Zähnen? Du bist nicht der einzige der gesunde Beißer hat.“   „Hey, meine Zähne sind weiß wie frisch gefallener Schnee, schon vergessen? Und über meine Zähne sind wir schon hinaus, Meister Lampe. Ich schätze sie steht mehr auf gutaussehende junge Männer und nicht auf alte graue Riesenkaninchen mit Überbiss“, lachte Jack.   „Du bewegst dich auf dünnem Eis, Keule. Dann wünsche ich mal viel Spaß mit der Orientprinzessin, ich hoffe für dich, das sie sich nicht schon bald sattgesehen hat an deinen Beißern.“   „Wir werden sehen. Ich wünsche dir viel Spaß mit deiner Osterprinzessin.“   „Was?... Wie... ich meine, was redest du da? Tse, Osterprinzessin, so ein Unsinn.“   „Wenn du das sagst“, grinste Jack und ließ sich vom Wind davon tragen.   Hase verschwand in einem Tunnel und rannte zurück in seinen Bau. Immerzu blitzte das Bild seiner alten Sophie vor seinem inneren Auge auf. Wie sie Frühlingsblumen pflanzte, im Gewächshaus Blumen goss oder wie sie ausgeblasene Eier bemalte um sie aufzuhängen. Das Osterkörbchen mit den Möhren, das sie ihm jedes Jahr schenkte. Plötzlich wechselten die Bilder und er sah sie an seiner Seite, wie sie die Eier in die richtige Richtung dirigierte und überwachte ob sie wirklich vollständig gefärbt wurden. Sie, in einem schönen Gewand, mit Hasenohren, wie sie mit ihm zusammen Ostern feierte. Seine Osterprinzessin.   Abrupt blieb er vor seiner Höhle stehen.   „Was hat mir dieser vermaledeite Jack ins Ohr gesetzt, so ein Schwachsinn.“   Leise lief er in seine Höhle, der Busch war einmal wieder ausgebrannt und glühte nur noch. Es war sehr still und er hörte ihren ruhigen Atem. Hase teilte den Vorhang aus Pflanzenranken und ging hinüber zum Bett. Dort lag sie und schlief. Im Moment sehr ruhig, des Öfteren in den letzten Tagen hatte sie schlechte Träume gehabt. Aber nun schlief sie den Schlaf der Gerechten ohne böse Träume. Eine Zeitlang war es so schlimm gewesen das er Sandy fast zu sich gebeten hätte, doch wollte er nicht das außer Jack jemand davon wusste und hoffte inständig das er sich bei der Zahnfee nicht zu redselig verhielt.   Sie sah so friedlich aus und wie so oft hing ihr der Pony über den Augen. Er beugte sich übers Bett und strich ihr die Haare aus den Augen. Im Schlaf begann sie zu lächeln, nahm seine Pfote und drückte sie an ihre Brust, während sie mit ihren Fingern zärtlich über sein Unterarm strich. Wäre Hase dazu in der Lage rot zu werden, wäre er es nun geworden. Er versuchte sich zu lösen, doch hielt sie ihn bestimmt fest.   Da er sie nicht aus dem Schlaf reißen wollte, ergab er sich und lag so halb auf dem Bett, während seine Hinterpfoten auf dem Boden standen und ihn stützten.   Sie sieht so süß aus.   Leider hielt er diese Position nicht lange aus, nicht das er ihre Nähe nicht genoss, doch war es mehr als unangenehm auf Dauer und das sanfte Streicheln ihrerseits verursachte ein lang vergessenes Gefühl in seinen Lenden, welches er auf keinen Fall zulassen wollte. Er kam sich pervers vor, wo sie doch so viel jünger war als er und er in den letzten Jahrhunderten mehr und mehr zu einem wahrhaften Hasen geworden war. Es war nicht wie ein Kostüm das man trug, er lebte es. Zu Anfang war es wahrhaft merkwürdig gewesen, vor allem an sich selbst die merkwürdigen Verhaltensweisen eines echten Hasens zu entdecken. Natürlich würde er nie vollständig ein normaler Hase sein, aber selbst seine immense Größe, ließ ihn wie eine Bestie erscheinen. Er vermochte keine Reißzähne besitzen, aber seine festen, großen Hasenzähne verfügten über eine starke Beißkraft und seine Krallen waren gegenüber die eines kleinen Kaninchen lange, schwarfe Klingen. Damit umzugehen hatte lange gedauert. Abgesehen davon das er eine Schnauze hatte, völlig behaart war, riesige Hasenohren und einen Schwanz besaß. Gegen Toothiana – die ein eleganter, schöner Vogel war – kam er sich vor wie eine wilde Bestie die in einer Höhle hauste.   Osterprinzessin. Was für eine Farce.   Vielleicht ein wenig zu grob, löste er sich von Sophie, doch wachte sie glücklicherweise nicht auf, denn sie nuschelte nur etwas und drehte sich weg. Der Gedanke an das Gesagte von diesem Frost verstimmte ihn. Er hatte einen Nerv getroffen, auch wenn es Hase zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war.   Würde er noch weitere Jahrhunderte allein sein?   Eigentlich sollte er als Hüter sich über derlei irdische Dinge keine Gedanken machen, schließlich hatte er eine große Aufgabe zu bewältigen, Jahr um Jahr. Und natürlich war es mehr als ungewohnt jemandem über so lange Zeit in seinem Bau willkommen zu heißen, aber nicht auf eine unangenehme Weise. Wenn auch die ersten Tage sehr schwierig waren, aber das lag mehr an Sophies Zustand, als die Tatsache selbst.   Hase gab es ungern zu aber Jack Frost hatte recht. Sophie war noch immer hier, obgleich sie kein Recht mehr dazu hatte, und genau genommen, nie besessen hatte. Ihr ging es besser, sie sollte wieder zurück. Aber an der Tatsache das es aus dem Mund von dieser.... Keule kam, das wurmte ihn und verwarf den Gedanken auf diesen zu hören. Er sollte sich nicht die Laune verderben lassen, nur weil er wusste das Jack in diesem Augenblick schöne Stunden verlebte. Es war nicht die Eifersucht wegen Toothiana, die Liaison mit ihr war viele viele Jahre her, da war Jack Frost noch nicht einmal ein Gedanke, doch beneidete er ihn um die Zweisamkeit. Was er natürlich niemals zugeben würde.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)