Wenn Ostern sein Frühling findet von SainzDeRouse (Die Hüter des Lichts) ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Kapitel 17 – Die Heilung beginnt     Hase verbrachte die Tage damit Sophie in die Welt des Gemüseanbaus-und Pflege zu unterweisen. Sie schien sich die letzten Wochen zu erholen, doch plagten sie noch immer die blutigen Albträume. Inzwischen hatte es sich eingebürgert das er des Nachts mit ihr im Wohnraum saß und ihr alte Geschichten erzählte bis sich ihre Augenlider von allein schlossen und er sie hinauf in ihr Bett tragen konnte. Sophie traute sich nicht zu schlafen und ihre Nächte wurden immer kürzer. Tagsüber war kaum etwas mit ihr anzufangen, da sie nur übermüdet herum saß und sich kaum konzentrieren konnte. Hase dachte inzwischen darüber nach ihr nicht ein wenig Hanf unterzujubeln, damit sie einmal richtig ausschlafen konnte, doch fürchtete er das sie es merkte und wieder süchtig würde oder glaubte das sie nur noch damit Schlaf finden würde. Doch an diesem Tag sah sie besonders schlimm aus. Blass wie ein Vampir mit tief schwarzen Augenringen. Glücklicherweise hatte sie etwas zunehmen können, allerdings sah sie noch immer zu dünn aus.   Irgendetwas musste er unternehmen.   Nachdem Sophie fertig mit dem gießen ihres kleinen Gartens war, rief er sie zu sich.   „Setz dich zu mir“, sagte Hase, der unweit vom Bett im grünen Gras saß und die friedliche Landschaft in sich aufnahm.   Sophie tat wie ihr geheißen, setzte sich zu ihm und lehnte sich sogleich an ihn. Sie klammerte sich an seinem Arm und rieb ihre Wange an seinem Schulterfell.   „Du bist so schön weich und warm, Hase“, sagte sie und schloss genüßlich die Augen. Durch den Schlafmangel fror sie stark und kaum der Brennende Busch konnte sie genügend Wärme abgeben. Hase packte Sophie kurzerhand und setzte sie auf seinen Schoß. Zwischen seinen Schenkeln konnte sie gemütlich sitzen und fand in in seinem Brustfell ein gemütliches Kissen. Sophie seufzte zufrieden, zitterte aber noch immer heftig. Sanft streichelte er sie und mit der Zeit, dank seiner Körperwärme und der Sonne, fand ihr Körper ruhe und tatsächlich war sie schnell eingeschlafen. Allerdings wärte es nicht lange, denn schon schreckte sie aus ihrem Sekundenschlaf.   „Schhhh, schlaf Soph. Ich bin hier und pass auf dich auf. Sobald du Albträume hast wecke ich dich, in Ordnung? Aber nun schlaf einfach, ich bin da“, flüsterte er an ihrem Ohr und wiegte sie ein wenig hin und her.   „Danke Hase“, nuschelte sie müde, wobei ihr ein wenig Speichel am Mundwinkel herauslief und war sofort wieder im Tiefschlaf. Hase behielt sie lange auf seinem Schoß, doch irgendwann schliefen ihm die Beine ein und so hob er Sophie hoch und trug sie hinauf in ihr Bett. Doch wie versprochen würde er an ihrer Seite bleiben und darauf achten ob sie einen Albtraum hat.   Sie sah so friedlich aus, ob sie im Tiefschlaf war oder ob sie etwas Schönes träumte? Er betrachtete sie gerne. Aus ihr war eine schöne, fröhliche und kluge Frau geworden, was ihn in all den Jahren erstaunt hatte. Jedes Jahr ums neue wurde er mit ihrem neuen Ich überrascht. Wenn er sie kurz besucht hatte, stand ein völlig neuer Mensch vor ihr, immer ein Stück weiter verändert, gewachsen, geformt. Ihr helles Lachen klang noch in seinen Ohren nach wenn er sich erinnerte und ihre großen leuchtenden grünen Augen, die immer aufgeblitzt waren wenn sie ihn hinter einem Busch oder Baum entdeckt hatte. Ihr strahlendes Lächeln welches sie ihm immer geschenkt hatte. Es war immer ein ganz bestimmtes Lächeln gewesen, das nur sie ihm geschenkt hatte. Sein Lächeln.   Aber nun war es verschwunden. Brad hatte es ihm gestohlen. Und nun war es tief in ihr begraben und es würde lange dauern ehe es wieder zum Vorschein kam. Wenn es das je passieren sollte. Denn er spürte das sie noch immer an Brad festhielt, auch wenn sie nicht mehr oft über ihn redeten. Er sah wie sie sich mit feuchten Augen über den Unterleib strich und ihre Lippen zu zittern begannen. Sophie versuchte nach vorne zu schauen, tapfer zu sein, aber ihr fehlte die Kraft. Ihr fehlte die Hoffnung. Er als Hüter der Hoffnung versuchte ihr zu helfen, doch gab es eine Barriere zwischen ihnen. Es mussten die Albträume sein die sie Nacht für Nacht quälten und die schrecklichen Ereignisse ihr immer wieder vor Augen führten. Die sie nicht vergessen ließen und die Heilung daran gehindert wurde ihre Pflicht zu tun.   