Der Blaue Geist und der Freiheitskämpfer von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Mitten in der Nacht schreckte Zuko aus dem Schlaf. Er hatte die rechte Hand schon nach seinen Schwertern ausgestreckt. Hastig sah er sich um und konnte nichts Verdächtiges erkennen. Da war nur Jet, der am Lagerfeuer saß und leise vor sich hin murmelte. Was der braunhaarige Junge da von sich gab, konnte er nicht verstehen. Wäre es unhöflich gewesen zu lauschen? „Natürlich“, mahnte ihn sein Onkel mental. Innerlich seufzend stand Zuko auf und räusperte sich dezent. Jet drehte sich herum und lächelte schief: „Ich dachte du schläfst?“ „Ich bin es gar nicht mehr gewohnt so ruhig schlafen zu können“, wich Zuko aus und ließ sich neben Jet fallen. „Bist du schon so lange auf der Flucht?“ „Lange genug um mit Waffen in Griffnähe schlafen zu müssen“, hob der Narbenträger die Mundwinkel an. „Wie lange seid ihr schon unterwegs?“ Zu sehr auf seine fiktive Vergangenheit eingehen zu müssen hätte Unstimmigkeiten bedeuten können und damit Probleme. „Auch schon eine ganze Weile.“ Jet legte Holz nach und starrte gedankenverloren in die Flammen. Zuko war unschlüssig. Sollte er etwas sagen? Den anderen aufmuntern? Trösten? Er war in solchen Dingen nicht gut, das hatte er damals schon bei Mai nicht geschafft. Auch seinen Onkel hatte er nicht wirklich trösten können, wobei der alte Mann sich bisher immer selbst aus seinen trübsinnigen Gedanken, sollte er diese jemals offen zeigen, gekämpft hatte. Die Entscheidung wurde ihm von Jet abgenommen, der einfach den Mund aufmachte. „Weißt du, manchmal ist es ein wenig schwierig die Truppe beisammenzuhalten. Sie sehen das alles viel enger als ich.“ „Wie meinst du das?“, fragte Zuko und zog die Augenbrauen zusammen. „Sie trauen sich nur über kleinere Projekte, wie das heute.“ „Na, wenn du das klein nennst…“ „Natürlich. Große Projekte sähen ganz anders aus.“ „Wie etwa?“, bohrte Zuko nach. „Ich hatte einmal die Idee einen Staudamm zu sprengen, um ein Dorf des Erdkönigreichs zu befreien. Nun, das Dorf wird noch immer als Stützpunkt für die Feuernation genutzt“, hob Jet freudlos die Mundwinkel an und kaute auf seinem Halm herum. Das klang sogar in Zukos Ohren ein wenig abgebrüht. Bei seiner Suche nach dem Avatar war er auch viele Risiken eingegangen, aber das Leben seiner Mannschaft aufs Spiel zu setzen… Dieser Gedanke war ihm allerdings auch schon einmal gekommen. Er war so versessen darauf gewesen den Avatar vor seinen Vater zu schleifen und seine Ehre wiederherzustellen, dass er, ohne seinen Onkel, oft in blinde Raserei verfallen und umgekommen wäre. „Zeigt ihm seine Fehler auf, Neffe“, meldete sich Iroh prompt zu Wort. Diese geistige Stimme war lästig. „Was ist? Bist du auch dagegen?“, riss ihn Jet aus seinen Gedanken. „Hättest du mich noch vor einigen Monaten gefragt, hätte ich dir mit Nein geantwortet. Jetzt würde ich vorsichtig behaupten, dass du im Unrecht bist.“ Zuko konnte seinem Gesprächspartner zusehen, wie dessen Schultern nach unten wanderten. „Das ist kein Vorwurf und soll auch keine Belehrung sein, aber, es gibt manche Opfer, die sind es nicht wert.“ Der Prinz zögerte erneut. Onkel Iroh war einfach besser in solchen Dingen. „Lasst Euer Herz sprechen und Ihr findet die richtigen Worte“, säuselte die Stimme des alten Mannes. „Du hast das Herz am rechten Fleck, Jet, oder scheinst es zumindest zu haben. Wer so eine Truppe zusammenhält, der muss Verantwortung tragen und sie auch übernehmen. Bleib lieber mit dir im Reinen – du würdest es bereuen.“ Er legte Jet die rechte Hand auf die Schulter und drückte fest zu. „Vertrau mir, da habe ich mehr Erfahrung als du.“ Jet starrte einige Momente lang auf Zukos Hand, bevor dieser sie hastig zurückzog. Ein Anflug von Bedauern war in den Zügen des jungen Mannes zu erkennen. Hatte der Prinz mit dieser einfachen Geste bereits etwas falsch gemacht? „Ich weiß ja, dass du Recht hast, Lee, trotzdem.