PS: Ich töte dich von _pika_ ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Magnus Hand presste sich gegen Raphaels Brust und drückte entschlossen dagegen. Zu Simons Überraschung gab der Vampir nach und ließ von ihm ab, wenn auch widerwillig. „Schluss jetzt!“, durchschnitt die Stimme des Hexenmeisters den Raum und brachte die beiden vorerst auseinander. Es half niemandem, wenn sie sich gegenseitig an die Kehle gingen. Camille war es, die ihre Wut eigentlich zu spüren bekommen sollte und wie sich herausstellte, waren Simons Bemühungen, sie aufzuspüren, nicht ganz erfolglos gewesen. Die Graberde, an die er gelangt war, würde es Magnus ermöglichen, die Vampirin aufzuspüren. Leider nützte sie bisher keinem etwas, da die Schatulle, in der sie gut verwahrt wurde, sich nicht öffnen ließ. Simon hatte bereits alles versucht. Das verdammte Ding schien einfach unzerstörbar zu sein. Raphaels herablassender Tonfall, als er ihm das Kästchen entriss und behauptete, sie im Nullkommanichts entriegeln zu können, wurde untermalt von einem genervten Blick. Unsanft griff er nach Simons Hand und zog ihn ruckartig zu sich. Wie ein Stromschlag durchfuhr den Jüngeren die Berührung und er konnte den Latino einfach nur anstarren, ohne zu begreifen, was er da tat. Ohne zu zögern, ritzte der Spanier Simons Handgelenk auf und ließ sein Blut auf die Schatulle tropfen. Camilles Blut, das in seinen Adern floss, ihn verwandelt hatte in das, was er heute war, funktionierte offensichtlich als eine Art Schlüssel. Wie durch dichten Nebel drangen seine Worte nur langsam zu Simon durch und sein Blick hing an Raphaels Hand, die seine eigene noch immer fest umschlossen hielt. Es tut mir leid... Waren seine einzigen Gedanken, doch sie kamen nicht über seine Lippen. Er wollte die Zeit zurück drehen. Dunkle Augen, umrahmt von langen, schwarzen Wimpern, sie würdigten ihn keines Blickes. Die ganze Nacht hindurch sprach der Spanier kaum ein Wort mit ihm, es sei denn, er musste. Er folgte ihm zu Catharina, einer langjährigen Freundin von Magnus. Ebenfalls ein Hexenwesen und angeblich fähig, Camille aufzuspüren. Was, wie sich später herausstelle, eine kleine Lüge gewesen war. Magnus selbst war problemlos in der Lage, die ehemalige Anführerin des New Yorker Clans ausfindig zu machen und erneut einzusperren, um sie dem Rat auszuliefern. Doch offenbar wollte der Halbdämon dies allein tun. Er und Camille hatten eine gemeinsame Vergangenheit. Simon fragte sich, ob es noch einen weiteren Grund dafür gab, dass Magnus ausgerechnet ihn und Raphael zu Catharina geschickt hatte. Doch dies sollte er zum einen nie erfahren und zum anderen hatte es auch nicht besonders gut funktioniert. Der Vampir zeigte ihm die kalte Schulter und machte unmissverständlich klar, dass es zwischen ihnen vorbei war. Als sie sich am Ende der Nacht wieder im Loft des Hexenmeisters befanden, konnte er seine Augen nicht von Raphael lösen. Er hatte das ungute Gefühl, den Unterweltler vielleicht zum letzten Mal zu sehen und diese Ahnung ließ sich seinen Magen krampfhaft zusammenziehen. Er wusste, dass der Gedanke übertrieben und dumm war. Sie würden sich zwangsläufig über den Weg laufen. Die New Yorker Schattenwelt war klein. Doch seine Befürchtung, dass es nie wieder wie früher werden sollte, war sehr berechtigt. Von seinen Verletzungen war nichts mehr zu sehen, dachte er, als er den Latino unauffällig betrachtete. Aber er wirkte blass, fiel ihm auf. Sehr blass. Sogar für seine Verhältnisse. Er musterte ihn nachdenklich, runzelte die Stirn ... und war in einer Sekunde bei ihm, um ihn aufzufangen, als das Wohnzimmer sich um Raphael zu drehen begann und ihm schwindelig wurde. Reflexartig hielt er ihn fest und dankte Camille ganz kurz für seine Reaktionsfähigkeiten. „Hey, mach keinen Scheiß ...“, meinte er hilflos und stützte den Blutsauger, als Magnus und Clary zu ihnen eilten. Raphael versuchte sich von ihm los zu machen, gab den halbherzigen Versuch jedoch schnell auf und ließ sich von ihm zur Couch dirigieren. „Ich brauch nur ... Ich hab nichts getrunken“, sagte er leise und wich Simons Blick aus. Magnus nickte und verließ den Raum, hatte hoffentlich ein paar Liter Null negativ auf Eis liegen, dachte Simon. Er betrachtete den Blutsauger besorgt und blieb neben ihm auf dem Sofa sitzen. Fragte sich, was genau passiert war. Was Aldertree mit ihm angestellt hatte? Und die Schuldgefühle kamen abermals in ihm hoch. Magnus riss ihn aus seinen Gedanken und reichte Raphael ein Glas, dessen dunkelroten Inhalt der Vampir gierig trank. „Warum hast du nichts gesagt?“, fluchte er leise, schien jedoch keine Antwort zu erwarten und wanderte zum gegenüberliegenden Fenster, das einen atemberaubenden Blick auf die Stadt frei gab. Er zog die schweren Vorhänge zu und drehte sich wieder zu seinen Besuchern um. „Das schafft ihr so vor Sonnenaufgang nicht mehr zurück zum Dumort“, sagte er und deutete mit einem Nicken in Raphaels Richtung. Dieser sah tatsächlich noch immer ziemlich bleich aus und protestierte nicht, als Magnus ihm sein Gästezimmer zuwies. Am Abend würde er sich wieder erholt haben. Vorausgesetzt, er ruhte sich aus und wartete mit dem Trinken in Zukunft nicht mehr so lange. „Pass bitte auf dich auf.“ Magnus strich ihm in einer vertrauten Geste über den Rücken, als Raphael an ihm vorbei ins Nebenzimmer ging und dabei kurz nickte. Dann wandte sich der Hexenmeister an Clary. „Du solltest auch versuchen, noch ein paar Stunden zu schlafen“, sagte er und deutete auf die Couch. „Ich hol dir eine Decke. Mach nur die Vorhänge auf keinen Fall auf, damit hier keiner gegrillt wird“, fügte er mit einem Lächeln hinzu und Clary nickte schmunzelnd und dankbar. Sie war unendlich müde und auch Simon war erschöpft von dieser Nacht. Die Sonne ging gerade auf, was bedeutete, dass auch er vorerst hier fest saß und nun blickte er etwas verloren zu Magnus, der nicht gleich zu verstehen schien. Der Hexenmeister deutete auf das Gästezimmer und Simon sah ihn an, als sei er verrückt geworden. „Er wird mich umbringen“, erwiderte der junge New Yorker und fand es überhaupt nicht komisch, als Magnus lediglich leise auflachte und ihn bestimmt zur Zimmertür schob. „Lass dich bloß nicht von ihm unterkriegen, Simon. Er meint es nicht so.“ Simon wollte gerade etwas erwidern und bezweifelte stark, dass Raphael ihn auch nur ansatzweise in seiner Nähe dulden würde, da sah das Hexenwesen ihn eindringlich an. „Ich kenne ihn jetzt schon eine ganze Weile. Glaub mir, er braucht dich gerade.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)