Zwischenzeitlich musste Hase aufstehen, sich die Beine vertreten und etwas essen, wie es scheint holte sie alles an Schlaf nach, was sie in den letzten Wochen nicht bekommen hatte. Nachdem er sich den Bauch vollgeschlagen hatte mit Salatköpfen und Möhren, legte er sich zu ihr und nahm sie in die Arme, da sie wieder zu frieren begann. Wohlig seufzend drängte sie sich näher zu ihm und vergrub ihre Hände in seinem Brustfell.   Nach einigen Stunden begann es zu dämmern und die Nacht brach an. Sophie schlief noch immer ruhig und brabbelte ab und zu etwas vor sich hin, was sich allerdings nicht nach einem Albtraum anhörte. Alsbald wurden auch Hases Augenlider immer schwerer und schon bald hatte es auch ihn niedergestreckt.   ***   Die Sonne schien herein und eine sanfte Brise wehte durchs Fenster als Hase wieder aus dem Traumland zurück fand. Etwas kitzelte seine Schnurrhaare und als er mit zuckender Nase seine Augen öffnete, setzte sein Herz für einen Moment aus. Direkt vor seinem Mund lag Sophie, deren Mund nur zwei Zentimeter von seinem entfernt war und er ihren Atem in seinem Gesicht spüren konnte. Sie sah so friedlich aus und während er sie so ungläubig anstarrte spürte er ihr Bein, welches sie zwischen seine gelegt hatte. Sogar einen Arm hatte sie locker auf seine schmale Taille gelegt, was in ihm ein kribbelndes Gefühl auslöste.   Längst vergessene Sehnsüchte traten ans Tageslicht und er konnte kaum glauben das er das fühlte, was er in sich spürte. Er hatte geglaubt das er sie vor vielen, vielen Jahrhunderten in sein tiefstes Inneres gesperrt hatte, in die hinterste Ecke seines Herzens, in einem unzerstörbaren Gefängnis. Doch scheinbar waren sie wieder zum Vorschein getreten. Sollte er die kleine Entfernung überwinden? Nur für einen kurzen Moment? Sie schlief noch, sie würde nichts bemerken. Aber ihr einen Kuss zu stehlen, den sie nicht von sich aus hergab, wollte er nun auch nicht.   Während er sich noch so seine Gedanken machte, was er nun tun sollte, regte sich Sophie, streckte sich ausgiebig und drängte sich näher zu ihm. Kaum hatte sie sich bewegt, hatte sie die Entfernung überwunden und ihren Mund an seinen Gedrückt. Sogleich begann sie zu lachen und öffnete ihre Augen. Der Moment zog sich für Hase endlos hin.   Ihre weichen Lippen auf seinen, ihr helles Kichern und dann diese leuchtenden Augen, die in den letzten Wochen so traurig und matt gewesen waren. Als sie wacher wurde und ihn wahrnahm, begann sie zu blitzen und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sein Lächeln.   „Oh. Morgen Hase. Ich dachte im ersten Moment du wärst Abbey“, lächelte sie.   „Ha, oh nein Keule, tu das nicht. Verwechsel mich niemals mit diesem Flohzirkus“, sagte Hase gelassen, spürte aber die Enttäuschung in seiner Brust. Abbey war eine große Hündin gewesen, ein Greyhound, der nichts anderes im Sinn hatte, als Hase zu jagen, sobald sie ihn witterte. Sie war der Hund der Familie gewesen, war aber an Altersschwäche gestorben, als Sophie noch ein Teenager gewesen war.   „Ich war noch gar nicht richtig wach und diese Schnurrhaare... Abbey hatte mich gerne geweckt früher und nun hab ich mir wohl eingebildet das sie es war“, lachte Sophie und strich mit ihren Fingern über Hases Lippen und zog die Schnurrhaare durch ihre Finger, wobei ihm die Schnute zuckte. Es brachte Soph immer zum Lächeln und ihm erwärmte es das Herz.   Im Augenblick sah sie viel frischer aus, nicht mehr so blass und ihre alte Lebensfreude, ihre Ausstrahlung war wieder mehr an die Oberfläche gedrungen. Vielleicht hatte die Heilung nun endlich begonnen? Es wäre Zeit, wo sie nun schon seit drei Monaten bei ihm war. Auch stand die Ernte ihres Gartens vor der Tür und dann würde sie die Küche einweihen können.   „Hast du gut geschlafen?“, fragte Hase während er versuchte sein Herz zu beruhigen, als sie sich wieder an ihn kuschelte. „Ja“, hauchte sie mit belegter Stimme. „Es hat mir geholfen das du bei mir warst, irgendwie. Ich habe noch nicht das Gefühl Bäume ausreißen zu können, aber ich fühl mich viel viel besser. Wie lange habe ich geschlafen?“ „Sechszehn Stunden.“ „Was? So lange?“ „Du warst sehr übermüdet“, lächelte Hase. „Das stimmt. Ich hoffe das ich jetzt immer so gut schlafen kann. Ab jetzt wirst du wohl immer bei mir schlafen müssen“, lächelte sie. „Kein Problem“, sagte Hase.   Wirklich kein Problem. Vielleicht hätte ich dich schon früher in meinen Armen einschlafen lassen sollen, so wie früher als du einmal hier warst. Aber du bist kein Kind mehr, sondern eine Frau mit gebrochenem Herzen und ich wollte mir keine Gefühle zugestehen. Aber wenn ich das nicht tue, müsste ich dich wegschicken, doch das kann ich nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)