“ Jet seufzte leise und drehte den Halm zwischen seinen Zähnen. „Es fühlt sich an wie ein Kampf gegen Windmühlen. Für jeden Schritt den wir vorwärts machen, fallen wir drei zurück. Von uns sind nicht mal Fahndungsplakate ausgeschrieben – nicht so wie von dir.“ Zuko blinzelte kurz. Fahndungsplakate? Sein Blick wanderte zur Maske, die neben den Schwertern lag, dann begriff er. Langsam schüttelte er den Kopf: „Nein, das ist nichts, worauf man Stolz sein muss. Ich mache das auch nicht gerne.“ „Wie meinst du das?“ „Ich“ – fast hätte er sich verplappert. „Ich hätte auch ein anderes Leben haben können. Eines, in dem es mir an Nichts gemangelt hätte.“ Unweigerlich strich er sich über die Narbe. „Manche Dinge kann man eben nicht ändern.“ Warum nur hatte Zuko gerade das Gefühl, dass sein Onkel mächtig stolz auf ihn gewesen wäre? Er hatte diesen Quatsch und das Gequassel des alten Mannes mittlerweile gut drauf und das erschreckte ihn ein wenig. Ein Teil von ihm bedauerte es bereits, Iroh alleine gelassen zu haben. „Manchmal ist es einfach schwer so zu sein“, sagte Jet und hob die Schultern an. „Die Verantwortung, wie du sagst. Ich würde mir jemanden wünschen, der mir ein wenig davon abnimmt.“ „Warum hast du noch niemanden zu deinem Stellvertreter ernannt?“ „Weil niemand geeignet ist“, stellte Jet nüchtern fest und legte erneut Holz nach. „Am ehesten Longshot, aber auch er ist zu zögerlich. Da bleibe nur ich übrig.“ Zuko dachte einen Moment lang nach und schaute ins Feuer. Verantwortung teilen – das hörte sich prickelnd an. Er hatte gar keine Verantwortung mehr, nur für sich selbst, dabei war er dazu berufen gewesen, die Verantwortung für eine ganze Nation zu tragen. Genau das Reich, das Jet zu bekämpfen versuchte. „Weißt du, dass du ganz… hm… niedlich aussiehst, wenn du nachdenkst?“ Der Narbenträger zuckte zusammen. Was? Niedlich? „Inwiefern?“, wollte er wissen und musste sich zusammenreißen Jet keine mitzugeben. „Naja, du hast so etwas Grüblerisches an dir. In den Momenten wirkst du mehr wie ein Jugendlicher, nicht wie jemand, der eine schwere Bürde mit sich herumschleppt.“ Jet grinste breit und drehte den Halm erneut im Mund herum. „Steht dir“, fügte er an. Zuko war überfordert. Sein Gesprächspartner hatte das nicht negativ gemeint oder abwertend. „Ähm… danke, schätze ich?“ Ein fragwürdiges Kompliment, doch er wollte mal nicht so sein. Warum eigentlich? Jet war ein Fremder, ein Niemand, der ihn mehr oder weniger beleidigt hatte. Niedlich setzte Zuko mit Schwäche gleich, zumindest in seiner Position. „Du machst dir eindeutig zu viele Gedanken“, lachte Jet leise und klopfte Zuko auf die Schulter, wobei er deutlich sanfter vorging, als der Prinz vorhin. Für Zukos Geschmack einen Moment zu lange ließ er seine Hand auf ihm ruhen, bevor er sie zurückzog. „Leg dich wieder hin, Lee. Morgen wird ein anstrengender Tag.“ „Wer hat denn gesagt, dass ich bleibe?“ „Ich“, grinste er breit. „So jemanden wie dich können wir gebrauchen. Sieh es dir einfach mal an. Was hast du schon zu verlieren?“ Da hatte Jet Recht. Es wartete niemand auf ihn und Iroh kam alleine klar. Die Jagd nach dem Avatar vergrub er tief in seinem Inneren. Etwas in ihm wollte, dass er hierblieb, zumindest für eine Weile. Etwas in ihm wollte diesen Jet näherkennenlernen. Bisher war er einer der wenigen Menschen gewesen, der sich nicht sofort von ihm abgewandt, oder sich unterworfen hattee, weil er der Prinz beziehungsweise der verbannte Prinz war. „Na, ich überlege es mir“, hob Zuko die Mundwinkel an und ging zu seinem Schlafplatz zurück. Langsam dämmerte er ins Reich der Träume und bemerkte so nicht, wie Jet ihn lächelnd beobachtete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)